Von Storlien nach Gløshaug Kirke, über die Polargrenze bis zum Nordkap Read more
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  • Day 1

    Trondheim Airport

    August 6, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 17 °C

    Gute Traditionen soll man fortführen! Weiter also geht’s mit der E1-Fernwanderei! Wie üblich zu dieser Jahreszeit bin ich wieder Richtung Norden unterwegs.
    Heute ging‘s per Flugzeug von Hamburg via Bergen nach Trondheim. Mit einer kleinen Turbo-Prop-Maschinen der Airline Widerøe. Die Anreise war nicht nur äußerst pünktlich, sondern auch sehr angenehm. Mein gut verpackter Rucksack wurde pfleglich behandelt; ich hätte ihn sogar direkt an der Maschine abgeben können. Wo gibt es das noch?
    Einziger Wermutstropfen: das Gepäck musste in Bergen erneut eingecheckt werden. Hätte mich nicht ein freundlicher Mitreisender darauf hingewiesen, mein Rucksack würde wohl noch immer in Bergen auf dem Förderband rotieren … In HH meinte man beim Check In, das Gepäck würde durchgeleitet. Nun, alles gut gegangen.
    Direkt am Flughafen übernachte ich, erst morgen fährt mich der Zug recht früh zum Ausgangspunkt der Wanderung. Das obligatorische lokale Bier ist hier sündhaft teuer und der Burger eine große Einzahlung auf‘s Kalorienkonto, von dem ich in den nächsten Tagen vermutlich eher Abhebungen machen werde. Schließlich muss ich für mehrere Tage meine Verpflegung mitschleppen.
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  • Day 2

    Storlien

    August 7, 2023 in Sweden ⋅ 🌧 14 °C

    Der Blick aus dem Hotelfenster auf das Rollfeld des Flugplatzes verheißt nichts Gutes. Es pladdert heftig. Oh, ich hab grad so gar keine Lust auf‘s Wandern!
    Nun, zunächst geht’s mit dem Zug gemütlich, warm und vor allem trocken nach Storlien. Das 100-Seelen - Dorf liegt knapp hinter der Grenze in Schweden und bildet den Terminus meiner letztjährigen E1‘-Nordtour. Nun will ich hier andocken und den Weg gen Norden fortsetzen (s. https://www.michael-wandert.de/e1-nord-trøndelag/)
    Doch erst einmal gibt es Frühstück. Im Hotell Le Ski natürlich, das seine große Zeit vermutlich im Winter zur Skisaison hat, denn Storlien ist ein kleiner Wintersportort. Hier logierte ich zum Abschluss und nun sitze ich am selben Tisch und beobachte, wie die Regentropfen ans Fenster klopfen. Wenn nur dieser Dauerregen nicht wäre!
    Ich ziehe den ersten Joker dieser Tour - und checke ein für eine Nacht. Alles in Ruhe starten, der Trail kann warten. Ganz spontan kommt das nicht, sondern ist eine meiner Plan B - Varianten, die ich mir für diese Tour zurecht gelegt habe.
    Das Zimmer ist bezugsfertig, so kann der ungewohnt schwere Rucksack im Trocknen bleiben, während ich in voller Regenmontur zu einer kleinen Erkundungstour aufbreche. Das Åstarper Moor ist nicht weit und gibt mir Gelegenheit, zu schauen, wie hoch das Wasser steht nach all dem Regen, der die vergangenen Wochen hier bereits nieder ging.
    Es wird eine kleine, aber feine Tour (Komoot Link: https://www.komoot.de/tour/1247837458?ref=itd), die ich so schön gar nicht erwartet hatte. Planken überbrücken die feuchtesten Moorstellen, aber lange nicht alle. Das Wasser steht hoch, die Planken liegen teils unter Wasser - aber es geht. Die neuen Stiefel bleiben innen trocken. Ein kleines Abenteuer und ein gutes Gefühl. Ich kalkuliere, ich kann morgen hoch ins Fjäll bzw. Fjell wandern. Bei aller Vor- und Umsicht. Es sind keine guten Bedingungen in diesem Sommer für das Wandern hier oben. Wir werden sehen, ob‘s geht und wie viel Spaß es mir bringt. Meine Skepsis bleibt.

    Ich brauche noch ein paar Lebensmittel und vor allem Gas, das im Flugzeug zu transportieren ja verboten ist. Das bekomme ich im Coop bzw. dem Outdoor Shop gleich nebenan. Seit 2021 steht ein riesiges Einkaufszentrum im kleinen Storlien, lockt die Norweger zum Einkaufen, für die es in erster Linie wohl gebaut ist. Für die außereuropäischen Nachbarn ist das Einkaufen in Schweden viel günstiger. Für mein deutsch geprägtes Preisgefühl ist es trotzdem teuer. Doch ich finde, was ich brauche und bin froh darüber.

    Am Nachmittag hörte der Regen kurz auf, aber der Abend wird wieder von Dauerregen begleitet. Heute Nacht soll es gewittern. Wohl dem, der ein festes Dach über seinem Kopf hat…
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  • Day 3

    Start

    August 8, 2023 in Sweden ⋅ ☁️ 17 °C

    Die ganze Nacht Starkregen und Gewitter! Am Morgen hat es nun aufgehört. Vorerst?!
    Ich habe beschlossen, nach dem Frühstück los zu wandern.
    Es soll - wie geplant - erst den Skiberg von Storlien hinauf gehen, dann nach 5km über die Grenze nach Norwegen, wo ein Damm mich aufhalten könnte, falls er überspült ist. Wenn nicht, gehe ich - mal wieder auf dem E1 - weiter zur Angeltjønnhytta (https://ut.no/hytte/10483), der ersten von mehreren DNT-Hütten, für die ich mir vorab extra den passenden Schlüssel besorgte.
    Morgen wird es weiter gehen zur Ferslia (https://ut.no/hytte/10468/ferslia). Dort kann ich dann noch einmal entscheiden, wie der weitere Weg sein wird. Bis dahin werde ich wohl keinen elektronischen Footprint setzen können - nur Echte 😄.
    Wünscht mir Glück und nicht so viel Wasser von oben und vor allem von unten!
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  • Day 3

    Storlien - Angeltjønhytta

    August 8, 2023 in Norway ⋅ 🌧 14 °C

    E1-Tag 207, 27 schwere KM
    Zunächst geht es recht gemütlich den Blomsterstiegen hinauf, einen ausgetretenen Rund-Wanderpfad mit Lehrtafeln überall mit Informationen der hier wachsenden Blomsterdalen (Blumen) - leider auf Schwedisch. Auch laden zahlreiche Bänke zur erholsamen Pause ein - doch ich will weiter. Bei der Bergstation des Skilifts ist es damit dann vorbei; der Weg zum Gipfel wird steinig. Oben auf dem Skudalshöjden auf 842 m wartet eine Schutzhütte auf mich. Die ist auch bitter nötig, bläst mir der starke Wind den Regen doch schon geraume Zeit direkt ins Gesicht.
    Weiter geht’s bergab Richtung Grenze. Dort wartet die Staumauer, die das Wasser des Skudalsjön geregelt abfließen läßt. Zunächst geht es mittels Brücke über das tosende Fließgewässer. Ich dachte schon, das war‘s, doch weit gefehlt! Die Herausforderung lag nun unmittelbar vor mir. Über eine Betonmauer ging‘s zunächst, der zweite Teil über ein äußerst schmales Brett, Halt bot nur eine schwankende Kette. Die Gischt spritzt, während ich mich rübertaste. Bloß jetzt nicht das Gleichgewicht verlieren.
    Kaum bin ich drüben, bricht Starkregen los, die dunkle Wolke hatte ich nicht kommen sehen. Ich habe die Regenjacke nicht an, so kauere ich mich hinter einen Busch. Pause tut eh not.
    Ein paar Kilometer weiter will der E1, dem ich seit der Grenze wieder folge, über einen reißenden Bach. Doch da ist aufgrund des vielen Regens kein rüberkommen. Ich muss mir eine andere Furtstelle suchen - und das hält auf und kostet zusätzliche Kilometer.
    Es sind noch einige Bäche zu queren. Einige leicht, einige schwer. Nach einigen Querungen werde ich routinierter und mutiger. Die Wanderstiefel lasse ich stets an. Sie halten dicht, wie wunderbar.
    Noch einmal geht es auf 900 Höhenmeter hinauf und weil der mächtige Wind von vorne kommt, schlaucht das doppelt. Die Strecke zieht sich…
    Kaum komme ich in das Naturreservat „Koldjenndalen“, will mich die E1-Markierung auf die andere Seite eines reißenden Baches lotsen. Doch ein Rüberkommen ist hier nicht möglich, es fließt einfach zu viel Wasser. Meine geplante Route geht eh auf der anderen Bachseite weiter. So schlage ich mich für mehrere Kilometer durch‘s Unterholz und quere Moore mittenmang. Vom Weg ist hier nichts zu sehen. Das Wasser quatscht, doch es reicht nicht über den Schaftrand und die neuen Wanderstiefel bleiben weiterhin trocken - zumindest von innen.
    Ein bisschen verzweifelt war ich schon. Doch das ist vorbei, als ich endlich die ersehnte Schutzhütte durch die Bäume blinken sehe. Angeltjønhytta! Das Schloss hängt nicht, also sind schon Leute da. Ich mache die Tür auf und himmlische Wärme umgibt mich. Eine norwegische Familie hat sich häuslich niedergelassen und den Ofen eingeheizt. Herrlich! Teewasser steht auch schon bereit, so kann ich mich erst einmal hinsetzen und ankommen. Spät ist es geworden, für die 27km habe ich über 10 Stunden gebraucht. Es war ein harter Wandertag und ich bin fertig. Noch etwas Fertignahrung futtern und ab ins Bett. Die kleine Schlafkabine hat die Familie für mich geräumt. Unheimlich nett!

    🔹 Die Etappe bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/1253199297?ref=wtd&a…
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  • Day 4

    Angeltjønhytta - Ferslia

    August 9, 2023 in Norway ⋅ 🌬 15 °C

    E1-Tag 208, 15 stürmische KM
    Die kleine Angeltjønhytta wurde vom Wind in der Nacht mächtig durchgeschüttelt. Auch am Morgen hatte sich der Sturm noch nicht gelegt. Da heute nur eine kurze Etappe ansteht, lasse ich es ruhig angehen. Um 10 Uhr erst breche ich auf. Da ist die Familie längst weg.
    Doch so einfach, wie gedacht, wird diese Etappe nicht. Erst geht es lange Zeit durch bis über den Rand angefüllte Moorflächen, immer mitten durch. Die Stiefel sinken ein, jeder Schritt kostet Kraft. Dann geht es das Halsfjellet hinauf, der Pfad verschlammt, man muss mal links, mal rechts von ihm laufen. So geht es langsam und kräftezehrend voran. Von hinten schiebt der mächtige Sturm, doch wehe, ich bekomme ihn von der Seite ab. Dann wirkt der Rucksack wie ein Segel und ich werde aus der Spur gedrückt.
    Nach 10 Kilometern ist der Anstieg erledigt, ich bin es auch. Der höchste Punkt ist erreicht und bietet einen wirklich sensationellen Blick auf den vor mir liegenden See Feren. Sagenhaft! Der Sturm braust hier oben mit unglaublicher Härte, doch er hat auch die dunklen Wolken mitgerissen. Der See glitzert und funkelt in prallem Sonnenlicht.
    Damit beginnt der Abstieg. Der Sturm läßt im Windschatten merklich nach, es wird warm. Das Wandern wird leichter, auch die Wege sind hier trockener. So macht es Spaß! Eine Furtstelle ist noch eine Herausforderung, doch ich meistere sie schon routinierter. Die Stiefel lasse ich beim Queren an, obwohl es aussieht, als sei es zu tief. Sie bleiben trocken.
    Der Rest ist fast ein Kinderspiel.
    Um 17 Uhr erreiche ich die Hütte Ferslia. Das große Schloß hängt verschlossen, es ist also keiner da. So kann ich mich in Ruhe einrichten, Kaffee kochen und draußen in der Sonne sitzen. Die Hütte ist richtig gemütlich.
    Zwei Stunden später trifft ein dänisches Paar ein. Ich hatte sie unterwegs schon getroffen. Es wird ein gemütlich angeregter Abend. Die beiden haben viel zu erzählen. Er war auch schon am Nordkap, ist mittlerweile 76, sie nur wenig jünger. Doch sie wandern immer noch voller Inbrunst, aber langsam.
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  • Day 5

    Ferslia - Meråker

    August 10, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 16 °C

    E1-Tag 209, 22 Pisten - Km
    Ich bin heute von der Ferslia - Hütte, die wirklich komfortabel ist, aus dem Fjell wieder abgestiegen.

    Warum das denn?

    1️⃣ Zu viel Matsch und Wasser kosten über Gebühr Kraft und
    2️⃣ die Vorstellung, in meinem Minizelt bei schlechten Wetterbedingungen zwei Nächte im offenen Fjell verbringen zu müssen, den letzten Nerv. Doch anders komme ich zu Fuß nicht ans selbstgesetzte Ziel „Gløshaug Kirke“ nördlich von Grong sowie
    3️⃣ das gestrige Gespräch mit den Dänen: sie berichteten von der Mühsal, ans Nordkap zu kommen.

    So reifte in der Nacht in mir die Erkenntnis, die schon längst keimte: dorthin schaffe ich es nicht - ich will es auch gar nicht mehr. Warum also noch durch‘s wasserstrotzende Moor kämpfen?

    Am Morgen der Entschluss: ein Paradigmenwechsel muss wieder einmal her! Vgl. https://findpenguins.com/7jc2jk51k9zyj/footprin…

    Plan B, längst parat liegend, kommt nun zur Anwendung.

    Doch dafür muss ich zunächst nach Meråker hinab, denn dort gibt es Bus oder Bahn.
    Im Sauseschritt geht’s auf breiter Schotterpiste den Berg hinab. In 4:30 Stunden sind die 22km absolviert, den Bus um 15:30 Uhr erreiche ich locker.
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  • Day 6

    Trondheim Station

    August 11, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 11 °C

    Von Meråker geht‘s mit dem Bus nach Trondheim. Von dort komme ich aber nicht weiter. Schon gar nicht dorthin, wohin ich eigentlich will. Das Wochenende naht, die Unterkünfte sind ausgebucht.
    So folgt nun Plan C. Auch nicht tragisch.
    Für eine Nacht genieße ich die Annehmlichkeiten dieses seelenlosen Flughafenhotels, in dem ich anfangs der Reise schon war.
    Ein Blick auf die Verkehrsmeldungen macht mir deutlich, dass es auch objektiv richtig war, aus dem Fjell zu verschwinden…
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  • Day 6

    Grong (Medjå)

    August 11, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 14 °C

    Scotty … beam me up to Grong …

    Nordlandsbanen bringt mich in 2 1/2 Stunden vom Trondheim Airport hoch nach Grong, wofür ich von Storlien aus 10 Etappen zu Fuß über das Fjell gebraucht hätte. Geschichte!
    Nordlandsbanen gibt es seit 150 Jahren. Sie ist mit 730km die längste Bahnlinie Norwegens. Die Linie wurde sukzessive nordwärts ausgebaut, die Haltestelle „Grong“ existiert seit ca. 100 Jahren. Die Gegend war vorher „Lands end“, der Waren- und Personenverkehr erfolgte bis dato fast ausschließlich entlang der Küste (Hurtigroute).
    Heutzutage führt nicht nur die Bahn, sondern auch die Europastraße E6 (derzeit wegen Sturm wohl gesperrt) durch Grong, das davon touristisch sehr profitiert. Hier gibt es zwei recht große Supermärkte, einen Intersport, mehrere Banken, Cafés und zwei Hotels. In einem davon bin ich für zwei Nächte eingecheckt. Komischerweise gibt es auch ein Altersheim (natürlich mit angegliederter Apotheke) und eine gar nicht kleine Schule. Alles in allem ist der Ort aber sehr überschaubar, das Highlight des Tages - die Grong Kirka - ist dann auch schnell abgehakt.
    Den Nachmittag verdaddel ich und plane, wie es weiter gehen wird. Gelegentlich schauert’s. Nicht mir, sondern draußen vor dem Fenster. Das ficht mich heute also nicht an 😝.
    Für morgen steht der Plan fest. Ganz leicht ist das norwegische Transportsystem allerdings nicht zu durchschauen. Wieder musste erst eine neue App gefunden werden, mit der man das Ticket im Voraus bezahlen kann. Im Bus selbst, so lernte ich gestern in Meråker, kann man meist nur Cash bezahlen. Sehr merkwürdig, weil sonst alles mit CreditCard läuft. Ich habe gar keine NOK bei mir. Wohin ich morgen möchte, fährt unter der Woche ein regionaler Bus, nicht aber am Wochenende. Da kommt hier nur ein überregional verkehrender Bus durch. Und für den braucht man eine weitere App. In meiner ersten Not wende ich mich an den Hotelcounter. Die nette Dame ist zwar sehr bemüht, aber ahnungslos. Sie fährt Auto, was ich ihr nicht verdenken kann. Verpasst man hier einen Bus, wartet man bis morgen …
    Ich hoffe, es klappt alles morgen.
    Wen es interessiert:
    🔹 https://de.m.wikipedia.org/wiki/Grong
    🔹 https://en.m.wikipedia.org/wiki/Nordland_Line
    🔹https://de.m.wikipedia.org/wiki/Europastraße_6
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  • Day 7

    Gløshaug Kirka - Grong

    August 12, 2023 in Norway ⋅ 🌧 14 °C

    Der Plan, mit dem Bus von Grong zur Gløshaug Kirka zu fahren, gefiel mir heute morgen gar nicht mehr. So machte ich mich doch zu Fuß auf die 13km lange Etappe, wohl wissend, dass ich den gleichen Weg zurück gehen müsste, weil am Samstag kein Bus fahren würde.
    Frohgemut stapfe ich los. Doch nach anfänglich breitem Schotterweg verliert sich der Pfad nach 3km im Wald. Dort ist kein Durchkommen, der Pfad zugewuchert; ich muss zurück. Hier ist doch lange keiner mehr lang gegangen!!??
    Ich schaffe es, den Bus um 11:15 Uhr (der einzige, der samstags fährt) zu kriegen. Er bringt mich in nur 8 Minuten zur Haltestelle „Gartland“. Von dort ein paar hundert Meter einen Hügel hinauf, dann stehe ich vor der kleinen roten Kirche, um die sich meine Gedanken schon seit Monaten rankten. Ein Meilenstein für mich!
    So stehe ich nun hier vor der schmucklosen Holzbude, denn nach mehr sieht sie für mich gerade nicht aus. Verschlossen ist dieser Wallfahrtsort auch, aber das hatte ich schon vermutet. Zumindest gibt es ein offenes Toilettenhäuschen. So kann ich im Trockenen meine Regen-Klamotten anlegen, denn der Regenschirm alleine kommt gegen den Nieselregen nicht mehr an.
    Sollte ich jetzt hier Erregung, Freude oder vielleicht gar stille Trauer fühlen? Ich spüre nichts. Kommt wohl noch.
    Ich stapfe einfach los auf diesen nördlichsten aller Olavswege, der, wie alle anderen auch, nach Trondheim zum Nidarosdom leitet. Für mich geht es gefühlt in die falsche Richtung, denn es geht süd-, nicht mehr nordwärts. Aber anders klappte es heute ja nicht.
    Der Nordleden präsentiert sich zunächst unspektakulär mit geschotterten Forstwegen, dann schöner mit grasbewachsenen Waldwegen, danach ungepflegt am Randstreifen der E6 entlang, schließlich abknickend in einen zugewachsenen Waldweg. Wie der endet, hatte ich heute morgen ja schon leidvoll von der anderen Seite erfahren. Da möchte ich mich nicht durchquälen! So biege ich lieber vom Nordleden ab auf die E6, folge für 2km dieser sehr frequentierten Fernstraße. Das macht keinen Spaß, auch wenn sich die meisten Automobilisten sehr rücksichtsvoll verhalten (viel besser als in Italien). Kurz vor Grong hört der Niesel auf. Ich würde jetzt gerne schreiben, dass am Ende die Sonne heraus kam. Doch so war es leider nicht. Sie scheint erst jetzt am Abend, während ich diese Zeilen schreibe.

    Das war‘s also! War‘s das also?
    Nein, war‘s nicht; die Tour geht weiter. Ab morgen greift Plan X, den es erst seit gestern Abend gibt. 🤔🧐😜
    Es wird anders werden 😏
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  • Day 8

    Mit Nordlandsbanen nach Bodø

    August 13, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 17 °C

    Mit Warp-Geschwindigkeit von Grong nach Bodø. Ist Warpen das neue Wandern? 😜

    Rechtzeitig stehe ich in Grong am kleinen Bahnhof, denn den Zug möchte ich nicht verpassen. Es fährt nur der Eine!
    Das imposante Gefährt kommt pünktlich um 11 Uhr. So beginnt eine sehr spannende Zugfahrt. 500km lang wird sie werden, 6 Stunden wird es dauern. Keine Minute davon wird langweilig sein. Es geht an Seen und Fjorden entlang, durch viele Tunnel, an Wäldern entlang, die nur noch aus Nadelholz oder krüppeligen Birken bestehen, hinauf ins Fjell auf 680m, was hier schon oberhalb der Baumgrenze ist. Viele kleine Bahnhöfe liegen am Gleis, an manchen hält der Zug, an manchen rauscht er vorbei, obwohl sie angesagt werden. So etwas kenne ich bisher nur von Regionalzügen. Mo I Rana liegt auf etwa halber Strecke. Von diesem Ort wollte ich einmal in den E1 einsteigen, der nur 40km entfernt liegt. Schwupps, vorbei. Kurz darauf geht es hinauf ins Saltfjellet. Hier wächst kein Baum mehr, die Aussicht auf schneebedeckte Berge ist sagenhaft.
    Dann hupt die Lok.
    Der Polarkreis wird überfahren.
    Der Zug schlängelt sich weiter über die Gleise, vom Hochplateau wieder zurück auf Meeresniveau, hält pünktlich an seinem Endhaltepunkt. Weiter als nach Bodø kommt man mit dem Zug nicht in den Norden.
    Bodø liegt am Meer. Von hier fahren Fähren zu den Inseln. Auch Kreuzfahrtschiffe machen hier Station.
    Diese Stadt will ich mir morgen anschauen. Sie hat einiges zu bieten, soll nächstes Jahr eine Europäische Kulturhauptstadt 2024 (u.a. neben Ischgl 🤔 ) sein. Zwei Tage gebe ich mir Zeit für die Stadt und ihre Umgebung.
    Überrascht bin ich über die abendlichen Temperaturen. Bei immerhin noch 20 Grad sitzen die Menschen auf Hafenmole oder Restaurantterassen. Als wäre man in Italien - fast zumindest.
    Die Wettervorhersage für morgen ist gar nicht schlecht. Die Waldbrandwarnung allerdings irritiert.
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