Lateinamerika

April 2021 - March 2022
Ab ins Sabbathjahr.... Read more
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  • Day 38

    Die Blaue Lagune

    May 13, 2021 in Mexico ⋅ ☁️ 27 °C

    Nach einem 12 Stunden-Trip über Stock und Stein, zusammen gequetscht im Chicken-Bus, kommen wir endlich im Nirgendwo an. Die Dschungelgrenze zu Guatemala. Wir wollen zur wenig besuchten Lagune Mirarmar. Warum diese so wenig besucht ist, weiß ich spätestens nach der halsbrecherischen Anreise dorthin. Im letzten Dorf vor der Lagune, wollen wir uns noch mit Lebensmitteln eindecken. Doch es gibt kaum was zu kaufen. Die Dorfbewohner betreiben alle nur Bedarfswirtschaft und sind überrascht, dass wir uns keine Lebensmittel mitgebracht haben. Die Überraschung ist ebenfalls auf unserer Seite. Wir können mit Mühe 2 Dosen Thunfisch, 2 Dosen Bohnenmus und eine Packung Kekse erbetteln bzw. jemandem abkaufen. Mit dem wenigen Proviant und unserem reduzierten Gepäck (den Großteil davon lassen wir zur Verwahrung im Dorf zurück) wandern wir nochmals 2 anstrengende Stunden durch eine Matschlandschaft zur Lagune. Hängematten und ein Zelt konnten wir ebenfalls ausleihen, bevor es in die Wildnis geht. Einer der Dorfbewohner zeigt uns auf seinem Pferd den Weg.
    Jedoch haben die Anstrengungen mehr als gelohnt. Der Nachthimmel flimmert vor Glühwürmchen. Die
    malerische Lagune mit ihrem kristallklarem Wasser glitzert vor uns. Sie ist umrandet mit einem dichten Dschungel in welchem Paradiesvögel und Brüllaffen wohnen und sich gegenseitig übertönen. Am Horizont sieht man die wolkenbehangenen Berge emporragen. Abends machen wir Lagerfeuer und tagsüber schwimmen wir im warmen Wasser oder kayaken. Die Lagune hat aber noch mehr zu bieten. Es gibt Höhlen mit kleinen Fledermäusen, die wie schwarze Pompoms von der Decke hängen, steinzeitliche Höhlenmalereien und es gibt kleine schwimmende Inseln. Da das Wasser so kristallklar ist, kann man sehen wie die Inseln unter Wasser aussehen. Mich erinnert das ganze an Atlantis. Wir sind im Paradies!
    Doch leider hat das Paradies Fehler in der Matrix. Da wir nur so wenig zu Essen haben, müssen wir unser gar nicht so leckeres Notessen rationieren, damit wir möglichst lange bleiben können. Außerdem wird es nachts so kalt, dass ich mir Nachts sicher bin, den Kältetod sterben zu müssen -oder aber wahlweise den Hungertod. Die nächtliche Insekteninvasion will ich gar nicht so sehr kritisieren, da sie nun einmal dort heimisch sind. Nach drei Tagen müssen wir deswegen (leider) wieder zurück. Besser ausgestattet, würde ich sagen, dass dies einer der schönsten Orte ist, an denen ich jemals war.
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  • Day 41

    Gassi gehen in der Seenlandschaft

    May 16, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 22 °C

    Nach dem wundervollen Ort in der Lagune Miramar sind wir natürlich sehr von der Schönheit der Natur verwöhnt. Deswegen kann der nächste Ort mit seinen über 50 Seen in allen Farbschattierungen zwischen Türkis und Dunkelgrün einfach nicht mehr punkten, obwohl es hier wahrscheinlich auch wunderschön ist und tatsächlich stark an den Schwarzwald erinnert mit seinem Pinien- und Eichenwald und den Hügeln und den Seen. Zumindest gibt es hier kleine Essensstände, mit richtig leckeren Maistortillas, andere Traveller, unter anderem sogar Deutsche, und Hütten mit Betten zum mieten. Ich bin und bleibe ein Kind der westlichen Zivilisation und meiner Prägung zum Komfort. Und egal wie aufregend, spannend, wunderschön, und noch viel mehr Positives mir die Wildnis bietet, ist es doch auch immer wieder erleichtern und wohltuend zurück in die Zivilisation zu kommen- auch wenn es hier in Lagos Montebello immer noch kein Handyempfang und kein Internet gibt ;-)
    Wir wandern ein bisschen in der Seen- und Karstlandschaft herum und führen hier und da mal nette Gespräche mit den Einheimischen oder anderen Reisenden. Dabei werden wir die gesamten Tage von zwei Schäferhundmischlingen begleitet, die uns nicht mehr von der Seite weichen. Nachts bewachen sie unsere Tür. Kai betrachtet dies zuerst skeptisch, da er wahrscheinlich Angst hat, ich könnte einen davon mitnehmen wollen. Aber Schäferhunde sind nicht ganz mein Geschmack, was die Rasse angeht. Aber es werden uns zum Glück bestimmt noch weitere Hunde auf unserer Reise begegnen.
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  • Day 45

    Zuhause light in Mexiko

    May 20, 2021 in Mexico ⋅ ☀️ 20 °C

    Wir sind wieder in San Cristobal und sogar wieder im gleichen Hostel gelandet. Es fühlt sich ein ganz kleines bisschen so an, als wenn wir von einem Urlaub wieder zurück nach Hause gekommen wären. Unsere "neuen Freunde" die wir hier kennen gelernt haben und die wir hier für eine Woche zurück gelassen haben, hängen noch immer im gleichen Sofa hier rum, konsumieren allerhand Drogen aus dem Candy-Shop, musizieren, quatschen Unsinn, gehen feiern. Genauso wie als wären wir gar nicht weg gewesen. Sie begrüßen uns herzlich. Und schon wieder sind wir sofort im gleichen Rumhäng-After-Hour-Modus wie vor einer Woche, als wir San Cristobal verlassen haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns genau das gleiche Ereilen wird, wenn wir wieder zurück nach Köln kommen. Dies ist nur die Light-Version.
    Um nicht gänzlich wieder im Rumhäng-After-Hour-Modus zu stecken, streuner ich alleine durch San Cristobal und lerne einen jungen Mexikaner kennen und wir vertragen uns erstmal voll gut. Ich trainiere mein spanisch mit ihm, aber leider nimmt es bereits am zweiten gemeinsamen Abend mit ihm allein eine zunehmend blöde Wendung, so dass ich keine Lust mehr habe mit ihm Zeit zu verbringen.
    Mexikos Männer orientieren sich sehr an traditionellen Rollenbildern, um nicht zu sagen, irgendwie steckt in fast jedem doch irgendwie ein kleiner bis großer Macho. Ich weiß nicht, wie oft ich auf Unverständnis gestoßen bin, als ich erklären musste, warum ich 1. keine Kinder habe und ich keine bekommen möchte, 2. nicht verheiratet bin, sondern "nur" einen festen Freund habe 3. alleine in meiner Wohnung lebe, 4. einer Vollzeitarbeitsstelle nachgehe. Es ist nicht so, dass ich dieses Unverständnis bezüglich meines Lebensstils als Frau, nicht bereits aus anderen Reiseländern kenne, aber hier scheint es immer wieder ein Gegenstand langer Debatten zu sein und Überredungskünste für mehr "Frau sein", nach sich zieht. Positiv gedeutet, würde ich sagen, dass sich die Mexikaner einfach mehr und echter für den Lebensstil der Touristen/Innen interessieren.
    Zumindest shoppen kann ich ganz in Frauen-Manier. Es gibt hier sowas von tolle, bunte Klamotten. Ich shoppe und shoppe und weiß gar nicht wie ich das in meinem Rucksack transportieren soll. Aber irgendwas ist ja immer...
    Von den neuen Bekannten sind zumindest 2 Menschen sehr positiv in Erinnerung geblieben: unser italienischer Freund Andrea und unsere niederländische Freundin Lotte. Vielleicht trifft man sich irgendwo auf der Welt nochmals. Das wäre wirklich schön.
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  • Day 49

    Positive Energien tanken

    May 24, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 32 °C

    Nach einigen Tagen in der Hängematte an der feinsandigen Pazifikküste Oaxacas waren wir so entspannt, dass wir fast das laufen verlernt haben. Wir treten aus unserer Hütte und sind mit den Füßen direkt im Sand. Die Strandbar ist 20 Meter entfernt, das Meer ebenfalls. Mein neuer Bewegungsradius hat sich dementsprechend auf 40 Meter eingependelt. In der Hängematte liegend träume ich von meinem neuen Leben am Meer, während die bis zu 5 Meter hohen Wellen dramatisch an die Küste donnern. Sowohl Surfer, als auch Traveller die sich dem Nichtstun verschrieben haben, (denen ich mich schnell zugehörig fühle) sind hier gestrandet. Dann gibt es hier noch die sehr alten, männlichen Hippies, jenseits der 70 J., die nackt am Strand schlafen und wie Findlinge wirken. Ein bisschen obskur sind die Gestalten schon, da der eine oder andere selbst für liberale Menschen, etwas unbegreifliches Verhalten an den Tag legt. Ein Beispiel hierzu möchte ich gerne anführen: Während ich beseelt in meiner Hängematte an der Strandbar liege und einen PinaColada schlürfe, richtet sich so ein Findling plötzlich auf, stellt sich nackt neben mich, und präsentiert mir sein schlaffes Gehänge, was er mit einem richtig dicken Metallring um seine Eier stranguliert hat und ca. 30cm vor meinem Gesicht baumeln lässt. Mir vergeht der Appetit, auf mein eben bestelltes Essen. Keine Ahnung, ob es Absicht war, oder nicht, aber es kommt trotzdem die brennende Frage in meinem Kopf auf: Warum?! Er ist fast 100 Jahre alt... Naja, manche Rätsel bleiben ungelöst- und ich bin auf die Antwort auch gar nicht scharf. Tatsächlich mag ich aber auch nackt schwimmen, und zum Glück machen dies hier nicht ausschließlich die Findlinge, sondern auch die Surfer was die Betrachtung des Ganzen wieder ausgleicht. Nachdem ich meinen 40 Meter-Radius nach einigen Tagen verlassen habe, merke ich schnell das an dem gesamten, mehrere Kilometer langen Strand eigentlich coole Leute und unter anderem auch ziemliche Paradiesvögel rumhängen und wir einfach nur zufällig so ein Epizentrum für "Alte Säcke" und dummerweise auch Bettwanzen erwischt haben. Abends gibt es an den nacheinander aufgereihten Strandbars zwar nicht viel Publikum, da gerade Low-Season ist, aber dafür sind sie feierwütig, bunt und haben Bock. Die neben der letzten Techno-Strandbar angrenzende Bucht namens Playa del Amour ist bei dem hauptsächlich schwulen Feierpublikum sehr beliebt und nachts hoch frequentiert. Zum Glück ist der Weg nachts nach Hause, immer nur geradeaus, an der Wasserkante am Strand entlang. Den schafft man, zu zweit oder auch alleine, in jedem Zustand. Durch Zufall treffen wir an einem der nächsten Tage eine Bekannte, die Kai von einem Goa-Festival in Kroatien kennt und sie hat einen ausschlaggebenden Geheim-Tip für uns. Es findet heute ein kleines New-Age-Gathering im Dschungel statt. Unsere Behäbigkeit ist blitzschnell abgelegt und wir organisieren uns auf der Stelle einen Scooter und verbringen einen verdammt schönen Tag auf dem Gathering mit einer Kakao-Zeremonie, Estatic-Dance, Singing-Circle und einer Psy-Trance-Party im Anschluss. Ich sprühe vor guter Laune und es gibt mir auch noch Tage später eine positive Energie mit. So viel Schönheit gab es dort.
    Um weiterhin an meinem Projekt "Spanisch lernen" zu bleiben, ist es mir gelungen, sozusagen einen Privatdozenten (für teuer Geld) zu engagieren. Während des gesamten 1-wöchigen Aufenthaltes in Zipolite habe ich mich jeden Morgen mit dem pensionierten Prof. Dr. Lauro am Strand getroffen und er hat mich unterrichtet. Das war nicht nur wegen der traumhaften Umgebung toll, sondern auch wegen der lustigen und interessanten Methoden wie er mir die Sprache und auch Mexiko näher gebracht hat. Bisher habe ich mit ihm am meisten lernen können, und dafür danke ich ihm sehr. Außerdem ist er wirklich auch ein cooler Typ gewesen <3
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  • Day 57

    Surf-Mekka ohne Surfambitionen

    June 1, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 32 °C

    Schon alleine die Fahrt nach Chacahua ist aufregend, da wir unter anderem mit einem kleinen Boot durch ein riesiges Gebiet mit einem Mangrovenwald durch Wasserstraßen fahren müssen, was ein eigenes Ökosystem ist. Wir sind am nächsten Strand gelandet, welcher auf der einen Seite das Meer mit mächtigen Wellen anbietet und auf der anderen Seite die Lagune mit braunem Wasser, Mangroven und Krokodilen. Beide Gewässer sind somit nicht zum schwimmen geeignet. Es ist ein sehr abgelegener Strand mit einem sehr kleinen Fischerdorf. Es gibt ein paar wenige verstreute Hütten und wenige, kleine Restaurants an dem noch wenig erschlossenen Strand, und Surfer. Und eigentlich treffen sich hier ausschließlich ambitionierte Surfer aus aller Welt um ihrer Leidenschaft zu fröhnen. Ich kann nicht surfen und hab auch keinerlei Ambitionen diese schwierige Sportart zu lernen. Kai hatte vor surfen zu lernen, warum wir eigentlich auch hier gelandet sind, schafft es aber seit 5 Tagen nicht aus der Hängematte und auf ein Surfbrett zu steigen. Er verkifft die Tage und träumt von seinem unentdecktem Talent als Surfer. Wenn er nur die Motivation finden würde...
    Da ich weder surfen will, noch kiffe, und es sonst wirklich keine anderen Beschäftigungsmöglichkeiten gibt, muss ich mich wohl oder übel die gesamten Tage damit begnügen, den Surfern zu zuschauen und mir abends die Gespräche anzuhören, die sich allesamt um Wellen, surfen und um Wellen drehen. Die Jungs (sorry es sind wirklich keine Frauen dabei) erklären mir dabei, dass es nicht nur ein einfacher Sport ist, sondern eine lebensfüllende Leidenschaft, ja sogar eine eigene Philosophie. Nachdem ich Ihnen einige Tage zugesehen und mir ihre Geschichten angehört habe, glaube ich jedes Wort. Viele von ihren haben ihren gesamten Lebensstil so ausgelegt, dass sie möglichst viel und an möglichst vielen Orten auf der Welt surfen können. Ein bisschen bewundere ich diese absolute Hingabe für eine Sache auch. Ich hingegen habe mich während der etwas langweiligen, heißen Strandtage hier, weiterhin ohne einen Hauch von Hingabe oder Spaß mit der Spanisch-Lern App Duolingo beschäftigt. Am 4. Tag lerne ich eine Mexikanerin am Strand kennen, die ebenfalls ihrem surfenden Mann zuschaut, und auch nicht surft. Wir fühlen uns in der Situation verbunden. Ich berichte ihr von meinen Bemühungen Spanisch zu lernen und von dem Professor als Lehrer am Strand. Wie der glückliche Zufall es so will, ist sie Spanischlehrerin und hat ihre Materialien dabei, da sie gerade Online-Unterricht gibt. Auf ein Neues...
    Am letzten Tag vor unserer Abreise haben wir ein weiteres Mal eine Biolimunisenz sehen können. Wieder in einer Lagune. Es ist so abgefahren, wenn das schwarze Wasser in der Nacht funkelt, als wenn jemand Tonnen von silber-grünem Glitzer hineingestreut hätte. Wenn man darin schwimmt, sieht es aus als wenn man die Milchstraße hinter sich zaubert. Es ist nicht zu beschreiben, wie beeindruckend dies ist. Selbst wenn man aus dem Wasser steigt, fluorisziert das Plankton noch etwas weiter am Körper. Vor und neben unserem Boot sind Fische durchs Wasser gezischt und da ihre schnellen Bewegungen ebenfalls diesen Effekt auslösen, sah es aus wie Blitze, die durch das schwarze Wasser (es ist ja Nacht) zucken. Ich kann mich nur wiederholen: Der Wahnsinn! Wir waren eine Gruppe von 10 spontan zusammen getrommelten Leuten und alle, aber besonders die, die Biolimunisenz noch nicht gesehen haben, haben vor Erstaunen und Freude gequietscht.
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  • Day 61

    Das Dorf der Zauberpilze

    June 5, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 16 °C

    Wir sind in einem Bergdorf in einer Höhe von 2700 Metern, in dem sich das Leben der Menschen hier ausschließlich um Zauberpilze, genauer gesagt um Psilocybe mexicana (auch Mexikanischer Kahlkopf oder Gott-Pilz genannt) dreht. Überall werden sie einem angeboten, selbst unser Hostel hat seine Rezeption unübersehbar mit Zauberpilzen geschmückt und man kann diese dort ganz offiziell erwerben, obwohl sie eigentlich auch in Mexiko illegal sind. Wir laufen mit einigen anderen Touristen zu einem Haus in dem Dorf, was uns empfohlen wurde um die Zauberpilze dort zu kaufen. Es ist sehr schräg, den die Familie sitzt gerade beim Abendessen mit ihren Kindern, als unsere Gruppe da rein stürmt. Das scheint sie aber überhaupt nicht zu stören, sondern ganz im Gegenteil. Wir werden freundlich empfangen und jeder aus unserer Gruppe trägt also seinen Bedarf an Drogen vor. Dann wird die 12-Jährige Tochter mit uns eine Etage hoch geschickt und dort wiegt sie für jeden die gewünschten Zauberpilze und auch andere Drogen ab, die es in dem reichhaltigen Sortiment dort gibt. Ich fühle mich nicht besonders gut damit. In dem Dorf scheint dies allerdings eine völlige Normalität zu sein. Überall begegnen einem Pilze.: als Schmuck, Gartendeko, T-Shirts, dekorierte Möbel, etc. Und alle scheinen sie hier auch zu konsumieren. Wir treffen eine Menge Reisende aus aller Welt, die noch gar keine Erfahrungen mit halluzinogenen Pilzen gemacht haben und diese erstmals hier machen wollen. Im Nachgespräch waren alle glücklich, mit ihrer ersten psychedelischen Reise. Und ganz ehrlich, diese Kulisse mit den wolkenbehangen Bergen und den bewaldeten Wanderwegen bietet sich auch perfekt für einen Pilz-Trip an- als sei dieser Ort nur dafür gemacht. Wir hatten allerdings richtig Pech mit dem Wetter, da es während unseres Aufenthaltes dort, sehr, sehr viel geregnet hat und es dementsprechend kalt, nass und schlammig war. Nach kurzer Zeit waren alle unsere Klamotten nass und sind auch nicht mehr getrocknet. Ich hab mich mehrfach auf den glitschigen Wanderweg, lang gelegt, den wir am ersten Tag gelaufen sind. Für mich war es dadurch etwas ungemütlich und mir ist die Lust vergangen. Ich habe deswegen keine Zauberpilze gefuttert- Kai hat sich vom schlechten Wetter nicht davon abhalten lassen. Um sich ein bisschen aufzuwärmen, haben wir wieder eine mexikanische Schwitzhütte (Temascal) gemacht, aber dieses Mal war es leider ohne einen zeremoniellen Rahmen und einfach auch ein Touristen-Temascal. Es erinnerte mehr an eine schmutzige Lehmhütte mit heißen Steinen drin, die auch nicht richtig aufgeheizt haben. Schade.
    Richtig nett, war es jedoch dass wir Chen aus Israel, die wir am Strand in Zipolite kennen gelernt haben, hier zufällig wieder getroffen haben. Sie hat sich ganz alleine eine Hütte ohne fließend Wasser und ohne Strom in den Bergen gemietet und verbringt dort schon seit einigen Wochen ganz alleine ihre Zeit. Kai und ich und Alex aus Frankreich besuchen sie dort und kochen einen Abend zusammen. Unsere kläglichen Versuche ein Feuer zu entfachen, scheitern an dem feuchten Holz. Weil diese Unterkunft so romantisch anmutet, überlegt Kai, ob wir uns sowas auch mieten wollen, jedoch bin ich letztendlich doch dagegen, da es ununterbrochen aus Eimern schüttet und man aufgrund dessen nicht einmal ein Feuer machen kann um sich in der Kälte aufzuwärmen oder seine Sachen zu trocken. Chen hingegen überlegt, ob sie für immer hier bleibt, da sie sich dem gesellschaftlichen Impfzwang in Israel nicht aussetzen möchte und deswegen bereits auch schon längere Zeit ihr Land verlassen hat. Sie ist nicht die einzige auf unserer Reise, die wir getroffen haben, die ein "Impfflüchtling" ist. Mich stimmt es traurig, dass es Menschen dazu treibt, ihr Land zu verlassen.

    Nachtrag: Gerade als wir abreisen wollen, treffen wir durch Zufall, Freunde, von einem sehr guten Freund aus Köln. Die Welt ist ein Dorf. Wir verlängern dann doch nochmals unseren Aufenthalt um eine Nacht und letztendlich futtern wir alle zusammen die Zauberpilze und trippen gemeinsam im Wald. Es regnet zwar weiterhin auf uns drauf, aber der vertrippte Tag macht trotzdem Spaß mit Justus, Maria, Kai und mir.
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  • Day 66

    Kunst, Künstler und Mescal

    June 10, 2021 in Mexico ⋅ ☁️ 21 °C

    Die Stadt Oaxaca ist voll mit Kunst jeglicher Art -Street Art, Galerien, Kunstmuseen, Künstlerkollektive und Kunstmärkte. Die Universität der bildenden Künste gibt es hier auch. Ich hatte das Glück mit zwei verschiedenen interessanten Künstler Zeit zu verbringen, die ich unabhängig voneinander zusammen mit meiner neuen Freundin Maria kennen gelernt habe. (Anm. d. Verf.: Maria und Justus haben wir in den Bergen in San Jose kennen gelernt, und seitdem hocken wir aufeinander. Wir haben alle zusammen einen gemeinsamen sehr guten Freund in Köln). Den einen Künstler haben wir in seiner Kunstgalerie aufgegabelt und den anderen auf dem Straßenkunstmarkt. Beide haben einen psychedelischen Stil in ihrer Kunst gehabt und beide haben unabhängig voneinander behauptet, der (angeblich) psychodelische Mescal würde sie unter anderem inspirieren. Wir wollten also wissen, was es damit auf sich hat und Maria und ich sind los gezogen. Diesmal war es umgekehrt als in San Cristobal und Kai hatte keine Lust auf Jück zu gehen und hat alleine im Hostel die Stellung -in der Hängematte- gehalten. (Später erzählte er mir, dass er sich die ganze Zeit Sorgen um meine Sicherheit gemacht hätte, da Oaxaca als gefährliches Pflaster gilt. Aber ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher oder gar bedroht gefühlt, sondern stets in angenehmer Gesellschaft.) Somit waren also die nächsten vier Abende für Maria und mich sehr alkoholgeschwängert. Mescal ist nämlich ein 40%-50% Schnaps von der Agave, welcher für mich weder inspirierend, noch psychedelisch gewirkt hat, sondern einfach nur sehr, sehr schnell völlig besoffen gemacht hat und einen gnadenlosen Kater nach sich gezogen hat. Die Stadt wimmelt allerdings nur vor den sogenannten Mescalerias, die diese bebida espirituosa (Übersetzung: spirituelles Getränk) anbieten und es von den Einheimischen verehrt wird. Ich bin wirklich nicht dahinter gekommen, ob es einfach total hip ist Mescal zu trinken, oder es wirklich auch etwas spirituelles für die Einheimischen birgt. Die beiden Künstler haben beide, unabhängig voneinander, zumindest letzteres behauptet. Man darf beim Mescal trinken auch keinen anderen "minderwertigen" Alkohol dazu konsumieren, da dies den Mescal in seiner Wirkung abwerten würde. Was es auf jeden Fall abwertet ist die Chance irgendwie halbwegs nüchtern nach Hause zu kommen. Wie schon gesagt: mir ist diese erweiterte Wirkung verborgen geblieben. Und der ganze Hype darum hat sich mir auch nicht wirklich erschließen können. Aber nichtsdestotrotz haben Maria und ich spannende, offene Menschen auf unseren Kneipentouren, die ja hier Mescaleriatouren heißen dürften, kennen gelernt. Die Gespräche waren viel über Kunst und Philosophie und viel tiefsinniger und geistreicher, als man das besoffen in einer Kneipe, ähhh sorry, Mescaleria erwarten würde. Vielleicht ist der Agaven-Schnaps doch kein üblicher Alkohol. Wer weiß... Was ich aber sicher gelernt habe: „Para todo mal, mezcal“ und „Para todo bien, también“ (Wenn’s schlecht läuft, Mezcal, und wenn’s gut läuft, ebenfalls.).
    Neben dem Hype auf den Mescal soll Oaxaca auch für die besondere Küche berühmt sein und das Kochen einer Mole (sämige Sauce aus Chillis, Nüssen und Schokolade, die zu Fleisch gereicht wird) ein streng gehütetes Geheimnis bei den Sterneköchen. Ich habe Mole Negro und Mole Rojo probiert, aber irgendwie ist der Geschmack von mexikanischem Essen immer derselbe, mit oder ohne Mole. Nur diesmal gab es noch tagelange Magen-Darm-Probleme dazu. Und ich möchte jetzt dazu sagen, dass Justus, der nicht die ganze Zeit Mescal gesoffen hat, die auch hatte. ;-)
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  • Day 71

    Hitzige Organisationstage

    June 15, 2021 in Mexico ⋅ ☀️ 32 °C

    Wir sind in den Nordwesten von Mexiko geflogen. Auf die Halbinsel Baja California. Dort, in der größten Stadt, angekommen, stellen wir als erstes fest, dass es viel "amerikanisierter' ist, als all die anderen Orte an denen wir bisher waren. Naja, ist ja auch viel näher an der Grenze zu den USA. Wir wollen somit eher unser eigenes Ding machen und vorrangig die dortige Natur genießen und nicht Tex-Mex-Leute treffen. Es ist somit unsere erste Aufgabe uns dort zu organisieren. Wir brauchen ein Auto (kaufen oder mieten), ein Zelt, Isomatten, Campingausrüstung, etc. Da die Baja California eine Halbwüste bzw. Wüste ist und es dazu noch Sommer ist, ist die Temperatur tagsüber bei über 40 Grad. Nachts kühlt es zwar ab, aber es dürften dann wohl immer noch 30 Grad sein. Alle halten uns für Amis, und Kai ist sich sicher, dass uns die Locals deswegen weniger mögen. Ich glaube das zwar eher nicht, aber anders, vielleicht auch weniger hilfsbereit, sind die Leute hier schon, auch wenn die Mexikaner hier wenigstens alle gut Englisch sprechen. Keine guten Ausgangsbedingungen für eine aufwendige und gründliche Organisation für unsere angedachten Wild-camping-wochen, da uns die Gehirne in der Hitze fast verbrutzeln, während wir angestrengt rumlaufen. Kai und ich kriegen uns erstmalig auf unserer Reise in die Haare und sind uns auch erstmalig uneinig. Wir werden uns noch nicht einmal mehr einig, wo wir essen wollen. :-( Nach einigen Stunden haben wir uns aber auch wieder lieb. Die schlappen Kraftreserven reichen dann doch nur um uns ein Auto zu mieten und nicht zu kaufen (und ich finde, auch zum Glück) und uns im Wall-Mart mit der notwendigsten Billigausrüstung und Instantnudelsuppen auszustatten. Wer brauch schon eine Isomatte oder einen Schlafsack? Es wird minimalistisch die nächsten Wochen.... Aber ich freue mich auch irgendwie darauf, die Wüste hautnah zu erleben.Read more

  • Day 73

    Da brat' mir doch einer 'nen Storch?!

    June 17, 2021 in Mexico ⋅ ☀️ 33 °C

    Wir haben ein Mietauto und fahren los. Die Küste entlang. Wir passieren riesige Kakteen, ein Kakteen-Wald. Jedoch kann man die ersten Kilometer fast nirgends an den Strand, da alles umzäunt ist. Die Privatisierung der Wüste hat begonnen. An einem offenen Strandabschnitt, wo es ein bisschen schattenspendende Bäume gibt, schlagen wir unser Lager auf. Verschiedene Männergruppen kommen mit Pick-Ups und lautstarker, mexikanischer Schnulzenmusik angefahren und trinken ihr Feierabendbier hier und angeln. Währenddessen essen wir eklige Sardinen aus Dosen. Ich kriege den Dosenfisch nicht runter und schaue einer großen Gruppe Anglern zu. Diese können entweder meine hungrigen Gedanken lesen, oder ich habe zu gierig geguckt. Auf jeden Fall fragen sie mich, ob ich Fisch essen möchte. Ich nicke heftig und zwei der Kerle fahren los um ihren gestrigen großen Fang zu holen und mir zu verkaufen. Cannabis haben sie gleich auch noch mit im Angebot. Läuft wieder...
    Es ist ein verdammt großer Fisch und ich habe keine Ahnung, wie ich den nun am Strand ohne Küche und Utensilien zubereiten soll. Aber die Angler sind scheinbar die totalen Frauenversteher, und haben neben dem Fisch zusätzlich ein Blech, Feuerholz, Soßen und sogar Salat von zuhause mitgebracht. Voll, voll nett. Und als Krönung des ganzen bereitet uns einer von den Jungs sogar den Fisch auf offenem Feuer für uns zu. Da brat' mir doch einer 'nen Storch! Richtig fachmännisch und sogar mit Zwiebeln und Kräutern gefüllt. Ich bin manchmal wirklich ein Glückskind und das Universum meint es gut mit mir. Wir haben wieder neue Freunde gefunden, auch wenn die Sprachbarrieren groß sind, da keiner von denen Englisch spricht. Dadurch, dass sie noch die ganze Nacht dort geangelt haben, haben wir uns auch in unserer ersten Nacht unter freiem Himmel beim Wildcampen sicherer gefühlt. Schließlich sind wir ja nun Amigos de Alemania, wie immer wieder betont wurde!
    Leider konnten uns unsere Amigos de Mexico zwar einen gefühlten Schutz vor den zu Hauf ankommenden, gepimpten Allrad-Pick-Ups mit den besoffenen Fahrern und ihren gröllenden Beifahrern bieten, die die ganze Nacht den Strand befahren haben um rumzuprollen und lautstark schlechte Musik zu hören, aber leider konnten sie gegen die drückende Hitze im Zelt auch nichts ausrichten. Kai und ich haben beide fast gar nicht geschlafen, aber dafür gab es einen leuchtenden orange-roten Sonnenaufgang, welche aus dem in Gold getauchten Meer aufgegangen ist. Den hätten wir bei gutem Schlaf ja sonst verpasst. Leider hab ich allerdings verpasst diesen grandiosen Sonnenaufgang zu fotografieren. Diesen müsst ihr euch nun selbst vorstellen.
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  • Day 74

    Wüstencanyon mit Wasserfall

    June 18, 2021 in Mexico ⋅ ☀️ 33 °C

    Weiter geht's in der Wüste über unbefestigte Straßen und Staubpisten bis wir zu einem Canyon kommen, der auch gleichzeitig eine Oase sein soll. So langsam beginne ich Verständnis für die hochgelegten, Allrad-Pick-Ups mit den fetten Reifen zu entwickeln, die hier jeder zu fahren scheint. Die machen hier absolut Sinn! Unser gemieteter Chevrolet Beat, das ist ein amerikanischer Kleinwagen, droht nicht nur einmal, sich auf einer Staubpiste im Sand fest zu fahren, oder eine Reifenpanne zu erleiden, da die Staubpiste plötzlich zu einer Piste aus Felsen und Geröll geworden ist. Unser Auto, wir haben ihn "Pebbles" getauft, schafft es aber ohne Panne zu unserem Ziel: einer Ranch, nahe dem Canyon. Den Rest laufen wir also einen staubtrockenen Pfad entlang, vorbei an Kakteen und Felsen. Unvorstellbar, dass in dieser Dürre eine Oase sein soll. Und doch, mittendrin im Canyon, tut sich plötzlich, wie eine Fata Morgana, die Oase auf. Es gibt einen Wasserfall, der unten zu einem Naturbecken mit grünem Wasser zusammen läuft, bevor es wieder ein klarer Flusslauf wird. Man kann dort sogar drin schwimmen, was bei der Wüstensonne so eine wunderbare Erfrischung ist. Aber leider scheint der Ort kein Geheimtipp zu sein. Touristen aus Israel, USA, und Mexiko sind bereits da und springen johlend von der 8 Meter hohen Felsklippe in die Tiefen des Naturpools. Mutige Klippenspringer sind das. Ich traue mich nicht. Kai findet ebenfalls Gefallen daran und hüpft mit den anderen um die Wette. Später verfärbt sich sein kompletter Po deswegen in den Farbschattierungen zwischen Purpur und Blau. Nicht ungefährlich scheint aber auch der Badespaß im Naturpool zu sein, da kurzzeitig Hektik ausbricht, als die Badegäste eine Wasserschlange im Wasser entdecken. Es ist das erste Mal für mich, dass ich eine Wasserschlange sehe. Sie verzieht sich aber auch genau so schnell wie sie gekommen ist, zwischen den Felsen, ohne irgendwem was zu tun, und das obwohl sie zwischen einige zuckende Körper durchgezischt ist. Leider konnte ich trotz Recherche nicht rausfinden, was für eine es genau war. Hätte mich mal interessiert. Nichtsdestotrotz war es ein fantastischer Tag in diesem surreal anmutenden Wasserfall mitten in der Wüstenlandschaft. Wir zelten auch dort und genießen noch bis tief in die Nacht das Campen in der Wildnis mit Cowboy-TV (so nennen sie hier das Lagerfeuer :-))

    Anm. von Kai: Ich hab' in der Nacht ne' Eule gesehen, die war voll klein und saß direkt neben mir auf einem Ast. Die hat eine noch nie gehörte Melodie gepfiffen. Audioaufnahme folgt. Voll geil. Bähm.
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