Hauptsache erstmal unterwegs...
5 April 2017, Jerman ⋅ ⛅ 10 °C
"Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt"... Nachdem wir gestern von unserem ursprünglichen Flug via Amsterdam nach Buenos Aires umgebucht wurden und nun via Madrid fliegen sollten, hieß es nach dem Checkin in München nach Madrid, dass auch der neu zugewiesene Weiterflug nach Buenos Aires nicht abheben würde... Wie wir uns weiter bewegen, würde sich nun erst in Madrid klären, aber wir sind zumindest erstmal unterwegs! 😊Baca lagi
Madrid - Ungeplante Ruhepause :)
6 April 2017, Sepanyol ⋅ ☀️ 13 °C
Der spontane Aufenthalt in Madrid sollte primär einem Zweck dienen: Erholung tanken :)
Nach der Ankunft ging es in das von der streikenden argentinischen Fluggesellschaft gezahlte Hotel... Dankenswerterweise war dies ein Marriott, sodass auch meine zahlreichen Marriott-Übernachtungen in Pakistan noch einen Mehrwert schaffen konnten, da wir somit rund um die Uhr Loungezugang erhielten. Zumindest waren wir also rund um die Uhr kostenlos versorgt und mussten unser Reisebudget nicht bereits in Madrid angreifen - schließlich war dies ja auch für Südamerika und nicht Europa bestimmt. Am Nachmittag nutzten wir also ausführlich die Spa-Umgebung inklusive Sonnenterrasse, den Lounge-Zugang sowie das Restaurant in dem uns als Entschädigung für die Reiseverzögerung ein Abendessen gewährt wurde. Am nächsten Morgen wollten wir dann noch einen kurzen Eindruck vom Stadtbild erhalten und unternahmen einen etwa 3-stündigen Ausflug durch die vom Frühling geprägte Innenstadt der spanischen Hauptstadt (u.a. Königspalast, Puerta del Sol, Plaza Mayor, Parque de El Retiro, etc.)
@Aerolineas Argentinas: Danke für den Streik, dieser hat ungeplant maßgeblich zu unserer Erholung zum Reisestart beigetragen!Baca lagi
Buenos Aires - Charme der Gegensätze
9 April 2017, Argentina ⋅ ⛅ 22 °C
In der argentinischen Hauptstadt, die inklusive Umland 13 Mio. Einwohner und damit fast ein Drittel der Einwohner Argentiniens (ca. 45 Mio.) umfasst, sollten wir nach der Umbuchung unseres Fluges nun 3 volle Tage verbringen. Am ersten Tag machten wir einen recht langen Stadt-Spaziergang und deckten dabei das touristische Pflichtprogramm (Casa Rosada, Obelisk, Plaza de Mayo, Puerto Madero etc.) ab. Am nächsten Tag standen die Stadtviertel La Boca (bekannt für seine bunten Häuser und natürlich den Fußballverein Boca Juniors) und La Recoletta (ein wohlhabenderes Viertel, u.a. mit dem imposanten Friedhof, auf dem sich auch das Grab von Evita befindet) auf unserem Plan und Sonntag wollten wir schließlich die Gelegenheit nutzen, dass im Viertel San Telmo traditionell Wochenmarkt ist... Eine besonders zu erwähnende Begegnung war dabei das wiederholte Zusammentreffen mit einer ecuadorianischen Familie. Zunächst waren wir an der Bushaltestelle nach La Boca mit Ihnen ins Gespräch gekommen. Nachdem wir uns wiederholt in La Boca, aber auch am Folgetag in San Telmo mehrfach begegnet waren, tauschten wir Adressen aus und machten zum Abschluss auch noch ein gemeinsames Foto... Die jüngste Tochter der 4-köpfigen Familie rannte bei jeder Begegnung auf uns zu und umarmte uns ganz aufgeregt und voller Freude. Zudem bleibt uns sicherlich die Zivilcourage der Argentinier positiv in Erinnerung... Anlass hierzu war die besagte Busfahrt nach La Boca. Nachdem wir fälschlicherweise angenommen hatten vor Fahrtantritt im Bus zahlen zu können und demnach nicht die SUBE-Karte zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs erworben hatten, wollte uns der pflichtbewusste argentinische Busfahrer zunächst nicht mitnehmen. Erst durch den minutenlangen "Aufschrei der Masse", dass man doch die europäischen Besucher jetzt nicht stehen lassen könnte, konnte der Busfahrer schließlich überzeugt werden. Die Situation mag hier vielleicht nebensächlich klingen, sie erinnerte im Moment des Geschehnisses allerdings durchaus an revolutionsähnliche Zustände und man hatte Bedenken, dass jemand dem Busfahrer gewaltsam entgegen treten könnte, als dieser sich trotz des Getöses der Menschenmenge noch immer weigerte uns auch auf Kosten anderer Fahrgäste zu befördern. Der Busfahrer gab schließlich nach und die Situation beruhigte sich zu unseren Gunsten. :) Weiterhin erwähnenswert in Bezug auf Argentinien bzw. Buenos Aires sind natürlich die hervorragenden Steaks (ein Mekka für alle Fleischliebhaber!) sowie die zahlreichen Tango-Shows, die man regelmäßig beim Schlendern durch die Gassen beobachten kann. Besonders eindrucksvoll wirken diese, weil nicht nur Touristen an den innerstädtischen Plätzen stoppen und sich die Tanzeinlagen ansehen, sondern ein Großteil der bewundernden Beobachter aus dem eigenen Land kommt. Dies nimmt dem Spektakel den touristischen Anschein und verleiht den Einlagen deutlich mehr Authentizität. Warum nun aber "Charme der Gegensätze"? Für uns war es insbesondere dies, was das Stadtbild aber auch die Bewohner der Stadt auszeichnet. So sieht man neben alten Prunkbauten, die den starken spanischen Einfluss unverkennbar demonstrieren, auch immer wieder hochmoderne Gebäude. Dennoch wirkt diese architektonische Komposition sehr harmonisch und so erhält das Stadtbild einen außergewöhnlichen Reiz... Zudem ist die Innenstadt geprägt von den unterschiedlichsten Menschen. Man sieht adrett gekleidete Geschäftsleute in einem Atemzug mit Obdachlosen, Menschen indigener Abstammung in einem Atemzug mit Menschen, die europäische Wurzeln haben und Backpacker in einem Atemzug mit Pauschal-Touristen. Wenngleich der Schatten einer ziemlich großen sozialen Schere und damit auch noch immer hohen Kriminalitätsrate über der Stadt liegt, wirkt die Stadt auf uns dennoch insbesondere durch die beschriebene Kombination aus architektonischer und sozial-kultureller Diversität unglaublich charmant.Baca lagi
Argentinisches Patagonien
11 April 2017, Argentina ⋅ ⛅ 10 °C
Durch die Umbuchung unseres Weiterfluges nach Patagonien (sonst hätten wir keine Zeit mehr für Buenos Aires gehabt) sollten wir nun noch einen kurzen Stopover in der südlichsten Stadt der Welt - Ushuaia - machen. Für uns war klar: Auch wenn nicht viel Zeit blieb, so wollten wir die 4 Stunden Aufenthalt nicht am Flughafen verbringen, sondern uns einen kurzen Eindruck von der überschaulichen Stadt verschaffen. Die Zeit reichte für einen Spaziergang am Hafen und ein erstes chilenisches Mittagessen. Trotz der Restaurantempfehlung wird das hier von uns gewählte Fischgericht wohl nicht in die Hitliste unserer südamerikanischen Lieblingsgerichte einziehen. Vielleicht war es aber auch nur das Nachwirken der "kulinarischen Verwöhnphase" in Buenos Aires (ich hatte es bereits erwähnt, hier gab es Steak, Steak, Steak), die unseren mäßigen Eindruck begründete. Kurz darauf ging es zurück zum Flughafen, viel länger hätten wir aufgrund der eisigen Hafenluft hier aber wohl auch nicht verbringen wollen... :)
Das erste fest vorgesehene Ziel unseres Patagonienausflugs war nun El Calafate. Erfreulicherweise machte sich die Nebensaison zum ersten Mal bemerkbar und wir fanden ein tolles Preis-Leistungs-Schnäppchen für unsere 2 Übernachtungen vor Ort. Das Hotel "Esplendor El Calafate" überzeugte uns durch seinen modernen Stil und tollen Spa-Bereich und ist in der Nebensaison auch für 4-Monatsreisende gut finanzierbar... ;) Nach Nutzung des Spa-Bereichs am Ankunftstag ging es am Folgetag nun schließlich zum Hauptausflugsort dieses kleinen Städtchens, dem Perito-Moreno-Gletscher. Dieser befindet sich in immerhin noch 90 km Entfernung. Die Anreise erfolgte mit dem Bus und bereits vor endgültiger Ankunft konnte man erste Blicke auf den atemberaubenden Gletscher genießen. Bekannt ist er neben seiner grandiosen Färbung vor allem dadurch, dass immer wieder Brocken abbrechen und begleitet von einem mächtigen, an ein Donnergrollen erinnerndes Getöse, in den von ihm gespeisten See hineinfallen. Am Abend nutzten wir noch einmal ausgiebig den Spa-Bereich und am nächsten Tag sollte es schon weiter in Richtung des zweiten Highlights von Patagonien gehen...Baca lagi

Kathis und Sylvios Reisen
Danke dir, ja der Perito-Moreno-Gletscher ist wirklich atemberaubend! 😊
Chilenisches Patagonien
13 April 2017, Chile ⋅ ☀️ 16 °C
Die 5-stündige Busfahrt von El Calafate nach Puerto Natales, unserer ersten Stadt in Chile, brachte so auch den Grenzübertritt in ein für uns bis dato unbetretenes Land mit sich. Nachdem von unserem Supermarkteinkauf an den Vortagen noch etwas Obst übrig war, sollten wir die Agrarbestimmungen der Chilenen direkt mit der Einreise spüren. Die Einfuhr von frischen Lebensmitteln nach Chile ist strengstens untersagt und so mussten wir die verbliebenen Früchte direkt verzehren bzw. die Reste an den freudigen Mitarbeiter des "Ministry of Agriculture" aushändigen. Ich bin mir recht sicher, dass es kurz nachdem wir die Grenze passiert haben, mal wieder Obstsalat gab und seine gute Stimmung nicht zuletzt darin begründet war. Ein letztes Stück Ingwer konnten wir zu meiner Freude hingegen im Rucksack verwahren.
In Puerto Natales angekommen sollten auch gleich unsere Vorbereitungen für die bevorstehende, bisher längste Wanderung unseres Lebens, starten. Vor uns lag ein 5-tägiger Wandertrail durch den Torres-del-Paine-Nationalpark, den von vielen als schönsten Nationalpark Südamerikas betitelten Ort (zugleich Biosphärenreservat der UNESCO). Wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch vor durchgehend zu campen, sollten allerdings vernünftigerweise (auch wir werden älter!) dies später teilweise gegen eine etwas bequemere und vor allem wärmere Schlafoption eintauschen. So statteten wir uns mit allem aus, was wir zum Überleben brauchen würden. Da wir uns für die Option entschieden, das Zelt in den 4 verschiedenen Camps aufbauen zu lassen, mussten wir dies nicht besorgen/ tragen und blieben auch flexibel im Hinblick auf eine potenzielle Entscheidung gegen das Campen. Die Besorgungen beschränkten sich demnach im Wesentlichen auf Nahrung und Kochutensilien (Gaskocher und -kartusche, Geschirr, Besteck etc.). Leider nahm auch dies eine beachtliche Zeit in Anspruch.
Zu Puerto Natales gibt es sonst nicht viel zu sagen. Es ist eine Stadt, die zweifelsohne eine gewisse Aufbruchsstimmung spüren lässt, da die meisten sie wie wir lediglich zur Vorbereitung der Wanderung durch den Torres-del-Paine-Nationalpark nutzen... Einen wirklich eigenen Charme haben wir hier leider vermisst. Auch wenn El Calafate eine ähnliche Funktion einnimmt, da auch von dort die meisten zum Perito Moreno Gletscher oder nach El Chalten (einem weiteren beliebten Ausflugsort der Gegend) unterwegs sind, so hat dieser Ort aus unserer Sicht deutlich mehr Charme und es fiele einem nicht schwer ein paar mehr Tage in der netten argentinischen Kleinstadt zu verweilen.
Am nächsten Tag sollte es nun endlich losgehen. Unser Bus fuhr bereits um 7.20 Uhr los, sodass die Nacht nach einer längeren Umpackaktion (da wir all unser Gepäck 5 Tage tragen mussten, halbierten wir unsere Last und verstauten den Rest im Hostel) leider nur noch wenige Stunden hatte.
Nach Durchquerung aller bürokratischen Erfordernisse (Registrierung im Park, Sicherheitsbelehrung inkl. Video etc.) erreichten wir Pudeto am Lago Pehoé. Von dort aus nahmen wir den Katamaran zur anderen Seite des Sees. Dies sollte der Startpunkt unserer umgekehrten "W-Wanderung" sein. Als "W" wird dies aufgrund des Streckenverlaufs bezeichnet. Vorteil der Durchquerung von West nach Ost, wie wir sie unternahmen, sollte sein, dass das eigentliche Highlight, die Granitnadeln der Torres del Paine (Türme von Paine), ganz am Ende auf uns wartete. Unsere Wanderschuhe waren geschnürt und um etwa 12 Uhr ging es nun also los... Nach dem ersten Anstieg merkten wir schon bald, weshalb die meisten eine 5-7-Tagestour gegenüber einem simplen Tagesausflug empfehlen. Immer wieder erschlossen sich tolle Anblicke wie azurblaue Seen, gewundene Pfade, langsam plätschernde bis tosend sprudelnde Quellen oder schneebedeckte Gipfel. Eine wahrlich malerische Landschaft erschloss sich uns und jeder Aufstieg weckte die Neugier, was denn hinter dem Gipfel zu warten vermochte.
Am Nachmittag trafen wir in unserer ersten Unterkunft ein. Unser Zelt war bereits für uns errichtet und so bezogen wir es kurzerhand und begaben uns unmittelbar darauf in die Küche, um unser Abendessen zu bereiten. Die Nacht sollte sehr kalt werden (nahe 0 Grad). Das Campen erforderte demnach gewisse Sicherheitsvorkehrungen. Dank der Vorabrecherche waren unsere beiden Schlafsäcke bereits für solche Temperaturen gewählt und ein Schlafsackinlay sollte weitere 3-4 Grad Celsius Temperaturgewinn mit sich bringen. Auch Skiunterwäsche sowie eine Mütze hilft natürlich zur Wärmespeicherung. Kathis urologischer Tipp war zudem eine geleerte Blase, um nachts Energie zu sparen. ;) Zudem ist es sehr hilfreich möglichst gesättigt zu Bett zu gehen. Nach einer interessanten Erfahrung, dick genug eingehüllt lässt einen die frische Luft durchaus nicht schlecht schlafen, entschließen wir uns jedoch in den Folgenächten ein Refugio (Schlafsaal) zu beziehen, um die Gefahr einer Erkältung zu bannen. Diese wäre sicherlich nicht der beste Weggefährte auf einer zeitweise doch recht anstrengenden 90-km-Wanderung. Am zweiten Tag ging es früh morgens für einen kurzen Ausflug und nur mit dem nötigsten Gepäck ausgerüstet zum nahegelegenen Grey-Gletscher (etwa 2 Stunden Entfernung). Auf dem Weg dorthin überquerten wir bereits 2 Hängebrücken, die wahrlich atemberaubende Anblicke gewährten. Schließlich wackelte die gesamte Brücke mit jedem Schritt :). Nach Überquerung der zweiten Brücke lag nun schließlich der angepeilte Aussichtspunkt, der uns einen exzellenten Ausblick auf den gigantischen Gletscher bot. Zurück im Camp angekommen, starteten wir am frühen Nachmittag nach einer kurzen Sonnenpause in Richtung Refugio Paine Grande. Wie zuvor beschrieben, hatten wir noch am Morgen das Camp dort gegen das Refugio getauscht. Diese Entscheidung sollten wir spätestens am Abend, als wir uns nach einer heißen Dusche neben den wärmenden vom Holz knisternden Ofen unserer Unterkunft setzten, wertschätzen. Der linke "Schenkel des W" war damit bereits vollendet. Auch am Folgetag, unserem dritten Tag, verließen wir bereits kurz nach Sonnenaufgang die Unterkunft. Aus unserem Zimmer hatten wir kurz zuvor drei Füchse erspäht. Einer von ihnen saß erfreulicherweise auch nach unserem Start noch in der patagonischen Steppe, sodass ich mich ihm bis auf wenige Meter vorsichtig nähern konnte. Das Gras knisterte mit jedem Schritt vom Raureif, der die Steppe in den frühen Morgenstunden überzog. Gebückt pirschte ich mich durch den sanften Nebel an ihn heran und ergatterte das ein oder andere Foto. Der Fuchs schien seine Gegend aufmerksam zu inspizieren, um die letzten Morgenstunden zur Jagd zu nutzen. Noch ein kurzes Foto vom Jagdruf des tierischen Frühaufstehers und schon sollte es weitergehen. Zwischenstation machten wir am Campamento Italiano. Hier stellten wir unser Gepäck ab, um einen leichteren Aufstieg zum Mirador Britanico zu haben. Immer wieder war unser Ausflug von Pausen inklusive kleinerer Zwischenmahlzeiten geprägt. Die Regel "Besser 5 kleine als 3 große Mahlzeiten" gelang uns während der Tage im Torres-del-Paine-Nationalpark so gut wie nie. Der Höhepunkt der Anstrengung des 3. Tages wurde schließlich mit einem der tollsten Ausblicke der gesamten Wanderung belohnt. Nach einer halben Stunde Entspannung sollte es aber auch direkt weitergehen. Mit 25 km Wegstrecke (darunter ein durchaus steiler Aufstieg) vermochte dieser 3. Tag schließlich unser längster Tag zu werden. Nach dem Abstieg zum Camp ging es anschließend mit Gepäck weitere knapp 2 Stunden Wegstrecke zum Refugio Los Cuernos, welches uns schließlich für die nächste Nacht Unterschlupf gewähren sollte. Hier legten wir einen Tag Pause von selbst erwärmter Camping-Nahrung ein, die wir an den Vorabenden mit einem Gaskocher erhitzt hatten. Wir belohnten uns für den anstrengenden Tag mit einem 3-Gängemenü, auch wenn es kurze Überzeugungsarbeit erforderte, dass wir um die Uhrzeit noch Essen ohne vorherige Anmeldung erhielten. Beim Essen führten wir eine sehr interessante und demnach kurzweilige Unterhaltung mit einem Pärchen aus Chile. Sie waren es schließlich auch, die uns zu einem unserer bisherigen Lieblingsgetränke der Reise brachten - der sogenannte Calafate-Sour unterscheidet sich vom Pisco-Sour dadurch, dass ein Anteil des Nektars der hiesigen Calafate-Frucht beigemischt wird. Es sollte nicht das letzte mal sein, dass wir dieses Getränk bestellten. Die beiden kurzen "Mittelschenkel des W" waren nun auch absolviert. Der nächste Tag, der unser dritter durchgehender Sonnentag werden sollte, wurde in der Rangfolge der höchsten Anstrengung schließlich Platz 2. Nachdem von Kathi der ambitionierte aber äußerst glückliche Vorschlag kam doch noch heute bis ganz nach oben zum Mirador Las Torres zu marschieren (glücklich insbesondere deshalb, weil das Wetter am Folgetag deutlich bewölkter war), sollte dieser Tag letztlich knapp 23 km mit sich bringen. Wir hatten unsere Unterkunft entgegen der vorherigen Planung wieder leicht adaptiert (ein weiterer Vorteil der Nebensaison in der hierfür genügend Kapazität vorhanden ist) und sollten nun im Refugio Chileno nächtigen. Dieses war etwa 2,5 Stunden Aufstieg vom höchsten Aussichtspunkt entfernt und erlaubte uns die Unterkunft nach erfolgreicher Erklimmung noch vor Sonnenuntergang zu erreichen. Vom Refugio Los Cuernos ging es also knapp 3,5 Stunden zum höher gelegenen Refugio Chileno. Waren es zuvor nur kleinere Bäche oder Flüsse, die wir zu durchqueren hatten, so lag hier vor uns auf einmal ein unausweichliches Schlammfeld. Selbst hineingeworfene Stöcke bis kleinere Stämme (eine häufiger verwendete Technik) halfen nur wenig zur Durchquerung. Die Wasserdichte der Wanderschuhe erlangte hier ihren ersten Härtetest. Wenngleich sie danach optisch fast nicht wiederzuerkennen waren, blieben unsere Füße nahezu trocken. Ein weiteres malerisches Tal zeichnete nun den verbleibenden Weg zum Refugio Chileno. Hier stellten wir kurz unsere Sachen ab und bezogen unsere Zimmer, bevor wir uns schließlich zum Mirador Torres aufbegaben. Ein weiterer Fuchs nahe unserer Unterkunft sollte mich nach Start noch mindestens eine Viertelstunde beschäftigen, lag er doch von der Sonne angestrahlt in einer optimalen Fotoposition und ließ sich auch durch meine Anwesenheit in zuletzt ca. einem Meter nicht stören. Kurz darauf ging es aber schließlich fest entschlossen weiter. Insbesondere die letzte halbe Stunde Aufstieg hielt dabei durchaus eine gewisse Anstrengung bereit. Oben angekommen wurden wir allerdings erneut mit einem sagenhaften Anblick belohnt. Die drei fast senkrechten Torres del Paine standen nun vor uns. Wir genossen den Anblick und die letzten Strahlen der Spätnachmittagssonne, die unsere Haut erwärmte. Schließlich ging es zurück zum Camp, in dem wir unsere letzte Nacht verbrachten. Nach kurzem Aufenthalt am Ofen der Unterkunft läuteten wir auch schon bald darauf die Nachtruhe ein. Das Pensum für den letzten Tag war dank unserer vorherigen Anstrengungen nun eher überschaubar. Nach dem moderaten Abstieg war das "W" vollendet und es ging schließlich am frühen Nachmittag mit dem Bus zurück nach Puerto Natales. Der intensive 5-tägige Wanderausflug wird uns wohl noch sehr lang in positiver Erinnerung bleiben und war bisher das absolute Highlight.Baca lagi
Santiago de Chile
19 April 2017, Chile ⋅ ⛅ 18 °C
Unser Domizil in der knapp 6 Mio. Einwohner umfassenden Stadt sollte zur Abwechslung ein Appartement sein. Unmittelbar nach unserer Ankunft am Abend erfuhren wir, dass am nächsten Tag die große Volkszählung (der Zensus) stattfinden würde. Dieses landesweite Ereignis würde dafür sorgen, dass am Folgetag weder Geschäfte noch Restaurants, Ausflugsziele etc. geöffnet haben. Wir begaben uns demnach kurzer Hand auf die Suche nach einem zu dieser Uhrzeit noch offenen Supermarkt. Nach dem wir diesen endlich erreicht hatten, befanden wir uns unter zahlreichen gleichgesinnten Chilenen, die offenbar ähnlich spät an das bevorstehende Großereignis gedacht hatten und nun nahezu plündernd den Laden nach Lebensmitteln durchforsteten, die sie vor dem Hungertod bewahren sollten. Die Ladenverhältnisse erinnerten an Verhältnisse aus der ehemaligen DDR. Gewisse Waren (Butter, Käse, Milch aber auch Seife etc.) waren lediglich hinter der Theke und demnach nur auf persönliche Zuteilung durch den Kassierer erhältlich. Dieser tippte alle Preise händisch in seinen Taschenrechner ein. Auch der Zustand von Obst und Gemüse hätte in Deutschland dazu geführt, dass die Waren den Supermarkt durch die Hintertür verlassen hätten. Dennoch fanden wir das Nötigste für unser Frühstück am Folgetag. Am nächsten Tag war das "Spannendste" wohl unsere Teilnahme am Zensus. ;) Nachdem ein Zensus-Mitarbeiter bei uns klingelte, entschlossen wir uns, an der Volkszählung teilzunehmen. Die nächsten 30 Minuten (so lang dauerte das auch nur, weil wir für uns daraus eine kostenlose Spanisch-Sprachstunde machten und den netten Herren baten uns alle Wörter zu erklären, die wir nicht verstehen oder unsere Aussprache zu verbessern) verbrachten wir also damit ihm standardisierte Fragen zu beantworten. Es ging um die Anzahl der Zimmer, die wir als Schlafraum nutzen, unseren Wohnort vor 5 Jahren, aber auch darum wer die finanziellen Mittel im Haushalt verwaltet. Unsere Antwort, dass Kathi und ich dies beide gleichermaßen tun würden, gefiel ihm nicht, da diese Antwortoption nicht vorgesehen war. Auch dem jungen Chilenen schien es jedoch gesamthaft sichtlich Freude zu bereiten, dass wir uns an dem Prozess beteiligten anstatt darauf zu verweisen, dass wir dafür keine Zeit hätten oder ja als Touristen ggf. davon befreit wären. Nachdem diese Prüfung überstanden war, begaben wir uns schließlich auf einen Stadtspaziergang durch die an diesem menschenleeren Tag an eine Geisterstadt erinnernde Metropole, keine offenen Geschäfte, sondern stattdessen heruntergelassene Rollläden empfingen uns. Fast keine Menschen, sondern primär vereinzelte Obdachlose oder Zensus-Mitarbeiter, die wild mit ihren Blöcken umherliefen. Die Masse schien, in dem noch immer stark vom Sozialismus geprägten Land, dem Aufruf zu folgen und daheim zu bleiben, um mit „Block und Stift“ gezählt zu werden. Erst ab 20 Uhr abends öffneten wieder die Restaurants und die Straßen füllten sich allmählich. Auch der nächste Tag schien leider nicht unser bester zu werden. Trotz der Vorhersage von fortwährendem Sonnenschein (dies galt während unseres gesamten Aufenthalts hier) regnete es durchgehend von früh bis abends. Den Ausflug zu den beiden Aussichtspunkten der Stadt (Cerro Santa Lucia und Cerro San Cristobal) verschoben wir aufgrund mangelnder Sichtverhältnisse und begaben uns auf den Weg zur Villa Grimaldi. Das großzügige ehemalige Familienanwesen diente während der Zeit des sozialistischen Systems als Gefängnis für Oppositionelle. Es liegt etwas außerhalb von Santiago und ist heutzutage als Gedenkstätte der Öffentlichkeit zugänglich. Vermutlich insbesondere aufgrund der Parallelen zur deutschen Geschichte der Vor- als auch Nachkriegszeit empfanden wir dies als äußerst spannend, wenngleich der Besuch und z.B. die beschriebenen Foltermethoden uns selbstverständlich nachdenklich stimmten. Nach dem Motto: "Alle guten Dinge sind drei" standen auch am 3. Tag erneut die beiden Aussichtspunkte der Stadt auf unserem Plan. Bei unserem Vormittagsbesuch auf dem Cerro Santa Lucia noch etwas bewölkt, meldete sich bei unserem Nachmittagsbesuch von Cerro San Cristobal die Sonne zurück und eröffnete einen Ausblick auf die zuvor vermissten Anden. Spätestens beim Besuch der Roof-Top-Bar "Red2One", die sich auf dem W-Hotel befindet, waren die Anden nun deutlich als Kulisse der chilenischen Hauptstadt erkennbar. Genau dieser Anblick ist es, der der Stadt Santiago ihren gewissen Charme verleiht. Dennoch empfanden wir Santiago de Chile leider als sehr dreckig und bisweilen weniger charmant als Buenos Aires. Selbstverständlich wurde dieser Eindruck jedoch signifikant durch die beschriebenen Umstände hervorgerufen.Baca lagi
Mendoza - Paradies für Weinliebhaber
23 April 2017, Argentina ⋅ ⛅ 18 °C
Die geplante Weiterreise nach Mendoza in Argentinien mussten wir schließlich um eine weitere Nacht verschieben, da in den Anden Schneechaos herrschte. Bereits am Busbahnhof angekommen, erhielten wir diese Info erst auf explizite Nachfrage am Schalter. Trotz übermittelter Mail-Adresse bei der Ticketausstellung erfolgte keinerlei Info, obwohl alle Busse am Tag ausfielen. Ich denke dieser Prozess ist durchaus optimierbar, aber aufgrund unserer Reisen durch Afrika waren wir ja optimierbare Prozesse gewöhnt. ;) Auch die Busfahrt am Folgetag dauerte im Anschluss statt den vorgesehenen 7 Stunden nun insgesamt etwa 14 Stunden. Bei den Erstattungen der Deutschen Bahn, auf die jeder gern aufgrund von Unpünktlichkeit schimpft, hätten wir unser Reisebudget hier signifikant aufbessern können... In diesem Fall können wir hingegen wohl froh sein, unser Geld zurückzubekommen. Ursache der Verspätung war ein massives Verkehrsaufkommen, welches die Grenzkontrolleure jedoch nicht dazu brachte, von der Kontrolle jedes Busses, jedes Autos, jedes Rucksacks etc. abzuweichen. Vom Stichprobenverfahren hatten die rechtsbewussten argentinischen Grenzkontrolleure offensichtlich noch nicht gehört. Ein anderer sehr sympathischer Gast im Bus brachte es jedoch auf den Punkt, als sich erste Passagiere beschwerten: "Tranquillo - el corazon", was frei übersetzt heißt: "Ruhig - pass auf dein Herz auf". Schließlich würden auch die Beschwerden hier keine Änderung bewirken. Seine spätere Empfehlung für unser Programm deckte sich auch mit unseren Planungen für die Tage in Mendoza: „Asado y vino y asado y vino…“. ;) In den nächsten beiden Tagen sollten nun also zahlreiche Weine von uns verköstigt werden und, um uns eine entsprechende Grundlage zu verschaffen, sollten auch die Pausen zum nächsten Steak nie zu groß werden. Los ging es im nahegelegenen Weingut „Alta Vista“, welches wir auf Empfehlung hin aufsuchten. Neben einer kurzen Führung durch das Weingut sollte insbesondere die Weinprobe im Mittelpunkt stehen. Zusammen mit einem Pärchen aus Polen, welches wir kurz zuvor kennengelernt hatten, besuchten wir zudem ein Malbec-Fest im nahegelegenen Ort Luyan de Cuyo. Auch am Folgetag standen wieder zahlreiche Weine im Mittelpunkt. Diesmal verbunden mit einem ausgiebigen und ausgesprochen delikaten Menü sollte dieser Tag zu den bisherigen kulinarischen Highlights der Reise gehören. Das Weingut „Bodega Lagarde“, was wir hierzu besucht haben, würden wir durchaus weiterempfehlen. Das Angebot eines sehr freundlichen weiteren „Pärchens“ aus Uruguay & Argentinien, mit welchem wir beim gemeinsamen Festmahl ins Gespräch kamen, uns im Anschluss an die mehrstündige Weinprobe „eigenhändig“ nach Mendoza zu fahren, lehnten wir allerdings dankend ab und nahmen dann doch lieber ein Taxi… ;)Baca lagi
Valparaiso - Traum für Hobbyfotografen
25 April 2017, Chile ⋅ ☀️ 18 °C
Bevor wir die Gegend um Mendoza/ Santiago de Chile gewissenhaft verlassen konnten, mussten wir natürlich noch dem nahe der chilenischen Hauptstadt befindlichen Valparaiso einen Besuch abstatten. Diesmal sollte der vorgesehene Nachtbus planmäßig fahren und auch wenn diese Strecke von Andesmar, der deutlich besseren Busgesellschaft, nicht bedient wird und wir auf die etwas schlechtere Gesellschaft CATA zurückgreifen mussten, so war die Fahrt mit den nahezu waagerecht umklappbaren Sitzen kein Vergleich zu Langstreckenfahrten in Europa. In der drittgrößten chilenischen Stadt angekommen, sollte uns heute das Wetter hold sein. Bei strahlendem Sonnenschein und ausreichender körperlicher Fitness ist diese Stadt wohl eine der Städte, die sich am einfachsten besichtigen lässt. Man muss nicht viel mehr tun, als sich zu Fuß durch die zahlreichen Gassen dieser Stadt zu bewegen und wird dabei immer wieder vollkommen automatisch an den verschiedensten farbenfrohen künstlerischen Werken vorbeikommen. Jedes einzelne dieser Werke besitzt seinen ganz eigenen Charme und ist in den meisten Fällen allemal ein Foto wert. Nach Besuch der beiden Hügel der Stadt „Cerro Allegre“ und „Cerro Concepción“ einer Fahrt mit einem Funicular (in diversen Hinterhöfen dieser Stadt werden diese Drahtseilbahnen für einen kleinen Centbetrag pro Fahrt betrieben) sowie dem in der Hafenstadt nahezu obligatorischen Fischessen unternahmen wir noch einen kurzen Abstecher in die nahegelegene Schwesterstadt „Viña del Mar“. Auch wenn das Wetter zu unserer Zeit leider nicht zum Baden einlud, waren es dennoch insbesondere Strand und Meer, welche uns dazu trieben einen kurzen Ausflug mit einem lokalen Bus zu machen. Spätestens jetzt verstanden wir, was der Mitarbeiter in unserem Hotel am Morgen meinte, als er sagte, dass nach Viña del Mar quasi jede Minute ein Bus fährt. Es gibt weder Bushaltestellen noch einen Fahrplan, wie man es als strukturierter Deutscher gewohnt ist und obwohl wir auch das von Afrika sehr gut kannten, hat es uns in doch kurz etwas verwundert. Da ständig Leute zusteigen, blieb die Tür während der Fahrt offen und der Fahrer war eigentlich nur mit dem Kassieren des in kleinen Münzen zu entrichtenden Fahrentgelts beschäftigt. Viña del Mar selbst ist eine nette Stadt am Meer, die von den Chilenen selbst als Urlaubsort genutzt wird und gerade aufgrund ihres nicht-touristischen Charakters durchaus einen Besuch Wert ist. Nach einem kurzen Ausflug in die Innenstadt und einem längeren Strandspaziergang fuhren wir schließlich jedoch auch zurück nach Valparaiso, wo wir ja die Nacht verbringen sollten.Baca lagi
San Pedro de Atacama - Wüste, Sterne...
28 April 2017, Chile ⋅ 🌧 18 °C
Per Inlandsflug bewegten wir uns von Santiago weiter in Chiles äußersten Norden. In Calama angekommen, trennten uns noch etwa eine Stunde Busfahrt von San Pedro, dem Startpunkt diverser Ausflugsmöglichkeiten in der Atacamawüste und zugleich dem Ort unseres nächsten Domizils. Die Fahrt auf der gut ausgebauten kerzengeraden Straße ging schnell vorbei, da Dünenlandschaften sowie eine beeindruckende Andenkulisse immer wieder zum Staunen einluden.
In den nächsten drei Tagen sollten wir uns, auch wenn wir dies in der Regel weniger mögen, schließlich auf einige organisierte Ausflüge begeben. Dies ist in dieser Region einfach die simpelste Methode. Aus dem wirklich großen Ausflugsprogramm, welches in San Pedro angeboten wird, entschieden wir uns schließlich für drei Touren. Neben dem Valle de la Luna, dieser Ausflug ließe sich alternativ auch gut mit dem Fahrrad auf „eigene Hand“ durchführen, besuchten wir noch den Geysir Tatio (das drittgrößte Geysirfeld der Erde und zugleich das höchstgelegene seiner Größe) und machten einen nächtlichen Ausflug, um uns von einem Astronomen den Sternenhimmel erklären zu lassen. Auch wenn die beiden erstgenannten Ausflüge sehr interessant waren und insbesondere das „Valle de la luna“ ein „Must-See“ in dieser Region ist, so war es mit Abstand der kurze nächtliche Ausflug, der uns beiden am stärksten in Erinnerung bleiben wird! Die Atacamawüste ist ein Domizil für Astronomen, da der nahezu ganzjährig wolkenlose Himmel sowie die geringe Lichtverschmutzung die Beobachtung des Himmels der südlichen Hemisphäre enorm begünstigen. Wer selbst einen solchen Ausflug plant, dem können wir die Agentur „SPACE“ uneingeschränkt weiterempfehlen. Nach etwa 10 Minuten Fahrt erreichten wir einen Feldweg, der von der gut ausgebauten Straße abzweigte. Zum Verwundern der meisten Insassen schaltete der Fahrer kurz nach Betreten des an afrikanische Verhältnisse erinnernden Weges das Licht aus. Und auch wenn die Fahrt ab da an Busentführungen in Mexiko erinnerte, war schnell klar, dass man die Lichtverschmutzung aus Rücksicht auf eine vorherige Gruppe von Sternbewunderern so gering wie möglich halten wollte. Im Wesentlichen bestand der Ausflug aus drei Teilen. Im ersten widmeten wir uns dem Himmel ganz ohne technische Hilfsmittel. Der kanadische Astronom erklärte uns leidenschaftlich, was am Himmel zur Orientierung beiträgt. Natürlich wurden neben den zu unserem Zeitpunkt per bloßem Auge ersichtlichen Planeten Jupiter und Saturn, dem „Southern Cross“, dem Südpol und zahlreicher weiterer Himmelsphänomene auch die verschiedenen Sternbilder einmal durchgegangen. Nicht zuletzt der leidenschaftlichen Vortragsweise und des sarkastischen kanadischen Humors war es geschuldet, dass die Kälte in Vergessenheit geriet und die internationale Gruppe förmlich an den Lippen des Hobbyastronoms klebte. Im zweiten Teil sollten schließlich die elf auf verschiedene Himmelskörper ausgerichteten Teleskope zum Einsatz kommen. Neben den Monden des Jupiter, dem durch die Lichtbrechung in drei Farben funkelnden Sirius sowie verschiedenen Sternhaufen und Galaxien, war es insbesondere Saturn mit seinem klar ersichtlichen Ring, der unser Staunen auf sich zog. Es fiel nicht schwer zu glauben, dass es genau diese Erscheinung war, die den kanadischen Astronomen im Kindesalter dazu brachte, seine damit entfachte Leidenschaft zum Beruf zu machen. Glückwunsch! Ich bin überzeugt davon, dass der besagte Herr seine Lebensbestimmung gefunden hat!Baca lagi
Ausflug zur Salar de Uyuni - Tag 1 von 3
29 April 2017, Bolivia ⋅ ⛅ 19 °C
Die nachfolgenden drei Tage sollten ein reinstes Kondensat an landschaftlicher Schönheit werden. Nachdem wir die chilenische Grenze überquert hatten, würden wir auch schon bald mit den ersten natürlichen Attraktionen belohnt werden. Zuvor mussten wir lediglich noch die bolivianische Grenze passieren. Unsere Pässe wurden von unserem Fahrer zur Grenzkontrolle gebracht und dort gestempelt. Nach 3-5 Minuten war er wieder zurück. Keine Passkontrolle, keine aufwendige Gepäckkontrolle, wie wir sie von Chile und Argentinien gewohnt waren. Hier hätte mit Sicherheit jeder mit einem gestohlenen oder gefälschten Pass einreisen können. Schließlich hatten wir auch unserem lokalen Touranbieter bei der Buchung lediglich die Passnummern genannt. Ein kurzer Wechsel auf den „4x4-Jeep“ und schon ging es los. Unsere kleine Gruppe „La Familia“ umfasste nun 6 Personen und wir waren uns schnell einig, dass wir wahrlich Glück mit der Gruppenkonstellation hatten, bei der durchgehende Freude vorprogrammiert schien, auch wenn immer wieder kleinere Herausforderungen auf uns warteten… Die erste war schnell offensichtlich. Unser Fahrer drohte bereits kurz nach Start merklich einzuschlafen. Neben abrupten Schlangenlinien trotz geraden Straßenverlaufs, sahen wir im Rückspiegel auch immer wieder seine Augenlider für Sekunden zugehen. Man muss wissen, dass Unfälle auf diesen Strecken keine Seltenheit sind. So liest man von etwa 17 touristischen Todesopfern auf der Strecke von San Pedro bis Uyuni. Ursache ist neben dem Alkoholkonsum einiger Fahrer wohl auch die Übermüdung. Schnell herrschte auch hier Einigkeit in unserer Gruppe. Miriella, eine Dame aus Venezuela, die derartige Strassenverhältnisse aus ihrer Heimat gewohnt war, würde das Steuer übernehmen. Ich war der zweite an Bord, der „4x4“ nicht zum ersten Mal fahren würde und wäre ihr Copilot, um sich auf der langen Strecke abwechseln zu können. Glücklicherweise wirkte unser Fahrer nach einer späteren Schlafpause deutlich erholter und so blieben unsere Einsätze die Ausnahme. Nun aber (vorerst) genug von schwierigen Rahmenbedingungen und mehr zur sich uns erschließenden Schönheit der Natur: Wir passierten diverse Lagunen, darunter Laguna Blanca und Laguna Verde, denen ihre weiße bzw. schillernd türkise Färbung ihren Namen verlieh. Auf unserem Weg erschlossen sich uns immer wieder ganz unterschiedliche Landschaften, darunter neben kargen Felslandschaften und grünen Wiesen in der Nähe einiger Lagunen auch trockene Wüstenlandschaften. So machten wir einen Stopp in der Salvador-Dalí-Wüste, die ihren Namen der Ähnlichkeit zu einigen Werken des Künstlers verdankt. Wer eines der bekanntesten Werke Dalís, „Die Beständigkeit der Erinnerung“, kennt, wird dem wohl bereits zustimmen. Nach einem kurzen Stopp beim Sol de Mañana Geysir - hier entstand auch das Foto mit dem kleinen chilenischen Mädchen, die mich gar nicht mehr loslassen wollte, als wir weiterziehen mussten - erreichten wir am frühen Nachmittag unser nächtliches Quartier und machten kurz darauf schließlich noch einen Abstecher zur nahegelegenen Laguna Colorada, dem absoluten Favoriten unseres ersten Tages. Die durch die darin befindlichen Algen rot gefärbte Lagune überzeugt insbesondere durch die Vielzahl an Flamingos sowie die außergewöhnlich weich wirkende Bergkulisse, die sich am Horizont abbildet. Zurück in unserer Unterkunft ließen die ersten kleinen Beschwerden hinsichtlich der Höhe nicht lang auf sich warten. Kathi und ich hatten noch etwas Glück, da unser Körper lediglich durch Kopfschmerzen auf den raschen Höhenzuwachs reagierte. Andere Teilnehmer verspürten deutliche Übelkeit und mussten in der ersten Nacht ziemlich um Schlaf ringen. Alles in allem bleibt die mangelnde Vorbereitung der Agentur auf die Symptome der Reisenden wohl der, die sonst so schönen Erlebnisse, am meisten trübende Aspekt dieses Ausflugs. Als Empfehlung kann man hier aussprechen sich die Höhenverhältnisse auf die man sich bewegt vorab noch genauer erklären zu lassen und Agenturen zu bevorzugen, die - insbesondere die erste Nacht - auf einer möglichst niedrigen Höhenlage verbringen. Die gesundheitlichen Risiken, die mit einem solch raschen Aufstieg einhergehen können, sind den bolivianischen Kollegen wohl nur begrenzt bewusst.Baca lagi
Ausflug zur Salar de Uyuni - Tag 2 von 3
30 April 2017, Bolivia ⋅ ☀️ 25 °C
Am Morgen des zweiten Tages waren die Symptome bei den meisten fast vollends verschwunden und so starteten wir in diesen Tag mit neuer Energie. Unmittelbar neben unserer Unterkunft begrüßten uns nach dem Frühstück einige Lamas, die zu den ersten Fotos dieses Tages einluden. Danach ging es zu steinernen Bäumen, weiteren Wüstenlandschaften, Lagunen und Aussichtspunkten, die einem die Schönheit der Natur näher brachten. Eines der Highlights an diesem Tag war sicher das Valle de las Rocas mit seinen vulkanisch geformten Felsen, die mit bis zu 30m Höhe immer wieder zum Klettern einladen. Man wird auf jeden Fall mit einem tollen Blick belohnt! Auf unserem Weg durch die unterschiedlichsten Landschaften begegneten uns dabei Füchse, Lamas, Chinchillas sowie weitere Flamingos als Bewohner der zahlreichen Lagunen. Den Nachmittag ließen wir schließlich bei einem Koka-Bier in einer alten Zugstation ausklingen, bevor wir uns zu unserer Unterkunft des heutigen Tages, dem Salzhotel, bewegten.Baca lagi
Ausflug zur Salar de Uyuni - Tag 3 von 3
1 Mei 2017, Bolivia ⋅ ☀️ 25 °C
Am dritten Tag stand nun das eigentliche Highlight, die Salar de Uyuni, auf dem Plan. Es ging bereits um 5:30 Uhr früh morgens los, da wir den Sonnenaufgang in der Salzwüste erleben wollten. Es war genau dieser Ort, der seit vielen Jahren auf unserer Reiseliste stand und, der es durch Dokumentationen und Reiseberichte von Freunden und Bekannten in den letzten Jahren auf Platz 1 meiner persönlichen „Travel-Hitlist“ geschafft hatte. Was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Die Salzwüste, die mit über 12.000 Quadratkilometern Größe - ca. 13-mal so groß wie Berlin oder auch fast 5-mal so groß wie das Saarland - außerhalb des menschlichen Vorstellungsvermögens liegt, zieht einen wahrlich in ihren Bann. Nach einigen Schattenspielen und diversen Gruppenfotos ging es zur nahegelegenen Kakteeninsel, die mitten in der Salar liegt. Nach einem Aufstieg auf den Hügel, genießt man einen grandiosen Ausblick über die Salar. Im Anschluss wurden zahllose typische Fotos in der Salar gemacht und die Zeit verging wie im Flug... Die darauffolgenden Stopps konnten mit diesem schließlich nicht mehr mithalten. Erwähnenswert ist jedoch noch der Cementerio de Trenes, der uns kurz vor Ende der Tour noch einige lohnenswerte Fotomotive und zugleich eine Menge Spaß in unserer Gruppe bescherte. Die hier befindlichen Züge sind zum Teil mehr als 100 Jahre alt und wurden größtenteils zum Salztransport von Bolivien in die entsprechenden Nachbarländer genutzt. Heute fahren nur noch sehr wenige Züge diese alte Trasse entlang. Kurz darauf ging es nach Uyuni, wo unser gemeinsamer 3-Tages-Ausflug endete. Nochmals vielen Dank an Miriella, Emily, Jennifer und Sam aber auch unseren nach den ersten Müdigkeitsattacken erwachten Fahrer Nelson! Ihr habt maßgeblich dazu beigetragen, dass die 3 Tage uns außergewöhnlich viel Spaß bereitet haben! In einem kleinen Restaurant stärkten wir uns und spätestens als der Kellner bei der Bestellung einer Flasche Mineralwasser entgegnete, dass er keines mehr hätte, stellten wir fest: Wir waren in Bolivien angekommen!
Ein letztes Wort zum Ort Uyuni selbst: unspektakulär. Die meisten nutzen den Ort tatsächlich nur zum Start bzw. Ende des zuvor beschriebenen Trips. Der Ort ist demnach ausgesprochen touristisch und hält nicht viel mehr als Lokale, Unterkünfte und Reiseagenturen bereit. Wir bereuen unsere Entscheidung demnach nicht direkt für den Abend einen Weiterflug nach La Paz gebucht zu haben.Baca lagi
La Paz - Metropole voller Mythen
5 Mei 2017, Bolivia ⋅ ☀️ 15 °C
Getreu dem Motto „Gegensätze schärfen die Wahrnehmung“ fiel die Wahl unserer Unterkunft nach den vorangegangenen Nächten in eher einfachen Unterkünften nun auf ein 5-Sterne-Hotel. Wir sollten unsere Entscheidung nicht bereuen und erfreuten uns an Pool, Spa, bequemem Bett und warmer Dusche. Jedem, der nach einer solchen Tour ein wenig Entspannung sucht, können wir das Atix-Hotel in Calacoto, einem etwas besseren Viertel von La Paz, uneingeschränkt weiterempfehlen. Uns überzeugten der tolle Service, der einzigartige Ausblick – nahezu 360 Grad – sowie das Preis-Leistungs-Verhältnis. Um La Paz authentisch zu erleben, konnten wir hier natürlich nicht die gesamte Zeit verleben. Wir mussten ins Zentrum des Geschehens und so war nach 2 Nächten Luxus auch wieder Schluss mit Erholungsurlaub. Unser Hostel lag nun 30 Sekunden vom Plaza San Pedro und etwa 10 Minuten zu Fuß von der San Francisco Church entfernt. Der Besuch in La Paz, der zweitgrößten bolivianischen Stadt, sollte uns in den nächsten Tagen zahlreiche interessante Erkenntnisse über Bolivien bringen. Neben der „Red-Cap-Stadttour“, die wir am ersten Tag zu Fuß durch La Paz unternahmen (Startpunkt ist der erwähnte Plaza San Pedro), war dies dem Umstand geschuldet, dass wir in La Paz einige Bekannte hatten, die wir in den nächsten Tagen treffen sollten. Auch wenn Daniela, die ehemalige Mitbewohnerin eines guten Freundes, die ich bei einem früheren Aufenthalt in Buenos Aires kennengelernt hatte, derzeit leider nicht in der Stadt war, trafen wir ihren Bruder Daniel, den ich ebenfalls bereits kannte sowie Andrea, eine gute Freundin von ihr. Die Stadttour startete also am Plaza San Pedro. Dieser kleine Platz ist nicht zuletzt durch das angrenzende Gefängnis bekannt. Das Gefängnis von San Pedro ist nicht irgendein Gefängnis, sondern wohl eines der berüchtigtsten Gefängnisse der ganzen Welt. Wir kannten es primär aus einigen Fernsehdokumentationen. Was es auszeichnet ist, dass es quasi eine eigene Stadt in der Stadt La Paz darstellt. Die Insassen leben zusammen mit ihren Familien in dem von der Außenwelt abgegrenzten Raum. Da die Insassen selbst für die Miete ihrer Zellen oder auch Wohnungen aufkommen müssen, gehen sie verschiedenen Gewerben nach. Es gibt demnach unterschiedlichste Läden und wohl sogar „Taxis“. Dies sind hier allerdings nicht Autos, die zum Personentransport ausgelegt sind, sondern vielmehr Personen, die Besuchspersonen für ein kleines Entgelt den schnellsten und - falls vorhanden - sichersten Fußweg zur entsprechenden Zielperson aufzeigen. Bis vor einigen Jahren wurden durch das Gefängnis offizielle Touren angeboten. Dies wurde jedoch mittlerweile eingestellt. Natürlich musste ich unseren Guide zu einem späteren Zeitpunkt in einem Vier-Augen-Gespräch hinsichtlich der wohl noch vorhandenen inoffiziellen „Touren“ befragen. Aufgrund einiger Opfer, die die Besuche mit sich brachten und unserer verbleibenden restlichen Reisezeit ;), entschied ich mich letztlich aber gegen den Besuch des Gefängnisses in Form einer inoffiziellen „Tour“. Kathi hätte hier ohnehin nicht mitkommen können, da das Risiko für Frauen in diesem ungesicherten Raum ungemein höher ist. Sollte dennoch jemand einen solchen „nicht empfehlenswerten“ aber ohne Frage spannenden Besuch vorhaben, so kann ich gern die erlangten Infos hinsichtlich Kontaktpersonen und Treffpunkt teilen. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass man sich im Inneren in einem abgegrenztem Raum voller sozialer Gegensätze befindet. So reichen die Wohnverhältnisse von Zellen, in denen bis zu 10 Mann zusammen auf engstem Raum leben bis hin zu Luxus-Wohnungen mit Flachbildfernseher. Soziale Spannungen sind in diesem Mikrokosmos vorprogrammiert und nicht zuletzt der wohl enorm hohe Drogenkonsum im Inneren wird zu Umständen führen, die man einfach nicht vorhersehen kann. Als nächstes bewegten wir uns über einen lokalen Obstmarkt, wo man besonders viele der hiesigen Cholitas antreffen konnte. Als Cholitas bezeichnet man die traditionell gekleideten bolivianischen Frauen. Man erkennt sie leicht an ihrem weit ausgestellten Rock, einem Melonenhut - ähnlich wie ihn bereits Charlie Chaplin trug - sowie den zwei geflochtenen Zöpfen. Nächster Stopp war der weithin bekannte Hexenmarkt. Hier bekommt man die verrücktesten Dinge wie tote Babylamas, diverse Formen von dubiosen Naturheilmitteln und angeblich stimulierenden Präparaten. Hintergrund der angebotenen und in der Regel etwa 2 Monate alten Babylamas ist der in Bolivien weit verbreitete Glaube an die Pachamama („Mutter Erde“). Diese verlangt insbesondere bei der Konstruktion von Gebäuden Opfergaben. Bei kleinen Gebäuden reichen dabei die erwähnten Babylamas verschiedener Größe. Sehr kleine erhält man bereits für 50 Bolivianos, was ca. 7 Euro entspricht. Für etwas größere Lamas muss man bis zu 400 Bolivianos (etwa 55 Euro) zahlen. Brücken oder andere wirklich große Gebäude erfordern hingegen menschliche Opfergaben. Hierzu werden wohl meist Obdachlose herangezogen. Kein Scherz! Sie bekommen ein letztes gutes „Abendmahl“ inklusive ausreichend alkoholischer Getränke und werden dann lebendig begraben. Es klingt wie eine Sage, doch leider ist dies wohl noch immer gelebte Realität. Spätere Rücksprachen mit gebildeten Bolivianern bestätigten, dass dieses Verhalten weithin bekannt und geduldet ist. Eine Ablehnung dieser Bräuche seitens der Bauherren würde schon einmal zum Stillstand der Baumaßnahmen seitens der Bauarbeiter führen und dies wolle ja kein Bauherr. Dem Glauben nach ist eine solche Opfergabe zwingend erforderlich, um dem Gebäude den nötigen Segen der Pachamama auszusprechen und somit eine lange „Lebenszeit“ des neu errichteten Gebäudes zu erlangen. Dieser Fakt, der uns beiden nicht bekannt war, schockte uns durchaus, insbesondere weil es scheinbar keine wirklichen Gegenbewegungen gegen das an mittelalterliche Rituale erinnernde Verhalten gibt. Auch die Regierung ergreift keine Maßnahmen, um dem entgegen zu wirken. Man muss hierzu wissen, dass der derzeitige Präsident Boliviens Evo Morales wohl diverse positive Maßnahmen insbesondere im Hinblick auf das marode Bildungssystem bewirkt hat. So wurden durch diverse Stipendien auf Regionen-, Städte- und Landesebene nachhaltige Anreize geschaffen. Auch zahlreiche infrastrukturelle Maßnahmen wurden eingeleitet, die insbesondere die ländliche Bevölkerung Boliviens positiv spürte. Neben diesen und weiteren positiven Aspekten sind es jedoch insbesondere die widersprüchlichen Aussagen und Handlungen, die viele gebildete Bolivianer zwiespältig auf eine potenzielle weitere Amtszeit von Morales blicken lassen. So bestand sein Maßnahmenkatalog für eine Bevölkerungssteigerung Boliviens unter anderem aus den nachfolgenden zwei Vorschlägen. Zunächst wollte er alle Frauen, die älter als 18 Jahre alt sind und noch kein Kind haben, mit einer Sondersteuer belasten. Diese Maßnahme konnte lediglich durch den Aufschrei der Bevölkerung noch kurz vor einer Umsetzung gestoppt werden. Als zweite „bahnbrechende“ Maßnahme (leider wurde diese nicht gestoppt!) besteuerte er Kondome im ganzen Land, sodass insbesondere die einfache Bevölkerung diesem wirkungsvollen Verhütungsweg verwehrt blieb und diversen Infektionskrankheiten hiermit Tür und Tor geöffnet wurde. Wüsste man es nicht besser, könnte man eine Verwandtschaft zwischen Morales und Zuma, dem amtierenden Präsidenten Südafrikas, vermuten, der seinerseits darauf verwies, dass Kondome Unsinn wären, weil man nach dem Geschlechtsverkehr ja schlicht und einfach duschen könnte, um alle Gefahren zu bannen. Naja, zumindest etwas Gutes hätte eine weitere Amtszeit von Morales – politische Stabilität. Die nahezu unglaubliche aktuelle Statistik von 188 Präsidenten in 192 Jahren würde sich damit etwas verbessern. Aber wollen dies die Bolivianer überhaupt? Wiederholte Aussagen bestätigten uns, dass die bolivianische Bevölkerung eines besonders mag und hierzu keinen Anlass auslässt – Demonstrationen. Im letzten Jahr soll es sogar eine öffentliche Protestbewegung gegeben haben, weil man im Fernsehen die Sendezeiten der Simpsons ändern wollte. Demnach wäre die Fernsehserie seltener ausgestrahlt worden, was den Bolivianern überhaupt nicht behagte. Die Masse ging auf die Straße, hat protestiert und war schließlich erfolgreich. Aber jetzt genug der politischen Debatte und mehr zu unseren Erlebnissen:
Am Abend wollten wir uns noch einen Eindruck vom Stadtbild verschaffen und bewegten uns zusammen mit Andrea zum Killi Killi, einer öffentlich zugänglichen Aussichtsplattform in La Paz. Umgeben von einem Lichtermeer bekamen wir einen ersten Eindruck von der Größe sowie der Kessellage dieser 3-Millionen-Metropole.
Neben La Paz sollten wir am nächsten Tag auch dem kleinen Vorort El Alto einen Besuch abstatten. Ursache war ein dort stattfindender Flohmarkt, auf dem man angeblich alles bekommen würde. Vom Flugzeugmotor bis zu Autozubehör, Spielsachen, Waffen, Küchenzubehör und natürlich Kleidung aller Art. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und so munkelt man auch, dass man – falls man unglücklicherweise Taschendieben zum Opfer fällt – doch einfach hier vorbeischauen solle, um sein Hab und Gut zurück zu erwerben. Wir wollten nichts kaufen, sondern waren lediglich interessiert an dem nicht-touristischen Treiben. Spannend war auch die An- bzw. Abreise, bei der wir Gebrauch von den Drahtseilbahnen – genannt Teleféricos – machten. Diese verbinden die peripheren Stadtgebiete mit dem Zentrum und umgehen damit zugleich jeglichen Stau. Eine Fahrt kostet lediglich 3 Bolivianos (etwa 50 Cent) und bietet tolle Ausblicke über die Stadt – ein absolutes Muss bei einem Besuch in La Paz! Am Abend gingen wir dann noch mit Andrea und Daniel etwas das traditionelle bolivianische Nachtleben erkunden. Bereits bei meiner ersten Nachricht – zu diesem Zeitpunkt stand noch nicht fest an welchen Wochentagen wir in La Paz wären – beschrieb Daniela den Club „Malegria“ für Donnerstag als Pflichtveranstaltung. Nach ein paar Gläschen Singani (man trinkt diesen Traubenschnaps in Bolivien gemischt mit Ginger Ale und der Geschmack ähnelt dem in Südamerika beliebten Getränk Pisco Sour) im Hause eines Freundes von Andrea gingen wir schließlich gemeinsam in den besagten Club. Donnerstagabend ist hier immer Saya-Night und es wird klassische Live-Musik gespielt, die in der Zeit der schwarzen Sklavenherrschaft in der Andenregion entstanden ist. Fazit: Dies war ein Erlebnis, aber zugleich nichts für jeden Donnerstag! Am Folgetag, unserem letzten Tag in La Paz, wollten wir nun noch dem nahegelegenen Valle de la Luna einen Besuch abstatten. Dem aufmerksamen Leser wird dies bekannt vorkommen, hatten wir doch in San Pedro de Atacama bereits ein gleichnamiges Tal besucht. Das hiesige ist kleiner und dennoch ebenfalls einen Besuch wert. Man erreicht es vom Zentrum aus in maximal 30 Minuten mit dem Taxi. Alternativ fahren natürlich auch Busse, aber Taxifahren ist als Europäer in Bolivien durchaus kein übermäßiger Luxus. Schließlich kostet eine solche 30-minütige Fahrt gerade mal um die 5 Euro. Am Abend stießen wir schließlich noch mit unseren bolivianischen Bekannten in einer „Rooftop-Bar“ auf meinen Geburtstag an und im Anschluss waren wir bereit die eindrucksvolle bolivianische Stadt zu verlassen… Was bleibt sind eine Menge positiver Eindrücke aber auch Entsetzen! In jedem Fall war dies für uns die bislang spannendste Großstadt auf unserer Reise.Baca lagi
Bolivianisches Amazonasgebiet
8 Mei 2017, Bolivia ⋅ ⛅ 23 °C
Von La Paz aus starteten wir Samstagmorgen nach Rurrenabaque (Rurre). Ziel war eine 3-tägige Bootstour durch die Pampas. Es empfiehlt sich hier ganz klar, den Flieger (ca. 30 min.) dem Bus (18-22 Std.) vorzuziehen. Hintergrund der ungewöhnlich großen Zeitdifferenz bei gerade einmal 415 km Wegstrecke ist die Straßenbeschaffenheit in den Anden. Die angegebenen 18-22 Stunden können bei schlechten Witterungsverhältnissen auch durchaus mal auf 1,5 Tage ansteigen. Neben der Zeitersparnis ist es insbesondere die deutlich höhere Gefahrenlage der Busfahrt durch die steilen Straßen der Anden, die einem die Entscheidung erleichtern sollte, das Flugzeug gegenüber den in der Regel veralteten Landvehikeln zu präferieren. Die ersten 10 Minuten im Flugzeug machten dies jedoch nicht wirklich deutlich. Das Flugzeug gehörte mit 9 Reihen und einer Gesamtkapazität (inklusive Piloten) von 20 Personen nicht unbedingt zu den globalen Riesen der Luftfahrtbranche. Eine Sicherheitsbelehrung, wie man sie sonst gewohnt ist, fiel aus. Da neben den zwei Piloten kein weiteres Bordpersonal existierte, hätten auch die Piloten hierfür selbst zu Warnweste und Sauerstoffmaske greifen müssen. Letztere – darauf verwies ein Schild neben dem Sitz – würden im Falle eines Druckverlustes nicht wie herkömmlich von der Decke fallen, sondern ausgeteilt werden. Die etwas rudimentären Sicherheitsvorkehrungen hätte man sicher schnell vergessen, hätte es nicht etwa 10 Minuten nach Start zwei Blitzeinschläge gegeben, die die Maschine durchaus signifikant bewegten. Auch wenn Blitzeinschläge bei Flugzeugen keine Seltenheit, sondern absolut an der Tagesordnung sind, so schien einigen Fluggästen doch die Angst ins Gesicht geschrieben und auch wir schauten uns kurz etwas überrascht an. Die Wetterlage beruhigte sich im Nachgang und die Maschine landete schließlich sicher im Regenwald. Aus dem Flugzeug ausgestiegen erwartete uns die Wärme des Amazonasgebietes. Nach etwa 10 Grad am Morgen in La Paz waren wir nach nur 30 Minuten Flug nun im Regenwald bei etwa 30 Grad. Uns trennte nun noch ein etwa 2-stündiger Landweg von dem kleinen Ort Santa Rosa, von wo aus unsere erste 3-stündige Bootsfahrt starten sollte. Unsere Gruppe umfasste erneut 6 Personen zuzüglich unserem Guide Oskar.
Was ab dann kam, war die etwas holprige Anreise durchaus wert! Auf uns warteten in den nächsten Tagen Schildkröten, diverse unterschiedliche Vogelarten (Tukane, Papageien, Hoatzins etc.), Totenkopfäffchen, Brüllaffen, Capybaras, Nandus, Faultiere, Schlangen, rosa Flussdelfine und natürlich Kaimane. Doch nicht nur die Tierwelt wird uns lang in Erinnerung bleiben. Allein die tollen Spiegelungen, die sich im Fluss immer wieder ergaben, luden zum Staunen und zugleich zu zahlreichen Fotomomenten ein. Die Abende verbrachten wir mit lokalem bolivianischem Bier (nicht zu schlecht!) an zwei verschiedenen kleinen Bars, die wir mit dem Boot erreichten und an denen wir jeweils die rote Sonne am Horizont untergehen sahen. Morgens machten wir stets bereits vor dem Frühstück eine erste Ausfahrt mit dem Boot, um dem frühmorgendlichen Vogelgesang zu lauschen und die ersten tierischen Frühaufsteher zu besichtigen. Man sollte hierbei beachten, dass sich die aggressiven Moskitos in diesen Morgenstunden leider auch von langer Kleidung und dem sonst bewährten Anti-Mückenspray nicht gänzlich zurückschrecken lassen. Schutz ist natürlich dennoch Pflicht! Nach unserer Rückkehr begrüßten uns meist schon einige Affen, die auf den Dächern unserer Unterkunft umhersprangen. Dass dies kein artifizieller Park war, sondern „Wildlife pur“, spürten wir spätestens am Mittag des zweiten Tages, als hinter unserem Zimmer auf einem Anbau ganz unerwartet ein etwa 3 Meter langer Kaiman in der Sonne verweilte. Ein weiteres Highlight war für uns das „Schwimmen mit Delfinen“. Wir bewegten uns hierzu an eine Stelle, an der es angeblich keine Kaimane geben soll. Unser Boot drehte ein paar Kreise und schon wurden die rosafarbenen Delfine neugierig und hoben sich aus dem Wasser empor. Nun hieß es für uns „von Bord“, um möglichst nah an die Delfine heranzukommen. Die intelligenten Wassersäuger näherten sich uns bis auf weniger als einen halben Meter - echt ein sehr witziges Gefühl... Auch wenn die Anakondasuche – wir haben uns hierzu mit Gummistiefeln durch die Pampa bewegt – nicht erfolgreich war und wir uns mit einer Grünen Mamba zufrieden geben mussten, so war der Trip absolut lohnenswert und hat uns beiden sehr viel Freude bereitet. Wer es sich zeitlich einrichten kann, dem sei empfohlen, die Pampastour in der Trockenzeit zu machen, wenn der Wasserstand noch niedriger ist. Unter anderem die Anakondasuche wird laut unseres Guides dann definitiv von Erfolg gekrönt sein.Baca lagi
Titicacasee - Copacabana & Isla del Sol
11 Mei 2017, Bolivia ⋅ ⛅ 30 °C
Nachdem mir unser Busfahrer voller Stolz den neu installierten Rammbock (ein kleiner Anbau an der Stoßstange) seines Busses gezeigt hatte, ging es auch schon gleich los. Die 3-4-stündige Fahrt von La Paz nach Copacabana wird von einigen Anbietern größerer Busse sowie den klassischen Minibussen bedient. Bei den großen, die nach festem Zeitplan etwa zweimal am Tag fahren, gibt es für einen kleinen Aufpreis auch einige bessere Busse. Da wir allerdings nicht noch mehr Zeit in La Paz verbringen wollten, entschieden wir uns für eine der lokalen Gesellschaften. In unserem Bus fuhren zum Start lediglich 12 Passagiere mit, darunter eine Frau, die einen riesigen Sack Gemüse transportierte sowie ein älterer Herr, der wohl einen Teil seines Möbiliars nach Copacabana zu bringen vermochte. Schon bald stieg die Passagierzahl an, da der Fahrer und sein Kollege, der nach dem ersten Stop in El Alto vor dem Bus herlief, keine Gelegenheit ausließen, durch andauernde „Copacabana“-Rufe mehr Passagiere in den Bus zu bekommen… Mal wieder waren dies Verhältnisse, die uns sehr stark an Afrika erinnerten! Von Copacabana machten wir einen Ausflug auf die Isla del Sol. Leider gab es einige Wochen vor unserer Ankunft politische Unruhen zwischen dem Nord- und dem Südteil der Insel, sodass der Nordteil der Insel abgeriegelt und nicht für Besucher zugänglich war. Wir kombinierten von daher einen Besuch des Südteils der Isla del Sol mit der nahegelegenen kleineren Insel „Isla de la Luna“, die vor den Unruhen lediglich privaten Booten vorbehalten war. Auf der Isla de la Luna findet man eine relativ unspektakuläre Inka-Stätte, ein paar Schafe, die fest gekettet einen Kreis mit einem Radius von ca. 1,5 m abgrasen und ein Toilettenhäuschen. Naja, was soll ich sagen, wir waren weniger begeistert. Nach etwa einer Stunde ging es weiter. Nachdem der Bootsführer kurz nach Start nochmals an Deck kam, um uns „neu zu verteilen“, damit der Motor des Bootes die Überfahrt schaffen würde, bewegten wir uns mit gefühlter Schrittgeschwindigkeit in Richtung Isla del Sol. Die Insel verdankt ihren Namen „Sonneninsel“ der Tatsache, dass die Inkas annahmen, dass der Sonnengott Inti hier seine Kinder auf die Erde herabließ. Die Isla del Sol gilt somit weithin als Geburtsort des Inkareichs. Auch an unserem Ausflugstag kam mit Besuch der Insel die Sonne aus dem zuvor doch etwas bedeckten Himmel hervor. Der Aufstieg bis zum Gipfel der Insel lohnt allemal, da sich von dort aus ein deutlich schöneres Panorama im Hinblick auf Insel und Titicacasee bietet, als man dies nach Besuch der kleinen Nachbarinsel vielleicht vermuten konnte. Spätestens beim Abstieg in die kleine Stadt Yumani trifft man immer wieder auf Esel, die das auf der Insel präferierte Transportmittel darstellen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die größte Insel im Titicacasee allemal einen Besuch wert ist, es aber dennoch nicht in unsere bisherigen Highlights schafft.Baca lagi
Cusco - nicht nur "Tor zum Machu Picchu"
13 Mei 2017, Peru ⋅ ☀️ 23 °C
Nachdem uns vorab von diversen Quellen von einer Besichtigung der schwimmenden Inseln in Puno abgeraten wurde, entschieden wir uns diesen wohl recht touristischen Ort direkt zu überspringen und als ersten Ort in Peru Cusco, die ehemalige Hauptstadt der Inkas, zu besuchen. Die Fahrt von Copacabana aus dauerte elf Stunden und war leider recht unspektakulär. Auch wenn Peru deutlich entwickelter ist als Bolivien, so wurde dies entlang der Ortschaften, die wir passierten, bisweilen wenig deutlich. Die kleinen Dörfer hatten sehr viel mit der ländlichen Gegend Boliviens gemein. So sah man auch hier immer wieder unfertige Häuser, die trotz dessen bereits bewohnt wurden und Arbeiter, die mit sehr veralteten Werkzeugen landwirtschaftlicher Arbeit nachgingen. In Cusco angekommen, erwartete uns hingegen eine sehr lohnenswerte und wahrlich andersartige Stadt. Man sagt Cusco nach recht touristisch, aber dennoch architektonisch ausgesprochen schön zu sein und genau so lässt sich wohl auch unser – zumindest erster – Eindruck dieser Stadt zusammenfassen. Wir sollten uns hier drei Nächte Aufenthalt gewähren. Am ersten Tag bewegten wir uns klassisch entlang der „Prachtstraße“ Avenida del Sol zum Plaza de Armas, dem Hauptplatz der Stadt. Vorbei an einigen noch erhaltenen Mauern sowie Gebäuden der Inkas erreicht man den majestätisch anmutenden Platz, der aufgrund der Ähnlichkeit der Kirche mit dem Universitätsgebäude nahezu symmetrisch wirkt und die Ordnung des Stadtbildes unterstreicht. Unsere Restaurantwahl bestätigte ebenfalls, was uns zuvor übermittelt wurde. Es bedarf – im Gegensatz zu Bolivien – keiner großen Recherche, um gute Restaurants ausfindig zu machen. So war auch das erste Alpakasteak unserer Reise vorzüglich und es sollten in den nächsten Tagen einige weitere folgen. Nach der Erledigung einiger organisatorischer Erfordernisse und einem für Kathi erfreulichen Shopping-Erlebnis im seit Wochen ersten westlich anmutenden Bekleidungsgeschäft sollten wir am Abend noch ein Museum besuchen. Zweifelsohne gibt es einige interessante Museen über die Inka-Kultur etc. Wir entschieden uns aufgrund unserer Vorliebe für das Nationalgetränk Pisco Sour jedoch für das gleichnamige interaktive, wenn auch kulturhistorisch weniger relevante Museum, indem wir nach einer kurzen Anleitung auch gleich hinter die Bar gelassen wurden, um unseren ersten eigenen Pisco Sour zu mixen und ihn im Anschluss selbstverständlich zu verköstigen.
Der nächste Tag sollte uns einige weniger touristische Einblicke in die Stadt Cusco gewähren. Wir starteten unseren Tag auf dem Plaza San Pedro, einem lokalen Markt auf dem es, ähnlich wie in Bolivien, einige skurrile Dinge gibt. Man findet hier unter anderem ganze Schweineköpfe, Kuhköpfe sowie tote, gehäutete Frösche. Letztere sind insbesondere Männern empfohlen, um die sexuelle Leistungsfähigkeit zu steigern. Kathi konnte dies aus medizinisch-urologischer Sicht hingegen nicht bestätigen. Wie wir später lernen sollten, sagt man dem Verzehr von Fröschen aber zahlreiche weitere nahezu geniale, kurierende Fähigkeiten nach. Da noch ein paar Standardattraktionen ausstanden, bewegten wir uns erneut zum Plaza de Armas, wo wir von unerwarteten Musik- und Tanzeinlagen empfangen wurden. Was zunächst aussah wie ein für Touristen inszeniertes Spektakel, entpuppte sich als ein sehr großes und bedeutendes peruanisches Fest. Verschiedene Gruppen, die unterschiedliche Ortschaften vertraten, sorgten für ganz unterschiedliche Aufführungen. Allesamt trugen bunte Kostüme, einige unter Ihnen auch verschiedenartige Masken. Eine Gruppe hatte sich tote kleine Lamas auf den Rücken gebunden. Kein Scherz! Durch die Bewegungen der Artisten schlugen die Köpfe der wohl extra für dieses Fest gegenüber der Pachamama geopferten Lamas immer wieder wild umher. Man kann sich vorstellen, welchen Aufschrei die Ausübung eines solchen Rituals in Deutschland wohl bewirken würde. Schließlich bauen wir an verschiedenen Stellen aus Steuergeldern ja sogar Krötentunnel, um liebenswerten Lurchen und Unken die Über- bzw. in diesem Fall ja eher „Unterquerung“ der Straße so angenehm wie möglich zu gestalten – sicherlich ein Extrem der anderen Art. Vorbei am „Piedra de los 12 Angulos“, dem mit 12 Ecken wohl bekanntesten Stein der zahlreichen Inkamauern, wollten wir uns noch einen Überblick über ganz Cusco verschaffen. Hierzu wanderten wir durch das Künstlerviertel San Blas rauf zu einem der Hausberge von Cusco. Oben angekommen, erwartet einen neben einem exzellenten Blick über Cusco eine Christo-Statue - ähnlich dem größeren Pendant in Rio de Janeiro - und in geringer Entfernung eine der zahlreichen Inka-Stätten. In den nächsten Tagen sollten davon noch einige folgen…Baca lagi
Machu Picchu und das Heilige Tal
15 Mei 2017, Peru ⋅ ☁️ 15 °C
In den nächsten beiden Tagen sollten die Inka-Stätten im Zentrum unserer Aktivitäten stehen. Neben der bekanntesten, Machu Picchu am gleichnamigen Berg, entschieden wir uns zuvor noch die beiden nahegelegenen und ebenfalls sehr eindrucksvollen Stätten in Pisac und Ollantaytambo zu besuchen. Wem dies nicht genug ist, der findet in der Umgebung von Cusco eine Reihe weiterer Stätten, die die Hochkultur ebenfalls eindrucksvoll zeigen. Wir bevorzugten hier wieder einmal die individuelle Anreise mit einem Taxi gegenüber einer der zahlreichen Tourangebote. Unserem Fahrer sagten wir stets, wo wir gern für einen Moment halten würden und so wurde aus dem Transfer nach Ollantaytambo, von wo aus unser Zug in Richtung Machu Picchu gehen sollte, kurzer Hand eine individuell gestaltete Halbtagestour. Auf dem Weg passierten wir so unter anderem einige Dörfer mit hoher „Meerschweinchendichte“. Diese werden hier in Häusern gezüchtet, um auf dem Grill bzw. im Ofen gegart und schließlich als „Cuy al Horno“ verzehrt zu werden – eine peruanische Spezialität. Man fand am Straßenrand zahlreiche Stände, die zum Kauf dieses traditionellen Gerichts am Spieß einluden (Stückpreis: 15 Soles, ca. 5 Euro). Meerschweinchen soll wohl wie Hase schmecken, wobei man hier häufig das ganze Tier inklusive aller Innereien erhält. Nicht zuletzt wegen Kathis Vorliebe für die kleinen Vierbeiner widerstanden wir jedoch schließlich dem kulinarischen Angebot.
Die anschließende Zugfahrt von Ollantaytambo nach Aguas Calientes am Fuße des Machu Picchu dauerte etwa 1,5 Stunden und ging quer durch den Regenwald. Die Fahrt ist nicht ganz billig, doch immer wieder ergaben sich hier tolle Szenerien und der Zug mit seinen großen Panoramafenstern lud zum Staunen ein. Generell ist es bemerkenswert, welchen kommerziellen Nutzen Peru aus dem Machu Picchu zieht. Der Staat sollte den Inkas für die Errichtung dieser „Geldquelle“ wohl auf ewig dankbar sein! Zu dem kleinen Städtchen Aguas Calientes gibt es nicht viel zu sagen. Es gibt hier zahlreiche Restaurants sowie Unterkünfte, da jeder Reisende, der diese peruanische Kleinstadt besucht, ein Ziel hat: Die Besichtigung des Machu Picchu. Eine Empfehlung können wir dennoch aussprechen. Unsere Restaurantwahl fiel auf das „Tree House“ und das Essen hier war wirklich vorzüglich. Wer Kürbissuppe mag, wird diese hier lieben, aber auch alle anderen Speisen waren nicht nur delikat zubereitet, sondern auf kulinarisch hohem Niveau!
Am nächsten Tag ging es nun also zu einem der absoluten Highlights Südamerikas, dem Machu Picchu. Da wir neben dem Besuch der Stätte auch den gleichnamigen Berg selbst erklimmen wollten, nahmen wir früh morgens den Bus aus Aguas Calientes, um unsere Kräfte vorerst noch etwas zu schonen. Dieser bringt einen zur Stätte hinauf, sodass man den frühmorgendlichen Aufstieg von etwa einer Stunde vermeidet. Die Aufstehzeit wird dadurch allerdings leider nicht optimiert, da der Bus, trotz des vorherigen Ticketkaufs, enorme Warteschlangen verursacht. Der erste Bus fährt um 5.30 Uhr und trotz dessen, dass wir bereits 5.00 Uhr am Abfahrtsplatz parat standen, mussten wir uns in eine mehrere hundertmeterlange Schlange einreihen. Meine nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob es am Ende der Schlange das neue I-Phone geben würde, verstand mein Vordermann leider nicht und erklärte mir, dass er für den Bus auf den Machu Picchu anstehen würde. ;) Trotzdem entpuppte sich Leo, so hieß der argentinische Zeitgenosse, als sehr angenehmer Weggefährte. Um etwa 5.50 Uhr startete schließlich endlich unser Bus und gegen 6.20 Uhr betraten wir die Pforten des Machu Picchu. Nach einem etwa 10-15-minütigen, leichten Aufstieg war es dann soweit: der altbekannte Anblick der Inkastätte lag unmittelbar vor uns. Auch wenn man diesen Anblick aus Dokumentationen, Reisereportagen oder Fotos von Freunden und Bekannten kennen mag, so wirkt diese Stätte in echt so majestätisch und nahezu surreal wie wohl wenig andere menschliche Bauwerke. Im Gegensatz zu Pisac, Ollantaytambo und zahlreichen weiteren Inkastätten, die für politische und administrative Zwecke genutzt wurden, diente Machu Picchu wohl als religiöses und astronomisches Zentrum für die Gelehrten. Hier zu leben war zur Zeit der Inkas ein Privileg und damit nur der oberen gebildeten Schicht der Bevölkerung vorbehalten. Der Anblick ließ einen dies wahrlich glauben, denn noch heute würden Menschen wohl ein Vermögen ausgeben, um ähnlich majestätisch zu wohnen. Etwa 600 Personen lebten zur Inkazeit maximal in dieser Stätte, was jedoch primär der Wasserknappheit geschuldet war. Besucher merken dies noch immer, denn es gibt im Inneren des gigantischen Areals keine Toilette. Man ist demnach gut beraten, diese vor Betreten der Stätte noch einmal aufzusuchen. Bevor wir uns dem gigantischen Bauwerk genauer widmen sollten, lag der Aufstieg auf den eigentlichen Machu Picchu („alter Berg“) vor uns. Man muss hierzu wissen, dass der Berg, den man auf den meisten Fotoabbildungen im Hintergrund der Stätte sieht, der Wayna Picchu („junger Berg“) ist. Tickets für eine Besteigung dieses unmittelbaren Nachbars sind in der Regel schon sehr lange vorher ausverkauft und es bedarf demnach einer genauen monatelangen Planung, um den Berg zu erklimmen, auf den täglich lediglich 400 Personen gelassen werden. Eine Besteigung des deutlich höheren Machu Picchu dient hingegen nicht selten als Ausgangspunkt, um genau dieses bekannte Fotomotiv aus höchster Höhe zu ermöglichen. Den knapp 1,5-stündigen Aufstieg zum Gipfel sollte man nicht unterschätzen, da von der Stätte aus nochmals über 700 Höhenmeter bis auf eine Gesamthöhe von 3061 Metern zurückzulegen sind und die Pfade, insbesondere zum Ende hin, auch durchaus schmäler werden. Trotz allem lohnt auch hier die Anstrengung, denn oben angekommen, ist man umgeben von einem beeindruckenden Dschungelmeer. Die grünen Berge um einen herum wirken fast übernatürlich und mithilfe von ein wenig Fantasie fühlt man sich gedanklich in die Zeit der Inkas zurückversetzt, in der auf einigen dieser Gipfel Opfergaben erbracht wurden. Anlass hierzu waren wohl unter anderem die in dieser Region häufigen Vulkanausbrüche. Wann immer man das Grollen der Götter in Form einer solchen seismologischen Aktivität spürte, erbrachte man ein Opfer in Form eines Kindes, welches man auf einem der Hügel aussetzte. Dieses wurde unter Einfluss berauschender Substanzen auf den Gipfel gebracht und ist schließlich aufgrund der Kälte in diesen Höhen erfroren. Eine der berühmtesten Opfergaben ist die Kindermumie Juanita, die unweit von Arequipa aufgefunden wurde und später ein eigenes Museum erhielt. Doch auch in den Bergen um Machu Picchu war dieses Ritual sehr typisch. Nach dem Abstieg entschieden wir uns noch eine 2-stündige Führung durch die beeindruckende Stätte wahrzunehmen, um etwas mehr über die Kultur der Inkas zu lernen. Wir besichtigten hierbei unter anderem diverse Tempel, wie den Sonnentempel und den Condor-Tempel, die Wohnhäuser der Inkas, die astronomischen Einrichtungen sowie das Wassersystem und die Terrassenlandschaften. Auch wenn von Menschenmengen überlaufen, so ist der Machu Picchu jede Reise wert und man wird den majestätischen Anblick nicht so schnell vergessen...Baca lagi
Colca-Canyon und Cruz del Condor
17 Mei 2017, Peru ⋅ 🌙 20 °C
Das nächste Ziel unserer Reise sollte der Colca-Canyon, die mit 3.270m zweitgrößte Schlucht der Welt, sein. Der Canyon ist damit fast zweimal so tief wie der bekannte Grand Canyon. Er liegt etwa 2-3 Fahrtstunden nördlich von Arequipa, dem Ort, den wir im Nachgang besuchen wollten. Die meisten Reisenden entscheiden sich hierbei für eines der zahlreichen Tourangebote ab Arequipa. Da wir diese organisierten touristischen Bustouren aber in der Regel schauererregend finden, wollten wir den Canyon auf dem Weg von Cusco nach Arequipa eigenständig besuchen. Auf der Landkarte scheint dies kein Problem zu sein, in der Realität sollte die Anreise leider nicht ganz so einfach funktionieren... Zunächst gibt es nur einen Bus, der Cusco und Chivay, den Ort im Colca-Canyon, direkt verbindet. Noch am Vorabend unserer vorgesehenen Abreise sagte man uns, dass es wohl einen Streik in Chivay geben sollte, sodass keine größeren Busse in die Stadt hineinfahren dürften. Diese einzige Direktverbindung würde damit ebenfalls gestrichen werden und es wäre noch nicht klar, wann der Streik beendet und die Verbindung wieder aufgenommen wird. Um nicht mehr Zeit zu verlieren, entschieden wir uns nach der Rückkehr vom Machu Picchu direkt noch für einen Nachtbus in Richtung Puno. Von dort aus gäbe es schließlich „dauerhaft und mindestens alle 30 Minuten“ Busverbindungen nach Chivay. Wie so oft in Peru war das mal wieder nur so halb wahr… Am frühen Morgen aus Cusco in Puno angekommen, ging der nächste Bus erst etwa 2 Stunden später. Dieser würde zudem auch nicht direkt nach Chivay fahren, sondern könnte uns in einem Vorort, etwa 1,5 Stunden vor Chivay, herauslassen. Von dort aus müssten wir dann einen Minibus nehmen, um Chivay letztlich zu erreichen. Was soll ich sagen? Der besagte Vorort war leider nicht mehr als eine Kreuzung im Nichts. Kathi wurde schon etwas bange, dass wir hier unser Nachtlager aufschlagen müssten, nachdem uns ein Zollkontrolleur in der Nähe besagter Kreuzung sagte, dass heute keine Minibusse nach Chivay fahren würden. Aber schließlich lernt man ja aus nicht verlässlichen Aussagen und übt sich in Skepsis. Wir versuchten also unser Glück und fanden schließlich auch eine Mitfahrgelegenheit nach Chivay. Den peruanischen Streik sollten wir noch kurz zu Gesicht bekommen, doch bald darauf hielt auch schon die Dunkelheit Einzug. Am nächsten Tag sollte nun unser eigentliches Ausflugsprogramm der Region beginnen. Eine letzte frühmorgendliche Busfahrt (vorgesehen für 4.00 Uhr startete der Bus dann doch wieder erst um 4.50 Uhr) trennte uns allerdings noch vom geplanten Startpunkt Cabanaconde. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es gegen 9.00 Uhr schließlich los. Wir begaben uns gestärkt in Richtung der kleinen Oase Sangalle. Auf dem etwa 3-stündigen Weg (hinunter ist man schneller, aber zurück sollte man dies durchaus einplanen) lernt man den besagten Canyon in seiner schönsten Form kennen. So liegt der Ort Cabanaconde auf einer Höhe von etwa 3.287m am Rande des Colca-Canyons. Die kleine Oase Sangalle hingegen liegt mitten im Canyon auf einer Höhe von 2.180m. Oder anders ausgedrückt: die „Health-App“ meines I-Phones zeigte am Abend als Tagespensum (Hin- und Rückweg) ganze 278 Stockwerke an. Der Weg sollte sich aber durchaus lohnen. So ergaben sich entlang unseres Weges immer wieder grandiose Ausblicke. Um die Mittagszeit im Tal angekommen, nahmen wir ein kurzes Bad in einem der Pools der Oase – für einen kleinen Geldbetrag kann man diesen zur Erfrischung nutzen. Nach einem Mittagessen und einer kurzen Entspannungspause ging es dann gegen kurz vor 15 Uhr für uns wieder zurück. Wie zu erwarten war, war der Rückweg durchaus kräftezehrender. Dennoch schafften wir es noch ziemlich genau mit Einbruch der Dunkelheit, den Rand des Kraters wieder zu erklimmen. Die letzten Meter zurück zum Ort Cabanaconde legten wir dann schließlich mit Taschen- und Stirnlampe zurück. In Erinnerung bleiben wird uns sicher auch die Begegnung mit einer netten älteren Dame. Nach Betreten eines Supermarktes in Cabanaconde direkt nach unserer Rückkehr kamen wir kurz ins Gespräch mit ihr und sie staunte nur über unser Tagesprogramm und wiederholte völlig überrascht immer wieder: „Ida y vuelta, ida y vuelta...“ („Hin und zurück, hin und zurück...“) Laut ihrer Auskunft würden die meisten Reisenden aufgrund der Anstrengung nur eine Richtung am Tag zurücklegen und für die Nacht in der Oase verweilen… Den Abend ließen wir schließlich mit einem Essen in unserer Unterkunft ausklingen. Als Vorspeise gab es, für europäische Verhältnisse etwas ungewöhnlich, aber zu Kathis Freude Canchita (peruanisches Popcorn). Der zweite „Hauptprogrammpunkt“ unseres Ausflugs folgte direkt am nächsten Morgen – die Beobachtung des Kondorflugs. Man muss hierzu wissen, dass die Vögel mit ihrer faszinierenden Flügelspannweite von bis zu 3 Metern die Thermik in bestimmten Bereichen der Schlucht ausnutzen. Diese ist insbesondere früh morgens zwischen 8 und 9 Uhr und am späten Nachmittag sehr vorteilhaft. Wir waren bereits etwas vor 8 Uhr am Cruz del Condor, dem Aussichtspunkt, der hierfür besonders bekannt ist. Fast pünktlich um 8.00 Uhr begann das Spektakel und nach anfänglich nur einigen wenigen ersten Exemplaren gesellten sich schnell immer mehr dazu. Die Kondore schwebten ultraleicht über der gigantischen Schlucht und man wünschte sich für einen Moment, mit ihnen tauschen zu können. Desöfteren kamen sie den staunenden Menschen am Boden bis auf nur wenige Meter nahe. In etwa 3 Meter Entfernung ruhte ein etwas älteres Exemplar. Es wirkte fast als würde er den Jünglingen beim spielerischen Flug zusehen und ihnen das „Feld“ nun zunehmend überlassen. Er bot ein gutes Fotomotiv, wenngleich Kondore aus der Nähe betrachtet nicht unbedingt als besonders heiße Anwärter auf den Preis des schönsten Vogels gelten. Der schlaffe Hautfetzen oberhalb des Schnabels, der sie vom weiblichen Geschlecht abgrenzt, mutet in der Realität eher wie ein lebloser Hautfetzen an und auch die Farbgebung der Gesichtspartie des männlichen Vogels wirkt mit grau, rosa und einem hellen Orangeton eher wenig maskulin an. Im Anschluss an unsere Kondorzeit ging es mit einem Kleinbus in Richtung Arequipa. Ein paar Zwischenstopps auf dem Weg garantierten uns noch einige weitere Aussichtspunkte, wobei insbesondere die kurze Pause in der Nähe einer Gruppe grasender Lamas und Alpakas uns besonders erfreute.Baca lagi
Arequipa - die "weiße Stadt"
20 Mei 2017, Peru ⋅ ☀️ 21 °C
Die Stadt Arequipa ist mit etwa 1,3 Millionen Einwohnern hinter Lima mit fast 10 Millionen Einwohnern bereits die zweitgrößte Stadt Perus. Inmitten dreier Vulkane (Misti (5822 m), Chachani (6057 m) und Picchu Picchu (5486 m)) gelegen, erlebt die Region regelmäßig kleinere Erdbeben. Vielen Seismologen zufolge wird es zudem in den nächsten 400 Jahren wieder einen verheerenden Vulkanausbruch geben. Abgesehen von dem Risiko für die Einwohner wirkt die Lage hingegen malerisch, da man von den meisten Punkten der Stadt mindestens einen der Vulkane sieht und einige Punkte mit Rundumblick auch die Sicht auf alle drei Vulkane erlauben. Arequipa ist als „weiße Stadt“ bekannt und auch, wenn man nach einem kurzen Spaziergang meint, dass diese Bezeichnung ihren Ursprung in den weißen Gemäuern der Stadt hat, so existierte der Name bereits vor Existenz der weißen Gemäuer und ist dem früheren Verbot für Indios geschuldet, in Arequipa zu wohnen. Um ein paar weitere Informationen über Arequipa und auch Peru im Allgemeinen zu erhalten, nahmen wir auch hier wiederum an einer Free Walking Tour durch die Stadt teil. Wir lernten hier etwas über diverse verschiedene Volksgruppen, die in einigen abgeschiedenen Gebieten Perus leben, ebenfalls an Pachamama glauben und wohl zum Teil auch ähnliche Praktiken anwenden wie uns bereits in Bolivien beschrieben wurden. Besonders bemerkenswert sind dabei die medizinischen Praktiken, die hier zum Einsatz kommen. So vertraut man bei Krankheiten den heilenden Fähigkeiten des Schamanen. Dieser kennt gleich diverse Formen von angeblich kurierenden Ritualen. Gleich bei zwei bewährten Methoden kommen Meerschweinchen zum Einsatz. So wird bei der ersten Form einer der kleinen Vierbeiner auf der Haut des Menschen gerieben. Die negative Energie des Menschen soll sich so auf das Meerschweinchen übertragen, welches anschließend getötet wird. Das Reinigungsritual ist damit vollendet. Bei der zweiten Methode wird „dem Patienten“ ein Meerschweinchen auf den Bauch gebunden, anschließend wird es seziert und es werden die Eingeweide entnommen. Sollten diese Abnormalitäten aufzeigen, so geht man davon aus, dass das gleiche Krankheitsbild auch beim Menschen vorliegt. Die Methode dient demnach – so zumindest in der Theorie – der Aufdeckung der Ursache der Erkrankung. Als Drittes sei noch eine Methode erwähnt, die mit dem Trinken einer speziellen halluzinogenen Substanz verbunden ist. Das Gemisch namens Ayahuasca soll einem ähnlich der zweiten „Meerschweinchen-Methode“ die Ursache der potenziellen eigenen Krankheit verraten. In der eigenen Vision, die durch den Konsum bedingt ist, soll sich dem Menschen also der Grund der eigenen Krankheit offenbaren. Dass die Methode aber auch weniger heilend wirken als vielmehr tödlich enden kann, zeigt ein Beispiel aus dem letzten Jahr. Ein Kanadier, der sich gemeinsam mit seinem britischen Freund auf eine solche Heilungsreise begeben hatte, stach seinen Freund im Zuge seines halluzinierenden Zustandes ab. Auch wenn letztere Tatsache wohl eher unter die Kategorie Drogentourismus fällt, schenken Studien zufolge immer noch etwa 30% der peruanischen Bevölkerung diesen Praktiken ihren Glauben. Ähnlich wie in einigen afrikanischen Ländern ist der Weg zum Arzt häufig erst die letzte Instanz und wenn dieser dann versagt, weil die Krankheit schließlich schlicht und einfach zu weit vorangeschritten ist, ist es selbstverständlich der Arzt, der hierfür verantwortlich gemacht wird – ein Teufelskreis! Heilungsreisen dieser Art sind je nach Art und Umfang auch für 3000 Euro oder mehr zu haben, dem Wahnsinn sind damit also keine Grenzen gesetzt… In dem Hinterhof eines weiteren lokalen Marktes (Ja, wir haben wahrlich eine Vorliebe für lokale Märkte, da man hier in der Regel einen ganz guten Überblick über kulinarische aber auch andersweitige rituelle Gegebenheiten des jeweiligen Landes erhält), den wir später besuchen sollten, wurden uns einige dieser Praktiken auch noch einmal persönlich angeboten. Der selbsternannte Hobbyarzt hatte zudem auch noch „Kokablätterlesen“ und „Zukunftsdeutung mittels Zigarettenrauch“ in seinem „Kurierungsrepertoir“. Nach einer kurzen Unterhaltung sowie einer Beschreibung des hier erhältlichen Heilungsangebotes lehnten wir jedoch dankend ab. Ein weiterer recht interessanter Ausflug war der Besuch des Catalina-Klosters. Dieser wirklich riesige Komplex inmitten der Innenstadt wurde von einer wohlhabenden spanischen Nonne gegründet. Das Gebäude erinnert insbesondere im Inneren sehr stark an Andalusien und so verwundert es nicht, dass auch die Straßen nach spanischen Städten benannt sind. War es anfangs lediglich spanischen Nonnen gestattet das Kloster zu besuchen, ist diese Restriktion mittlerweile aufgehoben und die aktuelle „Besetzung“ besteht ausschließlich aus gebürtigen Peruanerinnen. Eine überlieferte Geschichte besagt, dass sich unter dem Kloster ein Grab befindet, in dem die Kinder einiger Nonnen begraben wurden. Hinsichtlich der Tatsache, ob die Nonnen bereits schwanger ins Kloster kamen oder auf mysteriöse Weise im Inneren des heiligen Gewölbes schwanger wurden, herrschte hingegen Uneinigkeit…Baca lagi
Paracas und Huacachina - Tiere und Dünen
23 Mei 2017, Peru ⋅ ☀️ 22 °C
Unser nächster Stop sollte an Perus Küste erfolgen, wenngleich das Baden im Meer noch etwas auf sich warten ließ. Die Wassertemperatur liegt hier bei 16-18 Grad und der Strand lädt ebenfalls weniger zum Baden ein. Auch Paracas selbst ist nicht sonderlich sehenswert – der Ort hat knapp 5.000 Einwohner und weist wenig Besonderheiten auf. Warum sollte man diesen Ort nun also besuchen? Es sind insbesondere die naheliegenden Islas Ballestas, die aufgrund ihrer hohen Tierdichte auf sich aufmerksam machen, sowie die Oase Huacachina mit ihren umliegenden Dünen, die zu einem Besuch einlädt. Wir sollten nach der Ankunft in unserem Hotel zunächst beide Ausflugsziele bewusst vernachlässigen und uns nach den diversen Stadt- und Naturerkundungen an den etwas höheren Temperaturen des Küstenortes vollends am Hotelpool entspannen. Erst am Folgetag standen dann die beiden Attraktionen auf unserer Agenda. Früh morgens machten wir hierzu einen etwa 2-stündigen Bootsausflug und was soll ich sagen? Wir wurden nicht enttäuscht! Bereits nach etwa 15 Minuten erreichten wir einen Punkt mit Hunderten von Pelikanen. Im Hintergrund des Fotos sieht man zudem einige Aasgeier, die nur darauf warteten, dass einer der Pelikane oder der anderen Vögel verstirbt. Die Natur kann grausam und doch so schön zugleich sein. Weitere 15 Minuten später bewunderten wir dann einige Pinguinkolonien, Seelöwen und diverse verschiedene Vogelarten. Man nennt die Islas Ballestas auch das „kleine Galapagos“ und dies bestärkte uns in der Vorfreude auf das, was noch vor uns lag... Am Nachmittag begaben wir uns dann – wieder mal auf eigene Faust – auf den Weg nach Huacachina. Von Paracas aus erreicht man die Oasenstadt in etwa einer Stunde. Wie so häufig lohnte es sich ein wenig zu handeln und so erhielten wir die Hin- und Rückfahrt mit dem Taxi schließlich für 100 Soles (ca. 30 Euro) statt den initial veranschlagten 250 Soles. In Huacachina angekommen, nahmen wir einen der zahlreichen Buggies und starteten in Richtung Dünen. Zwar durften wir das Gefährt letztlich nicht selbst steuern, doch ein Spaß war die hügelige und somit "sprungreiche" Fahrt dennoch. Ein erster Stop diente einigen Fotos inmitten der peruanischen Dünenlandschaft. Fazit: Ganz nett, aber für jeden, der schon einmal in der Rub al-Khali war, eher weniger spektakulär. Die Farbgebung der Rub al-Khali ist einfach deutlich faszinierender und die Weiten scheinen nach nur wenigen Metern zu Fuß in der Wüste schier endlos. Doch dieser Bericht ist über Peru und die Wüste unterstreicht in jedem Fall die Vielseitigkeit des Andenstaates. Nach etwa 15 Minuten machten wir einen Halt auf einer weiteren Düne und starteten mit dem Sandboarding. Zum Abschluss besuchten wir noch die Lagune inmitten von Huacachina, bevor wir uns schließlich auf den Rückweg nach Paracas machten.Baca lagi
Lima - 10-Millionen-Stadt bei Nacht
24 Mei 2017, Peru ⋅ ☁️ 19 °C
Bevor wir mit Ecuador ein weiteres neues Land betreten sollten, stand noch ein Zwischenstopp in Perus größter Stadt bevor. Es ging in die Millionenstadt Lima. Da wir schließlich keine wirkliche Lust mehr auf Großstädte verspürten und uns Lima von den meisten auch als eher weniger spektakulär beschrieben wurde, beschränkten wir uns auf einen Abend sowie Morgen in der Metropole... Wer gerade mehr Lust auf Großstadtluft hat, wird aber sicher keine Probleme haben hier auch zwei volle Tage zu verbringen. Auch den Wohnbezirk wählten wir auf Basis einer Empfehlung. Der Bezirk Miraflores ist hervorragend geeignet, um einige der sehenswerten Areale der Stadt fußläufig zu erreichen, gleichzeitig ist es durchaus eines der besseren Viertel, welches die Stadt zu bieten hat. Ein abendlicher Spaziergang bestätigte dies. Das Stück Peru, welches einem hier begegnet, hat nur wenig gemein mit dem, was man in den ländlichen Gegenden sieht oder was einem auf den lokalen Märkten in Cusco und Arequipa über den Weg läuft. Es offenbart die starke Schere, die es in dem Land zwischen gebildeter liberaler Bevölkerung und einfachem, mitunter sehr wenig aufgeklärt wirkendem Volk gibt. Man findet in Miraflores teure westliche Geschäfte und Restaurants mit gehobenen europäischen Preisen, in denen der wohlhabende Teil der Schere diniert. Trotz dessen, dass wir an einem Dienstagabend die Hauptstadt besuchten, waren die Restaurants von Peruanern gefüllt. Die Küche wiederum und dafür ist Lima weithin bekannt, ist exzellent. Man findet hier alle Arten des sogenannten Fusion Food, einer Kombination verschiedenartiger kulinarischer Einflüsse, die zu etwas Neuem und Andersartigem verschmelzen. Ob eine Kombination aus asiatischer und peruanischer, italienischer und peruanischer oder asiatischer und amerikanischer Küche, hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Am nächsten Morgen sollte ein kurzer Schock folgen... Unsere Sachen waren gepackt und unser Zeitpuffer zum Flughafen war leider schon etwas zusammengeschmolzen, als wir plötzlich mit dem Fahrstuhl deutlich verfrüht anhielten. Die Zahl "4" schien nicht zu verschwinden und uns war klar: Wir stecken im Fahrstuhl fest. Wir drückten den Signalknopf einige Male bis am anderen Ende schließlich eine Stimme zu hören war. Kurz darauf waren auch schon einige Personen am Fahrstuhl, doch bewirken konnten sie zunächst nicht viel. Wir wiesen die Herren in unserem rudimentären Spanisch darauf hin, dass unser Flug bald gehen würde und sie uns doch bitte evakuieren sowie die endgültige Reparatur des Personenaufzugs auf einen späteren Zeitpunkt verlegen sollten. Nach einiger Zeit schienen sie sich diesem Vorschlag auch anzunehmen und versuchten nun den Fahrstuhl zu öffnen. Nach 30-40 Minuten waren wir schließlich "geborgen" und brachen in Richtung Flughafen auf. Das verpasste Frühstück konnten wir glücklicherweise in der Lounge am Flughafen nachholen...Baca lagi
Guayaquil - Startpunkt zu den Galapagos
26 Mei 2017, Ecuador ⋅ ⛅ 30 °C
Von der größten Stadt Perus ging es direkt in die größte Stadt Ecuadors... Hatte ich nicht zuvor erwähnt, dass wir genug von Südamerikas Großstädten hatten?! Guayaquil selbst bietet leider auch nicht wirklich viel, im Vergleich zu Lima wohl sogar deutlich weniger. Die 3-Millionenstadt ist jedoch neben der Hauptstadt Quito der Ausgangspunkt für Trips auf die Galapagosinseln, einem Reiseziel, welches Kathi und ich schon ewig besuchen wollten. Da die Ausflüge auf die artenreiche Inselgruppe von hier aus deutlich günstiger zu ergattern sind, als einem dies online gelingen würde, galt es nach unserer Ankunft aktiv unsere weiteren Tage zu planen und Informationen einzuholen sowie fleißig Preise zu vergleichen. Nach dem Besuch einiger Reiseagenturen, diversen Gesprächen mit Ortsansässigen und etwas Verhandlung erhielten wir schließlich ein Angebot, welches unseren Preis-Leistungs-Vorstellungen entsprach. Wir hatten demnach noch etwas Zeit für ein paar sehenswerte Dinge in der Stadt am Guayas, dem Fluss, der auf den ersten Blick eher wie ein verschmutzter großer See wirkt. Durchaus sehenswert ist der Parque Seminario, welcher bekannt für seine zahlreichen Iguanas ist – unser Highlight Guayaquils, doch viel mehr sollte auch nicht folgen... Direkt angrenzend befindet sich eine Kathedrale und entlang der Uferpromenade in Richtung Osten gibt es den Santa Ana Hill, einen Hügel, auf dem sich ein Leuchtturm befindet und von welchem man einen sehr guten Blick auf die mäßig schöne Stadt inklusive ihres mäßig schönen Flusses Guayas hat. Naja, ich denke man merkt, dass dies nicht unsere Lieblingsstadt war... Am letzten verbleibenden Tag sollten wir demnach auch das Weite suchen. In einer 2-stündigen Fahrt begaben wir uns zum Strand in den Ort Salinas an der Pazifikküste. Nach einem ausgiebigen Strandtag sollte es am Abend schließlich wieder zurückgehen. Für jeden der Ähnliches vorhat: Neben Bussen verkehren Minivans der Firma "Johancars", die deutlich komfortabler und auch etwas schneller als die lokalen Busse sind. Zudem befindet sich das Office von Johancars direkt an der Strandpromenade, sodass man weite Zubringerwege vermeidet.Baca lagi

PengembaraDie letzten Tage wieder,wie immer,ganz toll beschrieben,ich fühl mich voll dabei!

Kathis und Sylvios ReisenGern 😊. Die Echse durften wir leider nicht ausführen. In jedem Fall habe ich aber noch mehr Fotos von ihr bzw. ihren Verwandten "im Gepäck"... ☺️
Galapagos | Santa Cruz – Tortuga Bay
27 Mei 2017, Ecuador ⋅ ⛅ 25 °C
Wir hatten eine Woche für die Galapagos-Inseln vorgesehen und auch wenn dies bereits eine ganze Weile zu sein scheint, so sollte uns bereits kurz nach unserer Ankunft klar werden, dass man hier auch deutlich länger verweilen könnte… Auf den Galapagos-Inseln gibt es zwei Flughäfen, einen auf San Cristobal, recht weit im Osten der Inseln, und einen auf Baltra, einer kleinen Insel nördlich von Santa Cruz, welche einer der Hauptinseln ist und relativ zentral liegt. Unser Flug ging nach Baltra, da wir für den Folgetag eine Kreuzfahrt ab Santa Cruz ergattert hatten. Man kann einige der Inseln auch eigenständig besuchen, bei den meisten hat man allerdings ohne eine Schiffsreise wenig Chancen. Die Cruise sollte uns schließlich 6 Tage und 5 Nächte an einige der schönsten Ecken dieser traumhaften Inselgruppe bringen. Insgesamt standen neben Baltra und Santa Cruz acht weitere Inseln im Süden und Osten auf unserem Plan. Bevor dieses Spektakel aber beginnen sollte, begaben wir uns am Ankunftstag zunächst auf eigene Faust nach Santa Cruz. Unser Hotel lag unweit entfernt vom knapp 40-minütigen Wanderweg zur Tortuga Bay. Dieser tolle Strandabschnitt sollte unser Ausflugsziel für den Nachmittag werden, doch es würde nicht der Strand selbst sein, der uns hiervon wohl am längsten im Gedächtnis blieb und uns zugleich unglaublich faszinierte. Bereits nach wenigen Metern auf dem Weg, der zunächst noch unbefestigt war und einem Trampelpfad ähnelte, bemerkten wir, dass wir hier in einer ganz anderen Welt unterwegs waren, als wir dies aus unseren menschlich zivilisierten Gegenden gewohnt sind. Auch wenn wir durchaus bereits einige andersartige Regionen in Afrika, Asien, Europa oder auch Amerika gesehen haben, so schien hier etwas vollkommen neu für uns zu sein. Immer wieder huschten kleine Echsen von links nach rechts über unseren Weg. Auf beiden Seiten des Weges waren diverse und zweifelsohne verschiedenartige Vögel zu hören, die ebenfalls immer wieder unseren Weg kreuzten. Doch es war nicht nur die offensichtlich unglaublich hohe Tierdichte, die unsere Begeisterung weckte. Ich zückte diverse Male meinen Fotoapparat und näherte mich einigen der Echsen bis auf wenige Zentimeter. Sie schienen nicht von der Stelle zu weichen, sondern wirkten vielmehr wie tierische Fotomodelle, die auf die Fotosession warten und nun posen würden; so neigten sie ihren Kopf – mal nach rechts und mal nach links. Von Angst vor der Kamera oder uns Menschen war hier wenig zu spüren. Auch den verschiedenen Vögeln konnten wir uns auf eine beachtlich kleine Distanz nähern, ohne, dass man eine Scheu verspürte. Und plötzlich war da dieser eine Vogel, im Nachhinein fanden wir raus, dass es sich um eine Spezies des „Galapagos Fly Catcher“ handelte, sein Gefieder war leicht bräunlich und grau sowie am Bauch zitronengelb, sein Schnabel war sehr spitz und wirkte für den Rest seines Körpers leicht überproportioniert, was ihm jedoch gemeinsam mit seinen großen schwarzen Augen ein ausgesprochen süßes Aussehen verschaffte. Er verschwand nicht vor uns, sondern flog direkt vor unser Gesicht und blieb durch einen anhaltenden Flügelschlag etwa 10-15 cm direkt vor uns in der Luft stehen. Das Verhalten erinnerte enorm an das Flugverhalten eines Kolibris. Er entfernte sich kurz darauf und kam einen Moment danach wieder, um dieses Spektakel zu wiederholen. Dabei war er mit uns stets direkt auf Augenhöhe - es wirkte fast wie in einem Märchen oder einem Zeichentrickfilm. Die Neugierde des kleinen Flugprofis ließ ihn unglaublich intelligent und erfrischend unerschrocken wirken und sie zeigte zudem, dass die Welt hier gefühlt noch in Ordnung ist. Man konnte annehmen, dass keines der vielen Tiere hier je schlechte Erfahrungen mit menschlichem Kontakt gemacht hatte. Ja, man konnte vielmehr meinen, dass wir die ersten Menschen wären, die jener Vogel je gesehen hatte – als befänden wir uns in einem Rollentausch. So war es für kurze Zeit der Vogel, der UNS observierte und uns als andersartige spannende Kreaturen in seinem Kosmos wahrnahm. Wenngleich dieser Vogel das Tageshighlight in Bezug auf Neugierde und Zutraulichkeit in der Tierwelt bleiben sollte, bestätigten die weiteren Tierbegegnungen unseren ersten Eindruck hierzu. Nach einem längeren befestigten Pfad, auf dem wir weiterhin immer wieder Vertreter der einzigartigen Fauna zu Gesicht bekamen, erreichten wir schließlich den feinkörnigen Traumstrand von Tortuga Bay. Man sah einige Wellenreiter mit ihren Surfbrettern im Meer herumtoben. Nach einer kurzen Pause bewegten wir uns einige hundert Meter entlang des paradiesischen Meerzuganges. Am Strand war kurz darauf ein Vogel zu sehen, der sich gerade einen Zweikampf mit einer Echse bot. Immer wieder schnappte sich der kecke Fluggefährte die Echse und schleuderte sie einige Zentimeter durch die Luft. Die Echse selbst wirkte fast reglos, doch kaum auf dem Sand angekommen, bewegte sie sich immer wieder einige Zentimeter voran. Wir verfolgten das Schauspiel für einige Minuten, bevor wir weiter voran schritten. Am Ende der Bucht sollte dann noch eine für uns neue Tierart warten – die bis zu 4 Fuß (ca. 1,20 m) großen Meeresechsen. Mindestens 50 Stück lagen hier auf einem Areal von vielleicht gerade einmal 100 Quadratmetern. Sie schienen miteinander zu kuscheln und tatsächlich ist dies wohl ein gewohntes Verhalten, um sich gegenseitig Wärme zu spenden. Auch sah und hörte man die Echsen immer wieder niesen, ein Verhalten, welches es ihnen erlaubt, das Salz auszuscheiden, welches die Salzwasser trinkenden Kriechtiere ohne Schweißdrüsen nicht wie wir Menschen absondern können. Knapp einen Meter entfernt vom Strand saß ein Pelikan auf einem Mangrovenbusch und reinigte sein Gefieder, einige Meter weiter dann eine Art „Kindergarten von Meeresechsen“ – 20-30 der kleinen Nachkömmlinge lagen hier auf einer Mauer und schienen wiederum zu posieren. So wechselte ein Fotomotiv das andere ab und die Zeit bis einer der Strandwächter uns darauf aufmerksam machte, dass wir den Strand zu verlassen hätten, verging wie im Flug. Denn dieser ist nachts den Schildkröten vorbehalten, um sie nicht bei ihrer Eiablage zu stören.Baca lagi
Galapagos | Santa Cruz - Bachas Beach
28 Mei 2017, Ecuador ⋅ ☀️ 28 °C
Am zweiten Tag sollte nun unsere Cruise starten und so bewegten wir uns morgens zum vorgesehenen Treffpunkt. Nach einer kurzen Kennenlernrunde zwischen uns, unserem Guide und den restlichen 5 Vertretern unserer Gruppe, warteten wir noch eine Weile am Bootssteg, bevor uns ein kleines Schlauchboot auf unser Motorsegelboot brachte. Doch selbst in der Wartezeit gab es genügend zu beobachten. So sprangen vor uns immer wieder Thunfische aus dem Wasser empor. In unmittelbarer Nähe poste ein Pelikan auf einem Stein nahe dem Wasser und zahlreiche Krabben rundeten die Szenerie ab. Kurze Zeit später auf unserem Boot angekommen, beobachteten wir schließlich einen knapp 2 Meter großen Hai, der um uns kreiste. Da initial die meisten Schiffe in der Gegend der Fischerei nachgingen, war ein solches Schiff für die Haie lange Zeit ein guter Ort, um eine kleine Zwischenmahlzeit aus den Fischernetzen abzugreifen. Dieses Ritual wurde wohl überliefert und führt noch heute dazu, dass die Raubfische Schiffe als Beutestation wahrnehmen. Das Baden von Bord aus ist demnach eher weniger zu empfehlen und für unsere täglichen Schnorchelausflüge sollten wir ein kleines Schlauchboot nutzen oder an Land fahren. Zwar sahen wir auch hier zahlreiche Haie, aber in der Regel kleinere Artgenossen oder tendenziell weniger hungrige . Da weltweit gerade mal etwa 10 Menschen jährlich durch Haiangriffe ums Leben kommen, ist die Angst der Menschen vor Haien ohnehin etwas irrational und wohl zum Teil durch die Medien, Hollywoodfilme etc. begründet.
Am Nachmittag besuchten wir dann Bachas Beach, einen der vermutlich besten Strände auf den Galapagos, um Krabben zu beobachten. Wir sahen zudem diverse Meeresechsen, einige Flamingos, die sich in den 2 Lagunen nahe dem Strand befanden, verschiedene Arten von Seevögeln (z.B. Kanadareiher, Amerikanischer Stelzenläufer, Galapagos-Fliegenschnäpper, Austernfischer etc.). Zudem beobachteten wir unweit eine riesige Tölpelkolonie beim Fische fangen. Kurz darauf ging es zum ersten Mal vom Strand aus Schnorcheln. Wir sahen hierbei schon diverse verschiedene Fische, spektakulärere Bewohner der Unterwasserwelt sollten allerdings erst in den nächsten Tagen folgen. Zurück an Bord stießen am Abend zwei weitere Mitreisende aus Australien zu uns, die ihre Cruise erst recht kurzfristig organisiert hatten. Insbesondere Yang, ein junger Arzt aus Adelaide, sollte noch für einige Freude an Bord sorgen und sich auch eine klare Einladung auf ein Bier nach München verdienen. Unsere Besatzung umfasste ab diesem Zeitpunkt mit uns demnach also 9 Personen zuzüglich des Bordpersonals. Nach einem Briefing für den Folgetag von unserem Guide Juan, was es ab diesem Tag stets vor dem Abendessen geben sollte, widmeten wir uns einem delikaten abendlichen Menü. Generell war die Qualität der zubereiteten Mahlzeiten wirklich bemerkenswert, wenngleich die Quantität ab und an noch ausbaufähig gewesen wäre .
Noch am Abend starteten wir unsere Überfahrt nach South Plazas Island, wo wir am frühen Morgen mit unserem Besichtigungsprogramm fortfahren würden. Während unserer ersten Nacht war die See dabei recht ruhig – ein Zustand, der sich in den Folgenächten ändern sollte...Baca lagi
Galapagos | South Plazas & Santa Fé
29 Mei 2017, Ecuador ⋅ ⛅ 25 °C
Unser zweiter Landgang erfolgte auf South Plazas Island. Direkt am Steg empfingen uns hier einige Seelöwen. An manchen Tagen fällt es laut unseres Guides hier gar schwer das Boot zu verlassen, weil die stämmigen Meeresbewohner den Steg blockieren. Für uns hingegen boten sich dadurch wieder interessante Fotomotive und es fällt einem in der Regel auch nicht schwer, den Meeresbewohnern für einige Minuten einfach nur beim Herumtoben zuzusehen. Im Gegenteil – unsere Gruppe war sich schnell einig, dass es eine sehr erfrischende Abwechslung ist, deutlich mehr Tiere als Menschen am Tag zu sehen. Nach den Meeresiguanas am ersten Tag enthielt unser heutiges „Faunabesichtigungsprogramm“ zudem diverse Landiguanas sowie wiederum neue Seevögel. Zu erwähnen ist hier wohl insbesondere ein Pärchen von Gabelschwanzmöwen, welchem wir für mehrere Minuten aufmerksam beim Liebkosen zusahen. Das Weibchen hütete dabei gerade die frisch gelegten Eier und das Männchen kümmerte sich ausgesprochen fürsorglich um die „Dame seiner Wahl“, indem es das Gefieder des Weibchens liebevoll mit seinem Schnabel berührte.
Nach einer Pause an Bord gab es Mittagessen, bevor wir am Nachmittag Santa Fé Island erreichten und von dort aus zum zweiten Mal zum Schnorcheln aufbrachen. Nach etwa einer Stunde ging es schließlich zum Boot zurück. Hier erwarteten uns wie nach jeder Rückkehr von einem Landgang bzw. Schnorchelausflug kleine Snacks. Neben Biskuits und Oliven konnten dies auch einmal Empanadas sein. In jedem Fall erfreuten wir uns in der Regel sehr an der kleinen Stärkung. Anschließend, nach einer kurzen Pause an Bord, stand wiederum ein etwa 1,5 Stunden langer Landgang auf Santa Fé Island an. Neben einer Seelöwen-Kolonie und diversen weiteren Tieren zog hier auch der „Kaktuswald“ unsere Aufmerksamkeit auf sich. Nach dem Abendessen stachen wir wieder in See. Die Nacht verlief dabei leider recht unruhig, da der Wellengang das kleine Schiff doch recht stark in Bewegung versetzte…Baca lagi

PengembaraGalapagos-ein Traum- nicht nur für Echsenliebhaber und wie immer eine grandiose Reisebeschreibung mit wunderschönen Fotos. Danke!!!

PengembaraFür mich der absolute Traum. Wie schön wäre es, dies alles einmal sehen zu dürfen. Danke, dass ich es durch euch erleben und sehen darf.
























































































































































