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- Jul 7, 2022
- ⛅ 22 °C
- Altitude: 387 m
- NorwayNord-Trøndelag FylkeGrongLitl-Husfjellet64°27’54” N 12°20’49” E
Meine Heimreise
July 7, 2022 in Norway ⋅ ⛅ 22 °C
Wie auch der Hinweg dauerte mein Heimweg nach Deutschland geschlagene 2,5 Tage - und beeinhaltete 75 Kilometer Radfahren, eine zehnstündige Fährfahrt, fast 29 Stunden Zugfahrt, einen halben Tag Aufenthalt in Oslo und sehr wenig Schlaf!
Am Dienstagmorgen trennten sich die Wege nach acht Tagen gemeinsamem Reisen von Cyprien und mir. Während er weiterhin dem EuroVelo 1 zum Nordkap folgte, fuhr ich zum 50 Kilometer entfernten Bahnhof in Grong, welcher etwas mehr im Landesinneren lag. Zunächst hatte ich mir überlegt, den einzigen Bus des Tages von unserem Übernachtungsort Namsos nach Grong zu nehmen. Da ich allerdings den ganzen Tag Zeit hatte, entschied ich mich dazu, die Strecke zu mit dem Rad zu fahren. Dies entpuppte sich als gute Entscheidung, denn die Straße nach Grong führte durch das schöne Tal Namdalen am breiten Fluss Namsen entlang - dort sah ich Wasser, Berge und Farmland mit unzähligen roten-weißen Scheunen und Kühen so weit das Auge reichte.
Von Grong aus fuhr ich über Nacht nach Oslo. Im Nachtzug wurde ich vom Zugpersonal zweimal umgesetzt und konnte kaum schlafen, sodass ich am nächsten Morgen nochmals der 'Paradiesbucht' in Olso einen Besuch abstattete und dort wie auf dem Hinweg am Strand ein Nickerchen hielt.
Danach deckte ich mich mit überteuerten Essen aus einm norwegischem Supermarkt ein und fuhr mit meinem Rad noch ein bisschen die Hafenpromenade bis zum berühmten Opernhaus von Olso ab, bis ich am Nachmittag auf die Fähre nach Frederikshavn in Dänemark ging. Dort genoss ich die Hafenausfahrt aus dem Fjord vor Olso auf dem Deck - Fähre fahren ist definitiv angenehmer als Zug oder Bus zu fahren!
Leider kam die Fähre zu einer sehr ungeschickten Uhrzeit, nämlich um 1:00 morgens in Frederikshavn in Dänemark an, während mein nächster Zug erst knapp vier Stunden später abfahren sollte.
Bei meiner Ankunft war weder das Fährenterminal noch die Bahnhofswartehalle geöffnet. Zudem war es dunkel und kalt und es regnete, sodass ich etwas ziellos durch die Stadt fuhr, bis ich ein Hotel entdeckte, wo ich netterweise in der gemütlichen Lobby auf meinen Zug warten durfte.
Anschließend fuhr ich die nächsten sechs Stunden mit dem Zug bis nach Gråsten in Süddänemark, von wo aus ich die letzte Strecke mit dem Fahrrad nach Flensburg gefahren bin. Die nur 25 Kilometer lange Strecke führte weitgehend an einer dänischen Küstenpromenade entlang. So hatte ich eine kurze Pause vom langen Sitzen, bis ich die letzte Etappe von Flensburg über Hamburg nach Stuttgart mit dem Zug antrat.
Auch wenn die lange An- und Heimreise sehr beschwerlich waren, hat sich die Reise für mich definitiv gelohnt. Ich glaube insgesamt waren es eine der (körperlich) anstrengensten zwei Wochen meines Lebens, allerdings habe ich dadurch auch gelernt, über meine Komfortzone herauszugehen und gemerkt, zu was ich fähig bin!
Ich hätte nicht gedacht, das meine An- und Abreise in/aus der norwegischen Pampa so reibungslos ablaufen würde. Ich war komplett auf mich alleine gestellt und das Fahrrad im Gepäck war definitiv ein Klotz am Bein.
Außerdem habe ich die letzten Tage Strecken auf dem Fahrrad zurückgelegt, die ich von mir aus alleine vermutlich nie gemeistert hätte. Es war definitiv nicht immer einfach, mit Cypriens straffen Tempo mitzuhalten, bei den endlosen Bergen nicht die Motivation zu verlieren und auch bei schlechtem Wetter die gute Laune zu behalten. Zudem hatte ich kaum Klamotten dabei und habe die letzten zwei Wochen ungefähr jeden Tag das Gleiche angehabt und habe dadurch lernen müssen, wie wichtig es ist Vorauszuplanen und an einem sonnigen Tag die Klamotten notdürftig zu Hand zu waschen (über eine richtige Dusche freut man sich dann plötzlich auch extrem).
Zudem habe ich auch nicht die beste Ausrüstung dabei gehabt - meine Regensachen waren nicht so wasserdicht, wie ich es erwartet hatte (an einem Tag war ich komplett durchnässt + der komplette Inhalt meiner Fahrradtaschen waren nass), meine Müllsäcke hielten meine Schuhe nicht wie erwartet trocken, sodass ich zwei Tage lang mit nassen Schuhen fahren musste und ich konnte außer Klamotten gar nichts an Essen transportieren, weil meine Fahrradtaschen zu klein waren. Sobald es regnete, mussten wir auch immer gegen nervige Mücken ankämpfen, die sich absolut nicht abwimmeln ließen und kleine, juckende Stiche hinterließen.
Aber genau das alles hat die Reise ziemlich abenteuerlich gemacht! Mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, bedeutet der Natur komplett ausgesetzt zu sein und damit bestmöglichst umzugehen. Dafür sieht man die Landschaft auf den Weg intensiver (auch wenn man lange nicht so viel sehen kann wie mit dem Auto), ist sehr flexibel für Übernachtungsmöglichkeiten und kann ziemlich günstig vorankommen.
Norwegen ist definitiv ein tolles Ziel für einen Radtour. Die vielen Fjorde, die Radwege direkt an der Küste und das Hinterland mit unzähligen Farmen, Wäldern und Seen gestalteten die Tour ziemlich abwechslungsreich. Es war definitiv auch mal eine interessante Erfahrung mitzuerleben, wie es gar nicht mehr dunkel wird. An bewölkten Tagen konnte man gar nicht einschätzen, wieviel Uhr es eigentlich war. Aber auch daran gewöhnte sich mein Körper schnell - ich kann mittlerweile bei hellem Tageslicht 10 Stunden problemlos durchschlafen (lag aber vielleicht auch daran, dass ich jeden Abend ziemlich fertig war).
Zudem vermittelte das Radfahren auch ein gewisses Gefühl von Freiheit und von Glück, wenn man die steilen Hängen der Berge herunterflitzte, welche man sich zuvor mühsam hochgekämpft hatte und die Seeluft ins Gesicht peitschte und auch von Stolz, wenn man eine lange, anstrengende Etappe gemeistert hat. Und 24/7 draußen zu sein, hat definitiv auch seinen Charme!
Nicht zuletzt war es eine tolle Möglichkeit, meinen Kumpel Cyprien wiederzusehen, welcher sich als toller Reisepartner herausstellte! Er hatte deutlich mehr Erfahrung im Reisen mit dem Fahrrad, sodass ich Einiges von ihm lernen konnte. Zudem waren wir beide recht anspruchslos was Essen und Übernachtungsorte anging, sodass wir nie Probleme hatten, uns zu einigen. Auch war ich ziemlich beeindruckt von seiner extrem positiven Einstellung: Ihm machte es überhaupt nichts aus, wenn die Strecken endlos viele Berge mit sich brachten oder das Wetter schlecht war - stattdessen freute er sich darüber, auch solche Erfahrungen erleben zu können.
Ich glaube, diese Reise war nicht meine letzte Reise mit dem Rad, aber jetzt brauchen meine Beine erstmal ein bisschen Erholung und ich brauche ganz viel Schlaf, bevor ich die nächste Fahrradtour antreten will!Read more
Traveler Einfach irre toll, wie du dein junges Leben gestaltest … Chapeau!!!