- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 75
- Friday, February 2, 2024 at 8:15 PM
- 🌧 16 °C
- Altitude: 10 m
New ZealandWaikanae40°52’26” S 175°2’37” E
Wiedersehen nach 17 Jahren
February 2, 2024 in New Zealand ⋅ 🌧 16 °C
In Palmerston North übernachten wir wieder bei Trail Angels, Paula und Brian. Abends kommt noch Rhys dazu, auch ein Te Araroa Wanderer, aus Neuseeland. Wir stehen alle in der Küche von Paula und Brian, bereiten unser Abendessen zu und schwatzen miteinander.
Die nächste Etappe von Palmerston North aus sind die Tararua Ranges mit vielen steilen Auf- und Abstiegen. Für ca. 6 Tage geht es durch (schlammigen) Urwald und über alpines Gelände. Wir entscheiden uns schweren Herzens diese Etappe wegzulassen. Die Zeit rennt, denn es ist schon Anfang Februar und auf der Südinsel gibt es noch soooo viel, was wir sehen, anschauen, erleben und erklettern wollen.
Nach den Tararua Ranges kommt man im kleinen Örtchen Waikanae raus. Ich habe dort eine Cousine, die aus Deutschland ausgewandert ist, und die ich 17 Jahre nicht gesehen habe und unbedingt wiedersehen und besuchen möchte. Als klar war, dass wir 5 Monate in Neuseeland sein werden, habe ich Kontakt zu ihr aufgenommen und sie hat mich sofort eingeladen, sie zu besuchen. Jetzt ist es endlich soweit, wir müssen nur noch von Palmerston North nach Waikanae kommen. 83 Kilometer bzw. 1 Stunde und 7 Minuten liegen beide Städte voneinander entfernt.
Es ist schon ziemlich stürmisch, als wir auf der Auffahrt zum Highway stehen und unseren Arm heben zum Trampen. Ein Zug oder Bus fährt leider nicht nach Waikanae, so bleibt uns nur diese Möglichkeit. Nieselregen setzt ein und im Moment sieht es so aus, als ob alle bei diesem schlechten Wetter schnell nach Hause wollen. Ein Auto nach dem anderen rauscht an uns vorbei. Ich bleibe trotzdem zuversichtlich. Plötzlich hupt es und ein Auto auf der Gegenfahrbahn wendet und hält an. Wir rennen hin und steigen ein. Es ist Rua, der für uns anhält. Er ist Straßenbauarbeiter und hat gerade Feierabend. Er wohnt in Levin, das liegt genau in der Mitte zwischen Palmerston North und Waikanae. Er ist Māori und erzählt uns von seinem Alltag, seiner Familie und seiner Kultur. Als der Regen unerbittlich gegen die Frontscheibe prasselt, sagt er spontan, dass er uns bis nach Waikanae fährt. Das sind 40 Kilometer mehr als er fahren müsste und insgesamt 1 Stunde mehr Fahrzeit. Wir können es gar nicht glauben und es fällt uns schwer, dieses großherzige Geschenk anzunehmen. Aber Rua ist kein Mann der großen Worte. Er fährt einfach weiter, lacht und sagt zu uns, er genieße es auch mal, dem Familien-Trubel zu entfliehen. Er hat 5 Kinder, da ist immer viel los zu Hause. Deshalb spielt er am Wochenende morgens um 5 Uhr Golf mit seinen Freunden, wenn alle bei ihm zu Hause noch schlafen. Bis der Trubel langsam anfängt, ist er längst wieder zu Hause. Als er uns in Waikanae absetzt, raune ich Danny zu, dass er Rua “was zustecken“ soll. Rua hört das natürlich und weigert sich vehement, was von uns anzunehmen. Es fällt mir sehr schwer, das zu akzeptieren, ohne etwas dafür zu geben. Wir verabschieden uns, die Autotüren knallen zu und da ist er auch schon auf dem Weg nach Levin.
Wir stehen vor dem Ladengeschäft meiner Cousine. Sie ist Dog Groomer, also Hunde-Frisörin und ich sehe sie durch die Scheibe. Vorsichtig klopfe ich an die Tür. Sie dreht sich um, lacht und bedeutet uns mit einer Geste reinzukommen. Wir begrüßen und umarmen uns herzlich, die Wiedersehensfreude ist groß. Es gibt so viel zu erzählen und obwohl es über 17 Jahre her ist, dass wir das letzte Mal Kontakt hatten, verstehen wir uns auf Anhieb und haben viel Gesprächsstoff.
Wir verbringen mit ihr und ihrer Familie das ganze Wochenende zusammen und laufen sogar noch ein Stück des Te Araroa Trails gemeinsam: Den Escarpment Track, von Paekakariki nach Pukerua Bay. Er bietet einen atemberaubenden Blick auf die Kāpiti Coastline und Kapiti Island. Wir erklimmen rund 1.200 steile Stufen, laufen auf schmalen Pfaden über Bergkämme und überqueren bei starkem Wind noch 2 Hängebrücken. Das Gefühl auf der Brücke war heftig, wir müssen uns links und rechts festhalten, um nicht „weggeweht“ zu werden.
Der Abschied ist kurz, denn unser Zug nach Purirua fährt gerade ein, als wir auf dem Bahnhof ankommen. Wir umarmen und verabschieden uns und schon fährt der Zug ab. Am Abend bekommen wir von meiner Cousine noch ein ganz persönliches Geschenk: Sie hat unseren Ausflug mit einer 360 Grad-Kamera aufgenommen und den Film zu Hause geschnitten, bearbeitet und mit Musik unterlegt. So ist ein richtig professionelles Video entstanden, das uns immer an diesen sonnigen Tag und unser Wiedersehen erinnern wird. Ich bin sehr gerührt und dankbar.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 78
- Monday, February 5, 2024 at 11:20 AM
- 🌬 21 °C
- Altitude: 275 m
New ZealandKaukau41°13’30” S 174°47’12” E
Welcome to windy Wellington
February 5, 2024 in New Zealand ⋅ 🌬 21 °C
Es ist schon 9 Uhr, als mich Danny im Best Western Hotel in Johnsonville weckt. Wir sind dort spät am Abend zuvor eingecheckt. Nach der Verabschiedung von meiner Cousine war Danny noch in großer „Lauf-Laune“, schließlich war der Escarpment-Track gerade mal knapp 10 Kilometer lang. Also sind wir dann noch den 18 Kilometer langen Colonial Knob Walkway gelaufen, wieder steil hoch und runter. Ich war ganz schön breit danach, und froh über die heiße Dusche und ein Bett im Hotel.
Noch etwas verschlafen und mit steifen Beinmuskeln stehe ich auf. Nur noch knapp eine Stunde bis zum Check-Out um 10 Uhr. Danny hat es gut gemeint und mich erst um 9 Uhr geweckt, aber jetzt empfinde ich Druck, alles rechtzeitig zu schaffen: duschen, eincremen (Sonnenschutz ist super wichtig), frühstücken und Sachen zusammenpacken… puh, dabei brauche ich doch morgens meine Zeit und bummele gern rum. Danny versteht meine Hektik nicht, ich wiederum bin schlecht gelaunt, weil er mich so spät geweckt hat. Wir maulen uns an und verlassen getrennt voneinander das Hotel. „Was für ein doofer Start in den Tag“, denke ich. Auf der Straße kriegen wir uns wieder ein und vertragen uns.
Heute geht’s endlich nach Wellington, eine der windigsten Städte in Neuseeland. Die Stadt bedeutet für uns das Ende der Nordinsel und gleichzeitig ist sie Beginn für ein neues Kapitel an Abenteuern. Von hier aus legt morgen unsere Fähre nach Picton, auf der Südinsel, ab. Wir wollen das ein bisschen zelebrieren und feiern, denn nie hätten wir zu Beginn der Reise geglaubt, dass wir so weit kommen würden.
Die Etappe nach Wellington gestaltet sich jedoch - besonders für mich - nochmal hügelig und damit schwierig. Wieder auf dem Colonial Knob Walkway laufen wir erst hinauf zum Mount Kaukau und danach über einen „Skyline Track“ knapp 20km nach Wellington. Es zieht, der Wind bläst stark und mit jedem Schritt kämpfe ich gegen meine Kraft- und Lustlosigkeit. Oben angekommen, haben wir einen spektakulären Blick auf Wellington. Mir fällt es sehr schwer, diesen Ausblick zu genießen. Überhaupt gelingt es mir seit Reisebeginn nur selten, bereits während der Etappen Spaß und Freude zu empfinden. Ich entspanne mich oft erst wenn wir am Ziel sind und ich den schweren Rucksack endlich absetzen kann. Und so überwiegt meistens die Anstrengung, und das wirkt sich auf meine Stimmung aus. Danny ist genervt davon, denn der feierliche Walk nach Wellington war eher von Erschöpfung (ich) und Enttäuschung (Danny) geprägt.
Wir checken im Atura Hotel ein und bekommen 2 Getränke-Gutscheine. Nach der Dusche gönnen wir uns an der Hotelbar jeweils ein Glas Bier und Wein. Es geht mir langsam besser. Wie immer setzen Ruhe und Entspannung ein, wenn die „Last“ auf meinem Rücken verschwunden ist. „Ich bin Komfort-süchtig!“, sage ich zu Danny. Ich brauche Dusche, Bett und ein paar kleine Annehmlichkeiten, um mich wohl zu fühlen. Dann lachen wir beide und stoßen endlich in „windy Wellington“ auf uns, das Erreichte und das noch Kommende an.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 79
- Tuesday, February 6, 2024 at 12:16 PM
- 🌬 21 °C
- Altitude: 23 m
New ZealandWellington Central41°17’17” S 174°46’32” E
Schuh-Bidu
February 6, 2024 in New Zealand ⋅ 🌬 21 °C
Bevor es auf die Südinsel geht, brauche ich unbedingt neue Wanderschuhe. Das Profil der bisherigen Schuhe ist komplett runter „gelatscht“. Zusammen mit meiner Cousine haben wir schon in Waikanae nach einem neuen Paar geschaut, aber nichts passendes gefunden. All meine Hoffungen liegen nun auf der Hauptstadt, Wellington. Hier werde ich sicherlich fündig.
Am liebsten hätte ich ja das gleiche Paar LOWA Wanderschuhe nochmal. Danny sagt, das könne ich mir aus dem Kopf schlagen, diese Marke gäbe es hier nicht. Ich google und finde tatsächlich mehrere Geschäfte, die diese Marke verkaufen. Nur dort will ich hin! Auf dem Weg kommen wir an anderen Schuhgeschäften vorbei und Danny möchte gern, dass ich es zumindest probiere, dort neue Schuhe zu finden. Ich gebe nach und probiere Schuhe an, aber wie erwartet - Fehlanzeige: zu groß, zu klein, zu steif, zu locker, das ideale Paar ist nicht dabei.
Endlich erreichen wir die „Shoe Clinic“. Nein, hier werden keine Menschen behandelt, die einen Schuh-Tick haben, es handelt sich einfach nur um ein Schuhgeschäft. Wir gehen rein, sehen die LOWA Schuhe, ich probiere sie an, sie passen, zack - fertig - gekauft! So schnell kann’s gehen. Selbst Danny ist baff, dass ich genau dieses Modell, was übrigens in Deutschland produziert und nach Neuseeland verschifft wurde, nochmal bekomme. Das ist ein gutes Zeichen und kleiner Glücksbote für die Südinsel. Von den alten Schuhen verabschiede ich mich etwas wehmütig. Immerhin haben sie mich über 1000 Kilometer durch die Nordinsel gebracht.
Nach dem Schuh-Kauf suchen wir einen Friseur für Danny, denn seine Haare sind ziemlich lang geworden. Etliche Geschäfte sind heute geschlossen, weil Feiertag ist, und zwar Waitangi Day. Der Waitangi-Tag ist seit 1974 ein gesetzlicher Feiertag zum Gedenken an die Unterzeichnung des Vertrags von Waitangi. In einer kleinen Passage finden wir dann doch noch einen Barbershop, der geöffnet hat. Danny atmet tief durch und ist sehr tapfer, er geht normalerweise nicht gern zum Barbershop. Schnipp schnapp - Haare ab. Alles wieder schick frisiert.
Ich habe neue Schuhe, Danny einen kurzen Haarschnitt. Und jetzt? Haben wir noch genug Zeit und gehen ins Te Papa, das Nationalmuseum von Neuseeland. Der Eintritt ist kostenlos, hier ist jeder gern gesehen, ob jung oder alt, reich oder arm. Auf mehreren Etagen gibt es unterschiedliche Ausstellungen zu diversen Themen: Māori-Kultur, Gallipoli, Natur und Umwelt, Neuseelandkriege etc.. Wir treiben uns bis 18 Uhr dort rum und sind sehr beeindruckt von dem teilweise sehr authentischen und intuitiven Charakter der Ausstellung.
Aber etwas fehlt noch an diesem Tag. Genau, etwas Action und Nervenkitzel 🤩.
Und der ist dort, wo Danny ist oder umgekehrt. Am Hafen von Wellington entdeckt er einen „kleinen“ Sprungturm. Ein paar Jugendliche springen grölend ins dunkle Hafenbecken. Mir wird schon beim Zuschauen schlecht, aber Danny ist nicht mehr zu bremsen. Hose aus, rauf auf‘n Turm, rein gehüpft. Klatsch 💦! Respekt, das muss ich wirklich sagen, Danny ist kein Warmduscher sondern ein Abenteurer hoch zehn. So viel Mut muss belohnt werden: Im Hotel kredenze ich für Danny schnell ein kleines Abendbrot aus unseren Wanderresten. Das reicht - natürlich nicht.
Wir haben heute noch einen schönen Grund zum Feiern und Anstoßen: Wir treffen Susi und Andreas, ein befreundetes Ehepaar aus Leipzig, aus Gohlis, aus unserem Haus. Sie wohnen über mir, sind den Trail vor ein paar Jahren schon mal gelaufen und jetzt wieder in Neuseeland. Wir haben uns für heute Abend in Wellington verabredet. Gemeinsam mit ihnen wollen wir den Queen Charlotte Track laufen, ein sehr gut ausgebauter Wanderweg mit unglaublich tollen Ausblicken (das muss am Namen liegen😉). Wir freuen uns sehr darauf.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 80
- Wednesday, February 7, 2024 at 7:44 AM
- ☀️ 27 °C
- Altitude: 9 m
New ZealandPicton Port41°17’14” S 174°0’24” E
Transit
February 7, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 27 °C
Der Wecker klingelt 5:45 Uhr und reißt uns aus einem kurzen unruhigen Schlaf. Wir übernachten in der 9. Etage im Atura Hotel von Wellington. Da Wellington neben der Cook Strait liegt, der einzigen Lücke zwischen der Nord- und Südinsel Neuseelands, ist der Wind hier besonders stark. Konkret heißt das: Entweder wir lassen die Fenster zu und erschwitzen oder wir öffnen sie (nur einen Spalt breit) und der Tornado tobt gefühlt bei uns im Zimmer und reißt die Fenster aus ihren Fugen. Ich habe so etwas noch nie erlebt - wie so Vieles auf dieser Reise hier.
Unsere Fähre nach Picton legt 8:45 Uhr ab und ist sehr voll. Wir sitzen im „Child’s playground“ (Kinderspielplatz) in der Nähe des Fernsehers. Vor mir laufen Trickfilme in Endlosschleife. Irgendwann döse ich weg und werde erst wach, als ein kleines Mädchen über meine ausgestreckten Beine springt. Hurra, der Hindernis-Parcours ist eröffnet. Ich wechsle schnell den Platz bevor es ihr die anderen Kinder nachmachen.
Nach 3 Stunden kommen wir in Picton an. Der Ort ist eingebettet in die Marlborough Sounds, ein ausgedehntes Netzwerk an Meeresarmen, die durch Überflutung großer Flusstäler entstanden sind. Es ist sonnig, windstill und heiß als wir ankommen und wir gönnen uns als Erstes ein typisches neuseeländisches Frucht-Softeis. Danach geht’s für zwei Nächte in den Holiday Park, wo wir mit Susi und Andreas (meine Obermieter in Leipzig und gleichzeitig Freunde) verabredet sind. Mit ihnen wollen wir gemeinsam die nächste Etappe, den 72 Kilometer langen Queen Charlotte Track, laufen. Zum Glück bleibt noch genug Zeit, um am Hafen zu baden und eine Runde Minigolf zu spielen.
Wir erledigen letzte Einkäufe, und die Männer bereiten abends zusammen mit Zac ein leckeres Barbecue im Holiday-Park zu. Zac ist ein junger Australier, den Susi und Andreas am 90 Mile Beach kennengelernt haben. Er ist jetzt auch gerade in Picton und wir laden ihn spontan zu uns zum Barbecue ein. Der Abend ist bunt und kurzweilig, wir trinken Bier und Wein während wir uns - vermutlich das letze Mal für 4 Tage - die Bäuche mit gutem Essen vollschlagen, bevor es dann wieder nur noch die übliche Wanderkost gibt.
Am nächsten Tag fahren wir zu viert mit einem Motorboot von Picton nach Ship Cove, von wo aus der Queen Charlotte Track startet. Außer uns sind noch etliche Tagestouristen an Bord, die ein sogenanntes „wildlife experience“ gebucht haben. Der Kapitän fährt Buchten an, wo die unterschiedlichsten Kolonien von Seevögeln zu sehen sind, zum Beispiel Shags und Kormorane, beides einheimische Vögel Neuseelands. Aber auch Seelöwen können wir bestaunen. Alle stehen wir wie gebannt mit unseren Ferngläsern an Deck und versuchen, einen perfekten Schnappschuss mit unseren Kameras aufzunehmen.
Nach knapp zwei Stunden erreichen wir Ship Cove, eine kleine Bucht in den Marlborough Sounds, und gehen von Bord. Direkt am Ufer erinnert ein Denkmal an den britischen Entdeckter James Cook, der hier im Januar 1770 zum ersten Mal mit seinem Schiff, der Endeavour, ankerte.
Wir stromern noch ein bisschen an diesem geschichtsträchtigen Ort entlang, bevor wir am späten Nachmittag die ersten 6 Kilometer auf dem Queen Charlotte Track zu unserem Zeltplatz zurücklegen. Ich bin auf MEINEM Weg…Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 82
- Friday, February 9, 2024 at 5:15 PM
- ☀️ 18 °C
- Altitude: 245 m
New ZealandTe Ruatarore41°6’22” S 174°13’49” E
Auf MEINEM Weg
February 9, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 18 °C
Der Queen Charlotte Track ist übrigens nicht nach mir benannt (leider😉) sondern nach einer deutschen Prinzessin, die durch Heirat mit König Georg III. zur Königin von Großbritannien und Irland wurde.
Unser erster Zeltplatz ist wunderschön gelegen, direkt am Wasser und mit Blick auf die gegenüberliegende Küstenlandschaft. Schnell bauen wir alles auf und „decken“ den Tisch fürs Abendessen. Es gibt die üblichen Fertiggerichte, doch Andreas und Danny gönnen sich - zumindest am ersten Abend - noch den Luxus einer Büchse Bier.
Susi ist mit den Beinen im flachen Wasser und hält nach Stachelrochen Ausschau, die hier in der warmen Abendsonne besonders oft zu sehen sind. Ich schaue mir das aus sicherer Entfernung vom Ufer aus an, denn vor Stachelrochen habe ich großen Respekt, um nicht zu sagen Angst. Doch dann winkt mich Susi mit einer Geste zu sich. Sie hat nicht nur einen sondern gleich mehrere Stachelrochen entdeckt. Zögernd und ganz langsam laufe ich Schritt für Schritt ins Wasser. Erst erkenne ich gar nichts, doch dann sehe ich einen, nur wenige Meter von mir entfernt. Ruhig und entspannt liegt er da und genießt wahrscheinlich so wie wir die warme Abendsonne. Wir versuchen beide, ihn vor die Kamera zu bekommen, aber diese Tiere sind tatsächlich sehr scheu. Sobald man mit seinen Füßen ein wenig den Sand aufwühlt, flüchten sie. Mir gelingt es, diesen „Fluchtmoment“ zu filmen und ich bin sooo entzückt, wie anmutig und grazil sie sich im Wasser fortbewegen. Fast sieht es so aus, als ob er uns zum Abschied winkt.
Das Abendlicht beginnt sich in einen magischen Glanz der Dämmerung zu verwandeln und wirft einen rosafarbenen Farbton auf das türkisfarbene Wasser in der Bucht. Wir treffen Davie aus York (England), der uns erzählt, dass die Wasseroberfläche hier nachts magisch funkeln und leuchten soll, ausgelöst durch spezielle Algen. Ich möchte gern so lange aufbleiben, doch die Geräusche von Wind, Wasser und Vögeln wiegen mich in den Schlaf. Danny hat sich den Wecker gestellt, aber am nächsten Morgen erzählt er mir, dass er nichts funkeln gesehen hat und ich damit nichts verpasst hätte.
Insgesamt 4 Tage laufen wir auf dem einzigartigen Queen Charlotte Track mit seinen atemberaubenden Aussichten auf die Marlborough Sounds, Küsten- und Buschlandschaft. Und weil der Weg so einzigartig und schön ist, gehört er zu den sogenannten „Great Walks“ und muss damit bezahlt werden. Man braucht einen Queen Charlotte Pass und mit uns Te Araroa Wanderern sind etliche Tagestouristen unterwegs, die nur einen kleinen Rucksack haben. Ihr schweres Gepäck lassen sie von Campingplatz zu Campingplatz transportieren, während wir unsere großen Rucksäcke mit uns rumschleppen. Ein wenig irritierend ist es schon, wenn man dann noch überholt wird.
Am letzten Tag geben Danny und ich alles. Nach einem sehr anstrengenden und steilen Anstieg am Morgen verläuft der Weg weitestgehend flach und bergab. Wir ziehen an allen vorbei und man sieht förmlich nur noch die Rauchwolken hinter uns. Wir überholen einen älteren Mann, der mit 3 Frauen unterwegs ist. Er fragt, ob wir den Te Araroa Trail laufen und als wir „Ja“ sagen, wird er schneller und läuft ein Stück mit uns mit. Er erzählt uns, dass er den Weg auch gern einmal gelaufen wäre, er jetzt aber zu alt dafür ist. Er hätte großen Respekt vor uns und unserem Unterfangen. Das sei eine ganz große Leistung, das wir es bis hierher geschafft hätten. Wir sind sehr gerührt und freuen uns wie kleine Kinder über dieses Lob.
In Anakiwa endet der Queen Charlotte Track offiziell. Dort steht auch schon ein kleiner Wohnwagen, der Snacks verkauft. Wir gönnen uns Eis, Cola, Kaffee und Chips. Dann gehen wir ans Ende vom Bootsanleger und springen ins türkisfarbene Wasser.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 86
- Tuesday, February 13, 2024 at 5:41 PM
- ☀️ 23 °C
- Altitude: 59 m
New ZealandWakamarina River41°20’34” S 173°38’34” E
Erstens kommt es anders…
February 13, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 23 °C
Nach dem Queen Charlotte Track ist unser nächstes Ziel das knapp 80 Kilometer entfernte Nelson. Von Einheimischen haben wir schon viel über diese Stadt an der Tasman Bay gehört,
die der Ausgangspunkt für diverse Ausflüge ist, z.B. dem Tasman-Nationalpark. Unsere Vorstellung ist, hier ein paar Tage zu verbringen und eventuell das ein oder andere touristische Erlebnis zu buchen, bevor es dann wieder auf den Trail geht.
Wir haben Glück und bekommen relativ leicht eine Mitfahrgelegenheit kurz vor Havelock. Jay fährt an uns vorbei und hält an. Wir haben ihn zufällig am Abend vorher in der Taverne in Linkwater kennengelernt. Total überrascht und voller Freude steigen wir zu ihm ein. Als er losfährt, lässt er alle 4 Fenster geöffnet und der Fahrtwind pustet uns wild ins Gesicht. Danny sagt ihm, dass er die Fenster gern schließen könne. Darauf antwortet Jay: „You guys stink a little bit.“ (Ihr stinkt ein bisschen). Oh, das war mir vielleicht peinlich. Schnell ziehe ich mir meine Gummi-Regenjacke drüber und hoffe, sie lässt keinen Geruch von innen nach außen durch.
In Nelson verabschieden wir uns von Jay und gehen erstmal einen Falafel essen. In Ruhe wollen wir uns jetzt eine Unterkunft buchen. Dummerweise ist alles ausgebucht. Booking und AirBnB haben nix mehr, nur noch teure Luxus-Suiten sind erhältlich zu horrenden Preisen. Selbst ein paar Kilometer außerhalb von Nelson ist nichts mehr frei. Und nun? Muss ich erstmal aufs Klo. Der Dönerladen hat keins, also mache ich einen kleinen Verdauungsspaziergang zur öffentlichen Toilette. Als ich zurückkomme, hebt Danny den Daumen 👍🏻. Mein Recherche-König scheint was gefunden zu haben. Der Ort heißt Canvastown, ist eine ehemalige Goldgräber-Siedlung, die jetzt nur noch eine Ansammlung weit verstreuter Gebäude ist und liegt etwas abgelegen in einem Tal zwischen hohen Bergen, ca. 60km entfernt . Wir müssen also fast die ganze Strecke wieder zurück hitchen (trampen). Dafür ist die Unterkunft sehr gut gelegen, was den Anfang der nächsten Etappe betrifft (dazu später mehr) und auch sonst echt Sahne und hat alles, was stinkende Wanderer brauchen: eine eigene Dusche, WC, Küche, Flur, großes Kingsize Bett… Allerdings brauchen wir noch was zum essen, also springen wir schnell noch in den Supermarkt und kaufen gleich mit für die nächste Etappe ein.
Mit vollen Einkaufstüten laufen wir zum Highway und während ich noch zweifele, ob wir so unkompliziert zu dieser 60km entfernten Unterkunft kommen, hält auch schon ein Campervan an. Ein junges Paar aus Belgien mit zwei kleinen Kindern ist bereit, uns mitzunehmen. Mann, haben wir ein Glück. Es ist kaum zu glauben. Sie sind auf dem Weg nach Picton und lassen uns an einer Kreuzung raus. Von dort sind es nochmal 8 Kilometer zu laufen. Eigentlich kein Ding, aber mit vollen Einkaufstüten und Rucksack eher nicht so prickelnd. „Wollen wir trampen?“, fragt mich Danny. Ich will das Glück nicht herausfordern. Aber dann denke ich mir, was soll schon passieren. Im Bestfall hält jemand an und ansonsten laufen wir die Strecke eben. Ich hebe den Arm und ein älterer Mann im Auto rauscht an uns vorbei. Dann kehrt er um und kommt zurück. Er entschuldigt sich, dass er uns so spät gesehen hat. Ich fasse es nicht, dass er sich dafür entschuldigt. Wieder ist das Glück auf unserer Seite und wir springen rein. In 5 Minuten sind wir da und treffen auf Sara und David, unsere Gastgeber. Sie haben zwei Hunde, die uns freudig begrüßen und einer heißt „Lotti“. Dieser kleine Lotti-Pudel ist sooooo süß, ich möchte ihn die ganze Zeit knuddeln.
Sara hat Cookies für uns gebacken und den Kühlschrank gefüllt. Wir dürfen uns an allem bedienen. So etwas haben wir noch nie erlebt, dass ein Kühlschrank in einer AirBnB Unterkunft voll ist. Wir sind echt sprachlos. David fragt uns, ob wir sehr müde sind, denn er möchte uns später, wenn es dunkel ist, gern noch die Glühwürmchen am Fluss zeigen. Wir sagen sofort zu, doch vorher müssen wir beide duschen und Haare waschen.
Frisch restauriert gehen wir zu David und Sarah, quatschen miteinander und erfahren, dass David die zweitgrößte Sammlung von uralten Harzen hat, in denen kleine Tiere und Pflanzen eingeschlossen sind, alle 10.000 bis 40.000 Jahre alt. Stolz zeigt uns David seine Prunkstücke und dazu eine große Kiste mit uralten Harzen, die er gerade erstanden hat. Sobald sie aufgearbeitet sind, wird seine Sammlung die größte der Welt sein. Wow!
Zusammen mit David gehen wir gegen 21.30 Uhr runter zum Fluss. Wir bekommen Taschenlampen, damit wir nicht stürzen auf dem Weg. An einem bestimmten Punkt sollen wir sie ausschalten. Und da sehen wir sie: Wie eine große Stadt, die man im Dunklen vom Flugzeug aus sieht, strahlen sie vor uns. Je länger sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnen, desto mehr leuchtende kleine Punkte sehen wir. In der Fachsprache heißen sie übrigens Arachnocampa luminosa. Wir könnten da ewig stehen, aber David hat noch ein weiteres Highlight für uns: Den Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre. Er holt einen Sitzsack und ein Fernrohr und erklärt uns bei klarem Himmel das southern cross, das Kreuz des Südens. Es ist so beeindruckend in diesen sternenklaren Himmel zu schauen. Es scheint, als wären die Glühwürmchen einfach nur vom Felsen am Fluss in den Himmel gewandert. Ich sehe sogar 2 Sternschnuppen, die hier shooting stars genannt werden.
Am nächsten Tag genießen wir die Ruhe dieser abgelegenen Gegend. Danny geht zwischendurch mit David runter zum Fluss zum Gold waschen, findet aber nix. Vor 160 Jahren hatte einige Arbeiter hier mehr Glück und große Goldadern entdeckt, was einen ebenso kurzen wie heftigen Goldrausch ausgelöst hat. Aber der ist lange vorbei, und am Nachmittag nutzen wir den Fluss statt zur Goldsuche für ein erfrischendes Bad.
Danach heißt es planen und packen, denn die nächste Etappe steht an. Es geht für eine gute Woche (ca. 8-10 Tage) in die Richmond Ranges, eine der anstrengendsten aber gleichzeitig schönsten und beeindruckendsten Etappen des Te Araroa Trails. Kein Empfang oder WLAN in dieser Zeit, nur Natur, Flussüberquerungen sowie steile An- und Abstiege mit Aussichten, die man ein Leben lang in seinem Herzen tragen wird. Ich habe sehr großen Respekt davor.
Wenn ihr also die nächsten Tage nichts von uns hört, dann bleibt geduldig und in Gedanken bei uns. Wir tauchen wieder auf. Vermutlich stinkend, aber voller neuer Eindrücke.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 88
- Thursday, February 15, 2024 at 9:49 AM
- ☀️ 17 °C
- Altitude: 96 m
New ZealandScott Creek41°20’54” S 173°27’33” E
Auf dem Weg in die Richmonds
February 15, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 17 °C
Heute ist der Tag gekommen, vor dem ich so viel Angst hatte. Der Tag, an dem es in die Richmond Ranges geht. Sie gelten als eine der anspruchsvollsten Etappen des Te Araroa Trails. Es ist Dannys größter Wunsch, diese Etappe zu erleben und zu meistern, die Herausforderung reizt ihn. Ich fühle mich dieser Etappe nicht gewachsen, aber Danny spricht mir Mut zu und sagt, er läuft lieber die halben Richmond Ranges mit mir als die die ganzen allein.
Unser Gastvater, David, ist so lieb und fährt uns von unserem AirBnB bis zum Ausgangspunkt der Etappe. Das erspart uns immerhin 14 Kilometer Straßen-Lauf. Als wir uns verabschieden, sagt David, dass er neidisch ist, in was für ein Abenteuer wir uns jetzt begeben und dass er gern dabei wäre. Ich lächele und insgeheim denke ich, dass ich jetzt gern wieder mit ihm zurück nach Canvastown fahren würde in sein wunderschönes Haus und zu seinen Hunden, Lotti und Eubha, die ich so ins Herz geschlossen habe.
Wenige Minuten später laufen wir bereits auf dem Pelorus River Track, der erst einmal gemütlich parallel zum Pelorus River verläuft und sich dann nach 2 Tagen mit dem nächsten Abschnitt verbindet, dem Richmond Alpine Track. Leider haben wir diese 2 Tage bei unserer Verpflegung nicht berücksichtigt. Wir haben also statt für 8 Tage nur für 6 Tage Essen eingekauft. Als wir den Fehler bemerken, ist es zu spät, denn es gibt keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Es hilft alles nichts, wir müssen das Essen „strecken“ und streng einteilen, damit es für 8 Tage reicht. Zum Glück finden wir im Küchenschrank unserer Unterkunft noch ein paar Eiernudeln und Tütensuppen. Er ist gut bevorratet und wir dürfen und sollen uns alles nehmen, was wir brauchen. Trotzdem schäme ich mich ein bisschen, als wir diese Vorräte noch mit in unsere Rucksäcke stopfen.
Der Weg entlang dem Pelorus River ist sehr idyllisch und romantisch. Das klare türkisblaue Wasser lädt zum Baden ein. Doch bis zur nächsten Hütte ist es noch weit und wir wollen nicht erst im Dunklen dort ankommen. Also stoßen wir unsere Wanderstöcke in den feuchten Waldboden und arbeiten uns Meter für Meter nach oben. Dann macht es „Knacks“ und ich höre ein Fluchen. Dannys Wanderstock ist gebrochen, zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt. Aber ratzfatz findet er eine pragmatische Lösung und repariert ihn wieder, allerdings sind die Stöcke jetzt unterschiedlich lang.
Wir überqueren mehrere Schwingbrücken, die manchmal etwas instabil wirken. Aber ich schaue nicht nach unten sondern nur nach vorn. An der Captains Creek Hut machen wir eine kleine Mittagspause. Es gibt ein hartgekochtes Ei und etwas Toastbrot mit Marmelade. Das wahrscheinlich letzte „ordentliche“ Essen für die nächsten Tage.
Nach einem sehr kräftezehrenden letzten Anstieg sind wir endlich an unserem heutigen Tagesziel, der Rocks Hut, angekommen. Simon, aus Australien, ist schon da. Später kommen noch 2 junge Franzosen und ein älterer Neuseeländer und wir tauschen uns über unsere Wandererfahrungen gegenseitig aus, geben uns Tipps und sprechen uns Mut zu. Und noch später, als wir alle schon fast schlafen, poltert noch ein weiterer älterer Mann in die Hütte. Er wirkt ein wenig zerstreut und faselt etwas von „verlaufen“ und fragt nach einer Kerze.
Es ist schwer für uns, in einer Hütte, die man sich mit anderen teilt, Nachtruhe zu finden. Von den 16 Bänken sind 6 belegt, das ist schon purer Luxus. Trotzdem schlafen wir unruhig und wälzen uns auf den Gummimatratzen hin und her. Allein dieses Geräusch des Umdrehens erzeugt unangenehmen Lärm. Und dann kommt aus irgendeiner Ecke auch schon das erste Schnarchen. In diesen Momenten wird das eigene Bett zu Hause zu einem unschätzbaren Luxus. Ich stopfe mir meine Ohropax tief in die Ohren und setze mir meine Schlafmaske auf. Es dauert noch lange, aber irgendwann schlafe ich ein.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 89
- Friday, February 16, 2024 at 9:16 AM
- ☀️ 16 °C
- Altitude: 303 m
New ZealandBrowning Stream41°24’48” S 173°15’25” E
Auf Irrwegen
February 16, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 16 °C
Wenn man in einer Hut übernachtet, geht es am nächsten Morgen genauso unruhig zu, wie es am Abend aufgehört hat. Man wird von Reißverschluss-Geräuschen geweckt oder dem Rascheln von irgendwelchen Essens-Tüten, die wegen der Mäuse an Leinen aufgehängt sind. Die meisten Wanderer brechen zeitig am Morgen auf, manche sogar noch vor Sonnenaufgang.
Wir schaffen es heute erst 08:15 Uhr, aufzubrechen, sind aber dennoch stolz darüber, denn für uns ist dies sehr zeitig. Wir kommen erstaunlich gut voran, es geht hoch und runter und zwischendurch bleiben wir immer mal wieder stehen und bestaunen die Landschaft. Wie immer, laufe ich Danny, der meist viel schneller ist als ich, hinterher. Plötzlich überkommt mich ein Gedanke, ob wir überhaupt auf dem richtigen Weg sind. Ich könnte auf meinem Handy nachschauen, doch das würde den Abstand zu Danny weiter vergrößern. Da er ohnehin die bessere Orientierung hat, vertraue ich darauf, dass die Richtung stimmt.
Wir laufen, machen Fotos und nach einer Stunde fragt Danny, wie weit es bis zur nächsten Hut ist. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche, öffne die App und suche nach dem blauen Punkt. Dann der Schock: Wir sind in die komplett falsche Richtung gelaufen! Wir fluchen beide und schimpfen, Danny ärgert sich über sich selbst und ich über mich, dass ich meinem Instinkt nicht schon eher gefolgt bin, den Weg kurz mit der App zu vergleichen. Wir können uns beide nur schwer beruhigen und laufen laut fluchend zurück Richtung Rocks Hut. Auf dem Weg kommt uns Simon entgegen, der Australier, der mit uns in der Hut übernachtet hat. Auch er ist in die falsche Richtung gelaufen. Ein bisschen beruhigt uns das, dass wir nicht die einzigen Deppen sind, denen so etwas passiert. Zu dritt laufen wir wieder zur Rocks Hut zurück. Als wir dort ankommen, ist es 10:30 Uhr, und wir laufen nun in die richtige Richtung, zur Hacket Hut.
Anfangs versuchen wir noch, durch schnelles Laufen die Zeit irgendwie wieder reinzuholen. Schnell kommen wir aber an unsere Grenzen, denn die Wege sind stark überwurzelt und immer wieder durch umgestürzte Bäume blockiert. Mal müssen wir drüber steigen, mal unten durch kriechen. Der Pfad, dem wir folgen, ist immer schwerer zu erkennen, wir laufen durch Gebüsch und Sträucher und müssen immer wieder mit der App vergleichen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind.
In einem Moment, wo wir wieder überlegen, ob es jetzt rechts oder links durchs Gebüsch geht, hat Danny ein dringendes menschliches Bedürfnis. Während ich nach dem Weg suche und sich Danny im Dickicht erleichtert, stellen wir anschließend fest, dass der Weg genau dort entlang führt, wohin er sich gerade zurückgezogen hat. Danny muss lauthals lachen und ich denke an Simon und all die anderen Wanderer, die hier noch entlang müssen.
Viel Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, habe ich nicht, denn der Weg ist kein Weg mehr und die Richtung ist nur zu erahnen. Alles ist zugewuchert und überwachsen. Immer tiefer schlagen wir uns mit unseren Wanderstöcken durch den Busch, stolpern über umgestürzte Bäume oder versinken schlagartig in einer kleinen Grube. Irgendwann sagt mir mein Bauchgefühl, DAS kann nicht mehr der Weg sein. Ich bekomme Panik, denn um mich herum ist ein Wust und Chaos aus Bäumen und Büschen. Mit dem Handy in der einen und den Wanderstöcken in der anderen Hand versuchen wir auf die schwarze Linie zu kommen, die uns signalisiert, wir sind wieder auf dem Weg. Ein paar Nervenzusammenbrüche später ist es soweit und wir sind wieder auf der Linie. „Weg“ kann man es trotzdem nicht nennen. Unsere Beine und Knie sind zerkratzt und zerschrammt, aber das ist egal, Hauptsache, ich bleibe nicht für immer im Wald verschwunden.
Völlig verschwitzt und noch etwas aufgewühlt durch unsere Verlauf-Aktion, kommen wir in der Browning Hut an. Sie ist nur unser kleiner Zwischenstopp, und wir gönnen uns hier eine kleine Pause. Danny kocht eine Tomatensuppe aus der Tüte und nach der ganzen Aufregung tut mir das Süppchen voller Zusätze und Geschmacksverstärker doch erstaunlich gut.
Nach 15 Minuten geht’s weiter, nur noch 3 Kilometer bis zur Hacket Hut, unserem heutigen Tagesziel. Der Weg dorthin wird nochmal ein bisschen herausfordernd, es hat einen sogenannten „Washout“ gegeben, der Fluss hat während einer Flut Teile des Ufers weggerissen, so dass hier erhöhte Vorsicht geboten ist. Wir klettern runter und hoch, wieder runter und wieder hoch. Vollkommen erschöpft erreichen wir dann endlich die Hacket Hut.
Eine junge Studentin ist bereits dort und hat den Ofen der Hütte angeheizt. Wir wundern uns darüber, denn es sind über 20 Grad. Dann erklärt sie uns, dass sie ihren Kocher vergessen hat und ihr Essen über dem Ofen warm machen will. Wir beschließen, das Zelt aufzubauen, da sind wir für uns und haben unsere Ruhe. Im nahegelegenen Fluss füllen wir unsere Wasserflaschen auf. Er ist so klar und rein, während wir so verschwitzt und schmutzig sind. Ich überlege nicht lange, ziehe mich nackig aus und tauche ins eiskalte Wasser ein. Danny ist freudig überrascht: Noch nie war ich vor ihm im Wasser, erst recht nicht, wenn es so eiskalt ist. Mein Bedürfnis nach Sauberkeit siegt über meine Kälteempfindlichkeit. Es ist herrlich, nach einem langen und anstrengenden Tag in den Bergen in diesen kühlen Fluss zu steigen. Danny geht auch baden und im Anschluss lassen wir unsere Körper an der Luft trocknen. Das macht uns zur Zielscheibe für unzählige Sandfliegen, die es hier auf der Südinsel zuhauf gibt. Sie laben sich am menschlichen Blut, ihre Stiche jucken fürchterlich. Hier hilft nur die harte Chemie-Keule aus Spray mit Deet. Danny dieselt sich wie verrückt damit ein und verreibt das Zeug mit den Händen. Später sind plötzlich seine Lippen taub. Er muss sich nach dem Einsprühen aus Versehen ins Gesicht gefasst haben.
Als wir schon fast schlafen gehen wollen, kommen noch Bénédicte und Victor aus Frankreich, beide super jung. Er ist Ultra-Marathon-Läufer und sie hat eine leichte Knie-Verletzung, weswegen er ihr Gepäck zusätzlich mit trägt. Sage und schreibe 35 Kilo schleppt er durch die Berge, während seine Freundin einen leeren Rucksack trägt. Aber die beiden sind sympathisch und wir plaudern noch ein wenig, bevor wir endlich ins Zelt in unsere Schlafsäcke kriechen. Im Gegensatz zu der Hütte vom Vorabend schlafe ich heute schnell ein. Flussrauschen statt Schnarch- und Reißverschluss-Alarm, welch ein Glück!Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 90
- Saturday, February 17, 2024 at 9:08 AM
- ☁️ 17 °C
- Altitude: 319 m
New ZealandHacket Creek41°25’25” S 173°14’39” E
Von atemlos bis atemberaubend
February 17, 2024 in New Zealand ⋅ ☁️ 17 °C
Ich bin sehr zeitig wach, habe Kopfschmerzen und richtig Schiss. Denn heute geht es offiziell los mit den Etappen durch die Ranges. Laut Höhenprofil, das wir uns gestern Abend gemeinsam angeschaut haben, geht’s gleich steil hoch. Innerhalb von nur 5 Kilometern steigen wir von 300 auf 1200 Höhenmeter. Ich kann mir nicht vorstellen, dies zu bewältigen und suche eine letzte „Fluchtmöglichkeit“ aus diesem Abenteuer. Die junge Studentin, die gestern die Hütte total überheizt hat, geht heute wieder zurück in die Zivilisation, sie wollte vom Uni-Alltag nur mal eine Pause machen. Ich überlege, ob ich mit ihr mitgehe und teile Danny heulend meine Idee mit. Er ist davon natürlich alles andere als begeistert, welch eine Überraschung. Er verspricht mir, dass wir uns für diesen Anstieg ganz viel Zeit nehmen, ausreichend Pausen dazwischen einlegen und er fest an mich glaubt. Wenn es gar nicht anders gehen sollte, würde er sogar meinen Rucksack tragen.
Das junge französische Paar ist schon in Aufbruchstimmung und wir setzen uns noch einen kurzen Moment zu ihnen an den Tisch. Beim Anblick ihrer großen Essenstüte werde ich neidisch. Die können sich so richtig schön die Bäuche vollschlagen. Danny isst ein paar Löffel Milo Pops und ich reiße eine kleine Müsli-Tüte auf. Da wir keine Milch haben, gießen wir heißes Wasser drüber. Es schmeckt einfach nur trostlos.
Weil wir auf einer Wiese nahe dem Fluss übernachtet haben, ist unser Zelt klatschnass. So packen wir es dann auch zusammen und Danny muss dadurch ein paar Gramm mehr Gewicht mit nach oben schleppen. Die Franzosen sind schon längst aufgebrochen, als wir uns auf den Weg machen. Bevor es nach oben geht, müssen wir 3 x den Fluss überqueren. Zuerst hüpfen wir auf den größeren Steinen rüber, aber dieses Unterfangen ist echt heikel. Die Gefahr, auszurutschen, ist einfach zu groß. Danny gibt mir seine billigen Crocs Sandalen, die er für ein paar Dollar erstanden hat. Damit laufe ich jetzt direkt durch den Fluss und stehe sicher. Es ist ein richtig tolles Gefühl, wenn das eiskalte Wasser die Füße umspült.
Ein paar Minuten später ist nix mehr toll. Es geht steil und brutal nach oben. Jetzt heißt es vor allem, ganz ruhig atmen und einen Schritt vor den anderen setzen. Ich keuche schnell und schaue nach oben. Aber genau das ist der Fehler. Danny ist mir weit voraus und der Anstieg nimmt kein Ende. Ich muss versuchen, meinen Atem zu beruhigen. Dann fällt mir das Gayatri Mantra von meiner Lieblings-Mantra-Band, Deva Premal und Miten, ein. Ich singe innerlich dieses Mantra, passend zu meinen Atemzügen. Und dann passiert etwas Unglaubliches: Ich werde tatsächlich ganz ruhig und steige sehr langsam, aber Schritt für Schritt nach oben. Als wir ungefähr bei der Hälfte sind, machen wir eine kleine Pause und teilen uns einen halben Camembert mit ein paar Kräckern. Danach geht’s weiter und 1,5 Stunden später haben wir tatsächlich unsere erste Hütte erreicht, wo wir pünktlich um 12:30 Uhr eine kleine Mittagspause einlegen. Das Wetter ist perfekt, die Aussicht grandios. Ich bin plötzlich soooo froh, hier zu sein und kann mich an dem Panorama gar nicht satt sehen.
Ab hier folgen wir jetzt nur noch Pfählen, die orange in den Geröllfeldern leuchten. Sie führen uns hinauf auf 1500 Höhenmeter zum Mount Starveall. Immer wieder bleiben wir stehen, es ist zwar sehr windig, aber die Sicht ist heute klar und wir können weit in die Ferne blicken. Durch einen Wald kommen wir auf den nächsten Bergrücken und sehen von dort unsere nächste Hütte, die Slaty Hut. Sie ist unglaublich schön gelegen und das Beste ist, außer uns ist noch niemand da.
Es ist erst 16:30 Uhr und wir haben genug Zeit, den Abend zu genießen. Wir kochen, essen, laufen ein bisschen herum und freuen uns, dass wir ganz allein sind. „Glaubst du, es kommt noch jemand?“, fragt mich Danny. Ich bin mir sicher, dass wir allein bleiben werden. Diese Sicherheit wird kurze Zeit später aufgelöst. Gegen 18:30 Uhr kommen Julia und Romain, wieder ein sehr junges französisches Paar.
Sie haben die Etappen, die wir in den letzten zwei Tagen absolviert haben, in nur einem Tag geschafft. Ich bin total frustriert und enttäuscht. Zum einen, weil wir jetzt nicht mehr allein sind und zum anderen, weil mir meine eigene Etappen-Leistung plötzlich klein erscheint gegen die der Franzosen.
Sie sind total verschwitzt vom Tag und hängen in der Hütte ihre nassen Sachen auf die Leine. Ihr Englisch ist nicht besonders gut, so dass wir wenig miteinander sprechen. Es „menschelt“ auch nicht so zwischen uns.
Danny kann meine Enttäuschung überhaupt nicht verstehen und sagt, ich solle mich nicht vergleichen. Das macht nur unglücklich. Später liegen wir zu viert in der Hütte und ich kann lange nicht einschlafen. Die vielen Eindrücke des Tages und der „spezielle“ Geruch der anderen Wanderer halten mich davon ab. Doch irgendwann übermannt mich der Schlaf. Danny, der keine Ohropax hat, wird von der Mäuse-Party, die unter der Hütte stattfindet, wachgehalten. Es knirscht, knabbert und knuspert stundenlang unter den Dielen. Danny lauscht dem nächtlichen Treiben mit einer Mischung aus Horror und Erstaunen. Er ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Mäuse seine Spur aufgenommen haben und er jetzt auf ihrer Fahndungsliste steht.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 91
- Sunday, February 18, 2024 at 8:00 AM
- ⛅ 10 °C
- Altitude: 1,453 m
New ZealandSlaty Peak41°29’26” S 173°16’42” E
Gipfelstürmer
February 18, 2024 in New Zealand ⋅ ⛅ 10 °C
Das junge französische Paar ist zeitig wach. Angenehmer Kaffeegeruch steigt mir in die Nase und alles in mir ruft: „Macht mir bitte gleich einen mit!“. Leider kommt diese Botschaft nicht an, so dass ich mich aus meinem Schlafsack schäle und schnell was überziehe, denn es ist sehr frisch hier oben in den Bergen. Dafür scheint das Wetter heute fabelhaft zu werden, es ist kaum ein Wölkchen zu sehen, nur das erste Morgenrot der aufgehenden Sonne. Ich wecke Danny und frage ihn, ob er mit auf den Hügel kommt, um den Sonnenaufgang zu sehen. Noch etwas verschlafen klettert er aus dem Doppelstockbett herunter und kommt mit mir mit. Einen Sonnenaufgang sehen wir zwar nicht, doch die Bergkulisse im Morgenlicht ist mindestens genauso schön.
Schnell packen wir unsere Sachen zusammen und sind bereits 7:30 Uhr unterwegs, denn die heutige Etappe ist laut App der schwierigste Teil der Richmond Ranges. Noch spüre ich davon wenig, es geht erstmal entspannt an der Bergkante entlang. Danny immer vorneweg, ich hinterher. Wo ich auch hinschaue, ist die Aussicht spektakulär, ich könnte stundenlang nur dastehen und Fotos machen. Das würde den Abstand zu Danny aber weiter vergrößern, also halte ich mich ran und versuche, aufzuschließen.
Auf Geröll und losem Untergrund steigen wir langsam immer weiter nach oben. An einem besonders schönen Aussichtspunkt legen wir unsere Rucksäcke ab und machen ein kleines Picknick. Außer uns ist niemand weiter da, wir haben eine super Fernsicht und blicken auf Berge und Felsformative. Es scheint, als würden sich sämtliche Probleme, die man so im Alltag mit sich rumschleppt, hier oben in Luft auflösen.
Danach laufen wir weiter Richtung Old Man Hut, wo wir die letzte Cola trinken, die Danny mit in die Berge geschleppt hat. Erst habe ich mich darüber aufgeregt. Aber es geht wirklich nichts über einen guten Schluck Cola, wenn man einen extra Energie-Kick und ein bisschen Motivation braucht.
Unser Weg führt weiter durch den Busch und dann über die Buschlinie zum Gipfel des kleinen Mount Rintoul auf 1643 Höhenmetern. Zwischendurch müssen wir immer mal wieder klettern und über Geröllhaufen nach oben steigen. An manchen Abschnitten habe ich große Angst, abzustürzen oder daneben zu treten. Doch genau da, wo es wirklich etwas kritisch wird, weicht Danny nicht von meiner Seite und hilft mir über die Felsvorsprünge zu klettern. Im Großen und Ganzen ist bis hierhin noch alles ok. Und in meiner Naivität denke ich, die Etappe sei so gut wie geschafft, schließlich bin ich ja oben. Genau, aber eben nur oben. Und nicht ganz oben. Denn jetzt kommt noch ne Schippe obendrauf.
Wir blicken auf einen gegenüberliegenden Felsen, auf dem an der linken Seite eine kleine Mini-Spur zu erkennen ist. „Da schicken die uns nicht rauf. Da sind doch gar keine Pfähle“, sage ich noch zu Danny. Er schaut erst auf die App und dann mitleidig auf mich. „Ich fürchte, doch.“ Fassungslosigkeit macht sich in mir breit, gepaart mit Angst. Ernsthaft? Da rauf? „Sieht doch erstmal ganz entspannt aus. Geht geradeaus hoch, ist machbar“, sagt Danny und dann läuft er auch schon los. Ich dackele mit einem flauen Gefühl im Magen hinterher.
An Aussicht genießen ist jetzt nicht mehr zu denken, denn ich muss bei jedem Schritt genau hinschauen, wohin ich trete. An einem sehr steilen Geröllfeld klettern wir hoch, zuerst Danny, dann ich. Die Steine geben immer wieder unter unseren Füßen nach. Ich habe das Gefühl, jeden Moment eine Steinlawine auszulösen, die mich mit nach unten reißt. Endlich oben angekommen, können wir erstmal verschnaufen. Auf der Kante läuft es sich super und anscheinend haben hier schon mal besonders mutige Wanderer gezeltet. Ein Windschutz aus Steinen im Halbkreis ist hier aufgebaut.
Der Weg nach unten ist leider genauso unwegsam und unangenehm. Wir schlittern und rutschen auf losen Steinen nach unten. Mehrfach falle ich hin. Zum Glück bin ich darauf vorbereitet und lande jedes Mal auf meinem Allerwertesten. Ein spitzer Stein gräbt sich tief in meine Haut und hinterlässt einen großen lila-grün-blau gefärbten Fleck.
Die Schlittenfahrt ist genau 17:30 Uhr zu Ende. Wir erreichen fix und foxi die Mount Rintoul Hut. Das junge französische Paar ist schon seit Stunden da und hat sich in der Hütte ausgebreitet. Wir beschließen, unser Zelt aufzubauen, damit wir genug Raum und Platz für uns haben. Unsere Rucksäcke lassen wir wie immer draußen unter dem Vorzelt, diesmal sehr zur Freude von Familie Maus. Der Müll, denn Danny seit Tagen mit sich rumträgt, hat sie vermutlich angezogen. Doch Danny ist viel zu müde, um sich über angefressene Mülltüten Sorgen zu machen. Er liegt schon schon friedlich vor sich hin schnarchend in seinem Schlafsack und träumt von einem großen Bier, wenn wir wieder in der Zivilisation angekommen sind.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 92
- Monday, February 19, 2024 at 7:54 AM
- ☁️ 15 °C
- Altitude: Sea level
New ZealandRuby Bay41°13’55” S 173°5’58” E
Hüttenzauber
February 19, 2024 in New Zealand ⋅ ☁️ 15 °C
Der Wind weht kräftig gegen die Außenwand vom Zelt und ab und zu spüre ich einen kalten Luftzug in meinem Gesicht. Es ist noch sehr früh, vielleicht kurz nach 6 Uhr. Aus der Hütte ist aber schon Krach zu hören, es klingt, als würde das französische Paar dort alles auf den Kopf stellen. Kurze Zeit später stapfen sie mit Stirnlampen ausgerüstet an unserem Zelt vorbei und ziehen los in die nächste Etappe. Die spinnen doch, die Franzosen.
Immerhin hat ihr zeitiger Aufbruch den Vorteil, dass wir jetzt in die Hütte und in Ruhe für uns frühstücken können. Es wird ungemütlich und stürmisch, erste Regentropfen prasseln auf das Zelt. Das Wetter hat eindeutig gewechselt. Ich überlege kurz, welche Auswirkungen das auf unsere heutige Etappe haben könnte. Ganz so hoch wie gestern müssen wir zwar nicht klettern, es geht „nur“ auf den Purple Top, ein kleiner Gipfel, der auf 1532 Höhenmetern liegt. Dennoch beschleicht mich das unangenehme Gefühl, dass es da oben heute ziemlich rau zugehen könnte.
Ich will mir das gar nicht länger ausmalen und vorstellen, denn ich friere und alles fängt schon wieder an, nass und klamm zu werden. Wir schleppen so schnell wir können unsere Sachen in die Hütte und bereiten alles fürs Frühstück vor. Ich brauche dringend einen heißen Kaffee. Danny kramt im Essensbeutel und ruft plötzlich: „Ach du Scheiße, guck mal!“. Seine Milo Pops, die er zum Frühstück essen will, sind angefressen. Er inspiziert und untersucht alles gründlich. Die Instant Nudeln sind auch angefressen, obwohl sie eingeschweißt waren. Danny flucht und hält den leeren Essensbeutel hoch. Da sehe ich es auch, das kleine Loch, was den Mäusen die Tür zum Schlaraffenland geöffnet hat. Ich muss lachen, denn ich habe eine angebrochene Packung Kräcker im Rucksack. Bei mir war keine Maus. Aber ich stehe auch nicht auf der Fahndungsliste. Bei mir gibt’s nicht viel zu holen.
Danny überlegt, ob er die Milo Pops noch essen kann. Er hat Sorge, die Mäuse könnten etwas hinterlassen haben, das aus ihrem Verdauungstrakt kommt. Aus Mangel an Alternativen entscheidet er sich letztlich für das Risiko. Außerdem haben wir zu wenig Essen dabei, als dass wir uns diese Art von Mäkelei leisten könnten.
Aufgrund des Wetters wollen wir bald los und verstauen unsere Sachen. Danny zieht am Reißverschluss vom Hauptfach seines Rucksacks und hat ihn plötzlich in der Hand. Katastrophe! Die Mäuse haben sich durch seinen Reißverschluss ins Innere seines Rucksacks geknabbert. Der absolute Super-GAU. Jetzt, wo wir in den Richmond Ranges sind, ist die nächste Reparaturmöglichkeit mehrere Tage entfernt.
Zum Glück lautet Dannys Credo: „Kein Problem!“ Jetzt kommen erstmalig die Kabelbinder zum Einsatz, die wir für derartige Fälle mitgenommen haben. Er fixiert und verbindet sie miteinander am Rucksack, so dass er das Fach weiter nutzen kann. Darüber stülpt er noch den Regenüberzug und fertig ist der Lack.
Nebel zieht herein und bevor wir gar nichts mehr sehen, wollen wir den Gipfel vom Purple Top längst hinter uns gelassen haben. Das Wetter ist heute ein riesengroßer Unterschied zum gestrigen Tag. Mit langen Sachen und Wollmütze ausgestattet, keuche ich mich wieder Meter für Meter nach oben. Dort geht ganz schön die Post ab, meine Lust, hier zu verweilen, ist gering, genauso wie die Aussicht. Ich will so schnell wie möglich vom Gipfel runter in den geschützten Wald. Dennoch wage ich einen Blick auf die im Nebel verschwindenden Berge und kann tatsächlich etwas Romantisch-Mystisches daran finden.
Eine kurze Schlitter- und Rutschpartie bringt uns zum Glück bald nach unten in den geschützten Wald. Der Wind ist hier nicht mehr so stark zu spüren und der Zauberwald hält den Regen etwas von uns ab. Tatsächlich habe ich ein bisschen das Gefühl, dass Gandalf oder Frodo aus „Herr der Ringe“ hier jeden Moment hinter einem Baum hervorspringen. Plötzlich knackt und knistert es, wir hören Schritte. Gandalf? Nein, es ist Guillaume aus Frankreich, ein Wanderer, der northbound, also in die entgegengesetzte Richtung wie wir wandert. Zu unserem allergrößten Erstaunen trägt er zusätzlich zu seinem Rucksack eine Violine bei sich. Als wir uns vorstellen und er hört, dass wir Deutsche sind, spricht er mit uns auf Deutsch weiter. Wir unterhalten uns kurz und fragen, woher er die Sprache gelernt hat. Er erzählt uns, dass er gern Gedichte von Hölderlin und Goethe liest. Manchmal trifft er auf Wanderer mit einer Gitarre und dann würden sie zusammen musizieren. Wir sind begeistert und gleichzeitig fragen wir uns, wie er die Violine heil über die Gipfel bringen will. Es gibt es nichts, was es nicht gibt, alles ist möglich im Leben. Wer etwas will, findet immer Wege und Lösungen. Guillaume ist der beste Beweis dafür.
Ich friere bis auf die Knochen und zittere vor Kälte. Wir beschließen, mitten im Wald eine kleine Suppe zu kochen. Um den Gaskocher vor dem Wind zu schützen und damit Gas zu sparen, stellt Danny seine Alu-Sitzmatte schützend davor. Eine Windböe drückt sie plötzlich an den brennenden Kocher und sie verschmort ziemlich. Statt Schmorbraten hat er nun eine Schmormatte.
Bis zur Mid Wairoa Hut laufen wir durch einen Wald, wo der Weg am Ende nochmal richtig steil und rutschig zum Wairoa River runterführt. Auf 3km geht es 600m nach unten. Zwischendurch immer wieder Regen, ich bin heilfroh, jetzt nicht mehr auf einem Gipfel zu stehen. Plötzlich überkommt Danny die Idee, dass wir doch heute weiter als bis zur geplanten Hütte laufen könnten und dann einfach irgendwo im Wald wild campen. Dann wäre der lange und steile Anstieg, der uns morgen erwartet, nur noch halb so lang. Mir klappt die Kinnlade runter und ich bekomme sofort schlechte Laune. In diesem nassen und kalten Wald ein Zelt aufbauen? Ohne mich! Außerdem gibt es keine gerade Fläche, wo das Zelt stehen könnte, alles ist schräg und überwurzelt. Wie das Zelt nach so einer Nacht im Wald aussieht, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Es kostet mich ein bisschen Kraft und Energie, Danny davon zu überzeugen, nur bis zur Mid Wairoa Hut zu laufen. Am Ende lenkt er ein und ich bin heilfroh, als wir endlich dort ankommen und bei einer heißen Tasse Kaffee im Trockenen sitzen.
Die Hütte ist noch relativ neu und mit dicken Matratzen ausgestattet. Danny und ich machen es uns oben gemütlich, ein bisschen hat es was von Ferienlager. Unten liegen Hugo aus Holland und ein älterer Mann aus Neuseeland. Auch sie laufen in die entgegengesetzte Richtung und erzählen von ihrer heutigen Etappe, die uns morgen bevorsteht. Es soll „interessant“ werden und ich ahne dabei nichts Gutes. Ich will jetzt noch nicht an morgen denken, sondern mich in dieser Hütte einfach nur ausruhen. Es ist eine 8-Bett-Hütte, aber wir bleiben nur zu viert. Nicht auszudenken, wie eng es hier werden kann, wenn tatsächlich 8 Leute hier drin schlafen. Es ist die erste Hütte, in der ich es richtig gemütlich finde und mich wohl fühle. Welch ein Hüttenzauber! Fehlt nur noch der Glühwein.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 93
- Tuesday, February 20, 2024 at 8:38 AM
- ☀️ 11 °C
- Altitude: 420 m
New ZealandBushy Top41°34’40” S 173°7’10” E
Ein Ziegenpfad über dem Fluss
February 20, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 11 °C
Obwohl die Matratzen in der Mid Wairoa Hut sehr dick und bequem sind, habe ich nicht gut geschlafen. Hugo aus Holland ist als Erster auf den Beinen. Wir anderen tun es ihm gleich und versuchen, uns beim Kaffeekochen nicht in die Quere zu kommen.
Meine morgendliche Wäsche ist ein Feuchttuch, denn das ist - neben den Flüssen - die einzige Möglichkeit der Körperhygiene. Zuerst fahre ich mir damit übers Gesicht, dann unter die Achseln und zum Schluss durch den Intimbereich. Anschließend kommt es in eine Ziplock Tüte, wo wir den Müll der letzten Tage sammeln. Einen kleinen Mini-Deo-Stick haben wir auch dabei und bauen fest darauf, dass diese kleinen Maßnahmen unseren Körpergeruch in Schach halten.
Auf der Tagesordnung stehen heute 8 Flussüberquerungen. Normalerweise lässt man dafür seine Schuhe an und hat im Idealfall ein zweites Paar dabei, was immer trocken bleibt. Das zieht man dann abends in der Hütte oder auf dem Zeltplatz an. Da ich keine Lust habe, mit kalten Füßen in nassen Schuhen durch die Gegend zu laufen, frage ich Danny, ob ich wieder seine Crocs anziehen kann. „Kein Problem!“ - sagt Danny. Wir verabschieden uns von den anderen Wanderern und wünschen uns gegenseitig alles Gute für den weiteren Weg. Kurz nach 8 Uhr stiefeln wir los.
Unser Weg führt uns entlang dem Wairoa River. Moment mal, sagte ich „Weg“? Das hier ist maximal ein Ziegenpfad, der über einem Fluss hängt. Der Waldboden ist an einigen Stellen so stark erodiert, dass gerade mal ein Fuß auf den schmalen Pfad passt. In Schlangenlinien geht es entweder steil runter zum Fluss oder steil nach oben. Teilweise ist der Hang etwas abgerutscht, so dass wir genau hinschauen müssen, an welche Stelle wir treten, damit uns nicht das gleiche passiert. Wir hangeln uns an einer Felswand entlang, an der ein Metallseil befestigt ist - die einzige Möglichkeit, Halt und Stabilität zu finden. „Nur nicht nach unten schauen“, denke ich, und bin mit meinen Nerven schon wieder total am Ende.
Nach der Überquerung der Gipfel und dem Klettern über steile Geröllhalden dachte ich, die schwierigste Sektion sei geschafft. Zu früh gefreut! Dieser Weg ist für mich sehr schwierig zu laufen und technisch überaus anspruchsvoll. Außerdem ist er mental sehr frustrierend, denn ich habe das Gefühl, wir kommen überhaupt nicht voran. Für 1 Kilometer brauchen wir fast 1 Stunde. Die angegebene Zeit von 4,5 Stunden bis zur Top Wairoa Hut, wo wir eine Mittagspause einlegen wollen, können wir niemals einhalten.
Jetzt geht es gerade mal mit der ersten Flussüberquerung los. Ich ziehe meine Schuhe und Socken aus und binde alles an meinem Rucksack fest. Dann schlüpfe ich in Dannys Crocs und laufe durch den Fluss. Danny hüpft derweil freudig von Stein zu Stein und ist am Ende sogar schneller am anderen Ufer als ich. Weil der Weg dann wieder durch unwegsames Gelände führt, ziehe ich meine Wanderschuhe wieder an. Die Socken über die noch nassen Füße zu ziehen, ist eine friemelige Angelegenheit. Danny wartet geduldig. Blöd ist nur, dass das jetzt die ganze Zeit so weitergeht, denn es warten noch 7 weitere Überquerungen. Jedes Mal dieses An- und Ausgeziehe der Schuhe und Socken, es nervt total und nimmt zusätzlich nochmal viel Zeit in Anspruch. Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum grundsätzlich empfohlen wird, die Schuhe nicht zu wechseln und man alles mit einem Paar laufen soll, egal, ob durch Wald, Wiesen, Flüsse. Nasse Füße gehören auf der Südinsel leider zum Trail-Alltag.
Nach 5,5 Stunden treffen wir endlich in der Top Wairoa Hut ein - eine Stunde später als angegeben. Wir packen ein paar Instant Nudeln aus und wollen uns eine kleine Suppe daraus kochen. Jacinda, eine Neuseeländerin mit auffällig großer Brille, gesellt sich zu uns. Sie ist „Section Hiker“, läuft also nur bestimmte Teile vom Trail. Sie wirkt sehr „sphärisch“ und hat gleichzeitig eine sehr erfrischende Art. Auf alles, was wir ihr von uns erzählen, reagiert sie überschwänglich erfreut. Meine Laune hebt sich dadurch wieder etwas. Gegen 14:30 Uhr brechen wir auf zur Hunters Hut, fast schon etwas spät, denn 5 Stunden sind dafür angegeben.
Es geht mal wieder extrem steil nach oben! Ich komme schnell außer Puste und mit jedem Schritt schwindet meine Kraft. Dazu kommt, dass sich die Landschaft jetzt drastisch verändert, wir betreten die „Red Hills“. Sie sind Teil des Nelson Mineral Belt. Die Erde ist hier sehr reich an Eisen, Magnesium, Kobalt und Nickel, was den Steinen eine leuchtend rote und orange Färbung verleiht. Über diese scharfkantigen und schroffen Steine soll ich jetzt kilometerweit meinen Rucksack tragen. Ich kann nicht mehr und muss immer wieder weinen. Danny „the machine“ trägt meinen Rucksack und nimmt mir damit eine große Last ab.
Die orangefarbenen Pfähle führen wieder steil nach oben auf einen Gebirgs-Sattel. Nebel zieht auf und es weht ein kühler Wind. Der nächste Pfahl ist kaum noch zu erkennen. Wir laufen über einen exponierten Grat und überwinden eine Kammschulter unterhalb des 1.600m hohen Mount Ellis. Ein älterer Herr mit weißen Haaren kommt uns entgegen. Er sieht ganz zerzaust aus. Er läuft in die entgegengesetzte Richtung und will es heute noch bis zur Top Wairoa Hut schaffen, von der wir schon vor Stunden aufgebrochen sind. Ich möchte nicht mit ihm tauschen, denn sein Weg ist noch weit.
Im Endeffekt jedoch bedeuten Kilometer-Angaben hier gar nichts. Alles hängt vom Terrain und Höhenprofil ab. Wir können die Hunters Hut aus der Ferne erkennen, nähern uns ihr aber nur schleppend. In einem unachtsamen Moment falle ich nach vorn auf meine Knie. Ich schreie und Danny blickt erschrocken auf mich. Alles dran? Ja, alles dran. Nur Schürfwunden, ich stehe auf und weiter geht’s.
Wir laufen und laufen und laufen. Es dämmert schon und wir sind immer noch nicht da. Der Weg führt uns wieder nach unten zum Motueka River, den wir überqueren müssen. Unsere letzte Flussüberquerung für heute. Am anderen Ufer teilt uns ein Schild mit, dass es von hier nur noch 15 Minuten bis zur Hunters Hut sind. Leider gehen die steil bergauf. Ich weiß nicht mehr, wie ich da hoch gekommen bin. Meine Füße und Beine haben mich einfach dahin getragen.
Kurz nach 20 Uhr öffnen wir die Tür zur Hunters Hut und treten, nein, fallen hinein. Zwei Frauen liegen schon auf ihren Matratzen, Uli und Jamie. Sie begrüßen uns sehr freundlich und fragen, wo wir her kommen. Während ich Wasser hole fürs Abendessen, höre ich, wie Danny die Mädels in der Hütte unterhält. Ihr Gekicher und Gelächter dringt bis nach draußen. Ein Gefühl des Angekommen-Seins macht sich breit, auch wenn es nur für ein paar Stunden ist. Ich genieße die letzten Momente der Aussicht, bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 94
- Wednesday, February 21, 2024 at 8:10 AM
- ☀️ 9 °C
- Altitude: 845 m
New ZealandWaimea County41°35’58” S 173°0’11” E
Steinige Wege
February 21, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 9 °C
Es ist ein sehr kühler Morgen und ich ziehe alle Jacken an, die ich habe. Die Aussicht von der Hunters Hut auf die Berge ist phänomenal und die aufgehende Sonne erzeugt ein ganz besonderes Licht. Wir stehen draußen auf der Veranda und genießen die Ruhe und Stille an diesem wunderschönen Ort. Uli und Jamie sind schon längst in ihre Etappen aufgebrochen. Wir sind für uns allein und in der Hütte sehe ich erst jetzt an der Wand eine Art Gedenkschrift mit zwei Fotos von zwei Männern. Es sind Russell Griebel und Bob Waldie, zwei Jäger, die beide während ihres Dienstes ums Leben kamen, als die alte Bush Edge Hut durch eine Sturzflut im Februar 1995 überflutet und weggerissen wurde. Ihnen zu Ehren wurde die heutige Hunters Hut errichtet, in der auch ein paar Gegenstände aus der Bush Edge Hut wiederzufinden sind. Das tragische Schicksal der beiden Jäger macht mich sehr betroffen. Wie schnell sich das Wetter hier von einem Moment auf den anderen ändern kann, ist für mich immer noch schwer vorstellbar. Einige Neuseeländer haben schon zu uns gesagt, manchmal gäbe es vier Jahreszeiten an einem Tag.
Nach einem dürftigen Frühstück laufen wir los und leider geht’s schon wieder steil nach oben. Die Anstrengung der letzten Tage, das wenige Essen und die morgendliche Kälte haben mich kraftlos und steif gemacht. Alle paar Schritte muss ich stehen bleiben und warten, bis sich der Atem wieder beruhigt. Ein kleiner Snack würde mir jetzt gut tun, aber wir haben nur noch 2 Päckchen Instant Nudeln und 1 gefriergetrocknetes Essen. Die Nudeln gibt’s zum Mittag und das gefriergetrocknete Essen zum Abendbrot. Ich weiß nicht, was uns dazu bewogen hat, so wenig Nahrung einzukaufen. Vermutlich glaubten wir, mit leichten Rucksäcken besser über die Berge zu kommen. Was uns das an Kraft und Energie abverlangt, haben wir nicht geahnt.
Immer wieder geht’s rauf und runter, über Felsen und zerklüftetes Gestein. Ohne Wanderstöcke wären diese Etappen unmöglich. Wir laufen über Felder mit zigtausenden roten Steinen, überqueren Flüsse und erreichen nach 4,5 Stunden die Porters Creek Hut. Dort treffen wir auf Franka und Dirk aus Jena. Sie sind ein paar Jahre älter als wir und laufen den Trail in die entgegengesetzte Richtung. Es ist echt schön, mal zwei „Ossis“ auf dem Trail zu treffen und wir haben gleich eine gute Gesprächsbasis. Als sie ihre Nussriegel auspacken und genüsslich reinbeißen, tropft mir der Zahn. Ich habe Hunger und bin kurz davor, sie zu fragen, ob sie mir einen abgeben. Danny hat die Nudeln überbrüht und reicht mir den Topf. Aus praktischen Gründen essen wir gleich direkt daraus und schlürfen die überwürzte Brühe. Wenigstens bekommen wir so wieder ein paar Salze zugeführt. Gegen 13 Uhr verabschieden wir uns und laufen unsere zweite Tages-Etappe bis zur Red Hills Hut. Wenn wir da heute Abend ankommen, können wir morgen Vormittag direkt nach St. Arnaud reinlaufen und wären raus aus den Richmonds. Wir können essen, uns waschen und einen kleinen Erholungs-Urlaub planen. Wahnsinn! Das Paradies scheint zum Greifen nah!
Bis zur Red Hills Hut sind es jedoch noch 10,5 Kilometer, die wieder mit 5 Stunden angegeben sind. Hoch und runter, gerölliger und unebener Boden, Flussüberquerungen, Klettern - wieder das ganze Programm. Die Etappe zieht sich ewig in die Länge und zum Schluss wird’s auf der Wiese auch nochmal ein bisschen schlammig. Am Horizont ist sie erst ganz klein zu erkennen. Aber mit jedem Schritt kommen wir ihr näher, der Red Hills Hut. Kurz vor 19 Uhr erreichen wir sie und sind die Ersten. Gleich danach kommt Jack aus Australien, ein sehr junger Wanderer, der uns viele Tipps gibt. Später treffen noch alte Bekannte ein: Mike und Ryan aus den USA. Wir kennen sie von der Whanganui River Kanu-Tour. Die Wiedersehensfreude ist groß und wir tauschen uns über unsere Erlebnisse aus. Als ich später im Schlafsack liege und langsam Ruhe in der Hütte einzieht, denke ich: Nur noch 1x schlafen, dann geht’s raus aus den Richmonds. Vom Naturparadies zurück in die Zivilisation. Dort warten warmes Wasser, Seife und Essen auf mich. Ich freue mich sooo sehr darauf!Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 95
- Thursday, February 22, 2024 at 10:02 AM
- ⛅ 15 °C
- Altitude: 531 m
New ZealandTop Two41°45’46” S 172°58’17” E
Das Wunder des Alltäglichen
February 22, 2024 in New Zealand ⋅ ⛅ 15 °C
Heute geht’s raus. Nicht raus IN die Berge sondern raus AUS den Bergen. Aus den Richmond Ranges. Nach 7 Tagen im schönsten Naturpanorama geht’s heute ins Schlemmerparadies. Bei strahlendem Sonnenschein laufen wir hinab ins Tal, während hinter uns die Berge liegen, die wir erklommen haben. Die Kulisse ist malerisch und irgendwie kann ich immer noch nicht so richtig glauben, dass wir dort jetzt 7 Tage von Gipfel zu Gipfel gehüpft sind - und das mit unseren schweren Rucksäcken.
Anna aus Irland hält für uns an und fährt uns die letzten 11 Kilometer ins Gebirgsdorf St. Arnaud. Kurz vorher haben wir extra noch unsere T-Shirts gewechselt und frische Sachen angezogen. Anna hält die Fenster beim Fahren geschlossen, das lässt in mir die Hoffnung aufkommen, dass sich unser Geruch in Grenzen hält. Oder sie hat Corona.
Nachdem wir unseren Müll der letzten Tage am Gemeindehaus abgeladen haben, steuern wir direkt die Alpine Lodge an für die große Völlerei. Wir bestellen zwei Kaffee, eine Cola, ein Bier und zwei Cheese Scones (eine Art hohes Weizenbrötchen) mit Butter. Der Kellner bittet uns, kurz Platz zu nehmen und ich nutze die Zeit für eine kleine Restauration auf der Toilette. Ich kann nicht glauben, dass ich plötzlich vor einem Dyson Airblade Wash & Dry stehe. Ich wasche mir gefühlt eine Ewigkeit die Hände und genieße den Luftstrom, der beim Trockner aus der Düse kommt. Was für ein Luxus. Zurück im Gastraum liegt mir das Nasch-Paradies zu Füßen bzw. vor mir auf dem Tisch. Die Scones sind noch lauwarm und die Butter schmilzt auf der Kruste. Und wir schmelzen dahin, als wir hineinbeißen. Geschmacksnervenexplosion pur! Es sind die besten Cheese-Scones, die wir je gegessen haben.
Danach sind wir immer noch nicht satt und legen noch ne Schippe obendrauf. Wir bestellen uns jeweils eine Pizza. Sie schmeckt wahnsinnig lecker, aber unsere Mägen sind so viel Essen gar nicht mehr gewohnt und reagieren beleidigt. Sie haben keine Lust, so viel auf einmal zu (ver)arbeiten. Wir schaffen gerade mal die Hälfte und packen uns den Rest ein.
Während es in unseren Bäuchen gluckst und gurgelt, überlegen wir, wo wir uns nach der anstrengenden Bergetappe ausruhen und wieder ein paar Gramm zulegen könnten. Danny findet ziemlich schnell eine superschöne AirBnB Unterkunft in Motueka, 28 Kilometer nordwestlich von Nelson, im Tasman District. Allerdings sind es bis dahin 102 Kilometer, etwa 1,5 Stunden Autofahrt. Egal, wir sind positiv gestimmt, dass uns jemand mitnimmt, stellen uns auf die Straße und heben unseren Arm. Es kommen nur wenige Fahrzeuge vorbei. Niemand hält an. Wir sind geduldig. „Das klappt schon“, denken wir und lächeln in jedes vorbeifahrende Auto. Es vergehen 15 Minuten, 30 Minuten, 1 Stunde. Nichts passiert. Ich schaue mich um und nach oben. Direkt auf der Bergspitze sehe ich einen Gleitschirmflieger und beobachte ihn, wie er sanft und ruhig in Kreisen durch die Lüfte segelt. Irgendwann wechseln wir unseren Standort, holen uns eine Cola im kleinen Laden und versuchen es wieder mit trampen. Nach knapp 1,5 Stunden hält ein Campervan an mit zwei jungen Tschechen. Sie sagen, sie seien auf dem Weg nach Motueka und fragen uns, wohin wir wollen. Wir können es nicht glauben. Sie fahren genau dorthin, wohin wir auch möchten. Auf der Rückbank darf zwar offiziell nur 1 Person sitzen, aber das sieht hier niemand so eng. Zur Sicherheit hängen wir die Fensterscheibe mit einem dunklen Tuch ab.
Die beiden Tschechen heißen Stepan und Matêj und wollen sich im nahegelegenen See noch kurz frisch machen. Stepan erklärt uns, dass sie gerade vom Gleitschirmfliegen kommen und sehr verschwitzt sind. Was für ein Zufall, wir sitzen im Campervan von dem Gleitschirmflieger, den ich noch vor einer halben Stunde oben auf dem Berg gesehen habe. Wie krass, dass die beiden ausgerechnet nach Motueka fahren und wir mit nur einem Hitch dorthin kommen.
Die Autofahrt ist sehr lustig und interessant (Wir lernen u.a., dass sich neuseeländische Frauen auf der Dating-Plattform, Tinder, oftmals mit Gewehr und Angelrute präsentieren). Stepan erklärt uns alles übers Gleitschirmfliegen und wie er dazu gekommen ist. Er reißt mich richtig mit und weil ich so begeisterungsfähig bin, will ich am liebsten gleich einen Tandem-Flug mit ihm zusammen machen. „Ihr könnt mich ab Mai in Innsbruck besuchen. Dort biete ich solche Flüge an.“ Wir tauschen die Kontakte aus. Als wir Motueka erreicht haben, gehen wir alle zusammen in den Supermarkt. Als Dankeschön für die Mitfahrt spendieren wir den beiden zwei Flaschen Wein.
Unsere Unterkunft in Motueka ist eine richtige kleine Perle. Zwei Zimmer, ein Bad, eine Küchenzeile und eine große Terrasse. Stephen, unser Gastvater, empfängt uns sehr herzlich und erklärt uns alles, was wir wissen müssen. Er gibt uns hilfreiche Tipps für Unternehmungen und bietet uns an, uns mit zu einem Chorkonzert zu nehmen, was in zwei Tagen stattfindet. Ein Frauen-Vokalensemble aus Berlin, mit dem Namen „Aquabella“ tritt im Riverside Café in Motueka auf - einer alten Pazifisten-Hippie-Christen-Kommune.
Stephen singt selber auch in einem Chor und freut sich schon sehr auf das Konzert. Wir sind neugierig und sagen sofort zu. Die Tage dazwischen hängen wir am Hafen rum und trudeln durch den Ort. Am Veranstaltungsabend nimmt uns Stephen in seinem Auto mit zum Chorkonzert. Wir erleben ein sehr abwechslungsreiches Programm von „Aquabella“. Sie singen in über 20 Sprachen und haben sogar ein Lied auf Māori im Repertoire. Danny und ich sind sehr angetan, solch ein kulturelles Highlight aus Deutschland in Neuseeland erleben zu können. Im Anschluss an das Konzert bedanke ich mich persönlich bei den Frauen auf Deutsch und sage ihnen, wie begeistert ich von ihrem Auftritt bin.
Die Tage in Motueka vergehen wie im Flug und im Nu sind wir schon wieder unterwegs in der nächsten Etappe. Die gehört allerdings nicht zum Te Araroa Trail, wir haben sie uns selbst ausgesucht. Wir wollen den Abel Tasman Costal Way laufen. Entlang an Traumstränden, gelegen in Traumbuchten, überwölbt von Traumwetter, wollen wir das hier noch sehr milde Spätsommer-Klima mit der ein oder anderen Badegelegenheit genießen. Abseits des Weges machen wir uns erneut auf den Weg.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 99
- Monday, February 26, 2024 at 9:32 AM
- ☁️ 15 °C
- Altitude: 284 m
New ZealandUpper Takaka41°2’21” S 172°50’32” E
Von Seefahrern und Traumstränden
February 26, 2024 in New Zealand ⋅ ☁️ 15 °C
Wie erholt man sich von einer anstrengenden alpinen Etappe? Genau, man verlässt den Trail und… wandert - und zwar den 60 km langen Abel Tasman Coastal Way. Dieser Abel Tasman war ein niederländischer Seefahrer und erreichte 1642 als erster Europäer Neuseeland. Selbst ein Asteroid wurde nach ihm benannt. Was er wohl dazu sagen würde, wenn er das wüsste?
Egal, wir müssen uns jetzt darum kümmern, wie wir die 75 km von Motueka nach Wainui Bay kommen. Es ist Montagmorgen und auf den Straßen ist schon viel los. Unser Motto: „Wer mitfahren will, muss freundlich lächeln.“ Das tun wir, aber ich muss zugeben, dass mir die ersten Minuten immer schwer fallen, wenn ich meinen Arm hebe und um eine Mitfahrgelegenheit „bettele“. Ein paar Autos rauschen vorbei, aber das ist normal und Geduld gehört zum hitchen (trampen) einfach dazu.
Nach ein paar Minuten fährt ein größerer Truck rechts ran. Wir sind unsicher und denken, er hat andere Gründe, hier anzuhalten. Aber dann steigt ein junger Mann aus und winkt uns freundlich zu sich. Es ist David, er arbeitet für Treescape, ein Baumpflegebetrieb in der Region Nelson. Er hat im Fahrerhaus noch 2 Plätze frei und dann räumt und schichtet er extra Sachen um, damit wir unsere sperrigen Rucksäcke unterkriegen. Wahnsinn, diese Hilfsbereitschaft! Er nimmt uns knapp 60 Kilometer bis nach Tākaka mit. Er erzählt uns von seinem Job und Leben hier in Neuseeland und dass er eine Schwester hat, die in München Lehrerin ist.
In Tākaka hitchen wir weiter mit einem jungen Mann, der eigentlich nur seinen Müll wegfahren wollte und uns ein Stück mitnimmt. Dann stellt er fest, dass sein Benzin bald alle ist und er nicht ganz so weit fahren kann. Macht aber nichts, jeder Kilometer zählt. Nach 20 Minuten hält eine ältere Frau an, sie will die Kunstgalerie ihrer Freundin besuchen. Bis dahin sind es nur wenige Kilometer. Wir fahren trotzdem mit und nähern uns so stückchenweise unserem Ziel. Ein letzter Hitch noch und wir sind da. Leider kommen jetzt kaum noch Autos vorbei. Es ist warm und wir brutzeln am Straßenrand vor uns hin. Doch dann, nach einer gefühlten Ewigkeit hält ein großer dunkler SUV an. Ein anscheinend sehr reiches Ehepaar aus Kopenhagen nimmt uns bis Wainui Bay mit und ist sehr beeindruckt (gleichzeitig aber auch belustigt), dass wir durch Neuseeland laufen. Das würde für sie nie Frage kommen, sie bevorzugen die bequeme Art des Reisens mit Auto, Schiff oder Flugzeug.
Gegen 12.30 Uhr sind wir endlich in Wainui Bay. Jetzt sind‘s nur noch 23 Kilometer bis zu unserem Campingplatz. Ein Kinderspiel für uns - oder auch nicht. In der Mittagshitze laufen wir eine Schotterstraße hoch und kommen an einem sehr niedlichen Restaurant vorbei. Aber wer ruht, der rastet, der rostet. Es bleibt nur kurz Zeit zum Austreten und ein kleines Bier für Danny, denn wir müssen weiter und bei Ebbe auch noch die Bucht bei Awaroa durchwaten.
Wir hecheln uns wie die Hunde die Bergwindungen hinauf. Spaß macht’s nur wenig. Wir haben die Etappe falsch eingeschätzt und uns zu viel vorgenommen. Kurz vor Ende der Schotterstraße hält ein Ehepaar an und nimmt uns die letzten Kilometer mit, bevor wir dann endlich auf dem offiziellen Abel Tasman Coastal Way, in Totarunui, angekommen sind.
Der Weg ist toll und die Buchten, an denen wir vorbeilaufen, malerisch. Trotzdem geht’s zu meiner großen Überraschung erstmal steil nach oben. Der Weg führt nicht immer flach am Strand entlang. Wie eine Schnecke schniefe ich nach oben, wo Danny brav auf mich wartet. Nach all unseren Etappen und der Bewältigung der Richmond Ranges ist bergauf für mich immer noch sehr anstrengend. Und unser Zeltplatz ist noch lange nicht in Sicht.
Endlich erreichen wir die Awaroa Bucht und können zusammen mit anderen durchs knie- bis hüfttiefe Wasser ans andere Ufer waten. Das hat fast was von einer Massentaufe. Spät abends erreichen wir völlig erschöpft den Zeltplatz. Wir wollen nur noch essen und schlafen. Der Abel Tasman Coastal Way ist eben doch kein Klacks, erst recht nicht, wenn man sich zu viel zumutet am ersten Tag. Erschöpft und müde schlafen wir ein.
Die nächsten Tage sind zum Glück entspannter. Entlang goldener Strände und türkisblauem Wasser laufen wir von einer Traumbucht zur nächsten. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns abzukühlen und machen sogar noch einen Abstecher zu Cleopatras Pool. Keine Ahnung, warum man den so genannt hat, Danny springt rein und ist glücklich. Froh zu sein, bedarf es wenig.
Nach 3 Tagen sind die 60 Kilometer geschafft und wir begießen das feierlich in einem Café am Ende des Weges.
Ein wenig Wandermüdigkeit macht sich in mir breit und aktuell kann ich mir gar vorstellen, in eine nächste herausfordernde Te Araroa Etappe zu starten. Auch ein paar Tränen fließen, aber vielleicht auch, weil ich mal Zeit und Ruhe brauche, die Eindrücke der letzten Tage und Wochen in Ruhe zu verarbeiten. Wir beschließen, noch ein paar Tage in der Nähe von Nelson zu bleiben und einfach mal was abseits vom Trail zu unternehmen. So landen wir bei einer Weinverkostung und schlendern anschließend mit unseren Vermietern durch Sarau, wo die ersten deutschen Siedler in den 1840er Jahren angekommen sind, Weinreben im Gepäck hatten und an einem Wasserloch eine Kneipe errichteten. Sie steht noch immer und ist Neuseelands ältester Pub.
Abends kochen wir Pasta Bolognese, trinken Weißwein und schauen auf die Zitronen- und Orangenbäume in „unserem“ Garten.
Und wir treffen Philippa wieder, die uns am Heiligabend mit nach Auckland genommen hat und mit der wir auch Silvester in Hamilton gefeiert haben.
Ich genieße die Pause vom Trail sehr.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 105
- Sunday, March 3, 2024 at 3:31 PM
- ☀️ 23 °C
- Altitude: 75 m
New ZealandGrampians Hills41°17’39” S 173°16’15” E
Aus der Sonne in den Schnee
March 3, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 23 °C
Vor 11 Tagen sind wir aus den Richmond Ranges gekommen. Wir haben danach 3 Tage in Motueka verbracht, sind anschließend den 60km langen Abel Tasman Coastel Way gelaufen, waren 1 Tag in Mārahau und 2 Tage in der Nähe von Nelson. So schön diese Tage auch waren, so sehr sehnt sich einer von uns, endlich wieder loszustiefeln und hat Hummeln im Hintern. Kleiner Tipp: Ich bin es nicht 😉.
„Ich brauche endlich mal wieder eine Herausforderung“, sagt Danny am Wochenende etwas ungeduldig zu mir. Und so schauen wir uns gemeinsam die nächste Etappe an. Es ist - mal wieder- eine alpine Etappe. Diesmal führt sie uns durch oder besser über den Nelson Lakes National Park.
Da der Te Araroa zunächst eher tiefer gelegenen Wegen folgt, modeln wir die Etappe ein bisschen um und wollen einen anderen, schöneren Weg gehen, der kürzer ist und bessere Aussichten verspricht. Allerdings führt dieser Weg oberhalb der Baumgrenze, direkt auf dem Kamm entlang - in über 1.800 Metern Höhe. Dazu kommt ein bevorstehender Wetterwechsel. Wir wären also Wind, Regen und sogar Schnee ohne Schutz ausgesetzt. Ich bin für abwarten, bis das Wetter besser ist. Danny tüftelt, überlegt, recherchiert verschiedene Routen und Wettervorhersagen. Dann sagt er wie Egon Olsen in seinen besten Zeiten zu Kjeld und Benni: „Ich habe einen Plan!“ Nach diesem Plan werden wir am nächsten Tag gegen 16 Uhr am Ausgangspunkt im 70km entfernten St. Arnaud sein und dann noch 11 Kilometer bis zur Speargrass Hut laufen. Von dort aus wollen wir einen Tag später in die alpine Etappe starten. „Mächtig gewaltig, Danny!“, (denke ich mit einem Augenzwinkern, spreche es aber nicht aus).
Bis dahin wollen wir das HIER und JETZT genießen und fahren zusammen mit Philippa und Hund Ted, auf den sie gerade aufpasst, zum Tahunanui Beach in Nelson. Wir baden im Meer, spielen mit Ted, schauen den Surfern zu und genießen die warme Spätsommer-Sonne. Philippa bietet uns netterweise an, uns am nächsten Tag mit nach St. Arnaud zu nehmen, da es auf ihrer Reiseroute liegt. Ein Sechser im Lotto und wir sind so dankbar!
Gerade noch am sonnigen Strand in Nelson, befinden wir uns 24 Stunden später in einem verregneten, dunklen Wald und laufen Richtung Speargrass Hut, die in über 1.000m Höhe liegt. Nach knapp 3 Stunden kommen wir kurz nach 19 Uhr an, gerade noch rechtzeitig vor dem einsetzenden Starkregen und Sturm. Kleiner, nein - großer Trost: Wir haben die Hütte für uns allein! Was für ein Glück. Danny macht Feuer, so dass es schnell gemütlich und warm wird. Wir „kochen“ uns Essen aus der Tüte, trinken warmen Tee und zünden eine Kerze an. Sogar einen kleinen Schluck Weißwein haben wir noch übrig.
Aus Sorge vor einer Kohlenmonoxid-Vergiftung lassen wir 3 Fenster einen spaltbreit auf. Nachts trifft uns die Kälte mit voller Wucht, wir vergraben uns tief in unsere Schlafsäcke. Die Gummimatten, auf denen wir liegen, sind bitterkalt. Am nächsten Morgen schaue ich aus dem Fenster und bin geschockt: Alles ist weiß und große Flocken fallen vom Himmel. „Ich laufe heute keinen einzigen Meter“, sage ich zu Danny. Der lacht nur, denn endlich ist sie da, seine „Herausforderung“. Er sieht sich in Gedanken schon im tiefsten Schneegestöber und in kurzen Hosen den Gipfel hochsteigen. Ich soll das Ganze dann bitte filmen und hier hochladen. Aber statt dies zu tun, lege ich mein Veto ein und drücke kräftig auf die Bremse. Ich möchte keine „Gefahrrausforderung“ (meine eigene Wortkreation aus den Wörtern „Gefahr“ und „Herausforderung“).
Wir beschließen, in der Hütte zu bleiben und erst morgen früh, wenn das Wetter besser ist, auf den Kamm zu steigen. Danny hackt Holz für den Ofen und ich schippe den Schnee von den Stufen. Unfassbar, dass ich vor 2 Tagen noch im Bikini am Strand lag.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 108
- Wednesday, March 6, 2024 at 9:23 AM
- ☀️ 6 °C
- Altitude: 1,167 m
New ZealandJulius Summit41°51’41” S 172°45’31” E
Alpine Pralinen
March 6, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 6 °C
7 Uhr am nächsten Morgen in der Speargrass Hut: Es war die erste Nacht mit deutlichem Bodenfrost und es ist klirrend kalt. Wir sind nicht mehr allein sondern inzwischen zu acht, 6 Wanderer sind gestern im Laufe des Tages noch zu uns gestoßen.
Wer am Abend seine Wasserflaschen nicht mehr aufgefüllt hat, bekommt jetzt keins mehr. Das Wasser im Wassertank vor der Hütte ist gefroren. Zum Glück hat Danny schon am Abend vorgesorgt und die „Gefahr“ erkannt. Er kocht heißen Kaffee und reicht mir die Tasse. Ich nehme einen Schluck und beiße in einen Energieriegel. Möge er mir Kraft und vor allem Motivation geben für die heutige Etappe. Unser Ziel: Die Angelus Hütte auf 1.650 Metern Höhe. Sie liegt direkt am Angelus See, von wo aus man eine spektakuläre Aussicht auf die umgebenden Berge hat. Aufgrund ihrer Lage ist sie die beliebteste Hütte Neuseelands und damit fast immer ausgebucht. Auch wir haben online keinen Platz mehr in der Hütte bekommen, sondern nur noch auf dem Campingplatz davor. Er ist nicht mehr als ein gefrorenes Stückchen Wiese voller Schottersteine. Etwas mulmig ist mir schon bei dem Gedanken, gleich durch den Schnee steil nach oben zu steigen. Doch heute gibt es nur schlechte Kleidung, kein schlechtes Wetter - und damit keine Ausrede. Die Sonne strahlt in ihrer vollen Kraft und der Himmel ist stahlblau. Kein einziges Wölkchen ist zu sehen.
08:15 Uhr ist es soweit: Wir verabschieden uns von den anderen Wanderern, wünschen uns Glück und alles Gute (Hals- und Beinbruch wünsche ich lieber nicht auf Englisch, ich glaube, das könnte falsch aufgefasst werden). Wir laufen zuerst noch geschützt durch ein schattiges Stück Wald. Ich friere, die Kälte kriecht überall hin. Kurze Zeit später müssen wir den Speargrass Creek, einen kleinen Fluss, mehrmals überqueren. Danny versucht es mit Über-die-Steine-hüpfen. Das geht zwei Mal gut, dann rutscht er aus, knallt aufs Schienbein und landet mit einem Fuß im Wasser. Ich bin erschrocken, er lacht. Damit mir nicht das gleiche passiert, ziehe ich seine Crocks an und stapfe durch den Fluss. Eiskalt umspült er meine Füße, es fühlt sich an wie tausend Nadelstiche. Am anderen Ufer ziehe ich wieder die Wollsocken und Wanderschuhe an. So geht das bestimmt noch 10 Mal. Das An- und Ausziehen nervt ungemein und ist zeitaufwendig, aber es ist die sicherste Variante der Flussüberquerung.
Endlich sind wir aus dem schattigen und kalten Wald raus und laufen in der Sonne weiter nach oben. Langsam werde ich warm und spüre auch meine Füße wieder. Je höher wir steigen, desto tiefer versinken wir im Schnee. Weich und magisch glitzernd liegt er wie Puderzucker auf den umliegenden Bergen. Was für eine Traumkulisse! Danny formt Schneebälle und wirft sie durch die Luft. Ich fotografiere derweil die kleinen Eiszapfen, die sich an den Grasbüscheln gebildet haben.
Nach 4 Stunden kommt endlich ein Wegweiser: 30 Minuten bis zur Angelus Hütte. Noch ist nichts von ihr zu sehen, nur ein weiterer steiler Anstieg. Schritt für Schritt kämpfe ich mich im tiefen Schnee nach oben. Was ich dann sehe, ist ein echtes alpines Pralinenstück: Wir schauen hinunter auf den Angelus See, in dessen Wasseroberfläche sich die schneebedeckten Berge spiegeln. Und direkt am Seeufer liegt sie: die Angelus Hütte. Wir genießen den Anblick, den Ausblick, den Fernblick. Es ist so wunderschön hier - der perfekte Platz für ein kleines Picknick. Aus gefrorenem Schnee schmilzt Danny Wasser und kocht uns einen heißen Tee. Dazu essen wir ein bisschen Obst und einen Riegel. Dann geht’s zurück. Zelten fällt aus, es ist nachts mit -5 Grad einfach zu kalt.
Für weitere spektakuläre Ausblicke laufen wir über den sogenannten Robert Ridge Track auf einer Kammroute zurück Richtung St. Arnaud. Über verschneite, scharfkantige Steine geht’s immer weiter nach oben und zwischendurch steil runter. Die Gefahr, auszurutschen, ist groß.
Wir kommen nur sehr langsam voran. Außerdem herrscht zu meiner Überraschung reger Gegenverkehr. Na klar, die 28 Wanderer, die die Angelus Hütte gebucht haben, müssen ja irgendwo herkommen. Im Schneckentempo erreichen wir irgendwann den Julius Summit, der auf 1794 Höhenmetern liegt. Ab da läuft es sich etwas „besser“. Zumindest gibt es so etwas wie einen Trampelpfad aus Geröll, der direkt an den Schneewehen oben auf dem Kamm entlangführt.
Gegen 17:20 Uhr erreichen wir die Bushline Hütte auf 1.300m Höhe. Von dort aus sind es noch ca. 3 Stunden bis St. Arnaud. Vielleicht würden wir das noch schaffen, aber uns reicht‘s mit den Abenteuern für heute. Wenn’s am schönsten ist, soll man doch aufhören. Und es war schön heute, wunderschön. Wir hatten die besten Aussichten bei bestem Wetter.
Wir beschließen also, in der schon recht vollen Hütte (16 Personen) zu bleiben und erst am nächsten Morgen weiterzulaufen. Alex, eine Deutsche aus Würzburg, hat Mirabellen-Schnaps dabei und schenkt uns zwei kleine Becher davon ein. Wir stoßen an, auf die Etappe, auf uns, auf das Leben.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 110
- Friday, March 8, 2024 at 1:52 PM
- ⛅ 16 °C
- Altitude: 11 m
New ZealandGrey River42°26’54” S 171°12’39” E
Bunte Tage in Greymouth
March 8, 2024 in New Zealand ⋅ ⛅ 16 °C
Zum internationalen Frauentag hätte ich’s gern schön. Zum Beispiel mal wieder ein richtiges Bett, eine Dusche und ordentliches Essen. Und wenn’s geht, vielleicht auch noch ein bisschen Sonne. Und Meer. Ja, Meer wäre toll! Nach den kalten und nassen Tagen in den Bergen sehne ich mich nach Wärme.
Wir überlegen gemeinsam, welche Etappen wir vom Te Araroa Trail noch laufen wollen. Noch ungefähr 1 Monat bleibt uns hier auf der Südinsel, daher müssen wir etwas „springen“. Und zwar von St. Arnaud nach Arthur’s Pass. Dazwischen liegen ca. 100 Kilometer Trail, die wir jetzt weglassen, aber fast 300 Kilometer auf der Straße, denn die Berge, die der Trail durchquert, müssen weiträumig umfahren werden.
Wir sind unsicher, wieviele Hitches (Mitfahrgelegenheiten) es benötigt, um dorthin zu kommen und entscheiden uns deshalb, die Strecke mit einem Zwischenstopp zu verkürzen. Außerdem wollte ich’s doch schön haben zum Frauentag. Auf Google Maps sehe ich, dass der Highway erstmal Richtung Westküste verläuft, bevor er an einer Kreuzung weiter Richtung Süden führt. Ich lese den Namen „Greymouth“, klicke drauf und sehe 3 kleine Fotos, die mich sehr ansprechen.
„Ich will nach Greymouth“, sage ich zu Danny. Der schaut kurz etwas verdutzt, ist aber sofort einverstanden. Wenig später findet er die Idee sogar toll.
Wir haben Glück und finden ein sehr preiswertes Hostel, direkt in der Innenstadt gelegen. Wir klicken auf „Jetzt buchen“. Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd. Einem „schönen“ Frauentag steht nichts mehr im Weg. Fragt sich nur, wie wir die 223 Kilometer bis dorthin überwinden.
David, der Gastvater unserer AirBnB Unterkunft in St. Arnaud, fährt uns am nächsten Morgen bis zum Ortszentrum. Von dort aus heben wir unseren Arm und lächeln freundlich. Wir sind darin schon richtige Profis. Ich stehe vorn, habe meist mein zitronengelbes Shirt an und Danny steht hinter mir. Etliche Campervans rauschen vorbei. Wir wechseln den Standort - mein absoluter Profi-Tipp. Wenn es nicht gleich klappt, einfach den Standort wechseln und es ein paar Meter weiter erneut probieren. Das hat bis jetzt immer geklappt. Nach knapp 20 Minuten hält ein neuer David an. Er kommt gerade vom Angeln und kann uns bis nach Reefton mitnehmen, das sind bereits 145 km von der Gesamtstrecke. Wir sind überwältigt und steigen ein. Während der Fahrt ist es vor allem Danny, der sich die ganze Zeit mit David unterhält. Ich staune immer wieder, wie schnell sich Danny in die unterschiedlichsten Themengebiete mit seinem Wissen einbringt. Er kann immer und überall mitreden. Die beiden tauschen sich übers Angeln aus, über Bücher, denn Davids Freundin schreibt und veröffentlicht ebenfalls, so wie Danny. Irgendwann reden sie über „1080“, ein umstrittenes Pestizid in Neuseeland, das zur Bekämpfung von Ratten, Opossums und anderen Schädlingen eingesetzt wird. In Reefton steigen wir aus und verabschieden uns herzlich voneinander. Ich bin gerade noch dabei, die Träger meines Rucksacks neu einzustellen, als ein großer Bus neben uns anhält. Danny hatte ihm wohl ein Zeichen gegeben. Es ist Glenn aus Warkworth (Nordinsel) und er ist auf dem Weg nach Greymouth. Schwups, sitzen wir in einem ehemaligen Schulbus und setzen unsere Fahrt fast ohne Unterbrechung fort. „Wir sind richtige Glücksschweine.“, sage ich zu Danny. Die Fahrt im ausgebauten Schulbus ist mega cool und schon am frühen Nachmittag erreichen wir bei Sonnenschein den Küstenort Greymouth. Ähnlich wie in London ertönt am Platz des alten Postgebäudes eine Uhr und empfängt uns freundlich schlagend. Gegenüber ist das „Sevenpenny“, wo wir erstmal ordentlich Mittagessen. Anschließend geht’s ins Hostel. Die Zimmer sind einfach, aber liebevoll eingerichtet, sogar ein Waschbecken gibt es. Ich werfe mich aufs Bett und mache es mir gemütlich.
An Ausruhen ist aber nicht zu denken. Danny googelt und findet im Ort eine Brauerei, die Führungen und Verkostungen anbietet. In 45 Minuten geht’s los. Wieder klickt er online auf „Jetzt buchen“. Kurze Zeit später stehen wir in „Monteith‘s Brewery“ in Greymouth und erfahren alles über die Unternehmensgründung und Herstellung von Craft Beer. Jeder von uns darf Bier zapfen und ein 6er Pack unserer Favoriten mit nach Hause nehmen. Wir gehen also mit 12 Flaschen Bier dort raus und ich frage mich, wer das alles in zwei Tagen trinken soll.
Auf dem Rückweg laufen wir an der Kaimauer entlang. Interessant und sehr bewegend sind die Infotafeln, die dort stehen. Die Stadt Greymouth wurde seit ihrer Gründung regelmäßig überflutet, am schlimmsten 1872. Ganze Gebäude und Straßenzüge wurden regelrecht weggespült. Wir können das Ausmaß nur erahnen. Greymouth war eine Glücksritterstadt. „Sie kamen wegen des Goldes - und blieben wegen der Kohle“, steht auf einer der Tafeln. Wobei mit Kohle der Brennstoff gemeint ist, die lange in der Umgebung gefördert und in Greymouth verladen und verschifft wurde. Aber diese Zeiten sind seit ca. 20 Jahren vorbei.
Am nächsten Tag will ich zum Strand. Wir nehmen Bier und Radler mit. Die tobenden Wellen haben trotz ihrer Härte etwas Beruhigendes. Wir laufen weiter zum Aussichtspunkt und treffen auf einen Angler. Stolz zeigt er uns seinen Fang und bittet uns, ihn mit seinem Handy zu fotografieren. Er hält einen Rig in die Kamera, das ist ein sogenannter Jagdhundhai. Um uns herum kreisen die Möven wie Aasgeier. Ein Auto hält an und wirft ihnen Brotkrumen zu. Riesengeschrei. Raubtierfütterung. Resteverwertung.
Den Rest unseres Tages verbringen wir mit Einkaufstüten füllen (für die nächste Etappe) und Bierflaschen leeren (für die Samstagabend-Laune). Dann gehen wir in ein Burger-Restaurant und schlagen uns die Bäuche voll. Morgen früh zahlen wir zur Abwechslung mal unseren Transport. Mit dem Bus geht’s von Greymouth nach Arthur‘s Pass und von dort in die neue Etappe. Bye, bye Komfort. Ich werde dich sehr vermissen.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 112
- Sunday, March 10, 2024 at 9:51 AM
- ☁️ 13 °C
- Altitude: 9 m
New ZealandGrey River42°26’59” S 171°12’34” E
5 Deutsche am Harper River
March 10, 2024 in New Zealand ⋅ ☁️ 13 °C
Greymouth, Sonntagmorgen, 08:15 Uhr,
8 Grad:
Wir stehen frierend am Bahnhof und warten auf unseren Bus, der uns zu Arthurs Pass bringen soll. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er an und wir hüpfen schnell rein. Im Bus ist’s warm und das Geruckel der Fahrt macht mich schläfrig. Doch kurz bevor ich wegdöse, knallt mein Kopf gegen die Fensterscheibe und ich bin wieder wach. So geht das fast die ganze Fahrt.
Arthurs Pass, Sonntagvormittag, 09:50 Uhr, 12 Grad:
Nach anderthalb Stunden machen wir eine kleine Puller- und Snackpause. Es gibt ein paar kleine, niedliche Restaurants und Cafés hier. Wir nutzen vorerst letztmalig ein Wasserklosett und ein richtiges Waschbecken. Anschließend kaufen wir uns einen Kaffee und selbstgebackene Cookies. Der Bus fährt uns noch ein kleines Stückchen weiter und setzt uns dann an einem Parkplatz ab. Das erspart uns etliche Kilometer An-der-Straße-laufen.
Cora Lynn Carpark (Arthurs Pass), Sonntagvormittag, 10:30 Uhr, 14 Grad:
Endlich sind wir am Startpunkt der heutigen Etappe angekommen. Unser Ziel: die Hamilton Hut, 7-8 Stunden soll man dafür brauchen. Ich rechne mal lieber 8 Stunden und stelle mich auf Ankunft frühestens 18:30 Uhr ein. Wir laufen los und langsam reißt der Himmel auf. Der Wetterbericht ist anders als vorhergesagt - wie so oft in Neuseeland. Ich freue mich riesig, denn ich habe uns schon im strömenden Regen den Berg hinaufklettern sehen. Dieses Szenario scheint nun zum Glück nicht einzutreten. Dafür geht’s erstmal schön steil nach oben. Zu unserer Verwunderung lässt sich der Weg ganz gut laufen. Wir haben mit Schlimmerem gerechnet. Während ich mich wie gewohnt Schritt für Schritt nach oben schniefe, frage ich mich, wer eigentlich dieser Arthur war, nachdem der Pass benannt wurde. Von Herrn Professor Google erfahre ich später, dass ein gewisser Arthur Dudley Dobson vor 160 Jahren im März hier das erste Mal darüber gelatscht ist.
Lagoon Saddle, Sonntagvormittag, 11:45 Uhr, 17 Grad:
Wir durchqueren - noch im Wald - die breite Nordwand des Mount Bruce, bevor wir das offene Tussock-Land erreichen. Das sind lange, dicke Grasbüschel, die unglaublich hübsch aussehen, wenn sie vom Wind hin- und hergeweht werden. Mal wieder ist die Aussicht überragend. Wir schauen auf schroffe Gebirgsketten, auf denen letzte Schneereste um ihr Dasein kämpfen. Unten im Tal schlingt sich der Harper Fluss um versprenkelte Felder. Oliver, ein junger Mitwanderer aus Deutschland, holt uns ein. Nach einem kurzen Plausch zieht er an uns vorbei. Irgendwann erreichen wir das sogenannte A-Frame-Shelter, eine Art Unterschlupf für gestrandete Wanderer, die es - besonders bei schlechtem Wetter- nicht mehr bis zur richtigen Hütte schaffen.
Harper River, Sonntagnachmittag, 14:14 Uhr, 18 Grad:
Der Weg führt uns steil zum Harper River hinunter. Dort steht ein Paar und wir sagen freundlich: „Hi guys“ (Hallo Leute!). Es stellt sich heraus, dass es Lucas und Lara aus Deutschland sind. Lucas wohnt sogar in Markkleeberg. Verrückt! Oliver ist auch hier und macht Pause. Es gibt so viel zu erzählen, dass wir ab jetzt eine kleine deutsche Reisegruppe sind. Wahnsinn. Erst noch zu zweit und plötzlich so viele unterschiedliche Gesprächspartner. Und das noch in der Muttersprache. Ein vollkommen neues Wandergefühl.
West Harper (Horror) Hut, Sonntagnachmittag, 15:30 Uhr, 18 Grad:
Nach etlichen Flussüberquerungen, die wir mithilfe großer Steine hüpfend bewältigen, erreichen wir die West Harper Hut. Über diese sehr alte Hütte (gebaut 1957) mit ihrem Stampflehmboden und Segeltuch-Kojen gibt es viele lustige Kommentare in der Wander-App. Einer schreibt: „Da würde ich noch nicht mal meinen Hund drin schlafen lassen.“ Oder: „Die perfekte Hütte, um einem Mörder zum Opfer zu fallen.“ Kurzum - eine wahre Horror-Hütte. Nach einer Besichtigung sind wir uns einig: Horror pur, nichts wie weg!
Hamilton Hut, Sonntagnachmittag, 16:52 Uhr, 16 Grad:
Nach 6,5 Stunden - und damit viel früher als erwartet - erreichen wir die Hamilton Hut. Außer ein paar Dutzend Sandfliegen ist keiner weiter da. Die Hütte mit 20 Bunk-Betten ist neu, groß und gemütlich. Es gibt sogar zwei getrennte Schlafabteile. Wir verteilen uns und bereiten das Abendessen zu. Zum Erstaunen der anderen packt Danny die restlichen 3 Bier aus, die von der Verkostung in Greymouth noch übrig geblieben sind und wir lassen sie uns schmecken. Später kommen noch Linda und Toni, ein junges holländisches Paar. Sie sehen aus, als kämen sie gerade vom VOGUE Fotoshooting. Es stellt sich jedoch heraus, dass sie auch Te Araroa Wanderer sind. Es ist schon spät und wir liegen alle in unseren Betten. Ich grübele die ganze Zeit darüber, wie man SOOO unverschämt gut aussehen kann. Ob die ein Geheimrezept haben? Irgendeinen speziellen holländischen Käse? Mit Hanf? Wir hatten wieder nur gefriergetrocknetes Essen zum Abendbrot. Entsprechend „zerfleddert“ sehen wir aus.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 113
- Monday, March 11, 2024 at 10:16 AM
- ☁️ 11 °C
- Altitude: 719 m
New ZealandHarper River43°9’29” S 171°36’18” E
Geflochtene Flüsse
March 11, 2024 in New Zealand ⋅ ☁️ 11 °C
Es ist noch ziemlich dämmrig in der Hütte, aber alle sind schon auf den Beinen und wuseln rum. Wir sind die letzten, die aufstehen. Dabei ist es gerade mal 7:15 Uhr. Ok, für Te Araroa Wanderer ist das schon mehr als ausschlafen. Die meisten brechen um diese Zeit bereits auf. Ich bin froh, dass die allgemeine Geschäftigkeit in der Hütte aber eher der Frühstückszubereitung dient. Wir schließen uns an und kochen Kaffee. Den Rest vom heißen Wasser schütte ich über mein kleines Haferflocken-Päckchen. Porridge mit heißem Wasser statt Milch schmeckt richtig traurig 😞.
Wie so oft drehen sich die Gespräche am Frühstückstisch ums Essen. Jeder versucht, vom anderen den ultimativen Tipp abzugreifen, wie man etwas Kulinarik in den Trail-Alltag bringen könnte. Lara und Lucas erzählen von einer leckeren Nussmischung, die wir unbedingt probieren müssen: Cashew-Nüsse mit Dill, getrockneten Essiggurken und Cheddar Käse. Schmeckt angeblich wie ein Cheeseburger bei McDonald’s. Danny tropft schon vom Zuhören der Zahn und er will unbedingt probieren. Lucas kramt im Essensbeutel und holt die Packung raus. Dann der Schock: Ein Loch ist reingefressen. Das verheißt nichts Gutes. Lara bekommt die Krise. Jeder Artikel wird akribisch untersucht und somit weiterer Mundraub aufgedeckt. Auch an den OSM Riegeln haben sich die Mäuse bedient. Dabei haben Lara und Lucas ihren Rucksack ordnungsgemäß aufgehängt. Das soll eigentlich vor Fraß-Schäden schützen. Die beiden haben nur eine Erklärung: Sie haben von allen die besten Snacks. Das kann gut sein, denn an meinen langweiligen Kräckern, die geöffnet im Rucksack lagen, waren die Mäuse nicht interessiert. Ich habe ihn nicht mal aufgehängt.
Das Wetter ist heute Morgen etwas durchwachsen. Es nieselt und dunkle Wolken ziehen am Horizont herauf. Wir hoffen das Beste und brechen auf. Auf einer alten eingefahrenen Fahrspur folgen wir dem Harper River flussabwärts. Er ist übrigens ein Nebenfluss des Rakaia Rivers und gehört damit zu den „braided rivers“ (geflochtenen Flüssen). Bei niedrigem Wasserspiegel entstehen hier immer wieder neue kleine Kanäle, die sich weiter verzweigen und das breite, steinige Flussbett stets und ständig neu prägen und verändern.
Viele solcher Kanäle müssen wir heute mehrfach überqueren. Mehrfach heißt ungefähr 30 Mal. Leider gibt es keine Steine, über die man sich zum anderen Ufer bewegen könnte. Das An- und Ausziehen der Schuhe würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem macht das so gut wie kein Te Araroa Wanderer. Alle laufen einfach durch. Nasse Schuhe und Socken gehören auf der Südinsel einfach dazu. Deshalb werden auch keine Lederschuhe oder Gore-Tex Schuhe empfohlen. Die trocknen nämlich schlecht oder gar nicht. Da ist es ja gut, dass Danny Lederstiefel von Meindl trägt und ich Gore-Tex-Schuhe von Lowa. Alles richtig gemacht, tada 🎉! Während bei den anderen das Wasser aus den leichten Trailrunner-Schuhen schnell wieder rausläuft, haben wir kleine Pools drin, in denen unsere Füße baden. Zwischendurch geht’s durch ein kleines Wiesen-Sumpfgebiet und ich versinke bis zu den Waden im Schlamm. Macht aber nichts - die nächste Flussüberquerung steht an und schwups ist alles wieder sauber.
NOBO‘s kommen uns entgegen und erzählen was von irgendwelchen „Pinnacles“ im Felsen, die es ein Stückchen weiter zu bewundern gibt. Wir laufen fröhlich quatschend weiter und hätten sie fast verpasst. Im letzten Moment fallen sie Oliver auf. Jetzt sehe auch ich sie, große, helle Felsspitzen, die wie riesige Kleckerburgen aus Ostsee-Sand aus dem Felsen ragen. Der Boden wird durch Regenwasser und Erosion weggespült, so dass über einen langen Zeitraum diese außergewöhnlichen Spitzen entstehen.
Am frühen Nachmittag kommen wir an unserem Campingplatz an, der ziemlich „exposed“ (ausgesetzt) liegt. Der Wind kommt aus allen Richtungen gepfiffen. Selbst im Unterstand spüren wir seine Kraft. Wir überlegen kurz, dort zu schlafen, verwerfen den Gedanken aber schnell wieder. Der Zeltaufbau bei Sturmböen gestaltet sich dennoch schwierig. Aber irgendwann steht es dann doch wie ne Eins.
Beim Abendessen mit den anderen entdecke ich ein Schild. Es ist ein Hinweis auf die Powerhouse Lodge, in der wir einen Tag später übernachten werden. Dort gibt es Cookies, Cola, Pommes und eine heiße Dusche. Die Lodge wird privat von ehemaligen Te Araroa Wanderern betrieben. Mit diesen positiven Aussichten lege ich mich ins Zelt. Aus Angst, zu sehr zu frieren, ziehe ich meine wärmsten Sachen an und mache den Schlafsack fest zu.
Nachts wache ich auf. Ich schwitze wie ein Schwein. Es ist windstill und alles, was zu hören ist, sind die Mäuse vor dem Zelt, die sich über Dannys Schokoriegel-Krümel hermachen, den er vor dem Schlafengehen noch genascht hat.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 114
- Tuesday, March 12, 2024 at 7:50 AM
- ⛅ 9 °C
- Altitude: 495 m
New ZealandHarper River Diversion43°13’19” S 171°27’27” E
Power(h)aus
March 12, 2024 in New Zealand ⋅ ⛅ 9 °C
Es muss nicht immer steil bergauf oder bergab gehen, um ausgepowert zu sein vom Trail. Manchmal reicht auch schon eine knapp 30 Kilometer lange Schotterstraße. Oder eine böse Herpes-Infektion. Oder beides zusammen.
Mit einer juckenden und brennenden Unterlippe wache ich auf. Auch das Kinn juckt. Ich kenne diese Symptome sehr gut und weiß: Mist, Herpes. Herpes am Harper River auf dem Harper Campingplatz. Meine Wanderlust bekommt tiefe Risse.
Ein bisschen angeschlagen mache ich mich zusammen mit den anderen auf den Weg. Die Schotterstraße zieht sich und ist öde. Dafür ist die Landschaft um uns herum einzigartig schön. Um das monotone Laufen etwas aufzulockern, albern wir ein bisschen rum. Wir imitieren Verkehrsschilder, machen Selfies am Lake „Selfe“ oder belohnen uns mit kleinen Snacks. Die Seen, an denen wir vorbeikommen, haben so wohlklingende Namen wie Henrietta, Ida, Evelyn oder Georgina.
Zum Mittagessen gibt’s Wraps mit Nutella. Danach kühle ich meine geschwollenen Füße in dem kleinen Fluss, der hier vorbei fließt. Weiter geht’s im Stechschritt. Ich will diese Schotterstraße endlich hinter mir haben.
Die letzten 6 Kilometer sind dann nochmal ein bisschen „sketchy“, wie man hier sagt. Wir laufen den sogenannten Lake Hill Track an einem Uferabschnitt vom Lake Coleridge entlang. Zu diesem Zeitpunkt bin ich schon ziemlich fix und foxy. Da hält ein Geländewagen neben uns an und eine Mutter mit ihren 3 Kindern fragt, ob sie einen von uns mitnehmen kann. Danny und Oliver wollen lieber laufen, aber ich springe in den Kofferraum. Das erspart mir die letzten zwei Kilometer.
Ich bin die Erste, die in der Powerhouse Lodge ankommt. Alison empfängt mich sehr freundlich und fragt mich, was ich trinken möchte. Ich bitte um einen warmen Tee. Auf dem Tisch stehen selbstgemachte Cookies. Beides zusammen tut so gut und lässt mich warm werden.
Nach und nach treffen immer mehr Leute hier ein. Es ist eine Art Auffang- und Aufpäppelstation für Te Araroa Wanderer. Alison macht Pommes für alle und bäckt Waffeln. Dazu reicht sie zwei Kugeln Vanilleeis. Wir schlemmen, schmatzen und schlürfen. Dann verewigen wir uns auf dem größten Te Araroa -Trail-Marker im Garten.
Auf Wunsch und natürlich gegen einen kleinen Aufpreis bekommen wir ein Doppelzimmer mit eigener Dusche und WC. Müde, satt und immer noch angeschlagen schlafe ich ein. Nachts wache ich auf und spüre Schmerzimpulse in den Knien und Knöcheln. Mein Körper braucht ne Pause.
Zusammen mit den anderen fahren wir am nächsten Tag nach Methven und legen dort zwei Pausentage ein. Ich bin wandermüde. Will nicht mehr laufen. Da erinnert sich Danny an einen Prospekt, den er in Greymouth gesehen hat und kommt auf eine Idee.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 118
- Saturday, March 16, 2024 at 9:40 AM
- ☀️ 5 °C
- Altitude: 724 m
New ZealandLake Tekapo44°0’11” S 170°28’36” E
Bike und Meer
March 16, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 5 °C
Still war es hier die letzten Tage im Reiseblog. Und trotzdem war es nicht ruhig. Im Gegenteil, bei uns ging mächtig die Post ab. Die Kutsche war sozusagen schnell unterwegs. Wobei die Kutsche in unserem Fall ein Mountainbike war. Um genau zu sein, zwei Mountainbikes.
Wir sind mal wieder fremd gegangen und haben uns abseits des Te Araroa Trails bewegt. Bei unserem Kurztrip nach Greymouth entdeckte Danny eine Broschüre über den sogenannten „Alps 2 Ocean Cycle Trail“. Er ist mit 315 Kilometern der längste durchgehende Radweg Neuseelands und führt, wie der Name schon sagt, von den neuseeländischen Alpen der Südinsel bis zum Meer. Wir teilen uns die Strecke auf entspannte 6 Tage auf.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Wir haben zwar zwei Mountainbikes, aber keine Gepäcktaschen, geschweige denn einen Anhänger. Wie also sollen wir unsere Siebensachen transportieren? Danny lässt nichts unversucht und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um irgendwie an eine Gepäck-Transport-Möglichkeit zu kommen. Er sucht im Internet und stellt zig-tausend Anfragen rein. Am Ende bekommt er nur ein Kaufangebot für einen Kleinkind-Fahrrad-Anhänger. Wir überlegen und wägen ab. Sollen wir das Ding wirklich kaufen? Als wir uns für „Ja“ entscheiden, hat es bereits jemand anderes gekauft.
„Ok“, denkt Danny. „Dann also die harte Tour“ und setzt sich kurzentschlossen seinen schweren Wander-Rucksack auf und fährt damit los. Ich selber habe nur das Nötigste in einem kleinen Tagesrucksack dabei.
Wir starten am Lake Tekapo in Richtung Twizel bei frischen herbstlichen Temperaturen. Der Abschnitt gehört sogar noch zum Te Araroa Trail und viele Wanderer nutzen das Angebot und fahren das Teilstück mit dem Fahrrad. Die Strecke entlang des Kanals in Tekapo ist einfach zu fahren, denn sie ist weitestgehend flach und - anders als die meisten anderen Teilstücke - geteert. Der Gegenwind, vor dem wir gewarnt wurden, bleibt glücklicherweise aus. Die Sonne strahlt und der Mount Cook taucht aus einem Bergpanorama vor uns auf. Wir halten kurz an und machen eine kleine Rast.
Alles ist perfekt an unserem 1. Tag auf dem Rad. Fast alles. Denn einer hat plötzlich keinen Bock mehr und fängt an, zu nerven. Nein, nicht Danny. Es ist ein Zahnnerv, der mich ärgert und im wahrsten Sinne des Wortes „nervt“. Ich versuche es zunächst mit Ignoranz und radele einfach weiter.
Von Twizel geht’s am nächsten Tag zum Lake Ohau. Der Wind hat heute richtig Fahrt aufgenommen und wir strampeln uns bei Gegenwind Meter für Meter über Schotterwege dem Ziel entgegen. Wir zelten an der Ōhau Lodge mit Blick auf den See und das Bergpanorama und gönnen uns zum Ausgleich für unsere einfache Unterkunft (wir sind die einzigen Camper) am Abend ein 3-Gänge-Menü im Hotel-Restaurant.
Nach einer kalten und klaren Nacht im Zelt gibt’s ein kaltes Frühstück: Jogurt mit Obst und Weet-Bix (ein Vollkorn-Weizenkeks). Autsch! Jetzt ist der Zahn wieder wach und beginnt zu trommeln. Aber zum Rumjammern bleibt keine Zeit, wir haben 43 Kilometer vor uns, die gleich mit einem steilen Anstieg über felsiges Gestein beginnen. Ich strampele, trete und schiebe mich nach oben. Nach 2,5 Stunden körperlicher Anstrengung, begleitet vom Trommelwirbel meines Zahns, stehen wir endlich am höchsten Punkt des Weges in 900m Höhe. Kleiner Snack, kurze Pause, zwei Fotos - ab jetzt geht’s nur noch bergab. Zumindest für die heutige Etappe. Abends im Zelt frage ich Herrn Google: „Gibt es einen Zahnarzt in der Nähe?“ Ich höre ihn herzhaft lachen, als er mir das Suchergebnis präsentiert: Ja, im 117 Kilometer entfernten Oamaru! Dort enden wir ohnehin in drei Tagen. Also weiter mit dem Trommelwirbel leben. Und durchhalten. Ein Engel schickt mir ein Gedicht zum richtigen Zeitpunkt. Es gibt mir Kraft und Mut.
Die nächsten zwei Etappen „verschlanken“ wir, um vielleicht doch eher als geplant beim Zahnarzt zu sein. Kurzum: Wir machen zwei Etappen zu einer. Dafür müssen wir uns mächtig ins Zeug legen, das heißt, in die Pedale treten. Von Omarama fahren wir direkt durch bis nach Kurow. Die knapp 70 Kilometer (!) entlang der Küstenlandschaft des Lake Benmore fahren sich erstaunlich gut, trotz eines horrenden Höhenprofils und endlosem Gegenwind. Wieder kommen wir an großen, tiefblau leuchtenden Seen vorbei, nur, dass die diesmal als Talsperren fungieren. „Energie aus Wasserkraft“ lautet das Motto, während wir Kraft unserer Wassersuppe über drei riesige Staumauern radeln.
In Kurow gönnen wir uns eine Cabin und damit ein richtiges Bett. In dem kleinen Ort gibt’s einen Pub, in dem wir uns mit deftigem Essen und „geistigen Getränken“ belohnen. Der Rotwein macht nicht nur mich etwas ruhiger, mein kleiner Trommler im Mund wird ebenfalls etwas leiser.
Nach lang kommt kurz. Die nächste Etappe von Kurow nach Duntroon hat nur 28 Kilometer. Entlang dem Waitaki River fahren wir durch alte, ausgetrocknete Flussbetten, grüne Wiesen und Weinberge. Das hat fast schon mediterranes Flair. In Duntroon leisten wir uns ein Hotel und sind bereits am frühen Nachmittag dort. Wir erkunden den winzigen Ort, der aus einer Handvoll Häusern, einem Café, einer alten Schmiede und einer großen Kirche besteht, in der aus irgendeinem unerfindlichen Grund tausende tote Fliegen rumliegen. Aber so ist das nun mal: die einen fallen vom Glauben ab und die anderen von der Decke.
Zurück im Hotel treffen wir ein paar neuseeländische Radfahrer, die uns spontan auf ein Bier einladen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie leicht man hier ins Gespräch kommt und wie herzlich die Menschen sind. Wenn nur mein puckernder Zahn nicht wäre. Aber gut, nur noch einmal schlafen, dann werden wir in Oamaru sein.
Der nächste Morgen: 54 Kilometer bis zu unserem Etappen-Endziel: Oamaru. Zwei Berge und ein abgelegener Tunnel ohne Licht sind zu überwinden. Aber es gibt auch Belohnungen auf dem Weg: Die Elephant Rocks, die tatsächlich ein bisschen wie Elefanten aussehen und aus verwittertem Kalkstein bestehen. Dazu diese unglaubliche Landschaft. Der Weg führt durch Felder und Wiesen und zum Teil sogar über eine ehemalige Bahnstrecke. Sie liegt fernab aller Straßen und Stromleitungen. Im Tunnel müssen wir deshalb unsere Taschenlampen am Handy nutzen, die Stirnlampen haben wir nach Deutschland zurück geschickt. Zum Glück sehen wir nach einer Weile Licht am Ende des Tunnels - und es ist nicht das eines entgegenkommenden Zuges. Doch die fahren hier schon lang nicht mehr. Statt Dampflokomotiven dampfen hier nur noch Radfahrer über die Trasse. Die nächsten Kilometer geht’s beständig bergab und wir stoppen erst wieder an einer Kneipe, wo wir uns mit Burger, Bier (Danny) und Kürbissuppe (ich) stärken. Die letzten Kilometer liegen vor uns. Jetzt nochmal ordentlich reintreten!
Es ist Donnerstagnachmittag 15 Uhr, als wir in Oamaru ankommen. Am Hafen steht ein großer Bilderrahmen, wir stellen uns rein, halten diesen feierlichen Moment fest - und dann geht’s ab zum Zahnarzt. Der stellt fest: irreversible Zahnnerv-Entzündung. Da hilft nur eine Wurzelbehandlung. Pik Ass ♠️! Die Belohnung für 6 Tage Durchhalten auf meinem wahrscheinlich längsten und gleichzeitig schönsten Weg (315 km) zum Zahnarzt.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 125
- Saturday, March 23, 2024 at 4:17 PM
- ☁️ 16 °C
- Altitude: 332 m
New ZealandNevis Bluff45°2’12” S 168°59’15” E
Weinwanderung
March 23, 2024 in New Zealand ⋅ ☁️ 16 °C
Für 4 Tage entdecken wir eine andere Welt: die Welt des Weins. Gibbston heißt der kleine Ort, an den es uns verschlägt und wo wir eine sehr gemütliche - und für hiesige Verhältnisse auch sehr günstige - AirBnB Unterkunft beziehen. Gelegen inmitten von Weinbergen und leuchtenden Trauben öffnen sich für uns gleich mehrere (Keller)Türen, hinten denen so wohlklingende Sorten wie Sauvignon Blanc, Chardonnay oder Pinot Noir in Flaschen abgefüllt auf uns warten. Der Ruf nach Verkostung erreicht ohne Umwege unseren Gehörgang. Denn wenn wir schon auf Weinreben blicken, die wir von unserem Fenster aus sehen, wollen wir natürlich wissen, wie sie schmecken. Zumal das hier Neuseelands höchst gelegenes Weinanbaugebiet ist.
Reservierungen sind bei den meisten Weingütern nicht nötig - einfach vorbeikommen, Probierwunsch äußern und schon öffnen sich die Verschlüsse der Flaschen wie von Zauberhand. Eine Verkostung von 4 bis 5 Weinen kostet keine € 10, Beratung, Fachsimpeleien und herrliche Ausblicke über die Weinberge und Täler inklusive. Da die Sonne hier auf der Südhalbkugel mittags im Norden steht, sind alle Weinhänge nach Norden geneigt. Südhang bringt hier also gar nichts.
Statt eines Mittagessens gibt’s folglich drei Tage in Folge ne Weinverkostung - kann man schon mal machen. Zumal hier ein Weingut am anderen liegt und alle fußläufig zu erreichen sind. Ein Fahrradtrail verbindet sie. Auf dem nüchtern wir wieder aus und laufen gleichzeitig ein paar entspannte Kilometer. Weinwanderung nennen wir das.
Der Weg führt uns unter anderem an der Kawarau Bridge vorbei, einer uralten, massiven Stein- und Stahlbrücke, die den reißenden Fluss überspannt. Die Brücke ist einzigartig, denn hier wurden in den 80er Jahren die ersten kommerziellen Bungy-Jumps durchgeführt. Seitdem stürzt sich Jung und Alt todesmutig von der Brücke. Uns reicht schon der bloße Anblick, um Kammerflimmern zu bekommen. Wir hängen lieber über unseren Weingläsern als über dem tosenden Fluss.
Und so vergehen 4 schöne Herbsttage, an denen wir uns nachschenken statt nachzudenken. Aber ihr wisst ja, wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören. Der Trail ruft, erreicht aber nur Dannys Gehörgang. Nach den Tagen des Müßiggangs bleiben immerhin noch 320 Kilometer bis nach Bluff, die es in den nächsten zwölf Tagen zu laufen gilt. Es werden laaaaaaange Etappen. Doch nur für einen von uns. Denn während Danny morgen bei 4 Grad in die Berge aufbricht, wo Kälte, Schlamm, überwucherte Pfade und unzählige Flussüberquerungen auf ihn warten, wird Queen Charlotte eine Woche die quirlige und sehr touristische Stadt Queenstown erkunden. Erstmalig auf dieser Reise gehen wir unterschiedliche Wege, freuen uns aber schon jetzt auf den Erlebnis- bzw. Überlebensaustausch in 10 Tagen in Invercargill. Von dort aus werden wir die letzte Etappe bis nach Bluff gemeinsam laufen.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 130
- Thursday, March 28, 2024 at 1:31 PM
- ☁️ 8 °C
- Altitude: 731 m
New ZealandQueenstown45°1’24” S 168°40’31” E
Zirkus ohne Zelt
March 28, 2024 in New Zealand ⋅ ☁️ 8 °C
4 Monate und 1 Woche waren Danny und ich rund um die Uhr zusammen. Vor zwei Tagen haben wir uns verabschiedet und seitdem aufgrund schlechter Netzabdeckung keinen Kontakt. Das fühlt sich sehr komisch an. Zumindest für mich. Es ist plötzlich so still geworden. Der, der immer redet, immer lacht, zu jedem Problem eine Lösung hat (und ich zu jeder Lösung ein neues Problem 🤪), ist plötzlich nicht mehr da. Und ich erkenne ziemlich schnell: Danny, mein ewig trommelnder Duracell Hase, fehlt mir. Und zwar sehr.
Queenstown ist die AbenTEUER-Hauptstadt der Welt. Die Stadt ist teuer, voll und überfordert mich auf den ersten Blick. Überall stehen Tafeln mit zig-tausend Angeboten, die man buchen kann. In der Fußgängerzone tummeln sich Menschen verschiedener Herkunft vor Luxusmarken-Geschäften. Hier will ich nun eine Woche bleiben. Das habe ich mir so ausgesucht.
Und so versuche ich, es mir irgendwie schön zu machen und dem Trubel ein wenig zu entfliehen. Ich kaufe für VIEL Geld Lebensmittel im Supermarkt ein. Anschließend „studiere“ ich alle touristischen Angebote in Ruhe von meinem Hotelzimmer aus. Ich finde tatsächlich etwas, worauf ich große Lust habe und buche es. Für VIEL Geld. Bis es soweit ist, muss ich noch 3 Tage warten.
Ich verbringe sie mit - wer hätte es gedacht - wandern. Wobei das kein Vergleich zum Te Araroa Trail ist, denn ich habe nur einen leichten Tagesrucksack und kann, wenn ich will, in zwei Stunden wieder im warmen Hotelzimmer sein. Ich laufe den Queens Hill Track, ein 500 Meter langer Aufstieg zum Gipfel des Te Tapu-nui (Berg der Heiligkeit). Hier oben zieht es wie Hechtsuppe und es sind nur 6 Grad. Ich verweile noch etwas und genieße die Aussicht, bevor ich durchgefroren wieder im Hotel ankomme. Ein warmes Bad in der Wanne und ein leckerer heißer Früchtetee wärmen mich wieder auf.
Am nächsten Morgen, ich kann es kaum glauben, erreicht mich eine Sprachnachricht von meinem Außenberichterstatter, Danny. Er erzählt von seinen abenteuerlichen Tagen: Durch tiefen Schlamm ist er gelaufen, hat einen reißenden Fluss überquert und ist mit Rucksack über einen umgestürzten Baumstamm gerobbt, der über einem tiefen Schlammloch hing. 40 Kilometer habe er an einem Tag zurückgelegt. Die erste Nacht in der Hütte sei kalt gewesen, die zweite, draußen im Zelt bei -3 Grad, noch kälter. Seine Wanderschuhe seien am Morgen so steif gefroren gewesen, dass er sie nicht habe anziehen können. Er würde nun in seinen einfachen Crocs noch 23 Kilometer bis zum Highway laufen, um von dort eine Mitfahrgelegenheit nach Te Anau zu bekommen. Dort hoffe er auf eine feste Unterkunft, denn er sei stark mitgenommen und durchgefroren von den letzten beiden Tagen. „Alles richtig gemacht“, denke ich still bei mir, während ich den letzten Schluck heißen Kaffee trinke und unter die Dusche springe.
Danach geht’s raus. Ich habe heute keinen Plan und will mich treiben lassen. Am Hafen ist Markt(treiben) und unzählige Händler haben ihre Stände aufgebaut. Es gibt alles oder besser gesagt, nichts, was es nicht gibt. Vor allem Essen. Ich schlage zu und probiere erst japanische Takoyaki und dann spanische Churros. Lecker 😋! Ich stopfe gerade den letzten Bissen in mich rein, als eine Nachricht von Super Dan eingeht. In Te Anau sei alles ausgebucht und wahrscheinlich müsse er wieder in der Kälte zelten.
Ein Stand mit Ohrringen zieht mich in seinen Bann und ich kann nicht widerstehen. Danach laufe ich noch ein bisschen am Lake Wakatipu entlang bis zum Sunshine Bay.
Eine neue Nachricht trifft ein. Super Dan hat doch noch eine feste Unterkunft bekommen. Aber nicht irgendeine. Es ist ein Zirkuswagen, der ihm für eine Nacht Asyl gewährt. „Da hat der Clown sein passendes Zuhause gefunden.“, frotzelt eine unserer Töchter im Gruppen-Chat. Dusche, WC, Bett, Küchenzeile - alles ist vorhanden. Im Miniatur-Format. Nach 2 Tagen in der Kälte und Nässe ist dieser kleine Wagen für Danny das Paradies auf Erden.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 133
- Sunday, March 31, 2024 at 12:55 PM
- ☀️ 13 °C
- Altitude: 311 m
New ZealandPeninsula Hill45°2’2” S 168°39’28” E
Osterreiten
March 31, 2024 in New Zealand ⋅ ☀️ 13 °C
Heute ist es soweit. Meine gebuchtes Event, die „Lady of the Lake“, wartet auf mich. Ich schlendere entspannt zum Treffpunkt am Hafen und sehe schon eine riesig lange Schlange. Die Lady wartet also nicht nur auf mich, sondern ebenfalls auf zig-tausend andere Touris. Na klar, es ist Ostersonntag. Wie konnte ich glauben, ich sei die Einzige hier.
Die „Lady of the Lake“ heißt offiziell TSS Earnslaw und ist ein historisches Dampfschiff, das seit 1912 auf dem Lake Wakatipu fährt. Während es damals vorrangig als Transportschiff für Güter oder auch Tiere im Einsatz war, beförderte es im Laufe der Jahre zunehmend Touristen. Eine Schifffahrt mit der „Lady of the Lake“ ist heute ein Must-do, wenn man in Queenstown ist.
Und so steige ich mit all den anderen Massen auf das Schiff, schlängele mich durch bis aufs Deck und setze mich auf eine Bank. Erst noch allein, bin ich Minuten später wieder umringt von vielen Menschen. Die „Lady“ legt ab und plötzlich zücken (fast) alle ihre Handys. Sie stellen sich vorn am Bug an die Reling und spielen die Szene aus dem Kinofilm „Titanic“ nach. „Oh mein Gott, wo bin ich hier gelandet“, denke ich. Zwischen all den Handys und Selfie-Sticks richte ich meine Aufmerksamkeit auf den Berg, an dem wir gerade vorbeifahren und dessen Gipfel aus einem Wolkenloch auftaucht.
Der Kapitän erzählt etwas über die Geschichte der TSS Ernslaw und gibt ein paar technische Informationen per Lautsprecher durch. Ich habe allerdings das Gefühl, dass das hier kaum jemanden interessiert. Die meisten Touris hier sind viel zu sehr damit beschäftigt, anderen zu beweisen, dass sie hier waren, statt wirklich „HIER“ zu sein.
Zum Glück ist diese Dampferfahrt heute nicht die einzige Attraktion, die ich gebucht habe. Sie ist eher Mittel zum Zweck, um zur Hauptattraktion zu gelangen: Ein Ausritt mit Pferden in einer kleinen Gruppe. Eine liebe Freundin hatte mir zum Geburtstag einmal eine Reitstunde geschenkt. Das Erlebnis war für mich so prägend und einzigartig, dass es schon lange mein Wunsch war, erneut auf einem Pferd zu sitzen.
Nach einer halben Stunde erreichen wir das andere Ufer, die Walter Peak High Country Farm. Das Schiff spuckt uns aus seinem Rumpf aufs Festland. Verschiedene Guides stehen mit großen Holztafeln da, auf denen „Farm Tour“, „Horse Trek“ oder „Restaurant“ steht. So warten sie geduldig auf ihre Gäste. Ich komme mir schlecht vor. Zum einen passt mir dieser Massentourismus hier überhaupt nicht, zum anderen bin ich selbst Teil des Problems.
„Mein“ Guide steht ganz außen rechts, die Massen scheinen ihn nicht zu stören. Er hat rötliches Haar, trägt einen Cowboy-Hut und wirkt sehr entspannt. Er heißt Matt und kommt aus Canada. Wir plaudern kurz und schon nach wenigen Minuten ist unsere kleine Gruppe komplett.
Wir laufen an Weidezäunen vorbei, hinter denen niedliche Lamas faul auf der Wiese liegen. Dann sehen wir inmitten einer Horde Schafe noch ein schwarzes Schaf und ich frage mich, wie es sich wohl fühlen muss.
Die Pferde sind bereits vorbereitet und gesattelt und nach einer kurzen Einweisung müssen wir nur noch aufsteigen. Ich bekomme Darge, es ist das größte Pferd von allen. Mithilfe von Matt und der eines Hockers schwinge ich mich in den Sattel. Puh, ist das hoch! Mir kommen Gedanken, wie: „Was ist, wenn ich runterfalle oder Darge sich aufbäumt?“
Viel Zeit zum Nachdenken bleibt mir nicht, Matt bindet die Pferde los und reitet fröhlich vornweg. Eins nach dem anderen folgt ihm stoisch. Erst noch etwas ängstlich, gewinne ich zunehmend immer mehr Vertrauen und genieße die Verbindung zwischen mir und Darge. In einer Kolonne geht’s die Hügel hinauf und wieder hinunter. Da gibt es schon manchmal Momente, wo ich bete, nicht aus dem Sattel zu rutschen.
An einer Tränke biegt Summit, das Pferd vor mir, nebst Reiter ab und trinkt. Der Herdentrieb wirkt und mein Pferd, Darge, will ebenfalls trinken. Beide Pferde scheren aus der Reihe. Matt ruft uns zu, wir sollen ihnen sanfte Kicks geben und die Zügel zu uns ranziehen. Das kann ich aber nicht, ich habe Sorge, Darge weh zu tun. Matt steigt ab und führt beide Pferde wieder zurück in die Reihe.
Die Zeit ist viel zu schnell vorbei und wir sind wieder zurück auf der Koppel. Bei Tee, Kaffee und etwas Gebäck unterhalten wir uns alle noch ganz aufgeregt über unser Reiterlebnis, bevor es mit dem Schiff wieder zurück Richtung Queenstown geht.
Die gleichen Touristen wie auf der Hinfahrt sind wieder an Bord und stellen die gleiche Filmszene nach. Diesmal stört es mich nicht, denn ich sitze in Gedanken noch auf Darge und reite über die Farm.Read more



























































































































































































































































































































































































