• Katrin Just
Ağu 2021 – Ağu 2022

Hallo Welt

Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben. - Kurt Tucholsky
Nur wer sich auf den Weg macht, wird neues Land entdecken. - Hugo von Hofmannsthal
Zögere nie, weit fortzugehen, hinter alle Meere, alle Grenzen, alle Länder, allen Glaubens. - Amin Maalouf
Okumaya devam et
  • Mythos Machu Picchu

    19 Eylül 2021, Peru ⋅ ⛅ 20 °C

    19. 09.2021: Endlich ist es soweit! Wir werden nach langem Warten eines der neuen sieben Weltwunder besuchen – für mich nach der Chinesischen Mauer das zweite – Machu Picchu (aufgepasst: gesprochen Machu Pikchu!)! Vor einem Monat hatten wir bereits die Tickets buchen müssen – früher musste man mehr als doppelt so lange im Vorhinein planen... Ob sich diese enormen Kosten für diesen Touri-Magneten wohl lohnen?

    Da wir uns schweren Herzens gegen den berühmten Inka-Trail als Weg zum „Alter Gipfel“ entschieden hatten (zu teuer für eine Weltreise!), wollen wir zumindest die letzte Wegstrecke des Trails laufen: So geht es am Tag vorher 6h im Bus von Cusco aus auf holprigen (und zum Teil von riesigen, herabgestürzten Felsbrocken) beschädigte Straßen zur Haltestelle „hidroeléctrica“, von wo aus wir gute 2,5 h am Fuße des Machu Pichhu an den Bahngleisen der Perurail nach Aguas Calientes laufen: Ein wunderschöner Wanderweg vorbei an grünen, hohen Bergen und entlang des Flusses mit dem wunderbaren Namen „Urubamba“. Da die Dämmerung und ein Regenschauer drohen, sputen wir uns ein wenig – viel zu schnell endet der wunderschöne Weg. Wegen des Hinweises von Miri (Meine Knie danken es dir tauschendfach!) verzichten wir am nächsten Tag auf den Fußweg nach oben und nehmen ganz dekadent um 5.30 Uhr den teuren Touristenbus, der – wie alle Touren hier – natürlich NICHT pünktlich ist, aber was soll's, einmal mehr um 4 Uhr aufgestanden...
    WIR SIND DIE ERSTEN AUF DEM GELÄNDE! Bis wir aber etwas sehen sollten, vergehen leider noch einmal 1,5h – der Nebel war zuvor so dicht, dass wir nicht einmal die ersten Terrassen erkennen konnten und wir müssen dann unseren fantastischen Aussichtspunkt mit einigen weiteren Touristen teilen.

    Langsam verzieht sich der Nebel und enthüllt die Ruinen der Inkas, die so unfassbar faszinierend aussehen. Der letzte Nebel unterstreicht diesen mystischen Ort, um den sich viele Theorien ranken, aber die meisten bleiben spekulativ, weswegen wir auch froh sind, ohne Guide unterwegs zu sein. Zunächst kommt es uns ganz surreal vor, denn wir haben den Machu Picchu natürlich schon hunderte Mal auf Bildern gesehen. Der Anblick übertrifft jedoch alle unsere Erwartungen! Es ist das absolute Highlight der Reise! Langsam schrauben wir uns nach unten und machen entweder Bilder oder betrachten diesen wunderschönen Ort, der von imposanten Bergen umgeben ist. Tempelanlagen, Wohnhäuser, Bewässerungskanäle, Kalendersystem, Anbauterrassen aus dem 15. Jh. auf 2430m Höhe. Dazwischen erreichen wir tatsächlich via WhatsApp Videotelefonie (ja, das Netz ist überall besser als in Deutschland!) meine Eltern – Mama und Papa: Ihr wart nun live mit uns auf dem Machu Picchu!
    Nach vier Stunden verlassen wir das Gelände, denn leider kann man nicht mehr zum Aussichtspunkt zurück – der Weg ist eine Einbahnstraße. Ich hatte auf Chinchillas vor dem Eingang und einen Stempel von Machu im Pass gehofft, außerdem wollten wir den Tempel des Kondors sehen, aber leider waren einige Teile geschlossen.
    Es gibt dennoch eine Sache, die wir nach der ausgezeichneten Pizza im Touristendörfchen Aguas Calientes bereuen: Keine zweite Eintrittskarte für den nächsten Tag gekauft zu haben, denn wir hätten noch so gerne dieses Wunder länger bestaunt!
    Okumaya devam et

  • Drei Tage im Heiligen Tal der Inkas

    21 Eylül 2021, Peru ⋅ ⛅ 15 °C

    Dank Chris' Idee fahren wir nicht wie die anderen Touristen zurück nach Cusco und machen von dort eine Tagestour in das Heilige Tal, sondern buchen uns direkt im Tal eine tolle Unterkunft in der Ortschaft mit dem klangvollen Namen „Ollantaytambo“ (Werde ich mir die Schreibweise je merken können?). Wir fahren 2h mit dem Zug von Aguas Calientes durch das wunderschöne Tal – mit einer kohlebetriebenen Dampflock entlang des Urubamba! Mein Papa hätte seine wahre Freude daran gehabt!
    Die zwei Tage in "Veronikas View Hotel" sind herrlich: Der Name ist Programm, denn wir können direkt auf den riesigen schneebedeckten Montana Veronika blicken – vom Zimmer und vom Pool aus ;-)
    Unsere Gastgeber sind rundum um uns bemüht und ruhen sich mehrfach mit ihrem 4 Monate altem Baby unter der Theke aus! Wir waren betroffen, als wir das bemerkten, konnten Ihnen aber auch mit unserem bescheidenem Spanisch nicht verständlich machen, dass wir keine Rundumbetreuung benötigen. Wir genießen die zwei Tage Auszeit – mit Hund, zwei Katzen, Huhn und dem wunderschönen Lama, mal am Lagerfeuer, mal im Städtchen, wo uns ein Fahrer des Hotels absetzt und wir durch die ursprüngliche Inka-Wohnstätte schlendern und vom Rooftop mit einer heißen Schokolade auf die Ruinen schauen... während Zuhause die Schule wieder beginnt und meine Kollegen sich mit den zahleichen Covid-Bestimmungen, Schülern und Kollegen auseinerdersetzen müssen. In der Ferne fährt die Dampflock vorbei... Worum ging es... Arbeit? - Zeit für den Pool!
    Am 22. holt uns morgens unser Guide ab und führt uns zu einigen weiteren bemerkenswerten Inka-Stätten des Heiligen Tals. Beginnend mit der Festung in Ollantaytambo, die nach einem ersten Sieg dann leider doch von den Spaniern eingenommen (und natürlich zerstört und geplündert wurde), fahren wir weiter zu den wissenschaftlich angelegten Rundterrassen in Moray, den Salzterrassen von Mara und schließlich zu den Ruinen von Pisac. Um die optimalen Anbaubedingungen zu erforschen sollen die Inkas die Rundterrassen so angelegt haben, dass jede Ebene ein eigenes Mikroklima mit unterschiedlicher Temperatur besitzt – zumindest wird das heute so angenommen, denn es gibt darüber keine Quellen oder zuverlässigen Überlieferungen. Ich freue mich besonders auf die Salinen, die hier oben in den Bergen rot-weiß in Erscheinung treten und einen Großteil der Salzproduktion der Region Cusco ausmachen. Die Salzgewinnungsmethode – und das verwundert uns nun nicht mehr – hatten bereits die Inkas genutzt. Die rund 5800 Becken werden von einer heißen Salzwasser-Quelle gespeist, die dafür sorgt, dass jeder Pool jeden Monat bis zu 150 kg Salz liefert – da nehmen wir uns doch ein wenig mit! Am Ende bestaunen wir noch die mächtigen Terrassen in Pisac, die sich entlang der mächtigen Berge anschmiegen.
    An diesem Tag hatten wir übrigens zum ersten Mal Regen in Peru – für uns Pech, für die extrem trockene Natur hier ein Glück. Das Plus an dieser Tour (bei der wir wieder einmal nur zu zweit waren): Wir werden direkt in Cusco in unserer Unterkunft abgesetzt und nehmen die vielen Eindrücke mit in unsere Träume...
    Okumaya devam et

  • In Cusco, um Cusco und um Cusco herum

    23 Eylül 2021, Peru ⋅ ⛅ 16 °C

    Cusco, die ehemalige Inkahauptstadt auf 3400m in den peruanischen Anden, lebhaft und quirlig. Fast 2 Wochen sind wir insgesamt in der Gegend um Cusco oder in Cusco – viel zu lange, wenn man Chris und mich fragt, denn trotz der historischen Bedeutung und der vielen Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten, die man hier buchen und bestaunen kann, ist es irgendwie nicht unsere Stadt. Zuerst war ich nach der Colca-Tour mit einer Erkältung ziemlich angeschlagen, nach dem Heiligen Tal verlängern wir unseren Aufenthalt wegen der teuren Weiterflüge und um unser Spanisch zu verbessern. Ständig hab ich hier irgendwas, nach der Erkältung folgen Magenprobleme, zudem ist man natürlich schnell aus der Puste.
    Als Ausgangspunkt für alle wichtigen touristischen Aktivitäten Perus erleben auch wir Cusco recht belebt und chaotisch. Das Hostel ist proppenvoll und laut. Man kann nicht auf die Straße ohne dutzendfach von Verkäufern auf Bilder, Mützen, Figuren, Tickets oder Restaurants angesprochen zu werden. Ein „no“ reicht auch meist nicht aus, um die Leute loszuwerden, wir fühlen uns öfter gestresst.
    Nach einer sehr witzigen, aber auch fordernden Führung durch „Elvis“, der auch Geschichtsprofessor in Harvard hätte werden können, haben wir am ersten Tag schon einen guten Eindruck von der kolonialen Stadt mit ihren wunderschönen geschnitzten Holzbalkons und den zahlreichen Inka-Relikten. Mit einem Schmunzeln zeigt uns Elvis die dilettantischen spanischen Mauern, die neben denen der Inkas stehen – letztere perfekt ineinandergepasste Meisterwerke!
    Wir vertreiben uns die restlichen Tage nach dem Mach Picchu und dem Heiligen Tal mit der Testung zahlreicher Restaurants und Cafes, dem Aufsuchen von Aussichtspunkten und wir buchen ein paar Spanischstunden bei Rocsana, die ganz begeistert von diesen Deutschen „muy inteligente“ ist... Wir sind ihren ersten Schüler nach der Pandemie – dank ihr sind wir mit einigen Grundlagen bereit Bolivien zu erobern und können sie etwas durch unser Engagement "blenden".
    Ich mache einen peruanischen Kochkurs bei „We cook“ und lerne die Zubereitung von Ceviche, Pisco und Papa Rellena (gefüllte Kartoffeln mit Rinderspieße – Rind klang gut, hätte ich mal vorher gewusst, dass es aus RunderHERZ gemacht wird...). Mir ist etwas unangenehm, dass der Kurs für mich alleine stattfindet... Hier fehlen trotzdem die Touristen. Chris wird durch andere Reisende währenddessen zu einer Tour überredet und... findet sich auf einem 2-stündigen Ritt auf einem Pferd wieder. Unsere Beigeisterung hielt sich bei allem recht in Grenzen. Zum Glück wartete aber ein letztes Highlight Perus auf uns!
    Okumaya devam et

  • Ein Berg wie ein Regenbogen!

    27 Eylül 2021, Peru ⋅ ⛅ 13 °C

    An dieser Stelle möchte ich einen positiven Effekt des Klimawandels nennen – die Enthüllung dieser Landschaft, die früher schneebedeckt ein weiteres Juwel Perus verbarg: Den Regenbogen-Berg Vinicunca, dessen sieben farbigen Sedimentschichten (Eisen, Kupfer, Mangan, Schwefel, Granit) so parallel verlaufen, dass sie wie ein Regenbogen wirken. Hättet ihr gedacht, dass es so etwas überhaupt auf der Welt gibt?
    Wir schlagen zwei Mal zu: mit einer Landschaft der Superlativen und unserem höchsten erklommenen Platz der Erde bisher – denn wir haben die 5000er-Marke mit dieser Tour geknackt und sind mächtig stolz auf uns!
    Wer schon andere Berichte von mir gelesen hat, kann sich hier bereits denken, wer von uns beiden den Berg zügig und ohne Probleme besteigt und wer etwas länger hechelt... Nun gut, immerhin habe ich kein Pferd genommen, wie zahlreiche andere (oft peruanische Touristen ;-), die die Einheimischen hier im Laufschritt hoch und hinunterführen.
    Für uns geht es etwa 2h hoch, auf einem sehr entspannten Weg mit wenig Steigung. Dennoch kämpft man sehr mit der enormen Höhe. Rings um uns ziehen sich schon die bunten Gesteinsschichten durch die Landschaft, zahlreiche Adler schwingen sich in die Höhen. Oben angekommen, wird einigen auch schon Sauerstoff verabreicht, uns geht es aber soweit gut. Überall tummeln sich fotografierende Touristen, aber der Ausblick bleibt einfach wieder einmal atemberaubend – Ich denke, hier sagen die Bilder mehr als meine Worte je könnten!
    Mit diesem Ausflug, einer letzten Spanischstunde und weiteren Magenproblemen neigt sich auch unsere Zeit hier in Peru dem Ende zu. Dieses Land hat uns so erfreut mit seiner Farbenpracht und Natur, hat uns gefordert mit seinen Wegen und uns beglückt durch seine wundervollen Orte und Menschen. Wir verabschieden uns mit den Worten, die sich hier in Cusco in den Berg geschrieben finden: „Viva El Peru“ (Es lebe Peru!“)
    Okumaya devam et

  • Bolivien - Wie dich beschreiben?

    30 Eylül 2021, Bolivya ⋅ ⛅ 16 °C

    Bolivien - ein Land, über das ich sicherlich noch lange nachdenken werde, und bei dem es mir schwerfällt, die richtigen Worte zu finden, um es annähernd passend zu beschreiben. Alejandro, unser Guide in Uyuni, fragte uns, was wir über Bolivien wüssten. Unsere Antworten waren dürftig: Salzwüste, Kriminalität und Drogen, El Alto - eine der gefährlichsten Gegenden der Welt, schlechte Arbeitsbedingungen in den Minen, Armut, besondere Kleidung der Frauen, die größte Salzwüste, Land in den Anden... Mir geistert Miris (Pichons) Begeisterung von Bolivien im Kopf herum – vor 5 Jahren war sie hier auf ihrer Weltreise, in dem Land, „das alle [ihre ] Erwartungen übertroffen hat“.

    Und das erwartete uns hier in Bolivien:
    Wir kommen morgens um 4 in El Alto am Flughafen an, besorgen uns gleich SIM-Karten (nach einer Woche stellt sich heraus - man hat uns voll abgezogen...) und kommen dank Fernandos Flughafentransfer gut in unserem Hostel Greenpoint in La Paz an. El Alto – Boliviens zweitgrößte Stadt - sah nachts erstaunlich sauber und ordentlich aus. Trügt der Schein? Wo der Schein definitiv trügte: Bei unserem Hostel – Wo kommen die 10 Bewertungspunkte bei Hostelworld (von 10) her? Das ganze Gebäude ist sehr heruntergekommen, die Betten sehen ranzig aus, der Teppichboden muffelt und ist ungesaugt, es gibt weder Seife noch Klopapier (Fast wie in der Schule in Ba-Wü!). Zum ersten Mal benötigen wir unsere Juhe-Schlafsäcke, um der ekligen Umgebung etwas entgegenzusetzen. Chris findet es witzig und ist froh, dass ich die Unterkunft ausgesucht habe und nicht er ;-) Sie sei ein wenig wie sein 2-Euro-Zimmer in Vietnam. Dennoch dürfen wir gleich einchecken und die nächsten zwei Tage schlafen wir gefühlt fast nur. Ich bin ziemlich erschöpft von den ganzen Fahren, Flügen, Packen, Eindrücken, usw. Und Chris? Der gab ja schon bei unseren Spanischstunden an, dass „dormir“ (schlafen) sein Hobby sei.
    Damit mein Geburtstag nicht in diesem traurigem Hostel in La Paz stattfinden muss, ziehen wir dann doch noch los in die Stadt, die mich mit ihrem dichten Verkehr und zahllosen Menschen zusätzlich stresst.

    Es soll noch ein wenig dauern, bis ich mich einigermaßen mit Bolivien angefreundet habe, das Land bleibt mir bis zum Schluss sehr fremd und ich fühle mich unterwegs oftmals unwohl. Es liegt weniger an den Leuten als an den Bedingungen: Touristen finden sich hier derzeit kaum, die Menschen sind noch schwerer zu verstehen als in Peru, noch weniger können Englisch, wir wirken wie Geldesel, die jedem viel Trinkgeld geben sollten und das obwohl die Preise hier extrem gestiegen sind...
    Und das ist Bolivien auch:
    - La Paz: Straßenhunde wühlen im Müll und jagen die Autos, sind sonst aber friedlich, nicht so aggressiv wie in Asien. (Wobei – Chris wurde einmal fast an der Wade gepackt, aber das war in Cusco... )
    - Einige Viertel der Städte sind zu meiden, auf andere Weiße treffen wir sowieso quasi nicht – wir sind Fremdkörper hier, aber dennoch überall sehr willkommen.
    - Hier gibt es Städte in Höhen, wo bei uns schon lange kein Baum mehr wachsen würde. La Paz, Verwaltungshauptstadt Boliviens, mit über 3500 m/ü. M. weltweit höchste Hauptstadt, in der sich die Häuser den Hängen hinaufschlängeln, als gäbe es keine Schwerkraft.
    - Land der Vielfalt im Herzen Südamerikas – vom Titicacasee, über die Anden, die Atacamawüste bist hin zum Regenwald im Amazonasbecken – Und wir haben gleich wie in Peru nur so wenig entdeckt.
    - Man spricht nicht nur Spanisch und diverse Dialekte, sondern auch die indigenen Sprachen Quechua, Aymara und Guarani. Mit unserem Spanisch kämpfen wir uns mehr schlecht als recht durch, hier wird zudem nicht sehr deutlich gesprochen... Aber selbst wenn, es hätte uns nicht viel geholfen... ;-)
    - Wir entdecken Hightech und Moderne (Teleferico von Doppelmayr, teure Wohnviertel im Osten von La Paz, hippe und sehr westliche Restaurants und Cafés in Sucre, teure Hotels,...) und Armut und Tradition (Feldarbeit mit einfachen Harken und Geräten, Autos und Minibusse aus dem letzten Jahrhundert, altertümliche Trachten, Leben auf der Straße, schmutzige Kinder, Bettler, … Alejandro meint, „bolivianisch“ bedeute auch, „alles findet auf der Straße statt“.
    - Bolivien – ein armes, reiches Land: Hier liegen zahlreiche Bodenschätze verborgen, trotz hoher wirtschaftlicher Wachstumsraten gilt es immer noch als eines der ärmsten Länder Lateinamerikas – zwischen ausländischen Firmen, die die Bodenschätze abbauen und die Gewinne großzügig einstreichen, und der Korruption des Landes, die es in vielerlei Hinsicht lahmlegt, dazu der Drogenhandel...
    - Aberglaube, Religion und Mythos: Laut Internet sind 97% der Bolivianer Christen, die meisten Katholiken mit Einschlägen zum alten, indigenen Glauben, z. B. an Pachamama/Muttererde und anderen Gottheiten, denen regelmäßig Opfer dargebracht werden – sei es in Form von Coca-Blättern, Zuckerstatuen oder Lamaföten (!JA! auch in Grundmauern eingebettet). Schamanismus und auch Blutopfer sind weiterhin vertreten, auch wenn wir hiervon nichts mitbekommen, ich verzichte darauf, mir die Zukunft lesen zu lassen und auf dem Hexenmarkt tote, getrocknete Tierföten zu kaufen... Vielmehr fotografiere ich die Menschen nach Möglichkeit nur von hinten, denn einige glauben, dass das Fotografieren ihre Seele stiehlt...
    - So wird hier auch die Naturmedizin – Tees, Pulverchen, Tinkturen, usw. - großgeschrieben, andererseits ist auch der Standard der Krankenhäuser extrem unzureichend und leisten können es sich die wenigsten...
    - Das Essen bekommt uns in vielen Situationen schlecht, so verzichten wir leider komplett auf Streetfood oder dem Essen der einfachen Lokale, zu denen nur die Einheimischen gehen. Trotzdem - es schmeckt immer gut: Es gibt viel Reis und Kartoffelbeilagen, sonst Fleisch oder Trucha (Forelle), diverses Gemüse, oft auch Quinoa – als Beilage und Getränk... Außerdem finden sich viele französische Süßgebäcke in den Städten – leeeeecker! Ansonsten geht es weiter wie in Peru: Es gibt immer nur Erdbeermarmelade zum Frühstück, die nach Pestiziden schmeckt!
    - Und das ist Bolivien auch: unendlich weite, wunderschöne Natur, wilde Vekunas, Lamas und zahlreiche wilde Vögel. Wir sehen hunderte Flamingos und einige Vogelstrauße. Vulkanlandschaft so weit das Auge reicht und hunderte von Kilometern Schotterpiste oder Off-road-Fahren... Ein Land also, in dem es anscheinend noch viele Flecken von Freiheit gibt oder zumindest Bereiche fernab von festen Regeln und Kontrollen...
    - Die Frauen sind hier sehr altmodisch gekleidet, mit mehreren Stofflagen Rock, meist mit einem Tuch, das einer Tischdecke ähnelt, und einem Hut – je nachdem einer Melone, einer Mütze, einem Sonnenhut oder Ähnlichem. Sie tragen ihre Haare zu zwei Zöpfen geflochten, hinten meist noch kleine Quasten miteingeflochten. Die Fahrzeuge, die Kleidung, die Feldarbeit, Häuser, alles – wir werden in einer Zeitreise um die 50 bis 100 Jahre zurückgeworfen. Und ich mehrfach beinahe überfahren. Hilfe, dieser Verkehr!
    - Über allem jedoch stehen die unfassbar netten Menschen, die uns die Zeit hier so viel verschönern: Man begegnet uns stets korrekt, meist zuvorkommend und höflich, oftmals super freundlich. Die Menschen freuen sich so über uns Fremde und warten in vielerlei Hinsicht sehnsüchtig auf das Wiedererblühen des Tourismus (und auf Trinkgelder). Einerseits sind sie unfassbar stolz auf die Schätze und die Schönheit des Landes, andererseits benötigen viele nach dieser Durststrecke dringend Einnahmen. Und was gibt es für Schätze: Kulturgüter und Ruinen, UNESCO-Weltkulturerbe, Naturwunder und Artenvielfalt... Dennoch macht mich die wirtschaftliche Lage betroffen: Ein Land voll reicher Bodenschätze und Naturwunder schafft es nicht, sich Wohlstand und ein zeitgemäßes Erscheinen zu erarbeiten, gebeutelt von Korruption und einem Mangel an Know-how und Technologie führt dazu, dass die ausländischen Firmen aus den USA und vornehmlich China, die Eigentümer der Bergbauunternehmen sind und die großen Scheine einstecken. Kinder findet man hier weitläufig bei Mutter oder Großmutter auf der Straße beim Verkauf von ein paar wenigen Produkten wieder: Obst, Gemüse, Süßigkeiten, Essen, Säfte, usw. Auch verschwinden immer wieder zahlreiche Kinder...

    Als die Reise zu Ende ist, überkommt mich fast ein schlechtes Gewissen – nichts was ich unternommen habe, wurde dem Land annähernd gerecht, ich weiß kaum, wie die Locals wirklich leben, ein Großteil bleibt verborgen und ruft vielleicht nach einem neuen Besuch – zu einem anderen Zeitpunkt...
    Der Eindruck von Bolivien – er soll fragmentarisch bleiben, so groß und komplex ist das Land, als dass man es in wenigen Sätzen zusammenfassen kann. Und diese wenigen Sätze waren dann doch schon relativ viel ;.)
    Okumaya devam et

  • Das Universum von Uyuni

    2 Ekim 2021, Bolivya ⋅ ☀️ 15 °C

    Am 1. Oktober nehmen wir den Nachtbus nach Uyuni, diesmal kümmert sich die Agentur um alles – Aboholung, Zimmer, noch einmal ein wenig schlafen – eine Wohltat! Um zehn Uhr geht es los: Zu unserer Gruppe gehören Alejandro, unser Guide, und Jhony (kein Rechtschreibfehler!), der Kondukteur. Auch ein Paar mit Kind und ein „Peceno“ begleiten uns auf die legendäre Tour durch die größte Salzwüste der Welt. Dies soll ein weiteres unvergessliches Erlebnis werden!
    Angefangen am Eisenbahn-Friedhof, auf dem ein paar lustige Bilder entstehen (ich denke sofort an "Burning Man"!) , führt uns das Team zu einer Salzmanufaktur, vorbei an Salzhotels und dem Dakar-Denkmal in das Herz der Salzwüste. Im ersten Salzhotel essen wir, was unser Team zuvor aus der Stadt mitgenommen hat, wie so oft Reis mit Kartoffeln, dazu Salat und natürlich FLeisch. ;-) Später bemerken wir, dass Jhony und Alejandro die Reste essen und so intervenieren wir für die anderen Mahlzeiten.
    Wir fahren im endlosen Weiß entlang ins Nichts, um im eiskalten Wind „funny pictures“ zu schießen, die unsere Sinne täuschen, drehen Videos und haben unseren Spaß, wenn auch bibbernd. Ich kann den Blick nicht abwenden, überall weiße Salzfelder, im Hintergrund die Vulkanlandschaft Boliviens. Die Wüste ist so beeindruckend, ich finde keinen Vergleich. Mir kommt Badwater im Death Valley plötzlich ganz unbedeutend und winzig vor.
    Die Route, die wir fahren, wird angeblich auch zum Schmuggel zwischen Chile und Bolivien genutzt – Drogen gegen Autos. So erklärt uns Alejandro, dass hier oft nachts Autokolonnen von Chile durch die Wüste unterwegs sind... DAs wäre also auch ein Weg während der geschlossenen Grenzen wegen Covid nach Chile zu kommen... ;-)
    Wir nähern uns langsam der Kaktus-Insel – einem Stopp, von dem ich nicht so viel erwartet hatte. Jedoch bin ich fasziniert von diesem kleinen Eiland voller riesiger Kakteen mitten im salzigen Weiß. Die Sonne steht schon tief und wirft ein wunderbar warmes Licht auf die felsige Insel, die als Wiege der Inka-Kultur gilt (mit Cusco und dem Titicacasee nun schon das 3. WIRKLICHE Ursprungsgebiet, wer weiß schon, was wirklich stimmt... ). Auf jeden Fall zaubern wir hier noch einen zweiten Chris her. Sofia und Anton würden staunen!
    Auf dem Weg zu einem Gebiet, wo sich noch Wasser auf dem Salz befindet, muss unser Jeep ein paar Pausen einlegen – Überhitzung des Motors. Wir werden doch nicht in der Wüste stehenbleiben...? Im Dunkeln? Wir kommen dennoch rechtzeitig zum Sonnenuntergang an – die Welt verdoppelt sich, die Schönheit der Szenerie ist unbegreiflich. Um uns herum ein paar vereinzelte Gruppen, die engagiert Bilder schießen, auch wir legen uns ins Zeug. Noch mehr aber unsere Veranstalter – so entstehen in bibbernder Kälte nicht nur Sonnenuntergangsbilder, sondern auch Bilder unter unserem wunderschönen und unendlich großen Weltall. Unter uns das Salz der Erde, über uns das Universum, die Milchstraße und das ganze Himmelszelt, das sich über uns spannt - mit den Sternbildern Lama, Schlange, Puma und Kondor...
    Okumaya devam et

  • Sternschnuppen zum Geburtstag

    3 Ekim 2021, Bolivya ⋅ ⛅ 28 °C

    Am 3. Oktober starten wir mit einiger Verspätung wieder von Uyuni aus, unser stiller Peceno ist auch mit dabei. Fahrer und Auto haben gewechselt, angeblich wegen anderer Touren – meine Vermutung ist aber eine eingehende Reparatur des in die Jahre gekommenen Geländewagens...
    Wir fahren fast den ganzen Tag Richtung Süden: Geröllwüste, Mondlandschaft, Felsenformationen, ein paar Vogelstrauße, dutzende Flamingos und zahlreiche Vecunas und Lamas kreuzen unsere Wege – oder vielmehr wir ihre. Wenn wir einkehren, ist alles einfach, aber einladend, das Essen schmeckt! Als wir am Nachmittag immer noch über die unbefestigten Wege holpern, kommt uns die Strecke doch recht lange vor, dann kommen wir an Dalis surrealer Landschaft vorbei (Ich mime die Klavierspielerin in seinem Bild) . Wir erreichen gerade noch zum Sonnenuntergang das Grenzgebiet zu Chile und bestaunen die Grüne und Weiße Lagune mit ihren zahllosen Flamingos. Die Farben sind aber durch die Lichtverhältnisse nicht mehr so gut erkennbar. Vor dem Vulkan Licancabur, der sich zur Hälfte in Bolivien, zur Hälfte in Chile befindet, geht dann die Sonne unter und hinterlässt uns frierend im eisigen Wind.
    Hungrig und müde legen wir die letzten Kilometer bis zu unserer Unterkunft zurück, die an einer weiteren Lagune mit Flamingos und heißen Quellen gelegen ist. Das Spazierengehen dort hätte mir – nicht ganz wie bei Cinderella - fast meinen rechten Schuh gekostet – Vorsicht schwefeliger Sumpf (Schuhe wurden mittlerweile ersetzt, führten aber nicht auf großen Zuspruch bei den Automitinsassen...).

    Eine Flasche Sekt hat es zum Abendessen geschafft und ich erhalte ein spanisches Ständchen, Schokolade und eine Flasche bolivianischen Wein zum Geburtstag. Dennoch sollte das beste noch auf uns warten: Wir frieren uns hinaus zur heißen Quelle – im dampfenden Wasser und mit dem Kohlberger- Rotwein (ja, an dieser Stelle Grüße nach Kohlberg!) und begleitet von den Geräuschen der Flamingos verzaubert uns erneut unser unendliches und unendlich schönes Universum. Unser Blick kann sich nicht mehr abwenden und wir verharren lange voller Dankbarkeit über diese Vollkommenheit. Als Chris die erste Sternschnuppe entdeckt, sind wir beglückt, aber der Himmel war noch zu mehr Geschenken bereit: Am Ende steht es 9:1 für mich – aber schließlich war ja auch mein Geburtstag. Und was soll ich sagen: Ich habe mir nichts gewünscht.
    Okumaya devam et

  • Geysire, Flamingos und Lagunen

    4 Ekim 2021, Bolivya ⋅ 🌙 27 °C

    Nach einer schlimmen Nacht mit Atemproblemen und Herzklopfen bei uns beiden (auch wenn es bei Chris sicherlich eine andere Version dieser Situation gibt, aber wir hatten auch wieder einmal die 4000 Höhenmeter geknackt und die Luft war sehr dünn) starten wir nach einem leckeren Frühstück überaus gespannt in den Tag.

    Zum ersten Mal sehen wir Geysire und bunte, dampfende, blubbernde Schlammlöcher und erreichen schließlich ein weiteres Highlight unserer Reise: die rote Lagune mit ihren zahllosen Flamingos. Zunächst überblicken wir die Lagune von oben, nur langsam nähern wir uns und erleben eine unvergessliche Szenerie – den Tieren bis auf ein paar Metern nahe – schleichen wir ein Stück an der Lagune entlang – auf Indianersohlen. Am liebsten wären wir geblieben, aber es gab weitere Sehenswürdigkeiten zu entdecken! Die Schotterpiste führt uns zum steinernen Baum und weiteren skurrilen Felsformationen, vorbei an den vielen Vulkanen in der Ferne, am Felsental, das wie von einem Bildhauer erscheint, der Kondore und andere Tiere in die Steine gemeiselt hat. Auch Bruce Lee wurde dazwischen gesichtet...
    Reich beschenkt von den vielen Eindrücken erreichen wir schließlich wieder Uyuni und starten sogleich zum nächsten Abenteuer – der Nachtbus nach Sucre wartet bereits auf uns.
    Dieses Kapitel fällt nicht so kurz aus, weil es unbedeutend ist, sondern weil die Bilder hier wohl mehr sagen als alle Worte.
    Okumaya devam et

  • Sucre - die weiße Stadt Boliviens

    7 Ekim 2021, Bolivya ⋅ ⛅ 28 °C

    Drei Tage verbringen wir in dieser schönen, entschleunigten Stadt, die die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens ist. Der spanische Kolonialstil zieht sich durch die gesamte Altstadt, die nicht nur für ihre Schokolade bekannt ist, sondern auch von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Zu Recht! Vom Monasterio hat man einen tollen Blick über die gepflegte Stadt mit ihren vielen Kirchen. Alles ist – wie so oft hier – schachbrettartig angelegt, es ist recht warm und sonnig, die Parks und Plätze sind schön hergerichtet und gut gepflegt, eine perfekte Wohlfühlumgebung.

    Wir entspannen uns in den nächsten Tagen, probieren verschiedene Cafés und Restaurants aus und haben es mit der Unterkunft ganz gut getroffen: Kulturcafé Berlin, das zwar nicht ganz das hält, was es verspricht, aber gepflegt ist. Die Dinosaurier-Spuren lassen wir aus, wenig reizen uns die versteinerten Zeitzeugen, dafür streifen wir mehrfach durch die schöne Altstadt – Plaza des Armas, Park Bolivar, Monasterio de la Recoleta, vorbei an zahlreichen Marktständen… Als wir endlich dazu kommen Saltenas zu probieren (reichlich gefüllteTeigtaschen), ist uns bewusst, weshalb man beim Saltena-Essen schon feststellen kann, ob jemand ein guter Küsser ist... Die ganze Soße übergießt sich über unsere Teller. Insgesamt hätte ich mich hier aber im Vergleich zu Chris, auf dessen Teller alles schwimmt, zumindest als mittelprächtige Küsserin ausgezeigt. ;-)
    Wir kaufen ein wenig ein, waschen und bringen unsere Ausrüstung auf den besten Stand. Und dann sollte es auch schon wieder weitergehen... Zurück nach La Paz!
    Okumaya devam et

  • Am Titicaca-See

    11 Ekim 2021, Bolivya ⋅ ☀️ 13 °C

    Es folgt ein Ausflug zum berühmten Titicaca-See, auch hier wieder mit einem Superlativ: Es handelt sich um den höchstgelegenen schiffbaren See der Welt. Lange haben wir überlegt, ob wir überhaupt hinfahren sollen, haben wir doch einige negative Berichte gehört: vermüllt, überfüllt, touristisch. Puna, auf der peruanischen Seite, hatten wir deswegen schon ausgelassen. Chris ist weiterhin skeptisch - will doch tatsächlich mein Urteil abwarten und evtl. danach noch hin. Ich buche mir dann doch eine begleitete Tour und starte mit Alvaro, meinem Guide für diesen Tag. Ich bin die einzige Touristin, was schon etwas unangenehm ist. Nach ca. 3h Busfahrt erreichen wir den riesigen See. Umgeben von trockenen Hügeln und der Cordillera Real leuchtet mir sein Blau entgegen. Mit den vielen kleinen Inseln und seiner enormen Größe, denn es ist nicht möglich an sein Ende zu sehen, erinnert er mich ein wenig an das Mittelmeer. Und dennoch ist es natürlich alles ganz anders hier.
    Zwischendrin setzen wir mit dem Boot an einer schmaleren Stelle über. Der Bus wird tatsächlich auf einem wackeligen, maroden Holzfloß, das mir für diese Zwecke viel zu klein erscheint, übergesetzt. Undenkbar bei uns in Deutschland, daher ein Spektakel für mich. Und was soll man sagen: Es funktioniert reibungslos!
    Mittags gibt es Regenbogenforelle aus dem See (Trucha de la plancha), extrem lecker! Copacabana weist derzeit nur Straßenverkäufer auf, auch ist die Kirche leider geschlossen, die Autoweihen der Einheimischen finden heute wohl auch nicht statt. Alles etwas trist, wie ich finde... Auch wenn die Kirche mit ihrem maurisch anmutendem Stil wirklich bezaubernd schön strahlt - erst vor zwei Jahren wurde sie mit UNESCO-Geldern renoviert.
    Nach einer Taxifahrt, bei der der Motor durch einige kräftige Hiebe zum Laufen gebracht werden musste, setzen wir mit einem kleinen Boot auf die Isla del Sol über. Hier arbeiten die Familien und bestellen ihre Felder, bald ist Regenzeit. Ihre Werkzeuge sehen aus wie zur Amaya-Zeit. Ich bin mir sicher, bei uns findet man diese zusammengeschusterten Hilfsmittel nicht einmal im Museum... Das Feriendorf, das hier für Touristen errichtet wurde, ist komplett ausgestorben. Wir treffen sonst nur noch auf 3 Esel und ein paar bolivianische Touristen, die Wasser aus den heiligen Quelle trinken. Ich beträufle mich auch damit, denn es soll die Jugend erhalten. Nach dem Inka-Sonnentempel geht es über die Inka-Treppen wieder hinunter und wir müssen zurück. Ich streife um den Hafen Copacabanas und dann geht es auch schon zurück. Mir ist sehr recht, wenn wir nicht zu spät in La Paz ankommen.
    Jedoch müssen wir eine längere Zwangspause bei der Fährstation einlegen - zu starker Wellengang (bei zu wenig Power der Motoren und zu wenig Tiefgang der Boote). Der Wind fegt und ich muss alles anziehen, was ich dabei habe. Letztlich klappt noch alles, auch wenn der Bus auf dem winzigen Floß, das parallel zum Passagierboot fährt, bedenklich hin und hergerissen wird.
    Ich glaube, es ist halb 11, als ich endlich im Hostel abgeliefert werde und ich bin heilfroh, nicht auf eigene Faust unterwegs gewesen zu sein, so wie es mir im Hostel empfohlen wurde. Alvaro war in den letzten Stunden nur noch müde und hat seinen Job als Guide nicht wirklich sehr motiviert durchgeführt, was vermutlich auch an seiner vorherigen Schicht in einem Hotel lag. Aber dafür kann ich ja nichts... Immerhin hatte die Tour 65 Dollar gekostet und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob sich der Ausflug gelohnt hat. Auch hätten mich im Nachhinein die schwimmenden Schilfinseln in Puno/Peru glaube ich doch mehr interessiert... Wir hatten ursprünglich überlegt dort 1 bis 2 Nächte zu bleiben. Ich bin erleichtert, dass wir das nicht gemacht haben, anderseits lässt mich der Gedanke nicht los, dass das vielleicht ein besserer Weg gewesen wäre, um die Schönheit des Sees mehr zu würdigen.
    Okumaya devam et

  • Einmal zum Mond und zurück

    12 Ekim 2021, Bolivya ⋅ ☀️ 29 °C

    Zurück in La Paz sind wir im Selina Hostel untergebracht, mit super Standard und wahnsinnig nettem Staff. Das Essen hier ist überaus köstlich, sie backen ihr eigenes Brot, das so lecker schmeckt wie Zuhause. Wie wohltuend ein gutes Brot tut, ich hatte es fast vergessen!

    Die letzten Tage verlaufen relativ ruhig, wir entspannen, hören Musik und kämpfen gegen Magen-Darm-Probleme. Auch Herrn Burk hat es nun erwischt. Ich glaube mittlerweile schon 3 kg abgenommen zu haben. Nun gut - für mich ist dieser schöne Nebeneffekt sehr willkommen. Wir machen Yoga im Activities-Room - vor allem aber eigentlich Chris (Ihr erkennt ihn auch nicht wieder? ;-))

    Dieses Mal lerne ich einige schöne Seiten von La Paz kennen und freunde mich mit dieser Stadt der Extreme etwas mehr an. Nach dem Erklimmen des Aussichtspunktes bei der gelben Teleferico-Route nehme ich die erste Doppelmayr-Seilbahn, dann die Silberne und Rote. Sie führen über El Alto und das berühmte, bunte Wohnviertel. Erst hier tun sich die Dimensionen der Stadt auf, in der die wenigen Wolkenkratzer schon winzig wirken. Die Bahn sollte die Verkehrssituation verbessern und durch Zuschüsse auch für ärmere Bürger erschwinglich sein. So kostet eine halbe Stunde Fahrt nur knapp einen 1 €, jedoch ist kaum jemand in der Bahn. Ich frage mich, auch wegen der von Minibussen überfüllten Straßen, die die Luft verpesten, ob der Zweck wirklich erfüllt wurde... Oder liegt es an der Zeit? Ich bin Sonntagmittag unterwegs, die Stadt ist ruhiger als sonst - bis auf dem größten Markt der Welt in El Alto. Hier war ich tatsächlich 15 Minuten und man kann anscheinend alles kaufen: Neben ranzig riechenden Fleischgerichten, frittierten Eingeweiden und anderen Köstlichkeiten findet man Auto-Ersatzteile, Kleidung, chinesische Schuhimitate, CDs, Spielzeug, Barbiepuppen, Obst und Gemüse, Hexenkräuter, Sonnenbrillen, ganze Kücheneinrichtungen und sogar Solarpaneele... Man braucht nur zuzugreifen!

    An meinem letzten Tag in Bolivien unternehmen wir nach unseren Covid-Tests noch einen gemeinsamen Ausflug. (Ich möchte an dieser Stelle den außergewöhnlichen Service hier und in Peru loben: Die Testlabors schicken auf Anfrage einfach jemanden zum Testen in die Unterkunft vorbei. Super Service, wie ich finde!) Mit der Teleferico geht es dann zum "Valle de la Luna", dem Mondtal am Rand La Paz'. Hier finden wir rote Berge und hohe Sandsteinstalagmiten, ausgewaschen durch Regen und Wind, zu sonderbaren Formationen gebildet - eine wahre Mondlandschaft eben! An einigen Stellen ist der Sandstein so erodiert, dass Stege darüberhinweg führen. Angeblich dauert der Rundgang 45 min. Aber nach einer knappen halben Stunde sind wir jedoch schon durch und vor allem Chris ist ein wenig enttäuscht. Es wird nicht ganz das Highlight unseres Bolivien Trips, aber ich fand es einen Ausflug wert und fühlte mich an die Badlands in Canada erinnert, die sich allerdings über ein beeindruckend großes Gebiet erstrecken (Grüße an Uzu!). 
    Besonders bemerkenswert: Inmitten dieses bolivianischen Parks befindet sich einfach noch ein privater Schweine-Hof, überall mieft es und die Schweine wühlen auf diesen brüchigen Erhebungen im Dreck. Ich denke an die Häuser, die am Rande von El Alto auf ähnlichem Untergrund gebaut wurden und frage mich, ob zuerst die Schweine oder doch die Häuser abstürzen werden... Und dennoch scheint es lange irgendwie zu halten. Es ist eben ganz und gar nicht deutsch! Und ich muss eingestehen, dass ich auf merkwürdige Weise von der Haltung der Bolivianer beeindruckt bin, wobei sich natürlich vermuten lässt, dass hier nicht unbedingt der Mut zur Imperfektion Ursache ist, sondern vielmehr die pure Not.

    Nach diesen - in jeglicher Hinsicht - holprigen Wochen im Herzen Lateinamerikas und am Ende dieses Tages hieß es dann Abschied nehmen:
    Abschied nicht nur von Bolivien und den weiten, weißen Salzfeldern, den Kakteen in der Abendsonne, der Flamingopracht in den Lagunen, den Blicken in die Weite der Wüste, Abschied von den weißen Städten, den Ruinen, den majestätisch schwebenden Gondeln, den Straßenständen und bunten Fahrzeugen, den vielen Sonnenuntergängen, den peruanischen, bunt gekleideten Frauen. Abschied von all den Plazas, die wir bisher gesehen haben, der Dachterrasse Arequipas, den Spanischstunden in Cusco, dem Fluss El Salto und den heißen Quellen, Abschied von den Bahngleisen Aquas Calientes und dem Heiligen Tal, den Aras und Tucans in Costa Rica und den unendlich schönen Stränden.
    Wir vermissen noch einmal den Nebel im Nebelwald Monteverdes, springen vom Boot ins Wasser vor Bahia Drake, fahren im Dschungel Fahrrad und beobachten die Brüllaffen. Winden uns die Oase im Colca hinab und die Wege von den Wasserfällen hinauf, vorbei an den Felsformationen im Felsental. Wir bestaunen die Kondore, Lamas, Leguane, Kolibris, Kaymane und Kapuzineräffchen und den großen Arenal im Nebelkleid. Wir cremen uns zu Tode, kochen Reis in der Mikrowelle und essen so viel Avocado wie noch nie in unserem Leben, bestellen Cassado und Trucha. Cocateetrinkend erreichen wir die Laguna 69, den Lake Paron und knacken schließlich die 5000 m/üM beim Rainbow Mountain, durchqueren schwarze Flüsse in Cahuita und den Dschungel auf der Suche nach Faultieren und Morphofaltern. Im Regen tragen wir die Rucksäcke zum Hostel, schlafen in Bussen und Flughäfen und in der heißen Quelle fallen uns die Sterne Uyunis in den Schoß. Wir sitzen noch einmal am Machupicchu und warten dort so lange, bis sich der Nebel verzieht und die Sonne die Wunder dieser Welt für uns enthüllt.

    Und dann brechen wir auf in den neuen Tag.
    Okumaya devam et

  • Welcome to Miami

    18 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ⛅ 24 °C

    13. - 19. Oktober: Miami
    Reisen zu Covid-Zeiten ist ohnehin mit besonderen Vorkehrungen und Bestimmungen verbunden, aber während einer Pandemie in die USA zu reisen, stellt schon eine besondere Herausforderung dar. Hätte ich geahnt, was mir bei der Einreise nach Hawaii noch alles so blühen würde, hätte ich mir das Ganze vielleicht noch einmal überlegt. Aber das Glück ist mit den Unwissenden, zumindest manchmal.

    Einreise in die USA - Ob die mich reinlassen?
    1. Die Einreise aus Europa ist immer noch verboten, aber ich war davor ja nur im Hochrisikogebiet Bolivien - das ist kein Problem. Also... Check!
    2. Esta-Visum: Ich benötige insgesamt 3 Tage für dieses Formular... Nein, ich will nicht heimlich einwandern, nein, ich wurde auch noch nie als illegale Einwandern ausgewiesen, nein, ich will keinen Terrorakt in den USA ausüben, ich habe weder den Iran, den Irak, den Jemen oder Südkorea besucht, ja, ich habe Eltern mit Namen und ich importiere auch sonst keine gefährlichen Viren oder anderes Gefahrgut in die USA. Überhaupt will ich auch nur an den Strand und mein Geld in den USA ausgeben... Check!
    3. Fake-Weiterflugticket für rund 25 USD buchen, denn ich will ja nicht wie Matze als 16-Jähriger ohne Weiterflugticket als illegale Einwandererin ausgewiesen werden mit fettem Vermerk im Pass... Check!
    4. Herunterladen des negativen Covid-Test-Ergebnisses. Das Husten kam also doch von der Höhe! Check!
    5. Hostel nochmal checken, check!
    6. Einreiseformular für den Transit über Kolumbien ausfüllen. Meine Lieblingsbeschäftigung, da diese Seiten bisher für jedes Land mehrfach abgestürzt sind und auch Kolumbiens Version enttäuscht mich nicht... Irgendwann auch check!

    Nach stundenlangen Vorbereitungen verbrachte ich noch ein paar Stunden dösend auf meiner Yoga-Matte am Flughafen in La Paz, einfach weil ich in dieser Stadt nicht um 2 Uhr nachts ein Taxi nehmen wollte und startete um 4 Uhr morgens meine Reise in die Vereinigten Staaten, mit Zwischenstopp in Bogota.

    Ich fand das Airport-Shuttle, das genau in meiner Straße stoppen sollte. Hätte ich von der Baustelle dort gewusst, wäre ich dann doch an einer anderen Stelle ausgestiegen, denn so hatte ich einen „free ride“ durch ganz Miami Beach. Wenn man bedenkt, dass ein Grund für meine Reise in die USA war, dass ich mich unkompliziert mit anderen Leuten unterhalten wollte, ohne ständig nach Spanisch-Vokabeln zu schauen, ist die folgende kleine Begebenheit voller Ironie:
    Die Verständigung mit dem Busfahrer gelang mir kaum – ich verstand seinen breiten Slang einfach nicht, sodass er fragte: „?Habla espanol?“ Herrlich! Die anderen Fahrgäste erklärten mir dann, dass es eine Fahrt 2,25 USD kostet und er bei meinem 20-Dollar-Schein kein Rückgeld geben kann. Was soll ich sagen: Ich durfte umsonst fahren. Als ich ihn erneut nach meiner Haltestelle fragte, war er fast sauer, dass ich sie verpasst hatte und schickte mich in die Gegenrichtung. Als nach 15 Minuten der Bus dann hielt und derselbe Fahrer mich wieder ohne Ticket durchwinkte, musste ich innerlich so den Kopf schütteln... Aber wie hätte meine Reise anders beginnen sollen, als mit einer kleinen Verirrung...

    So kam ich in meiner dritten weißen Stadt an: Miami. Hier – im Gegensatz zu Sucre und Arequipa – moderne Fassaden, protzige Autos und breite Straßen. Die weißen Wolkenkratzer strahlten in der Sonne und alles ließ sich locker und entspannt an dem kilometerlangen Strand nieder – hier galt oftmals mehr „Sehen und Gesehen werden“ als Strandgenuss.
    Einerseits habe ich mich über das Gefühl hier zu sein gefreut – vertraute Gesellschaft und Sprache, vertrauter Lebensstil in einem Land, das ich schon öfter bereist hatte und sich einfach etwas weniger fremd anfühlt, trotz neuer Stadt irgendwie vertraut. Ohne Bedenken essen gehen, Zähneputzen mit Wasser aus dem Hahn, Toilettenpapier in der Toilette entsorgen, Nachfragen ohne Nachdenken, andere Weiße sehen, die wunderbare Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Amis und vor allem das schnelle und unkomplizierte In-Kontakt-Kommen zu anderen. Andererseits stören mich auch die typischen US-amerikanischen Eigenheiten: überall Statussymbole und Selbstdarstellung, zur Schau gestellte Coolness, Junkfood und die Abhängigkeit zu modernen Medien, nicht zuletzt die vielen Obdachlosen.

    Aber dennoch sollten bereits meine ersten paar Tage hier direkt am Miami Beach alles ingenieur, was ich erwartet hatte. Sofort waren meine Magenprobleme vergessen, mir wurde oftmals ungefragt auf freundlichste Art geholfen und ich habe ganz unkompliziert ganz fantastische Menschen kennengelernt.
    Die meiste Zeit lag ich zwar am Strand, der 5 Minuten von meiner Unterkunft entfernt lag, und tat einfach gar nichts außer Sonnenbaden, Schwimmen und Musik- oder Hörspielhören, ab und an mit Freunden telefonieren. Das Wasser war so herrlich, dass ich oft länger baden war als sonst immer, der Strand war super sauber, bis auf das Seegras, das hin und wieder angespült usw. Wenn ich mir die Skyline weggedacht habe und nur die Palmen und den Strand im Sinn hatte, war es geradezu perfekt. Einmal gönnte ich mir zur Feier des Tages einen Sonnenschirm, damit ich nicht nach drei Stunden ins Hostel in den Schatten fliehen musste.
    Und dann lernte ich auch noch Deborah, Noel, Emmanelo und Sylvie kennen, mit denen ich bereichernde Gespräche und Abende verbrachte. Danke für die wunderbaren Reisetipps, Worte, die Drinks und das sagenhafte Ceviche, die Tanzstunden (ich scheine ein besonderes Talent für kubanische Salsa zu haben), meinen ersten (spektakulären!) Clubbesuch nach langer Zeit, außerdem die Einladungen nach Atlanta und Mendosa! Vor allem als ich mit Deb im Hostel traf, schien dies schicksalhaft – die Freiburgerin und ich werden uns sicherlich noch irgendwo einmal wieder treffen. ;-) Ein schöner Zufall: Bei allen Bekanntschaften handelte es sich um Globetrotter, Reiseliebhaber, die schon an den unterschiedlichsten Orten der Welt gewesen waren und viel Inspiration für mich bereit hielten.
    Außer dem Besuch des Wynwood-Viertels mit seinen zahlreichen bunten Wandbildern wollte ich am Montag, den 18.10., noch eine Fahrradtour entlang der Promenade in Miami Beach machen – aber alles sollte anders kommen. Der Plan war: Fahrrad mieten, Frühstücken, Päckchen nach Hause mit überflüssigen Reiseutensilien von Chris und mir aufgeben, am Strand entspannen, die Promenade entlang cruisen, SIM-Karte kaufen, Covid-Test für Hawaii machen und abends entspannt packen. Leider hatte ich nicht geahnt, das man für das Ausleihen der Fahrräder eine amerikanische SIM-Karte benötigt und dass ich zu Reisebeginn aus Sicherheitsgründen mein Kreditkartenlimit auf 3000 Euro gesetzt hatte und dieses Limit nun erreicht war. Ich nahm also nach dem gescheiterten Bike-Rental-Versuch den Miami Trolley, einem Gratis-Bus, der auf verschiedenen Routen Miami Beach entlang fährt. Ich wählte den Sitzplatz, der Rosa Parks gewidmet war. Meine Busfahrt war nicht so weltverändernd wie die von Rosa. Bei jeder Fahrt musste ich mehrfach den Bus wechseln, da der Fahrplan so ungenau ausgezeichnet war und ich immer bei der falschen Linie stand. Alles was sich letztlich ergab: Nach einem Café-Tipp meines Bruders und einem riesigen Frühstück machte ich mich auf, eine SIM-Karte zu besorgen und Süßigkeiten für das Päckchen Heim zu kaufen. Hier zeigte sich mein Kreitkartenlimit erschöpft – ich stand mitten im Miami ohne Bargeld und ohne Zugriff auf meine Kreditkarte. Der Mann im Handyshop hatte auch vorsorglich meine deutsche SIM-Karte aus dem Handy genommen, sodass ich meine Bank nicht anrufen konnte... Was tun? Ich versuchte meine Panik zu unterdrücken und auch die Flüche, da ich entgegen meines ursprünglichen Planes keine zweite Kreditkarte beantragt hatte... Aber ich versuchte dennoch alles abzuarbeiten: Fand nach viel Fußweg eine gratis Covid-Teststation, die die Ergebnisse gerade noch rechtzeitig senden würde und schaffte es irgendwie schweißnass zurück zum Hostel und in die Hotline meiner Bank, die mich völlig gelassen aus dem Schlamassel führte. Hätte ich mal früher gewusst, dass man seiner Kreditkarte einfach online Geld überweisen kann!!!
    Der Abend konnte nur noch mit einer Flasche kühlem Weißwein am Strand gerettet werden – natürlich nicht ohne diese einzupacken... und... wer benötigt schon Gläser?!
    Okumaya devam et

  • Aloha Hawaii

    20 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ⛅ 27 °C

    19. - 26.10. Maui

    „Kein fremdes Land auf der ganzen Welt nimmt mich mit seinem Zauber so ein wie dieses. Kein anderes Land könnte mich […] ein halbes Leben lang so sehnsüchtig und flehentlich […] verfolgen.“ - Marc Twain (1889)

    Marc Twains Worte lassen Großes erwarten - ob ich enttäuscht werden werde?
    Zunächst komme ich noch einmal ganz schön ins Schwitzen: Wieder einmal finde ich mich am Flughafen beim Ausfüllen irgendwelcher Gesundheitsformulare wieder, Hawaii macht es einem nicht leicht, auch wenn man sich schon zuvor in den Staaten befindet. Es dauert fast 40 Minuten bis ich fertig bin, denn ich muss auch noch einen Rückflug aufs Festland buchen... Hier wird nichts dem Zufall überlassen! Mein Covid-Test wird vom System nicht angenommen, da das durchführende Labor nicht von Hawaii anerkannt wurde. Ich hatte das gestern sehr wohl zur Kenntnis genommen, aber keinen Nerv gehabt, diese elende lange Liste der Labors durchzugehen - ich musste den Schock der deaktivierten Kreditkarte noch verdauen bzw. mich ich darum kümmern! Ohnehin hatte ich am Vortag ohne Geld sowieso nur diese Option gehabt... Ich konnte also nur hoffen, dass es dennoch klappt und die erste Dame winkte mich tatsächlich durch. Nach meiner Zwischenlandung in Denver kam ich jedoch nicht weiter, mein Flug wurde umgebucht, ich machte einen neuen Test für schlappe 250 Dollar, dessen Ergebnis gerade noch rechtzeitig für meinen Flug über San Francisco eintraf. Nach langem Aufenthalt wurde ich dort endlich durch das "Pre-Clearing" gelassen - ich bin nicht die einzige mit diesem Problem, stellt sich dann heraus. Es folgen weitere lange Flugstunden, es ist schon 21 Uhr in Maui, als ich endlich lande. Als ich die Lichter der Insel vom Flugzeug aus entdecke, kann ich es kaum glauben. Hawaii, ich komme!

    Sobald ich die Insel betrete, sollte alles nur noch wie am Schnürchen klappen. Gepäck und Uber sind schnell zur Stelle und mein Fahrer Sterling lässt es sich nicht nehmen, mich noch zu einem Supermarkt zu fahren - denn man glaubt es kaum, aber um diese Zeit ist quasi auf der Insel schon alles geschlossen. Ich soll ja nicht hungern nach so einem Tag! Sterling wartet, bis ich meinen Einkauf abgeschlossen habe, schaltet dann erst wieder den Auftrag frei und fährt mich ins Hostel, nicht ohne mir Tipps fürs Sightseeing zu geben, mein Trinkgeld zurückweisend. Wo gibt es sowas, dass fremde Menschen einfach so unfassbar freundlich sind? Ich kann es wirklich kaum glauben. Ein paar Tage später erreichen mich Grüße von ihm über ein paar Mädels, die er nach mir ins Hostel gebracht hat. Er wünscht mir für meine Reise das allerbeste.

    Ich bin mit einem älteren Herrn, Kevin, im Zimmer Nr. 4, das später von uns in "Spaceship No. 4" getauft wird. Es kommen noch Resh und Paresh, meine lebensfrohen Inder, dazu, wir bilden mit Carolyn und Alina den harten Kern, die anderen kommen und gehen. Von ersten Augenblick finde ich das Hostel toll, sauber, gut organisiert, der Umgang ist dem respektvoll und rücksichtsvoll. Nicht nur in Bezug auf Anwohner und die Community auf Maui, sondern auch in Bezug auf die Natur und sich selbst. Ich bin hier absolut richtig!

    Bei meinem ersten Spazierengang durch Paia bin ich schon angetan, sofort finde ich den Markt, den mir Carinas Freundin Marisa empfohlen hat, und bin hellauf begeistert davon (aber weniger von den Preisen :-) ...). Was mich aber wirklich umhaut, ist der Augenblick am Strand, als ich fast über einen Felsen stolpere, der sich als Meeresschildkröte entpuppt. Sie ist riesig und einfach wunderschön! Und als wäre das nicht Glück genug, sehe ich noch zwei weitere am Strand liegen, vor dem schönsten Panorama überhaupt.

    Ich verbringe fast den ganzen Tag am Strand vor Paia, zum ersten Mal seit Wochen bin ich richtig entspannt und habe das Gefühl, dass das Leben mir plötzlich alles zurückgibt, was ich vermisst habe. Der Wind trägt alle schlechten Gedanken fort und hinterlässt mich, mit meinen Füßen im Sand, meinem Blick der Sonne zugewandt.

    Und was soll ich sagen? Alles wurde noch besser. Auch wenn ich die ersten zwei Tage noch etwas Probleme hatte, mich in das Hostelleben der zum Teil 20 Jahre Jüngeren richtig einzufügen, wurde ich dann ganz selbstverständlich Teil von ihnen. Sie nahmen mich in die Arme und sagten: "You are not travelling alone anymore. You are with us now." Und was folgte, war eine der schönsten und besondersten Wochen dieser Reise überhaupt.
    Okumaya devam et

  • I Survived the Road to Hana!

    21 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ☀️ 24 °C

    Ich habe Glück und kann am Donnerstag einen Platz bei der beliebtesten Tour ergattern: "The Road to Hana" - eine Straße entlang der Nordküste Mauis, über 54 Brücken, mit zahlreichen Kurven, Wasserfällen und einem Regenwaldgebiet. Das Hostel bietet diese Tour gratis an, Trinkgelder erwünscht. Ich war sehr gespannt, was wir zu sehen bekommen werden, meine erste Tour auf Maui. Es soll spektakulär sein, mehrere Leute empfehlen mir diese Tour, Sabine hatte sogar noch lange ein T-Shirt mit der Aufschrift "I survived the Road to Hana". Wie treffend sich dieses Motto für unsere Tour herausstellte, sollte sich schon nach kurzer Zeit zeigen.

    Wir begannen die Tour in bester Laune, Jared war unser Guide. Schon beim ersten Stopp, den Regenbogenbäumen, war ich der Überzeugung, dass sich irgendein besonderer Zauber auf diese Insel gelegt hat. Zuerst ein Rainbow-Mountain in Peru, jetzt ein Regenbogen-Baum!?! Wir fahren durch eine wunderschöne Landschaft, Klippen, Dschungel, exotisch, wild, Jurassic-Park-Kulisse (By the way-der Film wurde hier wirklich gedreht!). Wie viele Wasserfälle sehen auf dem Weg...? 7 oder 8? Wir holen Frucht-Smoothies und frisch gebackenes Bananenbrot beim besten Stand der Insel und erhaschen einen Blick auf die schwarzen Felsformationen, die einst Lava waren. So schön!

    Nun soll es zum Red-Sand-Beach gehen, einem weiteren Highlight, Jared erklärt uns den Weg und kümmert sich um eine ältere Teilnehmerin, die den Weg nicht schaffen würde. Wir beginnen den Anstieg, überall Gefahren-Schilder, alle in Flipflops. Das Terrain ist zum Teil steil, voller vulkanische kleiner Steine, die wie Rollsplit den Weg säumen. Schnell merke ich, dass hier tatsächlich besondere Vorsicht geboten ist, ich gehe lieber barfuß, ziehe die Flipflops sicherheitshalber aus. Höre dann auch auf zu fotografieren, als der Weg direkt entlang der Klippen eng und abschüssig wird. Es passierte irgendwie ganz automatisch, so viel bin ich auf Trails unterwegs und weiß das meiste gut einzuschätzen. Danach dachte ich, ich hatte am meisten Erfahrung von allen, hätte präsent sein müssen und die anderen eventuell darauf besonders hinweisen sollen. Aber ich war ganz in meinen Gedanken versunken, kannte noch niemanden und habe eigentlich nur intuitiv gehandelt... Und andererseits hatte Jared auch auf die Gefahren des Weges schon hingewiesen.
    Aber es kam wie es kam und wir wurden alle Zeugen eines schrecklichen Unfalls. Während ich und die meisten anderen die Engstelle des Weges sicher überquerten, kam hinter uns ein Mädel aus unserer Gruppe ins Rutschen und stürzte, ohne Möglichkeit sich festzuhalten, die Klippe ca. 4 m hinunter. Ich hatte mich kurz davor umgedreht und musste dies mit den anderen mitansehen, unfähig zu helfen. Uns stockte der Atem, denn sie rührte sich die ersten Sekunden nicht; ich glaube, einige haben mit dem schlimmsten gerechnet. Laurel, ich und die Schwester der Verunglückten machten uns auf den Weg nach unten. Aber dann bewegte sie sich, um Glück, zitterte, stand unter Schock. Laurel war doch tatsächlich Ärztin in der Notaufnahme und checkte ihren Nacken und Rücken. Das Zweitschlimmste schien auch nicht eingetreten zu sein, denn sie konnte sich dann aufrichten. Uns fiel allen ein Stein vom Herzen... Dennoch waren die Verletzungen am Knie und den Handflächen wüst, aber man kann nur von Glück im Unglück sprechen, dass sie so aufkam und nicht mit dem Nacken! Nach ein paar Minuten kamen die Sanitäter, versorgten und bargen sie von der Stelle, mit dem Hinweis, dass der Weg zu meiden sei. Letzte Woche hätte jemand mit dem Heli ins Krankenhaus gebracht werden müssen: gleiche Stelle, vermutlich Wirbelsäule gebrochen. Ich musste mehrfach schlucken.

    Jared verhielt sich merkwürdig, als er zurückkam, wollte die Tour einfach fortsetzen, obwohl die Verunglücktr mit uns mitwollte ( Ihr Flug ging an den Abend und wir waren super abseits von Hostel und Flughafen). Das Essen, das wir vom Foodtruck holten, Kalua Plate (Pulled pork mit Reis und Salat), war sehr lecker, wollte aber nicht mehr richtig schmecken... Ein paar von der Gruppe waren noch geschockt, anderen war die Situation egal.

    Nach ein paar Gesprächen wurde die Tour doch abgebrochen - ich fand es das einzig Anständige, auch wenn ich zu gerne alles gesehen hätte, aber doch nicht mehr an diesem Tag! Zwar fuhren wir die Tour zuende, da wir schon über der Hälfte waren, stoppten aber nur noch 2x zum Füße vertreten und ein paar schnelle Fotos.
    Die Landschaft änderte sich, üppige Vegetation verwandelte sich in krage, strohig-bleiche Graslandschaft, die Sonne stand tief und warf einen Regenbogen. Emma, die 19-Jährige Amerikanerin wollte am liebsten nach diesem Erlebnis nach Hause. Die Party-Crew war, glaube ich, insgeheim angenervt, dass die Tour dann schnell zuendegebracht wurde. Und ich? Ich glaube, ich war einfach erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist und machte mir noch einmal bewusst, wie zerbrechlich und besonders das Leben doch ist. Wild entschlossen, jeden Tag zu leben! Jetzt erst recht!
    Okumaya devam et

  • Schnorcheln auf Maui

    22 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ☀️ 26 °C

    Am nächsten Tag arbeite ich erst mal an den ganzen Blogs, zu viel ist passiert. Auf einer Liege unter einer Palme kann ich es gut aushalten.

    Mittags geht es an den Ka'anapali Beach Schnorcheln (hoffentlich mit Schildkröten) und in die größere Stadt hier, Lahaina. Das wird unser Tag!!! Schon im Auto verstehen wir uns alle richtig gut, auf jeden Fall wird es lustig werden, denke ich. Michael ist unser Guide und er ist viel entspannter als Jared.
    Wir leihen Schnorchel-Utensilien und hoffen auf Schildkröten und klare Sichtverhältnisse. Resh, Alina, Paresh, Carolyn und ich sind die Schnorchel-Crew und werden den Rest unserer Zeit zusammen verbringen, perfect match!

    Der Strand ist richtig schön, weitläufig, mit Klippen am Rand und das Wasser ist einfach perfekt. Zu Beginn kämpfe ich gegen meine Nervosität beim Atmen und dann geht alles wie von selbst. Wir bleiben zusammen, sehen Korallen und alle Arten von bunten Fischen, die ich nur aus der Wilhelma und dem Fernsehen kenne. Ich finde auch etwas blau Leuchtendes! Alina panikt dann plötzlich und zieht mich fast unter Wasser, Paresh aber zeigt sich als Retter in der Not und bringt sie sicher zum Strand. Resh und ich schnorcheln weiter und könnten ewig bleiben.

    Beim zweiten Schnorchelgang sind wieder alle mit von der Partie, wir springen von den Klippen, ich zwei Mal. Je nach Wasserstand sind die Klippen 4 - 5,5m hoch. Beim ersten Schritt bereue ich es, dann schaießt das Adrenalin durch meine Venen. Mein zweiter Sprung bringt zur Freunde der Schnorchler meinen Bikini nahezu in Komplettauflösung und füllt mich bis an den Rand mit Salzwasser. Noch auf dem Weg zum Van rinnt mir ständig Wasser aus der Nase - einmal von Innen richtig gereinigt, würde ich sagen. Und? Haben wir Schildkröten beim Schnorcheln gesehen? Ja, aber leider stand ich da gerade auf der Klippe, bereit für meinen zweiten Sprung. Das Schnorcheln mit Schildkröten steht also noch aus!

    Danach geht es nach Lahaina, die Promenade entlang zum Lahaina Banyan Tree. Dieser ist der größte indische Feigenbaum in den USA, im Durchschnitt umfassen die Stämme etwa 18 m und haben sich über eine enorme Fläche zu einem Miniatur-Wald herausgebildet. Wir laufen etwas planlos durch Lahaina, bis Carolyn endlich ihre Tacos findet und wir den Sonnenuntergang quasi verpassen. ;-) Aber es macht nichts, der Tag war einfach rundum perfekt und sollte wie jeden Tag von nun an im Hot Tub enden. Und während ich gestern noch alleine hier drin war, läuft heute der Pool fast über. ;-)
    Okumaya devam et

  • Auf dem Waihe'e Ridge Trail

    23 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ☀️ 24 °C

    Nach einem entspannten Morgen starten wir mittags zusammen mit weiteren tollen Menschen, darunter die Kanadierinnen Lauren, Leah und die Berlinerin Minca. Diesmal geht es mit Jared in den westlichen Teil der Insel. Hier finden sich begrünte Täler und Schluchten, merkwürdig geformt, mit vielen Kerben, fast wie Fjorde geformt.
    Beim steilen Aufstieg des Waihe'e Ridge Trail kommen wir zwar alle wegen der Wärme und Feuchtigkeit ins Schwitzen, aber mir fällt es nun auch endlich einmal im Unterschied zu anderen wirklich leicht hinaufzusteigen. Da hatte ich in den letzten Wochen schlimmere Wanderwege und Höhen zu erklimmen. Paresh pfeift schon nach ein paar hundert Metern aus dem letzten Loch... Ob er die 5 Meilen schafft?
    Wir kommen aber natürlich alle gut oben an, auf dem Weg fantastische Ausblicke über die Insel, die Schluchten und Täler. Alles ist grün und das Meer leuchtet uns von Ferne blau entgegen. Von der Form sehen die Hügel ein wenig wie zusammengeraffter Stoff oder das Fell eines Scherpeh-Hundes (Grüße an Liesl und Sabine an dieser Stelle!) aus. Es riecht herrlich nach Grün und ich liebe den Wind in meinen Haaren. Jared holt zum Abschluss für uns alle noch frische Früchte von den Bäumen: Guaven und Passionsfrüchte. So köstlich und frisch! Heute wird für alle Sinne gesorgt!

    Später gehen wir als kleine Gruppe noch an den Strand bei Paia, es ist einfach zu schön hier. Wir sind wieder alle am Start, machen Bilder, entspannen. Nur die Wellen sind zu hoch, mit Baden wird es heute wohl nichts, dafür können wir den Surfern zusehen. Zurück im Hostel kochen wir alle zusammen Pasta; es ist ein wildes Spektakel und geht etwas chaotisch zu. Ich übernehme schließlich das Kommando (mal ganz Lehrerin) und es gelingt uns eine ziemlich leckere Pasta!

    Wir versuchen noch im Dörfchen in eine Bar oder ein Café für Live-Music zu kommen. Aber um 9 ist alles schon zu. Macht nichts, wir stoppen noch bei der Tankstelle, hüpfen wieder ins Hot Tub und stellen selbst Musik an, so lange bis die Sterne über uns funkeln.

    Für Neugierige: Mein mittelmäßig (wenig) eleganter Klippensprung kann nun im letzten Blog bestaunt werden ;-)
    Okumaya devam et

  • Im Lauf der Sonne

    24 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ⛅ 19 °C

    An diesem Tag folgen wir dem Lauf der Sonne: Über uns der gestirnte Himmel (Vorsicht Kant-Zitat!) und in uns ein Erlebnis, das wir unser Leben lang fast andächtig erinnern werden - denn es geht auf den Gipfel des Vulkans Haleakala (3055m), der etwa 3/4 der Inselfläche Mauis ausmacht.

    Ich stehe um 2 Uhr morgens auf, alles ist schon gepackt, ich schleiche mich aus dem "Raumschiff". Heute ist Mädelsausflug! Lauren, Leah, Alina, Afrin und ich brechen kurz danach zum "Haus der Sonne" (polynesisch Haleakala) auf, wild entschlossen, dort den Sonnenaufgang auf 3000m und damit über den Wolken zu erleben. Der Sage nach hat der Halbgott Maui hier die Sonne eingefangen. Ob uns das auch gelingen wird? Als wir nach einer Fahrtstunde ankommen, sind schon zahlreiche Fahrzeuge da. Wir finden noch eine Lücke und ziehen uns so warm wie möglich an: Ich bin hier aufgrund meiner Ausrüstung erheblich im Vorteil, Schichte Jacke über Jacke, über Pulli über T-Shirt. Aber die anderen haben zum Glück noch Decken dabei. Wir werden jedes Zipfelchen Stoff benötigen, denn der Wind verschont hier niemanden.

    Auf der Plattform ergattern wir noch eine Pole-Position und nun ja - die Anzahl der geschossenen Bilder in unserer Gruppe sprengt wohl in die 1000... Es ist einfach zu schön! Wo wir um 5 noch die Sterne über uns bestaunen, beginnt gegen halb 6 die Dämmerung und enthüllt die Wolkenmassen, die als Kaskaden die umgebenden Hügel umschneicheln und der Sonne ein Bett aus Zuckerwatte bereiten. Trotz des pfeifenden, kalten Windes ist unser Blick unbeirrt auf den Horizont gerichtet und ich glaube der passendste Begriff für das, was in mir vorgeht ist "Ergriffenheit". Es ist den Augenblick im Flug zu küssen und die Wärme des Herzens zu spüren, die durch die Dankbarkeit für diesen Moment hervorgerufen wird. Als schließlich gegen halb 7 die Sonne durch die Wolken bricht, jubeln die Menschen leise, der Parkranger stimmt ein seltsam anmutendes Lied an - wer weiß, vielleicht wurde dies damals von Maui beim Einfangen der Sonne gesungen. Wir 5 strahlen auf jeden Fall mit der Sonne um die Wette.
    Ich freue mich dennoch auf das warme Auto. Als neben uns aber jemand knieend um die Hand seiner Liebsten anhält, sind die Mädels hin und weg und bieten sich spontan als Fotografen an. Gut, das ist eben auch typisch amerikanisch, sowohl die überschwängliche Begeisterung als auch die Hilfsbereitschaft.

    Wir umrunden schließlich noch den Gipfel und ich muss sagen: Im Vergleich zu allen anderen schieße ich extrem wenige Bilder (Das musste einfach mal gesagt werden!) Auf der Fahrt hinunter entdecken wir noch einen perfekten Regenbogen, ich schieße ein Bild aus dem Schiebedach heraus und sichte doch tatsächlich den Anfang des Bogens. Was für ein Tag!

    Als wir eine Nachricht vom Hostel erhalten, entschließen wir uns zu einer Planänderung: Es wurden verschiedenste Dinge gestohlen. Da stellt sich heraus, dass kurz nach unserer Abfahrt eine fremde Frau durch die Räume geschlichen ist und einige Dinge entwendet hat. Kleidung, einen Pass, Mietwagenschlüssel, Ladegerät, meine Power-Bank, ... Die Vorstellung, dass jemand um Schlafende schleicht und deren Wertsachen entwendet, gruselt uns alle. Resh hat die Dame zwei Mal in unser Zimmer kommen sehen, dachte aber, ich hätte verschlafen und sie suchte mich... Nun ja, die Ironie meines Verlustes: Meine 2. Power-Bank hatte ich die Tage zuvor mit dem Päckchen auf dem Weg in die Heimat geschickt.

    Die Tour startet heute um 1 und wir sind auf dem Weg zum Strand, heute ist Michael unser Guide. Nach ein paar wundervollen Stunden am Strand sichten die anderen doch tatsächlich einen Wal – während ich mit Resh und Carolyn Fischtacos hole... Gibt es doch nicht!

    Es geht nach ein paar entspannten Stunden weiter zum Makena Beach, wo wir die Mädels wieder treffen, die schon vorgefahren waren. Dieser Strand ist wohl der berühmteste auf ganz Maui - nicht zuletzt für seine Sonntags-Partys: trommelnde und feuerspuckende Hippies, angezogen, halbnackt und nackt. Es finden sich die herrlichsten Outfits wieder, dennoch hätte ich auf einige Anblicke gerne verzichtet. Aber nun ja, immerhin sind wir hier zu Gast!
    Wir werfen uns in die Wellen (Verlust: meine Sonnenbrille) bis die Dämmerung einsetzt und die Trommeln lauter werden. Der kleine Strandabschnitt wird zur Tanzfläche, überall wird Gras geraucht. Als die Sonne schließlich am Untergehen ist, zieht es mich auch hin zum Tanzen, ich nehme die anderen mit. Die Trommeln schlagen den Takt unserer Herzen, wir tanzen in den Sonnenuntergang und wollen auch nicht aufhören, als die Sterne über uns funkeln. Michael dreht später im Van die Anlage auf, mit Party-Licht, und wir singen uns nach Hause.

    Nach zwei Jahren Pandemie hat uns endlich wieder jemand die Musik und das Tanzen zurückgegeben und ich hatte fast vergessen wie sich das anfühlt - das pure Glück, das volle Leben. Eine Woche später wird Lauren bei unserem Abschied sagen: "Kate, I saw you dancing on that beach. You are such a strong woman. You can do anything! This will be an amazing trip - your trip!" Wir werden Tränen in den Augen haben, als wir uns auf Big Island verabschieden, denn was wir hier erlebt haben, hat unser Herz tief berührt.
    Okumaya devam et

  • Aloha Welt!

    25 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ⛅ 13 °C

    So schnell ist Montag: Es ist mein letzter voller Tag auf Maui und ich wünschte, ich könnte noch länger bleiben... Andererseits hat sich ein Teil meiner liebgewonnenen Crew schon verabschiedet und es ist irgendwie nicht mehr ganz dasselbe, auch würde ich mich gerne mehr zurückziehen, brauche Zeit für mich. Heute aber gehen wir noch einmal auf Tour: Ein kleiner Roadtrip nach West Maui: Flemings Beach, Honulua Bay, Nakalele Blowhole und die Dragon Teeth.

    Michael zeigt uns, wie man hier auch noch Wellenreiten kann: Wir tauchen unter die höchsten Wellen oder lassen uns von kleineren hochtragen. Zum Teil brechen die Wellen aber so stark, dass es sich kurz danach wie in einem Whirlpool anfühlt oder wir komplett verspult werden! Und was soll ich sagen: Ich finde es herrlich und bin so stolz darauf, dass ich meine Angst vor dem Meer etwas schrumpfen lassen kann.

    Auch die anderen Ziele schlagen voll bei uns ein: Ein grüner, verwunschener Weg voller alt-ehrwürdiger Bäume zu einem schwarzen Strand ist mein persönlicher Favorit. Diese riesigen indischen Feigenbäume haben feine Luftwurzeln, die bis zum Boden reichen. Paresh erzählt, dass sie in Indien diese als Kinder benutzt haben, um damit zu schaukeln und sich hin- und herzuschwingen. Seitdem sehe ich immer eine Gruppe indischer Kinder vor meinem Auge, wenn ich einen solchen Baum entdecke.

    Es folgt ein Abstieg zum Blowhole, einem Loch in den Felsen, aus dem bei Wellengang Wasser geschossen kommt – umgeben von einem Regenbogen. (Ja! Noch einer! Dies ist eben Hawaii und es hat einen Grund, weshalb der Regenbogen auf den Nummernschildern zu finden ist.) Auch die Drachenzähne sind absolut einen Besuch wert – die Aussicht wie immer unbezahlbar. In tierischer Hinsicht habe ich allerdings wieder einmal weniger Glück: Die Schildkröte, die Alina im Wasser sichtet, taucht unter, sobald ich da bin...

    Komplett durchgespült und durchgepustet hören wir im Van wieder so laut Musik, wie es geht, und erreichen das Hostel mit bester Laune. Heute wird Risotto gekocht und ich finde das ist insgesamt einfach eine prima Idee, die ich beibehalten sollte: Gemeinsam mit den anderen im Hostel zu kochen. Und wie endet mein letzter Tag auf Maui? Ihr könnt es euch denken: Wir werden wieder im Hot Tub sitzen, bis Ruhezeit ist. Menschen aus aller Welt in einem Whirlpool auf Maui, die ebenso Kultur, Gedanken und Eindrücke in den Pool werfen als auch ihre salzige Haut. Herrlich! Danach hole ich meine Tattoos hervor und wir bekleben uns mit Andenken aneinander, unsere Zeit auf Hawaii glitzert noch weiter auf unserer gebräunten Haut...

    Hier nach Hawaii zu kommen und diese wundervollen Erlebnisse zu haben, gibt mir das Gefühl, reich beschenkt worden zu sein. Das alles wird noch lange in mir nachklingen. Werde ich es ein wenig hinüberretten können, den Aloha-Spirit, den man oft wahrnehmen konnte? Moment, weiß eigentlich irgendjemand, was "Aloha" wirklich bedeutet?

    Aloha – dt. „in Anwesenheit des göttlichen Lebens“, „der Atem des Lebens“
    Das polynesische Wort ist nicht nur die typische Begrüßung oder Verabschiedung auf Hawaii, sondern gleichzeitig ein Begriff für Mitgefühl, Liebe oder Zuneigung. Wo sonst wird man mit dem Wort „Liebe“ begrüßt? Der Aloha-Spirit steht für ein Leben in Harmonie mit der Umwelt und den Mitmenschen. Dies soll sich anscheinend in jedem Buchstaben des Wortes niederschlagen, die jeweils für ein Motto stehen. (Für die Sprachnerds, die jetzt nach dem Fachbegriff dieses Silmittels suchen: Es handelt sich um ein Akrostichon!)

    A – Akahai: Freundlichkeit

    L - Lokahi: Einheit, Harmonie

    O – Olu'olu: Liebenswürdigkeit

    H – Ha'aha'a: Bescheidenheit

    A – Ahonui: Geduld und Beharrlichkeit

    In diesem Sinne: Aloha an alle da draußen! Aloha Welt!
    Okumaya devam et

  • Imagine living on a lava field

    27 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ⛅ 19 °C

    Dies ist ein langes Kapitel und ich überlege, ob für die folgenden Reiseberichte nicht ein Roman besser geeignet wäre als ein Blog. Ohne zu viel versprechen zu wollen, möchte ich dennoch behaupten: Das Lesen lohnt sich! Was nämlich folgen wird, ist eine Geschichte wie aus einem skurrilen Roadtrip, bei dem sich die unterschiedlichsten Menschen begegnen und sich eine Reise entspinnt, die ihresgleichen sucht. Und dies stellt ihren Anfang dar!

    Ich erreiche Hawaii Big Island am 26.10. nachmittags, hole den bisher teuersten Posten der ganzen Reise in einem überschaulichen, schäbigen Büro ab: Mein kleines, bescheidenes Mietauto für schlappe 700 Euro/11 Tage. Zwar wird mir der Kia in den nächsten Tagen treu zur Seite stehen, aber auch für Unannehmlichkeiten sorgen. Er wird mich aber an die unterschiedlichsten Orte führen – abgelegen, lebensfeindlich, unheimlich, paradiesisch, zu Orten wie aus Träumen, Mondlandschaften und fiktiven Geschichten. Und so wird Jenny die Tage beschreiben, die ich mit ihr verbringe: The Unbelievable. Durch sie wird mir dann schließlich auch der Titel „die fiktive Freundin“ zuteil. Und tatsächlich lesen sich die Begebenheiten der kommenden Tage wie eine verrückte, amerikanische Komödie, in die ich zufällig gestolpert bin und nun aus Versehen die Hauptrolle spiele.

    Aber noch einmal von vorne: Angekommen auf der jüngsten und größten hawaiianischen Insel mit ihren zahlreichen Klimazonen und Vulkanlandschaften muss ich auf dem Weg zu meiner Unterkunft zunächst die Insel überqueren – 2 Fahrtstunden liegen vor mir, auf denen karge und unwirtliche Landschaften sowie zahlreiche lebendige und tote Ziegen den Wegesrand säumen. Als ich mich dann auch noch an die extrem sensible Bremse gewöhnt habe (Insgeheim hoffte ich, dass mich der nette Mann im Hawaiihemd von der Autovermietung nicht vom Parkplatz hat fahren sehen), beginne ich die Unabhängigkeit und Freiheit, die mir das Auto ermöglicht, zu genießen. Was habe ich das vermisst: In den letzten drei Monaten waren wir immer nur irgendwohin kutschiert worden und mussten uns ständig dem Diktat der Touren unterwerfen, mussten Flamingos, Lagunen und Gipfel verlassen, wenn die Guides abfahren wollten. Und hier winkt sie nun wieder, die Freiheit! Endlich nur mir selbst gehorchen!

    Der erste Eindruck, den ich von der Insel gewinne, ist nicht genauso positiv wie der von Maui. Die Landschaft in der Mitte der Insel ist karg und wenig bewachsen, ringsum kleine Erhebungen, erkaltete Lavafelder, trockenes Gras, einige Kadaver. Aber je weiter ich mich der Unterkunft nähere, desto üppiger die Vegetation. Ausblicke und Lichtspiel werden immer eindrücklicher. Was ist hier mit dem Himmel los? Die Sonne wirft ein diffuses, aber betörendes Licht auf alles. Entgegen meines Zieles schaffe ich es nicht, vor Einbruch der Dunkelheit im „Lavalookout“ anzukommen – gut, um 18.30 Uhr verabschiedet sich hier die Sonne bereits. Als der Asphalt plötzlich endet, hoffe ich, dass ich noch auf dem richtigen Weg bin – es ist bereits stockdunkel und hier ist kein Handyempfang, kein Netz. Tagsüber werde ich feststellen, dass auch sonst nicht viel hier ist. Fast überrascht es mich, dass ich letztlich tatsächlich am richtigen Ort ankomme.

    Zwei Personen, grinsend über beide Ohren, begrüßen mich: Eleni und Denver (Ja, wie die Stadt, in der ich ohne „gültigen“ PCR-Test feststeckte!). Warum ich hier bin, wollen sie wissen. Was antwortet man denn auf diese Frage? Eleni sagt: „Du bist hier richtig, du bist hier zu einem bestimmten Zweck, es ist ein wundervoller Ort.“ Sie strahlt so sehr, dass ich Angst bekomme, ihre Gesichtsmuskeln könnten sich verkrampfen. "Okay, irgendwie nett", folgere ich, "ich bin auf jeden Fall willkommen" . Es zeigt sich, dass das Glück, das aus beiden strahlt, einer Menge Drogen entspringt – heute habe ich wohl ein ganz besonderes Hippie-Initiationsritual verpasst. "Zum Glück!", geht mir durch den Kopf, denn die beiden scheinen überhaupt nicht mehr zurechnungsfähig zu sein. Denver steigt dann aber in sein Auto und fährt fröhlich davon – nicht ohne mich noch herzlich (links herum– Herz an Herz bitteschön!) lange in den Arm genommen zu haben. Und auch Eleni folgt seinem Beispiel. "Okay...!?", denke ich. Andererseits wollte ich schon immer einmal ein paar Hippies kennenlernen und will es einfach so nehmen, wie es ist. Wer weiß, wofür diese Erfahrung gut sein wird.
    Doch dann fallen mehrere Freunde Elenis in die große Gemeinschaftsküche ein, verschwinden gemeinsam auf einem Zimmer, kommen wieder, gehen wieder, die Augen halb geschlossen, verabschieden sich oder lösen sich in Luft auf.

    Währenddessen berichtet mir Eleni von ihrer Lebensgeschichte und dem Grund, weshalb sie vor zwei Monaten nach Hawaii zog: Sie schwärmt von der vielen positiven Energie, erzählt, wie wie sie einem inneren Gefühl hierher gefolgt ist und wie sie mit Wolken kommuniziert, wie sie mit ihren Massagen die Menschen und die Welt heilen will, weil die dunklen Mächte übernommen haben, auch wie wunderbar die Menschen hier sind, besonders eine Kristallfrau, die Fremden ihre selbst gesammelten Steine in die Hand drückt. "Okay!", denke ich befremdet, und mir kommen erhebliche Zweifel, ob ich wirklich am richtigen Ort gelandet bin. Sie fährt fort, dass sie nun an Dinge glaubt, die sie vorher nicht für echt gehalten hatte. Aber hier stellte sich heraus: Alles ist wahr! "Okay!!!", jetzt schrillen alle Alarmglocken bei mir. Ob ihr auch schon einmal durch den Kopf gegangen ist, dass das an den Drogen liegen könnte? Ich behalte die Frage für mich und ziehe mich unter einem Vorwand auf mein Zimmer zurück.

    Am nächsten Tag stehe ich gerädert auf. Gefühlt sind die ganze Nacht Menschen gekommen und gegangen, Türen schlagen, Stimmen vor den Fenstern. Ansonsten ist die Unterkunft sauber, aber relativ dunkel, merkwürdige schwarze Figuren und Symbole an den Wänden. Draußen empfängt mich grelles Sonnenlicht und eine trockene Hitze, wie ich sie zuvor nur im Death Valley erlebt habe. Um mich herum alles schwarz, auf Stelen befinden sich die Gebäudeteile, schwarze Lava so weit das Auge blicken kann, ein paar Trailer, heruntergekommene Buden, ein umfunktionierter Schulbus, ein abgefackeltes Auto und wenige Pflanzen umgeben uns. Das ist also meine Umgebung für die nächsten 11 Tage... "Okay, scheiße!" , schießt es mir durch den Kopf.

    Wie fühlt es sich wohl an, auf einem Lavafeld zu leben, am äußersten Zipfel einer Insel mitten im Pazifischen Ozean? Das Nicht-Paradies im Paradies. Ich gehe den Hauptweg entlang, will zum Meer vorlaufen und passiere nun auch ein paar luxuriöse Häuser. Wie fühlt es sich an, auf kalter Lava zu gehen? Es knirscht seltsam, fast wie zerbrochenes Glas, ein wenig wie Holzkohle, ein helles, schrilles Geräusch, leichter Widerstand bei jedem Schritt. Überall Schilder, die Privatgrundstücke ausweisen - „no trespassing“. Ich muss umkehren, nicht dass ich noch zufällig unautorisiert auf ein Grundstück gerate. Am Ende holt jemand sein Gewehr raus, ich bin ja schließlich immer noch in den USA, who knows...

    Zusätzlich zu dem bedrückenden Umfeld fällt auch wieder die ganze Last der letzten Wochen auf mich zurück, mir wird es schwer fallen, die nächsten Tage hier alleine zu verbringen. Daran ändern auch die Fahrten zum Black-Sand-Beach, an dem sich singend nackte Hippies tummeln und zu den Hot Pots (Vorsicht Infektionsgefahr!), an einem der jüngsten schwarzen Stränden der Welt nichts. Dennoch zeigt sich hier die Insel abgesehen von dem tiefen und dunklen Schwarz von einer anderen Seite: Ich fahre auf der Red Road, deren kleine Hügel eher eine BMX-Strecke vermuten lassen durch dichten Dschungelbewuchs und die Straße ragende Blätterranken. Am Strand wird Gitarre und Ukulele gespielt, ein junger Mann singt und ich lausche ihm verträumt.

    Abends koche ich, genieße dieses Stückchen gefühlte Heimat, lade die anderen ein. Jenny kommt dazu, eine gebürtige Philippinerin, die ebenfalls bis August auf Reisen sein wird und – man glaubt es kaum – auch Lehrerin ist. Unser Treffen soll recht distanziert bleiben, auch in den nächsten Tagen, an denen wir einiges zusammen erleben werden. Und dennoch wird uns das Schicksal auf merkwürdigste Art verbinden. Am Ende des zweiten Tages, den ich quasi nur in der Unterkunft verbringen werde und recht verloren gewirkt haben muss, kommen wir ins Gespräch und beschließen, die nächsten Tage etwas zusammen zu unternehmen. Dann kommt auch Mat dazu, der Besitzer der Lodge und ehemaliger Student bei keinem Geringeren als Noam Chomsky, DEM Sprachforscher der Gegenwart. Hätte ich auf der Uni besser aufgepasst, wäre es mir hier auch leichter gefallen, mich inhaltlich sinnvoll in das Gespräch einzubringen. Aber gut, ich bin die einzige im ganzen Umfeld hier, die überhaupt den Namen schon gehört hat. Mat berichtet von seinem Leben hier auf dem Lavafeld: Dass er mehrere Drohungen erhalten hat, seitdem er hierher auf das Lavafeld gezogen war, Schutzgeld zahlen musste und keinen einzigen netten Nachbarn hat. Was ich gedanklich bei meinem kleinen Spaziergang durch die Nachbarschaft etwas scherzhaft abgetan hatte, wird nun von seiner Seite bekräftigt: Gehe hier niemals spazieren, einige würde dich ohne mit der Wimper zu zucken sofort abknallen. Er beteuert jedoch, dass ich als Touristin mir keine Sorgen um meine Sicherheit zu machen brauche... Ja, was denn jetzt?!
    Danach erhielt ich von Eleni noch eine Energie-Massage und es wäre [erstaunlicherweise] eine ganz ausgezeichnete Massage gewesen,
    ... wenn Eleni nicht parallel dazu versucht hätte, meine negativen Energien aus mir heraus zu ziehen, indem sie ständig über meiner Haut Luft anzog (a la „The Green Mile“)
    ... wenn nicht währenddessen die verzweifelten Schreie einer Frau zu uns gedrungen wären, die sich übergebend und weinend vor dem Eingang der Lodge auf dem Boden und in den Armen von Mat befunden hatte, volltrunken. Mat, mit einem vollständig eingesauten T-Shirt, berichtet uns später, dass diese Ex-Freundin von ihm gerade ihren 17-jährigen, von Zuhause ausgerissenen Sohn in einer Polizeidoku im Fernsehen gesehen hatte, gejagt von der Polizei, ein Messer zückend, aber dies nach der Warnung, sie würden schießen, doch fallengelassen habe – im letzten Moment. Was ist nur los mit den Menschen hier?

    Was noch frappierend ist: Diese beiden Menschen, Phil und Jen, sind völlig ausgebrannt, haben sich von ihrer Arbeit aufzehren lassen, wirken teilweise gebrochen und – zumindest Mat – völlig desillusioniert. Ich frage mich, ob das Leben mir hier einen schlechten Witz darbietet. Ich lande nach meinem Aufbruch nach Hawaii ausgerechnet bei zwei Burnout-Patienten? Dennoch markiert dieser Abend in doppelt-ironischer Weise den Punkt, an dem sich dieser „schlechte Trip“ vom schwarzen, trostlosen Lavafeld in eine geradezu befruchtende und inspirierende Reise entwickelt und damit zu dem wird, was man Big Island nachsagt: „Die Insel der Inspiration und des Abenteuers“. Mir kommt diese Information aus dem Reiseführer wie ein Zeichen vor, denn schließlich war dies eine der Beweggründe für meine Reise, als ich vor vier Jahren mein Sabbatjahr eingereicht hatte: Durch Kennenlernen anderer Menschen, Schicksale, Lebens- und Denkweisen, anderer Kulturen und anderer Umwelt, neue Inspiration für mein Leben zu finden und nicht für den Rest meiner Tage im typisch deutschen Trott zu verhaften. Und so nehme ich die Symbolträchtigkeit, die sich hinter diesen Begegnungen und den Phänomenen dieses Ortes entspinnt, mit und überlege, wie lange es wohl dauert, bis nach einem Ausbruch und einem vollkommenen Verglühen wieder Leben entstehen mag. Die zarten, hellgrünen Farne und kleinen Blumen, die aus den Rissen der Gesteinsbrocken empor sprießen, nehme ich als verheißungsvolles Zeichen für eine Zukunft, die bunt, kraftvoll, mutig, voller Leben und Freude sein wird.
    Okumaya devam et

  • Lavaglut und Gruselkissen

    28 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ⛅ 22 °C

    Auch die dritte Nacht war kurz und nicht sehr erholsam – um 2 Uhr stehe ich auf, mache mich rasch fertig, schnappe mir Essen, Badesachen, warme Kleidung und starte Richtung Vulkan. Ich werde gleich Lauren wiedersehen, eine liebgewonnene Bekannte vom Hostel auf Maui, die kanadische Ärztin. Mit dabei auch Shwetha und Phil, wir treffen uns auf halber Strecke. Dann geht es filmreif weiter: Wir lassen das Verdeck des Cabrios hinunter, dick eingepackt in Decken, über uns die Sterne. Als Lauren sagt, sie hätte noch nie so einen schönen Sternenhimmel gesehen, denke ich zugleich an all die wunderbaren Nachthimmel, die ich bisher in meinem Leben sehen durfte – sie sind ungezählt!

    Der Hawai'i Volcanoes National Park gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und umfasst sowohl Regenwald als auch Wüstengebiete. Der Kilauea ist einer aktivsten Vulkane der Erde und sorgt dafür, dass die Insel niemals ausgewachsen sein wird, da sie wegen der vulkanischen Aktivität andauernd an Landmasse gewinnt. Zuletzt brach er 2018 aus und richtete zum Teil erheblichen Schaden an, was die Hawaiianer dennoch nicht daran hindert, hier in unmittelbarer Nähe zu leben und zu arbeiten. Ihre Legende erzählt von der Feuergöttin Pele, die im Vulkankrater lebt und ihrer Verärgerung durch Vulkanausbrüche und Erdbeben Ausdruck verleiht. Um sie milde zu stimmen wurden ihr früher Opfergaben dargebracht - heute jedoch soll man darauf verzichten, Steine in den Krater zu werfen, um nicht ihren Zorn heraufzubeschwören.

    Fast da! Das letzte Stück vom Devastation Parking müssen wir zu Fuß gehen, zum Glück ist es nicht so kalt wie auf dem Haleakala auf Maui. Noch bevor wir tatsächlich am Aussichtspunkt ankommen, sehen wir ein rotes Leuchten. Dann liegt er schließlich vor uns: Der Kilauea Krater – glühende Lava enthaltend, zum Teil Lava sprühend, zum Teil in einer zähen Masse mit leuchtenden Adern dahinfließend. Andere Stimmen sagen, man fühle sich „geerdet“ auf einem der „beeindruckendsten und schönsten Böden, die diese Welt zu bieten hat“. Keine Worte können dies annähernd beschreiben. Und so stehen wir da, um uns herum eine andächtige Stille, trotz der anderen Schaulustigen, die sich hier eingefunden haben. Erst als die Sonne sich ihren Weg bahnt und den Kraterrand in rotes Licht tauchen wird, machen wir uns auf dem Weg zurück zum Auto, tief berührt, in einer Art demütig den Naturmächten gegenüber. Auch dieses Erlebnis wird sich in die Riege der Superlativen meines Lebens einreihen: „Once in a lifetime“ - Ich habe am Rand eines aktiven Vulkans gestanden, auf einem der wenigen Orte dieser Welt, der noch wächst und dessen Schicksal noch ungewisser ist als unseres.

    Ich begleite die anderen in ihr Hostel und besichtige es – fest entschlossen, die Unterkunft zu wechseln. Helle, freundliche Räume strahlen mir entgegen, die Leute sind unheimlich freundlich, wenn auch schrullig. Am Nachmittag fahren wir noch zum Carlsmith-Beach, einem so schönen Strand, dass er mir für die nächsten Tage mein Lieblingsort werden wird. Ich weiß sofort: HIER bin ich am richtigen Ort!

    Abends treffe ich Jenny wieder und sie lädt mich auf ihre Terrasse ein, ganz angetan von der wunderschönen Aussicht. Und wenn mir bisher diese Begeisterung nahezu völlig gefehlt hatte, weiß ich nun, weshalb die Unterkunft so gute Bewertungen erhalten hat. Ihr Zimmer ist groß und hell mit einer eigenen Terrasse, einer Hängematte und einem fantastischen Blick auf das Lavafeld, welches nun von der untergehenden Sonne so beschienen wird, so dass alles wie eine Filmkulisse wirkt. Und während wir auf der Terrasse sitzen und sie mir über ihr Leben und ihre Reise erzählt, wird langsam die Milchstraße sichtbar und adelt all das Schwarz durch Trilliarden von Lichtern.

    Und so hätte dies als perfekter Tag enden können. Aber die Reise wäre sehr gewöhnlich, ohne die folgende nächtliche Begegnung. Und hier beginnt der erste Teil des „Unbelievable“. Als ich nämlich am Ende dieses wunderbaren und rundum gelungenen Tages im Bett liege und etwas rascheln höre, bin ich so müde, dass ich nur kurz nachschaue und, als ich nichts finde, annehme, dass die Geräusche wieder einmal von draußen kommen. Ich falle in einen traumlosen, tiefen Schlaf – so tief, dass ich erst durch den Biss eines Tieres erschrocken hochfahre. Was hat da gerade in meinen Finger gezwickt? Mit klopfendem Herzen schalte ich das Licht an und sehe neben mir Bewegungen. In der Kissenhülle auf der anderen Seite des Bettes bewegt und windet sich etwas durch den spannenden Stoff! Oh mein Gott, was ist das? Der Biss war zum Glück durch die Hülle nicht durchgegangen, aber ich glaubte das Gebiss eines Nagers gespürt zu haben. Kein Traum! Ein Albtraum! Ich überwinde meine Angst, packe das Kissen an der offenen Stelle, schüttle das Tier nach unten, damit es nicht entweicht, renne ohne zu atmen zur Türe und werfe das Kissen samt Untier vor die Türe. Einen kurzen Augenblick warte ich, gerade so lange, um noch zu sehen, dass dem Kissen nun eine Ratte entweicht, bevor ich die Türe zuschlage und nicht mehr gewillt bin, sie je wieder zu öffnen. Eine Ratte? Wo war die Ratte bloß hergekommen? War sie davor auf mir gelaufen, hat an mir geschnüffelt? Wie zur Hölle hatte sie sich in diese Hülle verirrt?

    Bis ich erleichtert aufatmen kann, dauert es noch eine gefühlte Ewigkeit. An Schlaf ist kaum noch zu denken. Ich wasche meine Hände minutenlang, untersuche meine Finger auf Biss- und Kratzspuren, die zum Glück ausblieben, desinfiziere alles und bin letztlich froh, dass ich dem kleinen Nager nur in der Kissenhülle begegnet bin und nicht von Angesicht zu Angesicht. Das ersparte uns allen vermutlich einen lauten Schrei in der Nacht. Glück im Unglück! Ich lasse die ganze Nacht das Licht brennen und höre Meditations- und Einschlafmusik, versuche mich abzulenken. Irgendwann bin ich dann doch im Dunst des Morgengrauens in einen unruhigen Schlaf gefallen, nicht tierisch gut, aber zumindest ohne tierischen Besuch.
    Okumaya devam et

  • The Unbelievable I

    29 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ⛅ 13 °C

    Auf den Philippinen gibt es den Brauch, schlechte Energien durch Ausräuchern mit Salbei zu vertreiben. Jenny wird am Ende der unglaublichen Tage mehrfach von dieser Tradition sprechen – in der Annahme, dass ich von Pech verfolgt bin und nur ein indigenes Räucherritual mir noch helfen könnte. Ich möchte aber von einem positiven Effekt meines Ratten-Erlebnisses berichten: Mat ist geschockt und entlässt mich aus dem Air-Bnb-Vertrag, erstattet mir anstandslos den vollen Restbetrag. Am folgenden Tag werde ich also wirklich ins Hostel ziehen und dieser Gegend entfliehen, Erleichterung macht sich in mir breit.

    Jenny und ich fahren an diesem Tag in den Nord-Westen der Insel. Wir halten zunächst am Laupahoehoe Beach und besichtigen danach die Akaka-Wasserfälle, die sich 135 m über steile, grün überwucherte Felswände tief hinabstürzen, sind aber etwas enttäuscht, dass die Rundtour kaum 20 Minuten dauert. Auch hätten wir gerne in dem Pool, in dem sich das Wasser sammelt, gebadet, jedoch kommt man nicht einmal nahe genug heran, um die feinen Wasserperlen im Wind zu spüren. Das ist eben auch amerikanisch: Vor die Sehenswürdigkeit fahren und am besten nur den Finger am Fotoauslöser drücken...

    Als wir für eine Pause jedoch einen schönen Aussichtspunkt suchen, werden wir ganz und gar nicht fündig und landen enttäuscht an einem Sportplatz. Wir sehen auf dem Weg Räucherstellen für Hähnchen, alles vollgespickt und köstlich anzusehen – Jenny möchte nach unserem letzten Stopp beim Ausichtspunkt Waipi'o Valley Lookout eines davon besorgen.

    Wir halten also zuvor beim „Tal der Könige“, von dem aus viele Ali'i die Gegend regierten. Auch heute leben wohl noch etwa 100 Natives hier, die sich vom Kalo-Anbau und Fischfang ernähren. Eine extrem steile Straße führt an den Strand – nur von Allrad-Fahrzeugen befahrbar und auch ausschließlich mit guten Bremsen empfehlenswert. Wir folgen der Straße zu Fuß ein wenig nach unten, Jenny zeigt sich jedoch nicht so wanderbegeistert und ich kann kaum den Autos zusehen, wie sie sich den steilen Hang hinunterschlängeln, hinten Kinder auf dem Pickup stehend. Es wird demnach also ein kurzer Ausflug.

    Wir fahren zurück zu den Hähnchenstationen, drehen um, fahren erneut die Straße entlang. Nichts. Jenny, die im Gegensatz zu mir über eine gute Orientierung verfügt, ist vollkommen irritiert. Hier wurden doch gerade noch an unterschiedlichen Stellen Hähnchen geräuchert, viele Hähnchen! Nirgends sieht es so aus, als hätte es hier jemals Hähnchen gegeben, keine Schilder, keine Bratstellen, nichts. Es ist halb 4 – wer kauft um diese Uhrzeit alle Hähnchenstände leer? Vor meinem inneren Auge sehe ich die gebratenen Hähnchen davonfliegen und frage mich, ob ich nun auch noch den Verstand verliere. Aber ich war mir bezüglich der Straße auch ganz sicher... Jenny ist so fassungslos und sagt, dass mit mir im Gepäck die sonderbarsten Dinge passieren. Fast wäre sie noch ein drittes Mal umgekehrt, entschied sich jedoch dafür, lieber Salbei zu besorgen und mich möglichst bald einem reinigenden Räucherritus zu unterwerfen, in der Hoffnung, dass der böse Fluch, der auf mir zu lasten scheint, sich „in Rauch auflöst“.

    Also fahren wir ohne Essen nach Hause, es soll dennoch ein üppiges Mal werden, denn wir alle werfen die letzten Köstlichkeiten in den Ring. Mat berichtet, dass sich in den letzten Tagen ein halber Zoo in seiner Lodge eingefunden hat. Ständig käme ein Hund zu Besuch, er selbst sei auf der Jagd nach der Ratte und die Hippies fütterten fremde Katzen, die sich nun begeistert auf der Veranda einfänden und einen Namen erhalten hätten. Daraufhin mixt er die billigsten Cocktails überhaupt, wie er behauptet mit Minze. Aber drei Mal dürft ihr raten, welche Kräuter er wirklich verwendet hat... Ja, ganz genau! Zu späterer Stunde kommt es zu Mats Geständnissen, unbedingt ein Baby zu wollen und jedem Säugling ganz verliebt hinterher blicken zu müssen. Ab hier wird der Abend vollkommen schräg, denn wir bekommen verschiedene Angebote, damit wir ihm ein Baby schenken. Jenny und ich lehnen dankend ab und halten alles zunächst für einen Scherz. Jen will lieber einen Mini-Esel und eine Hütte im Wald, ist mit 45 sowieso vermutlich die falsche Kandidatin. Und dennoch, Mat schlägt vor: Ein Baby gegen einen Mini-Esel, auch eine Hütte im Wald, zwei Mini-Esel, noch ein Huhn dazu?! Die Unterhaltung wird immer absurder und es gleicht einer Versteigerungsshow, in der sich ein Käufer selbst überbietet. Ich könnte jedoch schwören, dass Jen für 5 Minuten ernsthaft darüber nachgedacht hat, ob sie sich auf Mats Vorschläge einlassen soll. Allerdings wirkt er so traurig und so zerbrochen, wie ein Mensch nur sein kann, als er zugibt, dass er sein Leben vertan hat. „Science doesn't make you happy! But I needed 40 years to find out“, resümiert er. Da half sein IQ von (angeblich) 180 auch nichts.

    Ich versuche das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, finde das Orion-Sternbild und wir staunen nicht schlecht, als unser Host daraufhin sein riesiges Teleskop herausholt und uns den Lauf der Sterne erklärt. Währenddessen müssen wir seine weiteren Angebote vehement zurückweisen. Ich will mich verabschieden, aber die Party verlegt sich plötzlich in mein Zimmer, wo wir uns auf Rattenjagd begeben, jeder auf der Suche nach Löchern in der Wand, Tierspuren oder Tieren. 3 Erwachsene suchen in einem Zimmer auf einem Lavafeld auf einer Insel im pazifischen Ozean nachts eine Ratte... Man stelle sich vor!

    Die schwarzen Hexenzeichen an den Wänden, erklärt mir Mat schließlich, seien uralte, heilige, hawaiianische Symbole, die auf dem Lavafeld an Rande des Kraters von den Vorfahren eingraviert wurden (die sogenannten Petroglyphen), zum Teil noch unentschlüsselt. Er selbst habe sie an die Wände gepinselt. Ich bin verwundert und neugierig– ein Wissenschaftler des MIT malt mystische Symbole in seine Räumlichkeiten (und keine Hippies!)? Jen hatte diese Zeichen bereits auf dem Lavafeld angeschaut und es entspinnt sich ein Dialog, dem ich nicht mehr folgen kann. Ob durch die Wertschätzung der Zeichen automatisch der böse Fluch von mir abgefallen ist oder durch das Trinken des Salbeis? Vielleicht fällt uns noch ein Hähnchen vom Himmel, denke ich. Was aber wirklich vom Himmel fiel, waren 19 Sterne, berichtet Mat am nächsten Tag, falls er nicht alles doppelt gesehen hat. Denn er macht er sich das Glas mit dem billigsten Alkohol voll und legt sich auf die Aussichtsplattform, um dort unter den fallenden Sternen hoffentlich Schlaf zu finden. Wie tragisch passend das doch ist. Ich hingegen schlafe wieder mit eingeschaltetem Licht und wache von Alpträumen geplagt Stunde um Stunde auf, auch Sternchen sehend - aber immerhin keine Ratten, Hähnchen oder Babys.
    Okumaya devam et

  • The Unbelievable II

    30 Ekim 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ☀️ 23 °C

    Jenny hätte lieber räuchern sollen, denn der Tag der nun folgt, hielt erneut einige unangenehme Überraschungen bereit und sollte unsere Pläne für den Tag völlig durcheinanderbringen. Am Ende hängen wir 45 Minuten in einer Kundendienst-Warteschlange, fahren 2 Stunden auf die andere Seite der Insel, kaufen ein billiges genmanipuliertes Hähnchen bei Cosco und verlaufen uns fast bei Dunkelheit in einem Vulkankrater. Aber gut, auf der anderen Seite sehen wir wunderbare Orte hawaiianischer Kultur, retten eine kleine Familie davor, nachts womöglich in Spalten und Löcher zu fallen und so legen wir einfach fest, dass alles genau so hat kommen müssen, wie es nun kommt.

    Morgens bin ich einfach nur froh, packen zu können. Dennoch habe ich mich aber mit der Gegend, der Unterkunft und den Menschen hier in den letzten zwei Tagen auch versöhnt, sodass ich die Erlebnisse auch in guter Erinnerung behalten kann. Ich rechne gar nicht damit, dass Jenny noch einmal mit mir on Tour gehen würde, aber so ist es. Vielleicht bin ich aber ihr kleines „Projekt“, überlege ich, mein Leben ist ja im Moment eine große Wundertüte und hält nicht nur Süßigkeiten bereit. Da Jenny einen Ausweis für die Nationalparks hat und sonst keine Pläne, wollte sie mit mir im Volcanos Nationalpark noch durch den zweiten, erkalteten Krater wandern. „Jackpot!“, denke ich, „das wollte ich sowieso noch machen!“

    Wir starten also mit beiden Autos und parken wieder dort, wo ich auch die anderen letztes Mal getroffen habe. Ich hole noch die Sandwiches für uns aus dem Kofferraum, mache ihn kurz zu ohne Nachzudenken – uppss... Schlüssel noch drin. „Macht ja nichts, ist ja nicht verschlossen...“, habe ich gedacht. Aber der Kofferraum ließ sich nicht mehr öffnen. „Egal, ich habe ja nichts abgesperrt, also klettere ich kurz von der Fahrertüre aus nach hinten!“, dachte ich noch... Bis ich nach Luft schnappe, denn ich finde alle Türen verriegelt vor. Für ein paar Augenblicke bin ich starr. Kann das denn jetzt wirklich sein? Ich hatte extra verschiedene Modalitäten bezüglich Auto, automatisches Verschließen und Schlüssel zu Beginn der Reise ausprobiert (gut, natürlich ohne Schlüssel im Auto, versteht sich). Und das Fahrzeug hatte sich niemals – auch nach 10 Minuten nicht – von alleine verschlossen! „Jenny hält mich für den totalen Freak, wenn ihr das jetzt noch beichten muss...“ Aber ich muss. Wir umschreiten das Auto, können nicht glauben, was gerade passiert ist – was nicht passieren sollte! Dann sagt sie ganz lapidar: „Well, so we are going to Kona today to get a second key.“ Ich wünschte innerlich so sehr, es würde sich noch alles geben und die Türe aufgehen oder der Schlüssel aus meiner Tasche fallen – aber wir befinden uns nun einmal im Kapitel „The Unbelievable“ und daher bleibt uns nichts anderes übrig als uns nach einem relativ erfolglosen Gespräch mit dem Kundendienst, der mich einfach 45 min. in die Warteschlange geschoben und dort vergessen hat, auf den Weg nach Kona zu machen. Es stellt sich heraus, dass diese Situation natürlich „unmöglich“ eintreffen hätte können und es sich niemand erklären kann. Jens Fahrt erspart mir aber 400 USD für den Schlüsseldienst-Taxi und ebenso den Eintritt in zwei Nationalparks heute (50 USD). Ich bin ein unfassbarer Unglücks-Glücks-Rabe, man kann es gar nicht anders sagen!

    Ich halte ständig Ausschau nach einem Hähnchenstand, um mich zumindest ein wenig erkenntlich zu zeigen, aber dann wird es doch nur eines aus dem Supermarkt – die Hähnchen sind nicht auf unserer Seite. Wir nehmen unser Lunch am Strand ein, bester Blick, und begeben uns dann auf die Spuren der polynesischen Ureinwohner im unaussprechlichen Pu'uhunua o Honaunau National Historic Park („Zuflucht von Honaunau“), der zu früheren Zeiten Regelübertretern als Fluchtort diente, wo er von seiner Schuld freigesprochen werden konnte . Geschnitzte Holzfiguren, Boote und Werkzeuge, traditionelle Hütten, Erzählungen von Königen und Königinnen. Es ist ein wunderschöner Rundgang, sehr pittoresk, die Umgebung einladend und nicht so unwirtlich wie an anderen Stellen. Leider sehen wir wieder keine Schildkröten, dafür umso mehr Fische im königlichen Teich.

    Mit Zweitschlüssel im Gepäck wollen wir nun doch versuchen, noch die Vulkantour nachzuholen und fahren wieder zurück in den Osten. Es beginnt schon leicht zu dämmern, als wir den Kilauea Iki Trail betreten, aber Jen war schon hier und weiß, wie wir am besten vorgehen, damit alles gut geht und wir auch im Dunkeln sicher zurück finden. Daher gehen wir entgegen des Uhrzeigersinns in den Krater hinunter, lassen das schwierigere, zerklüftetere Terrain noch im Hellen hinter uns. Es fühlt sich aufregend an, in einem erkalteten Krater zu spazieren, vom Rand sieht jeder Mensch klein wie eine Ameise aus, die Ausmaße des Kraters sind enorm! Erneut zeigt es, welch unbändigen Mächte die Natur hat und wir Menschen nur ein winziges Körnchen auf der Erde ausmachen. Mich lässt das Gefühl nicht los, auf heiligen Boden zu gehen.

    Im zweiten Teil des Weges finden sich keine Spalten, Hügel und Auswürfe mehr, alles ist fast so eben wie Asphalt. Steinhügel zeigen uns den Weg, und da es nun langsam dunkel wird, leuchten uns noch die Handy-Lichter – sonst umgibt uns die Dunkelheit der Lava von unten und der Nachthimmel von oben. Ein wenig ist uns schon unheimlich hier im Dunkeln zu spazieren... Als wir dann die Steinhügel nicht mehr finden können, wird Jen etwas nervös. Uns fehlt die Übersicht, aber dank Googlemaps finden wir wieder schnell auf den befestigten Pfad, der nach oben und uns zum Parkplatz führen wird. Ein Familienvater mit zwei Kindern kommt uns entgegen und will eigentlich zum anderen Krater, um die glühende Lava zu beobachten. Er ist genervt und pampig, als wir ihm sagen, dass sie hier völlig falsch sind und der Weg in die andere Richtung gefährlich im Dunkeln. Nur widerwillig dreht er um, grummelt, dass er sich nicht verlaufen würde, er wohne schließlich hier. Nun ja, wir sind jedenfalls sehr erleichtert, als er und seine zwei Kinder umkehren und nicht mit nur einer Stirnlampe den Krater betreten. Auf dem Weg nach oben meint Jen noch, dass das Unterwegssein mit mir auf jeden Fall immer ein kleines Abenteuer ist. Langweilig hatten wir es wirklich nicht, dennoch könnte die Pechsträhne nun auch einmal aufhören, denke ich. Und dann gehen wir tatsächlich noch am "Glow" vorbei, dem roten Glühen des Vulkans und plötzlich erscheint mir der Tag fast vollkommen.
    Okumaya devam et

  • Hawaiian Dreams

    2 Kasım 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ☀️ 26 °C

    Tage in der Sonne, am Strand, im Wasser – ich bin ganz in meinem Element und bleibe meist bis zum Sonnenuntergang am Carlsmith Beach in Hilo sitzen. Hawaii – ein Sehnsuchtsort, ein langgehegter Traum, ein Ort, an dem die Realität die Vorstellung übertrifft.

    Ich treffe am 1.11. Jen noch einmal am Strand, wo sie endlich eine Schildkröte entdeckt (ich natürlich nicht, denn ich telefonierte zu diesem Zeitpunkt gerade mit meinem Bruder) und zum ersten Mal auf Hawaii ins Wasser geht. Ja, auch das soll es geben! Als Jen zum Flughafen aufbricht, wissen wir: Wir bleiben im Kontakt und werden uns wieder sehen. Leider fehlte die Zeit, aber ich schulde ihr noch mindestens ein Abendessen – eher aber ein ganzes Staatsbankett!

    Die Tage darauf kaufe ich mir Schnorchel-Equipment und finde einen herausragenden Poke-Bowl Fischladen, bei dem nicht nur ich regelmäßig Schlange stehe. Poke hat hier den Status eines Nationalgerichts, es ist eine Art roher, hawaiianischer Fischsalat, japanischen inspiriert. Ich könnte mich täglich davon ernähren! Meist esse ich im japanischen Garten Liliuokalani an der Küste, umgeben von Banyan-Bäumen und kleinen Brücken, mit Blick auf den Kilauea und das Meer, um mich herum huschen immer wieder Erdmännchen. Ja, das ist schon kaum zu überbieten! Die Tage hier werden nun zum Urlaub und verschwimmen herrlich ineinander, wie die vielen bunten Fische, die ich unter Wasser sichte: gelb, gelb-gestreift, blau-grün, weiß-rot-gelb-blau-orange, weiß-gescheckt, blau-gelb-regenbogen, usw.

    Ich besuche drei Mal die Rainbow-Falls, in der Hoffnung, dass ich sie mit einem Regenbogen sichten werde (vergebens!) und gehe mehrfach Schnorcheln, um auch Unterwasser ein paar Schildkröten zu sichten. Es gelingt mir erst beim vierten Anlauf, aber da stolpere ich gleich über drei Stück! Mein Grinsen bleibt bis zum Abend bestehen.

    Abends koche ich meist mit Phil oder esse gemeinsam mit Lulu und den anderen Gästen, lerne die Hamburger Eva und ihren Freund kennen, mit denen ich zu meinem aufregendsten Nacht-Abenteuer starten werde, einem heimlich gehegten Traum– dazu jedoch später mehr! Phil aber berichtet auch von anderen Träumen, nämlich der gefährlichsten Wanderroute seines Lebens auf Kauai, nach der er in Tränen ausgebrochen ist. Nicht nur vor Freude, dass er es geschafft, sondern auch vor Erleichterung, dass er es überlebt hat. Hier ist eben Freiheit pur, Freiheit auf eigene Gefahr, Freiheit ohne Geländer und Netz und ganz ohne doppelten Boden.

    All die Schattenseiten sind auch hier in Hilo präsent – nicht zuletzt durch den Alkoholiker im und zahlreichen Obdachlosen vor dem Hostel. Zerbrochene Träume trotz Trauminsel, erfüllte Träume, altes Leben – denn auch hier kann man nicht alles Zerbrochene zusammenfügen, auch mein Leben nicht. Aber zumindest für mich fühlt sich die Zeit hier unglaublich heilsam an. Vielleicht kann man hier ja auch neue Träume finden und gestalten. Diese guten Kräfte, die diesen Inseln nachgesagt werden, vielleicht gibt es sie doch. Und dann ist es vielleicht die Vorstellung, die es schafft, die Realität zu überwinden!
    Okumaya devam et

  • Vulkanisches Erbe und geerbte Sehnsucht

    3 Kasım 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ☀️ 26 °C

    An meinem letzten Tag in Hilo gehe ich noch einmal groß auf Tour, fahre zum dritten Mal auf den Vulkan. Hier beginne ich meine Tour bei den Steam-Vents, wo Grundwasser auf dem heißen, vulkanischen Gestein verdampft. Es so heiß wie in der Sauna! Auf dem kurzen Wanderweg zu den Schwefelfeldern komme ich an einer traditionellen hawaiianischen Tanzplattform vorbei und kann einfach nicht widerstehen – ich muss ein paar Tanzrunden auf der Grasfläche drehen. Die Schwefelfelder, die ich kurz darauf erreiche, wirken noch einmal ganz anders als in Bolivien, es riecht nur wenig faulig und an manchen Stellen findet man gelblich-weiß verfärbte Steine.

    Der nächste Stopp: The Thurston Lava Tube – einen schlauchartigen Tunnel aus Lava, 150m lang, 6m breit, die man durchqueren kann. Rechts und links tropft es hinunter. Ich fahre auf der Chain of Craters Road weiter, fast 40 Minuten geht es an unterschiedlichen Lavafeldern vorbei, die Landschaft ist extrem karg und es bläst ein heftiger Wind.

    Ich halte erst wieder in Pu'u Loa, einem heiligen Ort für Hawaiianer, da sich hier in die Lavafelsen eingeritzte Petroglyphen (prähistorische gravierte Felsbilder) finden. Es sind die Originale, jene, die Mat für seine Zimmerornamente als Vorlage nahm. Nun sehe ich die heiligen Symbole eingekerbt in schwarzer Lava. In den Bildern lassen sich Menschen, Kanus, Tiere und fremdartige Symbole erkennen. Mit mehr als 23 000 Felszeichnungen (1200-1450 n. Chr.) ist dieses Bilder-Feld das größte seiner Art auf Hawaii und die Einheimischen kommen immer noch hierher, um bestimmte Rituale zu vollziehen. “The spirit of Pu'uloa now surrounds you“ eröffnet mir die Informationstafel. Der Pu'u Loa ist auch als der „Hügel des langen Lebens“ bekannt – hier sollen die geistigen Mächte dem Kind zu einem langen und guten Leben verhelfen und mit dem Land ihrer Vorfahren verbinden. Welch wunderbares Ritual! Als ich auf dem Rückweg bin, bläst der Wind so stark, dass die Sträucher an den Lavahügeln so sehr kratzen, als würde man mit den Fingernnägeln darüberfahren.

    Holei Sea Arch ist schließlich mein letzter Halt ganz unten an der Küste, wo die Lavaströme letztlich ins Wasser geflossen sind. Der Naturbogen ist mit seinen 28 Metern Höhe trotz der großen Entfernung, aus der man ihn betrachtet, beeindruckend – dennoch wird er in naher oder ferner Zukunft wohl zusammenbrechen und ins Meer stürzen.

    An diesem Tag wird mir noch ein anderes Geschenk zuteil. Ich tausche mich lange mit Lulu, dem Hostel-Staff, in der Küche über das Leben und andere Themen aus, als sie mir sagt: „Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich gleich: „In dir ist so viel Licht und Kraft! Du bist so ein positiver und starker Mensch! Und du hast so viel Kraft, mit denen du andere motivierst!“ Ich bin für einen Moment sprachlos. Wie kommt es, dass die Menschen hier in den USA mir so wahnsinnig freundliche Dinge zurückmelden, ungefragt und aus heiterem Himmel, und bei anderen wird man für Belanglosigkeiten rundum kritisiert und kleingemacht? Als ich mit Mama über die Freundlichkeit und Offenheit der Amis spreche, meint sie, dass dies ein Grund gewesen war, weshalb sie damals, als wir kleine Kinder waren, in die Vereinigten Staaten auswandern wollten. Und da wird mir klar, dass ich nicht die einzige in der Familie bin, die sich in Deutschland nie ganz Zuhause gefühlt hat und die es in die Ferne zieht, sondern dass meine Eltern und meine Brüder von einer ähnlichen Sehnsucht erfüllt sind und wir – so unterschiedlich wir auch sein mögen – den gleichen Herzschlag haben.
    Okumaya devam et

  • Nachts von Mantas umschwärmt

    4 Kasım 2021, Amerika Birleşik Devletleri ⋅ ☀️ 22 °C

    Ich fahre morgens los und fast an allen meinen Lieblingsplätzen vorbei: am Rainbow-Wasserfall, am Carlsmith-Beach, dem Japanischen Garten und bei meinem Fischhändler mit den tollen Poke-Bowls. Mahalo (dt. danke) für die wunderbare Zeit, ich muss leider weiterzuziehen!

    Dann starte ich zum Lava Tree State Monument, ganz in der Nähe meiner alten Unterkunft bei Pahoa, eine riesige Poke-Bowl auf dem Beifahrersitz. Auch dieser Park ist ein wunderbarer Ort für ein Picknick: Ich bin umgeben von schwarzen Lava-Stelen, saftigem-grünen Gras und wunderschönen, farbenprächtigen Blumen. Anscheinend sind die sonderbaren Formen durch den Kontakt zu Bäumen entstanden, bei dem die Lava erstarrte. Es ist ein wunderbarer Garten und lädt zum Bleiben ein, trotz kleinem Regenschauer.

    Ich aber muss langsam weiter in den Westen und peile einen der schönsten Strände dort in der Gegend an: den Hapuna Beach. Türkisenes Meer, weißer, softer Sandstrand und die perfekte Wassertemperatur. Ich plane um und beschließe mein Air-BnB später aufzusuchen, bleibe noch so lange am Strand, bis es Zeit wird zu „Captain Cook“ aufzubrechen. Außer dem Mietwagen habe ich mir hier eine fantastische Tour geleistet: Schnorcheln mit Mantarochen – bei Nacht! Ich bin froh, dieses Abenteuer gemeinsam mit Eva und Thomas zu unternehmen, denn ich bin ganz schön aufgeregt. Nicht nur habe ich großen Respekt vor Unterwasserwesen, sondern auch noch vor dunklem Wasser. Ich bin doppelt herausgefordert! Aber das macht nichts – ich tue es einfach! Das ist ein Erlebnis, das ich mir auf keinen Fall entgehen lassen will, zumal Mantas so friedliche Tiere sind und mir nichts tun werden.

    Es ist auch toll, die beiden Hamburger Eva und Thomas wiederzutreffen und wir starten unsere Tour bei „Hangloose“, im Licht der untergehenden Sonne geht es hinaus aufs Meer, immer der beleuchteten Küste entlang, bis wir auf andere Boote stoßen. Unser Captain wirkte recht betrunken, aber wir hofften einfach auf das Beste. Es wird eine Art Schwimminsel ins Meer gelassen, die mit starken Scheinwerfern ausgestattet ist. Das Wasser unter uns leuchtet und macht es mir leicht, das Boot zu verlassen und zur Insel zu schwimmen. Wir sind ausgestattet mit Neopren-Jacke, Schnorchel und Taucherbrille und sollen uns so flach wie möglich aufs Wasser legen, an der Insel festhaltend. Ich habe mich noch nicht einmal richtig „installiert“, schon schwimmen die ersten Mantas unter uns, angelockt vom Licht. Denn sie haben gelernt, dass das Plankton, ihr Hauptnahrungsmittel, von den Scheinwerfern angezogen wird und sie so einfach an ihr Fressen kommen. Das flache Hinlegen fällt mir leicht und ich wundere mich, was die anderen in der Gruppe da eigentlich fabrizieren, die mit Turnschuhen und wild strampelnd das Wasser aufwühlen... Aber gut – immerhin haben sie die Mantas nicht ganz verscheucht.

    Ich weiß nicht, ob ich je zuvor etwas so Majestätisches bewundern durfte: Die sanften Riesen gleiten elegant und geräuschlos durch das Wasser, drehen ihre Runden um uns, drehen Pirouetten, mit geöffnetem Maul, schwimmen nur wenige Zentimeter an uns vorbei, doch ohne uns zu berühren. Sie sind oben grau, unten weiß mit schwarzen Punkten– ihrem individuellen Erkennungszeichen, denn der Captain kennt einige mit Namen. Manchmal sind vielleicht 9 oder 10 um uns herum, wir alle konnten sie nicht zählen, so viel passiert um uns herum. Während manche nur einen Durchmesser von ca. 1 Meter haben, besuchen uns später Rochen von etwa 2,50 bis 3 Meter Durchmesser – sie wirken RIESIG!

    Nach 35 Minuten ziehen mich schlotternde Zähne und Gänsehaut aufs Schiff und ich beobachte noch die restlichen Ausharrenden. Zum Glück hatte ich so deutsch gepackt und kann Eva mit Handtuch und Schal aushelfen – jetzt wird es doch ziemlich kühl, vor allem bei der halbstündigen Rückfahrt. Die Stimmung ist gut, es gibt Getränke und Snacks und im Hintergrund spielt Musik. Eine nette Dame will mir noch Unterwasserbilder schicken (Ich warte leider immer noch darauf!). Noch am Parkplatz quasseln wir drei Deutschen so lange, dass das Team schon mit der nächsten Gruppe wiederkommt – der Tag war einfach zu schön, das Erlebte so faszinierend, man will kein Ende finden.
    Okumaya devam et