• Rebecca C
  • Elias Huland
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  • Elias Huland

Cold nights, warm showers

Von Oktober 2022 bis Dezember 2023 sind wir, Rebecca und Elias, insgesamt 20.000 Kilometer durch den Balkan, Australien und Neuseeland und von Osttimor durch Südostasien bis Japan geradelt. もっと詳しく
  • Adelaide wie Adelheid

    2022年12月4日, オーストラリア ⋅ ⛅ 30 °C

    Nach den langen Strecken abseits der Zivilisation wrtden die Abstände zwischen den Ortschaften wieder kleiner. Wirberreichen zunächst die Adelaide Hills, eine Hügellandschaft vor Adelaide, die für Wein und Obst bekannt ist, optisch an deutsche Mittelgebirge (mit Eukalyptus und Kängurus) erinnert und Mitte des 19. Jahrhunderts besonders von deutschen Immigranten besiedelt wurde.

    Unser Highlight ist Hahndorf, das Epizentrum der deutschen Kultur in Südaustralien und mittlerweile eine Art Freilichtmuseum dessen, was dafür gehalten wird. Am Dorfeingang kann man Erdbeeren pflücken, es gibt "German Hotdogs", Otto's Bakery verkauft Vollkornbrot und Bienenstich, das "Beer of Bavarian Kings" (HB) fließt in Strömen und in den öffentlichen Toiletten fehlt das Klopapier. Obwohl die ursprünglichen Migranten vorallem Altlutheraner aus Preußen waren, zeigt sich auch hier die bayrische Dominanz in der Perzeption deutscher Kultur im Ausland.

    In Adelaide - der Name hat übrigens auch deutsche Wurzeln, da die Namenspatin Queen Adelaide als Adelheid von Sachsen-Meiningen geboren wurde -
    übernachten wir für zwei Nächte bei Soyoo, einer südkoreanischen Freundin von Elias, die dort derzeit studiert. Nach den vielen Reiseeindrücken der vergangenen Wochen fehlt uns die Energie, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt akribisch abzuarbeiten. Stattdessen genießen wir die ruhigen Vormittage im Haus, verbringen die Zeit in den weitläufigen Parks der Stadt und machen Pläne und verschiedene Besorgungen für die Weiterreise. So viel können wir verraten: Es geht in Richtung Norden weiter.
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  • Outback I: Rotwein aus Kaffeebechern

    2022年12月7日, オーストラリア ⋅ ⛅ 20 °C

    Wir wagen uns weiter in Richtung Norden, weg von der Küste und in den heißeren, trockeneren Teil Australiens. Hier gibt es den unter Australien-Radler*innen bekannten und fast schon berüchtigten Mawson Trail, der von Adelaide aus knapp 1000 Kilometer in den Gebirgszug der Flinders Ranges im Outback führt.

    Die ersten Etappen sind jedoch noch moderat: Hinter Adaide geht es durch das Barossa Valley und das Clare Valley - zwei der renommiertesten Weinanbaugebiete Australiens. Der Radweg schlängert sich an Weinstöcken entlang, die allerdings - anders als wir es kennen - am Talboden und nicht am Hang wachsen. Zumindest der Barossa-Merlot schmeckt auch aus Campingbechern - dem Shiraz, für den das Tal eigentlich bekannt ist, wollten wir das nicht antun.

    Wir fahren durch kleine Städtchen, die alle im Zuge der europäischen Outback-Besiedelung um 1870 entstanden sind und in denen man noch viele Gebäude aus dieser Zeit findet. Gemein haben all diese Orte: Einen rechtwinkligen Grundriss, einen sogenannten "Heritage Trail", ein Denkmal für den ersten Weltkrieg und einen entweder vom Lions oder Rotary Club gestifteten Park mit Spielplatz und öffentlichen Toiletten. Auch die kleinsten Orte haben ein eigenes "Oval", also ein großes Rugby- und Cricketfeld, an dem man oft gratis oder gegen Spende zelten kann. Je weiter wir nach Norden kommen, desto öfter tauchen verlassene Siedlung und Anwesen auf: Die Europäer hatten das australische Klima unterschätzt. Sie hatten geglaubt, dass der Regen schon kommen würde, wenn das Feld erstmal gepflügt sei und völlig ungeeignete Landstriche beackert.

    Auch hier versuchen die Städte emsig, ihre Besonderheiten zu präsentieren: Die Minenstädte Kapunda (größte Bergmannfigur) und Burra (größte Mine), die Stadt der ländlichen Street-Art Jamestown, die Windparkstadt Hallett oder die Bahnhofs- und Silostadt Quorn. Einst ein wichtiger Bahnknotenpunkt, ist es heute ein verschlafenes Nest und die guten alten Zeiten existieren nur noch in Filmen, die allabendlich auf das Silo projeziert werden.

    Je nach Windrichtung und Wegbeschaffenheit wechseln wir zwischen den langen geraden Landstraßen und den schotterigen Feldwegen des Mawson Trails. Von der Weinregion radeln wir durch große Getreidefelder, an Windparks und Merinoschafen vorbei.

    Langsam ändert sich die Farbpalette. Die Hügel und Wege werden in ein kräftiges Rostrot gefärbt, das saftige grün der Weinreben verschwindet, dafür dominieren nun die von grünen Sprenklern durchsetzten Gelbtöne, trockener Ackerflächen und Kängurugraslandschaften und die Abendsonne taucht die Berge und den weiten Himmel in Rot- und Orangetöne.
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  • Outback II: Vom Fluchtverhalten der Emus

    2022年12月12日, オーストラリア ⋅ ⛅ 17 °C

    Je weiter wir nach Norden kommen, desto einsamer wird es. Hinter Burra führt uns ein erster Abstecher ins richtige Outback. In normalen Jahren ist der Weg zu dieser Jahreszeit spätestens ab hier wegen der Wüstenhitze nicht mehr passierbar; der parallele Wanderweg ist jährlich ab Dezember offiziell geschlossen. In diesem Jahr ist alles anders, und so haben wir den Weg bei angenehmen 25°C und Rückenwind für uns alleine. Für zwei Tage können wir unsere Wasservorräte nur an Regentonnen entlang des Wanderwegs auffüllen. Nach dem nassen Frühjahr sind diese zum Glück gut gefüllt. Das Wasser ist klar, aber unbehandelt und so müssen wir es mit Reinigungstabletten aufbereiten.

    Mit der zunehmenden Einsamkeit begegnen uns deutlich mehr Wildtiere, die sich alle früher oder später - im wahrsten Sinne des Wortes - aus dem Staub machen.

    - Emus entdecken wir meist nur in der Ferne. Sie flüchten, sobald sie uns entdecken, mit eiligen, eleganten Schritten. Sie wirken dabei, als rafften sie ihre Röcke beim davonlaufen.
    - Kängurus zögern bei unserem Anblick zunächst. Sie blicken uns an, halten beim Kauen inne und oft hängen ihnen dabei Grashalme aus den Mundwinkeln. Manche unternehmen halbherzige Fluchtversuche, um sich nach drei Sprüngen in der Hoffnung umzudrehen, die Gefahr sei vorüber. Ist ihnen der Abstand groß genug, beobachten sie uns und warten ab. Ist der Abstand nicht ausreichend, oder nähern wir uns weiter an, flüchten sie in großen Sätzen in die Weite der Landschaft. Manchmal geht der Fluchtweg auch direkt vor uns über die Straße. Während das bei uns funktioniert und uns nur einmal eines gefährlich nahe kommt, ist diese Strategie bei Autos und LKWs durchaus fatal. Der Geruch verwesender Kängurus ist daher leider ein ständiger Begleiter. Dennoch haben diese Tiere mit ihrer oft aufrechten Körperhaltung und ihren einzigartigen Bewegungsabläufen auch nach einem Monat in Australien immer noch etwas magisches.
    - Die Reptilien teilen sich in zwei Gruppen: Eidechsen und Schlangen sind meistens schon verschwunden, bevor wir sie überhaupt entdecken, manchmal sehen wir noch einen Schatten von der Straße huschen. Ganz anders und am wenigsten effektiv verhalten sich andere Arten: Statt zu fliehen (oder sich irgendwie vom Fleck zu bewegen) reißen die Sleepy Lizards ihre Mäuler auf und strecken uns ihre blauen Zungen entgegen. Auch die Bartagamen (die 2022 in Deutschland übrigens Heimtier des Jahres sind!) versuchen, uns durch Auffächern ihres Bartes Angst einzujagen. Anscheinend wenden beide Tiere diese Strategien auch gegen Autos an - entsprechend viele schuppige Fladen säumen die Straßenränder. Wir geben unser Bestes, die lebendigen Artgenossen zum Verlassen der Straße zu bewegen - dies gelingt uns teilweise nur unter (sanfter) Gewaltanwendung oder indem wir die Tiere von der Straße tragen.
    - Dann gibt es noch die Kakadus: Wenn wir im Vorbeifahren einen Schwarm aufscheuchen, erheben sie sich zu Hunderten in die Luft und keifen, als müsse das gesamte Tal vor uns gewarnt werden. Dann lassen sie sich in aller Ruhe auf dem nächsten Baum nieder. Liegt dieser in Fahrtrichtung, geht das Spiel von neuem los.
    - Keinerlei Respekt vor uns haben die Insekten: Besonders die Fliegen stürzen sich geradezu auf uns. Sie bilden eine schwarze, summende Wolke und versuchen - warum auch immer - in Mund, Nasenlöcher, Augen und Ohren einzudringen. so müssen sich Kühe auf der Weide fühlen... Beim Fahren helfen eine Sonnenbrille und ein Tuch vor Mund und Nase, beim Picknick muss aber jeder Bissen genau geplant und präsize durchgeführt werden, um die ungewollte Beilage zu vermeiden.

    Übrigens: Auch die Rinder und die in dieser Region sehr häufigen Merinoschafe fliehen sehr engagiert auf die andere Seite der Weide, wenn wir uns näheren.
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  • Outback III: Am Uluru des Südens

    2022年12月14日, オーストラリア ⋅ ☀️ 19 °C

    Die nächste Nacht verbringen wir in Cradock. Cradock ist ein Ort mit 14 Einwohner*innen und liegt etwa 30 Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt. Trotzdem gibt es zwei Kirchen und das Cradock Hotel, einen großen Pub. Kneipen/Pubs werden in Australien oft als "Hotels" bezeichnet, weil Schanklizenzen früher nur zu bekommen waren, wenn auch Zimmer angeboten wurden. Wenn man im Cradock Hotel ein Bier bestellt, kann man hinter dem Gebäude - ganz im Sinne dieser Tradition - gratis zelten (wenn man es denn schafft, die Heringe im Wüstenboden zu verankern).

    An diesem Abend sind neben dem Wirt Dave nur sein Vater und ein wortkarger Fremder, der hier zur Zeit wohnt, weil er etwas Abstand von seiner Frau braucht, hier. Dave und seine Frau haben den Pub erst vor wenigen Jahren gekauft und sind mit ihrer Familie hergezogen. Wenn wenig los ist, ist der Sonnenuntergang das Highlight des Tages. Dave kann anhand der Wolken und der Luftqualität vorhersagen, welche Farben uns heute erwarten. Auch seinen Teenager-Kindern soll es hier gefallen: Sie können hier tun und lassen, was sie wollen, und ohne Aufsicht Quad fahren. Dave erzählt uns, dass in dieser Jahreszeit eigentlich keine Gäste mehr kommen, da das Thermometer regelmäßig auf über 40 Grad steigt. Entsprechend endet die Saison für ihn in dieser Woche; die Kneipe bleibt dann bis Ende Februar geschlossen. Als Jahresabschluss steht am Wochenende noch das jährliche (feucht-fröhliche) Cricket-Spiel gegen die größere Nachbarstadt Hawker an, denn natürlich hat auch Cradock ein eigenes Oval.

    Am nächsten Tag führt uns die Tour zum Ziel unserer Outback-Tour: Wir erreichen den Ikara oder "Wilpena-Pound", dessen zerklüftete Gipfel sich mehrere hundert Meter über das Umland erheben. Auf Grund ihrer Form werden sie oft als natürliches Amphitheater beschrieben. Je nach Winkel und Tageszeit verändert sich das Erscheinungsbild und besonders bei Sonnenuntergang wird alles in strahlend rotes Licht getaucht. Auf Fotos lässt sich das nur im Ansatz festhalten - wir können es dennoch nicht lassen, es unentwegt zu probieren.

    Um die Strecke nach Adelaide nicht zurückfahren zu müssen, haben wir für den nächsten Tag ein Busticket gebucht. Dafür müssen wir noch gute 30 Kilometern über eine Schotterstraße bergab zum Highway fahren, wo uns der Bus am nächsten Morgen einsammeln soll. Da wir die Strecke in der Abenddämmerung kurz vor Sonnenuntergang fahren, sind die Kängurus aktiv - und das will hier etwas heißen: Zunächst versuchen wir noch, die weghüpfenden Tiere zu zählen, aber bei über 150 Kängurus verlieren wir irgendwann den Überblick. Unten angekommen zelten wir - wiedermal auf Wüstenboden - alleine auf einem kleinen Zeltplatz am Highway und bewundern die Sterne am Himmelszelt, dass sich mit Einbruch der Dunkelheit über uns aufspannt.

    Den Busverkehr muss man sich in dieser Region anders vorstellen, als man es vielleicht gewohnt ist: Abgesehen von Schulbussen ist der einzige Bus in dieser Gegend ein 8-Sitzer und fährt ... 🥁🥁 🥁 wöchentlich. Donnerstags geht es von Adelaide nach Norden, freitags zurück nach Adelaide. Immerhin hat er einen Anhänger dabei, um Fahrräder mitzunehmen und ist recht flexibel, was die Routenplanung angeht, sodass wir direkt am Zeltplatz auf freier Strecke am Highway zusteigen können.

    Die Landschaften und Städte der letzten beiden Wochen ziehen noch einmal an uns vorbei, bis wir nach einem halben Tag wieder in Adelaide sind.
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  • Rebecca fährt...

    2022年12月17日, Bass Strait ⋅ ⛅ 14 °C

    ...uns im Campervan nach Tasmanien.

    In den letzten Wochen haben wir gemerkt, dass die Distanzen in Australien unglaublich riesig sind, zudem standen uns ab Adelaide nicht mehr viele Himmelsrichtungen zur Auswahl: Wir kamen aus dem Süd-Osten und sind nach Norden gefahren, weiter Richtung Westen kommt bis Perth (ca. 2700 km) nicht mehr viel... ;-)

    Wir steigen daher auf die klassische Form des Reisens in Australien um und überführen einen Campervan nach Tasmanien. Wir haben 5 Tage Zeit und müssen das Benzin selber zahlen, dafür gibt es das Auto und ein Fährticket umsonst. Außerdem passen die Fahrräder entspannt in den Innenraum. In drei Tagen fahren wir zurück Richtung Melbourne, um im Hafen von Geelong die Nachtfähre nach Devonport auf Tasmanien zu erwischen. Dort fahren wir zur Hauptstadt Hobart quer über die Insel und gewinnen so schon einen Eindruck von den vielfältigen Landschaften Tasmaniens. Ganz im Gegensatz zum Rest Australiens sind hier die Distanzen sehr überschaubar, die Landschaft scheint sich mit jeder Kurve zu verändern und mutet in Teilen fast skandinavisch an.
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  • Weihnachtspause

    2022年12月24日, オーストラリア ⋅ ☁️ 21 °C

    Über die Weihnachtsfeiertage und Silvester haben wir uns bei einer Familie in der Nähe der Nähe der tasmanischen Hauptstadt Hobart einquartiert. Für Kost und Logis erledigen wir einige Gartenarbeiten und nutzen die Freizeit, um endlich verspätete Footprints nachzuholen, die Weiterreise zu planen und einige Tage an einem festen Ort zu entspannen.

    In diesem Sinne wünschen wir euch frohe, besinnliche, erholsame und stressarme Weihnachtstage im Kreise eurer Liebsten! 🎁🎄🎆
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  • Found Penguins

    2022年12月29日, オーストラリア ⋅ ⛅ 16 °C

    Direkt nach Weihnachten leihen wir uns das Auto unserer Gastfamilie und machen einen Ausflug nach Bruny Island. Die Insel ist etwa so groß wie Malta oder Usedom.

    Neben der Campingausrüstung haben wir auch ein Stand-Up Paddle (SUP) und ein Kajak im Gepäck (bzw. auf dem Autodach), mit denen wir die karibisch anmutenden Buchten erkunden. Während man mit dem SUP über das Wasser gleitet, kann man durch das glasklare Wasser den Meeresboden betrachten.

    Direkt unter uns taucht plötzlich ein riesiger Schatten auf. Dieser entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Stachelrochen mit einem Durchmesser von ca. 2 Metern. Zunächst freuen wir uns über diese Sichtung. Er ist jedoch so erschrocken, dass er seinen Stachel über die Wasseroberfläche aufrichtet und uns klar macht, dass wir ihn doch lieber aus etwas Distanz betrachten sollten.

    Wir werden auf dem Kurzausflug mit zwei weiteren tierischen Highlights belohnt:

    1. Es gibt weiße Wallabies (= kleine Kängurus). Da sie auf der Insel keine natürlichen Feinde haben, können sich die Albino-Wallabies munter fortpflanzen und haben ihre Gene in der Population verbreitet, so dass immer Mal ein schneeweißes Tier dabei herauskommt. 🦘

    2. Es gibt Pinguine: Nach Sonnenuntergang fahren wir zu einem Ausguck an der Küste. Hier kommen die 35 Zentimeter kleinen Pinguine allabendlich von ihren Jagdausflügen im Meer zurück und laufen in kleinen Gruppen über den Strand, um sich den Weg durch die Dünenlandschaft zu bahnen und ihre brütenden Partner mit Fisch-Snacks zu versorgen. Die Pinguine sind extrem lichtscheu und kommen erst bei fast vollständiger Dunkelheit aus dem Wasser. Auch vor normalen Taschenlampen würden sie sich sofort verstecken und so können wir beim Beobachten ausschließlich rotes Licht benutzen. Zuerst sind die Pinguine nur als vage Schatten in der Gischt erkennbar, doch je länger wir warten, desto mehr von ihnen kommen an Land und watscheln, krabbeln und robben direkt an der Aussichtsplattform entlang. 🐧
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  • Über den Styx

    2023年1月5日, オーストラリア ⋅ ⛅ 20 °C

    Nach zwei Wochen Weihnachtspause mit dem Luxus, jeden Tag in einem weichen Bett aufzuwachen, nach getaner Gartenarbeit ein gekühltes Bier zu trinken und ein Auto ausleihen zu können, geht es wieder auf unsere Fahrräder.

    Unsere Tasmanienrunde beginnt im Süden; wir zelten wieder am Oval einer Kleinstadt. Unser Plan ist recht grob: Wir wollen im Uhrzeigersinn um die Insel fahren. Doch aufgrund der wenigen vorhandenen Straßen gibt es ohnehin nur an manchen Stellen Gestaltungsspielraum, oft gibt es nur eine Straße in die entsprechende Richtung. Gerade im Südwesten gibt es kaum Straßen - immerhin ist diese Gegend (und insgesamt fast 40% der Fläche Tasmaniens) unter der Überschrift "Tasmanische Wildnis" als Welterbe anerkannt.

    Am ersten Abend begegnen wir an besagtem Oval hinter Huonville einer Radfahrerin, die uns von unserer geplanten Route abrät; wegen des steilen Reliefs und des schlechten Untergrunds habe sie vortags 9 Stunden für die 40 Kilometer gebraucht. Und dabei ist ihr Fahrrad deutlich leichter bepackt und bergtauglicher als unsere Räder. Wir machen uns also daran, umzuplanen und suchen nach einer Alternative. Wir entdecken tatsächlich eine Straße, die bei Google Maps jedoch nicht angezeigt wird. Nach einer ausgiebigen Online-Recherche (Ist die Straße öffentlich oder nur ein privater Zugangsweg für Forstfahrzeuge? Endet sie in einer Sackgasse? Ist der Untergrund für uns fahrbar?) treffen wir einen Anwohner, der uns grünes Licht gibt und gleich noch einen Abstecher ins Tal des Flusses Styx empfiehlt. Da die Unterwelt nicht Teil unseres Plans für die nähere Zukunft war, sind wir zunächst skeptisch, lassen uns dann aber von der Aussicht auf die dort wachsenden Riesen-Eukalypten, den weltweit höchsten Hartholzbäumen, verlocken und verbringen die Nacht zu Füßen dieser hölzernen Obelisken.

    Exkurs: Es gibt insgesamt über 600 verschiedene Eukalyptus-Arten. Entsprechend findet man diesen Baum in Australien überall. Es gibt für jede Landschaft den passenden Eukalyptus: Statt Schirmakazien in der Steppe findet man Mallee-Eukalyptus. Statt Buchen wachsen verschiedene White Gum Eukalyptus-Arten und statt Mammutbäumen und Redwoods gibt es in Tasmanien den Riesen-Eukalyptus, der mit einer Wuchshöhe von bis zu 100 Metern gut im Wettbewerb um die höchsten Bäume der Welt mithalten kann.

    Der für das Tal namensgebende Fluss Styx besticht durch seinen natürlichen Flusslauf durch den Regenwald, entlang riesiger Baumfarne. Unklar ist, ob sich der Name wirklich an die griechische Mythologie anlehnt oder ob er daher rührt, dass der Fluss nach heftigem Regen voller Totholz und damit voller "sticks" sei.

    In der folgenden Nacht überquert Elias seinen persönlichen Styx: Auf Ü30 Partys kann er die Unterwelt in Zukunft hautnah erleben.

    Heute ist die Stimmung aber noch gut: Es gibt Sommerwetter und Bergseen und dazu Muffins und Sekt vom einzigen Laden weit und breit.
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  • Im Wilden Westen

    2023年1月8日, オーストラリア ⋅ ⛅ 20 °C

    Die westliche Hälfte Tasmaniens ist größtenteils als echte Wildnis anerkannt und streng geschützt. Hier reiht sich auf engstem Raum ein Nationalpark an den nächsten. Jeder von ihnen ist auf seine eigene Art besonders. Und so ist jede Kurve - wie sich das für den wilden Westen gehört - wie ein Spiel am einarmigen Banditen, das eine neue Kombination von Landschaften ergibt:

    🕹️🎰 Tsching: Mediterran anmutender Trockenwald
    🕹️🎰 Tsching: Karge, glazial geformte Hochebene
    🕹️🎰 Tsching: Steppe mit rot-brauner Felslandschaft
    🕹️🎰 Tsching: Regenwald mit mannshohen Baumfarnen
    🕹️🎰 Tsching: Hochalpine Berggipfel
    🕹️🎰 Tsching: Weinberge
    🕹️🎰 Tsching: Fjordartige Bergseen
    🕹️🎰 Tsching: Gemäßigte Täler mit Streuobstwiesen
    🕹️🎰 Tsching: Karibisch anmutende Strände
    🕹️🎰 Tsching: Subalpine Moorlandschaft

    Wie im wilden Westen gibt es auch hier einsame Abschnitte, auf denen keine Menschenseele wohnt. Wir müssen unsere Vorräte wieder sehr genau planen: Supermärkte gibt es nur etwa alle 200 Kilometer und dazwischen existiert in Tankstellen und Cafés nur eine minimale und sehr teure Grundversorgung mit Konserven und dem Allernötigsten.

    Zum Glück lauern uns in diesen einsamen Passagen weder Banditen oder Sioux noch tasmanische Teufel auf, sondern einzig die hier wieder gefürchteten Höhenmeter. Mal fahren wir 600 Meter hoch, dann wieder 300 Meter ins nächste Flusstal herunter, um diese dahinter direkt wieder nach oben zu klettern. Wildnis muss eben auch ohne Talbrücken auskommen.

    Und noch etwas erinnert an den wilden Westen: Im 19. Jahrhundert trieb die Suche nach Gold und anderen Bodenschätzen viele Europäer*innen in die Gegend, die hier ihr Glück suchten. Sie kartierten und erschlossen die hintersten Winkel der Insel und gründeten einige Siedlungen, von denen heute nur noch Überreste vorhanden sind. Zur Geschichte gehört leider auch, dass die indigene Bevölkerung Tasmaniens in dieser Zeit de facto ausgerottet wurde. Im Gegensatz zum Festland spiegelt sich ihre Sprache hier beispielsweise kaum in Ortsbezeichnungen wieder.

    Das kolonial-kreativ benannte Queenstown ist mit zwei Supermärkten der größte Ort dieser Gegend; die Kupfermine hier war noch bis vor wenigen Jahren aktiv. Jetzt wird in den Bergen Mountainbike und auf der alten Zugstrecke Museumsbahn gefahren.
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  • Die montane Mitte

    2023年1月10日, オーストラリア ⋅ ⛅ 19 °C

    In Richtung Norden kommen wir an dem tasmanischen Postkartenmotiv schlechthin vorbei: dem Cradle Mountain, dessen gezackte Gipfel sich malerisch über einen kristallklaren See erheben. Diese Alpenlandschaft im Miniaturformat zieht Besucher*innenmassen aus aller Welt, aber insbesondere aus der östlichen Hälfte, an.

    Die Vegetation ist subalpin und von Grasland und brusthohen Sträuchern geprägt. Das orangefarben schimmernde Buttongrass lässt die Landschaft in den Abendstunden leuchten. Auch die Tierwelt ändert sich: Die Kängurus tragen einen wolligen Pelz, um im Winter der Kälte zu trotzen. Wombats bevölkern die Hochebene: Sie sehen aus wie eine Mischung aus überdimensioniertem Meerschweinchen und zum Leben erweckten Steiff-Kuscheltier. Sie sind leider etwas schüchtern und verstecken sich schnell in ihren unterirdischen Tunnelsystemen. Nur der würfelförmige Kot verrät dann noch, dass dies ihr Revier ist.
    Nachts erkunden gepunktete Quolls auf der Suche nach Nahrung die Zeltplätze. Diese tasmanische Katzen (offiziell aber Beutelmarder) werfen bis zu 30 Junge pro Wurf.

    Als wir abends am Zeltplatz ankommen, ist unser 8 Liter Wasservorrat beinahe leer. Wir kommen mit einem belgischen Paar ins Gespräch, das seit 3 Jahren durch Australien tourt und jobbt und unsere Flaschen auffüllt. Der australische Zeltplatznachbar, der wie fast alle australischen Urlauber mit überdimensioniertem Pick-Up, Wohnwagen und Grill unterwegs ist, hat das Gespräch mitgehört und bietet uns zusätzlich noch eine großzügige Portion seines Abendessens an.

    Am Cradle Mountain pendelt ein Bus im 10-Minuten-Takt vom Besucherzentrum zum Fuß des Berges. Darin mischen sich Bergwander*innen, die zu Mehrtagestouren aufbrechen, mit Familien und Hobby-Fotomodels, die auf der Jagd nach dem perfekten Selfie (#cradle365) hergekommen sind. Wir lassen die Räder am Eingang stehen und wandern zur Abwechslung zu Fuß zu den Aussichtspunkten.
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  • Oh, böige Ostküste

    2023年1月14日, オーストラリア ⋅ 🌬 20 °C

    Nach 10 Tagen im Sattel erreichen wir die Ostküste Tasmaniens. Hier ist es deutlich flacher und etwas touristischer, aber dafür auch wieder sehr viel windiger und verkehrsreicher. "Touristischer" ist dabei höchst relativ zu verstehen: Zwar häufen sich hier die großen Camping-Karawanen (deren Anhänger oft größer sind als eine durchschnittliche Wohnung in Tokio), aber sie verteilen sich auf wenige Naturcampingplätze. Hotelburgen gibt es keine, höchstens einige sehr dezente Boutique-Hotels. Verglichen mit Usedom und der Cote d'Azure ist auch diese Gegend quasi Wildnis.

    Die Küste des Freycinet Nationalparks begrüßt uns mit kristallklaren Buchten, an denen sich rot beflechtete Klippen und weiße Sandstrände abwechseln. Bei Niedrigwasser bleiben Austern und Seesterne am Strand zurück und die Soldier Crabs wagen sich aus ihren Sandhöhlen hervor. Selbst die Kängurus kommen hier bis an den Strand.

    Der Traumstrand, für den diese Halbinsel besonders bekannt ist, ist die Wineglass Bay, die nur zu Fuß, per Boot oder, wie alle Sehenswürdigkeiten in Australien, per Helikoptern zu erreichen ist. Sie besuchen wir am nächsten Tag nur kurz, bevor wir uns auf den Rückweg machen.

    Da der Nationalpark auf einer Halbinsel liegt, sind wir quasi in eine Sackgasse gefahren. Luftlinie sind es nur knapp 10 Kilometer nach Swansea und zur Küstenstraße nach Süden, doch dazwischen liegt eine Bucht und ein Flussdelta, so dass man zunächst 30 Kilometer nach Norden fahren muss und insgesamt etwa 40 Kilometer Umweg in Kauf nehmen muss - noch dazu die gleiche Strecke, die wir am Vortag bereits gefahren sind. Außerdem kündigt sich starker Nordwind, also erstmal Gegenwind, an. Die Perspektive, uns den stürmischen Böen auszusetzen, begeistert uns nicht.

    Ob man mit Fahrrädern und neun Taschen auch trampen kann?

    Man kann! Am Hafen treffen wir zwei Lateinamerikaner, die in Melbourne wohnen und mit ihrem Auto und ihren Mountainbikes durch Tasmanien touren und uns gerne ein Stück mitnehmen. Kurioserweise sind nicht die Fahrräder das Platzproblem (sie haben auf ihrem Autogepäckträger noch Platz für zwei Räder), sondern wir. Ihr Geländewagen ist voll gepackt und so müssen wir uns zu zweit mit einem Dreiviertelsitz begnügen. Das ist zwar nicht gemütlich, beansprucht aber immerhin andere Muskeln als die tägliche Radfahrhaltung und ist als Ausgleich dazu sogar ganz angenehm.

    Die letzten Tage vergehen wie im Flug: Wir verabschieden uns von den Kängurus, fahren in die Inselhauptstadt Hobart zurück und packen unsere Fahrräder für das nächste Reiseziel ein. Das einzige was sich dabei wie eine Ewigkeit anfühlt, ist die Überquerung der Tasman-Brücke in Hobart. Bei heftigen Windböen fühlen wir uns auf dem etwa 60 cm breiten nachträglich erbauten Radweg in 40 Metern Höhe, eingeklemmt zwischen Meer und Autobahn, so, als würden wir mit einem Einrad auf einem Drahtseil fahren.
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  • Kia Ora and more: Ankunft in Aotearoa

    2023年1月22日, ニュージーランド ⋅ 🌙 18 °C

    Wir schlagen gleich das nächste Inselkapitel auf und fliegen über die Tasmanische See nach Aotearoa, dem Land der langen weißen Wolken. So heißt Neuseeland auf der Sprache der Maori, der indigenen Bevölkerung, die das Land weit vor den Engländern bevölkerte. Zur Begrüßung sagt man sich hier "Kia Ora".

    Die ersten Tage verbringen wir in der sympathischen Metropole Auckland, die von Wasser und Vulkankegeln sowie Hochhäusern und breiten Straßen durchzogen ist und dabei ein internationales Flair ausstrahlt.

    Hier können wir unsere ersten Eindrücke des Landes verarbeiten:

    ➡️ Die Biosicherheitskontrolle, die vermeidet, das unerwünschte Pflanzen, Krankheiten und andere Schädlinge ins Land gelassen werden, wird hier noch ernster genommen, als in Australien: Am Flughafen werden die Fahrräder und das Zelt selbst um 2 Uhr morgens genau inspiziert (und für sauber genug befunden).

    ➡️ Die Natur ist auf den ersten Blick weniger fremd, als sie es in Australien war. Einzig die omnipräsenten Purpurhühner und riesige Baumfarne dienen als ständige Erinnerung, dass wir uns nicht in Europa befinden. Demgegenüber tapsen statt Echidnas wieder ganz gewöhnliche Igel durch Felder und Straßengräben und Sperlinge sind der dominierende Straßenvogel.

    ➡️ Die Maori und ihre Kultur sind in jeder Hinsicht deutlich präsenter, als die Aboriginie-Kultur in Australien. New Zealand und Aotearoa werden fast gleichwertig verwendet. Die Diskussionen um die offizielle Änderung des Landesnamens und eine neue Flagge sind in vollem Gange (auch wenn ein erstes Referendum vor einigen Jahren den Union Jack vorerst gerettet hat). Die Namen von Städten und Straßen haben mehrheitlich Maori-Ursprung. Schade, und nicht repräsentativ, ist, dass die bekanntesten Städte mit Auckland, Wellington und Christchurch das britische Erbe forttragen. Bei der Planung unserer ersten Tage müssen wir aber erstmal lernen, Tauranga und Turangi, Waikato, Waikite, Waiotapo, Wairake und Waitawa oder Paeroa und Pipiriki zu unterscheiden.

    ➡️ In Sachen Fahrradkultur ist es wiederum ähnlich wie in Australien: Neuseeland ist extrem autoabhängig. Fahrradwege gibt es nur in den Städten und auch hier nur vereinzelt. Ansonsten gibt es einige ausgewiesene Mehrtagestouren und Bahntrassenwege, die jedoch rein touristisch und vorwiegend für Mountainbikes ausgelegt sind.

    Nach dem Aufbruch in Auckland, fahren wir an der Küste und durch den ländlichen Norden in Richtung Inselmitte. Unser Ziel ist es, erstmal zügig auf die Südinsel zu kommen, und dort noch möglichst viel vom Sommer zu genießen. An vielen Schafen und Kühen vorbei rollen wir durch die charakteristischen sanften grünen Hügel des Landes. Highlight sind eine riesige Limonaden-Flasche (L&P) in Paeroa und die völlig überteuerte Herr der Ringe-Filmkulisse Hobbitons in Matamata. Wir begnügen uns mit einem Foto vor einem Nachbau im dortigen Stadtzentrum.
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  • Es brodelt

    2023年1月26日, ニュージーランド ⋅ ☁️ 15 °C

    Unser erstes größeres Ziel ist Rotorua. Die Stadt und ihr Umfeld liegen auf dem Vulkanplateau der Nordinsel. Hier ziehen Schwefeldämpfe mit dem markanten Duft fauliger Eier durch die Stadt. Es brodelt, blubbert und zischt an jeder Ecke: Mal blubbert ein See, mal dampft ein Bach, mal wirft ein Schlammloch Blasen. Die Stadt wurde von Maori gegründet, die sich dieses Naturschauspiel zu Nutze machten und u.a. Nahrung in den heißen Quellen garten.

    Wie auf den Fotos unschwer zu erkennen ist, brodelt bei unserem Besuch auch der Himmel: Es regnet so stark, dass die Stadt Auckland (s. vorheriger Post) und der gesamte Norden der Nordinsel binnen kürzester Zeit überflutet wird. Auch in Rotorua regnet es stark, doch wir schlagen uns in Regenjacken durch die Stadt und kommen nach einer kurzen Stadterkundung klatschnass zur Unterkunft zurück. Zum Glück wartet dort eine heiße Dusche und britisch-französisch-neuseeländische Gastfreundschaft mit Quiche und Rotwein auf uns.

    Da die Wettervorhersage nicht gerade besser wird, suchen wir nach einer geeigneten Unterkunft für die nächste Nacht. Zwar ist es im Zelt trocken und gemütlich, doch ein Unterstand macht das Zelten etwas einfacher und das Abendessen angenehmer. Tatsächlich fahren wir am nächsten Tag zu einer 30 Kilometer entfernten Therme, bei der man für einen geringen Aufschlag zelten kann.

    Gerade als wir am Supermarkt in Rotorua aufbrechen wollen, brodelt wieder die Gastfreundschaft der aufgeschlossenen Neuseeländer*innen: Ein Paar wirft uns mitleidige Blicke zu und spricht uns an. Sie wohnen zufällig direkt neben der Therme und bieten uns an, unser Gepäck im Auto mitzunehmen. Ohne Gepäck radeln wir ganz fix durch den Regen und wärmen uns abends in den warmen Quellen auf.
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  • Tropfnass & selig

    2023年2月1日, ニュージーランド ⋅ ☁️ 18 °C

    Regen, Fahrradfahren und Zelten würde man freiwillig nicht immer gerne miteinander kombinieren - doch die tropischen Regenstürme, die aktuell im Wochentakt auf Neuseeland zubrausen, lassen uns kaum eine andere Wahl. Zum Glück werden die Regentage ab und zu von Sonnenschein und regelmäßig von besonderen und schönen Momenten der Gastfreundschaft unterbrochen.

    Mit gemischtem Wetter geht unsere Tour zum Zentrum der Nordinsel weiter. Die Etappe nach Taupo beginnt mit leichtem Nieselregen und Sonnenschein, doch die letzten Kilometer nach Taupo hinein fahren wir wieder im strömenden Regen und erreichen tropfnass das Haus von Carey und Jade. Sie empfangen uns herzlich, haben sogar ein leckeres Abendessen gekocht und bieten uns ihren Campervan als trockenen Schlafplatz an. Bei einer Tasse Tee wärmen wir uns auf und erzählen uns gegenseitig spannende Reisegeschichten - sie haben u.a. schon einige Touren auf einem Tandem gemacht. Am nächsten Tag machen wir gemeinsam noch einen kurzen Ausflug zu Neuseelands größtem Fahrrad und zum Abschied verraten sie uns auch, wo der Schlüssel zu ihrem Ferienhaus versteckt ist, in dem wir dann zwei Tage später übernachten.

    Wir nutzen die folgenden zwei sonnigen Tage, um entlang des Taupo Sees und der Vulkane Tongariro und Ruapehu einige Kilometer zu machen. Dann biegen wir in das Tal des Flusses Whanganui ab, wo uns der Regen wieder einholt. Über Nacht steigt der Flusspegel um ganze fünf Meter, sodass der Whanganui über die Ufer tritt und sein Wasser die Farbe eines dünnen Milchkaffees annimmt. Nichtsdestotrotz ist das Tal, besonders durch die Nebelschwaden an den Hängen, wunderschön.

    In der Stadt Wanganui (ohne "H", da die Stadt von den Briten zunächst so romanisiert wurde und die Maori-Sprachkommission das wegen eines lokalen Dialekts für angemessen hält) harren wir mehrere Stunden unter einer Brücke aus, bis ein weiterer Sturm vorüber gezogen ist. Auf der Weiterfahrt hält ein lokaler Landwirt auf dem Highway neben uns an und quartiert uns kurzerhand in einer leerstehenden Kirche auf seinem Grundstück ein. Wir schlafen im Altarraum und können sämtliche Sachen von uns zum Trocknen ausbreiten. In diesem Sinne: Selig sind die Gastgeber*innen, denn auch sie werden Gastfreundschaft erhalten.
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  • Im Schafraffenland

    2023年2月3日, ニュージーランド ⋅ ⛅ 19 °C

    Im Osten der Nordinsel stoßen wir auf das Bilderbuch-Neuseeland: Wenige Menschen, dafür aber Schafe und Hügel so weit das Auge reicht. Statistisch kommen im ganzen Land auf einen Menschen 10 Schafe, aber in dieser Gegend sind es sicher 100. Diese stehen fast ganzjährig auf der Weide und liefern Wolle und Fleisch, jedoch keine Milch - Feta ist hier Fehlanzeige!

    Entsprechend teilen wir in dieser Gegend unsere Nachtlager eher mit Tieren, als mit Menschen: In Alfredton zelten wir auf einem verlassenen Sportplatz, der mittlerweile als Schafweide (und Zeltplatz) genutzt wird. Und am darauf folgenden Abend zelten wir, scheinbar, auf einer Kuhweide: Der Bulle, der zwischen den Zelten grast, hat sich offensichtlich auf die falsche Seite des Zauns verirrt. Um ihm und uns eine entspannte Nacht zu ermöglichen, öffnen wir abends das Tor zur eigentlichen Weide und scheuchen den Ausbrecher zurück zu seinen Kollegen.
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  • Biker-Treff auf Cook-Straße

    2023年2月9日, Tasman Sea ⋅ ☁️ 16 °C

    Die letzten Kilometer der Nordinsel führen uns über eine Bahntrasse mit riesiger Hängebrücke und neuen Flussradwegen in die beschauliche Hauptstadt Neuseelands, Wellington.

    Wir verbringen zwei Tage in der Stadt und genießen zur Abwechslung das Stadtleben mit wuseligen Menschenmengen, lebendigen Cafés, lauten Bars, nimmermüden Jogger*innen, modernen Museen, historischen Aussichtspunkten, rasenden Elektrorollern, versteckter Streetart und Sushi.

    Dann geht es mit der Fähre über die Cook-Straße zur Südinsel. Zu unserer Überraschung treffen wir auf dem Schiff jede Menge anderer Bikepacker*innen - mehr als wir in den vergangen drei Wochen insgesamt getroffen haben. Einige - so stellt sich heraus - haben wir auf der Nordinsel nur knapp verpasst. Die Überfahrt ist ruhig, aber spektakulär: In knapp vier Stunden verlassen wir die Bucht Wellingtons, überqueren die Cook-Straße und schlängeln uns im sommerlichen Frühabendlicht durch enge Durchgänge der schärig-fjordigen Nordspitze der Südinsel. Hier zeigen sich dann endlich auch ein paar Delfine, die für kurze Zeit das Kielwasser des Schiffes erkunden, sich dann aber schnell in eine der einsamen Buchten zurückziehen.

    Mit Richard, einem Bikepacker aus Jena, der in die gleiche Richtung wie wir unterwegs ist, fahren wir die nächsten beiden Tage gemeinsam Richtung Nelson. Ein Highlight - bzw sealight - erwartet uns am Abend: Wir zelten direkt am ruhig darliegenden Meer und bemerken beim Abendessen ein leichtes Glitzern in den vereinzelten Wellen. Drei Minuten später und sechs Kleidungsstücke ärmer sind wir im Wasser, wo jede Bewegung hunderte Kleinstlebewesen zum Leuchten bringt. Es wirkt als sei der ganz Körper mit goldenem Glitzer überzogen. Ein Meeresleuchten dieser Stärke hat keiner von uns bisher erlebt.
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  • Over the rainbow

    2023年2月14日, ニュージーランド

    Während auf der Nordinsel Sturm Gabrielle tobt, der landesweite Notstand ausgerufen wird und die Erde bei Wellington bebt, bleibt es auf der Südinsel relativ ruhig. Wir verkriechen uns auf einen kleinen Naturcampingplatz im Bergort Saint Arnaud und verbringen dort zwei Nächte. Jeden Abend kommen zwei ältere Freiwillige aus dem Ort, um zu überprüfen, ob alle ihre Campinggebühren bezahlt haben - vor allem wollen sie aber mit den Gästen sprechen und die neuesten Wetterprognosen diskutieren. Es ist zwar windig und teilweise reißen heftige Böen an unserem Zelt, aber wir stehen zwischen Gebüschen in einer relativ windgeschützten Ecke und der anfänglich angekündigte Starkregen bleibt im Nachbartal hängen und schafft es nicht über den Berg zu uns.

    Dann machen wir uns auf den Weg zu einer der wohl abgelegensten Straßen des Landes, der Rainbow Road. Wie bei der namensverwandten Straße bei Mario Kart geht es in holprigen Etappen die Berge mehr hoch als herunter. Belohnt wird dies durch eine kaum in Worte zu fassende Landschaft: Im Tal schlängeln sich klare Flüsse in weiten Bögen, an den Hängen wechseln sich dunkelgrüne und gelbe Gräser mit kleinen Alpenblüten und grauen Geröllhalden ab und im Hintergrund säumen sich Berggipfel, auf denen vereinzelt sogar Schnee liegt. So sehr wir eine Kategorie suchen, können wir diese Landschaft nicht mit bisher Gesehenem vergleichen.

    Die Rainbow Road ist eine Privatstraße, an deren Eingang wir einen Wegzoll von 5 neuseeländischen Dollar (ca. 2,90€) pro Fahrrad zahlen. Primär dient sie der Wartung einer Stromleitung, die das Tal überspannt. Hier gibt es keine Dörfer, keinen Handyempfang, kein Asphalt und kaum Autos - lediglich Schafe und neugierige Angus-Rinder, die ganzjährig in kleinen Herden in der Wildnis weiden, uns zu-muhen und sich beschützend vor ihre Kälber stellen.

    Da es stets bergauf geht, wird es Stück für Stück kälter. Immer wieder erheben sich große Wolkentürme über uns, lassen aber, wie von den Freiwilligen in St. Arnaud prophezeit, nur leichte Nieselschauer auf uns herunterregnen. Für Gemütlichkeit sorgen unterwegs ein paar unbewirtete Wanderhütten, in denen wir übernachten und uns am Ofen wärmen.

    Am dritten Tag erreichen wir den bisher höchsten Punkt unserer Reise: Nachdem wir in Montenegro, Albanien, Tasmanien und auf der Nordinsel schon mehrfach an der 1000-Meter Marke gekratzt oder sie ganz knapp überschritten haben, führt uns nun die höchste Passstraße Neuseelands auf knapp 1350 Meter.

    Danach geht es steil bergab zurück in die Zivilisation nach Hanmer Springs. Bei der Abfahrt werden wir von Heinz begleitet: Der Hamburger Bio-Kartoffelbauer kann nur im europäischen Winter Urlaub machen und gönnt sich daher alle paar Jahre eine Sommer-Reise auf der Südhalbkugel.
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  • Wild wie immer - Im Westen wenig Neues

    2023年2月21日, ニュージーランド ⋅ ⛅ 21 °C

    Das Tourismusmarketing der Südinsel hatte die gleiche Idee wie jenes auf Tasmanien: Der (etwas raue) Westen läuft mal wieder unter dem Namen "Wilder Westen".

    In der gesamten Region der Westküste leben sage und schreibe 32.700 Menschen - dies ist mit einer Bevölkerungsdichte von 1,4 Personen pro Quadratkilometer die am dünnsten besiedelte Ecke des Landes. Dort, wo man auf Zivilisation trifft, sind es meist kleine Dörfchen, die direkt am Highway liegen und oft nur aus zwei Bauernhöfen, einem Motel und einer Tankstelle bestehen.

    Umso erstaunlicher ist die plötzlich stark gewachsene Menge an Campervans, die uns täglich begegnet und überholt. Was suchen die vielen Tourist:innen hier? Wir finden drei mögliche Erklärungen:

    1. Das Straßennetz lässt wenige Auswahlmöglichkeiten: Alle, die von Norden in Richtung Christchurch, Dunedin oder Queenstown wollen, können entweder im Osten über den Highway 1 oder im Westen den Highway 6 fahren. Beliebt ist bei den Campern auch eine komplette Runde um die Südinsel. Auch wir folgen weitestgehend dem Highway 6. Nur zwischen Greymouth und Ross gibt es einen erstaunlich guten und sehr beliebten Fahrradweg fernab der Fahrbahn. Er hat den einzigen in Frage kommende Namen, natürlich: "Wilderness Trail". Unterwegs passiert man selbstverständlich "Trapper's Rest" und "Cowboy's Paradise".

    2. Es gibt Gold: Mit dem amerikanischen Vorbild gemein hat der wilde Westen hier nämlich die Goldquellen. Als der erste Goldrausch Neuseelands in der Region Otago langsam verebbte, fand man in den Flüssen der Westküste reiche Goldvorkommen. Bis in die 1980er Jahre wurden daraufhin mit riesigen Maschinen sämtliche Flussbetten der Region komplett umgegraben. Heute können touristische und semi-professionelle Goldsucher:innen ihr Glück in den Bächen der Region versuchen.

    Auch wir legen engagiert los: Ausgestattet mit unserem Campinggeschirr und Pinzetten stürzen wir uns in die Bäche. Tatsächlich finden wir einige winzig kleine Goldstücke. Vermutlich hat das Paar, das neben uns zeltet, mit einer professionellen Goldwaschrinne, Schaufel und Waschpfanne jedoch mehr Erfolg. Ohne Nugget geht es für uns dann wieder auf die Räder. Wir werden dann also doch wieder auf ehrliche Arbeit ausweichen müssen.

    3. Die Landschaft ist berauschend: Während wir am schwarzen Sandstrand spazieren und die schönsten Steine und Treibholzstücke suchen, blicken wir auf den tropischen Regenwald und die sich dahinter auftürmenden Berggipfel der neuseeländischen Alpen. Je weiter wir nach Süden kommen, desto höher werden die Berge, größer die Schneefelder und blauer die Gletscherflüsse.
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  • In Fox gefangen: Lodgisches Denken

    2023年3月3日, ニュージーランド ⋅ 🌧 17 °C

    "Fox Glacier Lodge sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n Hotelfachmann/-frau (m/w/d)" - so oder so ähnlich klang eine der vielen Anzeigen auf dem neuseeländischen Backpacker:innen-Arbeitsmarkt. Nach drei Jahren WG-Koordinierung fühlen wir uns von dieser Annonce gleich angesprochen und bekommen 2 Tage später prompt einen Anruf: Wir sollen bitte so schnell wie möglich anfangen.

    In Neuseeland herrscht nicht nur Fachkräftemangel, sondern auch ein Mangel an ungelernten Kräften, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft und Tourismus. Diese ungelernten Arbeitskräfte kommen - wie auch in Australien - größtenteils aus dem europäischen Ausland in Form von jungen Menschen (Stichwort: Work and Travel). Ganze Regionen sind davon abhängig, dass Backpacker:innen Kiwis pflücken, Kühe melken und Kaffee verkaufen. Da viele Gegenden zwar touristisch begehrt, aber nur sehr dünn besiedelt sind, ist gerade hier die Personalnot groß und so manche Hotels oder Cafés stehen leer, weil seit der Corona-Pandemie keine Mitarbeiter:innen gefunden werden, die lange genug in der Provinz arbeiten möchten.

    Wir arbeiten nun jedenfalls bei Herrn Li und seiner - wie wir vermuten - Schwiegermutter Frau Feng. Herr Li besitzt ein Hotel und managt nebenbei zwei weitere. Er hat immer drei Handys dabei, je nachdem welches klingelt meldet er sich mit "Fox Lodge - How can I help you?", "Sunset Motel - How can I help you?" oder "Jade Hotel - How can I help you?". Dazwischen rast er zwischen den Hotels hin und her, repariert hier einen Wäschetrockner, dort einen Rasenmäher und bestellt parallel neue Bettwäsche. Ein familiengeführtes Unternehmen eben.

    Frau Feng ist eine engagierte und sehr fleißige Dame, mit der wir dank Google Übersetzer in Echtzeit kommunizierenkönnen. Sie putzt die Zimmer mit rekordverdächtigem Eifer und in Rekordzeit. In den ersten Tagen lehrt sie per Blitz-Ausbildung die Kunst, ein Hotelzimmer so aussehen zu lassen, als wäre dort noch nie jemand gewesen. Wenn alle Betten gemacht und die Bäder geputzt sind, gibt es jeden Tag eine unterhaltsame Kaffeepausen mit allerhand TikTok-Videos mit den neusten Trends aus China und manchmal werden wir dabei per Video auch der chinesischen Verwandtschaft vorgestellt. Dazu gibt es von Frau Feng selbstgebackenes, leckeres Brot, Kekse und andere chinesischen Leckereien. 谢谢!

    Nach vielen Tagen im Zelt und dem stetigen Weiterziehen tut es uns gut, für einige Zeit wieder ein Dach über dem Kopf zu haben, in einer Küche zu kochen, in einem Bett zu schlafen und etwas Alltag und Routine aufzubauen: Jeden Morgen geht es um 9 Uhr los, damit die Zimmer bis 14 Uhr für die neuen Gäste bereit sind. Nachmittags sitzen wir abwechselnd an der Rezeption und checken die Gäste sowie die Campervans ein.

    Die jeweils andere Person arbeitet im Jade Hotel nebenan. Das in die Jahre gekommene, muffig bis schimmelig riechende Hotel mit dazugehörigem Hostel und geschlossenem Restaurant wirkt anfangs wie das zum Leben erweckte Sinnbild einer Touristenregion während der Corona-Pandemie. Die Logos auf den Schildern zeugen davon, dass das Hotel in den letzten Jahren mehrfach die Besitzer gewechelt hat. Da nun jedoch wieder mehr Tourist:innen ins Land kommen und "unser" Hotel stets weit im Voraus ausgebucht ist, sollen die Zimmer im Jade Hotel auch wieder vermietet werden. Nachdem unser erster Vorschlag, es mit wenig Aufwand und etwas Deko zu einem offiziellen Gruselhotel auszubauen, leider nicht durchgeht, bringen wir das Hotel stattdessen langsam auf Vordermann. Unser Ziel ist es, die Bewertung bei Booking von 5.9 (Akzeptabel) wieder ins gesicherte Mittelfeld, also auf über 6 (Ansprechend) zu führen und dort zu stabilisieren.

    Wir machen uns ans Werk: Ein paar Zimmer werden frisch gestrichen, die Küche wird ausgemistet und aufgeräumt, kaputte Deko entfernt, Schmutzschichten nach und nach abgetragen. Wir machen neue Fotos für Booking & co und tatsächlich steigen Gäste- und Umsatzzahlen langsam an.

    Im Ort Fox Glacier ist man den Umgang mit Veränderungen wohl gewohnt: Das Wetter ändert sich jedenfalls stündlich - gefühlt gibt es jeden Tag vier Jahreszeiten. Das erfordert auch viel Flexibilität bei der Hauptattraktion im Ort: Hubschrauberflüge über den namensgebenden Fox Gletscher. Bei gutem Wetter fliegen die Helikopter im Minutentakt über unsere Köpfe hinweg, bei Regen und Nebel werden sie im Minutentakt abgesagt und lassen enttäuschte Hotelgäste zurück.

    Der Fox Gletscher sowie dessen Nachbar Franz Josef beginnen im Aoraki bzw. Mount-Cook-Massiv, also am höchsten Berg Neuseelands. Sie fließen mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Woche den Berg hinab und erreichen auf etwa 300 Höhenmetern den Regenwald. In kalten Jahren können sie daher schnell wachsen - in warmen Perioden ziehen sie sich jedoch ebenfalls schnell zurück.
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  • Wandertrip mit blauen Pilzen & Natur-Spa

    2023年3月22日, ニュージーランド ⋅ ☀️ 9 °C

    Als Abwechslung zu unserem zwischenzeitlichen Hotel-Alltag machen wir eine zweitägige Wanderung: Am ersten Tag geht es 6 Stunden den Copland Track entlang eines einsamen Tals hoch zu einer Berghütte, am nächsten Tag geht es den gleichen Weg wieder hinunter.

    Der Weg führt immer am Flusstal über moosige Steine und schmale Waldwege unter mächtigen Baumfarnen bergauf. Zwischendurch durchqueren wir immer wieder kleine Bäche, überqueren Hängebrücken und klettern am Ufer des Copland Flusses über große Felsen und Findlinge.

    Das Highlight der Tour sind, neben den blauen Pilzen, die es sogar auf den neuseeländischen 50-Dollar-Schein geschafft haben, die heißen Quellen. Sie liegen oben direkt neben der Wanderhütte. Man kann nach der Wanderung, vor dem Schlafen und nach dem Aufstehen bei schönstem Berg- bzw. Sternenpanorama im 40 Grad warmen Wasser baden.

    Der Wanderweg ist beliebt und so sind an diesem Abend alle 31 Betten der Wanderhütte mit internationalem Publikum gut gefüllt. Der "Hut Warden" Peter gibt abends noch einige Anekdoten zum Besten: Die Wanderhütte wurde schon mehrfach durch Erdrutsche zerstört - doch nun steht sie wohl so sicher wie noch nie.

    Ansonsten ist in Fox Glacier alles wie immer. Elias arbeitet vermehrt im Sunset-Motel, das den Eltern von Herrn Li gehört und wir bewundern das berüchtigte Westküstenwetter: Ganztägiger kalter Platzregen wechselt sich nahezu täglich mit wunderbaren, klaren Sommertagen ab.
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  • Abschied vom Hotel am Rande der Welt

    2023年4月1日, ニュージーランド ⋅ 🌧 13 °C

    Nach fünf Wochen in Fox Glacier haben wir in Summe über 200 Zimmer geputzt, sicher 500 Camper eingecheckt, unzählige Restaurant- und Wanderempfehlungen herausgegeben und jeden Winkel des Ortes doppelt erkundet. So ist es an der Zeit, weiterzuziehen und uns wieder an tägliches Radeln, Zelt und Isomatte zu gewöhnen.

    Bevor es so weit ist, fahren unsere Gastgeber:innen aber noch einmal groß auf: Frau Feng kocht für uns ein unglaublich leckeres Abschiedsmenü aus acht (Glückszahl) Gerichten und zusätzlichen Dumplings (bringen bei Abschieden Glück). Dazu gibt es Wein, Bier und Radler und wir lassen die gemeinsame Zeit beschwingt ausklingen. Ein echtes HighLi!

    Am 1. April brechen wir dann gen Süden auf. Es geht immer weiter an der Westküste entlang an den üppig grünen Hängen, den tosenden Stränden und den sehr einsamen Straßenabschnitten. Das Westküstenwetter zeigt sich zum Abschied auch noch einmal von der besten Seite: Über Nacht regnet es heftig und so wachen wir nach der ersten Nacht im Zelt gleich in einem Sumpf auf. Auf der Abends noch trockenen Wiese sinkt man am nächsten Morgen knöcheltief ein. Immerhin hält das Zelt von oben wie von unten relativ dicht und das wechselhafte Wetter beschert uns direkt im Anschluss wieder Sonnentage. Auch im neuseeländischen Herbst macht der April eben was er will.

    Wir sind übrigens nicht die ersten Bonner:innen hier: Julius von Haast war bereits 165 Jahre vor uns da, hat dem Franz-Josef-Gletscher seinen Namen gegeben und wurde selber in den Namen eines Ortes (Haast), eines Flusses (Haast River), eines Berges (Mount Haast), eines Vogels (Haast Kiwi), eines ausgestorbenen Vogels (Haast Adler) und eines Passes (Haast Pass) verewigt.

    Nach zwei Tagen überqueren wir über eben jenen Haast Pass die südlichen Alpen und erreichen die Region Otago. Bye, bye West Coast!
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  • #thatwanakatree & #cardronahotel

    2023年4月5日, ニュージーランド ⋅ ☁️ 15 °C

    Mit der Überquerung der Alpen erreichen wir plötzlich den Herbst: Die immergrünen Regenwälder der Westküste weichen gelb und rot belaubten Bäumen. Zunächst prägen Hagebuttensträucher die Landschaft, dann kommen Pappeln und Weiden, aber auch viele Apfel- und Pflaumenbäume voller reifer Früchte hinzu. Wir pflücken viel Obst und freuen uns über die leckeren Frühstücksbeilagen.

    Auch erreichen wir eine Gegend der großen Seen: Malerisch betten sich die jeweils mehrere Dutzend Kilometer langen und mehrere hundert Meter tiefen Lake Wanaka, Hawea und Wakatipu in die Gebirgslandschaft ein. Ihre Täler wurden in der letzten Eiszeit durch Gletscher geformt.

    Im schönen Wanaka gibt es den berühmten #thatwanakatree, eine Weide, die pittoresk im malerischen See steht. Sie stellt eines der berühmtesten Fotomotive Neuseelands dar und eignet sich damit optimal für Instagram. Als wir das kleine Bäumchen besuchen, sammeln sich hier die Tourist:innen um ebendieses Bild einzufangen.

    Um weiter in die Spiel-, Spaß- und Wintersporthauptstadt Queenstown zu gelangen, müssen wir wieder einen Pass überqueren. Auf dem Weg dorthin passieren wir auch das #cardronahotel, eines der ältesten Hotels des Landes und zugleich ebenfalls eine weitere regionale Postkarten- bzw. Instagram-Berühmtheit.
    Mit einem perfekten Zeltplatz auf dem Gipfel werden wir für den weiteren Anstieg durch die Crown Ranges belohnt (#campingatcrownrangepass).

    Nach ein paar Tagen mit wunderschönem Frühherbst, fängt es bei der Abfahrt nach Queenstown an zu regnen. Statt der angekündigten 0.5 mm/Stunde stürzen 5-6 mm kalter Starkregen vom Himmel. Statt in Queenstown verbringen wir den Tag daher in der Stadtbücherei der benachbarten Kleinstadt Arrowtown. Die freundliche Bibliothekarin drückt uns zur Begrüßung gleich ein Schoko-Ei in die Hand: "Happy Easter!"
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  • Frostern!

    2023年4月9日, ニュージーランド ⋅ ☁️ -2 °C

    An Gründonnerstag machen wir uns von Queenstown aus auf in Richtung Südosten. Wie es der Herbst mit sich bringt, werden die Tage nun merklich kürzer und die Nächte kälter. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hilft nur, sich mit vielen Schichten warm anzuziehen und den Schlafsack um den Kopf eng zuzuschnüren. Selbst als eines Morgens der Tau auf dem Zelt zu einer Eisschicht gefroren ist, wird uns in den Schlafsäcken nicht kalt.

    Seit Queenstown folgen wir wieder einigen der ausgebauten Fahrradwege Neuseelands. Über die Queenstown Trails und den Lake Dunstan Trail gelangen wir zum ältesten Radfernweg Neuseelands, dem Otago Central Rail Trail. Es tut gut, wieder ohne Straßenverkehr und Hindernisse unterwegs zu sein.

    Der Otago Central Rail Trail führt auf einer alten Bahntrasse durch die trockene, steppenhafte und wunderschöne Ebene Otagos. Die Landschaft ist mal sanft geschwungen, mal felsig und die Abstände zwischen den Dörfern sind groß. Kein Wunder, dass hier schon amerikanische Western gedreht wurden. Die wegen ihrer vielen Einkehrmöglickeiten in alten Eisenbahner- und Goldsucherkneipen auch "Ale Trail" genannte Trasse zieht Radfahrende aus nah und fern an und so radeln wir am Osterwochenende in einem Treck aus E- und Mountainbikes durch die Landschaft.

    Schade nur, dass die einzelnen Radwege nicht miteinander verbunden sind, und wir dazwischen jeweils einige Kilometer auf den engen, kurvigen und teils viel befahrenen Highways zurücklegen. Auch der Otago Central Rail Trail führt eben nicht bis in die große Küstenstadt Dunedin, eine ÖPNV-Verbindung gibt es - wie auch im Rest des Landes - auch nicht. So müssen wir die letzten 75 Kilometer doch wieder auf der Straße fahren. Neuseeland, da geht noch was ;-)
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  • Dunedin in Sicht

    2023年4月10日, ニュージーランド ⋅ ☁️ 15 °C

    Bei dichtem Nebel rollen wir am Ostermontag in Dunedin ein. Das ist insofern passend, als das Dunedin stark schottisch geprägt ist. Nicht nur das Wetter, sondern auch die neogotische Architektur erklären, wieso die Stadt als Edinburgh des Südens gilt.

    Hier stoßen wir auf die ersten sechs Monate unserer Reise an: Vor genau einem halben Jahr sind wir in Bonn in den Zug gestiegen und Richtung Süden losgefahren. Wir blicken zurück auf eine Schatzkiste voller bunter Erinnerungen, Begegnungen, Landschaften und Ideen und können kaum glauben, dass eine vermutlich ebenso volle, uns noch unbekannte Schatzkiste darauf wartet, in den nächsten Monaten gehoben zu werden.

    Außerdem erreichen wir mit Dunedin den südlichsten Ort unserer Reise, denn nun geht es für uns in Richtung Norden weiter. Den Rückweg durch Neuseeland werden wir etwas beschleunigen; das kleine Land rechts unten auf der Weltkarte hat dann doch einige Distanzen zu bieten und jetzt ist der Herbst auf der Nordinsel noch etwas wärmer. Wir pflegen also unser neues Hobby "Autorückführungen" und zwängen uns, unsere Räder und unser Gepäck in einen kleinen 5-Sitzer, mit dem wir Richtung Christchurch weiterfahren.
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  • Wiederaufbau kollabierter Küstenkolonien

    2023年4月14日, ニュージーランド ⋅ ☁️ 15 °C

    Christchurch gilt als die Fahrradhauptstadt Neuseelands. Und in der Tat fallen uns die vielen (für neuseeländische Verhältnisse!), im Feierabendverkehr gut genutzten Radwege direkt auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten Neuseelands ist das Terrain flach, was die ganze Sache einfacher macht. Auch das verheerende Erdbeben im Jahr 2011 war ein Anlass, die Infrastruktur der Stadt neu zu gestalten. Anhand von Bildern erahnen wir das Ausmaßes der damaligen Zerstörung. Obwohl die meisten Straßenzüge wieder intakt wirken, ist der Wiederaufbau auch 12 Jahre nach dem Beben weiterhin in vollem Gange.

    Über WarmShowers sind wir für zwei Tage bei Lottie in einer WG gelandet, die uns einen Einblick in das örtliche Studi-Leben gibt und sich kaum von den WGs unterscheidet, die wir aus Deutschland und den Niederlanden so kennen.

    Nach zwei Tagen Großstadt-Feeling machen wir eine kurze Tour an die vor Christchurch liegende Banks-Halbinsel, die aus den Überresten eines lange erloschenen Vulkans besteht. Die geschützten Buchten im ehemaligen Vulkankrater sind ideale natürliche Häfen und boten damit Landungspunkte für die ersten europäischen Siedler:innen. Städte wie Lyttelton, heute kaum mehr als ein Dorf, aber immer noch Heimat des größten Hafens der Südinsel, zeugen von der frühen Geschäftstätigkeit und Bedeutung.

    Nach ein paar Tagen an der Küste holen wir in Christchurch einen Campervan ab. Wir machen wieder eine Rückführung und genießen den Luxus, etwas schneller voranzukommen. Zudem trägt unser Auto einen kleinen, blauen Aufkleber, der uns auf den Fahrrädern fehlt: Wir sind "certified self-contained", also ein autarkes Camping-Fahrzeug. Konkret haben wir einen Wassertank für unser Abwasser und ein Nachttöpfchen a.k.a. mobile Boardtoilette dabei. Van-Campen ist in Neuseeland sehr beliebt und in den letzten Jahren auch (leider) etwas ausgeartet. Daher dürfen an vielen Stellen nur noch Camper übernachten, die einen blauen Aufkleber tragen - ob man seine mitgebrachte Toilette auch benutzt, interessiert dann eher weniger... In der Wild-Camping Hackordnung sind wir mit unserem blauen Sticker auf dem zweiten Rang. Über uns stehen nur noch die durch einen roten Sticker gekennzeichneten Wohnmobile des neuseeländischen Wohnmobilclubs. Mit dem Zelt ist man ganz unten in dieser Rangordnung und darf meist nur auf offiziellen, kostenpflichtigen Zeltplätzen übernachten.

    Die Fahrt an der Ostküste bietet uns (mal wieder) atemberaubende Landschaften. Besonders schön ist die Küste vor Kaikoura, wo die Berge im Hinterland auf 2000 Meter ansteigen und an der Küste rund geformter Kalkstein auf tektonisch aufgefaltete Terrassen trifft. Doch hier gibt es weit mehr als ein paar Felsen zu bestaunen: An der Küste liegen hunderte neuseeländische Seebären. Während diese Robben in den Nächten im Meer jagen, verbringen sie die Tage damit sich auf den Klippen und in den Dünen zu sonnen, die Jungtiere, die in geschützten Buchten planschen, zu beaufsichtigen und selber immer wieder zur Abkühlung in das rauschende Meer zu springen. Sie sind dabei keineswegs scheu: Man kann - und darf - sich ihnen ohne Probleme bis auf 10 Meter näheren.

    Nach eifriger Wal- und Robbenjagd waren die Tiere einst vom Aussterben bedroht. Wir können uns bei den trägen Tieren gut vorstellen, dass die Jagd nicht allzu schwierig war. Nur im Schutz von unzugänglichen Höhlen konnten einige Exemplare überleben. Mittlerweile findet man die Seebären aber an der gesamten Ostküste wieder in Massen und die Population ist bereits auf über 100.000 Tiere angewachsen.
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