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  • Day 5

    Tag 4: Aguçadoura - Marinhas (~ 17.5 km

    May 5 in Portugal ⋅ ⛅ 17 °C

    Ich brauche mehr als ein paar cm Schaumstoff zwischen mir und dem Boden, soo jung bin ich nicht mehr. Ich wäre im Zeltlager inzwischen wohl auch Fraktion Feldbett, aber da die Matratze auch nur nur wenige cm länger ist als ich, ist die Nacht nicht allzu entspannt. Vor allem nicht, da die Frühaufsteher zwar die Schlafräume verlassen, aber dafür ihre Sachen lautstark in der Küche direkt vor meiner Tür einpacken.
    Ich wache also wie immer vor dem Wecker auf und nutze die Zeit, die eine Blase unter der Ferse mit Compeed zu verkleben, die andere kleine ist über Nacht verschwunden. Den Raum für mich allein nutze ich, um den Rucksack neu zu sortieren und heute mit kompletter Regenausstattung, also Hose und Cape, zu starten.

    Laufen geht, auch wenn ich Beine und Füße spüre, aber das Wetter ist beschissen. Die erste Stunde geht es außerdem nur über Holzstege, was bei dem Wetter keinen Spaß macht und auch keine Aussicht bietet. Wie sehr wünsche ich mir die Stege jedoch zurück, als es später nach einem kurzen, matschigen Waldstück mehrere KM lang nur über Kopfsteinpflaster geht. Es gibt wenig Untergrund, der weniger Freude macht und entsprechend langsam komme ich voran. Es gibt wenig zu sehen und zu berichten heute. Gegen 10 erreiche ich eine Kirche, an der ich meinen ersten Stempel des Tages bekomme, aber da bald die Messe startet, bleibt keine Zeit für eine Besichtigung. Gestern habe ich in den Cafés ganz vergessen nach Stempeln zu fragen, dafür hole ich mir heute mehrere extra, da sonntags anscheinend fast alle Kirchen offen sind.

    In Fåo wird vor der Kirche ein Blumenteppich gelegt, der sich durch den ganzen Ort zieht. Ich folge ihm mehr als 700m und als ich abbiegen muss, ist noch kein Ende in Sicht. Ich bin von der Präzision beeindruckt, bis ich sehe, dass sie tatsächlich Schablonen benutzen.
    Als ich eine kurze Pause mache, spricht mich ein deutsches Mädchen an, die ich noch nicht kenne. Es stellt sich heraus, dass sie die ominöse weitere Person aus unserem Flug ist, von der die blonde Frau, deren Namen ich nicht kenne, sowie Anna schon berichtet haben. Sie heißt Hanna und ich treffe sie später in der Unterkunft wieder.
    Bis dahin muss ich jedoch noch einige KM hinter mich bringen. Ich mache mir Musik an und die Kopfhörer rein, singe aber lieber nicht laut mit, so viele Deutsche wie hier unterwegs sind.
    Es zieht sich wieder etwas zu und als ich mir gerade eine kleine Kirche anschaue, mit Engeln die aussehen als würden sie Konfettikanonen halten, schüttet es wie aus Kübeln. Ich warte, bis es ein wenig nachlässt und mache mich auf das letzte Stück. Das führt sogar nochmal am Meer entlang und als es aufhört zu regnen, wird es sogar richtig warm.

    Als ich um 13:45 Uhr die Unterkunft erreiche und die Menge an Leuten sehe, werde ich nervös. Die Unterkunft hat 28 Betten und ich zähle locker schon über 20 Personen, obwohl Öffnung erst in 15 Minuten ist. Hannah, das Mädchen von heute Mittag, ist aber zuversichtlich. Hinter mir kommen noch mehr Leute an und wir stellen uns alle brav nach Ankunft auf.
    Der Checkin zieht sich, aber überraschenderweise muss keiner weggeschickt werden. Unter mir schläft ein Pärchen gemeinsam in einem Bett.
    Ich setze mich nach der obligatorischen Dusche und einer längeren Pause in den Gemeinschaftsraum und denke gerade darüber nach, wie schade es ist, dass jeder nur für sich herumsitzt, außer den Italienern, die in einer Gruppe reisen und gerade lautstark die Küche verwüsten. Da spricht uns ein Mann auf deutsch an, ob wir was trinken gehen wollen. Von den Personen aus dem Raum bin ich die einzige, die will, aber sage gerne zu.

    Am Ende landen wir zu sechst in einer Bar, sechs verschiedene Nationen von Belgisch bis Litauen ist alles dabei. Wir sitzen bestimmt fast drei Stunden zusammen und haben großen Spaß (auch wenn es traurig ist, gefühlt das Land mit der schlechtesten Digitalisierung in der Runde zu repräsentieren).
    Als das eine Mädchen erzählt, wie sich ein Teil der Gruppe auf dem Weg kennengelernt hat, als sie eine Möwe nachmachte, ist auch der gemeinsame Schlachtruf und Gruppenname klar. Um 9 gehen wir zurück in die Herberge und schaffen es nach einigen Anläufen auch das Schließsystem zu überwinden. In den beiden Schlafräumen ist schon alles dunkel, also muss ich meine Sachen wohl morgen richten…
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  • Day 4

    Tag 3: Labruge - Aguçadoura (~ 20 km)

    May 4 in Portugal ⋅ ☁️ 16 °C

    Ich schlafe ganz passabel, dafür dass ich relativ lange zum Einschlafen gebraucht habe und werde nur selten wach. Wie immer gibt es aber einige Frühaufsteher, die schon vor 6 Uhr mit ihren extra lauten Plastiktüten rascheln und als kurz nach 7 auch die beiden Italienerinnen in den unteren Betten beim Packen lautstark erzählen, gebe ich auf. Daniela neben mir hat schon fast fertig gepackt, während Anna auch gerade wach wird. Sie ist überzeugt, dass die Frau unter ihr bereits nachts um 1 gegangen ist und nicht nur kurz auf Toilette war.

    Ich mache mich in Ruhe fertig und packe meine Sachen, was die ersten Tage noch erstaunlich lange dauert. Als ich um kurz vor 8 die Schuhe anziehe, treffe ich Heike, der der gestrige Tag noch sehr zu schaffen macht. Gemeinsam mit Anna laufen wir los, kommen aber nur ein paar Minuten weit, bis uns Daniela von einer Terrasse aus einem Café aus zuwinkt. Also gehen wir erstmal frühstücken und lernen noch eine weitere deutsche Frau kennen, die in (gut eingelaufenen) Flipflops läuft. Die Stimmung ist trotz gemeldetem Regen noch gut.

    Die ersten KM laufe ich anschließend zusammen mit Anna und Heike, als sie aber nach nicht mal einer Stunde Pause auf einer Bank ohne Aussicht planen, verabschiede ich mich. Mit Daniela haben wir ausgemacht, uns im ersten Café in Vila do Conde zu treffen, da man dort entscheiden muss, ob man dem Küstenweg folgt oder nach Rates auf den Central wechselt.

    Unterwegs fängt es wieder an zu regnen, ich gehe aber davon aus, dass es ähnlich wie gestern immer nur kurze Phasen sind, zwischen denen man genug Zeit zum Trocknen hat. Falsch gedacht, aber bis ich das realisiere, bin ich schon bis auf die Unterwäsche durchweicht, sodass das Cape auch nicht mehr helfen würde. Und solange es regnet, traue ich mich auch nicht den Rucksack zu öffnen. Ich laufe also stur weiter, dank dem Wind wird mir auch noch kalt und die Jacke speichert das Wasser bekanntermaßen statt es abzuhalten. Die Strecke ist auch nicht schön, sondern führt durch Ortschaften statt an Strand entlang.

    Ich erreiche Vila do Conde schon um halb 11, sehe aber kein offenes Kaffee, vor allem nicht vor dem Abzweig nach Rates. Da es gerade kurz nicht regnet, bleibe ich ein paar Minuten auf einer Bank sitzen und denke nach.
    Nach Rates wären es noch rund 13 km und auch wenn ich bisher zügig durchkomme, ist mir das zu viel, vor allem weil Daniela gehört hat, dass davor ein ordentlicher Anstieg käme. Hierbleiben kommt aber auch nicht in Frage, wenn die Unterkunft erst um 15 Uhr öffnet, so viel Zeit kann ich auch in keinem Restaurant totschlagen. Also bleibt nur auf dem Küstenweg weiterlaufen, die Entscheidung ist also getroffen. Da ich nicht weiß, wie weit die anderen hinter mir sind und ob sie noch irgendwo Pause machen, habe ich auch keine Lust zu warten. Ich laufe also weiter, auch um warm zu bleiben.

    Es regnet wieder mehr und seit einer Weile merke ich, dass sich durch die nasse Hose auch die Socken vollsaugen und meine Füße komplett feucht sind. Ich brauche jetzt doch eine Pause und so gehe ich ins nächste Café, trinke etwa heißes und esse erstmal was. Ich schicke ein paar jammernde Nachrichten an Freunde und lasse mich aufmuntern, dass das Wetter daheim auch nicht soo toll sei, im Regen laufen doch meditativ wäre und überhaupt. Also reiße ich mich zusammen und laufe weiter.

    Der Regen hat erstmal aufgehört und ich mache eine kurze Pause, krame ein paar trockene Socken aus dem Rucksack und ziehe auch zur Sicherheit das Cape über.
    An der nächsten Unterkunft laufe ich um halb 1 vorbei, die würde auch erst um drei öffnen und mit trockenen Socken ist das Laufen auch nicht mehr so schlimm, vor allem weil der Weg endlich wieder aus den Ortschaften raus ans Meer führt. Der Wind bläst von hinten und in etwas weniger als zwei Stunden erreiche ich eine Unterkunft, die um 14 Uhr aufmacht und direkt am Strand gelegen ist, das klingt machbar.

    Die Strecke am Meer entlang ist sogar richtig toll, es windet so sehr, dass die Wellen wirklich beeindruckend sind und das Laufen wieder fast von selbst geht. Ich merke jedoch, dass ich zu lange feuchte Füße hatte und befürchte, mir heute Blasen zu holen. Da es wieder anfängt zu nieseln, gebe ich nochmal richtig Gas und schaffe die Strecke in 1,5 Stunden.
    14:15 Uhr, hoffentlich hat die Herberge schon offen, denke ich, nur um kurz danach die junge Hospitaliera geschockt anzuschauen, die mir verkündet, dass sie bereits voll wären. Es können doch nicht wirklich 24 Menschen direkt vor mir innerhalb von 15 Minuten angekommen sein, die hätten mich doch bei der letzten Pause überholen müssen. Nein, erklärt sie mir, es seien viele Betten reserviert. Sie könne mir aber eine Matratze im Lagerraum/Abstellkammer anbieten, die einzig andere Alternative ist die Herberge in 8km, die aber auch nur wenige Betten hat.
    Ich laufe sicher keine 8 weiteren km mehr und in einem Raum nur für mich schnarcht zumindest keiner, eine Nacht mit dünner Matte auf dem Boden werde ich schon überleben. Hauptsache erstmal duschen und trockene Sachen anziehen!
    Anschließend sitze ich ein wenig in der Küche rum, aber da ich heute keine Lust auf Menschen habe, ziehe ich mich in meinen (leider fensterlosen) Raum zurück.

    Ein kleiner Supermarkt ist auch wieder um die Ecke, wobei ich die hier im Vergleich zu meinen Erfahrungen aus Spanien für Pilger eher schlecht ausgestattet finde. Ich lege mir trotzdem ein paar Vorräte an, da ich nicht sicher bin, wie es sonntags in Portugal aussieht. Morgen soll es wieder regnen und ich habe nur die Wahl zwischen einer kurzen Etappe, bei der ich potentiell zu früh an der Herberge bin oder einer viel zu langen ohne Garantie dass noch etwas frei ist. Buchen kommt für mich auch nicht in Frage und überhaupt nervt mich die Situation heute.

    Ich setze mich eine Weile an den Strand, auch wenn es ziemlich kalt ist und strecke wenigstens kurz die Füße ins Wasser (die leider wirklich nicht mehr blasenfrei sind). Das Meeresrauschen ist zwar toll, ich fühle mich aber nicht fit, hoffentlich habe ich mich nicht erkältet. Außerdem ist es mir einerseits zu einsam und andererseits habe ich auf Leute heute überhaupt keine Lust mehr. Also lege ich mich relativ früh wieder in meine Kammer und hoffe, dass die Stimmung nur dem allseits bekannten „Phänomen des dritten Tages“ geschuldet ist. Jannet hatte davor auch gewarnt, als Heike auf der Fahrt nach Porto nach ihren früheren Camino-Erfahrungen gefragt hat. Ich dachte zwar, dass das erst morgen, am dritten „richtigen“ Lauftag zuschlägt, aber mal sehen…
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  • Day 3

    Tag 2: Porto - Labruge (18 + 4,6km Bahn)

    May 3 in Portugal ⋅ 🌬 16 °C

    Heute ist der erste Lauftag und ich freue mich drauf! Ich werde dank lärmender Zimmergenossen schon deutlich vor dem Wecker wach und nutze die Zeit zum Rucksack packen. Kurz nach 8 Uhr bin ich beim Frühstück und lasse mir nicht allzu viel Zeit, sodass ich 20 vor 9 aus dem Hostel auschecken kann. Ich möchte um 9 Uhr die historische Straßenbahn Eléctrico nehmen, um die ersten KM abzukürzen. Ich habe es gestern nicht geschafft, die Bahn anzuschauen und man muss es ja die ersten Tage auch nicht übertreiben. Den Abstecher zur Kathedrale spare ich mir auch, mein Camino beginnt an der Unterkunft oder der Haltestelle oder so.

    Die Bahn ist lustig zu fahren und um die Uhrzeit auch noch nicht so voll. Aus dem Fenster beobachte ich die ersten Pilger, die in ihren sehr bunten Regenklamotten gut zu sehen sind. Es nieselt die ganze Zeit vor sich hin und an der Endhaltestelle packe ich den Rucksack auch lieber in den Regenschutz ein. Das Cape erspare ich mir aber, ein paar Tropfen schafft auch die Jacke.
    Mit mir laufen noch mehrere Frauen unterschiedlichen Alters los, die ich jedoch im Laufe des Tages nicht mehr sehe.
    Die Strecke am Meer entlang ist traumhaft und die Temperatur super zum Laufen. Es regnet immer nur kurz, dank des Winds sind die Sachen immer nach wenigen Minuten trocken und der Wind kommt auch nur von hinten. Ich brauche eine Weile um mich an den Rucksack zu gewöhnen, aber dann laufen sich die ersten KM fast von selbst. Ich freue mich über die neidischen Nachrichten von Freunden aus Deutschland und genieße das Geräusch von Meer und Wind.
    An einer Touristinfo hole ich mir einen Stempel und ärgere mich ein wenig, dass sie zusätzlich einen QR-Code mit angeblich spannenden Informationen zur Region aufkleben. Wenn ich was wissen wollte, würde ich googlen oder eines der vielen Info-Schilder lesen.
    Gegen 11 Uhr hole ich Heike und Anna ein, die wohl beschlossen haben, gemeinsam zu gehen. Ich hab noch keine Lust auf Pause, aber die beiden sind im Gegensatz zu mir nicht Bahn gefahren und schon seit 7 Uhr unterwegs.
    Zwischendurch sehe ich streckenweise überhaupt keine anderen Pilger, aber insgesamt sind sehr viele unterwegs und die Herberge wird trotz über 60 Betten abends voll.

    Gegen Nachmittag lässt meine gute Laune nach. Die Strecke zieht sich, es regnet öfter, der Wind kommt seitlich und ist kalt, das Meer rauscht immer gleich und die Füße und Beine schmerzen auch langsam. Für längere Pausen ist mir aber zu kalt, also beiße ich die Zähne zusammen und laufe stur weiter. Ich entschiede mich gegen den Campingplatz mit Bungalows und folge den Schildern zur offiziellen Herberge, die aber fast 1km vom Strand und damit dem Camino entfernt ist. Und dem Restaurant, das dort liegt, was mir noch fast zum Verhängnis wird, den zwei KM extra laufe ich nach dem Duschen sicher nicht mehr.

    In der Unterkunft checkt gerade eine Gruppe von fünf Italienern ein, was anscheinend kompliziert ist und die Hospitaliera mehrfach zum Augenrollen bringt. Die Frau vor mir amüsiert sich ebenso wie ich und nach einem Blick auf ihren Ausweis stellen wir fest, dass wir beide aus Deutschland sind. Später erfahre ich, dass wir sogar fast Nachbarn sind, denn Daniela kommt aus einem Ort bei Düren.
    Anscheinend beurteilt die Hospitaliera uns beide als jung und wir landen in oberen Betten. Wir sind uns einig, dass wir da heute wohl nicht wieder runter kommen und gehen erstmal duschen, bevor wir uns eine Weile aufs Bett setzen.

    Auf der Arbeit findet heute das monatliche Update des Vorstands statt und mein Lieblingskollege hält uns in unserer Lästergruppe, die wir zu dritt schon länger auch ins Private verlegt haben, auf dem Laufenden. Es wird nun tatsächlich Kurzarbeit angekündigt und alle geplanten Veranstaltungen abgesagt. Da fährt man einmal in Urlaub… ich lasse mich durch die (erwarteten) Neuigkeiten aber nicht runterziehen, noch ist eh unklar, wie genau sich das auswirkt, vor Juni beginnt es nicht und ich hab jetzt eh Urlaub und mache mir keine Gedanken um die Arbeit!!
    Ich raffe mich dazu auf, das Bett nochmal zu verlassen und meine Wäsche zu waschen. Ich befürchte zwar, dass die Sachen bis morgen nicht trocknen, aber will den Rhythmus der verfügbaren sauberen Klamotten nicht von Anfang an zum scheitern verurteilen, wenn nicht binde ich es morgen halt am Rucksack fest. Außerdem muss ich mir noch etwas fürs Abendessen organisieren, zum Restaurant komme ich nicht mehr.
    Im eh sehr kleinen Supermarkt ist die Auswahl sehr eingeschränkt, aber die alte Dame an der Kasse zaubert noch zwei Brötchen hervor und mit Wurst, einer Limo, Bananen und Keksen kann sich mein Abendessen sehen lassen.

    Anna ist inzwischen auch angekommen und hat das Bett neben Daniela und mir bekommen. Sie musste von ihrer Herberge zur Kathedrale schon ein ganzes Stück laufen, ist nicht Bahn gefahren und nach über 25km extrem fertig. Nachdem sie es doch noch zum Duschen geschafft hat, leistet sie mir aber beim Abendessen Gesellschaft. Anna ist erst 19 und damit jünger als Danielas Sohn. Wir drei haben einigen Spaß zusammen und amüsieren uns auch später auf den Betten noch eine Weile über die anderen im Zimmer, die Klimaanlage und alles mögliche.
    Keine ist schon so ganz entschieden, wie weit sie morgen gehen wird, obwohl man morgen entscheiden muss, ob man zum zentralen Weg wechselt oder dem Küstenweg folgt, der aber nicht mehr direkt am Meer entlangführen soll. Außerdem ist morgen mehr Regen gemeldet. Ich lasse es einfach auf mich zukommen und entscheide nach Bauchgefühl.
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  • Day 2

    Tag 1 - Stadtbesichtigung Porto (12km)

    May 2 in Portugal ⋅ ⛅ 15 °C

    Wow, Porto ist so schön, dass es wirklich schwer fällt, nur 10 Bilder zu wählen. Aber von vorn.
    Dank Schlafmaske und Ohrenstöpsel schlafe ich relativ gut, auch wenn ich mir nachts doch noch das Langarmshirt abziehen muss, um nicht zu frieren. Wie immer gibt es Menschen, die auch in Schlafsaal mit 10 anderen Personen ihren Wecker extrem laut und lang und dank Snooze mehrfach klingeln lassen, aber kurz nach acht wollte ich eh aufstehen…
    Beim Frühstück, das im Hostel inklusive und gut und ausreichend ist, treffe ich Jannet wieder, die inzwischen noch eine Österreicherin (?) getroffen hat, die aber heute startet. Sie erzählt mir, dass sie sich auf Grund des Wetters jetzt entschieden hat, erst noch ein paar Tage nach Lissabon zu fahren und am Montag zurückzukommen und zu laufen. Ich persönlich hoffe einfach, dass es schon nicht so dramatisch wird, sitze aber noch ein paar Schauer im Hostel aus und schreibe Blog/Tagebuch.
    Gegen 10 sieht es relativ trocken aus und als ich mich auf zur Stadterkundung mache, kommt die Sonne raus.
    Ich lasse mich durch die Stadt treiben und ziehe nur ab und zu den Reiseführer oder Maps zu Rate, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Vor allem die kleinen Gassen und vielen kleinen Geschäfte gefallen mir. Bei einem Handarbeitsmarkt werde ich an einem Stand mit Hüten fast schwach, aber alles, was ich jetzt kaufe, muss ich die nächsten Tage mitschleppen…
    Die meisten Sehenswürdigkeiten schaue ich mir erstmals nur von außen an, falls es heute Mittag regnet kann ich das immer noch tun und Zeit für alles werde ich sowieso nicht haben. An der Kathedrale wäre um 11 Uhr Messe, das ist mir für eine Besichtigung davor zu knapp und so mache ich mich weiter auf zum Duoro und laufe die ersten Schritte Jakobsweg. Das Stück kann ich morgen dann direkt überspringen. In Porto geht es ganz schön rauf und runter und die Straßen und Treppen sind dank dem Regen teilweise rutschig. Am Wasser scheint jedoch die Sonne und ich laufe über die Brücke Ponte Luís I, die ich am Nachmittag auch auf der oberen Ebene nochmal überquere, auf der auch die Metro fährt.
    Nach einer kleinen Pause im Hostel mache ich mich am Nachmittag auf, wenigstens noch ein paar der vielen Kirchen zu besichtigen, die es in Porto gibt. So richtig überzeugt mich von innen keine, wobei die blauen Fliesen außen alle spannend sind. In der Capela das Almas zünde ich Kerzen an und warte einen kleinen Schauer ab, nach dem die Sonne aber wieder richtig stark scheint. Bei Santo Ildefonso, wohl nach einem heiligen Bischof benannt, gefallen mir die Fenster. Ich amüsiere mich über die teilweise wirklich scheußlichen Statuen im zugehörigen Museum und kann auch heilige Sonnenschirme nicht gebührend ernst nehmen. Bei nur einem Euro Eintritt ist es aber auch nicht tragisch, dass ich nicht lange bleibe.
    Während ich gerade den Mercado do Bolhão betrete, fängt es an zu regnen. So verbringe ich einige Zeit damit, mich an den vielen bunten Ständen mit unterschiedlichen Köstlichkeiten zu erfreuen und mich durch ein paar Dinge durchzuprobieren. Das macht mit einer Gruppe vermutlich noch mehr Spaß, auch wenn man dank kleiner Tapas, die in Portugal sicher anders heißen, auch alleine viel probieren kann.
    Nach dem Schauer mache ich mich jetzt wirklich auf zur Kathedrale, ohne Credential habe ich sonst morgen ein Problem. Auf dem Weg sehe ich die wirklich übertrieben lange Schlange an der Livraria Lello, die mir die Entscheidung sehr einfach macht, keine acht Euro Eintritt für eine Buchhandlung zu bezahlen.
    An der Kathedrale bekomme ich problemlos den Pilgerausweis und kann neben der Besichtigung auch noch die Aussicht vom Turm über Porto genießen. Ich lasse mich anschließend noch ein bisschen durch die Gassen treiben und genieße die Sonne und die gute Stimmung in Porto, bevor ich mich auf zum Hostel mache. Morgen geht es los, ich sollte den Rucksack nochmal richtig packen.
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  • Day 1

    Anreise Porto

    May 1 in Portugal ⋅ ⛅ 11 °C

    Heute geht es los! Obwohl es schon mein dritter Camino wird, bin ich nervös. Rucksack packen hat gestern in mehreren Anläufen nicht gut geklappt und als mir auffiel, dass ich für den Flug ja auch noch meine Wanderstöcke verstauen muss, hab ich einfach alles irgendwie reingestopft, ich muss ihn heute ja noch nicht tragen.
    Kurzfristig beschließe ich noch, ein paar Kleinigkeiten doch wieder auszupacken, dann machen wir uns auch schon auf zum Flughafen. Lieber früh, lieber genug Puffer, es ist ja auch Feiertag und außerdem ist „nach Porto kommen“ heute mein einziges Ziel.

    Den Check in habe ich gestern schon online erledigt, also ist der Plan, direkt den Rucksack abzugeben. Kurz überlegen wir, ob es besser wäre ihn in Folie einzuwickeln (die Stöcke stecken außen), aber Preis und vor allem Klimabewusstsein schrecken mich ab. Schlimm genug zu Fliegen, da muss ich nicht auch noch teuren Plastikmüll produzieren, im Zweifel kaufe ich vor Ort neue Stöcke.
    Während ich noch vor den Gepäckautomaten darüber nachdenke, ob für die Sortierung auch irgendwie KI im Einsatz ist (es wird wirklich Zeit für Urlaub!!) schickt mich ein Mitarbeiter an den Schalter nebenan, Rucksäcke können die Automaten nicht. 15 Minuten später schickt mich der gleiche Mitarbeiter dieses Mal von seinem Schalter an die Aufgabe für Sperrgepäck. Soo schlecht habe ich nun wirklich nicht gepackt, aber der Mitarbeiter dort nimmt meinen Rucksack problemlos an. Hoffentlich kommt das Gepäck auch wirklich nach Porto…
    Nachdem wir noch etwas gegessen haben, ist es schon Zeit, dass ich mich verabschiede und langsam ans Gate gehe. Die Sicherheitskontrolle geht schnell und am Gate sitzen schon viele Menschen. Ich blättere ein wenig im Reiseführer und werde kurz danach auf dem Weg zur Toilette direkt von einer Frau angesprochen, ob ich auch Jakobsweg laufe und ob wir vielleicht in Porto gemeinsam vom Flughafen in die Stadt fahren wollen, sie wisse noch nicht genau wie sie hinkommt. Das weiß ich zwar auch noch nicht, aber da sie darüber deutlich nervöser scheint als ich, sage ich zu. Ich habe den Eindruck, dass wir beide auch nicht die einzigen sein werden, so viele wie hier mit sehr wenig Handgepäck in Wanderschuhen und -Hosen sitzen.

    Der Flug verläuft ruhig und ich hole sogar ein wenig Schlaf der letzten Tage nach. Vor Ort taucht mein Rucksack problemlos und heil auf, ich muss nicht mal ans Band „for odd sized luggage“. Die Frau von vorhin kommt direkt auf mich zu und fragt, was ich jetzt tue. Ich spreche erstmal das Mädchen neben mir an, die auch einen dicken Wanderrucksack trägt und meine Frage nach Jakobsweg wenig überraschend bejaht. Heike, Anna und ich suchen also gemeinsam die Metro, helfen uns beim Ticketkauf und unterhalten uns darüber, dass wir alle drei erst mal zwei Nächte in Porto bleiben, aber in verschiedenen Unterkünften. Das ist mir auch recht, ich will mich nicht direkt schon immer wieder absprechen müssen, dafür laufe ich allein.
    In der Metro setzen wir uns direkt noch zu zwei weiteren Frauen mit Rucksack, natürlich auch Pilgerinnen, eine davon sogar in der selben Unterkunft wie ich. Wir tauschen uns über die unterschiedlichen bisherigen Jakobsweg-Erfahrungen und -Erwartungen aus, bis ich Anna und Heike darauf hinweise, dass sie aussteigen müssen. Sie werden es schon zu den Unterkünften schaffen, auch wenn Heike weiterhin sehr aufgeregt wirkt.

    Auf dem Weg von der Metro zum Hostel werden die Frau, die sich beim Checkin später als Jannet vorstellt, von einem heftigen Regenschauer überrascht und stellen uns erstmal unter.
    Halbwegs trocken finden wir die Unterkunft anschließend ziemlich schnell, die im Bahnhofsgebäude São Bento untergebracht ist. Wir sind in verschiedenen Schlafsälen, und verabschieden uns damit erstmal. Sie wird auch bereits morgen starten, aber mit einer eher kurzen Etappe, sodass wir uns wahrscheinlich die kommenden Tage wieder über den Weg laufen.

    Ich lade mein Gepäck ab und laufe anschließend noch ein wenig durch Porto, merke aber, dass ich sehr müde bin. Ich habe ja morgen noch den ganzen Tag Zeit für Erkundungen. Auf die Karaoke-Nacht verzichte ich also und gehe (zumindest laut der wegen Zeitverschiebung verstellten Uhr) früh ins Bett. Zum Glück ein unteres, wobei mir heute in Gegensatz zu den kommenden Tagen die Leiter auch noch keine Probleme gemacht hätte. Mal sehen, wie laut die Nacht wird.
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  • Day 15

    Reiseende

    July 1, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 20 °C

    Schneller als gedacht geht der Flug vorbei und um sieben Uhr Ortszeit verlassen wir den Flieger in Frankfurt. Im Vergleich zu Hanoi ist es hier wirklich kalt und ich bin froh, lange Kleidung und Jacke ins Handgepäck gepackt zu haben.

    Die Passkontrolle geht schnell, nur am Gepäckband müssen wir eine Weile warten, bis jeder alle Koffer eingesammelt hat. Zum Glück haben wir für die Fahrt nach Düren Flexpreis gebucht und müssen uns nicht auf dem Weg zum Zug beeilen. Nach der Zollkontrolle, bei der niemand von uns rausgewunken wird, verabschieden wir uns von unserer Reisetruppe und bedanken uns nochmal für die schöne gemeinsame Zeit.

    Anschließend machen wir uns auf den Weg nach Hause. Schlafen im Flieger hat zwar überraschend gut geklappt, trotzdem bin ich ziemlich müde und freue mich auf zwei ruhige Tage, um die ganzen Eindrücke der letzten Wochen noch ein wenig verarbeiten zu können. Die Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt!
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  • Day 14

    Tag 13: Hanoi - Pausentag und Abreise

    June 30, 2023 in Vietnam ⋅ ☁️ 36 °C

    Bis 12 Uhr müssen wir aus dem Hotel auschecken, den Vormittag verbringen wir also mit packen. Obwohl zumindest in Michaels Koffer weniger Gepäck als auf dem Hinflug ist (da waren ja noch Spülmaschinentabs dabei), frage ich mich, wie jemals alles in die Koffer passen soll. Irgendwie bringen wir aber alles unter und das Handgepäck ist sogar fast leer.
    Während wir noch ein bisschen entspannen, klingelt auf einmal das Telefon in unserem Zimmer. Die Rezeption informiert uns, dass zwischen 11 und 12 der Aufzug gewartet wird und nicht benutzbar ist. Trotzdem entscheiden wir uns, das klimatisierte Zimmer erst kurz vor 12 zu verlassen und lieber die Koffer die Treppe runterzutagen. Wir haben bis zum Abflug noch viel Zeit, die wir nicht nur in der heißen Luft außerhalb verbringen wollen.

    Der Checkout ist schnell und unkompliziert und die Koffer können wir für die nächsten Stunden noch im Hotel stehen lassen. Es ist heute nochmal extrem heiß und feucht, sodass wir direkt nassgeschwitzt sind. Als ersten Programmpunkt haben wir uns den Tempel vorgenommen, der auf einer kleinen Insel im See liegt und an dem wir bereits häufig vorbeigelaufen sind.
    Die Außenanlagen und der Blick auf den See sind das Eintrittsgeld bereits wert, aber den spannendsten Teil finden wir in einem kleinen Ausstellungsraum neben dem Tempel. Was auf den ersten Blick wie ein paar seltsame Plastikdarstellungen von Dinosauriern wirkt, entpuppen sich als konservierte Schildkröten, von denen inzwischen laut Wikipedia nur noch drei Stück weltweit hier in diesem See leben. Da es sich dabei nur um männliche Tiere handelt, werden in ein paar Jahren wohl auch die letzten ihrer Art in Ausstellungskästen landen.

    Nach der Hitze auf der kleinen Insel entscheiden wir uns, als nächstes lieber einen klimatisierten Raum aufzusuchen und schlendern ein bisschen durch die nahegelegene Mall mit Luxusgeschäften. Wir amüsieren uns über einige der in den Schaufenstern ausgestellten Stücke, sehen aber in keinem Geschäft jemanden, der tatsächlich dort einkauft.

    Da wir nur noch wenig Bargeld haben und abheben in kleinen Mengen nicht möglich ist, entscheiden wir uns heute hauptsächlich für Lokationen mit der Möglichkeit der Kartenzahlung. So landen wir in einem Kaffee, in dem wir uns zwei fancy Teegetränke auf Starbucks-Niveau und ein leckeres süßes Teilchen gönnen. Anschließend gehen wir nochmal durch ein paar Geschäfte und erstehen noch zwei kleine Reisschalen samt Untersetzer und Sojasoßen-Schälchen für uns.
    Das letzte Bargeld verwenden wir, um zum Abendessen nochmal zwei der leckeren Baguettes zu kaufen. Während wir der Dämmerung am See zuschauen und ein paar Fledermäuse beobachten, wird Michael nochmal zum Englisch üben angesprochen, dieses Mal von einem Studenten, mit dem er sich die nächsten 20 Minuten über Autos und Verkehr unterhält.

    Anschließend ist es bereits Zeit, zum Hotel zu laufen, wo Nhungs Familie uns einsammelt und wir alle gemeinsam zum Flughafen fahren. Wir alle, Nhung, ihre Schwester, Jan und seine Mutter nehmen den selben Flug zurück nach Deutschland. Nach einigen Diskussionen und Koffertauschen zwischen Nhung und ihrer Schwester, um die Vorgaben der Fluggesellschaft möglichst optimal zu nutzen, geben wir alle unser Gepäck am Checkin ab. Nhungs Eltern bedanken sich nochmals für unseren Besuch und geben uns noch ein paar Kleinigkeiten mit, bevor Michael und ich uns schon mal bei der Passkontrolle anstellen, um den anderen noch ein bisschen Privatsphäre für die Verabschiedung zu geben.
    Pass- und Sicherheitskontrolle bringen wir mit nur kleineren Problemen (ein altes Passfoto bei Nhung und ein vergessenes Taschenmesser in Kirstens Gepäck) hinter uns und machen uns auf zum Gate. Dort stellen wir fest, dass dieses geändert wurde und wir wieder den selben Weg zurücklaufen müssen. Wir sind trotzdem früh genug dort, sodass ich noch in Ruhe in die extra separat verpackten wärmeren Klamotten wechseln kann.

    Mit einiger Verspätung beginnt das Boarding, das dafür sehr zügig vorangeht und nach einer kurzen Weile heben wir ab. Ich werde versuchen, möglichst viel des Fluges zu verschlafen, um mich der Zeitzone in Deutschland schon wieder anzunähern. Und da ich nach dem vollen Tag sowieso sehr müde bin, laut Ortszeit ist der Tag sogar schon um.
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  • Day 13

    Tag 12: Hanoi - Pausentag

    June 29, 2023 in Vietnam ⋅ ⛅ 35 °C

    Der Muskelkater macht sich heute bei uns beiden bemerkbar und so verbringen wir den Vormittag entspannt im Hotel. Ich nutze die Zeit und recherchiere ein wenig nach Massagestudios mit guten Bewertungen in der näheren Umgebung, da Massagen hier sehr günstig sind und nach der Wanderung nach einer guten Idee klingen. Ein Anbieter, der blinde Menschen für Massagen ausbildet, um diesen damit eine Jobmöglichkeit zu bieten, überzeugt mich und ich buche online für den Nachmittag einen Termin für mich.

    Vom Empfang bis zur Massage selbst wirken alle Personen sehr kompetent und sprechen außerdem Englisch, sodass die Verständigung ebenfalls kein Problem darstellt. Die Massage selbst tut wirklich gut, nicht nur für meine Beine, sondern auch für meinen sowieso dauerhaft verspannten Rücken und Nacken und ich fühle mich anschließend deutlich fitter als am Vormittag.
    Nachdem Michael mich anschließend abholt, gehen wir weiter zur finalen Anprobe seines Anzugs. Dieser sitzt perfekt und sieht toll aus. Leider stellen wir zurück im Hotel fest, dass an einer Stelle an der Front ein kleines Loch ist, weshalb Michael nochmal zurück zum Schneider geht. Dort entschuldigen sie sich vielmals und bieten an, den Anzug auszubessern und anschließend per Post nach Deutschland zu senden, da es zeitlich vor unserer Abreise nicht mehr möglich ist. Sehr schade, aber da der Anzug nicht dringend benötigt wird, stimmt Michael dieser Lösung zu.

    Ich laufe währenddessen schon ein bisschen durch die Straßen und nachdem Michael wieder zu mir gestoßen ist, gehen wir zusammen ein paar Mitbringsel und einige Dinge für uns kaufen. Zum Glück übernimmt Michael das Handeln, das hier zum guten Ton dazu gehört.
    Da Nhung heute und morgen verständlicherweise nochmal mit ihrer Familie und Freunden verplant ist, treffen wir uns zum Abendessen mit Jan und Kirsten. Anschließend ziehen wir nochmal zu viert los in einige Geschäfte, bevor Michael und ich müde ins Hotel zurückkehren. Wir planen noch, was wir morgen am letzten Tag unternehmen wollen, dann ist es auch schon wieder Zeit fürs Bett.
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  • Day 12

    Tag 11: Sa Pa - Teil 2

    June 28, 2023 in Vietnam ⋅ ⛅ 25 °C

    Ausreichend Schlaf habe ich zwar bekommen, aber ein bisschen Muskelkater von Gestern bleibt dann doch nicht aus. Zum Glück beginnt der Tag recht entspannt mit einem ausgiebigen Frühstück mit Pfannkuchen mit Banane, Ananas und Schokoladensoße, das ich ausnahmsweise vergessen habe zu fotografieren.

    Nachdem wir unsere Wasservoräte wieder aufgefüllt und das Gepäck in den Rucksäcken verstaut haben, stimmen wir mit Mu die Route für heute ab. Sie schlägt zwei Alternativen, entweder 2 oder 3 Stunden lang, vor. Da es erst halb 10 ist und beide Touren bei ihrem Haus zum Mittagessen enden, entscheiden wir uns für die (vermeintlich) längere. Kirsten fährt auch heute mit dem Taxi und wird uns dann zum Mittagessen erwarten.

    Da schon auf den ersten Metern einige Verzögerungen durch ausgiebiges Fotografieren entstehen, kommen wir erst um 10 wirklich los. Das erste Stück führt uns durch einen Bambuswald und bereits hier geht es wieder ordentlich bergauf. Little Mu warnt uns, dass es hier besonders viele Moskitos gibt und empfiehlt uns, für dieses Stück lange Kleidung zu tragen und uns ordentlich einzusprühen. Tatsächlich sehe ich zwar große Schwärme der kleinen Plagegeister, werde jedoch ausnahmsweise wirklich nicht gestochen.

    Nach dem wir den Bambuswald verlassen haben, folgt ein Wegstück, das gefühlt senkrecht die Wand hochgeht. Mu gräbt uns stellenweise extra Trittstufen, trotzdem bin ich einfach nur froh und ziemlich fertig, als ich oben ankomme. Zum Glück bin ich nicht die einzige, die sich so fühlt. Mu klärt uns auf, dass nicht längere Entfernung, sondern höhere Schwierigkeit die Dauer der Route beeinflusst, aber bis hierhin ist es schon zu spät, um sich umzuentscheiden. Sie verspricht uns aber, dass der Ausblick es wert sei und tatsächlich erreichen wir nach einem weiteren Wegstück einen tollen Wasserfall, auch wenn dafür Klettern über einige Steine notwendig ist.

    Leider reicht die Pause nur für eine kurze Erholung und ein paar Fotos und nicht zum Baden, bevor wir uns an einigen Wasserläufen entlang wieder auf den Weg machen. Da das nächste Stück wieder hinab ins Tal führt, bietet Mu an, Bambuswanderstöcke zuschneiden, was ich dankend annehme. Ich bin wirklich froh, den Stock zu haben, denn es geht beinahe so steil runter, wie es vorher hoch ging. Wir bahnen unseren Weg an einigen Reisterassen entlang, was zwar wirklich beeindruckend aussieht, aber große Achtsamkeit beim Setzen der Schritte erfordert. Natürlich trete ich an einer Stelle leider daneben und mein rechter Fuß versinkt knöcheltief im braunen Matsch.
    Kurz darauf erreichen wir zum Glück das Tal, überqueren den Fluss und erreichen ein kleines Dorf. Inzwischen ist es schon kurz vor 1 und ich gehe davon aus, dass es zu Mus Haus nicht mehr weit sein kann. Leider scheinen wir ihrer Zeitplanung nicht gerecht geworden zu sein, denn auf Nachfrage erklärt sie, dass es noch gut 20 Minuten dauert. Es geht außerdem wieder deutlich bergauf und auch wenn wir auf befestigter Straße unterwegs sind, bin ich inzwischen wirklich fertig. Außerdem habe ich das Gefühl, den Knöchel beim Danebentreten ungünstig belastet zu haben und laufe deshalb extra langsam und vorsichtig. Da auch Jan mit seinen Knieschmerzen von Gestern erneut zu tun hat, bietet Mu an, dass ihr Mann sowie ein Nachbar uns mit dem Motorroller einsammeln. Um die Gruppe auf dem Weg zum Mittagessen auch nicht noch langsamer zu machen, nehme ich das Angebot dankend an und schon wenige Minuten später sind Jan und ich mit zwei netten Männern auf Motorrollern unterwegs. So geht das letzte Stück sehr entspannt und wir erreichen Mus Haus zügig. Zusammen mit Kerstin warten wir, bis der Rest der Gruppe nach kurzer Zeit eintrifft.

    Mus Mann hat bereits mit dem Kochen begonnen. Während wir uns ein bisschen ausruhen und den süßen Welpen sowie einer kleinen, jungen Katze zuschauen, bereitet Mu gemeinsam mit ihm den Rest vor, sodass wir bald eine große Auswahl leckerer Speisen vor uns stehen haben. Auch wenn alle von der Wanderung sehr hungrig sind, schaffen wir nicht alles, genießen das Essen jedoch sehr. Die kleine Katze macht sich für ihre Größe sehr lautstark bemerkbar und möchte lieber was von unserem statt ihrem Essen abhaben, obwohl Mu sie mehrfach aus dem Zimmer wirft.

    Da die Fahrt zurück nach Sapa auch eine Weile in Anspruch nimmt und uns dort das Taxi zurück nach Hanoi erwarten wird, bestellt Mu schon vor dem Essen unseren Fahrer. So brechen wir direkt im Anschluss an das Essen auf und blicken aus dem Auto nochmal auf die Berge und Täler, die wir die letzten 1.5 Tage zu Fuß erkundet haben. Mu begleitet uns zusammen mit ihrem kleinen Sohn, der sich die Chance, in einem Auto mitzufahren, nicht entgehen lässt.

    Zurück im Büro der Sapa Sisters reicht die die Zeit zwar noch für eine kurze Dusche, aber leider nicht mehr für den Andenkenladen. Um vier Uhr verabschieden wir uns und setzen uns ins Auto.

    Die Fahrt nach Hanoi dauert fast sechs Stunden, die vor allem Nhung und Celine mit ausgiebigen Gesprächen verbringen. Der Fahrer setzt uns nach und nach an unseren Unterkünften ab. Von Celine müssen wir uns bereits heute wieder verabschieden, da ihr Flug zurück nach China morgen geht.
    Zurück in unserem Hotel treffen wir noch zwei junge Amerikanerinnen im Aufzug, die nach Tipps in Hanoi, unter anderem zum Wäsche waschen, fragen. Anschließend falle ich einfach nur müde ins Bett, da die Tour zwar sehenswert aber doch sehr anstrengend war. Zum Glück haben wir morgen kein festes Programm geplant.
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  • Day 11

    Tag 10: Sa Pa - Teil 1

    June 27, 2023 in Vietnam ⋅ ☁️ 23 °C

    Eine halbe Stunde vor Ankunft des Zuges weckt der Zugbegleiter uns durch Klopfen an die Abteiltür. Ich bin nicht sicher, wie man das über das laute Klappern des Zuges hören soll, wenn man tatsächlich noch schläft, aber ich bin sowieso schon wach. Der Zug war die ganze Nacht so laut wie ein durchfahrender Güterzug an einem Bahnhof, sodass ich trotz Ohrstöpseln kaum geschlafen habe. Auch das "sanfte in den Schlaf schaukeln", das die Werbung angekündigt hat, war eher ein starkes Schütteln, das mich stellenweise fast aus dem Bett katapultiert. Das Konzept Nachtzug finde ich trotzdem weiterhin toll, denn in Deutschland schlafe ich eigentlich auch im Sitzen sehr gut in der Bahn. Irgendwann möchte ich es nochmal auf einer anderen Strecke und mit einem anderen Zug probieren.
    Jetzt steht aber erstmal die Ankunft in Lào Cai an, von wo uns ein Transporter nach Sa Pa bringen wird. Zuvor wird im Zug noch Kaffee oder Tee am Morgen angeboten, der jedoch nicht im Preis inbegriffen ist. Der Italiener lädt unser Abteil jedoch auf eine Runde ein und kurz danach erreichen wir den Bahnhof.

    Schon die Fahrt nach Sa Pa bietet eine tolle Aussicht auf die Berge, obwohl heute alles sehr nebelverhangen aussieht. Gegen halb 8 erreichen wir das Büro der "Sapa Sisters" in Sapa, über das wir unsere Wanderung gebucht haben. Da unsere Guide erst um 9 Uhr kommt, bleibt genug Zeit für ein Frühstück in einem benachbarten Restaurant und einen Ausflug in einen der vielen Shops, wo Kerstin noch eine Regenjacke und ein paar Souvenirs kauft. Ich möchte keine unnötigen Dinge mit mir herumtragen, weshalb ich nichts kaufe.
    Zurück im Büro der Sapa Sisters stellt sich heraus, dass wir problemlos einen Teil des Gepäcks bis morgen dort lagern können. Michael und ich haben jedoch nur Dinge eingepackt, die wir tatsächlich brauchen könnten, sodass wir keinen Bedarf haben. Vom Schuhwerk her scheinen wir im Vergleich am Besten ausgestattet und sind im Laufe der beiden Tage auch froh darüber. Celine hat nicht mal einen Rucksack mitgebracht, sondern trägt ihre Sachen in einer Stofftasche sowie einen großen Regenschirm mit sich, hat damit aber keinerlei Probleme.

    Kurz vor 9 Uhr kommt unsere Tourführerin "Little Mu" und bespricht mit uns die Routenoptionen. Auch wenn Jan ursprünglich eine Tour mit dem Label "hard" gebucht hat, entscheiden wir uns auch aufgrund des Wetters für "medium/hard" mit rund 13-15 Kilometern. Das klingt meiner Einschätzung nach gut machbar für einen Tag und die Gruppe, auf dem Camino bin ich schließlich pro Tag meistens über 20 km gelaufen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber noch keine Ahnung, was das Verständnis der Sapa Sisters von "medium/hard" bedeutet...

    Wir folgen Little Mu aus der Stadt heraus und werden bereits jetzt von mehreren Frauen begleitet, die Körbe mit Souvenirs mit sich tragen. Wenn diese Frauen die Tour in Sandalen und Little Mu in Gummistiefeln bewältigen kann, kann es schon nicht so schwer werden.
    Kurz nach Ortsende verlassen wir die Straße auf einen kaum erkennbaren Feldweg, der steil berauf führt. Stellenweise muss man mit großen Schritten über mehrere Steine hinaufsteigen. Schnell wird klar, dass das für Kerstin zu anstrengend ist. Little Mu bietet an, eine der uns folgenden Frauen zu bitten, mit Kerstin den Weg über die Straße zu unserem Mittagspausenort zu laufen, sodass wir uns dort wieder treffen. Sie begleitet die beiden den Berg wieder runter zurück zur Straße, während wir warten.

    Meine Annahme, dass es nach dem ersten Aufstieg wieder auf befestigten Wegen weitergeht, erweist sich als falsch. Tatsächlich führt fast der gesamte Vormittag querfeldein über steile Stellen und durch enge Wege bergauf, ein Stück gehen wir sogar komplett ohne Weg durch ein Maisfeld, auch hier bergauf.
    Die Aussicht ist zwar auch trotz Nebel atemberaubend, aber es ist extrem anstrengend, zumal ich die kürzesten Beine habe und mir deshalb stellenweise eigene Trittsteine suchen muss, da die Abstände der Steine, auf die die anderen treten, viel zu groß sind.
    Die Verkäuferinnen begleiten uns den gesamten Vormittag und basteln uns allen kleine Pferde und Herzen aus Gras.
    Außerdem erkundigen sich regelmäßig sehr höflich, ob alles in Ordnung ist, wenn ich wohl besonders fertig aussehe.
    Kurz vor Mittag setzt auch noch leichter Regen ein, glücklicherweise laufen wir inzwischen ein Stück auf befestigter Straße. Bei der Hitze und Anstrengung macht die Regenjacke aber leider keinen Unterschied, da man zwar dann nicht von außen, aber innen nass wird.

    Durch die Verzögerung am Vormittag erreichen wir das Restaurant für die Mittagspause etwas später als erwartet.
    Die Verkäuferinnen bieten jetzt ihre Waren an und Jan kauft ein paar Kleinigkeiten, um sich für die Unterstützung seiner Mutter zu bedanken.
    Während Mu unser Essen organisiert (wie immer große Portionen verschiedener Gerichte, die wirklich gut schmecken), berichtet Kerstin, dass sie an den Eingangsstufen des Restaurants gestolpert und auf die Knie gefallen ist. An ein Weiterlaufen ist für sie nicht zu denken, vor allem wenn der Nachmittag ähnlich anstrengend wie der Vormittag wird. Für sie wird deshalb ein Taxi organisiert, dass sie zu unserer Übernachtungsunterkunft fahren wird. Unsere Mittagspause fällt deshalb länger aus, da wir warten, bis sie abgeholt wird, was mir aber nicht Unrecht ist, um mich etwas zu erholen.

    Die Verkäuferinnen bleiben in ihrem Dorf zurück, während wir zum zweiten Teil aufbrechen. Der Nachmittag führt nun größtenteils bergab, was ich persönlich angenehmer finde, aber nicht weniger anstrengend als der Vormittag ist. Dafür kommt inzwischen die Sonne raus und das hebt die Stimmung bei allen. Nhung singt schon den ganzen Tag laut vor sich hin, kennt von vielen Liedern aber gerade mal den Refrain. Sie und Michael versuchen Songs zu finden, die beide kennen. Die Auswahl fällt aber relativ klein aus und so ganz überzeugend finde ich ihre Darbietungen von "Last Christmas" bei sommerlicher Hitze in den Bergen ehrlich gesagt nicht.
    Unterwegs sehen wir nun nicht nur die ersten Reisterassen, sondern treffen neben Pferden auch mehrere Wasserbüffel, die zum Teil ihrem Namen entsprechend im Wasser der Hitze entgehen wollen.
    Da der Abstieg zum Teil steil, auf jeden Fall aber anstrengend ist und Jan über leichte Schmerzen im Knie klagt, schneidet Mu ihm zwei Bambusstöcke zurecht, mit denen er besser bergab laufen kann.

    Wir haben das Tal inzwischen erreicht und sehen schon die ersten Häuser, als Mu uns am Wegesrand auf ein paar Indigopflanzen aufmerksam macht. Sie fragt, wer das Färben mal ausprobieren will und so reiben Nhung und Michael kurz darauf Pflanzenstücke zwischen ihren Händen klein, die kurz darauf sehr grün und im Laufe der Zeit blau werden. Die Farbe hält die nächsten zwei Tage an, verblasst aber mit jedem Waschen ein bisschen mehr.

    Für die Übernachtung haben wir uns für eine Gemeinschaftsunterkunft mit Abendessen und Duschen entschieden, wobei es auch die Möglichkeit gibt, bei Einwohner*innen der Dörfer zu übernachten. Dort gibt es aber teilweise keine Duschen und ich bin auf jeden Fall sehr froh, mich nach dem anstrengenden Tag erfrischen zu können. Wir haben tatsächlich auch alle Zimmer, statt Betten auf der gemeinschaftlichen Empore, da die Unterkunft nicht voll belegt ist. Die Besitzerin ist sehr nett und bereitet abends ein leckeres Essen für alle zu. Außer uns sind noch eine Gruppe Niederländer sowie drei Leute aus Slowenien in unserem Alter Nacht in dieser Unterkunft untergebracht. Vor allem mit Letzeren verbringen wir eine angenehme Zeit und probieren noch gemeinsam den Reiswein aus, der uns angeboten wird. Michael und Nhung versuchen sich nochmal an Karaoke mit der Unterstützung von YouTube, ich verabschiede mich aber früh ins Bett. Zum Glück hängt darüber ein großes Moskitonetz; ich kann die Insekten drumherum schwirren hören, als ich mich müde und erschöpft schlafen lege.
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