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  • Day 72–73

    Lima

    March 9, 2023 in Peru ⋅ ☁️ 29 °C

    Nachdem die Landgrenzen nach Peru von Bolivien offiziell geschlossen sind, Protestierende haben die Grenzposten bei Kasani abgefackelt, haben wir uns entschlossen nach Peru zu fliegen. Auf der Reise sind uns immer wieder Menschen begegnet, die aus Peru kamen oder dort hin wollten und auch einige Busgesellschaften bieten Fahrten nach Cuzco an (andere wiederum haben den Betrieb eingestellt). Tatsächlich ist aber unklar wie die eigentlich geschlossene Grenze überquert wird. Ein Peruaner erzählt uns die Immigración wäre aus Kasani jetzt aus Sicherheitsgründen nach Puno verlegt worden. Allerdings ist die Straße gesperrt, sodass er 6,5 h mit einem Boot über den Titicacasee fahren musste um dann über Copacabana nach La Paz weiterzureisen. An der Grenze hängen seit Wochen LKWs und Menschen in Peru fest und es kommt wohl ab und zu zu Zusammenstößen mit dem Militär. In La Paz gab es deswegen auch Demos und Straßenblockaden um die Regierung dazu zubewegen, die Landgrenze nach Peru wieder zu öffnen. Andere Touristen sind wohl völlig unbehelligt mit dem Bus von Lima nach La Paz gefahren. In Uyuni treffen wir einen Peruaner, der von Lima nach Tacna geflogen ist um dann über Chile nach Bolivien einzureisen. Die Lage ist tatsächlich ziemlich undurchsichtig und jede:r erzählt etwas anderes. Die Geschichten bestätigen uns in jedem Fall in unserer Entscheidung, auch wenn der Wechsel von Tropen auf der einen Seite der Anden zu Wüste auf der anderen Seite der Anden doch ziemlich abrupt ist und sich aus dem Bus spannender gewesen wäre, als mit einem drei Stunden Flug. Schon auf der Gangway riecht es nach Meer, der Pazifik ist erreicht! Endlich mal Wärme ohne Mosquitos, deren Spuren tragen wir noch aus dem Refugio. Da sich die Lage in Lima etwas entspannt hat beschließen wir unsere 24 Stunden nicht am Flughafen, wie ursprünglich geplant, sondern doch im Touristenviertel Miraflores direkt an der Steilküste zu verbringen. Auch das Hotel hatte uns versichert, dass es keine Probleme gäbe zum Flughafen zu kommen. Der neu eingeführte Flughafenbus bringt uns in einer guten Stunde direkt nach Miraflores. Wie schon fast Tradition schlafen wir im Hostal El Patio, einer kleinen Oase mitten im Großstadtjungel. Unser Zimmer ist noch nicht fertig, daher gehen wir erstmal frühstücken. Im Microkosmos Miraflores ist von den Unruhen im Land nichts zu spüren. Das Hotel scheint auch ausgebucht. Wir spazieren durch den Stadtteil, machen ein paar Einkäufe und entspannen ein bisschen auf der Hotelterasse. Mittagessen gibt es bei La Luch Sanguichera - mit Abstand die besten Pommes der Stadt. Der Parque Kennedy in Miraflores ist bevölkert von einer Horde Katzen. Sie liegen überall rum und lassen sich gerne kraulen und füttern. Ein bisschen wie ein open-air Katzencafé, aber auch etwas gruselig. Am Nachmittag laufen wir noch runter zum Strand. Allerdings ist das in Lima jetzt nicht so romantisch und es riecht sehr intensiv nach Fisch. Aber ein bisschen Pazifikwasser muss schon sein. Zurück in Miraflores trinken wir im altmodischen Café Piccolo einen Saft. Da Happy Hour ist kann ich mir den Pisco Sour nicht verkneifen. Schon etwas angetrunken versetzen wir anschließend unser Taxigeld für beschnitzte Flaschenkürbisse. Leider stellen wir dann fest, dass wir nirgends abheben können. Nach einer Odyssee durch sämtliche Banken finden wir noch eine offene Wechselstube mit Katze auf dem Counter. Das Taxi ist gesichert und der letzte obligatorische Stopp ist Picarones Mary. Ein Foodtruck im Parque Kennedy, der frittierte Süßkartoffelringe mit Honig verkauft. Am nächsten Morgen tauschen wir den Airportbus gegen ein Taxi um noch zu frühstücken. Am Flughafen ist extrem viel los und man wird penibel kontrolliert. Zugang nur mit Ticket. Aber alles läuft soweit glatt und dann sind 2,5 Monate auch schon rum.Read more

  • Day 70

    Refugio Volcanes

    March 7, 2023 in Bolivia ⋅ ⛅ 28 °C

    Das Refugio Volcanes liegt auf halber Strecke zwischen Samaipata und Santa Cruz. In Bermejo zweigt eine unbefestigte Straße in die Berge ab. Nach etwa 20 Minuten ist man am Tor des Refugios angelangt. Hier wird man von einem eigenen Fahrzeug abgeholt und in die von spektakulären Felswänden umgebene Unterkunft gefahren. Wir haben alles über eine Agentur in Samaipata gebucht, vor Ort stellen wir fest, dass man das alles vermutlich auch etwas günstiger direkt über das Refugio hätte arrangieren können, aber so ist es natürlich auch sehr bequem.
    Das Refugio Volcanes hat nur zehn Zimmer von denen nur vier besetzt sind. Der Ort ist unglaublich friedlich und ruhig. Pferde grasen im Tal und spazieren an den Zimmern vorbei. Das Tal ist umgeben von Wasserfällen in denen man baden kann und es gibt mehrere angelegte Wanderwege. Das Refugio baut seinen eigenen Kaffee an und das Gemüse für die Mahlzeiten kommt teilweise aus dem eigenen Garten. Nach dem Mittagessen machen wir eine erste kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt. Im Wald kommen uns jede Menge riesige blaue Morphofalter entgegen. Es fühlt sich ein bisschen nach Feenenwald an. Da es wieder heiß und feucht ist sind wir ziemlich durchgeschwitzt und gehen nach der zweistündigen Wanderung erstmal in den Wasserfällen baden. Den Rest des Tages verbringen wir faul in der Hängematte und genießen die friedliche Atmosphäre. Am nächsten Morgen kommen alle möglichen Vögel und andere nicht identifizierbare Nagetiere an der Unterkunft vorbei. Die Tojos, wie die Vögel heißen machen ein riesen Spektakel. Nach dem Frühstück machen wir noch eine etwas längere Wanderung nah an die steilen Felswände heran. Auf dem Rückweg treffen wir eine kleine Gruppe Kapuzineraffen im Wald. Bevor es weiter geht nach Santa Cruz, laufe ich noch alleine zu einem etwas weiter entfernteren Wasserfall für ein letztes Bad. Ganz alleine an einem Wasserfallstrand mit Schmetterlingen und Kolibris zu sein ist in jedem Fall nah an paradiesisch.
    Um 15.00 Uhr werden wir oben am Ausgang abgeholt und ein Fahrer bringt uns nach Santa Cruz. Jetzt drohen auch Straßenblockaden auf der Nebenstrecke nach Santa Cruz. Der Fahrer hat schon einen Plan B: er bringt uns bis zum Bloqueo, wir laufen zu Fuß an der Blockade vorbei und sein Kollege holt uns auf der anderen Seite ab. Wie gut, dass wir am nächsten Morgen schon weiterfliegen... Ob sein Plan aufgegangen wäre müssen wir zum Glück nicht herausfinden. Die Menschen stehen zwar schon mit Gummireifen neben der Straße bereit, aber es laufen wohl noch Verhandlungen. In Bolivien gibt es so oft Straßenblockaden, dass nicht mal die Einheimischen so genau wissen worum es gerade eigentlich geht. Als ich versuche das im Internet rauszufinden erscheinen mindestens zehn Meldungen zu aktuellen, drohenden und vergangenen Bloqueos.
    In Santa Cruz gehen wir an unserem letzten Abend in Bolivien aus Mangel an Alternativen japanisch Essen. Das Sashimi ist aber immerhin aus Titicacaforelle. Um 1.30 Uhr müssen wir leider schon zum Flughafen, denn unser Flug nach Lima geht um 4.50 Uhr. Die sehr netten Besitzer des Mainumbihouse in dem wir übernachten stehen extra mit uns auf um sicherzugehen, dass das Taxi auch kommt. Um 03.00 Uhr haben wir die Ausreise hinter uns und trinken Kaffee im Abflugbereich.
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  • Day 68–70

    Samaipata

    March 5, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 25 °C

    Als wir abends in La Paz abfahren läuft im Bus die Heizung. Zwölf Stunden später, als wir aufwachen, die Klimaanlage. Die Vegetation draußen hat sich schlagartig geändert, nicht mehr karg und trocken, sondern tropisch und grün. Auf den Straßen sind wieder Motorradtaxis unterwegs. Trotzdem quält sich der Bus noch immer enge Serpentinen hinunter und die Straße sieht eher wie eine im Bau befindliche Nebenstraße aus. Auch die Leute um uns herum wundern sich wo wir eigentlich langfahren. Das GPS unseres Handys verrät uns dann, dass wir tatsächlich auf einer Nebenstrecke sind. Praktischerweise führt die direkt durch Samaipata, wo wir eigentlich von Santa Cruz aus hinwollen. In der Mittagspause können wir den Fahrer überzeugen uns aussteigen zu lassen. Unser Gepäck ist glücklicherweise ganz oben. Für 7 Bolivianos fahren wir mit dem Truffi weiter und sind 20 Minuten später schon am Ziel (statt vier Stunden später). Der Grund für die Umleitung sind Straßenblockaden auf der Hauptroute, manchmal können die auch praktisch sein.
    Samaipata ist ein kleiner Ort auf 2000 Meter Höhe an der "Schnittstelle" zwischen andinem Hochland und tropischem Tiefland. Schon in präkolumbianischer Zeit haben die Chané aus dem Tiefland hier ein administratives und spirituelles Zentrum erbaut. Erhalten ist davon ein 200 m langer und 60 m breiter Sandsteinfelsen, der mit verschiedenen Steinreliefs verziert ist. Seit 1998 ist das sogenannte "Fuerte" UNESCO Weltkulturerbe. Die Funde zeigen, dass die Gegend von verschiedenen Völkern genutzt wurde und schon immer ein Treffpunkt zwischen Hoch- und Tiefland war. Im 15. Jahrhundert erobern die Inka Samaipata, später wieder die Guaraní und im 17. Jahrhundert nutzen die Spanier El Fuerte um die Ruta Bioceanica (Zweiozeanroute), die Lima mit Asunción und dem Rio de la Plata, also dem Atlantik verbindet, militärisch abzusichern. Das Dorf Samaipata ist nicht zuletzt wegen des "mystischen" Felsens ein Anziehungspunkt für Hippies und New Age Jünger:innen und hat eine große Expat-Community. Es gibt jede Menge Café und überall kann man einiges für seine spirituelle Gesundheit tun. Auch in unserem Hostel laufen zum Frühstück Hare Krishna Gesänge. Die Cafés der Aussteiger funktionieren alle nach demselben Prinzip: sie sind Café, verkaufen gleichzeitig landestypische und Hippieartesania, außerdem Naturkosmetik, Räucherstäbchen und Kräuter sowie Buddhismuszubehör, gerne auch Halbedelsteine, die die Chakras öffnen. Alles was auf der Karte steht hat irgendwelche heilenden Wirkungen, welche bleibt oft unklar. Nachdem wir einige ausprobiert haben stellen wir fest, dass der Service meist sehr langsam und die Qualität der Speisen so naja ist (Vollkornempanadas braucht echt kein Mensch). Gerne werde in Samaipata auch ausländische Volunteers beschäftigt, die gegen Kost und Logis in den Cafés und Hostels arbeiten, auch das erhöht jetzt nicht gerade die Servicequalität, aber passt zum Vibe des Ortes. Die von "Einheimischen" betriebenen "normalen" Läden, sind in der Regel die bessere Wahl. Trotzdem ist der Ort irgendwie nett und Einheimische und Hippies leben halbwegs einträchtig nebeneinander. Direkt neben dem Hippiecafé ist zum Beispiel die Markthalle und auf der Plaza tummelt sich die Dorfjugend genauso wie der Diabolospieler mit Rastas.
    Wir tun erstmal etwas für unseren Koffeinpegel, schlendern durch Smaipata und bringen unsere Wäsche zum Waschen. Am nächsten Tag gehen wir in das kleine archäologische Museum und fahren mit dem Taxi zum Fuerte. Die ganze Anlage ist wirklich ziemlich beeindruckend und die Aussicht in die Umgebung spektakulär. Aus irgendwelchen Gründen ziehen es die meisten Tourist:innen vor 8 km (one-way) an der Landstraße in der prallen Sonne hinzulaufen. Das Taxi kostet inklusive zwei Stunden Wartezeit nur 13 Euro...
    Unsere letzten beiden Tage in Bolivien wollen wir im Refugio Volcanes im Amboro Nationalpark verbringen und so fahren wir am Dienstagmorgen um 09.00 Uhr schon wieder weiter.
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  • Day 64–67

    Isla del Sol

    March 1, 2023 in Bolivia ⋅ ☀️ 13 °C

    Morgens um 8.00 Uhr geht unser Bus nach Copacabana am Titicacasee. Nach etwa 2 Stunden Fahrt müssen alle aus dem Bus steigen und die Seeenge bei Tiquina in einem kleinen Boot überqueren. Die Busse fahren auf größeren Flössen hinüber, aus Gewichtsgründen ohne Passagiere. In Copacabana angekommen, besorgen wir uns gleich ein Fährticket nach Yumani auf der Isla del Sol. Die "Fähren" sind kleine Boote mit schwachen Motoren und ich mach mir ernsthaft Sorgen ob das kleine Bötchen mit Schlagseite auch wirklich auf der Insel ankommt. Auf der Isla del Sol gibt es drei indigene Gemeinschaften: Yumani, Challa und Challapampa. Die Gemeinden verwalten sich selbst, es gibt keine Polizei oder sonstige staatliche Einrichtungen auf der Insel. Der Tourismus wird als Turismo Comunitario von den Dörfern selbst in einer Art Kooperative organisiert. Auch die Fähren gehören immer einer Dorfgemeinschaft. Die letzten Jahre war der Besuch der Insel wegen eines gewaltsamen Konfliktes zwischen Challa und Challapampa für Touristen verboten. Mittlerweile gibt es aber ein Friedensabkommen, auch wenn die drei Dörfer nach wie vor nicht wirklich zusammenarbeiten. Auf der Isla del Sol wurde der Legende nach das Geschlecht der Inka von der Sonne und dem Mond gegründet. Sie ist deswegen für viele andine Gemeinschaften ein heiliger Ort. Die erste Nacht schlafen wir in Yumani am Südteil der Insel. Der See liegt auf über 4000 Metern Höhe. Das bedeutet die Luft ist mal wieder dünn. Unser Hostel liegt eigentlich direkt am Hafen, aber die paar Stufen zum Eingang bringen uns völlig außer Atem. Ohne Gepäck erkunden wir den kleinen Ort, laufen zum Sonnentempel und genießen den Sonnenuntergang von einem der Aussichtshügel. Auf der Insel gibt es keine Autos oder Straßen. Alles muss zu Fuß erkundet werden. Waren und andere Dinge werden mit Eseln oder Lamas transportiert. Tagsüber ist die Sonneneinstrahlung auf Grund der Höhe ziemlich stark und man muss die ganze Zeit Hut tragen. Sobald die Sonne weg ist wird es bitterkalt.
    Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Challapampa auf der Nordhälfte der Insel. Direkt am Ortsausgang begegnet uns ein kleiner Esel, der versucht mit einem Hund zu spielen, der sichtlich überfordert ist und bei uns Schutz sucht. Eigentlich sind es nur 11 Kilometer bis zum Nordende, aber durch die Höhe und die Sonne, es gibt kaum Schatten, ist die Wanderung trotzdem eine ziemliche Herausforderung. Zumindest verkaufen die Bewohner in regelmäßigen Abständen Wasser und Snacks am Wegesrand. Etwa auf der Hälfte sehen wir von weitem eine größere Menschenansammlung auf einem der Hügel. Am Weg sitzen ein paar ältere Frauen, die uns aber nicht beachten. Wenig später kommen wir am Hostal de las Nubes vorbei. Einem kleinen Hostel mit Café und spektakulärer Aussicht. Während wir unseren Mate de Coca schlürfen erklärt uns der Besitzer, dass die Menschen auf dem Hügel eine Zeremonie abhalten, da es seit zwei Wochen nicht geregnet hat. Die Kartoffeln blühen gerade und ohne Regen droht eine Missernte. Sie beten zum einen zu Gott, dass er sie nicht weiter bestrafen soll und zum anderen zu den Wolken, damit sie endlich regnen. Wir hoffen mit ihnen.
    Wenig später erreichen wir den heiligen Felsen und das Labyrinth auf der Nordseite. Hier ist der Legende nach die Inkadynastie entstanden und hat von hier aus einen Großteil des Kontinents erobert. Der Weg nach Challapampa führt vorbei an weißen Sandstränden und man hat fast das Gefühl am Meer zu sein. Unser Hostel liegt direkt am Strand. Wegen des Konflikts sind auf diesen Teil der Insel in den letzten Jahren kaum Touristen gekommen. Auf den einschlägigen Buchungsplattformen gibt es keine Unterkünfte und auch im Reiseführer steht noch, dass man nur auf die Südseite kann. Google Maps hat uns da mal wieder weitergeholfen. Die sehr einfache Unterkunft hat einen spektakulären Blick auf den See und wir gehen erstmal schwimmen. Strandfeeling auf 4000 Meter Höhe, das hat schon was. Und wie auf den Bahamas gibt es auch jede Menge Schweine am Strand. Am nächsten Morgen werden wir von einem Gewitter geweckt, leider fällt nur wenig Regen. Um 9.00 Uhr machen wir uns auf den Rückweg nach Süden, wo wir unser Gepäck gelassen haben. Der Rückweg geht an der Küste entlang durch das idyllische Challa und nach knapp vier Stunden sind wir wieder in Yumani. An der Boleteria, die aus einem zahnlosen älteren Mann besteht macht man uns erst Hoffnungen, dass bald ein Schiff nach Copacabana fährt. Planmäßig fährt das nächste erst um 16.00 Uhr, also in drei Stunden. Zusammen mit ein paar anderen Gringos warten wir geduldig. Genaue Angaben zur Uhrzeit sind aus ihm nicht herauszubekommen. Nach einer Stunde ändere ich die Taktik und frage ob wir noch Zeit haben Mittag zu essen. "Ja klar, mindestens 1-2 Stunden" "Ah, also bis 16.00 Uhr". Wir essen also noch eine Titicacaforelle und beobachten den Hafen. Die Wirtin erklärt uns dann, dass das Tourenboot was gerade angelegt hat uns auch mit zurück nehmen kann und in etwa 40 Minuten abfährt. Wir müssen zwar etwas extra zahlen, aber so kommen wir schon um 15.00 Uhr weiter. das bedeutet, dass wir noch den 17.00 Uhr Bus nach La Paz bekommen. Der spuckt uns um halb 9 mitten im Marktgewühl in La Paz aus. Der Verkehr um de Uhrzeit ist der absolute Wahnsinn und ein ziemlicher Kontrast zur autofreien Insel. Am nächsten Tag absolvieren wir noch einen kleinen Museumsmarathon bevor wir um 20.30 Uhr in den Nachtbus nach Santa Cruz steigen.
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  • Day 60–64

    La Paz

    February 25, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 9 °C

    Die Busfahrt von Uyuni nach La Paz dauert etwa 9, 5 Stunden. Wir haben zwar den Touribus gebucht, aber trotzdem hält er ständig und zum Schlafen kommt man kaum. Um halb 7 sind wir dann da. La Paz ist eine ungeplant gewachsene Stadt, die in einem Talkessel liegt. Die Straßen laufen kreuz und quer und schon um diese Uhrzeit ist der Verkehr extrem. Direkt vor unserer Hoteltür ist Markt. Glücklicherweise haben wir die Kräuterabteilung erwischt, die sehr angenehm duftet. Wir schieben uns mit unseren Rucksäcken zwischen den Marktfrauen hindurch zu unserem Hotel und haben mal wieder Glück, dass wir direkt ins Hotelzimmer können. Übernächtigt und gereizt, beschließen wir nach einer Dusche erstmal zu frühstücken. Auf dem Markt gibt es Api (warmes Maisgetränk) mit Bunuelos (frittierter Hefeteig mit Anis) und Llauchas (mit flüssigem Käse gefüllter Hefeteig). Das hebt die Laune schon beträchtlich. Nach dem Kaffee im schwedischen Hipstercafé ist die Laune wieder vollständig hergestellt. Immer noch zu müde für Sightseeing, beschließen wir uns La Paz von oben anzuschauen. Seit ein paar Jahren hat die Stadt ein sehr innovatives Nahverkehrsnetz namens Mi Teleferico. Mehrere Seilbahnen, die untereinander verbunden sind verbinden zum einen El Alto, die etwa 500 m höher gelegene Satellitenstadt, mit La Paz, aber auch die Stadtteile untereinander. Die Gondeln fahren also nicht nur von oben nach unten, sondern, schweben auch einfach über den Straßen. Sehr praktisch bei Verkehrschaos und ständigen Demos. Die Fahrt kostet nur 3 Bolivianos, das sind ca. 30 ct. Umsteigen kostet 2 Bolivianos. Vor allem für die Bewohner:innen von El Alto, immerhin knapp 1 Mio., die häufig in La Paz arbeiten hat sich die Reisezeit dadurch auf ein Drittel reduziert. Wir schweben erst nach El Alto hoch und besteigen einen kleinen Aussichtsturm. Dann fahren wir über El Alto hinweg, auf der anderen Seite wieder ins Zentrum und dort noch ein bisschen über die großen Avenidas hinweg. Die bestimmt drei Stunden Gondelfahren kosten uns nur 2,50 Euro. Das ist selbst für Bolivien sehr wenig. das lieht daran, dass die Fahrpreise vom Staat subventioniert wurden.
    Im Februar und März wird in La Paz das Fest der Alasitas gefeiert. Alasitas sind kleine Hausaltäre für den Aymaragott des Wohlstandes Ekeko. Man kauft ihm alles was man möchte in Miniaturform, das können Häuser und Autos sein, aber auch Nahrungsmittel oder Uniabschlüsse. Es gibt sogar kleine Zeitungen mit oft satirischen Schlagzeilen zu kaufen. Diese Dinge kann man auf der Feria de las Alasitas kaufen. Dort verbringen wir den Nachmittag. Es ist ein riesiges Volksfest mit Essensständen, Schießbuden, Tischfußball, Entenangeln und anderen Spielen und eben jeder Menge Stände an denen man wirklich alles in Miniatur kaufen kann. Gleich neben den Ständen sitzen die Chifleros (Schamanen) bei denen man seine Geschenke für Ekeko segnen lassen kann.
    Am nächsten Tag fahren wir nach Tiwanacu. Die ehemalige Hauptstadt der gleichnamigen Kultur war von etwa 1500 v. Chr bis 1200 n. Chr. das administrative und religiöse Zentrum des Tiwanacustaates. Die Stadt wurde aus ungeklärten Gründen um 1200 aufgegeben und war bereits verlassen, als die Inka und später die Spanier in die Gegend kamen. Seit 2000 ist sie UNESCO Weltkulturerbe und berühmt für die großen Monolithen und das sogenannte Sonnentor. Wir buchen der Einfachheit halber eine Tour, da die Stätte etwa 1,5 h von La Paz entfernt liegt.
    Am Montag machen wir uns nochmal auf nach El Alto, die am schnellsten wachsende Stadt Boliviens. Sie gilt als die Aymarahauptstadt der Welt und ist ein Anziehungspunkt für die arme Landbevölkerung. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes in den letzten Jahren sind einige der Familien im eigentlich traditionell armen El Alto zu Geld gekommen. Da die drei Grundsätze der Aymarakultur lauten "stiehl nicht, lüge nicht und sei nicht faul" ruht man sich auf seinem Reichtum aber keinesfalls aus, sondern investiert sein Geld in immer neue Projekte. Materieller Reichtum wird gerne zur Schau gestellt. Viele der Aymara lassen sich beispielsweise die Zähne vergolden und tragen aufwendigen Schmuck. Außerdem wird gerne gefeiert, vor allem Hochzeiten sind wichtige gesellschaftliche Ereignisse, mit denen man seinen gesellschaftlichen Status festigt und zeigt. Der Aymaraarchitekt Freddy Mamani hat aus diesen Vorlieben seines Volkes einen neuen Gebäudetypus entwickelt, das sogenannte Cholet. Das Wort setzt sich aus Cholo/a (Bezeichnung für in der Stadt lebende Indigene) und Chalet zusammen. Die Cholets, die teilweise mehrere Millionen Dollar kosten, entstehen seitdem überall in El Alto und haben es auch in landesweite Architekturmagazine geschafft. Ein Cholet besteht aus einer Ladenzeile, einem Festsaal, der vermietet wird, mehreren Mietswohnungen und auf dem Dach steht das luxuriöse Wohnhaus des Eigentümers, das Chalet. Die Fassaden sind extrem bunt gestaltet und zeigen oft andine Motive, wie das Chakana, das andine Kreuz. Auf der Tiwanacutour lernen wir zwei Architektinnen aus La Paz kennen und gemeinsam beschließen wir am nächsten Tag eine Cholet Tour zu machen. Unser Guide von der Agentur RedCaps ist selbst Aymara und erzählt uns viel über die kulturellen und religiösen Hintergründe. Zu Fuß, per Bus, Seilbahn und Taxi erkunden wir mit ihm 3 Stunden lang El Alto. Die Stadt ist noch verrückter als La Paz. Überall wird gehandelt, gekauft und verkauft. Dazwischen sind immer wieder kleine Buden an denen Chifleros ihre Schamenendienste anbieten. Und dann die Cholets. Der Phantasie der Besitzer sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt Cholets mit Transfomerfassaden, mit Ironmanfassaden oder auch mit der Unabhängigkeitsstatue. In einen der Festsäle können wir sogar hinein. Auch innen sind die Gebäude quietschbunt und ziemlich psychedelisch. Auch wenn die Gebäude topmodern wirken: vor dem Bau jedes Gebäudes wurde in einer speziellen Zeremonie ein Lama geopfert. Je größer das Gebäude, desto größer muss das Opfer an die Pachamama sein. An die Eingänge sind spezielle Kräuter gebunden, die Kunden anziehen sollen.
    Wieder in La Paz gehen wir in der Cocina Popular essen, einem hippen Mittagslokal, dass monatlich ein Dreigängemenü aus lokalen Gerichten anbietet. Da es so hip ist müssen wir eine Stunde auf unseren Tisch warten, aber es lohnt sich. Nachmittags streifen wir noch ein bisschen durch die Altstadt. Am Dienstag wollen wir eigentlich weiterfahren, aber da ich krank werde, bleiben wir noch einen Tag in La Paz, den ich größtenteils im Bett verbringe. Erst nachmittags schaffen wir es zumindest noch ins Kathedralmuseum.
    Nach einem weiteren unproduktiven Telefonat mit der Airline beschließen wir am 9.3. einen Flug von Santa Cruz nach Lima zu buchen um von dort unseren Rückflug nach Deutschland anzutreten. So können wir am Ende noch nach Samaipata einbauen, das wir aus Angst vor Straßenblockaden übersprungen hatten.
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  • Day 57–59

    Salar de Uyuni

    February 22, 2023 in Bolivia ⋅ ☀️ 21 °C

    Von Mittwoch bis Freitag haben wir eine dreitägige Tour zum Salar de Uyuni und de Reserva Nacional de Eduardo Avaroa gebucht. Das was alle Touris in Uyuni machen. Um 10.30 Uhr geht's los. Der erste Stop ist der Cementerio de los Trenes. Eine unspektakuläre Ansammlung rostiger Eisenbahnwaggons in der Wüste. Unsere Gruppe besteht nach einigen Verwirrungen aus einer Brasilianerin, zwei ecuadorianischen Jungs, meiner Schwester, ihrer Freundin, mir und Rodrigo unserem Guide, Fahrer, Koch und Meckaniker wie er selbst sagt. In Colchani, einem kleinen Ort am Rande des Salars lernen wir ein bisschen was über die Salzgewinnung und bekommen jede Menge Zeit zum Shoppen. Dann geht es endlich auf den Salar. Der Anblick ist wirklich unbeschreiblich. Einfach weiß bis an den Horizont. Man fühlt sich wie auf einem anderen Planeten. Da Regenzeit ist liegt ein dünner Wasserfilm auf dem Salz. Wir sind alle ziemlich sprachlos, wie wir so langsam durch das Salzwasser tuckern. Rodrigo erinnert uns nochmal daran ab jetzt niemals die Sonnenbrille abzunehmen und uns gut einzucremen. Wir haben extra SFP 100 gekauft. Mittagessen gibt es in einem aus Salzbausteinen gebauten ehemaligen Hotel auf dem Salar. Nach dem Mittagessen gibt es erstmal eine Fotosession, denn die meisten kommen auch wegen der Perspektivenfotos. Da man Entfernungen im gleichförmigen weiß nur schwer abschätzen kann, kann man lustige Foos machen. So werden wir aus einem Hut hervorgezaubert. Steigen aus einem Kaktusbecher oder laufen vor einem Plüschlama davon - wers mag. Die Aussicht dabei ist trotzdem grandios. Am Abend fahren wir zu einer Stelle wo besonders viel Wasser auf dem Salar ist. Auf der Oberfläche spiegelt sich die Umgebung perfekt. Rodrigo baut einen kleinen Tisch mit Rotwein und Snacks auf und wir genießen den Sonnenuntergang. Der Anblick ist einfach unbeschreiblich und nicht von dieser Welt. Als sich der Mond in der Wasseroberfläche spiegelt fahren wir zurück. Eigentlich fährt man über den Salar und übernachtet dort, aber da zu viel Wasser auf dem See steht, übernachten wir nochmal in Uyuni.
    Am nächsten Morgen beginnt die Reise ans Ende der Welt - oder auf den Mars wie man will. Die Reserva liegt an der Grenze zu Chile auf fast 5000 Metern. Die Landschaft ist unglaublich karg, aber wunderschön. Es gibt kaum Süßwasser, dafür aber durch Algen buntgefärbte Lagunen, Vulkane, Geysire, Flamingos und jede Menge Vicunas (die wilden Verwandten der Lamas). Die Autos fahren mehr oder weniger Kolonne, denn hier gibt es keinen Handyempfang und eine Panne oder ein medizinischer Notfall wird schnell bedrohlich. Das merken wir bald am eigenen Leib. Nach einem Fotostopp, wir haben ein bisschen getrödelt und sind die letzten, explodiert plötzlich eine der Bierflaschen, die die Brasilianerin dabei hat direkt vor ihr. Sie bekommt die Scherben in die Hände und ins Gesicht. Gott sei Dank trägt sie eine Sonnenbrille. Trotzdem hat sie einige Schnittwunden und wir alle einen ziemlichen Schreck. Es stellt sich heraus, dass das Auto keinen Verbandskasten hat. Notdürftig versorgen wir die Wunde mit dem was wir Passagiere dabeihaben und fahren dann schnell den anderen hinterher um dort Verbandszeug zu holen.
    Die Landschaft wechselt ständig ist aber immer atemberaubend. Wir halten an mehreren Lagunen mit Flamingos, essen Mittag mit Blick auf verschneite Vulkane und beobachtet von neugierigen Vizcachas. Das Highlight ist am Nachmittag die Laguna Colorada. Die riesige Lagune wird durch bestimmte Algen rot gefärbt. Kurz vor Sonnenuntergang halten wir noch an den Geysiren Sol de Manana. Die Höhe macht uns allen sehr zu schaffen, selbst Rodrigo hat zu kämpfen. Wir haben vorgesorgt und Cocablätter dabei. Die kaufen wir fast die ganze Zeit. Der Körper ist trotzdem in einem seltsamen Alarmzustand. Und einmal bekommen meine Schwester und ich fast eine Panikattacke auf dem Rücksitz, weil wir plötzlich das Gefühl haben, keine Luft mehr zu bekommen. Ich gehe irgendwann dazu über die Blätter mit Lejia zu kauen, einer Paste aus Zucker, Asche und Aroma, die die Wirkung verstärkt. Allerdings schläft einem auch die Lippe ein. An den Geysiren ist es besonders schlimm, da der Schwefelgeruch zusätzlich Übelkeit verursacht. Ziemlich spät, als letztes Auto brettern wir zur Unterkunft. Plötzlich steht vor uns ein Auto mit frenetisch winkenden Menschen auf der Straße. Sie haben eine Panne - das Auto springt nicht mehr an. Wie gut, dass wir zu spät sind. Denn es wird dunkel und es ist ist eisig kalt. Scheinbar haben sich die Kontakte der Batterie mit Salz zugesetzt und gelockert. Rodrigo lässt ihnen ein Kabel zur Überbrückung da mit dem das Problem gelöst werden kann.
    Unser Hotel ist direkt an ein paar heißen Quellen. Obwohl wir völlig fertig und Höhenkrank sind, schleppen wir uns nach dem Essen noch ins Thermalbecken. Im heißen Becken unter einem gigantischen Sternenhimmel geht der Tag zu Ende. Die Nacht ist der pure Horror. Durch die Höhe können wir alle kaum schlafen und haben ständig das Gefühl keine Luft zu bekommen und es ist extrem kalt. Um 5.00 Uhr geben wir auf und gehen nochmal runter zu den Thermalquellen. Der Sonnenaufgang mit Flamingos ist unbeschreiblich schön. Es ist so kalt, dass der Wasserdampf auf unseren Haaren und den Handtüchern gefriert. Den ganzen Tag über fahren wir wieder durch spektakuläre Landschaft durch Steinformationen, Canyons, Lagunen und Lamaherden. Das fühlt sich wirklich nicht wie der Planet Erde an. Kurz vor Uyuni explodieren nochmal zwei Falschen bei voller Fahrt. das ist ein ziemlicher Schock und wir sind alle müde und überreizt. Gott sei Dank passiert bis auf ein paar weitere kleine Schnittwunden nichts schlimmes. Verstaubt und fertig kommen wir in Uyuni an und warten etwas apathisch auf unsere Nachtbusse nach La Paz.
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  • Day 56

    Von Potosi nach Uyuni

    February 21, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 18 °C

    Zu nachtschlafender Zeit schälen wir uns aus dem Bett. Die Straßen sind menschenleer, aber am Hauptplatz kommt aus dem Nichts doch noch ein Taxi. Im Dunkeln warten wir anschließend bis sich der Bus endlich füllt und die Reise nach Uyuni losgeht. Direkt hinter der Stadt ist der Ausblick auf den Sonnenaufgang schon recht spektakulär. Aber es wird tatsächlich immer noch schöner. Die Müdigkeit ist wie weggeblasen. Die Landschaft wechselt ständig zwischen buntgefärbten Hügeln, kleinen Dörfern und schroffen Felsen. An einer Stelle weiten sich die Berge plötzlich zu einem breiten grünen Tal mit einer riesigen Lamaherde, für die der Busfahrer kurz bremsen muss. Nicht nur wir sind begeistert. Auch zwei ältere, traditionelle gekleidete Frauen sind ganz aus dem Häuschen und klatschen in die Hände. Die eine filmt fast die ganze Fahrt mit ihrem Handy. Quasi als Hintergrundmusik hört der Fahrer die ganze Zeit auf voller Lautstärke Huayno, einen traditionellen bolivianischen Musikstil. Die Musik ist wirklich ohrenbetäubend, aber da sich niemand beschwert, halten wir auch die Klappe. Irgendwie passt die Musik auch zur Landschaft. Kurz vor der Ankunft haben wir den ersten Ausblick auf den Salar de Uyuni - den größten Salzsee der Welt. Die Fahrt ist ein echtes Highlight unserer Reise
    Um 09.30 Uhr kommen wir im staubigen Uyuni an. Der Ort ist wirklich wenig attraktiv und man fühlt sich ein bisschen wie in einer Westernstadt. Unsere Schleimhäute, denen schon die Luft in Potosí nicht gefallen hat, geben jetzt völlig auf. Die trockene Luft und der Staub sind ziemlich fies und die Sonne ist so hell, dass man ständig mit Sonnenbrille herumlaufen muss. Es hat ein bisschen was dystopisches.
    Wir können leider noch nicht in unser Zimmer und streifen durch den Ort auf der Suche nach einem offenen Café. Der Faschingsdienstag ist in Bolivien ein wichtiges Familienfest, an dem die Ch´alla praktiziert wird, ein Aymararitual. Auf einem speziellen Tisch werden Kohle und bestimmte Kräuter verbrannt. Überall kann man Miniaturabbildungen aus einer weißen oder rosa Masse kaufen, die Dinge darstellen, für die man sich bei Pachamama bedanken möchte. In der Regel geht es um materielle Sachen. Häuser, Geschäfte, Autos, aber auch das Vieh werden mit Blumen, Luftschlangen und Ballons geschmückt. Während der Cha´alla werden Bier, Wein und Schnaps als Opfergabe um den Opfertisch auf den Boden gegossen. Auch um das Haus wird Alkohol als Opfergabe vergossen und Konfetti verstreut. Zusätzlich vertreibt man mit Böllern die bösen Geister. Das Fest wird mit der Familie gefeiert und fast alle Restaurants haben deshalb geschlossen. Ungefähr so wie bei uns an Heiligabend. Bis Mittags dürfen wir in einem der Cafés bleiben, dann schließen auch sie für die Ch´alla. Das trostlose Uyuni wird noch trostloser. Eine Freundin meiner Schwester ist auch zufällig in Uyuni und wir finden tatsächlich noch was zum Mittagessen. Abends wird dann aber überall gefeiert und alles hat zu. Fürs nächste Mal merken wir uns: muss man sich an Karneval in Bolivien gut überlegen wo man ist. Am besten in einer Ferienwohnung mit Küche. Die Feierlichkeiten auf der Straße sind eher am Wochenende, Montag und Dienstag wird mit der Familie gefeiert und wirklich alles hat zu, selbst Museen und Restaurants.
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  • Day 54–56

    Potosí

    February 19, 2023 in Bolivia ⋅ ⛅ 15 °C

    Die Fahrt nach Potosí führt durch wunderschöne Landschaft, leider getrübt durch Unmengen von Müll am Straßenrand. Als wir ankommen wird es gerade dunkel und vor uns leuchtet der Cerro Rico. Der berühmte Berg war zu Kolonialzeiten die bedeutendste Silbermine der Welt und finanzierte das gesamte Spanische Kolonialreich. Potosí wuchs zu einer der größten Städte der damaligen Welt an. Das Metall wurde unter furchtbaren Bedingungen von indigenen und schwarzen Sklaven abgebaut. Man vermutet, dass von 1545 bis zur Unabhängigkeit im 19. Jahrhundert etwa 6 Mio. von ihnen dabei starben. Heute sind die Silbervorkommen nahezu erschöpft und Potosí eine eher unbedeutende Kleinstadt. In den Minen wird von Kooperativen Blei und Zinn abgebaut. Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen haben sich kaum verbessert und die Minenarbeiter sterben früh und sind in der Regel nach 10 - 15 Jahren arbeitsunfähig, weil ihre Lungen ständig Asbest und Siliciumstaub ausgesetzt sind. Die Kooperativen haben eine rudimentäre Kranken- und Rentenversicherung, die man aber erst nach 5 Jahren in Anspruch nehmen kann. Mit 15 fangen die Arbeiter in der Mine an. Die meisten Tourist:innen kommen nach Potosí um die Minen zu besichtigen. Wir haben uns aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden. Potosí ist durch seine reiche Geschichte auch so eine sehenswerte Stadt. In der Casa de la Moneda wurden die ersten Münzen des Kontinents geprägt und die reichen Potosiner bauten viele Kirchen, Klöster und Paläste. Leider erwischen uns die Höhe und der Karneval mit voller Wucht. Potosí liegt nämlich auf 4090 Metern. Atemnot, Übelkeit und rasende Kopfschmerzen vermiesen uns den Stadtbesuch. Wegen Karneval ist außerdem alles geschlossen, auch die meisten Sehenswürdigkeiten. Nach mehreren Cocatees, dubiosen Schmerzmitteln und einer heißen Suppe können wir am Nachmittag wenigstens die Gebäude von außen ansehen. Nur das Convento de Santa Teresa hat auf. Das Gebäude und seine Geschichte, hier wurden die zweitgeborenen Töchter der Potosiner Oberschicht untergebracht, sind zwar sehr interessant, aber wir haben Mühe uns zu konzentrieren. Mehrmals werden wir ziemlich nass, Wasserbomben und sogar Wassereimer sind auch hier im Einsatz. Leider ist es auch wirklich ziemlich kalt, vor allem nachts.
    Zu allem Überfluss hat am Faschingsdienstag auch noch das Busterminal geschlossen. Unsere einzige Option nach Uyuni zu kommen ist ein Bus um 06.00 Uhr morgens. Da wir unsere Tour über den Salzsee untypischerweise schon gebucht haben, bleibt uns nichts anderes übrig als aus fast 2 Tagen Potosí 1 Tag zu machen. Trotzdem hat sich der Besuch der Stadt gelohnt. Allein der Anblick des allgegenwertigen Cerro Rico, der wie ein Schicksalsberg über der Stadt thront ist fast eine Reise wert.
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  • Day 54

    Sonntagsmarkt in Tarabuco

    February 19, 2023 in Bolivia

    Bevor wir am Sonntag weiter nach Potosí fahren wollen wir noch auf den Markt nach Tarabuco. Das ist ein kleiner Ort etwa 1, 5 h von Sucre entfernt. Sonntags findet hier einer der größten Märkte der Gegend statt. Menschen aus den umliegenden Dörfern, aber auch aus Sucre reisen an um zu kaufen und zu verkaufen. Unter anderem gibt es hier auch die Textilien aus Tarabuco und den anderen Dörfern. Schon morgens an der Truffihaltestelle herrscht reges Treiben. Man muss richtig um einen Sitzplatz in den Minivans kämpfen. Die Fahrt ist ziemlich unbequem, weil eng, aber auf jeden Fall ein Erlebnis. Wir sind die einzigen Gringos weit und breit. Der Markt ist vor allem in den Straßen des kleinen Ortes. Und hier wird alles verkauft was Mensch so braucht: Schulsachen, Kleidung, traditionelle Bekleidungsstücke für die Cholas, Obst und Gemüse und eben auch Kunsthandwerk. Das wird allerdings weniger von den sehr vereinzelt anwesenden Tourist:innen gekauft, sondern vor allem von den Einheimischen. Tatsächlich scheint sich die ländliche Bevölkerung auf dem Sonntagsmarkt mit den notwendigen Dingen einzudecken. In Sucre gibt es, wie wir feststellen eine größere und auch günstigere Auswahl an hochwertigen Stoffen, aber Tarabuco ist in jedem Fall noch ein "echter" andiner Markt und keine Touristenattraktion. Ein paar Sachen shoppen wir am Ende doch noch und machen uns mittags auf den Weg zurück nach Sucre. Um 16.00 Uhr fährt unser Bus nach Potosí.Read more

  • Day 53–56

    Sucre

    February 18, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 9 °C

    Nach drei von vier Nächten im Bus haben wir in Sucre erstmal drei Nächte eingeplant. Unsere Unterkunft Los Jazmines ist eine Casa Familiar. Also ein Privathaus. Wir haben sogar eine Küche und ein Wohnzimmer zur Mitbenutzung. Die Kälte ist eine echte Umstellung für uns, aber zumindest kann man jetzt mal die Sachen tragen von denen man sich die ganze Zeit gefragt hat, warum man sie mitschleppt. In Santa Cruz wütet gerade eine heftige Dengueepidemie, die schon vielen Kindern das Leben gekostet hat und die Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenzen bringt. Unser ständiger Begleiter war daher das Mosquitspray. Eigentlich hatten wir gedacht, dass endlich im Rucksack lassen zu können, aber leider hat sich die Überträgermücke an die Höhenlage angepasst und auch in Sucre gibt es Dengue.
    Sucre ist die verfassungsmäßige Hauptstadt von Bolivien, der Regierungssitz ist in La Paz. Sucre ist eine kleine, aber progressive Stadt mit einer renommierten Uni und vielen Studierenden. Wieder gibt es auffällig viele vegetarische und vegane Restaurants, die vor allem von Einheimischen frequentiert werden. Die Altstadt von Sucre ist UNESCO Weltkulturerbe und hat den Beinamen "die weiße Stadt". Sie ist im typischen kolonialen Schachbrettmuster angelegt. Die Fassaden wirken von außen teilweise schlicht. Hinter den Toren verbergen sich dann aber unzählige Innenhöfe. Die nächsten Tage lassen wir uns einfach durch die Stadt treiben, besichtigen die vielen Klöster und Kirchen und gewöhnen uns an die Höhe. Es gibt ein gutes Museum zur Textilkunst der Region und ein ethnografisches Museum. Die Textilien aus dem Umland von Sucre gelten als die qualitätvollsten Boliviens. Seit einigen Jahren wird das Handwerk wiederbelebt und bietet ländlichen Gemeinden eine neue Einkommensquelle ohne zu Touristenkitsch zu verkommen. Überall in Sucre kann man die wunderschönen, aber auch teilweise sehr teuren Gewebe kaufen.
    Etwas außerhalb der Innenstadt ist der Mercado Campesion, der ähnlich wie in Asunción ein ganzes Viertel einnimmt. Allerdings ist hier alles ordentlich in Sektoren aufgeteilt. Wir trinken in der Saftabteilung einen frischen Maracujasaft für 70 ct und kaufen für 1, 30 Euro drei riesige Avocados. Am Samstag nehmen die Karnevalsfeierlichkeiten langsam Fahrt auf. Das bedeutet in Bolivien zum einen, dass verschiedene Blasmusikkapellen durch die ganze Stadt ziehen, zum anderen liefern sich alle auf der Straße eine Wasserbomben- und Rasierschaumschlacht. Wir werden meistens verschont, bekommen aber auch ein paar mal was ab. Womit wir nicht gerechnet hatten, ist das Karneval in Bolivien auch ein Familienfest ist. Rosenmontag und Faschingsdienstag sind Feiertage. Schon ab Samstag haben viele Restaurants, aber auch Museen geschlossen. Wie wir feststellen nicht die beste Reisezeit.
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