• Leon Hübner
Aug 2024 – Apr 2025

Westafrika Radtour

A 230-day adventure by Leon Read more
  • Banjul

    January 12 in Gambia ⋅ ☀️ 32 °C

    Nach einem langen Ausschlafen fuhren wir heute Morgen auf den Markt nach Serrekunda, um Fisch für das Mittagessen zu besorgen und Frühstück zu essen. Danach ging es weiter nach Banjul. Auch wenn diese, auf einer Insel gelegene Stadt deutlich kleiner ist als Serrekunda, ist sie die Hauptstadt Gambias. Super viel gibt es dort nicht zu sehen, hauptsächlich das Parlamentsgebäude und den "Never Again Memorial Arch". Letzterer wurde von dem ehemaligen Präsidenten Jammeh als Erinnerung an seinen Militärputsch errichtet, ist aber 2022 zu einem Erinnerungsort an die Opfer seines Regimes umgewidmet worden.
    Nach dem kurzen Stadtbesuch aßen wir wieder Fisch in einem kleinen Hafen zwischen Mangroven, bevor wir an den Abukostrand fuhren. Er ist zwar nicht unbedingt als Badestrand ausgelegt, aber ich erfrischte mich trotzdem, nachdem ich es mit Tipps von Fischern geschafft hatte, einen steinfreien Einstieg zu finden.
    Am Abend fuhren wir wieder zum Fahrradladen, um ein paar Schläuche zu flicken. Sarjo schlief dann dort, während ich nochmal nach Yundum zu Buns Haus fuhr. Gemeinsam mit ihm und ein paar Freunden, fuhren wir mit dem Auto in die Stadt, um etwas zu Essen in einem Restaurant zu bekommen. Angesichts des Verkehrs war es jedoch nicht ganz leicht, und als der Highway ein Stück komplett verstopft war, parkten wir und liefen die letzten Meter zu Fuß.
    Es gab eine gute Portion Fleisch mit Zwiebeln und Brot. Da ich am nächsten Morgen früh aufbrechen wollte, ging es dann zurück nach Yundum, wo wir noch einen Tee tranken. Wenige Meter vor dem Haus hatte ein Reifen einen Platten - zum Glück waren wir schon da!
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  • Kartong

    January 13 in Senegal ⋅ ☀️ 31 °C

    Heute ging es früh los, denn Sarjo wollte bereits 8 Uhr aufbrechen. Also packte ich wieder alle Sachen aufs Rad, Kaddy gab mir noch einen ganzen Beutel Orangen von dem Baum im Garten mit und Bun begleitete mich bis zum Highway.
    Nach dem Verabschieden fuhr ich die paar Meter bis zu Sarjo, der allerdings noch auf seiner Matte lag.
    Er war aber schnell abfahrbereit und wir fuhren in Richtung Casamance, dem südlichen Teil des Senegals los. Als Frühstück aß ich eine große Portion Reis. Da wir nicht die Hauptroute nahmen, war wenig Verkehr auf der Straße und es ließ sich sehr angenehm fahren. Kurz vor dem grenznahen Ort Kartong gab es noch eine interessante Reptilienfarm, in der teils Reptilien aufgenommen und teils auch vermehrt und wieder freigelassen werden. Nach dem Besuch dort grillten wir wieder Fisch zum Mittagessen.
    Nach wenigen km waren wir dann auch schon an der Grenze und ich holte am Migrationsamt meinen Ausreisestempel. Allerdings erwartete mich ein böse Überraschung: Da ich zwei Tage länger als geplant in Serrekunda geblieben war, hatte ich meine Aufenthaltsdauer um einen Tag überschritten und musste 30 € Strafe zahlen. Hätte ich nur mal daran gedacht oder bei der Einreise einfach mehr Tage angegeben!
    Die Grenzüberquerung erfolgte diesmal auf einer Piroge, denn ein kleiner Fluss stellte die Grenze dar. Auf senegalesischer Seite gab es nur eine kleine Sandpiste, die auf einigen km allerdings durch schönste Natur bis zum Dorf Niafarang führte. Dort kannte Sarjo den Koch Pophal, sodass wir die Fahrt beendeten, um bei ihm zu essen und zu schlafen. Nach dem Abendbrot fuhren wir nur noch einmal im Dunkeln los, um im nächsten größeren Dorf Brot für das Frühstück zu kaufen. Da die kleinen, sandigen Wege hier jedoch schon im Hellen alle ähnlich aussehen, war die Rückkehr im Dunkeln wie eine Fahrt durch ein Labyrinth. Mehrmals nahmen wir den falschen Abzweig, bevor endlich wieder ankamen.
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  • Bignona

    January 14 in Senegal ⋅ 🌙 24 °C

    Unser Gastgeber Pophal war heute als erster wach, danach ich. Ich half ihm beim Gießen seiner Orangenbäume und dem Füttern der Hühner. Zum Frühstück sollte es Omelett aus frischen Eiern geben. Doch Sarjo schlief und schlief, sodass wir ihn schließlich kurz nach 10 Uhr weckten, um unser Frühstück zu essen.
    Da es dann zu spät war für einen Abstecher in die Küstenstadt Kafountine, fuhren wir direkt die 20 km bis nach Diouloulou. Dort war ich von Wilm eingeladen worden, den ich vor einiger Zeit in Chami, Mauretanien, in einem Café getroffen hatte. Er lebt hier für 3 Monate mit seiner zweiten Ehefrau und ihrer großen Familie. Auch wenn er teils eine etwas seltsame Gestalt ist, war die Unterhaltung mit ihm interessant und das Mittagessen schmeckte gut. Besser gesagt die Mittagessen, denn Sarjo hatte es sich von mir nicht ausreden lassen, Fisch zu kaufen, den er dann dort grillte. Da die Frau von Wilm aber bereits Essen vorbereitet hatte, aßen wir erst Fisch und dann Reis mit Rindfleisch.
    Am Abend machten wir uns dann noch auf, die 50 km bis Bignona zu fahren. Die Straße war zwar asphaltiert, aber es gab unzählige, riesige Löcher. Mit dem Fahrrad konnte man sich gut vorbei schlängeln, aber die Autos mussten teils stark abbremsen, auch wenn sie schon auf die Gegenspur gefahren waren, um den besten Bereich der Straße zu nutzen. Als wir im Dunkeln in Bignona ankamen, wartete bereits ein Freund von Sarjo auf uns. Wir kamen auch auf den zentralen Platz, wo Sarjo ein Foto mit mir und der Leuchtdekoration knipsen wollte. Weil er sich wohl von einem Moped ablenken ließ, fiel ihm die Kamera aus der Hand. Sie überlebte den Sturz auf den Asphalt natürlich nicht. Daher nicht wundern, wenn die Bilder jetzt etwas schlechter sind.
    Der Freund führte uns nach einem Abendessen schließlich zum Haus des Fahrradclubs mit freien Betten für uns. Da sie dort Salat mit Brot aßen, gab es noch ein zweites Abendessen.
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  • Zuiginchor

    January 15 in Senegal ⋅ ⛅ 34 °C

    Heute schlief Sarjo wieder lange, während ich die Zeit für eine Dusche in dem toll ausgestatteten Haus nutzte. Nach dem Frühstück wollte ich dann einen Imker finden. Pophal hatte mir nämlich einen Honig gezeigt, von dem ich eine Adresse und Telefonnummer hatte. Da es hier aber keine richtigen Adressen gibt, hieß es in dem Fall nur "gegenüber der Schule Savoie", die nicht in der Karte verzeichnet ist. Nach viermal fragen, mit teils gegensätzlichen Aussagen fanden wir sie. Dort war jedoch nur ein Mann, der den Honig ankauft, aufbereitet und dann weiter verkauft. Zumindest konnte ich so ein Glas kaufen und Kontaktdaten zweier Imker bekommen. Der eine ist Professor in einer Agrarhochschule hier und hatte kein Interesse, etwas zu zeigen. Vielleicht habe ich morgen bei dem anderen mehr Glück, etwas über die Imkerei hier zu erfahren.
    Schließlich fuhren wir noch 30 km bis nach Zuiginchor, erst durch üppige Wälder, dann vorbei an Mangroven. Im Ort angekommen wollte Sarjo wie jeden Tag Fisch zum Mittag und so grillten wir wieder. Dann ging es weiter zu Eli. Ihn kenne ich durch Mohammed aus Dakar und da letzterer kommen wollte, um mir hier einiges zu zeigen, war der Plan, dass wir ein paar Tage bei Eli bleiben. Allerdings kam bei Mohammed etwas dazwischen und Eli bot mir nur ein teueres Zimmer an.
    Daher schlafen Sarjo und ich nun zwischen zwei LKWs, denn deren Fahrer ruhen sich hier auch aus.
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  • Mlomp

    January 16 in Senegal ⋅ ☁️ 30 °C

    Nach etwas Fahrradpflege stand für mich heute der Besuch des Konsulats von Guinea Bissau an, damit ich mein Visum kaufen konnte. Es wurden keine Fragen gestellt und alles war in 5 Minuten erledigt. Danach trennte ich mich von Sarjo. Er wollte zurück nach Bignona und dann weiter zu seinem Dorf. Ab jetzt bin ich also wieder alleine unterwegs.
    Wenn ich mich schon mal um die Visas kümmerte, ließ ich auch gleich mein bereits online beantragtes Guinea Conakry Visum ausdrucken. Danach frühstückte ich auf einer Bank. Es kam ein etwas seltsam aussehender Mann und bot mir Café für einen übertriebenen Preis. Ich sagte ich bräuchte nichts, woraufhin er sich für mein Besteck interessierte. Erst dachte ich, er wollte nur wissen, wie man es zusammen klappt. Allerdings hängte er es sich um eine seiner vielen Ketten. Ich nahm es ihm wieder weg und er redete auf einer mir nicht verständlichen Sprache auf mich ein. Als ich es ihm nicht geben wollte, wurde er etwas handgreiflich - Zum Glück kamen da bereits zwei Männer aus der Nähe, redeten auf ihn ein und schließlich ging er seines Weges.
    Da ich noch in Zuiginchor bleiben wollte, machte ich dann eine kleine Tour durch die Stadt, bevor ich zu einem Tagestrip nach Mlop startete. Dort gibt es ein kleines Museum zur Diolakultur, von dem ich mir nicht viel erwartete, das mir durch die begeisterte Erklärung des Besitzers dann aber doch sehr gefiel. Trotzdem war auch der Weg allein schon die Fahrt wert: Kaum Verkehr, abwechslungsreiche Landschaft und freundliche Menschen.
    Am Abend unterhielt ich mich lange mit einer Verkäuferin von Früchten. Mein Abendessen kaufte ich auf der Hauptstraße, aber schlafen kann ich nun in einem freien Bett in ihrer Wohnung.
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  • Zuiginchor - Pause

    January 17 in Senegal ⋅ ☁️ 28 °C

    Heute gibt es nicht viel zu berichten, denn ich habe einen sehr entspannten Tag genossen. Ausgeschlafen im Haus der Obstverkäuferin Maman, lernte ich auch den Rest ihrer Familie kennen. Nach einem Brot mit Butter zum Frühstück, führte mich ihr Onkel Daoud ein wenig durch die Stadt. Er zeigte mir den Gare de Routiere, auf dem viele Busse mit verschiedenen Zielen auf Fahrgäste warten, während andere Essen für die Fahrt verkaufen. Auf den ersten Blick wirkt alles sehr chaotisch, allerdings sind die Busse gut nach Zielort gruppiert.
    Dann kamen wir noch an einem Betriebsgelände vorbei, auf dem sich bergeweise Erdnüsse türmten, die darauf warten, zu Öl gepresst zu werden. Zudem standen hunderte Meter lang weitere LKWs mit Nachschub bereit.
    Ich half Maman dann noch ihren Obststand aufzubauen, an dem sie etwa von 10 bis 22 Uhr sitzt. Mein Eindruck war, dass nur gelegentlich Leute vorbei kommen und die Arbeit daher sehr ermüdend sein muss.
    Zum Mittag und Abendessen gab es Reis mit Fisch und Erdnussoße. Mit Daoud sah ich mir guineische Musik, senegalesische Nachrichten und einen Film an - auch mal ein interessanter Einblick.
    Morgen kann mir der hier ansässige Imker dann einen Einblick in seine Imkerei geben - Der Grund für meine heutige Faulheit...
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  • Ingore

    January 18 in Guinea-Bissau ⋅ ⛅ 26 °C

    Heute verabschiedete ich mich von der freundlichen Familie und fuhr morgens zu dem Imker Bobakar. Er führte mich zu seinen Bienen, die auf dem Gelände eines größeren Ökoprojekts stehen, das auch eine Pflanzschule, eine Palmenplantage und Rinderzucht umfasst. Er erklärte mir ganz viel über die Imkerei hier, und bot mir auch an, ihn beim Einsammeln seiner Schwärme in den nächsten zwei Tagen zu unterstützen. Er hängt nämlich kleine Kästen in den Wald, um wilde Schwärme zu fangen und diese dann in seine Kisten umzusetzen. Da mir das Projekt auch so sehr gut gefiel, wollte ich gerne bleiben. Allerdings mussten wir noch den Projektleiter Haidar el Ali um Erlaubnis fragen, dessen Eltern aus dem Libanon geflohen waren und der nun im Meeresschutz aktiv ist. Als er kam, guckte er mich gleich misstrauisch an und fragte, woher ich kam. Auf die Antwort "Deutschland" erwiderte er: "Du bist also einer der Sklaven der USA, die Israel unterstützten, mein Land zu bombardieren." und verschwand. Somit hatte sich die Sache erledigt. Bobarak zeigt mir noch sein Haus, bevor ich mich über sandige Nebenstraßen raus aus Zuiginchor nach Guinea Bissau kämpfte. Vor der Grenze begegnete mir noch ein chinesischer Motorradfahrer, der bereits ein Jahr durch ganz Afrika fuhr. Der Grenzübergang war dann unproblematisch, auch Geld brauchte ich nicht zu wechseln, denn in beiden Guineas ist der CFA wie im Senegal die Währung. Anders ist aber, dass nur Portugiesisch gesprochen wird. So muss ich immer Glück haben, jemanden zu finden, der etwas Englisch oder Französisch spricht. Zudem ist Guinea Bissau ähnlich wie Gambia sehr arm. Das merkt man sowohl an der Straße, die gelegentlich zur Piste wird, als auch an den Feuern die abends zum Kochen dienen, sowie dem Fehlen von Elektrizität in den normalen Dorfhäusern.
    Auch von Verkehr kann kaum die Rede sein. Dafür gibt es viele kleine Dörfer, in denen mein Durchkommen nicht selten eine Welle der Begeisterung unter den Kindern auslöst. Hier heiße ich jedoch "Brango" und nicht mehr "Toubab". Als ich abends mein Fahrrad zu einer Palme als Nachtlager schieben wollte, sah mich ein Mann, der gerade an einem kleinen Gewässer zu baden schien. Er rief mich herbei, nur verstand ich ihn nicht. Mit viel Gestik stellte sich heraus, dass er mich zu seinem Haus führen wollte. Dort tranken einige Männer des Dorfes Palmwein. Sie begrüßten mich herzlich und schnell waren auch französisch- und englischsprachige Nachbarn herbei geschafft. Ich aß und schlief dann bei meinem Gastgeber Raoul.
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  • Canchungo

    January 19 in Guinea-Bissau ⋅ 🌙 27 °C

    Nach dem Aufstehen fand ich Raoul und die anderen Männer heute vor dem Haus, sich an einem Feuer wärmend vor. Nach und nach machten sich dann alle auf den Weg zur Arbeit: Die einen zur Erdnussernte, die anderen zum Aufräumen in den Cashewbaum-Plantagen. Ich ging bei Raoul mit, der als erstes ein Netz aus dem kleinen Tümpel einholte, an dem ich ihn gestern gefunden hatte. Danach ging es weiter zu zwei Palmen. Bei der einen schnitt er Palmwedel ab, von denen wir dann die einzelnen Fiedern abrissen, und bei der anderen erntete er Palmwein, der über Nacht in die bereits installierten Flaschen gelaufen war.
    Zum Frühstück gab es einige der gefangenen Fische mit Reis und dazu den Palmwein. Mehr Arbeit gab es dann wohl nicht mehr, denn die meisten saßen nur beisammen und unterhielten sich. Nach einem gemeinsamen Familienfoto und der Verabschiedung von diesen netten Leuten, machte ich mich auf den Weg Richtung Cacheu. Verrückterweise wollte Raoul mir noch Geld für Essen unterwegs mitgeben.
    Die Straße führte mich dann weiter von einem kleinen Dorf in das nächste, wo ich die freundlichen Leute mit neu gelerntem Portugiesisch nun besser grüßen konnte. Insgesamt bin ich über die Offenheit und Gastfreundschaft hier sehr erstaunt. Als ich an einem Brunnen mein Wasser auffüllte, rief mir eine dort wohnende Familie zu: "Komm Essen!". Da ich noch ganz satt war, lehnte ich aber dankend ab. Später wollte ich dann wirklich Mittagspause machen, doch ich hatte gerade erst meinen Stuhl aufgebaut, als ein Radfahrer kam und mich überredete, mit ihm bis zum nächsten Dorf zu fahren. Er wohnte dort und so lernte ich alle seine Familienmitglieder kennen. Als ich ihr Angebot dort zu übernachten ausschlug und weiterfuhr, gaben sie mir noch einen Beutel mit Bissapblüten mit.
    Zum Schluss kam ich durch Canchungo, eine große, weit gezogene Stadt. Danach fand ich aber einen Platz, um nach bestimmt einer Woche endlich mal wieder mein Zelt aufschlagen...
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  • Cacheu

    January 20 in Guinea-Bissau ⋅ 🌙 26 °C

    Heute Morgen hatte ich es mit 24 km nicht mehr weit bis nach Cacheu, das direkt am gleichnamigen Fluss gelegen ist. Doch irgendwie hatte ich mir von der Stadt mehr erwartet: Auf den Straßen war nicht viel los, auf dem Hafen genauso. Die Hauptsehenswürdigkeit war ein Sklavenmuseum, denn Cacheu war ein wichtiger Umschlagplatz für den Sklavenhandel. Das Museum hatte am Montag jedoch geschlossen. Auch das kleine Fort war verschlossen, es war aber vermutlich ohnehin nur eine kleine Nachbildung.
    Ich beschloss daher, nicht wie geplant einen Tag hier zu bleiben, sondern gleich weiter nach Bissau zu fahren. Zurück hatte ich zum Großteil den gleichen Weg vor mir. Das meiste kam mir also bekannt vor, aber ein paar Sachen hatte ich auf dem Hinweg noch nicht gesehen.
    Ab Bula war die Strecke dann neu, aber dafür einige km unasphaltiert und teils versandet. So wie die Autos, schlängelte ich mich auf der Straße hin und her, um den besten Streifen zu finden. Schließlich kam ich über einen Fluss, den ich gleich für ein dringend notwendiges Bad neben den Mangroven nutzte. Nur meine Füße bekam ich nicht sauber, weil ich knietief in den weichen Boden einsank...
    Am Abend kam ich dann in der Metropole Bissau an, besorgte Brot zum Essen, dass ich dann in einem großen Kreisverkehr verspeiste. Zwei Mädchen wurden auf mich aufmerksam und fragten, was ich hier mache und wo ich schlafen würde. Da sie nur Portugiesisch konnten, mussten wir uns mit GoogleTranslater unterhalten, was aber auch ganz lustig war. Eigentlich wartete ich für den Schlafplatz auf die Antwort von einem Kontakt, den Sarjo mir gegeben hatte. Als die Mädchen dann gingen, und mich bereits jemand anders fragte, fuhr ich aber schließlich los und fand einen ruhigen Platz.
    Große Anforderungen hatte ich nicht. Da ich morgen um 7 Uhr im 10 km entfernten Fährhafen sein muss, wird die Nacht nicht so lang. Dafür erwische ich hoffentlich eine Fähre in das Bissago-Archipel, die afrikanische Karibik...
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  • Bubaque

    January 21 in Guinea-Bissau ⋅ ☀️ 28 °C

    Gestern Abend fand ich noch eine Veranda, auf der man mich schlafen ließ. So hatte ich eine gute Nacht, bevor ich kurz vor 6 Uhr aufstand, um mich auf den Weg zur Fähre zu machen. Es ging auf einer dreispurigen Straße mit noch wenig Verkehr schnell zum Pirogenhafen.
    Ich hatte gehört, die Fähre solle 7:40 Uhr abfahren. Als ich 6:55 Uhr ankam, wurde mein Fahrrad aber schneller als gedacht auf das Boot gehievt und pünktlich 7:00 Uhr fuhren wir ab - direkt zum Sonnenaufgang. Da das ganze Unterdeck voll war, blieb ich auf dem Sonnendeck und konnte mich zumindest mit einem Mann aus Bubaque unterhalten, der gebrochen Französisch sprach. Wie die meisten anderen aß ich Frühstück und schlief dann etwas. Eigentlich sollte die Fahrt 4,5 h dauern, doch wie ich erfuhr, lief ein Motor nicht und es konnte wohl länger dauern. Etwas besorgniserregend war jedoch der Moment, als der zweite Motor zweimal aussetzte und sich das Boot einmal um die eigene Achse drehte. Wieso hatte ich nur mein ganzes Essen schon gegessen und nur 1,5 l Wasser mitgenommen? Zum Glück fuhren wir weiter, wenn auch nur mit Schrittgeschwindigkeit. Ab 12 Uhr wurde die Sonne unerträglich heiß und alle waren müde von der nicht enden wollenden Fahrt. Eine Mann hatte einen ganzen Eimer voller Muffins mit, und machte vermutlich das Geschäft seines Lebens, denn alle waren heiß auf seine Ware. Nach 7,5 h kamen wir dann schließlich im Hafen von Bubaque an.
    Bubaque ist eine kleine Stadt auf der gleichnamigen Insel und das wirtschaftliche Zentrum des Bissago-Archipels. Letzteres ist sogar das größte Inselarchipel der Welt. Am Hafen erwartete mich schon Cyprian, denn er, sowie Jannick und Lukas waren bereits seit einer Woche hier. Wir verabredeten uns für den Abend, denn ich wollte erst einmal los, um die Insel zu erkunden. Auf der kleinen Hauptstraße fuhr ich an das 14 km entfernte, andere Ende der Insel mit herrlichem, einsamen Sandstrand. Dort kochte ich Mittag und ging im ruhigen, klaren Wasser baden. Abends fuhr ich zum Teil über kleine Pfade zurück, die sich wie ein Labyrinth durch die Plantagen und Wälder schlängelten. In Bubaque angekommen ging ich gemeinsam mit Cyprian, Jannick und Lukas in eine Bar und wir aßen auch Spaghetti in einem kleinen Restaurant.
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  • Bissau Besichtigung

    January 22 in Guinea-Bissau ⋅ ☀️ 33 °C

    Nachdem ich heute mit meiner Liege auf dem Spielplatz geschlafen hatte, erwachte ich früh, aß Frühstück und drehte dann noch eine kleine Runde durch Bubaque. Da die Fähren zurück entweder Mittwoch oder Sonntag fahren, wollte ich heute gleich wieder zurück, anstatt ganze vier Tage hier bleiben zu müssen. Die Fähre, die auch die anderen nehmen wollten, fuhr aber erst 11 Uhr ab und es war noch etwas Zeit.
    Ich kaufte daher Brot mit Eiern für die Fahrt. Dabei traf ich noch zwei Radreisende aus Belgien, die bis nach Südafrika wollen. Als ich Wasser auffüllte, lernte ich noch einen aus Belgien kennen, der aber auf dem Rückweg ist. So waren wird dann insgesamt 7 Radler, als das Boot Richtung Bissau abfuhr.
    Diesmal war die Fahrt sehr angenehm, wir waren schnell unterwegs und da ich so viel Essen mit hatte, war Bissau nach dem Mittag und einem Nickerchen schon in Sicht. Dort angekommen teilten wir uns kurz auf, denn Jannick musste noch in den Fahrradladen, ich wollte etwas Sightseeing machen. Am beeindruckendsten ist hier ein altes, noch von den Portugiesen erbautes Fort. Dieses wird heute allerdings noch als Kaserne genutzt und von Autos mit Maschinengewehren und zahlreichen Soldaten streng bewacht. Als ich daneben kurz anhalten wollte, wurde ich durch lautes Zischen direkt zum Weiterfahren aufgefordert. Ansonsten gibt's in der beschaulichen Altstadt auch eine Kathedrale, den Präsidentenpalast und davor das Monumento aos Heróis da Independência.
    Viel mehr gab's nicht zu sehen und so trafen wir uns nach und nach wieder. Abends kauften wir wieder Spaghetti bzw. Reis an einem Stand auf einer belebten Straße etwas außerhalb der touristischen Altstadt, wo es viele lokale Stände gab. Vor Guinea Conakry wollten alle nochmal Geld abheben, doch das gestaltete sich gar nicht als so einfach. Zum einen mussten wir lange warten, da über zehn Einheimischen wohl für ihre Lohnauszahlung anstanden und zum anderen meine Visakarte die einzige war, die funktionierte.
    Zum Schlafen gingen wir zum Hafen, von wo aus wir morgen die Fähre zur Überquerung des Flusses nehmen wollen. Eigentlich wollten wir davor schlafen, doch ein Mann meinte, wir könnten auch gut bewacht innen schlafen. Nur ein wenig Geld für einen Café wollten sie haben. Der Security-Chef etwas mehr, und dann aber auch noch etwas für einen Mitarbeiter am Tor und etwas für unseren selbst ernannten Dolmetscher. Insgesamt kamen wir mit 1,5 € pro Person weg - auf alle Fälle günstiger als das Hotel und in top Lage.
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  • Buba

    January 23 in Guinea-Bissau ⋅ ☀️ 32 °C

    Schon 6 Uhr wurden wir heute geweckt, weil wir nun Tickets für die Fähre kaufen könnten, die uns auf die andere Seite des Flusses nach Enxude bringen sollte. Da die Abfahrt erst in 2 h war, verstanden wir die Aktion nicht und schliefen noch bis 7 Uhr. Die Tickets sollten für uns als Ausländer ganze 15 € kosten. Das war eigentlich allen zu teuer, doch wir wollten auch auf die andere Seite, denn die Strecke dort sollte durch einen schönen Nationalpark führen.
    Wir versuchten daher noch in den 45 Minuten vor der Abfahrt ein günstigeres, privates Boot zu finden. Da uns nur ein Bootsbesitzer die Überfahrt zum gleichen Preis anbot, nahmen wir dann aber doch die Fähre. Unsere Fahrräder wurden mit einem Kran auf das große Schiff gehoben. Dabei wurde bei meinem Schalthebel die Abdeckung der Ganganzeige abgerissen - Ärgerlich, aber es hätte schlimmer kommen können.
    Nach 1 h und einem guten Frühstück kamen wir in Enxude im Nirgendwo an. Nachdem alle ausreichend Snacks, darunter Erdnuss-Bällchen, Bissap-Saft und Reiskuchen gekauft hatten, fuhren wir auf einer Piste durch viele kleine Dörfer mit freundlich grüßenden Leuten in Richtung Buba. Das Mittag aßen wir wieder in einem kleinen Restaurant.
    Am Nachmittag führte die Route dann durch den Lagoas Cufada Natural Park, der das größte Süßwasservorkommen Guinea-Bissaus in Form von Seen beherbergen soll. Man sah zwar nur wenig Unterschied zur Natur zuvor, aber einige Bäche mit Süßwasser gab es hier tatsächlich.
    Abends kamen wir dann in der Stadt Buba an, die am gleichnamigen Fluss gelegen ist. Cyprian und ich waren den anderen beiden voraus gefahren und nutzten die letzten Sonnenstrahlen noch für ein Bad. Die Zelte schlugen wir auch gleich an diesem ruhigen Ort auf. Zudem nutzte ich das Wasser noch, um meine Kleidung zu waschen.
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  • Quebo

    January 24 in Guinea-Bissau ⋅ 🌙 29 °C

    Weil die anderen am Hafen nicht so gut geschlafen hatten, schliefen zumindest Jannick und Lukas lange aus, während ich versuchte, meine nasse Wäsche in die beste Sonnenlage zu bringen. Gegen 10:30 Uhr fuhr ich dann aber schließlich alleine los, denn Jannick hatte sein Guinea-Visum viel zu spät beantragt und wartete noch auf die Antwort. Mit nur 40 km bis zur Grenze bevorzugten sie es lieber, in Buba abzuwarten. Zudem wollte ich, anders als sie, ohnehin noch in Guinea-Bissau bis in den Norden fahren und dann erst nach Guinea-Conakry einreisen, um dort ein Gebirge mitzunehmen.
    Der erste Teil der heutigen Fahrt führte mich auf asphaltierter Strecke bis zur Kleinstadt Quebo. Auf dem Weg begegnete ich einem Radler, der mit viel Kleidung beladen aus Guniea kam, um sie hier zu verkaufen, und sich auf Französisch mit mir unterhielt. In Quebo angekommen, winkte mich dann ein Soldat heran. Nach einer kurzen, gegenseitigen Vorstellung versicherte er mir sehr schnell, dass ich sein Bruder sei. Und kurzerhand lud er mich zum Mittagessen ein, das er unter seinem Arm trug, und führte mich dazu in eine Kaserne, in der er mir viele andere Brüder vorstellte. Es war echt verrückt, wie herzlich dieser Mann war - Nur versprechen, ihn regelmäßig anzurufen, musste ich. Als er dann wieder zum Dienst gerufen wurde, ging es für mich weiter in Richtung Gabu. Dorthin führen zwei ähnlich lange Strecken: Die asphaltierte Hauptstraße und eine kleine Piste, die durch einen Nationalpark führt, aber bei manchen Karten, wie GoogleMaps, lustigerweise auch als Nationalstraße eingetragen ist. Ich entschied mich natürlich für die Piste. Es wurde etwas abenteuerlich, denn ich musste an zwei Buschfeuern vorbei und durch drei Bäche durchwaten. Beim letzten fand ich nur durch Tipps der dort waschenden Frauen eine flache Stelle, sodass meine Fahrradtaschen geradeso nicht nass wurden, während die Kette gründlich gereinigt wurde. Deshalb und durch die abwechslungsreiche Piste - von harter Erde, über Kies, bis zu Sand - und die schönen Wälder und abgelegenen Dörfchen ringsum, war ich sehr zufrieden mit der Strecke.
    Als die Sonne unterging, ich 40 km Geholper hinter mir hatte und alle Körperteile entsprechend schmerzten, baute ich zufrieden mein Zelt auf.
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  • Ché Ché

    January 25 in Guinea-Bissau ⋅ ☁️ 27 °C

    Nach einer unerwartet kalten Nacht setzte ich heute Morgen die Fahrt auf der holprigen Piste fort. Gleich am Anfang musste ich mich, teils über Steinstufen, auf einen Hügel kämpfen. Dann ging es erstmal weiter bergauf, bergab, wobei nach dem Bergab meist ein Bach kam. Im Vergleich zu gestern war der Untergrund heute v. a. für die ersten 25 km deutlich anspruchsvoller: Oft musste ich durch tiefen, losen Kies. Schnell verkantete sich mein Vorderrad darin und riss das ganz Fahrrad um. Zweimal konnte ich mich nicht mehr retten und flog vorn über, während das Fahrrad zur Seite um fiel. Insbesondere da an einer Tasche dadurch eine verzichtbare Halterung brach, beschloss ich, die Sache etwas ruhiger anzugehen.
    Ich kam nur mit 5 bis 10 km/h voran und mir graute es etwas, wenn ich daran dachte, dass noch 50 km vor mir lagen, bis die Straße besser werden sollte. Doch es war auch ein tolles Gefühl, in so abgelegenen Gebieten unterwegs zu sein. Einmal sprang ein Affe über die Straße, in einem Dorf wurde ich umringt und ein Junge wollte gerne ein Selfie mit mir machen - viel kommunizieren konnten wir aber leider nicht.
    Als es ein Stück ganz holprig wurde, war der Druck für das Hinterrad wohl zu hoch. Ich hatte einen Platten, fand aber keinen Dorn, nur eine alten Flicken, der sich gelöst hatte. Das Vorderrad war dann 20 km später auch noch dran.
    Gegen 14 Uhr fragte ich bei einem Haus mit Brunnen, mit meinem neu gelernten Portugiesisch, ob ich Wasser auffüllen könnte. Ich wurde sogleich herein gewinkt und der junge, dort wohnende Mann half mir Wasser aus dem Brunnen in meine Flaschen zu befördern. Er lud mich ein, mit ihm Reis mit Fisch zu essen und mich bei ihm auszuruhen. Er konnte leider nur Portugiesisch, doch mit Gestik konnten wir uns verständigen. Trotzdem freut ich mich, als sein Nachbar kam, der gut Englisch sprach...
    Bei dem größeren Dorf Ché Ché musste ich dann den Fluss Cocoli mit einer Piroge überqueren, woraufhin die Straße in deutlich besserem Zustand war, etwas mehr Verkehr vorbei kam und es wieder ein paar Geschäfte in den Dörfern gab. Abends stellte ich mein Zelt unter Cashewbäumen auf und wollte mir Reis kochen. Doch mich erwartete eine böse Überraschung: Die Tüte in der er gewesen war, war gerissen und nun konnte ich ihn nur mit Kohleresten und anderem Dreck von dem Boden meiner Tasche retten. Auch nach bestmöglicher Reinigung war es kein Geschmackserlebnis, doch zumindest bin ich satt geworden.
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  • Saréboïdo

    January 26 in Guinea ⋅ ☁️ 31 °C

    Heute war mein Tagesziel die 75 km entfernte Grenze zu Guinea zu überqueren. Da ich gestern in den kleinen Läden keines mehr bekommen hatte, kaufte ich Brot zum Frühstück auf dem Weg und aß es dann in einem Unterstand vor einer Schule. Sobald Pause war, hatten mich schnell die ersten Kinder entdeckt und es dauerte nicht lange, da beobachteten über zehn Schüler die einmalige Attraktion: Ein Weißer beim Essen. Sie sagten auch Hallo und fragten mich, wie es mir ginge, doch viel mehr konnten wir uns leider nicht verständigen. Gelegentlich scheuchte ein Erwachsener sie etwas weg, da er wohl dachte, ich fühlte mich belästigt.
    Die Straße führte heute fast nur geradeaus, während ich ständig Slalom fuhr, um den großen Schlaglöchern auszuweichen. Anfangs war es sogar besser neben dem Asphalt zu fahren. Später konnte ich mich dann auch mal 2 Minuten ohne Löcher entspannen.
    Gegen Mittag wollte ich vor der Pause noch Orangen kaufen. Als ich an einem Verkaufsstand anstand, kam ich aber schnell mit einigen dahinter sitzenden Männern ins Gespräch und setzte mich schließlich neben sie auf eine schattige Bank. Irgendwann bekamen zwei von ihnen Reis mit Fisch geliefert und sie luden mich ein, mit ihnen zu essen. Keine 15 min. später kam nochmal eine größere Portion für die ganze Gruppe und ich aß noch einmal. Im Gegenzug kaufte ich dann den Orangenvorrat leer, sodass jeder einen Nachtisch hatte.
    Die Grenzüberquerung verlief dann wieder ganz unproblematisch, ich bekam Ausreise- und Einreisestempel mit meinem bereits online beantragten eVisa ohne irgendwelche Fragen. Auch mein Geld bekam ich in einem Laden verlustfrei gewechselt, statt bei den Geldwechslern auf dem Markt Kunde zu werden. Schwieriger war es eine SIM-Karte zu bekommen. Auf dem Markt von Saréboïdo, der für das Dorf riesig war, versprach man mir, fündig zu werden. Doch nach viermal Weiterschicken zum nächsten Laden, weil alle ausverkauft waren, gab ich es auf und werde morgen mein Glück probieren.
    Mein Zelt stellte ich dann einige km hinter dem Dorf in einem Wald auf. Ich freue mich schon morgen weiter durch Guinea zu fahren - bisher macht es einen tollen Eindruck und scheint deutlich belebter als Guinea-Bissau zu sein. Vielleicht auch deshalb, weil es etwas weniger arm ist.
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  • Koundara

    January 27 in Guinea ⋅ ☀️ 36 °C

    Von dem Getrampel einiger Kühe im Laub geweckt, setzte ich meinen Weg auf den restlichen 20 km Sandpiste fort. Nach ganzen 2 h kam ich dann auch in Koundara an, der ersten Stadt in Guinea. Als mich ein Fahrradmechaniker grüßte, hielt ich sogleich an, denn ich brauchte neues Flickzeug - Das Alte droht zur Neige zu gehen. Als ich dem Mann erklärt hatte, was ich wollte, fuhr er los, um zu schauen, ob er Flickzeug da hatte. Nach einer halben Stunde kam er zurück und meinte, er konnte nichts finden. Dann fragte ich ihn, womit er denn hier Löcher reparierte - Man nutzt hier nämlich eine andere Flüssigkeit und Stücke von alten Schläuchen. Dieses Mittel bekam ich dann auch, nachdem er es kaufen gefahren war.
    Ansonsten stand in der Stadt noch Geldabheben an, was schnell erledigt war. Anders sah es mit der SIM-Karte aus. Auch hier gab es ein offizielles Orange-Büro, allerdings lief etwas nicht und ich musste eine halbe Stunde warten, die ich fürs Mittagessen nutzte - eine Mahlzeit aus Reis kostet hier nur 56 Cent. Schließlich bekam ich dann auch meine SIM-Karte und konnte weiter in Richtung Labé fahren.
    Ganz erleichtert stellte ich fest, dass die Straße einwandfrei geteert war und ich daher selbst mit Gegenwind angenehm voran kam. Nur unerträglich heiß wurde es ziemlich schnell und ich legte mehrere Pausen ein. Einmal aß ich Yoghurt mit Couscous, den ich hier - anders als in Guinea Bissau - wieder kaufen konnte. Und einmal hielt ich an einem abgelegenen Laden, kaufte eine Cola und lernte von dem Ladenbesitzer etwas Pulaar - die hier von der Ethnie Fulbe gesprochene Sprache.
    Als ich dann abends schon bald Schluss machen wollte, fuhr ein Truck an mir vorbei und hielt an - Petr aus Tschechien kam heraus und bot mir an, den Abend zusammen zu verbringen. Er lebt nämlich bereits seit über 4 Jahren mit seiner Familie in diesem zum Wohnmobil umgebauten Krankenwagen. Die Familie nennt sich 7x7.family und besteht aus seiner Frau Denisa und ihren 4 Kindern. Zusammen machten wir ein Feuer, brieten Omelett und essen das in Sandwich zum Abendbrot, buken einen Kuchen und tranken Tee. Gleichzeitig konnten wir viele Erfahrungen austauschen...
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  • Bantala

    January 28 in Guinea ⋅ ☁️ 29 °C

    Die Nacht schlief ich auf dem Dach des Trucks - eine große Ehre, denn es ist wohl bei allen sehr beliebt. So konnte ich morgens gleich die Aussicht auf den nahen Wald genießen. Als Enzo aufwachte, kam er zu mir nach oben und gemeinsam mit Noemi spielten wir dann ein Kartenspiel. Im Anschluss gab es spätes Frühstück und ich machte mich auf den Weg.
    Waren die ersten 10 km noch halbwegs flach, so musste ich danach über einige kleine Berge und kam angesichts der Mittagshitze ganz schön ins Schwitzen, während die 7x7-Familie im Truck an mir vorbei sauste, dann aber anhielt und mir kaltes Wasser anbot, bevor sie wieder voraus fuhren. Als erster nennenswerter Ort kam dann die Kleinstadt Kounsitel und ich kaufte dort Bananen, sowie Erdnüsse als Snack. Kurz nachdem ich die Stadt verlassen hatte, sah ich den grünen Truck wieder neben der Straße stehen. Petr hatte in Kounsitel Mittag gekauft, das wir zusammen aßen. Danach war für Enzo, Naomi, Cailin und Arthur Schulzeit angesagt, denn ihre Eltern unterrichten sie. Ich nutzte die Zeit mich weiter über die Berge zu kämpfen - Abends wollten wir uns wieder treffen. Ich kam an ein paar Dörfern vorbei, wobei die Leute hier zwar grüßen, aber im Allgemeinen nicht so in Begeisterung ausbrechen, wie in Guinea-Bissau. Es wirkte alles sehr ruhig. In dem kleinen Ort Bantala war endlich ein großer Fluss und ich konnte ein Bad nehmen, um mich von dem Staub und Sand der letzten Pisten zu befreien - ganz zur Begeisterung der dort spielenden Kinder und waschenden Frauen. Eine war aber freundlich und gab mir sogar einen Schwamm.
    Danach fuhr ich nur noch ein Stück, auf dem mich der grüne Truck wieder überholte und schließlich auf einer freien Fläche ein Stück weg von der Straße anhielt. Wir machten wieder ein Feuer, diesmal ein noch größeres, denn Enzo hatte Freude daran, dadurch zu hüpfen und überredete auch mich und alle anderen. Es gab wieder Sandwich, Kartoffeln und Kuchen zum Nachtisch, bevor wir vor dem Schlafengehen noch ein Kartenspiel spielten.
    Ich ging dann früher als gestern schlafen, denn morgen warten fast 1600 Höhenmeter bis Labé auf mich. Meine Liege baute ich direkt neben dem Feuer auf und hatte es so - mit dreimal Holznachlegen in der Nacht schön warm in der doch kalten Nacht.
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  • Labé

    January 29 in Guinea ⋅ 🌙 22 °C

    Heute wollte ich etwas früher losfahren, um die morgendliche Kühle nutzen zu können. Da Petr als Erster wach war, unterhielt ich mich etwas mit ihm. Er erzählte mir von den Projekten auf der Reise der Familie: Für verschiedene Reservate und für eine tschechische Kindersendung drehen sie Filme und machen Fotos. Man findet diese auch über ihre Website 7x7.family.
    Weil die anderen erst später aufwachten, frühstückte ich dann schon und machte mich auf den Weg. Die ersten 10 km ging es angenehm über Asphalt, der dann aber plötzlich endete. Stattdessen begann eine Piste mit teils sehr tiefem Sand und sehr hartem Untergrund. Als mir einmal das Vorderrad unkontrollierbar wegrutschte, legte ich es mich wieder hin und sowohl ich als auch das Fahrrad wurden gänzlich mit rotem Sand bedeckt. Ich kam oft nur mit knapp 8 km/h voran - zumindest legte ich auch ordentlich an Höhe zu. Einmal kam ein Motorradfahrer vorbei, der mich nach Wasser fragte. Ich gab ihm welches und erfuhr, dass er auch nach Labé fuhr - er lud mich sogar zu sich ein. Nach knapp 10 km wurde die Piste dann besser befahrbar. Zudem hatte ich gehört, sie sollte nur 20 km lang sein, was sich dann auch bewahrheitete.
    Auf ganz frisch geteertem Asphalt ließ es sich - trotz Anstiegen - wieder schneller rollen, bis in den Ort Tianguel-Bori. Dort musste ich Wasser auffüllen und aß dann auch gleich Mittag. Danach ging es weiter über einige Anstiege, gefolgt von kurzen Abfahrten durch das Bergland Fouta Djallon. In einem Ort kam ich mit dem Lehrer Mohammadou ins Gespräch - er war sehr begeistert von meiner Reise und wir unterhielten uns bestimmt eine halbe Stunde.
    Danach fuhr ich schnell weiter, um es noch im Hellen nach Labé zu schaffen. Dort angekommen, rief ich den Motorradfahrer Mohammed-Ali von zuvor an, und tatsächlich führte er mich zu seinem Haus und wir aßen gemeinsam mit seiner Frau Reis zum Abendessen. Er erzählte noch etwas von sich - er war Fliesenleger und fuhr teils weite Strecken zu seinen verschiedenen Arbeitsorten. Da er wohl sah, dass ich nach den ganzen Bergen sehr erschöpft war, bot er mir gleich ein Bett an und ich nahm es dankend an, denn mir fielen tatsächlich schon die Augen zu.
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  • Labé - Alltagsleben

    January 30 in Guinea ⋅ ⛅ 31 °C

    Heute Morgen schlief ich etwas länger und erholte mich so von der anstrengenden Fahrt gestern. Dann konnte ich mich durch eine Dusche wieder von dem roten Sand befreien, bevor wir Brot mit Sardinen zum Frühstück aßen. Anschließend musste Mohammed-Ali auf Arbeit - ich fragte ihn, ob ich einen Tag mitarbeiten könne und er war einverstanden.
    So fuhren wir gemeinsam mit seinem Motorrad zu einem Haus. Dort führte er ein Weilchen ein Gespräch mit der Hausbesitzerin, um herauszufinden, was genau gemacht werden sollte. Als das geklärt war, kam auch schon sein Team und begann überschüssige Erde abzutragen und den Boden zu ebnen. Ich half beim Wegtragen der Erde. Mohammed-Ali war wohl der Vorarbeiter, denn er selbst arbeitete nicht und wir fuhren nach einer halben Stunde auch schon weiter zu einer anderen Baustelle, wo er ebenso nur die Arbeit begutachtete. Danach ging es in die Innenstadt, um Hirse für das Abendessen zu kaufen.
    Nachdem wir zu seinem Haus zurück gefahren waren, aßen wir Mittag und machten einen Mittagsschlaf. Am Nachmittag stand dann außer kleinen Erledigungen in der unmittelbaren Nachbarschaft nichts weiter an und ich hatte viel Zeit, meine Route zu planen. Doch zumindest ein paar Einblicke in das Alltagsleben bekam ich noch und konnte weitere Wörter Pulaar lernen. Manche freuten sich sehr, wenn ich ihnen einen guten Tag wünschte, fragte wie es ihnen ginge, wie sie heißen und - wenn ich sie nicht mehr verstand - sagte, dass ich nur ein bisschen Pulaar spreche.
    Am Abend waren wir noch bei ein paar Freunden, bevor wir im Haus Abendessen verspeisten und wieder recht früh ins Bett gingen.
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  • Pita

    January 31 in Guinea ⋅ 🌙 25 °C

    Nach dem Frühstück begleitete mich Mohammed-Ali heute noch über die Piste, die zu seinem Haus führt, bis zur großen Straße. Von dort aus fuhr ich dann nochmal einen kleinen Abstecher auf den Markt, um Erdnussbutter zu kaufen. Danach ging es auf die Nationalstraße, die bis nach Conakry führt.
    Mein Ziel war eine Hühnerfarm, von der mir jemand erzählt hatte und auf der ich hoffte, für eine Woche Arbeit gegen Kost und Logis zu bekommen. Als ich fast da war, stand auf der Straße sogar ein Schild "Ferme avicole" nach links in 600 m. Also folgte ich der Anweisung, doch die Piste verzweigte sich und die Gebäude sahen alle nach Wohnhäusern aus. Nachdem ich eine Frau fand, die die Farm kannte und mir den Weg beschrieb, fand ich sie dann aber schnell. Dort saß Mohammed und schraubte gerade an seinem Motorrad herum. Er empfing mich sehr freundlich, fragte wo ich herkam. Es stellte sich allerdings heraus, dass der Farm die Finanzierung abgedreht worden war. Die mehreren hundert Hühner waren verkauft worden und Mohammed saß nun als Angestellter nur noch den ganzen Tag da, um die Anlage und die 4 Ziegen zu bewachen. Ich fragte ihn, warum das Projekt so unrentabel gewesen war und das Geld aus dem Verkauf nicht neu investiert wurde, doch das habe wohl der Chef "gegessen". Nun bauen sie etwas Gemüse und Obst an, doch wirklich Arbeit gibt es nicht, und ich unterhielt mich nur noch etwas mit Mohammed, der sehr erstaunt war, dass in Deutschland weder Orangen, Mangos noch Maniok wächst.
    Ich fuhr dann weiter durch die Stadt Pita und nahm einige km dahinter einen 14 km langen Abzweig zu einem Wasserfall, denn von diesen gibt es in der Gegend viele. Die Piste war jedoch in keinem guten Zustand und ich fragte mich zwischendurch schon, ob sich der Aufwand für einen Wasserfall lohnte. Etwas albern fand ich dann auch, als ein Mann 2,5 € Taxe haben wollte, mit der Begründung, dass damit die Straße in Stand gehalten wird. Als ich dann aber schließlich nur noch zwei km vor mir hatte, wurde ich schon mit einem tollen Ausblick bei Sonnenuntergang belohnt. Im letzten Licht erreichte ich dann nach einem steilen Abstieg auch einen kleinen Wasserfall. Bevor es zu kalt wurde, schnappte ich Handtuch und Seife, um eine Dusche zu nehmen. Mein Nachtlager schlug ich dann in der Nähe auf, denn wie geplant zurück zu fahren, wäre in der Dunkelheit und auf der steilen, teils rutschigen Piste lebensmüde gewesen. Zudem warten hier morgen noch größere Wasserfälle und eine Lianenbrücke auf mich...
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  • Dalaba

    February 1 in Guinea ⋅ 🌙 22 °C

    Nach einer - abgesehen von dem Rauschen des Wasserfalls - sehr ruhigen Nacht, schaute ich mir als Erstes die Lianenbrücke an. Auch wenn sie aus Drahtseilen und nicht aus echten Lianen besteht, war sie sehr beeindruckend. Nur komplett rauf traute ich mich nicht, denn der Aufstieg war schon sehr kaputt und es wirkte insgesamt alles wenig stabil. Danach fuhr ich mit dem Fahrrad wieder ein Stück auf den Berg, um zu Fuß zu einem Aussichtspunkt zu gelangen, von wo aus man die wirklich großen Wasserfälle sehen kann - sehr spektakulär.
    Anschließend hieß es wieder zurück zur Nationalstraße auf der Piste, auf der ich gekommen war. Unterwegs begegnete ich noch einem Mann, den ich gestern gesehen hatte. Als er fragte, wie es mir gefallen habe, und ich meinte, sehr gut, sagte er ich solle doch gleich mein Haus dort hinbauen, um dort zu wohnen.
    Als ich es dann in unter 2 h wieder auf die große Straße geschafft hatte, ging es auf dem Asphalt wieder etwas schneller voran. Jedoch nur etwas, denn wenn die Straße nicht gerade von Schlaglöchern übersät war, so wurde sie von einem Stück staubiger Piste unterbrochen.
    Bis zur Mittagspause schaffte ich aber die 50 km, kochte mir Spaghetti und reinigte den Antrieb des Fahrrads. Danach war die Stadt Dalaba nur noch eine Biegung hinter einem Berg entfernt. Dort besuchte ich das historisch bedeutsame Case a Palabre, ein Versammlungshaus, in dem sich seit einigen Jh. die Fürsten der 12 Kantone Foutas und andere wichtige Entscheidungsträger trafen. Auch die Unabhängigkeit Guineas wurde hier 1958 offiziell beschlossen. Interessanterweise ist es aus der Erde von Termitenhügeln erbaut, da diese haltbarer ist. Gleich neben diesem Gebäude steht die Villa Janine, die seit 1900 dem französischem Gouverneur als Wohnort diente - heute können hier Touristen ein Zimmer nehmen.
    Am Abend lag noch die "Pont de Dieu" vier km neben der Route. Also fuhr ich den kleinen Umweg, natürlich wieder bergauf, bergab über holprige Piste. Doch diesmal war ich etwas enttäuscht. So eine natürlich ausgewaschene Steinbrücke sieht man zwar nicht so oft, aber die Anstrengungen war sie mir nicht wert. Vor allem da ich mich rückwärts wieder halb schiebend, halb fahrend einen Berg herauf kämpfen musste und völlig schweißbedeckt mein Zelt aufschlug.
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  • Mamou

    February 2 in Guinea ⋅ ☁️ 29 °C

    Nach wenigen km Piste kam ich heute schnell wieder auf die Hauptstraße und konnte sogleich bergab rasen. Nur der schlechte Straßenzustand nervte - ich musste mehrmals von 50 auf 5 km/h abbremsen, um holprige Bereiche zu passieren.
    Trotzdem dauerte es nicht lange, bis ich dann nach überwiegend Talfahrt und nur wenigen Aufstiegen in Mamou ankam. In dieser Stadt hob ich Geld ab und kaufte ein. Ich wollte die Foniohirse, die ich bei Mohammed-Ali gegessen hatte, mal selbst kochen und fragte daher bei einem Stand mit Reis nach. Sie hatten keine, doch die Verkäuferin führte mich durch den ganzen Markt zu einem anderen Stand. Als ich dort fündig wurde und zurück zum Fahrrad kam, befragten mich einige Männer, wo ich herkam und wo ich hin fuhr. Auch wenn meine Flaschen halbvoll waren, ließen sie es sich nicht nehmen, mir Wasser zu kaufen.
    Nach Mamou wurde die Straße einwandfrei: Auch wenn es nun schon mehr bergauf ging, konnte ich längere Talfahren mit 65 km/h fahren. Weil ich keinen besseren Platz fand, machte ich wenige Meter neben der Straße Pause. Der Verkehr ist hier deutlich mehr und es kamen regelmäßig LKWs vorbei, die mir im Vorbeifahren zu hupten, winkten oder mir einen Daumen nach oben zeigten.
    Als ich weiterfuhr, hielt mich einmal durch Winken ein Mann an. Er gestikulierte erst, dass er Wasser wolle, nahm aber meine Flasche nicht, sondern wollte dann Essen. Zwei Bananen nahm er zwar, doch sagte er in gebrochenem Französisch, dass er eigentlich Geld wolle. Generell passiert es hier in Guinea häufiger als zuvor, dass man nicht nur von einigen Kindern, sondern auch von Erwachsenen nach Geld gefragt wird.
    Abends hatte ich noch einen steilen Aufstieg vor mir, den ich in Serpentinen nach oben fuhr, als ein Motorradfahrer entgegen kam und mit der Hand zum rechten Straßenrand zeigte. Ich dachte, ich sollte trotz leerer Straße ganz rechts fahren. Dabei wollte er nur, dass ich anhalte, um ein Selfie mit ihm zu knipsen. Nach ganzen 120 km baute ich dann mein Zelt auf und kochte die Foniohirse, die wohl eine der ältesten Getreidesorten ist und auch aus Westafrika kommt, bei mir aber eher zum Brei wurde.
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  • Segueya

    February 3 in Guinea ⋅ ☁️ 32 °C

    Nach einer ganz ruhigen Nacht und einem entspannten Frühstück, fuhr ich heute weiter in Richtung Kindia. Weil meine Familie Mitte Februar mit dem Flugzeug nach Sierra Leone kommen wird, habe ich noch über eine Woche hier in Guinea frei und suchte daher heute wieder nach einer Farm zum Mitarbeiten.
    Da nur GoogleMaps mir überhaupt Optionen anzeigt, versuchte ich damit einen Gemüsehof, 5 km weg von der Hauptstraße zu finden. Nachdem ich das letzte Dorf davor durchquert hatte und Zweifel bekam, ihn zu finden, begann ich, Leute zu fragen. Der Erste meinte, es gäbe wohl eine Farm, aber er kenne sich nicht aus. Der Zweite behauptete, es gäbe gar keine, der Dritte gab dann eine Wegbschreibung. Erschwerend kam übrigens hinzu, dass jeder Zweite, wegen der Ähnlichkeit von "ferme" und "femme", dachte, ich würde eine Frau suchen. Als ich aber der Wegbschreibung folgte, kam ich in einem abgelegenen Dorf an, in dem nur wenige, gebrochen Französisch sprachen, mich aber wieder zurück zum Markt in dem Dorf schickten, aus dem ich kam. Also gab ich die Sache auf und probierte die nächste Option.
    Diese lag ca. 10 km Piste von der großen Straße entfernt und ich fand sie tatsächlich auch. Nur sprachen die Leute, die ich dort vorfand, gar kein Französisch - abgesehen von "Hallo" und "Wie geht's?". Ich konnte mich daher nicht so richtig verständlich machen. Hungrig kochte ich mir dann erstmal mein Mittagessen und wechselte die Bremsbeläge und einen Bowdenzug am Rad. In den letzten Tagen hatte das Fahrrad einige seltsame Geräusche von sich gegeben und ich suchte das Problem. Es war schnell gefunden: Das Radlager hatte Spiel und war verschlissen. Da muss ich in Conakry wohl ein neues Rad besorgen...
    Abends kam ich dann noch zu einem Wasserfall. Wieder konnte ich eine Dusche nehmen, obwohl das Wasser mehr als Sprühregen herunter kam und zudem eisig kalt war. Da man es mir mehrfach anbot, beschloss ich dann auch hier mein Zelt aufzuschlagen.
    Es kamen dann noch ganz viele Bauarbeiter, die hier an Häusern für Touristen bauen und sich oder ihre Motorräder nach Feierabend wuschen. Insgesamt finde ich es lustig, wie viel Wert hier auf Sauberkeit gelegt. Oft sieht man komplett eingeseifte Motorräder und an jedem Fluss waschende Frauen, während die Straßen eher dreckig und zugemüllt sind.
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  • Kindia

    February 4 in Guinea ⋅ ☁️ 25 °C

    Der heutige Tag begann gleich mit einem schweren Aufstieg über gut 10 km bis in die Stadt Kindia. Weil ich so mit dem Treten beschäftigt war, nahm ich aus Versehen die Umgehungsstraße, die nur durch die Vororte führte. Doch noch einmal bergab fahren, um dann wieder bergauf zu müssen, wollte ich nicht - so viel hatte ich sicher nicht verpasst. Am Rand der Stadt kam ich dann an einem Gebiet mit großen Feldern und Plantagen, sowie zahllosen Obstständen vorbei. Kurzerhand bog ich in einen der Trampelpfade ab und suchte einen der dort arbeitenden Männer. Schnell wurde ich fündig - Sanossaya hat hier eine Baumschule mit Orangen-, Zitronen-, Mango- und Avocadobäumen. Als ich ihn fragte, war er sofort damit einverstanden, dass ich ein paar Tage mit ihm mitarbeite, um etwas über die Aufzucht von Obstbäumen zu lernen. Er erklärte mir auch schon einiges und zeigte mir verschiedene Sorten. Richtig arbeiten würde er aber erst morgen wieder, denn am Mittag, wenn es heiß wird, macht er Feierabend.
    Daher fuhr ich dann noch zu einem Strand an einem nahen Wasserreservoir. Dort gab es ein paar Sitzgelegenheiten, sowie einen ganz kleinen Getränkeverkauf. Dafür, dass es dort so schön ist, ist der Ort aber noch sehr untouristisch. Ich hängte meine Wäsche zum Trocknen auf und stellte mein Solarpaneel auf. Während ich Erdnüsse aß, wurde ich dann ziemlich schnell von einem Mann angequatscht. Er war der festen Überzeugung, dass ich - hier in Westafrika - unbedingt Palmwein trinken müsse, um in Europa davon zu erzählen und ich konnte mich nicht dagegen wehren, dass er mir eine halbe Flasche spendierte. Irgendwann kam noch ein Herr, der ursprünglich in Guinea geboren wurde, nun überwiegend in Italien lebt und gerade bei seiner hier wohnenden Frau ist. Zusammen aßen wir Maniok mit Huhn, Bananen und Gurken zum Mittag - eine interessante, aber leckere Mischung. Danach ging es noch auf eine kurze Tour mit der Piroge über den See.
    Abends fuhr ich wieder nach Kindia, suchte mir etwas zu Essen und als ich dann noch Brot für morgen kaufte, war ein am Laden sitzender Mann so nett, mich in sein Haus einzuladen, damit ichdort schlafen kann...
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  • Arbeit in einer Baumschule

    February 5 in Guinea ⋅ ☁️ 25 °C

    Heute war etwas früheres Aufstehen als sonst angesagt, denn um 8 Uhr sollte ich in der Baumschule sein und vorher wollte ich ja noch frühstücken, was ich gemeinsam mit meinem Gastgeber tat. Danach verabschiedete ich mich von ihm, mit dem Versprechen ihm hier nicht erhältliche Tennisschläger und -bälle aus Deutschland zu senden. Nach wenigen km kam ich in der Baumschule an, doch Sanossya war noch gar nicht da - er frühstückte noch in seinem Laden gegenüber und wir begannen erst gegen 9 Uhr mit der Arbeit.
    Er zeigte mir, wie man mit einem Messer in die jungen Zitronenbäume so einschneidet, dass man dann eine Knospe von Orange, Mandarine oder einer anderen Zitronensorte mit Plastik fixieren kann. Schon nach einer Woche soll die Knospe dann mit dem Baum verwachsen sein und austreiben. Dann wird der Rest an Ästen von dem Zitronenbaum gekappt - er dient nur als Unterlage, die Wasser für die aufgepropfte Sorte liefert. Im Prinzip macht man es bei uns mit Apfelbäumen nicht anders, um die gewünschten Sorten zu erhalten.
    Schnell hatte ich das Prinzip verstanden und arbeitete dann drei Stunden neben Sanossya, um Übung in der etwas fummeligen Arbeit zu erlangen. Wir schafften in der Zeit, bestimmt über 50 Bäume zu veredeln. Zum Schluss zeigte er mir dann noch, wie man einen Baum bekommt, der Orangen, Mandarinen und Zitronen trägt: Es werden einfach drei Knospen der verschiedenen Bäume eingesetzt - umso fummeliger.
    Mittags fuhren wir dann noch in den Garten seiner Familie, um neue Knospen von Zitrone und Mandarine zu besorgen, denn dort stehen seine nachzuchtwürdigen Bäume. Nebenbei erklärte er mir ganz viel über die Aufzucht von Mangos, Bananen und vielem mehr. Auf dem Weg kamen wir auch an Plantagen vorbei, die seit Ende der Kolonialzeit mangels Finanzen brach liegen. Auch wenn die Regierung eigentlich Geld investiert, kommt bei den arbeitenden Leuten durch Korruption wohl nichts an.
    Nachmittags war dann noch das Gießen mit großen Gießkannen dran, bevor wir im Abend nochmal 1,5 h pröpften.
    Mittagessen und Abendbrot aßen wir in Sanossyas Laden, der quasi gleichzeitig auch ein Restaurant mit ein paar Sitzgelegenheiten ist.
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