Die kostbarsten Dinge, die ein Menschen sammeln kann, sind nicht Gold und Edelsteine. Es sind Erinnerungen, Erfahrungen und die kleinen Muscheln vom Strand. Okumaya devam et Villingen-Schwenningen, Deutschland
  • Gün 1

    Thüringer Bratworscht……

    24 Kasım 2023, Fransa ⋅ ☁️ 5 °C

    Daniel und Silly , Gerald und Lorenz und Julia sowie Claudi mit Samsi…..nach der wunderbaren Zeit im wilden Albanien mit so vielen lustigen Momenten musste ganz schnell ein wiedersehen organisiert werden. Treffpunkt der Campingplatz Riquewihr im Elass, passend zum Start des Weihnachtsmarktes. Lorenz und Julia bauen gerade erst einen Transporter aus, Silly liegt seit Donnerstag im Krankenhaus mit einer Lungenembolie. So führte der Weg von Gerald erstmal über das hübsche Reutlingen….Hier wurde er in einer langen Nacht bis morgens um viere in Daniels Familie integriert und kam dann bei Claudi gegen Mittag in Villingen an. Er sah etwas mitgenommen aus nach der Prozedur….Claudi gings auch nicht besser…sie hatte am Donnerstag eine 5 Stündige Sitzung beim Zahnarzt ihres Vertrauens. Eine Integration in Daniels Familie wäre ihr auch lieber gewesen….Kurz nach 5 waren wir dann im Elsass. Das Plätzli ist gut frequentiert von diversen Weißwannen, Busslis usw. Die Vergabe der Plätze erscheint uns etwas willkürlich…bis zum Scheißhäusle sind es 5 Minuten zu Fuß- also nix für Eilige- dafür ist es dort richtig warm.

    Heute kommt das Aufenthaltszelt von Claudi zum Einsatz….Thüringer Bratworscht mit Bauzener Senf- es hat etwas von Nostalgie ….Bratkartoffeln, Rotwein und Uzo…..Halber Zehn wars das auch…..Claudi verzieht sich ins Bussli bei laufender Heizung…da sie 2 Tage nichts gegessen hatte, entpuppte sich die Kombi mit dem Alkohol als ganz schlechte Idee.

    Morgen gehts zum wandern….
    Okumaya devam et

  • Gün 19

    Abschied

    31 Ekim 2023, Almanya ⋅ ⛅ 7 °C

    Selbstverständlich wussten wir, dass unsere gemeinsame Reise zu Ende gehen wird. Heute war es dann soweit, es war Zeit Abschied zu nehmen. Abschied von einer wundervollen Zeit, von vielen Eindrücken, Erlebnissen und intensiv erlebten Momenten, Abschied von einem liebgewonnenen Menschen und ebensolchem Hund, Abschied von einer Zeit voller Leichtigkeit und Lebensfreude.
    Die beiden Busse fuhren heute lange Zeit hintereinander her, wobei der Mercedes meist die Führung übernahm – wer Claudi kennt, wird sich darüber kaum wundern.
    Zwischen all den (geschäftlichen) Telefonaten über den Tag ließ ich unsere gemeinsame Zeit, aber auch die Zeit, in der wir getrennt unterwegs waren, Revue passieren. Bilder und Gedanken kamen in Erinnerung, viele schöne Momente und es stellte sich eine Mischung aus Wehmut und Dankbarkeit bei mir ein. Wehmut, dass diese Zeit zu Ende geht, Dankbarkeit dafür, dass ich meine erste Reise südlich von Grenoble mit einem so geradlinigen, offenen und ehrlichen Menschen wie Claudia erleben durfte, eine im Wortsinn „treue Seele“ … und da sind sie wieder, die Begegnungen im Leben …

    Claudi hatte mich mitgenommen. Mitgenommen auf ihre Reise, die eigentlich eine Mutter-Tochter-Reise mit treffen von Freunden war. Sie hatte mir die Chance gegeben, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen und uns gegenseitig ein bisschen kennenzulernen, in das Leben des anderen einzutauchen. Dabei entstanden für die Kürze der Zeit unglaublich viele schöne und unbeschwerte Momente, die wir genossen und in denen wir Erinnerungen schaffen durften.
    Es war auch ein bisschen verrückt: Noch nie war ich mit einem Menschen unterwegs, der 1.150 km zum Friseurtermin fährt, bei dem man in bestimmten Situationen gar nicht auf die Idee kommt über Lösungen zu diskutieren, sondern sich wie selbstverständlich zurücknimmt und einordnet, auch wenn man es gewohnt ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und dies im Großen und Ganzen ganz erfolgreich tut. Einem Menschen, dem man mit aller Selbstverständlichkeit bereit ist, das Zepter in die Hand zu geben und der trotz dem täglich präsenten Job und Alltag so viel Leichtigkeit und Lebensfreude ausstrahlt, den Moment genießt und der kleine und größere Gesten mit großer Wertschätzung und Dankbarkeit würdigt.

    Als ich heute Morgen wach wurde, hatte sich der Regen des gestrigen Abends längst verzogen, der Mond leuchtete am Himmel und über unserem Campingplatz stand Orion, in der Mythologie der Griechen ein stolzer und furchtloser Jäger, für die Babylonier ein Hirte, für die Indianer und die Azteken ein Krieger und für die die Ägypter der Gott Osiris. Ich nahm die Kamera, hinterließ Claudia eine Nachricht und ging zum Strand. Unterwegs wurde mir klar, dass ich den Sonnenaufgang verpasst hatte - ich war noch nicht auf die Winterzeit eingestellt. Also knipste ich das, was mir nach Sonnenaufgang vor die Linse kam, genoss die Ruhe und Klarheit des Morgenlichts als plötzlich etwas mit hoher Geschwindigkeit auf mich zu geflogen kam. Schnell war klar, dass das Claudis Samson ist, der mich entdeckt hatte. Wir begrüßten uns herzlich, genossen alle drei die Morgenstimmung am Strand und überlegten ein letztes Mal baden zu gehen. Zurück auf dem Campingplatz, ging die Eine duschen, der Andere machte den Abwasch vom gestrigen Abend und kochte Kaffee. Das Frühstück haben wir gestrichen und zogen los, auf die Autobahn Richtung Norden, die Richtung, in der keine 18 Grad mehr sind. Wir nutzten beide die Zeit, um unserer Arbeit nachzugehen oder ließen die gemeinsamen Erlebnisse Revue passieren.
    Irgendwo in Frankreich verließen wir die Autobahn, ich betankte meinen Bus und wir suchten eine „Bulangerie“ auf. Der gemeinsame Kaffee mit Himbeertarte steht für mich für das Ende unserer gemeinsamen Reise, auch wenn es mehrere hundert Kilometer nördlich noch einen weiteren Kaffee mit herzlichem Abschied gab.
    Claudi fährt nach Hause und ich begebe mich wieder in mein Rumtreibaer-Leben, einer Mischung aus Arbeit, Reisen und menschlichen Begegnungen ...
    Okumaya devam et

  • Gün 19

    @ home

    31 Ekim 2023, Fransa ⋅ 🌙 10 °C

    Mit Schlafmaske wacht man auch erst auf wenn die Sonne ☀️ scheint. So starten der Samsi und ich sehr ausgeruht in den Tag.

    Ein letzterStrandspaziergang, ein letztes mal die Füße 🦶 in den Sand graben, die Zehen ein letztes mal ins Meer 🌊 tauchen … Hier war der Rumtreibaer auch schon unterwegs … kurz überlegen wir, den Sommer noch um einen Tag zu verlängern, ein 🛁 zu nehmen ... nein das lassen wir. Google Maps spricht von 1000 km ...

    Erste Raste nach erstem Kaffe aus der Campingküche vom Rumtreibaer, und schon sind wir unterwegs ... mit ein paar Stopps, feinen Himbeertartes, die uns kulinarisch über den Tag versorgen.
    Ein weiterer Stopp mit den berühmten Sandwiches usw ... weiterer Kaffee …

    Bei Bern beschließen wir komplett nach Hause zu fahren … es regnet, es ist kalt und vor allem dunkel ... genau 1001 km später bin ich daheim, wo mich ein richtiger Herbst empfängt #Kehrwocheamfeiertag

    Im Hegau letzte Pause und herzliche Verabschiedung vom Rumtreibaer und jeder fährt in seine eigene Richtung davon.

    Schön war die Reise. Besonders wertvoll war die Zeit, die ich mit Marie in Málaga hatte - davon haben wir viel zu wenig. Es waren Tage voller Ruhe, Zeit, Gemeinsamkeiten und Austausch.
    Die Begegnung und gemeinsame Tage mit dem Rumreibaer haben zusätzlich für eine sehr unbeschwerte Zeit gesorgt. Für viele gemeinsame Erlebnisse, Abenteuer und viele gute Gespräche.

    Arbeiten und Reisen - klappt für mich auch nur bedingt. Das werde ich so nicht nochmal versuchen … entweder das eine oder das andere ...

    Jetzt gehts ins Bett 🛌
    Okumaya devam et

  • Gün 18

    Aus(t)er(n)gewöhnlich

    30 Ekim 2023, Fransa ⋅ ☁️ 15 °C

    Samsi erwachte um halber drei in der Nacht und mit ihm Claudi - der Hund musste nochmal kacken und das mitten in der Nacht ...

    Nächstes Erwachen dann um halb neun 🕣 - duschen, was man halt so macht und gegen 11 Uhr waren wir dann unterwegs ... Rumtreibaer schickte noch einen neuen Standort für das Finale in Südfrankreich inclusive Wiedersehen.

    Noch schnell den Einkauf erledigt in irgendeinem von Google ausgespuckten Supermarkt ... hier noch ein Paar spanische Würschtle und allerhand anderes eingepackt und 2 Stunden später war ich in Leucate … ein zauberhafter Ort an der Küste Südfrankreichs. Hier hatte Rumtreibaer mir schon den Zugangscode für das günstige Campingplätzli geschickt und auch sonst schon allerhand organisiert ... nach Eingabe des Codes öffnete die Schranke ... Parzelle 176

    Eigentlich wusste ich von nichts ... nach stürmischer Begrüßung durch Samsi ging es zu Fuß in Richtig Hafen entlang des etwas stürmischen Meeres. Hier werden Austern gezüchtet und auch andere Muscheln und wer möchte bucht ein Tischli in einem der Vermarkter ... manche haben noch zum Wasser, neben den Booten eine kleine hübsche Terrasse ... Rumtreibaer recherchierte noch verschiedene Bewertungen und so landeten wir im ganz besonderen Restaurant :
    https://g.co/kgs/RTKvbJ Le Petit = +33 6 16 94 39 10

    Am Eingang freischwingende Schaukeln, alles hübsch dekoriert, viele Becken mit unterschiedlichen Muscheln 🐚, Austern 🦪 in verschiedenen Größen und Qualitäten, nach hinten dann eine sehr gut besuchte Terasse ... hier hatten wir ein reserviertes Tischli.

    Ich wollte schon immer mal Austern essen und dem Erlebnis Auster eine eigentliche Chance geben in Südfrankreich am Meer mit kaltem Wein ... ein tolles Experiment. Die Dame erklärte dem Rumtreibaer noch, dass hier alles roh auf den Tisch kommt , auch die Muscheln usw., also gab es für ihn Scampi 🍤 und für mich eine Variation von dreierlei aus dem Meer - große 🦪, mittlere Miesmuscheln und kleine Herzmuscheln … alles roh ...

    Was soll ich sagen ... Kurzfassung: es schmeckt nach Meer, Wind 💨 und ganz viel Salz 🧂- man kann da tatsächlich auch drauf rum kauen ... ich kann die Erfahrung nun auch abschließen ... es ist was tolles, was besonderes aber auch nur in so einem tollen Ambiente wie hier.

    Mittlerweile Bläst der Wind ganz ordentlich ... next Stopp: Irgendein Café am Meer - hier gibts Kaffee, Crepes mit unterschiedlichen Füllungen wie Kastanienmus- und einen ungewöhnlichen Kellner mit Tourettsydrom.

    Dann wurden die Kinder in uns wach und wir ließen bei uns verlassender Sonne noch Rumtreibaers Drachen starten ... gar nicht so einfach bei Wind und strahlenden Gesichtern - ich muss das nochmal üben ... aber Toll 😊 sowas brauch ich auch.

    Dann kamen die Würschte aus Spanien zum Einsatz und das Toastbrot - bei einsetztendem Regen 🌧️ und weiterem Wind 💨

    Danke für diesen tollen Tag am Meer 🌊 mit Austern, Weißwein, Wind 💨, Drachen 🪁 und so viel Fröhlichkeit.
    Okumaya devam et

  • Gün 18

    Wiedersehen bei Wind und Schalentieren

    30 Ekim 2023, Fransa ⋅ ☁️ 15 °C

    Heute soll es zwei Footprints geben, obwohl sich die Wege von Claudi und mir wieder gekreuzt haben. Nachdem wir beide so unterschiedlich in den Tag gestartet sind und ihn bis nach der Mittagszeit auch sehr verschieden verbracht haben, beschlossen wir, beide unsere Geschichten zur jetzt wieder gemeinsamen Reise beizutragen.
    Mein Tag begann auf dem Wohnmobilstellplatz mit gefühlt hunderten weißer Reihenhäuser. Hach, was lieben die Camper von heute doch das einfache Leben in dem eben nichts ohne vollwertiger Küche und Bad, Fernseher und Thermomix, idealerweise noch einen Pkw auf dem Anhänger, geht. Wieder einmal war ich wohl als erster wach und versuchte den Tag mit einer Dusche zu beginnen. Allerdings war der Zugang zum Duschcontainer um diese Zeit verperrt und so nutzte ich kurzerhand die Freiluftdusche am anderen Sanitärcontainer. Schließlich war ja noch keiner da und dass es dort nur kaltes Duschwasser gab, war ja nun nichts neues.
    So startete ich erfrischt in den Montag, mit Kaffee und Arbeit – also wie immer. Das heutige Wiedersehen mit Claudi wollte ich besonders gestalten und hatte in den letzten Tagen ein bisschen recherchiert. Nachdem sich unsere Wege getrennt hatten beschloss ich, Ihren Wunsch zu erfüllen, einmal in Südfrankreich am Meer zu sitzen, Austern zu schlürfen und Wein zu trinken. Meine Vorstellung hatte daraus einen abendlichen Besuch in einem schicken Restaurant gemacht, Austern schlürfend und Wein trinkend in den Sonnenuntergang zu blicken. Dazu gab es in den letzten Tagen allerlei Recherchen, Telefonate mit Restaurants und der Suche nach einem geöffneten Campingplatz in der Nähe. Wir hatten einen Treffpunkt vereinbart, der das alles vermeintlich erfüllte. Als ich dort ankam war das Austernrestaurant ein normales Lokal an einer Straße, hinter der sich die Strandpromenade auftat mit direktem Blick auf einen Toilettencontainer. Ich war froh, dass ich hier keinen Tisch reserviert hatte und fuhr direkt weiter. 30 Kilometer nördlich gab es schließlich diverse Produzenten, die ihre Austern direkt vermarkten. Lediglich der Campingplatz bereitete etwas Kopfzerbrechen, aber es gab ja notfalls einen großen Parkplatz direkt bei den Buden auf dem wir schlafen könnten. Ich vertraute den Bewertungen im Internet, besuchte die Verkaufsbuden, reservierte einen Tisch für den Nachmittag, fand einen Campingplatz, der von der Gemeinde betrieben wird und schickte Claudi den neuen Treffpunkt.
    Sie kam deutlich früher als ich erwartete an und wir fielen uns in die Arme. Nachdem das Wetter zu kalt und windig für schicke Sommerkleidchen war zogen wir in den Reise-Alltagsklamotten los. Nach einem gemütlichen Spaziergang kamen wir an und Claudi war begeistert. Wir bekamen statt des vorgesehenen Tischs einen direkt am Wasser und Claudis erstem Austernerlebnis stand nichts mehr im Weg. Es war eine unglaubliche und besondere Atmosphäre: Die Austernfischer landeten direkt um uns herum mit ihren Booten die Frischen Schalentiere an, wässerten sie und taten das, was sie jeden Tag tun. Mitten im Geschehen saßen wir, bestellten frische Austern, Muscheln und Scampis, dazu Weißwein, genossen den Blick auf´s Wasser und beobachteten das Geschehen um uns herum.
    Irgendwann waren die Teller und die Gläser leer, ein Windstoß brachte das Weinglas ins Wanken, beförderte den auf dem Tisch stehenden Aschenbecher ins Wasser und wir beobachteten, wie er in die Tiefe sank.
    Beim Spaziergang zurück zu unseren Bussen beschlossen wir, das Essen mit einem Kaffee zu beschließen, fanden das einzige um diese Jahreszeit geöffnete Lokal am Strand und genossen Kaffee, Crepes und ein Glas Wein. Auf dem Weg zum Campingplatz beobachteten wir, wie jemand Drachen steigen ließ und Claudi wünschte sich, es ihm gleich zu tun. Zufällig gehört ein Lenkdrachen zur Ausstattung meines Busses, ich holte ihn und wir hatten noch viel Spaß am Strand. Als der Regen kam zogen wir uns in den Bus zurück, warfen Claudis Bratwürste in die Pfanne und beschlossen, zwei Footprints für den Tag zu schreiben.
    Okumaya devam et

  • Gün 17

    Vom Pyrenäenstaat ans Mittelmeer

    29 Ekim 2023, Fransa ⋅ ☁️ 15 °C

    Die Nacht im Zwergstaat wurde hin und wieder durch Geräusche unterbrochen. Regelmäßig waren es Motorengeräusche, die von den Felswänden im engen Tal zurückgeworfen wurden, gegen 4 Uhr kamen grölende Mitcamper in wohl nicht ganz kontrolliertem Zustand aus der Stadt zurück und pünktlich um 6 Uhr krähte irgendwo in der Nachbarschaft ein Hahn mit einem Sportwagen um die Wette. Das beheizte Waschhaus mit heißem Wasser verbreitete ein Wohlgefühl, der frische Kaffee im Bus tat sein übriges.
    Gut gelaunt und ziemlich entspannt zog ich los, den Berg hinauf immer den Schildern mit der Aufschrift „Franca“ folgend. Wie viele Dörfer man doch in einem solch kleinen Land wie Andorra unterbringen kann, fand ich doch erstaunlich, noch mehr die Dichte und Dimension an Tankstellen. Nach einem kurzen Abstecher in einen Outletstore und eine Cafébar erfuhr ich die Ski- und Wanderorte des Fürstentums und mein Bus erklomm mühelos die Steigungen hinauf zur Port D‘Envalira auf 2.408 Meter Höhe. Selbst dort oben gibt es zwei Tankstellen, an denen sich Schlangen von Fahrzeugen mit vornehmlich französischem Kennzeichen bilden. Es war frisch und windig dort oben, aber das kennt man ja aus alpinem Gelände. Es ging hinunter nach El Pas De La Casa, einem weiteren Wintersportort auf 2081 Meter Höhe, umittelbar an der französischen Grenze und eingebettet in eine großartige Gebirgslandschaft. Hier wurde die Tankstellen kurzerhand in ein Gebäude verlegt um das Tankerlebnis ganzjährig komfortabel zu gestalten. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass der Ort wohl vor allem Franzosen ins Steuerparadies locken soll - Kapitalismus kann so einfach sein.
    Der Grenzübertritt nach Frankreich brauchte etwas Zeit, weil hier stichprobenartige Kontrollen stattfanden, was nicht verwundert.
    Unten im Tal stoppte ich für einen Besuch der Chapelle Notre Dame de Sabart, die der Legende nach auf Karl den Großen zurückgeht. Im 9. Jahrhundert wurde die Kapelle errichtet, die in ihrer Geschichte ein wichtiger Wallfahrtsort wurde. Noch heute findet am 8. September eine Pilgerfahrt zur Kapelle statt.
    Mein ursprüngliches Tagesziel war Carcassonne, die Stadt die mit ihrer mittelalterlichen Festung dem Legespiel seinen Namen gab. Doch weil ein Plan eben ein Plan ist, der sich ändern lässt, habe ich mich unterwegs entschieden, die Stadt ein anderes Mal in Ruhe zu besuchen, statt mal eben durch sie zu hetzen. Ich bin also bei nächster Gelegenheit nach Osten abgebogen, habe meine Route durch beeindruckende Landschaften der nördlichen Ausläufer der Pyrenäen, durch das wilde Tal der Aude und viele kleineren und größeren Orte, vorbei an Burgen und Ruinen und hinein in das Weinbaugebiet Longedoc-Roussillon gesucht. Irgendwo unterwegs kam ich an einem Karussell, einer Schießbude und einem Crêpestand vorbei, den ich natürlich nicht links liegen lassen konnte. Zarte Gemüter hätten sich wohl etwas weniger Fingereinsatz der Dame hinter der Crêpeplatte gewünscht, aber was soll’s. Am Ende hat es geschmeckt und die kurze Plauderei mit der Verkäuferin war auch ganz nett.
    Die Sonne versank irgendwann hinter den Bergen und tauchte die Landschaft in ein wundervolles Licht. Irgendwo am Wegesrand ließ ich mich im Weinverkauf eines der vielen Chateaux zu einer kleinen Weinprobe verführen, bevor ich die letzten Kilometer in der Dunkelheit bis ans Mittelmeer gefahren bin. Mit einem Abendessen in einem Fischrestaurant am Meer lasse ich den Abend ausklingen, spaziere durch heraufziehende Nacht zu einem Wohnmobilstellplatz innerhalb einer Freizeitanlage im Hafengebiet, auf dem ich meinen Bus geparkt hatte.
    Noch einmal schlafen, dann treffe ich Claudi wieder. Ich bin gespannt, wie es sein wird und freue mich darauf. Spannend, wenn sich Menschen, die einige Zeit einen Weg gemeinsam gegangen sind, bevor sich ihre Wege trennten, wieder sehen - und da sind sie wieder, die Begegnungen im Leben …
    Okumaya devam et

  • Gün 17

    Vida la vida

    29 Ekim 2023, Ispanya ⋅ ⛅ 17 °C

    Unser letzter Tag auf der wunderschönen Fina Molina brach an - einem ganz bezaubernden Zu Hause auf Zeit.

    Ann-Kathrin und Bert kehrten ganz happy aus Mallorca zurück - allerdings auch sehr spät in der Nacht, und schon waren sie wieder unterwegs die 2. Villa für ankommende Gäste zu richten. Auch Marie und ich waren nicht untätig - mit Podcast in den Ohren wurde Marie zur Meistergärtnerin, dann putzen 🧹 wir das Appartement und schon war`s auch schon wieder Mittag ... mit Siggi und Bernd ging's nochmal in die nette Bar - die mit den sensationellen Muscheln, dem liebevollen Ambiente und laut Marie auch dem weltbesten Negroni - denn hier schwimmt ein Blättchen Orangenschokolade im Drink 🍹

    Irgendwie haben wir uns hier richtig gut eingelebt und eine tolle Gemeinschaft gebildet.

    Während Siggi und Bernd, die Weinvorräte auffüllten, zogen Marie und ich Richtung Einkaufsladen denn heute kochen wir für alle 8 Personen ... rotes Curry mit Rind, grünes mit Scampi,🦐 allerhand Gemüse und ein paar kleinen Hilfsmitteln aus der Küche von Moritz - Kräutlein, Thaibasilikum usw. ...

    Marie und ich kochten, auf allen Flammen 🔥 und zauberten mit unserem Chefabschmecker Moritz ein durchaus annehmbares Essen. Die beiden kamen mit ganz vielen Geschenken für uns … selbstgemachte Marmeladen und noch ein Päckchen für Moritz‘ Mama, das ich so schnell wie möglich abgeben werde in Deißlingen. Der Abend war richtig schön. Lange Gespräche, intensive Momente und vor allem auch reichlich Vino ... während Jochen und Moritz vernünftig bei Zeiten das eigene Heim aufsuchten ... wurde es bei uns ganz schön spät ... es lag an den beiden lieben Gastgebern Ann-Kathrin und Bert. Auch Ann-Kathrin ließ uns nicht mit leeren Händen gehen, hier dürfen wir verschiedene Salze, andere Marmeladen mit sonnengereiften Früchten aus Almayate mit nach Hause nehmen ... aber ganz besonders reich beschenkt sind wir im Herzen ♥️ durch die schöne Zeit, die Marie und ich hier hatten.

    Dann kam die ganz böse Überraschung … der Wecker klingelte nach knapp 5 Stunden … Bus gepackt, Samsi eingepackt ... Málaga Airport, Marie abgeliefert und ich bin Richtung Barcelona unterwegs ... 2 Polizeikontrollen überstehe ich - da durchgewunken, auch den 4 fachen Kreisverkehr in Valencia ... leider klappte somit die Übernachtung nicht ... entweder alles zu oder keinen Platz ... so lenkt mich die Sehnsucht nach einer warmen Dusche🚿 und was zum Futtern nochmal komplett durch die Rushhour von Barcelona City ... eieiei, jetzt bin ich durch … wenig schlaf mit toller Abschiedsparty und 1.100 km hinterlassen heute auch ihre Spuren.

    Kochen muss ich selbst, dann gehts ins Bettchen … noch schnell meinen Standort geschickt und dann gehts auch ins Nest 🪹 ...
    Okumaya devam et

  • Gün 16

    Dem Zauber entgegen ...

    28 Ekim 2023, Andorra ⋅ ⛅ 7 °C

    Manche Orte haben eine Bedeutung, ohne dass man sie je gesehen hat. Ein solcher Ort war für mich immer schon Andorra. Den Namen verbinde ich mit etwas Zauberhaftem, obwohl das Land ganz nüchtern betrachtet nichts anderes ist, als eine Steueroase, etwa so groß wie das Bundesland Bremen, was aber immerhin größer ist als das Stadtgebiet von Köln. Möglicherweise hat Max Frisch schuld daran, oder mein Deutschlehrer im Gymnasium, der uns die Parabel mit dem Namen des Fürstentums rauf und runterdiskutieren ließ und die gesamte Schulklasse zu einem Theaterbesuch verdonnerte. So genau lässt sich das wohl nicht sagen, aber heute soll der Tag sein, an dem ich einen Abgleich mit der Realität machen kann.
    Das Zentrum des kleinen Pyrenäenstaats ist die höchstgelegene Hauptstadt Europas, Andorra La Vella, was in etwa „Andorra das Dorf“ bedeutet. Eine weitere Besonderheit ist die Regierung des Landes: Andorra ist wohl der einzige Staat der Welt, in dem zwei ausländische Amtsträger gemeinsam die Funktion des Staatsoberhauptes wahrnehmen: Der Bischof von Urgell und der franzöische Staatspräsident (in Nachfolge der Grafen von Foix) regieren in einer symbolischen Doppelherrschaft als Kofürsten. Außerdem wird ein andorranischer Regierungschef gewählt.
    Wie zu lesen ist, gab es in den 1930er Jahren einen Kurzzeitkönig in Andorra, ein russischer Immigrant und Hochstapler, der nach nur 9 Tagen Amtszeit vom Erzbischof von Urgell enttarnt wurde.
    Das Land mit solch skurrilen Geschichten, in dem sich eine Mischung aus spanischer und französischer Kultur mit atemberaubenden Landschaften und großen Skigebieten verbindet, taugt vielleicht doch für einen Märchenzauber? Ich beschloss es herauszufinden und einen Punkt meiner Bucket List aufzulösen.
    Nach meiner Wanderung am Vormittag, dem Café con leche und dem Spüldienst im Bus ging es los. Ich verließ Aínsa und beendete damit gleichzeitig meinen ersten Aufenthalt in Spanien. Die mit 216 km kürzestes Routenoption, die über diverse Pässe und durch die beeindruckende Landschaft herbstlichen Pyrenäen führte, lockte mich. Der höchste Punkt der Fahrt lag zwar „nur“ auf knapp 1.800 Meter Höhe, trotzdem erlebte ich hochalpines Gelände. Ich genoss die Fahrt, die sicher auch für eine Ausfahrt mit dem Motorrad taugen würde, das zu Hause in der Garage steht. Oder ausgerüstet mit Wanderschuhen und Rucksack etwa auf dem Fernwanderweg, der die Pyrenäen vom Atlantik bis zum Mittelmeer durchquert? Und während Ich über die passende Gesellschaft für ein solches Vorhaben nachdenke wird mir klar, dass meine Bucket List gerade wieder länger wird …
    Bei einem meiner unzähligen Fotostopps traf ich ein spanisches Paar, das sich gegenseitig vor der Felskulisse fotografierte. Ich bot an, ein gemeinsames Foto zu machen. Wir unterhielten uns kurz in einer Mischung aus spanisch, französisch und Händen und Füßen und begegneten uns noch weitere Male. Sie waren immer vor mir da und beim letzten Zusammentreffen hatten die beiden eine Brotzeit ausgepackt. Als ich mit Kamera bewaffnet aus meinem Bus stieg, ging er zu seinem Kofferraum und holte eine Melone heraus. Eine Melone aus seinem Garten wie er mir auf spanisch erklärt hat. Eine Melone, die die er mir geschenkt hat und die meinen Speiseplan bereichern wird. Es sind diese immer wieder herzlichen Begegnungen, die das Reisen so besonders machen.
    Irgendwo unterwegs hielt ich an einer Tankstelle und bedeutete dem Tankwart, er möge 10 Liter Diesel nachtanken, was er kaum glauben konnte. Er fragte zweimal nach, ob es denn nur 10 Liter sein sollen, führte den Auftrag dann aber bereitwillig aus. Schließlich wollte ich ja nicht mit einem vollen Tank im Steuerparadies ankommen.
    Nach ungezählten Kurven und mit ca. 5 Restlitern Sprit im Tank kam ich endlich an die Grenze zum Zwergstaat in den Bergen mit einem riesigen Angebot an Tankstellen. Ich tankte einmal voll, bezahlte willig die 1,448 € pro Liter, und checkte auf dem Campingplatz der Hauptstadt ein. Nach einer heißen Dusche spazierte ich in die Stadt hinüber und ließ mich in Andorra La Vella in den Abend treiben. Neben „La Noblesse du Temps“, dem 1984 von Salvador Dalí geschaffenen fünf Meter hohen Kunstwerk, welches die Vergänglichkeit der Zeit symbolisiert, fand ich einen ruhigen Platz um bei einem frisch gezapften Bier das muntere Treiben um das Werk herum zu beobachten - das so gar nicht nach Bewusstsein der Vergänglichkeit der Zeit wirkte.
    Irgendwann ging ich irgendwo zum Abendessen, ein eher zweifelhaftes Erlebnis, das in jeder anderen Tourismushochburg dieser Welt nicht anders verlaufen wäre.
    Den Rückweg zum Campingplatz trat ich in Begleitung des Mondes an, der mal hinter, mal durch die Wolken hindurch leuchtete.
    Okumaya devam et

  • Gün 16

    Zum Torre de Tou und zurück

    28 Ekim 2023, Ispanya ⋅ ☁️ 8 °C

    Und wieder ein Tag, an dem ich mich für zwei Footprints entschied. Beim Frühstück beschloss ich, den Vormittag für eine Wanderung zu nutzen. Schließlich wacht man ja nicht jedem Morgen in den südlichen Ausläufern der Pyrenäen auf. Draußen war es kalt und feucht, drinnen lief die Standheizung und das Wetter schien unbeständig zu werden. Also Mütze auf, Wasserdichte Jacke an und los. Als Ziel habe ich mir den „Torre de Tou“ ausgesucht, ein Wachturm aus dem 11. Jahrhundert, von dem aus man eine gute Aussicht auf den Mediano-Stausee hat. Dabei war es weniger der alte Turm, der mein Interesse weckte als der See, der mich irgendwie anzog. Mit einem frühen Telefonat im Headset ging es los. Ich brauchte mir nur Erlebtes anzuhören, es gab keine Rückfragen und so konnte ich entspannt die Stufen vom Parkplatz, auf dem ich die Nacht verbracht hatte, hinabsteigen, den Fluss überqueren und auf der anderen Talseite den Weg bergauf nehmen. Die Tour war mit ca. 3 Stunden angegeben, also ein gut passendes Vormittagsprogramm.
    Die Wanderung war ein munterer Wechsel zwischen ansteigenden und abfallenden Passagen, insgesamt eine gemütliche Tour, mal eher alpin, mal durch grüne Wälder, in denen sich das Licht des Morgens ausbreitete. Überall hingen Nebelschwaden zwischen den Hügeln, mal betrachtete ich sie aus der Ferne, mal musste ich hindurchwandern. Irgendwann bog ich um eine Kurve und vor mir lag der See, als glänzende Fläche im Gegenlicht. Anders als ich ihn mir vorgestellt hatte, aber auch sehr besonders. Nach ein paar Fotos entschied ich mich, direkt zum Turm aufzusteigen. Der Weg wurde anspruchsvoller, wie man es von alpinen Steigen in den Alpen gewohnt ist.
    Plötzlich, wie aus dem Nichts, donnerten mir zwei Mitdreißiger mit ihren Mountainbikes entgegen und mir wurde blitzschnell klar, dass hier nur einer ausweichen konnte um einen Zusammenstoß zu verhindern. Ich trat also zur Seite, die Jungs bedankten sich im Vorbeifliegen und ich fragte mich beim Weitergehen, ob ich versehentlich den falschen Weg eingeschlagen hatte und auf einem Trail gelandet war. Während ich so vor mich hin sinnierte bog ich um eine Kurve und vor mir stand der Torre, umgeben von einem Absperrzaun, und in dem diffusen Licht kaum ein Fotomotiv. Überhaupt war das Wetter wenig geeignet um Kalenderbilder zu machen. Ich blieb trotzdem stehen, knipste ein paar Fotos und genoss die Aussicht auf den See, die sich durch die umherziehenden Nebelschwaden immer wieder für ein paar Momente ergab. Und erneut brach wie aus dem Nichts hinter mir eine Horde, diesmal E-Mountainbike bewaffneter Männer durch den Nebel, allesamt etwa Mitte 60 und mindestens so unkontrolliert unterwegs wie die Jungs vorher. Ein beherzter Sprung ins Gebüsch rettete mich abermals, bevor weitere 4 Bikes auftauchten. Weiterwandernd frage ich mich, ob es wohl eine friedliche Koexistenz zwischen normalen Wanderern wie mir und den Radlern mit ausgeprägter Risikobereitschaft, die auf den glatten Felsen sicher nicht mal eben anhalten könnten, gelingen könnte und ob heutzutage jeder Wanderweg ein Trail sein muss. Konnte ich bei den ersten Jungs mit ihren „Biobikes“, früher waren das mal Fahrräder, noch einen gewissen sportlichen Ehrgeiz interpretieren, so habe ich mich bei den reiferen Herren doch gefragt, wem die wohl noch etwas beweisen müssen. Egal, ich werde es nie ergründen und vermutlich lohnt das auch gar nicht.
    Ob all der Gedanken war ich inzwischen oben angekommen und der Blick auf den See belohnte für den Aufstieg. Mehrere Felsnasen luden dazu ein, Instagram-Fotos à la Preikestolen zu machen, was aber mangels Fotomodell natürlich wenig Sinn machte. Also stieg ich wieder ab und die Tour zurück nach Aínsa eröffnete immer neue Ausblicke. Inzwischen waren wohl auch die anderen Menschen wach, denn mir begegneten einige wenige Wanderer, dafür umso mehr Mountainbiker, mal mit, mal ohne Motorisierung unterwegs. Wieder im Tal ging es zurück über den Rio Cinca, der mit seiner recht hoher Fließgeschwindigkeit und den bunten Bäumen am Ufer eine schöne Kulisse bildete. Jetzt noch die 149 Stufen zur Altstadt hinaufsteigen, bevor ich mich unter die Arkaden setze und mich mit einem Café con leche belohne.
    Okumaya devam et

  • Gün 15

    Ein Tag voller Rumtreibaer-Leben

    27 Ekim 2023, Ispanya ⋅ ⛅ 9 °C

    Der heutige Tag begann mit Verspätung. Ok, vermutlich war ich trotzdem der erste Bewohner des Campingplatzes der wach war. Also, raus aus dem warmen und kuscheligen Bettchen und rein ins Waschhaus. Als sich die Schiebetür meines Busses öffnet kommt mir recht frische Luft entgegen und beim Hinaustreten empfangen mich zwischen all den Lichtern des Campingplatzes – hier gibt es tatsächlich eine Beleuchtung! – die Sterne des Morgenhimmels.
    Das Waschhaus ist ein Zweckbau, der an eine Kaserne erinnert, dafür aber sehr sauber und ordentlich ist. Die einfachen Metalltüren wirken zwar nicht sehr einladend, drinnen gibt aber immerhin eine grüne Fliesenborde dem Ganzen einen freundlichen Charakter. Man hätte sich auch ein Schloss am Kabinett vorstellen können, aber es funktioniert ja auch so. Beim Anblick der „Duscharmatur“ ahne ich, dass eine Dusche in der Wüste aus dem nicht beheizten Wasserstank meines Busses, vermutlich nicht viel kälter gewesen wäre als das, was mich hier erwartet und während der ersten Temperaturprobe ging denn auch noch das Licht aus. Ich beschloss die Duschkabine zu wechseln und entschied mich diesmal für die immerhin vorhandene Behindertendusche. Hier war Platz genug für mehrere Menschen und so konnte ich unter der kalten Dusche tanzen, was den Bewegungsmelder motivierte, das Licht nicht wieder auszuschalten. Ein richtiger Freudentanz wurde es allerdings nicht, denn das Bus-Wasser wäre garantiert deutlich wärmer gewesen und so wurde aus dem vermeintlichen morgendlichen Wellnesserlebnis ein kurzes und ressourcensparendes Waschritual. Für die Klamotten, das Handtuch und was man sonst während des Reinigungsritus aufhängen will, hing an einem Wasserrohr eine Art kleiner Fleischerhaken – funktional und pragmatisch wie alles hier, auch wenn meine Phantasie in dieser großen Duschkabine beim Anblick des Hakens andere Bilder in meinen Kopf zauberte, die ich schnell verdrängte …
    Bei der Abreise begrüßte mich die Sonne über dem See nebenan. Hell strahlte mir das Licht entgegen und ich konnte gar nicht anders, als mich auf den vor mir liegenden Tag zu freuen. Ich hatte mir vorgenommen, über Huesca nach Aínsa zu fahren. Über Aisna habe ich gelesen, dass es ein schönes Städtchen mit viel Tourismus sein soll, Huesca, die zweitgrößte Stadt in Aragonien, dagegen soll ein Ort sein, der von vielen eher übersehen wird. Ich beschloss in Huesca einen Stadtspaziergang zu machen um den Ort kennenzulernen. Zeitmanagement ist alles, und so habe ich all meine Telefonate auf die „Fahrphasen“ gelegt, mir für Huesca zwei Stunden eingeplant und als Tagesziel den Tourismusort Aínsa-Sobrarbe wie er richtig heißt, als Tagesziel gewählt. Meinen Job-Jour-fix um 13 Uhr absolvierte ich brav im Bus, musste das Meeting allerdings kurz verlassen, als eine nette Politesse begann, mein Kennzeichen in ihr Smartphone zu tippen. Wir diskutierten kurz in einem Mix aus spanisch, französisch und englisch darüber, ob ich wohl das richtige Parkticket gezogen hatte. Ich war mir am Ende sicher einen Fehler gemacht zu haben, sie hat sich freudig verabschiedet und mir bedeutet, dass alles in bester Ordnung sei. Ich liebe die Verständigung ohne gemeinsamer Sprachbasis. Am Ende einigen sich zwei Menschen auf einen Nenner, den sie nie gefunden hätten, wenn sie sich wirklich sprachlich verstanden hätten. Ich finde es ist wie so oft: Kommunikation funktioniert dann, wenn man sich auf sein Gegenüber einlässt. Und was bleibt einem anderes als sich auf den Menschen einzulassen, wenn man seine Sprache nicht versteht?
    Nach dem Videocall und der Unterhaltung mit der sympathischen Politesse verließ ich die Stadt Richtung Norden. Die quirlige und sehenswerte Provinzhauptstadt Huesca lag hinter mir und die Autobahn stieg schnell an. Die Straße wurde immer steiler, die Straßenschlider zeigten erst 6, dann 8, dann mehr % Steigung an und wiesen auf der linken der beiden Spuren auf eine Mindestgeschwindigkeit von 70 km/h hin. Andere machten klar, dass man einen Sicherheitsabstand von 100 Metern zum vorausfahrenden Fahrzeug einhalten solle. Dass dies von Bedeutung sein könnte wurde mir klar, als die Straße mit gleichem Gefälle wie die Steigungen über viele Kilometer bergab führte, garniert von Notbremsspuren für die Lkws. Ich war beeindruckt, vom Autobahn- und Tunnelbau hier in den südlichen Ausläufern der Pyrenäen.
    Je weiter ich mich Aínsa-Sobrarbe näherte, umso mehr beeindruckte mich die Landschaft und ich dachte daran, die Gegend zu einer anderen Gelegenheit zu erwandern. Schließlich fühle ich im Moment eher als Scout, denn als Urlauber. Die Hauptattraktion von Aínsa, der große langgestreckte Hauptplatz Plaza Mayor versank kurz nach meiner Ankunft im Regen, was ein wohliges Geimeinschaftsgefühl bei denen aufkommen ließ, die unter den umliegenden Arkaden Schutz suchten. Das Telefon klingelte und meine Tochter erzählte mir von ihrem Urlaub in Panama, während ich durch das abendliche Aínsa schlenderte und eine Lokalität für das Abendessen suchte. Zurück auf dem Wohnmobilstellplatz frage ich mich, weshalb die "Weißware" ausgerechnet neben meinem Bus parkt, obwohl ein paar Meter weiter Platz genug wäre ... scheint eine Art Kuschelbedürfnis unter Campern zu sein.
    Okumaya devam et

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