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- Saturday, August 3, 2024
- ☁️ 20 °C
- Altitude: Sea level
DenmarkHirtshals Port57°35’40” N 9°59’6” E
Zu neuen Ufern

Gegen den Wind geht es nach Hirtshals. Ein kurzer Zwischenstop am Wasser und schnell nochmal testen ob die Temperatur angenehm ist. Sagen wir mal es ist frisch und in dem Wind würde ich nachher definitiv erfrieren anstatt trocknen. Meinem Rad gefällt indes der Sand ganz nah am Wasser. Nicht so tief, schön fest. Doch aufgrund der Gefahr dass Muscheln im Sand den Reifen aufschneiden entscheide ich mich wieder für die Straße.
Ein herrlicher Strandspaziergang am Leuchtturm von Hirtshals ist vorerst der Letzte im Sonnenschein. Jetzt war ich hier in Nordjütland schon fast überall nur noch nicht im Hafen. Also schnell noch einmal „günstig“ Proviant auffüllen und dann schauen wir mal wohin das nächste Schiff fährt. Am Peer steht Faroer Islands. Auf diesen Inseln war ich noch nicht und habe vor zwei Jahren das erste Mal durch einen Podcast ein bisschen Blut geleckt. Na dann, nichts wie hin!
Das Schiff, die MS Nörrona ist startklar und bei ruhigem Wasser steche ich in See. Volldampf voraus und der Sonne entgegen. Ähh, solange sie denn scheint Denn kaum verlasse ich dänische Gewässer überwiegt das Wolkenmeer. Besonders unter Deck spüre ich die See dennoch ein wenig. Also geht es hier und dann an Deck. Gefühlt als einziger mit Sandalen und kurzen Hosen. Ich dachte halt das wird ein Ausflog so wie Sommerurlaub.
Meine Mitbewohner in der Kabine stammen aus Österreich, Tschechei und aus Brasilien. Wir sind in guter Gesellschaft. Die ersten Stunden an Bord vergehen im Flug und noch bevor wir hinüber nach Norwegen winken kann ich ein erstes Bad im bordeigenen Schwimmbad nehmen. Jetzt sitze ich zur Dämmerung auf Deck 9. Es weht ein laues Lüftchen und der Leuchtturm von Kristianssund blinkt zu uns herüber. Ganz schön lang diese norwegische Küste, bis sie in der Dunkelheit der Nacht versinkt.Read more
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- Sunday, August 4, 2024
- 🌬 12 °C
- Altitude: Sea level
Nordatlantik61°39’48” N 4°37’10” W
Wo die Wale frühstücken

Vorbei ist die Zeit der T Shirts und kurzen Hosen. Einzig die Sandalen habe ich mir bewahrt. Als ich sieben Uhr aufstehe schläft das Schiff noch tief und fest. Sogar das Wasser in den Duschen ist noch nicht angeheizt.
Der Morgen vergeht auf offener See und es dauert noch einige Stunden bis wir über die Shetlandinseln die Nordsee verlassen. Derweil kreisen neben unserem Schiff mehrere Wale gerade ihr Frühstück ein. Wie an einem runden Tisch stehen die Finnen aus dem Wasser und drehen sich um den vermeintlichen Krillschwarm Ringsum fliegen überall die Vögel und hoffen dass sie auch etwas abbekommen.
Mit Ankunft auf den Shetland Inseln ist es schon wieder Zeit zum Mittagessen. Die Überfahrt dauerte länger als ich dachte. Wir landen nicht an aber fahren dennoch so nah an ihrer Nordspitze vorüber dass der Leuchtturm bei Tag im schönsten Sonnenschein erstrahlt. Von hier an begleiten uns nur ein paar Seevögel hinaus auf den offenen Nordatlantik.
Eine Frau die für Vogelkunde auf dem Weg zu den Färöer fährt erspäht mit dem Fernglas die ersten Papageientaucher. Hier und da mache ich einen Spaziergang an Deck und dann sitze ich wieder in der Cafeteria zur Vorbereitung auf die nächsten zwei Wochen. Zugegeben auf der Nordatlantikroute Schiffe am Horizont auszumachen ist einfacher als zu Hause im Wald Pilze zu finden. Den Fitnessraum hier an Bord hätte ich heute problemlos gerne mal zum Workout genutzt wenn ich schon nicht Rad fahre. Doch das kann ich mir sparen. Meine Koje liegt auf Deck 2 und das Panorama auf Deck 7-10. Über den Tag kommen so problemlos 200 Stockwerke Treppenhaus zusammen.Read more
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- Monday, August 5, 2024
- 🌧 13 °C
- Altitude: Sea level
Faroe IslandsHoydalsá62°0’29” N 6°46’11” W
Torshavn

Gebürtig empfängt mich der Atlantik mit Regen. Pünktlich wenn die Fähre anlandet. Es schüttet nicht aus Kannen und dennoch drückt der Wind alles bis auf die Haut durch. Es ist abends halb zwölf als ich am Campingplatz mein Zelt aufbaue. Gerade noch so dass ich es in der Dämmerung schaffen könnte. Zu allem Überfluss gibt meine Luftmatratze in der Nacht an einem geflickten Loch nach und ich finde mich auf dem kaltnassen Fußboden der Tatsachen wieder.
Ich bin auf den Färöer Inseln angelangt. 400km um mich brausen die Wellen ohne Halt auf die Klippen. Dazu jagt ein Tiefdruckgebiet nach nach dem anderen nördlich vom Golfstrom über die Inseln. Der Regen lässt am Morgen etwas nach, der Wind bleibt. Im Nebel läuft es sich eigentlich recht trocken. Nur wehe dass der Nebel aufsteigt. Noch gleich vor dem Frühstück treffe ich einige von der Fähre wieder. Ein paar Engländer werden gerade von einem Einheimischen Ornithologen empfangen und abgeholt. Der erste Färöer mit dem ich spreche. Und sehr anregend sogar. Ich erfahre so ziemlich alles was ich im Reiseführer hätte lesen können. Habe ich im Voraus aber nicht. Ich weiß jetzt wo die Einheimischen Kaffee und Kuchen essen. Wie die Inseln vom Tourismus gerade ein wenig aus dem Dornröschenschlaf geholt werden und eigentlich erstmal Infrastruktur und Regeln dafür aufbauen müssen.
Mein Bummel durch die Inselhauptstadt führt sowohl durch die Altstadt wo einst die ersten Siedler anlandeten bis hin zu den ausufernden Wohngebieten in den Hängen. Als ich Leute darauf anspreche warum so viele neue Wohnungen gebaut werden erfahre ich „ich weiß auch nicht wo die ganzen Kinder alle herkommen…“.
Der Ornithologe meint vom Klimawandel spüren die Meteorologen hier wenig. Die See habe sich nicht verändert. Aber was definitiv ein Kipppunkt für die Färöer sind ist der Regen. Es ist definitiv mehr geworden. Den Bauern fehlt im Sommer oft ein trockenes Fenster um das Heu einzubringen. Und als die Experten meinten sie müssen den Staudamm um eine Stufe ausbauen weil er einfach das Wasser nicht mehr speichern kann war dass ein einschneidender Punkt für die Einheimische Bevölkerung in Bezug auf den Klimawandel.
Am Nachmittag erfahre ich was es hier heißt „vielleicht, vielleicht auch nicht“. Ein Wanderweg über die grünen Hügel gen Süden. Er soll mit Steinmännchen markiert sein. Ok - die finde ich, Fußspuren auch, den Weg hingegen nicht. Das Land ist so mit Regen aufgesaugt dass die Wege selbst im abgelegensten Patagonien besser ausgetreten sind. Da die Wolken von Süden immer weiter hereinziehen zieht die Sonne leider auch nicht so auf wie erhofft. Der rauhe Wind drückt herein und so genieße ich die steife Brise dennoch bei einem Rundweg den ich lieber etwas verkürze um am Abend noch ein wenig die Stadt und den Sonnenuntergang auf der gegenüberliegenden Insel zu genießen.Read more
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- Tuesday, August 6, 2024
- 🌬 13 °C
- Altitude: 7 m
Faroe IslandsGrótvík61°50’7” N 6°49’42” W
Der gestrickte Stein

Heute möchte ich ein wenig in die Färöerischen Eigenheiten einführen nachdem ich gestern schon gelernt habe was „vielleicht“ beim Wetter heißt.
Es ist ein schöner, sonniger Tag angesagt der natürlich bis um elf erstmal mit Nebel beginnt. Wieso man genau in dieser Geisterbucht die Hauptstadt errichtet hat bleibt eine große Frage. Da ich als Radfahrer nicht durch die Unterseetunnel fahren darf nehme ich den Bus nach Sandur auf der Insel Sandoy im Süden. Das praktische ist dass ich mein Gepäck an kleinen Sheltern verstecken kann und so nur die Hälfte der Höhenmeter mit Schwerlast fahren muss. Und so geht es zuerst leichten Fußes zum Hexenfinger an der Westküste. Die Färöer haben sehr viel für Hexen und Trolle übrig. Jeder Zweite Fels im Mehr ist ein Riese der irgendwann mal versucht hat Inseln von A nach B zu ziehen und dabei versteinert wurde als er den Anbruch des Tages übersah. Nicht so der Hexenfinger. Das ist ein spitze Felsnadel für die man ordentlich Mühen in kauf nimmt um sie zu sehen. Doch die lohnen sich.
Ich komme gar nicht weit da ich schon wieder anhalten will. Da haben die Inselbewohner doch tatsächlich einen großen Findling komplett in Wolle eingestrickt. Sowas kann auch nur den Leuten einfallen die weit abgelegen an irgend einem Ende der Welt wohnen.
An den Klippen brüten Sturmschwalben. Die Jungen sind noch nicht flügge und müssen noch gefüttert werden. Das gibt im richtigen Wind natürlich ordentlich Zirkus an der Klippe.
Über eine andere Klippe führt mich am Nachmittag der Weg nach Skalavik. Hier steht eine Kirche mit der ältesten noch betrieben Orgel in ganz Färöer. Nur leider heute geschlossen. Dafür läd ein uriges Kaffee Hafen zu einer Rast ein. Altes Möbel und die Federn so weich als wären sie schon 140 Jahre durchgesessen. Zudem steht an der Wand geschrieben sie hätten zwar Wifi aber man soll sich doch gerne so fühlen wie 1881 und miteinander spielen, stricken und reden. Das Stricken wurde hier durch die Schafwirtschaft echt groß wiederentdeckt.
Beim stöbern der Landkarten finde ich einen Weg zur westlichen Sturmschwalbenkolonie. Heute Abend soll zudem auch der zweite Teil der Schlechtwetterfront über uns hereinbrechen und ich entscheide mich dass vorher noch zu sehen. Ein sehr selten befahrener Weg führt bis an eine Klippe. Ich sehe auch ein zwei Schwalben, doch was mich mehr fasziniert sind drei Pferde die hier den Sommer über wild auf der Klippe gehalten werden. Ein echtes Färöerisches Pferd hat nicht nur dickes Fell. Es hat zudem entweder Sturmwelle in der Mähne oder Rasterlocken. Beides passt sehr schön kann sich die Natur aber auch wieder nur an irgend einem Ende dieser Welt ausdenken.Read more
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- Wednesday, August 7, 2024
- ☁️ 12 °C
- Altitude: 8 m
Faroe IslandsMúrurin61°57’9” N 6°47’33” W
Fallende Wasser

Oh je ich habe verschlafen. Mein Wecker hat geklingelt und ich habe seit dem Meeresrauschen gestern Abend nichts mehr mitbekommen. Das kommt davon wenn das Zelt zehn Meter vom Meer aufgebaut ist. Trotz dass es in der Nacht wieder ordentlich geregnet hat wurde mein Zelt vom Wind bereits trocken geföhnt. Nur rings herum steht die Wiese gefühlt knöcheltief im Sumpf. Frühstück und dann zusammenpacken bevor es wieder regnet. Es ist ordentlich was angesagt. Außerdem bin ich mal wieder spät dran um den Bus zu erwischen der in einer Stunde am anderen Ende der Insel abfährt. Am Bushäuschen fragen sie mich woher und wohin. „Wir haben uns schon gedacht dass ein Radfahrer entweder nur ein Deutscher oder ein Franzose sein konnte“. Wasser auf die Mühlen warum das eigentlich der rest der Welt nicht macht?
Unterdessen regnet es fleißig. Und es hört auch nicht auf als ich in Kirkjobøur anhalte. Also rein ins Museum. Eine alte Pfarrkirche berichtet über die nebenstehende Ruine einer Kathedrale aus 1300 und im anliegenden Pfarrhaus wohnt seit dokumentiert 17 Generationen die gleiche Familie.
Während es vom Horizont für einen Rundgang auflockert erwischt mich der Regen hinterher noch einmal eiskalt. Ich hatte bereits Schuhe gewechselt damit ich nicht den ganzen Tag in Sandalen bei Wind und Wetter ausgesetzt bin. Nun habe ich ein paar triefend nasse Schuhe dafür. Und nein, hier trocknet nichts so ohne weiteres. Auf dem Notstopp im Campingplatz Torshavn gibt es erstmal einen Tee. An eine Überfahrt über die Panoramastraße in den Bergen brauche ich heute nicht zu denken. Daran hier zu bleiben jedoch auch nicht, Heute Nacht legt die Fähre wieder an. Dann geht es gen Norden weiter. Der nächste Campingplatz ist ja gleich am anderen Ende der Insel.
Am Nachmittag klart es doch ein wenig auf. Von den Hängen stürzt ein Wasserfall nach dem Nächsten. Vor lauter Fotostops komme ich nur auch nicht so recht vorwärts. Fast so wie bei schlechtem Wetter. Bei einem Zwischenstop in Hvalik besuche ich die älteste Holzkirche der Färöer. So viel Teer wie da drauf ist hält die auch nochmal ewig. Aber es passt irgendwie in diese grüne, schroffe Gebirgslandschaft.
Man glaubt es kaum jetzt kommt sogar die Sonne raus und verzaubert den Abend in eine Wundervolle stimmung über dem Fjord von Eidi. Ich unternehme noch eine kleine Wanderung an den Stausee für einen Blick von oben und auch nach oben. Da zeigt sich der Slættaratindur - mit 880m einer der höchsten Berge auf den Färöer. Ob ich da morgen mal klettern gehen darf wenn mich das Wetter lässt? Natürlich holt mich auch heute Abend noch eine Regenhusche ein. Mit der Sonne ergibt das einen herrlichen Regenbogen über die Berge. Mein Tag ist gerettet! Ich liebe Regenbögen.
Es ist viertel Elf als ich am Campingplatz mein Zelt aufbaue, zu Abend esse und es ist halb zwölf als ich mich schlafen legen möchte. Am Horizont ist die Dämmerung immer noch im vollen Gange und ich finde den Weg durch den Sumpf auch ohne Taschenlampe.Read more
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- Thursday, August 8, 2024 at 12:35 PM
- ☁️ 11 °C
- Altitude: 8 m
Faroe IslandsLítlanes62°16’59” N 6°54’47” W
einsame Bergdörfer auf Meeresspiegel

Der Wetterbericht weiß heute nur gutes zu vermelden. Entsprechend sollten mir heute ein paar gute Schnappschüsse gelingen. Am Ende des Tages wird dadurch jedoch nur die Bilanz verfälscht. Weil heute ca. 10% des Tages die Sonne scheinen soll gilt das hier als Schönwettertag. - oder anders ich sollte froh sein wenn es heute zum Abschluss nicht noch schneit. Neben den Wetterkapriolen steht heute ein Ausflug in die Bergwelt im Norden der Färöer auf dem Programm. Ein paar weit abgelegene Dörfer. Eidi gehört da eigentlich auch schon dazu.
Den Anfang macht Elduvik. 2020 lebten hier noch genau zwölf Leute hauptamtlich. Ein paar Kinder sind aber auch hier wieder hinzu gekommen. Elduvik zählt zu den älteren Siedlungen auf den Inseln. Man Erzählt sich hier dass es einst eines der beliebtesten Hobbies von Neptun war Fischerboote zu ärgern. Da scheint etwas wahres dran wenn ich den Wind bedenke.
Die Gefahr heute nasse Füße zu bekommen scheint mir eher gering und darum geht es außerdem entlang der klippen wandern. Leider stirbt die Hoffnung jäh dass ich hier an den Klippen ein paar Papageientaucher finde. Außer Möwen und Schwalben gibt es derzeit noch viele Gänse. Sonst nicht viel. Dafür ist die Aussicht umso grandioser. Und als das Wetter umschlägt kehre ich zurück und werde anstatt weiter zu radeln auf einen Kaffee eingeladen. Der windgepeitschten Seele tut das Gut am Nachmittag. Doch noch warten zwei der Dörfer auf meinen Besuch und es ist schon wieder spät. Spät dran sein gehört wohl zu meinen Tugenden.
Funningur, das zweite Dorf liegt eigentlich gleich gegenüber. Wenn da nur der Fjord nicht wäre. Also geht es die Klippen fleißig hoch und wieder runter als wäre das ein Kinderspiel was ich so lange üben muss bis es mich nicht mehr stört. Das Dorf hat ein paar mehr Einwohner und einen fantastischen Blick auf den Fjord. Dort wo heute die Kirche steht standen bereits vier vor ihr. So viel Disziplin im Wiederaufbau zeugt von der Wichtigkeit dieser Orte auch wenn sie noch so weit abseits liegen. Auch weil sich hier irische Mönche mit den Geschichtsschreibern streiten wer denn zuerst angelandet und gesiedelt hat.
Das dritte Dorf ist Gjogv. Um dort hin zu gelangen heißt es erstmal Serpentinen den Berg hoch um sie drüben wieder runter zu fahren. Und später natürlich auch wieder zurück denn ein Dorf ist für gewöhnlich das Ende der Straße. Gjogv ist ausnahmsweise mal nicht für seine Kirche bekannt sondern für seinen Naturhafen. Eine 200 lange Schlucht. Als ich hinabsteige ist das Wasser so kristallklar dass ich die gesamten Wasserpflanzen wie in einem Aquarium bestaunen kann. Und man hat durch die Schlucht einen spektakulären Blick auf die Insel Kalsoy. Wer sie nicht kennt ist zuletzt nicht mehr den Geschichten von James Bond gefolgt. Doch dazu später mehr. Soweit ich über den Tag den Blick schweifen lasse ragen über dem Fjord hunderte Meter hohe Klippen auf und die höchsten Berge der Färöer verstecken sich im Nebel.
Ein letzter Gruß vom Dach der Inseln auf dem Pass zum Slættaratindur dann holt mich der Regen ein und gibt dort wo die Sonne noch scheint den Blick auf den versteinerten Riesen und die Hexe preis, von denen gesagt wird, dass auch sie des Nachts die Inseln versetzten wollten und bei Tageslicht überrascht wurden. Die Sagenwelt der Färöer ist ziemlich groß. Nur gut dass nicht auch jeder Troll noch einen Namen bekommen hat.Read more
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- Friday, August 9, 2024 at 9:34 AM
- ☁️ 10 °C
- Altitude: 11 m
Faroe IslandsHamrá62°10’23” N 6°58’22” W
Das Bootshaus am Meer

Was kann ich denn heute mal unternehmen wenn schlechtes Wetter angesagt ist? Es gibt ja davon trotzdem zweierlei. Einmal wenn der angesagte Regen denn auch tatsächlich lange und ausgiebig kommt und einmal wenn man den Wetterbericht nur zur Hälfte liest und nachher der Wind noch eine große Rolle spielt oder es fängt zu schneien an. Gestern Abend war ich nicht weit davon entfernt.
Am Besten kann ich bei schlechtem Wetter Rad fahren! Darum ist heute der Plan die Sandalen anzuziehen und früh aufzubrechen um am anderen Ende der Insel die Fähre nach Suderoy zu erwischen. Das sind in vier Stunden schlappe 60km einmal über das Gebirge. Aber es regnet ja eh. Die einzigen Zwischenstopps sind daher zum Essen und zum Besuch einer alten Walfangstation die freiwillige hier wieder restauriert haben. Der Walfang hat in Island heute noch Tradition, auf den Färöer nicht mehr. Doch früher waren solche Stationen über die ganze Welt bis in die Antarktis alle gleich aufgebaut und das kann man hier in Vid Aīr noch richtig gut nachempfinden. Die Kilometer purzeln aber die Höhenmeter zehren doch sehr. Schnell noch einkaufen. Auf der Fähre treffe ich meine Zeltnachbarn der letzten zwei Tage wieder. Die Insel ist klein. Auf dem Schiff gibt es Mittagessen vom Feinsten. Kartoffeln mit Mischgemüse und Lamm. Naja, wenigstens das Lamm können sie richtig richtig gut!
Runter von der Fähre und plötzlich habe ich den zweiten Fall von schlechtem Wetter. Suderoy, die südlichste der Färöer Inseln ist von drei Seiten ungeschützt dem Atlantik ausgeliefert. Der Wind weht so stark dass ich auf dem Weg zum Zeltplatz sogar mit dem vollgepackten Rad einfach mal in den Gegenverkehr getrieben werde. Zum Glück besteht der nur aus einer leeren Straße, bestenfalls mit drei Schafen. Aber es ist nicht zu verachten weil ich mich auf meinem „Sofa“ sonst immer so sicher bei Seitenwind fühle. Der Zeltplatz ist eine verlassene Asphaltpiste auf der vielleicht 10 Caravan passen und daneben ein Schotterfeld fürs Zelt. Dazu dieser Orkanartige Wind. Hier Zelte ich nicht! Aber zum zurück fahren bin ich viel zu durchnässt und kraftlos.
Zum Aufwärmen eignen sich die örtlichen öffentlichen Toiletten mit Heizung und Warmwasser. Dazu noch ein Stück Schokolade. Perfekt! Wenn ich jetzt aber schon mal hier bin will ich mir auch die peitschenden Wellenberge an der Küste anschauen. Stattdessen finde ich am Wegesrand ein Bootshaus oben auf den Klippen dass mich interessiert.
Es ist regelrecht Ingenieurleistung wie man bei Wind und Wellen das Boot ohne Kran vom Bootshaus die Klippen hinunter und auch wieder hinauf bekommt. Das branden bei Westwind die Wasser bis auf die Klippen hoch. Das muss herrlich sein!
Ich schaue mir noch einmal die Zeltplatz Alternativen an und fahre zurück. Vor dem Tunnel gabelt mich ein freundlicher Puck up Fahrer auf. Ob mir das Spaß mache bei Wind und Wetter draußen unterwegs zu sein? Er jedenfalls findet das cool und hat Respekt. Er hilft mir sogar für die Schutzhütte am Campingplatz die Schlüssel zu organisieren. Zuversichtlich begebe ich mich auf die letzten Kilometer. Doch er hat mich schon vorgewarnt. „Bis zum Krankenhaus und dann den Berg links hoch, hoch, hoch und noch weiter hoch“ Und er hatte Recht. Der Hang ist so steil dass ich schieben muss. Ein neugieriger Hausbesitzer bekommt das mit und hält mich auf halben weg auf um zu plaudern. Seine Frau kommt dazu und fragt mich „Ach wie kann man denn mbei diesem Wetter nur draußen unterwegs sein?“ - jetzt bin ich einmal nass, das macht keinen Unterschied mehr. Ein Bier auf den Weg und dann ist da endlich diese Schutzhütte. Sehr hübsch, auch gegen die wolkenverhangenen Berge. Und innen erst! Warme Dusche, Warmes Abendbrot, Bettenlager und genügend Platz meine Sachen zu trocknen. Morgen kann kommenRead more
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- Saturday, August 10, 2024
- ⛅ 12 °C
- Altitude: 50 m
Faroe IslandsSkarvastakkur61°25’30” N 6°45’42” W
Südsee flair auf den Färöer Inseln

Der Süden bringt meist schönes Wetter mit sich. Grund genug auch die südlichste Insel des Archipels zu erkunden. Es ist ein voller Kontrast zu gestern. Laut vorhersage wird es wohl der schönste Tag der gesamten Reise. Was bleibt sind die anstrengenden Höhenmeter. So eine Südinsel hat es in sich.
Gleich vor der Haustür beginnt ein schöner Wanderweg über den Berg. So gut es der Matsch der letzten Tage zulässt will ich mich sputen bevor die Wandergruppe ankommt die ich in der Ferne ausmachen kann. Zur Belohnung wartet auf mich ein kleiner im tiefen Talkessel eingebetteter See und eine Fernsicht auf das Meer wie es die die letzte Woche nur selten war. Auf dem Rückweg ereilt es mich dann aber genauso wie andere Wanderer. Eine Rutschpartie und hinterher sehe ich aus wie im Monsun einmal Rugby gespielt. Zum zweiten Frühstück gleich zurück ins Haus und alles wieder sauber machen. Das ist schon ganz praktisch.
Auf dem Weg durch Porkeri finde ich wieder eine nette Kirche. Ganz unverhofft stehe ich vor dem Fenster und lunze hindurch. Da kommt ein Mann daher, großer schwerer Schlüssel in der Hand und öffnet die Pforte. Ich darf mit hinein. Ob er der Pfarrer sei frage ich? Nein, der Hausmeister. Nachher findet hier eine Hochzeit statt. Während er also mit dem Staubwedel alles säubert darf ich mich umschauen. Das finde ich sehr nett. Die Hochzeit erlebe ich diesmal aber nicht mit. Das bringt die Zeit in arge Not denn der Tag ist so noch sehr lang.
Ganz im Süden liegt das Dorf Sumba und der Akraberg. Der südlichste Leuchtturm der Färöer wo heute auch ohne Wind die Wellen ordentlich an die Klippen klatschen. Vielleicht sind das schon Vorboten der nächsten Tage. Ein Jogger erzählt mir dass er früher auch viel Rad gefahren sei und gibt mir noch Tipps wo ich auf dem Rückweg anhalten soll. Er meint vor zwei Wochen war das hier anders und das Thermometer in der Sonne zeigte selbst am nahe am Polarkreis 40 Grad. Da bin ich ob der Höhenmeter doch froh wenn es etwas bewölkter bleibt.
Dann beginnt die Plackerei auf dem Weg zurück. Eine Stunde bergauf und dabei ist dass erst die erste Übung von dreien. Mühe lohnt sich.
Im Wolkendunst hängt die Klippe von Beinisvørd und ragt über 400 m steil aus dem Meer auf. Hier und da lichten sich die Nebel und ziehen wieder zu. Das ist wie bei einem Piratenfilm ein Spektakel in mehreren Szenen. Papagaientaucher bekomme ich heute leider keine mehr zu Gesicht trotz einiger Spots die mir andere Reisende empfohlen habe. Es ist scheinbar wirklich demnächst Nebensaison. Und die große Menge zieht für den Winter um.
Einen Besuch statte ich in Vagareidi ab wo die Boote einst mit Tauen aus der Westbrandung gezogen wurden weil der Fang nun mal im Westen viel reicher war als vom Hafen gen Osten nach. So kraftlos wie ich mich dieser Tage manchmal fühle ist es schwer vorstellbar dass die mit Fang beladenen Boote über die schroffen Klippen an Land gezogen wurden. Und zwar in so großem Stil dass dafür eine Treidelanlage über Jahrzehnte im Betrieb war. Bis sie dann irgendwann durchgerostet war. Salzwasser ist unerbittlich.
Im Supermarkt finde ich neben Restpackungen an Keksen noch etwas feines zum Abendbrot. Dann kann der Abend ja wie in der Südsee ganz gechillt auslaufen.Read more
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- Sunday, August 11, 2024
- ☁️ 13 °C
- Altitude: 13 m
Faroe IslandsPrestgjógv61°31’32” N 6°52’48” W
Farbe zum Sonntagsspaziergang

Heute ist Sonntag. Auf den Färöer Inseln steht das Leben still. Dann mache ich heute so etwas ähnliches wie Ruhetag. Gehe ich auch mal in die Kirche. So wie das hier üblicherweise auch nicht mehr jeder aber doch sehr viele tun. Allerdings gehe ich nicht in die erstbeste. In Famjin steht eine ganz besondere. Hier im Ort wurden früher immer Räte abgehalten und so kam es dass 1919 Studenten das erste Exemplar der heutigen Färöerischen Flagge präsentierten. Die ist dort ausgestellt und die schaue ich mir heute an. Der Weg dort hin ist bergig. Zum Glück habe ich nachher auf dem Rückweg Rückenwind. Wenn die Wolken nicht so tief hingen wäre das auch ein idealer Ort zum Wandern. So reicht es aber nur für einen Spaziergang entlang der Bootshäuser im Hafen. Auf der anderen Uferseite sehe ich den Bauern beim Heu einholen zu. Um die Ballen zum Lagerhaus zu transportieren kommen sie alle auf einen PickUp, die Kinder auf der Ladefläche oben drauf und los geht die Fahrt. Da lachen die Kinderherzen gar sehr.
Ich habe mir heute ja nicht so viel vorgenommen. Sandvik als nächstes Ausflugsziel und dann ein bisschen ausruhen um für die nächste Woche gewappnet zu sein. Der Weg dorthin ist kurz und finster. Durch einen Tunnel nach Hvlaba, dass heute im Sonnenschein sehr viel einladender erscheint und dann nochmal durch ein ganz finsteres Loch. Die Sicherheit entspricht bei weitem nicht der in Deutschland. Neugebaute Tunnel sind etwas breiter und höher und vor allem beleuchtet. Doch dieser Tunnel ist 54 Jahre alt. 1500m ohne Licht, ohne irgend einer Markierung auf der Straße und die Schilder im Tunnel reflektieren auch nicht. Es ist also eher Glück wenn bei Gegenverkehr gerade eine Haltebucht für mich sichtbar wird. Ansonsten heißt es absteigen und an den Rand quetschen. In Sandvik lockt zuerst einmal der Strand. Zum Bad traue ich mich allein aber nicht. Irgendwie fehlt es allein an der Gruppendynamik.
Wenn ich dort hingehe wo noch ein paar mehr Menschen sind lande ich wieder an einer Klippe. Das Wasser hat an der Westküsste zwei etwa 100m hohe, senkrecht abfallende Klippen eingeschlagen. Durch die Winde in der Schlucht ein idealer Tummelplatz für Möwen und diesmal endlcih auch noch einmal für Papageientaucher. Die Dinger sind so klein, flink und putzig dass es schwer ist sie auszumachen. Hat man sie jedoch einmal entdeckt ist es eine Freude sie zu beobachten.
Dann kann ich ja nach Hause fahren mich ausruhen oder? Nee komm, wenn schon einmal so gutes Wetter ist dann nehme ich jetzt die alte Passstraße anstatt den Tunnel nach Hause… dabei treffe ich auf die einzige Lagerstätte an Kohle, die sich in den Färöer zum Abbau je geeignet hatte. Ein kleiner Schacht erinnert heute noch daran und manchmal werden vielleicht auch Besucher hinein geführt. Heute steht der Schacht offen und es ist keine Menschenseele weit und breit. Ein kurzer Gang hinein doch weit komme ich nicht bevor ich nicht knöcheltief im Wasser stehe. Wie man die nasse Kohle hat anzünden wollen ist mir ein Rätsel. Trotzdem werden schöne Erinnerungen an die Zeit im Silberberg von Potossi wieder wach.Read more
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- Monday, August 12, 2024 at 8:58 PM
- 🌬 12 °C
- Altitude: 153 m
Faroe IslandsMelin62°9’36” N 7°10’43” W
Wasser? - kann auch eine Rolle rückwärts

Wasser ist auf den Färöer das all umfassende Element. Heute morgen trennt es mich von der Hauptstadt weswegen ich um sechs Uhr bereits die Fähre erreichen muss damit der Tag ein Erfolg wird. Für mich heißt das um 4.30 Uhr aufstehen. Rad packen etwas kleines Frühstücken, denn ohne etwas zu Essen geht es nie aufs Fahrrad und dann noch einmal um den Fjord radeln. Geschafft!
Bei der Ankunft in Torshavn schläft die Stadt noch. Kein Cafe hat geöffnet, kein Bäcker bietet Frühstück an. Dabei ist es schon halb neun. Naja - eben Montag Morgen. Die Zeit nutze ich und entdecke die Altstadt noch einmal gänzlich neu. Ganz ohne Touristen. Nebenan am alten Hafen preist ein Fischer seinen heutigen Fang an, im Finanzamt werden die Arme auf die Tastatur gelegt sodass es nach Arbeit aussieht und das ganz schlechte Wetter lässt auch auf sich warten.
Nach einem Einkaufsbummel und einem Kaffee zum zweiten Frühstück mache ich noch einen Umweg über das Postamt. Dort ist eine Ausstellung über die Post von Früher zu sehen. Sie stand dem im Rest von Europa in nichts nach und wurde akribisch gepflegt.
Nun will ich aber mal los, der halbe Tag ist schon wieder um und ich habe immer noch die ganze Strecke vor mir. Dabei entscheide ich mich bewusst für den Weg über den Berg anstatt durch den Tunnel. Die Sicht ist zwar schlecht aber man wird weniger nass als unter den Wolken. Es beginnt nicht nur zu regnen. Auf dem Atlantik kündigt sich ein Sturm mit aktuell 6-7m hohen Wellen an. Der Orkan kommt denn auch bis auf die Berggipfel. Besonders bei den Abfahrten muss ich die volle Konzentration zusammen nehmen sonst schlingert es mich aus dem Sattel.
Wie es das Bauchgefühl so wollte treffe ich oben am Pass drei andere Radfahrer. Die ganze Woche konnte ich drei an einer Hand abzählen und jetzt gleich auf einmal. Die drei haben sich während der Tour gefunden und solange es regnet sind wir zu viert. Bei der nächsten Tankstelle kehren wir denn auch gleich erst einmal ein. Der Regen ist wieder nicht das Schlimme. Doch der starke Wind kühlt die Luft ungemein herunter. Ich wechsle heute dann auch lieber wieder von Sandalen zu festen Schuhen. Am Abzweig zu einer anderen Insel trennen sich unsere Wege. Mit Rückenwind geht es den Berg für mich hinauf und für die anderen hinab. Ich weiß auch nicht warum ich mir immer einbilde dass das der richtige Weg sei. Auf halben Weg komme ich an der ersten hier in Färöer stattgefundenen Ausgrabung einer alten Wikinger Siedlung vorbei. Es ist bekannt das die Insel wohl erst seit dem 10.Jh wirklich besiedelt wurde und für die Wikinger eine feste Größe war mit der mindestens einmal im Jahr Handel getrieben wurde.
Die ganze Geschichte erzählt nachher in Vestmanna das Wachsfigurenkabinet. Färöers Geschichte mit Eroberung, Mistrauen und Christianisierung verlief denn sehr blutig. Auch für kleinste Vergehen wie Diebstahl von Lebensmitteln wurde man gerne mal gehängt oder ertränkt. Zurück zum Wasser aus deren Ursuppe der liebe Gott die Welt erschaffen hat.
Mit dem Abend kann ich scheinbar nicht mehr so viel anfangen. Das Cafe im Ort hat zu und die Destille auch. Keine Guten Vorzeichen und ein Grund die Physik auf den Kopf zu stellen! Grrr…
Mir bleibt nichts übrig als denn den Rucksack zu satteln und auf dem nächstgelegenen Hügel mach dem Sonnenuntergang zu schauen. Mit etwas Glückt lugt er durch die Wolkendecke. Doch weit gefehlt habe ich plötzlich wieder mit dem Schlechtwetter der zweiten Art zu kämpfen. Der Orkan holt mich hier am Berg ein und gegenüber dem Hafen, wo selbst dort heute Schaumkämme stehen, bin ich dem Sturm hier oben schutzlos ausgeliefert. Und mit mir die Wolken, das Wasser, ja selbst der Wasserfall! Der Orkan bläst so stark dass das Wasser eine Rolle Rückwärts macht und anstatt nach unten zu fallen steigt es auf. In dem Umfang habe ich das auch noch nicht gesehen. Das Erlebnis ist es allemal wert. Jedoch auch arg grenzwertig hin zu nicht mehr lustig mit dem Wind.
Was soll‘s bin ich hier um Urlaub zu machen oder um die geballte Kraft der Natur zu erleben?Read more
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- Tuesday, August 13, 2024 at 3:18 PM
- 🌬 13 °C
- Altitude: Sea level
Faroe IslandsRógvukollur62°5’32” N 7°24’46” W
Unter dem Meer

Wo sich Himmel und Wasser berühren dort liegt der Weg ins Paradies. Doch der Weg dort hin ist voller Anstrengung und Gefahr. Klar dass ich dort nicht bleiben kann aber ich kann ja mal gucken. Am Morgen verabschiede ich meine kanadischen Freunde die mich in der letzten Woche immer wieder begleitet haben. Sie fliegen morgen zurück. Für sie geht auf Bootstour zu ein paar Klippen. Der Plan wurde aber aufgrund eines sich nähernden Sturmes auch schon wieder zwei mal geändert. Das ist hier aber keine Schmach.
Für mich geht es gleich auf den ersten Kilometern steil bergauf. Einmal über den Berg wo ich mich frage dass ja sonst überall Tunnel gebaut werden. Ich treffe auf drei Geologen die mir mehr über die Vorgeschichte der Inselgruppe erzählen. Vieles ist hier Vulkanisch entstanden. Zu einer anderen Zeit als z.B Island aber. Als ich wieder unten am Meer bin ist da auch gleich der Nächste. Nur geht der nochmal eine Etage tiefer. Ab heute kann ich mich offiziell rühmen dass ich unterhalb des Meeresspiegel schon einmal Rad gefahren bin! Kaum auf der anderen Insel wartet wieder einer dieser gewöhnlichen, hässlichen Hügel auf mich. Ok - dafür darf ich Mittag schon mein Zelt aufbauen und ohne Gepäck weiter reisen. Über die Insel geht es mit etwas Rückenwind zu einem See der bis ans Meer heran reicht und aufpassen muss das er nicht ausläuft. Der Flughafen der Färöer ist heute ebenfalls sehr betriebsam da gestern wegen dem Sturm kein einziges Flugzeug fliegen durfte und alle die kamen im Landeanflug wieder umkehren mussten. Da lobe ich mir ausnahmsweise die Fähre. Ein paar Minuten weiter öffnet sich der Blick gen Westen. Die letzte Insel - Mykines rückt ins Auge. Nur dass dorthin selbst die Fähre wegen schlecht Wetter aller zwei Tage eingestellt wird. Das Reisen kann schon recht beschwerlich sein.
Ich entscheide mich stattdessen aus dem malerischen Dorf Bour heraus eine Wanderung zu unternehmen. Der alte Postweg führt über die Klippen nach Gasadalur. Abgesehen von den 4-5 Windstärken hat es eine malerische Aussicht auf ein paar unbewohnte vorgelagerte Inseln und ein natürliches Felsentor. Wenn man nicht weiß dass jede Insel aus einer sanft hügeligen Seite und auf der anderen aus einer steilen Vogelklippe besteht dann wären die Färöer nur halb so kontrastreich. Neben zwei neuen Kanadiern die ich hier treffe finde ich auch alte Bekannte aus Torshavn wieder. Am Ende geht doch jeder irgendwo die gleichen Wege. Nachdem ich fast von der Klippe geweht werde geht es in Serpentinen in einen malerischen Talkessel. Und zu allem Überdruss kommt sogar die Sonne am Ende der Insel zum Vorschein. Wenn der Wind nicht gerade wieder mal zu stark weht ergießt sich der Mulafossur von seinen grünen Wiesen über eine Klippe direkt ins Meer. Spielt der Wind doch sein Spiel mit mir bekomme ich alles retour ins Gesicht. Doch ich kann darüber lächeln. Auf einem nahegelegenen Feld wird das erste und einzige Mal Getreide angebaut dass ich hier finden kann. Alles ist mit einem Netz überspannt damit bloß kein Vogel davon stiehlt. Das Dorf ist wunderschön an den Hang gebaut. Hier lässt es sich leben. Nur mit der Versorgung sieht es schlecht aus. Also wieder zurück. Auf der Klippe oben wieder angekommen ereilt mich die Realität wieder. Heuet Abend sollte ja der Wind auffrischen und es war viel Regen angesagt der sich nun am Horizont sichtbar macht. Es dauert auch nicht lang dass ich auf dem Rückweg komplett eingeweicht werde. Da hilft auch keine Regensache mehr. Und die Schuhe brauchen mindestens wieder zwei Tage zum trocknen. Egal. Ein paar Tage müssen sie noch durchhalten. Schön war es zudem einmal im Paradies anzuhalten. Aber das Leben ist so viel vielfältiger als immer nur Schönwetter. Das zeigen sicher auch die nächsten Tage.Read more
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- Wednesday, August 14, 2024 at 7:29 AM
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Faroe IslandsFossá62°3’15” N 7°9’6” W
Nixen, Sagen und Trolle

Die nordischen Länder sind voller mythischer Geschichten. Ein Wassermann der als Hobby die Fischer in ihren Booten ärgert oder Trolle und Riesen die versteinern sobald die Sonne aufgeht waren zu Beginn nur einige Beispiele. Dann gibt es ja noch die Trollfinger und die Hexenfinger, die fast senkrecht wie eine Nadel aus dem Wasser ragen. Aber was tun wenn die Sage einmal nicht um einen Stein geht? - Man meißelt sie einfach in Stein. In Sandavagur steht eine Kirche um die sich gleich zwei Geschichten zutragen. Per Zufall wurde hier ein Runenstein gefunden der heute davon erzählt dass einst ein Wikinger aus Norwegen der Erste war der hier siedelte. Außerdem gab es einst einen reichen Edelmann der beim Ausritt zum See einen feinen Umhang fand und diesen an sich nahm. Als nun die Frau vom Riesen ihren Umhang suchte und nur noch in der Ferne sah wie er davon wehte stellte sie ihm nach. Der Edelmann wusste sich zu helfen indem er sich auf heiligen Boden der Kirche rettete denn den konnte Riesen und Trolle nicht betreten. Davon zeugt heute ebenfalls eine Statue. Die Geschichte zeigt mir aber auch wie eng die Sagenwelt der Färöer mit der Kirche durch die Christianisierung verwoben wurde.
Der Körper könnte heute eigentlich weiter radeln, aber egal wohin, regnet es ja eh nur. Also will der Kopf nicht und die Ausflüge werden eher klein. Der Zufall führt mich heute zu einer Pferdestatue mitten im See. Auch eine Sage. Über eine Nixe die sich in Gestalt verschiedener Tiere dem Menschen zeigte um sie anzulocken und mit auf den Boden des Sees zu nehmen. Zumindest wenn denn nicht ihr Name ausgesprochen wird. Merke, wenn Fabelwesen bei ihrem echten Namen genannt werden verlieren sie ihren magischen Charakter und jegliche Zauberkraft die sie auf Menschen ausüben. Oft verschwanden Kinder im See und ertranken z. b. Nur einmal war der jüngste beim spielen der Großen dabei und rette allen das Leben. Während er eigentlich noch nicht richtig sprechen konnte vermochte die Nixe ihren Namen zu hören auch wenn der kleine ganz etwas anderes meinte. Und seit dem Tag gingen keine Kinder mehr im See unter.
Der Tag lohnt sich noch für viele weitere Sagen und Mythen denn die Berge bleiben in Wolken und lohnen einen Ausflug nicht. Ich rede noch lange mit anderen Reisenden über dies und das. Ein bisschen fehlt der Antrieb für alles. Was mich jedoch antreibt ist den Abend in Torshavn zu verbringen. Morgen komme ich dann günstig gen Norden und heute noch pünktlich zum einzigen Konzert dass diese Woche auf den Inseln stattfindet.
Brimhvítt, eine Färöerische Jugendband stellt sich in einem rein akustischen Konzert vor und kann sich gut und gerne mit den Größen der nordischen Szene messen. Selbst wenn ich nichts verstehe regt es den Kopf zum träumen an und macht ihn frei für die nächsten anstrengenden Tage.Read more
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- Thursday, August 15, 2024 at 5:42 PM
- 🌬 11 °C
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Faroe IslandsRituvík62°6’27” N 6°40’54” W
Das Hochmoor wartet schon auf mich!

Ich wache am Morgen eigentlich viel zu zeitig auf doch es ist schon wieder hell. Und es regnet gerade nicht. Bevor also alles wieder nass wird packe ich das Zelt zusammen und sitze gleich nach dem Frühstück im Bus für den Unterseetunnel. In zweien darf ich fahren und in den zwei ganz langen nicht. Ich hätte aber auch keine Lust 11 km bei schlechter Luft zu radeln wo ich sonst doch gerade eine Luftkur habe. Heute ist da aber noch einmal etwas besonderes. Unter dem Wasser treffen sich hier drei Tunnel und daraus entstand der erste Untersee Kreisverkehr der Welt.
In Runavik herrscht das Leben einer modernen Kleinstadt. Während die Schule eine neue Dreifelder Turnhalle bekommt die irgendwo in die Schweizer Alpen passen könnte und völlig überdimensioniert scheint, währenddessen mach am anderen Ende des Dorfes der Supermarkt für immer zu. Dafür haben Sie einen Bäcker den ich nur wärmstens empfehlen kann. Mandel-Marzipan Taler und Rosinen Walnusbrot vom Vortag zum Viertel Preis! In regelmäßigen Abständen seift mich das Wetter heute ein. So auch als ich mir den eigentlichen berühmten Ort des Geschehens in Runavik anschauen möchte. Der Ursprung des Färöerischen Weltfußballs bei dem Gleich im ersten Pflichtspiel Österreich unterlag und Färöer seinen Nationalhelden hatte. Der Spieler mit dem Siegtreffer wird heute hier immer noch verehrt. Und mittlerweile ist Fußball auch hier zum Volkssport geworden.
Den Zeltplatz erreiche ich bereits zu Mittag und nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf (!) möchte ich über die Insel wandern. Dazu lädt diesmal kein Berg ein sondern eine schöne Heidelandschaft mit Fernsicht auf die umliegenden Inseln. Zumindest immer wenn die Sonne scheint. Doch durch den Regen wird die Wanderung besonders auf dem Hochplateau zu einem einzigen Sumpf. Gut, der Wind trocknet alle Wunden. Doch mir wird hartnäckig nachgesagt dass ich ja schonmal in Schottland im Moor stecken geblieben bin und fast verloren war. Naja - stimmt ja auch. Damit sich das aber nicht wiederholt hilft nur die Flucht nach vorn und ab in das Moor. Erfahrung sammeln schadet nie. Und diesmal klappt denn auch das hüpfen von Grasbüschel zu Grasbüschel viel besser und gefahrloser. Der Ausblick ist großartig und so kann ich auch diesem Tag trotz nasser Schuhe, Regen, Moor und allerlei Berge als Schikane beim Radfahren viel schönes abgewinnen.Read more
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- Friday, August 16, 2024 at 9:25 PM
- ☁️ 11 °C
- Altitude: 24 m
Faroe IslandsBrimnes62°20’7” N 6°45’49” W
Nein, es regnet keine Blasen….

… es regnet einfach immer. Seit drei Tagen zieht ein Tiefdruckgebiet seine Kreise um die Färöer-Inseln während Europa unter einer Hitze und Gewitterwelle schwitzt. (Das Sprichwort sagt, wenn es Blasen regnet regnet es drei Tage. Nur ist die Luft hier zu Sauber als dass sich in den Pfützen Blasen bilden könnten.) Sämtliche Aktivitäten die mit Wasser zu tun haben fallen also nicht weiter ins Gewicht. Ob ich nun übe mein Zelt bei Regen und Sturm auf und abzubauen, ob ich Nixen, Trollen und Wassermännern nacheifere oder ob ich eine Wanderung im Hochmoor unternehme. Trotz Regen hat es alles seine guten Seiten.
An Tag vier des Regens ist mir fast schon alles egal. Sandalen an und ein bisschen Radfahren um vor allem warm zu bleiben ist sicher eine gute Idee. Der starke Wind trägt mich weiter gen Norden. Immer tiefer in die graue Regenwolke hinein. Vielleicht scheint 20km entfernt in Torshavn die Sonne. Eingehüllt von Regen, Bergen und Tunneln kann ich es nicht mehr ausmachen. Dort findet heute eine Regatta statt. Denen kann der Wind nur Recht sein. Apropos Tunnel. Gestern Abend habe ich mit drei Österreichern ernsthaft die Frage diskutiert wer denn pro Kopf nun Tunnel-Europameister ist. Österreich oder Färöer. Beim Fußball lagen die Färöer auch schon mehrfach unerwartet vorn. Vielleicht kann mir von außen jemand unparteiisches diese Frage beantworten? In meinen Augen stehen die Inseln einem Schweizer Käse in nichts nach.
Ziel des heutigen Ausfluges ist die Insel Kalsoy. Bei gutem wie bei schlechtem Wetter ein beliebtes Ausflugsziel warum ich froh bin mit dem Fahrrad anzureisen denn die Autofähre ist auf Wochen im Voraus ausgebucht. Nach einer obligatorischen Aufwärmphase in der Tankstelle geht es zum Hafen. Dort treffe ich einen anderen Radfahrer wieder der es noch weiter getrieben hat und die Insel nebenan durchgeradelt ist um warm zu bleiben bis die Fähre kommt. Da hat jeder so seine Methode.
Auf der Fähre sind wir dem Regen und vor allem dem Wind schutzlos ausgeliefert und verkriechen uns unter Deck in einem Aufenthaltsraum. Plötzlich kommt eine Menschentraube herunter die vorher noch nicht auf dem Schiff war. Upss - jetzt hätten wir fast verpasst auszusteigen. Im Windschatten, umgeben von vielen 800ern radelt es sich etwas leichter. Wenn denn die Tunnel nicht immer so ein steiles Gefälle hätte damit das Wasser abläuft. Das ist mittlerweile grenzwertig. Zumal einspurig, unbeleuchtet und ohne Ausweichmöglichkeit wenn von hinten der LKW kommt. Der Zeltplatz ist ein einziger Sumpf. Trotz zwei Lagen Plastiktüten untendrunter dringt das Wasser bis in mein Innenzelt. Ich nehme es gelassen. So lange der Schlafsack trocken bleibt.
Am Abend gibt es in Mikaladur ein kleines Privatkonzert. Tutl ist ein in Torshavn bekannter Sänger der dort sein eigenes Musikgeschäft hat. Hier auf Mikaladur wohnen seine Eltern in einem Sommerhaus und betreiben ein Cafe. Zum Saisonabschluss singt er heute und morgen ziehen alle wieder in die Stadt nach Klaksvik um. Der Sommer scheint jetzt endgültig auf den Färöer Inseln zu Ende zu gehen.Read more
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- Saturday, August 17, 2024 at 2:54 PM
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Faroe IslandsBrimnes62°20’8” N 6°45’47” W
Die Seehundfrau

Ich erzähle heute die Geschichte warum es auf den Klippen bei Sturm, Schnee und Regen so gefährlich ist. Das hat zwar mit blutiger Rache zu tun die ist jedoch ohnehin gewiss wer sowas wie den Campingplatz von letzter Nacht als traumhaft bezeichnet. Trotz zwei Lagen Plastiktüten unter dem Innenzelt sammelte sich am Morgen unter der Matratze fleißig das Wasser. Durch den Regen sind die Hänge ein Sumpf sonders Gleichen geworden. Und dann kommt einer daher und fragt mich dass ich zwar heute schon der zweite sei der in Sandalen bei Regen knapp am Polarkreis fährt und er sich das aber überhaupt nicht vorstellen kann warum. Typisch Urlauber.
Zurück zur Geschichte. - Seehunde sind Menschen die ihr Leben unter Wasser fristen. Aber sie sind am leben. Immer am Abend der heiligen drei Könige kommen die Seehunde an Land, legen ihre Seehundrobe ab und tanzen in einer Grotte bis zum Morgengrauen bevor es zurück ins Meer geht. Eines Tages war ein junger Man der davon erfuhr und sich hinter einem Stein versteckte um dem Tanz zuzuschauen. Dabei erblickte er eine besonders schöne Frau in die er sich Hals über Kopf verliebte. Er wusste sich nicht zu helfen als dass er ihre Seehundrobe stahl und gut versteckte. Die Frau konnte ohne. Ihre Robe nicht zurück ins Meer. Und so kam es dass sie bei ihm bleiben mussteKinder bekam und eigentlich ein glückliches Leben hatte.
Doch ihr eigentlicher Mann, ein Seehund der nicht mit an Land kam wartete tag ein tag aus vor der Küste auf sie. Als der Mann eines Tages mit anderen Fischen ging stahl sie sich in seine Geheimtruhe in der er ihr Fell verwahrte. Alsbald sie das anfasste wusste sie wo sie wirklich hingehörte, ließ die Kinder zurück, schwamm zu ihrem Sehhundmann und machte ein paar Seehundbabies. Als der Mann an Land eines Tages später Seehunde jagen gehen wollte erschien sie ihm im Traum. Sie erzählte welche Seehunde, ihren Mann und ihr Kinder er denn verschonen sollte doch der Fischer hörte nicht auf seinen Traum. Darauf wurde die Seehundfrau so wütend dass sie zu dem Fischer kam und ihn mitsamt dem ganzen Dorf verfluchte. Seine Kinder und Kindeskinder (und hin und wieder auch Wanderer bis heute) sollten von der Klippe stürzen und im Meer ertrinken. Als Mahnmal steht die Seehundfrau heute im Hafen von Mikladalur.
Der wohl Bekannteste den zuletzt das Schicksal hier auf der Insel ereilt hat war kein geringerer als James Bond - 007. In seinem bislang letzten Auftrag starb er genau hier an den Klippen. Zu seinem Gedenken steht ein Grabstein neben dem Leuchtturm. Am Ende nicht die schlechteste Aussicht und Gras zum „reinbeißen“ ist auch mehr als reichlich da. Keine Angst, ich gebe mor reichlich mühe dass mich dieses Schicksal heute nicht ereilt.
Von Übermütigen Touristen, Radfahrern die sich am Berg, im Wind oder im Tunnel überschätzen kenne ich mittlerweile auch so einige Geschichten. Und fast gehöre ich dann doch dazu weil ich zu Mittag beim aufwärmen zu lange verweile. Nun muss ich durch die Tunnel bergauf und bergab sprinten nur um am Ende festzustellen dass die Fähre sich verspätet. Besser so - als drei Stunden auf die nächste gewartet. So passt nämlich auch gleich der Anschluss mit dem Bus nach Torshavn und mit der nächsten Fähre nach Nolsoy. So eine Kulturwoche hat volles Programm.Read more
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- Saturday, August 17, 2024 at 8:30 PM
- 🌬 11 °C
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Faroe IslandsBergrætstangi62°0’32” N 6°40’26” W
Horizonte…zum Abschied ein Regenbogen

Mit der Ankunft in Nolsey warten die Menschen regelrecht darauf aus der Fähre auszubrechen und die Insel zu entern. Ich glaube der Touristenanteil liegt diesmal unter zwei Prozent. Die Insel ist wirklich schnell erkundet aber die Häuserreihen gehören zu den buntesten auf den ganzen Inseln. Heute sind sie noch dazu geschmückt. Der Wind reist fast die Fahnen von der Stange und zollt Ove heute wohl damit seinen Respekt. Denn er ist der Ursprung dieses Seemannsfestes. Ove war ein Ruderer. 1986 ruderte er von Nolsey nach Kopenhagen um dort die Meerjungfrau zu küssen. Der Mensch braucht Ziele. Doch wie es das Schicksal will so küsst der Mensch die Meerjungfrau über Wasser und wenn dann erwidert es die Meerjungfrau mit einem Kuss unter Wasser. Ein Jahr nach seiner Erfolgreichen Überfahrt zerschellte er in einem Sturm vor Färöer und ertrank. In Gedenken an ihn wird heute reichlich gesungen, gefeiert und getrunken. Der liquor store hat zwar absichtlich schon ab 14 Uhr geschlossen doch die Einheimischen wissen wo sie hinter welchem Tresen schwarz an die begehrte Ware kommen. Ich bin in guter Gesellschaft und lerne nebenher noch reichlich etwas über die Vogeljagd auf den Färöer. Seevögel sind ebenso wie Fisch einst eine wichtige Nahrungsquelle gewesen die man gut lagern konnte. Dazu wurde sich lebensgefährlich an den Klippen abgeseilt aber es schien die Mühe scheinbar wert. Ich ziehe wie die anderen von Haus zu Haus und wenn es mir irgendwo gefällt bleibe ich ein Weilchen, trinke einen Kaffee - denn der ist billiger als Bier - und lasse mich treiben.
Mit der Zeit seilen sich die Gesellen um mich herum jedoch immer weiter unter den Tisch. Ich hätte erwartet die Einheimischen vertragen mehr. Oder sie nutzen einfach das Fest um sich auszuloten.
Ich fühle mich schon fast wieder wie in Deutschland. Der Wetterbericht stimmt am nächsten Vormittag ganz und gar nicht. Zum Abschied auf den Färöer mache ich heute einen ruhigen und fasse im Nationalmuseum noch einmal die Geschichte der Inseln zusammen. Hier und da stand dass die besterhaltenen Fundstücke von Ausgrabungen hier zusammen getragen wurde. Die Geschichte reicht noch weiter zurück. Ihren Anfang nahmen die Färöer Inseln durch Vulkanismus auf dem damals jungen atlantischen Graben. Sie waren direkt an Grönland entstanden. Erdgeschichtlich ist also beides zurecht unter einer Hoheitsflagge. Aus der Zeit der Wikinger fand man hier sehr viele Knochen, Werkzeuge und Spielzeuge und kann heute sehr gut nachvollziehen wie die Besiedlung wohl vonstatten ging. Mit der Christianisierung hielt die Kirche Einzug. Kunstvolle Fresken und Holzschnitzereien entstanden als es hier noch Bäume gab. Die Färöer-Inseln lagen einst auf Höhe von Portugal. Da sah dass mit dem Wald hoer anders aus. Deshalb sind die Inseln auch so Torf und reich an Kohle. Mit der Neuzeit kam der Fischfang und natürlich machten weder Mittelalter noch Industrielle Krisen vor den Inseln halt.
Alles zusammen ein gelungener Abschluss für zwei abwechslungsreiche wenn auch typisch für den Atlantik - verregnete, stürmische Wochen.
Als will mir die Natur den Weg zu besserem Wetter und damit auch zu neuen Abenteuern weißen zeigt sich am Horizont gen Osten ein Regenbogen. Dorthin geht es jetzt wieder mit der Fähre.
Hinter dem Horizont warten aber neue Abenteuer, neue Inseln und definitiv auch neue Geschichten. Bis neulich!Read more