E1’-Schweden-6

August 2022
Die 6.Tour durch Schweden führt auf dem nördlichen Teil des Södra Kungsleden von Grövelsjön nach Storlien.
200km.
E1' Tag 176-184 + Extravaganzen + An- und Abreise
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  • 20footprints
  • 3countries
  • 15days
  • 283photos
  • 3videos
  • 269kilometers
  • 193kilometers
  • 75kilometers
  • Södra Kungsleden

    July 18, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 16 °C

    Dieser Weg ...
    kommt so einfach und schwer zugleich daher.
    Der dir alles abverlangt,
    in den Sümpfen die Energie aus den Beinen saugt
    und hinterhältig Mücken schickt, um den Geist niederzuringen.
    Die Stille, in die sich selbst der Wind nicht vorwagt.
    Die Einsamkeit, die immer da ist.
    Das ist es, das weite Fjäll!

    Alexander Forchert über seine Liebe zum schwedischen Fjäll
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  • Prolog

    August 8, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 21 °C

    Nun ist alles bereit - es kann los gehen.

  • Anreise l

    August 10, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 21 °C

    Eutin > Kiel > Göteborg > Alingsås > Örebro > Borlänge > Mora. Etwa 800km in bald 24 Stunden. Puh!
    Der Weg zum Bier in Mora ist weit, die Verkehrsmittel vielfältig: Stena-Line Fähre, Bus, SJ Regional (sehr voll, glücklicherweise mit Platzkarte), 2x SJ Tåg i Bergslagen). Nach zwölf Stunden auf dem Wasser und fast ebenso viel Zeit über Land bin ich da. Doch noch nicht am Ziel, sondern erst am Siljansee. Vom Bahnhof kurz zum nahen Hotell Kung Gösta, schnell eingecheckt und gleich weiter in den Ort Mora. 1000 SEK (~100€) am Bancomat in der Nähe der Mora kirka gezogen - man weiß ja nie, die STF-Hütten haben nicht immer Internet, da kann man dann nicht mit Karte zahlen (die Hütten habe ich vorgebucht und bereits bezahlt) und weiter. Ich habe von der langen Reise einen Bärenhunger und nahe des Siljan werde ich bei "Linnéa - Mat & Dryck" fündig. Hier bleibe ich, sitze draußen ( es ist noch angenehm warm ), bestelle ein Lager, bekomme ein kühles St.Eriks und kurz darauf ein Tuna-Steak. Wunderbar, es mundet köstlich. Das Leben kann herrlich sein! Darauf noch ein St.Eriks.
    Morgen geht's weiter zum Ausgangspunkt meiner Wanderung auf dem Södra Kungsleden.
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  • Anreise II - Grövelsjön

    August 11, 2022 in Sweden ⋅ ☁️ 19 °C

    Um 11 Uhr geht der Bus von Mora nach Grövelsjön. Noch einmal knappe 200km Richtung Norden. 3 Stunden Fahrt über wenig befahrene schwedische Landstrassen. Von 190 Höhenmeter in Mora auf knapp 800m ünN in Grövelsjön. An der großen Fjällstation ist Endhaltestelle. Nur eine Handvoll Leute steigen aus, die meisten mit Rucksäcken, deutlich größer als meiner. Die Schweden lieben eben ihre stabile, schwere Fjällräven-Ausrüstung. Mir ist mein Rucksack noch zu schwer...
    Die Fjällstation ist mir noch vertraut, 2019 war ich schon einmal hier, kam damals von Sälen hier rauf, geflasht von der Wanderung durch's Fjäll. Ab 800m wächst kein Baum mehr hier oben, nur Flechten, Heide und Moos. Ein einmaliges Erlebnis. Zumindest, wenn es nicht regnet. Damals hatte ich Glück. Nun soll es weiter gehen durch's Fjäll - bei hoffentlich wiederum gutem Wetter. Zur Zeit sieht es gut aus, ich hoffe, dass das Wetter sich hält. 20°C hatte es heute.
    Zuerst aber will ich ankommen hier oben. Mein kleines Zimmer (für viel Geld) habe ich bezogen, einen ersten Spaziergang bereits absolviert, Kaffee und Brownie genossen. Nun freue ich mich auf das Abendessen, es soll Rentiergulasch geben. Welch ein Zufall, das gab's vor drei Jahren auch.
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  • Day 1

    Warming up: Silverfallet

    August 12, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 14 °C

    Die STF-Grövelsjön (https://www.swedishtouristassociation.com/facil…) ist mit 65 Zimmern schon recht groß. Im Prinzip ist die Fjällstation eine bessere Jugendherberge, man trifft sich also zum Essen in einem großen Speisesaal. Entsprechend quirlig ist's beim Frühstück, obwohl sich die Gäste sehr gesittet benehmen. Man nimmt Rücksicht aufeinander, die kleinen Kinder fallen nicht weiter auf. Toll! Trotzdem - ich breche bald auf zu meiner ersten Wanderung, die mich heute nicht weit weg von der Station führen soll. Ich will mich akklimatisieren und an die Verhältnisse im Fjäll gewöhnen. Die Bedingungen dazu sind bestens, draußen scheint die Sonne, die Temperaturen sind angenehm. Das geht in den Bergen ja auch ganz anders.
    Viele Wege führen von der Station weg. Ich wähle den Weg zum See runter. Es ist der Trollweg. Viele witzige Trollfiguren säumen den steinigen Weg. Einen Brücke führt über den Grövian, dann geht's auf breiten Wegen hinauf ins Fjäll. Über mir ist der Himmel blau, neben mir blüht die Heide rot. Ich kann mein Glück kaum fassen. Still ist es und so früh sind auch kaum Leute unterwegs. Ich biege auf einen steinigen Weg ab und schon kann ich üben, auf knorrigen Wegen zu gehen. Heute noch ohne Gepäck. Dann bin ich am Wasserfall, dem Silverfallet. Dort wollte ich hin. 2019 hatte ich für ihn kein Auge mehr, wollte damals nur noch ankommen nach vielen Wandertagen, sehnte mich so sehr nach einer erfrischenden Dusche. Heute bin ich ausgeruht und kann das Wasserrauschen genießerisch in mich aufnehmen, während ich das mitgeführte Lunchpaket verputze, das ich mir morgens am Buffet zusammenstellen durfte. Großartig, die Schweden!
    Zurück geht's an einem Zaun entlang, der bis zum Horizont zu reichen scheint. Ist das der Grenzzaun zu Norwegen, das auf der anderen Zaunseite liegt? Ich erfrage es später an der Rezeption. Nein, es ist ein Rentierzaun, der 100m vor der Grenze verläuft.
    Fast schon wieder zurück an der Station wähle ich etwas übermütig den Weg, der mit roten Kreuzen markiert ist. Kurz darauf dämmert es mir, dass das wohl ein Fehler war. Ich bin auf den Winterweg abgebogen, den man im Sommer tunlichst nicht gehen sollte. So gerate ich in mooriges Gelände, die Stiefel drohen im Wasser zu versinken. Nur gut, dass es hier ein paar Tage nicht geregnet hat, so läuft die braune Brühe nicht in die Schäfte. Wäre doch blöd, gleich am ersten Tag nasse Stiefel zu haben. Das Gute an dieser Eskapade: nun weiß ich, dass die Stiefel, die mich bereits durch fast ganz Schweden getragen haben, immer noch dicht sind.
    Für den ersten Tag reicht mir die kleine Tour. Den Nachmittag lasse ich in der Station ausklingen.
    die Tour bei Komoot: https://www.komoot.de/tour/883467750?ref=aso
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  • Day 2

    >> Storrödtjärnstugan

    August 13, 2022 in Sweden ⋅ ☁️ 18 °C

    Um 7 Uhr stehe ich in der Grövelsjön-Station am üppigen Frühstücksbuffet, um 8 Uhr mit geschultertem Rucksack am Ausgang. Nun geht es endlich los. Doch halt, da hängt eine Waage an der Wand. 13kg zeigt sie an, 3kg sind Proviant und 1kg ist Wasser. Also 9kg. 1kg zu schwer, um den Rucksack beim Rückflug als Handgepäck durch zu kriegen ... Ach, das hat ja noch Zeit.
    Nun geht's hinauf ins Fjäll, ins Långfjället, um genau zu sein. Dem Gipfel des Jajobshöjden entgegen, der seinen runden Gipfel auf über 1.000 Höhenmetern hat. Ich werde gleich zu Anfang voll gefordert. Oben angekommen, werde ich nicht nur mit einer herrlichen Aussicht belohnt, sondern auch mit den ersten Rentieren.
    An der ersten Schutzhütte, an der ich Pause machen möchte, treffe ich Christina. Sie ist Schwedin, für vier Tage im Fjäll unterwegs und hat dafür einen ziemlich großen Rucksack dabei. Viel mehr als ein 'Hej' kommt zwischen uns nicht zustande, denn sie ist schon im Aufbruch. So habe ich die Hütte für mich. Meine Pause ist lang, trotzdem hole ich sie ein paar Kilometer weiter ein, sie hat halt viel zu schleppen. Wir gehen nun gemeinsam weiter und es gibt auf Anhieb viel zu erzählen. Wie gut, dass wir als gemeinsame Sprache Englisch haben. So meistern wir den immer steiniger werdenden Weg hinauf zur ersten Stuga gemeinsam. Ist auch irgendwie ein besseres Gefühl, nicht alleine durch diese Steinwüste zu müssen.
    Schließlich erreichen wir Storrödtjärn. Ich habe hier ein Bett reserviert, Christina schlägt im gebührlichen Abstand zur Stuga ihr Zelt auf. Das ist so in Ordnung, in Schweden gilt ja das Jedermannsrecht. Der Stugvart hilft ihr sogar bei der Platzsuche. Während ich kurz in den nahen Badesee hüpfe, baut sie ihr Zelt auf. Viel kann man auf so einer Stuga dann nicht mehr tun. Nur noch die Trockennahrung auf dem Gasherd warm machen, danach einen Tee kochen, einen Footprint schreiben. Das aber nicht zu lang, denn Strom gibt's hier keinen. Ach ja, auch kein Internet. So wird der Footprint wohl erst später raus gehen.
    22km in 8 Std.
    Mehr zur Etappe:
    https://www.komoot.de/tour/890078403?ref=aso
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  • Day 3

    >> Rogenstugan

    August 14, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 18 °C

    Der Vollmond lugt durchs Fenster, als ich mal raus muss. Es gibt ja nur einen Donnerbalken für die Gäste und der liegt wegen des Geruchs ein bisschen ab von der Stugan. Das Fjäll schimmert silbern, zauberhaft! Beim nächsten Erwachen hat die pralle Morgensonne bereits den Platz des Mondes eingenommen. Ich habe herrlich geschlafen, hatte das 4-Bett Abteil für mich alleine. Als ich aufbrechen will, steht Christina vor mir. Ihre Nacht im Zelt am See war nicht ganz so erholsam; sie schaut etwas zerknautscht aus. Wir beschließen, heute gemeinsam zu gehen. Schließlich geht's durch das Rogengebiet und das soll es in sich haben. Sollte etwas passieren, während wir über die vielen Steine stolpern, ist man nicht alleine.
    So stiefeln wir los. Bis zur Brücke am südlichsten Ende des Sees Rogen ist der Weg einfach. Aber dann geht es zur Sache. Die Steinbrocken werden größer, der Weg unwegsamer. Dann geht es auch noch bergan. Erst ganz allmählich über Holzbohlen, die das Einsinken ins Moor verhindert, dann, jenseits der Baumgrenze, wird es steiler. Doch der Gipfel des Tansjöväten will sich nicht so einfach bezwingen lassen, denn er ist rund wie all die anderen Erhebungen der Umgebung. Hat man eine Kuppe erreicht und denkt, man sei oben, fällt der Blick nur auf die Nächste. Die Struktur der Berge ist anders als die der Alpen, auch ist das Fjäll längst nicht so hoch. Aber karg ist es auch hier und eben sehr steinig. Doch irgendwann sind wir oben. Eine Pause ist jetzt dringend vonnöten. Die Aussicht ist prächtig. Vor uns breitet sich der Rogen in seiner ganzen Länge aus. Er ist riesig. Morgen werde ich ein Stück an seinem rechten Ufer entlang wandern. Das wird einen ganzen Tag brauchen.
    Schließlich machen wir uns an den Abstieg. Bald ist die Baumgrenze wieder erreicht. Ich brauche noch eine Kaffeepause. Während ich mit meinem kleinen Esbitkocher rumwerkel, schläft Christina, an einen Baum gelehnt, ein. Ihr schwerer Rucksack hat sie wohl geschafft. Während das Wasser kocht, springe ich kurz auf, ein Foto zu schießen, hüpfe dafür über Totholz und schlage lang hin. Aua! Eine tiefe Schramme am rechten Schienbein, dir blutet, ist das Ergebnis. Nur einen kleinen Moment nicht aufgepasst... Gut, dass wir beim über die Steine klettern sorgfältiger sind. Nicht auszudenken, wenn einer von uns stolpern würde oder an einem Stein oder einer Wurzel hängenbleibt.
    Nun ist es nicht mehr weit zur Rogenstugan. Christina bleibt einen Kilometer vorher am sandigen Rogenstrand, will dort ihr Zelt stellen. Ich gehe weiter zur Rogenstugan, checke ein und verbringe einen sonnigen Abend mit netten Schweden. Nur in die Sauna, die um 19 Uhr angeworfen wird, gehe ich nicht. Mein Handtuch ist zu klein. Ich lege mich lieber lang.
    15km in 7,5 Std.
    Die Route und mehr Bilder bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/890086625?ref=aso
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  • Day 4

    >> Skedbro Stugan

    August 15, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 17 °C

    Christina und beschließen, auch heute gemeinsam zu wandern. Schließlich geht es heute tief rein ins Rogengebiet mit all den Steinen, über die man stiefeln muss. Doch die Etappe bleibt zunächst harmlos. Es geht über flaches Gelände, durch lichten Wald mit vielen Mooren, über die aber breite Planken führen. So könnte es bleiben, tut es aber nicht. Wir kommen zu einer Brücken, schöpfen frisches Wasser, was hier überall ungefiltert möglich ist. Weiter geht es auf den Planken, doch dann ist der Spass vorbei. Die Planken enden, die Steine beginnen. Nun wird es hart und immer härter. Ich kann nicht mehr, während sich Christina mit ihrem schweren Rucksack erstaunlich gut hält. Ein Vindskydd nach erst 11km ist meine Rettung. Der Unterstand liegt direkt am Ufer des Rogen. Während ich ein Schläfchen halte, springt Christina in den See. Weiter geht's, ich fühle mich wieder besser. Der Weg führt durch lichte, knorrige Pinienwälder, rechts ragt der Bustvålen mit seinen bis zu 1.000 Höhenmetern reichenden Felsen steil auf, links liegt entfernt der Rogen. Wir stapfen auf einem steinigen Weg mitten durch diese herrliche Szenerie, die wir nur gelegentlich genießen können. Der Trail erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Wir taufen die heutige Etappe "the never ending trail". Und in der Tat, er zieht sich hin, dieser Weg. Den Bustvålen müssen wir umrunden, der Weg bleibt dabei auf 800 Höhenmetern. Die Sonne scheint über'm Rogen, es wird warm. Noch 6 Kilometer. Der Weg wird immer steiniger, wir müssen bisweilen über Felsbrocken klettern, kleine Steinberge hinauf, nur um gleich wieder hinab zu steigen. Landschaftlich ein Traum, nur die Skedbro Stugan kommt irgendwie nicht näher. Noch ein Kilometer, ein Schild weist den Weg. Gleich sind wir da, denken wir. Doch es dauert. Noch an einem See vorbei, noch einen Steinhügel hoch. Die Stugan ist immer noch nicht in Sicht. Doch dann - endlich - sind wir da. Wir werden freundlich von Wärterpaar begrüßt. Ich checke ein, während Christina sich einen Platz für ihr Zelt sucht, natürlich wieder in gebührendem Abstand von der Stugan. Die Annehmlichkeiten der Stugan will sie nicht nutzen, weil man dann dafür eine Gebühr zu entrichten hat. Deshalb stimmen wir uns schnell ab, wie's morgen weiter gehen soll, bevor sie zu ihrem Zelt verschwindet und ich in der Stuga. Wir werden wohl auch die morgige Etappe gemeinsam wandern. Es wird ein langer Weg und es soll früh los gehen. Dann mal gute Nacht! Draußen ist es noch hell, als bei mir das Licht ausgeht.
    22km in 9,5 Std.
    Route in Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/890090024?ref=aso
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  • Day 5

    >> Fjällnäs

    August 16, 2022 in Sweden ⋅ 🌧 18 °C

    Mitten in der Nacht werde ich wach. Ein heller Schein, dann ein Donnerschlag. Starkregen dazu. Die arme Christina muss das Unwetter draußen abwettern, denke ich, während ich das Fenster schließe und mich dann wieder wohlig in den Schlafsack kuschle. Wie gut ist es doch, in Schweden in einer Stuga zu nächtigen! Am Morgen ist die Luft glasklar (noch klarer als sonst schon). Alles ist wieder gut, das prächtige Wetter zurück gekehrt. Pünktlich um sieben Uhr steht Christina vor der Stugan. Sie hätte nicht gut geschlafen und habe auch noch in einer Kuhle gelegen, meint sie auf meine Frage, wie ihre Nacht im Zelt war. Dann wäre ihr aber eingefallen, etwas Luft aus der Matratze zu lassen, damit das Schwimmen aufhört. Offenbar hielt ihr wuchtiges Hilleberg-Zelt die Nässe gut draußen.
    Heute steht mir ein 30km Marsch bevor, Christinas Route wird etwas kürzer sein, denn sie will nach Tänndalen, wo ihre Tour enden wird, während ich in Fjällnas eine kleine Hütte auf dem Campingplatz gebucht habe, um morgen einen Pausentag zu genießen.
    Es kann losgehen. Es geht an vielen größeren oder kleineren Seen vorbei, manchmal ganz dicht am Ufer, wo es heute nach dem vielen Regen sehr morastig ist. Dazu die vielen Steine - es ist wieder richtig anstrengend. Nach nur 8km legen wir an einer Brücke eine kurze Rast ein, denn wir können schon nicht mehr. Christina fragt mich, ob ich auch nasse Füße hätte. "Nein", antworte ich. Meine La Sportiva halten auch nach über 1.000km immer noch dicht. Ich bin sehr froh darüber. Christinas Lederstiefel dagegen sind durch, das doppelte Paar Strümpfe, die Schweden so gerne übereinander anziehen, ist feucht.
    Nach der Snackpause geht's weiter, der Weg ist noch weit. Keine zwei Kilometer, aber viele Steine später kommen wir zur Brotjarnskojan. Erst finden wir sie nicht, aber dann liegt sie wie eine Erscheinung erhöht vor uns. Brandneu ist sie und steht offenbar nicht mehr am vormaligen Platz, so dass wir an der falschen Stelle suchten. Während Christina ihr Zelt zum Trocknen stellt, damit ihr eh zu schwerer Rucksack leichter wird, ziehe ich mich zu einem Nickerchen in die Hütte zurück. Eine Viertelstunde später bin ich wieder wie neu. Christina hat ihr Zelt schon wieder eingepackt, es trocknete offenbar in Windeseile. Nun kommt der Abschied, unsere Wege trennen sich hier auf diesem Steinhaufen mit Schutzhütte. Eine kurze Umarmung, ein herzliches Hejdå, danach drehe ich mich um und gehe alleine weiter. "Ich schaue mich nicht um", meine ich noch zu ihr. Wieder ist eine zufällige Wanderbekanntschaft zu Ende. Aber so ist es. Immer wieder.
    Der Blick richtet sich stattdessen weiter nach vorne. Nein, vielmehr nach oben. Denn vor mir liegt das Rödfjället, da geht es jetzt ziemlich steil hinauf. Dabei liegen immer noch 19km vor mir. Wenn der Weg so steinig bleibt wie bisher - na, dann gute Nacht...
    Der Anstieg ins Rödfjället hat es in sich, doch viele Rentiere, die neugierig bis auf 50m heran kommen, lenken von den Anstrengungen ab. Der Weg durch das anschließende Vättefjället entpuppt sich dann als hervorragend zu gehen. Der Weg führt ganz oben über die wellige Gebirgslandschaft, die ganz den Rentieren gehört. Die Bedingungen zum Wandern sind hier und heute einmalig: ebener Weg, Wind und Sonnenschein von achtern. Es bleibt angenehm warm, der Pfad wird zum einmaligen Erlebnis. "Etwas Schöneres gibt es kaum", denke ich, kann mein Glück gar nicht fassen. Doch auch der schönste Pfad wird irgendwann lang und ich bin froh, als es schließlich an dem Abstieg Richtung Fjällnäs geht. Jetzt nur noch um einen letzten runden Hügel herum und ich bin da. Ein Blick zurück zum Vättefjället, auf dem ich eben noch ging, verheißt nichts Gutes. Eine grauschwarze, riesige Wolke schiebt sich langsam in meine Richtung. Es fängt an zu regnen, hört aber bald wieder auf. Ich nehme die Beine in die Hand und mache, dass ich ins Tal komme. Gewitter hier oben, das hätte mir noch gefehlt! Als ich im Tal die Brücke über den Fluss Tännän erreiche, ist die dunkle Wand über mir und auf der Straße nach Fjällnäs bricht das Unwetter los. Ich werfe noch schnell meine Regenjacke über und sehe zu, dass ich mein heutiges Ziel endlich erreiche. Tropfnass öffne ich die Tür zur Rezeption.
    "Hallo, wir haben Dich schon erwartet. Du bringst aber schlechtes Wetter mit.", höre ich jemanden mit warmer Stimme auf Deutsch sagen. Ich aber habe keine Worte mehr, die 30km haben mich geschafft. Doch für heute bin ich hier geborgen. Und morgen ist ein Pausentag.
    30km in 10 Std.
    Die Route:
    https://www.komoot.de/tour/890095331?ref=aso
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  • Day 6

    Tänndalen (Pausentag)

    August 17, 2022 in Sweden ⋅ 🌧 8 °C

    Es regnete während der Nacht und am Morgen immer noch. Die Temperatur ist mächtig runter gegangen. Ich hole mir erst einmal meinen Frühstückskorb, den ich gestern beim Einchecken bestellt habe. Er ist liebevoll zusammen gestellt. Endlich wieder frischer Kaffee und frische Brötchen. Nescafé und Müsli in Wasser nerven auf Dauer schon. Während ich genüsslich frühstücke, gießt es immer weiter. Doch dann hört es auf. Ich kann also etwas unternehmen! Heute will ich mir den Skiort Tänndalen ansehen, der vier Kilometer vom Campingplatz entfernt liegt, wo ich mir die Hütte gemietet habe. Ohne Regen komme ich an, gehe am ziemlich zugebauten Ort vorbei weiter nach Buskvallen. Dort will ich zu Mittag essen, doch das Buskvallen-Inn hat geschossen. Es liegt ja auch kein Schnee. Unverrichteter Dinge gehe ich den gleichen Weg zurück, denn der Ort ist nicht für Fußgänger gemacht, Rundwege gibt es hier keine. Nur Skilifte und neu gebaute Häuser. Im Sommer so unbelebt, irgendwie schrecklich. Im Ort habe ich Glück, denn ich werfe einen Blick in die Ski-Lodge, von außen ein häßlicher Kasten. Doch von innen entpuppt er sich als gemütlicher Ort mit großem Restaurant, verteilt auf mehrere Räume. Im Winter, während der Skisaison, muss hier viel los sein, doch nun ist Sommer, darüber hinaus sind die Ferien der Schweden vorbei. Ich bestelle das Mittagsgericht (Steak, Gemüse, Salat, Beilage, Kaffee und Wasser satt) für schwedengünstige 140 SEK (ca. 14€) und verbringe Stunden hier in dem alpenstüble - ähnlichen Ambiente. So kann man einen Pausentag gut rumkriegen.
    Komoot: https://www.komoot.de/tour/891153340?ref=aso
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