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- 04.01.2024, 10:30
- ☁️ 14 °C
- Höhe über NN: 3.848 m
- GuatemalaDepartamento de ChimaltenangoLa AuroraVolcán de Acatenango14°30’11” N 90°52’31” W
🌋 Acatenango - oder größte Challenge
4. Januar in Guatemala ⋅ ☁️ 14 °C
Schlecht geschlafen. Irgendwie habe ich mir doch Sorgen gemacht. Alle hatten gesagt, wie anstrengend die Besteigung des Vulkans sein wird.
Um 7:30 Uhr wurden wir und die anderen abgeholt und zur Basis gefahren. Da mussten wir unseren Rucksack umpacken. Das heisst: die eigene Klamotten raus und nur noch das Nötigste an warmen Klammern sowie Essen für 2 Tage und 5 Liter Wasser rein.
Um 10:30 Uhr begann dann die wirklich anstrengendste Aktivität meines Lebens. Die ersten anderthalb Stunden geht es nur über rutschige Kiesel extrem steil bergauf. Alle 20 Minuten hatten sie eine Pause angekündigt. Diese sehne ich bereits nach zehn Minuten herbei. Es geht auf die Waden, auf den Rücken. Mein wunderbarer Rucksack ist leider nicht dafür gemacht, lange Strecken mit viel Gepäck getragen zu werden - geschweige denn mein Rücken. Und Überraschung: auch auf die Arme, mit denen wir versuchen, uns über die Wanderstöcke abzusichern. (Super Idee mit dem Gym-Tag gestern.) Je höher wir kommen, desto mehr geht es auch auf die Lunge. Ich werde langsamer, obwohl ich mich doch eigentlich für so fit halte, gehe doch schliesslich seit Mai ins Fitnessstudio... Ich glaube, ich habe mich noch nie in meinem Leben über einen Zeitraum von 4 Stunden so angestrengt...
Habe mich zudem ein bisschen schuldig gefühlt, dass ich Brooke halb überredet habe mitzukommen. In nur vier Stunden sind wir über 1000 höhenmeter hoch mit etwa 7 kg auf dem Rücken. 5 bis 6 Stunden waren angekündigt. Da waren wir ziemlich stolz und mega glücklich, endlich oben angekommen zu sein, über den Wolken. Wir sind wirklich durch die Wolken gewandert! Oben angekommen war auch der Vulkan noch in Wolken gehüllt. Ähnlich wie damals auf Galapagos, als ich eigentlich nicht mehr wandern wollte, mich aber habe überreden lassen, diesen einen super Vulkan noch zu besteigen. Nur um dann stundenlang durch Regen und Matsch, mit Schuhen, die dafür nicht geeignet waren, den Berg hoch zu klettern und dann oben vor einem unsichtbaren Krater aber einer dicken Wolkenwand zu stehen...
Erstmal war es egal. Wir waren so fertig, dass wir uns kurz hingelegt haben, in unserer sehr gemütlichen Kabine, die wir mit 6 weiteren Leuten und einem Hund teilten. Drei von denen hatten sich von einem Porter Käse und 3 Flaschen Wein hochtragen lassen - hiking in style. Einer machte diese Wanderung zum 5. Mal ... Was stimmt denn mit solchen Leuten nicht???
Habe mich gegen eine weitere Wanderung entschieden, mit der man noch einmal näher an den Lava spuckenden Vulkan heran konnte. Zum Glück, denn diese hat noch mal vier Stunden gedauert und selbst die begeisterten Wanderer, zu denen ich mich ja auch nach 5 Jahren Sauerland nicht zähle, berichteten, dass es das Anstrengendste war, was sie in ihrem Leben jemals gemacht hätten. Und so habe ich schon die ersten 4 Stunden empfunden.
Aber sie hatten Glück, denn sie waren so nah am Vulkan, als es die grösste Eruption gab, die wir in dieser Nacht gesehen haben.
Doch auch von unserem Basecamp aus war das sehr schön zu beobachten. Und während die auf ihrem Rückweg 2 Schritte vor und einen zurück gerutscht sind, haben wir Marshmallows überm Feuer geröstet, Kakao, getrunken und Nudeln mit Boden gegessen.
Anhand der vorherigen Erzählungen hatte ich befürchtet, dass es nachts unendlich kalt werden würde. Zum Glück war es in Deutschland bereits zu meiner Abreise so kalt gewesen, dass ich meine Ski-Unterwäsche dabei hatte. Hier kam sie erneut zum Einsatz. Unsere Kabinen waren aber extrem gut gebaut. Wir hatten sehr gemütliche Betten, bodentiefe Fenster, durch die wir den Vulkan beobachten konnten. Mit großer FOMO konnte ich die ganze Nacht kaum schlafen, um nicht eine weitere gute, alle 7 bis 14 Minuten stattfindende Eruption zu verpassen.
Diese mega Anstrengung hat sich wirklich gelohnt. Auch wenn es ein bisschen bedenklich ist, dass ich inzwischen so viele beeindruckende Landschaften, Städte und Tiere gesehen habe, dass der Wow-Effekt nur noch bei so etwas wie Lava spuckenden Vulkanen oder beim Schnorcheln mit 20 Haien eintritt...
Nach 3 Stunden Schlaf ging es um 4 Uhr morgens wieder 1.5 Stunden bergauf, 2 Schritte vor und einen zurück, um den Sonnenaufgang anzusehen, in eisigem Wind mit einer geliehen Jacke, deren Reißverschluss nicht zu ging. Das war nicht optimal. Aber es war ein wunderschönes Spektakel.
Wieder zurück im Basecamp erwartete uns ein kurzes Frühstück, Rucksack packen und dann ging es wieder zurück: in 2 Stunden 1000 Höhenmeter runter. Habe herausgefunden, dass für Füße und Fahrräder auf rutschigem Untergrund die gleichen Regeln gelten: wer bremst verliert. In kleinen schnellen Schritten fällt man nicht hin (wenn man schon vorher zweimal gefallen war). Was eine Experience!Weiterlesen
Reisender Einfach mega!!!