• Trümmertours

Lateinamerika

Ab ins Sabbathjahr.... Weiterlesen
  • Beginn der Reise
    6. April 2021

    Ankunft: Cancun, Mexico

    6. April 2021 in Mexiko ⋅ ☁️ 28 °C

    Raus aus dem Flieger, rein ins Hostel. Wir treffen an der Bar im Hostel einen Schweizer und klönen noch ein bisschen und trinken unser erstes Corona-Bier, aber dann gehts nur noch zum schlafen, schlafen, schlafen. Cancun interessiert uns nicht. Morgen ab zur Isla Holbox zum sonnenbaden.Weiterlesen

  • Chillen auf Isla Holbox

    7. April 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 28 °C

    Wir chillen in unserem ersten Stop in Mexiko: der Halbinsel Holbox. Es ist ein bisschen Hippie, ein bisschen Boho, und ein bisschen sehr teuer. Es gibt stylische und wirklich schöne Klamotten und fancy food, sowie eine Menge Strandbars und lässige Backpacker, von denen wir auch schon so einige kennengelernt haben. Sicherlich ein guter Ort um sein Sabbatical hier zu beginnen und es lässt sich hier schon aushalten, auch wenn es von einem authentischen Mexiko weit entfernt ist.
    Was mir auffällt, ist dass einige Mexikaner so aussehen, als seien sie gerade zu aus einem Quentin Tarantino Film entsprungen. Doch die Erscheinung täuscht, denn die Locals auf der Insel sind trotz der Tourismusströme sehr freundlich und aufgeschlossen. Eine mexikanische Familie hat spontan ihr Mittagessen mit uns geteilt, obwohl wir gar nicht wirklich miteinander kommunizieren konnten. Ein Meskal-Verkäufer, welcher aussah als würde er Hauptberuflich Rodeos reiten, hat uns überraschenderweise ausführlich an seinem spirituellen Weltbild teilnehmen lassen. Ansonsten haben wir auch alleine Zeit am Strand verbracht. Ganz alleine und nackt in dem Badewannenwarmenwasser bei intensiver Sonne. Es war traumhaft und mich haben Gefühle von Glück und Liebe durchströmt. Mich hat zwar ein Krebs? gezwickt und mein dicker Zeh hat geblutet, aber das gehört wohl ebenfalls zum nicht ganz perfekten Paradies. Ebenso die getöteten Stachelrochen, welche zu Hauf am Strand rumlagen und ein grausames Bild abgaben. Wer tut so etwas und vor allem warum?
    Zurück im Backpacker haben wir ein Eulenpärchen mit seinen Küken brüten sehen und ich erfreue mich immer wieder neu Wildlife zu sehen.
    Am nächsten Tag sind wir zu Punta Mosquito gewandert. Die Wanderung ging einige Kilometer durch kniehohes Wasser- einer Sandbank. Anstrengend und sehr, sehr heiß. Rundherum nur türkises Wasser und hellblauer Himmel, so weit das Auge reicht. Nichts anderes. Ab und zu mal schaukelten graue Pelikane auf den seichten Wogen. Ich glaube ich habe noch NIE so einen paradiesischen Strand gesehen. Am Abend kam dann das nächste Naturspektakel. Biolumineszenz. Es ist das Plankton was fluoresziert und den Eindruck macht, als wenn der Sternenhimmel plötzlich auch unter Wasser wäre. Wir sind in der kleinen Bucht geschwommen und es sah so aus als wenn man beim Schwimmen die Sternen-Milchstraße hinter sich zaubern würde. Erst am nächsten Tag wurde uns gesagt, dass es in der Bucht Krokodile gibt. Wir haben keine gesehen und sie uns auch nicht. Noch später am Abend saßen wir mit einer handvoll Reisenden im Hostel und es stellte sich schnell heraus, dass einer ein professionaler Musiker (Gitarrist) und eine professionelle Sängerin in unserer Gruppe waren. Obwohl sie sich zuvor nicht kannten, haben sie ein sehr gutes musikalisches Match ergeben und uns allen den Abend mit Liedern und Musik versüßt.
    Insgesamt ein schöner Start ins große Abenteuer....
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  • Mayapyramide und Cenoten

    10. April 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 33 °C

    Wir sind in einem Hostel untergekommen, was eine nette, mexikanische Familie betreibt. Außer uns ist niemand zu Gast. Die Betreiberfamilie spricht kein Wort englisch. Zeit für uns unsere ersten schwer angeeigneten spanischen Worte anzuwenden - und ich bin erstaunt das man zumindest deutlich machen kann, was man braucht, wohin man will und wer man ist. Dafür dass wir erst so wenige Tage da sind, klappt das schon ganz gut. Ich bekomme von der Oma der Familie direkt Früchte und Obst (gezeigt, was ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, geschweige den gegessen habe. Sie zeigt mir wie man die Chayote (Gemüse) zubereitet und die Yambohne (Feldfrucht) mit Limette und Salz isst und später pflückt sie mir noch einen Sternapfel (Obst) vom Baum, welcher sehr süß, aber auch adstringierend schmeckt. Ich bin überrascht, dass es immer noch Obst und Gemüse gibt, was ich noch nie gegessen habe.
    Am nächsten Tag besuchen wir die Mayapyramiden Chichén Itzá. Volles Touristenprogramm. Nervige Touristen posen an ihren Selfie-Sticks vor ihren Kamaras, Souvenirverkäufer versuchen penetrant ihre allesamt gleichen Waren an uns zu verhökern und die Sonne brüllt vom Himmel. Wirklich mystisch hier, versuche ich mir krampfhaft einzureden. Kai und ich kämpfen uns von einem Schattenplatz in den nächsten. Ich sollte beeindruckt sein, aber währenddessen fühle ich mich eher massiv beansprucht, versuche mir aber mit meiner letzten Willenskraft das religiöse Leben der einstigen Hochkultur zum Leben zu erwecken. Doch das einzige was ich assoziert bekomme sind die vielen rituellen Menschenopfer die hier auf die grausamsten Arten den Göttern geofpert wurden. Jede Ruine scheint nur davon zu berichten. Und selbst die Cenote in der archäologische Ausgabungsstätte ist ein Grab für viele Mädchen gewesen die hier als Menschenopfer hineingeworfen wurden und dort ertrunken sind. Ich wünschte ich könnte mehr über die Weltanschauung der Maya erfahren: über ihr hochentwickeltes Wissen über Mathematik, Zeitrechnung, Astrologe, Ingenieurskunst. Ich verspreche mir selber, mich später damit auseinanderzusetzten und es nicht so stehen zu lassen.
    Der nächste Tag wird wieder ein Tag zum Staunen, so wie es eigentlich nur die Natur bei mir hervorrufen kann. Wir fahren zu zwei Cenoten, welche sich jeweils in einer Höhlen befinden. Es sind unterirdische und tiefe Wasserlöcher. Das Wasser ist so klar, dass man bis zum 19 m tiefen Boden blicken kann und es schwimmen Fische darin herum und Kai und ich. Sonst niemand. Da es im Erdboden über den Cenoten Löcher gibt, scheint die Sonne in die Höhlenseen und es leuchtet wie ein Scheinwerfer hinein. Man kann sich regelrecht im Sonnenlicht(scheinwerfer) baden. Von der Decke hängen große Stalaktiten und machen das ganze Szenario noch schöner. Surreal schön, obwohl es real ist. Ein Wunderwerk der Natur. Ich kann ihre Schönheit kaum in Worte fassen...
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  • 1. Mal Couchsurfing

    14. April 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 30 °C

    Unser erster Gastgeber von Couchsurfing war leider ein Reinfall. Rodrigo. Er besteht auf Rocco. Bereits in der ersten Stunde fing er an meine Persönlichkeitsstruktur zu analysieren und zu bewerten. WTF?! Ab da an, war mir klar, dass es schwierig wird. Genauso schnell war klar, dass wir eigentlich für seine -und die seiner Freunde- komplette Versorgung zuständig sind: Essen, Kippen, Gras, Alkohol, Benzin, Wechselgeld... Selbstverständlich zahlen wir alles brav bzw. er nimmt es sich einfach, ohne zu fragen. Schließlich müssen wir dankbare Gäste sein -so unser Empfinden. Nicht nur, dass wir ihn ungewollt mit durchziehen, sondern zudem sind wir auch für seinen Applaus zuständig. Während er wie ein Presslufthammer auf uns einredet und sich ereifert uns von seinen unzähligen Heldengeschichten zu berichten, schreit mein Inneres nach dem Notausgang. Der ist allerdings versperrt. Um uns herum ist nur Dschungel und ein See mit Krokodilen. Ich will einfach nur weg. Oder wenigstens soll er uns auch was von dem Koks abgeben, womit er sich augenscheinlich, zwischen seinen ganzen Monologen, die Nase pudert. Kai erträgt es mit stoischer Gelassenheit, während er in seinem Gemüsegarten ackert. Aber für das Wegkommen sind wir leider auf Rocco und seinen Jeep bzw. auf seinen good-will angewiesen, da wir im Nirgendwo ohne jegliche Infrastruktur unser Dasein fristen. Deswegen bleiben wir zwei verdammt lange Nächte. Rocco findet es schade, dass wir nicht länger bleiben wollen und ist sichtlich enttäuscht. Er fährt uns aber widerwillig am nächsten Tag nach Bacalar Downtown.
    Immer noch jeglicher Selbstbestimmung enteignet, fährt uns Rocco zu einem Hostel seiner Wahl, nach Bacalar Lagoon. Der Hostelbesitzer ist sein Kumpel. Es ist eines der dreckigsten Zimmer, im denen ich bisher jemals geschlafen habe (das Bettzeug, Sitzgelegenheiten und der komplette Boden sind übersät mit Mäusekötteln und Insekten) . Keiner hat sich die Mühe gemacht, diese wegzufegen. Das Badezimmer ist eine Kloake. Mein Protest fällt in Gegenwart von Rocco nur noch schwach aus. Wir sind wehrlos und wir nehmen das Zimmer für eine Nacht, wohlwissend, daß wir hier nicht schlafen können. Er will im Anschluss noch zu Los Rapidos fahren und mit uns schwimmen gehen, aber Kai schafft es endlich ihn loszuwerden. Wir sind endlich wieder FREI. Auch wenn wir die halbe Nacht, draussen auf Liegestühlen am Ufer der Lagune schlafen, da das Zimmer wirklich zu schlimm ist, haben wir eine gute Lektion mitgenommen. Die andere halbe Nacht sprechen Kai und ich nämlich über das Geschehene und wir wollen lernen, besser Grenzen zu setzen und sich ggf. schneller aus einer unangenehmen Situation zu befreien, auch wenn man dem anderen vermeintlich dankbar sein müsste und das Gefühl hat in irgendeiner Bringschuld zu stehen.
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  • Mehr oder weniger entspannte Badetage

    16. April 2021 in Mexiko ⋅ ☀️ 31 °C

    Am nächsten Tag sind wir nun in ein anderes, wirklich nettes Hostelzimmer direkt ans Ufer der Lagune umgezogen. Am späten Abend beginnt draußen ein gewaltiges Tropengewitter mit ohrenbetäubenden Donner und Blitzen die den Nachthimmel einen Wimpernschlag lang mit gleißendem Licht ausfüllen. Ich stehe am Ufer der Lagune und bin verängstigt und gleichzeitig überwältigt über diese Urgewalt. Kai ist ebenfalls schwer beeindruckt, rennt ins Hostel um dieses gigantische Naturspektakel mit seiner Go-Pro festzuhalten. Wir genießen das Himmels-Schauspiel viel länger als uns lieb ist, denn er hat uns in seiner Euphorie ausgesperrt......
    Leider sind einige der nächsten Tage weiterhin problembehaftet. Kai verliert seine Kreditkarte! Er kann somit kein Geld mehr abheben. Der Versuch dieses Problem zu lösen, ist eine Odyssee, da es noch viele weitere Hürden gibt, die in diesem Kontext bewerkstelligt werden müssen. Die alle zu benennen, würde meine Erzählung sprengen. Soviel sei gesagt: trotz intensivster gemeinsamer Bemühungen, schaffen wir es nicht, eine Lösung in Bacalar herbei zu führen. Daraus erschliesst sich eine Planänderung für unseren nächsten Reisestop. Wir müssen in irgendeine größere Stadt, wo es die notwendige Infrastruktur gibt, damit Kaischi wieder flüssig wird.
    Nichtsdestotrotz haben wir auch richtig entspannte und quietschfidele Momente zwischen den misslichen Situation und können diese auch sehr genießen. Wir baden täglich in den unterschiedlichsten Gewässern in der Gegend, und haben diese nicht selten ganz für uns alleine. Eine besondere Schönheit ist Los Rapidos (siehe 1. Foto). Wir waten den Fluss am Ufer hoch und lassen uns dann im Fluss mit der Strömung wieder runter treiben. Das Wasser ist kristallklar und warm. Am Ufer gleiten Mangroven an uns vorbei. Der Himmel ist hellblau und wolkenlos. Und, wir sind mal wieder ganz alleine. Jippiee. Was ein Spass!!
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  • Kolonialstadt in Pastellfarben

    20. April 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 31 °C

    Ein angenehmer Aufenthalt in Campeche. Es gibt sogar eine Klimaanlage im Zimmer und saubere Betten, was uns dazu bringt richtig gemütlich schlafen zu können, ohne in seinem eigenen Schweiß zu brüten. Welch Wohltat! Die bunten, pastellfarbenen Kolonialhäuschen zieren die komplette Altstadt innerhalb der Stadtmauern. Abends ist alles bunt beleuchtet und es sieht festlich aus. Abends kann man sich durch gute Restaurants schlemmen und durch Bars trinken, was wir auch an einem Abend genutzt haben. Die Uferpromenade (Golf von Mexiko) läd ganz kitschig zum Sonnenuntergang gucken ein. Es ist herzallerliebst hier, aber ich beginne mich zu langweilen und moniere, dass ich in den Dschungel will und nicht in einer Großstadt sein will, die mich irgendwie in den Grundzügen an Köln erinnert: eine Altstadt, Cafés, Bars, Restaurants die in jeder trendigen Großstadt mit dem gleichen Interieur aufwaten, einer überragenden Kirche und einer Uferpromenade, wo sich Menschen gegenseitig fotografieren. Im Gegensatz zu der aktuellen Coronasituation mit Lockdown und Ausgangssperre in Köln, sind wir hier völlig frei von allem und können Gastronomie, und wer mag auch das Nachtleben genießen. Nur irgendwie haben wir beide nicht das Bedürfnis dies intensiv zu nutzen. Es war jetzt gut Kais Problem "Wie komme ich an mein Geld ohne Kreditkarte heran?" teilweise zu lösen, da es hier stabiles WiFi, ein Mobilfunknetz und Handygeschäfte gibt und er wenigstens sein Online-Banking wieder zu Laufen bringen konnte. Es kann somit, mit kleineren Einschränkungen, was das Geld abheben angeht, weitergehen.
    Im Laufe der letzten zwei Wochen ist mir noch klarer bewusst geworden, dass sich unsere Reise quasi in vier verschiedene Teile aufteilen lässt:
    Ein Viertel ist die Fortbewegung von A nach B. Das heißt stundenlang in Bussen, Booten , Taxi Collektivos oder sonstigen Fortbewegungsmitteln sitzen um zu seinem Spot der Begierde zu gelangen.
    Das zweite Viertel ist die Organisation der eigenen Notwendigkeiten und Bedürfnisse. Sich orientieren, was ist wo, Bustickets kaufen, eine Unterkunft suchen, Waschsalons aufsuchen, Handyguthaben aufladen, Flüge buchen, etc.
    Das dritte Viertel ist die eigene Bespaßung und in allen Facetten.
    Das vierte Viertel ist die Erholung von den drei zuvor genannten Teilen. ;-)
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  • Dschungelcamp

    23. April 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 31 °C

    Wir übernachten im Dschungel im Zelt in einem Ökocamp. Die Geräuschkulisse nachts ist laut, undefinierbar und faszinierend. Seltsamste Laute, Rufe, Geräusche, welche unmöglich sind, sie irgendeinem Tier oder irgendeinem Ereignis zuzuordnen. Ich lausche und lausche, bevor mich der Klangteppich in den Schlaf lullt. Zum Glück haben wir ein bombenfestes Zelt, denn alles mögliche an Viechern versucht einzudringen. Morgens werden wir von dem löwenartigen Gebrüll der Brüllaffen geweckt.
    Am nächsten Tag wollen wir noch tiefer in den Dschungel, da dort die relativ untouristische und kaum erschlossene Mayastadt Calakmul thront, welche Jahrhundertelang mit der Mayastadt Tical um die Vorherrschaft kämpfte. Da man nur mit einem Auto 70 km über eine Dschungelpiste dorthin kommt, trampen wir. Das erste Auto, Adolfo, nimmt uns direkt mit und wir verbringen den ganzen Tag mit ihm in Calakmul. Wir klettern die steilen Pyramidentreppen rauf und runter, rauf und runter und das auf allen Vieren, was sicherlich mehr als peinlich ist, aber 1. es schaut ja zum Glück niemand zu und 2. ist das für mich der einzige Weg, mir nicht das Genick beim Abstieg zu brechen. Die Pyramiden stehen mystisch mitten im Dschungel und sind riesig. Drumherum erstrecken sich fast 1.000.000 ha Dschungel. Es sieht aus wie ein grüner, undurchdringlicher Teppich. Es sind fast keine anderen Menschen in Calakmul. Keine anderen Touristen, keine Verkäufer, keine Absperrungen, keine Toiletten. Das macht es viel einfacher sich vorzustellen, wie Archäologen in einer Expedition dieses Geheimnis nach unsäglicher Anstrengung wieder entdeckt haben und es noch fast genauso unangetastet weiterhin der Zeit trotz. Seit mehr als 2 Jahrtausenden. Leider verliert Kai hier seine GoPro, so dass wir am nächsten Tag nochmals hierhin trampen müssen um diese zu suchen. Leider vergeblich. Kai ist erneut am Boden zerstört. Er hat es wirklich geliebt, Filme zu machen und war auf unserer bisherigen Reise fast nur damit beschäftigt. Am Abend meldet sich Adolfo per Facebook. Die GoPro lag in seinem Auto. Wir vereinbaren, dass er sie in Campeche bei unserem alten Hostel hinterlegt und wir sie dort abholen können. Also gibt es wieder eine Planänderung. Zurück in die Kolonialstadt Campeche.
    Bevor wir aber zurückfahren, besuchen wir in der Dämmerung die Batcave. Ein paar Schaulustige haben sich bereits an der Höhle versammelt. Als es dann losgeht übertrifft es weit meinen Erwartungen. 2.500.000 Millionen Fledermäuse flattern nacheinander aus der Höhle, bilden eine Tornadoform und ziehen dann wie auf einer Autobahn in Richtung Sonnenuntergang. Zwei volle Stunden lang wird dieser Strom an Fledermäusen nicht abreißen. Unglaublich! Hätte ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen, würde ich es nicht glauben. Es gibt Videos auf YouTube dazu, wer es auch mal sehen mag. Ein kleines Manko gab es allerdings: die Viecher haben sich während ihres Ausgangs aus der Höhle entleert und staunend mit offenem Mund nach oben gucken, war nicht die beste Idee.
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  • Stippvisite bei den Meeresbewohnern

    26. April 2021 in Mexiko ⋅ ☀️ 30 °C

    Naja, viel spannendes gibt es nicht zu berichten. Eine dreizehn-stündige Anreise, per Anhalter, Bus, Taxi und Boot, inklusive einem mehrstündigen Umweg zum Abholen der GoPro in Campeche. Als wir endlich in der Lagune angekommen sind, besuchen wir am nächsten morgen die Delphine (die genau genommen große Tümmler heißen) und die Fregattvögel, Kormorane, Albatrosse, Pelikane und einen Arzt. Kai's Ohr hat eine fette Entzündung. Das war's für den Tag. Völlig erledigt. Sowohl die entstandenen Angelegenheiten, als auch mich selbst. Kai ist Dank der vielen Medikamente am Abend wieder putzmunter. Ich nicht. Wenigstens kann man sich hier den Bauch mit richtig leckerem, frischem Fisch vollschlagen. Drei Wochen haben wir bisher nur Maisfladen mit Bohnenmus bekommen, obwohl die Menükarte eine große Auswahl verspricht, bekommt man am Ende nur Maisfladen mit Bohnenmus, egal was man bestellt. Das fängt in der Regel schon morgens an. Allein dafür hat es sich gelohnt hierhin zu kommen.
    Was bisher in unserer gesamten Reisezeit aufgefallen ist, dass wir kaum andere Backpacker getroffen haben. Das liegt aber sicher nicht an unserem Wunsch, pure Zweisamkeit haben zu wollen, obwohl das auch mal schön ist nach dem ganzen Cliquen-Dasein in Köln, sondern vielmehr daran, dass es gar nicht so viele Traveller gibt die unterwegs sind. Zumindest keine die englisch sprechen. Somit wird es immer dringlicher spanisch zu lernen, da es echt schade ist, dass wir sozusagen taubstumm durchs Land tingeln. Soviele verpasste Gelegenheiten eine nette, vielleicht lustige Begegnung mit einem Mexikaner haben zu können.
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  • Dschungel-Hippie-Drogen-Kartell-Symbiose

    29. April 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 38 °C

    Der Dschungel ruft uns wieder. Wir sind kaum 15 Minuten dort angekommen in einem Hippie-Backpacker-Dschungel-Enklave und schon werden uns Cocaína, Mushrooms, und Weed von den Locals angeboten. Wir verlängern direkt das gebuchte Zimmer um einige Tage. Sehr vorausschauend von uns ;-)
    Der erste Abend und es spielt eine Live-Combo mit südamerikanischen Instrumenten wie Charango und einer Panflöte, dazu trinken wir Micheladas und es gibt eine Feuershow - und das ganze vor der tiefgrünen Dschungelkulisse. Einen Wehmutstropfen hat der 1. Abend trotzdem: Kai verliert sein Portmaine oder es wurde ihm gestohlen. Dieses Mal ist es "nur" Geld. So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich mir Arbeit mitgenommen habe.
    Am nächsten Tag besichtigen wir die nächsten Maya-Ruinen. Ja, sie sind majestätisch, aber mich beeindruckt der Dschungel in dem sie thronen, mehr als das archäologische Geröll. Ich kann mich einfach nicht hineinversetzen und das, obwohl wir es auf Anraten der Locals, mit ein bisschen Magic-Mushrooms probiert haben um eine bessere connection hinzubekommen- so wie es die Maya seinerzeit wohl auch gemacht haben. Aber die Boa constrictor auf dem Gelände war schon echt... und imposant.
    Wir lernen einen Nachfahren der Maya, einen sogenannten Indigena, mit seinem Sohn kennen. Sie haben ein großes Wissen über den Dschungel, seine Heilpflanzen, und leben noch in einigen Teilen ihre alte Kultur aus. Spanisch musste Xel selber als Fremdsprache lernen, da seine Muttersprache Tzeltal (eine der Maya-Sprachen) ist. Da ich sehr an seinem ethnobotanische Wissen und an seinen spirituellen Bräuchen interessiert bin, machen wir zuerst eine Dschungelwanderung mit ihm, die nicht ohne ist. So mussten wir z. B. eine nahezu senkrechte 50m hohe Erdwand im Dschungel hochklettern, die gesäumt war mit stacheligen oder giftigen Pflanzen, die wir nicht berühren sollten. Ich frag mich im Nachhinein selber, wie ich da hoch gekommen bin. Aber Angst kann ein verdammt guter Motor sein. Im Dunkeln erreichen wir dann das Temazcal (eine mesoamerikanische Schwitzhütte). Wir machen dort mit einigen anderen Menschen aus seiner Familie ein Reinigungsritual. Das Temazcal ist, anders als bei den nordamerikanischen Indigenen, aus Stein erbaut. In einem Jaguarsteinkopf wird das heilige Feuer entfacht. Wir legen aus Blumen einen Kreis, räuchern Harze, Kräuter. Dann gehen wir in die Grotte und übergeben einem der alten Gottheiten Kakao als Opfergabe. Die glühenden Steine werden in die Grotte getragen und mit einem Kräuterwasser übergossen. Wir schwitzen, stöhnen, singen und meditieren bis in die Nacht. Es berührt mich tief.
    Den nächsten Tag hängen wir noch gemeinsam rum und fangen bereits Mittags an uns mit Corona und Mezcal zu betrinken. Bis zum Abend ist es gesellige und nette Gesellschaft. Zu späterer Stunde ändert sich allerdings die positive Atmosphäre, da sich sowohl die Saufkompanen, als auch die berauschenden Mittel geändert haben. Es wird richtig schräg und immer respektloser. Die neuen Bekannten sind irgendwelche kriminellen, unangenehmen Kokainbarone, welche im Laufe der Nacht dazu gestoßen sind, und mit steigendem Konsum immer paranoider werden. Da ich mich von der unangenehmen Situation distanzieren möchte, und ich mit dem starken Zeug in meinem Gehirn, auch nicht zurecht komme, gehe ich schlaflos, rastlos, getrieben und unzufrieden im Dschungel spazieren. Es ist wahrscheinlich auch nicht sicherer, aber irgendwann tritt dann doch die Müdigkeit ein und ich kann endlich ins Bett. Von Cocaína werde ich in Zukunft die Finger lassen. Der Umgang damit in Mexiko bringt wirklich negative Vibes.
    Am gewünschten Abreisetag wird unsere gebuchte Weiterfahrt mit dem Bus nach San Cristobal gecancelt, da die Straße dorthin von bewaffneten Straßensperren blockiert wird. Und tatsächlich haben wir die gesamte Nacht Schüsse gehört. Ich will immer noch glauben, dass es Jäger waren, die Tiere geschossen haben. Wir müssen schauen, wie wir jetzt hier wegkommen.
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  • Culture Clash

    4. Mai 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 19 °C

    Wir haben uns sehr zielstrebig an einer Sprachschule zum spanisch lernen angemeldet. Es ist nach kürzester Zeit ernüchternd und ein täglicher Kampf sich zu motivieren dort hinzugehen. Doch mein Wille spanisch zu können ist stark, aber die Mühe und Anstrengungen die damit verbundenen sind, sind noch stärker. Bereits am vierten Schultag -es ist verdammt nochmal auch ein Samstag- schaffen Kai und ich es nicht dort hin zu gehen. Wir haben den Abend zuvor, den Freitag, gezecht und mit anderen Backpackern im Hostel eine ziemlich bunte Nacht gehabt. Im Unterricht am Montag kann ich noch immer nicht klar denken, da wir am Samstag dann auch noch auf einer Techno-Party waren. Kai erfreut dies in höchstem Maße und er hat einen Mega-Spaß. Ich hadere mit der Feierei und bin mir nicht sicher, ob ich Spaß hatte. Nach diesem Wochenende hängen wir noch einige Tage tatenlos im Hostel mit den anderen Backpackern rum und spanisch lernen ist wieder so weit entfernt, wie Köln. Einige der Backpacker hängen bereits seit Wochen nur im Hostel rum, musizieren, quatschen Unsinn, chillen und konsumieren allerhand Zeugs aus dem "Candyshop" und schlagen Wurzeln ins Sofa. Nachdem ich mich kurzfristig von dieser Welle hab mitreißen lassen, bin ich wieder voller Lust auf Aktivität.
    San Cristobal ist insgesamt eine verdammt sehenswerte und einzigartige Stadt in den Bergen. Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre und es ist ein harmonisches Potpourri aus indigenen Menschen aus den umliegenden Dörfern, mexikanischen Stadtmenschen und jeder Menge Hippies aus aller Welt. Dieses Konglomerat ergänzt sich auf eine eigenwillige Weise zu einem besonderen Ort, wo sich, glaube ich, jeder wohlfühlt und einfach Sein kann. Zumindest haben wir jede Menge Menschen getroffen, die hier wesentlich länger verweilt sind, als sie es geplant hatten. Zudem hege ich ein sehr großes Interesse an der noch immer existierenden indigenen Kultur der Maya. Ich besuche ihre Dörfer und zwei ihrer "christlichen" Kirchen, wo sie allerdings nach wie vor animistische Zeremonien abhalten und das innere der Kirche, alles andere als katholisch ausschaut. Die Christianisierung der indigenen Menschen, hat zu einem Synkretismus der religiösen Bräuche geführt. Während ich also auf dem mit Piniennadeln übersäten Kirchenboden und der mit tausenden Kerzen ausgestatteten Kirche sitze, trennt eine gläubige Familie mit vielen Kindern dabei, auf zeremonielle Weise einem lebendigen Huhn den Kopf ab und opfert diese irgendeinem katholischen Heiligen. Das geopferte Tier hat durch die Zeremonie die schädlichen Geister (in dem Fall eine Krankheit von einem der Kinder) in sich aufgenommen und wird anschließend in der Erde begraben. Das Tier wird nicht gegessen, da es ja nun giftig ist. Da ich nicht mit einer Tieropferung vor meinen Augen gerechnet hatte, fängt mein Herz so rasend an zu puckern, dass ich Probleme mit dem Atmen bekomme. Aber vielleicht liegt dies auch an den unzähligen Kerzen und dem entsprechenden Sauerstoffmangel in der Kirche. Nichtsdestotrotz bin ich fasziniert und beobachte weiterhin die Heilungszeremonie der Familie. Alle trinken nun den hochprozentigen Posh (auch die Kinder) und rülpsen gemeinschaftlich, was wiederum die Dämonen in dem toten Huhn beschwören soll. Es ist bizarr, wird aber von der katholischen Kirche geduldet, da die Maya-Nachfahren tatsächlich katholische Heilige anbeten, sich bekreuzigen und mittlerweile auch in monogame Familienstrukturen leben.
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  • Die Blaue Lagune

    13. Mai 2021 in Mexiko ⋅ ☁️ 27 °C

    Nach einem 12 Stunden-Trip über Stock und Stein, zusammen gequetscht im Chicken-Bus, kommen wir endlich im Nirgendwo an. Die Dschungelgrenze zu Guatemala. Wir wollen zur wenig besuchten Lagune Mirarmar. Warum diese so wenig besucht ist, weiß ich spätestens nach der halsbrecherischen Anreise dorthin. Im letzten Dorf vor der Lagune, wollen wir uns noch mit Lebensmitteln eindecken. Doch es gibt kaum was zu kaufen. Die Dorfbewohner betreiben alle nur Bedarfswirtschaft und sind überrascht, dass wir uns keine Lebensmittel mitgebracht haben. Die Überraschung ist ebenfalls auf unserer Seite. Wir können mit Mühe 2 Dosen Thunfisch, 2 Dosen Bohnenmus und eine Packung Kekse erbetteln bzw. jemandem abkaufen. Mit dem wenigen Proviant und unserem reduzierten Gepäck (den Großteil davon lassen wir zur Verwahrung im Dorf zurück) wandern wir nochmals 2 anstrengende Stunden durch eine Matschlandschaft zur Lagune. Hängematten und ein Zelt konnten wir ebenfalls ausleihen, bevor es in die Wildnis geht. Einer der Dorfbewohner zeigt uns auf seinem Pferd den Weg.
    Jedoch haben die Anstrengungen mehr als gelohnt. Der Nachthimmel flimmert vor Glühwürmchen. Die
    malerische Lagune mit ihrem kristallklarem Wasser glitzert vor uns. Sie ist umrandet mit einem dichten Dschungel in welchem Paradiesvögel und Brüllaffen wohnen und sich gegenseitig übertönen. Am Horizont sieht man die wolkenbehangenen Berge emporragen. Abends machen wir Lagerfeuer und tagsüber schwimmen wir im warmen Wasser oder kayaken. Die Lagune hat aber noch mehr zu bieten. Es gibt Höhlen mit kleinen Fledermäusen, die wie schwarze Pompoms von der Decke hängen, steinzeitliche Höhlenmalereien und es gibt kleine schwimmende Inseln. Da das Wasser so kristallklar ist, kann man sehen wie die Inseln unter Wasser aussehen. Mich erinnert das ganze an Atlantis. Wir sind im Paradies!
    Doch leider hat das Paradies Fehler in der Matrix. Da wir nur so wenig zu Essen haben, müssen wir unser gar nicht so leckeres Notessen rationieren, damit wir möglichst lange bleiben können. Außerdem wird es nachts so kalt, dass ich mir Nachts sicher bin, den Kältetod sterben zu müssen -oder aber wahlweise den Hungertod. Die nächtliche Insekteninvasion will ich gar nicht so sehr kritisieren, da sie nun einmal dort heimisch sind. Nach drei Tagen müssen wir deswegen (leider) wieder zurück. Besser ausgestattet, würde ich sagen, dass dies einer der schönsten Orte ist, an denen ich jemals war.
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  • Gassi gehen in der Seenlandschaft

    16. Mai 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 22 °C

    Nach dem wundervollen Ort in der Lagune Miramar sind wir natürlich sehr von der Schönheit der Natur verwöhnt. Deswegen kann der nächste Ort mit seinen über 50 Seen in allen Farbschattierungen zwischen Türkis und Dunkelgrün einfach nicht mehr punkten, obwohl es hier wahrscheinlich auch wunderschön ist und tatsächlich stark an den Schwarzwald erinnert mit seinem Pinien- und Eichenwald und den Hügeln und den Seen. Zumindest gibt es hier kleine Essensstände, mit richtig leckeren Maistortillas, andere Traveller, unter anderem sogar Deutsche, und Hütten mit Betten zum mieten. Ich bin und bleibe ein Kind der westlichen Zivilisation und meiner Prägung zum Komfort. Und egal wie aufregend, spannend, wunderschön, und noch viel mehr Positives mir die Wildnis bietet, ist es doch auch immer wieder erleichtern und wohltuend zurück in die Zivilisation zu kommen- auch wenn es hier in Lagos Montebello immer noch kein Handyempfang und kein Internet gibt ;-)
    Wir wandern ein bisschen in der Seen- und Karstlandschaft herum und führen hier und da mal nette Gespräche mit den Einheimischen oder anderen Reisenden. Dabei werden wir die gesamten Tage von zwei Schäferhundmischlingen begleitet, die uns nicht mehr von der Seite weichen. Nachts bewachen sie unsere Tür. Kai betrachtet dies zuerst skeptisch, da er wahrscheinlich Angst hat, ich könnte einen davon mitnehmen wollen. Aber Schäferhunde sind nicht ganz mein Geschmack, was die Rasse angeht. Aber es werden uns zum Glück bestimmt noch weitere Hunde auf unserer Reise begegnen.
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  • Zuhause light in Mexiko

    20. Mai 2021 in Mexiko ⋅ ☀️ 20 °C

    Wir sind wieder in San Cristobal und sogar wieder im gleichen Hostel gelandet. Es fühlt sich ein ganz kleines bisschen so an, als wenn wir von einem Urlaub wieder zurück nach Hause gekommen wären. Unsere "neuen Freunde" die wir hier kennen gelernt haben und die wir hier für eine Woche zurück gelassen haben, hängen noch immer im gleichen Sofa hier rum, konsumieren allerhand Drogen aus dem Candy-Shop, musizieren, quatschen Unsinn, gehen feiern. Genauso wie als wären wir gar nicht weg gewesen. Sie begrüßen uns herzlich. Und schon wieder sind wir sofort im gleichen Rumhäng-After-Hour-Modus wie vor einer Woche, als wir San Cristobal verlassen haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns genau das gleiche Ereilen wird, wenn wir wieder zurück nach Köln kommen. Dies ist nur die Light-Version.
    Um nicht gänzlich wieder im Rumhäng-After-Hour-Modus zu stecken, streuner ich alleine durch San Cristobal und lerne einen jungen Mexikaner kennen und wir vertragen uns erstmal voll gut. Ich trainiere mein spanisch mit ihm, aber leider nimmt es bereits am zweiten gemeinsamen Abend mit ihm allein eine zunehmend blöde Wendung, so dass ich keine Lust mehr habe mit ihm Zeit zu verbringen.
    Mexikos Männer orientieren sich sehr an traditionellen Rollenbildern, um nicht zu sagen, irgendwie steckt in fast jedem doch irgendwie ein kleiner bis großer Macho. Ich weiß nicht, wie oft ich auf Unverständnis gestoßen bin, als ich erklären musste, warum ich 1. keine Kinder habe und ich keine bekommen möchte, 2. nicht verheiratet bin, sondern "nur" einen festen Freund habe 3. alleine in meiner Wohnung lebe, 4. einer Vollzeitarbeitsstelle nachgehe. Es ist nicht so, dass ich dieses Unverständnis bezüglich meines Lebensstils als Frau, nicht bereits aus anderen Reiseländern kenne, aber hier scheint es immer wieder ein Gegenstand langer Debatten zu sein und Überredungskünste für mehr "Frau sein", nach sich zieht. Positiv gedeutet, würde ich sagen, dass sich die Mexikaner einfach mehr und echter für den Lebensstil der Touristen/Innen interessieren.
    Zumindest shoppen kann ich ganz in Frauen-Manier. Es gibt hier sowas von tolle, bunte Klamotten. Ich shoppe und shoppe und weiß gar nicht wie ich das in meinem Rucksack transportieren soll. Aber irgendwas ist ja immer...
    Von den neuen Bekannten sind zumindest 2 Menschen sehr positiv in Erinnerung geblieben: unser italienischer Freund Andrea und unsere niederländische Freundin Lotte. Vielleicht trifft man sich irgendwo auf der Welt nochmals. Das wäre wirklich schön.
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  • Positive Energien tanken

    24. Mai 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 32 °C

    Nach einigen Tagen in der Hängematte an der feinsandigen Pazifikküste Oaxacas waren wir so entspannt, dass wir fast das laufen verlernt haben. Wir treten aus unserer Hütte und sind mit den Füßen direkt im Sand. Die Strandbar ist 20 Meter entfernt, das Meer ebenfalls. Mein neuer Bewegungsradius hat sich dementsprechend auf 40 Meter eingependelt. In der Hängematte liegend träume ich von meinem neuen Leben am Meer, während die bis zu 5 Meter hohen Wellen dramatisch an die Küste donnern. Sowohl Surfer, als auch Traveller die sich dem Nichtstun verschrieben haben, (denen ich mich schnell zugehörig fühle) sind hier gestrandet. Dann gibt es hier noch die sehr alten, männlichen Hippies, jenseits der 70 J., die nackt am Strand schlafen und wie Findlinge wirken. Ein bisschen obskur sind die Gestalten schon, da der eine oder andere selbst für liberale Menschen, etwas unbegreifliches Verhalten an den Tag legt. Ein Beispiel hierzu möchte ich gerne anführen: Während ich beseelt in meiner Hängematte an der Strandbar liege und einen PinaColada schlürfe, richtet sich so ein Findling plötzlich auf, stellt sich nackt neben mich, und präsentiert mir sein schlaffes Gehänge, was er mit einem richtig dicken Metallring um seine Eier stranguliert hat und ca. 30cm vor meinem Gesicht baumeln lässt. Mir vergeht der Appetit, auf mein eben bestelltes Essen. Keine Ahnung, ob es Absicht war, oder nicht, aber es kommt trotzdem die brennende Frage in meinem Kopf auf: Warum?! Er ist fast 100 Jahre alt... Naja, manche Rätsel bleiben ungelöst- und ich bin auf die Antwort auch gar nicht scharf. Tatsächlich mag ich aber auch nackt schwimmen, und zum Glück machen dies hier nicht ausschließlich die Findlinge, sondern auch die Surfer was die Betrachtung des Ganzen wieder ausgleicht. Nachdem ich meinen 40 Meter-Radius nach einigen Tagen verlassen habe, merke ich schnell das an dem gesamten, mehrere Kilometer langen Strand eigentlich coole Leute und unter anderem auch ziemliche Paradiesvögel rumhängen und wir einfach nur zufällig so ein Epizentrum für "Alte Säcke" und dummerweise auch Bettwanzen erwischt haben. Abends gibt es an den nacheinander aufgereihten Strandbars zwar nicht viel Publikum, da gerade Low-Season ist, aber dafür sind sie feierwütig, bunt und haben Bock. Die neben der letzten Techno-Strandbar angrenzende Bucht namens Playa del Amour ist bei dem hauptsächlich schwulen Feierpublikum sehr beliebt und nachts hoch frequentiert. Zum Glück ist der Weg nachts nach Hause, immer nur geradeaus, an der Wasserkante am Strand entlang. Den schafft man, zu zweit oder auch alleine, in jedem Zustand. Durch Zufall treffen wir an einem der nächsten Tage eine Bekannte, die Kai von einem Goa-Festival in Kroatien kennt und sie hat einen ausschlaggebenden Geheim-Tip für uns. Es findet heute ein kleines New-Age-Gathering im Dschungel statt. Unsere Behäbigkeit ist blitzschnell abgelegt und wir organisieren uns auf der Stelle einen Scooter und verbringen einen verdammt schönen Tag auf dem Gathering mit einer Kakao-Zeremonie, Estatic-Dance, Singing-Circle und einer Psy-Trance-Party im Anschluss. Ich sprühe vor guter Laune und es gibt mir auch noch Tage später eine positive Energie mit. So viel Schönheit gab es dort.
    Um weiterhin an meinem Projekt "Spanisch lernen" zu bleiben, ist es mir gelungen, sozusagen einen Privatdozenten (für teuer Geld) zu engagieren. Während des gesamten 1-wöchigen Aufenthaltes in Zipolite habe ich mich jeden Morgen mit dem pensionierten Prof. Dr. Lauro am Strand getroffen und er hat mich unterrichtet. Das war nicht nur wegen der traumhaften Umgebung toll, sondern auch wegen der lustigen und interessanten Methoden wie er mir die Sprache und auch Mexiko näher gebracht hat. Bisher habe ich mit ihm am meisten lernen können, und dafür danke ich ihm sehr. Außerdem ist er wirklich auch ein cooler Typ gewesen <3
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  • Surf-Mekka ohne Surfambitionen

    1. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 32 °C

    Schon alleine die Fahrt nach Chacahua ist aufregend, da wir unter anderem mit einem kleinen Boot durch ein riesiges Gebiet mit einem Mangrovenwald durch Wasserstraßen fahren müssen, was ein eigenes Ökosystem ist. Wir sind am nächsten Strand gelandet, welcher auf der einen Seite das Meer mit mächtigen Wellen anbietet und auf der anderen Seite die Lagune mit braunem Wasser, Mangroven und Krokodilen. Beide Gewässer sind somit nicht zum schwimmen geeignet. Es ist ein sehr abgelegener Strand mit einem sehr kleinen Fischerdorf. Es gibt ein paar wenige verstreute Hütten und wenige, kleine Restaurants an dem noch wenig erschlossenen Strand, und Surfer. Und eigentlich treffen sich hier ausschließlich ambitionierte Surfer aus aller Welt um ihrer Leidenschaft zu fröhnen. Ich kann nicht surfen und hab auch keinerlei Ambitionen diese schwierige Sportart zu lernen. Kai hatte vor surfen zu lernen, warum wir eigentlich auch hier gelandet sind, schafft es aber seit 5 Tagen nicht aus der Hängematte und auf ein Surfbrett zu steigen. Er verkifft die Tage und träumt von seinem unentdecktem Talent als Surfer. Wenn er nur die Motivation finden würde...
    Da ich weder surfen will, noch kiffe, und es sonst wirklich keine anderen Beschäftigungsmöglichkeiten gibt, muss ich mich wohl oder übel die gesamten Tage damit begnügen, den Surfern zu zuschauen und mir abends die Gespräche anzuhören, die sich allesamt um Wellen, surfen und um Wellen drehen. Die Jungs (sorry es sind wirklich keine Frauen dabei) erklären mir dabei, dass es nicht nur ein einfacher Sport ist, sondern eine lebensfüllende Leidenschaft, ja sogar eine eigene Philosophie. Nachdem ich Ihnen einige Tage zugesehen und mir ihre Geschichten angehört habe, glaube ich jedes Wort. Viele von ihren haben ihren gesamten Lebensstil so ausgelegt, dass sie möglichst viel und an möglichst vielen Orten auf der Welt surfen können. Ein bisschen bewundere ich diese absolute Hingabe für eine Sache auch. Ich hingegen habe mich während der etwas langweiligen, heißen Strandtage hier, weiterhin ohne einen Hauch von Hingabe oder Spaß mit der Spanisch-Lern App Duolingo beschäftigt. Am 4. Tag lerne ich eine Mexikanerin am Strand kennen, die ebenfalls ihrem surfenden Mann zuschaut, und auch nicht surft. Wir fühlen uns in der Situation verbunden. Ich berichte ihr von meinen Bemühungen Spanisch zu lernen und von dem Professor als Lehrer am Strand. Wie der glückliche Zufall es so will, ist sie Spanischlehrerin und hat ihre Materialien dabei, da sie gerade Online-Unterricht gibt. Auf ein Neues...
    Am letzten Tag vor unserer Abreise haben wir ein weiteres Mal eine Biolimunisenz sehen können. Wieder in einer Lagune. Es ist so abgefahren, wenn das schwarze Wasser in der Nacht funkelt, als wenn jemand Tonnen von silber-grünem Glitzer hineingestreut hätte. Wenn man darin schwimmt, sieht es aus als wenn man die Milchstraße hinter sich zaubert. Es ist nicht zu beschreiben, wie beeindruckend dies ist. Selbst wenn man aus dem Wasser steigt, fluorisziert das Plankton noch etwas weiter am Körper. Vor und neben unserem Boot sind Fische durchs Wasser gezischt und da ihre schnellen Bewegungen ebenfalls diesen Effekt auslösen, sah es aus wie Blitze, die durch das schwarze Wasser (es ist ja Nacht) zucken. Ich kann mich nur wiederholen: Der Wahnsinn! Wir waren eine Gruppe von 10 spontan zusammen getrommelten Leuten und alle, aber besonders die, die Biolimunisenz noch nicht gesehen haben, haben vor Erstaunen und Freude gequietscht.
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  • Das Dorf der Zauberpilze

    5. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 16 °C

    Wir sind in einem Bergdorf in einer Höhe von 2700 Metern, in dem sich das Leben der Menschen hier ausschließlich um Zauberpilze, genauer gesagt um Psilocybe mexicana (auch Mexikanischer Kahlkopf oder Gott-Pilz genannt) dreht. Überall werden sie einem angeboten, selbst unser Hostel hat seine Rezeption unübersehbar mit Zauberpilzen geschmückt und man kann diese dort ganz offiziell erwerben, obwohl sie eigentlich auch in Mexiko illegal sind. Wir laufen mit einigen anderen Touristen zu einem Haus in dem Dorf, was uns empfohlen wurde um die Zauberpilze dort zu kaufen. Es ist sehr schräg, den die Familie sitzt gerade beim Abendessen mit ihren Kindern, als unsere Gruppe da rein stürmt. Das scheint sie aber überhaupt nicht zu stören, sondern ganz im Gegenteil. Wir werden freundlich empfangen und jeder aus unserer Gruppe trägt also seinen Bedarf an Drogen vor. Dann wird die 12-Jährige Tochter mit uns eine Etage hoch geschickt und dort wiegt sie für jeden die gewünschten Zauberpilze und auch andere Drogen ab, die es in dem reichhaltigen Sortiment dort gibt. Ich fühle mich nicht besonders gut damit. In dem Dorf scheint dies allerdings eine völlige Normalität zu sein. Überall begegnen einem Pilze.: als Schmuck, Gartendeko, T-Shirts, dekorierte Möbel, etc. Und alle scheinen sie hier auch zu konsumieren. Wir treffen eine Menge Reisende aus aller Welt, die noch gar keine Erfahrungen mit halluzinogenen Pilzen gemacht haben und diese erstmals hier machen wollen. Im Nachgespräch waren alle glücklich, mit ihrer ersten psychedelischen Reise. Und ganz ehrlich, diese Kulisse mit den wolkenbehangen Bergen und den bewaldeten Wanderwegen bietet sich auch perfekt für einen Pilz-Trip an- als sei dieser Ort nur dafür gemacht. Wir hatten allerdings richtig Pech mit dem Wetter, da es während unseres Aufenthaltes dort, sehr, sehr viel geregnet hat und es dementsprechend kalt, nass und schlammig war. Nach kurzer Zeit waren alle unsere Klamotten nass und sind auch nicht mehr getrocknet. Ich hab mich mehrfach auf den glitschigen Wanderweg, lang gelegt, den wir am ersten Tag gelaufen sind. Für mich war es dadurch etwas ungemütlich und mir ist die Lust vergangen. Ich habe deswegen keine Zauberpilze gefuttert- Kai hat sich vom schlechten Wetter nicht davon abhalten lassen. Um sich ein bisschen aufzuwärmen, haben wir wieder eine mexikanische Schwitzhütte (Temascal) gemacht, aber dieses Mal war es leider ohne einen zeremoniellen Rahmen und einfach auch ein Touristen-Temascal. Es erinnerte mehr an eine schmutzige Lehmhütte mit heißen Steinen drin, die auch nicht richtig aufgeheizt haben. Schade.
    Richtig nett, war es jedoch dass wir Chen aus Israel, die wir am Strand in Zipolite kennen gelernt haben, hier zufällig wieder getroffen haben. Sie hat sich ganz alleine eine Hütte ohne fließend Wasser und ohne Strom in den Bergen gemietet und verbringt dort schon seit einigen Wochen ganz alleine ihre Zeit. Kai und ich und Alex aus Frankreich besuchen sie dort und kochen einen Abend zusammen. Unsere kläglichen Versuche ein Feuer zu entfachen, scheitern an dem feuchten Holz. Weil diese Unterkunft so romantisch anmutet, überlegt Kai, ob wir uns sowas auch mieten wollen, jedoch bin ich letztendlich doch dagegen, da es ununterbrochen aus Eimern schüttet und man aufgrund dessen nicht einmal ein Feuer machen kann um sich in der Kälte aufzuwärmen oder seine Sachen zu trocken. Chen hingegen überlegt, ob sie für immer hier bleibt, da sie sich dem gesellschaftlichen Impfzwang in Israel nicht aussetzen möchte und deswegen bereits auch schon längere Zeit ihr Land verlassen hat. Sie ist nicht die einzige auf unserer Reise, die wir getroffen haben, die ein "Impfflüchtling" ist. Mich stimmt es traurig, dass es Menschen dazu treibt, ihr Land zu verlassen.

    Nachtrag: Gerade als wir abreisen wollen, treffen wir durch Zufall, Freunde, von einem sehr guten Freund aus Köln. Die Welt ist ein Dorf. Wir verlängern dann doch nochmals unseren Aufenthalt um eine Nacht und letztendlich futtern wir alle zusammen die Zauberpilze und trippen gemeinsam im Wald. Es regnet zwar weiterhin auf uns drauf, aber der vertrippte Tag macht trotzdem Spaß mit Justus, Maria, Kai und mir.
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  • Kunst, Künstler und Mescal

    10. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ☁️ 21 °C

    Die Stadt Oaxaca ist voll mit Kunst jeglicher Art -Street Art, Galerien, Kunstmuseen, Künstlerkollektive und Kunstmärkte. Die Universität der bildenden Künste gibt es hier auch. Ich hatte das Glück mit zwei verschiedenen interessanten Künstler Zeit zu verbringen, die ich unabhängig voneinander zusammen mit meiner neuen Freundin Maria kennen gelernt habe. (Anm. d. Verf.: Maria und Justus haben wir in den Bergen in San Jose kennen gelernt, und seitdem hocken wir aufeinander. Wir haben alle zusammen einen gemeinsamen sehr guten Freund in Köln). Den einen Künstler haben wir in seiner Kunstgalerie aufgegabelt und den anderen auf dem Straßenkunstmarkt. Beide haben einen psychedelischen Stil in ihrer Kunst gehabt und beide haben unabhängig voneinander behauptet, der (angeblich) psychodelische Mescal würde sie unter anderem inspirieren. Wir wollten also wissen, was es damit auf sich hat und Maria und ich sind los gezogen. Diesmal war es umgekehrt als in San Cristobal und Kai hatte keine Lust auf Jück zu gehen und hat alleine im Hostel die Stellung -in der Hängematte- gehalten. (Später erzählte er mir, dass er sich die ganze Zeit Sorgen um meine Sicherheit gemacht hätte, da Oaxaca als gefährliches Pflaster gilt. Aber ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher oder gar bedroht gefühlt, sondern stets in angenehmer Gesellschaft.) Somit waren also die nächsten vier Abende für Maria und mich sehr alkoholgeschwängert. Mescal ist nämlich ein 40%-50% Schnaps von der Agave, welcher für mich weder inspirierend, noch psychedelisch gewirkt hat, sondern einfach nur sehr, sehr schnell völlig besoffen gemacht hat und einen gnadenlosen Kater nach sich gezogen hat. Die Stadt wimmelt allerdings nur vor den sogenannten Mescalerias, die diese bebida espirituosa (Übersetzung: spirituelles Getränk) anbieten und es von den Einheimischen verehrt wird. Ich bin wirklich nicht dahinter gekommen, ob es einfach total hip ist Mescal zu trinken, oder es wirklich auch etwas spirituelles für die Einheimischen birgt. Die beiden Künstler haben beide, unabhängig voneinander, zumindest letzteres behauptet. Man darf beim Mescal trinken auch keinen anderen "minderwertigen" Alkohol dazu konsumieren, da dies den Mescal in seiner Wirkung abwerten würde. Was es auf jeden Fall abwertet ist die Chance irgendwie halbwegs nüchtern nach Hause zu kommen. Wie schon gesagt: mir ist diese erweiterte Wirkung verborgen geblieben. Und der ganze Hype darum hat sich mir auch nicht wirklich erschließen können. Aber nichtsdestotrotz haben Maria und ich spannende, offene Menschen auf unseren Kneipentouren, die ja hier Mescaleriatouren heißen dürften, kennen gelernt. Die Gespräche waren viel über Kunst und Philosophie und viel tiefsinniger und geistreicher, als man das besoffen in einer Kneipe, ähhh sorry, Mescaleria erwarten würde. Vielleicht ist der Agaven-Schnaps doch kein üblicher Alkohol. Wer weiß... Was ich aber sicher gelernt habe: „Para todo mal, mezcal“ und „Para todo bien, también“ (Wenn’s schlecht läuft, Mezcal, und wenn’s gut läuft, ebenfalls.).
    Neben dem Hype auf den Mescal soll Oaxaca auch für die besondere Küche berühmt sein und das Kochen einer Mole (sämige Sauce aus Chillis, Nüssen und Schokolade, die zu Fleisch gereicht wird) ein streng gehütetes Geheimnis bei den Sterneköchen. Ich habe Mole Negro und Mole Rojo probiert, aber irgendwie ist der Geschmack von mexikanischem Essen immer derselbe, mit oder ohne Mole. Nur diesmal gab es noch tagelange Magen-Darm-Probleme dazu. Und ich möchte jetzt dazu sagen, dass Justus, der nicht die ganze Zeit Mescal gesoffen hat, die auch hatte. ;-)
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  • Hitzige Organisationstage

    15. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ☀️ 32 °C

    Wir sind in den Nordwesten von Mexiko geflogen. Auf die Halbinsel Baja California. Dort, in der größten Stadt, angekommen, stellen wir als erstes fest, dass es viel "amerikanisierter' ist, als all die anderen Orte an denen wir bisher waren. Naja, ist ja auch viel näher an der Grenze zu den USA. Wir wollen somit eher unser eigenes Ding machen und vorrangig die dortige Natur genießen und nicht Tex-Mex-Leute treffen. Es ist somit unsere erste Aufgabe uns dort zu organisieren. Wir brauchen ein Auto (kaufen oder mieten), ein Zelt, Isomatten, Campingausrüstung, etc. Da die Baja California eine Halbwüste bzw. Wüste ist und es dazu noch Sommer ist, ist die Temperatur tagsüber bei über 40 Grad. Nachts kühlt es zwar ab, aber es dürften dann wohl immer noch 30 Grad sein. Alle halten uns für Amis, und Kai ist sich sicher, dass uns die Locals deswegen weniger mögen. Ich glaube das zwar eher nicht, aber anders, vielleicht auch weniger hilfsbereit, sind die Leute hier schon, auch wenn die Mexikaner hier wenigstens alle gut Englisch sprechen. Keine guten Ausgangsbedingungen für eine aufwendige und gründliche Organisation für unsere angedachten Wild-camping-wochen, da uns die Gehirne in der Hitze fast verbrutzeln, während wir angestrengt rumlaufen. Kai und ich kriegen uns erstmalig auf unserer Reise in die Haare und sind uns auch erstmalig uneinig. Wir werden uns noch nicht einmal mehr einig, wo wir essen wollen. :-( Nach einigen Stunden haben wir uns aber auch wieder lieb. Die schlappen Kraftreserven reichen dann doch nur um uns ein Auto zu mieten und nicht zu kaufen (und ich finde, auch zum Glück) und uns im Wall-Mart mit der notwendigsten Billigausrüstung und Instantnudelsuppen auszustatten. Wer brauch schon eine Isomatte oder einen Schlafsack? Es wird minimalistisch die nächsten Wochen.... Aber ich freue mich auch irgendwie darauf, die Wüste hautnah zu erleben.Weiterlesen

  • Da brat' mir doch einer 'nen Storch?!

    17. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ☀️ 33 °C

    Wir haben ein Mietauto und fahren los. Die Küste entlang. Wir passieren riesige Kakteen, ein Kakteen-Wald. Jedoch kann man die ersten Kilometer fast nirgends an den Strand, da alles umzäunt ist. Die Privatisierung der Wüste hat begonnen. An einem offenen Strandabschnitt, wo es ein bisschen schattenspendende Bäume gibt, schlagen wir unser Lager auf. Verschiedene Männergruppen kommen mit Pick-Ups und lautstarker, mexikanischer Schnulzenmusik angefahren und trinken ihr Feierabendbier hier und angeln. Währenddessen essen wir eklige Sardinen aus Dosen. Ich kriege den Dosenfisch nicht runter und schaue einer großen Gruppe Anglern zu. Diese können entweder meine hungrigen Gedanken lesen, oder ich habe zu gierig geguckt. Auf jeden Fall fragen sie mich, ob ich Fisch essen möchte. Ich nicke heftig und zwei der Kerle fahren los um ihren gestrigen großen Fang zu holen und mir zu verkaufen. Cannabis haben sie gleich auch noch mit im Angebot. Läuft wieder...
    Es ist ein verdammt großer Fisch und ich habe keine Ahnung, wie ich den nun am Strand ohne Küche und Utensilien zubereiten soll. Aber die Angler sind scheinbar die totalen Frauenversteher, und haben neben dem Fisch zusätzlich ein Blech, Feuerholz, Soßen und sogar Salat von zuhause mitgebracht. Voll, voll nett. Und als Krönung des ganzen bereitet uns einer von den Jungs sogar den Fisch auf offenem Feuer für uns zu. Da brat' mir doch einer 'nen Storch! Richtig fachmännisch und sogar mit Zwiebeln und Kräutern gefüllt. Ich bin manchmal wirklich ein Glückskind und das Universum meint es gut mit mir. Wir haben wieder neue Freunde gefunden, auch wenn die Sprachbarrieren groß sind, da keiner von denen Englisch spricht. Dadurch, dass sie noch die ganze Nacht dort geangelt haben, haben wir uns auch in unserer ersten Nacht unter freiem Himmel beim Wildcampen sicherer gefühlt. Schließlich sind wir ja nun Amigos de Alemania, wie immer wieder betont wurde!
    Leider konnten uns unsere Amigos de Mexico zwar einen gefühlten Schutz vor den zu Hauf ankommenden, gepimpten Allrad-Pick-Ups mit den besoffenen Fahrern und ihren gröllenden Beifahrern bieten, die die ganze Nacht den Strand befahren haben um rumzuprollen und lautstark schlechte Musik zu hören, aber leider konnten sie gegen die drückende Hitze im Zelt auch nichts ausrichten. Kai und ich haben beide fast gar nicht geschlafen, aber dafür gab es einen leuchtenden orange-roten Sonnenaufgang, welche aus dem in Gold getauchten Meer aufgegangen ist. Den hätten wir bei gutem Schlaf ja sonst verpasst. Leider hab ich allerdings verpasst diesen grandiosen Sonnenaufgang zu fotografieren. Diesen müsst ihr euch nun selbst vorstellen.
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  • Wüstencanyon mit Wasserfall

    18. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ☀️ 33 °C

    Weiter geht's in der Wüste über unbefestigte Straßen und Staubpisten bis wir zu einem Canyon kommen, der auch gleichzeitig eine Oase sein soll. So langsam beginne ich Verständnis für die hochgelegten, Allrad-Pick-Ups mit den fetten Reifen zu entwickeln, die hier jeder zu fahren scheint. Die machen hier absolut Sinn! Unser gemieteter Chevrolet Beat, das ist ein amerikanischer Kleinwagen, droht nicht nur einmal, sich auf einer Staubpiste im Sand fest zu fahren, oder eine Reifenpanne zu erleiden, da die Staubpiste plötzlich zu einer Piste aus Felsen und Geröll geworden ist. Unser Auto, wir haben ihn "Pebbles" getauft, schafft es aber ohne Panne zu unserem Ziel: einer Ranch, nahe dem Canyon. Den Rest laufen wir also einen staubtrockenen Pfad entlang, vorbei an Kakteen und Felsen. Unvorstellbar, dass in dieser Dürre eine Oase sein soll. Und doch, mittendrin im Canyon, tut sich plötzlich, wie eine Fata Morgana, die Oase auf. Es gibt einen Wasserfall, der unten zu einem Naturbecken mit grünem Wasser zusammen läuft, bevor es wieder ein klarer Flusslauf wird. Man kann dort sogar drin schwimmen, was bei der Wüstensonne so eine wunderbare Erfrischung ist. Aber leider scheint der Ort kein Geheimtipp zu sein. Touristen aus Israel, USA, und Mexiko sind bereits da und springen johlend von der 8 Meter hohen Felsklippe in die Tiefen des Naturpools. Mutige Klippenspringer sind das. Ich traue mich nicht. Kai findet ebenfalls Gefallen daran und hüpft mit den anderen um die Wette. Später verfärbt sich sein kompletter Po deswegen in den Farbschattierungen zwischen Purpur und Blau. Nicht ungefährlich scheint aber auch der Badespaß im Naturpool zu sein, da kurzzeitig Hektik ausbricht, als die Badegäste eine Wasserschlange im Wasser entdecken. Es ist das erste Mal für mich, dass ich eine Wasserschlange sehe. Sie verzieht sich aber auch genau so schnell wie sie gekommen ist, zwischen den Felsen, ohne irgendwem was zu tun, und das obwohl sie zwischen einige zuckende Körper durchgezischt ist. Leider konnte ich trotz Recherche nicht rausfinden, was für eine es genau war. Hätte mich mal interessiert. Nichtsdestotrotz war es ein fantastischer Tag in diesem surreal anmutenden Wasserfall mitten in der Wüstenlandschaft. Wir zelten auch dort und genießen noch bis tief in die Nacht das Campen in der Wildnis mit Cowboy-TV (so nennen sie hier das Lagerfeuer :-))

    Anm. von Kai: Ich hab' in der Nacht ne' Eule gesehen, die war voll klein und saß direkt neben mir auf einem Ast. Die hat eine noch nie gehörte Melodie gepfiffen. Audioaufnahme folgt. Voll geil. Bähm.
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  • Amerikanischer Urlaubs-(Alb-)Traum

    19. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ☀️ 27 °C

    Der nächste Tag bzw. die nächsten Orte an der Südspitze der Baja California sind überhaupt nicht unsere Art wie wir uns das Reisen vorstellen, und sind ein schlimmes Beispiel für zerstörerischen Tourismus und die gnadenlose Ausbeutung der dortigen Ressourcen. Die Wüste dort ist nahezu verschwunden. Der „Korridor“, der einst spektakuläre Küstenstreifen (so wurde uns berichtet) zwischen San José del Cabo und Cabo San Lucas, wird mit hässlichen Ferienanlagen, US-amerikanischen Kettenläden, Grundwasser verschwendenden Golfplätzen und 5-Sterne-Hotels verschandelt. Die beiden Städtchen sind voll mit vollen US-Amerikanern, hauptsächlich Kaliforniern, die lärmend ihren All-Inklusiv-Urlaub dort verbringen und so gar nichts für die einzigartige Natur drumherum übrig haben. (Letzteres mag vielleicht eine Unterstellung sein, aber ansonsten würden sie sich ja nicht so benehmen!) Wo sonst organisieren Nachtclubs Polonaisen, damit Kellner die Gäste besser mit Tequila abfüllen können? Am nächsten Morgen kann man dann seinen Kater bei einer Bootstour neben Delfinen und spritzenden Walen kurieren, die eigentlich nur angeschaut werden, da es irgendwie dazugehört. Die Möglichkeiten für weitere Aktivitäten, die die dortige Natur schädigen, sind nahezu grenzenlos: Jetski, Bananenbootfahrten, Parasailing, seine Yacht spazieren fahren, Delfine füttern im Delfinarium,... Zu allem Überfluss ist die dortige Küste umzäunt und privatisiert und man muss Eintritt zahlen um sich dort aufzuhalten. Wir haben den US-Amerikanischen Ballermann gefunden, nur viel, viel teurer und deswegen findet man hier auch fast nur künstlich aussehende, augenscheinlich besserverdienende Kalifornier. Und die Mexikaner? Die haben sich voll auf diese Art von Tourismus eingestellt und sich assimiliert. Nichts wie weg, bevor unsere Lästereien in Aggressionen -auf beiden Seiten- umschlagen! Wir fahren deswegen direkt weiter zu einem naturnahen Ort, nämlich einem Meeresschutzgebiet – einem der weltweit erfolgreichsten Meeres-Nationalparks. Hier befindet sich auch das einzige pazifische Korallenriff im Golf von Kalifornien. Hier soll es große Schwärme von Großaugen-Makrelen geben, die sich regelmäßig zu einem riesigen, erstaunlichen Ball formieren. Ich will dies unbedingt sehen und deswegen bezahlen wir die völlig überteuerte Tour für den nächsten Tag. Auch den teuren Zugang zum Privatstrand zahlen wir deswegen. Zelt aufstellen kostet natürlich noch extra. Ein Zimmer zu nehmen, können wir uns bei Preisen von 250 US-Dollar die Nacht, nicht leisten und wollen das aus Prinzip auch nicht. Morgens, bekomme ich dann den Anruf vom Touranbieter, dass die Tour abgesagt wird. Sie erklären, dass die Konditionen auf dem Meer heute zu wild seien. Wir sollen es am nächsten Tag nochmals versuchen. Ich schaue mich um: Die Sonne scheint genau so wie gestern auch schon und das Meer ist spiegelglatt. Kai und ich sind uns einig, dass die Wetterkonditionen nicht der wahre Grund für die Absage sind, sondern es sind nicht genug Leute zum Schnorcheln zusammen gekommen, so dass der Bootsausflug wirtschaftlich nicht genug abwirft. Wir wollen nicht noch einen Tag hier verweilen und darauf hoffen, dass sich noch mehr Leute zum Schnorcheln anmelden. Ist uns wirklich zu doof hier. Und scheinbar sind wir immer noch zu nah, an dem beliebten kalifornischen Traumurlaubsdomizil, anders kann ich mir diese Preise und dieses Gebaren nicht erklären.Weiterlesen

  • Die Abenteuer im Wilden Westen

    20. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 21 °C

    Unser Road-Trip durch die Baja California geht an der Westküste der Halbinsel weiter. Ich habe das Gefühl, dass jeder einzelne Western-Film hier gedreht wurde. Staubige, endlose Prärie mit zahllosen riesigen Kakteen und dornigen, blattlosen Büschen dazwischen. So weit das Auge reicht, gibt es nur diese ausgedörrte Landschaft. Um noch einen drauf zu setzen, weht der Wind noch einen dieser Dornenbuschbälle, die jeder aus Western-Filmen kennt, über die Sandpiste, vor unserem Auto. Klischee lass nach. Dazu sehen wir vereinzelt Männer mit Cowboyhüten und -stiefeln. Der wilde Westen ist hier noch voll in Mode bzw. top-aktuell. Wir fahren an einsame, kilometerlange Strände, die hier sehr leicht zu finden sind. Es gibt hier kaum Menschen, die hier wohnen und auch niemanden der hier Urlaub machen will. Abseits der Touri-Ami-Hochburgen im Süden der Baja California Halbinsel, ist hier tote Hose, tote Wüste sozusagen. Kai findet die Wüste überhaupt nicht langweilig und ist voll in seinem Entdecker-Element. Er springt mittlerweile wieder überglücklich durch die Dünen und erkundet die Gegend und zeigt mir ständig irgendwelche Pflanzen, Insekten, Reptilien oder Vögel, die ich unbedingt inspizieren soll. Oder aber er schleppt Schildkrötenpanzer oder andere Tierskelette an, folgt Tierpfärten, sammelt Brennholz, baut Lagerplätze und Schattenplätze, macht Lagerfeuer, grillt Würste am offenen Feuer, etc. Und das alles mit wachsender Begeisterung. Ich versuche da gar nicht mehr hinterher zu kommen, bei allem was er so vorhat. Aber ich muss zugeben, dass Kai's Begeisterung ansteckend ist und ich diesen Wildcampingtrip in der Wüste nun auch sehr genieße, auch wenn es viele Entbehrungen gibt, wenn man tagelang auf den Komfort eines Zimmers verzichten muss. Wir werden jedoch mehr als belohnt indem wir auch Wild-Life sehen dürfen. Wir sehen Geier, Pelikane, Delphine, Echsen, und als absolutes Highlight einen Koyoten. Der kommt direkt zweimal vorbei, da wir uns scheinbar in seinem Revier aufhalten. Nach dem Kulturschock an der Südspitze der Baja, bestätigen Kai und ich uns gegenseitig: Wir lieben die Natur!
    Eine brenzliche Situation darf während des Wildcampings natürlich nicht ausbleiben. Also folgendes: Da Kai immer noch ständig seinen Kram verliert, haben wir gesagt, dass der einzige vorhandende Autoschlüssel in meiner ständigen Obhut bleiben muss. Gesagt, nicht getan. An dem Abend, an dem wir am weitesten von menschlicher Zivilisation weg sind, fragt Kai mich nach dem Autoschlüssel, da er etwas aus dem Kofferraum holen möchte. Er klappt den Kofferraum zu und lässt den Schlüssel im Kofferraum liegen. Diesen kann man allerdings nur mit dem Schlüssel öffnen und von innen kommt man ebenfalls nicht ran. Tatsächlich haben wir nun ein verdammtes Problem. Der Zugang von innen zum Kofferraum ist hermetisch abgeriegelt, er befindet sich in einer Art Metallumschalung. Trotz roher Gewalt gelingt es zuerst nicht Zugang von innen zum Kofferraum zu bekommen und so an den Autoschlüssel zu kommen. Von außen geht es ebenfalls nicht, da wir kein Werkzeug haben um das Schloss aufzubrechen. Wir müssen Hilfe holen, aber es gibt hier keinen Handy- und auch keinen Internetempfang. Wir überlegen, wie viele Tage wir laufen müssten, bis wir in einen bewohnten Ort kommen würden. Drei, eher vierTage, oder mehr? Alleine, oder zu zweit? Der Plan ist nachts zu laufen, da die Hitze tagsüber zu stark ist. Vielleicht haben wir Glück und es kommt auf dem Weg ja doch noch ein Auto vorbei... Es werden noch viele verzweifelte Pläne geschmiedet, wie wir uns nun aus der Misere retten können, aber zuletzt kommen wir irgendwann inmitten der Nacht dann doch noch zum Glück an den Autoschlüssel ran. Mensch, ey, das war dann schon wieder etwas zu viel Abenteuer als gebucht.
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  • Ein Königreich für ein Zimmer

    23. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ⛅ 21 °C

    Wir campen nun seit 6 Tagen wild in menschenleeren, wüstenähnlichen Landschaften. Es ist ein spannendes Unterfangen, aber auch ziemlich asketisch. Wir schlafen eigentlich kaum eine Nacht richtig durch. Bei den extremen Temperaturschwankungen kann man sich nur schwer vernünftig anpassen. Meist ist es tagsüber sehr heiß mit Temperaturen von über 40 Grad und nachts kühlt es dann schlagartig runter auf unter 10 Grad und man friert im Zelt. Mit diesen extremen Temperaturschwankungen ist es aber noch nicht getan. Die Luftfeuchtigkeit wird nachts plötzlich so hoch, dass alles, Decken, Klamotten, Yogamatten, Haare, feucht-klamm werden, und es dadurch noch kälter und ungemütlicher wird im Zelt. Morgens ist es dann alles wieder staubtrocken. Es ist wirklich ein spannendes Phänomen, macht das draussen Schlafen, aber herausfordernd. Zudem schlafen wir auf dünnen Yogamatten, und so ein Sandboden ist nur in der ersten Stunde noch weich genug. Und dann kommen natürlich noch die alltäglichen Bedürfnisse hinzu, die jeder Mensch täglich nachgehen möchte. Auf Toilette gehen, ist nur noch draußen möglich, sich waschen geht nur noch im salzigen Meer. Ich will mich nicht beschweren: aber mittlerweile wünsche ich mir sehnlichst ein Zimmer. Egal was kost'. Ein Königreich für ein Zimmer! Ich träume von einer echten Matratze, und sand- und insektenfreie Bettdecken, und von der kuscheligen Wärme, die man morgens verspürt, wenn man wach wird. Und einer warmen Dusche. Sorry, ich verfalle in Träumereien. Wir campen, dann noch eine weitere Nacht im Nirgendwo. Auf unserer Weiterfahrt kommen wir plötzlich, an einem Hotel mit dem wunderschön klingenden Namen Alcatraz vorbei. Es klingt sehr verführerisch. Wir buchen uns ein und genießen und genießen.... das Bett, die nächtliche Wärme, ein Badezimmer. Wir verchillen und verschlafen vom Moment des Eincheckens bis zum Auschecken, sprich ca. 24 Stunden, ausschließlich im Zimmer. So schön!
    Danach lassen wir uns dummerweise noch darauf ein, eine Walbeobachtungstour mitzumachen. Es ist überhaupt nicht die Saison um die Grauwale zu sehen und eigentlich weiß ich das auch, da ich dies bereits mehrfach im Internet gelesen hatte. Diese kommen zwischen Januar und März in die warmen Buchten der Baja California um hier ihre Kälber zur Welt zu bringen und groß zu ziehen. Jedoch gibt es hier im Juli keine Grauwale zu sehen, da ihnen das viel zu warm ist. Die Frage ist, wer der Blöde ist: der Kapitän der uns die Walbeobachtungstour andreht, wohlwissend, dass gerade nicht die Saison ist und wir keine sehen werden. Oder ich, wohlwissend, dass gerade keine Saison ist, und wir keine Grauwale sehen werden, und trotzdem die Tour buche?! Außer Spesen nichts gewesen. Natürlich haben wir keine Grauwale gesehen. Pelikane haben wir gesehen, aber die gibt's hier überall. Ungefähr genauso so viele, wie es kleine Hunde auf dem Festland gibt. Kai liebt die kleinen Kläffer und beschmust jeden einzelnen von ihnen. Muss ich nicht verstehen. Ich liebe richtige Hunde.
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  • Mexikanische Sommerferien

    26. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ☀️ 33 °C

    Weiter geht's mit unserem Roadtrip in der Baja California. Diesmal an der bewohnteren Ostküste. Ein bisschen geschummelt haben wir schon und insgesamt zwei weitere Tage in einem schnieken Zimmer unter der Klimaanlage verbracht und in Restaurants gegessen, sowie WiFi geschnorrt.
    Wir fahren also die Küstenstraße gen Norden hoch und halten an diversen pittoresken Orten. An Bilderbuch-Stränden, 300 Jahre alten Missionsstationen, Wild-West-Städtchen. Nichtsdestotrotz beschleicht mich das Gefühl, dass 1 Woche Mietwagen gereicht hätte, da wir so langsam auch nichts mehr mit unserer Zeit hier in Niederkalifornien anfangen können. Egal, was man nämlich unternehmen möchte, ob Kayak ausleihen, schnorcheln oder tauchen gehen, oder selbst einfach nur zu Höhlenmalereien wandern, es ist übertrieben teuer und völlig unverhältnismäßig, sowie alleine nicht erlaubt. Und ehrlicherweise gesagt, sind die ortsansässigen Mexikaner auch nicht gerade die Nettesten. Zumindest im Vergleich zu den herzlichen Mexikanern in Chiapas oder Oaxaca. Von den US-amerikanischen Touristen hatte ich ja bereits schon erzählt, aber auch viele Mexikaner selbst, machen hier Urlaub in ihrem eigenen Land. Scheint gerade Ferienzeit zu sein. Sie campen meistens, genau so wie wir, und belagern jeden öffentlichen Küstenabschnitt mit Strand, an dem Kai und ich auch campen. Zumeist sind es große Familiengruppen, die IMMER Alarm bis tief in die Nacht machen und wirklich auch IMMER total laute mexikanische Musik hören. Natürlich jeder mit seiner eigenen Musik, aus den eigenen Autoboxen, auch wenn die Autos keine 5 Meter auseinander stehen. Lärm scheint hier ganz anders wahrgenommen zu werden, da auch ein klingender Handywecker, einfach stundenlang nachts durchklingelt und keiner sich bemüßigt fühlt, diesen auszustellen. Die Benutzung der öffentlichen Toiletten oder der Mülleimer ist auch eher nur eine Empfehlung, da es viel bequemer ist, sich dort von allem zu entledigen, wo man gerade steht. Ich merke wie in mir der deutsche, ordnungsliebende Spießer wach wird, wenn sich keiner, an die von mir gewohnten, standardmäßigen Regeln, des gemeinschaftlichen Lebens hält. Aber mir fallen auch positive Dinge auf. Es ist bemerkenswert, wie die mexikanischen Familien hier miteinander harmonieren. Die Eltern scheinen irgendwie weniger gestresst mit ihren zahlreichen Sprösslingen und oft sieht man wie die ganze Familie, die oft aus mehreren Generation zu bestehen scheint, zusammen spielt, ein Festmahl zubereitet, und richtig Spaß miteinander hat. Nicht, dass ich mir wünsche, mit all meinen Verwandten Urlaub zu machen, aber es ist trotzdem herzallerliebst, die gut funktionierenden Großfamilien zu beobachten und zu sehen, dass es allen damit richtig gut geht. Nichtsdestotrotz kann ich als Resümee sagen, dass es wegen der Wüste einmalig spannend war nach Baja California zu kommen und die damit verbundene Natur zu erleben, aber zum Urlaub machen, gefällt es mir hier überhaupt nicht.
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  • Plötzlich zu dritt...

    28. Juni 2021 in Mexiko ⋅ ☀️ 35 °C

    Wir schlafen die letzte geplante Nacht an einem Strand in Hängematten an dem Coyote Beach, als ich sehr früh morgens, es muss so ca. 6.00 Uhr, von einem tobenden Haufen Hundewelpen geweckt werde, die an meiner Hängematte zerren, spielen und mich von unten anstupsen. Gestern waren die doch noch relativ jungen Hundewelpen, definitiv noch nicht da. Es soll sich heraus stellen, dass ein Mexikaner, diese noch vor Sonnenaufgang mit seinem Auto zum Strand gebracht hat und hier kaltherzig ausgesetzt hat. Wir sprechen verschiedene Leute an, um nun eine Lösung für diese Hundebabys zu finden, da die ohne menschliche Zuwendung bzw. ohne ihre Hundemama hier definitiv sterben werden. Leider ist die einzige Lösung, den Reinigungstrupp zu bitten, welcher täglich den Strandabschnitt reinigt, den Hundewelpen täglich Wasser und Essen zu geben. Kai drückt ihnen etwas Geld dafür in die Hand und appelliert an ihr Gewissen. Wir sind uns nicht sicher, ob diese sich kümmern werden, oder nicht. Aber ein Tierheim gibt es nicht, aufnehmen wollte auch keiner einen von den Welpen, und so sind wir ratlos. Wir bringen es kaum übers Herz die Welpen so zurück zu lassen und nehmen kurzerhand zumindest einen von ihnen mit. Wir taufen sie Nola. Das Hundemädchen, soll uns nun auf unserer weiteren Reise begleiten und wir wollen sie am besten auch mit nach Deutschland nehmen. Das Reisen wird nun komplizierter, wahrscheinlich auch anstrengender, aber der Entschluss ist gefasst. Kai kümmert sich rührend um Nola, denn sie braucht noch sehr viel Pflege. Er übernimmt sogar die Nachtschicht, da der Hund ja noch nicht stubenrein ist, oft Futter braucht und generell nicht den allerbesten Gesundheitszustand hat, da sie unter anderem von allen erdenklichen Parasiten befallen ist. (Wir hoffentlich jetzt nicht auch.) Der Tierarzt meinte, sie dürfte maximal 8 Wochen alt sein, und wir würden sie wieder auf Vordermann bringen. Und tatsächlich, nach wenigen Tagen ist Nola schon wesentlich agiler und verspielter, und nicht mehr so apathisch, wie zu Beginn. Und zudem ist sie sehr, sehr anhänglich. Ach, was soll ich sagen, Kai und ich sind bereits voll verliebt, da sie mega süß ist. Das Projekt "Reisen mit Hund" ist nun geboren. Schauen wir mal....
    Nach zwei Tagen mit Nola, wollen uns ihre Geschwister-Welpen, die wir am Strand zurück gelassen haben, aber nicht aus dem Kopf gehen. Das schlechte Gewissen meldet sich und verkündet, dass sich der Reinigungsdienst am Strand, den wir drum gebeten haben, sich um die Welpen zu kümmern, einen Sch*** tun wird. Also fahren wir nochmals die 105 km zurück zum Strand und finden tatsächlich noch 4 von den 5 zurück gelassenen Welpen. Wir packen diese ein und bringen sie zu einem Verein, der Straßenhunde rettet. Die Adresse haben wir vom Tierarzt bekommen. Fühlt sich viel besser an und nun können wir unser neues Familienmitglied auch ohne schlechtes Gewissen verhätscheln.
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