Marokko im Winter 2023

januar - februar 2023
Et 56-dags eventyr af Jeanine Læs mere
  • 57fodaftryk
  • 3Lande
  • 56dage
  • 755fotos
  • 0videoer
  • 6,6kkilometer
  • Dag 30

    Nochmals in die Wüste

    2. februar 2023, Marokko

    Das gestrige Abendessen erschien uns beinahe filmreif. Wir suchten das Restaurant der Hotelanlage und verirrten uns zunächst in die Hotelbar. Laute Lifemusik bei schummrigem Licht, ein paar Herren auf hohen Barsesseln, Gogogirls à la maroccaine...und erstaunte Blicke in unsere Richtung. Definitiv das falsche Lokal für die im voraus bestellte Tajine au poullet. Auf der Weitersuche erblickten wir am anderen Ende des Hotelgartens hellerleuchtete Fenster. Da war für uns auch bereits ein Tisch bereit gestellt. Der freundliche, zierliche, gut angezogene, sicher über 70 jährige Berber und Chef der Anlage bediente uns persönlich, im riesigen Esssaal der Hotelanlage. Wir, waren die einzigen Gäste. Die Türe verriegelte er. Das Essen mundete uns sehr. Gleich mit dem Essen zusammen, beglichen wir den Übernachtungsplatz. Insgesamt umgerechnet CHf 28.--.
    Heute sind wir dem Berber auf unserer Weiterreise im Städtchen begegnet. Freudig winkte er und warf uns eine Kusshand zu.
    Die nächste Etappe in Richtung Erg Chebbi nehmen wir gegen 11.00h unter die Räder. Etwa 200 Kilometer liegen vor uns. Es geht durch eine weitgehend vegetationslose Steinwüste. Das Gestein sieht aus wie gefaltet und geschichtet. Einmal mehr erkennen wir hier Erdgeschichte. Die afrikanische Kontinentalplatte drückt gegen Europa. Faszinierende Landschaft! Nach ungefähr 60 Kilometer nach Tazarine tauchen immer wieder Verkaufsstände am Strassenrand auf. Hier werden Meeresfossilien und Mineralien zum Kauf angeboten. Wir machen einen kleinen Halt und lassen uns von Ben Mbark seine Fossilien und Mineralien zeigen. Um die versteinerten Fossilien aus den Steinen herauszulösen, braucht es viel Können und Feinarbeit. Stolz zeigt er uns auch wertvolle Fakops Fossile. Ein junger Mann hilft ihm bei der Arbeit. Sein kleiner Sohn darf das Geld entgegennehmen, welches wir für ein versteinertes "Urwesen" bezahlen. Beim Abschied schenkt Ben Mbark uns noch eine Versteinerung.
    Allmählich nimmt die Anzahl der Oasen wieder zu, bis wir in die Stadt Rissani durch einen Triumphbogen gelangen. König Hassan II. liess diesen Bogen erbauen, um an die Herkunft seiner Dynastie aus dieser Region zu erinnern. Umso erstaunlicher, beklagen sich immer wieder Berber bei uns, dass der König den Süden völlig im Stich lasse.
    Bis nach Merzouga und den Dünenfeldern ist es jetzt nicht mehr weit. Strassenschilder warnen vor Sandverwehungen. Heute bläst ein kräftiger, kalter Wind. Also sind wir zusätzlich vorsichtig.
    Gegen Nachmittag erreichen wir den Campingplatz Merzouga Haven la Chance. Wir können wählen, ob wir direkt an den Sanddünen oder etwas geschützter in den Palmen stehen wollen. Peter will geschützt stehen...ich wäre lieber direkt im Sand. Peter gewinnt die Diskussion...beim einparken bleiben wir im Schottergelände stecken. Unsere Sandbleche und der Klappspaten kommen zum ersten Einsatz. Ohne fremde Hilfe, mit doch einigen Anläufen, bringen wir unseren Giotti wieder auf festen Grund. Peter regt sich über einen deutschen Camper auf, welcher unser Malheur vom Liegestuhl aus genüsslich beobachtet...à propos unter Campern hilft man sich...
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  • Dag 31

    Sandkasten für grosse Jungs

    3. februar 2023, Marokko ⋅ ☀️ 13 °C

    Leise wird an unsere Türe geklopft. Mit einem freundlichen "bonjour, ça va?" werde ich von einem Campingplatz Mitarbeiter begrüsst, ein Baguette mir entgegenhaltend.
    So nett beginnt unser heutiger Tag! Gleich
    nach dem Frühstück entscheiden wir, dass wir jetzt doch noch unsere "Zelte" direkt neben den Dünen aufstellen. Der Wind hat etwas nachgelassen.
    Heute ist wieder mal Waschtag angesagt. Unseren Wäschesack mit dem nötigen Waschmittel können wir bei der Récéption abgeben. Die Wäsche wird von einer Angestellten erledigt! Das nenne ich Luxus:))
    Mohammed vom Empfangstresen fragt nach, ob wir für heute eine 4x4 Tour, einen Dromedarritt oder einen Buggyplausch in die Wüste buchen wollen. Das Kind im Manne beginnt zu strahlen...also verabreden wir uns auf 15.00 Uhr gleich neben unserem Giotti zu einem begleiteten Buggyplausch!
    Vorerst vertreten wir aber noch etwas unsere Füsse bei einem Spaziergang ins naheliegende Hassi Labied. Ein verschlafenes Dorf, welches sich vor der Pandemie an mehr Touristen erfreuen konnte. Auf einem Wegweiser zähle ich 24 Auberges....diese Unterkünfte haben sich alle entlang der Dünen bis nach Merzouga angesiedelt.
    Im Dorf gibts ansonsten wenige Lebensmittelgeschäfte, Cafés und Souvenirläden. Besonders ins Auge fällt mir eine Flagge. Wie vermutet, handelt es sich um die Berberflagge. Das Blau soll die Kraft des Himmels und des Meeres ausdrücken; Gelb soll die Wärme der Sahara widerspiegeln, und das Grün die Kraft von Mutter Erde darstellen. Rot die Farbe des Lebens. In Marokko leben etwa 80% Berber. Sie zählen zu den indigenen Ethnien Nordafrikas. Noch bevor die Römer, Araber, Franzosen und viele andere Eroberer kamen, bevölkerten sie diesen Landstrich. Die einzige Verbindung zwischen Arabern und Berbern ist ihr Glaube, der Islam. Ihre Kultur, ihre Sprache und Traditionen sind völlig unterschiedlich. Der Norden von Marokko ist eher arabisch geprägt. Im Süden leben mehrheitlich Berberstämme in Clans und Grossfamilien. Der Name Berber entstammt den Römern. Sie bezeichneten alle Völker, welche nicht dem Latein mächtig waren als "Barbaren". Die Berber selbst nennen sich Imazighen was übersetzt freie oder edle Menschen bedeutet! Sie sprechen Tamaziƴt. Mittlerweile gilt Tamaziƴt offiziell als dritte Landessprache in Marokko neben Arabisch und Französisch. Die wunderschöne Schrift, welcher wir vorallem im Norden noch begegnet sind heisst Tifinagh.

    Pünktlich um 15.00 Uhr werden wir von unserem Guide empfangen. Persönliche Daten müssen zuerst noch schriftlich festgehalten werden. Dann verschwinden unsere Haare unter einer Papierhaube, bevor der Helm und eine Sicherheitsbrille aufgesetzt werden. Eine kurze Einweisung, mit dem Hinweis immer mit einem Sicherheitsabstand von möglichst 4 Metern zum Guide zu halten. Er fährt die Tour auf einem Quad. Schon heulen die Motoren auf. Peter strahlt. Fühlt sich wie in einem Go-kart.
    Schaut, dass er die 4 Meter nie überschreitet... für mich zu Beginn eine grosse psychische Herausforderung...fühle mich wie auf einer wilden Achterbahn, welche ich normalerweise meide. Die Dünen in goldenen Farbtönen. Eine schöner als die andere. Von allen möglichen und unmöglichen Positionen aus erklimmen, überqueren, sausen wir über diese gigantischen Sandhügel. Mit der Zeit geniesse sogar ich diesen "Höllentrip"! Peter strahlend neben mir, immer schön dem Guide hinterher. Ohne den Führer wären wir verloren. Nach 60 Minuten Sandkastenfeeling für grosse Jungs kehren wir um eine lustige, unvernünftige und abenteuerliche Erfahrung reicher zu unserem Giotti zurück.
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  • Dag 32

    Paris...Merzouga...Dakar

    4. februar 2023, Marokko ⋅ 🌙 9 °C

    Wir haben noch nicht genug Wüstenwind geschnuppert. Die Schönheit der Wüste fasziniert uns. Deshalb bleiben wir noch einen Tag auf dem Camping Haven la Chance. Den Frühstückskaffee geniesse ich vor dem Wohnmobil, mit direktem Blick zu den mächtigen Sandbergen, welche in Rot- und Rosatönen leuchten. Eine Legende rankt sich um die grossen Sanddünen des Erg Chebbi. Hier hat Gott aus Empörung eine reiche Familie unter den mächtigen Sandbergen vergraben. Dies, weil sie einer armen Frau und ihrem Sohn nicht geholfen haben.
    Durch die leichte Erreichbarkeit über Asphaltstrassen boomte der Tourismus. Auch hier hat Corona seine Spuren hinterlassen. Dromedare warten mit ihren Führern auf Klienten. Sie bieten Führungen durch die Dünen bei Sonnenuntergang an.
    Merzouga liegt ungefähr 6 Kilometer von unserem Campingplatz entfernt. Wir wollen dieses Städtchen besuchen. Zu Fuss gehts durch die eintönige Gegend. Es gibt einige Anbieter, welche Quads, 4x4 Jeeps und Buggies der Strasse entlang anpreisen. An der rechten Strassenseite sieht man von Weitem eine Militäranlage. Uns wird wieder die Nähe zu Algerien bewusst. Solchen Anlagen begegnen wir oft im Süden und Osten von Marokko. Zum Glück tauchen langsam die ersten Häuser von Merzouga auf. In einem Café löschen wir unseren Durst. Da meistens zu Kaffee noch eine kleine Flasche Wasser gereicht wird bestelle ich einen Cappuccino. Der Kaffee wird mir in einem Glas serviert, welches ganz klebrig ist. Mein Anstand lässt es nicht zu, das Getränk zu refusieren. Hoffentlich brauche ich keine Kohlentabletten... Was Hygiene anbelangt, gelten in Marokko andere Masstäbe, als wir uns verwöhnte Mitteleuropäer gewohnt sind.
    Der Weg führt nun über eine schöne Strasse dem Polizeihauptquartier entlang direkt ins Zentrum. In unserem Blickfeld hinter einem grossen Torbogen der Erg Chebbi! Wir staunen nicht schlecht, ob den alten Skiern und Snowboards, vor den Eingängen einiger Zimmeranbietern. Sie werden wohl in den Dünen zum Sandskifahren und - boarding verwendet.
    Merzouga lag früher auf der Rallye-Strecke Paris Dakar. Das Rallye wird heute nicht mehr auf dem afrikanischen Kontinent durchgeführt. Dies wegen zu vielen Terrorwarnungen und Krisengebieten. Unter dem Namen Rallye Dakar findet es neu in Saudi Arabien statt. Zwischenzeitlich wurde es in Südamerika abgehalten.
    Das Städtchen zehrt aber immer noch aus dieser Zeit. Viele Souvenirläden und Restaurants befinden sich im Zentrum. Wenige Touristen geniessen die langsam immer wärmer werdenden Sonnenstrahlen. Auch wir suchen ein sonniges Plätzchen in einem Restaurant und nehmen ein spätes Mittag- oder frühes Abendessen ein. Für Peter eine Pizza, eine Harira bestelle ich. Dies ist eine marokkanische Suppe bestehend aus fruchtigen Tomaten, Hülsenfrüchten, Gewürzen und Kräutern. Dazu noch etwas Pommes...als Getränk gibts einen frischgepressten Orangensaft.
    Gerne würden wir uns nun per Taxi zurück chauffieren lassen. Beim Taxistand stehen 4 Fahrzeuge bereit. Anscheinend ist unsere Anfrage zu wenig interessant. Die Fahrer zieren sich...hässig laufen wir davon und kehren wohl oder übel den eintönigen Weg wieder zu Fuss zurück.
    Auf dem Camping werden die Plätze wieder neu planiert. Auf die Hoffnung hin, dass der Tourismus langsam wieder anzieht. Inshallah! So Allah will! Die Wüste holt sich ansonsten ihren Raum zurück.
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  • Dag 33

    "Nur wilde Kinder. Ein Spiel!"

    5. februar 2023, Marokko ⋅ 🌙 12 °C

    Etwas reumütig verlassen wir den "Beachfeeling Platz", mitten in der Wüste auf ungefähr 730 Metern über Meer. Vor uns macht sich ein Deutscher Rentner ebenfalls abfahrtsbereit. Sein schönes Bimobil scheint eine Trockentrenntoilette zu haben. Was sicher eine sehr gute Sache ist. Leider ist der gute Mann zu faul, seinen Urinkanister bei den Sanitäranlagen zu entleeren. Die Palme neben seinem Fahrzeug muss nun den ganzen Inhalt schlucken!!! Verstohlen blickt der Übeltäter zu uns hinüber...ja, ich habs gesehen!
    Bevor wir die Strecke nach Rissani wählen, besuchen wir etwas ausserhalb Merzouga das Marocco National Auto Museum.
    Die Sammlung gehört einem Emir, welcher in den Emiraten ein bekanntes Automuseum besitzt. Die Ausstellung hier in Marokko beinhaltet ausschliesslich Geländewagen. Zum Teil sehr erstaunliche Fahrzeuge, welche uns zum schmunzeln bringen.
    Gegenüber des Museums kann man wunderbar direkt in den Dünen frei stehen. Etwas zu spät entdeckt...
    Rissani haben wir bereits auf der Hinfahrt ins Erg Chebbi passiert. Auf unserer heutigen Wegstrecke kommen wir abermals nach Rissani, der ältesten Stadt Marokkos. Seit der Antike war sie ein wichtiges Karawanenzentrum an der Goldstrasse nach Timbuktu. Einst wurden hier Salz, Leder, Metallwaren und Datteln gegen Sklaven, Gold und Elfenbein getauscht. Das als Münz veredelte Gold gelangte so nach Europa. Geprägte Goldmünzen gerieten so in den Handel. Es gilt somit auch erwiesen, dass zwischen den beiden Kontinenten Handel getrieben wurde. Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Stadt zerstört. Im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut durch den Aloauiten-Sultan Moulay Ismail.
    Unseren Besuch beschränken wir auf einen Streifzug über den Sonntagsmarkt. Ein orientalisches Markttreiben erwartet uns. Es herrscht Hochbetrieb. Heute will ich einmal einen Becher frischen Zuckerrohrsaft versuchen. Mit Zitrone und Ingwer presst der junge Mann einige Zuckerrohre durch eine Walze. Was da im Becher landet mundet herrlich süss und erfrischend. Gestärkt zieht es mich nun so richtig ins Menschengedränge. Gewürze locken mich! So erstehen wir Marokkanischen Curry, Harissa, Zimt und Rosenblüten. Rosenöl darf auch nicht fehlen. Der Händler strahlt, ich ebenfalls...zum Abschied schenkt er uns noch ein Fläschchen Arganöl. Bei einem Schmied feilschen wir um eine Eisenlaterne.
    Zwischen all den Ständen springen immer wieder Kinder herum. Zum Teil sehr aufdringlich. Betteln immer nach "un Dirham".
    Ziemlich erschlagen ob all dem Treiben kehren wir zurück in unsere kleine "Oase"...und setzen die Fahrt weiter immer mehr in Richtung Norden und Hohen Atlas. Zwischen Erfoud und Meski auf der RN13 werfen uns Kinder Steine entgegen. Ein Kind trifft...zum Glück gibts keinen Schaden! Den Kindern scheint es nicht bewusst zu sein, was dieses "Spiel" auslösen könnte. Bei der nächsten Polizeikontrolle melden wir den Vorfall. Der Polizist meint lachend: Es sind wilde Kinder...und nur ein Spiel! Kopfschüttelnd fahren wir im Tal des Oued (Fluss) Ziz weiter. Palmenhaine und ein Oasengürtel begleiten uns bis zum angewählten Camping Auberge Tissirt. Sehr freundlich werden wir von Ali begrüsst. Gleich bringt er uns einen Begrüssungstee.
    Zum Nachtessen bestellen wir die regionale Spezialität Kallia. Gegen 19.00 Uhr bringt Ali dieses köstliche Mahl direkt zu Giotti. Eine der besten Mahlzeiten, welche wir in Marokko bereits genossen haben. Kallia besteht aus feingeschnittenen Zwiebeln, Öl, Tomaten, Pepperoni und kleinen Rindfleischstücken. Dazu kommen Gewürze wie Kreuzkümmel, Salz, Pfeffer, Harissa und eine Prise Zimt. Am Ende der Garzeit (in der Tajine) kommen noch verquirlte Eier über das Gericht, welche unter der Tajine-Haube stocken.
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  • Dag 34

    Todrha-Schlucht

    6. februar 2023, Marokko

    Ali entfacht um 8.00 Uhr unter dem Warmwasserboiler ein Feuer mit trockenen Palmwedeln. Es soll uns an nichts fehlen! Peter ist tapfer...bei zwei Grad über Null steht er mutig in die ungeheizte Dusche, der Boden eisig. Aber viel warmes Wasser fliesst wohlig warm über seine kalten Füsse. Ich bin da so ziemlich ein Weichling....
    Noch ein kurzes Gespräch mit einem Spanier aus Toledo...ein mutiger Gleitschirmflieger! Es zieht ihn an die Atlantikküste bei Legzira zu den berühmten Felsbogen. Muss das schön sein, über diesen Felsen wie eine Möwe mit dem Wind zu spielen!
    Jetzt sollten wir uns aber doch langsam auf den Weg begeben. 140 Kilometer Wegstrecke haben wir uns für heute vorgenommen. In Er-Rachida peilen wir den Marjane Supermarkt an. Es fehlen uns langsam einige Grundnahrungsmittel. Die Supermarktkette führt ein recht grosses Sortiment an Food und Nonfood Produkten. Vieles aus Europa. Dies hat aber seinen Preis...
    Vor dem Eingangsbereich kommt ein betagter Mann auf uns zu und fragt nach Geld.... so traurig und entwürdigend, wenn man in seinen alten Tagen auf der Strasse Fremde um Geld bitten muss.
    Beim Nachtessen kommen wir mit Aziz, dem Platzwart vom Camping Le Soleil, wo wir die heutige Nacht verbringen in ein interessantes Gespräch. Er erzählt uns, dass die Altersrente in Marokko zwischen MAD 1000 und MAD 2000 monatlich beträgt. Dies sind ungefähr CHf 90 - 180! Die alten Menschen sind auf ihre Familien und Freunde angewiesen, welche sie finanziell unterstützen. Ein sehr guter Monatslohn beträgt ungefähr MAD 5000. Auch dies reicht knapp um die laufenden Lebenskosten zu begleichen. Korruption und Mafia sei sehr stark verbreitet.

    Nun aber wieder zurück auf unsere heutige zurück gelegte Fahrt. Er-Rachidia ist eine moderne Universitätsstadt mit Flughafen und sehr viel Militär. Früher war sie Stützpunkt der Fremdenlegion. Wir erledigen nur unseren Einkauf und wenden uns lieber dem Hohen Atlas und seinen Schluchten entgegen. Viele Kilometer verbringen wir in einer recht eintönigen Landschaft. Bis dann endlich langsam nach Goulmina rechterhand nach und nach die Bergkulisse des südlichen Hohen Atlas auftaucht. Auch hier fallen uns die eindrucksvollen gefalteten und geschichteten Gesteinsformationen auf. Die Strasse steigt nun allmählich an. Wir fahren an traumhaft schönen Palmengärten und Lehmdörfern und uralten Kashbas vorbei. Gut getarnt in den Felswänden entdecken wir ganze Siedlungen. Wie schon in vielen anderen Orten zerfallen diese aus ganz natürlichem Baumaterial erstellten Häuser und werden wieder zu Erde.
    Von Tinghir aus sind es jetzt nur noch 10 Kilometer, bis wir die spektakuläre Todrha-Schlucht erreichen. An der engsten Stelle misst sie gerade mal zehn Meter. Links und rechts bis zu 300 Meter hohe Felswände. Dies zieht viele Touristen und Kletterer an. Wir erkunden die Schlucht zu Fuss. Es gibt viele Händler, welche auf ein gutes Geschäft hoffen. Dies bei klirrender Kälte. Wir befinden uns immerhin auf ungefähr 1500 Metern über Meer. Im Abendlicht erstrahlt dieser malerische Canyon in wunderbaren goldenen Farbtönen! Ein eindrückliches Erlebnis.
    Für die Nacht haben wir uns den Camping Le Soleil in Tinghir ausgesucht. Aziz führt uns zu einem schönen terrassierten Platz. Die restlichen Sonnenstrahlen geniessen wir noch vor unserem Hüttli. Später genehmigen wir uns ein feines Nachtessen im Restaurant, welches zum Campingplatz gehört. Aziz setzt sich zu uns, nachdem wir fertig gegessen haben. Einmal mehr dürfen wir etwas "hinter die Kulissen" dieses wunderschönen Landes werfen.
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  • Dag 35

    Eine abenteuerliche Bergfahrt

    7. februar 2023, Marokko

    Den schönen Campingplatz bei Tinghir verlassen wir gegen 11.00 Uhr. Aziz ist etwas enttäuscht, dass wir bereits weiter ziehen. Er hätte uns gerne bei einem Couscous bei sich zu Hause empfangen. So verabschieden wir uns mit au revoir...auf Wiedersehen...Inshallah.
    Die Entscheidung ist gefallen: Marrakech soll doch noch als eine der nächsten Etappen auf unserem Reiseprogramm stehen. Deshalb wird unser heutiger Nachtplatz in Ouarzazate sein. Die Dadès Schlucht wollen wir vorerst mit unserem Giotti erklimmen. Uns wird angeraten, die Strasse über Tinghir, Timadrouine und Boumalne Dadès zu wählen. Es gibt eine Variante über die Todrha-Schlucht und Agoudal. Dieser Weg ist sicherlich schön, führt aber über eine sehr schlechte Strasse. Mit einem Fahrzeug von 6 Metern Länge noch zu schaffen, unser Wohnmobil ist mit seinen 7,4 Metern zu lang...dies gemäss einem Deutschen Paar, welchem wir begegnet sind. Sie sind diese Strecke gefahren.
    Jetzt wo das Morgenlicht uns begleitet, erscheinen die hübschen Lehmdörfer und das Gebirge in leuchtenden Rottönen.
    In Tinghir, der Provinzhauptstadt, herrscht gerade Rush-hour... aber kein Problem, um zwischen all den diversen Fahruntersätzen und Personen gut hindurch zu kommen.
    Von einem Aussichtspunkt oberhalb der Oasenstadt Boumalne Dadès können wir bereits die Schönheit des Tales erahnen.
    In den Ebenen des Talbodens gibt es eine Reihe von Dörfern, welche das Wasser des Dadès für die Bewirtschaftung nutzen. Ansonsten ist die Region eher wüstenhaft. In diesem Gebiet legten die Berber einst viele Kasbahs an, um sich gegen Feinde zu verteidigen. Die übrig gebliebenen Ruinen gelten als touristische Attraktion.
    Uns begeistern vorallem die spektakulären Felsen. Diese Farben und Formen, einfach unglaublich schön! Mutter Natur hat hier wieder aus dem Vollen geschöpft! Langsam wird die Strasse etwas schmaler und zwischendurch auch holprig. Während ungefähr 10 Kilometern wird es immer spektakulärer und abenteuerlicher. Anfangs gibt es viele Hotels, Restaurants, Riads usw am Strassenrand. Doch allmählich wird es etwas einsamer. Schroffe Felswände, niedrige Randsteine und tiefe Abgründe begleiten uns. Wir fragen uns bereits, wann denn die eigentliche Dadès Schlucht auftaucht, bis wir plötzlich aus einer Linkskurve heraus vor dem Eingang des Canyons stehen. Kaum sind wir von hohen zum Teil überhängenden Felswänden umschlossen...sind wir bereits wieder nach ca 200 Metern aus diesem "Schlund" heraus. Bei der nächsten Möglichkeit wenden wir unser Wohnmobil und fahren nun von der Nordseite her hindurch. Kurz danach darf ein Kaffeehalt nicht fehlen. Die atemberaubende Aussicht lassen wir bei winterlicher Kälte auf uns einwirken.
    Wir sind uns einig: Die Schlucht selber ist nicht sooo gigantisch, aber die Fahrt dorthin durch das Atlasgebirge ein Erlebnis besonderer Art!
    Nochmals geniessen wir die Rückfahrt bis Boumalne Dadès. Der Blick nun in die entgegengesetzte Richtung. In neuem Licht! Wir entdecken Höhlenbehausungen aus der Ferne. Sicher besser isoliert, als all die neu erstellten Backsteinhäuser.
    Nach Boumalne Dadès geht es nun Richtung Ouarzazate. Die 110 Kilometer ziehen sich ziemlich in die Länge. Viel karge Einöde um uns...die Strasse zum aufpassen...plötzlich Löcher...
    Den Camping municipal erreichen wir nach siebzehn Uhr. Es stehen recht viele Wohnmobile da...kommend aus Marrakech, Agadir, oder so wie wir aus der Wüste. Ouarzazate ist ein Knotenpunkt für Wohnmobilreisende, welche in Marokko umherziehen.
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  • Dag 36

    Backstage oder behind the scenes

    8. februar 2023, Marokko

    Ouarzazate gilt heutzutage vorallem als Filmstadt. In der Vergangenheit war die Oasenstadt ein wichtiger Ort für die Menschen aus dem Atlasgebirge, dem Dadès-und Drâatal. Sie konnten in der weitläufigen Kasbah Taourirt Handel treiben. In den 1920er Jahren wurde Ouarzazate zu einer Garnisonsstadt für die Fremdenlegion ausgebaut. Dies unter der Französischen Protektoratsregierung. So konnten sie die aufständischen Stammesfürsten besser unter Kontrolle haben....Nach der Unabhängigkeit Marokkos wurde die Filmindustrie auf diese Stadt aufmerksam. Die geografische Lage mit ihrer beeindruckenden abwechslungsreichen Landschaft und die günstigen Produktionskosten sind noch heute Beweggründe um hier Filme zu drehen. 1983 gründete Mohamed Belghmi die Atlas Corporation Studios. Das weitläufige Gelände beherbergt neben diversen Filmsets, welche wir heute besuchen, moderne Filmtechnik und Tonstudios. Deshalb wird von Ouarzazate auch vom Hollywood Marokkos gesprochen. Viele berühmte Filme sind hier in den vergangenen Jahrzehnten gedreht worden.
    Hier ein paar Beispiele:
    James Bond 007 der Hauch des Todes
    Die letzte Versuchung Christi
    Kundun
    Der Legionär
    Die Mumie
    Gladiator 1 /momentan wird an den Kulissen für Gladiator 2 gearbeitet. Ab März 23 beginnt der Dreh.
    Black Hawk Down
    Asterix & Obelix: Mission Cleopatra
    Die Päpstin
    Cleopatra
    Game of Thrones
    Und viele, viele mehr...
    Immer miteinbezogen die Bevölkerung als Statisten, Handwerker für den Kulissenbau, Schneider für die Kostüme usw. Der Guide, welcher uns durch die verschiedenen Filmsets führt, ist in einigen Filmen als Statist verewigt, was er nicht ganz ohne Stolz verrät. Pro Tag verdient ein Statist ungefähr MAD 800. Ein guter Lohn. Normalerweise sind die Statisten während ungefähr 1 Woche bei den Dreharbeiten mit dabei.
    Nach dieser etwas anderen "kulturellen Wissenserweiterung" darf das etwa 30 Kilometer weiter entfernte Aït Benhaddou nicht fehlen. Es soll als einer der Höhepunkte jeder Marokkoreise gelten. Entsprechend touristisch herausgeputzt ist es hier. Aït Benhaddou steht heute auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Als die Einwohner nach und nach ihre Häuser verliessen und auf der anderen Seite des Oued (Fluss) Mellah neu ansiedelten, begannen die alten und mit geometrischen Mustern verzierten Häuser mehr und mehr zu verfallen. Filmteams nutzten sie aber als Kulisse für Historien- und Wüstenfilme. Sodom und Gomorrha, zum Beispiel. Auch in den oben erwähnten Filmen kann man die Kasbah aus Aït Benhaddou erkennen. Mit Geldern der UNESCO wurde der Zerfall der Häuser gestoppt. Leider ist der Ort heute mehr und mehr ein Museumsdorf, mit vielen Cafés, Souvenirläden und Galerien. Bei der heutigen Besichtigung müssen wir uns durch dichte Touristenmengen kämpfen. Diese kommen vorwiegend mit Bussen aus Marrakech. Durch einen Führer werden sie durch die Gassen hochgeschleust, bis hinauf zum Gipfel. Der anstrengende Aufstieg lohnt sich. Eine wunderbare Sicht über die Dächer der Kasbah, weit über das Tal und zum verschneiten Hohen Atlas Gebirge eröffnet sich. Ziemlich erschlagen, ob den Menschenmassen geniessen wir umso mehr unseren Campingplatz. Er liegt mit fantastischer Aussicht ins Hohe Atlas Gebirge nahe der Strasse, auf welcher wir morgen nach Marrakech weiter reisen wollen.
    Die zehn jährige Tochter des Hauses, Fatima, zeigt mir ihr Zuhause und den Stall mit zwei Kühen, einer kleinen Schafherde und dem Esel.
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  • Dag 37

    "Like a local" mit Google unterwegs

    9. februar 2023, Marokko ⋅ ☁️ 16 °C

    Heute will ich den Sonnenaufgang etwas intensiver in mich aufnehmen. Stehen wir doch so wunderbar gegen Osten gerichtet mit Sicht über das fruchtbare OunilaTal. Die gut gepflegten Felder, gerade unterhalb unseres Nachtplatzes gehören Jusuf und Anaïs, den Campingplatz Betreibern. Sie leben zu einem grossen Teil als Selbstversorger. Anaïs zeigt mir, wie sie täglich das Fladenbrot für die Familie und die Gäste draussen im Holzofen backt. Heute Morgen bei gerade 2 Grad über Null. Es gesellen sich noch weitere Gäste zu uns. Ein sehr schöner, nahbarer Moment. Später bei der Bezahlung des Übernachtungsplatzes, schenkt mir Jusuf noch eine glasierte hübsche Tonschale! Was für ein schöner Start in den Tag! Wir verlassen einmal mehr einen Übernachtungsplatz, mit herzlicher Gastfreundschaft. Den Camping Atlas View bei Aït Benhaddou wird mir immer in schöner Erinnerung bleiben.
    Unsere Weiterreise führen wir nun auf der RN9 fort. 180 Kilometer bis nach Marrakech. Die Strasse über den Tiz n'Tichka sei gut ausgebaut. Der Pass liegt auf 2'260 Metern über Meer. Die Landschaft hier ist rau. Die Berge karg und schroff. In allen Regenbogenfarben leuchten die Felsen im Morgenlicht. An den Berghängen wurden die Lehmdörfer so gebaut, dass jedes noch so fruchtbare Stück Land in den Flusssenken genutzt werden kann. Wegen der Unwegsamkeit des Gebirgzuges diente der Hohe Atlas früher oft als geschütztes Rückzugsgebiet für die unterschiedlichen Berberstämme.
    Die Strasse ist eine der Hauptverbindungsrouten vom Süden in den Norden...immer wieder tauchen am Strassenrand Händler auf welche uns Versteinerungen oder eingefärbte Kristalle anbieten. Der Strassenzustand erfordert viel Vorsicht beim fahren... Für unser Wohnmobil ein grösserer Härtetest. Es gibt immer wieder Baustellen. Kleinere Umfahrungen und viele Schlaglöcher. Endlich auf der Passhöhe angelangt werden wir von vielen Souvenirhändlern empfangen. Langsam kennen wir uns aus, wie wir freundlich die Händler abwimmeln können. So steht einem wärmenden Kaffee im traditionellen Kaffeehaus nichts im Weg. Die verbleibenden 104 Kilometer nach Marrakech ab Passhöhe fahren sich deutlich ruhiger. Die Strasse mit neuem Belag, oft mehrspurig. Auch verändert sich das Bild der Landschaft. Plötzlich viel mehr grüne Flächen. Es gibt sogar ein Waldgebiet, in dem der König Wildschweine jagt, gemäss Führer. Je mehr wir uns Marrakech nähern, umso mehr gibt es Wohnsiedlungen mit Luxusvillen, welche nur durch eine Schranke und Wache zugänglich sind. Wir haben uns als Nachtlager den Stellplatz in der Stadtmitte hinter der Koutoubia-Moschee ausgesucht. Per Google Maps lassen wir uns nach den Koordinaten leiten. Auf einem grossen Platz mit sehr viel Verkehr spricht uns ein Töfffahrer an. Ob wir einen Campingplatz suchen. Wir verneinen. Das Google Maps führt uns einmal mehr "like a local" durchs grösste Verkehrschaos. Beim Friedhof müssen wir noch eine Trauergesellschaft mit leerer Totenbahre an uns vorbei ziehen lassen... Schon bald endet die Fahrt vor einem Tor, welches direkt in die Medina führt. Wie kommen wir aus diesem Schlamassel wieder raus...Der Töfffahrer steht diesmal wie ein rettender Engel neben uns...diesmal nehmen wir seine Hilfe sehr gerne an. Er führt uns nun über 6 Kilometer quer durch den chaotischen Stadtverkehr direkt zum Stellplatz. Die MAD 100 hat er wohlverdient!
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  • Dag 38

    Marrakesch wie aus 1001 Nacht!

    10. februar 2023, Marokko ⋅ 🌙 12 °C

    Der Namen Marrakesch stammt aus der Berber Sprache Tamazight und könnte ursprünglich "Das Land Gottes" bedeutet haben. Es gibt jedoch noch eine zweite Ableitung aus dem Wort "mar-our-kouch" was Durchzugsland heisst. Ebenfalls in Tamazight. Sicher ist, dass Marokko als Bezeichnung für das ganze Land aus dem Stadtnamen Marrakesch stammt.
    Bevor wir uns so richtig ins Gewühl stürzen müssen wir noch die Fähre für die Rückreise buchen. Grosse Auswahl zu unseren vorgestellten Abfahrtsdaten gibt es nicht mehr. Anscheinend sind bereits wieder viele Reisende anfangs März auf dem Rückweg nach Genua. Die Buchung schliessen wir online auf unserem Notebook ab. Jetzt gilt es nur noch, das Pdf ausgedruckt zu bekommen. Wir finden ziemlich schnell dank Internet und einem auskunftsfreudigen Verkäufer eines Fotogeschäftes in der Nähe des Stellplatzes ein Geschäft, welches diese Dienstleistung anbietet. Für MAD 5 pro Seite in schwarz/weiss. Zufrieden kehren wir mit dem ausgedruckten Ticket zurück zu Giotti.
    Wie gestern abgemacht, soll unser Giotti heute von einem Autowäscher abgeduscht und sauber gemacht werden. Dies auf dem Gelände des Stellplatzes. Um 14.00 Uhr sei die beste Zeit. Da der Stellplatz sehr begehrt ist, stellen wir unsere Campingstühle und den Tisch auf unseren Platz. Zur abgemachten Zeit ist die Waschanlage verwaist. Wir suchen den Angestellten und finden ihn nach ungefähr 20 Minuten mit einer Frau zusammen in einem Häuschen vor der Einfahrt zum Parking und Stellplatz. Da er nur arabisch spricht übersetzt der junge Marokkaner an der Zahlstelle für uns. Der Autowäscher will jetzt erst mal zu Mittag essen...und wir wollen noch etwas von Marrakesch sehen... wir sagen die Autowäscherei ab, räumen die Stühle und den Tisch wieder ins Wohnmobil und machen uns endlich richtig auf den Weg zur weiteren Entdeckung dieser recht verrückten Stadt. Da kommt der Autowäscher auf uns zu und erkundigt sich mit ein paar Brocken Französisch ob er jetzt doch noch das Auto waschen kann. Wir lassens sein...
    und stürzen uns ins Gewühl.
    Unser Streifzug durch die Stadt aus 1001 Nacht beginnt gleich bei der Koutoubia-Moschee. Diese wurde im 12. Jahrhundert unter der Dynastie der Almohaden errichtet. Das Minaret ist weit über die Stadtgrenzen sichtbar. Die Moschee gilt als Wahrzeichen von Marrakesch.
    Gleich gegenüber stehen eine grosse Anzahl von Pferdekutschen bereit. Bevor wir diese sichten, riechen wir sie. Viele Touristen sind heute unterwegs. Nur wenige Schritte weiter befinden wir uns auf dem Djemma el-Fna, dem Platz der Gehenkten. Der Platz diente um 1050 als öffentliche Hinrichtungsstätte. Heute tobt hier dagegen das pralle Leben. An jeder Ecke ist etwas los. Beschwörer mit ihren apathisch wirkenden Schlangen, Berberaffen in Pampers, an eine Leine gekettet, Tauben, Hühner und Kanarienvögel...all dies für die Belustigung der Touristen. Natürlich darf ein Foto gegen Bezahlung nicht fehlen. Zahlreiche Obststände bieten frisch gepresste Säfte an. Am Rande des Platzes sind Gaukler, Bettler, Musikanten und viele Henna-Tätowiererinnen anwesend. Sogar ein Tisch mit ausgestellten Zahnprothesen entdecke ich. Später beobachten wir Junge, welche anscheinend für ein Foto so ein Ding in den Mund schieben...Wasserträger mit ihren bunten Hüten sind ausschliesslich als Fotomodelle unterwegs. In Rissani begegneten wir noch einem echten Wasserträger. Gegen Bezahlung bot er mit Wasser befüllte Messingbecher an.
    Wir setzen uns in ein Restaurant am Rande des Platzes und bestellen "Kefta aux oeufs". Von hier aus beobachten wir das ganze Geschehen und tauchen immer mehr in diese unwirkliche Welt ein. Ausser den Händlern, Gauklern und ev. auch Drogendealern sind beinahe nur Touristen anwesend. Gestärkt setzen wir nun unsere Erkundungstour fort. Die engen Gassen der Souks sind zwar offiziell Fussgängerzone, doch fahren immer wieder hupende Mopeds an uns vorbei. Radfahrer und vollbeladene Eselskarren bahnen sich ebenfalls ihren Weg durch all die Menschenmenge hindurch. Von den Händlern werden wir zwar angesprochen, in den meisten Fällen akzeptieren sie unser Nein...zu angepriesenen Waren. Das Angebot an Souvenirartikeln ist riesig. China hatte da wohl alle Hände voll zu tun...In den Berberapotheken werden Kräuter, Öle, Duftessenzen, Salben und vieles mehr feilgehalten. Ich suche nach reinem ätherischem Rosenöl. Was da an eingefärbten Wässerchen als Rosenöl zum Verkauf angeboten wird ist haarsträubend.! Nach ein paar Anläufen werde ich doch noch fündig. Das Rosenöl in einem kleinen, dunklen Fläschchen...neutral in der Farbe und fein nach Rose duftend.
    Wir lassen uns treiben und geniessen allmählich immer mehr die einzigartige Atmosphäre dieses orientalischen Bazars.
    Zur blauen Stunde steigen wir die Treppen zu einer Rooftopbar hinauf. Der ganze Djemma el-Fna liegt ausgebreitet von der Vogelperspektive aus unter uns. Langsam werden die Garküchen aufgebaut. Die Sonne lässt die ganze Medina in goldenem Licht erscheinen. Wir sind uns einig: Der Besuch hat sich gelohnt! Wir haben nur einen kleinen Ausschnitt in dieser Stadt besichtigt. Es gäbe noch viel mehr zu entdecken! Was man aber nicht vergessen darf, die Armut ist auch hier überall gegenwärtig. Es wird viel gebettelt. Alten und beeinträchtigten Menschen geben wir oft ein Almosen. Den Kindern geben wir nichts. Ist sonst ein völlig falscher Anreiz. Sie sollen in die Schule gehen, um später eine Ausbildung machen zu können.
    In einer kleinen Gasse treffen wir auf eine Armenküche. Viele Menschen sitzen vor einer Schüssel mit dampfender Suppe drin. Wir fühlen uns hier ziemlich deplatziert und verlassen dieses Quartier möglichst auf dem schnellsten Weg.
    Marrakesch ist einmalig.
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  • Dag 39

    Jujube und Honig

    11. februar 2023, Marokko ⋅ ☁️ 14 °C

    Beim Gedanken an die Wegfahrt aus Marrakesch wirds uns schon etwas mulmig...Peter studiert die Route heute besonders intensiv...möglichst Strassen mit mehreren Spuren. Die sorgfältige Planung bewährt sich...immer der RN8 entlang, dies über 150 Kilometer in Richtung Nordosten. Die Wegweiser mit Fès/Beni-Mellal beschriftet. Je weiter wir die Stadtmauern hinter uns lassen, desto entspannter wird die Fahrt. Die Wegstrecke ist nicht wirklich reizvoll. Wir befahren aber eine gut ausgebaute Strasse, welche durch die Schatzkammer Marokkos führt. Viele Olivenplantagen und Industrieanlagen säumen unseren Weg. Peter nennt die Strecke aber auch noch die Tankstellenroute. Wir fragen uns, wie dieses Geschäft bei so viel Konkurrenz florieren kann. Etwas Gutes hat dieses inflationäre Angebot trotzdem. Unser Giotti erhält doch noch eine äussere Reinigung, während wir uns bei einem Kaffee eine Pause gönnen. Der junge Mann scheint in seinem Element zu sein. 1 Stunde dauert die Reinigung. Kosten umgerechnet ungefähr CHf 4.50 und unser Wohnmobil darf sich wieder blicken lassen!
    In Ouled Ayad verlassen wir die RN8 und folgen der Beschilderung zu den Cascades d'Ouzoud. Schon bald erreichen wir eine Passhöhe auf etwa 980 Metern. Unterwegs werden an einigen Strassenverkaufsständen Jujube Honig, Mandeln und gemahlenes Jujube angeboten. Der Honig sei geschmacklich sehr exklusiv und nur in diesem Gebiet erhältlich. Deshalb kaufen auch wir ein Kilo von diesem flüssigen Gold. Der Händler und seine Frau sind sehr gute Verkäufer. Wir fahren zusätzlich zum Honig mit 1 Kilo Mandeln und 1 Sack gemahlenes Jujube weiter. Erst später erfahren wir, wie wertvoll Jujube und Jujube Honig sind. Jujube ist bei uns eher unter dem Namen Christusdorn geläufig. Die getrockneten Beeren werden hier im Atlasgebirge oft als Snack genossen. Der Honig hat eine reichhaltige Kraft und soll die Heilung bei Wunden, Verbrennungen und Operationswunden erleichtern. Auch wird er bei Verdauungsproblemen, Magengeschwüren, Verstopfung und Leberproblemen eingesetzt. Sein leicht nach Karamell mundender Geschmack ist aber sicherlich auch auf einem Stück Brot oder als Süssungsmittel köstlich. Wir dürfen eine Jujube Beere versuchen. Schmeckt süss und sehr fein. Das getrocknete und gemahlene Fruchtfleisch kann mit Honig vermischt als Brotaufstrich genossen werden, als Gewürz findet es Verwendung für süsse, sowie pikante Speisen und Chutneys. Da kann ich nur sagen, reisen bildet....
    Nach Aït Attab wird die Strecke immer spektakulärer. Die Strasse schlängelt sich an roten Felsen vorbei, welche mit Euphorbien (Wolfsmilchgewächse) Pinien-und Steineichenwälder überwachsen sind. Herrlich, diese Vegetation! Nach ungefähr einem Monat viel Sand und Steinen empfinden wir diese reichhaltige bunte Bergwelt als Wohltat für unsere Augen. In der Schlucht des Oued Abid müssen wir eine abenteuerliche Brücke überqueren. Sie solle bis zu 10 Tonnen aushalten. Uns trägt sie sicher über das Flussbett. Sattelschlepper und andere Schwergewichte müssen bei einer Ausweichstelle über eine Furt durch das Wasser fahren. Die weitere Strecke bis Ouzoud bietet dramatische Ausblicke in die tief eingeschnittenen Canyons.
    Wir wählen als Übernachtungsplatz den offiziellen WoMo-Stellplatz im Zentrum. Die Ouzoud Wasserfälle gelten als die höchsten und schönsten in Marokko. Über mehrere Ebenen aus rotem Fels stürzt der Oued Ouzoud insgesamt 110 Meter in die Tiefe.
    Wie zu erwarten war, wird dies natürlich touristisch ausgeschlachtet...Führer, Souvenirläden, Restaurants passieren wir ziemlich zielstrebig, damit wir in Ruhe und alleine die imposanten Wasserfälle bestaunen dürfen. Wir erleben wieder einmal mehr ein Naturwunder bei untergehender Sonne!
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