Camino del Norte

April - May 2019
A 34-day adventure by Jana Read more
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  • Day 22

    Ein Liebesbrief ans Meer

    April 26, 2019 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Liebes Meer

    In den letzten Tagen musste ich mich bereits von meiner geliebten Gruppe verabschieden und heute stand bereits der traurige Abschied von dir an. In diesem Sinne möchte ich mich bei dir bedanken für die unzähligen gemeinsamen Stunden, die wir in den letzten Wochen zusammen verbringen durften. Ich wusste zwar schon im Voraus, dass ich dich toll finde, aber durch all die schönen Momente, die wir miteinander teilen durften, habe ich dich echt lieben gelernt. Du hast dich mir von all deinen Seiten gezeigt, die schönen, wo du ruhig im Sonnenschein geglitzert hast, aber auch die wilden, wo du dich mir mit tosendem Wellengang offenbart hast. Die frische Seeluft und die wunderschönen und vielfältigen Küstenlandschaften tragen zusätzlich dazu bei, dass man dich niemals mehr verlassen möchte.
    In meinen guten Momenten warst du bei mir und hast einen guten zu einem noch besseren Tag gemacht. Doch noch wichtiger hattest du die Fähigkeit meine schlimmsten Motivationstiefe in Sekundenschnelle in Nichts aufzulösen, sobald ich dich auch nur sah.
    Bei dir fühlte ich mich frei wie sonst nirgendwo und mit dir zusammen schmolzen die Kilometer nur so dahin. Vielen Dank dafür!

    Nun beginnt so langsam der Zieleinlauf Richtung Santiago, weshalb ich dich leider verlassen muss. Dass mir das nicht leicht fällt, ist gar keine Frage. Doch man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben und so freue ich mich bereits auf unser Wiedersehen in Muxia.

    Allerliebste Grüsse
    Deine Jana
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  • Day 23

    Etappenplanung

    April 27, 2019 in Spain ⋅ ⛅ 14 °C

    Heute war ein toller Tag. Nachdem wir die letzten zwei Tage ganz allein unterwegs waren, haben Elena und ich heute den ganzen Tag gemeinsam verbracht und das hat richtig gut getan. Wir haben über Gott und die Welt gesprochen, über Politik, Philosophie, Psychologie und Männer. Es hat richtig gut getan. Nebenbei haben wir in jedem Kaffee am Weg einen Stop eingelegt. Bei gerade mal 29 km heute, konnten wir uns das gut erlauben.
    Wir haben heute auch einige neue Leute kennengelernt: zwei junge Spanier und zwei ältere Südafrikanerinnen. Die werden uns bis Santiago sicherlich noch einige Male begegnen.

    Ab heute verlassen wir die Küste und es geht ins Landesinnere. Die letzten 200km sind angebrochen und in 5 Tagen möchten wir eigentlich Santiago de Compostela erreichen. Unglaublich wie schnell das plötzlich alles geht!
    Diese letzten Kilometer beinhalten nochmals eine beträchtliche Menge an Höhenmetern, die nicht zu unterschätzen sind. Aufgrund der bergigen Landschaft sind die Herbergen hier auch zum Teil bis zu 20km voneinander entfernt, was die Routenplanung relativ schwierig macht. Aus diesem Grund haben wir morgen mit 26km nochmals einen kurzen Tag vor uns, wobei wir uns dann übermorgen an die 40km heranwagen. Irgendwie freue ich mich sogar darauf! Geplant ist, am 2. Mai in Santiago einzulaufen. Ein sportliches, aber hoffentlich machbares Ziel. Die Strecken sind geplant, jetzt müssen wir sie nur noch so durchziehen können (Höhenmeter sind immer schwierig einzuschätzen) und dann werden wir unser Ziel hoffentlich bald erreichen! :-)

    PS. Seit heute befinden wir uns ausserdem in Galicien. Die Wege sind hier überdurchschnittlich gut markiert. Und es erscheint als reine Schikane, dass man alle 200 Meter (manchmal sogar weniger) an die noch zu gehenden Kilometer erinnert wird (siehe Fotos)
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  • Day 24

    Der Aufstieg

    April 28, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 13 °C

    Nach einem 9 km Marsch heute Morgen und einem anschliessenden, ausgiebigen Frühstück wurden wir vor die Wahl gestellt: entweder wir gehen 12 km über einen Berg oder wir gehen 17 km lang der Strasse entlang um den Berg herum. Nach langem Hin und Her entschied ich mich schlussendlich doch für den Berg.
    Kurz vor dem Berg ging es noch einige Meter eben voran. Als der erste steile Anstieg in Sicht kam, setzte ich mich erst mal hin und kürzte meine Hosenbeine, da die Sonne heute ganz schön brannte. Danach blieb ich sitzen und wartete auf einen Motivatinsschub. Und wartete. Und wartete. Irgdendwann lief ich dann doch los. Beim Betrachten der Steigung wusste ich, dass ich sterben würde. Ich sagte mir, dass ich einfach viele Pausen machen würde und falls es nicht mehr geht, werde ich einfach ein bisschen Musik hören. Ich stieg also auf. Weiter und weiter. Und es lief gut. Sehr gut! Obwohl ich nach jeder Kurve dachte, jetzt kommt dann gleich die Krise, kam sie nicht. Irgendwann erreichte ich den Waldrand und bemerkte, dass ich ja bereits schon fast oben war. Wie konnte das denn so plötzlich sein?

    In diesem Augenblick überkam mich ein Moment unfassbarer Dankbarkeit. Ich bin so dankbar zwei funktionierende Füsse zu haben, zwei Beine, die mich den Berg hochzustemmen schaffen, ein Herz, das genügend pumpen mag und ein Kopf, der mich überhaupt erst auf solche Ideen bringt. Es ist ausserdem ein unglaublich tolles Gefühl, den eigenen Trainingsfortschritt mitverfolgen zu können. Bei Steigungen wie der heutigen wäre ich früher deutlich schneller ausser Atem gekommen, heute dagegen war das alles einfach irgendwie easy peasy! Der menschliche Körper ist einfach ein unglaubliches Phänomen, das wir alle mehr zu schätzen lernen sollten :)

    Nach knapp 30 km kamen wir dann in eine der schönsten Herbergern am ganzen Camino. Hier trafen wir wieder auf den Italiener Fabio sowie die beiden Deutschen Daniel und Sascha.
    Die Strecke heute war im Allgemeinen sehr schön, womit ich ehrlich gesagt gar nicht mehr gerechnet habe. Nach einem supee leckeren Pilgermenü heute Abend falle ich jetzt nur noch tot ins Bett. Gute Nacht!
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  • Day 25

    The Final Countdown

    April 29, 2019 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    So. Langsam gilts ernst. Wir sind heute in Baamonte angekommen, was ziemlich genau 100 km vor Santiago liegt. Diese letzten 100 km werden also in den nächsten drei Tagen noch zurückgelegt, wenn alles gut geht.
    Meine Füsse stellen mich momentan nochmal richtig auf die Probe. Den ganzen Weg lang hatte ich ihnen keine grosse Beachtung geschenkt, da alles in Ordnung schien. Vor zwei Tagen habe ich dann mal Vaseline gekauft, um sie ein bisschen zu pflegen und zu massieren. Heute folgen zwei schmerzhafte Blasen. Ist das der Dank dafür?

    Abgesehen davon lief es heute super! Am Morgen lief ich zu Beginn noch mit Elena zusammen. Wir haben auf der Strasse das erste Mal Santiago angeschrieben gesehen. Wir haben uns bereits ausgemalt, wie es wird in Santiago einzulaufen und haben schon unzählige Ideen geschmiedet, was wir alles tun werden, wenn wir angekommen sind. Wir freuen uns schon riesig!
    Gegen Mittag wurde es dann sehr heiss, ca. 25 Grad und man freute sich über jeden Schatten und jedes Lüftchen. Der Sommer ist im Anmarsch!

    Heute Abend in der Herberge trafen wir wieder auf jenste bekannte Gesichter. Sascha aus Deutschland, Daniel, Fabio und Nino aus Italien und die zwei jungen Spanier deren Namen ich gar noch nicht weiss. Da die Etappen bis Santiago nicht mehr gross zu variieren sind, werden wir dann sehr wahrscheinlich alle gemeinsam am 2. Mai in Santiago einlaufen. Ich freu mich schon riesig auf die Erholung dort! Und meine Füsse noch viel mehr!
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  • Day 26

    Hochmut kommt vor dem Fall

    April 30, 2019 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Und heute kam der Fall...
    Meine Blasen sind alle offen, die Schmerzen waren unerträglich und es waren 32 km unter brennender Sonne zu bewältigen.

    Mir war sehr wohl bewusst, was für ein unglaubliches Glück ich hatte, bisher so unversehrt den ganzen Camino bewältigt haben zu können. Um mich herum hatten alle ihre Wehwehchen: überlastete Knie, entzündete Füsse, geschwollene Füsse, mit Blasen übersääte Füsse, verspannter Rücken, verbrannte Haut und so weiter und so fort. Von alledem blieb ich verschont. Bis jetzt. Man könnte meinen nach 750 Kilometern hatten die Füsse genug Zeit, sich an die Schuhe zu gewöhnen. Dem war wohl nicht so. Zwei grosse Blasen zieren seit gestern meine linke Ferse. Aus welchem Grund auch immer hielt ich es gestern Abend für eine gute Idee in diese reinzupieksen, um sie austrocknen zu lassen. Schlechte Idee. Die Schmerzen heute morgen waren höllisch. Teilweise liessen einzelne Schritte meinen ganzen Körper zusammenzucken und trieben mir Tränen in die Augen. Heute mussten wir allerdings 32 km schaffen, da es dazwischen keine Herberge mehr gab. Also lief ich trotzdem weiter, einen Schritt nach dem anderen. Ich war sogar kurz davor eine Schmerztablette zu nehmen, DIE Pilgerdroge schlechthin. Dann habe ich aber wieder gedacht, ich habe den ganzen Weg jetzt ohne Medikamente überlebt, dann schaffe ich jetzt auch noch die letzten 100 km. Also lief ich weiter. Ich lief und lief und gelangte in eine Art Trance und war wie in einem Tunnel. Ich dachte sogar noch darüber nach, wie faszinierend der menschliche Körper doch ist, sich selbst in so einen Trance-Zustand versetzen zu können, wenn man solche Schmerzen hat. Irgendwann spürte ich gar nichts mehr. Und irgendwann fiel ich fast hin, weil ich meine Füsse nicht mehr richtig heben konnte. Das war der Moment, als ich bemerkte, dass dieser Zustand nicht von den Schmerzen herbeigeführt wurde, sondern von meinem mittlerweile viel zu tiefen Blutzucker. Sofort setzte ich mich einfach mitten auf den Weg und ass alles, was mir in die Hände gelangte. Dass ich den zu tiefen Blutzucker nicht bemerkte ging mir durch Mark und Bein und geht mir auch jetzt noch nicht aus dem Kopf. Zum Glück ging nochmals alles gut. Mit steigendem Blutzucker stiegen leider auch wieder die Schmerzen in den Füssen. Etwa nach der Hälfte der Strecke gewöhnte ich mich an den Schmerz und er wurde erträglicher. Wahrscheinlich ist das jetzt noch die letzte Härteprobe vor der Ankunft in Santiago. Vermutlich ist man kein richtiger Pilger, wenn man nicht wenigstens einmal einen richtigen Schmerz ausgehalten hat. Dann würde ich jetzt mal sagen Santiago kann kommen! Gerade mal 60km bleiben noch übrig. Unglaublich, da nur noch eine zweistellige Zahl stehen zu sehen. Dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich.

    Heute übernachten wir im Kloster in Sobrado des Monxes. Zusammen mit Elena, Fabio und Federico gab es ein Pilgeremenü im Dorf. Morgen wollen wir alle ziemlich früh starten, damit wir möglichst viele Kilometer schaffen, bevor die Sonne zu stark wird. Das sind wirklich deutliche Zeichen dafür, dass der Sommer ansteht!
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  • Day 27

    Der Pilgerstrom

    May 1, 2019 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Heute Morgen wollte ich früh losgehen, um nicht wieder in der Mittagshitze laufen zu müssen. Als mein Wecker dann um 6:30 Uhr abging wurde dieser im Schlaf ausgestellt und weitergeschlafen. Um 7 Uhr klingelten dann zum Glück noch andere Wecker im Zimmer und ich wachte doch noch auf. Ich packte alle Sachen zusammen und bemerkte, dass meine abnehmbaren Hosenbeine fehlten. Ich suchte im Badezimmer, in der Küche, im Rucksack, ging zurück ins Zimmer, nirgends auffindbar. Als ich dann nochmals den ganzen Rucksack ausgeräumt habe, tauchten sie endlich auf. Daraufhin brauchte ich erstmal ein Frühstück. Um 8:15 lief ich dann endlich los. Soviel zum frühen Start heute.

    Der Morgen lief sehr gut. Meine Blasen schmerzten nicht mehr, das Wetter war gut, die Stimmung war gut und die Vorfreude auf Santiago gross. Am frühen Nachmittag kam ich in Arzua an. Das ist der Ort, wo der Küstenweg mit dem Camino frances zusammentrifft. Eigentlich freute ich mich auf diesen Moment. Als ich an die besagte Kreuzung kam, sah ich gerade gleichzeitig einen Pilger vom französischen Weg herkommen und lächle ihn an. Keine Reaktion. Dann schaue ich die Strasse hinauf und hinab. Mich trifft fast der Schlag. Ein Pilger nach dem anderen. Die gesamte Strasse wimmelt davon. In jedem Café sitzen sie. Unglaublich. So ein Bild hätte ich niemals erwartet und hatte es auch nicht mehr so in Erinnerung von meinem letzten Camino. Eigentlich wollte ich im Städtchen eine Pause einlegen, aber diese Masse an Pilger löschte mir völlig ab. Nichts wie weg hier. 11 km hatte ich noch vor mir und die bin ich praktisch gerannt. Ich wollte nur noch weg von all den Menschen. Was ich nicht überlegt habe, wenn ich so schnell laufe, überhole ich alle und treffe somit auf noch mehr Menschen. Nach gerade mal knapp 2h habe ich die Strecke geschafft und fand ein Bett in einer Herberge in Salceda. Hier werde ich sehr herzlich empfangen und treffe wieder auf Fabio. Elena hat heute eine Abkürzung genommen und ist schon ein Stück weiter als ich. Ich werde sie wahrscheinlich morgen erst in Santiago wiedersehen. In der Herberge komme ich mit zwei Deutschen ins Gespräch. Die beiden bewundern uns, dass wir den Küstenweg komplett gemacht haben und fragen immer wieder, wie es war mit den Höhenmetern. Die waren im Nachhinein zwar streng, aber definitiv machbar mit einem gewissen Fitnesslevel. Aber auf jeden Fall ein gutes Gefühl, etwas geleistet zu haben.
    Jetzt wird nach einer Massagedusche (!!!) sogar noch meine Wäsche gewaschen und ich warte im Schlafsack, bis ich wieder etwas zum Anziehen kriege.

    Heute habe ich leider praktisch keine Fotos gemacht, ich war zu beschäftigt mit Laufen ;-)

    Für morgen bleiben noch 27 km bis Santiago, ich freu mich unglaublich auf die Pause dort!
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  • Day 29

    Santiago de Compostela

    May 3, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 15 °C

    Der Zieleinlauf. 27 km waren es noch bis nach Santiago de Compostela. Ein unbeschreibliches Gefühl.

    Am Morgen des 2. Mais frühstückte ich noch in der Bar neben der Herberge und kurz vor 8 Uhr lief ich dann los. Die ersten paar Kilometer war ich noch alleine, weil wir normalerweise nicht an den typischen Etappenenden übernachten. Das änderte sich aber leider sehr bald. Von allen Richtungen bogen immer mehr und mehr Pilger auf den Camino ein und liefen mit mir mit. Irgendwann wurde es ein richtiger Strom. Ein Pilger nach dem anderen, nur wenige Meter Abstand.
    Horror!
    Bald schaltete ich meine Musik ein, anders war es nicht auszuhalten. Nur so schaffte ich es, ein bisschen von dem ganzen Trubel Abstand zu gewinnen und in Ruhe nochmals meinen Camino im Kopf durchleben zu können.
    Nach 12 km machte ich die letzte Pause, die nächsten 15 km wurden am Stück durchgezogen. Geplant waren eigentlich mehr Pausen, aber ich wollte einfach nur noch möglichst schnell ankommen, möglichst schnell aus diesem Wahnsinn raus. Ich wurde immer schneller. Ich rannte schon fast. Überholte einen Pilger nach dem anderen. "Gring abe u seckle" war alles, was ich noch dachte. Nicht unbedingt die Einstellung, die man sich für den Einlauf in Santiago wünscht.
    Auf dem Weg sah man alle Arten von "Pilger". Pilger in Lederleggings, in Flip Flops, mit Kinderwagen, im Rollstuhl, mit Parfümfahne und Handtasche. Es gibt nichts, das es nicht gibt. Pilger mit grossen Rucksäcken, durchgelatschten Schuhen und ein wenig eigenem Laufstil, wie man sie von den letzten paar hundert Kilometern kannte, sieht man hier nur wenige.
    Nach dem letzten steilen Anstieg ging es endlich bergab und von da an wusste ich, dass es nicht mehr weit sein kann. Bald schon erreichte ich den Stadtrand. Mittlerweile tat mir auch alles weh. 27 km mit nur einer 20 Minuten Pause machen sich bemerkbar. Anhalten will man jetzt aber auch nicht mehr. Wie im Tunnel laufe ich und laufe ich immer weiter in die Stadt hinein. Etwa 500 Meter vor dem Ziel an der Kathedrale kommen mir erste Plätze und Cafés wieder bekannt vor vom letzten Camino. Das war der Moment, in dem es mich überkam und bei mir die Tränen liefen. Ich dachte nochmals an all die wunderschönen Momente der letzten Wochen, die atemberaubenden Landschaften und die unglaublich tollen Leute, die ich alle kennengelernt habe. Ich glaube es waren Freudentränen, aus Dankbarkeit für das Erlebte. Und vielleicht auch ein bisschen aus Traurigkeit, dass es jetzt aufs Ende zugeht.
    Als ich dann um 13:30 Uhr auf den Platz vor der Kathedrale kam, dachte ich an gar nichts mehr. Ich sah meine Leute, setzte mich einfach nur noch hin, war glücklich und müde. Elena, Fabio, Nino und Federico waren da. Val kam später auch noch dazu.
    Die Italiener mussten sich noch eine Herberge suchen, deshalb ging ich mit Elena und Val erstmal noch was essen. Ich hatte einen Mordshunger!
    Nachdem Elena und ich unser Doppelzimmer in einer Pension bezogen hatten, trafen wir Valerie wieder beim Friseur und liessen es uns da gut gehen. Am Abend gingen wir nochmals etwas essen, und kurz darauf ins Bett.

    Am nächsten Morgen schliefen wir schön aus. Elena machte dann am Morgen unsere Wäsche und ich holte meine Pilgerurkunde ab. Danach frühstückten wir gemütlich in einem Café. Wir teilten uns dann auf, sodass jeder seine Sachen erledigen konnte. Ich kleidete mich mit neuen, leichteren Schuhen und weniger warmen Kleidern ein für die nächsten 1000 km auf der Via de la Plata und schickte ein Paket nach Hause mit 4.5 kg Ware drin. Ca. 1.5-2kg davon waren meine alten Schuhe, aber der Rest war Ausrüstung aus dem Rucksack! Das heisst, ich trage jetzt vermutlich nur noch ca. 8kg Gepäck auf meinem Rücken. Wahnsinn!
    Am Abend gingen wir wieder miteinander Essen. Nico aus Bayern, den ich in der letzten Herberge vor Santiago kennengelernt und zufällig in Santiago wiedergetroffen habe, kam ebenfalls mit. Veronica, eine Polin die mit Val unterwegs war, begleitete uns ebenfalls zusammen mit ihrem Freund Guille, der ein waschechter Santiagoaner ist. Dieser zeigte uns die besten Plätze abseits der Touristenströme, was genial war!
    Später trafen wir uns noch mit den jungen Spaniern auf ein Bier, die ihrerseits mit einer Truppe von Pilgern unterwegs waren. Und wer war da dabei? Martin aus Uruguay, den ich das letze Mal an meinem dritten Wandertag gesehen habe. Unglaublich! Das sind die Camino Wunder!
    Um 1 Uhr gingen wir dann zurück in die Pension und mussten uns leider endgültig von Valerie verabschieden. Sie fliegt am 6. Mai weiter nach Rom und bleibt bis dahin in Santiago. Elena und ich werden uns am nächsten Morgen aufmachen Richtung Finisterre.
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  • Day 30

    Weiter gehts!

    May 4, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 16 °C

    Nach einem Tag Pause in Santiago geht es (leider) bereits wieder weiter. Elena und ich wollen nach Finisterre ans Meer, was nochmals 90 km sind und etwa 3 Tage in Anspruch nehmen wird. Danach gehen wir noch einen Tag weiter bis nach Muxia, was angeblich sogar noch schöner wie Finisterre sein solle.

    Nach dem Feiern gestern Nacht klingelte der Wecker heute Morgen erst um 8 Uhr. Wir wollten das schöne Bett so lange wie möglich ausnutzen. Wir frühstückten gemütlich in einem Café und liefen erst kurz vor 10 Uhr los. Ich hatte ziemliche Motivationsschwierigkeiten. Das Bett heute Nacht war einfach zu bequem und meine Füsse und Beine fühlen sich noch genauso müde an wie am Tag davor. Ich war drauf und dran Finisterre abzublasen und noch einen Tag in Santiago zu bleiben.

    Irgendwie habe ich es dann doch noch geschafft, mich aufzuraffen. Die neuen Schuhe laufen sich zum Glück super. Meine Blasen (habe übrigens vom Zieleinlauf noch zwei neue gekriegt) spüre ich gar nicht mehr darin. Das wunderschöne Wetter schaffte es dann doch noch mich zu motivieren. Sehr weit kamen wir heute aber nicht. Nach ca. 22 km war Schluss in Negreira. Wir entspannen uns für den Rest des Tages und geben Morgen dann wieder Vollgas!
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  • Day 31

    Der Sommer kommt!

    May 5, 2019 in Spain ⋅ ☁️ 16 °C

    Heute war ein unglaublich toller Tag! 40 km habe ich heute geschafft (neuer Rekord) und ich hätte sogar noch weiter gehen können. Da die nächste Herberge aber 13 km weiter weg war und es bereits 17:30 Uhr war als wir ankamen, entschieden wir uns dort zu bleiben. Guter Entscheid! Die Herberge ist schön und die Hospitaleros unglaublich freundlich.

    Am Morgen ging es erstmal ohne Frühstück los, weil alles Bars erst um 10 Uhr öffneten. Ich traf am Morgen Nico und ging ein Stückchen mit ihm. Nach 13 km fand ich dann endlich ein Café, wo ich was zu essen kriegte. Nach 27 km gab es die nächste Pause und von da an wurde bis zum Schluss durchgezogen. Trotz den heissen Temperaturen (geschätzt 25-30 Grad) lief es erstaunlich gut.

    Bis jetzt gefällt mir die Strecke nach Finisterre sehr gut. Viel besser als erwartet. Aber obwohl ich diesen Weg vor 6 Jahren schon einmal gegangen bin, kann ich mich an praktisch nichts erinnern.

    Für morgen bleiben noch 30 km bis nach Fisterra und am Tag darauf gehts noch nach Muxia. Wir hoffen, das Wetter wird besser als vorausgesagt...
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  • Day 32

    Finisterre

    May 6, 2019 in Spain ⋅ ☁️ 13 °C

    Finisterre. Das Ende der Welt. Die letzten 30 km bis an die Westküste haben wir heute noch geschafft. Das traumhafte Wetter der letzten Tage ist leider verschwunden. Es ist bedeckt. Ich bin müde und ruhe mich erstmal in unserem Hotelzimmer aus. Nicht einmal Lust ans Kap zu gehen habe ich. Naja, einen Sonnenuntergang wird man bei diesem Wetter auch nicht beobachten können. Später beginnt es sogar noch zu regnen. Stimmungsmässig hätte ich mir die Ankunft am Ende der Welt etwas emotionaler vorgestellt. Momentan will ich aber einfach nur noch schlafen.

    Wahrscheinlich nehme ich morgen früh die 3 km bis ans Kap noch auf mich, bevor es dann weiter nach Muxia geht. Für morgen ist der ganze Tag Regen angesagt.
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