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  • Day 50

    Von Santa Cruz nach Sucre

    February 15, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 28 °C

    Nach acht Stunden Fahrt kommen wir in Santa Cruz, der größten Stadt Boliviens, an. Das Zentrum ist morgens um 07.00 Uhr ausgestorben und die niedrigen Gebäude mit den Kolonaden wirken eher kleinstädtisch. Wir wollen am Abend gleich weiter nach Sucre fahren, weil am nächsten Tag eine Anhörung mit Pedro Camacho geplant ist, in der entschieden wird ob ihm endgültig der Gouverneursposten entzogen wird. Carlos, der als erster Cruzeno, eher Anticamacho war, meinte zwar, dass nichts passieren wird, aber andere hatten uns gewarnt, dass es wieder Straßenblockaden und Streiks geben könnte. Wir wollen lieber nichts riskieren und nehmen deshalb zwei Nachtbusfahrten hintereinander auf uns. In Santa Cruz haben wir uns trotzdem ein Hotelzimmer gebucht, in das wir sogar schon um 07.00 Uhr einchecken können. Nach einer Dusche und Frühstück schlendern wir ein bisschen durch die Stadt. Richtige Sehenswürdigkeiten gibt es in Santa Cruz nicht, aber viele nette Cafés, sogar mit veganem Essen. In der Innenstadt gibt es außerdem einige Kulturzentren und kostenlose Ausstellungen und so hangeln wir uns von Café zu Café und von Ausstellung zu Ausstellung. Um 18.30 Uhr geht auch schon wieder unser Bus nach Sucre. Ganz so luxuriös wie der letzte ist er zwar nicht, aber wir sind müde genug. In den nächsten zwölf Stunden schraubt sich der Bus von 500 auf 2800 Höhenmeter aus dem Flachland in die Anden hinauf. Trotz gegenteiliger Behauptungen im Internet ist die Fahrt völlig ereignislos und trotz teils ungeteerter Straße bequem. Als wir morgens aufwachen ist die Landschaft draußen karg und bergig. Ein ziemliches Kontrastprogramm zum grünen, tropischen Santa Cruz. Als wir morgens um 07.30 Uhr in Sucre aussteigen, ist es plötzlich ganz schön kalt. Die Leute laufen in Daunenjacken rum und beim herumwuchten unserer Rucksäcke merken wir, dass die Luft doch etwas dünner ist. Praktischerweise können wir wieder um 08.00 Uhr einchecken und gehen nach einer Dusche erstmal frühstücken. Als wir im Hotel ankommen erfahren wir, dass die Anhörung verschoben wurde.Read more

  • Day 48–49

    San Ignacio de Velasco

    February 13, 2023 in Bolivia ⋅ ⛅ 30 °C

    Geduscht und gestärkt werden wir um kurz vor 10 Uhr von Carlos, unserem Taxifahrer abgeholt. Das hatte das Hotel für uns organisiert. Für umgerechnet 50 Euro fährt er uns zu den etwas schlechter erreichbaren Missionen San Miguel, San Rafael und Santa Ana. Das bedeutet, dass wir zum Teil die Straße von letzter Nacht wieder zurückfahren müssen, aber mit den öffentlichen Bussen wäre das an einem Tag nicht möglich. Im Hellen wirkt es geradezu zu irre, dass große Busse auf dieser Straße fahren. Sie ist eigentlich eine einzige Baustelle, teilweise muss man durch extrem tiefen Sand fahren. Wenn es anfängt zu regnen, sitzen wir fest meint Carlos. Unser erster Stopp ist San Miguel. An der Plaza steht die beeindruckende Kirche der ehemaligen Mission. Die Kirchen wurden in den 1970er Jahren von einem deutschen Architekten restauriert und im Inneren stark rekonstruiert. In San Rafael hat die Kirche leider geschlossen. Sie macht erst wieder auf, wenn der Pfarrer seine Siesta beendet hat so zwischen 14.00 und 15.00 Uhr, sagt man uns. Es ist um 12.00 Uhr. Carlos nimmt uns mit in sein Stammlokal, dass als solches von Außen nicht zu erkennen ist. Es wirkt eher wie ein Privathaus. Zu Essen gibt es was eh grad für den Rest der Familie gekocht wurde. Für 2, 30 Euro pro Person bekommen wir Entenfrikassee, frittierte Kochbananen, Spiegeleier, Tomaten-Avocadosalat, Maniok und Getränke. Wir ziehen das Mittagessen tatsächlich 2 Stunden in die Länge, leider ist der Pfarrer immer noch nicht erwacht. Um 14.30 Uhr "dringen" wir einfach in den Pfarrgarten ein und quietschen ein bisschen mit dem Tor, aber vergeblich, zumindest können wir durch die Fenster schauen. Unser letztes Dorf ist Santa Ana und wie sich herausstellt, das Highlight der Tour. Santa Ana ist winzig und nur über eine schmale unasphaltierte Straße zu erreichen. Nicht mal die Plaza ist befestigt. Die Kirche ist deutlich rustikaler als die anderen, aber im Inneren unglaublich schön. Wir haben Glück, ein kleines Andachtsbild wird gerade in einer Prozession zurück in die Kirche begleitet, deshalb ist sie offen. In den Putz der Wände sind Glimmerstücke eingestreut, dadurch schimmern die Wände silbrig, wenn man durch die Kirche läuft. Die Skulpturen und die Deckenbalken sind statt mit Blattsilber mit Glimmerplättchen belegt. Die Kirche wurde erst in den 1990er Jahren restauriert, deshalb ist die Restaurierung etwas zurückhaltender ausgefallen und es gibt mehr originale Malereien an den Deckenbalken und den Wänden. In jedem der kleinen Dörfer gibt es ein Orchester. Die Orchester führen die Tradition der Jesuitenmissionen fort, in denen es ebenfalls Chöre und Orchester gab, die eigens komponierte Stücke während der Gottesdienste spielten. Gerade wird ein Film über das Orchester von Santa Ana gedreht. Fast alle Kinder des Ortes haben eine Geige oder sogar Cellos oder Kontrabasse dabei. Wir schauen ein bisschen bei den Dreharbeiten zu. Das ist tatsächlich sehr skurril. Die Filmcrew wirkt in dem Dorf, in dem es kaum Autos gibt, völlig surreal. Zufrieden und müde kommen wir abends wieder in unserer Unterkunft Parador Santa Ana an. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag tagsüber nach Santa Cruz fahren, aber da fahren nur Truffis oder Busse von dem Typ mit denen wir aus San José gekommen sind. Noch etwas traumatisiert entscheiden wir uns für den Luxusnachtbus. In Bolivien ist das Reisen viel "entschleunigter" fast nichts findet man im Internet, man muss eigentlich immer am Busterminal fragen. Kartenzahlung ist selten möglich, online Buchungen von Bussen auch nicht. Kaum Hotels in den Nichttouristenregionen sind auf Buchungsplattformen. Man bucht über WhatsApp oder ruft an. Die Unterkünfte finden wir über Google Maps oder Facebook. Instagram scheint auch ein guter Tipp zu sein. das heißt leider für uns, dass wir morgens nochmal zum Busbahnhof fahren müssen um Tickets zu kaufen. Laut unserer Wirtin sind die Tickets für die guten Busfirmen schnell ausverkauft. Der Busbahnhof liegt ziemlich außerhalb. Zum Laufen bei der Hitze zu weit. Normale Taxen finden wir leider keine und so kommt es zu unserer ersten Mototaxifahrt. Während meine Schwester, das eigentlich halb so schlimm findet sterbe ich tausend Tode und es ist definitiv meine letzte Fahrt mit dem Mototaxi gewesen.
    Der Nachtbus beschert uns einen Tag in San Ignacio, das tatsächlich netter ist als gedacht. Das erste Mal gibt es so etwas wie Großstadtfeeling mit netten Cafés. Meine Schwester kann erstmals wieder zu ihrer vegetarischen Ernährung zurückkehren. Sehr Digitalnomad-like verbringen wir den Tag mit unseren Laptops an der Plaza von San José. Der Nachtbus ist wieder voller Mennoniten. Zum ersten Mal spricht uns sogar einer an. Er erzählt uns, dass er vor 45 Jahren aus Kanada gekommen ist. Er ist etwas enttäuscht, dass wir kein Plattdeutsch können, aber er spricht perfekt Englisch. Er ist auf dem Weg nach Santa Cruz um einzukaufen. Als wir ihn im Bus wieder treffen ignoriert er uns aber plötzlich.
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  • Day 48

    Busfahrt über Stock und Stein

    February 13, 2023 in Bolivia

    Als wir um 19.00 Uhr in San José am Busterminal ankommen, müssen wir uns erstmal an ein paar Kühen vorbeischieben. Der ganze Parkplatz ist voll mit Kühen und Pferden, ein etwas lustiger Anblick. Nur eine der zwei Gesellschaften, die nach San Ignacio fahren hat geöffnet - und sie haben nur noch ein Ticket. Wir warten eine Stunde bis der andere Schalter öffnet und tatsächlich gibt es auch da ein Ticket. Leider wurde das andere Ticket gerade verkauft. Nach ein bisschen hin und her und mehreren Telefonanrufen bekommen wir jeweils ein Ticket für unterschiedliche Busse. Meiner fährt um 01.00 Uhr, der meiner Schwester um Mitternacht. Wir können unser Gepäck am Schalter lassen und fahren nochmal nach San José rein um Abend zu essen. Zu unserer Pizza spielt die Blaskapelle der örtlichen Armeeeinheit. Als sie anfangen Despacito von Alberto Fonsi zu spielen wird es etwas absurd. Schon bei unserem ersten Aufenthalt haben wir Bekanntschaft mit sämtlichen Hippies und Punks gemacht, die sich in San José rumtreiben und zielsicher die wenigen Touristen erspähen um ihnen selbstgebastelten Schmuck zu verkaufen. Wir treffen sie alle wieder, aber scheinbar gibt es eine Regel, nicht zweimal den gleichen Touristen seine Sachen anzudrehen. Als die Plaza langsam leer wird nehmen wir ein Taxi zurück zum Busbahnhof. Busbahnhöfe sind in Südamerika meistens gute Orte um sich frühmorgens oder nachts aufzuhalten. Es ist immer viel los, es gibt Bänke, Toiletten und meistens auch was zu essen und das nahezu 24 h lang. Das bolivianische Gepäcksystem ist für uns noch etwas ungewohnt. Man gibt das Gepäck am Busschalter ab und dann wird es von der Busgesellschaft verladen. Man selbst muss sich nicht mehr kümmern, allerdings fehlt uns am Anfang ein bisschen die Sicherheit ob das auch funktioniert. Das Gepäck sämtlicher Passgiere auch für unterschiedliche Busse steht nämlich einfach in einem Haufen vor oder hinter dem Schalter und es ist unklar woher der Gepäckmensch weiß, in welchen Bus welche Gepäckstücke gehören. Außerdem steht das Gepäck teilweise auch völlig unbeaufsichtigt einfach vor dem Schalter. Außer uns beunruhigt das aber niemanden. Während wir auf unsere Busse warten füllt sich das Terminal zunehmend mit Mennoniten. Das wirkt irgendwie etwas gespenstisch, denn die Frauen tragen alle altmodische lange Kleider und kleine Hauben, die Männer alle dunkelblaue Latzhosen, karierte oder gestreifte Hemden und schwarze Caps. Vor allem die Männer sehen sich durch ihre "Uniform" ziemlich ähnlich. Nach einer Weile stellen wir fest, dass es verschiedene Gruppen gibt, deren Tracht sich marginal voneinander unterscheidet. Die Frauen sitzen in Zweiergruppen auf den Bänken, während die Männer ebenfalls meist zu zweit von Schalter zu Schalter ziehen und versuchen Fahrkarten zu bekommen. Auch ein paar Kinder sind dabei, die exakt die selben Klamotten tragen wie ihre Eltern. Diese blassen, blonden Menschen in ihren altmodischen Kleidern wirken in dem nächtlichen Terminal ziemlich bizarr und man muss sich anstrengen nicht zu starren. Untereinander sprechen sie alle Plattdeutsch, aber zumindest die Männer können auch gut Spanisch. Schon in San José hatten wir einige gesehen und erfahren, dass es rund um den Ort mehrere Kolonien gibt in denen sogenannte Altgläubige leben. Sie lehnen jeglichen technischen Fortschritt ab und haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht pioneerhaft Land urbar zumachen. Die Mennoniten haben sehr viele Kinder, deshalb brauchen sie immer neues Land, leider führt das zu Rodungen und Abholzung. Auch für die Bolivianer:innen sind die Mennoniten kurios. Mehrfach bietet man uns an uns zu einer der Kolonien zu fahren, damit wir uns das mal anschauen können. Was die Mennoniten dazu sagen? Nichts, die mögen das nicht, aber die starren nur, die machen nichts. Ah, ach nee danke. Scheinbar sind die bolivianischen Mennoniten in den 1970er Jahren aus Paraguay gekommen, weil ihnen da die Zivilisation zu nahe kam und die Schulpflicht eingeführt wurde. Um 0.20 Uhr kommt Lauras Bus und ich "überwache" die Verladung ihres Rucksacks. Ausgeladen wird unter anderem ein großes Holzkreuz...was man halt so dabei hat. Der Bus sieht ziemlich schrabelig aus und lässt einen nichts gutes ahnen. Ich warte weiter und beobachte die Mennoniten um mich herum. Plötzlich beginnt sich das Gepäckstück der bolivianischen Familie neben mir zu bewegen und hüpft von der Bank - es ist ein Huhn in einem Reissack. Dann bemerke ich, dass sich auch der andere Sack den sie dabeihaben zu bewegen beginnt. Ich tippe auf ein Ferkel. Später finden wir heraus, dass man eine gute Busgesellschaft daran erkennt, dass am Schalter ein Schild hängt " Mitnahme von Tieren verboten". Um kurz nach eins kommt mein Bus. Und er sieht tatsächlich schlimmer aus als der andere, sogar das Dach ist voll beladen und es gibt keine Toilette. Auf den Sitz neben mir quetscht sich ein übergewichtiger alter Mann, der leider sein halbes Bein und seinen halben Arm noch auf mir abladen muss, weil er nicht auf den Sitz passt. Die Busfahrt beginnt vielversprechend. Es ist unglaublich warm, trotzdem bietet er mir ca. alle 30 Minuten an, dass ich was von seiner schmuddeligen Wolldecke haben kann. Die Straße ist eine Vollkatastrophe. Man wird in den Sitzen richtig hochgeworfen und mehrfach muss der Bus plötzlich bremsen oder ein Stück rückwärts fahren um Anlauf zu nehmen. Immer wieder steigen mitten im Nichts Menschen aus. Der Gehilfe des Fahrers behält trotz des chaotischen Systems den Überblick wer wo aussteigen muss und weckt die Leute mit einer Taschenlampe. Er selbst hat eine dicke Ausbeulung in der Wange, die gefüllt ist mit Cocablättern, dass sieht man hier sehr oft, aber nur bei Männern. Wenn er vorbei läuft zieht er eine Coca Duftwolke hinter sich her. Um 03.00 Uhr halten wir in San Rafael. Ein großer Teil der Fahrgäste steigt hier aus und ich habe endlich einen Zweier für mich allein. Um 05.00 Uhr halten wir in San Miguel. Im Bus bleiben nur noch zwei Frauen und ich. Der Busgehilfe beginnt jede Menge Waren auszuladen, das dauert ewig. Als wir denken er ist fertig, stellt sich heraus, dass auch das ganze Dach noch abgeladen werden muss. Um dorthin zu kommen muss er aus einem der Busfenster klettern. Die Busgesellschaft arbeitet scheinbar auch als Transportunternehmen. Das man mit den Bussen Waren oder Pakete verschicken kann ist normal, aber dieses Ausmaß ist dann selbst für hiesige Verhältnisse extrem. Die beiden Frauen beschweren sich entsprechend. Die ganze Aktion dauert über eine Stunde. Um 07.15 Uhr bin ich dann endlich in San Ignacio. Meine Schwester wartet da schon seit zwei Stunden. Netterweise können wir im Hotel direkt in unser Zimmer und bekommen auch Frühstück. Alle Einheimischen, denen wir später erzählen wie wir nach San Ignacio gekommen sind müssen erstmal lachen.Read more

  • Day 46–48

    Santiago de Chiquitos

    February 11, 2023 in Bolivia

    Santiago ist wirklich winzig. Wir verbringen dort 2, 5 Tage, aber können immer nur in einem Restaurant essen und auch das nur zu sehr bestimmten Zeiten. Das einzige was abends nach 19.00 Uhr noch etwas serviert ist ein kleiner Imbiss, wo wir an unserem ersten Abend landen. Nach 12.15 Uhr hat man praktisch keine Chance mehr auf Mittagessen. Einmal im Jahr findet hier das Conservarte Festival statt, dass ein deutscher Hotelbesitzer aus Santiago veranstaltet. Künstler gestalten im ganzen Dorf Wandmalereien und andere Kunstwerke, die dann im Ort bleiben. Unser Hotel Las Cachuelitas ist mal wieder wirklich schön. Und Teresa, die Inhaberin konstant besorgt, dass wir uns langweilen oder verhungern könnten. Ohne sie hätten wir vermutlich gar nie etwas zu essen bekommen. An unserem ersten Nachmittag besichtigen wir nach ein paar Käseempanadas und Mocochinichi, einer Limonade aus Trockenpfirsichen, die kleine Dorfkirche. Santiago war auch eine Mission, gehört aber nicht zum UNESCO Welterbe, weil die Kirche größtenteils eine Rekonstruktion ist. Wir treffen Jose unseren Guide und besprechen mit ihm den nächsten Tag. Wir verabreden uns für 07.00 Uhr um zu den Cuevas de Miserendino aufzubrechen, dort gibt es Höhlenmalereien und auf dem Weg eine Felsformation namens El Arco. In ziemlich flottem Tempo geht es durch den Wald bergauf mit Abstand folgt uns eine Gruppe Affen, die wir aber nur hören. Oben angekommen geht es auf einer grasbewachsenen Ebene mit toller Aussicht auf Santiago weiter. Wir steigen in ein kleines Tal hinab, an einem kleinen Wasserlauf wachsen Riesenfarne, fast wie in einem Dinofilm und stehen plötzlich vor der Höhle. Die Wandmalereien sind durch den abwitternden Stein und Vandalismus teilweise zerstört, aber immer noch gut zu erkennen. Die Szenen wirken wie aus einem Comic. Etwas weiter im Wald gibt es eine weitere Höhle ohne Malereien. Ich bin erst etwas skeptisch, weil man durch einen schmalen Gang muss, aber dahinter öffnet sich eine gigantische Höhle, die durch ein kleines Loch in der Decke beleuchtet wird. Das ganze hat etwas von einer Kathedrale und unwillkürlich fangen wir an zu flüstern, Jose findet das ziemlich lustig. Pünktlich zum Mittagessen sind wir zurück. 14 Kilometer bei 30 Grad machen irgendwie müde und wir entspannen in der Hängematte. Abends fährt uns Teresa zum Anfang eines kurzen Wanderwegs zum Mirador del Valle de Tucavaca, leider fängt es ziemlich an zu regnen als wir fast oben sind. Wir halten erst tapfer aus, aber als ein Gewitter in der Ferne zu hören ist steigen wir wieder ab. Am nächsten Morgen wollen wir eigentlich zu den Pozas, ein paar natürlichen Schwimmbecken im Fels. Zu Fuß sind es 2 Stunden hin und 2 zurück. Mit einem Motorradtaxi spart man sich fast 1, 5 h pro Strecke. Irgendwie trauen wir uns nicht so richtig und das Wetter sieht auch etwas nach Regen aus. Da wir nachmittags weiterfahren wollen ist uns das alles dann doch zu unsicher und wir machen uns nochmal zu Fuß auf den Weg zum Mirador. Oben ist es sehr schön. Der Sandstein hat dort turmartige Strukturen gebildet, durch die man auf das Tal blickt. Nachmittags fährt uns Teresa nach Roboré, denn nach Santiago fahren kaum Busse. Um 17.00 Uhr fährt unser Truffi, das sind Kleinbusse, die zwar Abfahrtszeiten haben, aber immer warten bis sie voll sind. Sie sind schnell, aber unbequem. Die Zeit bis zur Abfahrt verbringen wir auf der unspektakulären Plaza von Roboré. Der Truffiverkäufer ruft uns an als der Bus fast voll ist und wir machen uns auf den Weg zum Busterminal. Die Fahrt zurück nach San Jose dauert etwa 2 Stunden.Read more

  • Day 45

    Chochis und Aguas Calientes

    February 10, 2023 in Bolivia

    Im Museum in San José hatte man uns schon von Santiago vorgeschwärmt und uns auch gleich einen Kontakt zu einem lokalen Guide vermittelt. Es gäbe dort präkolombianische Höhlenmalereien und wunderschöne Natur. Als Johann (österreichischer Großvater), der Besitzer unseres Hotels ebenfalls erzählt, wie schön es dort sei und auch der Reiseführer den Abstecher für lohnenswert hält, beschließen wir doch nochmal umzukehren. Johann schlägt uns vor einen Fahrer zu engagieren um auf dem Weg noch in Chochis und Aguas Calientes zu halten. Da er niemanden findet fährt uns kurzerhand selbst. Auf dem Weg unterhalten wir uns mal wieder über Politik und erfahren, dass auch er davon ausgeht, dass Santa Cruz in den nächsten Jahren unabhängig wird. Obwohl er wirtschaftlich sehr unter den Straßenblockaden leidet, da dann die Touristen ausbleiben, unterstützt er die Proteste vorbehaltlos. In Chochis gibt es ein Kapelle, die an die Opfer einer großen Flutkatastrophe 1979 erinnert. Mehrere Bildhauer haben monumentale Türen und Säulen geschnitzt. Einen der Bildhauer treffen wir zufällig auf dem Weg zur Kapelle und wir dürfen uns kurz seinen idyllischen Garten anschauen. Direkt nebenan gibt es einen kleinen Wasserfall, den Velo de Novia. Chochis liegt an der Bahnstrecke zwischen Puerto Quijarro, also der brasilianischen Grenze und Santa Cruz. Eigentlich wollten wir auch mit diesem Zug fahren, leider wurde der Betrieb nach der Pandemie nicht wieder aufgenommen. Direkt hinter der Kapelle ragt ein weiteres Wahrzeichen des kleinen Dorfes auf: der Backenzahn des Teufels (la muella del Diabolo). Von Chochis geht es nach Aguas Calientes. Hier gibt es einen Fluss aus heißem Thermalwasser. An mehreren Stelen kommt das heiße Wasser einfach aus dem Sand gesprudelt. Anders als bei uns riecht es aber gar nicht schwefelig, sondern ist kristallklar und geruchslos. Für 10 Bolivianos (ca. 1, 30 Euro) kann man in dem Fluss baden, kleine Fische kommen zu einem und knabbern alte Hautschuppen ab. Ein Naturspa sozusagen. Anschließend liefert uns Johann im beschaulichen Santiago ab,Read more

  • Day 43–46

    San Jose de Chiquitos

    February 8, 2023 in Bolivia

    Unser erster Stopp in Bolivien ist San Jose de Chiquitos auf halbem Weg zwischen der Grenze und Santa Cruz de la Sierra, der zweitgrößten Stadt Boliviens. Das Departement Santa Cruz ist nicht so wie man sich Bolivien typischerweise vorstellt, sondern eher warm und tropisch. Die Leute hier sehen das auch so und wären eigentlich lieber unabhängig. Darüber führen wir in den nächsten Tagen immer wieder Gespräche. Santa Cruz ist das wirtschaftliche Zentrum und wohlhabender als der Rest des ärmsten Landes Südamerikas. Traditionell wird hier eher konservativ gewählt, die Mehrheit im Land haben momentan die Sozialisten mit ihrer Partei Movimiento al Socialismo (MAS). Nachdem Evo Morales zum Rücktritt gezwungen worden war, gab es eine kurze Interimsregierung der konservativen Partei Creemos. Bei den letzten Wahlen gewann dann der Kandidat von Morales Partei. Das hat in den letzten Monaten immer wieder zu Spannungen zwischen der Regierung und Santa Cruz geführt. Letzten Oktober wurde der Gouverneur von Santa Cruz Pedro Camacho wegen des Vorwurfs der Rebellion verhaftet. Dies führte zu wochenlangen Streiks und Straßenblockaden im ganzen Departement, wir beobachten daher die Situation ganz genau um notfalls schnell aus Santa Cruz "auszureisen".
    San José liegt in der Chiquitania, einer Region in der die Jesuiten im 18. Jahrhundert ähnlich wie in Paraguay mehrere Missionsdörfer gegründet haben, die heute zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Missioniert wurden hier Menschen, die von den Spaniern als Chiquitanos bezeichnet wurden, nach ihnen ist die Region benannt. Sie liegt eher nicht auf den typischen Tourirouten, aber ich kann mir das natürlich nicht entgehen lassen. San José ist ein beschauliches Städtchen mit einer netten schattigen Plaza mit Tukanen auf den Bäumen. Überall sind weiße Masken mit roten Wangen zu sehen: als Wandmalerei, als Schnitzereien und in diversen Formen als Souvenirs. Diese Masken tragen die sogenannten Abuelos zu einem traditionellen Tanz. Die Masken machen sich über die hellhäutigen, "übellaunigen" Kolonialherren lustig. Die Missionskirche und einige Nebengebäude sind noch erhalten. Hier gibt es unter anderem die meisten erhaltenen Wandmalereien in den insgesamt sieben Dörfern. Den ersten Nachmittag verbringen wir ausschließlich auf der gemütlichen Plaza, kaufen ein bisschen ein und kommen erstmal an. Am nächsten Vormittag genießen wir den Hotelpool und entscheiden noch eine Nacht dranzuhängen. Das Hotel Las Churapas ist eine wahre Oase mit einem großen Garten mit Pool, schön dekorierten Zimmern und extrem hilfsbereiten Besitzern. Nachmittags gehen wir in das kleine Museum und besorgen uns SIM Karten. Außerdem versuchen wir herauszufinden, was wir mit unserem Rückflug von Lima machen. Mittlerweile sind die Landgrenzen nach Peru geschlossen und auch wegen der anhaltenden Proteste ist es gerade vermutlich nicht das richtige Reiseziel. Da es bislang keine befriedigende Lösung gibt verschieben wir das Problem erstmal auf später. Die Leute hier laufen extrem weite Strecken. Immer wieder wird uns der Mirador als Ausflugsziel genannt, da könne man hinlaufen. tatsächlich sind es aber 6 km (eine Strecke) immer bergauf an der Straße entlang. Ein Ehepaar aus Cochabamba sieht das bei der Hitze als ähnlich unrealistisch an wie wir. Wir verabreden uns für den nächsten Tag und nehmen zusammen ein Taxi. Von oben hat man tatsächlich eine grandiose Sicht auf die grüne Ebene in der San Jose liegt. Auf dem Rückweg halten wir kurz an einer archäologischen Stätte. Hier wurde ursprünglich Santa Cruz gegründet. Es gibt so viele Moskitos, dass wir ziemlich schnell wieder ins Auto flüchten. Den Nachmittag verbringen wir wieder faul im Pool, es ist einfach zu heiß. Mit dem bolivianischen Ehepaar verstehen wir uns sehr gut und reden relativ viel über die aktuelle politische Lage im Land. Sie laden uns am Ende sogar nach Cochabamba ein.
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  • Day 42–43

    Willkommen in Bolivien

    February 7, 2023 in Bolivia ⋅ 🌩️ 31 °C

    Nach einer kurzen Nacht im Flughafenhotel in Campo Grande versuchen wir mal wieder Bustickets online zu kaufen. Der Bus würde dann nämlich direkt vor dem Hotel fahren. Ohne brasilianischen Personalausweis ist das leider nicht möglich. Wir versuchen es über WhatsApp, aber auch da wird die CPF verlangt, die Personalausweisnummer. Wir nehmen also ein Taxi zum Busbahnhof wo wir am Schalter das Ticket kaufen. Die Fahrt nach Corumbá, das direkt an der Grenze liegt dauert 6 Stunden. Die ganze Strecke fährt man durch den Pantanal, ab und zu wird die grüne Ebene durch hochaufragende Felsformationen unterbrochen. Unsere Unterkunft in Corumbá ist rustikal, aber die Leute sind nett. Am nächsten Morgen tauschen wir ein paar Dollars in Bolivianos. Das geht in Brasilien eigentlich nur bei der Bank. Unser Gastgeber zeigt uns auf Google Maps ein Privathaus. Wir klatschen davor in die Hände und tatsächlich kommt ein älterer Herr heraus bei dem wir ganz unkompliziert (aber illegal) unser Geld tauschen. Zu Fuß geht es dann zum Busterminal in der Innenstadt. Die Grenze liegt etwas außerhalb der Stadt am Fluss. Wir sind erst etwas verwirrt, weil es eine lange Schlange gibt in der aber keine der Personen aus unserem Bus steht. Nach etwas hin und her finden wir heraus, dass die Ausreise aus Brasilien an der anderen Tür ohne Schlange ist. Glück für uns. Ich war schon so auf lange Schlangen an brasilianischen Grenzen gepolt, dass ich gar nicht weiter geschaut hätte. Zu Fuß laufen wir auf die bolivianische Seite. Ich muss tatsächlich, dass erste Mal meinen Impfausweis zeigen, sonst läuft alles reibungslos. Direkt vor der Tür werden wir schon von einem Taxifahrer belagert, der uns erst das Doppelte von dem was uns vorher gesagt wurde berechnen will. Er geht ein bisschen runter, als wir ihm das sagen, aber erst als eine Bolivianerin dazu kommt zahlen wir den tatsächlichen Preis. Umgerechnet 1, 20 Euro pro Person. Am Busterminal von Puerto Quijarro, werden wir gleich von einer Frau bestürmt ein Ticket zu kaufen. Es ist zwar die Busgesellschaft, die wir wollen, aber der Bus fährt nicht in den Ort, sondern lässt einen auf der Landstraße raus. Allerdings sieht es so aus, als würde die nächsten Busse erst abends fahren. Wir haben nicht viel Zeit zu überlegen, denn der Bus parkt schon aus. Wir kaufen schließlich das Ticket und erwischen ihn noch am Ausgang des Parkplatzes. Leider konnten wir weder Essen noch Wasser kaufen, wir haben noch einen halben Liter und 2 Kekse, das muss reichen für die nächsten 4, 5 Stunden. Die Landschaft ist seit Campo Grande praktisch gleich geblieben. Grüne, niedrige Wäldchen und steil aufragende Felsen, ein bisschen wie in einem Dinosaurierfilm. An Bord des Busses werden passenderweise Filme gezeigt in denen es immer um das Überleben eines Menschen unter Wölfen in der Wildnis geht. Mal in der Moderne, mal in der Steinzeit. Gemein haben sie außerdem, dass sie vermutlich illegal von einer Website gedownloaded wurde, deren Adresse mit .to endet. Aber man versteht sie auch gut ohne Ton, dass ist der Vorteil. Leider hält der Bus tatsächlich nur an der Landstraße. Die versprochenen Taxis sind weit und breit nicht zu sehen. Nur ein paar Kühe und der Ort scheint ziemlich weit entfernt. Während wir noch scherzen, wir könnten ja die Kühe reiten, hält eine Familie mit einem kleinen Laster und nimmt uns auf der Ladefläche mit bis zur Plaza von Sa José de Chiquitos. Von dort können wir zu unserem sehr schönen Hotel sogar laufen. Ein guter Start in Bolivien: nette Leute, entspannter Ort und ein superschönes Hotel für 35 Euro die Nacht.Read more

  • Day 39–42

    Bonito

    February 4, 2023 in Brazil ⋅ ☁️ 28 °C

    Nach dem Mittagessen geht es auf nach Bonito. Die Fahrt dauert etwa drei Stunden. Kurz nach dem wir losfahren säumen vor allem Sojaplantagen die Straße. Nur ein paar Hügel, die aus der Ebene ragen sind noch bewaldet. Am Straßenrand wird auch weiter fleißig abgeholzt um mehr Platz für Soja zu schaffen. Bonito ist ein kleiner Ort in der Nähe der paraguayischen Grenze und hat sich in den letzten Jahren zu der Ökotourismusdestination Brasiliens entwickelt. Matto Grosso do Sul ist ein Agrarstaat. Fast alles Land ist privat und in riesige Fazendas aufgeteilt. Nur der Pantanal ist als UNESCO Weltnaturerbe staatlich geschützt. Rund um Bonito hat man in den 90er Jahren begonnen, die Farmer davon zu überzeugen Teile ihres Landes oder teilweise auch die ganze Fläche freiwillig zu privaten Naturschutzgebieten zu erklären. Dieser Schutzstatus gilt dann für immer. Und so gibt es rund um Bonito ein paar Inseln in der Sojawüste, die allerdings alle auf privatem Farmland liegen. Die Farmer verdienen ihr Geld nun mit der touristischen Nutzung. Es sind immer nur eine begrenzte Anzahl an Touristen pro Tag erlaubt um einen möglichst sanften Tourismus zu garantieren. Der Boden rund um Bonito ist sehr kalkhaltig. Es gibt daher viele Tropfsteinhöhlen, Karsttrichter (Dolinen) und durch die Filterwirkung des Kalks gehören die Flüsse rund um Bonito zu den klarsten der Welt. Insgesamt gibt es einfach sehr viel Wasser, da es große unterirdische Süßwasserspeicher gibt. Die einzelnen "Passeios" muss man über Tourveranstalter in der Stadt buchen, den Transport organisiert man selbst oder man bucht ihn wieder einzeln dazu. Den Eintritt bezahlt man direkt an die Farmer, eine kleine Kommission geht an die Agentur.
    Unsere Unterkunft liegt in einem großen Garten und direkt vor unserem Zimmer gibt es Papageien und Tukane. Als wir am ersten Morgen aufwachen geht vor der Tür die Welt unter. Es gießt wie aus Eimern. Da unsere erste Station eine Höhle ist, machen wir uns darüber erstmal keine Gedanken. An der Gruta do Lago Azul angekommen, stehen wir trotzdem vor verschlossenen Türen. Nach einem kurzen Disput über WhatsApp (was sonst) mit der Agentur buchen sie uns einen Ersatz. Die Gruta Catedral. Dort angekommen dürfen wir erstmal das skurrile Museum bewundern in dem ein chaotisches Sammelsurium aus Schreibmaschinen, Autos und sonstigem Kram ausgestellt ist. Nach einer langatmigen Sicherheitseinweisung geht es los in die Höhle. Der Rest der Tour wird dominiert von der Lieblingsbeschäftigung vieler Menschen auf diesem Kontinent: "Tirarse Fotos", also Fotos machen. Ich meine Fotos machen wir ja alle, aber hier hat das nochmal ganz andere Ausmaße. Alle werden in den unterschiedlichsten Posen und Konstellationen an derselben Stelle fotografiert. Geduldig nimmt unsere Führerin Handys entgegnen und schießt Fotos - auf jeder einzelnen Treppe. Wir anderen warten brav in der Schlange bis wir dran sind. Die Höhle, die man gut in 30 Minuten besichtigen könnte wird so zu einer 1, 5 Stunden (Tor)tour. Eine Familie - wir nennen sie Familie Instagram - ist besonders fleißig beim posieren. Auch ein paar Brasilianer:innen sind genervt. Am Schluss drängeln wir uns einfach vor um nicht wieder ewig an der letzten Treppe zu warten, wir wollen ja auch gar keine Fotos. Am Nachmittag haben wir die größte Doline Südamerikas "gebucht". Durch den Wald drumherum und die steilen Felswände ist sie ein ideales Brutgebiet für rote Aras. Von den Aussichtsplattformen sieht man große Schwärme und wenn sie plötzlich auffliegen ist das ein ziemliches Spektakel. Am nächsten Tag sind wir den ganzen Tag in der Serra da Bodoquena, einem kleinen Gebirgszug. Die insgesamt 8 km lange geführte Wanderung (alles ist hier nur mit Guide möglich) führt an mehreren Wasserfällen vorbei und unterwegs kann man immer wieder in dem extrem klaren Wasser baden. Der Hauptwasserfall ist leider wegen Regenmangel ausgetrocknet. An unserem letzten Tag gehen wir in einem der Flüsse schnorcheln. Der Weg dorthin führt über 18 km Schotterpiste und teilweise fühlt es sich an wie in einem Computerspiel, wenn man versucht die Schlaglöcher zwischen die Reifen zu bekommen. Ich rase schon mit 80 km/h über die Straße und werde trotzdem noch überholt. Links oder Rechtsverkehr ist egal, man fährt dort wo die Straße es zulässt. Das Ganze hat irgendwie Rallyfeeling und wir sind ganz froh ohne Platten und sonstige Schäden anzukommen. Insgesamt ist in Bonito, ähnlich wie auf der brasilianischen Seite der Iguazufälle, für meinen Geschmack alles etwas überorganisiert. An jedem Passeio gibt es einen aufwendigen Empfangsbereich mit Pool, Restaurant und Hängematten. Die Wege sind alle akkurat angelegt und alles streng reglementiert. So der richtig unmittelbare Kontakt mit der Natur fehlt irgendwie, aber es scheint genau dass zu sein was die Menschen wollen. Bonito ist ein sehr beliebtes Sommerferienziel für Menschen aus Brasilien und dem benachbarten Paraguay.
    Mein Freund fliegt am Nachmittag von Bonito nach Sao Paulo, ich fahre mit dem Mietwagen zurück nach Campo Grande um meine Schwester zu treffen. Auf dem Weg gibt es Sojaplantagen so weit das Auge reicht und in jedem Ort eine Bayerniederlassung. An den Feldern stehen Werbeschilder für das verwendete Saatgut und große Werbetafeln für Pestizide. Zu allem Überfluss fliegt auch noch ein pestizidsprühendes Flugzeug über die Straße. In regelmäßigen Abständen sind auf dem Grünstreifen neben der Straße kleine Camps zu sehen die im vorhinein durch Straßenschilder angekündigt werden. Die Hütten bestehen nur aus ein paar Latten und großen Plastikplanen. Irgendwann verstehe ich, dass es sich um Camps indigener Communitys handelt. Der Streifen neben der Straße ist das einzige Land, das nicht in Privatbesitz ist. Irgendwie hinterlässt Bonito einen schalen Geschmack bei mir, auch wenn die erhaltenen Flecken Natur wirklich sehr schön sind.
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  • Day 35–37

    Pantanal

    January 31, 2023 in Brazil ⋅ 🌧 30 °C

    Die Nacht im Bus ist ziemlich anstregend. Die Klimaanlage ist extrem kalt eingestellt und ungefähr 1 mal die Stunde hält der Bus. Das wird jedes Mal laut angesagt. Einziges Highlight ist der Abendessenstopp irgendwo im nirgendwo wo nachts um halb 12 noch ein all-you-can-eat Buffet an Truckerfahrer serviert wird. Da können wir nicht widerstehen und essen auch nochmal. Um 06.30 Uhr kommen wir in Campo Grande, der Hauptstadt von Matto Grosso do Sul, an. Wir nehmen als erstes ein Taxi zum Flughafen um unseren Mietwagen anzunehmen. Dann geht es weiter in Richtung Pantanal. Der Pantanal ist das größte Binnenfeuchtgebiet der Erde. Er liegt zum größten Teil in Brasilien, aber auch teilweise in Paraguay und Bolivien. Wir müssen etwa vier Stunden fahren, was nach der Nacht eine ziemliche Herausforderung ist. Alle 45 Minuten gibt es deswegen einen Kaffee Stopp. Wir lernen dabei alle Formen der brasilianischen Raststätten kennen: von der skurrilen Rodobar, die eher an einen kitschig dekorierten Kiosk erinnert, über das Ausflugsrestaurant mit Souvenirshop bis hin zum Tank und Rast Pendent. Als wir kurz hinter Miranada nochmal am Straßenrand halten erwartet uns ein Überfallkommando - aus Mücken. Innerhalb von Sekunden sind wir völlig zerstochen und das ganze Auto ist voll davon. Verzweifelt versuchen wir gleichzeitig zu fliehen, sie zu erschlagen und uns einzusprühen. Von außen vermutlich ziemlich witzig, vor allem weil wir fast am Mückenspray ersticken.
    Kurz vor dem Ziel biegen wir auf die Estrada do Parque ein. Die Straße führt direkt durch den Pantanal und ist nicht geteert. Natürlich fängt es an zu schütten, sodass man die Schlaglöcher gar nicht mehr sieht. In regelmäßigen Abständen gibt es Holzbrücken, die aussehen wie Eisenbahnbrücken ohne Schienen. Man muss ein bisschen Zielen um die Spur zu treffen. Es ist trotzdem sehr schön - Tukane fliegen über die Straße und im Straßengraben liegen kleine Kaimane. Kurz bevor wir die Unterkunft erreichen müssen wir über den Passo do Lontra, die einzige große Brücke auf der Straße. Die Armierung der Fahrbahn liegt frei und man muss aufpassen, dass man sich nicht die Reifen aufsticht. Unsere Unterkunft liegt direkt am Rio Miranda. Unser Zimmer hat eine kleine Veranda mit Flussblick und Mosquitonetzen, sodass wir ungestört draußen sitzen können. Der erste Programmpunkt (wir haben zum Zimmer gleich noch Programm gebucht) ist Piranhafischen. Jede Menge Vögel stehe schon bereit um den Fang der Touris zu verspeisen. Mir tut es irgendwie Leid die Fische nur so zum Spaß zu angeln. Ein Regenguss beendet dann das Programm für den Tag. Am nächsten Morgen ist Frühstück um 06.30 Uhr angesagt. Um 07.30 Uhr sitzen wir schon im Safaritruck und fahren die Estrada do Parque weiter. Plötzlich stoppt unser Guide Max das Auto und springt ganz aufgeregt vom Truck. Ohne zu schauen ob wir überhaupt folgen läuft er querfeldein auf eine Weide. Ein großer Ameisenbär, flüstert er. Gegen den Wind pirschen wir uns heran. Die Tiere sehen quasi nichts und so kommen wir ganz nah heran. Sogar Max zückt sein Handy. Große Ameisenbären sind vom Aussterben bedroht, u.a. weil sie nicht schnell genug sind um vor den Buschfeuern zu fliehen. In dieser Gegend gibt es kaum noch welche. Ein Vogel bemerkt uns schließlich und schlägt mit seinem Warnschrei den Ameisenbär in die Flucht. Auf dem Rückweg sehen wir noch ein kleines Gürteltier. Nachmittags fährt Max mit uns den Fluss hinauf und wir lassen uns im Wasser zurück zur Lodge treiben. Gruselfaktor durch Kaimane inklusive. Um 18.00 Uhr machen wir eine Bootstour. Ein paar Tage zuvor war ein Jaguar in der Gegend, morgens haben wir auch Spuren auf der Straße gesehen. Abends suchen wir ihn vergeblich, aber der Sonnenuntergang ist trotzdem sehr schön. Und zum Trost gibt es Affen und Capibaras. Am nächsten Morgen gibt es noch eine Bootssafari. Der Jaguar bleibt verschwunden, aber wir treffen ein paar Riesenotter. Nach dem Mittagessen geht es für uns mit dem Auto schon weiter nach Bonito.
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  • Day 33–35

    Iguazu in 1,5 Tagen

    January 29, 2023 in Brazil ⋅ ☁️ 31 °C

    Die Wasserfälle des Iguazu gehören mit den Victoria Falls und den Niagarafällen zu den größten Wasserfällen der Erde. Sie sind in jedem Fall die breitesten. Die Grenze zwischen Brasilien und Argentinien verläuft mitten durch den Iguazu. Die meisten der Fälle sind in Argentinien, den Panoramablick hat man aber von Brasilien aus. Auf beiden Seiten gibt es einen Nationalpark, um beide Seiten zu sehen muss man aber außen herum über die Grenze fahren. Theoretisch ist das in einem Tag möglich, da die brasilianische Seite eigentlich in 1,5 - 2 Stunden zu besichtigen ist. Wir hatten 1, 5 Tage. Etwas gerädert von unserem nächtlichen Grenzübertritt kommen wir morgens nur sehr langsam in die Gänge. Um 10.15 Uhr stehen wir an der Haltestelle um mit dem Bus nach Argentinien zu fahren. Irgendwie meinen wir verstanden zu haben, dass man damit direkt zum Parkeingang fährt. Als der Bus nach einer halben Stunde kommt, stellen wir fest, dass er nur nach Puerto Iguazu, also in die Stadt auf argentinischer Seite fährt und wir von dort ein anderen Bus nehmen müssen. In einer blödsinnigen Kurzschlussreaktion steigen wir wieder aus und wollen jetzt doch ein Taxi nehmen, weil es schon so spät ist. Der Taxifahrer verlangt 40 Euro ungefähr 10mal so viel wie der Bus, aber der ist ja jetzt weg. Der Taxifahrer erklärt uns, wir müssten aus Brasilien aus und nach Argentinien einreisen. Wir haben das anders in Erinnerung, aber er ist sich ganz sicher. Als wir keine 24 Stunden später wieder in einer Schlange an der brasilianischen Grenze stehen und der verschmähte Bus dann einfach an uns vorbei fährt ohne auch nur anzuhalten, lasse ich mich trotz meines rudimentären Portugiesisch nochmal auf eine Diskussion mit dem Taxifahrer ein. Unser Trauma sitzt tief. Irgendwann bekommt ein anderer Taxifahrer unseren Streit mit und klärt auf: wir müssen nicht aus Brasilien ausreisen, nur in Argentinien einreisen, wenn wir nur zu den Wasserfällen wollen und am gleichen Tag zurück sind. Okay. Also alle wieder rein ins Taxi. In Argentinien müssen wir nicht aussteigen, sondern können im Taxi sitzen blieben. Fast eine Stunde später sind wir am Parkeingang. Online konnten wir leider keine Tickets kaufen, weil die Seite unsere Kreditkarten nicht akzeptiert. Also stellen wir uns brav an. Als wir dran sind heißt es: Barzahlung nur in Argentinischen Pesos (ham wir nicht) und Visa funktioniert heut nicht (ham wir). Wir können im Laden tauschen, sagt die Dame wenig freundlich. Im Laden sagt man mir, man wäre keine Wechselstube, ich müsste schon was kaufen, dann tauschen sie meine Reales. Als ich mit ein paar Flaschen Wasser zurückkomme muss ich feststellen, dass der Wechselkurs so absurd schlecht ist, dass ich nicht genug Reales für den Eintritt habe. Die Verkäuferin merkt wohl, dass ich kurz vor dem Nervenzusammenbruch bin und flüstert mir verschwörerisch zu, ich solle mal die Taxifahrer fragen, da wäre der Kurs besser. Also ab zu den Taxifahrern. Einer von ihnen führt mich in ein kleines Kabuff in dem sehr filmreif ein übergewichtiger Typ in weißem Hemd hinter einem klapprigen Holztisch sitzt umringt von weiteren übergewichtigen Typen in weißen Hemden. Natürlich alles Taxifahrer, die Szene könnte aber auch aus "Der Pate" sein. Für meine Reales bekomme ich jetzt den Eintritt plus noch etwas oben drauf. Ich finde noch ein paar paraguayische Guaraní. Ob ich die auch tauschen kann? Klar! Alles besser als Pesos, die täglich an Wert verlieren. Der Eintritt und die Rückfahrt sind also gesichert. Im Park werden dann natürlich wieder alle denkbaren Zahlungsmittel akzeptiert.
    Der argentinische Park ist deutlich naturbelassener und weniger auf Erlebnis getrimmt als der brasilianische. Es gibt mehrere kleine Wanderwege und man kann dort ohne Probleme 1-2 Tage verbringen. Minimum sind 4-5 Stunden. Die Hauptattraktion ist eigentlich der Steg zum oberen Teil der Garganta del Diabolo, dem höchsten Wasserfall. Der ist wegen Hochwasser aber leider geschlossen. Wir begnügen uns deshalb mit den anderen Wegen, die einmal oberhalb und einmal unterhalb der anderen kleineren Fälle entlangführen. Mittags machen wir an einem der Kioske Pause. Dort zu essen ist gar nicht so einfach. Da Coatis (Nasenbären) und Affen von den Touristen so angefüttert wurden, dass sie jede Scheu verloren haben und teilweise ziemlich aggressiv werden. Die Coatis sind dabei einfach penetrant und versuchen mit scharfen Zähnen und Krallen zu "überzeugen", die Affen sind vor allem sehr schnell. Ein Mitarbeiter warnt immer wieder davor, dass sie nicht nur Essen und Getränke (wie verlieren fast eine Coladose an sie), sondern auch Kameras, Sonnenbrillen und anderes entwenden.
    Um 17.00 Uhr schließt der Park auf unserem Rückweg begegnet uns noch ein Tukan und ein paar etwas schüchternere Affen. Zurück fahren wir mit dem Bus.
    Am nächsten Morgen machen wir uns auf zum brasilianischen Parkeingang. Diesmal gleich mit dem Taxi. Wir haben Tickets für 10.00 Uhr online gekauft. Am Eingang steigt man gleich in einen Doppeldeckerbus und wird an den Anfang des Panoramawegs gefahren. Dieser führt ein paar Kilometer immer mit Blick auf die argentinischen Fälle bis zur Garganta del Diabolo, die man hier von unten sehen kann.
    Um 14.00 Uhr sind wir wieder mit dem Bus am Hotel angekommen. Vor der Weiterfahrt springen wir noch kurz in den Dachterrassenpool unseres Hotels. Um 16.45 Uhr geht es weiter mit dem Nachtbus nach Campo Grande.
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