📍 Bolivia Read more
  • Day 72–73

    Weingenuss in Tarija

    May 10 in Bolivia ⋅ ☀️ 31 °C

    Bolivien ist immer wieder für eine Überraschung gut. Wir erfahren, dass sich um Tarija gerade eine aufstrebende Weinregion bildet, die zu den höchstgelegenen Weinbaugebieten der Welt zählt. Wir werden zwar in Argentinien sicherlich noch genug Wein geniessen, aber da uns die bolivianischen Weine auf der Salar Uyuni Tour gefielen und wir sonst noch nie von Bolivien als Weinland gehört haben, entscheiden wir uns für einen Abstecher nach Tarija.

    Nach einer kurzen aber erholsamen Nacht verlassen wir bereits um 9 Uhr Tupiza in Richtung Tarija. Die Busfahrt dauert gut 4 Stunden und führt uns durch spektakuläre Berglandschaften auf einer schmalen ungeteerten Strasse. In Tarija angekommen, fällt uns als Erstes das angenehm milde Klima auf, das sich wie die perfekte Mischung aus Rurrenabaque und La Paz anfühlt. Auch die Stadt gefällt uns mit ihren schmalen sauberen Strassen, den vielen Parks und den grösstenteils fertigen und verputzten Gebäuden. Letzteres ist in Bolivien keine Selbstverständlichkeit, da man anscheinend für fast jeden fertigen Teil eines Gebäudes Steuern zahlen muss. Dach fertig? Steuern. Fenster drin? Steuern. Mauern verputzt? Steuern. Das führt dazu, dass viele Gebäude extra halbfertig gelassen werden, was dem Ortsbild natürlich keinen Gefallen tut. Auch sonst scheint Tarija irgendwie anders zu sein, als die bisherigen bolivianischen Städte, die wir besucht haben. Wir haben Mühe das Spanisch zu verstehen und auch die Speisen muten eher argentinisch an. Und tatsächlich war Tarija mit seinen heute 230'000 Einwohnern lange Zeit ein Teil von Argentinien, bevor es 1899 Bolivien zugesprochen wurde.

    Am nächsten Tag steht nach einem ausgiebigen Brunch und Wäsche waschen eine Weintour ins Valle De Conceptión an. Zu unserem Erstaunen sind die meisten Teilnehmenden bolivianische Touristen. Unser Guide Rafael hat sogar seine Gitarre dabei und so wird im Auto ein bolivianisches Volkslied nach dem anderen gesungen. Wir degustieren insgesamt 15 Weine und Singani, Boliviens Nationaldestillat aus weissen Alexandria Trauben. Die Bolivianer lieben anscheinend süsse Weine und einige sind uns dann wirklich zu süss. Andere hingegen schmecken uns sehr gut und wir werden in der Schweiz die Augen nach ihnen offen halten. Nach der Tour gehen wir mit den anderen Teilnehmenden noch spontan essen und lassen den Abend in guter Gesellschaft ausklingen.

    Tarija gehört auf jeden Fall auf unsere Liste von Orten, an die wir irgendwann zurückkommen wollen. Leider müssen wir morgen bereits nach Argentinien weiterreisen, denn wir haben noch einiges vor!
    Read more

  • Day 71

    Tour Salar De Uyuni Tag 3/3

    May 9 in Bolivia ⋅ 🌬 23 °C

    Nach einer kalten Nacht sind wir froh über die aufgehende Sonne. Der letzte Tag unserer Tour startet mit einem Besuch einer weiteren Lagune, der Laguna Verde, ganz im Südwesten Boliviens gleich an der Grenze zu Chile. Dort machen wir einige Gruppenfotos und posieren mit der bolivianischen Flagge vor dem Vulkan Licancabur, bevor sich diejenigen verabschieden, die über die Grenze nach Chile weiterreisen.

    Für uns beginnt der lange Rückweg nach Uyuni. Das Mittagessen wird in einem kleinen Dorf serviert und wir nutzen die Zeit davor und danach um die nebenan grasenden Lamas zu bestaunen. Ein weiterer Halt führt uns in eine faszinierende Felslandschaft, wo die Einheimischen in den Felsformationen allerlei Figuren erkennen. Carlos erzählt uns stolz, dass er hier seinen eigenen Felsen hat, was wir belächeln bis wir den Felsen mit der verblüffenden Ähnlichkeit entdecken.

    Nach einem platten Reifen und einigen kleineren weiteren Pannen erreichen wir in der Abenddämmerung Uyuni. Insgesamt haben wir in den letzten 3 Tagen 1200km auf meist unbefestigten oder nichtexistenten Strassen zurückgelegt und sind froh wieder zurück in der Zivilisation zu sein.

    Die letzten Tage waren toll, wir haben magische Landschaften gesehen und neue Freunde gewonnen, von denen wir einige sehr wahrscheinlich auch bald wiedersehen. Carlos war als Guide wunderbar enthusiastisch und inspirierend. Wir verlassen das Auto in Uyuni mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Für uns ist der Tag aber noch nicht gelaufen, denn um 20 Uhr fährt bereits unser Bus für läppische 3 Stunden nach Tupiza, wo wir den Rest der Nacht im Hotel Mitru verbringen werden. Wir freuen uns jetzt schon auf ein eigenes Zimmer und eine heisse Dusche.
    Read more

  • Day 70

    Tour Salar De Uyuni Tag 2/3

    May 8 in Bolivia ⋅ 🌬 9 °C

    Die erste Nacht auf unserer Tour haben wir in einem Salzhotel verbracht. In dieser Gegend werden Salzblöcke aus dem Boden ausgeschnitten und als Baumaterial für Wände, Betten, Tische, Stühle und Dekoration verwendet. Auch wenn es reizvoll ist, sollte man dieses Salz aber nicht kosten, weil es ungesunde Mineralien und Bakterien enthält.

    Nach einem köstlichen Frühstück fahren wir los. Die Landschaft hat sich gegenüber gestern komplett verändert. Wir haben die Salzwüste hinter uns gelassen und fahren nun durch eine karge Steinlandschaft mit markanten Felsen und durch mit spärlichem Gras bewachsene Täler. Immer wieder sehen wir Gruppen von Lamas und wilden Vicuñas, schaffen es aber leider trotz aller Bemühungen nicht eines zu streicheln.

    Wir fahren weiter in die Wüste Siloli, wo viele der Felsen seltsame, fast ausserirdisch anmutende Formen haben. Wir lernen, dass in dieser Gegend starker Wind herrscht und es im Winter öfters mal richtig kalt wird. Die Form der Felsen ist das Resultat von starker Winderosion in Kombination mit häufiger Frostsprengung. Ein beeindruckendes Resultat davon ist eine ca. 6m hohe Felsformation, die steinerner Baum genannt wird.

    Auf dem weiteren Weg stoppen wir bei mehreren Lagunen, wo wir Flamingos beobachten. Besonders beeindruckend für uns ist die magisch anmutende Laguna Colorada. Wir sehen junge Flamingos, die zu unserem Erstaunen nicht pink sondern braun sind, und Carlos erzählt uns, dass die Pinke Farbe erst später durch die Nahrung kommt.

    Gegen Ende des Tages erreichen wir mit 5200 Höhenmeter den höchsten Punkt unserer Tour auf einem Vulkan, die Sol de Mañana Geysire. Überall zischt es und es liegt ein Schwefelgeruch in der Luft. Es ist beeindruckend, wie nahe wir an die Dampfwolken herantreten können wo man sozusagen direkt in die brodelnde Erde hinabblickt.

    Nach dem Abendessen in der Unterkunft in Polques folgt ein weiterer Höhepunkt. Wir sind zwar wieder auf 4400m abgestiegen, aber gleich vor der Unterkunft gibt es heisse Quellen. Wir verbringen den Abend dort und geniessen den klaren Sternenhimmel, während uns Carlos mit seinem Laserpointer die Sternzeichen des südlichen Himmels erklärt.
    Read more

  • Day 68–69

    Tour Salar De Uyuni Tag 1/3

    May 6 in Bolivia ⋅ ☀️ 15 °C

    Um 6:30 kommen wir in Uyuni an. Das Städtchen schläft noch, einzig ein Rudel Hunde durchstöbert einen Müllhaufen in der Mitte einer Strassenkreuzung. Wir checken in unserer Unterkunft Eucalyptus Uyuni ein und geniessen eine warme Dusche und etwas Schlaf. Am Nachmittag erkunden wir den Ort, aber das Minenstädchen mit seinen breiten staubigen Strassen und den vielen halbfertigen Gebäuden gefällt uns nicht sonderlich. Uyuni ist nicht umsonst vor allem als Portal zu den fantastischen Salzwüsten bekannt.

    Nach einer erholsamen Nacht holt uns Carlos von Red Planet Expeditions am Vormittag ab. Die nächsten 3 Tage werden wir ohne Internet das bolivianische Hochland mit seinen Naturspektakeln erkunden. Unsere Gruppe aus 11 Touristen aus aller Welt teilt sich auf zwei Geländewagen auf und los gehts.

    Die erste Station ist ein Zugfriedhof entlang einer schnurrgeraden Eisenbahnlinie, wo mehrmals wöchentlich ein Zug die Schätze aus den umliegenden Minen nach Chile oder ins bolivianische Inland bringt. Mit der Elektrifizierung der Linie entstand der Zugfriedhof, der heute ein Foto- und Kletterparadies ist. In den letzten Jahren bildete sich hier ausserdem eine beeindruckende kleine Szene für Metallkunst mit meterhohen Skulpturen.

    Danach fahren wir in die weltbekannten Salt Flats, eine 11'000 km2 grosse topfebene Salzwüste, die so sureal ist, dass es schwer zu beschreiben ist. Es ist das Ende der Regenzeit und immer wieder finden wir riesige Pfützen aus 1-2cm tiefem spiegelglattem Wasser, die ideal sind für Spiegelfotos. Wo es trocken ist, toben wir uns kreativ mit optischen Illusionen aus. Durch die komplett flache Landschaft fehlt die Tiefenwahrnehmung, was lustige Fotos ermöglicht.

    Der letzte Stopp für heute ist die Isla Incahuasi, eine "Insel" im Zentrum der Salzwüste wo riesige Kakteen wachsen. Wir erklettern den höchsten Punkt und geniessen von hier aus den Sonnenuntergang und die Aussicht auf diese magische Landschaft.
    Read more

  • Day 65–67

    Zurück in La Paz

    May 3 in Bolivia ⋅ ☀️ 14 °C

    Die Reise im Nachtbus von Rurrenabaque nach La Paz führt wieder zurück über spektakuläre unbefestigte Strassen, wobei durch das Schwanken vom Bus fast Achterbahngefühle aufkommen. Wir lassen uns in den Schlaf wiegen. Am frühen Morgen staunen wir nicht schlecht, als wir am Startpunkt unserer Death Road Tour vorbeifahren und dort jetzt Schnee liegt.

    In La Paz angekommen beziehen wir ganz bünzlig wieder dieselbe Unterkunft wie letztes Mal, nur sind die riesigen Zimmer im Consulado jetzt etwas sehr kühl. Wir sind müde von der Reise und verziehen uns erstmal unter die Decke. Am Abend gehen wir mit einem anderen Schweizer Paar essen, das wir im Dschungel kennengelernt haben und das lustigerweise in Birmensdorf wohnt. Die Welt ist klein.

    Auch am nächsten Tag nehmen wir es gemütlich. Zwar haben wir kein Problem mit der Höhe, aber die Umstellung vom tropischen Klima macht uns dennoch müde. Wir schlendern etwas durch die Stadt und besuchen am Abend eine Food Tour. Der Treffpunkt dafür ist auf einem gigantischen Platz vor der beeindruckenden Basilica de San Francisco. Um uns herum wird getanzt und diverse Künstler performen vor Menschentrauben mit hunderten Leuten. Diese Stadt ist unglaublich lebendig und trotz der teils fast chaotischen Menschenmassen fühlen wir uns sicher und geniessen den kulinarischen Abend. Wir erfahren, dass die Bolivianer 5 Mal am Tag essen, was, gemäss unserem Guide, mit der Höhenanpassung zusammenhängt. Die Bolivianer in La Paz hätten tendenziell einen breiten Brustkorb, ein verhältnismässig grosses Herz und einen schnellen Kreislauf, alles Anpassungen an die Höhe und Treiber für einen gesunden Appetit. Die bolivianische Küche ist vielleicht nicht sehr ausgefeilt, dafür aber sehr herzhaft mit viel Fleisch und Kohlenhydraten von Dutzenden unterschiedlichen Kartoffel- und Maissorten.

    Am dritten und letzten Tag in La Paz geniessen wir nochmals die Seilbahnen und kaufen erste Souveniers in den idyllischen Marktstrassen. Kurz bevor wir uns auf den Weg zum Bus Terminal machen, fahren wir im Dunkeln nochmals mit der Seilbahn nach El Alto hoch und werden mit einem märchenhaften Lichtermeer belohnt. Heute Nacht verbringen wir wiedermal auf Achse mit dem Ziel Uyuni.
    Read more

  • Day 62–64

    Chalalan Ecolodge

    April 30 in Bolivia ⋅ ☁️ 33 °C

    Der neue Tag beginnt aufregend, denn Hanna und Nelson haben Brüllaffen in der Umgebung gehört. Gleich nach dem Morgenessen marschieren wir los und entdecken eine Familie der Brüllaffen nahe der Lodge im Baum. Leider haben wir unsere Handys vergessen, aber ein anderes Touristenpaar wird uns hoffentlich irgendwann ihre Fotos schicken.

    Die Chalalan Ecolodge liegt gleich am See Chalalan, was in der einheimischen Sprache Echo bedeutet. Wir probieren das auf einer morgendlichen Kanufahrt aus und sind erstaunt über das starke Echo, schliesslich sind wir vor allem von Bäumen umgeben. Lautlos gleiten wir über das Wasser und beobachten viele verschiedene Vogelarten. Zu unseren Lieblingen gehören die blau-gelben und die rot-grünen Papageien, denen wir beim Nestbau und beim Knacken von Nüssen zuschauen können. Sie gehören zu den lautesten Dschungelbewohnern und es klingt immer so, als wären sie im Streit etwas am ausdiskutieren. Danach unternehmen wir wieder eine längere Tour durch den Dschungel und sehen leider während Stunden keine grösseren Tiere. Auf dem Rückweg hören wir dann plötzlich lautes Rascheln und Quietschen und Nelson führt uns zur Quelle. Eine grosse Gruppe Totenkopfäffchen mit ein paar Kapuzineräffchen dazwischen turnt durch die Bäume auf der Suche nach Früchten und Insekten. Plötzlich stehen wir mitten im Getümmel und wo man auch hinschaut turnen und springen Äffchen über unsere Köpfe. Was für ein tolles Erlebnis!

    Am Nachmittag gehen wir es locker an. Nach einer Fahrt über den See erklimmen wir ein paar hundert Höhenmeter zu einem Aussichtspunkt. Die Hitze und Feuchtigkeit machen jeden Schritt doppelt so anstrengend, aber schlussendlich kommen wir oben an und sind von der Aussicht beeindruckt. Wir schauen über den See weit hinaus über endlose Baumkronen bis zu den massiven Gebirgszügen. Weit und breit keine Siedlung oder Strasse, wir sind wirklich mitten im Nirgendwo. Auf dem Rückweg hören wir es am Seerand wieder rascheln und entdecken dieselbe Gruppe Totenkopfäffchen vom Morgen, wie sie sich am Ufer entlang schwingen. Mit dem Kanu gleiten wir lautlos heran und sind schlussendlich nur wenige Meter von ihnen entfernt. Überall wimmelt es von Affen, die spielen, springen, Früchte knacken oder uns neugierig beobachten. Nach einer halben Stunde zieht die Gruppe weiter landeinwärts und wir machen uns auf den Rückweg. Nach einem weiteren fantastischen Abendessen gehen wir schlafen. Wir können das Essen gar nicht genug loben, es ist einfach fantastisch und wird von der Köchin mit einem Strahlen serviert.

    Gegen Abend geht es nochmals mit dem Kanu auf den See, denn nun sind die Kaimane aktiv. Wir beobachten ein grosses Exemplar, das knapp an unserer Nussschale vorbeischwimmt. Ein ziemlich mulmiges Gefühl überkommt uns, aber wir vertrauen Nelson. Als Ausgleich sehen wir dann noch einen niedlichen Babykaiman. Als die Sonne verschwindet bewundern wir den intensivsten Sternenhimmel, den wir je gesehen haben. Zum Schluss zeigt uns Nelson mit seiner Taschenlampe noch, wieviele Kaimane es in diesem See gibt. Die Augen der Kaimane reflektieren nämlich glühend rot, wenn sie angeschienen werden, selbst in grosser Distanz und durchs Gebüsch. Überall am Uferrand sehen wir rote Punkte und wir sind erleichtert, als wir wieder festen Boden unter den Füssen haben.

    Nach einer weiteren erholsamen Nacht steht bereits der letzte Tag an. Nach einer letzten kurzen Wanderung, packen wir auch schon unsere Sachen und verabschieden uns. Der Rückweg auf dem Fluss dauert mit der Strömung nur 3 Stunden und bereits am Nachmittag sind wir zurück in Rurrenabaque in unserem Hostel. Wir sind jetzt wieder in der Zivilisation, wo Hitze und Feuchtigkeit mit den Strassen und Gebäuden noch etwas unangenehmer sind als im Dschungel. Am Abend kühlt es etwas ab, wir geniessen ein kühles Bier und erfreuen uns an der süssen aber leicht dööflich aussehenden Katze. Morgen geht es mit dem Nachtbus zurück nach La Paz, wo wir uns für einige Tage wieder an die Höhe gewöhnen wollen.
    Read more

  • Day 60–61

    Auf in den bolivianischen Dschungel

    April 28 in Bolivia ⋅ ☁️ 31 °C

    Es ist soweit, wir fahren in den Dschungel! Um 8 Uhr holt uns Nelson, unser Guide für die nächsten Tage, im Hostel ab und wir machen uns auf den Weg zum nahegelegenen Flussufer des Río Alto Beni.

    Auf einem kleinen Boot fahren wir gut 2 Stunden lang den Río Alto Beni hoch, vorbei an einer Dschungellandschaft wie aus dem Bilderbuch. Wir passieren den Eingang zum Madidi Nationalpark, eine beeindruckende Schneise durch eine zerklüftete Hügelkette, bevor wir auf den Fluss Truichi einbiegen, der uns bis zur Chalalan Lodge bringen wird. Truichi ist kleiner aber deutlich lebendiger als sein grosser Bruder, mal hundert Meter breit gemächlich glatt fliessend, mal rasant mit schnellen Stromschnellen und mal verzweigt mit mehreren Armen mit paradiesischen Inselchen. Wir befinden uns zwar am Ende der Regenzeit, aber anscheinend hat es dieses Jahr so wenig geregnet, dass der Wasserstand des Flusses gut 1m tiefer liegt als normal. Das ist ein Problem, denn das trübe Tropenwasser verbirgt alles, was bereits wenige Zentimeter unter Wasser liegt, auch den Flussboden. Daher sitzt ein gutgelaunter Mann vorne im Boot und prüft alle paar Sekunden mit seinem Stock die Wassertiefe. Die Handkommunikation mit dem Kapitän hinten im Boot und das plötzliche Gewusel, sobald die Wassertiefe plötzlich rasant abnimmt , sind unterhaltsam. An einigen Stellen benötigen wir mehrere Anläufe um einen Weg mit genug Tiefe zu finden. Nelson erklärt uns, dass die Dörfer in der Gegend grosse Sorgen haben, dass ihr einziger Verkehrsweg bald nicht mehr befahrbar ist, was ihre Lebensgrundlage akut gefährdet. Das ist traurigerweise eine Geschichte, die wir nicht das erste Mal hören auf unserer Reise. Nach gut 5 Stunden steigen wir aus dem Boot und erreichen nach einem halbstündigen Fussmarsch schliesslich die Chalanan Ecolodge, unsere Unterkunft für die kommenden Tage. Unser Zimmer ist geräumig und konsequent mit Moskitonetzen abgedichtet, aber trotzdem bemerken wir bereits nach kurzer Zeit, dass das Dachgefüge vielen Lebewesen eine Heimat ist. Es raschelt und knackt und wir sind froh, dass über unseren Betten wertige Moskitonetze hängen.

    Uns bleibt nicht viel Zeit, die Geräusche genauer zu untersuchen, denn Nelson holt uns bereits für die erste Dschungelwanderung ab. Nelson lebt einige Kilometer entfernt in der einheimischen Gemeinschaft San José de Uchupiamonas und ist seit Eröffnung der Lodge vor 25 Jahren hier Guide. Wir erfahren, dass die Lodge komplett von den Einheimischen verwaltet wird und der Gewinn beispielsweise in Schulmaterial oder medizinische Ausrüstung fliesst. Wir entscheiden uns Nelson zu vertrauen und sind erleichtert, dass das Geld von unserem, im Vergleich zu anderen Anbietern doch eher teuren, Aufenthalt anscheinend sinnvoll eingesetzt wird. Auf der weiteren Wanderung erklärt und zeigt uns Nelson immer wieder Dinge, an denen wir sonst achtlos vorbeigelaufen wären. Hier gibt es wandernde Palmen, die auf Stelzenwurzeln stehen und neue Wurzeln immer in Richtung Licht bilden, so dass sie über die Jahre ihre Position wechseln. Als wir eine unscheinbare Frucht knacken, entdecken wir drin versteckt Baumwolle und als Nelson plötzlich auf einen unscheinbaren Baumstamm zeigt benötigen wir einige Sekunden um die gut getarnte Zikade zu entdecken. Das Klima ist heiss, feucht und dutzende Moskitos begleiten uns auf Schritt und Tritt. Speziell Marc benötigt noch etwas Anpassungszeit, besteht aber darauf, dass er sich besser fühlt als er aussieht. Nach einem fantastischen Abendessen startet die erste Nacht mit einem ungebetenen Überraschungsgast, einer Kakerlake, auf Hannas Bett. Wir spannen schnell unsere Netze auf und geniessen die Geräusche des Urwalds zum Einschlafen.

    Am nächsten Tag unternehmen wir eine grössere Tour, wobei wir uns auch mal mit der Machete den Weg bahnen und barfuss durch Flüsse waten. Nelson erkennt jeden Vogel am Gesang und hat zu jeder Ameisenart und Pflanze etwas zu erzählen. Wir lernen, dass wir uns von der bis zu 1cm grossen tropischen Riesenameise fernhalten sollten, weil ihr Stich extrem schmerzhaft ist, weshalb sie auf Englisch treffenderweise Bullet Ant genannt wird. Langsam etabliert sich eine Routine, zu der auch gehört immer den Boden zu kontrollieren, bevor man stehen bleibt um Vögel oder Affen zu beobachten. Als Highlight vom Tag finden wir schliesslich eine Gruppe Klammeraffen, auch Spider Monkeys genannt, die ihren Schwanz sozusagen als zusätzlichen Arm nutzen können und sich dadurch extrem fliessend durch die Bäume bewegen können. Als der Anführer der Gruppe uns bemerkt, schüttelt er wie verrückt Äste um uns mit dem Geräusch einzuschüchtern. Immer wieder verharrt er einige Sekunden um zu schauen ob wir schon Angst haben, bevor er weiterschüttelt. Wir finden das jedoch eher niedlich und er tut uns fast etwas leid. Und so lassen wir die Affen in Ruhe und kehren zurück. Nach dem Abendessen steht ein kurzer Nachtspaziergang mit Taschenlampe an. Der Dschungel ist in der Nacht ein unheimlicher Ort und ohne Licht erkennt man die Hand vor dem Gesicht nicht. Wir sehen Hunderfüsser auf der Jagd und Tausendfüsser am Fressen und entdecken sogar Taranteln, die in ihren Erdhöhlen auf Beute warten. Was für ein toller Tag!
    Read more

  • Day 58–59

    Von Coroico nach Rurrenabaque

    April 26 in Bolivia ⋅ ☁️ 24 °C

    Das 12'000 Seelen Städtchen Coroico liegt auf 1'500m. Wir geniessen am Morgen nicht nur die wunderbare Aussicht über die grünen Täler, sondern entdecken auch den üppigen Garten unserer Unterkunft Villa Bonita. Ninfa, unsere Gastgeberin, zeigt uns stolz von Orangen über Bananen bis Kaffee was hier alles wächst. Es ist nicht zu kühl und nicht zu heiss, und so erholen wir uns den ganzen Tag in diesem grünen Paradies von den gestrigen Strapazen. Einzig die Dusche sorgt für etwas Kopfzerbrechen. Wir haben im Vorfeld viel über die bolivianischen Duschen gelesen, die Heisswasser direkt im Duschkopf durch einen Stromdraht im Wasser produzieren sollen. Das mag grundsätzlich funktionieren, aber für uns sind die Drähte dann doch etwas zu nahe am Wasser und schlecht isoliert. Wir entfernen die Sicherung und geniessen eine kalte Dusche.

    Am Nachmittag erwartet uns ein Taxi, das uns nach Yolosita bringt. Von hier aus wollen wir einen Nachtbus ins 330km entfernte Rurrenabaque, dem Sprungbrett in den Dschungel, nehmen. Wir warten und warten. Es dunkelt langsam ein aber der Bus kommt immernoch nicht. Einige Einheimische fragen uns schon etwas besorgt, wo wir denn hinwollen, aber wir haben die Hoffnung noch nicht verloren. 2 Stunden Verspätung sind doch ganz normal. Und siehe da, plötzlich fährt unser Bus doch noch ein und wir sind unterwegs. Es ist heiss, stickig und es liegt ein Schweissgeruch in der Luft. Klimaanlagen gibt es in bolivianischen Bussen nicht wirklich. Trotzdem dösen wir langsam weg und werden nur geweckt, wenn der Busfahrer mal wieder mit einem Affenzahn eine Kurve schneidet oder als wir wegen einem Platten plötzlich halten müssen. Wir sind froh um die Nachtfahrt, denn einige Passagen erinnern uns stark ab die Death Road und wir sind froh, dass unser Bus beim Kreuzen hangseitig steht. Mal schauen wie das auf der Rückfahrt dann wird.

    In Rurrenabaque herrscht tropisches Klima und obwohl wir uns so wenig wie möglich bewegen, tropft der Schweiss. Wir sind erschöpft vom der unruhigen Nachtfahrt und verbringen den Tag im Hostel El Curichal. Morgen werden wir für eine viertägige Dschungeltour abgeholt. Wir werden voraussichtlich kein Internet haben und daher keine Updates posten, sollten aber spätestens am 2. Mai von der Chalalan Ecolodge zurück sein.
    Read more

  • Day 57

    Camino De La Muerte

    April 25 in Bolivia ⋅ ⛅ 17 °C

    Im Morgengrauen steht unser Guide Willy an der Hotelreception, denn heute steht Mountain Biking auf dem Programm. Wir wollen die weltbekannte Death Road, auch Camino De La Muerte genannt, erleben.

    Diese 69km lange Strasse war lange Zeit die einzige Verbindung zwischen La Paz und der 3500 Höhenmeter tiefer gelegenen Yungas Region. Kaum breiter als 3 Meter und einem Feldweg ähnlicher als einer Strasse, schlängelt sich die Death Road entlang von steilen Hängen von einer kargen Berglandschaft hinunter bis in ein feuchtes Klima mit üppiger Vegetation. Immer mal wieder quert ein Bächlein von einem Wasserfall die Strasse und über lange Strecken geht es talwärts hunderte Meter senkrecht bergab, natürlich ohne Geländer oder Leitplanken. Ihren Namen hat sich diese Strasse gleich mehrfach verdient. Einerseits durch die vielen paraguayanischen Gefangenen, die nach dem Chaco Krieg beim Bau ihr Leben verloren, und andererseits durch die 200-500 jährlichen Verkehrstoten vor 2006. Seit 2006 gibt es endlich eine alternative Verbindung und seither wird die Death Road fast nicht mehr befahren.

    Und diese Strasse fahren wir heute mit einem Mountain Bike hinunter. Willy erklärt uns einige Regeln, kleidet uns komplett in Schutzausrüstung ein und dann geht es auf 4600m Höhe auch schon los. Die ersten Kilometer sind asphaltiert und perfekt dazu geeignet, sich ans Fahrrad zu gewöhnen. Im zweiten Teil erleben wir die Death Road dann so, wie man sie von den Bildern her kennt. Wir sind beide etwas nervös und fahren konzentriert über loses Geröll, durch kleinere Bäche und rutschigen Schlamm. Ab und an lösen wir den Blick vom Boden vor uns um die Landschaft zu bewundern, bis uns bewusst wird, dass es 2m links von uns einfach senkrecht runtergeht. Wir fühlen uns bei Willy gut aufgehoben, denn er baut viele Stopps ein, wo er jeweils die Herausforderungen und Regeln für den kommenden Streckenabschnitt erklärt. Und wenn wir mal etwas sehr langsam fahren, macht er keinen Druck, sondern unterstützt das.

    Als wir unten am Ziel ankommen, stossen wir erschöpft aber glücklich mit der gesamten Gruppe an. Danach geht es für uns weiter ins nahegelegene Städtchen Coroico, wo wir in der Villa Bonita die Nacht verbringen bevor es Morgen weiter in Richtung Dschungel geht.
    Read more

  • Day 54–56

    La Paz

    April 22 in Bolivia ⋅ ☀️ 21 °C

    La Paz ist eine verrückte Stadt, die uns in den letzten 3 Tagen ans Herz gewachsen ist. Sie ist laut, chaotisch, vielerorts ärmlich und weder charmant noch schön. Und trotzdem hat diese Stadt viel zu bieten.

    Da ist einerseits das weltweit längste Seilbahnnetz, Mi Teleférico. Es erstreckt sich momentan über 30km mit 10 Linien und 26 Stationen und ist ein alltägliches Transportmittel wie bei uns Bahn und Bus. Wir verbringen einen ganzen Nachmittag damit über verschiedene Stadtteile zu gleiten, während unten das hektische Leben stattfindet. Jede Gondel verfügt über Solarpanels und anscheinend kann das Netzwerk so günstig betrieben werden, dass eine Fahrt pro Linie gerade mal 2 Bolivianos kostet, also etwa 20 Rappen. Wir sind begeistert davon, wie schnell und komfortabel man damit in dieser riesigen Stadt rumkommt, und verstehen nicht, wieso nicht viel mehr Städte das ausprobieren.

    Natürlich nehmen wir auch in La Paz an einer Free Walking Tour teil, die es in sich hat. Wir erfahren viel über die tragikomischen Ereignisse der noch relativ jungen Geschichte der bolivianischen Demokratie, die wir hier unmöglich gebührend wiedergeben können. Wir empfehlen allen wärmsten eine kurze Internetrecherche, denn ein fiktiver Krimi könnte nicht spannender sein. Da plündern Präsidenten die Nationalbank bevor sie sich in die USA absetzen, nur um einige Jahre später zurückzukommen und wiedergewählt zu werden. Da will ein wütender Mob das Gebäude des Präsidenten stürmen, der daraufhin die Armee aufbietet um mit Scharfschützen in die Menge zu schiessen, was wiederum die Polizei dazu bewegt zum Schutz der Bevölkerung eigene Scharfschützen gegen die Armee einzusetzen. Gemäss unserem Guide ist die Bevölkerung heute politisch so gespalten wie nie und er prophezeit kriegsähnliche Zustände für die kommende Wahl 2025. Wir schlucken nur leer als wir das hören.

    La Paz ist die drittgrösste Stadt Boliviens. Die Zweitgrösste heisst El Alto und grenzt direkt an La Paz auf einem Hochplateau auf 4000m. Entstanden ist El Alto, weil sich arme Menschen zunehmends kein Leben in La Paz leisten konnten und daher gehört El Alto zu den Gebieten mit der grössten Armut. Hier erkunden wir auf unserer Walking Tour die bekannten Hexenmärkte, wo allerlei Opfergaben von speziellen Schamanen dem Geist der Natur, Pachamama, geopfert werden. Einzige Berufsqualifikation für Schamanen ist übrigens mindestens einmal vom Blitz getroffen worden zu sein. Wir erfahren, dass unter praktisch jedem Haus ein Lamababy einbetoniert ist. Diese werden geopfert, damit deren Geist Pachamama täuscht und glauben lässt, das Gebäude sei Teil ihrer Natur und müsse darum beschützt werden. Bei grösseren Gebäuden müsse auch mal ein Mensch dafür herhalten, was aber bei all den Obdachlosen kein Problem sei, erklärt unser Guide und erfreut sich an unseren entsetzten Gesichtern. Ob das nun ein Scherz war oder nicht, lässt er offen.

    Es gäbe von den 3 Tagen in La Paz noch viele weitere Geschichten zu erzählen, die ein halbes Buch füllen, und den Rahmen hier sprengen würden. Nur soviel: Uns geht es gut und wir freuen uns auf die kommende Woche im Dschungel. Danach werden wir nochmals einige Tage in La Paz verbringen. Wir freuen uns schon.
    Read more

Join us:

FindPenguins for iOSFindPenguins for Android