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  • Day 32

    Grenzübertitt für Fortgeschrittene

    January 28, 2023 in Paraguay ⋅ ☀️ 34 °C

    Nach einer typisch paraguayischen Busfahrt mit vielen Stopps, einziges Highlight war eine kleine Bergkette (!), die wir kurz hinter Asunción überwinden mussten, kommen wir nach über 6 Stunden in Ciudad del Este an. Über die Stadt hatten wir schon viel gehört: gefährlich, wuselig, chaotisch, schwer bewaffnete Wachen vor den Geschäften. Schließlich ist sie die größte Freihandelszone Südamerikas und zieht daher alle möglichen Menschen an. Einige Berühmtheit erlangte sie vor ein paar Jahren durch einen spektakulären Banküberfall. Eine bewaffnete Gruppe griff simultan mehrere Polizeistationen in der Stadt an, eine weitere sprengte in dieser Zeit ein Loch in den Tresorraum einer großen Bank und floh mit dem erbeuteten Geld über die Grenze nach Brasilien. Aber als wir am Terminal ankommen wirkt es eher, naja - tot, die Umgebung ländlich, eigentlich sehr friedlich. So friedlich, dass wir erst Bedenken haben ob wir von hier überhaupt weiterkommen. Als wir dann sofort ein Taxi bekommen, dass uns über die Grenze nach Foz do Iguacu fahren kann, sehen wir uns schon mit Caipirinhas auf der Dachterasse unseres Hotels sitzen, sind ja nur 30 Minuten Fahrt. Als der Taxifahrer hört, dass wir nach Brasilien einreisen müssen (bei Tagestrips geht das auch ohne Einreise), runzelt er kurz die Stirn und meint wenn er lange warten muss, müssen wir etwas mehr zahlen. Wieviel? 3 Euro. Ach so, kein Problem. Wir fahren durch die menschenleere Stadt. Für paraguayische Verhältnisse wirkt sie eher modern, mit hohen Gebäuden und breiten Straßen. Die Geschäfte sind schon alle geschlossen. Scheinbar haben die nur bis mittags auf. Gotham City schläft. Die Ausreise aus Paraguay ist schnell erledigt. Die Beamten sitzen in einem unscheinbaren Gebäude mit angeschlossener Touriinfo. Weiter geht´s über die Puente de la Amistad über den Paraná nach Brasilien. Dort erwartet uns eine riesige Grenzanlage, die einen eher an die USA denken lässt: Absperrungen, Flutlicht, martialische aussehende Grenzbeamte mit schusssicheren Westen - und eine lange Schlange. Langsam verstehen wir, was der Taxifahrer meinte mit "in Brasilien gibt es nur eine", das meint einen Grenzbeamten für alle Ein- und Ausreisenden. Als der Taxifahrer die Schlange sieht, sagt er gleich, es wäre besser für alle wir zahlen jetzt und nehmen auf der anderen Seite ein neues Taxi. Ehe wir uns versehen sind wir draußen mit unserem Gepäck. Wie lang die Schlange ist, sehen wir erst jetzt. Zwei Stunden warten wir in der Hitze bis wir endlich dran sind. Inzwischen ist es 22.00 Uhr und dunkel. Die Einreise ist völlig unspektakulär, der Beamte will nichts von uns sehen außer unseren Pässen. Wir hätten ohne Probleme den ganzen Rucksack voller Drogen haben können. Erstmal lässt er uns aber ein paar Minuten stehen und scherzt mit seinen Kollegen, holt sich was zu trinken. Man könnte fast denken, das Ganze sei reine Schikane.. Zu Fuß laufen wir über die Grenze. Dort ist alles dunkel und verlassen, der Taxistand hat geschlossen. Nur eine Bar ist noch geöffnet aus der laute Musik kommt, ein paar betrunkene Männer sitzen davor. Es gibt nur Motorradtaxis, die uns aber wegen des Gepäcks nicht mitnehmen können. Der nette Mototaxista versucht uns ein Taxi zu rufen hat aber keinen Erfolg. Er empfiehlt uns die vierspurige Straße zu überqueren und im Stau, der sich bei der Einreise nach Paraguay bildet ein paraguayisches Taxi zu suchen, das nochmal umdreht. Wir finden nur ein besetztes brasilianisches Taxi. Der Taxifahrer verspricht uns auf der Rückfahrt aufzusammeln, zum Abschluss meint er noch wir sollen bei den Mototaxis warten, es wäre gefährlich hier. Wie beruhigend. Kurz kommt uns der Gedanke einfach ins beschauliche Paraguay zurückzulaufen. Bange 15 Minuten warten wir mit unserem ganzen Gepäck in der unwirtlichen Gegend. Dann kommt der Taxifahrer wie versprochen und wir brausen durch die menschenleeren Straßen von Foz. Foz ist eine relativ gesichtslose Stadt mit breiten Straßen und hohen Gebäuden. Unser Hotel ist im Zentrum, das auch nur aus einer vierspurigen Straße und vielen Bars besteht. Als wir ankommen ist es 23.00 Uhr und wir sind ziemlich am Ende, denn es ist immer noch heiß. Hungrig sind wir trotzdem und so suchen wir in der Partymeute nach etwas zu essen. In einem OpenAir Foodcourt, der sich in einer Art Käfig befindet, wer hier vor wem geschützt wird ist unklar, warten wir quälend lang auf unser Fastfood. Aus den Bars dröhnt in voller Lautstärke Funk Carioca, ein Musikstil aus den Favelas von Rio, nervig ist er trotzdem.
    Die Moral von der Geschichte: entweder man kommt morgens in Ciudad del Este an oder man bucht gleich einen durchgehenden Bus nach Foz.
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  • Day 30–33

    Asunción - im Schmortopf

    January 26, 2023 in Paraguay

    Unsere Freunde wohnen eigentlich in Lambaré einem Vorort von Asunción, allerdings merkt man die Übergänge von Asunción zu den vielen Vortorten in der Realität nicht wirklich. Als wir ankommen gibt es Pizza und wir haben uns erstmal viel zu erzählen. Am nächsten Tag machen wir ganz paraguayisch eine Stadtrundfahrt mit dem klimatisierten Auto. Da meine Freundin weiß, dass komische Europär:innen wie wir gerne zu Fuß auf eigene Faust eine Stadt erkunden, werden wir doch irgendwann rausgelassen. Die Familie fährt wieder nach Hause eher ungläubig, dass wir uns das bei der Hitze wirklich antuen wollen (mehrere besorgte WhatsApp Nachrichten, ob wir nicht doch lieber nach Hause in den Pool kommen wollen folgen). Wir schlagen uns erst tapfer, irren dann aber doch eher wie schlecht gelaunte, überhitzte Zombies ziellos durch die Innenstadt. Sobald man sich hinsetzt, wird man belagert von Menschen, die Zigaretten oder Geld möchten, geht man ist man sofort klatschnass geschwitzt. Eigentlich wollte ich nie wieder um diese Jahreszeiten nach Paraguay, aber was tut man nicht alles um der Freundschaft willen. Wir versuchen es mit Museen, aber leider haben die nicht unbedingt eine Klimaanlage und drinnen ist es dann noch schlimmer. Ungefragt bekommen wir jedes Mal eine Führung und so lernen wir etwas über das Eisenbahnmuseum, das Unabhängigkeitsmuseum, das Nationalarchiv und das Stadtmuseum - alles schwitzend. Mittags essen wir im Bolsi, meinem Lieblingsrestaurant und einer Institution in der Innenstadt. Mit vollem Magen und nach dem kühlen Restaurant ist es noch schlimmer und wir sind kurz davor aufzugeben. Aber gute Touristen die wir sind, geben wir nicht auf. Ein doppelter Espresso im Lido, dem zweiten Traditionslokal gibt uns wieder Energie und wir laufen noch zur Manzana de la Rivera. In dem Block, der aus mehreren historischen Häusern besteht ist heute ein Kulturzentrum untergebracht. Von dort geht es zur Loma San Geronimo, einem "Barrio Popoular", das sich zum ersten Touristenviertel Paraguays erklärt hat. Die engen Gassen des Viertels sind bunt bemalt und in einigen Häusern gibt es Bars und einen Aussichtsturm. Leider ist gerade nichts los. Die Menschen machen das alles nach ihrer Arbeit daher sind die "Attraktionen" nur sporadisch geöffnet. Ein netter Spaziergang ist es trotzdem.
    Abends machen wir ein Asado. Gegrillt wird im Garten, aber gegessen wird drinnen. Zum einen weil es draußen zu heiß ist, zum anderen grassieren in Paraguay regelmäßig Dengue und andere tropische Fieber. Unsere Freunde haben ein drei Monate altes Baby, das noch kein Mückenspray verträgt und für das Dengue gleichzeitig tödlich verlaufen kann. Wenn es irgendwie geht bleibt es daher im Haus. Auch für den achtjährigen Sohn ist Dengue eine ernste Sache. Jedes Mal wenn wir das mit Moskitonetzen bestückte Haus verlassen sprühen wir uns alle ein. Der Nahverkehr ist chaotisch und deswegen fährt man wenn es geht überall mit dem Auto hin. Auf der Straße spielen oder alleine zum Schwimmunterricht gehen ist da eher nicht möglich. Schon eine ganz andere Kindheit, als wir sie hatten.
    Am nächsten Morgen fahren wir alle zusammen auf den Cerro Lambaré, von hier aus hat man einen tollen Ausblick auf die Stadt und den Fluss. Zum Mittagessen gibt es Chipa Guazu, ein Maisoufflee mit Käse und Zwiebeln. Nachmittags fahren wir auf den Mercado 4. Der Mercado 4 war ursprünglich eine Markthalle, der Mercado Municipal no. 4. Heute hat er sich über das ganze Viertel ausgebreitet. In einem unüberschaubaren Gewirr aus Gassen und Ständen kann man wirklich alles kaufen. Obst, Gemüse, Fleisch, aber auch lebende Tiere, Pflanzen, Kleidung, Videospiele und allerlei illegales. Teilweise sind es Marktstände im Freien, teilweise sind es kleine Einkaufspassagen in Gebäuden. Ich verliere innerhalb kürzester Zeit die Orientierung. Viele Waren wie Öl, Waschmittel oder Windeln werden aus Argentinien geschmuggelt und sind daher um ein vielfaches billiger als im Supermarkt. Unsere Freunde kommen deshalb für den wöchentlichen Großeinkauf her. Für die paraguayische Mittelschicht ist es schwer bei den Gehältern ihren Lebensstandard zu halten. Nur mit solchen halblegalen "Ausgleichsmärkten" ist das überhaupt möglich. Besonders toll ist der Kräutersektor, aus allen Läden hier strömt ein unglaublicher Duft. Bei den Bolivianern, die ganze Straßenzüge belegen und ihre andine Kultur samt Prozessionen zur Ehren einer eigenen Jungfrau pflegen, gibt es zum Beispiel warme Kleidung zu kaufen. Die braucht man in Paraguay nur an wenigen Tagen im Jahr, aber manchmal halt doch. Auch eine koreanische Community gibt es. Sie betreiben meist Import-Export Geschäfte und ihre Häuser sind häufig Lager und Wohnung zugleich. Auf dem Markt wurde übrigens der international prämierte Film "7 Cajas" (7 boxes) gedreht.
    An unserem letzten Morgen gibt es Mbeyu, ein Fladen aus Mandiokastärke, Käse und Butter und Chipas. Das ist ein traditionelles Gebäck aus Mandiokmehl, Maismehl und Käse. Der Abschied fällt uns allen schwer, als wir um 13.00 Uhr den Bus nach Ciudad del Este besteigen. Im Gepäck haben wir Chipas, Mbeyu, Chipa Guazu und selbstgemachte Empanadas.
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  • Day 29–31

    Santa Maria de Fe von der Hängematte aus

    January 25, 2023 in Paraguay ⋅ ☀️ 35 °C

    Santa Maria de Fe ist ein kleines Dorf in Provinz Missiones. Ich kenne Santa Maria, weil ich vor ein paar Jahren hier für ein Forschungsprojekt mit zwei Kolleginnen die Holzskulpturen des örtlichen Museums untersucht habe. Santa Maria wurde von den Jesuiten im 17. Jahrhundert als Guaraní Mission gegründet. Die Struktur der Mission ist weitgehend erhalten, die Gebäude leider nicht. Nur direkt an der Plaza gibt es noch ein paar Wohnhäuser in denen ursprünglich höher gestellte Guaranífamilien lebten. An der Plaza gibt es auch das einzige Hotel. Das Santa Maria Hotel hat nur fünf Zimmer und ist ein wirkliches Kleinod. Die Zimmer sind liebevoll mit lokalen Handwerksprodukten eingerichtet und es gibt einen wunderschönen Garten mit einer Hängematte, die in einem alten Mangobaum hängt. Nach 19 Stunden Busfahrt machen wir erstmal nichts anderes als faul "rumzuhängen". Da es in Santa Maria kein Restaurant gibt, kann man Essen ins Hotel bestellen, das von einer Frau aus dem Dorf gekocht wird. Vorher raffen wir uns noch kurz auf den Sonnenuntergang am Dorfrand anzuschauen. Die Straßen sind mit kleinen Steinen gepflastert und uns begegnen Kühe, Hühner und Hunde. Die Leute starren einen an als wär man ein Alien, ein freundliches zwar, aber trotzdem ein Alien. Das Lustige ist, dass man trotzdem immer wieder auf Englisch angesprochen wird. Für ein Dorf in Paraguay ist das schon ziemlich kurios, wenn man bedenkt, dass die erste Sprache der meisten hier Guaraní ist. Das liegt an einer Engländerin, die hier schon ewig lebt und mit ihrer Stiftung kostenlosen Englischunterricht für die Dorfjugend anbietet. Ihr ist auch das Hotel zu verdanken, dass von einem ehemaligen Stipendiaten der Stiftung geführt wird.
    Noch vor dem Frühstück treffen wir am nächsten Morgen auf der Plaza die örtliche Brüllaffenhorde. Sie lebt in den Bäumen der Plaza und im Garten des Museums. Die Gemeinde hat einen eigenen Affenbeauftragten, der sie einmal in der Woche mit Bananen versorgt. Sie lassen sich füttern sind aber sonst nicht sehr zutraulich oder gar aggressiv. Den Rest des Tages hängen wir wieder in der Hängematte rum. Laura, der gute Geist des Hotels macht uns Terere. Das ist die paraguayische Form des Mate. Man gießt den Mate, der oft mit Kräutern wie Minze oder Boldo gemischt ist, mit eiskaltem Wasser auf. In das Wasser werden ebenfalls frische Kräuter und Wurzelsude gegeben. Diese kann man am Straßenrand bei den Yuyeras kaufen. Für jedes erdenkliche Leiden oder Bedürfnis wird eine extra Mischung zusammengestellt. So lässt sich die absurde Hitze gut ertragen. Nur ich bin kurz gestresst, weil ich versuche unsere Bustickets nach Brasilien online zu buchen, kein Vergnügen, wenn man Ausländerin ist. Um unsere Weiterfahrt nach Asunción kümmert sich netterweise Laura. Am Nachmittag haben wir einen kurzen Aktivitätsschub und machen eine Führung durch das kleine Museum. Hier sind die Skulpturen ausgestellt, die ursprünglich in der Missionskirche standen. Auch hier kann man Führungen in tadellosem Englisch bekommen. Wir spazieren noch ein bisschen durchs Dorf und Essen wieder im Hotel.
    Am nächsten Morgen geht es nach San Ignacio. Von hier geht unser Bus nach Asunción. Wir essen im La Arcadia, dem besten Restaurant in der Region. Es gehört der Frau eines lokalen Künstlers und man bekommt typisch paraguayisches Essen: Chipa Guazu (eine Art Maissouffle mit Käse und Zwiebeln), Sopa Paraguaya (ein Maiskuchen), Chastaka (Trockenfleisch mit Frühlingszwiebeln und Paprika) oder Madió Chyryry (Mandioka mit Ei und Speck). Außerdem isst man in Paraguay auch viel gegrilltes Rindfleisch und Flussfisch wie Surubí. Die Lokale auf dem Land haben meistens nur Mittags auf, da eher Geschäftsleute oder Menschen, die zur Arbeit in der Stadt sind Essen gehen. Abends bekommt man höchstens Fastfood. Vor unserer Weiterfahrt gehen wir noch in das Museum von San Ignacio. Auch San Ignacio wurde als Mission gegründet. Erhalten sind nur ein paar Häuser an der Plaza und die ehemaligen Werkstätten. Hier ist ebenfalls eine große Sammlung an Skulpturen aus der ehemaligen Dorfkirche ausgestellt. Danach warten wir ewig bei 38° auf unseren Bus. An den leichten Schweißfilm auf der Haut und die rote Erde, die alles verfärbt muss man sich hier einfach gewöhnen. Das die Klimaanlage im Bus tatsächlich läuft merken wir erst als wir im noch heißeren Asunción völlig durchgeschwitzt aussteigen. Auch Nachts sind es noch über 28°C. Bus fahren in Paraguay kann sehr nervig sein. Die Busse halten ständig, damit Leute ein und aussteigen können, dadurch sind die Zeiten eher unkalkulierbar, wir schaffen es aber trotzdem in gut vier Stunden nach Asunción wo wir von Freunden abgeholt werden, die ich aus dem Projekt kenne.
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  • Day 28

    Über die Grenze nach Encarnación.

    January 24, 2023 in Argentina ⋅ ☀️ 36 °C

    Abends um 20.00 Uhr sind wir in Buenos Aires eingestiegen, morgens um 05.30 Uhr weckt uns die Sonne auf dem platten Land in den Subtropen. Palmen, rote Erde und einfach sehr viel Platz umgeben uns. Als wir um 08.00 Uhr in Posadas aussteigen ist es bereits warm und feucht. Wir nehmen einen der Servicios Internacionales, Stadtbusse die über den Paraná und damit über die Grenze nach Encarnación fahren. An der Grenze müssen alle aussteigen. Das argentinische Grenzzentrum hat Toiletten (hochwillkommen bei uns) und ist in einem klimatisierten Gebäude untergebracht. Auf der anderen Seite der Brücke erwartet uns eine andere Welt: in der prallen Sonne stehen wir mit unserem ganzen Gepäck an ein paar Baracken an. Die Einreise verläuft dann aber problemlos. Unser Bus ist allerdings weg und wir müssen auf den nächsten warten (ist so eingeplant). Dieser schiebt sich dann durch das Gewühl hinter der Grenze. Das ganze Viertel schein ein einziger Markt und auf den umherflitzenden Motos werden die unglaublichsten Dinge transportiert. Verkehrsregeln sind eher nicht erkennbar. Etwas weg von der Grenze ist es deutlich ruhiger und um 10.30 Uhr kommen wir am Busterminal an. Wir tauschen unsere letzten Euro in Guaraní um die Weiterfahrt zu bezahlen. Zu spät sehen wir, dass es auch einen Geldautomaten gegeben hätte. Um uns die Stunde bis zur Weiterfahrt zu vertreiben spazieren wir als gute Touristen zur einzigen Sehenswürdigkeit - der Strandpromenade mit Blick auf Posadas. Der Fluss ist hier extrem breit und es gibt sogar einen kleinen Strand. Aber es ist einfach nur sehr heiß und wir schleppen uns zurück zum Bus. Wie wir feststellen müssen haben wir uns für eine sehr einfache Busgesellschaft entschieden. Der Bus hat keine Klimaanlage, dafür pustet der Wind durch die offenen Fenster. Die Stoßdämpfer sind hin und Passagiere werden quasi überall aufgenommen. Schicksalsergeben und übermüdet schaukeln wir mit Stopps alle paar Kilometer durch die paraguayische Landschaft. Bis vor ein paar Jahrzehnten war das Land vollständig bewaldet. Heute ist ein Großteil abgeholzt um Platz für Vieh und Soja zu schaffen. Größere Ansammlungen von Bäumen sind meistens Eukalyptus und Fichten, schnellwachsendes Holz zum Bauen und für die Papierherstellung. Nach 3,5 Stunden sind wir endlich in San Ignacio. Es ist mittlerweile 15.00 Uhr - vor 19 Stunden sind wir in Buenos Aires gestartet. Gott sei Dank warten schon ein paar Taxifahrer und wir müssen nur noch 20 Minuten ins idyllische Santa Maria hinter uns bringen.Read more

  • Day 26–27

    Buenos Aires - La Recoleta

    January 22, 2023 in Argentina

    Vor unserer Weiterfahrt nach Paraguay haben wir noch einen Tag in Buenos Aires. Für ein bisschen Kontrast zum letzten Aufenthalt haben wir dieses Mal eine Unterkunft in La Recoleta gebucht. La Recoleta ist der Stadtteil der Schönen und Reichen und hat außerdem ein sehr aktives Nachtleben. Müde und hungrig schieben wir uns nach unserer Ankunft um Mitternacht durch die Partygänger und landen schließlich bei McDonalds. Überall anders hat die Küche schon geschlossen. Am nächsten Morgen muss ich nach mehreren entnervenden Telefonaten feststellen, dass meine Bankkarte gesperrt wurde. Der Grund ist unklar. Scheinbar weil ich drei Wochen zuvor eine Rückbuchung veranlasst hatte. Über die Konsequenzen wurde ich leider nicht aufgeklärt und irgendwie hatte man mir auch vergessen Bescheid zu geben. Die neue Karte liegt bereits in München in unserer Wohnung bereit - wie praktisch. Wir versuchen uns davon nicht die Laune verderben zu lassen und ziehen los. Ganz Recoleta-like frühstücken wir in einem französischen Café, das Mehl und Butter aus Frankreich importiert. Das merken wir erst als wir schon bestellt haben...dekadenter gehts kaum. Das Straßenbild ist geprägt von schick gekleideten Menschen mit sehr kleinen Hunden. Der Stadtteil ist bei Touristen vor allem wegen des historischen Friedhofs bekannt, auf dem unter anderem Evita Perón begraben ist. Der ist auch unser erstes Ziel. Zwischen den riesigen Mausoleen ist die Hitze kaum zu ertragen und irgendwie sind wir nicht in Friedhofsstimmung. Wir verlassen ihn daher fluchtartig unter Protest des Wachmanns durch den Eingang. Ein paar Meter weiter versöhnt uns das Centro Cultural de la Recoleta wieder mit dem Stadtteil. Ehemalige Klostergebäude sind zu einem rieseigen Public Space umgebaut worden. Der Zugang ist gratis und für alle offen. Es gibt Ausstellungsräume, klimatisierte Aufenthaltsbereiche, Bastelecken für Kinder, Proberäume und Tanzsäle. Von dort laufen wir durch die glühende Hitze zur Biblioteca Nacional, der Asphalt ist so heiß, dass man ihn durch die Schuhsohlen spürt. Die Bibliothek ist in einem tollen brutalistischen Bau untergebracht, aber leider den ganzen Januar geschlossen.
    Wir fahren mit der Metro nochmal ins El Ateneo, weil wir unsere Einkäufe dort bei der letzten Abfahrt im Taxi liegen gelassen hatten. Im Café, dass auf der ehemaligen Bühne des Theaters eingerichtet ist, erholen wir uns bei Klaviermusik ein bisschen von der Hitze. Bei der Bezahlung wird die Karte meines Freundes ebenfalls abgelehnt. Nun sind wir doch etwas gestresst. Mit Mühe überzeugen wir die Kellner, dass wir mit Euro zahlen können - zu einem unterirdischen Kurs. Abends geht es wieder nach Retiro zum Busbahnhof. Um 20.00 Uhr treten wir die 12,5 h lange Fahrt nach Posadas an der paraguayischen Grenze an. Wir haben die Superluxusvariante mit 180° klappbaren Sitzen gewählt und lassen uns vom Bus in den Schlaf schaukeln.
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  • Day 24–25

    Carneval in Montevideo

    January 20, 2023 in Uruguay ⋅ ⛅ 29 °C

    Der Abschied von der Casa del Mar fällt schwer. Wir nehmen die Ruta 10 immer an der Küste entlang und stoppen unterwegs im schicken José Ignacio und in Punta del Este, dem Miami Beach von Südamerika. Hier treffen sich an der Punta Salinas der Rio de la Plata und der Atlantik. Beide Orte zeichnen ein ganz anderes Bild von Uruguay als die entspannten eher rustikalen Badeorte im Departement Rocha. Zwei Welten zwischen Aussteigertum und Jetset. Kaum zu glauben, dass das gleiche Land ist. Uruguayisch entspannt geben wir den Mietwagen 1,5 Stunden zu spät ab. Angekündigt habe ich das natürlich über WhatsApp. Als Antwort auf meine Frage obs okay ist wenn wir später kommen gibt es Herzchen. Die gesprungene Windschutzscheibe (ein Tribut an die Schotterpisten) kostet uns 100 Euro, aber sonst wird nichts bemängelt. Mit dem Taxi fahren wir an der 38 km langen Rambla (Strandpromenade) ins Hotel in der Altstadt. Montevideo ist für uruguayische Verhältnisse eher unsicher und vor allem die Altstadt ist nachts nicht unbedingt empfehlenswert. Da aber hier auch das Fährterminal ist haben wir uns trotzdem für dieses Hotel entschieden. Zu unserem Glück - denn wie wir erst jetzt erfahren, hat am Tag vorher der Karneval begonnen und heute ist Sambaumzug. Der Hin- und Rückweg ist zwar etwas gruselig, aber der Umzug ist definitiv ein Erlebnis. Obwohl wir total müde sind halten wir fast bis Mitternacht durch. Die Sambaschulen Montevideos ziehen an uns vorbei und die Stimmung ist bombastisch.
    Am nächsten Tag drehen wir eine Runde durch die Altstadt, fahren an den hippen Stadtstrand in Pocitos und essen Mittag im Mercado del Puerto. Der Markt besteht hauptsächlich aus Grillrestaurants, aber essen kann man hier sehr gut. Die Szene wie wir vor unserem gegrillten Rindfleisch sitzen und neben dem Restaurant eine Candombetruppe spielt hat definitiv Traumschiffqualitäten. Tatsächlich ist Montevideo ein frequentierter Kreuzfahrthafen und gerade der Bereich um den Mercado del Puerto, der in der Nähe des Kreuzfahrtterminals liegt, ist entsprechend hergerichtet. Die Fußgängerzonen sind mit Palmen bepflanzt und von netten Cafés gesäumt. An jeder Ecke steht Polizei. Abseits davon ist die Altstadt eher runtergekommen. Viele Läden stehen leer und in manchen Straßen fühlt man sich auch tagsüber nicht wohl. Argentiniens Krisen treffen auch Uruguay jedes Mal und gerade in Montevideo zeigt sich das. Wieder fühlen wir uns fast wie in einem anderen Land. Neben Jetset, Hippies und Gauchos gibt es natürlich auch in Uruguay Armut und soziale Ungleichheit. Um 19.30 Uhr geht unsere Fähre nach Buenos Aires. Das Schiff Papa Francisco von Buquebus gehört zu den schnellsten Fähren der Welt. In unter 3 Stunden schafft es die Distanz zwischen Montevideo und Buenos Aires. Leider hat die Fahrt dadurch den Charme eines Kurzstreckenfluges. Nach draußen kann man nicht, dafür gibt es einen riesigen Duty Free Shop.
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  • Day 22

    Cabo Polonio und Laguna de Rocha

    January 18, 2023 in Uruguay ⋅ ⛅ 25 °C

    Ein paar Ausflüge haben wir dann doch gemacht. Der erste führt nach Cabo Polonio. Das Cabo (Kap), wie es meistens genannt wird liegt in einem Nationalpark. Aus einem kleinen Fischerort hat sich mittlerweile eine Hippie/Aussteigersiedlung entwickelt. Ohne Autos, ohne Strom und mit nur eingeschränkt fließendem Wasser ist das Leben hier in jeder Hinsicht alternativ. Am Eingang des Parks lässt man sein Auto stehen und fährt mit überdimensionierten Safaritrucks durch die Dünen etwa 30 Minuten in den Ort. Allein die Fahrt ist schon ein Erlebnis. Wir drehen eine Runde durch den Ort, schauen bei der Seelöwenkolonie am Leuchtturm vorbei und trinken in einer der Hippibars einen Kaffee mit Hafermilch. Für mehr Caboerlebnis müsste man schon übernachten, aber das ist im Sommer unglaublich teuer.
    An unserem letzten Tag haben wir eine Bootsfahrt auf der Laguna de Rocha organisiert. Pepe ein örtlicher Fischer fährt einem mit seinem Fischerboot über die Lagune. Dort gibt es unter anderem Flamingos, Schwarzhalsschwäne und Kormorane. Die eigentliche Attraktion ist aber Pepe. Eigentlich ein wortkarger Fischer, wie man sich das vorstellt (allein die Buchung war schon zäh) hat er ein großes Bedürfnis den Touristen seine Art zu Leben näher zu bringen. Eine Stunde tuckern wir über die Lagune und er erzählt uns ein bisschen was: übers Fischen, die Lagune, die Vögel und wie man so lebt am Ende einer Schotterpiste mitten im Nirgendwo zwischen der Lagune und dem Meer.
    Abends kommen wir nochmal zurück um in der Cocina de la Barra bei fangfrischem Fisch den Sonnenuntergang über der Lagune zu bewundern, Die Cocina wir von den örtlichen Fischern betrieben und schließt nach Sonnenuntergang.
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  • Day 20–21

    La Charqueada und Lago Merin

    January 16, 2023 in Uruguay ⋅ ☀️ 32 °C

    Nach unserem Bad im See machen wir uns auf den Weg zu unserer zweiten Übernachtung: La Charqueada, auf Google Maps heißt der Ort General Enrique Martinez, was uns erst ein bisschen verwirrt, aber irgendwie scheint er zwei Namen zu haben. Es handelt sich in jedem Fall um ein sehr verschlafenes Nest am Ende einer Landstraße und am Ufer des Rio Cebollatí. Unterkünfte sind auf dem uruguayischen Land dünn gesät, wenn man nicht gerade mit dem Camper oder Zelt unterwegs ist. In La Charqueada gibt es aber Cabanas Municipales. Also Hütten, die der Gemeinde gehören. Sie wurden ursprünglich im Sinne des Sozialtourismus gebaut um auch ärmeren Familien Urlaub im eigenen Land zu ermöglichen. Über WhatsApp (wer hätte das gedacht) hatten wir eine der Hütten am Flussufer reserviert. Die Anzahlung haben wir über Redpagos getätigt. Das ist ein Dienstleister, der es Menschen ohne Konto ermöglicht Rechnungen zu bezahlen, Lohn zu erhalten und Überweisungen zu machen. Sehr praktisch auch für Auswärtige und in Südamerika weit verbreitet, da viele Menschen kein Konto haben. Die Hütte stellt sich als sehr komfortabel heraus. Wir haben ein Schlafzimmer, Küche, Bad, Klimaanlage, ein Carport und - eine Parillera. Natürlich. Grillen scheint eh die einfachste Art an Abendessen zu kommen. Nur wo bekommen wir am Sonntagabend um 19.30 Uhr Fleisch und Holz her? Google verrät uns, das es eine Metzgerei gibt. Öffnungszeiten unbekannt. Wir fahren mal vorbei, das Geschäft sieht ziemlich zu aus, aber als wir kurz stoppen fragt uns ein junger Mann mit Bier was wir suchen. Die Metzgerei hat zu oder? Ja, aber ich mach schnell auf, sagt er. Sehr praktisch, wir kaufen 1 Kg Rippchen und machen uns auf die Suche nach Holz. Auch im nächsten Laden sitzt der Besitzer davor und verkauft uns noch schnell ein paar Tomaten. Holz? Jaa da wäre dieser Typ in der dritten Querstraße rechts, der würde Holz verkaufen. Wir fahren ziellos durch den Ort und siehe da die dritte Querstraße rechts oder so - da steht ein Schild und Holz auch. Allerdings bewacht von zwei wütenden Hunden. Wir klatschen (macht man hier statt klopfen) und rufen, aber niemand kommt. Irgendwann schlurft ein schon etwas betrunkener, bärtiger Typ aus dem Haus und verkauft uns Holz. Noch ein kurzer Stopp im Supermarkt für Kaffee und Toilettenpapier und es könnte losgehen. Aber wo ist der Schlüssel zur Hütte? Wir stellen alles auf den Kopf, aber er bleibt verschwunden. Ich bin mir sicher, dass ich ihn vor der Metzgerei verloren habe. Also fahre ich nochmal zurück. Der Metzger sitzt inzwischen oben ohne immer noch mit Bier und jetzt umringt von seinen Freunden vor der Metzgerei. Alle helfen suchen. Die Metzgerei wird nochmal aufgeschlossen, Autos umgeparkt, aber er ist nicht da. Auch der Herr mit den Tomaten durchkämmt mit einer Taschenlampe das Gebüsch vor seinem Haus - ohne Erfolg. Ganz La Charqueada weiß jetzt, dass die Alemanes ihren Schlüssel verloren haben. Zurück an der Hütte finden wir ihn dann doch unter dem Beifahrersitz. Als wir ein bisschen später mit Dosenbier vor unserem Pick-up sitzen und den Rippchen über dem Feuer beim Garen zuschauen haben wir kurz das Gefühl mehr Uruguay geht nicht.
    Die Straße in La Charqueada endet am Fluss, eine Brücke gibt es momentan nicht. Nur ein kostenloses Floß, das immer zwei bis drei Autos auf einmal transportiert. Am nächsten Morgen reihen wir uns in die Autoschlange und warten fast eine Stunde auf die Überfahrt. Genug Zeit um mit den anderen Wartenden ins Gespräch zu kommen, den Ablauf zu studieren und im Schatten zu chillen. Auf der anderen Seite erwartet uns - wer hätte das gedacht - eine weitere Schotterpiste durchs nirgendwo. Bis Cebollatí fahren wir durch dichten Wald. In Cebollatí biegen wir links ab auf eine weitere Schotterpiste. Die Landschaft wird deutlich flacher. Auf der einen Seite erstrecken sich endlose Weiden mit riesigen Rinderherden, auf der anderen Seite tiefgrüne Reisfelder. Ein handgeschriebenes Schild zeigt nach rechts und weißt zur "Laguna". Nach ein paar Kilometern vermischt sich die dunkle Erde mit feinstem, weißen Sand und Dünen tauchen vor uns auf. Dahinter liegt der Lago Merín, Uruguays größter See, obwohl der Großteil in Brasilien liegt. Die Szenerie ist ziemlich unglaublich: kilometerlanger feinster, weißer Sandstrand und kaum eine Menschenseele. Etwas verstreut stehen ein paar Pickups am Wasser. Wir schwimmen eine Runde bevor wir weiterfahren. Immer an der Grenze entlang fahren wir zurück Richtung Küste. In 18 de Abril essen wir erstaunlich gut im Boca 2. Wenig später besichtigen wir das Fortín San Miguel. Ein Fort, dass die Portugiesen im 18. Jh. erbauten um die Truppenbewegungen der Spanier in Richtung Rio Grande do Sul zu beobachten. Wenig später sind wir in Chuí/Chuy. Die Stadt liegt auf der Grenze zwischen Uruguay und Brasilien. Die Grenze verläuft mitten durch die Hauptstraße. Die ganze Stadt ist ein einziger Supermarkt und ziemlich chaotisch. Wir machen ein paar Einkäufe und fahren weiter an der Küste entlang. Im Nationalpark Santa Teresa legen wir einen kurzen Stopp zum Sonnenuntergang ein. Am Straßenrand begegnet uns eine Capibarafamilie. Danach essen wir in Punta del Diablo eine Kleinigkeit. Der Ort ist ein eher alternativer Badeort, der sich aus einem kleinen Fischerdorf entwickelt hat. Den perfekten Abschluss bildet ein Sambakonzert am Strand. Um 23.00 Uhr kommen wir ziemlich fertig in Antoniopolis an. Die ganze Familie, uruguayische und deutsche, sitzt noch beim Abendessen. Sie überreden uns um 01.40 Uhr noch den Mondaufgang anzuschauen. Es ist tatsächlich ziemlich spektakulär, wie sich die blutrote Mondsichel aus dem Meer schiebt. Das Aufstehen nach drei Stunden Schlaf ist dann am nächsten Morgen entsprechend hart.
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  • Day 18–19

    Quebrada de los Cuervos

    January 14, 2023 in Uruguay ⋅ ⛅ 29 °C

    Am Wochenende nutzen mein Freund und ich die Vorlesungsfreie Tage für einen Ausflug ins Inland. Unser erstes Ziel ist die Quebrada de los Cuervos, ein Naturschutzgebiet im Departamento Trienta y Tres mit dem tiefsten Canyon Uruguays. Das Abenteuer beginnt gleich hinter der Stadtgrenze von Rocha: 70 km nicht Schotterpiste liege vor uns. Es ist so wenig Verkehr, dass die vorbeireitenden Gauchos freundlich den Hut zum Gruß heben - mehr Klischee geht kaum. Nachdem die Schotterpiste hinter uns liegt müssen wir feststellen, dass die asphaltierte Landstraße noch schlimmer ist. Sie besteht nämlich aus mehr Schlaglöchern als Asphalt. Erst kurz vor Trienta y Tres wird es besser. Ziemlich fertig kommen wir in dem sehr verschlafenen Nest an. Wir finden einen offenen Supermarkt in dem wir fast die einzigen Kunden sind und kaufen Proviant für die nächsten Tage. Für eine Flasche Wein, Käse, Bier, etwas Brot und Oliven zahlen wir umgerechnet 50 Euro - Uruguay ist kein billiges Reiseland. Kurz hinter Trienta y Tres müssen wir nochmal 25 km Schotterpiste absolvieren. Langsam lernen wir es schätzen, dass wir statt des gebuchten Kleinwagens von der Autovermietung einen Möchtgern-Pickup, einen Fiat Strada Freedom, bekommen haben. Er ist zwar untermotorisiert und treibt einen auf guten Straße in den Wahnsinn, auf Schotterpisten entfaltete er aber sein volles Potential. Die Landschaft im Abendlicht ist wunderschön und wir sehen sogar ein paar Nandus. Unsere Unterkunft El Capricho ist eine einfache Posada mit kleinen Hütten und einer tollen Aussicht über den Park. Vor dem Abendessen machen wir noch einen kleinen Sonnenuntergangsspaziergang. Im Restaurant der Posada gibt es dann Lamm vom Nachbarn und kaltes Bier. Am nächsten Morgen machen wir uns auf zum Canyon. Am Eingang muss man sich beim Parkranger registrieren und wird über die "Gefahren" aufgeklärt. Der Canyon stellt sich dann als, nun ja etwas tiefer eingeschnittenes Tal mit einem kleinen Bach heraus. Schön ist es aber trotzdem nur sehr heiß. Über uns kreisen schwarze Geier, die der Schlucht ihren Namen geben (Cuervo bedeutet Rabe). Es gibt einen 3 km langen Rundweg für den man angeblich 3 Stunden braucht. Wir wagen es trotzdem. Der Pfad windet sich langsam in das Tal hinab zum Bach und folgt ihm ein Stück. Nach einem Picknick am Bach erklimmen wir die letzte Station den Aussichtspunkt fliehen aber vor der Hitze schnell ins Auto - es sind 36 Grad und kein Schatten weit und breit. Eine Parkrangerin empfiehlt uns zur Abkühlung die Cascadas y Laguna de los Oliveros. Ein See und ein kleiner Wasserfall in denen man baden kann. Sie liegen auf privatem Farmland und die Anfahrt ist relativ skurril. Von der Straße fahren wir fast 20 Minuten über die Weiden der Familie Oliveros, vorbei an Pferden und Schafen, die entsetzt vor dem Auto fliehen. Immer wieder muss man aussteigen um Tore aufzumachen. Ohne den Tipp der Rangerin wären wir nie auf die Idee gekommen, dass man hier überhaupt durchfahren darf. Wir sind erneut extrem dankbar für unser Auto. Angekommen am Haus der Familie bezahlen wir 70 Peso (etwa 1,70 Euro). Da wir eine Camioneta (Pick-up) haben können wir noch weiter fahren. Ab hier gibt es nicht mal mehr einen Feldweg sondern nur noch ab und zu eine Fahrspur. Aber am Ende erwartet uns ein gekennzeichneter Parkplatz und eine "Routenbeschreibung" auf Spanisch und Englisch. Der See ist schnell erreicht zum "Wasserfall" sind es nochmal 15 Minuten. Aber tatsächlich kann man sehr schön baden und wir sind vor allem ganz allein. Auf dem Rückweg schwimmen wir noch eine Runde im See.Read more

  • Day 13–25

    Life is a beach in Antoniopolis

    January 9, 2023 in Uruguay ⋅ ☀️ 22 °C

    Während der 2-wöchigen online Blockphase meines Studiums haben wir ein Haus in Antoniopolis gemietet. Antoniopolis ist ein kleiner Badeort, der direkt an La Paloma grenzt. Das Haus "La casa del Mar" steht direkt am Strand. Aus der Hintertür tritt man praktisch in die Dünen und ein paar Schritte weiter ist man am Meer. Wegen der Zeitverschiebung muss ich jeden Tag um 05.00 Uhr aufstehen, weil um 05.30 Uhr (09.30 Uhr in Deutschland) meine Vorlesung anfangen. Mit meiner Tasse Kaffee bewundere ich dann am Strand den Sonnenaufgang über dem Meer - nicht der schlechteste Start in den Tag. In der ersten Kaffeepause dann ein Bad im Meer und der Schlafmangel ist passé.
    Antoniopolis besteht nur aus einer Hauptstraße und ein paar ungeteerten Nebenstraßen. Fünf Minuten zu Fuß gibt es eine Metzgerei (fehlt hier in keinem Dorf und sei es noch so klein), eine Bäckerei (dito) und ein Minisupermarkt. Schon am ersten Tag setzt sowas wie totale Entspannung ein. Ausflüge? Auf der Liege auf der Terrasse oder in der Hängematte löst sich jeder Entdeckungsdrang in Luft auf. Von der Hängematte ins Wasser und zurück in die Hängematte ist das Programm für die ersten Tage. Ab und zu ein kleiner Ausflug ins ziemlich unspektakuläre La Paloma oder ein Spaziergang am Strand runden es ab. Am zweiten Morgen habe ich dann aber doch eine ziemlich apokalyptische Erfahrung. Als ich aufwache ist es noch extrem dunkel und ich denke zuerst, dass ich den Wecker falsch gestellt hab. Ein paar Minuten später bricht ein Gewitter los. Es schüttet wie aus Eimern und plötzlich sitze ich im Dunkeln - Stromausfall. Im Licht meines Handys gehe ich trotzdem in mein "Arbeitszimmer" um mit meinen mobilen Daten an der Vorlesung teilzunehmen. Und da sehe ich im Lichtkegel eine ziemlich blasse aber große Kröte, die vor mir zu fliehen versucht. Ich flüchte mich ins Schlafzimmer. Mein Vater und mein Freund aufgeweckt durch meinen vermutlich spitzen Schrei fangen die Kröte dann in einem Eimer und bringen Sie nach draußen. Am nächsten Abend hockt die Kröte wieder innen hinter der Eingangstür als wir nach Hause kommen und ich klemme sie beim öffnen der Haustür fast darunter ein. Mit der Zeit finden wir heraus, dass es mehrere sind und eine ganze Familie unter der Parillera lebt. Sie werden von offenen Türen geradezu magisch angezogen und wir müssen sie noch einige Male daran hindern ins Haus zu kommen. Auch mit ein paar kleinen Skorpionen teilen wir das Haus.
    Eine Parillera ist eine gemauerte Grillstelle, die in Uruguay in keiner Behausung fehlen darf, selbst in großen Mehrfamilienhäusern gibt es welche auf den Balkons. In Uruguay grillt man mit Holz. Die Holzbündel kann man an jeder Ecke kaufen. Die Bündel werden in eine Art rechteckigen Metallkorb gelegt und angezündet. Die glühende Kohle fällt dann durch die Gitterstäbe und wird unter das Grillrost geschoben. Gegrillt werden hauptsächlich verschiedene Teile vom Rind, Chorizo, eine relativ fettige Wurst und Provolone.
    Da das Haus vier Schlafzimmer und insgesamt 11 Betten hat, haben wir die Gastfamilie meiner Schwester eingeladen ein paar Tage mit uns zu verbringen. Und so haben wir dann ein paar Tage Full House. Da der Strand ja direkt vor der Terrasse anfängt muss man eigentlich gar nicht mit Sack und Pack an den Strand gehen. Wenn man das in Uruguay tut, dann aber in jedem Fall mit Strandstühlen. Strandhandtücher zum draufsetzten benutzt eigentlich niemand. In unserem Ferienhaus sind dann auch genug für alle vorhanden. Die können nach dem Strandbesuch dann auch gleich für den nachmittäglichen Mate genutzt werden. Mate trinken ist in Uruguay fester Bestandteil des Alltags. Das ist auch in Argentinien und Paraguay so, aber in Uruguay trinkt man und frau Mate wo man geht und steht. Wenn man irgendwo auf der Welt einen Menschen mit einer Thermoskanne unter dem rechten Arm und dem Mate in der rechten Hand kann man sich relativ sicher sein, dass diese Person aus Uruguay kommt. Wenn man wie wir viele Leute ist, macht man auch rondas (Runden). Ein Mate wird von der cebadora (oder dem cebador), meist die Person, der der Mate gehört, immer wieder mit heißem Wasser befüllt und der Reihe nach an alle gegeben. Die jeweilige Person trinkt dann alles Wasser aus und gibt den Becher an die cebadora zurück, die ihn wieder befüllt und an die nächste Person gibt.
    Die zwei Wochen in der Casa del Mar vergehen viel zu schnell und wir sind uns alle einig, dass wir ohne Probleme auch noch eine weitere Woche auf der Liege hätten verbringen können.
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