• Gün 62–64

    Chalalan Ecolodge

    30 Nisan, Bolivya ⋅ ☁️ 33 °C

    Der neue Tag beginnt aufregend, denn Hanna und Nelson haben Brüllaffen in der Umgebung gehört. Gleich nach dem Morgenessen marschieren wir los und entdecken eine Familie der Brüllaffen nahe der Lodge im Baum. Leider haben wir unsere Handys vergessen, aber ein anderes Touristenpaar wird uns hoffentlich irgendwann ihre Fotos schicken.

    Die Chalalan Ecolodge liegt gleich am See Chalalan, was in der einheimischen Sprache Echo bedeutet. Wir probieren das auf einer morgendlichen Kanufahrt aus und sind erstaunt über das starke Echo, schliesslich sind wir vor allem von Bäumen umgeben. Lautlos gleiten wir über das Wasser und beobachten viele verschiedene Vogelarten. Zu unseren Lieblingen gehören die blau-gelben und die rot-grünen Papageien, denen wir beim Nestbau und beim Knacken von Nüssen zuschauen können. Sie gehören zu den lautesten Dschungelbewohnern und es klingt immer so, als wären sie im Streit etwas am ausdiskutieren. Danach unternehmen wir wieder eine längere Tour durch den Dschungel und sehen leider während Stunden keine grösseren Tiere. Auf dem Rückweg hören wir dann plötzlich lautes Rascheln und Quietschen und Nelson führt uns zur Quelle. Eine grosse Gruppe Totenkopfäffchen mit ein paar Kapuzineräffchen dazwischen turnt durch die Bäume auf der Suche nach Früchten und Insekten. Plötzlich stehen wir mitten im Getümmel und wo man auch hinschaut turnen und springen Äffchen über unsere Köpfe. Was für ein tolles Erlebnis!

    Am Nachmittag gehen wir es locker an. Nach einer Fahrt über den See erklimmen wir ein paar hundert Höhenmeter zu einem Aussichtspunkt. Die Hitze und Feuchtigkeit machen jeden Schritt doppelt so anstrengend, aber schlussendlich kommen wir oben an und sind von der Aussicht beeindruckt. Wir schauen über den See weit hinaus über endlose Baumkronen bis zu den massiven Gebirgszügen. Weit und breit keine Siedlung oder Strasse, wir sind wirklich mitten im Nirgendwo. Auf dem Rückweg hören wir es am Seerand wieder rascheln und entdecken dieselbe Gruppe Totenkopfäffchen vom Morgen, wie sie sich am Ufer entlang schwingen. Mit dem Kanu gleiten wir lautlos heran und sind schlussendlich nur wenige Meter von ihnen entfernt. Überall wimmelt es von Affen, die spielen, springen, Früchte knacken oder uns neugierig beobachten. Nach einer halben Stunde zieht die Gruppe weiter landeinwärts und wir machen uns auf den Rückweg. Nach einem weiteren fantastischen Abendessen gehen wir schlafen. Wir können das Essen gar nicht genug loben, es ist einfach fantastisch und wird von der Köchin mit einem Strahlen serviert.

    Gegen Abend geht es nochmals mit dem Kanu auf den See, denn nun sind die Kaimane aktiv. Wir beobachten ein grosses Exemplar, das knapp an unserer Nussschale vorbeischwimmt. Ein ziemlich mulmiges Gefühl überkommt uns, aber wir vertrauen Nelson. Als Ausgleich sehen wir dann noch einen niedlichen Babykaiman. Als die Sonne verschwindet bewundern wir den intensivsten Sternenhimmel, den wir je gesehen haben. Zum Schluss zeigt uns Nelson mit seiner Taschenlampe noch, wieviele Kaimane es in diesem See gibt. Die Augen der Kaimane reflektieren nämlich glühend rot, wenn sie angeschienen werden, selbst in grosser Distanz und durchs Gebüsch. Überall am Uferrand sehen wir rote Punkte und wir sind erleichtert, als wir wieder festen Boden unter den Füssen haben.

    Nach einer weiteren erholsamen Nacht steht bereits der letzte Tag an. Nach einer letzten kurzen Wanderung, packen wir auch schon unsere Sachen und verabschieden uns. Der Rückweg auf dem Fluss dauert mit der Strömung nur 3 Stunden und bereits am Nachmittag sind wir zurück in Rurrenabaque in unserem Hostel. Wir sind jetzt wieder in der Zivilisation, wo Hitze und Feuchtigkeit mit den Strassen und Gebäuden noch etwas unangenehmer sind als im Dschungel. Am Abend kühlt es etwas ab, wir geniessen ein kühles Bier und erfreuen uns an der süssen aber leicht dööflich aussehenden Katze. Morgen geht es mit dem Nachtbus zurück nach La Paz, wo wir uns für einige Tage wieder an die Höhe gewöhnen wollen.
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  • Gün 60–61

    Auf in den bolivianischen Dschungel

    28 Nisan, Bolivya ⋅ ☁️ 31 °C

    Es ist soweit, wir fahren in den Dschungel! Um 8 Uhr holt uns Nelson, unser Guide für die nächsten Tage, im Hostel ab und wir machen uns auf den Weg zum nahegelegenen Flussufer des Río Alto Beni.

    Auf einem kleinen Boot fahren wir gut 2 Stunden lang den Río Alto Beni hoch, vorbei an einer Dschungellandschaft wie aus dem Bilderbuch. Wir passieren den Eingang zum Madidi Nationalpark, eine beeindruckende Schneise durch eine zerklüftete Hügelkette, bevor wir auf den Fluss Truichi einbiegen, der uns bis zur Chalalan Lodge bringen wird. Truichi ist kleiner aber deutlich lebendiger als sein grosser Bruder, mal hundert Meter breit gemächlich glatt fliessend, mal rasant mit schnellen Stromschnellen und mal verzweigt mit mehreren Armen mit paradiesischen Inselchen. Wir befinden uns zwar am Ende der Regenzeit, aber anscheinend hat es dieses Jahr so wenig geregnet, dass der Wasserstand des Flusses gut 1m tiefer liegt als normal. Das ist ein Problem, denn das trübe Tropenwasser verbirgt alles, was bereits wenige Zentimeter unter Wasser liegt, auch den Flussboden. Daher sitzt ein gutgelaunter Mann vorne im Boot und prüft alle paar Sekunden mit seinem Stock die Wassertiefe. Die Handkommunikation mit dem Kapitän hinten im Boot und das plötzliche Gewusel, sobald die Wassertiefe plötzlich rasant abnimmt , sind unterhaltsam. An einigen Stellen benötigen wir mehrere Anläufe um einen Weg mit genug Tiefe zu finden. Nelson erklärt uns, dass die Dörfer in der Gegend grosse Sorgen haben, dass ihr einziger Verkehrsweg bald nicht mehr befahrbar ist, was ihre Lebensgrundlage akut gefährdet. Das ist traurigerweise eine Geschichte, die wir nicht das erste Mal hören auf unserer Reise. Nach gut 5 Stunden steigen wir aus dem Boot und erreichen nach einem halbstündigen Fussmarsch schliesslich die Chalanan Ecolodge, unsere Unterkunft für die kommenden Tage. Unser Zimmer ist geräumig und konsequent mit Moskitonetzen abgedichtet, aber trotzdem bemerken wir bereits nach kurzer Zeit, dass das Dachgefüge vielen Lebewesen eine Heimat ist. Es raschelt und knackt und wir sind froh, dass über unseren Betten wertige Moskitonetze hängen.

    Uns bleibt nicht viel Zeit, die Geräusche genauer zu untersuchen, denn Nelson holt uns bereits für die erste Dschungelwanderung ab. Nelson lebt einige Kilometer entfernt in der einheimischen Gemeinschaft San José de Uchupiamonas und ist seit Eröffnung der Lodge vor 25 Jahren hier Guide. Wir erfahren, dass die Lodge komplett von den Einheimischen verwaltet wird und der Gewinn beispielsweise in Schulmaterial oder medizinische Ausrüstung fliesst. Wir entscheiden uns Nelson zu vertrauen und sind erleichtert, dass das Geld von unserem, im Vergleich zu anderen Anbietern doch eher teuren, Aufenthalt anscheinend sinnvoll eingesetzt wird. Auf der weiteren Wanderung erklärt und zeigt uns Nelson immer wieder Dinge, an denen wir sonst achtlos vorbeigelaufen wären. Hier gibt es wandernde Palmen, die auf Stelzenwurzeln stehen und neue Wurzeln immer in Richtung Licht bilden, so dass sie über die Jahre ihre Position wechseln. Als wir eine unscheinbare Frucht knacken, entdecken wir drin versteckt Baumwolle und als Nelson plötzlich auf einen unscheinbaren Baumstamm zeigt benötigen wir einige Sekunden um die gut getarnte Zikade zu entdecken. Das Klima ist heiss, feucht und dutzende Moskitos begleiten uns auf Schritt und Tritt. Speziell Marc benötigt noch etwas Anpassungszeit, besteht aber darauf, dass er sich besser fühlt als er aussieht. Nach einem fantastischen Abendessen startet die erste Nacht mit einem ungebetenen Überraschungsgast, einer Kakerlake, auf Hannas Bett. Wir spannen schnell unsere Netze auf und geniessen die Geräusche des Urwalds zum Einschlafen.

    Am nächsten Tag unternehmen wir eine grössere Tour, wobei wir uns auch mal mit der Machete den Weg bahnen und barfuss durch Flüsse waten. Nelson erkennt jeden Vogel am Gesang und hat zu jeder Ameisenart und Pflanze etwas zu erzählen. Wir lernen, dass wir uns von der bis zu 1cm grossen tropischen Riesenameise fernhalten sollten, weil ihr Stich extrem schmerzhaft ist, weshalb sie auf Englisch treffenderweise Bullet Ant genannt wird. Langsam etabliert sich eine Routine, zu der auch gehört immer den Boden zu kontrollieren, bevor man stehen bleibt um Vögel oder Affen zu beobachten. Als Highlight vom Tag finden wir schliesslich eine Gruppe Klammeraffen, auch Spider Monkeys genannt, die ihren Schwanz sozusagen als zusätzlichen Arm nutzen können und sich dadurch extrem fliessend durch die Bäume bewegen können. Als der Anführer der Gruppe uns bemerkt, schüttelt er wie verrückt Äste um uns mit dem Geräusch einzuschüchtern. Immer wieder verharrt er einige Sekunden um zu schauen ob wir schon Angst haben, bevor er weiterschüttelt. Wir finden das jedoch eher niedlich und er tut uns fast etwas leid. Und so lassen wir die Affen in Ruhe und kehren zurück. Nach dem Abendessen steht ein kurzer Nachtspaziergang mit Taschenlampe an. Der Dschungel ist in der Nacht ein unheimlicher Ort und ohne Licht erkennt man die Hand vor dem Gesicht nicht. Wir sehen Hunderfüsser auf der Jagd und Tausendfüsser am Fressen und entdecken sogar Taranteln, die in ihren Erdhöhlen auf Beute warten. Was für ein toller Tag!
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  • Gün 58–59

    Von Coroico nach Rurrenabaque

    26 Nisan, Bolivya ⋅ ☁️ 24 °C

    Das 12'000 Seelen Städtchen Coroico liegt auf 1'500m. Wir geniessen am Morgen nicht nur die wunderbare Aussicht über die grünen Täler, sondern entdecken auch den üppigen Garten unserer Unterkunft Villa Bonita. Ninfa, unsere Gastgeberin, zeigt uns stolz von Orangen über Bananen bis Kaffee was hier alles wächst. Es ist nicht zu kühl und nicht zu heiss, und so erholen wir uns den ganzen Tag in diesem grünen Paradies von den gestrigen Strapazen. Einzig die Dusche sorgt für etwas Kopfzerbrechen. Wir haben im Vorfeld viel über die bolivianischen Duschen gelesen, die Heisswasser direkt im Duschkopf durch einen Stromdraht im Wasser produzieren sollen. Das mag grundsätzlich funktionieren, aber für uns sind die Drähte dann doch etwas zu nahe am Wasser und schlecht isoliert. Wir entfernen die Sicherung und geniessen eine kalte Dusche.

    Am Nachmittag erwartet uns ein Taxi, das uns nach Yolosita bringt. Von hier aus wollen wir einen Nachtbus ins 330km entfernte Rurrenabaque, dem Sprungbrett in den Dschungel, nehmen. Wir warten und warten. Es dunkelt langsam ein aber der Bus kommt immernoch nicht. Einige Einheimische fragen uns schon etwas besorgt, wo wir denn hinwollen, aber wir haben die Hoffnung noch nicht verloren. 2 Stunden Verspätung sind doch ganz normal. Und siehe da, plötzlich fährt unser Bus doch noch ein und wir sind unterwegs. Es ist heiss, stickig und es liegt ein Schweissgeruch in der Luft. Klimaanlagen gibt es in bolivianischen Bussen nicht wirklich. Trotzdem dösen wir langsam weg und werden nur geweckt, wenn der Busfahrer mal wieder mit einem Affenzahn eine Kurve schneidet oder als wir wegen einem Platten plötzlich halten müssen. Wir sind froh um die Nachtfahrt, denn einige Passagen erinnern uns stark ab die Death Road und wir sind froh, dass unser Bus beim Kreuzen hangseitig steht. Mal schauen wie das auf der Rückfahrt dann wird.

    In Rurrenabaque herrscht tropisches Klima und obwohl wir uns so wenig wie möglich bewegen, tropft der Schweiss. Wir sind erschöpft vom der unruhigen Nachtfahrt und verbringen den Tag im Hostel El Curichal. Morgen werden wir für eine viertägige Dschungeltour abgeholt. Wir werden voraussichtlich kein Internet haben und daher keine Updates posten, sollten aber spätestens am 2. Mai von der Chalalan Ecolodge zurück sein.
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  • Gün 57

    Camino De La Muerte

    25 Nisan, Bolivya ⋅ ⛅ 17 °C

    Im Morgengrauen steht unser Guide Willy an der Hotelreception, denn heute steht Mountain Biking auf dem Programm. Wir wollen die weltbekannte Death Road, auch Camino De La Muerte genannt, erleben.

    Diese 69km lange Strasse war lange Zeit die einzige Verbindung zwischen La Paz und der 3500 Höhenmeter tiefer gelegenen Yungas Region. Kaum breiter als 3 Meter und einem Feldweg ähnlicher als einer Strasse, schlängelt sich die Death Road entlang von steilen Hängen von einer kargen Berglandschaft hinunter bis in ein feuchtes Klima mit üppiger Vegetation. Immer mal wieder quert ein Bächlein von einem Wasserfall die Strasse und über lange Strecken geht es talwärts hunderte Meter senkrecht bergab, natürlich ohne Geländer oder Leitplanken. Ihren Namen hat sich diese Strasse gleich mehrfach verdient. Einerseits durch die vielen paraguayanischen Gefangenen, die nach dem Chaco Krieg beim Bau ihr Leben verloren, und andererseits durch die 200-500 jährlichen Verkehrstoten vor 2006. Seit 2006 gibt es endlich eine alternative Verbindung und seither wird die Death Road fast nicht mehr befahren.

    Und diese Strasse fahren wir heute mit einem Mountain Bike hinunter. Willy erklärt uns einige Regeln, kleidet uns komplett in Schutzausrüstung ein und dann geht es auf 4600m Höhe auch schon los. Die ersten Kilometer sind asphaltiert und perfekt dazu geeignet, sich ans Fahrrad zu gewöhnen. Im zweiten Teil erleben wir die Death Road dann so, wie man sie von den Bildern her kennt. Wir sind beide etwas nervös und fahren konzentriert über loses Geröll, durch kleinere Bäche und rutschigen Schlamm. Ab und an lösen wir den Blick vom Boden vor uns um die Landschaft zu bewundern, bis uns bewusst wird, dass es 2m links von uns einfach senkrecht runtergeht. Wir fühlen uns bei Willy gut aufgehoben, denn er baut viele Stopps ein, wo er jeweils die Herausforderungen und Regeln für den kommenden Streckenabschnitt erklärt. Und wenn wir mal etwas sehr langsam fahren, macht er keinen Druck, sondern unterstützt das.

    Als wir unten am Ziel ankommen, stossen wir erschöpft aber glücklich mit der gesamten Gruppe an. Danach geht es für uns weiter ins nahegelegene Städtchen Coroico, wo wir in der Villa Bonita die Nacht verbringen bevor es Morgen weiter in Richtung Dschungel geht.
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  • Gün 54–56

    La Paz

    22 Nisan, Bolivya ⋅ ☀️ 21 °C

    La Paz ist eine verrückte Stadt, die uns in den letzten 3 Tagen ans Herz gewachsen ist. Sie ist laut, chaotisch, vielerorts ärmlich und weder charmant noch schön. Und trotzdem hat diese Stadt viel zu bieten.

    Da ist einerseits das weltweit längste Seilbahnnetz, Mi Teleférico. Es erstreckt sich momentan über 30km mit 10 Linien und 26 Stationen und ist ein alltägliches Transportmittel wie bei uns Bahn und Bus. Wir verbringen einen ganzen Nachmittag damit über verschiedene Stadtteile zu gleiten, während unten das hektische Leben stattfindet. Jede Gondel verfügt über Solarpanels und anscheinend kann das Netzwerk so günstig betrieben werden, dass eine Fahrt pro Linie gerade mal 2 Bolivianos kostet, also etwa 20 Rappen. Wir sind begeistert davon, wie schnell und komfortabel man damit in dieser riesigen Stadt rumkommt, und verstehen nicht, wieso nicht viel mehr Städte das ausprobieren.

    Natürlich nehmen wir auch in La Paz an einer Free Walking Tour teil, die es in sich hat. Wir erfahren viel über die tragikomischen Ereignisse der noch relativ jungen Geschichte der bolivianischen Demokratie, die wir hier unmöglich gebührend wiedergeben können. Wir empfehlen allen wärmsten eine kurze Internetrecherche, denn ein fiktiver Krimi könnte nicht spannender sein. Da plündern Präsidenten die Nationalbank bevor sie sich in die USA absetzen, nur um einige Jahre später zurückzukommen und wiedergewählt zu werden. Da will ein wütender Mob das Gebäude des Präsidenten stürmen, der daraufhin die Armee aufbietet um mit Scharfschützen in die Menge zu schiessen, was wiederum die Polizei dazu bewegt zum Schutz der Bevölkerung eigene Scharfschützen gegen die Armee einzusetzen. Gemäss unserem Guide ist die Bevölkerung heute politisch so gespalten wie nie und er prophezeit kriegsähnliche Zustände für die kommende Wahl 2025. Wir schlucken nur leer als wir das hören.

    La Paz ist die drittgrösste Stadt Boliviens. Die Zweitgrösste heisst El Alto und grenzt direkt an La Paz auf einem Hochplateau auf 4000m. Entstanden ist El Alto, weil sich arme Menschen zunehmends kein Leben in La Paz leisten konnten und daher gehört El Alto zu den Gebieten mit der grössten Armut. Hier erkunden wir auf unserer Walking Tour die bekannten Hexenmärkte, wo allerlei Opfergaben von speziellen Schamanen dem Geist der Natur, Pachamama, geopfert werden. Einzige Berufsqualifikation für Schamanen ist übrigens mindestens einmal vom Blitz getroffen worden zu sein. Wir erfahren, dass unter praktisch jedem Haus ein Lamababy einbetoniert ist. Diese werden geopfert, damit deren Geist Pachamama täuscht und glauben lässt, das Gebäude sei Teil ihrer Natur und müsse darum beschützt werden. Bei grösseren Gebäuden müsse auch mal ein Mensch dafür herhalten, was aber bei all den Obdachlosen kein Problem sei, erklärt unser Guide und erfreut sich an unseren entsetzten Gesichtern. Ob das nun ein Scherz war oder nicht, lässt er offen.

    Es gäbe von den 3 Tagen in La Paz noch viele weitere Geschichten zu erzählen, die ein halbes Buch füllen, und den Rahmen hier sprengen würden. Nur soviel: Uns geht es gut und wir freuen uns auf die kommende Woche im Dschungel. Danach werden wir nochmals einige Tage in La Paz verbringen. Wir freuen uns schon.
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  • Gün 53

    Reise nach La Paz

    21 Nisan, Bolivya ⋅ ⛅ 18 °C

    Heute ist wiedermal ein Reisetag. Nach dem Frühstück wartet bereits die Fähre, die uns von Isla Del Sol zurück zum Festland nach Copacabana bringt. Wie üblich wird der verfügbare Platz bis aufs Letzte ausgereizt und so sitzen wir auf improvisierten Plastikstühlen in der Mitte des Bootes zwischen den eigentlichen Sitzreihen.

    Am frühen Nachmittag startet die 4 stündige Busfahrt nach La Paz, wo wir die kommenden Tage verbringen wollen. Alles verläuft problemlos, nur manchmal fährt der Bus mit einer derartigen Geschwindigkeit in die Kurven der engen holprigen Strassen, dass wir kurz leer schlucken müssen. Irgendwann hält der Bus und alle Passagiere steigen aus. Nach einer netten Extraaufforderung steigen auch wir aus und sehen sogleich wieso. Vor uns herrscht reger Fährbetrieb, denn hier müssen wir eine Seeenge queren. Der Bus wird auf ein Fährfloss verladen, bei dessen Anblick wir froh sind, dass wir Passagiere auf ein separates Boot müssen.

    Die Weiterfahrt verläuft ruhig und bald schon fahren wir in La Paz ein. Diese drittgrösste Stadt Boliviens füllt ein ganzes Tal aus und wächst auf allen Seiten die Berghänge hoch. Das resultiert in einem wahnsinnig beeindruckenden Stadtbild, das sich über sagenhafte 1000 Höhenmeter zwischen 3000m und 4000m erstreckt. Seit einigen Jahren besitzt La Paz auch ein Netzwerk von 10 Seilbahnen mit über 30 Stationen, das die einzelnen Quartiere verbindet. Für Marc als Luftseilbahnliebhaber ein Traum.

    Als wir in unserer Unterkunft El Consulado ankommen, staunen wir nicht schlecht. Unser Zimmer ist riesig und mit massiven Holzmöbeln eingerichtet. Der Name scheint Programm zu sein, denn wie wir erfahren war das Gebäude früher wirklich ein Konsulat. Genaueres erfahren wir hoffentlich in den nächsten Tagen, für heute sind wir reisemüde und geniessen erstmal das grosse bequeme Bett.
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  • Gün 52

    Isla Del Sol

    20 Nisan, Bolivya ⋅ ☀️ 13 °C

    Wir werden von Sonnenstrahlen geweckt, es ist wiedermal ein sonniger Tag. Von unserer Terrasse aus beobachten wir das geschäftige Treiben am Hafen der Isla Del Sol. Die ersten Fährboote werden bereits beladen und Esel transportieren Gepäck die enge Gasse hinauf in zahlreiche Lodges. Das grösste Dorf der Insel, Yumami, liegt nämlich gut 200m höher als der Hafen.

    Mit 15 Quadratkilometern ist die Insel zwar die grösste im Titicacasee, aber immernoch klein genug um sie in einem Tag zu umwandern. Da wir den Morgen etwas zu gemütlich nehmen, begnügen wir uns aber mit einer kleineren Tour. Nur schon die vielen Treppenstufen zum Dorf hinauf haben es in sich. Wir haben uns zwar gut an die Höhe akklimatisiert, keuchen aber bei körperlicher Anstrengung doch noch schneller als uns lieb ist wie eine Dampflok. Die Aussicht ist atemraubend, denn hinter dem See erheben sich majestätisch schneebedeckte Berge am Horizont. Bedenkt man, dass wir uns gerade auf 4000m befinden, lässt sich erahnen wie unglaublich hoch diese Berge sein müssen.

    Nach einigen Stunden sind wir zurück in Yunami und geniessen in einem abgelegenen Restaurant im Wald eine wohlverdiente Pizza und eine Lasagne. Nicht gerade bolivianisch, aber jetzt genau das Richtige. Als die Sonne untergeht, bekommen wir sogar eine Kerze auf den Tisch, weil das Restaurant kein Licht hat. Nach diesem Candlelight Dinner steigen wir die vielen Treppenstufen wieder runter zu unserer Unterkunft am Hafen und fallen erschöpft aber satt und glücklich ins Bett.
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  • Gün 51

    Auf Copacabanas Hausberg

    19 Nisan, Bolivya ⋅ ☀️ 13 °C

    Am Morgen erkunden wir das Städchen Copacabana und werden damit leider nicht wirklich warm. Alles wirkt irgendwie verlottert und die wenigen Restaurants scheinen immer leer zu sein. Unser Gastgeber Henry erzählt uns wir hart Copacabana vom Ausbleiben der Touristen während Covid getroffen wurde und dass man sich erst langsam erhole. Vielleicht müssen wir uns auch einfach noch daran gewöhnen in Bolivien zu sein, einem der ärmsten Länder Südamerikas.

    Henry empfiehlt uns den Aufstieg zum Cerro Calvario, einem Aussichtspunkt auf einem nahegelegenen Hügel. Es sei eine sehr einfache Route von einer knappen Stunde. Wir fragen uns in der Stadt durch und finden schliesslich ein vielversprechendes Schild, das entlang von einem unscheinbaren überwachsenen Pfad in Richtung Hang zeigt. Der Weg wird immer steiler und bald klettern wir über Felsen fast senkrecht den Hang rauf. Zum Glück ist es trocken mit angenehmem Wetter, denn einige Male müssen wir unserer Trittsicherheit fast mehr vertrauen als uns lieb ist. Nach fast zwei Stunden und mehreren Irrwegen, kommen wir schliesslich oben an. Zu unserem Erstaunen ist der Aussichtspunkt gut ausgebaut mit Sitzbänken, Marktständen und religiösen Gebäuden. Erst nach einer längeren Pause entdecken wir auf der anderen Seite eine breite Steintreppe, die über tausende Stufen runterführt. Jetzt wissen wir, welchen Weg Henry wohl meinte.

    Am Nachmittag nehmen wir eine Fähre zur nahegelegenen Isla Del Sol, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden.
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  • Gün 50

    Von den Uros nach Bolivien

    18 Nisan, Bolivya ⋅ ☁️ 13 °C

    Unser heutiges Ziel ist das Städchen Copacabana in Bolivien, das ebenfalls am Ufer vom Titicacasee liegt. Leider fahren alle Touristenbussen dorthin nur einmal täglich um 6 Uhr in der Früh, was für uns nicht in Frage kommt. Darum entscheiden wir uns wie die Einheimischen in Collectivos zu reisen. Das sind Minibusse ohne Komfort, die jeweils abfahren wenn sie voll sind.

    Nach dem Frühstück bringen uns Isaac und Gladis mit dem Boot ans Festland in Puno. Nach einer herzlichen Verabschiedung machen wir uns auf den Weg zum Collectivo Terminal. Wir fragen uns durch und sitzen schon nach kurzer Zeit in einem Büsschen nach Yunguyo an der Grenze. Nach gut 45min sind alle Plätze besetzt und wir fahren los.

    Die Fahrt sollte eigentlich nur 2 Stunden dauern, aber plötzlich staut es wegen einem Unfall. Im Bus entbrennt eine Diskussion zwischen den einheimischen Mitfahrern und dem Fahrer, worauf wir eine alternative Schotterstrasse nehmen, die zu unserer Freude aber bald wieder auf eine ausgebaute Überlandstrasse einbiegt. Alles gut soweit. Plötzlich staut es wieder und wir entdecken, dass es vor uns Strassenarbeiten gibt. Es stellt sich heraus, dass jeweils nur für ein paar Minuten Autos durchgelassen werden, bevor die Strasse für die nächsten 2 Stunden komplett gesperrt wird. Da wir es gerade nicht durchschaffen, entsteht eine hitzige Diskussion zwischen Fahrer und Bauarbeiter mit vielen Zwischenrufen der Mitfahrenden. Leider bringt es nichts, an den 2 Stunden Sperrzeit ist nicht zu rütteln. Nach einigen Diskussionen scheint man sich auf eine weitere Schotterstrasse geeinigt zu haben, die quer durchs peruanische Hinterland führt. Auch hier staut es nochmals, weil einige Autos stecken bleiben, aber unser Fahrer zieht mit viel Elan an der Kolonne vorbei. Schlussendlich kommen wir mit massiver Verspätung an, aber immerhin bekamen wir noch einen Einblick in die wunderschöne wilde peruanische Landwirtschaftsgegend abseits der Hauptstrassen.

    Im Gegensatz dazu verläuft die restliche Reise reibungslos. In weniger als 5 Minuten sind wir über die Grenze und bald schon beziehen wir unsere Unterkunft, die etwas höher am Hang liegt als erwartet. Den Abend verbringen wir in Copacobana mit der Suche nach Geldautomat, Simkarte, Abendessen und dem Kauf von Wasserflaschen. Wir sind gut in Bolivien angekommen!
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  • Gün 49

    Bei den Uros auf dem Titicacasee

    17 Nisan, Peru ⋅ ☀️ 15 °C

    Trotz der Kälte schlafen wir sehr gut und erwachen mit einer wunderschönen Aussicht auf den Titicacasee. Isaac begrüsst uns und hat bereits Frühstück zubereitet. Wir sehen die menschengemachte schwimmende Insel erstmals bei Tageslicht und sind beeindruckt. Fast alles ist hier aus getrocknetem Schilf, vom angenehm federnden Boden über die Hütten bis zu kunstvollen Skulpturen. Wir entdecken sogar eine Hundehütte aus Schilf.

    Nach dem Frühstück erklärt uns Isaac seine Geschichte und diejenige seiner Kultur, der Uros. Zuerst erklärt er uns, dass der Name Titicaca soviel wie grauer Puma bedeutet. Als er die Kartenansicht vom See auf den Kopf stellt, erkennen wir tatsächlich die Form einer Raubkatze die mit ihren Krallen einen Hasen erlegt. Ob die Uros vor hunderten von Jahren schon eine derartige Luftsicht auf den See hatten um daraus den Namen abzuleiten bezweifeln wir zwar ein bisschen, aber andererseits sind wir auch von hohen Bergen umgeben. Auch ist ihm wichtig, dass der Name nicht TitiCaCa sondern TitiKaKa ausgesprochen wird, was wir uns natürlich zu Herzen nehmen.

    Isaac erklärt uns anhand eines Miniaturmodells wie diese schwimmenden Inseln aufgebaut sind. Alles steht und fällt mit dem Schilf, das in 1-2m tiefem Wasser wächst und dessen Wurzeln schwimmen. Diese Wurzeln werden mit Sägen in grosse Blöcke herausgeschnitten, auf den See transportiert und zu schwimmenden Inseln zusammengemacht. Danach wird schichtweise bis zu 1m Schilf darauf gelegt. Weil das Schilf sich nach und nach zersetzt, muss laufend neues Schilf nachgelegt werden. Eine Arbeit, die die ganze Familie laufend beschäftigt. Folglich müssen auch die Schilfhäuser immer mal wieder verschoben werden, damit der Boden aufgefrischt werden kann. Auch die traditionellen beeindruckenden Boote aus Schilf, die heute noch fürs Fischen verwendet werden, müssen alle paar Jahre erneuert werden. Es gibt also immer etwas zu tun. So wird über den Zeitraum von etwa 40 Jahren die gesamte Insel einmal erneuert. Die Insel sei sozusagen das Geschenk seines Grossvaters an seinen Vater gewesen und das Geschenk seines Vaters an ihn. Und so arbeitet Isaac heute jeden Tag mit seiner Frau Gladis daran, die Insel eines Tages in gutem Zustand an seinen Sohn Antonio weiterzugeben.

    Danach nimmt uns Isaac mit zum Fischen. Er fängt leider nur 3 kleine Fische und wir kommen auf die Veränderungen der letzten Jahrzehnte zu sprechen. Früher habe sein Vater kiloweise Fische gefangen, aber heute gebe es wegen übermässiger Fischerei und der Verschmutzung durch grosse Städte nicht mehr so viele Fische. Etwas anderes macht ihm aber noch mehr Sorgen: Der Wasserstand des Sees ist trotz Ende der Regenzeit so tief wie noch nie, gut 1m tiefer als normal, erklärt Isaac. Bei der Grösse des Sees ist das ein ungeheurer Wasserverlust. Für die Uros ist das ein Problem, weil das Schilf in den Untiefen nicht mehr wachsen kann, was sozusagen ihr Baumaterialvorrat bedroht. Tatsächlich gibt es Prognosen, dass die Uros in den kommenden Jahrzehnten aufgrund dieser klimatischen Änderungen dazu gezwungen sein werden, ihre Lebensweise drastisch zu ändern. Das von Isaac zu hören, stimmt uns nachdenklich und traurig. Müsste man die Geschichten solcher Schicksale vielleicht sichtbarer machen, um endlich auch den hinterletzten Zweifler von der Geschwindigkeit und den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels zu überzeugen?
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