Kanada

February 2019 - February 2020
"Barfuß" durch Kanada Read more
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    January 19, 2019 in Germany ⋅ ⛅ -5 °C

    Bald geht sie also los, die nächste und meine - zumindest planmäßig - bisher längste Reise, zurück in das Land, in dem ich vor fast genau 15 Jahren meinen ersten Sabbatical genießen durfte: Kanada. Noch immer fasziniert mich das zweitgrößte Land dieser Erde und es gibt so viel zu entdecken in den unendlich erscheinenden Weiten.
    Kanada ist 28 Mal so groß wie Deutschland, hat dabei aber nicht mal halb so viele Einwohner (35 zu 80 Millionen). Alleine das ist schon ein Grund für mich, dort zu reisen. München wird mir im Moment einfach zu voll. Mal sehen, wann ich den Punkt erreiche, dass mir die Menschenmassen fehlen...

    Der Plan: Kein Plan.
    Ich hätte es mir natürlich denken können, dass das so bei mir nicht funktioniert. Theoretisch hab ich nun einen Plan für die nächsten 10(!) Monate. Allerdings sind meine Pläne niemals fix, die Karten werden fast täglich neu gemischt. Aber genau so muss es sein auf solch einer Reise.

    Das Visum
    Von der verrückten ersten Idee wegen eines Chats mit einem Freund am 18. Januar 2018 (der eigentlich über eine Schottlandreise informieren sollte) über die Beantragung des Work & Travel Visums am 26. Januar bis zum Erhalt dauerte es weniger als einen Monat. Die tatsächliche Vergabe des Visums sogar nur 3 Tage! Das hat mich etwas umgehauen, denn eigenlich wollte ich gar keine Fernreise mehr machen, meinen Reisepass auslaufen lassen und mit einem kleinen Van durch Europa touren. Aber warum nicht nochmal Kanada?

    Die Route
    City-hopping durch die großen Städte im Osten Kanadas, Farmarbeit in Nova Scotia, wandern in Neufundland, Sterne bestaunen in den Northwest Territories und Nordlichter beobachten im Yukon. Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt.

    Auf jeden Fall freue ich mich auf das Abenteuer! Begleitet mich gerne auf meiner Reise :-)
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  • Day 1

    Start geglückt

    February 6, 2019, Greenland Sea ⋅ 🌬 2 °C

    Spoiler alert: ich bin wohlbehalten in Toronto angekommen.

    4 + 6 Stunden habe ich Zeit, nachzudenken, Filme/Serien zu schauen, Reiseinformationen zu lesen und zu schlafen. Eine Stunde fürs umsteigen und die nächste Maschine, bringt mich zu meinem Zielort. Island zeigt sich weiß und ein Vulkan brodelt vor sich hin. Ansonsten alles unspektakulär.

    Der Abflug von München geht nicht ganz ohne Hindernisse vonstatten. Und damit meine ich nicht den Topf Bohnensuppe, den ich nicht mehr entsorgt habe (Gott sei Dank gibt es liebe Menschen, ohne die ich mein Leben nicht meistern könnte, bzw. um einiges schlechter). Nein, es war eTA. Was zum Teufel ist eTA? ESTA, ja. Nun, wie ich beim Check-in feststellen muss, brauche ich zur Einreise nach Kanada zusätzlich zu meinem Visum auch eTA. Da meint man, in der Schule wäre man auf das Leben vorbereitet worden. Aber Lesen und Texte erfassen scheint nicht gefruchtet zu haben (wie gut, dass das in meiner Berufslaufbahn niemandem aufgefallen zu sein scheint). Nun ja, auf jeden Fall stehe ich nun beim Check-in und habe eine kompetente und freundliche Dame am Schalter, die mir die Daumen drückt, dass ich in den nächsten 3 Stunden die Einreisegenehmigung erhalten werde. "Manchmal dauert es 72 Stunden. Dann kann ich Sie nicht einchecken lassen." Wie aufmunternd! Nun ja, das Glück ist mir hold und das Eintippen der 1000 Daten dauert länger als der Erhalt von eTA - das "approved" ist da, ehe mein Handy die neuen Nachrichten laden kann und so schaffen wir es doch noch entspannt ins Airbräu.

    ***Anmerkung der Redaktion am 10.2.: eTA hätte ich tatsächlich NICHT gebraucht! Das ist im Work & Travel Visum inbegriffen***

    Ich will nicht sagen typisch, denn eigentlich passiert mir sowas nicht. Aber es ist ja nochmal gut gegangen (puh!)

    In Toronto läuft alles so glatt, dass es mir fast Angst macht. Vom Verlassen des Flugzeugs bis zum Bahnhof Toronto in 1,5 Stunden - Visum & Sozialversicherungsnummer inklusive - ich bin begeistert!!

    Ich freu mich auf die Stadt, brauch jetzt aber ne Mütze Schlaf nach 23 Stunden auf den Beinen.

    Die ersten paar Tage komme ich bei einem Bekannten unter. Wir hatten uns vor fast genau 10 Jahren, im Februar 2009 auf Kuba kennengelernt. Über Facebook blieben wir in Kontakt, er war sogar mal zum Oktoberfest in München zu Besuch.
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  • Day 4

    Toronto 6.-10.2.

    February 9, 2019 in Canada ⋅ ⛅ -3 °C

    Wie ich merke ist es hier (gerade?) nichts für mich. Toronto ist sicher ganz schön. Aber ich kann mich nicht auf die Stadt einlassen. Ist auch nicht sooooo einfach bei gefühlten -19°C. Es hat zwar nur -9°, aber durch den "strong and gusty wind", der hier mit 80 km/h durch die Stadt wütet fühlt es sich 10° kälter an. Wenigstens kommt ab und an die Sonne durch, die die Stadt etwas freundlicher erscheinen lässt als tags zuvor mit dem Nebel.

    Ich nutze meinen 2. Tag in Toronto, um mir das Eaton Center anzusehen und den Icebreakerladen aufzusuchen. Was ich in der Mall will weiß ich selbst nicht. Sie ist riesig und schön und es hat in jedem Laden 3x so viele Verkäufer wie Kunden. Ich laufe noch zur Younge-Dundas Kreuzung, an der es von Lichtern nur so wimmelt und vorbei an zahlreichen schönen alten Gebäuden zwischen riesigen Wolkenkratzern. Es erinnert mich hier sehr an New York.

    Als ich dann den Icebreaker-Laden betrete komme ich mir etwas blöd vor. Außer meinen Schuhen - natürlich Leguanos - trage ich ausnahmslos Icebreaker. Sogar Mütze und Handschuhe! Zumindest kann ich bestätigen, dass die Sachen warm genug sind. -19° - kein Problem, auch nicht für die Leguanos, wenn man dazu Merino-Socken trägt (ich muss aufhören mit der unbezahlten Schleichwerbung ;-) ).

    Was mich überrascht hat: statt Tauben sitzen hier Adler auf den Balkonen :-D (Mein Freund meinte aber, das wäre nicht der Normalfall)
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  • Day 4

    Warum ich in Toronto nicht leben könnte

    February 9, 2019 in Canada ⋅ ⛅ -3 °C

    Tag 3 in Toronto. Durch den Jetlag wache ich wie jeden Morgen um 5 Uhr auf. Ist super, dann hab ich wenigstens was vom Tag (haha). Um 8 steh ich dann auch auf und schlender zum etwa 10 Minuten entfernten CN Tower. Es soll ein paar Stunden Sonne geben heute. Da ich kein Ticket kaufen muss, bin ich die Erste und bekomme eine private Fahrt auf den 553,3m hohen Turm (zum Vergleich: der Olympiaturm ist nur schlappe 291m hoch). Ich hab das komplette Areal für mich und genieße die Aussicht. Irgendwie schon spektakulär der Blick über den Lake Ontario. Obwohl er der kleinste See ist in der Gegend kommt man sich vor wie am Meer. Die Eisschicht auf dem See macht es nochmal besonders.

    Während ich so meine Runden auf den unterschiedlichen Plattformen drehe fällt mir auf, warum ich Toronto nicht mag. Es liegt nicht an der Kälte, obwohl die Stadt im Sommer mit Sicherheit attraktiver ist. Es sind das fehlende Grün und vor allem Berge. Für mich ist es unverständlich, wie man eine so riesige Stadt errichten kann ohne genug Grünflächen einzurichten. OK, einige gibt es schon, die sind im Moment von Eis bedeckt. Und bei der Größe ist es auch nicht so einfach, die Distanzen wären noch größer wenn unzählige Parks zwischen den Wolkenkratzern Flächen "wegnähmen". Ein paar mehr Parks hätten mit Sicherheit trotzdem nicht geschadet. Aber viel wichtiger: ohne Berge kann ich wohl nicht mehr leben. Und Toronto ist flach wie Holland! :-P Toronto hat im Übrigen etwa doppelt so viele Einwohner wie München, ist dafür aber nur halb so attraktiv (no offense, Toronto ;-) )

    Die Tour auf den CN Tower war sehr spektakulär und ich bin froh, dass ich das Ticket hatte - gekauft hätte ich es mir sicherlich nicht. Ich war ja schließlich schon mal hier oben - vor 15 Jahren :-P (Danke ihr 4 Lieben!! :-) ).

    Das hört sich jetzt alles vielleicht etwas negativ an. Aber nein. Ich bin immer noch am Ankommen und ich genieße es sehr, mal nicht irgendwas tun zu müssen, sondern einfach zu lesen, Kaffee zu trinken, zu ratschen oder einfach mal nichts zu tun.
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  • Day 5

    Niagara Falls

    February 10, 2019 in Canada ⋅ ⛅ -6 °C

    So, da ich auf Stadt offensichtlich keine Lust zu haben scheine, entschließe ich mich, mir die Niagarafälle in gefrohrenem Zustand anzusehen. Fast buche ich eine Tour für 75C$, aber glücklicherweise bin ich seit Freitag hier im Hostel "The Clarence" und bekomme den Tipp, mit dem Bus selbstorganisiert zu fahren. Das kostet etwa die Hälfte, ist aber ohne Winetasting, was ich ohnehin nicht machen möchte.

    Wie immer wache ich um 5 auf, wälze mich noch 2 Stunden im Bett hin und her und, weil meine Muskeln aufgrund Nichtbenutzung einrosten, ziehe ich meine Yogamatte heraus und mache ein paar Sonnen- oder Mond- oder Hundegrüße (keine Ahnung, kenn mich ja nicht aus, aber es tut gut).
    Kurzes Frühstück und Gespräche mit den wenigen Morgenmenschen hier und ich mache mich auf zum zu Fuß etwa 30 Minuten entfernten Busbahnhof. Blauer Himmel und Sonne - fängt schon mal gut an. Es sind kaum Menschen auf der Straße. Wahrscheinlich schlafen hier auch alle aus am Sonntag.

    Der Bus fährt pünktlich um 10:30 ab, die zweistündige Fahrt ist nach 1,5 Stunden schon vorbei und dann sind es 20 Minuten flotten Schrittes zu den Fällen (bei -4° läuft sichs automatisch schneller). Als ich den Zielort erreiche bin ich sprachlos. Ich hatte die Niagarafälle eigentlich etwas unspektakulärer in Erinnerung (die Fälle von Iguaçu in Argentinien / Brasilien bekommen viel weniger Beachtung, sind aber m.E. eines der tollsten Naturspektakel, die es gibt auf der Welt).

    Ich komme kaum vorwärts weil ich einfach nicht wegsehen kann. Ich knipse 1000de von Bildern und glotze wie in Trance auf die Wasserfälle. Ich weiß nicht, ob es am Schnee & Eis liegt, und/oder der Kälte (festgefrohren bin ich im Übrigen nicht, auch wenn es auf den Bildern so aussehen mag). Es ist einfach atemberaubend schön. Als dann noch ein Regenbogen einen fast kompletten Kreis um die Fälle der US-Seite zieht, kann es an Kitschigkeit eigentlich nicht mehr getoppt werden und ich bin froh, dass ich den Abstecher hierher gemacht habe.

    Bei den Hauptfällen angekommen haut es mir die Gischt um die Ohren. Nach kurzer Zeit sind Haare & Handschuhe klatschnass. Das ist bei Minusgraden nicht ganz so angenehm wie im Sommer und da ich gleich neben dem Visitor Center stehe, gönne ich mir einen Kaffee bei dem billigen Starbucks-Abklatsch Tim Hortens (natürlich in meinem mitgebrachten Silikonbecher, auch wenn das hier vergebene Liebesmühe ist, da sie den Kaffee trotzdem in einem Becher vorbereitet und sogar noch nen Plastikdeckel draufsetzt mit dem Hinweis, dass ich selbst umschütten müsse).

    Vergnügt schlender ich dann mit meinem nach Spülmittel schmeckenden Kaffee (das neue Spülmittel von Frosch, das in recycleten Plastikverpackungen kann ich nicht empfehlen, Silikonsachen schmecken ewig danach!) zurück, genieße nochmal zahlreiche Blicke auf diese Naturschönheit und wärme meine kalten Finger auf der Rückfahrt nach Toronto auf.

    Meine Schäfchen haben mich den ganzen Tag sehr warm gehalten :-)
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  • Day 6

    Zugfahren in Kanada

    February 11, 2019 in Canada ⋅ ☀️ -3 °C

    So sehr es mich oft nervt, dass ich als Frau und zwecks meiner Größe immer wieder unterschätzt werde, so praktisch kann es auch sein. Wie zum Beispiel hier am Bahnhof in Toronto. Pro Person sind 23kg Gepäck (plus 11kg Handgepäck) erlaubt. Da ich alles Schwere in meinen Backpack gepackt hab, lieg ich da mit Sicherheit drüber, auf dem Herflug waren es bereits etwas über 20kg. Ich stehe nun komplett entspannt mit meinen beiden Rucksäcken am Check-in und obwohl alle um mich herum ihre Koffer auf die Waage wuchten müssen, macht sich bei mir keiner die Mühe. Die Dame schaut mich an und geht weiter. Sie glaubt sicher, mein Rucksack könne nicht so schwer sein. Ich bin sehr froh. Keine Ahnung, ob ich den wieder hätte hochwuchten können (kleiner Spaß, ich trainiere lediglich für die bevorstehenden Spartan Races ;-) ).

    Die Zugfahrt nach Montreal kostet mich C$50 (€33) inkl. Steuer. Das ist ziemlich günstig. Der Normalpreis liegt bei über C$100, was für die 5,5 Stunden Fahrt immer noch nicht soooo teuer ist.

    Die Fahrt ist sehr schön. Die Landschaft ist komplett verschneit, die Wiesen voller Eis und die Flüsse und Seen zugefrohren. Wie es hier wohl im Frühling bzw. Sommer aussieht?

    Ich plane, viel mit dem Zug zu fahren. Das ist in Kanada relativ teuer, aber auch schön. Wenn man bedenkt, welche Strecken man zurücklegt, ist der Preis m.E. ganz ok, zumal fliegen in Kanada auch nicht wirklich billig ist. Immerhin gibt es den "Discount Tuesday" bei Via Rail, an dem man sehr günstig an Tickets kommen kann (den Discount Tuesday kennen nicht mal viele Kanadier bzw. Einwanderer, die hier schon einige Jahre leben. Sie sind alle überrascht, wie billig ich mit dem Zug reise. Gewusst wie eben...)

    Gebucht hab ich schon den Trip nach Québec (ca. 4,5 Stunden für C$43,69 = €30) und die Weiterreise nach Halifax (ca. 19 Stunden für C$112,68 = €75). Nach Halifax wollte ich ursprünglich eine Schlafkabine nehmen. Aber der Preis war mir dann doch zu teuer, zumal ich nicht so empfindlich bin, was das Schlafen im Sitzen betrifft (hoffentlich, auch ich werde älter ;-) )
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  • Day 7

    Montréal 11.-14.2.

    February 12, 2019 in Canada ⋅ ⛅ -16 °C

    Montréal, je t'aime! ;-)

    Also entweder, meine Erwartungen an Toronto waren zu hoch und an Montréal zu gering, oder Montréal hat etwas, das Toronto nicht hat. 

    Ich bin nun seit Montag Abend hier, also 2 Tage, und bin gestern bei -14°C (gefühlten -25°C) mit meinen Barfußschuhen durch die Straßen geirrt. Wirklich viel angesehen hab ich nicht. Wegen der Kälte hatte ich nur Augenschlitze frei und hab mich ständig verlaufen. Das Handy wollte ich nicht in die Hand nehmen und den Stadtplan auch nicht. Im Grunde wollte ich meine Hände nicht aus den Taschen meiner Jacke nehmen (die im übrigen super warm gehalten hat, für alle, die meine Jacke angezweifelt haben - Icebreaker halt ;-) ). Und links und rechts schauen ging wegen der Kapuze auch nicht. Zusammengefasst: eigentlich hab ich keine Ahnung, was ich gesehen hab und wo ich war. Aber es war schön, irgendwie. Dafür hab ich DAS Essen der Region Québec probiert, "Poutine". Ich wollte es eigentlich nicht, nachdem ich Bilder davon gesehen hatte. Aber da mich bereits mehrere Personen darauf angesprochen haben, musste ich es doch mal testen. Einmal reicht ;-)

    Was mich am meisten beeindruckt hier in Montréal sind die Leute. Nicht nur, dass sie tatsächlich an der Bushaltestelle bei gefühlten -25° völlig entspannt auf den verspäteten Bus warten, und das in einer Reihe hintereinander und dann auch alle der Reihe nach einsteigen. Ich bin auch davon ausgegangen, dass sie hier nicht so gern englisch reden. Aber weit gefehlt. Sie sprechen beides, französisch & englisch. Und beides gleich gut, wie mir scheint. Manchmal auch beides in einem Satz. Das ist dann wiederum etwas komisch. (Das mit der Sprache scheint allerdings örtlich beschränkt zu sein für Montréal.) Dazu sind alle so freundlich und hilfsbereit. Und die Stadt ist so unglaublich schön. Eine richtige Künstlerstadt.

    Wie ich heute erfahren hab, gibt es in Québec ein Gesetz zum Schutz der Sprache. Das hört sich irgendwie krass an - beispielsweise müssen Einwanderer ihre Kinder in einer französischen Schule einschulen und können nicht eine englischsprachige wählen - aber es ist zum Schutz der französischen Sprache und das finde ich wiederum schon gut. Voraussichtlich würde französisch über kurz oder lang ansonsten hier aussterben. 

    Mein Französisch ist im Übrigen noch besser als gedacht, ich hab kaum Probleme, die Leute zu verstehen. Heute bei der französischsprachigen Führung durch die "basilique Notre-Dame de Montréal" konnte ich ziemlich gut folgen. Beim Sprechen hapert es allerdings, ich habe keine Ahnung, welche Worte existieren, oder wie man konjugiert oder sonst irgendwas. Vielleicht kaufe ich ein französisches Buch, um über das Lesen wieder etwas reinzukommen. 

    Den Tag verbringe ich ansonsten etwas anders als geplant. Über Nacht wurden die outdoor-Eisflächen unbenutzbar. Wir hatten eigentlich geplant, Schlittschuhlaufen zu gehen. Dafür hat es eine mächtige Ladung Schnee und wärmere Temperaturen gebracht (-2°). Also gehen wir zuerst Frühstücken und fahren anschließend in die Stadt, schlendern durch Chinatown, an den Hafen und zum Notre-Dame. Dort sehen wir uns am Abend auch noch die Lichtershow "Aura" an. Während der Show gehen mir die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf. Von "Wow" über "ist das nicht etwas ketzerisch?" bis hin zu "also hier könnte man wunderbar Kinofilme zeigen. Der Sound und die atmosphäre sind der Wahnsinn!" Hier kann man sich selbst ein Bild machen:
    https://www.youtube.com/watch?v=gjWOcWCHIL4

    Tagsüber machen wir noch einen Abstecher zum "Anticafé". Wir, das sind die Freundin einer Freundin, die ich auf meiner Asienreise in Vietnam kennengelernt hatte und ich. Ich hatte sie einfach mal angeschrieben, ob wir uns auf einen Kaffee treffen wollen und schon hatte ich einen Schlafplatz und tolle Touren durch Montreal.

    Beim Eintreten ins Anticafé zieht man zuerst die Schuhe aus. Bezahlt wird pro Stunde, nicht pro Bestellung, am Ende spült man sein Geschirr selbst. Als ich das Café betrete denke ich sofort: "Sowas möchte ich auch aufmachen." Ich fühle mich gleich wie zu Hause. Und für 1 Stunde zahlen wir 4C$. Ich hatte dafür einen Café Latte, einen Tee, verschiedene Kekse, Datteln und einen Erdnussbutter-/Mandelbutterbagel. Wie kann sich das Rechnen? 

    Im Anschluss stapfen wir durch die kniehohen Schneemassen zurück zur Métro. Heute hab ich meine Lammfellschuhe an. Die halten extrem warm. Die Schuhauswahl hätte ich also ungeschickter nicht treffen können - heute wären die Barfußschuhe super gewesen. Zumindest weiß ich jetzt: -25° vielleicht nicht unbedingt barfuß :-D

    Ich habe heute auch erfahren, dass Montréal feministisch angehaucht ist. Ein gutes Beispiel dafür: will eine Frau den Namen ihres Partners annehmen, ist das ein sehr umständliches Unterfangen. Irgendwie hat das was.

    Montréal hat mich noch mehr beeindruckt heute. Eine wirklich durch und durch tolle Stadt, sogar im Winter! Montréal, je t'aime ;-)
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  • Day 9

    Québec 14./15.2.

    February 14, 2019 in Canada ⋅ ⛅ -3 °C

    Schnee, soweit das Auge reicht...

    Fast 4 Stunden geht es nun durch die verschneite Landschaft Kanadas Richtung Osten. Blauer Himmel, Sonnenschein und: Schnee. Wirklich schön! Und glücklicherweise hab ich persönlich auch noch nichts dagegen. Schade nur, dass die Sonne schon untergegangen ist, als ich das Hostel erreiche. Sightseeing verschiebe ich dann lieber auf den nächsten Tag. Allerdings gehe ich noch in eine Buchhandlung und kaufe mir Den kleinen Prinzen auf französisch. Mal sehen, ob es was bringt. Essenstechnisch entscheide ich mich für nen Pizzalieferservice. Wie ich schon vorab gewarnt wurde, wird außerhalb Montréals nicht so viel englisch gesprochen. Das Hostel hilft dann gern weiter. Wie in letzter Zeit auch, geh ich früh schlafen. Hoffentlich ist der Jetlag bald überstanden!

    Tag 2 in Québec ist relativ unspektakulär. Es ist grau, stürmisch und schneit. Ich ziehe den Vormittag bis zum check-out mit Frühstücken und Gesprächen in die Länge. Irgendwie zieht es mich aber ins Freie und ich wage mich nach draußen. Angenehm ist anders, der Schnee peitscht mir ins Gesicht, es ist anstrengend, sich durch die Schneemassen zu kämpfen, der Räumdienst kommt nicht hinterher. Trotzdem ist es irgendwie schön, die riesigen Flocken und alles schön weiß.

    Als ich dann am Spätnachmittag mein Gepäck zum Bahnhof bringen will, habe ich etwas Sorge, dass ich es nicht ohne Verletzungen den Berg hinunter schaffe. Aber es läuft sehr gut. Das zusätzliche Gewicht verschafft bessere Bodenhaftung. ;-) Auf der Suche nach einem Supermarkt, um Verpfleging für meine 20-stündige Zugfahrt zu besorgen, mache ich u freiwillig nochmal eine tolle Sightseeingtour. Weihnachten scheint hier noch nicht vorbei oder es gab einfach noch keine Gelegenheit, die Dekoration zu entfernen. Schön ist es allemal. Und die vielen Eisskulpturen verzaubern noch besonders. Québec wickelt mich also auch um den Finger!

    Als hätte sich Québec nicht schon von seiner besten Seite gezeigt, kommt noch die freundliche Bahnangestellte hinzu. "Why don't you sit in the lounge" sagt sie mit ihrem französischen Akzent "and wait with the others", als ich mein Gepäck bei der Bahn abholen möchte. Es gibt hier einen kostenlosen Gepäckaufbewahrungsservice, wenn man den bahneigenen Shuttle vom Hauptbahnhof zum etwa 30 Minuten entfernten Bahnhof "Sainte-Foy" nutzt, von dem der Nachtzug nach Halifax abfährt. Aber dass man gleich die Lounge mitbenutzen darf - toll!

    Die Fahrt mit dem Shuttle-Taxi durch den Schnee ist sehr abenteuerlich. Wie im Winter durchs Gebirge, nur eben in der Stadt. 10-20 cm ist die Fahrbahn sicher erhöht. Und es hört nicht auf zu schneien. Am Bahnhof warte ich nun noch eine Stunde, bis mein Zug eintrifft. Es halten einige Züge und ich frage mich, wie sie überhaupt in der Lage sind, bei diesen Wetterverhältnissen solche Distanzen zurückzulegen. Schon beeindruckend irgendwie!

    Mal sehen, ob Nova Scotia mit Halifax Québec noch überbieten kann. Ontario liegt erst mal auf Platz 3 :-P
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  • Day 11

    20 Stunden mit dem Zug durch Canada

    February 16, 2019 in Canada ⋅ ❄️ -3 °C

    Schnee in New Brunswick - wer hätte das gedacht? :-D

    Um 23 Uhr gehts los, die Nacht hindurch, den Tag weiter und außer Schnee gibts nix zu sehen: Bäume im Schnee, Flüsse unter Schnee, Häuser halb im Schnee, Straßen unter Schnee... Wer weiß, was da noch alles begraben ist. Natürlich strahlender Sonnenschein, der vorbei sein wird, sobald ich aussteige ;-)

    Und, wer hätte es gedacht: in Halifax soll es +7° und Regen haben! Dass mich so eine Nachricht erfreuen würde... Hier in Moncton ist auch schon viel weniger Schnee & Tauwetter (juchuu!!) Immerhin wollte ich joggen & trailrunnen & wandern.

    Die Fahrt ist übrigens angenehm. Ich hab viel Platz auf meinem Einzelsitzplatz und hätte noch mehr Platz, wenn ich weniger Gepäck dabei hätte :-D In der Nacht wird es zwischenrein etwas kalt. Aber die 200€ mehr für sleeper class wäre es mir nicht wert gewesen. Ich baue darauf, dass ich ein gemütliches Bett auf der Farm haben werde.

    Hier ein Überblick auf das, was ich bis heute Abend mit dem Zug zurückgelegt haben werde.

    Schönes Wochenende allerseits (es ist doch Wochenende, oder? ;-) )
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  • Day 11

    Nova Scotia - Farmarbeit im Winter

    February 16, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 0 °C

    So, hier bin ich nun, mitten im Nirgendwo, auf einer Farm mit +/-200 Legehennen, etwa 20 Rindern und 2 Gewächshäusern.

    Heute ist Sonntag, ich hab gleich angeboten, mitzuhelfen, damit ich mich auskenne. Ich soll ab Dienstag bereits ein paar Tage allein die Stellung halten. Mein Gastvater fliegt zu einer Konferenz nach Niagara, meine Gastmutter arbeitet Vollzeit.

    Was ich hier eigentlich tue? Ich WOOFE. Was das ist?

    "WWOOF" war ursprünglich für Wochenendarbeit entstanden, um Menschen aus allen Berufssparten zu ermöglichen, über biologischen Gartenanbau zu lernen. "Working Weekends On Organic Farms." Im Laufe der Zeit hat sich das Konzept durch das große Interesse verändert. Nun ist es "World Wide Opportunities on Organic Farms" bzw. "Willing Workers On Organic Farms" oder auch "We’re Welcome On Organic Farms". Die Idee: man geht für gewisse Zeit auf einen Hof und hilft 4-5 Stunden, 5 Tage die Woche mit. Unentgeltlich für Kost und Logis. Ich selbst hab mich bei Workaway angemeldet. Dort gibt es nicht nur Farmjobs sondern alles, von Babysitten über Malerarbeiten bis hin zum Tourismus. Bei Workaway gibt es teilweise auch bezahlte Jobs, d.h. man bekommt Geld für alles, was über die 4-5 Stunden hinausgeht.

    Auf diese Farm hier in NS bin ich durch Kontaktaufnahme der Farmer gekommen. Ich hatte in der Nova Scotia-Region gar nicht nach Möglichkeiten gesucht. Aber warum nicht einfach das mitnehmen, was einem vor die Füße fällt? :-) Und ich bin sehr froh, dass ich hier hergekommen bin. Bereits jetzt, nach meinem ersten Tag fühle ich mich sehr wohl. Die Gegend ist wunderschön und hier kann ich 6 Wochen einfach mal ankommen in meinem Leben in Kanada :-)
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