Anna & Dirk on Tour

November 2022 - February 2023
A 98-day adventure by Dirk & Anna Read more
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  • Day 32

    Soc Trang

    December 22, 2022 in Vietnam ⋅ ⛅ 27 °C

    Warum gibt es solche Busse oder Bahnen nicht in Deutschland? Du bekommst nen Sitz, der auch als Liege zurückgestellt werden kann, bekommst ein Wasser und eine Decke. Du legst Dich da rein, pennst, und wenn Du da bist machen die Dich wieder wach. Super Sache!!! In Soc Trang hatten wir ein Hotel, das eigentlich überragend war. Großes Zimmer, Pool, sauber, 28 Grad, Klimaanlage, Restaurant direkt neben dran, also alles was man sich für einen Zwischenstopp für einen Tag wünschen kann.

    Auf dem Zimmer lag eine Speisekarte herum, auf der alle möglichen Sachen standen, die man gerne isst (z.B. gebratener Reis mit allen möglichen Zutaten, alle möglichen Suppen) und die man eher nicht so gerne isst (z.B. Schlangenkopf, Nager etc.). Wir gingen freudestrahlend ins Restaurant und versuchten etwas zu bestellen. Da wir leider des Vietnamesischen und die Bedienungen des Englischen nicht mächtig waren, hatten wir eine sehr große Sprachbarriere, die auch durch den Google Translator nur schwer zu überwinden war. Wir bestellten schließlich 2x gebratenen Reis mit Gemüse ("no meat, no fish"). Warum die Zubereitung 30 Minuten dauern sollte erschloss sich uns, als ca. 25 Minuten nach unserer Bestellung ein Motobiker mit einer Plastiktüte und einer Essen-To-Go-Box vorgefahren kam. Da kam unser Essen! 5 Minuten später wurde es, garniert mit frischen Gurken und Tomaten, serviert. Leider implizierte "no meat, no fish" leider keine Garnelen. Für Anna gabs dann noch ne Suppe und wir hatten ein sehr leckeres Abendessen. Zwar über Umwege, aber sehr lecker. Wir hatten das Gefühl, dass unsere Bedienung nicht nein sagen konnte und alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um unseren Essenswunsch zu erfüllen.

    Zwischendrin war Dirk nochmal kurz im Hotelzimmer und bemerkte, dass wir trotz Doppelzimmer nicht zu zweit, sondern zu dritt waren. Er sah aus dem Augenwinkel, wie ein Gecko von der Wand hinter den Fernseher huschte. Als wir später nochmal hinter die Glotze schauten, konnten wir ihn nicht sehen, später war er wieder da. Nein, Geckos können nicht von jetzt auf gleich zur Tarnung die Hautfarbe wechseln. Das können Chamäleons! Waldemar ist aber ein Gecko und kann das nicht. Wir bemerkten, dass Waldemar in der Steckdose hinterm TV wohnt und sich dort sehr gut verstecken kann. Wir waren damit einverstanden, obwohl er sich nicht an den Kosten für das Zimmer beteiligte. Wir hofften aber, dass er ein paar von den 39 Mosquitos von der Wand pflückt, um die Nacht ohne Mückenschutz erträglich zu machen. Doch weit gefehlt! Waldi hat gar nichts gemacht. Der hing in seiner Höhle und ist einfach seiner Arbeit nicht nachgekommen!

    Wir nutzten also abends noch den sehr geilen Pool und ließen anschließend die Mückenplage bis 5.00 Uhr morgens über uns ergehen. Dann kam das Taxi, das uns zum 45 Minuten entfernten Hafen nach Tran De fuhr. Von dort legte die Schnellfähre "Superdong" ins 80 km entfernte Con Dao ab.

    Auf dem modernen Hafenterminal herrschte erwartungsvolle Stimmung. Dirk wollte in dieses Südseearchipel über den Seeweg gelangen. So wie man sich das vorstellt: Die Sonne geht auf, 27 Grad, wir befinden uns auf dem Sonnendeck und können uns bei 2,5 Stunden Überfahrt am traumhaften Meer erfreuen und in der Ferne die immer klarer werdenden Silouetten dieser Trauminselgruppe erkennen. Wir stiegen also in das Boot ein. Reihe 5, Platz A und B. Direkt am Fenster. Das Fenster war aber so weit oben, dass man nur rausgucken konnte, wenn man sich hinstellt. Was für ein Scheiß - dachten wir. Die Crew verteilte für jede Person:
    1. Eine Flasche Wasser (oh, thank you!)
    2. Ein Erfrischungstuch (thank you!)
    3. 2-3 Plastiktüten (aha)
    Die Fahrt ging los über seichtes Flusswasser. Dann kamen 3-4 Wellen, begleitet vom euphorischen Gejohle der Passagiere. Die Meute fand es toll! Wie in der Achterbahn! Super! Dann kamen weitere Wellen und wir bekamen von links die erste richtig scheppernde Breitseite, die bis oben ans Fenster klatschte. Spätestens da war klar warum sich die Fenster so weit oben befindem und es war vorbei mit der Leichtigkeit. Nach 30 Minuten legte der erste Junge los. Wir wussten nun um die Verwendung der ganzen Mülltüten, die da vorher verteilt wurden. Um uns herum legte mindestens jeder Zweite eine astreine brühwarme Calzone in die Tüte. Als das schlafende Pärchen neben uns plötzlich wach wurde und auch loslegte, wurde es beinahe kriminell. Anna rückte einen auf, Dirk stellte sich hin. Was für ein Ausblick, draußen 8 Meter hohe Wellen, drinnen 200 kotzende Menschen und noch 1 Stunde zu fahren. Was für ein Ritt! Wir behielten das Abendessen aus Soc Trang bei uns und waren froh, dass vor der Fahrt das Boarding gerade begann, als wir im Begriff waren uns ein leckeres Omelett-Brötchen am Steg zu kaufen aber es aus Zeitgründen bleiben ließen. Wir waren auf Con Dao angekommen: Unserem Weihnachtsdomizil.
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  • Day 34

    Con Dao

    December 24, 2022 in Vietnam ⋅ ☁️ 26 °C

    Als wir unsere Reise planten und beschlossen hatten, auch über Weihnachten unterwegs zu sein, wollten wir zu der Zeit was tolles machen. Also schauten wir auf die Landkarte und entdeckten südlich von Vietnam dieses Stückchen Land im südchinesischen Meer namens Con Dao. Dort sollte es also hingehen!

    In Saigon wurde uns von zwei Agenturen unabhängig voneinander dazu geraten, die Fähre über Soc Trang zu nehmen. But the most comfortable way to go to Con Dao is by plane. Wofür wir uns entschieden haben, ist im vorherigen Beitrag nachzulesen.

    Wir checkten im Hotel Nam Hai ein und bezogen unser Weihnachtszimmer für die nächsten vier Tage. Mit Balkon und Dachterrasse. Das war zwar etwas über unserem Budget, aber hey! Es ist doch Weihnachten! Und 22 € pro Nase und Nacht ist für Deutsche Hotelverhältnisse schon meist aller unterste Rille. Wir gingen ins Restaurant Infinity und teilten uns das Frühstück. Auf Nachfrage beim Kellner, wo man sich nen Roller mieten kann, lernten wir 1 Minute später Thong kennen und hatten weitere 10 Minuten später 2 Roller vor der Tür stehen. 5 € pro Tag. Hammer! Nach Dirks fachmännischer Probefahrt um den Block und der Bitte, die Hinterbremse so zu präparieren, dass sie auch benutzt werden kann, machte die neue Roller-Gang die Insel unsicher. Wir hoppten von Strand zu Strand, ließen diese geile Küstenstraße auf uns wirken, winkten Affen zu und hielten an, wenn wir Bock hatten und gucken wollten. Ganz ehrlich! Geil!!!

    Am späten Nachmittag führten wir die auf Con Dao obligatorische Besichtigung des Gefängnisses durch. Tatsächlich hat die Insel eine sehr dunkle Vergangenheit. Zum Ende der französischen Kolonialherrschaft errichtete Frankreich auf der Insel ein Gefängnis für politische Gefangene. Folter schien hier an der Tagesordnung gewesen zu sein. Menschenverachtend waren die sog. Tiger Cages. Das waren wahrhaftige Kerker, in denen auf 5 m² bis zu 6 Personen inhaftiert waren und an den Füßen mit Metallriemen an Eisenstangen gekettet waren. Von oben konnten die Wärter wie im Zoo durch Eisenstreben auf die Insassen herabblicken. Zur Veranschaulichung wurden lebensgroße Figuren in den Käfigen platziert. Darüber hinaus gab es "Solarien". Das waren Zellen ohne Dach, in denen die Gefangenen der Witterung und vor allem der starken Sonne ausgesetzt waren. Man kann es gar nicht in Worte fassen, ohne es gesehen zu haben. Ein paar Fotos befinden sich zur Begleitung in diesem Post. Die Amerikaner haben die Gefängnisse im Vietnamkrieg dann weiterhin genutzt. Da fragt man sich wirklich mit welcher Intention beide Länder gegen Hitler gekämpft haben, um in der gleichen Epoche sowas abzuziehen. Blanker Irrsinn!

    Am nächsten Tag war Heiligabend und wir fuhren diesmal mit dem Roller andersherum um die Insel und entdeckten einige verborgene Strände, zu denen man teilweise bis zu 100 m durch den Dschungel laufen musste. Man konnte immer an zwei Parametern erkennen, wie weit das Meer bei Flut kommt: an den Einfärbungen der Felsen und des Bodens sowie am Müll. Es wird sehr viel Müll angespült! Wir dürfen nichts sagen, da unser ökologischer Fußabdruck derzeit absolut abfuckt. Aber Freunde! Man braucht keine Plastiktüte um einen Plastikbecher Saft. Und man muss es danach auch nicht ins Meer schmeißen. Trotzdem: die Insel ist wirklich sehr schön. Wer mal in der Ecke ist, nicht so schnell seekrank wird und mal ein paar Tage Ruhe braucht: Hin da!!!!

    Abends war Heiligabend. Es ist wirklich ungewohnt, nicht die Familien um sich herum zu haben. Wir zogen uns die schicksten Sommerklamotten an, die wir dabei haben und bestellten uns im Restaurant das Weihnachtsmenü.

    1. Getränk: Weißwein. Erst kam einer, dann auf Nachfrage ein zweiter.
    2. Suppe: Kürbissuppe mit Zeug drin. Kleines Schälchen, aber gleich kommt ja der Hauptgang. Dafür braucht man Platz.
    3. Hauptgang: Ein Hähnchenschnitzel mit nem kleinen Gemüse. Dann mussten wir nachfragen: Ist das alles? -> Ja, Ihr habt ja nur ein Menü bestellt! Hallo! Es ist Weihnachten! Da überfrisst man sich und kugelt anschließend ins Bett! Also, wir brauchen die zweite Portion ! Attacke :D
    4. Mangokuchen gefroren.

    Es war wirklich ein toller und einmaliger heiliger Abend, den wir wohl nie vergessen werden.

    Am 1. Weihnachtstag wollten wir im Nationalpark wandern gehen. Ob des guten Wetters planten wir spontan um und schlossen uns einer Gruppe Spanier an, um bei den umliegenden Korallenriffen zu schnorcheln. Wir fuhren mit dem Boot zu 3 verschiedenen Spots und hatten eine überragende Aussicht und bestes Wetter. Am 2. Weihnachtstag sind wir dann schließlich durch den Nationalpark gewandert und an einem Strand rausgekommen, den wir noch nicht kannten. Wir haben versucht, über Felsen zu klettern und über einen anderen Strand einen anderen Eingang in den Park zu finden. Das haben wir dann aber bleiben lassen, als die Felsen zu hoch und steil wurden. Im Park gabs viele Tiere, Lianen und Pflanzen zu sehen. Dirk war nach der Ankunft felsenfest davon überzeugt, dass das die Jurassic-Park-Insel ist und da Dinosaurier leben. Die haben sich aber wirklich sehr gut versteckt! Es gibt dort im Wald also alles, was es in Deutschland nicht gibt. Außer Eichhörnchen. Die sind überall!

    Für den Rückweg am 27. entschieden wir uns bereits nach der Hälfte der Hinfahrt einige Tage zuvor, das Flugzeug zu nehmen. Zurück in Saigon parkten wir morgens unsere Rucksäcke in einer Reiseagentur und machten uns auf den Weg zu den Cu Chi Tunneln. Dieses Tunnelsystem war ein wichtiger Bestandteil des Vietnamesischen Widerstands gegen die französischen und amerikanischen Besatzer zwischen den 40er- und 70er-Jahren. Das System war untereinander verbunden und beinhaltete auf einer Gesamtlänge von ca. 250 km Wohnanlagen, Zu- und Abluftschächte, Bunker, Krankenverpflegung, Schulen usw. Der Widerstandswille der Vietnamesen wurde auf dieser Anlage verdeutlicht. Wer sowas macht und so lebt, hat eine unglaubliche Leidensfähigkeit. Schätzungen zufolge sind während des Krieges ca. 43.000 Menschen in den Tunneln durch Beschuss, chemische Waffen und Krankheiten (Großteil) umgekommen. Die Tunnel, die teilweise nur 50 cm breit und 40 cm hoch waren, treiben einem einen kalten Schauer über den Rücken.

    Wir haben über Weihnachten viel schönes erlebt und einiges über die Vietnamesische Geschichte gelernt. Jetzt sitzen wir im Nachtbus nach Phan Rang und freuen uns, morgen an der Südostküste aufzuwachen.

    Stay tuned!
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  • Day 40

    Phan Rang - Thap Cham

    December 30, 2022 in Vietnam ⋅ ☁️ 27 °C

    "Hellooooo!!! What your name?" Wir fühlten uns wie Angelina Jolie. Die war mal bei einer Hoteleröffnung für 10 Tage auf Con Dao. Seitdem schaut sich der Hotel-Manager unseres Hotels Nam Hai auf Con Dao immer gerne Videos von ihr an. Hat er uns selbst erzählt! Naja. Wir fühlten uns jedenfalls wie Angelina Jolie, da Phan Rang - Thap Cham offensichtlich ein Ort ist, in den sich nicht so oft Nicht-Asiaten verirren.

    Wir kamen früh morgens um 6 Uhr mit dem Nachtbus an und waren noch etwas verdaddelt, als wir ausgestiegen sind. Wir wimmelten die Taxi-Jungs ab, fanden aber keinen Bus zum 3 km entfernten Hostel. Also machten wir das, was man mit unserer Gepäckform gut machen kann: Hoch das Ding auf den Rücken und 3 km Frühsport. Die Stadt wachte quasi mit uns auf. Als wir am Homestay ankamen, konnten wir schon früh einchecken und holten nochmal 2 Stunden Schlaf nach. Das Zimmer war top und für 5,50 € pro Nase und Nacht sehr erschwinglich. Danach ging es auf Entdeckungstour in der näheren Umgebung. Hellooooo! Tönte es alle 30 Sekunden aus einer anderen Ecke. So muss sich Angelina fühlen, wenn sie durch die Gegend läuft. Leider war das fast der einzige Satz Englisch, den viele draufhatten :D Dann suchten wir ein Café zum Frühstücken, dann noch eins und dann noch eins. Wir bemerkten, dass es in Phan Rang sehr ernst mit dem Lokal "Café" gemeint ist: Nix zu futtern. Nur Kaffee. Also gingen wir zu Pepina und bestellten uns Spiegelei mit Brot, leckerer Soße und Salat, dazu frisch gepressten O-Saft und Gratis-Eistee. Das können die sehr gut und auch sehr günstig für 1,10 €. Da sich das bewährt hatte und die Besitzer sehr nett waren, gingen wir zu allen 3 Frühstücken dorthin. Da hatten wir das Con-Dao-Hotel zügig wieder drin :)

    Mittags waren wir dann voller Tatendrang und schwangen uns auf den gemieteten Roller. Nach 20 m merkten wir, dass der Hinterreifen platt war. Unser Host kümmerte sich sofort und wollte neue Luft reinmachen. Wir verneinten. Woher sollen wir wissen warum der Reifen platt ist und dann stehen wir nach 10 km in der Pampa und das Ding ist wieder platt. Wir bekamen also einen neuen, bei dem die hintere Bremse so gut funktionierte wie die falsche 9 bei der Nationalmannschaft. Aber gut. Lieber Mario Götze vorne drin als niemanden. Wir fuhren in den Stadtteil Thap Cham zu einer Tempelanlage. Diese wurde zwischen 1050 und 1400 gebaut. Der Grund, warum damals der erste Tempel gebaut wurde, war ein militärischer Sieg der Cham, die sich mal wieder gegen ihre Widersacher aus dem Norden und Süden behauptet hatten. Auf dem Weg machten wir noch eine entzückende Entdeckung: Ein Fußballstadion! Wie toll! Mit olympischen Ringen. An olympische Spiele in Phan Rang können wir uns zwar nicht erinnern, aber egal. Wird schon seine Richtigkeit haben. Danach gings an den Strand, weil das Wetter super war. Der Strand in Phan Rang ist wirklich weltklasse. Kilometerlanger, feinster Sandstrand in einer Bucht. Die topografischen Gegebenheiten sind vergleichbar mit einem beliebten Strandabschnitt auf der Insel Palma de Mallorca. Nur etwas steiler. Es gab Ein paar Hotels dahinter, einen unnormal riesigen Hotelkomplex, der überhaupt nicht in die Gegend passt und auch unfertig zu sein schien - zumindest im oberen Drittel. Aber vor allem: wir waren fast die einzigen. So weit das Auge reichte haben wir keine 50 Menschen am Strand gesehen. Tolle Sache! Trotzdem hat Dirk einen neuen Kumpel kennengelernt: Er kommt aus Hanoi, heißt auch so ähnlich wie Dirk (Duc) und er mag Fußball. Super Typ!

    Am zweiten Tag gings wieder auf unseren Mario-Götze-Roller und wir klapperten einige Orte ab, die uns unser Host empfohlen hatte: 50 km entlang der Küste gen Norden, vorbei an Kite-Surfern, in eine Bucht, in die die Wellen reinklatschten, durch ein Weinanbaugebiet, vorbei an vielen von Pflanzen übersähten Felsbergen, gegen den Wind und mit der Sonne im Rücken (auf der Rückfahrt umgekehrt) und zu einem Wasserfall, den man besser hören als sehen konnte. Das Ding ist touristisch noch nicht so richtig erschlossen. Das ist gut und schlecht: Es ist dort noch so, wie es ist, aber man kann halt wenig sehen :D Die Dorf-Kids findens da aber super! Die badeten und spielten oberhalb und unterhalb des Wasserfalls und hatten viel Spaß. So eine Rollertour wild durch die Gegend ist einfach eine tolle Sache!!
    Abends gingen wir essen und hauten und irgendwelche Sachen auf unseren Reis, von denen wir nicht wussten was es war. 85 % waren sehr lecker. Danach gabs noch nen Nachtisch-Shake nach Art des Hauses: irgendein Kartoffelteig mit verschiedenen Sorten Wackelpudding, anderen süßen Glibbersachen, ner Kelle Milch und Crushed-Ice oben drauf. Wirklich: keine Ahnung was das war. Hat irgendwie geschmeckt, aber irgendwie auch nicht. Ein Foto dazu mit Anna ist angehängt. Danach fanden wir noch ein Spa und ließen uns 1 Stunde die Rücken durchkneten.

    Phan Rang - Thap Cham stand nicht im Reiseführer. Die Entscheidung, nochmal südlich von Nha Trang einen Stopp zu machen, fiel aufgrund des im Süden wärmeren Klimas. Bevor es in den kühleren Norden geht, wollten wir nochmal einige sehr warme Tage haben. Trotz der Ermangelung an großartigen Sehenswürdigkeiten bzw. dem Zustand, dass diese noch nicht so erschlossen sind, war es für uns ein wirkliches Erlebnis. Vor allem, da wir uns mit Erfolg endgültig an die vietnamesische Küche herangetraut und gewöhnt haben.

    Am nächsten Tag war dann Abfahrt nach Nha Trang, unserem Silvesterdomizil. Da wir möglichst viele Verkehrmittel mal nutzen wollen, sitzen wir nun im Zug. Hoffentlich hat der eine Bremse und funktioniert besser als Mario Götze vorne drin.
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  • Day 43

    Nha Trang (Nah dran)

    January 2, 2023 in Vietnam ⋅ 🌧 21 °C

    Nha Trang war ziemlich nah dran an Phan Rang. Deshalb dauerte die Zugfahrt nur ca. 90 Minuten. Im Zug gab es eine nicht zu definierende Platzzuweisung. Die richtigen Sitznummern waren hinten am Sitz angebracht, sodass die Person, die hinter einem saß, die Platznummer der vorderen Person sah. Vielleicht stimmte aber auch das nicht und wir wurden einfach ganz woanders hingesetzt, weil sich der Supervisor im Zug nicht mit der latent hysterisch-nervösen "Daaaarling,-show-them-the-tickets-they-say-that-we-sit-on-their-seats-Tante" anlegen wollte. In Nha Trang liefen wir zu unserem Hotel. Dort wehte ein ganz anderer Wind als in Phan Rang. Die Stadt ist viel größer und direkt am Strand sind in den letzten Jahren viele riesige Hotelbunker aus dem Boden geschossen. So einen buchten wir auch. Das Apus Hotel, 4 Sterne, 200 m vom Strand entfernt, mit Pool auf der Dachhterrasse, 10 € p.P. pro Nacht inkl. Frühstück. Da konnten wir nicht ablehnen. Das Zentrum von Nha Trang ist sehr touristisch. Es gibt sehr viele coole Bars, Restaurants und auch Cafés, in denen es sogar andere Sachen als Kaffee gibt. Der Strand dort ist sehr schick und wenn ich von Phan Rang gesagt habe, dass es dort ein bisschen wie auf Mallorca ist, nehme ich das hiermit wieder zurück und stülpe diese Ortsbeschreibung auf Nha Trang. Da gibt es nämlich auch die vielbefahrene Straße hinter der Strandpromenade. Außerdem verbringen dort sehr viele russische Touristen ihren Strandurlaub, wodurch viele Läden auch russische Gerichte und Getränke angeboten haben.

    Wir machten uns an Tag 1 mit den weiteren Gegebenheiten vor Ort vertraut. Wir fanden einen normalerweise trubeligen Markt, der aber schon quasi zu hatte. 500 m davor befand sich das örtliche Fußballstadion. Dort hatte gerade die Erstligamannschaft des FC Khanh Hoa ihren Trainingsauftakt. Leider hatten die in den nächsten Tagen kein Testspiel im Stadion. Das wäre doch was gewesen.

    Am 31.12. gingen wir morgens am Strand joggen. Schon ganz geil, aber bei dem abschüssigen Strand geht das relativ schnell auf die Gelenke. Anschließend haben wir uns einen Roller geliehen und sind zum örtlichen Golfplatz gefahren, damit Anna ne Runde spielen kann. Ähnlich wie in Bolivien war das wieder nicht so ganz von Erfolg gekrönt. Der Pförtner schickte uns 2 km weiter. Da war ein Hotel. Die schickten uns wieder zurück. Wir fragten den Pförtner, ob wir zur Rezeption dürfen. Er bejahte zähneknirschend. An der Rezeption:
    "Hello, is it possible to play Golf as a visitor here?"
    "Ooh, today not possible."
    "Okay, and tomorrow?"
    "It is booked out, too."
    "And on the 2nd January?"
    [Ihre Kollegin flüstert ihr was zu] "Sorry, booked out the whole January. No free slots." Übersetzt hieß das: Verpisst Euch. Dann haben wir die Info bekommen, dass der Ort, wo uns der Pförtner hinschicken wollte, nicht das 2 km entfernte Hotel, sondern die dahinterliegende Driving Range war. Wir suchten vor dem Clubhaus den Weg raus und dann kam der Pförtner und machte uns deutlich, dass wir uns wirklich zu verpissen hatten. Wir fuhren zur Range und dort konnte Anna dann 100 Bälle ins Meer befördern. Die hatten dort Schwimmbälle, die durch die rundum im Wasser gespannten Netzen wieder eingefangen wurden. Das war schon sehr cool. Fazit: Sehr nette Driving-Range, sportlich fragwürdiges und arrogantes Gehabe am Golfplatz.

    Am Abend fanden wir uns im Restaurant Alpaca ein und gönnten uns während des Essens die ersten isotonischen Kaltgetränke. Anschließend ging es weiter in eine Bar und danach gingen wir an den Strand. Dort hatte die Heineken-Brauerei eine riesige Bühne aufbauen lassen. Für diese PR-Veranstaltung hatte man anscheinend alles an vietnamesischen Popstars aufgefahren, was das Land zu bieten hat. Zutrittskontrollen waren nicht vorhanden, was zur Folge hatte, dass man alles vor die Bühne mitbringen konnte was man wollte: Pringles, Dosenbier, Tische, Stühle, Fahrräder, Motorroller usw. Die Show war cool und um 12 Uhr gab es ein kleines Feuerwerk. Um 12:05 Uhr war die Veranstaltung von jetzt auf gleich beendet. Alle verließen sofort das Gelände. Wir sahen ein paar Leute an der Ecke stehen, denen wir ein frohes neues Jahr wünschten. Die vier waren sehr gut dabei und wir beschlossen, gemeinsam weitere Kaltgetränke zu verzehren. Das ganze endete um 4 Uhr morgens im 36. Stock eines anderen Hotelbunkers mit weiteren Kaltschalen. Eine tolle Veranstaltung!!

    Neujahr hingen wir etwas in den Seilen und beschlossen, einen kleinen Spaziergang gegen den Kater zum liegenden Buddha zu machen und uns um unsere Weiterfahrt zu kümmern. Der liegende Buddha liegt oberhalb eines Tempels und unterhalb eines sitzenden Buddhas auf einer Anhöhe. Wenn es der Borkenkäfer irgendwann mal nach Vietnam schaffen sollte, hätte man von dort einen guten Überblick über die Stadt. Für die Weiterfahrt entschieden wir uns für einen 11-Stunden-Nachtbus nach Da Nang. Dazu beim nächsten Mal mehr.

    Am letzten Tag in Nha Trang sollte es mit der Seilbahn (quasi La-Paz-reloaded) rüber auf die Vinpearl-Insel gehen. Wir liefen 5 km zu der Seilbahnstation und wunderten uns unterwegs schon, warum wir weder Gondeln, noch ein Stahlseil an den Masten sahen. Dort angekommen sahen wir, dass ein Mast komplett abgebaut war und keine Seilbahn fährt. Die alternativ fahrenden Speedbote waren gekoppelt an den Eintritt im gegenüber liegenden Freizeitpark. Also entschieden wir uns für den Bus zurück und eine Fußmassage. Keine schlechte Alternative. Abends gings dann zur Bus-Station und ab in den Bus nach Da Nang und von dort weiter nach Hoi An.
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  • Day 46

    Hoi An

    January 5, 2023 in Vietnam ⋅ 🌧 23 °C

    Der Bus nach Hoi An war ein Abenteuer. Wir kannten die Busse von FuTa (das sind die Roten) von den Touren nach Soc Trang und Phan Rang und hielten es für eine gute Idee, die 10-stündige Fahrt nach Hoi An auch in einem Schlafbus zu bestreiten. Da wir in Nha Trang nicht genau wussten wo das FuTa-Büro ist, entschieden wir uns für Ha Linh (das sind die Gelben), da sich das Büro von denen direkt gegenüber vom Eingang zum schlafenden Buddha befindet. Die Frau im Büro war eine der wenigen unmotivierten Vietnamesinnen, die wir kennenlernen durften. Sie buchte uns 2 Plätze ganz hinten. In Amerika mussten früher "ethnische Minderheiten" hinten im Bus sitzen, in der Schulzeit in Deutschland saßen immer die Coolen hinten, und in den Schlafbussen in Vietnam liegen die Dummen hinten oder die, die zu spät dran sind. Da liegt man nämlich nicht, wie davor, in 3er-Reihen jeweils mit Gang dazwischen, sondern in 5er-Reihen ohne irgendwas dazwischen. In unserem gelben Bus dachten wir erst, dass die Plätze gut sind, da der Platz neben Anna und mir frei war. Der Bus wartete aber noch auf eine Person. Und die saß dann neben uns. Der junge Mann aus Indien war locker 2 m groß und brauchte etwas mehr Platz als alle anderen. Er war handytechnisch irgendwie nicht so gut vorbereitet: "Bro, can I use your Powerbank? Bro, can you make a hotspot for me?" Vorher hatte er Dirk aber geködert: "Bro, you want some chips? Very nice! Spicy! Indian chips! From the market!" Erst Chips annehmen und dann bei der Powerbank nein sagen? No way! Der Kollege durchschaute aber auch, dass im Bus nicht alles so rund lief. Die Fahrt hatte nichts mit den komfortablen Touren mit FuTa (rot) zu tun. Mindestens 3 Personen pennten im linken Gang. Der rechte Gang stand komplett mit Gepäck voll. Die hatten Unmengen an Kartons, Kisten und sonstigem Zeug bereits im Bus, bevor der erste Koffer drin war. Wir hielten an 2-3 Stellen, an denen draußen Blaulicht zu sehen war. Der Bus-Supervisor sprang raus, 3-minütiges Schnäckchen, dann gings weiter. Hm. Was die wohl zu besprechen hatten? Auf Toilettenpausen hatte der Fahrer aber keinem Bock. "No time!" Unser Liegennachbar schwang sich in der Folge zu etwas wie einem Fahrgastvereinigungssprecher auf und forderte erfolgreich 10-minütige Pinkelpausen beim Busfahrer ein. Zudem merkte er an, dass die roten Busse "much more professional and comfortable" seien. Der Mann lag richtig!

    Früh morgens, unser indischer Freund war inzwischen irgendwo ausgestiegen, kamen wir in Da Nang an. Am Busbahnhof sollten andere gelbe Busse nach Hoi an fahren. Das war aber nicht der Fall und wir diskutierten mehrere Minuten mit den Taxi-Jungs. 300.000 war der beste Preis und es ging die 45 Minuten wieder runter nach Hoi An.

    Der Ort liegt in Zentralvietnam. Wir merkten langsam, warum wir in Südvietnam noch einige Tage verlängert hatten. Es regnete verhältnismäßig viel (Steigungsregen wegen den Bergen im Hinterland oder so ähnlich). Unser Host Susan im Homestay war überaus engagiert und in der Stadt bestens vernetzt. Sie gab uns früh eingetroffenen und schlecht geschlafenen erstmal ein Frühstück und informierte uns anschließend über die nähere Umgebung. Wir erkundeten diese zu Fuß und ließen die historische Altstadt auf uns wirken. Die asiatischeren Eindrücke werden hier mehr und mehr sichtbar. Es gibt dort viele traditionelle chinesische und japanische Bauten (Häuser, die man besichtigen kann und noch immer bewohnt werden, eine japanische Brücke, die auch zu einem UNESCO-Kulturerbe zählt, wenn wir das richtig verstanden haben). Wirklich alles sehr schick, zwar touristisch, aber schön.

    Dann gingen wir zu Susans Cousine Ny. Sie besitzt einen von vielen Tailor-Shops in der Stadt. Dort kann man sich Outfits zu relativ moderaten Preisen maßschneidern lassen. Man geht dorthin, zeigt was man mit welchem Stoff haben will, die nehmen Maß, am nächsten Tag kommt man wieder, es wird nochmal nachgesteckt und nach 36 Stunden ist alles fertig. Das war schwer zu glauben, aber es hat funktioniert. Für Anna gabs nen Jumpsuite und nen Blazer, für Dirk 4 Hemden und ne Hose. Ein Hemd davon mit Richtig-einen-brennen-Stick. Suuuper! Wir bemerkten dann, dass wir das alles gar nicht so gut in den Rucksack bekommen. Ny informierte eine Firma, dass wir was verschicken wollen und 5 Minuten später war die Dame da, mit Waage, Taschenrechner und Preisliste. Wirklich Wahnsinn, wie manche Sachen hier funktionieren. 1-2 Anrufe und los gehts. Wenig Bürokratie, viel Attacke!

    Am Abend flanierten wir noch über den Nachtmarkt. Da hängen in den Läden am Fluss überall bunte Lampions und über den Fluss fahren mit ebenfalls bunten Lampions geschmückte Boote. Eine supertolle Atmosphäre, die auf Fotos nicht wiedergegeben werden kann.

    Am nächsten Tag sollte das Wetter wieder schlecht werden und wir wollten was relativ Wetterunabhängiges machen. Wir hatten ein Kochkurs-Angebot für 45 USD pro Person, waren unsicher und erzählten Susan davon. Susan: "Oh, I also have a restaurant at the beach. I can provide a cooking class for 24 USD." Toll! Das machten wir dann am nächsten Nachmittag. Vormittags gings dann aber erstmal auf eine 17-km-Radtour ("möglichst viele Verkehrsmittel nutzen!") durch die nähere Umgebung. Wir sahen Wohngebiete, einen verzweigten Fluss, der ins Meer fließt, das Meer, schöne Strände einige Brücken, Wohngebiete, im Bau befindliche Hotelbunker, Reisfelder, Wasserbüffel und vieles mehr. Mit dem Rad geht man auf den großen Straßen oft etwas unter. Da waren wir froh über einige "verkehrsberuhigte Bereiche". In diesen Bereichen stehen fast nur Wohnhäuser und die Straßen haben viele Unebenheiten und Schlaglöcher. Da fiel Dirk etwas ein, was ihm vielleicht mal eine lokalpolitische Wählerinitiative gründen lassen könnte, mit der die klammen kommunalen Kassen sowie Haus- und Wohnungseigentümer enorme finanzielle Entlastungen erwarten können: Die Frage ist, warum in Deutschland so viel Geld für das Anlegen und die Instandhaltung von Verkehrshindernissen in 30er-Zonen und Spielstraßen ausgegeben wird: Es werden Blumenkübel aufgestellt, Huckel angelegt und markiert, digitale Danke-dass-du-langsamer-als-30-fährst-Schilder montiert usw. In Vietnam ist das gar nicht erforderlich. Es wird einfach irgendwann eine Straße gebaut, die bekommt bald Schlaglöcher, die laufen mit Wasser voll sodass niemand weiß wie tief die Pfützen sind, der Teer bricht, Leute stellen überall ihre Roller hin. Da fährt niemand schneller als 30 und es gibt keine Instandhaltungskosten. Es ist quasi ein kostentechnisches Perpetuum Mobile eines verkehrsberuhigten Bereichs. Zudem müssen Eigentümer als Anlieger nicht für die Instandhaltung oder den Neubau an den Kosten beteiligt werden. Auch der Anteil der versiegelten Flächen würde sich verringern, wenn irgendwann Löwenzahn und andere Sträucher auf der Straße wachsen. Warum wird sowas nicht in Deutschland praktiziert?

    Mittags gingen wir dann nochmal zur Anprobe, um uns dann der Cooking Class zu widmen. Wir fuhren mit Tan zunächst zu einem von vier Gemüseanbaugebieten. Das, das wir besuchten, war ca. 5 ha groß und wird von ca. 230 Familien bewirtschaftet. Kein Pflanzenschutz, alles Handarbeit. Das erklärt auch, warum die Parzellen immer nur ca. 1 m breit mit 30 cm breiten Gassen angelegt waren. Keine Maschinen, alles mit der Hand! Tan erklärte uns auch, warum an Tet, dem chinesischen Neujahrsfest (um den 22.01.) so viel gegessen wird: Alle besuchen sich gegenseitig und machen Essen. Wenn der Gast nicht aufisst, denkt der Gastgeber, dass das Essen nicht gut war. Deswegen wird viel gegessen und nach Tet sind alle fett. Wie bei uns an Weihnachten. Ein Teufelskreis! Uns wurde auch erklärt, warum an Tet alles teurer ist: "We don't have to work then. But when we work, we want to get paid for it!" "Ah, in Germany we call it Feiertagszuschlag!" Danach gingen wir auf den Markt, um die letzten Zutaten zu kaufen. Es gab echt viele leckere Sachen!! Und einen Appetizer gabs auch noch. Die letzte Station war das Cua Dai Central Beach Restaurant von unserem Host Susan. Unsere Kochfelder wurden in einer offenen Küche aufgebaut und wir wurden äußerst professionell von unserem Guide Tan, die sich als Chefköchin des Ladens entpuppte, durch die Menüs geführt. Die 5-köpfige Küchencrew wuselte die ganze Zeit mit umher, sodass wirklich alles wie am Schnürchen lief. Das Essen war der Hammer und es war eine tolle Abwechslung drin, weil wir jeden Gang direkt im Anschluss an die Zubereitung verspeisten.

    Gang 1: direkt nach dem Markt gabs gebackene Maniok-Scheibe mit Salz, Zucker, granulierten Erdnüssen, gerösteten Zwiebeln und Öl als Topping.
    Gang 2: vietnamesischer Pancake mit Rinderhack, Salat und Gemüse, eingerollt in Reispapier.
    Gang 3: Frühlingsrolle mit Schweinehack, einer Kartoffelsorte die wir nicht kannten und anderem Gemüse.
    Gang 4: Hähnchenstreifen mit Gemüse und Chili in Bananenblättern vom Grill
    Gang 5: Schweinefleisch in karamellisierter Suppe mit Reisnudeln
    Gang 6: Früchte aus der Region (Milky-Apple, Water-Apple, Dragon-Fruit, vietnamese Orange (grün) usw.

    Es war ein Gaumenschmaus, sehr kurzweilig mit absolut professionellem Personal!

    Abends fuhren wir zu Ny zur finalen Anprobe unserer Klamotten. Für die Sicherheit flitzten wir noch schnell zum ATM, um nochmal 2 Millionen abzuheben und bemerkten, dass Dirk beim morgendlichen Gang zum ATM anscheinend vergessen hatte, die Kreditkarte wieder mitzunehmen. Der Automatismus der Geldautomaten funktioniert auch in Vietnam (einige sind auch von Nixdorf): Die Karte wird eingezogen. Ein Dilemma! Am nächsten Mittag war Abflug nach Hanoi und die Filiale hatte schon geschlossen. Wir bezogen wieder Susan in unsere Gedanken ein und sie klemmte sich direkt ans Telefon. Sie erreichte, dass der Automat schon um 8 und nicht erst um 9 Uhr morgens kontrolliert wird. Die Karte war da drin und Dirk konnte sie von der Filiale abholen. Ende gut, alles gut, Schwein gehabt!

    Man muss wirklich sagen, dass die Leute, die wir in Hoi An kennengelernt haben, mit voller Power und Hingabe ihren Sachen nachkommen. Allen voran Susan, die ihre Gäste fast so umsorgt wie ihre Kinder, die ebenfalls wie ihre ganze Familie in der Unterkunft leben. Ein richtiges Homestay, allerdings parallel so professionell aufgezogen wie ein Hotel.

    Jetzt gehts endgültig in Vietnams Norden, in die Hauptstadt Hanoi. Bleibt stabil :)
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  • Day 48

    Ha Long

    January 7, 2023 in Vietnam ⋅ ⛅ 20 °C

    Hanoi! Hanoi! Das sagen manchmal die Menschen in Baden-Württemberg. Was das heißt, ist für Menschen, die nicht dort herkommen, manchmal schwer zu verstehen. So wird aber manchmal auch Hannover genannt. Woran das genau liegt, weiß man aber auch nicht so richtig. Vielleicht, weil die Abkürzung des Flughafens in Hanoi HAN ist und Hannover deshalb nicht HAN nehmen konnte und HAJ nehmen musste und sich das so ein bisschen wie Hanoi anhören konnte. Als wir in HAN angekommen waren, merkten wir allerdings schnell, dass wir nicht in Hannover sind. Es ging mit dem Bus 20 km nach Downtown und da ging auf der Straße mehr als die Post ab. Verkehrstechnisch setzt Hanoi im Gegensatz zu Saigon nochmal einen drauf. Man muss wirklich ganz schön aufpassen, nicht von einem Vehikel umgefahren zu werden.

    Schließlich beendeten wir den Hindernislauf in unserem Hotel "Legend View" und wurden mit einem legendären View auf die Hinterhoffassaden und Klimaaußenanlagen der umliegenden Häuser belohnt. Beim Check-In fragte die Dame an der Rezeption, ob wir irgendwelche Pläne hätten. Wir antworteten, dass wir übermorgen nach Cat Ba wollen und von dort eine Schiffstour durch die umliegenden Buchten Ha Long und Lan Ha machen wollen. Sie meinte, dass wir mal hochgehen sollen und wenn wir wieder runterkommen, sprechen wir mal, was sie für uns machen kann. Wir kamen also wieder runter und sie wartete schon wie auf heißen Kohlen auf uns. "I arranged something for you, but we must hurry. Only a few free places!" Sie zeigte uns 2-3 Optionen, aus denen wir nur noch auswählen mussten. Und es würde auch schon morgen früh losgehen. Also dann, was solls. Wir machen die 5-Sterne-Touri-Tour. Wir erwarteten nichts, um uns nicht zu ärgern, falls es scheiße wird.

    Morgens kam unser Bus am Hotel vorbei, um uns einzusammeln. Pro Minute fuhr dort mindestens 1 Touri-Bus vorbei, um die Leute irgendwo hinzukarren. Wahrscheinlich nach Ha Long. Egal! Rein in den Bus, 2 Stunden hinfahren, unterwegs Perlenzuchtmuscheln angucken. Wir kamen am Hafen an und wurden nach kurzer Wartezeit mit 8 weiteren Mitstreitern auf eine Zubringerfähre gebracht. Unser Reiseleiter stellte sich vor: "Good morning, ladies and gentlemen, my name is Tom. I am the Cruise Manager. So you can call me Tom Cruise."

    Vielleicht habt Ihr die Felsen von Ha Long schon einmal gesehen. Wer es noch nicht gesehen hat wird sagen: "Das ist so geil! Sowas habe ich noch nie gesehen!" Wir wussten nun, warum so viele Touristen dort hingeschafft werden. Wir fuhren mit heruntergeklappten Kinnladen an den Felsen vorbei und betraten die Calypso Cruise II (managed by Tom Cruise). Das Schiff war wirklich 1a, wir hatten ein Zimmer mit Balkon und auf dem oberen Deck gabs nen beheizten kombinierten Swimming-Whirlpool. Hätte uns schlechter treffen können, zumal das Boot entgegen der Auskunft unserer Hoteldame nicht ansatzweise ausgebucht war und wir anfangs nur 10 Gäste (abends +9) auf dem Schiff waren. Wir schipperten durch die Gegend, stiegen in ein Kajak und schipperten mit dem Kajak durch eine Höhle in eine geschlossene Bucht. Es waren wirklich viele Menschen mit dem Kajak unterwegs und alle versuchten, eine Enge gegen dem Strom mit Gegenverkehr in die Bucht zu paddeln. Wir habens geschafft und es war sehr toll! Abends gab es dann nen Sprung vom Boot ins Meer, Cocktails am Pool, ein mind. 74-Gänge-Menü und Karaoke.

    Der nächste Tag begann morgens um kurz nach 6 mit Tai-Chi auf dem oberen Deck, ging weiter mit nem Light-Frühstück um 7, das aber ein volles Frühstück war. Dann ging es per Boot auf die Insel Cat Ba in eine Tropfsteinhöhle und danach wieder aufs Schiff, um um 10 Uhr ein weiteres 86-Gänge-Menü zu bekommen. Das war dann wohl das Alles-muss-weg-Essen, es war aber durchaus lecker. Danach war Checkout, wir verließen das Schiff 22 Stunden nach unserer Ankunft und machten Platz für die nächsten 22-Stunden-Touristen.

    Wer mal in der Ecke von Ha Long sein sollte und überlegt, die Tour zu machen: Klare Empfehlung! Es gleicht einer gewissen Massenabfertigung, die Landschaft, die Felsen und das Meer machen dies aber Vergessen. Und wer etwas Zeit mitbringt, kann auch versuchen über andere Wege nach Cat Ba zu kommen, um das Gebiet auf eigene Faust zu erkunden.

    Wir fuhren wieder nach Hanoi und freuten uns auf ein paar Tage in der Hauptstadt Vietnams.
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  • Day 51

    Hanoi

    January 10, 2023 in Vietnam ⋅ ⛅ 24 °C

    Habt Ihr schonmal was von einem Sightseeing-Overkill gehört? Wir auch nicht! Sowas in die Richtung war es aber, was uns in Hanoi ereilte. Zunächst buchten wir nach unserer Rückkehr aus Ha Long ein Hostel, das dann aber voll war. Wir wurden woanders einquartiert, das Zimmer war dann aber etwas ab vom Schuss und das Zimmer stank, also machten wir mit dem Host ab, dass wir nach einer Nacht woanders pennen können: größer, besser, näher, same price! Nachdem das mit der Wohnung geregelt war, erkundeten wir die Umgebung "ab vom Schuss" und bemerkten, dass wir einen großen See nebenan haben. Danach ging es 30 Minuten zu Fuß in die Altstadt, um zu sehen, was wir am nächsten Tag machen können. Wir entdeckten das traditionelle Wasserpuppentheater, das wir direkt besuchten. Danach, bei der Agentur Funny Travel, verriet uns der Verkäufer, der sich "Handsome" nannte (very funny), dass alles was man machen kann, mindestens 40 Dollar pro Nase kostet, man immer mindestens 2 Stunden fahren muss und die günstigeren Sachen blöd sind. In der nächsten Agentur ließ sich die Dame nicht auf "28 Dollar too much, 25 Dollar, okay?" ein. Irgendwie wollten wir aber auch nicht mehr so richtig. Der Overkill machte sich nach erlebnisreichen, aber auch stressigen, Tagen etwas bemerkbar und beim anschließenden abendlichen Frucht-Smoothie beschlossen wir, uns auf den Ort zu konzentrieren, an dem wir uns gerade befinden und uns am nächsten Tag nicht in irgendeinen Bus zu setzen, um irgendwo mit 30 Anderen hingekarrt zu werden, uns irgendwas anzugucken und dann wieder nach 2 Stunden zurückgekarrt zu werden.

    Wir konzentrierten uns also auf Hanoi und gingen am nächsten Morgen nach dem Ausschlafen nicht zum Tai-Chi, sondern zum Joggen an den nahegelegenen See. Danach wechselten wir wie abgemacht die Wohnung und fanden uns um 14 Uhr zu einer Stadtbesichtigung ein. Es nahmen leider fast 30 Leute teil, sodass es etwas schwierig war, dem Guide akustisch, inhaltlich und räumlich zu folgen. 20 Personen hätten es sicher auch getan. Nichtsdestotrotz lernten wir allerhand über Hanoi:

    1. Es gibt in der Stadt eine extrem seltene Weichschildkrötenart, von der es nur noch 3-6 bekannte Individuen gibt, die alle in den Seen in Hanoi leben. Die werden bis zu 250 cm lang und wiegen bis zu 250 kg.
    2. In Hanoi gibt es sehr viele Seen.
    3. Niemals im Straßenverkehr über die Straße rennen. Immer stetig gehend die Straße überqueren und per ruhigem Handzeichen in Richtung der Fahrenden anzeigen, dass man jetzt die Straße überquert und nicht überfahren werden möchte.
    4. Auf dem Markt kann man viel verschiedenes Fleisch und Fisch kaufen: neben den üblichen Fleischsorten auch Kröte, Schildkröte (nicht die seltenen), Schlange, Oktopus und sogar Hund.
    5. Frankreich hat als Kolonialmacht nicht nur die Rohstoffe des Landes ausgebeutet, sondern auch viele Brücken, Straßen und Gebäude gebaut. Davon ist im Originalzustand noch ein bisschen was vorhanden. Einiges musste neu aufgebaut werden, weil die USA im Vietnamkrieg große Teile der Stadt und des Landes zerbombt haben (auf Vietnam fielen 2,5x so viele Bomben wie auf Deutschland im 2. Weltkrieg).
    6. Es gibt einen Zug durch die Stadt. Erstmal nichts außergewöhnliches, allerdings fährt der so nah an den Häusern und Cafés vorbei, dass man besser nicht den Kopf zu weit aus dem Fenster strecken sollte (sowas ähnliches gibts wohl auch in Bangkok, nur dort angeblich noch etwas verrückter).
    7. Vieles, vieles mehr.

    Wir ließen den Abend bei einem Abendessen mit 2 netten Mädels aus Argentinien ausklingen, die wir bei der Tour kennengelernt hatten (eine hieß Macarena, wie das Lied. Leider hat sie sich keine Maccaroni bestellt. Das wäre in etwa so witzig gewesen wie einen Cruise-Manager zu haben, der Tom Cruise heißt).

    Am nächsten Tag brachten wir erstmal unsere dreckige Wäsche zur Wäscherei: 8 kg, 6,40 €, nach 5 Stunden war alles sauber und getrocknet. Laser!! Am frühen Mittag liefen wir zum Mausoleum des früheren kommunistischen Anführers Ho-Chi-Minh. Ein protziger Bau mit Tribünen, Flutlicht und davorliegendem Aufmarschplatz. Dieser Ort soll dem Mausoleum von Lenin in Moskau nachempfunden worden sein.

    Nach einem Schlenker über den Markt und die Wäscherei präparierten wir uns in unserem Zimmer für eine ganz tolle Sache: Wir machten uns auf den Weg zum Halbfinal-Rückspielkracher der Südostasienmeisterschaft zwischen Vietnam und Indonesien. Die 8 km mit dem Bus zogen sich durch das unsägliche tägliche Verkehrschaos über 2 Stunden bis zum Stadion. Laufen wäre schneller und gesünder gewesen. Am Stadion war mehr los als gedacht und Tickethäuschen waren nicht zu finden. Wir wurden auf einen kleinen Tisch direkt vorm Eingang aufmerksam, an dem ein reges Treiben herrschte. Die Karten wurden mit 4 € Aufschlag verkauft. Nervig, aber verschmerzbar. Die Tickets waren mit unsichtbaren Leuchtstreifen gesichert, die mit Schwarzlicht am Eingang geprüft wurden. Es gab für die Sicherheitskontrolle anstatt des üblichen Abtatstens sogar Metalldetektoren. Das stellte sich dann so dar, dass alle Zuschauer durch den Metalldetektor liefen, dieser wie verrückt blinkte und piepte, niemand sich dafür interessierte und man danach einfach ins Stadion ging. Take it easy!! Gegen den Durst standen vor der Tribüne zwei junge Damen, die Getränke verkauften. Wir bestellten 2 Bier und 1 Wasser.
    Schock Nr. 1: Als die 1. Getränkedose geöffnet wurde, schwall ein Hauch von Gummibärsaft durch die Luft. Nein zu RB (bzw. hier: Kratin-Daeng)!
    Schock Nr. 2: Das warme Bier wurde zu drei Eiswürfeln in eine handelsübliche 1-Liter-Plastiktüte gekippt. Strohhalm rein, oben mit Gummiband fixieren, die zwei Plastikbierbeutel in einen 5-Liter-Plastiktragebeutel und fertig ist die Getränkehandtasche! Damit es keine nennenswerten Wurfgeschosse durch Getränkebehältnisse gibt, verfolgt man in Südostasien offenbar eine No-Cup-Policy. Dies ist Dirk bereits vor 11 Jahren bei einem Spiel in Jakarta widerfahren. Nicht lecker, aber es erfüllt irgendwie seinen Zweck (mit Ausnahme der Sachen, die man mit durch den Metalldetektor nehmen darf).

    Es waren ca. 30.000 - 35.000 Zuschauer im Stadion. Alle hatten gute Laune, da Vietnam schnell mit 1-0 in Führung ging. Die Spieler auf dem Platz fielen in erster Linie durch ständige Rudelbildungen auf. Zudem gab es bei Indonesien einen Spieler, der weiter werfen kann, als früher Harald Katemann. Ansonsten war das fußballerische Niveau schätzungsweise im mittleren Regionalligaregal anzusiedeln. In der zweiten Halbzeit gab es auf der Gegengerade auf Höhe der Mittellinie eine entzündete Seenotfackel. Aufgebrachte Feuerwehrleute auf der Tartanbahn forderten erfolgreich die Herausgabe des brennenden Stabes und versuchten, diesen mit etwas wie einer Feuerlöschdecke und Feuerlöschern zu löschen. Es wurde uns ein tolles Spektakel geboten, das unsere vietnamesischen Jungs mit dem 2-0 Siegtreffer bereits kurz vor nach Wiederanpfiff vergoldeten. Wir machten uns in Minute 89 vom Acker und erreichten die Buslinie 26 durch einen Hechtsprung von Anna auf die Straße, um ihn heranzuwinken. Der Fahrer bretterte weg vom Stadion durch die nun leereren Straßen und wir hatten das Gefühl, dass er keinen Bock auf einen vollen Bus mit Fußballfans hatte. Toller Shuttlebus für uns! Der Rückweg dauerte so diesmal nur 40 Minuten. Nach einem Feierabendsnack an einem Straßenimbiss und einer Rucksack-Pack-Session am späten Abend fielen wir ins Bett. Hanoi hatte uns geschafft, aber wir hatten auch Hanoi geschafft. Zumindest einen ganz kleinen Teil davon :)
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  • Day 52

    Dien Bien Phu

    January 11, 2023 in Vietnam ⋅ ⛅ 24 °C

    Laos, wir kommen!

    Nach dreieinhalb Wochen in Vietnam rüsteten wir uns nach unserem Hauptstadt-Aufenthalt so langsam für die Weiterreise gen Westen nach Laos. Für den Grenzübertritt wählten wir die historisch höchst bedeutsame Stadt Dien Bien Phu im Nordwesten Vietnams. 1954 wurde hier durch eine "Entscheidungsschlacht" die Fremdenlegion Frankreichs militärisch geschlagen. Dies besiegelte das Ende der französischen Kolonialzeit in Indochina und zog die Unabhängigkeit von Vietnam, Laos und Kambodscha nach sich.

    Noch mental geschädigt von der letzten Nachtbusfahrt, entschieden wir uns gegen die 10-stündige Busfahrt und für den 55-minütigen Flug. In Dien Bien Phu war unser Schlachtplan klar definiert: Busagentur für die Weiterfahrt nach Muang Khua finden, zusätzliches Passfoto fürs Visum-on-arrival machen, Kriegsdenkmäler und Erinnerungsstätten angucken, essen, schlafen, am nächsten Morgen Abfahrt nach Laos. Nach dem Einchecken im Hotel gingen wir zur nächstbesten Touri-Info. Die nette Dame war etwas irritiert, als wir ihr sagten, was wir vorhaben. Entgegen der Ausführungen in diversen Reiseführern und Blogs ("Leute, alles kein Problem: Fahrt zur Grenze, gebt denen ein Passfoto, Euren Pass und einen Geldbetrag. Dafür bekommt Ihr nen Stempel im Reisepass. Easy Going! Viel Spaß in Laos! Geiles Land!") meinte sie, wir müssten nach Hanoi in die laotische Botschaft und uns auf ein Visum bewerben. Wir staunten erstmal nicht schlecht. "Die hat einfach keine Ahnung!", dachten wir. Sie gab uns die Adresse vom Immigration Office. Die wüssten Bescheid. Na gut, also besorgten wir uns zur Stärkung an der Straße erstmal ein leckeres vegetarisches Ei-Banh-Mi mit Dönerfleischresten und fragten den Verkäufer per Google-Translator, wo man hier Motobikes mietet. Er rief irgendwen an, wusste es aber anscheinend nicht richtig, da er sich wieder seinen Brötchen zuwandte. Wir gingen weiter zum jungen Obstverkäufer, der irgendeine Nummer anrief. Wir aßen eine Mandarine und saßen 10 Minuten später im Auto einer Frau mittleren Alters, die uns zu ihrem Rollerverleih fuhr. Dort holten wir uns nach kurzen und erfolgreichen Preisverhandlungen unser Vehikel und waren erstmal mobil.

    Wir fuhren zum Immigration Office und die wirklich sehr nette und kompetente Dame in Uniform erklärte uns, dass das Visa on arrival an diesem Grenzübergang nicht mehr möglich sei. Wir sollten dies am besten mit der laotischen Botschaft klären. Das waren keine guten News. Wir fuhren weiter zum Busbahnhof. Die Dame an der Info wusste es nicht so richtig. Wir gingen weiter zu den Bussen und fragten einfach nochmal blöd nach. Einer wollte es klären (und uns damit einhergehend eine Bustour nach Muang Khua verkaufen), erreichte am Telefon aber keine positiven News. Dann sprach uns ein Reisender an, ob er helfen könne. Xeyphone kommt aus Laos, spricht sehr gut Englisch und ist ein Reiseguide, der Reisende von Thailand nach Laos begleitet. Er war auch sehr skeptisch und rief seinen Kollegen an, der an der Grenze arbeitet. "Visa on arrival is not possible here, sorry guys!" Wir kontaktierten die laotische Botschaft in Deutschland und die deutsche Botschaft in Laos und hofften auf baldige Antworten.

    Oh mann, unser Plan war eigentlich überragend! Aber Dien Bien Phu war nicht nur für die Fremdenlegion der Franzosen, sondern offenbar auch für uns eine Sackgasse.

    Wir fuhren zurück in die City, setzten uns in eine Bar und besprachen bei Pizza und kühlem Bier unsere Optionen:

    1. Kamikaze: Wir riskieren es, setzen uns früh morgens in einen Bus an die 55 km entfernte Grenze und lassen es drauf ankommen. Wohlwissend, dass es zu 99 % nicht klappen wird und wir dann wieder zurückmüssen.
    2. Wir warten ab, verbringen 2-3 Tage in Dien Bien Phu, bis wir ein E-Visa bekommen (E-Visa brauchen ca. 3 Werktage und werden aber auch nur an bestimmten Grenzübergängen akzeptiert). Zudem fahren wir direkt am nächsten Morgen selbst mit dem Roller zur Grenze und fragen nach.
    3. Rückreise nach Hanoi, zur laotischen Botschaft, Bewerbung für Visum, ein paar Tage in Hanoi, wenn wir das Visum haben zurück nach Dien Bien Phu, ab nach Laos!
    4. Reset! Komplette Planänderung!

    Was würdest Du tun?

    Wir entschieden uns nach mehrmaligem Abwägen für Option 4. Hieraus ergaben sich neue Optionen, da Option 2 aufgrund von schlecht liegenden Flugzeiten rausfiel:

    4a: Flug übermorgen nach Hanoi, von dort für 127 € per Flieger nach Laos (Visa on arrival an Flughäfen möglich).
    4b: Flug morgen oder übermorgen nach Hanoi, Flug nach Bangkok, komplette Reiseplanänderung (es gibt in Thailand einige Grenzübergänge nach Laos, über die die Einreise angeblich einfach funktioniert).
    4c: Flug morgen mittag nach Saigon. Back to Basic. Zurück in den Süden!

    Was würdest Du tun?

    Wir entschieden uns für Option 4c. Hieraus ergaben sich neue Optionen:

    4c-1: Wir landen um 14:45 Uhr in Saigon. Um 16:40 Uhr geht ein Flieger nach Bangkok. Den könnten wir dann spontan buchen. Wenn wir rechtzeitig ankommen, gucken wir uns bei der Kofferausgabe in die Augen und entscheiden uns zwischen Bangkok und
    Option 4c-2: wir machen unsere geplante Tour durch Laos und Kambodscha nicht von Nord nach Süd, sondern drehen den Spieß um und reisen von Süden über Kambodscha nach Laos in den Norden (es gibt dort einen Grenzübergang, an dem Visa on arrival nach Laos möglich ist. Das erfuhren wir bei der Landung in Saigon durch die deutsche Botschaft in Laos).

    Wir schauten uns also am Gepäckband in Saigon in die Augen und entschieden uns für Kambodscha. Da wir einen tollen 1-stündigen Rundflug über Saigon wg. nicht erteilter Landeerlaubnis hatten, wurde uns die Bangkok-Option aus zeitlichen Gründen dann sowieso abgenommen.

    Routiniert nahmen wir wieder die 109 in die City (immerhin unsere dritte Landung in Saigon), suchten eine Busagentur, die nach Phnom Penh / Kambodscha fährt, besorgten uns US-Dollars ("The people in Cambodia love Dollars!") und ein Hotel gegenüber der Reiseagentur und gingen ins Bett.

    Jetzt ist es viertel vor 9 morgens, wir sitzen im Bus. Noch 30 km bis zur kambodschanischen Grenze. Neuer Anlauf!
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  • Day 55

    Phnom Penh

    January 14, 2023 in Cambodia ⋅ ⛅ 24 °C

    Schonmal was von Phnom Penh gehört? Das ist die Hauptstadt von Kambodscha und hat mit 2 Millionen Menschen doppelt so viele Einwohner wie Köln und mit dem Mekong auch einen größeren Fluss. Wir kannten die Stadt nicht, jetzt kennen wir sie. Obwohl es ehrlicherweise nicht ganz einfach ist, sich den Namen zu merken.

    An der Grenze lief alles wie geschmiert und wir haben jetzt einen tollen kambodschanischen Sticker im Reisepass. Hier ist auch alles wuselig, aber gefühlt alles eine Stufe gediegener, als in Vietnam. Auf Märkten oder an Ständen wird man fast nicht angequatscht, dies wird aber durch sehr eifrige Tuktuk-Fahrer kompensiert. Man merkt, dass wir nun näher an Thailand dran sind, denn die Anzahl dieser tollen Gefährte ist hier exponentiell höher, als in Vietnam.

    Als wir Nachmittags mit dem Bus in Phnom Penh ankamen, stand eine obligatorische erste Stadtbesichtigung auf dem Plan. Wir waren beim National Museum und beim Königspalast. Dann machten wir uns auf die Suche nach einem netten ATM, der uns gebührenfreie Kohle ausspuckt. Bisher haben wir noch keinen gefunden. Immerhin spucken die hier überhaupt Geld aus, wenn auch mit Gebühren. Dirk führt eine Liste mit kambodschanischen "Blöden Banken", die Gebühren erheben. Sonst verliert man wirklich den Überblick, welche man schon ausprobiert hat und welche noch nicht.

    Als es anfing etwas zu nieseln, entdeckten wir einen Automaten der Canadia Bank und zogen uns zum Preis von 105 US-Dollar 100 US-Dollar aus dem Automaten. Die Menschen lieben den Dollar hier wirklich. Du bezahlst in Dollar und bekommst Riel als Wechselgeld zurück. Allerdings nicht zum Kurs von 1 : 4.108, sondern 1 : 4.000. Leichter zu rechnen und besser für den Verkäufer. Andersrum funktioniert das Spielchen leider nicht. Wenn Du Dir was für nen Dollar kaufen willst und nur Riel hast, kostet es 4.200. Am besten ist, immer ein paar Scheinchen von jeder Währung dabei zu haben. Wir zogen also die Kohle aus dem Automaten und nutzten diesen als Unterstand, da sich der Nieselregen zu einem mittelschweren Monsunschauer entwickelte. Nach 3 Minuten wurde uns das auf 18 Grad klimatisierte Geldautomatenglashäuschen zu frisch und wir gesellten uns draußen unter einem Baum zu einigen anderen Regenschutzsuchenden. Ein Mann war sowas wie der Parkplatzeinweiser für das hinter uns liegende, eingezäunte Gelände. Er saß auf seinem kleinen Stuhl am Straßenrand und war am kiffen. Irgendwann stand er mit seinem roten Parkplatzeinweiserstab auf, ging auf die Straße, ein Auto hielt an, der Parkplatzeinweiser bekam Geld, das Auto fuhr weiter. Vielleicht hat der Mann ja noch einen Nebenjob. Er wurde nach einigen Minuten auf uns aufmerksam und zeigte Dirk eine französische Flagge in einem Youtube-Video. Dirk schüttelte den Kopf: "Germany!". Der Mann drehte sich um, machte eine Spracheingabe in sein Handy und zeigte Dirk grinsend ein anderes Youtube-Video, in dem Adolf Hitler zu sehen war. Dirk schüttelte wieder den Kopf. Zeit zu gehen! Wir kauften uns mit unseren frischen Dollars 2 Regenponchos bei einer anderen Wartenden und sprangen in das nächstbeste Restaurant. Wir hatten tolles Essen und Getränke direkt an der Mündung des Tonle Sap in den Mekong und als es nach 2 Stunden aufhörte zu regnen, stapften wir durch die Pfützen nach Hause.

    Der nächste Tag brachte einen Besuch des Central Market und einen 3 km-Spaziergang zum Genozid-Museum. Was hier in den Siebziger-Jahren los war, ist unerträglich. Erst der amerikanische Krieg, der neben Vietnam auch massiv auf Laos und Kambodscha ausgeweitet wurde, anschließend 1975 eine Revolution der Roten Khmer. Diese führten eine absurde Schreckensherrschaft bis 1979, bei der sie versuchten, einen reinen Agrarstaat zu etablieren, indem sie (vereinfacht gesagt) sämtliche Städte durch Zwangsumsiedlung aufs Land entvölkerten und alle Intellektuellen, ausgebildeten Handwerker etc. (Sogar alle, die eine Brille trugen, da diese Menschen als intelligent galten) einkasernierten und töteten. Völliger Irrsinn! Nach 2-3 Stunden in dem ehemaligen Gefängnis S-21, das nun eine Gedenkstätte ist, fuhren wir per Tuktuk zum Fluss und setzten uns auf ein Schiff, das uns während des Sonnenuntergangs eine Stunde über den Mekong schipperte. Bemerkenswert war nicht nur der Sonnenuntergang, sondern auch der Gegensatz zwischen "Arm und Reich": auf einer Insel im Mekong steht ein Hyatt-Super-Duper-Luxushotel direkt an der Flussmündung, zu dessen Füßen liegen ca. 50 Fischerboote. Diese waren teilweise überdacht und lagen voll mit Zeug, das aussah wie persönliche Gegenstände. Eine kurze Google-Recherche ergab, dass die Menschen dort wohnen. Was für ein Gegensatz! Der ist teilweise auch in der Stadt erkennbar, da überall verglaste Wolkenkratzer gebaut werden und in den Seitenstraßen der "normale" südostasiatische Punk abgeht. Ebenso sind nicht nur Motobikes und Tuktuks auf den Straßen unterwegs, sondern auch ein Haufen protziger, hochpreisiger Autos.

    Abends setzten wir uns beim Night-Market auf einen Teppich und verspeisten dort Frühlingsrollen und gebratene Nudeln mit Ei. Als Absacker gabs dann noch 2 Pils für 0,75 $ pro Stück (Happy Hour from 7 AM to 11 PM). Tolle Geschäftsidee!

    Am nächsten Morgen fuhren wir per Tuktuk zum Fluss und stiegen in den Bus nach Battambang in Richtung Osten.
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  • Day 57

    Battambang

    January 16, 2023 in Cambodia ⋅ ⛅ 31 °C

    Nach dem Dien-Bien-Phu-Intermezzo sind wir vorläufig wieder unter die Busfahrer gegangen. Nachdem Saigon - Phnom Penh mit einer 7-stündigen Busfahrt bewältigt wurde, ging es auch von dort aus mit dem Bus weiter. Der Plan lautete: Nach dem Aufstehen gehts zum Busbahnhof, von dort mit dem Bus weiter zu unserer nächsten Station Battambang. Der Kartenverkäufer offerierte uns Bustickets zum Preis von 10 $. Daraufhin lief Dirk zum Kollegen auf der anderen Straßenseite, der ihm ebenfalls 10 $ zurief. Okay, der erste war eher dran, also bekommt der den Zuschlag. Wieder bei Ticketverkäufer A angekommen, sah dieser offenbar seine Felle davonschwimmen und meinte: "Okay, 8 $!" Okay! Beim Wechselgeld bestand Dirk auf Dollars. Ticketverkäufer A lief los für Wechselgeld und fand aber niemanden mit Small Dollars, er bekam nur 35 in großen Scheinen zusammen. Dirk bot ihm dann 4.000 Riel an, die er dann ablehnte (They really love Dollars!). Also gabs 2 Bustickets für 15 anstatt 20 Dollar. Toll! Das nächste Frühstück ist finanziert!

    Im Bus fuhren wir nur ca. 20 Minuten, dann wurden wir rausgeschmissen und in den nächsten Bus verfrachtet. Der Busfahrer drehte die Mucke auf und los ging die Fahrt. Nach 7 Stunden Gejuckel erreichten wir Battambang. Abends beriet uns unser überfreundlicher Host was man dort erleben kann, er plante unsere nächsten 2 Tage durch und organisierte alles. Auch mal ganz nett! Danach gings noch in die Stadt, dessen Zentrum sehr von schönen französischen Kolonialbauten geprägt ist. Teilweise werden diese auch renoviert und sehen wirklich sehr schick aus!

    Am nächsten Morgen sammelte Sopon uns mit seinem Tuktuk ein und wir starteten einen Tagestrip mit vielen verschiedenen Stationen, die der Übersichtlichhkeithalber stichpunktartig aufgeführt werden:

    1. Buddhistischer Tempel, der auch als Gefängnis der Roten Khmer genutzt wurde. Dahinter befand sich eins der Killingfields mit einem entsprechenden Monument. An diesem Ort wurden 10.008 Menschen hingerichtet, zudem kam es nach den Hinrichtungen zu angeordneten Fällen von Kannibalismus. Die Tempel werden hier nach und nach restauriert und teilweise wieder aufgebaut oder neugebaut, nachdem sie in den 70ern zerstört wurden. Das ist auch auffälig, wenn man hier durch die Gegend fährt, da es ein Bild ist, das man sonst nicht kennt. Tempel, Kirchen usw. sind ja normalerweise uralt und werden nicht neu gebaut.

    2. Wir haben gesehen, wie Reispapier, Bamboo Sticky Rice (süßer Takeaway-Reis im Bambus-Stab, sehr lecker!), getrocknete Bananen, Fischkäse uvm. hergestellt werden und durften auch probieren. Alles sehr traditionell, worauf die Leute sehr stolz sind. Kleines betriebswirtschaftliches Rechenspiel: 1.000 pro Tag hergestellte Reispapiere werden für 0,02 $ pro Stück an umliegende Restaurants und Straßenstände veräußert. Von dem Erlös werden die benötigten Rohstoffe für ca. 10 $ eingekauft und eine ganze Familie ernährt.

    3. Wir waren bei einem buddhistischen Tempel, der direkt neben einen hinduistischen Tempel in den Dschungel gebaut wurde. Der hinduistische ist ca. 1.000 Jahre alt und ist aber nur noch eine Ruine, da die Roten Khmer damals versucht haben, die Steine des Tempels zu nutzen, um einen Staudamm zu bauen. Das hat aber nicht funktioniert, da niemand mehr da war, der wusste wie man einen Staudamm baut.

    4. Nach dem Mittagessen fuhren wir zum Bamboo-Train. Die stellen 2 Zugachsen auf die Schienen legen dort lose ein Bambusgestell drauf. Dann kommt ein Motor mit Keilriemen drauf, der die Hinterachse antreibt. Dort setzt man sich drauf und das Ding brettert mit 35 km/h über die Schienen. Nach 15 Minuten hält man an einer Station, bei der man von Kindern belabert wird Merch zu kaufen. Dann gehts wieder zurück und wenn man Glück hat sitzt man auf dem Draisin, der nicht abgebaut wird, um die anderen vorbei zu lassen. Früher wurden die Gefährte richtig für den Personen- und Warentransport genutzt. Heute ist es nur noch eine Touriattraktion, man fährt allerdings auf einer echten Bahnstrecke.

    5. Killing Caves. Oberhalb des Heimatdorfes unseres Guides Sopon steht ein Tempel, der auch als Gefängnis und Folterkammer diente. Schulen und Tempel für sowas zu nutzen, hatte System. Jede Nacht wurden 10-15 Menschen in den umliegenden Höhlen getötet, reingeworfen und dort liegen gelassen. Unter anderem auch die Tante unseres Guides, der dies und vieles andere live mit ansehen musste. Die Geschichten sind nicht einfach zu verdauen und es ist sehr erstaunlich, wie offen Sopon damit umgeht. Das ist wahrscheinlich seine Art, dies zu verarbeiten.
    Anschließend waren wir noch ganz oben auf dem Berg, wo noch ein Tempel sowie zwei alte DDR- und UDSSR-Geschütze stehen. Dort wuselten auch sehr viele Affen rum und zeigten uns tolle Kletterkunststücke.

    6. Bat-Höhle. An besagtem Berg leben Millionen von Fledermäusen, die nach Sonnenuntergang innerhalb von 30 Minuten alle ihre Höhle verlassen. Wir schauten uns dieses Naturschauspiel an einem Hang an und sahen, wie der Schwarm sich in der Abendsonne im kompletten Umland verteilte. Nach Hause kommen die Fledermäuse allerdings nicht alle zusammen, sondern einzeln oder in kleinen Gruppen. Ein junger Mann aus Großbritannien kommentierte frei übersetzt: "Das ist wie wenn Du mit Deinen Freunden feiern gehst. Am Anfang sind noch alle zusammen, aber am Ende gehen alle einzeln Heim und niemand weiß wie der andere oder man selbst nach Hause gekommen ist. Schlauer Mann!
    Danach war die Tour beendet. Wir haben an diesem Tag beeindruckend viel erlebt, gesehen und gehört. Wir waren nur 2 Nächte in Battambang, dieser Ort hat aber einen prägenden Eindruck hinterlassen.

    Am nächsten Morgen wurden wir um halb 7, diesmal samt Gepäck mit dem Tuktuk eingesammelt und zur nächsten Bootstation gebracht.
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