Going to Finn Part 1

juin - juillet 2025
  • Arnd Diestelhorst
  • Hea-Jee Im
Actuel
Wir wollen ohne zu fliegen (soweit möglich) von München nach Korea und weiter nach Australien. Dort ist vor einem Jahr unser Enkel Finn zur Welt gekommen. Die Reise hat also zwei Teile, und dies ist der Teil von München nach Korea. En savoir plus
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    Georgische Grenzstation / Georgian border control

    Tag 24 - Ankunft in Tbilissi

    Hier, Géorgie ⋅ ☀️ 35 °C

    Arnd:
    Ursprünglich war mein Plan, mit der Eisenbahn in den Osten der Türkei zu fahren. Es gibt eine Linie bis nach Kars, was etwa 170km Luftlinie von der Schwarzmeerküste entfernt liegt. Die Strecke soll landschaftlich spektakulär sein. Die Fahrt dauert einen Tag. Allerdings muss man von Kars wieder einen Bus zur Küste nehmen und sich dann mit Hilfe von Kleinbussen und Taxis nach Batumi in Georgien durchschlagen. Bei der genaueren Suche habe ich dann aber den Bus in den Bus-Suchmaschinen nicht mehr finden können. Es sah so aus, als ob der abgeschafft wäre. 170km Taxi sind auch in der Türkei kein Schnäppchen. Also hatte ich das aufgegeben. Irgendwann habe ich den Bus aber doch gefunden, die Suchmaschinen waren einfach zu blöd, einen Zwischenhalt zu finden. Leider war es da aber schon zu spät. In diesem Zug möchte man per Liegewagen fahren, weil man eine Nacht dabei hat. Und die Liegewagenplätze sind 2-3 Wochen im voraus ausgebucht!

    Also haben wir diese doch recht weite Strecke komplett mit dem Bus zurückgelegt. Dabei haben wir einmal zwischendurch in Ordu im Hotel übernachtet. Die Strecke von Ordu bis Batumi ist aber so lang, dass man entweder sehr früh morgens losfahren muss, oder erst spät abends ankommt. Die Hotels hier haben zwar oft durchgehend besetzte Rezeptionen, aber irgendwie mag ich das nicht so. In Deutschland macht spätes Erscheinen immer Ärger. Die Busse kommen auch oft aus Istanbul, wo sie morgens zu vernünftiger Zeit losfahren. In Ordu z.B. kommen sie dann aber mitten in der Nacht vorbei. Kurzum, die Abfahrt- und Ankunftszeiten sind schwierig. Und wenn der Bus bis nach Georgien hinein fahren soll, dann gibt es auch nicht mehr viele. Die meisten fahren bis kurz vor der Grenze.

    Wir haben uns dann für eine Übernachtfahrt entschieden, obwohl das sehr anstrengend ist. Letztlich sind wir bis Tiflis durchgefahren, was insgesamt 14 Stunden gedauert hat. Der Blick morgens nach Sonnenaufgang aus dem Fenster zeigte, dass wir in einer anderen Welt angekommen waren. Alles grün, Berge bewaldet, Flüsse mit Wasser. Und in den Städten Häuser mit Charakter. Aber auch viele ziemlich heruntergekommene Häuser, ein Zeichen von Armut.

    Ankunft etwa 10:00. Einchecken in unserem Airbnb erst ab 15:00. Aber wir mussten uns erstmal organisieren. An der Grenze hatten wir schon 5$ in Georgische Lari umgetauscht. Ein bisschen Bargeld braucht man, um auf die Toilette gehen zu können. Der Busbahnhof lag natürlich nicht im Zentrum. Dort haben wir einen Platz gefunden, an dem man nett sitzen konnte und haben erstmal das Nahverkehrssystem studiert.

    Es gibt eine Metro, viele Busse und auch ein paar Seilbahnen. Zum Zahlen kann man tatsächlich eine Kreditkarte direkt benutzen, besser natürlich in Form des Smartphones. Was ich nicht verstehe, ist die Kontrolle in den Bussen, ob man bezahlt hat. Das Geld wird von meiner Karte abgebucht, aber einen Nachweis habe ich nicht und der Busfahrer kann das nicht überwachen, wenn ich auch hinten einsteigen kann. In den Metrostation gibt es Drehkreuze, da kommt man nur rein, wenn man wirklich bezahlt hat.

    In den Metrostationen gibt es Schalter, bei denen man eine Prepaidkarte für den öffentlichen Verkehr erwerben kann. Damit wird das Fahren etwas günstiger, weil man umsteigen kann, ohne dass man erneut zahlen muss. Google Maps war wieder hilfreich mit den Buslinien, das ist aber nicht überall so. Also konnten wir mit dem Bus zur nächsten Metrostation fahren und diese Strecke per Smartphone bezahlen.

    In der Metrostation wurden wir dann gezwungen, erstmal mehr Bargeld abzuheben, eine Bank war in der Nähe. Dann hatten wir endlich unsere Tifliskarte für den öffentlichen Verkehr und konnten in die Stadt fahren. Die Metro liegt enorm tief unter der Erde. Die Rolltreppen sind rasend schnell und doch dauert es etwa 2 Minuten, bis man unten ist. Dort gibt es ein Häuschen, in dem eine Frau sitzt und die Rolltreppe beobachtet. Wenn es bei der Geschwindigkeit ein Problem gibt, kann sie die Rolltreppe wahrscheinlich sofort anhalten. Solche Jobs würde man in westlichen Staaten nicht finden. Wir haben Leute gesehen, die sich auf der Rolltreppe hingesetzt haben.

    Die Züge sind wahrscheinlich sowjetischen Ursprungs. Sie machen einen Höllenlärm, weshalb die Ansage der nächsten Station im Moment des Abfahrens in der vorherigen Station erfolgt. Sekunden später wäre es nicht mehr verstehbar. Eine Anzeige gibt es nicht. Die Schienen sind offensichtlich nicht sehr gerade, weshalb die Züge heftig auf und ab schwanken. Die Federung stößt dabei immer wieder an den Anschlag. Das Tempo ist aber hoch.

    In der Stadt war es dann schon 11:30 und Hea-Jee hatte seit gestern nachmittag nichts mehr gegessen. Ich hatte im Bus noch Reste von unserem Mittagessen verputzt, aber Hea-Jee mochte das nicht. Der erste Eindruck der Stadt: Mal wieder Autos überall. Und wir mit unseren Koffern sind nicht so beweglich. Wir waren dann in einem Restaurant mit Außenbedienung an einer vierspurigen Straße - laut. Gegessen haben wir eines der georgischen Nationalgerichte, Khinkali. Das sind gefüllte Nudeltaschen. Die sind ziemlich groß mit viel Füllung. Sie sind aber nicht voll gefüllt, da ist auch viel Luft drin, weshalb sie einen hohen Anteil an Nudel haben. Wir hatten welche mit Fleisch und welche mit einer Pilzfüllung. Bei der Fleischfüllung war Koriander drin, was wir sehr gern mögen. Bei den Pilzen waren wohl auch Steinpilze dabei - sehr lecker.

    Dann haben wir noch etwas in einem Cafe abgehangen und uns schließlich mit letzter Kraft den Berg rauf zu unserer Unterkunft geschleppt und dort erstmal den verpassten Schlaf nachgeholt.

    Hea-Jee ist zu müde.
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  • Abendstimmung an der Uferpromenade / Evening mood at the sea front
    Fußweg mit Mittelstreifen / Side walk with medial stripKinder Segelschule / Kids sailing shoolAnsonsten keine Schiffe / Otherwise no shipsDer Hafen ohne Schiffe / Harbor without ships

    Tag 23 - Ordu

    18 juillet, Turquie ⋅ ☀️ 31 °C

    Arnd:
    Heute nur ein paar Eindrücke von der Stadt. Die Schwarzmeerküste in der Türkei ist ein beliebtes Ziel für türkische Touristen. Ausländer kommen eher selten hierher. Auf unserem Fußweg vom Hotel zum Strand kamen wir bei diesem spektakulären Fuß- Radweg vorbei. Der Fußweg hatte einen Mittelstreifen. Was fehlte, waren die Radfahrer. Ein einziger Radweg macht eine Stadt halt noch nicht fahrradfreundlich. Vielleicht liegt es aber auch an der Hitze.

    Entlang der gesamten Schwarzmeerküste verläuft eine große Fernstraße. Da im Hinterland der Küste sofort Berge kommen, hat man sich für die einfache Lösung entschieden und die Straße auf weiten Strecken direkt am Meer gebaut. Das zerschneidet den Zusammenhang zwischen Stadt und Meer. In den Städten hat man dann zwischen Meer und Straße einen Park angelegt. Aber schön ist das leider nicht.

    Es gab eine Fußgänger- Einkaufszone mit modernen jungen Geschäften. Hier haben wir ein paar Häuser mit Charakter gesehen, die wohl älteren Ursprungs sind und gut gepflegt waren. Ansonsten sind die Häuser in türkischen Städten halb verfallen, wenn sie alt sind, funktional für Geschäfte aber häßlich, moderne geschmacklose Protzbauten oder es sind diese neuen Wohnsiedlungen, die auch eintönig wirken. Einfach mal in die Stadt gehen und die Architektur genießen ist in der Türkei nicht möglich.

    Der Haken, der ins Meer ragt, ist der Hafen. Ungewöhnlich: Es gibt keine Schiffe.

    Hea-Jee:
    Heute fahren wir mit dem Nachtbus nach Georgien. Früh am Morgen haben wir ausgecheckt, das Gepäck im Hotel gelassen und Ordu besichtigt.

    Wir sind mit der Seilbahn, die Arnd so mag, auf den Berggipfel gefahren und haben Stadt und Meer von oben bestaunt. Auf der Terrasse eines Cafés mit toller Aussicht haben wir frittierte Snacks zum Mittag gegessen. Es war so heiß, dass wir beide kaum Appetit hatten – wir haben nur die Hälfte gegessen. Den Rest wollten wir nicht einfach wegwerfen, also haben wir ihn eingepackt. Ob wir das später im Bus essen oder doch wegwerfen, wissen wir noch nicht.

    Ordu ist eine kleine, hübsche Küstenstadt. Eigentlich sollte es hier durch die Meeresbrise angenehm kühl sein, aber die ganze Stadt ist mit Asphalt und Beton versiegelt, sodass die Hitze kaum entweichen kann. Wenn man wenigstens ein paar Straßenbäume gepflanzt hätte, wäre es für die Menschen erträglicher und das Regenwasser könnte auch besser versickern.

    Frühzeitig haben wir unser Gepäck abgeholt und sind zum Fernbusbahnhof gefahren. Selbst im Taxi war es noch brütend heiß, darum waren wir umso erleichterter, als wir das klimatisierte Terminalgebäude betraten.

    Wir machten uns auf weichen Sofas bequem, schrieben an unserem Reisetagebuch und gingen abwechselnd auf die Toilette, um uns die Zähne zu putzen und die Sonnencreme von Gesicht und Armen zu entfernen – eine Vorbereitung auf die Nachtfahrt.

    Unsere Reise dauert nun schon eine Weile, und der Wartesaal fühlte sich fast schon ein bisschen wie Zuhause an. Ich musste lachen – fast wie eine Obdachlose, was?

    Beim Händewaschen auf der Toilette habe ich auch die kleinen Pflaumen gewaschen, die wir tagsüber auf der Straße gekauft hatten. Ich füllte den Pflaumenbeutel mit Wasser, schwenkte ihn leicht und ließ das Wasser dann langsam ablaufen. Da sprach mich eine ältere türkische Dame energisch an, die neben mir ihre Hände wusch. Rügte sie mich, weil man so etwas auf der Toilette nicht machen sollte? Sie kam mir vor wie eine Deutsche. Obwohl ich kein Wort verstand, war ich irgendwie gekränkt und antwortete auf Türkisch kurz angebunden: „Nix verstehen.“

    Daraufhin wandte sich die Oma an eine andere, etwas jüngere Frau und sagte etwas über mich. Diese kam dann auf mich zu, streckte ihre Hand aus und stach mit ihren spitzen Fingernägeln in den Pflaumenbeutel. Sofort lief das Wasser aus dem kleinen Loch, das sie gemacht hatte. Ich verstand und bedankte mich artig mit gesenktem Kopf. Die Oma und die Frau verließen sehr zufrieden den Raum – Mission erfüllt.

    Diesen Text schreibe ich jetzt im Nachtbus. Der Bus kam etwa eineinhalb Stunden zu spät und steckt nun gleich nach der Abfahrt im Stau fest – nichts geht mehr.

    Eigentlich wollten wir nur bis zur Grenzstadt Batumi fahren, von dort mit dem Taxi oder zu Fuß zu einem anderen Terminal und dann den Bus nach Tiflis nehmen. Kurz vor der Abfahrt erfuhren wir dann durch eine georgische Dame im Bus, dass dieser Bus direkt bis nach Tiflis fährt. Sie war sehr hilfsbereit und half uns. Schließlich haben wir dem Busbegleiter den Restbetrag in bar ohne Quittung bezahlt, sodass wir bis zur Endstation mitfahren durften.

    Die georgische Dame, der Busbegleiter und ich – wir haben dieses großartige Geschäft abgeschlossen, ohne dass wir auch nur ein einziges Wort in der Sprache des anderen verstanden hätten. Der KI-Übersetzer hat den Turm zu Babel neu errichtet.

    Das bereits gebuchte Busticket von Batumi nach Tiflis konnte man angeblich bis drei Stunden vor Abfahrt stornieren – aber als Arnd es dann wirklich stornieren wollte, ging es doch nicht. Wir üben uns nun darin, in der Fremde kleine Verluste einfach hinzunehmen. Inschallah.
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  • Tag 22 - Reise

    18 juillet, Turquie ⋅ ☀️ 31 °C

    Arnd:
    Heute geht es nach Ordu am schwarzen Meer. Aber das ist nur eine Zwischenstation. Wir fahren morgen weiter in Richtung Georgien. Zunächst über Nacht nach Batumi und dann gleich weiter nach Tiflis.

    In Ordu gibt es einen kleinen Hafen, aber der ist leer. Auch auf dem Meer sieht man keine Schiffe, außer einem Touristenboot, dass Kurzausflüge macht. Es gibt wohl nur einen interessanten Transportweg über das schwarze Meer, von Rumänien nach Georgien, also in Ost-West-Richtung, weit hinter dem Horizont. Da werden wohl LKWs mit Containern geschifft. Wir hätten da auch mitfahren können, das dauert 3 Tage und man spart sich die Türkei. In Nord-Süd-Richtung wären Verbindungen zwischen der Türkei und Russland bzw. der Ukraine. Das liegt jetzt sicher brach. Aber warum es hier keine Segel- oder Motoryachten gibt, weiß ich nicht.

    Hea-Jee
    Der Strand von Ordu am Abend war wunderschön. Auf der Wiese saßen Familien im Kreis und genossen ein Picknick, Kinder und Jugendliche fuhren fröhlich mit dem Fahrrad umher, und Kinder schrien ausgelassen auf dem Spielplatz – es wirkte alles friedlich und fröhlich.

    In einem Strandcafé haben wir Pide mit Käse und lecker aussehende Desserts gegessen und dabei die wechselnden Farben des Meeres während des Sonnenuntergangs beobachtet.
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  • Tag 21 - Ḫattuša

    16 juillet, Turquie ⋅ ☀️ 30 °C

    Arnd:
    Heute gibt es viel zu sagen. Es sind 3 Themen: Ein bisschen Erklärungen zu den Bildern, die wirtschaftliche Situation in dem Ort bei Ḫattuša, Boğazkale, und das große Thema, das einen hier verfolgt: Der Zusammenbruch von Zivilisationen.

    Fotos:
    Wenn man zu dem Gelände der ehemaligen Stadt Ḫattuša kommt, sieht man als erstes einen rekonstruierten Abschnitt der alten Stadtmauer. Dies ist ein Stück experimentelle Archäologie, es wurde nur mit den alten Techniken gebaut. Die Form ist teilweise nach auf Keramiken gefundenen Bildern gewählt.

    Hinter dem Eingang kommt der große Tempel, von dem, wie bei den meisten Gebäuden, nur die Grundmauern aus Naturstein erhalten sind. Darauf befand sich früher eine Konstruktion aus Holz und Lehm. Das Holz wurde in Löchern befestigt, die man in die Steine mit dem zur Verfügung stehenden Kupferwerkzeug gebohrt hat. In diesem Tempel findet man auch den grünen Stein, der doch recht besonders aussieht. Ihm wurden diverse Dinge zugeschrieben, er soll z.B. aus Ägypten stammen. Tatsächlich handelt es sich aber um eine lokale Steinart und man weiß nicht um irgendeine besondere Bedeutung des Steins.

    Das Gelände steigt im Laufe des Weges immer weiter an, wir mussten auf einem 6km langen Rundkurs knapp 300m Höhe erwandern. Wir waren etwas über 5 Stunden unterwegs. Zum Glück lag die Temperatur nur bei 30°C, aber leider ohne Schatten.

    Es ging auf diesem Weg vorbei an Grundmauerresten der Stadtmauer und etlichen Stadttoren, von denen die Bögen mit den Hochachtung einflößenden Statuen noch teilweise vorhanden waren, u.a. das Löwentor, das Sphinxtor und das Königstor. Beim Sphinxtor standen außen und innen je 2 Sphingen (das scheint der Plural von Sphinx zu sein).

    Die inneren waren bei einer großen Ausgrabung 1907 noch vorhanden, aber stark beschädigt. Eine wurde nach Istanbul gebracht, die andere zur Reparatur nach Berlin. Und da stand sie dann. Es kam der erste Weltkrieg, der zweite Weltkrieg, dann waren sie in der DDR und erst nach 1990 hat die Türkei stark auf Rückgabe gedrängt. Es dauerte dann noch bis 2011, bis sie endlich wieder zurückkam. Heute stehen beide im Museum in Boğazkale. Im Gelände hat man weiße Kopien angebracht.

    Der obere Teil der Anlage ist erst später errichtet worden und bekam eine eigene Stadtmauer. Ganz oben wurde die noch durch eine Wallanlage erhöht. Am höchsten Punkt gibt es einen Tunnel nach draußen. Diese Tunnel heißen Poternen, es gab etliche davon, aber nur die Poterne ganz oben ist noch begehbar und ziemlich eindrucksvoll.

    Wir kamen dann noch an zwei künstlichen Grotten vorbei. Eine davon ist wieder hergestellt worden, die Steine mit Hieroglyphen darauf fanden sich alle in der Umgebung wieder.

    Abends sind wir noch ins Museum von Boğazkale gegangen, ein kleines aber feines Museum. Dort gibt es etliches über die Hethiter zu lernen.

    Boğazkale:
    Ḫattuša ist seit 1986 Unesco Weltkulturerbe. Eine Zeit lang gab es einen regen Tourismus und die lokale Bevölkerung konnte davon sicher gut leben. Zu der Zeit hätten uns unten sicher etliche Taxifahrer eine geführte Tour aufgedrängt. Heute ist davon nicht mehr viel geblieben. Als wir nach längerer Wanderung eine Pause unter einem Baum einlegten, sprach uns ein älterer Mann an. Er hütete die dort oben grasenden Rinder - und sprach etwas Englisch. In den guten Zeiten hat er ausländische Touristen geführt, jetzt gibt es keine Arbeit mehr. Er sagte auch, dass vor nicht allzu langer Zeit die ganze Gegend noch grün war mit offenem Wasser. Durch den Klimawandel ist jetzt aber alles sehr trocken geworden.

    Wir waren in dem einzigen übers Internet buchbaren Hotel und auch das war eine eher traurige Geschichte. Wir waren fast die einzigen Gäste. Es gibt im Ort aber wohl noch andere Gasthäuser und die graben sich gegenseitig die Kunden ab, so dass keiner richtig davon leben kann. Als wir ankamen war dort z.B. ein französisches Filmteam mit einer jungen türkischen Reiseleiterin. Die hat sich im Restaurant nebenan, das von einem Cousin unseres Hotelbesitzer geführt wird, abwerben lassen und ist mit der ganzen Filmcrew umgezogen. Ohne dieses Hotel hätten wir diesen Ort aber wohl nicht besucht, oder zumindest nicht so gründlich anschauen können. Und der Hotelbesitzer sprach Englisch und hat uns sehr geholfen, uns zurechtzufinden. Er betreibt das Hotel allein.

    Der bronzezeitliche Zusammenbruch der Zivilisation:
    Die imperiale Periode des Hethitischen Reiches war zwischen 1380 und 1200 BC. Zur Zeit der größten Ausdehnung nach Süden grenzte das Reich in der Mitte des heutigen Syriens an Ägypten. Die beiden Länder haben 1259 BC einen schriftlichen Friedensvertrag geschlossen, der erhalten ist und heute als der älteste derartige Vertrag gilt und im Gebäude der UNO ausgestellt ist. Etwa um 1200 BC gab es einen plötzlichen und recht schnellen Zusammenbruch des Reiches.

    Genau zu der Zeit ist aber nicht nur das Hethitische Großreich zusammengebrochen, sondern fast alle großen Zivilisationen des östlichen Mittelmeers und bis weit nach Osten. Nur die Assyrer und die Agypter haben diese Zeit überlebt, wenn auch stark geschwächt. Die große, bis heute nicht geklärte Frage ist, wie es zu diesem allgemeinen Zusammenbruch der Zivilisation kommen konnte. Und die andere Frage ist, ob wir heute gegen so etwas gefeit sind, oder ob es uns nicht ganz genauso treffen kann.

    Die vielen großen und kleinen Reiche zu dieser Zeit waren eng miteinander verflochten. Sie trieben regen Handel und es gab auch kulturellen und Bevölkerungsaustausch. Der vielleicht wichtigste Stoff seinerzeit war das Zinn. Es hatte vielleicht eine mit dem heutigen Rohöl vergleichbare Bedeutung. Man braucht es um Bronze herzustellen und davon waren diese Völker vollkommen abhängig. Die nächste große Zinn-Förderstelle befand sich in Afghanistan. Das Material wurde über diese weite Entfernung gehandelt. Es lief wie heute. Alle haben mitgehandelt und mitverdient. Aus der Bronze wurden vor allem Waffen hergestellt, mit denen man sich dann bekriegt hat.

    Wer sich für den Untergang von Zivilisationen interessiert, dem sei der Podcast und gleichnamige Youtube-Kanal „The Fall of Civilizations“ ans Herz gelegt. Der Brite Paul M. Cooper erzählt dort auf wunderbare Art und Weise den Aufstieg und Fall großer Zivilisationen rund um die Welt. Eine Folge ist „The Bronze Age Collapse“. Für die eiligeren hier eine Kurzform davon.

    Man kennt drei große Kräfte, die die Zivilisationen zu dieser Zeit bedrängt haben. Da werden zunächst die sagenhaften „Seevölker“ genannt. Eine wohl wild zusammengewürfelte Horde von Seefahrern, die über eine beträchtliche Flotte im Mittelmeer verfügten und dort große Handelsstädte wie aus heiterem Himmel überfallen und weitgehend zerstört haben. Wer sie waren und woher sie kamen, ist nicht ganz klar. Als Herkunft genannt wird das westlichere Mittelmeer, u.a. z.B. Sardinien. Für die Städte und Staaten an der Küste war dies wohl der Hauptgrund ihres Untergangs. Aber für die Städte im Landesinneren, wie z.B. Ḫattuša kann das nicht sein.

    Genau zu dieser Zeit ist der Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit. Das hat mich zunächst verwirrt. Wie kann zu so chaotischen Zeiten etwas so bedeutendes wie die Erfindung der Stahlherstellung passieren? Es war aber wohl anders herum. Nachdem die Herstellung von Stahl erfunden worden war, stand nicht nur ein besseres Waffenmaterial zur Verfügung, man war zu seiner Herstellung auch nicht von diesen weiten Handelsbeziehungen abhängig. Dies war die Chance für kleinere unbedeutendere Länder, eine schlagkräftige Armee aufzubauen und gegen die großen anzutreten. Wenn die gleichzeitig aus anderen Gründen geschwächt waren, dann konnte das ihren endgültigen Untergang bedeuten. Und das ist so wohl auch mehrfach passiert.

    Der dritte Grund könnten große Dürren gewesen sein, die zu dieser Zeit stattfanden und die große Hungersnöte verursacht haben. Eine mögliche Erklärung dazu liegt ganz weit entfernt. Es ist der isländische Vulkan Hekla, der zu dieser Zeit seinen wohl größten bekannten Ausbruch hatte, genannt Hekla 3. Aus Baumringanalysen weltweit ist bekannt, dass es da eine etwa 20 Jahre lange Periode mit nur sehr wenig Wachstum der Bäume gegeben hat.

    Was hier zusammen kam waren hoch entwickelte Zivilisationen, die wirtschaftlich eng miteinander verflochten und voneinander abhängig waren. Diese wurden getroffen von einem Mangel an essentiellen Gütern, hier sogar Nahrung. Durch neuartige Technologien änderte sich das Kriegsspiel grundlegend. Möglicherweise waren auch die Seevölker nur aufgrund des allgemeinen Nahrungsmagels aufgebrochen, bessere Orte zum Leben zu finden.

    Eine gewisse Ähnlichkeit zu unserer heutigen Zeit ist wohl gegeben. Wir haben eine global verflochtene Wirtschaft, die immer mehr von Mangel an Rohstoffen und Nahrung und von Naturkatastrophen getroffen wird, was in Zukunft immer weiter zunehmen dürfte, da wir viele Rohstoffe schon weitgehend abgebaut haben und der Klimawandel immer weiter voranschreitet.

    Der zivilisatorische Zusammenhalt, der unseren Frieden ermöglicht, bröckelt zusehends, Krieg scheint wieder zum Mittel zu werden, das eigene Wohlergehen zu verbessern. Wir wissen aus der Erforschung komplexer Systeme dass, wenn das alles kritische Grenzen überschreitet, der Zusammenbruch sehr schnell passiert.

    Der italienische Physiker, Blogger und Mitglied des Club of Rome Ugo Bardi nennt das den Seneca Effect: „Der Römische Philosoph Lucius Anneaus Seneca (4 BCE-65 CE) war vermutlich der erste, der die universelle Regel bemerkte, Wachstum ist langsam, aber der Ruin ist schnell“

    Hea-Jee:
    Es war ein sehr dichter Tag – voller Eindrücke, voller Lernen, voller Gefühle.
Obwohl Arnd sich schon im Voraus vorbereitet hatte, kaufte er sich am Eingang der Ausgrabungsstätte von Ḫattuša trotzdem noch ein Buch, las darin und erklärte mir alles ganz genau.
    
Ich war am Anfang noch müde vom Vortag und nicht besonders neugierig, aber je mehr ich Arnd zuhörte, desto mehr wollte ich selbst wissen.
Später gab es sogar Dinge, die ich gern genauer erforscht hätte – ich wollte an einen Stein kratzen und sogar darunter schauen. Dann fiel mir ein, dass das ja gar nicht meine Ausgrabung ist. Also hab ich schnell den Staub von den Händen geklopft und bin weitergegangen.

    Ich war so müde, dass ich eigentlich Arnd allein ins Museum schicken wollte, aber dann packte mich doch die Neugier und ich bin mitgegangen. Gut so – ich hätte es sonst bereut. Dass so schöne Gegenstände aus genau den Ruinen stammen, die wir heute gesehen haben! Ich war richtig neidisch auf das Ausgrabungsteam.

    Abends hat uns der Hotelbesitzer auf eine Tasse Tee eingeladen, aber ich war zu müde und habe dankend abgelehnt. Ich sagte zu Arnd, er könnte allein hingehen und sich mit dem Hotelbesitzer unterhalten. Er meinte aber, dass er lieber mit mir redet als mit dem Hotelbesitzer – und ist auch nicht gegangen. So ging ein Tag vorbei, an dem ich meinen Körper überfordert, aber meinen Kopf erfreut habe.
    
Ich habe mir vorgenommen: Beim nächsten Mal, wenn wir mit Gepäck unterwegs sind, sollten wir möglichst auf Taxis zurückgreifen und unsere Energie für die Besichtigungen aufsparen.
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  • Tag 20 - Reise nach Ḫattuša

    15 juillet, Turquie ⋅ ☀️ 34 °C

    Arnd:
    Unser nächstes Ziel ist Ḫattuša, die alte Hauptstadt des Reiches der Hethiter. Das Hethitische Großreich wurde erst Ende des 19. Jhdts. entdeckt, auch in antiker Zeit war es bereits unbekannt. Fundstücke hatte man den Ägyptern zugeschrieben. Das Großreich begann etwa 1350 BC, der Untergang geschah im frühen 12. Jhdt. BC. In seiner Blütezeit überdeckte es fast die gesamte heutige Türkei und den Norden Syriens und grenzte dort an das antike Ägypten. Die Hethiter sprachen eine Indogermanische Sprache und verwendeten die Keilschrift. Man hat in Ḫattuša etwa 30000 Keilschrifttafeln gefunden. Auch in Ägypten wurden solche Tafeln gefunden. Hethitisch ist damit die erste geschriebene indogermanische Sprache.

    Ach ja, indogermanisch. Hört man immer wieder, aber es sagte mir bis vor kurzem nicht viel. Es war eine der größten Entdeckungen der Sprachwissenschaften, festzustellen, dass es zwischen dem indischen Sanskrit (genauer den meisten Sprachen in der nördlichen Hälfte Indiens) und europäischen Sprachen, u.a. auch Latein und Griechisch, eine große strukturelle Verwandschaft gibt, die nicht zufällig sein kann. Erste Entdeckungen in diese Richtung geschahen bereits im späten 16. Jhdt. Irgendwo muss sich die Mutter all dieser Sprachen entwickelt und sich dann mit den Völkerwanderungen in prähistorischer Zeit in alle Richtungen verbreitet haben. Wie das genau ablief, ist bis heute Gegenstand aktiver Forschung.

    Hea-Jee:
    Heute ist ein nationaler Feiertag in der Türkei: Der Tag der Demokratie und der Nationalen Einheit. Er wurde eingeführt, um an den 15. Juli 2016 zu erinnern, als Bürger sich dem versuchten Militärputsch entgegenstellten und die Demokratie verteidigten. Es ist ein freudiger Gedenktag – deshalb war heute die Metro in Ankara kostenlos.

    Wir haben Ankara verlassen und sind in die Kleinstadt Boğazkale weitergereist, wo sich die Ruinen der antiken Stadt Hattuša befinden. Nach dem Aussteigen aus dem Fernbus mussten wir erst einmal eine Weile zu Fuß laufen, um einen Minibus zu finden – aber es hieß, dass heute wegen des Feiertags keine Minibusse fahren. Die Türkei ist wirklich ein lustiges Land.

    Am Ende nahmen wir ein Taxi zum Hotel, das wir im Voraus gebucht hatten. Es ist das einzige Hotel hier, das wir reservieren konnten – offenbar ist das ein sehr selten besuchtes Reiseziel.

    Der Preis ist derselbe wie das Hotel gestern in Ankara, aber das Gebäude ist ein ganz normales, schlichtes Haus, was irgendwie angenehm war. Es gibt keine Klimaanlage, aber das Zimmer war nicht heiß. Der Wind war kühl. Vielleicht liegt es daran, dass es hier auf dem Land weniger aufgeheizten Beton gibt und viel mehr Grünflächen?

    Der Hotelbesitzer rät uns ab, ins Restaurant nebenan zu gehen – das werde von seinem Cousin geführt, und sie verstehen sich nicht gut. Stattdessen empfahl er uns, im Hotel zu essen. Seine Mutter hatte ein einfaches, aber bekömmliches Hausessen gekocht. Den Preis wissen wir nicht – wir sollen einfach alles beim Auschecken bezahlen.

    Die Menschen in der Türkei sind wirklich friedlich im Wesen. Wir haben bisher nie jemanden streiten oder laut werden sehen. Alle sind höflich und hilfsbereit. Sie beobachten uns nicht aufdringlich, aber wenn wir Hilfe brauchen, taucht plötzlich jemand auf und hilft ohne zu zögern. Mit solchen Menschen zusammenzuleben – das könnte ich mir in diesem Land durchaus vorstellen.
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  • Tag 19 - Ankara Castle

    14 juillet, Turquie ⋅ ☀️ 34 °C

    Arnd:
    Meine erste Orientierung, wenn ich wissen will, was irgendwo sehenswert ist, ist die Wikipedia. Da haben alle Orte ihren Platz (eine immer gleich strukturierte Seite) und dort gibt es meist den Abschnitt Tourismus. Zu Ankara ist dort nicht viel im Angebot. Im Museum für Anatolische Zivilisationen waren wir ja bereits. Bleibt als Highlight noch Ankara Kalesi, die Zitadelle von Ankara. Das war unser Hauptziel für heute. Nach dem reichhaltigen Frühstück sind wir diesmal mit dem Bus in die Gegend der Zitadelle gefahren. Die liegt in der Nähe des Museums für Anatolische Zivilisationen und da hatte uns letztes Mal ein Foto des Gebäudes gefehlt. Das wird hier nachgeliefert.

    Bus fahren ist eigentlich auch ganz einfach, man muss nur herausfinden, welchen Bus man nehmen muss, und das ist meist nicht so einfach, weil es so viele davon gibt und die offiziellen Informationen nicht gut zugänglich sind. Für Ankara war tatsächlich Google Maps eine gute Informationsquelle. Bezahlt wird in Ankara für Metro und Busse einheitlich mit der Ankara Card, die man z.B. in Metrostationen kaufen und aufladen kann.

    Die Zitadelle ist ein Teil eines Wohngebiets, das noch von einer alten Stadtmauer eingeschlossen ist. Die Häuser dort sehen neu und sehr einheitlich aus, sind aber in einem alten Stil gebaut. Interessant ist vor allem eine Festung in der Stadtmauer, die man besteigen kann. In den Mauern der Festung wurden auch Bruchstücke von älteren Gebäuden verbaut, was man an vielen Orten zu sehen bekommt und was ganz lustig aussieht.

    Von der Festung aus hat man eine fantastische Aussicht über die Stadt. Die Hochhäuser im Zentrum gehören meist irgendwelchen Firmen und haben eine sehr individuelle Gestaltung. Die Hochhäuser am Stadtrand sind dagegen Wohngebäude, teilweise bis zu 20 Stockwerke hoch und meist in Gruppen stehend. Das ist uns aus Korea nur allzu bekannt. In diesen Hochhäusern wohnt eine neue Mittelschicht und diese Wohnform ist in Korea sehr beliebt. Das dürfte in der Türkei auch so sein. Diese Wohnform ist also nicht, wie in Deutschland, unbeliebt und gilt als minderwertig. Es sind eher gesellschaftliche Stimmungen, die da eine Rolle spielen. Bei uns hat man sowas auch gebaut, um damit preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Dann wurden diese Viertel von den sozial schwächeren Menschen erobert und hatten damit ihren Ruf weg. Wenn man aber ein Wohnraumproblem hat, wie die Großstädte in Deutschland und nicht mehr genügend Baugrund hat, dann sollte man vielleicht doch nochmal darüber nachdenken. Baut doch mal kompakte, aber hochwertige hoch gestapelte Wohnungen. Diese Häuser in der Türkei sind ziemlich neu und ein Zeichen der zunehmenden Verstädterung.

    Rund um die Zitadelle gibt es Verkaufsstände für die meist türkischen Touristen. Etliche alte Frauen bieten dort handgemachte Sachen an. Auf dem Weg zurück hatte Hea-Jee noch ihren Spaß beim stöbern in einem Kleidermarkt, ich habe derweil ein paar Katzenfotos gemacht.

    Nachmittags wollten wir noch ein Highlight des öffentlichen Verkehrs ausprobieren. Es gibt im Norden von Ankara Neubaugebiete, die auf höheren Hügeln errichtet wurden. Und dorthin hat man 2014 eine Seilbahn mit 4 Stationen als städtisches Nahverkehrsmittel errichtet. Sowas ist mittlerweile ein globaler Trend. Auch München hat das schon überlegt, aber leider verworfen. Ich wollte das gern mal in Aktion erleben. Also sind wir mit der Metro zur Talstation gefahren und mussten dann enttäuscht feststellen, dass die Seilbahn nicht fährt. Zurück im Hotel zeigte eine Recherche, dass die Ankaraer Architekten die Stadt wegen dem Bebauungsplan verklagt und Recht bekommen hatten. Daraufhin wurde die Seilbahn erstmal still gelegt.

    Hea-Jee:
    Im Vergleich zu dem Hotel, in dem wir letztes Mal in Ankara übernachtet haben, ist dieses hier richtig luxuriös. Das Zimmer, das wir über Expedia für 59 Euro gebucht hatten, kostet normalerweise 100 Euro. Wegen der schlechten Wirtschaftslage scheinen viele Zimmer leer zu stehen – also senkt man wohl inoffiziell ein wenig den Preis, um sie trotzdem zu vermieten.

    Die Einrichtung ist auffällig edel, und das Frühstück war luxuriöser als in allen Hotels, in denen wir bisher übernachtet haben. Es ist erstaunlich, wie viel komfortabler das Leben wird, wenn man nur ein bisschen mehr Geld ausgibt. Arnd und ich haben über unseren Lebensstandard gesprochen. Wollen wir künftig etwas mehr Geld ausgeben, um bequemer und luxuriöser zu leben?

    Wir waren uns beide sofort einig: „Nein.“

    Arnd meinte, er fühle sich in diesem Ambiente einfach nicht wohl. Er fand es unangenehm, dass vor dem Hotel eine Reihe protziger, spritfressender Luxusautos geparkt war – ich musste fast lachen (er ist wirklich konsequent!). Wahrscheinlich, so meinte er, habe das Hotel die Autos zur Schau dort abgestellt.

    Mir gefiel es nicht, dass ein Page unser Gepäck ins Zimmer trug – obwohl es sogar zwei Aufzüge gab. Es ging mir dabei nicht ums Trinkgeld. Wir packen unsere Taschen so, dass wir sie selbst tragen können, und hatten bislang nie ein Problem damit, auch in Hotels ohne Aufzug alles selbst zu schleppen. Wenn jemand eine Aufgabe übernimmt, die wir problemlos selbst erledigen könnten, ist das für uns kein Vorteil – und kein Grund, mehr Geld auszugeben.

    Für mich lohnt es sich, etwas mehr Geld auszugeben, wenn das Zimmer und das Bad sauber sind und Klimaanlage sowie Dusche gut funktionieren. Aber nur weil Marmor und teure Materialien verwendet wurden, verbessert sich meine Lebensqualität nicht. Ich habe natürlich auch meinen Geschmack – aber der hängt nicht vom Preis der Materialien ab.

    Ein vielfältiges und reichhaltiges Frühstück ist zwar schön, aber ich bin mit einfachem Essen schnell zufrieden. Das Frühstücksangebot der Hotels, die wir bisher für etwa 50 Euro gebucht haben, reicht mir völlig. Außerdem bin ich ein Gefühlsmensch: Wenn ich in einem einfachen Hotel das Gefühl habe, dass die Leute sich ehrlich Mühe geben, dann ist das für mich der beste Service.

    Wir haben im Laufe unseres Lebens erfahren, dass man umso freier lebt, je weniger Geld man für den selbst festgelegten Lebensstandard braucht. Als wir als Studenten unser erstes Kind bekamen, beschlossen wir, Eltern zu sein, die ihrem Kind mehr Zeit als Geld schenken. Damit stellten wir damals die Weichen für unsere Zukunft: ein Leben mit weniger Geld.

    Seitdem achten wir darauf, dass sich unser Lebensstandard nicht unbemerkt immer weiter erhöht. Wenn man dasselbe Geld ausgibt und sich dabei schlechter fühlt – ist das nicht ein Verlust? Deshalb führen wir ab und zu solche Gespräche, um uns selbst zu überprüfen.

    Arnd hat heute unsere Erlebnisse mit viel Details erzählt – deshalb beende ich heutigen Eintrag mit ein paar Gedanken über Hotels und das Leben.
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  • Tag 18 - Reise

    13 juillet, Turquie ⋅ ☀️ 37 °C

    Arnd:
    Zum Abschied von Göreme nochmal ein schönes Frühstück auf dem Dachgarten mit der phantastischen Aussicht. Das Personal, insbesondere die Frauen, hatten Hea-Jee wieder ins Herz geschlossen und uns alles Gute gewünscht.

    Um 12:15 ging unser Bus zurück nach Ankara. Eigentlich ist unser nächstes richtiges Ziel nur etwa 200km entfernt, aber es ist nicht einfach, von Göreme aus direkt dahin zu fahren. Wir haben keine Eile. Wie schon früher erwähnt, müssen wir von Tiflis in Georgien aus ein Stück weit fliegen. Den Flug haben wir für den 26.7. gebucht. Wir können uns also nur aussuchen, wo wir die Zeit bis dahin verbringen wollen.

    Wir bleiben jetzt nochmal einen Tag in Ankara und schauen uns die Stadt noch etwas an. Das erste Mal war ich krank und wir haben fast nichts gesehen.

    Hea-Jee:
    Wie gut, dass wir wieder nach Ankara gekommen sind. Beim letzten Mal war Arnd krank, und wir hatten auch sonst keine große Sympathie für die Stadt. Damals dachten wir, Ankara sei nur ein Verkehrsknotenpunkt – ein Zwischenstopp auf dem Weg, vielleicht mit einem Besuch im weltberühmten archäologischen Museum.

    Außerdem hegten wir Vorurteile gegenüber der Stadt: Als Hochburg des autoritären Präsidenten erwarteten wir eher konservative und verschlossene Menschen. Doch schon in der ersten Nacht sahen wir eine völlig andere Welt.

    Im Gegensatz zum letzten Mal wohnten wir diesmal mitten im Stadtzentrum. Kaum war die Sonne untergegangen und wir verließen unser Hotel, begrüßte uns eine lebendige, junge Abendstimmung. Überall waren junge Männer und Frauen zu sehen, die ihr Leben genossen – mit all der Leichtigkeit eines Feierabends. Auch die Frauen zeigten sich selbstbewusst und modern, viele trugen Minirock oder bauchfreie Tops, ganz wie junge Frauen im Westen – und das ohne Kopftuch.

    Auffällig waren die vielen mobilen Lottostände auf der Straße. Menschen versammelten sich um die Tische, um Lose zu kaufen und zu rubbeln. Arnd meinte, dass Menschen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eher zum Glücksspiel greifen. Ob das wirklich der Grund ist oder ob die Türken einfach eine traditionelle Vorliebe für solche Spiele haben, kann ich nicht sagen. Fest steht jedoch: Die Inflation ist enorm, und das Leben für die einfachen Leute ist hart geworden.

    Da Ankara kaum ausländische Touristen anzieht, sind die Preise noch stark auf Einheimische zugeschnitten – und entsprechend günstig. Ein Menü aus zwei Lahmacun (eine Art türkischer Flammkuchen) und ein Ayran kostet nur 99 Lira. Umgerechnet haben wir etwa 2,50 Euro für ein richtig leckeres Abendessen zu zweit bezahlt.

    Besonders auffällig günstig waren die öffentlichen Verkehrsmittel. Eine Fahrt mit der Metro kostete nur 12,5 Lira – also etwa 27 Cent. Im Vergleich zu München, wo ein Einzelticket stolze 4,10 Euro kostet, ist das geradezu 15-mal günstiger. Vermutlich wird der Nahverkehr stark subventioniert. Man fragt sich, wie der Staat das finanziert – aber immerhin ermöglicht es so auch Menschen mit wenig Einkommen, mobil zu bleiben und am Wirtschaftsleben teilzunehmen.

    Arnd hatte das öffentliche Verkehrsnetz von Ankara im Handumdrehen durchschaut. Mit echter Begeisterung lernte er alles, als wolle er künftig als Reiseleiter in der Türkei arbeiten.
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  • Göreme

    Tag 17b - Burgfelsen in Uçhisar

    12 juillet, Turquie ⋅ ☀️ 36 °C

    Arnd:
    Schon bei der Hinfahrt nach Göreme kamen wir an einem recht spektakulären Felsen im Nachbarort von Göreme vorbei, dem Burgfelsen von Uçhisar. Den wollten wir uns gern noch genauer anschauen. Am Göremer Busbahnhof haben wir erfahren, dass alle 30 Minuten ein Bus dorthin fährt. Meine Karten-App, die ich auch für Planungen von z.B. Bergwanderungen verwende, hat mir dann noch gesagt, dass es da zurück einen ganz schönen Fußweg von etwa 3km Länge gibt. Unser Plan: Am späten Nachmittag, nach der größten Hitze, fahren wir per Bus nach Uçhisar und schauen uns das an.

    Die „Burg“ ist natürlich eine Touristenattraktion. Man kann hinein und bis oben hinauf klettern, wo es eine tolle Aussicht gibt. Der Felsen ist die höchste Erhebung weit und breit. Natürlich haben wir auch schöne Fotos gemacht.

    Der Fußweg zurück war wunderschön. Wir haben nochmal interessante Felsformationen aus nächster Nähe gesehen. Wir mussten dabei etwa 300m absteigen und das war für Hea-Jee etwas schwierig. Der Weg war teilweise steil und von einer Art Sand, abgeriebenem Tuff, bedeckt und deshalb rutschig. Und Hea-Jee hatte nicht die besten Schuhe für diesen Zweck. Aber mit meiner Hilfe sind wir heil heruntergekommen.

    Übrigens schönen Dank an Monika für die hier sehr praktische Mondrian-Tasche!

    Hea-Jee:
    Vor ein paar Tagen war ich innerlich ein bisschen genervt. Bei der brütenden Hitze hatte Arnd vorgeschlagen, einen Spaziergang auf einen Hügel zu machen – was für mich eher eine kleine Wanderung war. Arnd, der nichts von meiner schlechten Laune merkte, erzählte auch noch begeistert, dass es eine mehrstündige „geführte Wanderung“ gebe, die in Touristenführern empfohlen werde – mit sehr guten Bewertungen.

    Ich meinte schroff, solche Touren seien nichts für den Hochsommer, sondern eher für kühlere Tage gedacht. Während ich das sagte, dachte ich insgeheim: Wer macht denn bitte bei dieser Hitze so was?

    Heute standen wir oben auf dem Burgfelsen von Uçhisar und blickten auf die atemberaubende Landschaft hinunter. Plötzlich fiel mein Blick auf ein besonders schönes Dorf, eingebettet zwischen weißen Felsformationen. Und das war tatsächlich Göreme, der Ort, in dem wir übernachten. Man könnte durch die bizarr geschwungenen Felsen dorthin zurückwandern. Was, das ist der Weg, den wir heute gehen wollen?

    Vielleicht lag es daran, dass die Sonne langsam an Kraft verlor, oder daran, dass ich mir kurz vorher am Straßenrand einen Becher voll gesalzenem Mais gegönnt hatte – auf jeden Fall fühlte ich mich plötzlich voller Energie und Vorfreude. Ich schnürte meine Lieblingslaufschuhe fest und machte mich bereit.

    Der Weg war noch schöner, als ich ihn mir von oben vorgestellt hatte. Nur, wenn es steil wurde, war es ziemlich rutschig. Ich sehnte mich nach meinen Wanderschuhen, die zu Hause geblieben waren. Ich rutschte aus, fiel auf den Po und schürfte mir dabei auch noch die Hand auf. Zum Glück konnte ich mich an Arnds Hand festhalten und kam so halbwegs heil unten an.

    Normalerweise hätte ich Arnd vielleicht unfreundlich gefragt, warum er mich über so einen gefährlichen Weg geschleppt hat – aber heute war ich einfach zufrieden. Es war ein tolles Erlebnis, fast noch schöner als die Ballonfahrt gestern.

    Und jetzt frage ich mich plötzlich: War dieser Wanderweg heute nicht genau die Tour, die Arnd vor ein paar Tagen erwähnt hatte – die ich damals so schnippisch abgelehnt habe?
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  • Das Telefonsystem / The telephone systemDie Kapelle / The ChapelWeinkeller / WineryAir ConditioningLüftungsschacht / Air DuctTandoor like oven under floorFutterstelle für Tiere / Animal feeding

    Tag 17a - Die unterirdische Stadt

    12 juillet, Turquie ⋅ ☀️ 31 °C

    Arnd:
    In Göreme werden Ausflugstouren angeboten, auf denen man eine Reihe von Attraktionen gezeigt bekommt. Sie dauern 6 Stunden, der Transport im Kleinbus und ein Mittagessen sind enthalten. Der Preis dafür ist 60€ pro Person. Auf einen so langen Ausflug hatten wir allerdings bei der Hitze keine Lust und wir befürchten auch, dass die Zeit bei jeder Attraktion sehr knapp bemessen ist. Was uns noch interessierte, war eine der unterirdischen „Städte“ zu sehen. Das haben wir uns privat organisiert und hatten dann 1 1/2 Stunden Zeit, um es gründlich anzuschauen.

    Der Boden hier in der Gegend besteht überall aus diesem weichen Tuff-Gestein, in das man leicht Hohlräume graben kann. Es ist wohl nicht ganz sicher, wann es begann, hier eine ganze Stadt zu errichten. Es gibt Vermutungen, dass die Anfänge schon auf die Hethiter zurückgehen, die vor etwa 3000 Jahren diese Gegend besiedelten. Diese Städte waren nicht dauerhaft besiedelt, sondern dienten als kurzfristiger Rückzugsort, wenn mal wieder feindliches Militär die Gegend unsicher machte. Ab dem 2. Jahrhundert lebten hier Christen. Zur Erinnerung, das römische Reich war zu der Zeit noch nicht in West und Ost geteilt und auch noch nicht christianisiert.

    Der erste Laden, bei dem wir nach einer Exkursion nur nach so einer unterirdischen Stadt gefragt haben, meinte, wir sollten einfach ein Taxi nehmen, was wir am Ende auch getan haben. Wir sind am Tag vorher zum Taxistand gegangen und haben gefragt. Der Preis war gut 50€. Dafür wurden wir zum vereinbarten Termin beim Hotel abgeholt, die 30km zu unserem Ziel gefahren. Der Taxifahrer hat 1 1/2 Stunden auf uns gewartet und uns wieder nach Hause gebracht. Ein typischer Job hier.

    Unser Ziel hieß Kaymaklı. Wir haben hier ein paar Bilder eingestellt, die Erklärungen findet man besser in der Wikipedia:
    Deutsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaymaklı
    Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Kaymakli_undergro…
    Da gab es auch noch einen Link auf ein (deutsches) pdf mit mehr Informationen und vor allem einigen Illustrationen, die zeigen, wie das Leben dort ausgesehen haben mag:
    http://www.mineral-exploration.com/mepub/kaymak…

    Hea-Jee:
    Die unterirdische Stadt ist dafür bekannt, dass frühe Christen sich hier zeitweise versteckten, um den Verfolgungen durch das Römische Reich zu entkommen und als Glaubensgemeinschaft zusammenzuleben. Auch danach diente sie bis ins 19. Jahrhundert hinein bei feindlichen Überfällen immer wieder als Schutzraum für die Bewohner. In friedlicheren Zeiten wurde sie als kühles Lager für Wein oder sogar als Stall genutzt.

    Der Teil, den wir besichtigt haben – also der für Touristen freigelegte Bereich – macht laut Angaben nur ein Zehntel der ursprünglich existierenden Stadt aus. Die tatsächliche Größe verdient also mit Recht die Bezeichnung „Stadt“. Laut unserem Guide lebten hier einst mehr als 5000 Menschen.

    Vom Eingang, der in den Felsen gehauen ist, geht es zunächst hinab zu Stallungen, etwas tiefer befinden sich Kapellen und Priesterzimmer, dann folgen Wohnräume. Wieder ein Tunnel, dann erneut Wohnräume – so geht es immer weiter, bis man schließlich eine Tiefe von etwa 60 Metern erreicht.

    Einige Gebrauchsgegenstände wie Mühlsteine wurden zur Veranschaulichung aufgestellt, doch ohne die Beschriftungen an den Wänden und die Erklärungen des Guides wäre es schwer gewesen, sich das damalige Leben vorzustellen.

    Besonders faszinierend war zu sehen, wie grundlegende Bedürfnisse wie Wasser, Luft und Licht in dieser unterirdischen Stadt gedeckt wurden. Das Wasser stammte aus tiefen Brunnen, die bis ins Grundwasser reichten. Die Luft wurde durch ein ausgeklügeltes Belüftungssystem, das wie riesige Kamine gebaut war, bis in die tiefsten Bereiche geleitet. Für Licht sorgten kleine Nischen in den Wänden, in die man Leinsamenöl-Lampen stellte.

    Es gab sogar eine Küche. Im Boden war ein großes, fassähnliches Loch gegraben, in dem Feuer gemacht wurde – an dessen Wand klebte man Teigfladen, ähnlich einem Tandoori-Ofen. Wegen des Rauchs und der Gefahr entdeckt zu werden, wurde nur nachts gekocht – und das auch nur ein- bis zweimal pro Woche. Lebensmittel wurden so weit wie möglich in getrockneter Form für lange Zeit gelagert.

    Gelegentlich stießen wir auf enge, lange Tunnel, durch die gerade einmal eine Person gebückt hindurch passte. Diese engen Durchgänge dienten der Verteidigung – damit im Ernstfall die Feinde nur einzeln eindringen und leichter abgewehrt werden konnten.

    Erstaunlicherweise stellte sich mir nicht die Frage, wie die Menschen mit Konflikten umgingen, die durch das lange Zusammenleben in engen Verstecken entstanden sein könnten. Ich stelle mir vor: In einer Umgebung, in der das bloße Überleben im Mittelpunkt stand, schienen zwischenmenschliche Spannungen kaum Raum zu haben – fast wie ein Luxus. Vielleicht mussten unsere Vorfahren sich notgedrungen aufeinander verlassen, einander unterstützen – einfach, um als Gemeinschaft überleben zu können.
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  • Tag 16 b - Göreme Freilichtmuseum

    11 juillet, Turquie ⋅ ☀️ 37 °C

    Arnd:
    Nachdem das Hauptereignis des Tages schon vor dem Frühstück zu Ende war, haben wir noch eine zweite Unternehmung gemacht. Etwas außerhalb des Ortes gibt es ein Freilichtmuseum mit Höhlenbauten, das zum Unesco Weltkulturerbe gehört.

    Das sind alles Kirchen und ein Männer- und ein Frauenkloster. Die ältesten Höhlen stammen aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Spätere waren aus dem 11. Jhdt. Die Räume waren ziemlich klein, heute würde man das eher Kapellen nennen. Die Struktur der Räume mit Bögen, Säulen und sogar Kuppeln (in die Decken gehauene Halbkugeln) und die Bemahlung mit biblischen Geschichten war aber durchaus aufwändig.

    Aber es haben auch nicht viele Menschen dort gelebt. Leider war es nicht erlaubt, in den Kirchen zu fotografieren, nur in undekorierten Räumen, z.B. in einem Speisesaal mir einer interessanten Konstruktion eines langen Tisches mit Sitzgelegenheit.

    Hea-Jee:
    Am Nachmittag fuhren wir mit dem Taxi zum Freilichtmuseum. Wir dachten zunächst, es handle sich um ein geologisches Museum, aber es war ein Ort mit in den Fels gehauenen Kirchen, Kapellen und Klöstern. Da religiöse Gebäude oft auch Grabstätten enthalten, gab es dort auch Höhlen, in deren Felsboden lange Gruben gehauen waren – gerade groß genug, dass ein Mensch hineinpasst. (Früher glaubte man, wer neben der Kirche beerdigt wird, komme in den Himmel – deshalb gab es fast immer einen Friedhof neben der Kirche.)

    Viele Wandmalereien wurden mühsam restauriert. Bei nicht restaurierten Fresken konnte man erkennen, dass sie zum Teil durch natürliche Erosion, aber auch durch menschliche Einwirkung beschädigt worden waren – viele hatten einfach hineingekratzt oder ihren Namen eingeritzt. Der Mensch ist manchmal wirklich gedankenlos.

    Mit Hilfe des Audioguides versuchten wir uns vorzustellen, wie die Menschen damals hier gelebt haben könnten.

    Es war unglaublich heiß – gefühlt bestimmt 38 Grad. Wir sind mit einem Sonnenschirm herumgelaufen. Für das am besten restaurierte Gebäude hätte man noch einen zusätzlichen Eintritt zahlen müssen, aber es war nicht das Geld, sondern die Hitze, die uns davon abgehalten hat. Also fuhren wir einfach wieder mit dem Taxi zurück ins Hotel.
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