Im Königreich der Lamas

fevereiro - agosto 2023
Mit Rucksack und Zelt auf dem Weg ans Ende der Welt. Leia mais
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  • Dia 30

    Schiff Ahoi!

    9 de março de 2023, South Pacific Ocean ⋅ 🌧 13 °C

    Irgend ein tiefes inneres Gefühl reißt mich aus dem Schlaf. Etwas ist anders. Die Motoren dröhnen und die Schraube donnert durchs Wasser. Gegen zwei Uhr Nachts hat die Esperanza in Puerto Montt abgelegt. 11.000t pflügen mit 13 Knoten durch das Wasser. Schiff und Cargo. Wir Passagiere inbegriffen. Ich will wieder einschlafen jedoch macht es mir die laute Schiffslüftung in der Kabine nicht einfach. Selbst Ohrstöpsel helfen nicht. Am nächsten Morgen habe ich den Salat und bin zum ersten Mal seit vier Wochen launisch wenn der Wecker klingelt. Zudem habe ich mir von der kalten Luft auch noch den Rücken verspannt.

    Kaum bin ich draußen und die Sonne geht zwischen den Wolken auf ist bis auf die Verspannung schnell alles vergessen. Durch den Golf von Puerto Montt geht es hinaus in den Golf von Chiloe. Gleich nach dem Frühstück ist so etwas wie Passagierbriefing wo wir einiges über das Schiff erfahren und über den heutigen Tag auf See. Das Wetter spielt noch recht launisch denn es regnet. Was wäre Patagonien auch ohne Wolken. Laut Fahrplan bietet sich eigentlich der ganze Tag zum Walbeobachten an. Nebenbei schwimmen noch etliche Robben und unzählige Seemöven auf dem Wasser. Wie aus dem Nichts taucht aller zwei Stunden sogar mal ein Frachtschiff vom Horizont auf.

    Nachdem bis zum Mittag kein Wal in Sicht war geht es zur Siesta. Schlaf nachholen. Und natürlich erfahre ich hinterher von der ersten Walsichtung an diesem Donnerstag. Also dann doch Winterjacke an, ein zweites Paar Socken damit ich in Sandalen keine kalten Füße bekomme und raus an Deck. Mit der Zeit kommt immer wieder die Sonne hervor. Wir fahren vor dem Wind und merken gar nicht wie die Wellen mit 1-2 Meter vor dem Bug prallen. Nur den Schiffen die uns entgegen kommen sieht man an wie stark sie zu kämpfen haben.

    Am Nachmittag gibt es an Deck ein Barbecue dass wegen eines Regenschauers jedoch nur halb so viel Spaß macht. Doch als die Sonne länger scheint trocknet das Deck schnell ab und auf dem Boden wird es regelrecht warm so dass außer mir immerhin noch zwei andere in Flipflops und Sandalen umher laufen. Andere haben hingegen heute noch großes vor und haben ein 40cm Tele-Objektiv ausgepackt für die Besten Schnappschüsse des Tages. Und Ja, zumindest hier lohnt sich die Schlepperei. Mehr noch als auf Safari durch Afrika. Bis zum Abend bekommen wir noch vier Wale zu Gesicht. Oder zumindest ihre Fontäne. Zwei Australier sind regelrecht enttäuscht. „In Australien bei uns an der Küste um Sydney die Wale spielen regelrecht und springen immer aus dem Wasser.“ Leider haben sie uns heute den Gefallen nicht getan.
    Trotzdem glaubt ihr gar nicht wie schnell die Zeit an Bord vergeht. Es gab Frühstück, Mittag und Abendbrot. Was die Chilenische Küche hergibt. Sehr kulinarisch ist sie leider nicht. Aber die Köche geben sich alle Mühe mit Gewürzen auch die letzte Bohne aufzupeppeln. Dazu Algen, Kürbispüree, Tomaten, Zwiebeln und selbstverständlich Fleisch. Getränke, Tee, Kaffee, Saft sind auch all inklusive doch ist so manchem auch schon schlecht geworden wenn er zu viel Getrunken hat und das Wasser oder der Kaffee sich dann im Magen aufschaukeln.

    Für morgen hat der Kapitän wohl 3-4m Seegang angekündigt. Wir sollen doch bitte alles was wir nicht brauchen gut verstauen oder wegschließen. Für Seeleute sei das schönes Wetter, jedoch wisse er nicht wie wir darauf reagierten. Das ganze geht übrigens früh um drei schon los. Von daher geht es nach dem herrlichen Sonnenuntergang nur noch über dieses Meeting schnurstracks in die Kajüte
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  • Dia 32

    Auf hoher See

    11 de março de 2023, South Pacific Ocean ⋅ 🌧 14 °C

    Erneut wache ich in der Nacht kurz auf. Es rumpelt am Rumpf. Die Wände der Kabine knirschen in den Wogen der hohen See. Juhee! Endlich bekomme ich auch einmal dieses raue Patagonien zu Gesicht. Mal schauen wie lange es mir gefällt…
    Flink ziehe ich mich an und gehe als einer der Ersten mit an Deck. Wie im betrunkenen Zustand geht es stolpernd durch den Gang. Auwei, heute muss ich mich gut festhalten. Einmal an Deck ist das alles gar nicht so schlimm. Das Schiff biegt sich zum Teil sehr tief auf seiner eigenen Längsachse aber wenn ich nach vorne an den Horizont schaue bekomme ich das gar nicht mit. Dort vorne an Deck gleicht es eher einer Achterbahnfahrt. Im Auf und Ab der Wellen fühlt man sich regelmäßig schwerelos und es kribbelt im Bauch bevor es wieder bergab geht und das Wasser zu beiden Seiten des Schiffes rumpelt spritzt und schäumt.
    Ein paar andere Gäste haben gleich am Morgen eine Delphinschule entdeckt. Doch als der Kapitän bemerkt wie sich alle auf einer Seite horten und zum Teil nicht einmal mehr am Geländer festhalten lässt er dass Vorderdeck zur Sicherheit räumen und verbietet vorerst den Aufenthalt an Deck. Erst finden wir das gar nicht schlimm denn es regnet heute sowieso recht ergiebig. Immer wieder erspäht jemand die Fontäne eines Wals oder gar seinen Rücken. Und so vergeht Stunde um Stunde. Es schaukelt beständig. Immer wieder mal kommt eine größere Welle vorbei und schaukelt am Schiff so sehr dass in der Cafeteria sogar der Kühlschrank fast umfällt und drinnen jetzt alles bunt gewürfelt umher liegt. Zum Mittag haben wir das gleiche Spiel mit den Tabletts auf denen das Essen serviert wird. Durch das Geschaukel rutschen sie auf den Tischen nur so umher und werden auch an der Tischkante nicht wirklich gestoppt. Viel eher befördert manche Tischkante zum Flug der Extraklasse quer durch den Speisesaal. Und trotz dass dem einen seine Hose jetzt voll Saft ist und der andere mit Messer und Gabel jetzt lieber aus dem Schoß isst weil er den Teller dort leichter balancieren kann kommen wir aus dem Lachen nicht heraus als einmal alles nach links schießt, so schnell kannst du gar nicht reagieren während der eigene Stuhl auch schon Anstalten zu rutschen macht. Das aufwischen dauert eine Weile und das Mittagessen fiel heute demnach etwas kürzer aus. Aber hey, dass ist nun mal so auf Hoher See und für die Seeleute sind die 3-4m Welle ja noch eine ruhige See.

    Der Nachmittag verläuft im Nebel und das Geschaukel lässt erst wieder Nach als wir in den nächsten Fjord einfahren. Zur Aufmunterung der Meute lädt der Kapitän zum Captains Dinner auf die Brücke. Im Gänsemarsch folgen ihm gut 30 Leute immer auf der gelben Linie entlang. Ich habe ja schon im Cockpit eines Boing-Jumbos gesessen jedoch auf einer großen Schiffsbrücke stand ich auch noch nie. Wir werden kurz eingeführt und durften uns zu meiner Überraschung nachher frei bewegen. Auf dem Steuerpult gibt es alles drei Mal. Kompass, Joysticks (ja, das Steuerrad gehört der Vergangenheit an) jeweils ein Steuerpult für links und rechts. In der Mitte das große Steuerpult dann noch mit einem Autopiloten. Zwei Radarscanner, ein Echolot ein Schalpult für die Pumpen, eines für die Motoren und noch eins für den Strom und die Ventilatoren an Bord, ach und eins noch für Notfälle, Sicherheit und Emergency. Das ist alles schnell erklärt. Gefahren wird selbst der Autopilot nach Seekarten auf Papier. Die sind nach wie vor verlässlicher als die Elektronik. Die Fjorde hier sind zwar vielleicht 2 km breit oder einen jedoch bis zu 1200m tief! 8-10mal so tief wie in Norwegen! Gefunkt wird übrigens kaum noch. Man schreibt sich heute Textnachrichten über AID.
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  • Dia 32

    Erdgeschichte über Patagonien

    11 de março de 2023, South Pacific Ocean ⋅ 🌧 11 °C

    Den ganzen Nachmittag habe ich mich schon gefragt warum zwei junge Leute hier an Bord nichts Besseres zu tun haben als ihr Laptop mit Eingaben zu füttern. Sie haben nicht links und nicht rechts geschaut und eigentlich den schönen Seetag verpasst. Am Abend lüftet sich jedoch auch dieses Geheimnis noch. Der Ticketpreis ist schließlich all inklusive. Dadurch sind auf dieser Fahrt zwei Professoren der Geologie und Hydromorphologie mit je einem Studenten an Bord und kundschaften entlang der Route interessante Plätze aus die sich für spätere Forschungsprojekte eignen könnten und welche Antrag man dazu bei der Regierung für die Gelder stellen müsste. Navimag fragte die Vier zum Mittag ob sie heute Abend nicht einen Vortrag über die Geologie in den Fjorden von Chile halten wollten. Gesagt getan und dazu am Schluss noch eine Umfrage programmiert so dass Navimag und Universität eine WinWin Situation haben. Über die Erdzeitalter, die Plattentektonik, die Physik und das Eigenleben eines Gletschers geht es bis zu den Tiefen der Fjorde von denen einige hier im Schnitt 700-900m tief sind. An der tiefsten Stelle sogar 1180m lt Seekarte. Wie ist das alles entstanden? Und ist es Plattentektonik oder Vulkanismus? Interessante Fragen kommen auch aus dem Publikum und doch heißt die Antwort oft: „Wir vermuten jedoch wir wissen es nicht.“ Wenig verwunderlich wenn die zwei erzählen dass sie unter anderem deswegen hier sind. Man hat hier ja auch Pleiosaurus Knochen gefunden. Es ist regelrecht eine 300x 1200km große Spielwiese auf der sich weltweit jedoch nur ca. 10-15 Wissenschaftler und die Chilenische Armada tummeln. Selbst nach Jahrzehnten steht man eigentlich am Anfang und jedes Paper, jeder Beitrag wird hoch gelobt. Freilich erhalten die Forscher viele Gelder aber oft fehlt es an der Technik ein Projekt zu erforschen und schlicht an Kapazität von Forschenden. Viele Phänomene der Forschung befinden sich zudem unter Wasser. So haben wir heute unbewusst den sogenannten Triple Point passiert an dem die Kontinentalplatte, die Nazca Platte und die Antarktische Platte aufeinander treffen. Man weiß z.B. auch nicht warum geologische Gräben zwischen den nördlichen und dem südlichen Patagonien bis zu 900m tiefe Seen sind während neben an ein Vulkan steht denn dass die Kontinentalplatte sich hier noch einmal aufgespalten hätte und im halben Prozess dann aufhört gilt als unwahrscheinlich. Warum die Fjorde so tief sind, selbst wenn früher der Wasserspiegel niedriger lag kann noch nicht ausgiebig erklärt werden. Immerhin wurde vor gerade einmal sechs Wochen die Arbeit zur Geologie in einem Abschnitt veröffentlicht die nun bestätigt dass vor allem die Inseln im nördlichen Patagonien alle vulkanischem Ursprungs sind und eine Verlängerung der chilenischen Küstenkordillere darstellen. Wir dürfen also gespannt sein. Wann immer jemand über die Erdgeschichte Patagoniens hier etwas neues hört darf er gerne einen Kommentar setzen.Leia mais

  • Dia 33

    The english narrow

    12 de março de 2023, Pimentão

    Die Gespräche führen bis in die Nacht. Wenig Schlaf und Augenringe vorprogrammiert. Denn in dieser Nacht ist auch der einzige Stop an dem das Schiff ankert. Es hält ja auch kaum einer für möglich dass am Ende des Fjords mit seinem übermäßig tiefen Wasser eine Sandbank lauert und zum Abschluss eine Enge passage die nur bei Tag durchfahren werden darf. Das Boot hat 23m Breite, die Fahrrinne 40m und wir müssen noch ein Kurve um eine Insel herumfahren. Eine enge Geschichte für die man vorsichtshalber abseits jeglicher Zivilisation eine Marienstatue auf die Insel im Kanal gebaut hat. Bis auf zwei Schiffen hat sie bislang allen Schiffen den Weg geleitet. Eines ist auf Grund gefahren weil man die Sandbank früher noch nicht kannte. Und das zweite ist gesunken weil es irgendwo aneckte während es mit Zucker aus Brasilien überladen war und zu viel Tiefgang hatte. Merke: Zuviel Zucker ist ungesund.
    Heute liegt eines der Schiffe immer noch als Mahnmal auf der Sandbank. Mit der Zeit und mit dem Salzwasser wurde daraus ein regelrechtes Geisterschiff.

    Nach weiteren zwei Stunden gelangen wir nach Puerto Eden. Ein Ort, einhundert Einwohner in etwa 36 Häusern, davon 10-15 Schüler in einer Grundschule. Die Häuser verbindet ein Laufweg. Eine Straße existiert nicht. Schiffe sind die einzige Verbindung. Einige Leute an Deck freuen sich denn es ist seit zwei Tagen das erste Mobilfunksignal auf der Route. Und für die nächsten 30 Stunden bleibt es auch das einzige Lebenszeichen nach außen.

    Durch enge Kanäle geht der Weg wieder vorbei an unzähligen Möwen, Robben und auch wieder einer Delphinschule. Eine Fähre kommt uns entgegen mit einem kurzen Hupen. Natürlich muss der Kapitän Stärke zeigen und hupt gleich vier Mal. In den engen Fjords hallt ein langes Echo.
    Die Luft klart auf und wie für das Wochenende vorhergesagt gibt es den ganzen Nachmittag Sonnenschein. Was wollen wir denn mehr? Gestern noch auf hoher See war es egal ob die Sonne Scheint oder Wolken den Himmel verhängen. Man sieht am Horizont so oder so kein Lebenszeichen. Heute dagegen zeigen sich die ersten Bergspitzen mit verschneiter Zuckerhaube. Am Nachmittag passieren wir in der Ferne den großen chilenischen Inlandgletscher. Der Wind hat ein paar Eisschollen bis hier hinaus zu uns in den Fjord geblasen, wo sie erst langsam dahinschmelzen. Im Südwinter ist die Wasserstraße ab und an wohl von Eisplatten übersäht oder gar leicht zugefroren. Für diesen Fall sind die Schiffe allesamt verstärkt und haben vorn eine besondere Legierung dass sie nicht kaputt gehen wenn man sachte durchs Eis pflügt. Sind ja keine Eisbrecher.
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  • Dia 33

    5 Tage auf See

    12 de março de 2023, Pimentão

    Auf meiner morgendlichen Runde über das Schiff bläst der Wind heute gewaltig. Ich kann kaum meinen Tee festhalten. Wir sind am südlichsten Punkt der Fahr angelangt. Nach Puerto Natales geht es weiter ins Landesinnere. Der Wind kommt mit Spitzen bis zu 25 Knoten aus nördlicher Richtung. Die Esperanza kämpft sich langsam ihrem Ziel entgegen. Noch einmal so eine ganz enge Passage die man nur bei Tag befahren darf und dann kommt ein letzter offener Fjord. Angezogen mit der Hälfte dessen was ich dabei habe geht es hinaus in den Sturm. Endlich weiß ich was die mit dem Wind als stetigem Begleiter in Patagonien meinten. Regen und Sonnenschein wechseln sich ab. Regenbögen werden heute früh zu unserem stetigen Begleiter. Das ist wie ein Abschiedsgeschenk von fünf herrlichen Tagen an Bord. Wir haben gelacht, so viel gegessen wie nirgend sonst in Chile, wir haben auf dem Deck dem Wind getrotzt und snd in den Kojen so richtig schön in den Schlaf geschaukelt worden.
    Jetzt liegt Patagonien nur noch einen Steinwurf entfernt. Puerto Natales zieht an uns vorüber, wir drehen bei … und drehen dan ab. Der Wind ist zu stark um anzulanden und fast am Ende der Welt gibt es keine Lotsenschiffe um zu unterstützen. Also setzen wir uns in eine windgeschützte Bucht 8km vor der Stadt und wettern ab. Ringsum peitscht der Wind die Wellen über das Wasser und die Wolken über den Himmel. In der ferne glänzen mit Schnee bedeckte Gipfel wie der Cerro Teneriffe, oder der Cerro Esmeralda und der Monte Piramide. Die könnten genau so gut aus einer anderen Welt hier her gesetzt worden sein.
    Das warten verspricht noch einmal leckeres Mittagessen. Ab morgen muss ich selbst wieder kochen… Doch das Warten bringt auch die Müdigkeit über uns. Während wir die letzten Tag schier unentwegt draußen waren und jeden Tag etwas Neues entdeckt haben ist heute die Puste raus. Trotz Siesta könnte ich den ganzen Nachmittag schlafen und vor um Sechs abends will der Kapitän keinen neuen Anlandeversuch wagen. Das sind also noch 6 Stunden vor Anker auf der Stelle schaukeln damit wir die 5 Tage auf See auch wirklich voll bekommen.

    Merke: in Patagonien darf man nie zu weit im Voraus planen. Statt fünf waren eigentlich 1-2Tage weniger eingeplant. Der Rest ist Zugabe vom Wetter. :)
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  • Dia 34

    Puerto Natales

    13 de março de 2023, Pimentão ⋅ ☁️ 9 °C

    Der Wind hat uns noch einige Stunden länger hängen lassen.
    Nur wenn es weniger als 15 Knoten Wind hat darf der Kapitän das schwierige Anlandemanöver machen. Denn hier gibt es keine Lotsenschiffe und es wird mit zwei Schlauchbooten improvisiert die Leinen ans Dock zu legen. Nachvollziehbar dass das bei Starkwind nicht geht. Dadurch wurden wir aber auch erst um halb elf Abends von der Fähre gelassen. Auf dem Boot herschte zudem stricktes Alkoholverbot. Nichts leichter als trotz der späten Stunde noch in die Last Hope distillery einzurücken. Die südlichste Distille der Welt. Von Wacholder Gin über Calafate bis zum Whisky gibt es hoer alles. Einziges Problem auf der Karte - es gibt nur Kombi Angebote 3 Whisky zum Festpreis dass die Ohren schlackern. Einzeln keine Chance. Also doch was Leichteres zum Ausklang.

    Ich nutze den nächsten Tag um mich zu organisieren und Puerto Natales zu erkunden. Es ist nicht das Ende der Welt und hat einiges zu bieten. Puerto Natales liegt sehr Flach in einer Bucht in direkter Sicht auf die Gletscher des südlichen Eisfeldes. Bis zu den Torres del Paine sind es auf der Karte noch einmal über hundert Kilometer. - wenn die Sicht gut ist. Für die nächsten fünf Tage haben sie jedoch dicke Wolken vorher gesagt. Solange ich noch etwas sehe geht es auf einen Aussichtspunkt über die ganze Bucht. Die Berge sind leider schon alle im Nebel verhangen. Es ist jedoch wunderschön anzuschauen wie der Herbst hier langsam Einzug hält und die Buchenblätter sich gelb verfärben. Bald setzt Regen ein. Zähflüssiger Regen, kurz vor Schneefall. Zum Glück klappt heute das Trampen zurück in die Stadt wieder reibungslos.

    Bevor ich mich noch einmal mit ein paar Freunden von der Fähre treffe geht es in das kleine städtische Museum. Hier wird allerlei ausgestellt was die jüngsten Siedler aus der alten Welt zum Leben alles brauchten vom Haus im Kolonialstil bis zur Schreibmascchine oder der Apothekenpräzisonswaage und übergroßen BonBon-Dosen. In dieser Zeit entstand hier eine Fleischverarbeitungsindustrie. Das Land lebt wenn überhaupt vor allem von der Schafzucht. Als die Bauern sich gegenüber den Kolonialherren benachteiligt fühlten gab es Schlägerelen mit insgesamt 8 toten Arbeitern und 4 toten Polizisten. Für so eine dünnbesiedelte Region regelrecht ein Massaker. Auch darüber berichtet das Museum und über das eigentliche wirkliche Massaker an den indigenen Ureinwohnern in Feuerland. Das ist selten. Es wird auch heute gern noch unter den Tisch gekehrt dass die Völker nach Europa verschleppt wurden um sie wegen ihrer anderen Art wie Tiere in botanischen Gärten zur Schau zu stellen. In Deutschland war da ein gewisser Herr Hagenbeck führend. Ein sonst wohl ziemlich geschätzter und hoch dotierter Zoologe in Norddeutschland.

    In noch älterer Vergangenheit hat man hier in Höhlen bei Ausgrabungen Saurier und Reptilien gefunden. Der Meilodon ähnelt heute am nächsten noch einem Bären, mehr noch vielleicht einem Ameisenbären. Dieser Ort war also schon immer beliebt. Dennoch habe ich mich entschieden die Pläne etwas umzustellen. Der Torres del Paine muss auf mich warten oder ganz verzichten. Die Reservierungen für Zeltplätze im Park sind trotz des anhaltend schlechten Wetters völlig überbucht. Und nur für eine Tagestour im Regen oder dichtem Nebel und noch dazu horrendem Parkeintritt kann ich auch zu Hause ins Gebirge wandern gehen.
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  • Dia 35

    Punta Arenas

    14 de março de 2023, Pimentão ⋅ 🌬 6 °C

    Beginnen wir mal so langsam die Superlativen aufzufahren hier in Chile. Verlässt man Puerto Natales gen Süden dauert es keine halbe Stunde und die Berge sind verschwunden. Die Landschaft wird karg und es wächst maximal noch gelber Rasen. Nach drei Stunden kommt man nach Punta Arenas - dazwischen ist nichts. Patagoniens Steppen sind ein weites Land und plötzlich kann ich jeden verstehen der hier flucht wenn er dem Wind ausgesetzt ist.

    Außerdem ist der Wind eiskalt! Er kommt vom Westen über die Berge und fegt eigentlich aufs Wasser hinaus. 6 Grad fühlen sich dennoch an wie maximal 1 Grad. Kein Wunder wenn ich in drei Tagen eine Erkältung habe. An der Strandpromenade können sie sich jedenfalls die Straßenreinigung sparen. Punta Arenas gilt als die südlichste Stadt auf dem kontinentalen Festland. Von hier sind es noch 85 km weiter südlich bis am Kap Froward das Festland ganz zu Ende ist. Feuerland und was da noch kommt sind „bloß“ noch Inseln. Und das Witzige ist dabei es gibt hier ein paar k
    Kilometer südlich der südlichsten Stadt ein Denkmal dass den geografischen Mittelpunkt von Chile markiert. Der Südpol gehört ja offiziell niemandem aber der Chilenische Teil wird von Punta Arenas aus verwaltet. Das Haus an der Plaza de Armas ist sehr schön und doch unscheinbar. Außer einem kleinen Schriftzug und einer zusätzlichen Flagge weißt nichts darauf hin. Hier in Punta Arenas starten auch die meisten Antarktis-Expeditionen gen Süden soweit es sich nicht um ein Kreuzfahrtschiff handelt.

    Der Streifzug durch die Stadt endet am Friedhof. Die Südamerikaner bauen da ja immer regelrechte Paläste. Zwischen Kolonialherren und Chilenen gibt es keinen Unterschied. Einzig die Kinder liegen separat. Vor allem deutsche und kroatische Namen findet man hier in den Familiengruften wieder.
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  • Dia 36

    Feuerland

    15 de março de 2023, Pimentão

    Der Busfahrer heizt wie ein Gaskranker der Fähre entgegen mit der wir das koninentale Festland hinter uns lassen wollen. Ab hier gibt es nur noch Inseln. Große und kleine. Die größte heißt nicht umso st Isla grande del Terra del Fuego. Drei Stunden geht es mehr oder minder durch die Steppe gerade aus und wir müssen aufpassen das der Wind uns nicht fort bläst. Dann gehts an die Grenze zu Argentinien. Und als wir dass dann als erster von drei Bussen überstanden haben hat auch der Fahrer plötzlich wieder gute Laune und drückt nicht mehr so auf die Tube. Ca.eine Stunde vor dem Ziel gibts nochmal eine Kaffeepause. Mittlerweile spitzt sich meine Erkältung zu und ich glaube ich wäre sonst gar nicht aus der Trance aufgewacht. Denn plötzlich zeigt Feuerland sich in einem ganz anderen Kleid. Der Name stammt ja daher dass die Seefahrer hier immer Rauchfahnen an Land gesehen haben wenn sie vorbei segelten. Damit haben sich die Ureinwohner ihrer Zeit warm gehalten. Aber hier ist der Ofen aus und es zieht gewaltig! Schneebedeckte Gipfel warten von einem auf das andere Mal auf. Feuerland hat zurecht mit gerade einmal 300m über See das niedrigste gelegene Skigebiet der Welt. Mühsam windet sich der Bus auf diesen letzten paar Kilometern. Die letzten 500km kann man leider nur mit dem eigenen Fahrzeug so richtig gut erkunden. Da fahren die Bisse immer nur durch. Am Ende liegt unscheinbar in einer Bucht die südlichste Stadt der Welt. Es ist immer noch nicht das Ende der Welt aber in Ushuaia gibt es doch einiges zu entdecken!Leia mais

  • Dia 37

    Auf einem Rundgang durch Ushuaia

    16 de março de 2023, Argentina ⋅ ☁️ 6 °C

    Über Nacht hat meine Erkältung mit grün und gelb zugeschlagen. Ich mag Argentinien schon jetzt nicht. Aber der Weg gen Süden zurück nach Chile ist versperrt. Nach Covid hat Chile den Beagle Kanal noch immer nicht wieder frei gegeben und so gibt es auch keine direkte Fähr-Verbindung von den zwei Nachbardörfern hier.

    Ein wenig Enttäuschung, dann ist eben Ushuaia der südlichste Punkt den ich in Lateinamerika ansteuern kann. Die Stadt ist 100 % auf den Tourismus eingestellt, die Preise auch. Jeder der aus Argentinien kam erzählt mir wie günstig es im Vergleich zu Chile sei. Jeder der aus Chile kommt sagt mir - das hier geht gar nicht! Egal ob in Ushuaia oder auch sonst hat die Inflation hier voll zugeschlagen. Geld abheben in der Bank kostet mehr Gebühren als das Geld wert ist an dem was man maximal bekommt wenn denn überhaupt. Bei einem Bummel durch die Stadt gibt es jede Menge kleiner Fachwerkhäuser in einem Architekturmix aus Fachwerk und Betonplattenbau. Typisch Argentinien. Jeder macht was er will solange genügend Schmiergeld fließt. Korruption wird in Zeiten von 1000% Inflation binnen eines Jahres weiterhin groß geschrieben. Als Besucher merke ich davon sonst nichts. Ich könnte hier nach Herzenslust Kuchen schlemmen und bis auf Swarovski Kristall eigentlich alles kaufen was das Herz begehrt. Allein das Geld ist nichts mehr wert und der Geldautomat spuckt nichts aus. Dann geb ich eben kein Geld aus wenn ich keins bekomme…selbst Schuld diese Argentinier.

    Da ich davon und sowieso überhaupt die Nase sichtlich voll habe gibt es erst einmal Siesta. Es ist hier Mittag zwar nicht mehr so heiß aber Tradition soll man nicht aufgeben. Am Nachmittag geht es auf einen Spaziergang zwei Stunden außerhalb zu einem Gletscher. Ja richtig, zwei Stunden Fußweg vom Hafen weg schneit es nicht bloß, der Schnee bleibt auch liegen. Klasse! Endlich kein Regen mehr. Ich mag Schnee…anstatt Schneemännern baut man hier jedoch Pinguine. Wer suchet der findet!
    Außerdem gibt es zur Belohnung eine herrliche Weitsicht über die Stadt und den Beagle Kanal bis hinüber nach Puerto Williams. So nah und doch so weit weg! In den nächsten Tagen werde ich definitiv noch einige Exkursionen mehr in den Schnee machen.
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  • Dia 38

    Ein Rundgang durch Ushuaia (2)

    17 de março de 2023, Argentina ⋅ 🌬 6 °C

    Ushuaia ist eigentlich recht groß. Mit seinen 60.000 Einwohner ist das regelrecht eine Insel in dem sonst so endlos großen Feuerland. Wie San Francisco schmiegt es sich an den Berg und spätestens jede zweite Häuserreihe hat Meerblick. Geld gibt es immer noch keines also beschließe ich ins Museum zu gehen. Es regnet sowieso. Ushuaia war einst eine Strafkolonie. So eine mit harter Vorarbeit und ohne Zaun drum herum. Wo sollten sie auch hin in dieser unwirtlichen Welt. Hier wurde nur hergebracht wer eigentlich gute Führung leistete, gute Arbeit leisten konnte und dessen Verbrechen dann aber doch recht schwerwiegend war so dass meist lebenslänglich galt. Das spart dann die Kosten für den Rücktransport.

    Heute ist das Gefängnis ein riesiges Museum über Ushuaia, Seefahrt, Feuerland und die Antarktis. Künstler sind immer wieder immer noch aktiv so dass es hier auch regelmäßig Wanderausstellungen gibt.
    Da Kohle teuer und nur von weit her kam mussten die Gefangenen den örtlichen Wald abholzen. Einerseits nicht schön, aber andererseits auch keine leichte Aufgabe. Während die Ureinwohner eigentlich alle nackt und nur mit Lendenschurz lebten. Verschlang alleine das Gefängnis jeden Tag im Schnitt 30 Kubikmeter Holz.

    Um das heran zu bringen bauten die Gefangenen eine Schmalspurbahn. Die seit 1922 ununterbrochen im Einsatz ist und dank alter deutscher Technik heute immer noch fährt. Nur transportiert sie jetzt zahlungswillige Touristen.

    Die Bucht rund um Ushuaia ist indes herrlich von weißen Schneegipfeln eingezuckert. Morgen will ich da unbedingt wieder einmal wandern gehen.
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