Argentinien/Chile 22/23 Teil 1

November - December 2022
A 32-day adventure by Martin & Regine Read more
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  • Day 32

    Motorschaden, Drogenrazzia, Dauerregen

    December 9, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 32 °C

    Puerto Iguazú, Freitag/Samstag, 9./10. Dezember 2022

    Am Morgen stehen wir um 6 Uhr auf, schnappen unsere schon am Vorabend gepackten Rucksäcke und begeben uns zu Fuss zum Busterminal in Iguazú, das - Regines Unterkunftsuche sei Dank - nur 10 Gehminuten vom „Mango Garden“ entfernt ist. Es hat jetzt schon 30 Grad und es ist sehr feucht, aber was muss, das muss:
    Um 7:30 Uhr fährt unser Bus nach Resistencia, das auf halber Strecke nach Salta liegt; letzteres 1450 km entfernt! Und diesen Bus dürfen wir um keinen Preis verpassen, denn sonst bekommen wir den Anschluss in Resistencia nicht, Auch unsere Bus-Tickets würden verfallen, ebenso die Hotelreservation in Salta…
    Darum sind wir schon 20 Minuten zu früh am Bus-Terminal; der Bus fährt mit 20 Minuten Verspätung pünktlich ab (nach argentinischen Kriterien) und noch sind wir frohgemut, dass alles gut gehen wird. Aber schon nach gut 50 km ist Stillstand: Irgendwelche Leute blockieren die Strasse Richtung Posadas. Der clevere Fahrer weiss aber einen Umweg - sprichwörtlich über Stock und Stein. Es ist ein nicht asphaltierten Weg, der nur Platz für einen Bus oder LKW bietet. Leider kennen auch andere diesen Schleichweg, sodass es zu manch waghalsigen Ausweichmanövern kommt.
    Trotzdem geht es nach vielen Kurven wieder zurück auf die Hauptstrasse und wir sehen, dass wir jetzt nur knapp eine Stunde Verspätung haben. Dies beunruhigt uns nicht, denn in Resistencia haben wir einen fahrplanmässigen Aufenthalt von zweieinhalb Stunden, bevor es mit einer anderen Busgesellschaft weitergeht.
    Aber o weh: Gut 10 km vor Posadas bleibt der Bus auf dem Pannenstreifen stehen und der Motor stellt ab (man muss dazu wissen, dass die Busfahrer hier den Motor NIE abschalten); das ist also kein gutes Omen.
    Jetzt wird erneut gestartet, ein paar wenige Meter geruckelt und wieder angehalten. So geht das ein paar Mal weiter, bis wir verstehen (eine Information bekommen wir natürlich nicht!), dass ein Getriebeschaden vorliegen muss: Gefahren wird nur im ersten Gang. So geht das eine halbe Stunde weiter und wir sehen unsere Zeitreserve zum Umsteigen dahinschmelzen.
    Zu guter Letzt entschliesst sich der Busfahrer, das Terminal in Posadas im ersten Gang anzusteuern und Martin checkt schon mal im Internet, ob wir eine Ersatzverbindung nach Resistencia hätten… Wir haben!
    Erst recht gerettet ist der Tag, als wir - in Posadas angekommen - sofort gebeten werden, in einen Ersatzbus der Firma umzusteigen, der extra für uns schon bereit steht! Damit hätte der skeptische Martin ausgerechnet im desorganisierten Argentinien niemals gerechnet! :-)
    Wir kommen dann sogar zu früh (!) in Resistencia an und haben damit fast drei Stunden Aufenthalt in einer Art subtropischem Klima: Der Schweiss läuft uns herunter und wir erhaschen gerade noch rechtzeitig den Sieges-Penalty der argentinischen Mannschaft gegen Holland. Jetzt herrscht allenthalben Freude. Das Spiel selbst konnten wir bei unseren vorderen Sitznachbarn mitverfolgen….dem Datenvolumen des Handy-Besitzers sei Dank!
    Hier fährt der Reisebus sehr pünktlich weg. Es ist schon lange dunkel und wir richten uns für die Nacht ein: Regine zum Schlafen, Martin möchte noch Musik hören. Jetzt versucht der Fahrer uns über die Klimaanlage in die Kältestarre zu versetzen und wir brauchen alle mitgeführten Kleider (Merino-Shirt, Halstuch, Daunenjacke, Regenjacke), um nicht ganz einzufrieren. Die argentinischen Reisenden in kurzer Hose und T-Shirt ertragen alles mit stoischer Ruhe: Vermutlich haben sie ein genetisch eingebautes Frostschutzmittel!
    Mitten in der Nacht - sogar Martin hat geschlafen - ein Vollstopp! Die Lichter im Oberdeck gehen an und drei Uniformierte der Gendarmería Federal (eine Art Bundespolizei) betreten den Bus zusammen mit einem deutschen Schäferhund. Alle jüngeren Leute mit eher bolivianischem Äusseren werden geweckt, ihre Ausweise und Gepäck kontrolliert, wobei der Vierbeiner - offenbar ein Drogenhund - seine Nase überall reinsteckt, aber nichts Verdächtiges findet. Zwei Passagiere müssen sogar aussteigen (steigen aber später wieder zu) und nach einer gefühlten Ewigkeit setzen wir die Reise fort.
    Um 10 Uhr (schon wieder zu früh) kommen wir in Salta an. Schon in der Dämmerung am frühen Morgen haben wir die Veränderungen in der Umgebung wahrgenommen: Es wird immer trockener und karger und es beginnt eine Hügellandschaft mit zunehmender Höhe. Martin gefällt‘s, er fühlt sich als Schweizer wohl schon heimisch :-)
    Wir finden uns am Ort schnell zurecht, kaufen eine Tarjeta SAETA (eine weitere Buskarte, die wir aufladen lassen) und fahren zur Unterkunft.
    Die Beschreibung bei Booking ist wieder einmal besser als die Realität (vor allem die Fotos), aber immerhin funktioniert alles. Das Zimmer ist mit Chavel-Wasser frisch geputzt, die Klimaanlage funktioniert und es gibt ausreichend warmes und kaltes Wasser. Vor allem auf Letzteres ist Martin angewiesen, weil er seine Kleidung seit fast einer Woche nicht mehr so richtig reinigen konnte. Regine „arbeitet“ nach einem anderen System: Sie wäscht jeden Abend die vom Tag verschwitzte Wäsche heraus. Mit der ohnehin laufenden Klimaanlage ist diese am anderen Morgen auch trocken.
    Im Busterminal von Salta haben wir bei der Ankunft gleich die Tickets nach San Pedro de Atacama in Chile gekauft und Regine bucht dazu nun die passende Unterkunft.
    Jetzt wollen wir die Stadt erkunden und bei Western Union Geld abholen; aber o nein: Es regnet in Strömen. Zudem hat Martin gerade seine Stadtschuhe gewaschen und muss seine Mokassins anziehen, weil er zu eitel (oder faul) ist, die Wanderschuhe zu nehmen, so wie das Regine tut. Fazit: Er hat schnell nasse Füsse und schlechte Laune, ist aber selber schuld :-)

    Vor dem Western Union-Büro warten schon (geschätzte) 50 Personen vor zwei Schaltern und wir verzichten auf ein stundenlanges Anstehen und statten dafür der berühmten, noch von den Jesuiten im 17. Jahrhundert erbauten Kathedrale einen Besuch ab.
    Für den Rückweg finden wir die ideale Busverbindung und mit der freundlichen Hilfe von Salteñas und -os auch die zugehörige Haltestelle und sind bald wieder in der Unterkunft. Einkauf im Supermarkt, dann Picknick auf der „Veranda“ auf unserem Stock und bald ist es Zeit für süsse Träume….

    Kleiner Nachtrag: Mit diesem Footprint schliessen wir den ersten Teil der Berichterstattung aus drucktechnischen Gründen ab und beginnen sogleich einen neuen, zweiten. Das ist vermutlich (und leider) mit dem Verteilen eines neuen Links verbunden. Aber ein bisschen Herausforderung an die geneigte Leserschaft schadet wohl nichts: Wir begegnen ja auch immer wieder neuen furchtlos :-))
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  • Day 31

    Letzter Tag in Iguazú - mit Ameisenalarm

    December 8, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 26 °C

    Puerto Iguazú, Donnerstag, 8. Dezember 2022

    Wir sind jetzt genau einen Monat unterwegs und hätten nicht gedacht, dass wir in der kurzen Zeit so viel erleben und eine so weite Strecke (3200km) zurücklegen würden. Und in knapp zwei Tagen werden es nochmals 1480 km mehr sein. Aber dazu später…
    Zuerst kommt das Lowlight des Tages, einmal, damit wir es hinter uns haben und dann, weil es Regine Nerven gekostet hat - und zwar viele!
    Als wir vom Schwimmbad zurückkommen (dazu nachher mehr), wimmelt es in einer Ecke des Zimmers von der Decke bis zum Fussboden von Hunderten von grossen schwarzen Ameisen (eher von Tausenden, etwas schwierig zu zählen :-) ! Sie sind nicht nur an der Wand, sondern vor allem in Regines grossem Reiserucksack - oben, unten, innen, aussen.
    Die Dinger sind nicht nur überall, sondern auch noch aggressiv und versprühen wegen Regines „Angriffen“ zur Entfernung ihre Säure. Regine kriegt die Krise! Sie kann sich erst draussen und mit Einsatz von Insektizid helfen (Wir haben zu unserem eigenen Schutz „no bite“ dabei.) und Martin benutzt dasselbe im Zimmer, um wenigstens die Ausbreitung einzudämmen. Nach Wasser- und Stromausfall ist dies ein Problem, das wir nicht auch noch gebraucht hätten - meint Regine.
    Nun aber zu den schöneren Dingen des Tages: Am Vormittag nehmen wir das Frühstück wieder einmal in einem Café ein, weil der Besitzer unserer Unterkunft (Adán) trotz mehrmaliger Telefonanrufe nicht auf unsere Bitte nach heissem Wasser antwortet (für unseren löslichen Kaffee… wir sind ja autark!).. Er hat - wie er später per WhatApp mitteilt - bis um 10 Uhr geschlafen und entschuldigt sich …immerhin!
    Nach einem Kaffee und einer Medialuna (Süssgebäck) marschieren wir trotz grosser Hitze - es ist um 9:30 schon 32 Grad heiss - immer den Schatten suchend 2,5 km zum Museo Guamini, das in einem Hotel am Stadtrand beherbergt ist.
    Schon die Hotelanlage ist wunderschön mit einem alten Baumbestand, mit viel Grün und Bauten im Stil der Jesuiten-Niederlassungen.
    Das kostenlose Museum (da privat und in einer Hotelanlage integriert) bietet - im Gegensatz zum Museum in San Ignacio - einen guten Überblick über die Anwesenheit der Jesuiten, ihre Politik und ihre Konzepte, um die ansässigen Guaraní zu missionieren.
    Dabei gab es immer wieder Konflikte, die am Ende (und nach der Vertreibung der Jesuiten auf Befehl der spanischen Krone) sogar in einen 2-jährigen Krieg gegen die Spanier und Portugiesen mündeten.
    Auf der anderen Seite förderten die Jesuiten Gebräuche und Kultur sowie vor allem die Sprache der Guaraní. Eventuell ist dies mit ein Grund, weshalb sich die Sprache der Ureinwohner bis heute erhalten hat und sie im Grenzgebiet von Argentinien, Brasilien und Paraguay von über 5 Millionen Menschen gesprochen wird; auch in den Schulen wird sie gelehrt.
    Auf dem Rückweg werden wir von einem bedrohlich wirkenden Gewitter überrascht, das schnell aufzieht.
    Regine ortet immer wieder potenzielle Möglichkeiten, um notfalls unterzustehen. Als der Regen einsetzt, eilen wir unter ein nahestehendes Vordach - und siehe da: Es ist eine Heladería (Eisdiele)! Dort warten wir gerne und können natürlich nicht widerstehen… :-)
    Am Nachmittag gehen wir in das 200m entfernte Hostal Park Iguazú, wo man für 600 Pesos pro Person den ganzen Tag lang Schwimmbad, Liegen und Dusche benutzen darf. Die Gemütlichkeit wird nicht nur durch das unsaubere Wasser gestört, sondern vor allem durch die ohrenbetäubende Musikbeschallung aus einem grossen Lautsprecher.
    Die ausschliesslich argentinischen Gäste kennen alle Lieder, singen mit, trinken pausenlos Bier oder Cola mit Fernet Branca und essen Chips - auch im Wasser. Der Pool ist vermutlich eher als Poolbar gedacht denn als Schwimmbad.
    Eines muss man ihnen auf jeden Fall lassen: Sie sind in allem sehr tolerant und beschweren sich eigentlich nie; nur bei den zwei wichtigsten nationalen Themen (Fussball und Malvinas -Falklandinseln) hört auch bei ihnen jeder Spass auf.
    À propos Fussball: Morgen, wenn wir auf der lange Busreise sind, spielt Argentiniern gegen Holland. Es geht um den Einzug ins Halbfinale bei der Fussballweltmeisterschaft in Katar.
    Laut hiesigen Astrologen gewinnt Argentinien! :-))
    Nach dem Bade und zurück im Zimmer packen wir (nach Erledigung des Ameisenkrieges) unsere Siebensachen und Martin bereitet die Sandwiches für die Reise vor. Später nehmen wir ein leckeres Abendessen im Self-Service nebenan ein und gönnen uns zum krönenden Abschluss das letzte Eis in Iguazú.
    Jetzt aber ab ins Bett: Morgen ist um 6:30 Uhr Tagwache, damit wir unseren Bus um 7:30 Uhr nicht verpassen.
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  • Day 30

    Las Cataratas del Iguazú, zweiter Besuch

    December 7, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 34 °C

    Puerto Iguazú, Mittwoch, 7. Dezember 2022

    Wie bereits geschrieben, haben wir den Besuch der Wasserfälle auf zwei Tage aufgeteilt. Die Besichtigung an nur einem Tag ist entweder eine Strapaze oder man wird von lokalen Führern in wenigen Stunden durchgeschleust. Die zweite Option wählen hier offenbar die meisten Besucher.
    Für uns sind beide Varianten inakzeptabel, denn wir wollen für den heutigen Höhepunkt, den Sendero Superior (den „Oberen Weg“), genug Zeit und Musse zum Verweilen haben.
    Wir brechen heute - im Gegensatz zu vorgestern! - früh auf und sind mit unter den ersten Besuchern, welche den Park seit 8 Uhr bevölkern. Wir begeben uns an den Anfang des Oberen Pfades, der zum Teil dicht an der Kante der Wasserfälle vorbeiführt.
    Was wir sehen und hören, ist wahrlich beeindruckend: Man kann sich kaum vorstellen, welchen Lärm solche Wassermassen verursachen, wenn sie aus bis zu 70 Metern Höhe in die Tiefe stürzen. Ein Schild nennt als durchschnittliche Abflussmenge: Es sind im Durchschnitt 1750m3 pro Sekunde, manchmal aber auch wesentlich mehr: 1992 39000m3, also mehr als das 20-fache der üblichen Menge. In einem Dürrejahr (1982?) hingegen sollen die Fälle beinahe ausgetrocknet gewesen sein!
    Neben den ganz grossen Wasserfällen wie dem Salto San Martín oder der Garganta del Diablo (Teufelsschlund) gibt es unzählige kleinere, die aber auch (für uns) riesige Ausmasse haben.
    Die Wege zu den verschiedenen Aussichtspunkten sind auf dem „Oberen Pfad“ ausschliesslich durch Metallstege angelegt; diese haben ein Bodengitter (damit man auch nach unten schauen kann) und befinden sich zudem immer mindestens zwei Meter über der Wasseroberfläche - vermutlich, um bei Hochwasser nicht überflutet zu werden. An einigen Stellen sehr wir die durch Überflutung weggeschwemmten Stege und übriggebliebene Verankerungen aus Stein, die den Verlauf ehemaliger Stege ahnen lassen.
    Immer wieder bleiben wir stehen, um uns eine besondere Stelle anzuschauen oder anzuhören. Manchmal müssen wir bei Engstellen auch im Stau warten, bis sich die Besuchermassen etwas gelichtet haben.
    Obwohl es scheint, als sei der Drang, sich (und all seine Lieben) unbedingt mit jeglichem spektakulären Hintergrund abzulichten, kommen wir mit etwas Geduld an jeden gewünschten Ort und lassen uns dort Zeit zum Staunen, Hören und Sehen.
    Der Rückweg führt dann - wiederum über Stege - etwas durch das „Hinterland“ der Fälle, wo sich der Fluss über hunderte von Armen und Ärmchen ausbreitet und wir immer neue Aussichten geniessen. In seiner Stille und ohne den Rummel hat dieser Teil seinen ganz eigenen Reiz.
    Von Beginn der Wanderung an begleiten uns Myriaden von Schmetterlingen, die sich gerne auf Haut und Kleidern niederlassen und mit ihrem langen und wendigen Rüssel fleissig Schweiss aufsaugen. Auf der anderen Seite „vermissen“ wir die vorhergesagten Mückenschwärme. Entweder es gibt keine oder unser Insektizid auf Haut und Kleidern vertreibt sie. Martin macht sich Sorgen, dass wir jetzt damit Schmetterlinge vergiften…
    Obwohl wir uns viel Zeit gelassen haben, sind wir nach knapp drei Stunden fertig mit dem Rundgang, setzen uns in den Schatten und verzehren eine Orange, unser Favorit bei Zwischenmahlzeiten :-)
    Die Nasenbären haben es im Bereich der Restauration auf uns und andere Touristen abgesehen. Obwohl die Bären mit ihrer Nase am Boden nach „Beute“ suchen, sind sie so neugierig (und gefrässig), dass sie auch auf die Tische springen und dort nach Essbarem, aber auch nach Sonnenbrillen, Mützen und Taschen greifen. Selbst dem Nasenbären-Vertreiber gelingt es nicht, sie uns dauerhaft vom Hals (bzw. Tisch) zu halten. Wer in Ruhe essen möchte, muss sich in den (Menschen-) Käfig setzen!!
    Als wir zur Unterkunft zurückkommen, ist es drückend schwül und sogar die Einheimischen finden „que calor!“
    Gerne würden wir jetzt duschen, aber in der Nacht ist wieder einmal das Wasser ausgegangen… Wir behelfen uns erneut mit dem Wassereimer und sind sowohl bei der Kleider- und Körperreinigung als auch der Mehrfachverwendung des Wassers (zuletzt zur Klospülung) ganz kreativ.
    Trotz erfolgter Abkühlung zieht es Regine in den Swimming- Pool eines nahegelegenen Hotels; dort darf man für 600 Pesos (knapp 4 Euro) einen ganzen Tag lang baden und liegen. Martin schreibt unterdessen in der feuchten Hitze auf der Veranda der Unterkunft diesen Blog.
    Morgen werden wir vor den Reisestrapazen am Freitag einen Ruhetag einschieben: Vormittags wollen wir ein Guaraní-Jesuiten-Museum aufsuchen und am Nachmittag zusammen den Swimming Pool. Das ist mindestens der Plan…
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  • Day 29

    Stromausfall, Bootsfahrt, Geldwechsel

    December 6, 2022 in Argentina ⋅ 🌙 28 °C

    Puerto Iguazú, Dienstag, 6. Dezember 2022

    Gestern Abend gegen 23 Uhr - wir liegen schon im Bett - geht bei uns im Zimmer das Licht aus und die Klimaanlage stellt sich im selben Augenblick ab. Regine vermutet eine Art „Bestrafungsaktion“, weil wir mit der Anlage zu viel Strom verbrauchen. Ohne fliessendes Wasser waren wir ja schon einen Tag, aber ohne Strom…..?? Das geht gar nicht, immerhin haben wir zwei Handys und ein iPad zu laden.
    Martin springt in die Hose und geht nach draussen, um nachzuschauen, was die Ursache sein könnte. Der Dueño (Eigentümer) steht bereits mit der Taschenlampe im Garten und ringsum ist es bis auf ein paar Notbeleuchtungen zappenduster. Offenbar ein Totalausfall im gesamten Viertel oder - so meint es der Besitzer, der einschlägige Erfahrungen hat - in der ganzen Stadt! Und wie lange dauert das? Mit einer halben Stunde sei schon zu rechnen, manchmal auch länger… Aber schon nach circa 15 Minuten ist der Spuk vorbei, Licht und Klimaanlage springen an und bis zum Morgen verzeichnen wir keine weiteren unerwünschten Vorkommnisse :-)

    Wie von langer Hand am Sonntag geplant, begeben wir uns heute auf eine Bootsfahrt mit einem Katamaran durch die drei Grenzländer Argentinien/Brasilien/Paraguay. Man werde auch durch einen Audioguide informiert (was Martin schrecklich findet!) und im Anschluss daran soll es noch Unterhaltung geben.
    Um beidem zu entgehen, setzen wir uns als Einzige draussen an der Reling auf eine Bank im Schatten, während sich das Volk, welches in mehreren Bussen angekarrt wurde, in den völlig unterkühlten Innenraum begibt. Bald kommen viele zu uns heraus, vermutlich, um der Kältestarre zu entgehen…
    Zuerst geht es den Iguazú Inferior (kleiner Iguazú) hinunter bis zur Einmündung in den Iguazú Superior (grosser Iguazú) und von dort weiter flussaufwärts bis unter die grosse Hängebrücke, die Brasilien mit Paraguay verbindet, welche aber infolge Reparaturarbeiten für den Verkehr gesperrt ist.
    Jetzt macht der Katamaran kehrt und fährt stromabwärts, dreht aber kurz nach der Einmündung schon wieder um und fährt nun gemächlich den Iguazú Inferior hoch, der - wenn man lange fahren würde (etwa 15 km) - unterhalb der Cataratas (Wasserfälle) enden würde.
    So weit schaffen wir es in den 90 Minuten natürlich nicht, aber es reicht, um die (sich in Betrieb befindliche) Brücke zwischen Argentinien und Brasilien zu passieren und um die sich kaum verändernde Uferlandschaft zu betrachten (grosse Farne, dichtes Grün. Es sieht aus wie im Amazonas-Gebiet…wo allerdings weder Martin noch Regine jemals waren:-).

    Währenddessen geht drinnen im Schiff die Party los: mit Live-Musik und einem heulenden Sänger. Die Leute finden es toll! Sie tanzen, schunkeln, klatschen im Takt und singen mit. Wir sind froh, dass die Fenster ziemlich schalldicht sind und nur wenig von dem Gekrächze zu uns nach aussen dringt. Regine jedoch lässt sich nicht davon abhalten, dem Party-Volk drinnen eine Stippvisite abzustatten. Wer dies auch tun möchte, schaue sich das Video an:-)
    Alles in allem ist es ein teurer Ausflugsspass (fast 30 Euro pro Person) ohne aufsehenerregende Momente. Aber eben: Hinterher ist man immer gescheiter! Wir tragen es mit argentinischer Gelassenheit :-)
    Infolge der horrenden Ausgaben schrumpft unsere Barschaft und wir versuchen, auf dem Postamt unseren Western Union-Geldtransfer über 95000 Pesos (300 Euros) einzulösen. Aber Fehlanzeige: Sie geben maximal 60000 Pesos heraus - und wir müssen den Transfer ja immer in einem Stück beziehen.
    Wir beraten die Situation mit unserem Vermieter Adán und er bietet uns spontan an, uns im Auto seiner Freundin zu einer Western Union-Agentur circa 3km entfernt zu fahren; laut Google soll sie bis 20 Uhr geöffnet haben. Um 12:15 Uhr ist sie aber geschlossen, öffnet aber offenbar um 15 Uhr wieder. Um 17:30 fährt Adán uns noch einmal hin und nun haben wir nach längerem Anstehen mehr Glück. Ja, das Warten muss man in Argentinien lernen.
    Mit dem Bus (auch auf diesen warten wir lange) geht es zurück ins Zentrum und an einem neuen Selbsbedienungsrestaurant vorbei. Wir inspizieren das Angebot und beschliessen, uns dort am Abend mit viel Salat und Gemüse zu verköstigen.
    Morgen folgt dann der zweite Ausflug zu den Cataratas del Iguazú.
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  • Day 28

    Las Cataratas del Iguazú, erster Besuch

    December 5, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 25 °C

    Puerto Iguazu, Montag, 5. Dezember 2022

    Wir hatten uns vorgenommen, das Haus nicht allzu spät zu verlassen. Durch eine Panne in der Kommunikation weckt Regine Martin erst um 8 Uhr. Unser Gastgeber hat offenbar einen sechsten Sinn und kündigt fast gleichzeitig per Whatsapp die Lieferung des heissen Wassers für unseren Morgenkaffee an.
    Dann geht es zügig zum Busterminal, wo wir mit vielen anderen Touristen Schlange stehen für den Bus zu den Cataratas (Wasserfälle). Es ist zwar erst 9:30 Uhr, aber die Sonne brennt schon so gnadenlos vom strahlend blauen Himmel, dass sich alle Wartenden in den wenigen Schatten drängen.
    Der Stadtbus ist zum Glück klimatisiert und bringt uns in 20 Minuten zum Eingang des Nationalparks Iguazú. Der Eintritt ist mit 4000 Pesos (fast 27 Euro) für Ausländer zwar astronomisch hoch, aber man kommt ja nicht jeden Tag hierher. Dafür haben wir bei einem weiteren Besuch innerhalb von 72 Stunden 50% Reduktion auf den Eintritt; dies werden wir sicher ausnützen.

    Der Park ist sehr grosszügig gestaltet und es gibt sogar eine eigene Bahn, die die fussfaulen Touristen bequem zu den Highlights bringt. Wir sind ja anders gestrickt und wählen für den ersten Tag den „Unteren Weg“, wo man sich den Wasserfällen von unten bis auf einen Kilometer nähern kann. Schon von dort ist die Aussicht spektakulär und das Rauschen der Wassermassen enorm (zwischen 1500m3 und 7000m3 pro Sekunde).
    Nur zum Vergleich: Der Rheinfall bei Schaffhausen lässt pro Sekunde im Schnitt 370m3 runter.

    Auf dem Weg dahin sehen wir unzählige Schmetterlinge jeglicher Grösse und Farbgebung, 30–50cm lange Eidechsen und eine grosse Zahl an frechen Nasenbären, die eifrig versuchen, den Touristen den Proviant zu klauen.

    Leider sind zahlreiche Wege gesperrt, einige infolge der kürzlichen Überschwemmungen, andere aus für uns unersichtlichen Gründen.
    Darum wählen wir für den Nachmittag den Weg zum „Salto Arrechea“, einem kleineren Wasserfall eines Nebenarms. Bis dahin sind es allerdings vier Kilometer und wir kommen ziemlich ins Schwitzen. Zum Glück haben wir genügend Trinkflaschen dabei, die wir an mehreren Punkten auf dem Weg neu auffüllen können. Der Wasserfall ganz am Schluss des Weges versöhnt uns dann schnell mit allen Strapazen: Er ist nicht nur eindrücklich und kühlt die ganze Umgebung, man kann im natürlichen Becken auch gut baden. Regine steigt darum - wie einige andere auch - gleich neben dem „Baden verboten“-Schild ins angenehm kühle Wasser.
    Auf dem Rückweg (der auch wieder vier Kilometer lang ist!) heizen wir uns zwar wieder auf, aber der Bus zurück nach Puerto Iguazú wartet mit eingeschalteter Klimaanlage am Parkausgang schon auf uns.
    Martin macht sich etwas Sorgen, ob das Bargeld noch bis Salta reicht und wir beschliessen, morgen einen Versuch bei der lokalen Poststelle zu machen…

    Das Abendessen nehmen wir dann in Camping-Manier auf der Veranda des Hostels ein, kaufen danach noch 1,5kg Orangen für 2 Euro ein und gehen ein Eis essen, mmh! :-)
    Das war ein gelungener Tag!
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  • Day 27

    Erste Erkundungen in Puerto Iguazú

    December 4, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 26 °C

    Puerto Iguazú, Sonntag, 4. Dezember 2022

    Wir haben dank einer gut funktionierenden Klimaanlage und trotz des Wassermangels :-) gut geschlafen und nehmen unseren Frühstückskaffee aus unseren faltbaren Campingbechern auf der Veranda des Hostels ein. Regine wurde irgendwann einmal bei ALDI fündig….
    Da die Pension auch über keinerlei Geschirr verfügt, sind wir auf unsere eigene Infrastruktur angewiesen; aber wir haben ja vom Nähzeug über Klebeband und Nägel (Regine) bis hin zum Ersatztaschenmesser und Schnürsenkel (Martin) so ziemlich alles dabei, was man auf so einer Reise braucht (oder vielleicht auch nicht).
    Das Wasserproblem von gestern Abend ist natürlich auch heute Morgen noch nicht gelöst und die Aussichten sind nicht sehr rosig, da heute Sonntag ist und niemand arbeiten möchte (Es ist der zweite Advent, aber das interessiert hier niemanden; Advent gibt es schlichtweg nicht).
    Wir tragen das Wasserproblem mit Fassung und begnügend uns mit einer Katzenwäsche.
    Dann machen wir auf Anraten unseres Gastgebers Adam einen Spazierganz zum Hito de las Tres Fronteras (Dreiländereck Argentinien-Brasilien-Paraguay).
    Der Himmel ist bedeckt und daher ist es trotz hoher Luftfeuchtigkeit einigermassen erträglich. Aber bald setzt sich die Sonne durch und brennt unerbärmlich auf uns nieder; Sonnencrème und Sonnenhut haben wir natürlich vergessen…dafür haben wir einen Regenschirm dabei; es sah danach aus!
    Auf dem Rückweg reservieren für Dienstag eine Bootstour auf dem Rio Iguazú und am Busbahnhof kaufen wir bereits die Tickets für die Reise am kommenden Freitag von Iguazú nach Salta. Sie wird mit einem kurzen Zwischenhalt in Resistencia insgesamt 26 Stunden dauern!
    Ein Helado in einer Eisdiele am Platz versüsst uns den Nachmittag.
    „Zu Hause“ wechseln wir das Zimmer und ziehen in das gegenüberliegende ein; jenes mit heissem Wasser. Martin wäscht die Kleider in einem Kübel und wir montieren unsere mobile Mini - Wäscheleine. Regine hat einfach alles dabei! Noch als wir wenig später über eine warme Dusche phantasieren, fährt ein Tankwagen vor (Arbeitet doch jemand am Sonntag???) und füllt die Zisterne auf. Für die nächsten Tage sind wir gerettet!
    Jetzt planen wir noch die kommenden Tage: Zwei davon sind für den Besuch der Cataratas (Wasserfälle) reserviert, einen weiteren brauchen wir für kleinere örtliche Aktivitäten wie z.B. den Besuch der Casa de Picaflores (Kolibri-Park) gleich hier in der Nähe.
    Und heute Abend gehen wir auswärts essen: Restaurants gibt es hier genug!
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  • Day 26

    Im Bummel-Bus nach Iguazú

    December 3, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 31 °C

    Posadas, Samstag, 3. Dezember 2022

    Jetzt geht es endlich los zu unserem ersten „richtigen“ Touristen-Highlight (nach Buenos Aires), den Cataratas de Iguazú, den Wasserfällen des Grossen Wassers - gemäss Martins Übersetzung aus dem Guaraní. Dieses Naturspektakel klingt verlockend und wir hören nur begeisterte Stimmen, also ist unsere Vorfreude entsprechend gross!
    Aber zuerst müssen wir mal dahin kommen… Iguazú ist die nordöstliche Ecke unserer Reise durch Argentinien und Chile und von Posadas aus etwas über 300km entfernt.
    Da wir im Vorfeld nicht wussten, wie einfach (oder schwierig) der Geldwechsel bei Western Union vonstatten gehen würde, hat Martin eine relativ späte Verbindung gebucht (12:30 Uhr), mit der wir gegen 18 Uhr in Puerto Iguazú ankommen sollten. Regine hatte wie immer bei der Buchung der Unterkunft ein gutes Händchen und so liegt diese nur 5 Gehminuten vom Busbahnhof entfernt.
    Kleiner Einschub für all jene Leser, die sich noch nie mit den Iguazú-Fällen beschäftigt haben: Die Cataratas befinden sich im Dreiländereck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay mit den jeweiligen Städten Puerto Iguazú, Foz do Iguaçu und Ciudad del Este..
    Der mit Abstand grösste Teil der Wasserfälle und Wandermöglichkeiten liegt in Argentinien; Brasilien soll die einzige Panorama-Sicht auf die Garganta del Diablo (Teufelsschlucht) haben (und die meisten Touristen!); Paraguay hat gar nichts :-)
    Unsere Wahl für Puerto Iguazú war deshalb relativ einfach…
    Zurück zur (beinahe) 6-stündigen Fahrt:
    Kaum in Posadas losgefahren, hält der Bus alle 1 - 2 km, um Leute aus- und neue einsteigen zu lassen. Bald quillt der Bus über von Passagieren, die auch in den Gängen und sogar auf der Treppe stehen und sitzen.
    Zudem steigen an jeder Haltestelle fliegende Händler zu, welche Chipas (meist mit Reibkäse gebackene Brötchen), Sanguiches (Sandwichs mit Schinken und/oder Käse) sowie Getränke anbieten. Der Reisebus ist so voll, dass Regine regelrecht über die Leute steigen muss, um in die Toilette zu gelangen.
    Mit der Zeit lichten sich zwar die Reihen etwas, aber auf der Fahrt nach Puerto Iguazú halten wir fast in jedem Kaff. Auch noch so wohlklingende Namen wie San Ignacio, Jardín America, Puerto Rico, Monte Carlo, Eldorado und Puerto Esperanza täuschen nicht darüber hinweg, dass sich die Reise in die Länge zieht. Regine kann nach so vielen Stunden kaum mehr sitzen.
    In Monte Carlo sieht Martin eine Hauswand, auf der neben der Schweizer Flagge auch die Wappen aller 26 Kantone prangen! Diese gruppieren sich…um was wohl? Ums Matterhorn! Regine findet heraus, dass es in Monte Carlo eine Schweizer Gemeinschaft gibt, die regelmässig den Nationalfeiertag am 1. August feiert.
    Die Landschaft ist beeindruckend und vor allem erstaunt uns, dass das Gebiet so stark bewaldet ist. Manchmal sieht es aus, als würden wir durch den Schwarzwald fahren, aber draussen hat es ja 32 Grad und Tannen gibt es auch keine!
    Nach knapp 6 Stunden Fahrt kommen wir in Puerto Iguazu an, finden jedoch die nahe gelegene Unterkunft nicht. Denn dort, wo Google Maps sie anzeigt, ist sie auf jeden Fall nicht. Martin ruft den Besitzer an und dieser winkt uns mit beiden Armen und einige Worte rufend von der gegenüberliegenden Strassenseite zu. Des Rätsels Lösung: Hier sind die Hausnummern nicht wie gewohnt pro Strassenseite gerade oder ungerade, sondern bunt gemischt…Woher sollen wir das auch wissen….??
    Die Unterkunft ist wunderschön gelegen, umgeben von einem Garten mit viel Grün und mit Mango-Bäumen, innen jedoch äusserst einfach, um nicht zu sagen: spartanisch. Bezüglich Küche und Grösse hatten wir schon weit Besseres angetroffen. Aber wir sind ja flexibel:-)
    Unsere neue Bleibe hat keinen Wasserkocher (Kaffee!) und keinen Kühlschrank (aber der Eigentümer bietet uns seinen an). Wasser gibt es in unserem Zimmer nur kaltes, und als Regine duschen möchte, kommt immer weniger Wasser aus der Röhre…bis es ganz versiegt!
    Martin ruft den Eigentümer an und dieser sagt, die Gemeinde würde immer wieder das Wasser abschalten. Wir verstehen zwar nicht den Grund, denn gerade hier in diesem regenreichen und feuchtwarmen Gebiet müsste es doch ausreichend Wasser geben. Aber sei`s drum…..
    Adam, der Besitzer, bietet uns dafür einen grossen Eimer mit kaltem Wasser an; im Hof neben dem Haus soll es in einem grossen Tank davon noch mehr geben… :-)
    Wir sind „not amused“, tragen es aber mit Fassung und einer Portion Humor: So haben wir unseren Enkeln wenigstens etwas zu erzählen.
    Morgen ist ein halber Ruhe- (und für Martin) ein Waschtag (für seine Wäsche) angesagt: Wir werden die nähere Umgebung auskundschaften und in ein anderes Zimmer wechseln, welches über warmes Wasser verfügt - wenn es denn Wasser haben sollte! :-) Zumindest wurde es uns versprochen - sowohl das Wasser als auch das Zimmer. Ein Upgrade sozusagen:-)
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  • Day 25

    San Ignacio Miní - Dumme haben Glück

    December 2, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 24 °C

    Posadas, Freitag, 2. Dezember 2022

    Posadas ist die Hauptstadt der Provinz Misiones, in welcher unter anderem auch Iguazú liegt. Unser dortiges Ziel sind ja die Wasserfälle.
    Der Name „Misiones“ ist hier Programm:
    Im Umkreis von circa 60 km liegen nicht weniger als 20 ehemalige jesuitische Niederlassungen, von den auf argentinischem Gebiet drei von der UNESCO im Jahr 2009 ins Weltkulturerbe aufgenommen wurden.
    Die bedeutendste dieser sogenannten „Reducciones“ sind diejenigen von San Igancio Miní (Betonung auf der letzten Silbe, und zwar bitte auf dem Buchstaben i :-),. Dort wollen wir heute hinfahren. Mit dem Wort „klein“ gleich „mini“ hat dieses „Miní übrigens nichts zu tun, es ist ein Ausdruck der Guaraní - Sprache.
    Wieder mit viel freundlicher Hilfe der Einheimischen finden wir leicht zum Busbahnhof von Posadas. Dort kauft Martin Tickets für die Fahrt nach San Ignacio, Abfahrt um 10:00 von Bahnsteig 21 - meinen wir verstanden zu haben. Wir schauen nochmals auf die Tickets: Da steht 21. Wir haben noch Zeit und stellen uns zunächst dort hin, wo der Bus abfahren soll, denn wir wollen ihn ja nicht verpassen.
    Um 10 Uhr hält tatsächlich ein Bus auf „plataforma“ 21 und er ist mit „Iguazú“ angeschrieben; die Richtung stimmt also. Brav stellen wir uns an… und werden kaltschnäuzig vom Kontrolleur abgewiesen: Unser Bus sei vor 5 Minuten gleich nebenan abgefahren! Wir weisen die Tickets vor und da steht…: plataforma 15 bis 21! Wir haben - da alles ohne Leerzeile geschrieben war - übersehen, dass es „von“ …“bis“ heisst. Ja, wer nicht richtig lesen kann, muss die Konsequenzen tragen. Dummheit schützt vor unliebsamen Folgen nicht!
    Jedoch ist dies alles kein Problem: Wir erfahren am Schalter, dass in 45 Minuten der nächste Bus derselben Firma fährt und dass das Ticket tatsächlich seine Gültigkeit behält.
    Wir sind einmal mehr um eine Erfahrung reicher und beschliessen, künftig genauer auf das ausgedruckte Ticket zu schauen, speziell auf das Kleingedruckte und auf die angegebenen Bahnsteige.
    Während wir uns dies zum Vorsatz nehmen, wird uns schnell klar, dass wir diese Situation ohne grosses Galama gemeistert haben. Wir hätten ja auch streiten können, denn Regine hörte von der Dame „Bahnsteig 21“, Martin hingegen hörte durch das Loch im Ticketschalter gar nichts und wir beide haben das Ausgedruckte nicht mal überprüft.
    Es wäre ein Leichtes gewesen, dem jeweils anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben…“Du hast nicht richtig geschaut…!“ oder „Wegen dir verpassen wir jetzt den Bus und müssen in der Gluthitze die Ruinen anschauen!“ Nichts von alledem…. Wir sind ein gutes Team!

    Nun sitzen wir um 10.45 Uhr im Bus und fahren bald durch eine immer hügeligere Landschaft mit grossen (künstlich angelegten) Wäldern aus Kiefern und Eukalyptus. Die Fahrt nach San Ignacio dauert eine gute Stunde.
    San Ignacio ist eigentlich ein touristischer Hotspot, aber heute haben sich nur ein paar Individual-Reisende und zwei Gruppen kurzbehoster Touristen eingefunden, die in Reisebussen zum Eingang gekarrt werden.
    Der Eintritt für Ausländer ist viermal höher als für Einheimische, aber das ist auch okay: Wr können uns die umgerechnet 5 Euro auf jeden Fall leisten.
    Auf dem riesigen Gelände geht es zuerst durch ein klimatisiertes Museum und danach wandern wir durch die Ruinen, welche erst Mitte des 20. Jahrhunderts wieder in den heutigen Zustand versetzt wurden.
    Nach der Vertreibung der Jesuiten Ende des 18. Jahrhunderts aufgrund eines Dekrets der spanischen Krone wurde die Niederlassung zerstört und geplündert.
    Kleiner kulturhistorischer Einschub: Die Jesuiten waren natürlich da, um die einheimischen Stämme der Guaraní zu missionieren. Im Gegensatz zu den spanischen Eroberern waren sie aber viel geschickter und liessen den Guaraní ihre Sprache und einen Teil ihres kulturellen Erbes und schützten sie zum Teil vor der Versklavung durch die Spanier. Das ging offenbar gut, solange die Guaraní dem katholischen Glauben huldigten, was aber nicht allen gefiel…

    Auf dem Rundgang merken wir plötzlich, wie ein Gewitter aufzieht - und seit Buenos Aires wissen wir, dass viel Regen fallen kann. Aber wir haben natürlich weder Regenschirm noch -schutz dabei! Am Morgen schien ja noch die Sonne :-)
    Wir streben also eiligen Schrittes zurück zum Busterminal von San Ignacio, wo wir trockenen Fusses ankommen. Aber kaum in den Bus eingestiegen, beginnt es zu regnen und auf der Fahrt zurück nach Posadas wechseln sich Sturmböen mit trockenen Phasen ab.
    Zurück in der Unterkunft, geht es wieder einmal ans Geldwechseln. Einen Kilometer entfernt gibt es einen Pago Facil (leichtes Zahlen) und dort beziehen wir bei Western Union im Nu 300 Euro in argentinischen Pesos.
    Daneben läuft gerade die Fussball - WM und der Mann am Schalter, der herausgefunden hat, dass Martin Schweizer ist, schaltet um zum Spiel Schweiz gegen Serbien. Die Schweiz gewinnt 3:2 und wird damit Gruppenerster, was Martin (der ja nicht gerade der Fussball-Patriot ist :-) zu einem Freudentänzchen veranlasst.
    Am Abend machen wir noch ein Rundgang durch die belebte Innenstadt von Posadas, dann gibt es wieder einmal ein Abendessen im Apartment mit verschiedenen Salaten und Empanadas und ab ins Bett: Morgen geht es nach Iguazú.
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  • Day 24

    Fahrt ins Blaue

    December 1, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 33 °C

    Corrientes, Donnerstag, 1. Dezember 2022

    Heute ist nichts Besonderes vorgefallen und wir haben auch nicht gerade Aufregendes erlebt; deshalb fällt dieser Beitrag etwas kürzer aus…
    Noch am gestrigen Abend ist in Corrientes ein Gewitter aufgezogen und es blitzte ununterbrochen; Regen will aber keiner fallen und heute Morgen ist alles so trocken wie zuvor.
    Wir „frühstücken“ (schwarzer Kaffee) auf dem Miniatur-Balkon mit Aussicht rundum auf Mauern, packen unsere Siebensachen und machen uns auf, um mit dem Bus (genau: Linie 109A oder B :-) wieder zum Busterminal von Corrientes zu fahren. Mittlerweile kennen wir ihn ja schon von etlichen Aufenthalten!
    Die Englisch sprechende Frau von gestern hat uns ja die Haltestelle angegeben, aber wir haben dort schon gestern nichts gefunden, was nach Haltestelle hätte aussehen können.
    Mit dem vielen Gepäck fallen wir auf und werden auch immer wieder freundlich angesprochen, ob wir Hilfe brauchen.
    So ist es auch heute. Ein Jugendlicher (ca.18-20 Jahre alt), der uns überholt, fragt, ob er uns helfen könne. Wir suchen die Bushaltestelle der Linie 109 und er entscheidet ganz spontan, uns bis dorthin zu begleiten. Es sind nur 200 Meter und der junge Mann ist sichtlich interessiert an uns. Martin wechselt mit ihm noch ein paar Worte zu Fussball und zu unserer Reise. Als wir dann an der Haltestelle stehen und die Zahl 109 nicht geschrieben sehen, fragt der junge Mann - um ganz sicher zu gehen - einen Stadtpolizisten, ob dies auch stimme (was dieser bestätigt).
    Der Junge kann sogar „Ich liebe Deutschland“ sagen und meint, Deutsch zu lernen sei eines seiner Hobbies. Seltsame Gewohnheiten haben diese Argentinier…! Aber wir werden sicher noch manches Mal froh sein, dass sie so aufmerksam und hilfsbereit sind :-)
    An der Haltestelle sind nur die Linie 105 und 108 angeschrieben und Martin zweifelt nach 15 Minuten Wartezeit, ob da jemals ein 109-er kommen werde.
    Er fragt darum eine junge Frau, die neben uns wartet. Sie meint, das mit dem Schild sei nicht so entscheidend und sie würde auch den 109-er in Richtung Busbahnhof nehmen. Nach nochmals 10 Minuten kommt dieser dann auch und wir sind rechtzeitig am Ziel, bevor unser Reisebus nach Posadas abfährt. DieTickets haben wir ja schon am Vortag gekauft.
    Wir haben die „Logenplätze“ im Oberdeck ganz vorne rechts oberhalb der Fahrerkabine, was das Fahrvergnügen durch die Panoramasicht noch vergrössert. Es war Regines Wunsch, einmal wegen der Aussicht ganz vorne zu sitzen. Kaum eingestiegen, lassen wir das wolkenverhangene Corrientes hinter uns, der Himmel wird blau…und so wird dies heute eine Fahrt ins Blaue!
    Die Landschaft ist lange so, wie wir sie schon von der Strecke Mburucuyá-Corrientes kennen: flach, unendlich weit und grün. Erst kurz vor Posadas erscheinen die ersten Hügel und die weitgehend schnurgerade Strasse zieht sich über diese Wellenform hin.
    In Posadas ist der lokale Busbahnhof gleich neben dem Reisebusbahnhof, was ganz clever ist: So kommen die vielen Reisenden ohne lange Umsteigezeiten in alle Richtungen.
    Auch wir erwischen nach einem kurzen Hickhack, ob unsere Sube-Karte (U-Bahn - und Busfahrkarte aus Buenos Aires, die in vielen Städten Argentiniens gilt) hier gültig sei (ist sie nicht!) und dem Kauf der Tickets mit Bargeld die Linie 105 (diese hat Mimi, die etwas ältere Dame, welche uns empfangen wird, Regine per Whatsapp auf Nachfrage schon empfohlen).
    Der Busfahrer ist so nett, uns bei der Haltestelle Ayacucho y Tucumán ein Zeichen zum Aussteigen zu geben und winkt uns sogar noch zu. Argentinien muss man einfach lieben!

    Das für zwei Nächte gemietete kleine Apartment in Posadas ist sehr modern und sauber und die 75-jährige Mimi eine wahre Perle, die jede Frage von Martin beantwortet. So wissen wir schon, wo sich ganz in der Nähe ein grosser Supermarkt befindet mit „comida precocida“ (Take-Away in allen Varianten) und wo genau die Haltestelle zurück zum Busbahnhof ist, von wo wir morgen nach San Ignacio Miní fahren wollen.
    Wir essen im kleinen Vorzimmer Salate (Rote Beete und Kartoffel mit Mayo), Gemüsekuchen und Empanadas und trinken dazu (wie immer) Bier. Dann muss Regine nur noch Martins Fehler und Stilblüten im gestrigen Footprint korrigieren und wir können müde, gesättigt und glücklich in die Federn sinken.
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  • Day 23

    Neues Busabenteuer

    November 30, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 28 °C

    Mburucuya, Mittwoch, 30. November 2022

    „Wenn einer eine Reise tut…“ Jeder kennt die Fortsetzung..
    Wir haben ja schon Einiges erlebt, insbesondere auch mit und in den Fernbussen. Aber das heutige Abenteuer übersteigt alles bisher Erlebte und hätte - wäre es nicht gut ausgegangen - gravierende Konsequenzen für uns gehabt.
    Aber der Reihe nach:
    Wir wollen auf der Rückreise von Mburucuyá nach Corrientes den Bus um 13:00 Uhr ab Mburucuyá nehmen. Damit wir nicht mitsamt Gepäck (und das bei 36 Grad und gnadenlos stechender Sonne) zur 1.5 km entfernten Endstation marschieren müssen, hat uns schon der Fahrer auf der Hinfahrt gesagt, wir könnten „gleich um die Ecke“ zusteigen.
    Zwei oder gar drei Meinungen sind aber besser als nur eine und so fragen wir sowohl im Lebensmittelladen als auch bei der freundlichen Vanessa an der Rezeption nach.
    Ja, klar, gleich um die nächste Ecke könne man im Schatten warten auf den Bus warten…
    Da dies eigentlich die entgegengesetzte Fahrtrichtung ist (und zudem Martin ein eingefleischter Skeptiker), lässt er sich die Aussage mehrfach bestätigen: Ja, der Bus um 13:00 Uhr Richtung Corrientes hält dort an.
    Frisch gepackt (und Regine geschwommen) gehen wir um 12:45 los zur angegebenen „Haltestelle“, stellen unser Gepäck in den Schatten und warten. Nach nur wenigen Sekunden kommt ein Mann aus dem nächstgelegenen Haus und fragt uns, ob wir auf den Bus nach Corrientes warten würden. Erfreut nicken wir: Genau! Der Mann aber erklärt uns, dass der Bus schon vor 10 Minuten hier durchgefahren sei… Unmöglich! Und wann kommt er wieder? Antwort: Heute nicht mehr!!
    Wir müssen also in knapp 10 Minuten an der 1.5 km entfernten Endhaltestelle sein - und das bei der Hitze mit unserem Gepäck! Unmöglich! Das geht gar nicht. Martin fragt daher, ob uns der Mann bitte dort hin fahren könne…? Dieser hat jedoch kein Auto, kennt aber einen Taxifahrer 100m entfernt. Martin saust dahin, holt den Remis-Fahrer vom Mittagessen (oder von der Siesta?) und dieser bringt uns in seiner vergammelten Wackelkiste in gemächlichem Tempo, jedoch gerade noch rechtzeitig zum Bus. Es ist eine Minute vor 13 Uhr!
    Wir schaffen es sogar, unsere Rucksäcke in die jeweilige Hülle zu stecken und unsere gebuchten Plätze einzunehmen.
    Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir den Bus verpasst hätten. Es ist die letzte Verbindung an diesem Tag nach Corrientes, wo wir für diese Nacht eine Unterkunft gebucht haben. Und für morgen haben wir schon Tickets für den Bus nach Posadas, wo wir ebenfalls schon eine Unterkunft gebucht haben. All die schönen Pläne wären ins Wasser gefallen…!
    Nun hat es ja aber geklappt und wir sind schon nach zweieinhalb Stunden in Corrientes.
    Im Busbahnhof starren schon alle Reisenden und das gesamte Personal gebannt auf die wenigen Bildschirme: Es spielt Argentinien gegen Polen, Anpfiff ist um 16:00 Uhr. Argentinien gewinnt übrigens zu unserem Glück 2 : 0 und vor allem die hiesige Jugend feiert, als wäre es der Gewinn der Weltmeisterschaft.
    Wir erwischen mit Hilfe einer jungen Anwältin, die unbedingt Englisch mit Regine sprechen will, den richtigen Bus (Linie 109A oder 109B - so viel für das nächste Mal :-) und steigen auch am richtigen Ort aus, ab dem es nur noch gute 5 Gehminuten bis zur Unterkunft sind.
    Es ist dieses Mal eine geräumige Wohnung mit Küche und Bad und vor allem mit einer wirksamen Klimaanlage. Wir hätten nie gedacht, dass wir das einmal so zu schätzen wüssten, aber Hitze ist eben auch anstrengend und kann schnell zum Stressfaktor werden.
    Weil es nicht Zeit für das Abendessen ist, machen wir noch einen kleinen Spaziergang über den Mitre-Park zum Rio Paraná und wieder zurück.
    Das Abendessen wollen wir im Restaurant „Lomitop“ gleich um die Ecke bei der Unterkunft einnehmen; es hat sehr gute Referenzen und Martin möchte endlich einmal ein Stück Fleisch zwischen die Zähne bekommen. Der Name des Lokals leitet sich ab von Lomito; es ist der Diminutiv von Lomo, zu Deutsch „Lende“und meint fein geschnittenes und gebratenes Rindfleisch zusammen mit Tomate, Zwiebel und Käse, in der Form nicht unähnlich einem Hamburger.
    Wir finden das Lokal mit Nachfragen und auch dank der findigen Spürnase von Regine doch noch; aber es scheint geschlossen zu sein! 20 Uhr werde es öffnen, meint ein junger Mann, den Martin zuvor interviewt hat. Es seien „negros“…Wir fragen aber nicht nach, was er damit meint (und es stellt sich auch später nicht heraus).
    Martin klingelt an einer Art Garagentor und sieht - durch das Schlüsselloch spähend - eine Frau einen grossen Raum durchquerend auf uns zukommen. Sie öffnet das Tor und Martin fragt: „Abierto?“ Klar, sagt sie, es ist jetzt ja 20 Uhr.
    Wir setzen uns, trinken etwas (zu)viel Bier und Regine bestellt einen - auf der Karte nicht existierenden - gemischten Salat sowie 2 Empanadas; Martin nimmt das Lomito de la casa und Pommes. Alles sehr lecker und alles zuviel, aber wir geniessen es, einmal nicht unser Standard-Picknick, bestehend aus Käse, Wurst und Brot auf dem Zimmer zu essen…
    Und schon morgen geht es weiter nach Posadas und von dort am Folgetag nach San Ignacio Miní.
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