- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Nov 8, 2023
- ☁️ 29 °C
- Altitude: 10 m
- VietnamTỉnh Quảng NamHoi An15°52’47” N 108°19’55” E
Da Nang, Hué & Hoi An - ENDE
November 8, 2023 in Vietnam ⋅ ☁️ 29 °C
Von Hanoi nach Da Nang reisten wir über Nacht mit einem Fernbus. Dies war vielleicht nicht die sicherste, aber wahrscheinlich die günstigste wie auch komfortabelste Variante, um die 800km in den Süden zurückzulegen. Anstelle von Sitzen war der Bus mit schmalen Bettkabinen ausgestattet, die sich in drei Reihen auf zwei Ebenen durch den Innenraum zogen. Der Komfort liess wirklich nicht zu wünschen übrig. Es gab Kissen und Decken, etwas zu trinken, einen kleinen Snack und jede Kabine hatte Stromanschluss, einen Bildschirm und Internet.
Vor der Abfahrt haben Selina und ich unsere Vorräte noch mit einem «Banh Mi» aufgerüstet. «Banh Mi» vietnamesisch für Brot, ist ein kleines belegtes Baguette, das in Vietnam seit der Französischen Kolonialzeit hohe Beliebtheit geniesst und in Hanoi an jeder Ecke relativ günstig zu kaufen ist. Nicht selten werden die Sandwiches auch mit dem Roller auf der Strasse vertrieben, wobei über Lautsprecher die Menükarte in einer nervtötenden Endlosschlaufe durch die Strassen schallt.
Mit diesem Snack im Handgepäck waren wir bestens gerüstet für den Nachtbus. Wir legten uns in den Bus, zogen die Vorhänge der Kabine zu, genossen noch unser Sandwich und versuchten zu schlafen. Obwohl die Liege sehr bequem war, kriegten wir kaum ein Auge zu. Einerseits liess der Fahrstil des Chauffeurs darauf schliessen, dass er von seiner Unsterblichkeit überzeugt war oder an ein Upgrade bei seiner Wiedergeburt glaubte. Andererseits machte er sich einen Spass daraus alle Verkehrsteilnehmer, inklusive Passagiere, mit einem lauten Signalhorn aufzuschrecken. Alsbald man sich an die nervösen Schlenker gewöhnte und die Augen langsam zufielen, wurde man per Lautsprecher mit einer Durchsage auf Vietnamesisch aufgeweckt, worauf der Busbegleiter den Vorhang aller Abteile aufriss. Ziel der Alarmübung war es, den Passagieren an einer improvisierten Raststätte, ein Nachtessen schmackhaft zu machen. Jedoch habe ich mir inzwischen angewöhnt nur an Orten zu essen, wo ich auch die Toilette benutzen würde, und so blieb es bei einem kurzen Nachtspaziergang an der frischen Luft. Bei der restlichen Busfahrt blieb es hauptsächlich beim Versuch zu schlafen und wir erreichten Da Nang frühmorgens mit Augen, als hätten wir die Nacht beim Sparring mit Mike Tyson verbracht.
Raus aus dem Bus wurden wir gleich von Taxifahrern umringt, die uns zu unserem Hotel fahren wollten. Nach kurzer Preisverhandlung hatten wir einen fairen Deal und wurden ins Stadtzentrum gebracht. Leider konnten wir unser Zimmer noch nicht beziehen und auch die Frühstücklokale in der Umgebung waren mehrheitlich geschlossen. Da wir seit mehr als 48 Stunden nicht mehr duschen konnten und todmüde waren, hatten wir gerade nicht sonderlich Lust auf Sightseeing oder sonstige Aktivitäten. So stöberte ich rein aus Interesse auf Booking.com nach Hotelzimmern. Völlig unerwartet war die Stadt wohl geflutet mit leeren Hotels und ich fand ein solides Zimmer mit Bad für umgerechnet 3 Franken nur gerade zwei Blocks weiter. Wir machten uns schnell auf den Weg, zeigten an der Reception das Angebot, von Booking und fragten ob wir ein solches Zimmer sogleich beziehen könnten. Wohl selbst überrascht von dem niedrigen Preis telefonierte die Dame kurz mit ihrem Vorgesetzten, worauf Sie noch einen Aufschlag von ca. 2 Franken verlangte für den sofortigen Bezug. Bei der Abwägung zwischen einer Stange Bier in der Schweiz und einem Zimmer mit Dusche und Bett für zwei Personen in Da Nang fiel der Entscheid wirklich nicht schwer und so «verschliefen» wir die ersten Stunden nach unserer Ankunft in Da Nang.
Als wir am frühen Nachmittag aufwachten, begaben wir uns auf eine kleine Erkundungstour durch die Stadt und an den Strand. Eigentlich haben wir von Da Nang nicht viel erwartet, da der Ort für uns als Ausgangsort zur Erkundung von Hué und Hoi An dienen sollte und durch seine Lage und das breite Angebot an Hotels überzeugte. Doch hatte die Stadt durchaus auch seine eigenen Reize. So gab es eine lange, schöne Strandpromenade die ideal war für einen Spaziergang oder eine kurze Joggingrunde, einen sauberen Sandstrand mit ziemlich klarem Wasser und auch die gute, oft vegetarische Küche von Da Nang konnte überzeugen.
Bei der Mobilität setzten wir wieder auf das Motorrad und so machten wir uns am zweiten Tag auf die Suche nach einem Motorradverleih. Die Preise in Da Nang waren definitiv höher als noch in Hanoi und obwohl die Vermietungen überfüllt waren mit ungenutzten Motorrädern, hatten die wenigsten Lust auf unsere Verhandlungen einzugehen. Das führte dazu, dass wir ein deutlich schäbigeres Motorrad zu einem höheren Preis aushandelten. Für unsere Tagestouren würde es wohl trotzdem reichen. Am zweiten Tag erkundeten wir noch ein wenig die Stadt Da Nang und die umliegenden Hügel. Am dritten Tag fuhren wir nach Hué, einer Stadt südlich von Da Nang, die bekannt ist für ihre historischen Sehenswürdigkeiten. Da wir jedoch den Weg etwas unterschätzten verbrachten wir am Ende nur wenige Stunden in Hué, wobei wir die meiste Zeit davon durch einen Palastpark trotteten. Der Palast war schön, doch wir waren wohl etwas zu müde von der Fahrt um der Anlage die Aufmerksamkeit zu widmen die sie verdienen würde. Dafür war die Fahrt umso erlebnisreicher. Der direkte Weg nach Hué führte durch einen längeren Tunnel. Kurz vor dem Portal jedoch wurden wir von einem Typen mit einer gelben Weste angehalten. Dieser wies uns unfreundlich zurück und gab uns keine Informationen, als wir ihn nach dem richtigen Weg fragten. Stattdessen zückte er sein Smartphone und fing ohne Vorwarnung an uns zu filmen und fotografieren. Ich war ziemlich erzürnt über diese Geste und fuhr fluchend davon. Dazu mischte sich die Ungewissheit darüber, ob unsere Routenwahl nun mit einer Busse oder einer Polizeiverfolgung geahndet würde. Glücklicherweise kam es nicht so weit. Vermutlich war die vietnamesische Verwaltung einfach zu langsam, um die Strafe an unsere Vermietung zu senden, bevor wir wieder abreisten.
So begaben wir uns auf die Route über den Pass, was uns zusätzlich Zeit kostete. Dies, vor allem weil unser Motorrad bergauf bei voller Besatzung wohl noch langsamer war als ein vollbepackter Sherpa im Himalaya an einem heissen Sommertag. Zudem war die Passstrasse relative stark befahren, wobei auf der Talfahrt die Passstrasse zudem plötzlich von einem riesigen Lastwagen blockiert war. Dieser hatte einen riesigen Zylinder aus Metall, der Aussah wie ein riesiges Silo, auf der Ladefläche. In einer der Haarnadelkurven steckte dieser Transporter fest. Das gesamte Gewicht der Ladung war nur noch auf zwei der insgesamt vier Achsen. Anstelle sich mit einem Fahrmanöver aus der misslichen Lage zu retten, kam ein Kranlastwagen zur Hilfe, der ganz einfach das Ende des Anhängers mit der Last hochhob und den Transporter in eine Position bugsierte, aus welcher dieser um die Haarnadelkurve kam. Das Ganze funktionierte so eingespielt und einwandfrei, dass der Laster wohl bereits die eine oder andere Kurve nicht kriegte und sich mit dem Kranlastwagen um die Kurve schummelte. Nach knapp 3.5 Stunden Fahrt kamen wir endlich in Hué an, wo uns dann leider nicht allzu viel Zeit blieb, um die Stadt anzuschauen.
Der 11. November 2023 – auch bekannt als «Singles Day» aufgrund der vier Einsen, aus welchen das Datum besteht – war der letzte Tag unserer Entdeckungstour durch Vietnam, wobei dies auch das Ende unserer Reise markierte. Das Ziel an diesem Tag war die Stadt Hoi An, welche vor allem für seine schöne Altstadt und seine unzähligen Laternen, welche Strassen, Gebäude, Brücken wie auch den Fluss schmückten. Wir hatten wie üblich keinen genauen Plan was wir in der Stadt besuchen wollten oder was uns erwarten würde. So machten wir uns auf den Weg durch die Gassen die voll waren mit kleinen Marktständen, die irgendwelchen Touristenramsch verkaufen wollten. Obwohl ich persönlich kein Fan dieser Märkte bin, wo meist nur Souvenirs aus einer meilenweit entfernten Massenproduktion verkauft werden, hatten die Stände in dieser Stadt doch einen gewissen Charme. Die meisten Stände waren schön eingerichtet und einige exklusivere Shops, die Lederwaren, Kleider, Antiquitäten oder Delikatessen anboten werteten das Treiben etwas auf. Ebenfalls hatte es viele kleine Restaurants und Bars, welche zu einem guten vietnamesischen Kaffee, einem frischen Fruchtshake oder zu einer Portion gedämpfter Reisrollen einluden.
Sobald die Sonne unterging, fingen die tausenden von Laternen und Lampions an zu leuchten. Durch die bunten Farben und kreativen Motiven der Laternen schimmerte ein gedämpfter, warmer Lichtschein, was der Stadt eine romantische Atmosphäre verlieh. Der Thu Bon River, welcher sich durch die Altstadt von Hoi An zieht, war inzwischen überfüllt mit hunderten kleinen Gondeln. Die Touristen, die auf den Gondeln mit ihren Kameras herumwedelten, erhofften sich wohl einen Hauch von Venedig mit der kleinen Rundfahrt. Das dichte Gedränge der Boote erinnerte mich jedoch eher an die Gummibootschwemme auf der Aare an einem heissen Tag im Juli. Zwischen den Gondeln trieben viele schwimmende Laternen welche von Touristen angezündet und in den Fluss gesetzt wurden. Wie es wohl auf dem Grund des Flusses aussehen mag, wenn jeden Abend hunderte von kleinen Papierlaternen bachab geschickt werden?
Am Morgen des 12. November 2023 ging es dann nach Thailand, von wo aus wir nach einem Zwischenstopp die Rückreise in die Schweiz antraten. Wir durften eine wunderbare Zeit in Südostasien verbringen, interessante Menschen, Kulturen und Traditionen kennenlernen sowie atemberaubende Naturschätze entdecken. Die Erfahrungen und Eindrücke, die ich auf dieser Reise machen durfte, sind unglaublich wertvoll und wohl wichtiger als alle Fotos, Souvenirs und anderen materiellen Annehmlichkeiten welche die Reise bot. Vor allem aber bin ich dankbar, dass ich diese Erlebnisse an der Seite von Selina machen durfte. Ohne Sie hätte ich wohl kaum so viel erleben, entdecken, diskutieren, reflektieren und vor allem lachen können.Read more
Traveler Hallo Björn Danke für das interessante Tagebuch mit den vielen wunderbaren Fotos. Ein sehr abwechslungsreiches Tagebuch welches einem viel Einblick in eure Asienreise gibt. Oft riecht man richtig die Mahlzeiten, Stadtgerüche oder Töffabgase mit. Auch deine Wortwahl lässt einem oft schmunzeln oder gar in grosse Lacher ausfallen. Finde es sehr schön das du diese Reise mit Selina machen konntest und ihr gemeinsame eine so tolle Zeit erlebt habt. Aber das allerbeste ist für mich das ihr beide wieder gesund und unfallfrei in die Schweiz 🇨🇭 zurück gekehrt seid.
Traveler Danke - ja es ist auch immer wieder schön nachhause zu kommen.
Traveler Hoch interessant und spannend! 🧐 Es gibt viel zum schmunzeln und lachen 😆