Lateinamerika

mars 2022 - mars 2023
Backpacking vom südlichsten Punkt Südamerikas bis nach Mexiko :-) Les mer
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    Morretes: Umzingelt von Wald

    23. juli 2022, Brasil ⋅ ⛅ 28 °C

    In Morretes verbrachten wir zwei Nächte, da ich gelesen hatte, dass das Städtchen sehr süß und die Wanderwege sehr eindrucksvoll sein sollten.
    Nach der Ankunft mussten wir noch 20 Minuten am Bahnsteig warten, da der lange Zug immer noch im Bahnhof stand und unsere Unterkunft hinter den Schienen lag. Wir nutzten daher die Zeit für einen kleinen Mittagssnack und beeilten uns dann, um die letzten fünf Stunden vor Sonnenuntergang zu nutzen und die Stadt samt Umgebung kennenzulernen.

    Die kleinen Gassen, der Fluss mit seiner Promenade und die vielen Restaurants luden zum Verweilen ein, jedoch mussten wir schnell lernen, dass Morretes ausschließlich mittags belebt ist und abends die meisten Restaurants geschlossen haben. Viele Menschen nehmen den Zug, der um 12 Uhr ankommt und fahren ein paar Stunden später mit einem Van wieder Richtung Curitiba - ein Tagesausflug also. Wir haben ja zum Glück Zeit und konnten so den ersten Tag nutzen, um das Städtchen und das Umland kennenzulernen und erst am nächsten Tag zu einer ausgedehnten Wanderung aufzubrechen.
    Im Zentrum fand ein kleiner Markt statt, auf dem ich mir frische Bananenchips kaufte. Die gab es in süß oder salzig - ich hab natürlich süß genommen und muss sagen, das waren die besten Bananenchips, die ich je gegessen habe.
    Im Umland von Morretes wird anscheinend viel Agrarwirtschaft betrieben: Wir fanden Bananen- und Auberginenfelder, Zuckerrohrplantagen und Papaya.
    Den Abend ließen wir ruhig ausklingen, kochten uns nur eine Tütensuppe und gingen recht früh ins Bett.

    Am nächsten Morgen besorgten wir vor der Wanderung noch zwei Bustickets, um am darauffolgenden Tag Richtung Ilha do Mel ("Insel des Honigs") aufbrechen zu können.
    Vom Busbahnhof war jetzt die Frage: Wie kommen wir zu dem Wanderweg, der 14 km entfernt vom Stadtzentrum begann? Uber gab es in dieser kleinen Stadt nicht und der Taxifahrer am Telefon verstand kein Wort Englisch oder Spanisch, weshalb wir ihm nicht beschreiben konnten, wo wir waren. Wir nahmen also einen Linienbus in die nächste Stadt und beschlossen von dort aus die 5 km bis zum Wanderweg zu laufen - ein Glück, dass uns dort ein netter Mann trotz voller Rückbank, zu zweit auf dem Vordersitz, mit nach oben fahren ließ.

    Die Wanderung war ein Traum: Es ging 3 Stunden durch den Wald bis zu einem Wasserfall. Die Steine waren alle sehr flach, sodass sich über die Jahre natürliche Pools und sogar eine Wasserrutsche gebildet hatte. Der Ort war so schön, dass wir fast 2 Stunden blieben und uns dann auf dem Rückweg beeilen mussten, um nicht im Dunkeln im Wald zu sein. Am Ende hatten wir auch keine Lust mehr die Schuhe beim Durchqueren der Flüsse auszuziehen und gewusst wie wir nach Hause kommen würden, haben wir auch nicht.
    Aber irgendwie ergibt sich ja immer eine Möglichkeit: Als wir die 5 km Richtung Stadt antraten, lief uns ein bellender Hund in die Arme, etwas weiter entfernt von ihm eine ältere Frau. Wir fragten sie, ob sie zufällig in die nächste Stadt fahren würde und hatten Glück: Sie und ihr Mann wollten gerade los, um ihrem (erwachsenen!) Sohn sein warmes Abendessen in die Stadt zu bringen. Wir erzählten, wir kämen aus Morretes, woraufhin sie uns das Angebot machten, uns für 50 Reales (umgerechnet 10€) dorthin zu fahren. Das Taxi wäre zwar etwas günstiger gewesen, aber aufgrund der Kommunikationsprobleme vom Vormittag, waren wir froh schnell nach Hause zu kommen und dort unsere nassen Schuhe ausziehen zu können.
    An diesem Abend machten wir uns auf ins Stadtzentrum, um Essen zu gehen. Wir fanden einen Foodcourt mit Livemusik, sechs Foodtrucks und einigen Straßenhunden, von denen einer fast so aussah wie Rocco. 🥹 Der bekam natürlich eine Extra-Streicheleinheit!
    Nach dem Essen setzten wir uns noch an die Promenade am Fluss und genossen unseren 2€ Caipirinha. Dabei hatten wir das erste etwas unangenehme Erlebnis der Reise: Ein junger betrunkener Mann, etwa in unserem Alter, gesellte sich zu uns und fing an uns vollzulabern. Wir gaben ihm zu verstehen, dass wir kein Wort verstanden, aber er blieb und machte einfach weiter. Sein Gesichtsausdruck wurde dabei immer ernster und seine Körpersprache aggressiver. Uns wurde die Situation immer unangenehmer, bis wir entschieden die Cocktails nicht dort zu Ende zu trinken, sondern zurück zur Unterkunft zu gehen. Damit hatte es sich erledigt alles. Unangenehm Betrunkene gibt es augenscheinlich in jeder Kultur.

    Am nächsten Morgen ging es um 8 Uhr mit dem Linienbus los Richtung Ilha do Mel. In Brasilien haben wir jetzt schon öfter das für uns fremde Bezahlsystem in den Bussen gesehen: Nicht der Busfahrer kassiert das Geld, sondern eine Person, die ausschließlich für den Verkauf der Tickets abgestellt wird, nimmt es entgegen. Sie sitzt am Eingang auf einem Hochstuhl und nach erfolgreichem Kauf darf man dann das Drehkreuz passieren und mitfahren.

    Immer wieder schön, diese kleinen Unterschiede zu bemerken :)

    Wir freuten uns auf die kommenden drei Tage auf der Trauminsel. 🏝️
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  • Dag 121

    Ilha do Mel: Autofreies Paradies

    26. juli 2022, Brasil ⋅ ☀️ 20 °C

    Nach der wunderschönen Zugfahrt nach Morretes, ging es für uns mit dem Bus weiter nach Pontal do Sul, von wo aus alle 30 Minuten ein Boot Richtung Ilha do Mel (Insel des Honigs) ablegt. Die Insel, die ca. 4 Kilometer vom Festland entfernt liegt und nur 35 km im Umfang misst, wurde uns von vielen Brasilianern als Strandparadies mit unberührten Wäldern und familiärer Atmosphäre angepriesen.
    Genau das fanden wir vor😍
    Auf dieser Insel sind keine Autos zugelassen, deshalb bewegen sich hier alle Leute nur zu Fuß, oder mit dem Fahrrad von A nach B. Wir waren in dem Örtchen "Encantadas" im Süden der Insel in einem schnuckeligen AirBnB untergebracht. Leider hatte der Besitzer vor unserer Ankunft zum Durchlüften alle Fenster im Haus geöffnet, was dazu führte, dass zu unserer Anlunft ca. 40-50 Mücken auf uns warteten. 🤷‍♂️ Zum Glück haben wir beide Mückennetze dabei, welche Ihren ersten Einsatz der Reise bekommen sollten. 🦟
    Auf dieser wunderschönen Insel sind die Aktivitäten auf Strandtage, Strandwanderungen und Gastronomiebesuche begrenzt. Wir hatten volle vier Tage Zeit und schafften es wirklich jeden Winkel der Insel zu erkunden.
    Sie besteht aus zwei circa gleich großen Halbinseln, die durch eine Sanddüne miteinander verbunden sind. Der nördliche Teil ist zu 99% naturbelassen und bewaldet. Obwohl es in keiner unserer Wanderrouten-Apps einen Weg um diesen nördlichen Teil der Insel eingezeichnet gab und auch die Locals sagten, dort seien Passagen welche nicht passierbar sind, wollten wir die knapp 25 Kilometer lange Strandwanderung meistern. Aufgrund der stark ausgeprägten Gezeiten auf der Insel, waren wir gezwungen, längere Passagen durch's Wasser zu waten oder uns einen Weg durch's dichte Geäst zu schlagen.😁 Wir waren glücklicherweise darauf vorbereitet und hatten einen wunderschönen Tag, ohne auf 23 von 25 Kilometern auch nur einen anderen Menschen zu sehen.
    Leider war an 2 von 4 Tagen der Himmel vollständig bedeckt, weshalb wir nicht so viele schöne Strandtage machen konnten, wie wir bei den zahlreichen paradiesischen Stränden gerne eingeplant hätten. Aber wir kommen ja nochmal im südamerikanischen Sommer zurück☺️
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  • Dag 123

    Curitiba die Zweite: Im Umland

    28. juli 2022, Brasil ⋅ ⛅ 24 °C

    Ein Thema, was uns oft beschäftigt ist die Auswahl von Orten, die wir sehen möchten. Wir haben meistens ganz viele Empfehlungen an einem Ort und um ihn herum gesammelt und müssen dann überlegen, welche Route am meisten Sinn macht. In diesem Fall zog es uns nach der Ilha do Mel zurück nach Curitiba. Zweihundert Kilometer außerhalb der Stadt gab es einen Park mit kleinen natürlichen Pools, einem Wasserfall und einer der längsten Schluchten der Welt, zu dem wir es noch nicht geschafft hatten.
    Nach dem Einchecken im Social Hostel, machten wir uns auf den Weg um das Auto, was wir uns für den Tagesausflug reserviert hatten, abzuholen.
    Wir verbrachten den Abend mit den Leuten aus dem Hostel und konnten beim Jenga Tao für unseren Trip begeistern, der extra seine Nachtschicht verschob, um mit uns um 6 Uhr morgens loszufahren, damit wir pünktlich um 9 zur Eröffnung des Parks da zu sein konnten.

    Es war ein richtig schöner Tag zusammen: morgens mit dem Auto in den Sonnenaufgang fahren und einfach Musik hören und mitsingen - wir haben das Auto mit seiner Unabhängigkeit, die es einem schenkt, wieder total zu schätzen wissen gelernt!
    Drei Stunden später waren wir eine der ersten im Park (sehr ungewohnt). Leider mussten wir feststellen, dass das Internet recht hatte und die eigentliche Attraktion des Parks, der Weg zu alten Höhlenmalereien, nur mit einer gebuchten Tour zu laufen ist. Wir besuchten also nur die Pools und den Aussichtspunkt in die Schlucht. Um 12 Uhr hatten wir alles im Park erkundet und erfreulicherweise konnten wir die Freiheit mit dem Auto dann noch richtig genießen und 30 km weiter zu zwei Wasserfällen fahren.

    Zusammen mit einem Hund, der uns bis zum Wasserfall gefolgt war, plantschte Dominik im kühlen Nass und schwamm das erste Mal in seinem Leben direkt unter einem Wasserfall. 😍 Der Hund tat es ihm gleich und wir hatten schon Angst, er würde von den Wassermassen runtergedrückt werden, aber er war ein bravouröser Schwimmer!
    Das Gefühl unter so großen Wassermassen zu stehen und dabei in der Sonne 360 Grad Regenbogen zu sehen war unbeschreiblich 🌈
    Beim zweiten Wasserfall traute ich mich diesmal auch darunter - was eine Massage.
    Tao erzählte uns bei Bier und Brötchen (zum ersten Mal auf dieser Reise gab es richtige normale Brötchen!! Wir kauften direkt sechs Stück und Dominik stellte fest: "Ich hab ganz vergessen wie lecker normale Brötchen sind!") von seiner Sicht auf die Politik im Land: er würde bei der nächsten Wahl in zwei Monaten für Lula stimmen, ist aber mit beiden Kandidaten sehr unzufrieden. Lula war bereits einmal Präsident von Brasilien und danach zwei Jahre wegen Korruption im Gefängnis. Bolsonaro kennen wir ja schon gut aus den Medienberichten aus unserem Land - aus Sicht der Brasilianer, mit denen wir bisher gesprochen haben: eine Wahl zwischen Pest und Kolera, weil hier jede der großen Parteien von Populismus dominiert wird.

    Auf der Heimfahrt kamen wir an einem kleinen Örtchen, was von niederländischen Auswanderern errichtet wurde, vorbei. Beim Anblick der kleinen Häuschen, dem niederländischen Restaurant und den Mini-Windmühlen, hatte ich irgendwie das Gefühl dem zu Haus ganz nah zu sein, was ich sehr schön fand in dem Moment.

    Wieder in Curitiba angekommen, aßen wir in einem Burger Restaurant, welches uns die Leute aus dem Hostel schon beim letzten Mal empfohlen hatten und überbrücken damit die Wartezeit auf den Bus der uns nach Mitternacht über Saõ Paulo nach Paraty bringen sollte.🚌
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  • Dag 128

    Paraty: Am Ende der Cachaca-Route

    2. august 2022, Brasil ⋅ ⛅ 25 °C

    Bevor wir uns für eine ganze Woche in den Großstadt-Jungle von Rio de Janeiro stürtzen, wollten wir unbedingt den kleinen Urlaubsort Paraty besuchen.
    Der Ort hat ursprünglich mal aufgrund seines Hafens und den unzähligen "Cachacarias" (Brennereien des hier so beliebten Hauptbestandteils eines jeden Caipirinhas = Cachaca) in der Umgebung an Bedeutung gewonnen. Hier war ein wichtiger Umschlagsplatz für die damaligen Sklavenhändler aus Portugal.
    Heute ist der Ort ein beliebter Touristen-Magnet für wohlhabendere Brasilianer aus den nahegelegen Ballungsgebieten Sao Paulo und Rio de Janeiro.
    Die wunderschöne Altstadt, mit seinen hunderte Jahre alten Häusern und Kopfsteinplaster-Straßen, haben den bitteren Beigeschmack, dass hier alles unter wiedrigsten Bedingungen von meist angolischen Sklaven errichtet wurde, die mit portugisischen Schiffen aus Afrika nach Brasilien verschifft wurden.
    Eine Mitarbeiterin in einer Cachacaria erzählte uns von all dem Leid und Elend, welches hier von den portugisischen Kolonialherren über Jahrzehnte verübt wurde.😣
    Um zu den schöneren Seiten Paratys zu kommen:
    Unberührte Urwälder mit kleineren Wasserfällen, unglaublich leckere Restaurants (wir aßen hier an 3 von 4 Abenden in dem besten italienischen Restaurant, in dem wir seit Beginn der Reise waren), dutzende Traumstrände, die mit ebenso vielen Bootstouren bei einem Tagesausflug angefahren werden können.
    Sprich: Das pure, urlaubsparadiesische Brasilien, welches die ganze Welt kennt und zu Recht liebt.😍
    Wir hatten ein günstiges Airbnb gefunden, dass sich dann doch als Hostel mit Privatzimmern entpuppte. Zum Glück, sonst hätten wir nicht Roberto kennen gelernt, der Host in diesem kleinen Hostel mit nur 5 Zimmern. Roberto ist ursprünglich aus Rio, aber hat die laute Großstadt vor Jahren gegen das Naturparadies Paraty eingetauscht. Hier arbeitet er in Restaurants und Eisdielen, studiert Fotografie, lebt hier dank des Hostels umsonst und verdient damit nebei noch Geld. Eine Sache, die mir immer wieder total positiv in allen südamerikanischen Ländern, die wir bisher bereist haben, auffällt, sind die rahmenlosen Lebensmodelle der jungen und zum Teil auch älteren Leute. Hier scheint ein 9 to 5 Job vom 18. Lebensjahr bis zur Rente die absolute Ausnahme zu sein. Das hat natürlich auch mit den volatileren Wirtschaften zu tun und bedeutet sicher auch große Schattenseiten in puncto Sicherheit, aber die Abwechslung und unterschiedlichen Herausforderungen, nach denen sich viele junge Leute in unserem Land sehnen, ist hier das gängige Lebens- und Arbeitsmodell.
    Roberto schien es sichtlich zu gefallen☺️
    Wir nutzten die 4 Tage für eine der besagten Bootstouren zu den Traumstränden, besuchten Wasserfälle und eine Cachacaria und schlenderten durch die wunderschöne Altstadt.
    An einem Nachmittag bekamen wir dann noch etwas Spektakuläres zu sehen, welches wir so vorher noch nirgendwo gesehen hatten.
    Der zu dem Zeitpunkt sehr nah zur Erde stehende Mond, sorgte für stark ausgeprägte Gezeiten. Das führt in Paraty wiederum dazu, dass das Meer als ungebetener Gast über die Ufer tritt und zahlreiche Straßen überschwemmt und für einen halben Tag unpassierbar machte - Venedig-Vibes in Paraty! Nur die alten Pferde-Kutschen fuhren unbehelligt durchs Wasser🐴😄
    Mit einem Meter Meeresspiegelanstieg wird das Städtchen Paraty also sehr wahrscheinlich mehr oder weniger dem im wahrsten Sinne des Wortes dem Untergang geweiht sein😣🤷‍♂️
    Bis dahin wollen wir im nächsten Jahr aber auf jeden Fall nochmal wiederkommen ☺️
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  • Dag 135

    Rio de Janeiro: Nightlife von Mo-So

    9. august 2022, Brasil ⋅ ☁️ 22 °C

    Da waren wir nun angekommen, an unserer letzten Station in Brasilien für dieses Jahr, bevor wir im nächsten Jahr spätestens zur Karneval-Zeit wieder da sein wollen.🇧🇷
    Allerdings fragen wir uns nach 7 Tagen, oder besser gesagt Nächten in Rio, ob und wie man das überhaupt noch toppen kann.
    Aber der Reihe nach.
    Nach einer angenehmen 5 stündigen Busfahrt von Paraty, checkten wir im Discovery Hostel ein. Dem laut Hostel World Award besten Hostel der Stadt.
    Ich hatte schon zwei Wochen vorher für den Zeitraum von 7 Nächten ein private Room für Sophia und mich reserviert, allerdings wurde uns kurz vor Ankunft per Mail mitgeteilt, dass es leider zu einer Überbuchung gekommen sei und wir deshalb zu Beginn 2 Nächte im 6er Dorm schlafen müssten, dann für 2 Nächte in den besagten private Room könnten, um dann wieder für 2 Nächte in ein anderes 6er Dorm Zimmer umzuziehen, um schlussendlich die letzte Nacht wieder im eigentlich gebuchten Privatzimmer schlafen können.
    Uns wurden aber für die Tage, an denen wir in den shared rooms untergebracht waren, free Caipirinhas versprochen, also war die Entscheidung trotzdem anzureisen schnell gefallen🍹😄
    Wir hatten uns in Paraty Tickets für die morgentliche 9 Uhr Fahrt nach Rio entschieden, um im hellen am Busbahnhof anzukommen. Leider ist es auf unserer gesamten Reise bisher komischerweise häufig der letzte Abend in einem Ort, an dem wir mit Leuten aus Hostels oder anderen Bekannten zu lange unterwegs sind, um ausgeschlafen um 9 Uhr im Bus zu sitzen🤷‍♂️ So verlief auch dieser letzte Abend in Paraty nach unserer Bootsfahrt mit unserem Airbnb-Host Roberto etwas länger als geplant. Dementsprechend waren wir absolut sicher, am Ankuftstag an der Copacabana die Füße still zu halten.
    Die Rechnung hatten wir ohne die absolut besten Hostel-Mitarbeiter und anderen Gästen gemacht. 😅
    Dienstag ist Bootsparty-Tag im Discovery Hostel und wir wurden schon beim einchecken herzlich eingeladen mitzukommen. Auch fast alle anderen der 15 Gäste aus dem Hostel waren dabei.
    Also war ein Füße still halten nicht drin. 💃🕺
    Wir haben viele neue Leute kennenlernen dürfen aus unterschiedlichen Regionen der Welt, aber auch so viele deutsche, wie noch nirgendwo sonst bisher.
    Nach einem ersten Spaziergang an dem wohl bekanntesten Strand der Welt in Copacabana, trafen wir uns zum kochen und Caipis trinken in der Unterkunft.
    Auf Hostel-Events ist das beste, dass aufgrund der täglich unterschiedlichen Konstellationen aus Menschen, immer neue Dynamiken, mal besser, mal schlechter, entstehen können.
    Es war einer super Stimmung auf dem Boot und in unserer Gruppe. Eine 45 Jährige Mutter aus Canada, war beispielsweise mit ihre 18 jährigen Tochter dabei. Sie hat drei Töchter und lebt geschieden und schenkt jedem ihrer Kinder zum Highschool-Abschluss eine 6 wöchige Reise zu einem besonderen Ort. (Sie arbeit als Lehrerin in Canada) Die Kinder haben die Wahl wohin sie möchten und Camille hat sich für Brasilien entschieden. Um gemeinsam mit den Kindern eine unvergessliche Zeit zu erleben eine sehr coole Tradition wie wir fanden, wenn man die Zeit und das Geld hat ☺️
    Außerdem entschloss sich Andre, mein alter LK-Lehrer aus Schulzeiten, der für zwei Tage in Rio war, bevor seine Sommerferien vorbei sind, spontan, ebenfalls mitzukommen.
    Am nächsten Tag konnten wir dann zum Glück ausschlafen und legten den ersten Strandtag am "Praia da Barra de Tijuca" ein. Leider etwas bewölkt, aber das Wasser hatte angenehme 23 grad.
    Da wir am nächsten Morgen früh ins Privatzimmer wechseln mussten und uns außerdem zu einer Free Walking Tour um 10 Uhr durch die kulturelle Altstadt angemeldet hatten, ging wir an diesem Abend nicht mit feiern und trafen uns mit Andre zum Burgeressen. 🍔
    Die Rundführung von David durch das Stadtzentrum war eine der spannendsten Touren, die wir auf diese Art bisher mitgemacht hatten. Kein Wunder. Durch die riesige Bedeutung im Kolonialzeitalter, in der Rio zwischenzeitlich sogar mal die einzige Hauptstadt eines europäischen Landes außerhalb Europas war, beherbergt die Stadt viele monumentale Bauten und Orte mit blutiger, aber spannender Geschichte.
    Auch die Armut und Drogenprobleme der Menschen in einigen Bezirken, wurden beim gang durch die Gassen klar und deutlich sichtbar.
    Beim Vorbeilaufen an einer Straße erklärte mir David, dass ich hier als auffälliger Gringo alleine, selbst am helligten Tage "with changes of 100%" ausgeraubt werden würde.
    Die Schattenseite all der unvergesslichen Erfahrungen die wir in Rio machen durften, ist das dauerhaft hohe Sicherheitsrisiko dem du ausgesetzt bist, sobald man bewachte Gebäude verlässt.
    Alleine in der Zeit in der wir da waren, sind 3 Leute aus dem Hostel auf der Straße und am Strand bestohlen worden. Eine Woche vor unserer Ankunft, haben 3 Franzosen nach der Bootsparty nicht auf den dringlichsten Rat aller Locals, sich immer ein Taxi oder Uber zu rufen sei der Weg auch noch so kurz, gehört und wurden mit einer Waffe am Kopf ausgeraubt. 🙈
    Trotzdem muss man auch sagen, wenn man sich an die Empfehlungen der Leute vor Ort hält, hatten wir das Gefühl sicher zu sein.
    In den nächsten 5 Tagen standen dann noch 3 Partys, einmal auf dem Zuckerhut einen Sonnenuntergang sehen, etliche Streetfoodmärkte, ein Barbesuch in einer Favela und ein perfekter Strandtag bei 36 grad Sonnenschein in Ipanema auf dem Programm.
    Jede einzelne Party war verrückt und einzigartig genug, um einen eigenen Foodprint zu schreiben, aber das würde den Rahmen sprengen.
    So viel sei gesagt. Feiern in Rio ist mit nichts anderem zu vergleichen, was wir normalerweise unter Partys verstehen. Es finden besser gesagt von Montag bis Sonntag, jeden Tag, 365 Tage im Jahr, an verschiedenen Orten riesige Straßenfeste statt, bei denen tausende Leute, dutzenden anderen bei Aufführungen von Kunst zuschauen, Privatleute Drinks und lokales Essen verkaufen und an jeder Ecke jemand anderes musiziert oder auflegt😍
    Man muss es glaube ich einfach mal erlebt und gesehen haben. Wir kommen sicher nochmal wieder, auch zum Besuch der vielen neuen Leute die wir Tag für Tag kennengelernt haben☺️
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  • Dag 139

    Lima: Im Auto mit Raphi

    13. august 2022, Peru ⋅ ⛅ 16 °C

    Die anstrengende Woche in Rio steckte uns in Lima noch merklich in den Knochen und wir freuten uns auf zwei ruhige Tage in einer Air BnB Wohnung, bevor Raphi, unser Freund aus Hamburg, in Lima ankommen würde.
    Aber nicht nur die Nachfolgen der Feierei zeigten ihre Schattenseite: Die ganze Woche über wollte Dominik schon zu dem einzigen Dönerladen, den er in Rio und generell seit Anbeginn der Reise gefunden hatte. Da wir es in der Zeit nicht geschafft hatten, machten wir noch einen Abstecher bevor es zum Flughafen ging - der Laden war rappelvoll und trotz der sieben Mitarbeiter hinter dem Tresen dauerte es 25 Minuten bis wir unseren Dürüm in den Händen hielten. Lecker war er, aber kurz vor Einstieg ins Flugzeug bekam ich Magenkrämpfe und war froh, noch nicht über den Wolken zu sein...
    Die Magenkrämpfe hielten noch die nächsten zwei Tage an und auch Dominik blieb nicht verschont (obwohl er der Überzeugung ist, dass das nicht der Döner gewesen sein kann - sicherlich).
    Der Flug war für mich bisher auf jeden Fall die schlimmste Reise von A nach B und ich sehnte mich während der fünfeinhalb Stunden minütlich nach einem gemütlichen Langstreckenbus. Die Sitze konnten nicht nach hinten gefahren werden, weil wir am Notausgang saßen (angeblich die besten Plätze haha), die Bauchkrämpfe kamen schubweise und an erholsamen Schlaf bei durchgängiger Ansage "Bitte schnallen Sie sich an, wir fliegen durch ein Gebiet mit starken Turbulenzen", war auch nicht zu denken.
    Die Wartezeit bei der Einreisekontrolle nahm eine Stunde in Anspruch und unsere Gewürztasche, die wir erst in Curitiba gekauft hatten, war verloren gegangen und tauchte auch nach Warten und Nachfragen nicht wieder auf - ein Downer besonders für Dominik. ☹️

    Endlich um 4 Uhr nachts in der Wohnung angekommen - die Zeitverschiebung nach Deutschland beträgt jetzt 7 Stunden - fielen wir beide direkt ins Bett.

    Am nächsten Tag stand an, was immer ansteht: SIM-Karte besorgen, Wäschewaschen und Einkaufen. Letzteres brachte uns diesmal besonders Freude, denn wir erwarteten am Abend Mark und Patrycja, mit denen wir vereinbart hatten, dass wir für 7 Wochen ihr Auto von Lima nach Bogota fahren könnten. Wir mussten also beim Einkauf nicht auf Platz und Praktikabilität achten und freuten uns über die Auswahl in dem riesigen Supermarkt - mein erster Camembert seit fast 5 Monaten und Dominik Leberwurst, die wohl "fast so gut wie bei Rothe" (unserem Metzger des Vertrauens in Hamburg) schmeckte.
    Abends trafen wir unsere beiden Freunde in einer Bar und erzählten von den Erlebnissen der letzten Wochen, seitdem wir uns das letzte Mal Mitte Juni in Salta gesehen hatten.
    Wir verquatschten uns so sehr, dass wir keine Lust mehr hatten uns mit den Papieren für das Auto auseinanderzusetzen, also luden wir sie für den nächsten Abend zum Spaghetti-Bolognese-Essen zu uns in die Wohnung ein.

    Der nächste Tag führte uns zu einem Spaziergang an die Küste von Lima. Unterschiedlicher, aber nicht weniger beeindruckend, zu Rio könnte sie kaum sein: Eine Steilküste gigantischen Ausmaßes prägt das Stadtbild von Perus Hauptstadt - eine glatte, schwarze Steinwand trennt die Hochhäuser vom Meer, dazwischen eine mehrspurige Schnellstraße und oben drüber eine nett angelegte Parkanlage. Ein Strand existiert nicht wirklich - aber wir sind wahrscheinlich gerade versaut von der Copacabana und Ipanema Beach.

    Ein Fun Fact über Lima: In der Stadt sieht man nur selten die Sonne. Tiefe Wolken hängen fast wie Smog zwischen den Hochhäusern, aber Regen fällt in der Millionenstadt kaum. André hatte uns schon in Rio von diesem Phänomen erzählt und auch die passende Erklärung dazu gegeben - der kühle Meeresstrom des Pazifiks vor der Küste ist wohl dafür verantwortlich.

    Zur Vorbereitung auf den Abend mit Mark und Patrycja kauften wir eine Flasche argentinischen Wein und freuten uns die beiden damit zu überraschen - haben wir doch die ein oder andere Falsche bei den gemeinsamen Abendessen in El Chaltén und Salta zusammen genossen. Bei ihrer Ankunft sorgte das dann für einen Lacher, denn die beiden hatten ebenfalls eine Flasche aus Argentinien (allerdings eine original sogar in El Chaltén, wo wir uns kennengelernt hatten, Gekaufte!! 😍) mitgebracht.
    Es war mal wieder ein sehr schöner Abend zu viert und nachdem die beiden weg waren, warteten wir noch 2 Stunden auf Raphi, dessen Flieger bereits in Lima gelandet war.

    Als er um drei Uhr mit dem Taxi vom Flughafen ankam, war die Freude groß! Wie surreal einen guten Freund nach so langer Zeit wiederzusehen - und dann auf der anderen Seite des Globus. Herrlich!!

    Am nächsten Tag holte uns Patrycja mit dem Auto von unserer Wohnung ab, wir gingen zu fünft Mittagessen, woraufhin die Übergabe des Autos folgte.
    Wir packten gemeinsam die Sachen der beiden in den Kofferraum, der damit schon voll war und verstauten dann auch unser Gepäck auf der Rückbank.
    Nach herzlichem Abschied und allen Erklärungen zur Fahrweise des Autos, konnte das neue Kapitel Roadtrip losgehen - durch die dicht befahrenen Straßen Limas Richtung Paracas, eine Stadt nahe eines wüstenähnlichen Nationalparks und den höchsten Sanddünen Perus.

    Es fühlt sich ein bisschen so an wie ein ganz neuer Abschnitt: Wir sind ab jetzt für drei Wochen zu dritt und wir haben ein Auto und sind komplett unabhängig. Wir werden es nutzen, um die nicht so touristischen Orte im Land kennenzulernen. 😍
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  • Dag 141

    Paracas: Sand, Wüste und Dünen

    15. august 2022, Peru ⋅ ☀️ 19 °C

    Es ging in das etwa 200 km südlich von Lima gelegene Paracas, das für seine wüstenähnliche, die touristische Stadt umgebende, Natur bekannt ist. Man sagte uns: "Einer der touristischten Orte Perus."
    Im Dunkeln angekommen, checkten wir schnell ein und gingen dann zum angesagtesten Hostel in der Stadt, indem wir leider kein Bett mehr bekommen haben, tranken Pisco Sour und genossen einfach den Abend zu dritt. Die gemeinsame Planung der nächsten 3 Wochen vertagten wir erstmal.

    Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Auto zu den zwei Touristenattraktionen in der Nähe: die Peninsula de Paracas und der Desierto de Ica, eine Oase umzingelt von den größten Sanddünen Perus mit einer Höhe von über 100 Metern. Auf das Sanddünen-Surfen freuten wir uns am meisten, weshalb wir eine Tour in einem von unzähligen Buggys buchten. Es war unbeschreiblich schön bis zum Horizont nichts als Sand zu sehen, auch wenn man sich fragte, ob dieser schöne Fleck Natur nicht wieder zu sehr von Menschen zu kommerziellen Zwecken genutzt wurde - überall lag Plastikmüll, den die Menschen aus den Buggys auf die Dünen warfen.☹️ Das ist leider eine Besonderheit Perus, die uns in dem Ausmaß noch nirgendwo anders aufgefallen ist: das Land versinkt in Plastikmüll. Auf den Straßen, neben den Wanderwegen, in den Innenstädten - einfach überall liegen Unmengen von Plastik. Wir fragen uns warum. Zum einen wird es das schlecht organisierte Müllentsorgungssystem sein. Wenn man nicht weiß wohin, dann einfach auf die Straße, wohin sonst? In den Innenstädten haben wir unseren Müll immer wieder mit in die Wohnung genommen und dann da entsorgt, weil einfach keine öffentlichen Mülleimer aufgestellt waren - und wenn, dann nur sehr sehr wenige. Aber auch die Einstellung zum Müll scheint anders zu sein, als die, die wir gewohnt sind. Zum Beispiel konnten wir oft beobachten, wie Plastikmüll seinen Weg in die Fahrbahnrinne fand - in hohem Bogen von seinem Vorbesitzer aus dem Fenster geworfen.
    Leider schien der Umgang mit Hygiene auf manche Küchen einiger Restaurants übertragbar gewesen zu sein. Von einem Freund hatte Raphi die dringende Empfehlung bekommen Ceviche zu probieren, ein klassisches peruanisches Gericht aus rohem Fisch angemacht in Zwiebeln und ganz viel Zitrone.
    Der erste Ausflug in die peruanische Küche rechte sich prompt und unsere Buggy-Tour durch die Wüste konnte er leider nicht in vollen Zügen genießen und kämpfte mit Bauchschmerzen und Übelkeit. 😐
    Dominik und ich aber hatten richtig Spaß auf den mit Wachs präparierten Holzbrettern die riesigen Dünen runterzurutschen.

    Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg in die Anden nach Huancavelica. Ein Ort, den uns Mad Max, der bescheuerte Amerikaner aus Curitiba, empfohlen hatte - angeblich wenig touristisch und ein guter Start, um sich auf der Höhe von über 3000 Metern zu aklimatisieren.
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  • Dag 144

    Huancavelica: Akklimatisieren, Mine&Inka

    18. august 2022, Peru ⋅ ☀️ 16 °C

    Schon der Weg nach Huancavelica war ein Erlebnis: Von der Wüstenlandschaft rund um Paracas war es nicht weit bis die Anden vor uns begannen und innerhalb von 2 Stunden knackten wir die 4000 Meter.
    Wir gönnten uns eine kleine Pause und genossen die Aussicht, merkten aber dass uns allen etwas schwindelig war und leichte Kopfschmerzen zu spüren waren. Nach der ersten Nacht waren die leichten Anzeichen von Höhenkrankheit zum Glück verflogen und wir schlenderten morgens durch das süße Städtchen, um Raphi eine SIM-Karte und alles für eine Guacamole zu besorgen. Für den Tag hatten wir uns vorgenommen zu der Mina de la Muerte (Mine des Todes) und einer Inka-Stätte zu fahren. In der Mine wurde vor 500 Jahren Quecksilber abgebaut, was 1000den Arbeitern das Leben kostete und daher ihren Namen bekam. Der Eingang in die Mine wurde verbarrikadiert und von einem großen "PELIGRO" (Gefahr) Schild geschützt. Eine Besichtigung des Inneren war also unmöglich. Aber auch die Beförderungsanlage, die dazu genutzt wurde, die abgebauten Rohstoffe nach Huancavelica zu befördern, und die Ruinen des alten Arbeiterdorfes Santa Barbara, waren beeindruckend. Wir waren die einzigen Touristen weit und breit, trotzdem hatte Stefan, ein alter Anwohner, uns entdeckt und begrüßte uns freulich in Peru und erzählte uns etwas über die Mine - wovon wir leider nur wenig verstanden.
    Mit dem Auto fuhren wir dann weiter zu einer Inka-Stätte, unsere kleine Machu Picchu Erfahrung. Auf Google-Maps war der Ort irgendwo im nirgendwo und als wir ihn endlich gefunden hatten, standen wir mit diesem riesigen SUV auf einem Privathof und waren uns unsicher, ob wir da richtig waren. Wir fühlen uns mit dem Auto immer mal wieder unwohl, wenn wir ankommen, um uns etwas anschauen und neben uns Kinder auf den Feldern arbeiten. Und dann auch noch mit diesem riesigen Auto, was den Wohlstand und priveligierte Situation direkt zeigt...

    Die Inka-Ruinen bestanden lediglich aus einer kleinen Steinmauer und einem Türrahmen. Mit Tourguides, die die passenden Infos bereitstellen können, sind solche historischen Orte auf jeden Fall spannender.

    Wieder zurück in Huancavelica wollten wir peruanisch Essen gehen, sind dann aber in einer Polloeria gelandet. So heißen hier die unzähligen Imbisse, in denen es keine Karte gibt und jeder Gast direkt ein halbes Hähnchen mit Pommes vor sich gestellt bekommt. Dabei gab es kein Wasser oder Bier zur Auswahl, sondern ein peruanischen Getränk aus lila-farbenem Mais - sehr süß und zu unserm Erstaunen: heiß. Fast wie Kinderpunsch.
    Interessante Kombination in jedem Fall.

    Am nächsten Morgen sollte es weitergehen nach Huancayo, wo wir endlich mal wieder wandern gehen wollten. ☺️
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  • Dag 145

    Huancayo: Höhenwanderung und Antibiotika

    19. august 2022, Peru ⋅ ⛅ 14 °C

    Aus irgendeinem Grund, verschlug es uns bisher in fast jedem Land mehr oder weniger zufällig in jede drittgrößte Stadt des Landes. So war es quasi ein Muss, dass diese aufkommende Tradition auch nicht in Peru abreißt und wir Huancayo einen Besuch abstatteten. Allerdings ging der Tag für uns in Huancavelica auf dem Weg zum Auto erstmal mit einem Schock los. Wir hatten den Wagen am Abend zuvor auf einem bewachten Parkplatz abgestellt und sahen bei der Ankunft direkt, dass das linke Hinterrad komplett platt war. 😬 Zum Glück lag der Reifenwechsel-Crashkurs mit Mark in Lima nicht einmal eine Woche zurück, so dass wir eigentlich dachten dieses Problem schnell lösen zu können. Der Wagenheber und das Werkzeug zum herunterkurbeln des Ersatzrades, haben wir bei der Übungsstunde in einem Seitenfach im Innenraum verstaut und hatten damals ein lautes metallisches Geräusch als "jetzt ist alles gut verstaut" interpretiert. Leider sahen wir nun den wahren Grund für das metalische klirren. Zwei wichtige Stangen des Wagenhebers und eine unabdingbare Stange des Werkzeugs um das Ersatzrad zu lösen, waren durch kleine Löcher und Schlitze in der Metallverkleidung des Autos unerreichbar hinter den Radkasten gefallen.🤷‍♂️
    Da wir an Ort und Stelle nicht die ganze Innenverkleidung abschrauben konnten, musste Raphi mit einem Nagel, Klopapier und Verständnis in Punkto Hebelkraft kreativ werden, so dass wir das Ersatzrad ohne die besagte Stange lösen konnten.
    Nach 2-3 Stunden und mehreren neuen Anläufen beim Aufbocken des Wagens (der Wagenheber scheint eher für die Achsen-Höhe von normalen PKWs, als von SUVs entworfen zu sein) hatten wir endlich den Reifen gewechselt und sogar einen Fachmann in der Stadt gefunden, der uns den kaputten Reifen, ausgelöst von einem winzigen Nagel, für unschlagbare 3€ reparierte. Wir mussten ein wenig über unsere eigene Unwissenheit schmunzeln, weil keiner von uns auch nur den leisesten Schimmer hatte, wie viel so eine Reifenreperatur wohl kosten würde und wir ohne weiteres auch mit 50€ einverstanden gewesen wären😅
    Nach dieser Odyssee ging es endlich los nach Huancayo, über monströse Berglandschaften, entlang an Flüssen und durch Täler. Die Autofahrten hier in Peru sind immer ein Highlight. Leider brauch man im Gegenzug auch teilweise für 30 Kilometer 1-2 Stunden Fahrzeit, weil die Straßen keine wirklichen sind und wir natürlich mit dem geliehenen Auto und dem gerade reparierten Reifen sehr vorsichtig fuhren.
    Endlich angekommen, luden wir das Auto aus und beschlossen in die Stadt zu fahren, um bei einer Pizzeria essen zu gehen.
    In Peru brauch man aber witzigerweise in den meisten Orten keine echten Taxis um von A nach B zu kommen. Alle Städte, vor allem die traditionelleren, sind dominiert von "Tuc Tuc's" die hier "Mototaxi" genannt werden. 😀 Für Sophia und mich das erste Mal in diesen oft selbstgebauten Rollern, Raphi ist damit schon häufiger in Asien gefahren.
    Raphi's Gesundheitszustand wurde leider auch durch gute Pizza und Wein nicht besser sondern schlechter, so dass er am nächsten Morgen aufgrund seiner immer stärker werdenden Halsentzündung nicht mit zur ersten großen Wanderung um die 5.000 Meter kommen konnte. Am nächsten Tag wurde es so schlimm, dass wir morgens beschlossen einen HNO-Arzt aufzusuchen, der ihm dann glücklicherweise viele gute Medikamente und auch Antibiotika verschrieb. Der Angriff auf das Bakterium zeigte schnell Wirkung, also beschlossen wir noch am selben Tag weiter Richtung Huanuco aufzubrechen.
    Die Wanderung zum Gletscher Cerro Jallacate, wegen der wir hauptsächlich nach Huancayo gekommen waren, war vielleicht meine persönliche Lieblings-Wanderung ever! 😍
    Nach gut einer Stunde Serpentinen-Straße waren wir auf 4000 Metern angekommen und mussten höchst erfreut feststellen, dass hier oben bis auf ein dutzend Einheimischer die hier in den Bergen im August und September Zeremonien abhalten, kein einziger Mensch, damit auch keine anderen Wanderer da waren!
    Der Rundweg, den wir gehen wollten, führt an 8 kleineren und größeren Lagunen vorbei. Im Hintergrund ragten diese gewaltigen Eismassen empor, die zwischenzeitlich selbst aus hunderten Metern Entfernung diese einmaligen, aber auch irgendwie ein bisschen gruseligen Geräusche hervorbringen, die durch die ständige Bewegung im Eis entstehen.
    Wie immer bei Wanderungem fällt es sehr schwer mit Worten zu beschreiben, wie schön unbedeutend man sich in Mitten solcher Natur fühlt und vor allem wie glücklich es macht, atemberaubende Gipfel durch eigene Körperkraft zu erklimmen und nicht einfach mit dem Auto hochzufahren. ☺️
    Aber die Bilder sprechen für sich! 🗻
    Leider standen wir direkt vor Gletschereis, als die Tracking-App uns auf 4.970 Metern maß. Also wird das knacken der 5.000 Meter bis auf weiteres verschoben.
    Ecuador hat auch sehr hohe Berge! 😊
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  • Dag 146

    Huanuco: Zwischenstop mit Kultur

    20. august 2022, Peru ⋅ ⛅ 19 °C

    Die nächste Stadt, die wir leider nur für eine Nacht und einen Tag besuchten, war Huanuco. Die Stadt war auf unserem 16 stündigen Weg ausgehend von Huancayo ins größte nördliche Wandergebiet Perus, Huaraz, so zimlich auf der Hälfte des Weges. Außerdem fand Sophia eine spannend klingende alte Tempelanlage namens "Kotosh" in der Nähe der Stadt, die wir gerne besichtigen wollten.
    Wir kamen an einem Freitag Abend an, und wollten dementsprechend schauen, ob die Stadt am Wochenende etwas zu bieten hatte.
    Nach einem sehr guten Essen in einer der vielen Chifas, so werden hier die Restaurants mit chinesischer Küche genannt, schlenderten wir noch ein wenig in der Stadt durch die Gegend. Es war eine Bühne auf dem großen Marktplatz aufgebaut und wir konnten das erste Mal peruanischer Livemusik lauschen. ☺️
    Auch ein Casino hatte die Stadt zu bieten, was wir für einen kurzen Abstecher am Roulette-Tisch nutzten. Leider blieb das große Glück bei uns allen dreien aus😅 Also erstmal kein Casino-Gewinn ala Argentinien im März🤷‍♂️
    Wir wollten am nächsten Morgen relativ früh los, um nicht wieder mitten in der Nacht im nächsten Zielort, Huaraz, anzukommen. Spoiler auf den nächsten Footprint: hat nicht geklappt 😂
    Allerdings hatten wir auch nicht damit gerechnet, dass uns die Vor-Inkastätte Kotosh so sehr fesseln und wir dort knapp 2,5 Stunden verbringen würden.
    Es war laut der Aussage des Guides vor Ort besuchertechnisch ein ruhiger Tag, was für uns an diesem einzigen touristischen Ort in einer Region ohne wirkliche andere touristische Angebote, großes Glück war.
    Beim überqueren der Holzbrücke über einen kleinen Fluss zur alten Tempelanlage fing uns Lily, eine super sympathische Touristenführerin, ab und fing an uns in der gesamten Anlage herum zu führen. Sie sprach nur Spanisch, weshalb wir dieses Mal nicht nur nicken und lächeln konnten, wenn wir etwas nicht genau verstanden hatten, weil wir es live für Raphi übersetzen mussten😂 Hat aber für uns erfreulicherweise sehr gut geklappt. Wir werden immer sicherer im sprechen und verstehen☺️
    Lily nahm sich wirklich außerordentlich viel Zeit für uns und erklärte jedes kleinste Detail, weshalb wir uns schon fragten, ob die anderen Besucher, die langsam auch eingetrudelt waren, auch eine solche Führung bekommen, wenn wir fertig sind. Lustigerweise stellte sich nach der hochinteressanten Führung heraus, dass sie dachte, wir seien deutsche Archäologie-Studenten aus Lima und quasi auf Exkursion.😂 Die Ursache war ein kleiner Verständnisfehler meinerseits direkt zu Beginn. Sie fragte: "Seit ihr die Studenten aus Deutschland, die sich für die Tempelanlage interessieren?" Und ich hatte, bis auf die Tatsache, dass ich als einziger nicht studiere keine Einwände und sagte sowas wie: "Ja wir sind Studenten aus Deutschland und freuen uns auf die Dinge die wir hier erfahren werden" Naja, manche Fehler haben auch nur positive Auswirkungen 😅 Wir haben uns super mit Lily verstanden und sie hatte auch sichtlich Spaß uns in die Welt der damaligen Normadenfölker, die hier nur zu besonderen Anlässen zusammen kamen, mitzunehmen.
    Der Tempel soll um die 2.000 Jahre vor Christus entstanden sein, obwohl es sogar Skulpturenfunde an diesem Ort gab, die bis zu 15.000 Jahre vor Christus datiert werden können! 😲
    Hier ist auch einer der ältesten Werke andiner Kunst zu finden, eine männliche und weibliche Hand, die übereinander liegen. Dies interpretiert die Wissenschaft heute als Zeichen für Gleichberechtigung für Männer und Frauen in der damaligen Zeit. Auch sonst schien der Ort irgendwie mystische Energie zu besitzen. Die Touristenführerin versuchte uns immer wieder von der "Energie" zu überzeugen, die von diesem Ort ausging. An manchen Stellen waren wir tatsächlich überrascht und hatten nicht gleich logische, wissenschaftliche Antworten auf die Phänomene. Zum Beispiel sind wir alle an einem Punkt in der Mitte des Tempels ein Stück nach vorne zu einem bestimmten Punkt im Raum gewankt ohne zu wissen, dass das das ist, was sie als magische Anziehungskraft des Flusses durch ein Loch in der Tempelmauer bezeichnet. Die Faust war ein wichtiges Symbol in der damaligen Kultur und tatsächlich hatte der heilige Berg die Form einer Faust. An einem kleinen Rundplatz gab es in der Mitte eine Markierung und wenn man sich dort hinstellte, gab es Schall-Phänomene die wirklich faszinierend waren. Zugegeben hatten wir so perfekt symmetrische Klangräume schon vorher mal gesehen, aber das vor 4000 Jahren so eine Präzision vorhanden war, ist schon erstaunlich. 😲😊
    Es war ein gelungener Zwischenstop!
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