2023/ Bert wandert vom Weserbergland bis nach Katalonien und wird hier berichten/ Ernie wird weiterhin als Trailangel auf dem Nord-Süd-Trail im Solling aktiv sein (Anmeldung gern hier) Read more Dassel, Deutschland
  • Day 107

    Santa Margarida de Peranera

    July 29, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 23 °C

    Gestern begab ich mich auf die letzte Etappe dieser Fernwanderung, zu einem Ort, der auf mich eine derart hohe Faszination und Anziehungskraft ausübte, dass ich von Beginn an seinen Namen mit dem Titel dieser Reise verband. Als Hobbyhistoriker, der sich aus unerfindlichem Grund insbesondere für die Geschichte und Kultur dieses Landstrichs begeistert, besuchte ich die Kapelle Santa Maragarida bereits im Sommer 2021. Tief beeindruckt, beschloss ich wiederzukommen. Und zwar zu Fuß.

    Am gestrigen Morgen stieg ich von unserem Basislager aus, das sich in der Nähe der Siedlung Castilló de Tor befindet, zunächst durch einen Kiefern-Buchsbaum-Wald steil hinauf bis zum Dorf Igüerri. Von hier folgte ich einem schmalen Höhenweg, der vermutlich jahrhundertelang die Hauptverkehrsachse zwischen den Dörfern Igüerri, Esperán und Erillcastell bildete, und von denen Letztere wohl auch aus Mangel einer Straßenanbindung seit mehreren Jahrzehnten Lost Places sind. Die Natur zeigte sich gestern auf diesem Wegabschnitt von ihrer besten Seite, unter anderem durch einen imposanten Gänsegeier, der sich nur wenige Meter vor mir in die Lüfte erhob, oder durch zwei Smaragdeidechsen, die mir vor die Füße liefen. Nach einer kurzen Pause am Bach von Esperán, setzte ich meinen Weg in Richtung Erillcastell fort, ließ die auf einer Bergkuppe thronenden Ruinen des Dorfes aber zunächst rechts liegen und lief weiter bergauf über eine Fahrspur, die zu einer einsam gelegenen Schäferei führt. Schon bald kam die Kapelle Santa Margarida, die sich auf einem schmalen Felsvorsprung inmitten eines Talkessels befindet, erstmals als winziger Punkt in Sichtweite. Die Lage dieser im romanischen Stil erbauten Wallfahrtskapelle -dem Himmel nah und weltabgewandt - scheint ganz bewusst gewählt worden zu sein. Sie wurde gleichermaßen von den Dörfern Erillcastell und Peranera, deren Geschichte sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, genutzt und ist von beiden Dörfern aus sichtbar. Mehrmals im Jahr wurden Prozessionen dorthin unternommen, wobei gerade der letzte Wegabschnitt bis zur Kapelle damals wie heute beschwerlich und abenteuerlich ist. Die heilige Margaretha von Antiochien, eine frühchristliche Märtyrerin, deren Fabel vor allem von Unbeugsamkeit und Standhaftigkeit erzählt, wurde -und hier erschließt sich mir der theologische Zusammenhang nicht - von der bäuerlichen Landbevölkerung für die Förderung von Fruchtbarkeit angerufen. Sowohl in familiärer Hinsicht, als auch auf dem Acker. Ich gehe davon aus, dass die Anbetung von den Bewohnern Peraneras und Erillcastells, wo der Boden karg und Wasser knapp ist, mit großer Ernsthaftigkeit betrieben wurde. Die Kapelle, die händisch aus demselben Fels getrieben wurde, auf dem sie thront, reichen mir als Beleg dafür aus. Dass der Glaube Berge versetzen kann, wird hier offenbar.
    Erleichtert darüber, dass mein Angst- und Endgegner -ein massiger, unfreundlicher Herdenschutzhund - gestern nicht zugegen war, passierte ich die verlassene Schäferei und kämpfte mich bis zur Kapelle durch. Dort rastete ich selig bis mich die heiße Nachmittagssonne zum Aufbruch mahnte. Auf gleichem Weg wanderte ich zurück nach Erillcastell und sinnierte dort zwischen den Trümmern des Dorfes, das vor langer Zeit einmal das Herrschaftszentrum der gesamten Region gewesen ist und bis in die Neuzeit durch eine Kohlemine ein Auskommen fand, über die schönen Momente auf dieser Reise und die Vergänglichkeit im Allgemeinen. Für den Abstieg wählte ich einen wenig begangenen Weg, der durch ein von vulkanischer Aktivität geformtes Kleinod führt, und unweit der Siedlung Raons in einen Fahrweg mündet. Diesem folgte ich bis Gotarta, wo ich auf einen Pfad zum Colladó de Santes Creus wechselte. Vom Pass aus stieg ich über den GR 11.2 ins Tal nach Pont de Suert hinab und erreichte schon bald danach das Basislager.

    Diese Fernwanderung, diese Pilgerreise, mein Abenteuer, das Landstreicherleben und meine Berichterstattung darüber finden somit ein Ende. Alle interessanten Daten und Fakten zu meinem langen Weg werde ich bei Gelegenheit ermitteln und dann an dieser Stelle nachreichen. Natürlich beantworte ich auch all Eure Fragen zur Reise, falls Ihr welche habt. Von Herzen danke ich Euch für Eure virtuelle Begleitung und Euer Feedback, was mir in einsamen Stunden stets eine Stütze gewesen ist!

    Das Schlusswort schenke ich Kurt Tucholsky, der mir bereits 1927 in seinem 'Pyrenäenbuch' aus der Seele schrieb:

    "[...] Es ist aus. Erlöst vom Gebirge - erlöst vom Steigen und Klettern. In meinem Herzen liegt eine kleine Flocke, eben geboren, ein Ei: Sehnsucht nach den Pyrenäen. [...]"

    Nachtrag (20.08.2023)
    Hallo Ihr Lieben,
    inzwischen sind wir wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Wie angekündigt, möchte ich heute einige Kennzahlen zu meiner Fernwanderung nachreichen, die mir selbst, aber vielleicht auch Anderen, beim Schmieden neuer Reisepläne von Nutzen sein könnten.
    Die Gesamtreisedauer umfasste 106 Tage; davon 93 Wander- und 13 Pausentage. Alle Wanderstrecken zeichnete ich mit einer GPS-Armbanduhr auf. Aus diesen Daten geht hervor, dass ich zwischen dem Dorf Sievershausen im Solling und meinem Wallfahrtsziel, der Kapelle Santa Margarida de Peranera in Katalonien, 2.664 Kilometer Wegstrecke zurücklegte und dabei insgesamt 520 Stunden in Bewegung war. Die aufgezeichnete, also tatsächlich zurückgelegte Strecke, erwies sich um ca. 10 % länger als die zuvor mit Outdooractive geplante. Dieses Plus resultierte vor allem aus Umwegen, die durch Verlaufen, Einkaufen, Zeltplatzsuche, etc. erforderlich wurden. Im Schnitt legte ich an jedem Wandertag ca. 29 km zurück. Auf der gesamten Strecke überwand ich 56.627 Höhenmeter Anstieg und lief 56.003 Höhenmeter bergab. Die meisten Tageshöhenmeter Anstieg (2.451 hm) galt es im Ordesa-Nationalpark auf der Etappe vom Valle de Bujaruelo bis zum Refugio de Góriz zu bewältigen. Alle aufgezeichneten GPS-Tracks können frei zugänglich bei Outdooractive eingesehen werden:

    https://www.outdooractive.com/de/member/santa-m…

    Meine Armbanduhr bescheinigte mir an Wandertagen einen Kalorienumsatz, der sich meist in einem Bereich zwischen 3.500 und 4.500 kcal bewegte. Der höchste Umsatz von fast 5.000 Kalorien wurde in den Pyrenäen auf der Etappe von Isaba bis ins Valle de Hecho aufgezeichnet. Diese Werte sind natürlich sehr individuell ermittelt und zudem fehlerhaft, da Veränderungen des Körper- und Rucksackgewichtes bei der Berechnung nicht berücksichtigt wurden. In jedem Fall gelang es mir während der Wanderung trotz Pausentagen nicht, das entstandene Kaloriendefizit auszugleichen, weshalb ich insgesamt ca. 10 Kg Körpergewicht verlor.
    Meine 105 Nächte als Fernwanderer verbrachte ich 42 mal wild campierend im Zelt, 14 mal in Schutzhütten oder Unterständen, 19 mal auf privaten Campingplätzen, 7 mal auf Gemeinde-Campingplätzen, 17 mal in Studio-Appartments oder Ferienwohnungen, 5 mal in Hotelzimmern und einmal in einem bewirtschafteten Refugio.
    Abschließend möchte ich noch kurz auf die entstandenen Reisekosten eingehen, da sich sehr schnell herausstellte, dass auch ein Landstreicherleben in größtmöglicher Bescheidenheit nicht umsonst zu haben ist. Die reisespezifischen Kosten beliefen sich auf insgesamt ca. 3.600 €. Hierbei bleiben einige laufende Kostenpunkte, wie die reguläre Krankenversicherung und Mobilfunkgebühren unberücksichtigt. Auch Ausrüstungsgegenstände sind in dieser Bilanz kaum enthalten, da ich -mit Ausnahme von Schuhen- keine Produkte speziell für diese Reise angeschafft hatte. Einige Kleidungsstücke mussten jedoch während der Wanderung ersetzt werden. Meine Ausgaben während der 106 Reisetage gestalteten sich wie folgt:
    - Lebensmittel, Verbrauchsartikel, Verköstigung: 1.626 €
    - Unterkünfte: 1.052 €
    - Campingplätze: 283 €
    - Schuhe (4 Paar): 410 €
    - Kleidung: 120 €
    - Auslandszusatzkrankenversicherung: 106 €

    Hieraus ergibt sich ein durchschnittlicher Tagessatz von ca. 34 €. Da die Rückfahrkosten bisher nicht mit einberechnet wurden, müsste man den Tagessatz allerdings noch um ca. 1 € anheben. -Die ursprünglich geplante Rückfahrt mit Überland- und Fernbussen von Pont de Suert via Barcelona nach Niedersachsen kostet derzeit ca. 110 €.

    Meldet Euch gern, falls ich Euch mit weiteren Infos behilflich sein kann!
    Read more

  • Day 105

    Tossal de San Salvador & Pont de Suert

    July 27, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 20 °C

    Guten Morgen! Es gibt Orte auf dieser Welt, die eine besondere Aura zu besitzen scheinen. Erhabene Orte, an denen sich der Gläubige dem Himmel ein Stück näher fühlt und selbst Atheisten ein angenehmer Schauer überläuft, für den sich nicht adhoc eine naturwissenschaftliche Erklärung finden lässt. Als einen solchen entdeckte ich für mich vor zwei Jahren den Berg Tossal de San Salvador, der sich auf der Westseite des Escales-Stausees in der Region Alta Ribagorça befindet. Bereits seit langer Zeit ziehen sich Menschen hierher für meditative und spirituelle Zwecke zurück, wovon unter anderem mehrere Kapellen, Einsiedeleien und Schreine aus dem 11. und 12. Jahrhundert, die auf und um den Berg als steinerne Gebete errichtet worden sind, zeugen. Wegen meiner positiven persönlichen Erfahrungen an diesem Ort im letzten und vorletzten Jahr, legte ich ihn ganz bewusst als Wallfahrtsziel auch auf meine diesjährige Route und hatte mich bereits auf diese Etappe gefreut, noch bevor die Reise überhaupt losging. Gestern endlich war es dann soweit. -Und ich wurde nicht enttäuscht.
    Am Vormittag brachte mich Ernie mit dem Auto zurück in das Bergdorf Bonansa, wo meine letzte Etappe endete. Von dort stieg ich zunächst in südlicher Richtung über den GR18 auf ungefähr 1600 m Höhe hinauf. An einer Weggabelung verließ ich den GR18, der ab hier weiter in die Sierra de Sis und zum Dorf Calvera führt, wieder und bog nach links auf eine Fahrspur für Geländewagen ab, die über einen mehrere Kilometer langen Bergrücken verläuft und unterhalb des San Salvador-Gipfels endet. Gerade auf diesem Abschnitt, der in keinem Wanderwegeverzeichnis aufzutauchen scheint, überkommt den Wanderer das Gefühl, sich nicht einfach auf einem Berg zu befinden, sondern IN den Bergen zu sein. -Weites Pyrenäen-Panorama, wohin man auch schaut. Über diesen Weg erreichte ich den Santa Barbara-Pass, von wo aus ich einen Abstecher zur Kapelle San Pere d'Iscles machte. Anschließend stieg ich über den PR-HU-215 in Richtung des Dorfes Buira hinab. Einen weiteren Abstecher, dieses Mal über einen abenteuerlichen Pfad mit spektakulären Ausblicken zur Kapelle und Einsiedelei Virgen de Torm, ließ ich nicht aus. In Buira wechselte ich vom PR-HU-215 auf einen steilen Pfad, der mich hinab bis nach Pont de Suert führte. Der letzte Abschnitt dieses Weges verläuft auf der Faro-Strecke der Stadt. Als Faros werden in dieser Gegend traditionelle Fackelläufe bezeichnet, bei denen schwere, selbstgebaute Holzfackeln im Dauerlauf von einem Berg bis ins Stadtzentrum getragen werden.
    In Pont de Suert wechselte ich auf den sogenannten Camí de l'aigua, dem ich entlang des Flusses Noguera de Tor bis zu unserem Basislager am unteren Ende des Boí-Tals folgte.
    In den kommenden Tagen werde ich die letzte Etappe meiner Pilgerreise antreten, die mich unter anderem durch die verlassenen Dörfer Esperán und Erillcastell führen und schließlich an einem weiteren Ort mit besonderer Aura, der Kapelle Santa Margarida de Peranera, enden wird.
    Read more

  • Day 101

    Castejón de Sos & Bonansa

    July 23, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Hallo Ihr Lieben! Den heutigen Footprint widme ich dem Bergdorf Bonansa, obwohl ich mich tatsächlich schon am Zielort der nächsten Etappe, am Rande der Stadt Pont de Suert, befinde und Euch von dort schreibe. Das hängt damit zusammen, dass ich seit gestern Abend nicht mehr allein bin. Ernie hat den weiten Weg auf sich genommen, der auch mit dem Auto eine Tortur sein kann, um mich in unserer Wahlheimat im Grenzgebiet von Aragonien und Katalonien zu besuchen. Hier werden wir gemeinsam einen wunderbaren Urlaub verbringen und ich -soviel sei jetzt bereits gesagt- werde anschließend nicht weiter bis zum Mittelmeer wandern, sondern Ernie zurück nach Deutschland begleiten. Das hat einerseits damit zu tun, dass ich ihr die fast 24stündige Autofahrt nicht nochmal allein zumuten möchte, andererseits aber auch damit, dass mir während der vergangenen Wochen immer klarer wurde, wo sich der eigentliche Ziel- und Sehnsuchtsort dieser langen Fußreise befindet. Das Cap de Creus mag der östlichste Zipfel der Iberischen Halbinsel und Endpunkt des GR11 sein, persönlich verbindet mich jedoch nichts mit diesem Ort. Dennoch erschien er mir eine Zeit lang als sinnvoller Anlaufpunkt, unter anderem auch, weil ich im nahegelegenen Barcelona unkompliziert in einen Flixbus nach Paris hätte steigen können. Meine Reise soll nun aber dort enden, wo vor ziemlich genau zwei Jahren in einem Moment höchster Glückseligkeit und tiefster Seelenruhe die Entscheidung zur Unternehmung derselben fiel. -An der einsam, hoch oben in den Bergen Alta Ribagorças gelegenen Kapelle Santa Margarida de Peranera.
    Auch wenn ich nun im Basislager angekommen bin, ist die Pilgerreise also dennoch noch nicht ganz vorbei. -Zwei Tagesetappen zu heiligen Orten und Wallfahrtszielen, die mir persönlich sehr wichtig sind, stehen noch aus. Mensch und Material wären zwar imstande -so fühlt es sich jedenfalls momentan an- noch bis zum Ende der Welt weiter zu laufen, doch soll man stets dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Diese Reise stand von Anfang an unter einem guten Stern und für mich grenzt es schon beinahe an ein Wunder, wie problemlos uns vor allem gesund ich so weit kommen konnte. Dafür bin ich unendlich dankbar! Auch scheint mir, dass mir der Weg -wenn er auch nicht jedezeit meine innersten Wünsche gänzlich erfüllen konnte- bereits all meine Fragen, die ich an ihn richtete, beantwortet hat. Diese Pilgerreise, soviel steht für mich jetzt schon fest, gehört zu den wertvollsten Erfahrungen meines Lebens und ich kann Jeden nur zu ähnlichen Unternehmungen ermuntern.

    Von Benasque aus wanderte ich vorgestern über verschiedene PR-HU-Wege (im Gedächtnis sind mir nur die Nummern 35, 85 und 29 geblieben) zunächst bis nach Castejón de Sos, wo ich meinen Proviant aufstockte. Anschließend stieg ich steil hinauf zum Bergdorf Bisaurri. Von dort aus wechselte ich auf einen Pfad, der in den Landkarten als Galinero bezeichnet wird und offenkundig gern von Mountainbikern als Downhill-Strecke genutzt wird. Schon bald fand ich eine idyllische Bergweide, auf der ich meine letzte Nacht als einsamer Landstreicher zelebrierte.
    Der gestrige Wandertag begann mit einer Fortsetzung des schweißtreibenden Anstiegs des Galineros, der mich schließlich zum Gebirgspass Coll de Fadas führte. Von dort lief ich auf einer Straße weiter bis nach San Feliú de Veri, wo ich auf den GR15 (später auch GR17) wechselte. Dieser Fernwanderweg, der durch herrliche Landschaft führt, entpuppte sich als echtes Abenteuer, da er streckenweise offenbar nur wenig begangen wird und oftmals umgestürzte Bäume, Dornen und hohes Gras das Durchkommen erschwerten. Daher kam ich auch erst gegen 21 Uhr in Bonansa an. Perfektes Timing, denn nur wenige Minuten später fuhr Ernie dort mit dem vollbepackten Wagen vor. -Ein irgendwie surreales Bild, das dieses Wiedersehen nach einer gefühlten Ewigkeit abgab, beide völlig fertig und verschwitzt von ihrem langen, ermüdenden Weg.
    Von Bonansa aus werde ich in den kommenden Tagen die vorletzte Etappe antreten, die mich über weite Hochebenen zum Tossal de San Salvador, einem Berg mit langer spiritueller Tradition, und schließlich nach Pont de Suert führen wird.
    Read more

  • Day 99

    Bielsa, Parzán & Benasque

    July 21, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 15 °C

    Herzliche Grüße aus Benasque, wo ich gleich am Ufer des Rio Ésera mein Nachtlager einrichten werde! In der Stadt Benasque konnte ich nicht nur meinen Vorrat an Proviant wieder auffrischen, sondern habe auch endlich wieder Zugang zum Mobilfunknetz. Bei meinem Ritt durch die Berge konnte ich nämlich während der vergangenen 48 Stunden kein Signal bekommen.
    Nach einem erholsamen Pausentag, den ich am jungen Rio Cinca im Valle de Pineta verbrachte, machte ich mich vorgestern wieder auf den Weg Richtung Osten. Da es den ganzen Vormittag über regnete, verwarf ich meinen ursprünglichen Plan einer Gipfeltour auf den Punta El Cuezo und wanderte stattdessen zunächst am Rio Cinca entlang bis nach Bielsa (PR-HU-137 und PR-HU-192). Dort wechselte ich auf den PR-HU-189, ein abwechslungsreicher Singletrail, der mich talaufwärts bis nach Parzán führte. Durch die Orte Bielsa und Parzán sind Ernie und ich schon etliche Male mit dem Auto durchgefahren, wenn wir über den Bielsa-Tunnel ein- oder ausreisten. In Parzán stieß ich wieder auf den GR11, dem ich noch ca. eineinhalb Stunden bergauf folgte, bis sich ein idealer Zeltplatz fand.
    Am nächsten Morgen stieg ich weiter bergan bis zum Passo de los Caballos und machte von dort noch einen Abstecher zum See Ibón de Urdiceto. Nach dem Abstieg in Richtung Refugio de Viadós, nahm ich noch ein Bad im Rio Cinqueta und stieg anschließend erneut auf ca. 2100 m Höhe bis zur Pleta d'Añes Cruces hinauf. Hier, wo sich drei tosende Gebirgsbäche vereinigen, baute ich mein Zelt auf und verbrachte eine gute Nacht.
    Heute setzte ich dann den Anstieg am frühen Morgen fort und erreichte schon bald den Pass Puerto de Chistau auf fast 2600 m Höhe. Es folgte ein sehr langer Abstieg am Rio Estós entlang bis zur Puente de San Jaime. Von dort sind es nur wenige Kilometer bis zu meinem aktuellen Standort und -wie fast immer in den Pyrenäen- gab es für die Überwindung der Distanz auch einen passenden Wanderpfad (PR-HU-29).
    Read more

  • Day 95

    Ordesa & Valle de Pineta

    July 17, 2023 in Spain ⋅ 🌙 21 °C

    Buenas tardes aus dem Valle de Pineta am Oberlauf des Rio Cinca! Eigentlich hatte ich ja nur wenig Lust, dem GR11 weiter durch den Ordesa-Nationalpark zu folgen, doch im Nachhinein bin ich froh, mich dennoch dafür entschieden zu haben. Wenn man schon in der Nähe ist, wäre es bitter, sich dieses UNESCO-Naturerbe, dessen Felskulissen nicht ohne Grund zu den schönsten der Welt gezählt werden, entgehen zu lassen. Außerdem konnte ich mir so einen alten Wunsch erfüllen: Lange hing über dem Schreibtisch in meinem Hannoveraner Büro eine Fotografie des Circo de Soaso (das Ende des Ordesa-Canyons), die ich dort nach einem Urlaub mit Ernie vor 12 Jahren aufgehangen hatte, und auf die ich oft schaute und mich fragte, wie es wohl hinter dem Wasserfall aussehen würde. -Jetzt weiß ich es.
    Gestern machte ich mich im Valle de Bujaruelo -viel zu spät- am späten Vormittag auf den Weg in Richtung Ordesa. Auf mir teilweise schon bekannten Pfaden erreichte ich das untere Ende des Tals. Um dem Touristenstrom in der Talsohle zu entgehen, entschloss ich mich leichtfertig dazu, vom Hauptweg abzuweichen und stattdessen über den Höhenweg Faja de Pelay (oder Senda de los Cazadores) zum Ende des Canyons zu gelangen. Vieles erkannte ich auf diesem Weg wieder, Anderes hatte ich total vergessen. -Zum Beispiel, wie anstrengend der Aufstieg schon damals gewesen war. Groß war die Versuchung, an gleicher Stelle wie damals mit Ernie mein Lager aufzuschlagen, aber die Regeln im Nationalpark sind sehr streng und schon früher wurden wir beinahe von einem patroullierenden Ranger erwischt. Als ich endlich an der Abzweigung zum Refugio und Höhen-Camp Góriz ankam -es war bereits nach 18 Uhr- erwartete mich ein Schild mit der wenig ermutigenden Aufschrift: "Very dangerous path! Do Not start after 3 p.m.!" Umkehren war keine Option. Also Augen zu und durch. Anstrengend war's, aber arg gefährlich fand ich den Weg nicht. Dennoch kam ich wohl als Letzter am Refugio an, das gut besucht war. Wer in das Herz des Nationalparks vordringen möchte, ist quasi gezwungen, hier zu übernachten oder (gegen Gebühr) zu biwakieren. Es wurde ein kurzer, schöner Abend mit Himalaya-Flair.
    Mein heutiger Wandertag begann in aller Herrgottsfrühe und -trotz spektakulärer Ausblicke- konnte ich ihn nicht so recht genießen. Es waren am Ende zwar "nur" ca. 1000 Höhenmeter Aufstieg, aber fast 2000 Höhenmeter Abstieg. Das tatsächliche Sichtfeld des Wanderers misst da während der meisten Zeit nur etwa 2x2 m, weil er bei jedem Schritt bergab aufpassen muss, sich nicht alle Knochen zu brechen. Auch das Ende der Etappe an einem Refugio war eher deprimierend. Sehr hatte ich mich auf ein Bad im Rio Cinca (mein absoluter Lieblingsfluss) gefreut, doch zu meiner Überraschung lag das Flussbett trocken. Daher wanderte ich über den PR-HU-137 noch ca. zwei Kilometer talabwärts bis zu einem Campingplatz, auf dem ich es mir mindestens bis morgen Früh gutgehen lassen werde. Unterwegs wurde ich Zeuge, wie aus einem schmalen Bach ein stattlicher Strom wird. Bis demnächst!
    Read more

  • Day 93

    Valle de Bujaruelo

    July 15, 2023 in Spain ⋅ 🌙 15 °C

    Heute melde ich mich vom Campingplatz im Valle de Bujaruelo am Rio Ara. Von Candanchú wanderte ich über den GR11 weiter bis nach Sallent de Gállego. Hinter der Stadt machte ich einen Abstecher auf den 'Senda de Santo Christo' und fand schnell einen sehr guten Lagerplatz. Am nächsten Morgen tüftelte ich eine Routenänderung aus, die mich über Panticosa bis hierher, an die Tore des Ordesa-Tals führen sollte. Dafür wanderte ich gestern zunächst zurück nach Sallent de Gállego, dann am Ufer des Embalse de Lanuza entlang und schließlich über einem Pfad unterhalb des Punta Cucuraza bis nach Panticosa. Nachdem ich es mir dort habe gut gehen lassen, stieg ich noch über den PR-HU-95 (ein wirklich empfehlenswerter lokaler Rundwanderweg, ca. 20 km) in die Berge hinauf. Mein Lager schlug ich auf ca. 1500 m N.N. am Rio Bolatica auf. Heute stieg ich auf dem PR-HU-95 weiter bergan über den Pass Collado Tendeñera und dann lange hinab bis ins Valle de Bujaruelo, wo ich wieder auf den GR11 stieß. Eine grandiose Tour! Mobilfunkempfang gab es während der letzten zwei Tage übrigens keines. Für morgen habe ich leider keine Alternativroute parat und werde mich wohl in die Touristenströme im Ordesa-Canyon stürzen müssen. Bis demnächst!Read more

  • Day 91

    Refugio de Lizara & Candanchú

    July 13, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 14 °C

    Guten Morgen Ihr Lieben! Heute sende ich Euch nur ein kurzes Lebenszeichen, um die Batterie zu schonen. Vom Valle de Hecho wanderte ich auf der Variante 11.1 weiter bis zum Refugio de Lizara, wo ich einen schönen Abend, aber leider auch eine schlaflose Nacht verbrachte. Da ich das Nächtigen in warmen, stickigen Räumen in Gesellschaft anderer offenbar nicht mehr gut vertrage, werde ich versuchen, in Zukunft einen Bogen um die Herbergen zu machen. Gestern ging es auf der Hauptroute weiter bis zum Wintersportort Candanchú bzw. bis zu einer nahegelegenen überdachten Picknickanlage mit Wasserhahn. Insbesondere den Abstieg empfand ich als technisch anspruchsvoll und er erforderte meine volle Konzentration. Nie zuvor auf meiner Reise fiel mir das Alleinsein so schwer wie im Augenblick. Der GR11 scheint mir nichts für einsame Steppenwölfe zu sein, sondern sollte gemeinsam mit Freunden und geliebten Menschen begangen werden, mit denen man die vielen überwältigen Augenblicke, aber auch Entscheidungen, Sorgen und Ängste teilen kann. Der Weg bzw. dessen Infrastruktur und Geländerelief geben den Rhythmus vor, der mir nicht immer gefällt. In jedem Fall gibt es entspanntere Möglichkeiten, um die Pyrenäen zu bereisen. Bis demnächst!Read more

  • Day 88

    Isaba, Zuriza & Valle de Hecho

    July 10, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 27 °C

    Hallo Ihr Lieben! Ich sende Euch herzliche Grüße aus dem Valle de Hecho in Aragonien, genauer gesagt vom Rand einer Gumpe des Barranco de Escarrón, an der ich Zuflucht vor der großen Hitze gefunden habe. Heute mache ich einen Pausentag und habe mich dafür auf dem Campingplatz Borda Bisaltico, recht weit oben in den Bergen, niedergelassen. Von einem Zero-Day kann aber leider keine Rede sein, denn für den Verpflegungseinkauf (man verbrennt leider auch an Pausentagen Kalorien) musste ich mich heute zu Fuß in die etwa sieben Kilometer entfernte Stadt Hecho aufmachen. -Mit leichtem Gepäck eine Kleinigkeit.
    Vorgestern wanderte ich von Ochagavía zunächst weiter bis nach Sabia. -Ein strategisch wichtiger Ort, da sich dort der letzte Supermarkt für mehrere Tage auf der GR11-Hauptroute befindet. Kurz vor dem Abstieg ins Dorf, berührte ich versehentlich im Buchenwald eine haarige Raupe. Das war sehr schmerzhaft, aber schon bald klang die Schwellung wieder ab. Bereits in Frankreich wurden haarige Raupen von meinem grünen Rucksack magisch angezogen.
    Gerne wäre ich in der Nähe von Sabia der Wegvariante GR11.4 gefolgt, doch der Tag neigte sich bereits seinem Ende zu und es wäre schwierig geworden, auf dieser Strecke vor Anbruch der Dunkelheit einen Zeltplatz zu finden. Wenig später lernte ich unabhängig voneinander auf der Hauptroute zwei Tschechen kennen, mit denen ich dann ein Nachtlager im Belabarze-Tal einrichtete. Halb belustigt, halb genervt nahmen wir hin, dass ein in der Nähe befindliches Pfadfinderlager am späten Abend um unsere Zelte herum expandierte und bis weit nach Mitternacht einen Mordslärm machte.
    Gestern ging es zunächst weiter bis nach Zuriza, wo ich meinen Pausentag eigentlich gern am Ufer des Río Veral verbracht hätte. Da jedoch der dortige Campingplatz und die zugehörige Herberge ihren Betrieb aufgegeben haben, und es dort ansonsten weit und breit nix gibt, wurde daraus leider nichts. (Ein Bad im Fluss nahm ich natürlich dennoch) Stattdessen entschied ich mich dafür, in der Nähe von Zuriza auf die Variante 11.1 zu wechseln, die mich nach einem in jedem Sinne atemberaubenden Tag schließlich hierher, ins Hecho-Tal brachte. Leichtfertig schenkte ich den Entfernungs- und Zeitangaben in meinem Wanderführer Glauben, dessen Autor allerdings einräumte, die Variante selbst nie gegangen zu sein. Erst kämpfte ich mich nahezu geradlinig ca. 1000 Höhenmeter bis zu einem Pass unterhalb des Estriviella-Gipfels hinauf, und schwitzte beim anschließenden Abstieg, der sogar einen kleinen Klettersteig beinhaltete, Blut und Wasser. Alles nicht so cool, wenn man seinen gesamten Hausstand und Proviant für mehrere Tage auf dem Rücken trägt und eigentlich mal ne Pause bräuchte. Im Nachhinein bin ich aber natürlich froh, bei diesem Abenteuer dabei gewesen zu sein.
    Morgen wandere ich weiter auf der Variante 11.1, die am Refugio de Lizara wieder auf den Hauptweg stoßen wird.
    Bis demnächst!
    Read more

  • Day 85

    Von Hiriberri nach Ochagavía

    July 7, 2023 in Spain ⋅ 🌙 20 °C

    Herzliche Grüße aus Ochagavía, wo ich mich heute Nachmittag auf einem Campingplatz niedergelassen habe. Es war gestern definitiv eine gute Entscheidung, frühzeitig das Lager aufzuschlagen. Tatsächlich zogen gleich mehrere starke Gewitter über Hiriberri hinweg, und ich hatte alle Mühe, mein Zelt im aufziehenden Sturm aufzubauen. -Für's nächste Mal habe ich jetzt aber den Bogen raus. Ein beeindruckendes Naturschauspiel war es dennoch und zwischen den Gewittern durfte ich sogar noch den Sonnenuntergang bestaunen.
    Heute hatte ich einen wunderbaren Wandertag in märchenhafter Landschaft. Darüber möchte gar nicht viele Worte verlieren, sondern die Bilder sprechen lassen. Eigentlich wollte ich heute noch weiter wandern, aber die Siesta, die hierzulande noch eingehalten wird, machte mir einen Strich durch die Rechnung. Denn auf den Verpflegungseinkauf beim Supermarkt konnte ich nicht verzichten. Dort traf ich noch auf andere Wanderer, die ich bereits gestern kennengelernt hatte. Der Weg ist gut besucht, aber bisher tritt man sich noch nicht auf die Füße.
    Morgen hoffe ich auf einen gewitterfreien Tag. Bis demnächst!
    Read more

  • Day 84

    Buenas tardes amigos!

    July 6, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 23 °C

    Gerade befinde ich mich oberhalb von Hiriberri auf dem GR11 und bin in einer wetterbedingten Zwickmühle. Wahrscheinlich werde ich hier gleich mein Lager aufschlagen, denn es kündigt sich ein Gewitter an. Allerdings ist es ebenso gut möglich, dass es vorbei zieht. Die Wettervorhersagen sind bereits seit einigen Tagen völlig unbrauchbar. Der Weg würde mich nun auf einen karstigen Bergkamm führen, der sich laut Wanderführer zum Campieren überhaupt nicht eignet. Da der Tag bereits weit fortgeschritten ist, wäre es äußerst ungünstig, wenn ich dort oben in den Regen geraten würde. Zur Eile besteht kein Grund mehr, denn bisher konnte ich meinen Zeitplan perfekt einhalten und kann nun in den Pyrenäen das Tempo ein wenig drosseln.
    Gestern wanderte ich von SJPdP aus über den Elhursaro-Pass und die Grenze von Navarra via Roncesvalles bis nach Burguete. Von dort musste ich aber noch drei weitere Kilometer bis zum Campingplatz am Fluss Urrobi zurücklegen. Man munkelt, dass dies die härteste Etappe auf dem Camino Francés sein soll. Und tatsächlich hatte ich am Abend fast 1500 Höhenmeter Aufstieg und knapp 32 Wegkilometer auf dem Tacho. Dagegen war die heute zurückgelegte Strecke geradezu ein Kinderspiel. -Aber ein sehr schönes! Es ging überwiegend durch Buchen-, Lärchen- und Haselnuss-Buchsbaumwälder und immer wieder bot der Weg herrliche Aussichten auf eine Landschaft, an der ich mich wohl niemals sattsehen werde. Außerdem bietet mir der Weg, neben intakter Natur, endlich das Freiheitsgefühl, das ich in Deutschland und Frankreich nahezu vergebens suchte. Meine Wertschätzung dafür könnte nicht größer sein und ich bin sehr glücklich, endlich in den Pyrenäen angekommen zu sein. Begrüßt wurde ich bereits von zahlreichen typischen Bewohnern dieser Berge, unter anderem dem Pyrenäen-Mannstreu (Eryngium bourgatii) und den Gänsegeiern. Bitte seht mir nach, dass ich -weil Vieles für mich bereits ein Déja-vu darstellt- nicht alle faszinierenden Lebewesen mit der Kamera festhalten werde. Falls jemand von Euch mehr Interesse an der hiesigen Artenvielfalt hat oder nach Wandermöglichkeiten abseits des GR11 sucht, verweise ich gern auf diesen älteren Blog von mir:
    https://www.tumblr.com/pirineodiversityproject
    Bis demnächst!
    Read more

Join us:

FindPenguins for iOSFindPenguins for Android