war bereits in 10 Ländern Weiterlesen Paderborn, Deutschland
  • Tag 33

    Niechorze - Koserow

    24. Juni 2022 in Polen ⋅ ☀️ 26 °C

    44.934 km (4.425 Reisekilometer)

    Eine letzte Hunderunde am Strand und schon sitzen wir wieder im Auto Richtung Westen. Wir schlängeln uns an der Ostsee entlang und kommen erstaunlich gut vorran, obwohl wir nur durch kleine Dörfer fahren. Es gibt hier kaum Ampeln, nur Zebrastreifen. An diesen Zebrastreifen, bleiben auch Fahrradfahrer stehen und schieben ihr Rad über die Straße. Perfekter Ablauf für beide Seiten und schön, dass den schwächeren Verkehrsteilnehmern mehr Rechte gegeben wird. Je näher wir der deutschen Grenze kommen, wird es in den Dörfern voller und an den Straßenrändern gibt es riesige Stände, an denen man Zigaretten und Alkohol kaufen kann. Polen ist bis jetzt das preiswerteste Land auf unserer Route. Eigentlich hatten wir gedacht, dass das Baltikum die billigste Region ist. Aber die Preise dort, sind mit unseren Preisen gleichzusetzen, während es in Schweden und Finnland teuerer und in Dänemark "ultrateurer" ist.
    Um von Polen nach Usedom zu kommen, fahren wir ein letztes Mal mit einer Fähre; diesmal sogar kostenlos. In Deutschland angekommen suchen wir uns einen Campingplatz in der Nähe vom Erdbeerhof und stehen das erste Mal nach 33 Tagen vor einer geschlossenen Schranke: Von 13 bis 15 Uhr ist das Fahren auf dem Campingplatz VERBOTEN! Willkommen in Deutschland... Einen Platz dürfen wir uns aber auch während der Mittagszeit aussuchen; die Rezeption ist auch mittags geöffnet.
    Nach dem wir also endlich unseren Spacy parken können, machen wir uns auf den Weg zum Karls Erdbeerhof, essen dort und shoppen noch ein bisschen. Abends wird Ela aus dem Sanitärgebäude geworfen, weil nun geputzt wird. Es lebe die deutsche Gründlichkeit.
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  • Tag 32

    Niechorze

    23. Juni 2022 in Polen ⋅ ☀️ 26 °C

    Da wir direkt neben uns eine Picknickbank haben, können wir wunderbar draußen frühstücken. Wir verbringen den Tag mit lesen, Wäsche waschen, Brot mit dem Omnia backen, die Batterie wird aufgeladen, spielen, grillen und Ela geht mit Bikini (!) zum Strand. Sally und ich bleiben lieber im Schatten des Baumes; Sally unten im Körpchen und ich oben im Spacy mit geöffnetem Dach. Die Nachbarn neben uns mit dem Kastenwagen sitzen auf ihren kleinen Klappstühlchen (ohne Tisch) und staunen nicht schlecht, was wir alles aus dem kleinen Spacy herausholen. Abends laufen wir noch mal zum Strand und genießen die letzten Stunden am fast leeren Strand. Wie schön könnte es hier sein, wenn die katholische Kirche und der zweifelhafte Staat nicht so viel Einfluss auf die Menschen hat und das Leben der queeren Szene in Ruhe lassen würde.Weiterlesen

  • Tag 31

    Marienburg - Niechorze

    22. Juni 2022 in Polen ⋅ ☀️ 25 °C

    44.618 km (4.109 Reisekilometer)

    Das Frühstück findet heute draußen auf unserer Spacyterrasse statt, dann suchen wir einen Schattenparkplatz, denn es wird heute heiß. Kaum haben wir den Campingplatz verlassen, werden wir von Menschen mit Fahnen in der Hand angewedelt, damit wir auf ihrem Parkplatz parken. Der guten Dame im Kassiererhäuschen versuchen wir mit dem Googleübersetzer zu erklären, dass wir nur 20 Złotys haben und auch nur kurz bleiben wollen. Irgendwann versteht sie uns und wir können uns noch ein bisschen die Burg von außen und die Stadt von innen ansehen. Eigentlich möchten wir nicht lange in Polen bleiben. In Polen haben sich rund 50 Städte und Dörfer zu "LGBT-freien Zonen" erklärt. Mittlerweile haben sich 5 wieder davon distanziert, darunter auch die Partnerstadt Paderborns Przemyśl. Auf der ganzen Reise haben wir viele Regenbogenfahnen an öffentlichen Gebäuden gesehen und haben den Christopher Street Day in Tampere gestreift. Aber hier in Polen fühlen wir uns nicht wirklich willkommen. 2021 wurde im Parlament ein Verbot des CSD in Polen gestellt. CSD-Teilnehmer werden zum Teil mit Böllern und Steinen beworfen und 3 Frauen wurden angeklagt, weil sie eine Modanna mit Regenbogenflaggen veröffentlicht haben. Laut der katholischen Kirche eine Beleidigung religiöser Gefühle und der Regenbogen wäre mit einem Hakenkreuz gleichzusetzen. Zum Glück wurden sie freigesprochen - nach einem 2jährigen Prozess.
    Mit mulmigem und nachdenklichem Gefühl geht es mit Harry Potter wieder auf die Straße, die sich immer wieder hoch runter und durch die Berge herum schlängelt oder durch riesige Baustellen mit echten Ampelmännchen unterbrochen wird. Es ist wirklich heiß, so dass Ela alleine einkaufen geht und Sally und ich im Auto mit sämtlichen offenen Türen bleiben. Am frühen Abend kommen wir an einem kleinen Campingplatz an der Ostseeküste in Niechorze an. Die junge Besitzerin spricht Englisch und erklärt uns den Toröffner (einfach per Handy anrufen und das Ding geht auf) und preist uns ihr Essen in ihrem kleinen Restaurant ein. Es ist so ein niedliches Campingplätzchen und die Frau so nett, dass wir gleich für 2 Tage buchen. Abends gehen wir zum Strand, der ein paar Minuten entfernt liegt und anschließend ins italienische Restaurant. Es gibt einen Antipastiteller zur Vorspeise, Lasagne zum Hauptgang, Tiramisu zum Nachtisch, ein Glas Wein und eine Cola für knapp 40 Euro - in Dänemark undenkbar. Wir spielen noch ein paar Runden "Lama Dice" und können per Karte bezahlen... Ein Träumchen!
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  • Tag 30

    Šiauliai - Kaunas - Marienburg

    21. Juni 2022 in Litauen ⋅ ☀️ 16 °C

    44.137 km (3.628 Reisekilometer)

    Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Kaunas der diesjährigen Kulturhauptstadt 2022. Davon merkt man in den Straßen mitten in der Stadt nicht viel - Kaunas Innenstadt ist eine riesige Baustelle. Es sieht so aus, als ob einer im Januar 2022 in seinen Kalender gesehen und mit Schrecken festgestellt hat, dass das ja dieses Jahr ist und dann versucht hat, noch mal eben die Innenstadt zu renovieren. In zwei Jahren ist die Stadt bestimmt niedlich.
    Bei unserer Planung hatten wir uns vorgenommen, uns auch die kurische Nehrung der litauischen Seite anzusehen. Seit Februar 2022 greift Russland die Ukraine an und wir haben zwischendurch auch überlegt, die Reise gar nicht anzutreten. Es ist schon seltsam so nah an Russland und Belarus zu sein. Jetzt in Litauen wird es uns noch mehr bewusst: Seit ein paar Tagen verweigert Litauen den Zugang Russlands nach Kaliningrad und Russland droht mit Vergeltungsschlägen. [Im November 2022 ist der Krieg immer noch nicht vorbei und ein Querschläger der Ukraine schlägt in Polen ein und zwei Menschen kommen ums Leben.] Vilnius ist bestimmt eine schöne Stadt, aber wir machen uns doch schneller auf den Weg nach Polen, obwohl Polen für uns auch kein friedliches Pflaster ist. Dazu später mehr, jetzt müssen wir erstmal ein paar Kilometer schaffen mit der Hilfe von Harry Potter. Abends kommen wir in Marienburg an und wollen mal eben den Campingplatz bezahlen. Nicht nur das wir immer noch kein Bargeld haben und der Besitzer kein Kartenlesegerät; in Polen gibt es ja auch immer noch den Złoty. Das erste Mal auf der ganzen Reise sind wir auf der Suche nach einem Geldautomaten und hier stehen sie auch wirklich alle rum. Der Campingplatz ist nur ein Katzensprung zur Marienburg und dessen Museum entfernt. Auf dem Weg dorthin sehen wir 7 Geldautomaten, die aber alle kein Geld ausspucken wollen. In einer mittelalterlichen Taverne können wir mit der Karte Geld eintauschen.
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  • Tag 29

    Júrmala - Hügel der Kreuze - Šiauliai

    20. Juni 2022 in Lettland ⋅ ⛅ 18 °C

    43.992 km (3483 Reisekilometer)

    Endlich scheint mal wieder die Sonne und wir können sogar morgens in der Sonne frühstücken. Direkt vor unserem Parkplatz gibt es einen Picknicktisch und Bänke. Wir merken, dass wir nicht mehr so viele neue Sachen aufnehmen können und die Dinge, die wir in den letzten Wochen erlebt haben, erstmal sacken lassen müssen. Heute gibt es einen Strandtag mit Lesen und Dösen. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen bei schönem Wetter noch mal nach Riga zu fahren, aber wir genießen lieber das Wetter und den Strand. Anschließend laufen wir noch ein bisschen durch das kleine Städtchen und finden sogar einen kleinen Bäcker. Gut mit Lebensmitteln eingedeckt fahren wir weiter nach Litauen - die Länder sind auf einmal so schnell vorbei. Die Landschaft wird mit Mohn, Korn, Kamille und anderen Blüten immer bunter; die Häuser und Dörfer immer trostloser und grauer, sobald wir die großen Straßen verlassen, werden auch die Straßen trostlos. Sie gleichen unseren unbefestigten Feldwegen. Litauen sieht arm und nass aus. Ganze Felder stehen komplett unter Wasser, dort sehen wir auch hunderte Storche. Während der Fahrt erzähle ich Ela von dem "Berg der Kreuze", wir fahren immer weiter durch Landschaften und kleinen trostlosen Dörfern. "Ich weiß ja nicht, ob es sich lohnt für ein Kreuz so durch die Walachai zu fahren", sagt sie noch. Es ist ein Meer von Kreuzen: Tausende kleine, große, riesige Kreuze aus Holz, Stahl, Nägeln, Plastik, Stein. Mehrmals hat das kommunistische Regime in den 60er Jahren versucht die Kreuze zu beseitigen, aber es kamen immer wieder neue Kreuze. Es wurde auch versucht die Kreuze zu zählen; bei 50.000 Kreuzen hat man aufgehört zu zählen. Der Ort ist beeindruckend und erfürchtig zugleich. Wir machen uns auf die Suche nach einem Stellplatz und werden an einem See fündig. Da wir kein Bargeld haben und der Besitzer keine Kreditkarten annimmt, überweisen wir ihm das Geld online. Internet geht ja immer, an jedem Ort seitdem wir Deutschland verlassen haben. Wir dürfen uns einen Platz auf dem Rasen aussuchen. Die richtigen Stellplätze sind bereits ausgehoben, aber der Besitzer kann nicht weiter arbeiten, weil alles unter Wasser steht, auch das Basketballfeld.Weiterlesen

  • Tag 28

    Pärnu - Júrmala

    19. Juni 2022 in Estland ⋅ 🌨 17 °C

    43.811 km (Reisekilometer: 3.302)

    Wie immer lassen wir uns morgens Zeit zum Frühstücken und gehen noch eine trockene Runde mit Sally an der Ostsee vor der Schiebetür. Direkt an der Ostsee fahren wir Richtung Lettland, bzw. Riga und fahren nach nur einer Viertelstunde Fahrzeit plötzlich unspektakulär über die Grenze Lettlands. An der ersten Tankstelle halten wir an und können einem älteren Herrn mit unseren Profitankerfahrungen am Automaten weiterhelfen. Er ist vollkommen verzweifelt, weil er nicht weiß, wie er mit Bargeld zahlen kann und bedankt sich überschwenglich nach dem Tankvorgang. Kaum sitzen wir wieder im Auto und fahren die ersten Meter auf der Schnellstraße, fängt es an zu regnen. Auch das Fahren auf der Straße ändert sich: LKW kommen uns wie an einer riesenlangen Kette entgegen und die Autofahrer überholen uns in Kamikazemanier. Das halsbrecherische Überholen wird sich in Lettland nicht ändern. An den Straßenrändern wachsen kilometerlang Lupinen in allen erdenklichen Farben und aus den wilden Wiesen sind riesige landwirtschaftliche Felder geworden.
    Die Straße geht immer gerade aus und führt uns nach Riga, die größte und wirtschaftlich wichtigste Stadt im Baltikum. So sieht sie auch aus, besonders mit Regen an einem Sonntag.
    Die griechisch-orthodoxe Kirche ist gut besucht und die größte, die wir bis jetzt gesehen haben. Wir trauen uns aber nicht ganz rein und bleiben am Eingang stehen, da wir beim Betreten ein Kopftuch und einen Rock überziehen müssten...
    Vorbei an dem Freiheitsdenkmal kommen wir in die Innenstadt und suchen uns gleich ein warmes und trockenes Lokal. Die berühmte, kalte Rotebeetesuppe ist ausverkauft und so entscheiden wir uns in Lettland für belgische Waffeln mit Tee. Nach dem Essen regnet es noch immer und wir hangeln uns von einem Souvenirgeschäft zum nächsten. Eine Frau erzählt ihren Besuchern vor einem Café, das dies ein uriges Erlebnis ist und sie später wieder kommen würden. Das "Riga Black Magic" ist wirklich wie aus einer anderen Zeit und scheint nach der Eröffnung 1752 in der Zeit stehen geblieben zu sein. Es ist Innen sehr dunkel und nur mit Kerzenschein erhellt, die Bedienungen laufen im historischen Geändern herum und die Gäste wirken in ihrer modernen Kleidung deplatziert. In der Auslage liegen Pralinen und Schokolade, die man sich zusammenstellen kann. Ela bestellt sich eine Hot Choclate mit Black Magic, dem berühmten Schnaps aus Riga, den es unterschiedlichen Geschmacksrichtungen gibt. Unser Englisch wurde in Estland schon kaum verstanden, hier ist es noch schlimmer: Im belgischen Pub bekamen wir statt Minztee einen schwarzen, hier bekomme ich statt meinen schwarzen Kaffee einen Irishcoffee auf Riga Art (also mit Black Magic). Ela übernimmt den Black Magic Coffee, die heiße Schokolade geht zurück und die Bedienung fragt mitleidig, ob ich wirklich nur einen schwarzen Kaffee möchte.
    Das Wetter wird nicht besser und so fahren wir weiter nach Júrmara einem kleinen Badekurort. Eigentlich hätten wir irgendeine Maut oder Kurtaxe zahlen müssen, aber als wir endlich verstanden haben, was die Schilder uns sagen wollen, waren wir an den Ticketschaltern schon vorbeigerauscht. Júrmara ist ganz anders als Riga: Neue Straßen, große, bunte Blumenkästen, gepflegte, bunte, restaurierte Holzhäuser mit kleinen Türmchen. Die Suche nach einem Stellplatz erweist sich als ein bisschen kompliziert, letztendlich stellen wir uns auf einen Parkplatz an einem See. Obwohl unser Stellplatz weit weg vom nächsten Haus liegt, ist hier auch bei Regenwetter viel los. Autos kommen und fahren wieder. Irgendwann wird es ruhiger.
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  • Tag 27

    Pärnu - kurz vor der lettischen Grenze

    18. Juni 2022 in Estland ⋅ 🌧 14 °C

    43.811km (Reisekilometer 3.302)

    Es bezieht sich schon während des Frühstücks und wird sich bis morgen nicht mehr beruhigen. In Pärnu parken wir mal wieder zentral, aber verstehen die Parkschilder nicht wirklich. Auf einem Schild steht auf Englisch: "Wenn Sie bezahlen möchten, bezahlen Sie online". Ein Schild zwei Meter weiter sagt, dass wir 3 Stunden parken dürfen - wir stehen in der Mitte und parken 3 Stunden mit Parkscheibe. Wir möchten nicht online bezahlen. Es nieselt und ein eisiger Wind bis Sturm weht durch die Gassen und so laufen wir von Geschäft zu Geschäft, die aber wirklich mal außergewöhnlich sind. Also kein h&m, Takko, Markengeschäfte und sonstige weltweit langweiligen Geschäfte. Der erste Laden ist ein Wollladen und die Besitzerin versucht in einem Mix aus Deutsch, Finnisch und Estnisch uns die richtige Wolle für zukünftige Socken zu verkaufen. Im nächsten Geschäft werden Dinge verkauft, die Bewohner selbst hergestellt haben und auch hier verweilen wir länger. In einem Bistro bestellen wir uns Wraps und bekommen so viel zu Essen, dass wir den Tisch wechseln müssen, weil das Ganze nicht auf einen Bistrotisch passt. "Das ist aber ganz schön viel" sagen wir dreimal zur Bedienung. "Sie können es sich ja einpacken" ist die Antwort. Wir sind verwirrt, Estland ist billiger als die vorherigen Länder, aber das kann nicht sein. Wir fangen erstmal mit unserem bestelltem Essen an. 5 Minuten später kommt die Bedienung und hat auch ihren Fehler bemerkt, sie lassen uns wenigsten die Wraps.
    Gestärkt laufen wir weiter durch den Nieselregen und stemmen uns gegen den Gegenwind, der Strand soll ja nett sein und den sollte man gesehen haben. Je näher wir dem Strand kommen, desto stürmischer wird es. Mittlerweile brauche ich den Strand nicht mehr sehen und stelle mich in den Windschatten, bzw. Sturmschatten eines Baumes und sehe den Beachsoccern beim Turnier zu. Ein Spiel steht kurz vorm Anpfiff und selbst die Spieler frieren und versuchen sich warm zu halten. Ela kämpft sich bis zum Strand durch und das ohne Parka! Die Promenade ist bestimmt schön bei Sonnenwetter und höherer Temperatur, aber uns zieht es zurück zum trockenen Bulli.
    Diese Nacht möchten wir noch einmal, bevor es nach Lettland geht, auf einem RMK-Stellplatz übernachten und finden kurz vor der Grenze einen größeren Platz, auf dem Autos 4€ für eine Nacht bezahlen müssen; Zelte sind frei. Estland ist auf der einen Seite super weit mit der Digitalisierung - seit dem Jahr 2000 (!) hat jeder Bewohner Estland das Recht auf freies, schnelles (!) WLAN und so haben wir in den entlegensten Stellen im Wald noch schnellen Empfang und in jeder Stadt ein freies WLAN. Es gibt extra Straßenschilder die auf freies WLAN abseits der Straße hinweisen und alle paar Kilometer steht ein riesiger Funkturm. Jeder Campingplatz hat freies WLAN, dass auch in der hinterletzten Ecke funktioniert. In Deutschland bezahlt man für Internet, das zusammenbricht sobald zu viele Camper gleichzeitig surfen oder man hat nur an der Rezeption Empfang oder es wird erst gar nicht angeboten. Andererseits sind die Esten so naturverbunden und bieten diese tollen kostenfreien Zeltplätze im ganzen Land an.
    Natürlich möchten wir (also eigentlich nur Ela) auch auf diesem Stellplatz wieder einen schönen Blick auf die Ostsee haben und hell soll er sein. Schnell ist ein Platz gefunden und genauso schnell haben wir uns schön im Sand festgefahren - aber so richtig, wenn schon, denn schon.
    Unsere Nachbarin aus Estland kommt mit Baby raus und meint, das wäre ihnen eben auch mit dem doppelt so großen Wohnmobil passiert. Ein paar Leute haben ihnen eben geholfen, sie könnte sie anrufen. Eigentlich dachten wir, es kommt ein Trecker oder so, aber es kommt eine Horde von Menschen, die alle mit anpacken und nach ein bisschen hin und her den Spacy befreien. Erst meinten sie, ach, so ein kleines Auto haben sie doch mal eben angehoben und zur Seite gestellt. So einfach war es dann doch nicht. Sie haben uns gezeigt, dass es in Estland auch nette, fröhliche und Englisch sprechende Menschen gibt. Und Papas Klappspaten kam auch zum Einsatz. Gut, dass es aufgehört hat zu regnen.
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  • Tag 26

    Haapsalu - Pärnu

    17. Juni 2022 in Estland ⋅ ⛅ 18 °C

    43.651km (Reisekilometer 2.785km)

    So ein gutes WLAN muss ja genutzt werden und so nehmen wir uns die Zeit und schreiben/gestalten online in Ruhe und in der Sonne ein paar Karten. Manchmal etwas frustrierend, wenn man gerade ein paar passende Fotos gefunden hatte und dann kann man auf der "Rückseite" auf einmal keine Adresse eintragen und das ganze Spiel geht von vorne los. Aber wir haben ja Zeit. Der Campingplatz ist auch so niedlich mit seinen finnischen Holzhäuschen in denen die Toiletten und Duschen sind. Wir fahren so entspannt vom Campingplatz weg, dass Ela ihre Crocs auf dem Rasen stehen lässt, obwohl sie schon eine Bauarbeitersignalfarbe haben.
    Die Fahrt geht weiter durch Landschaft mit Wäldern, Kühen und Bushaltestellen, immer noch ohne Kundschaft. Wir lassen uns fast nur von GoogleMaps führen und regen uns schon nicht mehr täglich über die Uschi auf, weil wir uns an ihre Macken gewöhnt haben. Heute fahren wir aber an ihre angepeilte Straße vorbei, weil wir nicht damit gerechnet haben, auf so einer unscheinbaren Straße weiterfahren zu müssen. Es ist eine Schotterpiste vom Feinsten und 18 Kilometer lang, geradeaus weiter zu fahren wäre die doppelte Kilometeranzahl gewesen. Also stauben wir durch die Walachei, fragen uns, ob hier noch jemand wohnt und fahren prompt an einigen Ruinen vorbei. Sally guckt irritiert bei der Schuckelei und fragt uns wohl: "Ist das euer Ernst?!". Sie legt sich wieder hin und schläft weiter, auch die Silwygläser stehen weiterhin fest auf dem Kühlschrank. Plötzlich hört die Schotterstraße auf und es geht asphaltiert weiter. Genauso plötzlich ist auf einmal unser Campingplatz da. Ein sehr moderner Platz mit einem Café, Bootsverleih, vielen Feuerstellen, Fischsäuberungsstelle und Räucherofen am Stellplatz. Leider ist uns die Sauna zu teuer, sie steht direkt am See mit einem Hottube. Da heute eine Jägerversammlung am Abend ansteht, gehen wir noch schnell in dem Café essen und lassen uns von der deutschsprechenden Bedienung eine Suljanka und Pfannkuchen mit Erdbeersoße empfehlen. Beides eine Spezialität in Estland. Bis zum Abend lesen wir, hören das ein oder andere Hallali, laufen noch ein bisschen mit Sally und legen uns auf die Liegen am Seeufer.
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  • Tag 25

    Valgejärve - Haapsalu

    16. Juni 2022 in Estland ⋅ ☀️ 18 °C

    43.554km (Reisekilometer: 3.045km)

    Das Frühstück essen wir heute auf der Seeterrasse und diesmal kommt nur ein Schwimmer, der auch das Klopapier beim Trockenklo nachfüllt und mit seinem Rad weiterfährt. Auch wir fahren weiter und sehen mal wieder nur Gegend, kurz vor Haapsalu kommen uns auch wieder mehr Autos entgegen.
    Haapsalu ist ein Kurort mit dem längsten, aber stillgelegtem Bahnhof aus Holz, erbaut für einen einzigen Zarenbesuch. Der einzige Campingplatz wird unsere Übernachtung sein, so können wir auch noch mal ein bisschen Waschen und duschen. Und siehe da, hier sind die ganzen deutschen Urlauber und ein Wohnmobil sogar aus Paderborn. Während der Fahrt durch Estland sind uns nur vereinzelt finnische Wohnwagen entgegen gekommen.
    Der Weg in die Innenstadt ist wie ein Zeitsprung in die sowjetische Ära mit den typischen heruntergekommenen Wohnkomplexen und Kohlegeruch. An einem alten Friedhof mit Kreuzen aus Metall und Zaun ums Grab gehen wir in die Hauptstraße, die eine riesige Baustelle ist. Unsere Vermutung ist ja, dass hier 2023 die nächste Landesgartenschau stattfindet und sie mal eben noch alles hübsch machen wollen. Und schon wieder sehen wir ein Hakenkreuz, diesmal auf der Brust eines Bauarbeiters. Sehr befremdlich für uns. Bis jetzt haut uns Haapsalu nicht vom Hocker, es ist staubig durch die Baustelle und alle Menschen schauen griesgrämig vor sich hin, aber dann kommt die Burgruine mit einem kleinen Park und die Promenade an der Ostsee sieht aus wie in Travemünde. Unser eigentliches Ziel ist das Museum von Ilon Wikland, die Illustratorin von Astrid Lindgren. Bis auf Pipi Langstrumpf und Michel hat sie alle Bücher illustriert. Sie musste im 2. Weltkrieg als 14jährige ihre Großeltern verlassen und floh nach Schweden. Sie wohnte bei ihrer Tante in Stockholm und ging dort wie ihre Tante zur Kunstschule. Ilon Wikland dachte, sie würde Estland nie wieder betreten; erst in den 90er Jahren nach der sowjetischen Zeit kam sie in das Haus ihrer Großeltern zurück und erst jetzt merkte sie, dass sie unbewusst die Häuser und die Burg (Ronja Räubertochter) in die Bücher gemalt hat. Ein interessantes Leben und tolle Bilder, die ja jeder aus seiner Kindheit kennt. Und so taucht die 2. Britta der Reise auf: Die Kinder von Bullerbü.
    Der Weg zurück zum Campingplatz geht am Meer und Schilf entlang und versöhnt uns mit Haapsalu. Wenn die Baustelle weg ist, könnte es noch netter werden.
    Beim Spacy gibt es schnelles WLAN, nun kann ich endlich mal ein paar Fotos für den Blog hochladen und er sieht nicht mehr so farblos aus.
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  • Tag 24

    Keila-Joa - Valgejärve Naturschutzgebiet

    15. Juni 2022 in Estland ⋅ ☀️ 16 °C

    43.451km (Reisekilometer: 2.942km)

    Heute wollen wir einen Rundweg im Moor wandern und fahren eigentlich nur durch Gegend. Es gibt keine Dörfer, keine weiteren Autos, nur Rinder, Kiefern, Birken und Bushaltestellen ohne Kundschaft. Wenn aber mal ein Auto hinter uns ist, werden wir sofort überholt. Nicht nur die Freundlichkeit ist verschwunden, auch das rücksichtsvolle Fahren - es wird wieder hektischer auf der Straße. Das sind wir nicht mehr gewöhnt: Wenn ich in Schweden oder Finnland die Spur wechseln wollte, hab ich noch „deutsch gedacht“ und abgewartet, weil mich die Autos auf jeden Fall schnell überholen werden. Auf den schwedischen und finnischen Straßen wurde ich vorgelassen.
    Der Parkplatz unserer Wanderroute ist ein RMK-Parkplatz und liegt direkt an einem einsamen See, das nächste Haus kilometerweit entfernt, leider ohne Holz. Wir beschließen schon beim Aussteigen, dass wir nach der Wanderung hierbleiben. 7 Kilometer geht der Rundweg durch den Wald und über einen langen, schmalen Holzweg über das Moor. Für Sally nicht der schönste Ausflug, weil die Bretter längst verlegt sind und sie öfters mit den Pfoten in die Ritze reinrutscht. Irgendwann verweigert sie sich und steht gleich im Wasser, um sie wieder auf den Steg zu bekommen, werde auch ich nass und schmodderig. Aber sie hält durch und wir schaffen es durchs Moor.
    Als wir zu unserem Spacy zurückkommen, ist der Steg beim See leider belegt, also lese ich und Ela backt mit dem Omina ein Brot. Kurze Zeit später kommt eine Gruppe und fragt, ob sie den Grill nutzen kann; wir wechseln auf unsere Sonnenterrasse hinterm Spacy. Immer wieder kommen neue Schwimmer und Wanderer; so viel zum einsamen See…
    Abends kommen nur noch vereinzelte Schwimmer vorbei und die Nacht ist ruhig und plötzlich total windstill.
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