• Martin Blocher
  • Regine Dannecker
3月 – 4月 2023

Argentinien/Chile 22/23 Teil 5

Martin & Regineによる27日間のアドベンチャー もっと詳しく
  • 旅行の開始
    2023年3月26日

    Letzte Busfahrt - nach Buenos Aires

    2023年3月26日, アルゼンチン ⋅ ☀️ 24 °C

    Buenos Aires, Sonntag, 26. März 2023

    Mit der heutigen Fahrt treten wir definitiv die Rückreise an!
    Um 8 Uhr geht es mit dem Remis (argentinisches Uber) zum Busterminal von San Clemente. Wir treffen natürlich vor der Zeit ein - der Bus fährt erst um 09:15 Uhr los -, aber wir sind immer gern etwas früher da (für alle Fälle…, denn wenn das Taxi nicht kommt, dann haben wir noch die Möglichkeit, ein anderes zu bestellen) und zudem können wir im Busbahnhof noch gemütlich Kaffee und süsse Medialunas geniessen :-)
    Der Buskurs wird sogar doppelt geführt, offenbar, weil viele Leute aus dem langen Wochenende zurückkehren. (Am gestrigen Freitag war ein nationaler Feiertag.)
    Unser Bus ist jedenfalls bis auf den letzten Platz belegt und die Fahrgäste, die schon früher und weiter im Süden eingestiegen sind, schlafen meistens noch; die abgestandene Luft riecht entsprechend! Der Chauffeur hat wohl den Schalter für die Klimaanlage nicht gefunden:-)
    Mit unargentinischer Pünktlichkeit geht es los und schnell kommen wir aus der Bewölkung in Meeresnähe bei nur 16 Grad in sonnigere Gebiete und die Aussentemperatur steigt entsprechend an.
    Zuerst fahren wir durch das riesige Gewirr an Kanälen, Buchten und Lagunen, welche das Gebiet zwischen San Clemente und Magdalena im Süden von La Plata durchfurchen und wir sehen links und rechts nur Schilf, Wiese und Wasser.
    Später wechselt die Landschaft und sie wird trockener, was Landwirtschaft und Viehzucht auf riesigen Weideflächen ermöglicht. So grasen also links und rechts in Herden grosser Anzahl die zukünftigen Grill-Stücke der Argentinier, d.h. Rinder ohne Zahl.
    Als die ersten Siedlungen auftauchen, sehen wir tatsächlich ein wenig von dem, was der Argentinier vor allem an Feiertagen am liebsten macht: Parilladas! Grillen! Und selbstverständlich nur Fleisch, und davon eine grosse Menge!
    Dieser Anblick zieht sich weiter bis kurz vor La Plata (Universitätsstadt, 60 km südlich von Buenos Aires), wo Gewerbe und Industrie auftauchen und auch die Architektur ein Upgrade ins 21. Jahrhundert erfährt.
    Jetzt geht es schnell, denn schon erscheinen mit Hudson, Quilmes und Bernal die Vororte von Buenos Aires. Wir sind bereits im Grossraum der Hauptstadt angelangt, wo mit 15 Millionen Personen fast 35 % aller Einwohner Argentiniens leben.
    Über die Autobahn, die erst hoch über den Dächern und später unterirdisch verläuft, geht es vorbei am südlichen Hafengebiet „Dock Sur“, dann dem alten Puerto Madero entlang bis zum Retiro, wo der Busbahnhof liegt.
    Wir freuen uns über die Rückkehr in die Hauptstadt, die uns mit freundlichem Herbstwetter bei 21 Grad empfängt; angenehmer könnte es kaum sein!
    Bei Ankunft im Busbahnhof informieren wir unseren Airbnb-Gastgeber, dass wir in einer Stunde bei ihm an der Avenida Rivadavia 1377 sein werden und begeben uns mit der schnellen Metro (die hier SUBTE heisst - Subterraneo) auf den Weg.
    Wir sind etwas zu früh vor Ort und „müssen“ noch in einer Grido-Eisdiele verweilen und zwingend ein Eis (Capuccino granizado) essen. Gesagt, getan! Mit den Kalorien im Bauch schaffen wir auch noch die letzten 500 m zu Fuss zur Unterkunft, die sich im 15. Stock in luftiger Höhe und in Gehdistanz zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten befindet.
    Das Apartment ist hell, sauber und der Gastgeber Luis äusserst freundlich! Er lädt uns spontan zu einer kurzen Stadtrundfahrt in seinem Auto ein und zeigt uns unter anderem das bei den Touristen so angesagte Quartier La Boca. Es ist eines der bekanntesten 48 Viertel der Stadt und liegt an der Einmündung des Riachuelo-Flusses in den Rio de la Plata. Daher rührt dann auch sein Name: „Boca“ steht für „Mündung“.
    Das ursprüngliche Viertel italienischer Einwanderer, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts - überwiegend aus Genua stammend - hier als Industriearbeiter tätig waren, ist heute bei den Touristen wegen seiner bunten Häuser beliebt. Sie wurden damals aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt.
    Heute preisen viele Künstler ihre Werke auf den Gehsteigen der Strasse El Caminito (Der kleine Weg) an und an einem Sonntag wie dem heutigen ist vor lauter Schaulustigen kaum ein Durchkommen mehr - ganz im Gegensatz zu Wochentagen, wie uns Luis erzählt.
    Von ihm erfahren wir auch, weshalb die Gehwege oft bis zu einem Meter oberhalb des Strassenniveaus liegen. Wir haben uns schon vor zwei Wochen - bei unserem kurzen Aufenthalt in Buenos Aires - darüber gewundert. In früheren Zeiten wurden die Strassen regelmässig vom Hochwasser des Flusses überflutet und es schwappte - ähnlich wie bei unserer gestrigen Unterkunft - in die Wohnungen hinein. Hohe Gehsteige lösen dieses Problem auf einfache Weise.
    Nach eineinhalb Stunden Rundfahrt mit Besichtigung und vielen Erklärungen, die ein offizieller Stadtführer nicht hätte besser machen können, lädt uns Luis vor dem Apartmenthaus ab. Wir haben richtig Glück, auf diese Weise von einem „echten“ Porteño in der Hauptstadt empfangen zu werden.
    Jetzt packen wir aus, richten uns ein und gehen noch etwas einkaufen: Irgendwann muss der Mensch ja auch einmal etwas essen!
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  • Auf Souvenirjagd in Buenos Aires

    2023年3月27日, アルゼンチン ⋅ ⛅ 24 °C

    Buenos Aires, Montag, 27. März 2023

    Erster freier Tag in Buenos Aires. Wir gehen ihn ruhig an und entscheiden, heute unsere Souvenirs einzukaufen. Diese bestehen allerdings „nur“ aus einem Buch für Martin und Fussball-WM-T-Shirts für die Enkel.
    So schnell kommen wir allerdings nicht ausser Haus: Regines Tee-Glas, gefüllt mit Kaffee, gleitet ihr aus der Hand, weil der Metallring nicht richtig sitzt! Dabei ergiesst sich der gesamte Inhalt über ihre Hose, das Kopfkissen (Sie muss ihr Kissen immer auf den Stuhl legen, damit sie auf den Tisch sehen kann:-) und den Fussboden, der glücklicherweise gefliest ist. Die vielen Glassplitter sind noch drei Meter weit weg zu finden und es dauert eine geraume Zeit (ohne Staubsauger für die Splitter!), bis der Originalzustand wieder hergestellt ist und die mit Kaffee bekleckerten Textilien gewaschen und aufgehängt sind!!!! Regine findet, das hätte nicht sein müssen… Ein Foto gibt es davon allerdings nicht; zu gross war die Aufregung. Das intakte (leere) Glas mit Ring hat sie später fotografiert und dabei wäre ihr das gleiche Missgeschick fast noch einmal passiert!
    Fazit (zumindest für Regine): Hände weg von solchen Gläsern!
    Nach diesem ersten Desaster können wir aber immer noch nicht die Wohnungstür hinter uns zuziehen: Die WC-Spülung ist defekt und Martin macht sich ans Werk. Mit „Bordmitteln“ gelingt ihm die Reparatur. Er flickt fast alles :-)
    Jetzt machen wir uns auf den Weg nur nächstliegenden Buchhandlung namens Yenni (die aber wie alle grossen Buchhandlungen in Argentinien zum Ateneo-Konzern gehört).
    Wir finden die Adresse schnell, jedoch die Buchhandlung nicht. So ist es eben in riesigen Malls, in denen auch noch die digitalen Informationstafeln für die Geschäfte in den diversen Etagen ausgefallen sind. Dafür steht in diesem ehemaligen Grossmarktgebäude ein Security-Mann an einer Ecke, der uns weiterhilft.
    Im Laden fragen wir höflich nach dem Titel, der Martin schon in El Calafate ins Auge gestochen ist, den er aber aus logistischen Gründen (Gewicht) erst in Buenos Aires erstehen wollte. Es handelt sich um ein 800-seitiges Werk über die Geschichte der Selknam und Yaguan, Ureinwohner auf Feuerland.
    Es war ein Fehler, nicht gleich an Ort und Stelle zuzugreifen, denn der Verkäufer befragt den Computer, der auf die Frage, ob das Gewünschte vorrätig ist, mit „Nein!“ antwortet. Dieser Titel ist in sämtlichen (!) Filialen des Konzerns vergriffen!
    Martin schwenkt um: Dann soll es halt ein Buch aus dem Bereich der Belletristik sein oder etwas von Javier Marías, einem von Martins Lieblingsautoren.
    Von diesem kürzlich verstorbenen spanischen Schriftsteller hat Martin schon fast alles gelesen (!), nur noch nicht dessen gesammelte Kolumnen in der Sonntagsbeilage der Zeitung „El Pais“. Laut der Datenbank der Buchhandlung müsste (mindestens) ein Exemplar davon vorrätig sein. Im Regal befindet es sich nicht, aber vielleicht im Lager?! Eine freundliche Bedienstete macht sich schnurstracks auf die Suche, kommt aber nach zehn Minuten mit leeren Händen zurück. Die Datenbank weiss wieder einmal mehr als die Realität! :-)
    Wir ziehen also unverrichteter Dinge ab und konzentrieren uns auf den zweiten Wunschartikel des heutigen Tages: T-Shirts in Kindergrösse von Messi, dem Fussball-Helden der argentinischen Nationalmannschaft.
    Dies sollte eigentlich kein Problem sein, denn wir haben jene Exemplare schon an verschiedenen Orten gesehen und entsprechende Artikel gibt es sogar für Hunde!!
    Da wir uns in der Nähe des Stadtviertels „Once“ befinden, wo sich historisch die jüdischen Händler niedergelassen und jetzt die Afrikaner das Sagen haben, spazieren wir dorthin. Wir sind uns sicher, dass wir fündig werden, denn nirgendwo in Buenos Aires gibt es mehr Kleidergeschäfte als hier…
    Bald häufen sich diese, aber die Verkäufer*innen wollen astronomische Summen für so einen Fetzen Stoff: 3800 Pesos (17 Euro)! Da macht Martin nicht mit, aber wir wissen jetzt, wo ungefähr das Preisniveau (für Touristen) liegt. Dann entdecken wir etwas weiter einen Strassenmarkt, wo die Ware auf den Gehsteigen - am Boden ausgebreitet - angeboten wird. Martin fragt einen dunkelhäutigen Mann und dieser offeriert das Stück für 2500 Pesos (11 Euro), was jedoch angesichts der minderwertigen Qualität der Ware sicherlich immer noch zehn Mal über dem Anschaffungspreis liegen dürfte. Wir fragen an diversen Ständen nach, bekommen aber immer dasselbe Angebot. Martin wird es zu blöde und er verzichtet auf das Gadget. Regine findet es schade, denn sie hätte gerne etwas gekauft… :-)
    Nach all dem Frust brauchen wir dringend ein Grido-Eis, aber nicht in dieser hektischen Gegend. Wir fahren mit der Subte (U-Bahn) Richtung Puerto Madero (alter Hafen) und spazieren von dort aus zur nächstgelegenen Eisdiele des Grido-Konzerns. Diese stellt sich als Süssigkeiten-Laden heraus, der unter anderem (und offenbar relativ selten) auch Eis verkauft. Das Dulce de Leche-Granizado ist zwar okay (jedoch lange nicht so gut wie das Cappuccino), aber die Waffel schmeckt schon etwas alt…
    Wir essen sie trotzdem unterwegs und staunen auf dem Weg zum Hafen- und Bankenviertel über den drastischen Wechsel der Architektur, der Geschäfte und auch der Leute. Waren wir vorher noch in einer Art „arabischem Bazar“, sind wir jetzt in einem europäischen Finanzdistrikt mit schicken Bars und Geschäften gelandet. Was für ein Kontrast! Regine ist fasziniert von der Architektur der monumentalen Gebäude aus den 1920-Jahren. Die Fotos beweisen es!
    Wir flanieren der Ausgehmeile rund ums alte Hafenbecken entlang und passieren (endlich!) die Puente de la Mujer (Frauenbrücke) von Santiago Calatrava, einem der berühmtesten zeitgenössischen Architekten. Er entstammt einem spanischen Adelsgeschlecht aus Valencia (geb. 1951), lebt und arbeitet in Zürich und in New York. Dutzende Bauwerke weltweit sind von ihm, unter anderem die Kronprinzenbrücke in Berlin und der Bahnhof Zürich-Stadelhofen.
    Im November, als wir sie begehen wollten, war sie wegen Reparaturarbeiten gesperrt.
    Obwohl sie 2001 als Schwenkbrücke konzipiert wurde, damit im Notfall auch grössere Schiffe passieren können, dient sie - wie so vieles in Argentinien - vor allem einem: einen guten Eindruck zu machen. Und imposant ist sie tatsächlich, wobei sich vor allem Martin mehr für die alten Hafenkräne interessiert, die als Denkmäler des ehemaligen Hafens stehengelassen wurden.
    Dann müssen wir zurück, weil wir um 21 Uhr noch ein Treffen mit José Luis Fernandez, einem Künstler aus Buenos Aires, im Restaurant „Cervantes“ vereinbart haben. Wir machen uns (fast) rechtzeitig auf den Weg, aber noch unterwegs informiert uns José Luis, dass wir dort vor 22 Uhr wegen des grossen Andrangs keinen Tisch bekommen werden. Und das heisst dann nach argentinischer Zeitrechnung eher um 23 Uhr!
    Wir treffen uns trotzdem im „Cervantes“ und suchen von dort aus ein anderes passendes Lokal in der Nähe. Von einem Zeitschriftenhändler werden wir zum „Niña Bonita“ (Hübsches Mädchen) gelotst, wo wir fast die einzigen Gäste sind und ein tolles Abendessen (Malambrito de Cerdo, Patatas Fritas, Ensalada mixta) einnehmen, uns gut unterhalten und als Höhepunkt zwei von José Luis für uns gemalte Bilder, entgegennehmen. Jetzt haben wir also doch noch ein Souvenir aus Argentinien!
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  • Bummel und Rummel

    2023年3月28日, アルゼンチン ⋅ ☀️ 28 °C

    Buenos Aires, Dienstag, 28. März 2023

    Martin hat nach dem üppigen Mahl am gestrigen Abend heute Morgen bis um 10:30 Uhr geschlafen! Für Regine ist das unfassbar!!! Oder lag es an der Dose Bier, die wir uns spätabends noch genehmigt haben? Wir müssen ja vor dem Abflug noch alle Vorräte „vernichten“ :-)
    Auf jeden Fall starten wir heute spät in den Tag, auch weil Regine noch am Blog arbeitet und Martin wieder einmal organisatorischen Kleinkram erledigt: Unter anderem recherchiert er den Wechselkurs von Pesos Argentinos zu Reals in Brasilien.
    Wir schaffen es aber auch noch, für den morgigen Tag eine „kostenlose“ Tour (so wird sie beworben) für 4000 Pesos (18 Euro pro Person) durch das Palermo-Quartier zu organisieren. Wir kennen mittlerweile viele Ecken in Buenos Aires, aber dieses Viertel haben wir bis jetzt noch nicht besucht.
    Dann geht es los zum Nordende des Puerto Madero, weil wir nämlich im Internet erfolglos eine Bootsfahrt durch den Hafen gesucht haben. Also müssen wir das - wie ja meistens in Argentinien - vor Ort recherchieren.
    Mit der Subte (U-Bahn) sind wir schnell dort, wo die Schiffe nach Uruguay und ins Tigre-Delta ablegen und wir hatten damit einen guten Riecher: Hier werden wir bei der Agentur Sturla fündig und buchen für teure 4500 Pesos (20 Euro pro Person) eine halbstündige Rundfahrt.
    Aus einer „richtigen“ Hafenbesichtigung (wie wir sie uns vorgestellt haben und beispielsweise aus Hamburg kennen) wird dann aber nichts! Wir sind aber trotzdem beeindruckt, die Skyline von Buenos Aires einmal aus einer ganz anderen Perspektive betrachten zu können.
    Nach diesem Kurztrip schieben wir erst einmal eine Pause ein, weil wir beide uns nicht so schnell darauf einigen können, was wir mit dem angebrochenen Nachmittag noch anfangen sollen. Heraus kommt dann ein Besuch in der „Confitería La Idéal“, wo wir wiederum zu Fuss und teilweise mit der Subte hingelangen.
    Es ist eine Reise in die Vergangenheit in ein Café (im Erdgeschoss) und einem grossen Tango- und Milonga-Ballsaal (im zweiten Stock) aus dem Jahre 1912 im Stil der „Belle Epoque“.
    Kurz vor dem endgültigen Verfall hat sich 2016 eine Gruppe anonymer Investoren dieses ursprünglichen Juwels angenommen und es knappe 6 Jahre lang sehr aufwändig restauriert, bis es im November 2022 wiedereröffnet wurde und seither in neuem Glanz erstrahlt. Umgeben von wunderschönen Leuchtern und Möbeln aus vergangenen Zeiten, einem schmiedeeisernen Aufzug und Treppen aus Marmor fühlt man sich tatsächlich um ein Jahrhundert zurückversetzt. Natürlich ist anzumerken, dass sich auch vor hundert Jahren nur die gut Betuchten dort aufgehalten haben!!
    Angesichts des teuren Intérieurs, der erlauchten (meist weiblichen) Kundschaft im fortgeschrittenen Alter und der Tatsache, dass bei den Leckereien keine Preise angeschrieben sind, verzichten wir darauf, dort Kaffee zu trinken und Regine macht einfach ganz viele Fotos.
    Den Ballsaal kann man ohnehin nicht besichtigen und Martin ist unter keinen Umständen dazu zu bewegen, eine Tango-Stunde zu buchen (Wir hätten noch drei Tage!!), damit wir in den Genuss dieses Saales (oder dieser Säle??) kommen,
    Von hier aus (Suipacha 380/4) gehen wir zu Fuss (ohne Einsatz der Subte) bis nach „Hause“ und belohnen uns für die Strapazen erneut mit einem Eis bei Grido an der Ecke :-). Wir setzen uns nach draussen und beobachten die Vorbeiziehenden. Was Outfit, Haare und Tätowierungen angeht, so bekommen wir hier alles Mögliche zu Gesicht. Bei uns wäre dies vermutlich auch nur in den grossen Städten möglich. Aber wir kommen ja vom Lande:-) und staunen über manches.
    Jetzt wollen wir noch kurz Brot bei DIA (Ladenkette) kaufen, aber sie haben dort wieder einmal nur Industrieware. Als wir das Geschäft ohne Brot verlassen, stösst Martin direkt vor dem Laden auf eine fliegende Händlerin, die auf der Strasse alte Bücher verkauft, darunter eines zur italienischen Küche (auf Italienisch!), das ihm die Dame unbedingt aufschwätzen will, wo doch Martin auch Italienisch spricht! :-) Aber er möchte weder das Kochbuch noch irgendein anderes, zum Beispiel aus der esoterischen Ecke. Doch da entdeckt er eines mit dem Titel „Die Schule Satans“ und da es ein Roman auf Spanisch ist und sogar in ungelesenem Zustand, erwirbt er es für schlappe 500 Pesos (1,60 Euro) und alle sind zufrieden.
    Zu Hause wirft sich Regine in die Haarfarbe. Die argentinische Farbskala und Nummerierung ist vermutlich nicht mit der deutschen identisch (was jedoch auf der Verpackung nicht ersichtlich war) und welch böse“ Überraschung erfährt Regine beim Blick in den Spiegel: Heraus kommt jetzt ein Haselnussbraun. Regine ist schockiert!) Martin schreibt währenddessen in den Geruchsfahnen der Chemie-Keule diesen Blog hier.
    Später gibt es dann Nudeln mit Tomatensauce, Kichererbsen und grünen Erbsen, also eine Variante eines unserer Klassiker :-), dazu einen gemischten Salat und zum Nachtisch leckere süsse Stückchen - ebenfalls unsere Klassiker und Favoriten!
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  • Hippe Graffiti in Palermo

    2023年3月29日, アルゼンチン ⋅ 🌧 27 °C

    Buenos Aires, Mittwoch, 29. März 2023

    Noch etwas Kulturelles sollte zum Abschluss schon sein. Und das Viertel Palermo haben wir auch noch nicht „richtig“ besucht - lediglich den Jardín Japones, der an dessen Rand liegt. Palermo gilt als das angesagteste Quartier in der Hauptstadt, in dem viele Künstler wohnen, wo es unzählige trendige Geschäfte und Bars gibt und wo alle Touristen hin wollen: Wir also auch!
    Dazu haben wir etwas Spezielles gebucht: eine „kostenlose“ Graffiti-Tour für 10 Euro (!) pro Nase durch die Teile Palermo Soho (Der Name ist Programm!) und Palermo Viejo (Alt-Palermo). Dort sollen die meisten Graffiti hängen.
    Auf der Hinfahrt verfahren wir uns erst einmal! Wir haben die falsche Richtung eingeschlagen! Nach einer Station merken wir unseren Irrtum und müssen wieder aus der Subte aussteigen. Aber um auf den gegenüberliegenden Bahnsteig zu gelangen, muss man durch den Ausgang hinaus, hoch auf die Strasse, diese überqueren und auf der anderen Strassenseite wieder in den Untergrund - und erneut bezahlen. Aus anderen Metropolen kennen wir dies nicht!

    Nach dieser Aktion stellen wir dann fest, dass die Zeit für den restlichen Fussweg nicht mehr reicht, so dass wir in ein - hier zum Glück billiges - Taxi einsteigen und uns zur Plazoleta Julio Cortázar (im Volksmund: Plaza Serrano) bringen lassen.
    Dort entsteht das nächste Problem: Die Organisation hat uns als Treffpunkt einen Ort angegeben, den wir auf Anhieb nicht finden. Es folgt ein WhatsApp-Chat mit den freundlichen (und schnellen) Guides: Ja. wir sind am richtigen Ort, der Graffiti-Führer namens Luke ist einfach noch nicht da - „kommt aber sicher jeden Moment“, wie sie uns schreiben…
    Und tatsächlich: Einige Minuten später sichten wir ihn im orangefarbenen T-Shirt der Organisation. Er ist waschechter Amerikaner, hat Geschichte studiert und lebt seit über 11 Jahren in Buenos Aires. Seinen Yankee-Akzent hat er aber trotzdem noch nicht abgelegt!! :-)
    Martin bequatscht ihn noch wegen des Widerspruchs der „Gratis-Führung“ mit fixem Preis und Luke erklärt ihm, dass früher alles kostenlos war, die Organisation jetzt aber auch kostenpflichtige Führungen im Programm hat. Aha!
    Dann geht es los; die Gruppe der Interessierten ist mit etwa 20 Personen überschaubar: Die Mehrzahl sind junge Amerikaner, ansonsten drei Österreicher*innen, zwei Holländerinnen, ein Engländer und eine Porteño, die fleissig mitschreibt.
    Die Führung ist auf Englisch und Luke weiss tatsächlich viel zu erzählen: So erfahren wir, dass schon die alten Römer Graffiti hatten (Der Name ist Lateinisch: grafito) und dass man unterscheiden muss zwischen Wandmalereien à la Diego Rivera (der Mann von Frida Kahlo), Graffiti und sogenanntem Tagging. Bei letzterem, das seinen Ursprung in den Kämpfen der Gangs von New York hat, geht es vor allem darum, mit Tags (Buchstabenfolge als „künstlerisches“ Markenzeichen) das Revier einer Gang gegen eine andere abzustecken.
    Das Ganze hat sich später vermischt und heute gibt es natürlich schon zig Unterformen von Graffiti: nur gemalte, gesprayte, mit Schablonen gesprayte und/oder gemalte, dazu die verschiedenen Stilrichtungen wie hyperrealistisch, politisch, im japanischen Manga-Stil oder modern-kubistisch usw.
    Interessant in Buenos Aires ist, dass hier im Gegensatz zu den meisten anderen Metropolen die Graffiti legal angebracht wurden und werden - entweder durch Hausbesitzer genehmigt oder sogar durch die Stadt beauftragt. Das Hauptmotiv der Eigentümer scheint zu sein, dass Graffiti nicht von Taggern übermalt, die Fassaden also nicht beschmiert werden. Zudem kann ein Gebäude vielleicht sogar eine Wertsteigerung erfahren, wenn das Graffito entsprechend berühmt wird.
    Ein Beispiel hierfür ist das jüngste Graffito m Quartier: ein realistisches Porträt von Lionel Messi, der am 18. Dezember 2022 den WM-Pokal küsst.
    Wir sind beeindruckt und entrichten am Schluss unseren Obolus - so wie die anderen Teilnehmer auch. Für Luke ist es heute ein gutes Geschäft: Er kommt auf einen Stundenlohn von 100 Dollar!
    Auf dem Heimweg entdeckt Regine ein Geschäft mit vegetarischen Take-Away-Gerichten und da wir wohl schon ziemlich hungrig sind, kaufen wir das Abendessen für morgen ein (Für heute haben wir schon vorgesorgt.) - und stellen erst später fest, dass wir das Gekaufte zu Hause wegen einer fehlenden Mikrowelle gar nicht aufwärmen können! Wir werden schon eine Lösung finden - wie immer:-)
    Dann spazieren wir zur nächstgelegenen SUBTE-Station „Angél Gallardo“ und fahren mit einmal Umsteigen zu unserer Unterkunft.
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  • Letzter Tag in BA. CCK und José Luis

    2023年3月30日, アルゼンチン ⋅ ☁️ 21 °C

    Buenos Aires, Donnerstag, 30. März 2023

    „Alles hat ein Ende - nur die Wurst hat zwei!“ ist einer von Martins Lieblingssprüchen. Hier passt er aber gut, denn unser Aufenthalt in Argentinien geht zu Ende! Fast fünf Monate haben wir hier und in Chile verbracht.
    Morgen früh werden wir packen und zum „kleinen“ Stadtflughafen „Aeroparque Jorge Newbery“ fahren, wo unser Flug nach Rio de Janeiro am frühen Nachmittag startet.
    Aber heute ist nochmals Stadt angesagt. Wir machen einen „Ausflug“ zum (Bus)Bahnhof Retiro, in der Hoffnung, dort noch ein geeignetes und finanziell tragbares Souvenir zu finden. Wir verirren uns zwar in verschiedene, eher düstere Gassen, werden aber nicht fündig.
    Darum machen wir uns jetzt per Colectivo (Stadtbus) auf zum Centro Cultural Kirchner (CCK), das 2017 nach langer Restauration eröffnet wurde und den Namen des (verstorbenen) ehemaligen Staatspräsidenten Ernesto Kirchner trägt.
    Früher war es der Sitz der Postzentrale und ist mit 110‘000 Quadratmetern Fläche und unzähligen Veranstaltungen, Darbietungen und Ausstellungen nicht nur das grösste Kulturzentrum Lateinamerikas, sondern das einzige weltweit, in dem alles kostenlos ist. Der Hauptgrund für unseren Besuch ist jedoch, dass José Luis, der Künstler, von welchem wir zwei Bilder gekauft haben, dort als eine Art „technischer Koordinator“ arbeitet und wir uns mit ihm treffen wollen. Zudem haben wir die Absicht, an einer Führung durch das gesamte Gebäude teilzunehmen, die um 14:30 Uhr beginnt. Hierfür soll man sich um 14:15 Uhr an der Info-Theke einfinden.
    Wir sind gut in der Zeit, warten dann allerdings am Busbahnhof 40 Minuten auf die Linie 56, die uns direkt ans CCK hinbringen soll. Die Zeit schreitet voran… Wir merken erst im letzten Moment, dass die Linie 28 auch dorthin fährt! Um 14:10 Uhr steigen wir dann in den 28-er Bus ein und haben die Führung innerlich schon abgehakt, aber José Luis informiert den Guide, dass noch zwei wichtige Touristen im Anmarsch seien:-).
    Wir kommen um 14:28 Uhr am richtigen Eingang des riesigen Gebäudes an und werden von José Luis persönlich in Empfang genommen!
    Die Führung beginnt dann - typisch argentinisch - erst gegen 14:45 Uhr (!!!), ist dafür aber umso spannender, was auch am Guide liegt, der nicht nur eine gewaltige Stimme, sondern auch viel didaktisches Gespür hat und das Publikum immer bei Laune hält.
    Wir verzichten hier auf weitere Details des CCK und verweisen die geneigten Leser*innen auf die entsprechende Website (unter anderem mit packenden Videos zur architektonischen Restauration) bzw. auf Wikipedia.
    Sehr beeindruckt sind wir vom Konzertsaal für 1700 Personen, der sich in einer ballonartigen Hülle im (ehemaligen) Innenhof des CCK befindet und im Volksmund nur „La Ballena“ (der Walfisch) genannt wird.
    Auch die Orgel in diesem Saal ist gigantisch; zudem kann sie von unten am Orgeltisch bespielt werden, so dass der Organist mit dem Orchester Sichtkontakt hat. Diese technische Neuheit stammt aus Deutschland und Regine kennt sie sogar aus der Schlosskirche Friedrichshafen, in der sich seit 2022 ebenfalls ein solcher Orgeltisch befindet.
    Im Anschluss besuchen wir eher zufällig noch einige Räume mit Ausstellungen und warten dann (geduldig wie alle anderen und wie in Argentinien üblich in einer geordneten Reihe) auf den Beginn der Milonga (öffentlicher Tango-Tanz), wo vor allem ältere Semester (wie wir :-) unter kundiger Anleitung eines Lehrerpaares das Tangobein schwingen. Was wir sehen, erheitert unsere Gemüter: Angefangen vom Alter, über die Schuhe und Kleidung bis hin zum Können ist eine grosse Bandbreite vorhanden. Aber eines ist klar: Sie tanzen nicht zum ersten Mal. Jeden Donnerstag haben sie hier Gelegenheit, sich drei Stunden lang dem Tango-Vergnügen hinzugeben, 45 Minuten mit
    einer Lehrstunde, den Rest mit freiem Tango-Tanz.
    Etwa 30 Paare finden sich auf der Tanzfläche ein und wir haben in erster Reihe die Möglichkeit, sie zu beobachten und zu kommentieren.
    José Luis arbeitet noch bis 19:30 Uhr in seinem Büro; dann gehen wir zusammen ins „Güerrín“, der angeblich „weltweit besten Pizzeria“ (migliore pizza del mondo), wie die Reklame vorgibt. José Luis lädt uns zu Muzzarella, Cebolla y Jamón, Faena (eine Art gebratener Fladen aus Kicherebsen) und Bier ein und wir plaudern noch eine Weile, bevor wir uns herzlich verabschieden und nach Hause flanieren - mit kleinem Umweg über „Grido“ mit einem Cucurucho con una bocha de Capuccino granizado :-). Unser letztes Eis in Argentinien:
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  • Sanfter Flug und Höllenritt durch Rio

    2023年3月31日, ブラジル ⋅ ☁️ 25 °C

    Rio de Janeiro, Freitag, 31. März 2023

    Am Morgen haben wir genügend Zeit, um in Ruhe Kaffee zu trinken und dann unsere Siebensachen zu packen: Mit unserem Vermieter Luis sind wir um 10:30 Uhr in der Wohnung zur Übergabe verabredet. Er erscheint ganz pünktlich und meldet sich vorher auch noch schriftlich über WhatsApp an. Wer weiss, ob wir ihn mal in Europa sehen? Als Schauspieler war er schon öfters in unseren Gefilden. On verra! Eingeladen haben wir ihn jedenfalls.
    Randbemerkung: In Argentinien funktioniert der gesamte Alltag mit WhatsApp - sowohl im privaten Bereich, aber in ganz selbstverständlicher Weise auch im geschäftlichen. Uns war dies bei sämtlichen Aktivitäten eine grosse Hilfe.
    Dann satteln wir unsere Rucksäcke und marschieren 500 m zur Bushaltestelle der Linie 45, welche uns auf direktem Weg zum „Aeroparque“ nördlich des Hafens bringen soll. Die Haltestelle finden wir dank Google Maps auf Anhieb, müssen aber feststellen, dass nicht jeder Bus der Linie 45 dort hinfährt, wo wir hin wollen. Ein nicht so freundlicher, dafür umso bestimmter Kontrolleur der Busse erklärt uns, dass nur jene Busse dahin fahren, bei welchen unten hinter der Frontscheibe „Ciudad Universitaria“ steht. Das, was oben am Bus angeschrieben ist, ist egal… Aha! Wieder etwas dazugelernt :-)
    Trotzdem fragen wir beim Einsteigen den Busfahrer noch einmal und Martin bittet ihn, uns doch zu sagen, welches für uns Fussgänger (und Gepäckträger) die nächste Haltestelle für internationale Abflüge sei. Seine lapidare Antwort: „Das siehst du dann links!“ - wohl, weil sich der Flughafen auf der linken Seite befindet. Klar, rechts ist ja der Rio de la Plata! Das ist jetzt zwar nicht sehr hilfreich, aber wir hoffen, dass andere Fahrgäste auch dorthin wollen.
    In der Tat steigt einige Stationen weiter ein Ehepaar ein, mit denen Martin ins Gespräch kommt, weil er ihnen höflich Platz für ihr Gepäck auf unseren Rucksäcken anbietet :-) Und ja, sie müssen auch dahin und fliegen nach Esquel in der Nähe von Bariloche. Sie machen die Reise offenbar nicht zum ersten Mal, denn sie wissen genau, wo man aussteigen muss. Wir gehen ihnen hinterher, aber sie haben es so eilig, dass wir uns nicht einmal bedanken können…
    Jetzt kommt das problemlose Einchecken bei der Fluggesellschaft LATAM, die uns nach Rio de Janeiro bringen soll und anschliessend der problematische Geldwechsel. Die argentinische Nationalbank tauscht nur Fremdwährung gegen argentinische Pesos - und nicht umgekehrt! So bleiben wir (vorläufig) auf unseren 50.000 Pesos sitzen.
    Wir fliegen recht pünktlich um 13:55 Uhr ab und der Flug dauert auch nur angenehme zweieinhalb Stunden; dazu gibt es in der Mitte der Flugzeit eine kleine Gratisverpflegung - Müsliriegel, Chips und ein Getränk. Immerhin!
    Schon um 16:35 Uhr landen wir auf dem Flughafen Antonio Carlos Jobim (legendärer brasilianischer Komponist und Musiker) und nehmen unser Gepäck entgegen. Gleich in der Nähe des Gepäckbandes gibt es auch eine - nein, sogar deren zwei! - Wechselstuben! Nichts wie hin, denn ohne einen einzigen baren Real in der Tasche dürfte ein Wegkommen mit Taxi etc. schwierig sein. Dann erkundigen wir uns nach dem Preis des sogenannten „Taxi oficial“ und erfahren, dass dieser 147.50 Reales betragen würde (nach offiziellem Kurs circa 27 Euro). Leider müssen wir aber feststellen, dass man uns beim Geldwechsel gehörig übers Ohr gehauen hat: Für die 50.000 Pesos haben wir gerade einmal 300 Reales bekommen, anstatt 1.200 wie gemäss offiziellem Kurs!!!
    Das nennt man dann Bauernfängerei und wir haben wieder einmal gelernt, dass man vorher fragen, dann überlegen und erst am Schluss handeln sollte! Aber irgendwie mussten wir ja zu Cash kommen und mit den argentinischen Pesos können wir sowieso nichts mehr anfangen…
    Aber die Hälfte unserer Barschaft für eine einzige Taxifahrt auszugeben, das kommt dann doch nicht in Frage. Unser Vermieter in Rio, Pedro, hat uns Uber empfohlen. Wir laden also die App herunter und versuchen mehrfach, ein Uber-Taxi herzulotsen. Aber immer kurz vor dem Abschluss der Buchung kommt die Aufforderung, unsere CPF-Nummer einzugeben… Wir haben erstens keinen blassen Schimmer, was das soll und noch weniger, was mit „CPF“ gemeint sein könnte. Es ist auf jeden Fall eine 10-stellige Nummer.
    Verzweifelt versuchen wir es doch mit einem gelben Taxi aus der wartenden Reihe: 99 Reales lautet hier der Preis. Nein, danke, aber das ist uns auch zu teuer. Davon, mit Bus und Metro zu fahren, hat man uns dringend abgeraten: Es sei viiiiiieeeel zu gefährlich!
    Nun fragen wir per WhatsApp unseren Vermieter um Rat: CFP ist die eindeutige Steuernummer, die jeder brasilianische Einwohner hat (und wir ergo nicht). Martin schlägt vor, dass er uns seine für diese Buchung „leiht“, was ihm aber nicht so gefällt. Dafür schlägt er im Gegenzug vor, dass ER uns ein Uber bucht (und bezahlt) und wir ihm den Betrag dann in bar zurückerstatten.
    Gesagt, getan und nach einigem Hin- und Herlaufen finden wir unseren Uber-Fahrer und preschen los.
    Wir sind ja schon einiges an Fahrkünsten und Manövern von Argentiniens Strassen gewohnt, aber der Verkehr in Rio im allgemeinen und unser Fahrer im besonderen übertreffen alles bisher Erlebte um ein Weites. Er fährt mit dreifacher Geschwindigkeit, wechselt ohne Blinker andauernd die Fahrspur und hupt zu langsam fahrende Lenker sprichwörtlich weg. Zur Sicherheit gurten wir uns hinten sitzend an, er schafft es aber ohne einen Kratzer und in weniger als 25 Minuten, uns heil ans Ziel zu bringen. Dabei gerieten wir mehrfach in einen Stau und die „normale“ Fahrzeit beträgt laut Internet 45 Minuten bis eine Stunde. Wir glauben, das sagt genug aus über diesen Höllenritt durch Rios Strassen!
    Wir halten direkt vor der Haustüre und rufen Pedro an, der wenig später erscheint und dann zuerst nach dem Portier rufen muss, damit wir ins Haus gelassen werden; ein solcher ist Tag und Nacht vor Ort und lässt uns (hoffentlich) wieder rein und raus. Das Zimmer ist etwas spartanisch, so auch die Kücheneinrichtung. Alles ein wenig heruntergekommen, dafür sehr zentral. Und es hat fliessend (!) Wasser (das man aber nicht trinken sollte) und einen sehr neuen Gasherd. Immerhin… :-)
    Wir kaufen in einem nahegelegenen Supermercado Getränke und Brot ein und wärmen zum Abendessen das vegetarische Menü auf, das wir aus Buenos Aires mitgebracht haben.
    Obwohl wir ziemlich müde sind, bucht Regine für Sonntag schon mal eine Führung durch die Favela Rocinha… Morgen wollen wir auf eigene Faust losziehen. Dann gute Nacht!
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  • Copacabana und Zuckerhut an einem Tag

    2023年4月1日, ブラジル ⋅ ⛅ 26 °C

    Rio de Janeiro, Samstag, 1. April 2023

    Nein, das ist kein Aprilscherz: Wenn man es richtig organisiert, kann man die angesagteste Strandmeile der Welt UND den Berg aller Berge tatsächlich an einem einzigen Tag schaffen, wir sogar in einem halben (!) und das ausschliesslich mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuss!
    Martin ist vom Ausflug auf den Pão de Acúcar (Zuckerbrot, wörtlich übersetzt) nicht wirklich begeistert, weil er etwas andere Ansichten zu Sehenswürdigkeiten hat als andere Personen.
    Das tut aber beiden Vergnügen zum Glück keinen Abbruch. Zuerst fahren wir mit der Metro (die hier tatsächlich so heisst :-) fünf Stationen bis ans Ende der Copacabana. Die Bucht ist wirklich sensationell! Ein grosser und breiter Sandstrand wird von unzähligen Cariocas (so heissen hier die Ureinwohner) und wenigen Touristen bevölkert. Das Wasser könnte (geschätzt) 25 Grad warm sein, aber wir haben - vor allem zum Leidwesen von Regine - keine Badehose dabei…! Darum ziehen wir unsere Schuhe aus und spazieren die circa drei Kilometer durch den Sand bis fast an das dem Stadtzentrum näher gelegene Ende.
    Da es Mittagszeit ist, essen die Leute (in Klappstühlen und an kleinen Tischen sitzend) von den durch fliegende Händler reichlich angebotenen Speisen. Die Jugend ist aber auch sportlich aktiv, wobei die Kunst, einen Fussball möglichst lange in der Luft zu halten, die beliebteste ist. Martin bekommt dabei einmal einen Ball an den Kopf, was ihm (Martin) aber nicht schadet.
    Fast am Ende der Copacabana drehen wir wieder ab und setzen uns an der Avenida Atlantica mit ihren vielen Hotels, auf eine Bank, um etwas zu trinken und die Füsse zu trocknen. Regine sichtet einen Churro-Verkäufer und kann nicht widerstehen (nicht dem Verkäufer, sondern einem Churro!).
    Anschliessend machen wir uns auf in Richtung Zuckerhut. Er ist zwar „nur“ 396 Meter hoch, besticht insofern weniger durch seine Höhe als durch seine Form und die Lage.
    Der Name des Granitfelsens spiegelt die grosse Bedeutung des Zuckerrohrs für Rio wider. Als im 16. und 17.Jahrhundert portugiesische Seefahrer Brasilien besiedelten, formten sie den Rohrzucker zu Blöcken, um ihn nach Europa zu verschiffen. Diese sogenannten Zuckerbrote gaben dem Felsen seinen portugiesischen Namen. Im Deutschen hingegen machte man aus dem Brot einen Hut. Na ja, das können wir auch durchgehen lassen…
    Wir spazieren zur nächstgelegenen Metro-Station (weil wir zwar eine Metro-, aber keine Buskarte gekauft und etliche Fahrten draufgeladen haben) und fahren eine Station bis Botafogo, um von dort weitere zwei Kilometer bis zur Talstation der Seilbahn auf den Zuckerhut zurückzulegen.
    Vermutlich, weil es schon 16:30 Uhr ist, hält sich der Andrang in Grenzen. Regine hat zudem ergoogelt, dass Senioren ab 60 Jahren nur die Hälfte des Eintrittspreises entrichten müssen (nämlich 15 Euro). Dieser Vorteil wird uns allerdings erst nach Vorweisen unserer Pässe gewährt. Vielleicht sehen wir doch jünger aus:-)?!
    Schon nach kurzer Wartezeit schaffen wir es in die grosse, 65 Personen fassende Kabine und werden vorerst bis zur Mittelstation des Morro Urca befördert. Schon von dort hat man eine prächtige Sicht auf die Stadt, das Meer, die vielen Hügel und Buchten und eifrig wird der Sonnenuntergang hinter dem Cristo Redentor fotografiert. Leider (oder eher zum Glück) wird das Vorhaben durch dräuende Wolken über dem Corcovado beeinträchtigt und die Jesus-Statue verschwindet immer wieder im Nebel…
    Nun geht es weiter ganz hinauf (und hinüber) zum Zuckerhut, der - im Gegensatz zum Morro Urca - ausschliesslich mit der Seilbahn „bezwungen“ werden kann. Es gibt keinerlei Wege oder Routen, aber als wir oben sind, sehen wir zwei Personen mit professioneller Kletterausrüstung (mit Seilen und Haken!). Diese beiden haben sich ganz offensichtlich den Fahrpreis gespart:-).
    Von hier sehen wir auch hinunter aufs offene Meer, wo gerade ein Kreuzfahrtschiff vorbeigleitet; bald werden wir das Schauspiel von unten betrachten können.
    Martin schaut etwas besorgt auf die heranziehende Gewitterfront und konsultiert die Wettervorhersage auf dem Smartphone: Laut Internet soll es in Rio in circa einer Stunde ziemlich heftig regnen! Martin bläst darum zum eiligen Abbruch. Wir fahren ohne Zwischenhalt bis zur Talstation gehen die zwei Kilometer bis zur Metro-Station Botofogo und fahren mit der Linie 2 zurück bis „Gloria“, wo wir aussteigen, kurz etwas einkaufen und uns nach Hause begeben. Der Ausflug auf den Zuckerhut war etwas kurz, aber schön!
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  • In der Favela Rocinha - muito perigoso!

    2023年4月2日, ブラジル ⋅ ☁️ 24 °C

    Rio de Janeiro, Sonntag, 2. April 2023

    Für heute hat uns Regine beim Touranbieter „GetYourGuide“ einen Ausflug in eines der „Elendsquartiere“ von Rio, die Favela Rocinha, organisiert. Weil dieser erst um 13:20 Uhr beginnt, können wir sogar ausschlafen und vorher noch eine Weile (allerdings für Regine noch zu wenig :-) durch den grossen sonntäglichen Gemüsemarkt spazieren, dessen Händler die Waren direkt vor unserem Haus über die gesamte Strassenlänge anbieten.
    Wir fahren mit der Metro ab „Gloria“ fünf Stationen bis zu „Cardeal Arcoverde“ und spazieren zum Hotel „Copacabana Palace“, dem traditionsreichen Luxus-Hotel, das als Treffpunkt für die heutige Tour angegeben ist.
    Da wir etwas zu früh dran sind, schauen wir uns vom Strand aus die gewaltigen Wellen an, die in die Bucht hereinbrechen. Das ist wohl das Resultat des Sturmes, der in der Nacht Rio viel Regen gebracht hat!
    Mit leichter Verspätung erscheint unser Guide namens Mike (?), den wir zuerst für einen waschechten Carioca halten. Er ist aber Tansanier und lebt seit 29 Jahren in Brasilien - allerdings mit einer 5-jährigen Unterbrechung in Nordeuropa.
    Nach einigem Warten auf eine Teilnehmerin (die dann aber gar nicht erscheint!), geht es los. Wir sind - im Gegensatz zu anderen Wartenden am selben Ort - eine ganz kleine Gruppe: David aus Hamburg (der jetzt in Göteborg als Deutschlehrer arbeitet und eine Woche Osterferien hat), zwei junge Traveller aus Maastricht (Holland) und wir.
    Schon zu Beginn tut Mike sehr geheimnisvoll und erzählt (auf Englisch; wir hatten zwar eine Führung auf Spanisch gebucht, aber wir haken nicht nach. Zudem sprechen die anderen Teilnehmer kein Spanisch.), dass Rocinha von der Mafia regiert werde (was wohl stimmt), und dass wir jetzt in einem von der Mafia betriebenen Busse dort hinfahren würden. Aber der Minibus, in den wir einsteigen, ist ein offizielles Verkehrsmittel und hält an (fast) jeder Ecke, um weitere Fahrgäste aufzunehmen. Am Ende sind es über 30 und wir fragen uns, ob das wohl erlaubt ist!
    Nach einer langen und holprigen Fahrt kommen wir offenbar am Eingang der Favela Rocinha an. Der Übergang vom reichen Stadtviertel Leblon ist tatsächlich drastisch: Es geht durch eine Art Regenwaldgebiet an grosszügigen Landhäusern vorbei steil den Hügel hinauf und abrupt beginnen tausende von improvisierten Backsteinhütten, die wie an den Hang geklebt scheinen.
    Wir verzichten hier auf eine detaillierte Erklärung dieser grössten Favela Brasiliens und verweisen auf einen ausführlichen Wikipedia-Eintrag zur Geschichte und den Problemen dieses Elendsviertels.
    Jetzt steigen wir aus, denn den Rest werden wir mutig zu Fuss machen. Was sofort auffällt, ist die Dichte der Bevölkerung: Hier leben auf vier Quadratkilometern geschätzte 250.000 Bewohner. Da das Gebiet nicht vom Staat kontrolliert wird, kennt niemand die genaue Zahl.
    Zuerst „klettern“ wir steil empor und müssen immer wieder den vorbeipreschenden Motorrädern ausweichen: Das sind hier die lokalen Taxis.
    Mike weist uns auf das Kabelgewirr in den Strassen hin; die Kabelstränge wuchern wirklich wie Lianen, jedoch sind wir Ähnliches aus Argentinien und zum Teil sogar aus Spanien durchaus gewohnt.
    Unser Guide scheint hier sprichwörtlich jeden zu kennen und verteilt hie und da (allerdings relativ diskret) „Trinkgelder“ an Leute, die er freudig grüsst. Uns erlaubt er, alles zu fotografieren, denn seine Organisation hat eine Abmachung mit der hiesigen Mafia. Nur manchmal dürfen wir auf keinen Fall auf den Auslöser drücken - wollen wir nicht das Schicksal eines Franzosen erleiden, der infolge Nichtbeachtung des Hinweises verprügelt wurde. Dass er ins Krankenhaus eingeliefert und sein Smartphone zertreten wurde, dies fügt Mike mit erhobener Stimme noch hinzu. Es fehlt nur noch der erhobene Zeigefinger! Also: „No pictures!“
    Ganz so gefährlich wirkt das Ganze auf uns allerdings nicht und wir sehen auch nur einmal einen Bewohner als Wache mit einem Maschinengewehr im Anschlag - laut Mike um Drogen zu bewachen…
    Bald sind wir am höchsten Punkt der Favela angelangt, dem „Restaurante Terraço Novo“, von wo man einen prächtigen Blick auf (fast) ganz Rio hat. In dieser Stadt wohnen die Reichen unten und die Armen oben! :-)
    Nun geht es bergab bis zum anderen Ende des Elendsviertels und wir schlängeln uns durch enge Gassen und steile Treppen hinunter und folgen Mike, der immer wieder Leute per Handschlag grüsst, ein kleines Schwätzchen hält und da und dort ein paar Scheine liegen lässt.
    Auffallend ist, dass auch die engsten Stellen für hiesige Verhältnisse sehr sauber sind und es vergleichsweise wenig Hundekot hat. (Da sind wir aus Argentinien Schlimmeres gewohnt!) In die Wohnungen selbst können wir ganz selten einen Blick hineinwerfen. Die Zimmer sind eng, recht dunkel, spartanisch eingerichtet; dann und wann ziert ein Blumenstock den vergitterten Hauseingang. Aber unsere Vorstellung reicht aus, um zu erahnen, wie die Menschen hier leben. Immerhin gibt es fliessendes Wasser und Strom, wenngleich dieser (wie auch das Internet - laut Mike) „angezapft“ ist und damit vermutlich nicht bezahlt wird. Wir fragen nicht weiter.
    Nach einem halbstündigen Marsch kommen wir unten an und werden in einen komfortablen 9-Sitzer-Minibus des organisierenden Unternehmens verfrachtet, während Mike direkt hier die Metro nach Hause nimmt - wie er sagt.
    An der Copacabana steigen wir aus und geniessen nochmals den Anblick der tosenden Brandung, bevor wir mit der Metro nach Hause fahren. Beim Aussteigen hören wir Musik und sehen, dass im nahegelegenen Park ein Fest mit vielen Essständen stattfindet. Regine hat Lust, etwas zu essen und zu trinken und so kaufen wir ein Sandwich mit gebratener Wurst und Zwiebeln und gönnen uns eine waschechte Caipirinha (mit Cahchaça, nicht mit Wodka!).
    Danach folgt noch ein kurzer Einkauf für die Sandwiches morgen (denn wir wollen beim 7-Stunden-Ausflug ja nicht hungern) und gehen dann zur Unterkunft. Morgen müssen wir früh aufstehen, werden aber dank Regines Organisation um 07:45 Uhr direkt vor der Haustüre von einem Fahrer der Agentur Civitatis abgeholt.
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  • Einmal quer durch Rio

    2023年4月3日, ブラジル ⋅ ⛅ 24 °C

    Rio de Janeiro, Montag, 3. April 2023

    Heute ist unser letzter aktiver Tag in Rio und auch in ganz Südamerika, denn morgen reisen wir ab.
    Dafür hat Regine noch einmal weit ausgeholt und uns ein Abschieds-Potpourri der feineren Art zusammengestellt, natürlich mit Hilfe des Internets und unserer Lieblings-Organisation „Civitatis“.
    Am Morgen um 07:45 Uhr werden wir direkt vor unserem Haus (eine Spezialität von Civitatis!) abgeholt und die Guide Lucía und ihr Fahrer Luciano sind sogar zehn Minuten früher vor Ort als über WhatsApp angekündigt!
    Wir steigen als erste Gäste (von insgesamt zehn) ein und was nun folgt, ist ein fast eineinhalbstündiger Parcours quer durch die Stadtviertel Flamengo, Copacabana und Leblon, um die restlichen Teilnehmer „aufzulesen“. Dies scheitert schon beim nächsten Gast, denn obwohl wir fünfzehn Minuten vor dem Hoteleingang warten und Lucía alle Hebel in Bewegung setzt, kommt niemand zum Vorschein.
    Also fahren wir unverrichteter Dinge weiter und hoffen, dass die anderen Gäste pünktlich sein werden. Dies ist dann tatsächlich der Fall und gegen 9:30 Uhr kann Lucia verkünden, dass das „richtige“ Programm jetzt startet.
    Zuerst geht es (aus meteorologischen Gründen) auf den Corcovado und zum Cristo Redentor, den offensichtlich alle jemals in Rio gestrandeten Touristen unbedingt besichtigen müssen. Es fährt eine Zahnradbahn hoch, wir aber nehmen die Strasse, welche mit vielen scharfen Kurven bis nach oben führt!
    Wir müssen jedoch im „Visitor‘s Center“ aussteigen, um (wie die anderen - gefühlten - 5000 Touristen) in der Schlange anzustehen und um unsere Tickets vorzuweisen. Dann geht es zur nächsten Warteschlange, an deren Ende die Besucher in weitere Minibusse verfrachtet werden, welche bis zum Gipfel fahren. Dort zeigen wir nochmals unsere Tickets (!) und können uns jetzt ins Gedränge hoch zu einer Art Terrasse einreihen, wo man der Christus-Statue am nächsten ist.
    Diese ist künstlerisch nichts Besonderes (meint Martin :-); dafür ist die Aussicht und der Rundumblick über ganz Rio vom 710 m hohen Berg aus grandios und Regine knipst fleissig Fotos für unser Album.
    Cristo Redentor (Christus, der Erlöser) erhebt sich 38 Meter über uns: Die Statue selbst ist dreissig Meter hoch, der Sockel acht und innen im Sockel soll sich eine kleine Kapelle befinden, die uns allerdings aus unerfindlichen Gründen entgangen ist.
    Nach zwanzig Minuten müssen wir aber wieder zurück zum Treffpunkt, wo einige Damen sich unpässlich zeigen - sehr zum Ärger von Lucía, weil wir doch schon soooo viel Verspätung zum ursprünglichen Zeitplan haben; zur Strafe soll die Mittagspause gekürzt werden :-)
    Jetzt geht es mit unserem kleinen Tour-Bus wieder den Berg hinunter und der nächste Haltepunkt ist das Künstlerviertel Santa Teresa, das - von frischer Brise durchlüftet - an einem der vielen Hügel klebt und mit vielen schicken Souvenir-Shops glänzt, die wir zum Glück nur von aussen „besichtigen“…
    Nach einer halben Stunde in Santa Teresa steigen wir wieder in den Bus ein und Luciano, der uns zügig und professionell durch den immer dichter werdenden Strassenverkehr lotst, steuert im Stadtbezirk Lapa das nächste Highlight der Tour an, die Escadaria Selarón, auch bekannt als Selarón-Treppe.
    Es ist das Werk des 1947 in Chile geborenen Künstlers Jorge Selarón, der die Stufen als „meine Hommage an das brasilianische Volk“ bezeichnete, Unzählige Fliesen jeglicher Couleur schmücken diese Treppe. Die Variationsbreite ist enorm: Von vielen bekannten Landschaften und Städten (Hamburg, Heidelberg, Nîmes, Barcelona), über literarische Motive (Die Bremer Stadtmusikanten) und künstlerische (Das Mädchen mit dem goldenen Ohrring von Vermeer) bis hin zu Sportarten (Tango) ist alles vorhanden. Leider drängt auch jetzt wieder die Zeit und wir bedauern es sehr, dass wir uns nicht länger diesem Kuriosum widmen können.
    Die nächste Sehenswürdigkeit steht an, die Kirche „Catedral de Niteroí.
    Sie ist ein aus heutiger Sicht grässlicher Betontempel in Pyramidenform, entworfen und gebaut vom brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer. Trotzdem sind die Dimensionen des durch jahrzehntelange Abgase russgeschwärzten Ungetüms beeindruckend. Auch im Innern verfehlen die verschiedenen Farben der Mosaikfenster nicht ihre Wirkung..
    Nach zehn Minuten und einigen Schnappschüssen geht es wieder rein in den Bus und zum nächsten „Tempel“, dem Fussballstadion Maracanã (das offiziell übrigens „Estadio Mario Filho“ heisst).
    Dort wimmeln wir Souvenirverkäufer ab - auch solche, die mit einer brasilianischen Flagge ein Foto von uns und dem Stadion machen wollen. Schnell suchen wir wieder das Weite.
    Mittlerweile ist es 13:20 Uhr und es folgt eine Abstimmung darüber, ob wir jetzt oder erst am Schluss der Tour zu Mittag essen wollen. Wir sind offenbar die Einzigen, die etwas zum Beissen mitgebracht haben und zudem gut warten könnten, und werden darum von einer deutlichen Mehrheit überstimmt: Ab zur Verpflegung!
    Das Lokal hat den lustigen Namen „Kilograma“, was unmissverständlich darauf deutet, dass hier nach Gewicht (des Essens, nicht der Gäste! :-) abgerechnet wird. Trendige Leute wie wir kennen das Konzept natürlich aus unseren Landen…
    Die Auswahl ist reichlich und alles sehr lecker, aber Martin überschätzt seinen Durst beim grossen Bier und verfällt darum bei der Weiterfahrt in den Alkoholschlaf! Daher wird ihm etwas frische Luft und eine halbstündige „Wanderung“ durch den nahe gelegenen Wald Tijuca (sprich: Tischugga) gut tun :-)
    Der Park ist ein schönes Stück Regenwald, der hier allerdings im 19. Jahrhundert von einigen importierten Landschaftsarchitekten wieder angepflanzt wurde. Vorher gab es hier nur Kaffee- und Schokolade-Plantagen auf gerodetem Grund.
    Auffallend ist die Kühle hier oben - nur 100m höher als die Stadt, was wohl der satten Begrünung und der Tatsache geschuldet ist, dass es hier reichlich Wasser und sogar einen richtigen Wasserfall (!) gibt.
    Nach dieser „ausgiebigen“ Wanderung (bei der wir auch einige Waschbären sehen, die ohne Scheu neben uns nach Essbarem suchen) begeben wir uns zurück zum Fahrzeug. Jetzt werden alle Teilnehmer wieder zu ihrem Einstiegsort zurückgebracht - wir ganz am Schluss! Also nochmals eine schöne Fahrt an den langen Stränden der Stadt entlang!
    Regine hat noch gemeint, die Angabe im Internet mit der 7-Stunden-Tour würde gar nicht stimmen, weil Guide Lucia von einer Rückkehr um 14 Uhr gesprochen hat, Im Nachhinein müssen wir diesen Fakt entschieden korrigieren: Als wir an der Avenida Augusto Severo 292 im Stadtviertel Gloria ausgeladen werden, ist es 17:30 Uhr. Wir waren insgesamt also fast zehn Stunden unterwegs, was dann pro Stunde nur noch 2,60 Euro ausmacht :-))
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  • Schiff ahoi!

    2023年4月4日, Südatlantik ⋅ 🌬 26 °C

    Rio de Janeiro, Dienstag, 4. April 2023

    Ja, wir wissen, worauf wir uns eingelassen haben!
    Eine Kreuzfahrt mitzumachen, das ist nichts für schwache Nerven. Dies hat weniger zu tun mit dem übergrossen Schiff, noch mit dem überbordenden Service, sondern vor allem mit den Gästen auf dem „Kahn“.
    Die meisten sind genau so, wie wir sie uns in unseren besten Vorurteilen vorgestellt haben: seeeeehr übergewichtig, laut (da oft in Gruppen auftretend; mit südlichem Temperament… 95 Prozent der Gäste sind Brasilianer oder Portugiesen), hie und da mit billigen Klunkern behangen, immer schnell zur Stelle, wenn es etwas zu futtern gibt, schon vor der Abfahrt auf der Sonnenliege mit einem Caipirinha und auch sonst gerne mit etwas Alkoholischem in der Hand unterwegs. Schliesslich muss das teure Alkoholpaket (etwa 45 Euro pro Tag) irgendwie wieder hereingeholt werden und darum reist man ja wohl auch „all inclusive“…
    Wir lassen uns trotz allem den Spass an diesem Abschluss unserer Reise nicht nehmen und müssen ja auch nicht alles mitmachen, vor allem nicht die Dauerbespassung von morgens bis spät nachts.
    Und wir haben sowohl aus finanziellen als auch aus gesundheitlichen Gründen sowieso das umfangreiche alkoholfreie Getränkepaket geordert :-). Man ist verpflichtet, entweder das eine oder das andere Paket zu nehmen. Mit einem Alkoholpaket wären wir nach der Kreuzfahrt vermutlich reif für den Entzug! Trotzdem werden wir uns natürlich ab und zu - gegen Aufpreis natürlich - einen Wein, ein Glas Bier oder einen Cocktail gönnen.
    Das Einchecken startet um 12 Uhr und wir wurden schriftlich gebeten, uns NICHT früher an der Kreuzfahrtmole einzufinden. Das ignorieren wir - wie offenbar alle anderen Gäste auch! - und stehen schon kurz vor 12 Uhr am Einlass an. Die Firma MSC scheint dieses Phänomen zu kennen und hat einen professionellen Ablauf mit viel Personal und unzähligen Kontrollen organisiert - aber leider vergessen, dass die Leute dazu auch Informationen brauchen: Wer kommt wann beim Einchecken dran, in welcher Reihenfolge muss man die Stationen durchlaufen, was darf nicht ins Gepäck und was nicht ins Handgepäck?
    Da sich MSC über diese Themen trotz fast täglicher „Berieselung“ per Email entweder ausgeschwiegen hat oder auch jetzt weiter dazu schweigt, müssen wir halt immer alles erfragen. Aber das sind wir ja gewohnt:-)!
    Das Personal ist dafür freundlich und geduldig und hilft uns immer weiter. So kommen wir nach circa zwei Stunden schon aufs Schiff (nicht ohne zuvor von einem professionellen Fotografen abgelichtet worden zu sein) und beziehen unsere Kabine im 10. Stock (!) mit Balkon (!!) und grandioser Sicht. Nur unser Gepäck, das selbstverständlich gebracht wird, lässt etliche Stunden auf sich warten, was bei einem so riesigen Schiff mit einer entsprechenden Anzahl an Passagieren auch verständlich ist.
    Unmittelbar nach dem Betreten des Schiffes sichtet Regine einen Schalter, von dem sie meint, er könne uns nützlich sein. Sie hat einen Riecher dafür. Und ja, hier können die gebuchten Internet-Pakete aktiviert werden. Eine kompetente Angestellte nimmt sich unserer Handys und Martins iPad an, so dass wir uns nicht - wie die anderen Gäste - über das nicht funktionierende Internet beklagen müssen.
    Wir machen einen ersten Rundgang durchs Schiff und staunen sowohl über die Grösse als auch über die Gäste, die schon das Empfangsbuffet und die „Zona Aquatica“ gestürmt haben. Obwohl wir beim Warten aufs Boarding unsere Käse- und Salami-Sandwiches gegessen haben, verspeist Martin nun einen Hamburger mit Pommes. Schliesslich muss er dringend wieder etwas Fett ansetzen, meint Regine. Sie hingegen ist - Wen wundert es? - vom Süssigkeiten-Buffet :-) fasziniert.
    Etwas später richten wir uns häuslich ein und empfinden es schon als richtigen Luxus, dass wir sämtliche Sachen auspacken und in einen Kleiderschrank mit vielen Schubladen stellen können, während wir in den vergangenen fünf Monaten eher aus dem Rucksack gelebt haben.
    Ebenso luxuriös ist die Nasszelle, wo es nicht nur unbeschränkt warmes Wasser, sondern auch genügend WC-Papier gibt, das diesen Namen verdient. Martin nützt das Badezimmer ausgiebig, während Regine nicht müde wird, über das Schiff zu wandern, links und rechts hinunterzuschauen und tolle Fotos zu schiessen. MIt zwei Mojito zero kommt sie dann wieder; diese geniessen wir auf unserem Balkon und freuen uns über unsere Entscheidung, für unsere Rückreise dem Schiff und nicht dem Flugzeug den Vorzug gegeben zu haben.
    Dann ist es bald 19 Uhr und wir „erklimmen“ das oberste Deck im 17. Stock, um das bevorstehende Ablegen live mitzuerleben. Noch bevor wir ganz oben sind (im Gegensatz zu den anderen Gästen über die Treppe anstatt mit dem Aufzug:-), ertönt das kräftige dreimalige Hornen, welches die bevorstehende Abfahrt ankündigt. Nun gibt es kein Halten mehr und alles wirft sich mit Getränk an die Reling…
    Das Manöver, aus der engen Anlegestelle am Hafen zu kommen (Das Kreuzfahrtschiff „Costa Firenze“ liegt direkt hinter uns an der Mole.), dauert eine ganze Weile, aber dann nehmen wir Fahrt auf und entfernen uns schnell von der Küste. Bald versinken Zuckerhut, Copacabana, Cristo Redentor und der Rest der Stadt in der Dunkelheit und wir hören auf unserem Balkon nur noch den Wind und sehen die Wellen, welche das jetzt leicht rollende Schiff wirft.
    Wir sind zum Abendessen wie bestellt für die Spätschicht um 21:15 Uhr eingeteilt. Dahin eilen wir, denn im „Tagesbefehl“ steht, dass der Zugang zu den Restaurants fünfzehn Minuten nach Essensbeginn gesperrt wird!
    Nicht, dass wir noch mit knurrenden Mägen ins Bett müssen… :-)
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  • Sturm… aufs Buffet!!

    2023年4月5日, Südatlantik ⋅ ☁️ 27 °C

    Vor der Küste Brasiliens, Mittwoch, 5. April 2023

    Was ist das Wichtigste auf einem Kreuzfahrtschiff?
    Nein, es sind nicht die vielen orangefarbenen Rettungsboote vier Stockwerke unterhalb von uns. Es ist auch nicht das Schiff selbst, welches als schwimmender Koloss daherkommt wie ein Hochhaus im Wasser; und es ist auch nicht das Meer, das zu jeder Tages- und Nachtzeit herrlich anzusehen ist in seiner majestätischen Ruhe…
    Martin ist aber vermutlich der einzige Passagier, der stundenlang aufs Wasser schauen kann - wenn er nicht gerade schläft!
    Das Allerwichtigste auf einem Kreuzfahrtschiff ist selbstverständlich das (Fr)Essen! Das beginnt schon früh am Morgen und endet eigentlich erst um 02:00 Uhr, wenn auch das letzte Snack-Restaurant schliesst.
    A propos Restaurant: Davon gibt es so viele, dass wir noch am Zählen sind… Und da alle Passagiere „per Dekret“ all inclusive gebucht haben, sind alle Restaurants zu jeder Tages- und Nachtzeit gut besetzt.
    Zu „all inclusive“ eine kleine Anekdote: Bei der telefonischen Buchung unserer für 2021 geplanten Rückreise (wegen Corona um 2 Jahre verschoben) versuchten wir der freundlichen Dame von MSC klarzumachen, dass wir als Intervall-Faster gerne auf Frühstück und Mittagessen verzichten würden und fragten nach einem entsprechenden Rabatt. Wir glauben nicht, dass sie unsere Haltung verstanden hat, denn sie antwortete (sinngemäss): „Sie können selbstverständlich so wenig essen wie sie möchten; der Preis bleibt aber immer der gleiche.“ :-)
    Deshalb scheinen die meisten Leute hier das Preis-Leistungs-Angebot stetig zu ihren Gunsten steigern zu wollen, indem sie den Teller immer randvoll füllen, auch wenn dann das Meiste davon im Abfall landet!
    Regine ist entsetzt und macht sich zudem noch mit Fragen beim Personal für mehr Umweltschutz stark. Es werden beispielsweise pro Tag tausende von Plastikflaschen (300 ml und 500 ml Wasser) an die Gäste ausgegeben und keine einzige kann man nachfüllen. Nur heisses Wasser und Eiswürfel spucken die Automaten aus; „normale“ Wasserautomaten seien zu aufwändig!!! Man mag dies gerne glauben (oder auch nicht)!
    Aber Nachhaltigkeit und Kreuzfahrt sind absolut inkompatibel und das haben wir eigentlich auch vor Reiseantritt gewusst, aber bisher gut verdrängt. Das Ganze wirkt in seinen megalomanischen Ausmassen und bacchantischen Exzessen wie eine mehrtägige Orgie für den Mittelstand. Und dieser geniesst das in vollen Zügen.
    Wir sind aber selbstverständlich nicht gefeit gegen all die leckeren Verführungen und verfallen schon am Morgen (nach einer erneuten Sicherheitsveranstaltung) beim ersten Schluck Kaffee den Croissants und Petits Pains au Chocolat. Auch beim Mittagsbuffet schlagen wir zu, damit wir bis zum 3-Gang-Essen am Abend durchhalten - so viel zum Intervall-Fasten! :-)
    So wirkt das Ganze hier - übrigens nicht nur kulinarisch - wie ein dekadenter Abgesang auf den Massentourismus mit all seinen Exzessen: MIt Rundum-Verpflegung und Ganztages-Amusement muss die Welt untergehen! Wobei wir ehrlich gesagt etwas daran zweifeln, dass sich auf dem Schiff viele Menschen Gedanken zu ihrem Verhalten machen oder das ganze Spektakel hinterfragen.
    Wir können für uns als „Ausrede“ anführen, dass wir a) vor allem an der langen Reise übers Meer interessiert sind, b) uns nach fünf Monaten karger Ernährung wieder aufpäppeln müssen (vor allem Martin!), c) das, was wir auf den Teller schöpfen, auch konsumieren und d) aus den gestern schon genannten Erwägungen das alkoholfreie Getränkepaket geordert haben.
    Zu letzterem: Um das „Alkoholpaket“ finanziell auszunützen, müssten wir zwölf Tage in einer Art Dauerrausch verbringen - ein Zustand, der anderen Menschen hier auf dem Schiff offenbar keinerlei Probleme bereitet:-)!
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  • Faul und aktiv auf dem Schiff

    2023年4月6日, Südatlantik ⋅ ☀️ 28 °C

    Im Südatlantik, Donnerstag, 6. April 2023

    Man muss sich eine Reise auf dem Kreuzfahrtschiff so vorstellen wie eine geführte Gruppenreise mit dreitausend Teilnehmern.
    Es ist alles immer gut organisiert und auch, wenn man seine eigenen Pläne für den Tagesablauf hat, werden diese durch „höhere Gewalt“ immer wieder gestört.
    Zu Beginn sind es die vorgeschriebenen Übungen zu den Abläufen zur Sicherheit, die alle Passagiere zwingend absolvieren müssen. Per Chipkarte, die nach erfolgter Teilnahme gescannt wird, ist auch der Nachweis möglich, ob wir erschienen sind. Wehe, wenn nicht!!!
    Eine „Notfallübung“ ist gewiss sinnvoll, auch wenn wir etwas daran zweifeln, dass sich nach einigen Tagen noch viele daran erinnern werden, wo genau ihr Sammelpunkt ist; und selbst wenn, dann ist die Frage erlaubt, wie die Personen über die Treppen (Liftbenutzung ist im Ernstfall verboten) vom 14. Stock in den sechsten gelangen sollen, wo sie es ohne Aufzug ja nicht einmal zum Essen in die diversen Restaurants schaffen!?
    Wir haben den Eindruck, dass ausser uns kaum jemand Treppen steigt (egal, ob hinauf oder hinunter).
    Auch bei den Mahlzeiten verleitet die Annahme, es gäbe unzählige Möglichkeiten der Verpflegung, zum Irrglauben, wir könnten dann essen, wenn es uns danach gelüstet.
    Vielmehr sind die Essenszeiten genau festgelegt: Unser Abendessen (Spätschicht) findet genau um 21:15 Uhr statt und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben: Ab 21:30 Uhr wird den Säumigen der Zugang zum Restaurant verwehrt.
    Beim Mittagsbuffet ist zwar zeitlich ein freier Zugang möglich, aber als wir versuchen, erst gegen Ende (14:45 Uhr) zu erscheinen - wenn der grösste Ansturm bereits vorbei ist -, müssen wir feststellen, dass begehrte Speisen (wie Fischgerichte oder diverse Nachtische) bereits ausgegangen sind und diese auch nicht mehr nachgelegt werden. Nun ja, dies ist Jammern auf hohem Niveau! Verhungern muss hier niemand!

    Als Individualreisender sollte man vorgewarnt sein: Hier ist alles durchkalkuliert und das Personal ist zwar freundlich, aber meist dünn gesät: Schliesslich zählen die Kosten. So heisst es bei jeder Aktivität: Warten, und sei es sogar beim Anstehen für die Buchung der Landausflüge… Wir buchen keinen. Wir wären an einer Schiffsbesichtigung (unter anderem Maschinenräume und Kommandobrücke) interessiert gewesen. Diese findet jedoch ausgerechnet während des Aufenthalts in Funchal statt. Und da wir noch nie auf Madeira waren, wollen wir uns den Tag nicht mit einer 60 Dollar-Schiffsbesichtigung blockieren (selbstverständlich pro Person!).
    Aber Herunterfahren von unserer fünfmonatigen Reise können wir trotz allem gut: Während draussen Tag und Nacht Jubel und Trubel für die vorwiegend brasilianischen und portugiesischen Gäste herrscht, haben wir in unserer Kabine unsere Ruhe und können vom Balkon aus endlos lang das endlos weite Meer betrachten.
    Und wenn uns das dann doch zu langweilig wird, nehmen wir (vor allem Regine) an einem oder mehreren der vielen Anlässe und Aktivitäten teil, die schon am Vorabend auf einem durch das Zimmermädchen verteilten Flyer fein säuberlich aufgelistet sind. Da gibt es von 8 Uhr morgens bis weit nach Mitternacht alles, was das Kreuzfahrer-Herz begehrt: Morgen-Spaziergang, Pilates, Aerobic, Tanzstunden, Bingo, Radfahren (!), Live-Music, Shows, Discos und etliches mehr.
    Für den heutigen Tag zählen wir insgesamt 49 (!!) Ereignisse auf dem „Daily Planner“.
    Regine hat die ihrer Meinung nach für sie interessantesten Anlässe ausgesucht und gestern Abend die Vorstellung der Crew sowie eine professionelle Akrobatik-Show besucht und heute die Musikgala dreier Opernsänger.
    Zudem ist es ihr sogar zweimal gelungen, einen Platz im (fast leeren) Pool zu ergattern - früh am Morgen und am Abend nach ihren Reling-Sonnenuntergangs-Fotos. Klar, zu solchen Zeiten wollen „normale“ Kreuzfahrer nicht ins Wasser! Aber das (in diesem Fall) warme Nass ist ihr Element!
    Martin bleibt (vorläufig) lieber im Zimmer, geniesst die Ruhe, liest und hört Musik, schaut aufs Meer und hängt ab. Jedem das Seine…
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  • Äquator-Taufe

    2023年4月8日, Nordatlantik ⋅ 🌧 27 °C

    Am Äquator zwischen Brasilien und Afrika, Ostersamstag, 8.April 2023

    Was stellt man sich unter einer Äquator-Taufe vor?
    Wir haben keine Ahnung, informieren uns zuvor auch nicht im Internet (das ja ohnehin momentan nur WhatsApp-Nachrichten durchlässt und ansonsten keine einzige Seite öffnet) und befinden uns von daher in den Gewässern der Ahnungslosen. Wir wissen, dass wir irgendwann gegen 12 Uhr vom Südatlantik in den Nordatlantik wechseln und dies - wie man auf der Karte sieht - irgendwo zwischen Brasilien und Guinea. Es sollte dann um 11.38 Uhr sein (wie wir später mitgeteilt bekommen).
    Dem „Daily Program“ (das uns schon am Vorabend durch Josefine, „unsere“ Stewardess aus Madagaskar, in die Kabine gebracht wird), entnehmen wir unter dem Stichwort „Neptuns Party“ folgenden Hinweis:
    „König Neptun ist an Bord der MSC Fantasia gekommen, um all die unerschrockenen Entdecker zu begrüssen, die eine Überquerung des Äquators/Atlantiks wagen!
    Wir freuen uns, alle Gäste zur Taufe einzuladen, die um 11 Uhr im Pool-Bereich, auf Deck 14 stattfindet. Alle Gäste, die an der Taufzeremonie teilnehmen möchten, sind gebeten, sich um 10 Uhr in der DIsco (auf Deck 16) einzufinden. Bitte achten Sie im Bereich des Pools darauf, dass Ihre Kamera oder Handy nicht nass werden.“ (Original-Zitat… Regine hätte natürlich einige kleinere stilistische Änderungen am Text vorgenommen.)
    Dieser König Neptun erinnert Regine an den Seehasen in Friedrichshafen, der einmal pro Jahr den Tiefen des Bodensees entsteigt, sich auf ein extra für ihn bereitgestelltes Schiff der „Weissen Flotte“ begibt, um die Kinder während des mehrtägigen Seehasenfestes Ende Juli zu erfreuen.
    Nach dem Lesen der Einladung erkennen wir unschwer, dass dem Gast eine aktive oder passive Teilnahme angeboten wird. Martin verzichtet auf beides und wählt „seine“ Alternative: „Lesen auf Balkonien“. Regine hingegen entscheidet sich für die passive Variante. Obwohl sie in vielen Dingen sehr risikobereit ist, scheut sie hier doch das Unbekannte. Man weiss ja nie, was auf einen zukommt. Und sie sollte recht behalten!
    Da wir momentan weder Videos noch Fotos hochladen können, wird Regine dieses überaus interessante Event mit anschaulichen Worten schildern. Martin weiss gar nicht, was ihm hier entgangen ist!!
    Regine - an Pünktlichkeit gewohnt -, ist einige Minuten vor 11 Uhr auf Deck 14, nicht wissend, ob aufgrund des kurz zuvor niedergegangenen Regenschauers die Zeremonie am Aussen- oder eher am Innenpool stattfinden wird. Strategisch geschickt positioniert, wählt sie eine Stelle, von der aus sie beide gut im Blick hat. Aber die Sonne bricht durch und dem Ereignis im Freien steht nichts mehr im Wege.
    11 Uhr geht vorüber, es wird 11.10 Uhr, bis sich einige junge Männer von der „Animation-Crew“ an einem Pavillon zu schaffen machen und unter diesen ein grosses Mischpult stellen. Aha! Regengeschützt! Die Ränge füllen sich; auf Deck 14 und 15 sind nicht einmal mehr Stehplätze zu ergattern.
    Wie könnte es anders sein… moderne Organisatoren scheinen keine Armbanduhren zu besitzen! Die Zeit verrinnt, jetzt allerdings mit Musikbeschallung („-untermalung“ wäre masslos übertrieben). Wie aus dem Nichts taucht plötzlich eine Conférencière oder ein Conférencier auf (So genau ist dieses Geschöpf mit der roten Langhaar-Perücke und dem Bast-Röckchen nicht auszumachen.), heizt die Stimmung an und Regine versteht - da des Portugiesischen eher unkundig - nur, dass die Ankunft von König Neptun minütlich erwartet wird. Eigentlich weiss keiner der Anwesenden, wohin er blicken soll. Geheimnisvoll soll`s ja bleiben! Ein als Weib verkleideter Jüngling erscheint, fester Busen, enges Top und Bast-Röckchen, wedelt ein bisschen vor den Zuschauer*innen hin und her und bläht sich auf. Man will ja gesehen werden!
    Und dann!!! Wie Phönix aus der Asche erscheint plötzlich dieser sagenumwobene Neptun oben an der Treppe und grüsst majestätisch - seinen Stab festhaltend - nach links und rechts und auch die Treppe hinunter, wo Regine gerade steht. Sie hat freien Blick zu ihm! Also schnell auf den Videoknopf gedrückt! So was Einzigartiges will doch festgehalten werden! Mit weisser Langhaar-Perücke und weissem Rauschebart, blauem Gewand, das seinen bemalten Oberkörper frei gibt (irgendwie eine Mischung aus Nikolaus und Sankt Martin), mit dem Neptun-Stab in der rechten Hand, einem goldenen Schlüssel (Wozu dieser wohl dient?) in der linken schreitet er langsam die Treppe herab und begibt sich zum „Volk“, hinter ihm etliche MSC-Fahnenschwinger und vor ihm einige kostümierte Adjutanten.
    Regine sieht mit geöffnetem Mund zu, wie ihm die Menge zujubelt, Grüsse hinüberruft und frenetisch applaudiert! Schliesslich setzt er sich auf einen Thron, kündigt von hier aus die Taufzeremonie an und schreitet nun an den Beckenrand, begleitet von seinen drei Gehilfen. Den Vieren hinterher folgen (Regine zählt grob mit) etwa hundert Taufwillige mit entblösstem Oberkörper oder mit Bikini-Oberteil, unten mit einem Bast-Röckchen - vermutlich im Hunderterpack günstig nach dem Karneval in Rio von MSC erworben. Ein Taufwilliger nach dem anderen defiliert an Neptun vorbei und dieser schöpft mit einer Suppenkelle unermüdlich Wasser aus einem Eimer und übergiesst das Haar des jeweiligen „Untertans“. Wer getauft ist, macht es sich am Beckenrand des Pools bequem und harrt der Dinge, die da kommen. Und derer gibt es noch viele! In der Zwischenzeit hat Regine die Position gewechselt - fototechnisch erneut an einer exponierten Stelle - allerdings jedoch in der Sonne, was sich am Abend auf ihrem Gesicht bemerkbar macht. Der 50-er Sonnenschutz verblieb wegen des vormittäglichen Regens im Rucksack! Man lernt nie aus!!!
    Als alle Täuflinge dicht gedrängt am Pool sitzen und ihre Füsse im Wasser baumeln lassen, schreien einige vom „Animations-Staff“ so etwas wie (sinngemäss): Wollt ihr noch mehr? Eigentlich hätte Regine hier schon das Terrain räumen müssen, aber sie ist doch zu neugierig und bleibt bis zum bitteren Ende.
    Circa 30 Plastik- oder Styropor-Teller kommen auf einer Theke zum Vorschein, darunter - unter einem Tischtuch nicht sichtbar - etliche Bottiche mit zunächst nicht definierbarem Inhalt.
    Was nun kommt, überrascht vermutlich auch die Menschen, die sich auf die Zeremonie eingelassen haben. Das Team überschüttet die Täuflinge mit farblich unterschiedlichen Lebensmitteln, zunächst mit Milch, daraufhin mit Kakaopulver, dann folgt Erdbeermus, Eigelb und am Schluss wird so viel Mehl ausgeschüttet, dass Regines Handy Spuren davon aufweist (obwohl sie gut 15 Meter vom Geschehen entfernt ist).
    Da alle „Begossenen“ am Pool sitzen bleiben, haben die Staff-Mitglieder leichtes Spiel, denn sie rennen im Grunde nur mit ihren Tellern, die sie immer wieder von neuem füllen werden, um den Pool herum. Schliesslich sind alle Vorräte erschöpft und was liegt näher, als sich mitsamt dem, was sich über einen ergossen hat, ins Wasser zu begeben? In Sekundenschnelle färbt sich dieses braun (Kakaopulver) und Regine ist froh, dass sie ihre Bahnen schon am Vormittag gezogen hat.
    Noch in voller Montur (jedoch einigermassen gereinigt) wird jetzt zur Pool-Party geblasen - allerdings nicht, ohne zuvor mit König Neptun ein Erinnerungsfoto geschossen zu haben. Alle Anwesenden dürfen bei der Party mitmachen, es wird getanzt und gesungen (ja, die Brasilianer können alle Lieder auswendig mitsingen!!) , ausgelassen mit Armen und dem ganzen Körper schwingend… die Leichtigkeit der Brasilianer kennt keine Grenzen.
    Regine ist platt, wäre auch gerne einmal sooooo ausgelassen und räumt das Feld, lange bevor die Party zu Ende ist.
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  • Die MSC Fantasia

    2023年4月8日, Nordatlantik ⋅ ☁️ 27 °C

    Am Äquator, Freitag, 7. April 2023

    Es ist an der Zeit, dem Hauptakteur auf unserer 12-tägigen Überfahrt von Südamerika nach Europa einen eigenen Eintrag zu widmen.
    Das Schiff namens „Fantasia“ der italienischen Kreuzfahrtgesellschaft MSC ist - wie alle Schiffe dieser Art - ein Riesenungetüm, dessen Ausmasse all unsere Vorstellungen sprengen (es sei denn, man war in den letzten 20 Jahren bekennender Anhänger der ZDF-Serie „Das Traumschiff“).
    Es ist ungefähr 300 m lang und 60 m breit und hat sagenhafte 18 Stockwerke, wobei die untersten vier für das Publikum nicht zugänglich sind, weil dort offenbar die Mannschaft arbeitet und vermutlich auch wohnt.
    Auf Deck 4 befindet sich der Eingang zum Schiff (an der Hafenmole über eine Gangway) und das „Medizinische Zentrum“, auf Deck 5 der Gästeservice sowie eine „CyberLibrary“ (vermutlich eine Internet-gestützte Bibliothek).
    Deck 5 und 6 beherbergt das grosse „Red Velvet“-Restaurant, in dem die Gäste das Frühstück, das Mittagessen und in zwei Schichten das Abendessen in Form eines 3-Gänge-Menüs einnehmen. Daneben befinden sich auf Deck 6 einige Bars und eine „Cigar Lounge“ mit Sesseln aus rotem Samt (… eigentlich wenig zeitgemäss, aber vermutlich ist das Schiff schon in die Jahre gekommen). Obwohl das Rauchen auf dem Schiff nicht generell verboten ist, hält sich die Anzahl der Raucher - zumindest tagsüber - in diesem Raucherbereich in Grenzen (etwa 15 Personen gegen 14 Uhr).
    Auf Deck 7 liegen die insgesamt 32 orangefarbenen Rettungsboote, welche zwischen 50 und 150 Personen aufnehmen können. Sie scheinen sehr gut gewartet zu sein (… zumindest erwecken sie diesen Eindruck), dennoch hoffen wir, nicht in sie einsteigen zu müssen! Ebenfalls auf Deck 7 entdecken wir unzählige Bars und Lounges, zwei davon Flügeln für die Pianisten. Ausserdem gibt es sogar eine glutenfreie Bar.
    In den Stockwerken 5-7 sind die grossen Säle angesiedelt, darunter das megalomanische Theater, an dem jeden Abend bei vollbesetzten Rängen 45 Minuten lang unterhaltsame Shows dargeboten werden. Damit jeder Gast in diesen Genuss kommen kann, führen die Akteure ihre perfekt einstudierten Shows (wirklich professionell!!) zweimal pro Abend auf. Wer die späte Essenszeit gebucht hat (wie wir um 21.15 Uhr), kann von 19.30 Uhr bis 20.15 Uhr zuschauen; jene Gäste mit der frühen Essens-Schicht sind nach ihrem Mahl dran.
    Die MSC Fantasia besitzt auch ein Spielcasino, das rund um die Uhr geöffnet ist, aber eher verraucht und wenig genutzt erscheint. Eine weitere „Spielhölle“ mit unzähligen Automaten jeglicher Couleur meiden wir auch geflissentlich; wir verstehen ohnehin nicht, welche Chips man wo einwerfen muss; es ist nicht unsere Welt.
    Von Deck 8 bis einschliesslich Deck 13 sind die Gästekabinen untergebracht, von denen wir natürlich nur diejenigen mit Balkon sehen. Es soll auch Innenkabinen mit nur einem Fenster und sogar solche ohne jegliches natürliche Licht geben, letzteres für uns unvorstellbar. Bei der Buchung werden einem die drei Kategorien zur Auswahl gestellt; es versteht sich von selbst, dass die Unterschiede bezüglich der Preise nicht unerheblich sind.
    Unser Zimmer ist nach vier Monaten „Booking“ und „Airbnb“ der reinste Luxus: 19 Quadratmeter, mit eigenem Bad, in dem es immer genügend heisses Wasser gibt - kein Rinnsal, sondern mit entsprechendem Wasserdruck.
    Ein bequemes Doppelbett und ein grosses Sofa mit Beistelltisch finden wir vor sowie einen Arbeitstisch (allerdings ohne Stuhl!?) und eine Minibar (… gut bestückt, die wir aber nur zum Kühlen unseres Wassers nutzen). Es gibt im Zimmer einen dreiteiligen Schrank mit vielen Kleiderbügeln, übergrosse Spiegel, die das Zimmer doppelt so gross erscheinen lassen (klar, alles gewollt!), viel gute Beleuchtung, so dass wir sogar lesen können, ohne unsere Stirn- oder Leselampen zu benutzen.
    Das Highlight ist selbstverständlich der gut drei Quadratmeter grosse Balkon, auf dem zwei bequeme Sessel und eine Beinstütze stehen, welche wegen der Textilbespannung leider nicht als Tischchen für unsere (alkoholfreien) Drinks dienen kann. Der Balkon ist von unten verglast und ab Brusthöhe können wir uns bequem über die Reling hängen; natürlich nur zum Schauen. Wollen wir hoffen, dass der andere Einsatz ausbleiben möge!
    Wir verfügen über eine regulierbare Klimaanlage, die für unsere Begriffe zu stark kühlt, so dass wir oft warme Meeresluft hereinlassen, momentan je nach Tageszeit zwischen 26 und 28 Grad.
    Auf Deck 14 kommt dann das Selbstbedienungsbuffet „L‘Africana & Zanzibar“, wo wir uns - wenn wir wollten - von 06:30 Uhr bis 02:00 Uhr den Bauch vollschlagen könnten: Hier kann man neben den Hauptmahlzeiten vom Frühstück über Kaffee und Croissants, Take-Away (vermutlich für solche, die noch heimlich auf dem Zimmer weiteressen wollen :-), bis Pizza und Spätsnack zu jeder Zeit genügend Fett für magere Zeiten ansetzen.

    Damit einem Abbau der (eventuell) überschüssigen Kalorien nichts im Wege steht (Ja, das Motto lautet: Kurze Wege!!), - ist (unmittelbar neben dem Restaurant) das Heck von Deck 14 und die gesamte Länge von Deck 15 dem sportlichen „Vergnügen“ gewidmet, wobei hier „Sport“ vorwiegend aus Herumliegen und Trinken bzw. manchmal auch Essen besteht. Es gibt drei Schwimmbereiche mit je einem Miniaturpool und für die Kinder sogar eine mehrstöckige Wasserrutsche. Die drei Pools scheinen uns für so viele Kreuzfahrer sehr klein: 3 x 6 Meter und 3 x 5 Meter die beiden Aussenpools am Heck und am Bug, 4 x 8 Meter der Innenpool.
    Eingedenk der Tatsache, dass die Hauptkundschaft auf diesem Schiff Brasilianer sind (etwa 95 Prozent) und diese (wie übrigens auch die Argentinier) der Sportart „Schwimmen“ nicht allzuviel abgewinnen können (bzw. diese gar nicht beherrschen), reichen die Sitzplätze am Beckenrand der drei Pools tatsächlich aus, damit jeder seine Beine ins kühle Nass hängen und dann und wann ein wenig plantschen kann.
    Wenn jeder noch seinen Drink an den Pool (übrigens mit Salzwasser) mitnehmen könnte (ist leider verboten), so wäre der Aufenthalt direkt am Wasser für die meisten hier das Non-Plus-Ultra.
    Auf Deck 16 gibt es - gegen entsprechendes Entgelt - auch einen Spa-Bereich, eine „Thermal Area“, ein Fitness-Center mit eigenem „Instructor“ und einen Friseur-Salon.
    Da wir von keinem dieser Angebote Gebrauch machen, können wir nicht beurteilen, wie gut diese „Area“ besucht ist. Zumindest Regine ist auf das Thema „Friseur und Haarschnitt“ nicht gut zu sprechen und Martin wartet ab, bis er in der Heimat wieder dem Friseur seines Vertrauens seine Lockenpracht schenken darf.

    Weiter oben auf Deck 17 und 18 sind nur noch das „Top 18 Exclusive Solarium“, das - wie verschiedene andere Bereiche - der zuzahlenden Premium-Kundschaft der Marke „Aurea“ vorbehalten ist. Dort dürfen beispielsweise die VIPs in vom normalen Gast abgeschirmten Restaurants essen!

    Und damit das eher zu Übergewicht neigende Publikum die vertikalen Herausforderungen - Entfernung zwischen Bett und „Futtertrögen“ - gefahrlos überwinden kann, gibt es im Bug und Heck sowie im Mittelteil des Schiffes mehrere Aufzüge. Wir haben diese nur beim Einschiffen mit unserem Gepäck benutzt. Ansonsten nehmen wir leichtfüssig eine der vielen verwaisten Treppen (deren Verkleidung mit viel Glas und dem Teppichboden in der Farbe Braun ebenfalls auf ein stattliches Alter hindeutet), vermeiden das lange Warten auf den Lift und tun zudem noch etwas für die Gesundheit!
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  • Das Meer

    2023年4月9日, Nordatlantik ⋅ 🌬 25 °C

    Südlich der Kapverden, Ostersonntag, 9. April 2023

    Schon bei der Planung der - durch Corona verschobenen - ersten Reise 2019 war uns klar, dass wir die Rückreise unbedingt per Schiff machen wollen. Erstens haben wir beide noch nie so lange Zeit auf dem Wasser verbracht und zweitens wollten wir die lange Reise durch Argentinien und Chile langsam ausklingen lassen. Deshalb buchten wir damals eine Rückreise ab Buenos Aires, die uns in 21 Seetagen nach Venedig gebracht hätte…
    Aus all dem wurde bekanntlich nichts und wir haben dann für die neuerliche Planung der Reise 2022 die Art der Rückkehr bewusst offen gelassen, unter anderem auch, weil die Preise um über 50% gestiegen waren!
    Aber während unserer Reise hat uns das Fieber nach dem Meer dann doch wieder gepackt und nach langen Diskussionen haben wir das Ganze in Temuco (Chile) geplant und online gebucht.
    Aus verschiedenen Gründen wurde es dieses Mal eine kürzere Fahrt mit weniger Landgängen, Abfahrtsort Rio de Janeiro und Enddestination Lissabon. Dies hat dazu geführt, dass wir die Anreise nach und den Aufenthalt in Rio, den Transfer von Lissabon nach Porto, den Aufenthalt dort und den Rückflug nach Memmingen (Deutschland) gleich mit organisieren mussten. Schlussendlich hat alles gut geklappt und wir haben „unser“ Schiff, die MSC Fantasia, am Dienstag, 4. April 2023, in Rio um die Mittagszeit bestiegen.
    Da wir im 10. Stock wohnen, ist die Aussicht auf das Meer (oder besser die Bucht von Rio) schon jetzt beeindruckend. Wir sind ganz aus dem Häuschen und freuen uns riesig auf die lange Seereise!
    Ziemlich genau um 19 Uhr legen wir ab und alle Reisende strömen auf Deck, um dem Manöver beizuwohnen. Bald verlassen wir die Bucht und sehen die Stadt endlich von einer „anderen Seite“. Wir entfernen uns schnell vom Land und ausserdem wird es zunehmend dunkler, sodass das Letzte, was wir noch gut erkennen können, die Lichter am Strand von Ipanema, Leblon und Copacabana sind.
    Dann wird es stockdunkel, aber von unserem Balkon aus sehen wir immer auf das vom Schiff beleuchtete, ruhige Wasser. Nur ganz sanft schlagen Wellen gegen Bug und Seite.
    Als wir am Morgen aufwachen, sind wir irgendwo weiter nördlich vor der brasilianischen Küste - die wir aber nicht sehen können - unterwegs; wir wissen das nur dank der verschiedenen Navigations-Apps…
    Und endlich ist der Moment da, auf den wir lange gewartet haben: Rundherum ist nur Wasser, kein Land und nicht einmal ein Schiff zu sehen!
    Von jetzt an tun sich unendliche Weiten auf, die wir uns so nicht vorstellen konnten. Ob am Morgen, am Nachmittag, am Abend oder in der Nacht: Immer sind wir vom endlos wirkenden Meer umgeben. Mal ist es fast still, mal bilden sich kleine Wellen und dann - südlich der Kapverdischen Inseln - wird es bei schönem Wetter eher unruhig. Es gibt fast keine Abwechslung, nur zweimal sehen wir in der Ferne ein anderes Schiff.
    Hie und da gleiten wir an runden Teppichen und lang gezogenen Schlieren von Ansammlungen brauner Algen vorbei.
    Einmal sehen wir per Zufall kurz eine Delfin-Schule, die Backbord ihre Sprünge zeigen, dann sind sie auch schon wieder weg.
    Das Meer scheint tatsächlich endlos zu sein, meistens schön anzuschauen in seinem karibischen Blau. Bedrohlich wirkt es, wenn ein Regenschauer niedergeht, der Wind die Regenfahnen am Schiff nach hinten bläst und das Meer eine bleigraue Farbe annimmt.
    Mit der Zeit stellt sich beim Blicken aus dem Fenster eine Art Trance ein: Das Schiff fährt im gleichbleibend gemütlichen Tempo (36 km/h), die Bugwellen schlagen mit einer gewissen Regelmässigkeit an den Rumpf und die unveränderliche „Landschaft“ zieht draussen vorbei - ganz egal, was wir gerade machen und ob wir dies mitbekommen oder nicht.
    Das ist eine eigenartige Erfahrung und wir staunen, wie das wohl früher für Schiffsreisenden gewesen sein muss, die teilweise wochenlang zum Beispiel von Australien nach Europa gereist sind (und nicht den Luxus und die Dauerbespassung eines Kreuzfahrtschiffes hatten).
    Oder wie fühlen sich die Wagemutigen, die in einer Gruppe oder sogar ganz allein mit einem kleinen Segelboot den Atlantik (oder Pazifik) überqueren? Nichts als Wasser und Wellen und unter dem Boot geht es 1000 bis 4000 Meter in die Tiefe.
    Der Gedanke daran kann einem schon etwas Angst machen. Wir haben den Vorteil, dass wir dank der Grösse des Schiffes immer nur eine Seite sehen. So können wir uns in unserer Fantasie einbilden, auf der anderen Seite befinde sich Land. Das ist auf einem kleineren Schiff nicht möglich!
    Einfach nur hinauszuschauen und kaum etwas anderes zu sehen, kann auch ganz schön langweilig sein. Aber es hat auch etwas Beruhigendes, und wir sind glücklich darüber, dies von unserer Kabine aus geniessen und damit auch dem andauernden Lärm und Trubel auf dem Schiff entfliehen zu können:-)
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  • Das Personal

    2023年4月10日, Südatlantik ⋅ 🌬 26 °C

    Irgendwo im Südatlantik vor Brasilien, Ostermontag, 10. April 2023

    Eigentlich ist dies der einzig wichtige Beitrag vom Schiff für unseren Blog. Natürlich werden wir die drei vorgesehenen Landgänge geniessen und uns über die Gäste, das Spass-Programm und das bacchantische Treiben in den unzähligen Restaurants und Bars amüsieren.
    Aber das ganze Vergnügen wird ja erst dadurch ermöglicht, dass für alles und jedes Detail Personal zur Verfügung steht. Alle sind von diskret bis sehr freundlich, aber in (fast) jedem Fall formvollendet bei der Erbringung der entsprechenden Dienstleistung. Immer eine freundliche Begrüssung, ein Dankeschön/Bitteschön, ein Lächeln oder eine interessierte Frage („How was your day?“), die sicher auch „antrainiert“ wird, sich aber doch ehrlich anhört. Und alle sprechen wenigstens das auf einem Kreuzfahrtschiff Notwendige, nämlich Englisch.
    Wenn wir irgendeine Frage haben, hilft uns immer irgendjemand vom Personal weiter, manchmal direkt, manchmal auch nur, indem man uns sagt, wo wir Unterstützung erhalten. Es gibt hier ja eine ganze Menge an „Stationen“, von der Reception über das „Ausflugsbüro“, das „Medical Center“ (das wir hoffentlich nicht brauchen werden) über verschiedene Shops; doch auch bis zum Schluss der Reise werden wir nicht alles entdeckt haben…
    Den meisten Kontakt haben wir natürlich mit jenen Menschen, die auf dem Schiff arbeiten, die für uns direkt zuständig sind: Joséphine aus Madagaskar, die unser Zimmer sauber hält (und die nicht begreift, dass wir nicht jeden Tag die Bettwäsche und die Handtücher gwechselt haben wollen), Asrori, unser Kellner aus Java/Indonesien am Abend im Restaurant „Red Velvet“, Somi und Chon (aus Nordostindien. Wegen ihrer „chinesischen“ Gesichtszüge halten wir sie zuerst für Koreanerinnen oder so…).
    Zum Glück tragen alle Bediensteten (wirklich alle!!) ein Metallschild am Revers mit ihrem Namen und dem Herkunftsland.
    Regine, die sich ja bekanntlich für Vieles interessiert:-), erfährt von ihnen einiges über ihren Alltag und die Arbeitsbedingungen: Sie arbeiten zwischen elf bis zwölf Stunden pro Tag, haben wenig frei und Verträge über acht Monate.
    Meistens wissen sie am Abend des Vortags nicht, wofür und wann genau sie am Folgetag eingeteilt sind. Sie verdienen als Basislohn um die 1200 Euro (vermutlich pro Monat) und beneiden uns um die Möglichkeit der Landgänge; sie selbst haben auch an solchen Tagen meist nur zwei bis drei Stunden frei. Diese nützen sie dann auch immer, um - wie sie sagen - „frische Luft zu schnappen“. Eine Stadtbesichtigung wie wir sie erleben, das ist für sie nicht drin.
    Trotzdem sind sie alle fast immer bester Laune, entweder, weil sie vom Management dazu angehalten werden, oder weil sie einfach das Beste aus der Sache machen. Es ist auf jeden Fall eine Freude, sie immer wieder zu treffen und wenigstens ein paar Worte mit ihnen zu wechseln!
    An der abschliessenden Info-Veranstaltung für die Ausschiffung vernimmt Regine auch den wohl wichtigsten Grund für die „Hingabe“ des Personals: Wir werden einige Tage nach Rückkehr in die Heimat per Mail aufgefordert, in einem Fragebogen - unter anderem - namentlich (!) jene Bediensteten zu erwähnen, die aus unserer Sicht eine überdurchschnittliche Leistung erbracht haben sowie jene, mit denen wir nicht zufrieden waren; nur erstere können Hoffnung auf einen neuen Arbeitsvertrag haben!
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  • Die Gäste

    2023年4月11日, Nordatlantik ⋅ 🌬 22 °C

    Vor der afrikanischen Küste,
    rund 500 km südlich von Las Palmas, Dienstag, 11. April 2023

    Wir haben schon verschiedentlich schriftliche und fotografische Hinweise auf die bunte Gästeschar gegeben. Dennoch sind wir der Meinung, dass es sich lohnt, ihnen einen ganzen Footprint zu widmen.
    Leider wissen wir nicht, wie viele zahlende Personen sich auf dem Schiff befinden. Platz hätten 4300, aber wir denken, dass es nicht voll besetzt ist. Die Gäste zu zählen, das ergibt genauso wenig Sinn, wie wenn man Ameisen in einem Haufen zählen wollte. Es bleibt noch, die Anzahl zu schätzen. Das Schiff ist allerdings viel zu gross und es hat immer und überall Leute, so dass wir auch hier die ungefähre Anzahl nicht ausmachen können.
    Nehmen wir einmal an, es seien etwas mehr als zweitausend Gäste bei über eintausend Bediensteten, was ein Verhältnis von einer Vollzeitstelle pro zwei Gäste ergibt. Wir zwei „verfügen“ sozusagen über eine Person, die nur für uns da ist - rein statistisch betrachtet natürlich… Dieses Verhältnis drückt gut aus, welcher Luxus und welche Menge an Dienstleistungen uns (und den anderen Gästen) fast rund um die Uhr angeboten werden. Das Ganze ist ein gut funktionierendes Geschäftsmodell mit viel Kapital; aber an Geld mangelt es den Kreuzfahrern vermutlich nicht.

    Der überwiegende Teil der Mitreisenden spricht Portugiesisch und wir vermuten, dass es sich bei der Kreuzfahrt-Klientel überwiegend um reiche(re) brasilianische Weisse handelt, die es in die kühleren Gefilde Europas zieht. Wie sich gegen Ende der Kreuzfahrt herausstellt, ist dem auch so - wobei wir natürlich bezüglich des pekuniären Hintergrunds keine Informationen besitzen.
    Daneben sichten wir noch eine kleine Zahl Spanisch Sprechender, dazu einige wenige, die sich auf Englisch verständigen und ein paar „Handverlesene“ Deutsche (plus mindestens einem Schweizer :-). Das lässt sich gut an den Durchsagen und Ansprachen bei Aktivitäten und in den Shows ablesen, wo zum Teil „nur“ Portugiesisch gesprochen wird, eventuell gibt es noch eine Begrüssung auf Spanisch, Italienisch, Englisch und Deutsch.
    Das Personal stammt zum grossen Teil aus Brasilien oder spricht genug gut Portugiesisch, um die Bedürfnisse der Klientel zu verstehen. (Spanisch oder Englisch geht aber auch immer; wir sprechen ja kein Wort Portugiesisch!)
    Das Thema „Sprache“ sagt schon viel aus über die Gäste, die entweder kein Englisch können oder es nicht sprechen wollen. Wir haben den Eindruck, dass dies für die meisten eine Selbstverständlichkeit ist. Schliesslich hat man dafür ja bezahlt, oder!?
    Ebenso selbstverständlich erscheint das Verhalten, möglichst rund um die Uhr zu konsumieren: Neben den vielfältigen kulinarischen Vergnügungen gibt es jeden Tag Luxus-Events, wo man Uhren, Schmuck, Parfums, Whisky usw. erstehen kann. Ausserdem sichten wir eine ganze Ladenkette ebenfalls mit Luxusartikeln, dazu einen „Candy Shop“ (inklusive Schweizer Schokolade) und mehrere „Duty Free Shops“ mit dem entsprechenden Angebot. Wir merken schnell, um was es hier geht: ums Geldausgeben!
    Die überwiegende Mehrheit der Gäste bewegt sich im Alterssegment 50+; es gibt aber auch jüngeres Publikum und sogar ein paar Kinder, die im Meer der Kreuzfahrtgreise allerdings etwas verloren wirken.
    Es gibt auf dem Schiff mehr Frauen als Männer (oder diese liegen vielleicht die ganze Zeit für uns unsichtbar in den Kabinen:-), die sich jeden Abend der offiziell durchgegebenen Kleiderordnung gemäss in Kostüm, ganz in Weiss, leger oder elegant kleiden. Wir staunen: erstens, woher die wissen, was alles verlangt wird und zweitens, wie sie die ganzen Utensilien mitschleppen. Nun ja, angesichts der x Rollkoffer, die wir beim Einchecken gesichtet haben, werden die Mitreisenden auch keine fünfmonatige Rucksacktour hinter sich haben.
    Auf die Gefahr hin, zu viel Moral auszuschütten, kommen wir trotzdem nicht umhin, auch festzustellen, dass circa 80% der Kundschaft (gelinde gesagt) eine gewisse Tendenz zum Übergewicht zeigt. Oder anders ausgedrückt: Hätten hier alle das Idealgewicht, würde das Schiff geschätzt 40 Tonnen weniger mitschleppen…
    Niemand denkt hier übrigens daran, die zusätzlichen Kilos irgendwie diskret zu verstecken, im Gegenteil: „Weniger ist Mehr“ lautet offenbar die Devise, vor allem bei den Frauen, die ihr Fleisch aber wenigstens mit einiger Eleganz zur Schau tragen. Die Ausschnitte können dabei nicht zu gross und der Rock nicht kurz genug sein. Bei entsprechendem Anlass werden Ohren, Hals, Arme und Hände mit möglichst viel glitzerndem Klunker geschmückt. Die Männer hingegen wirken in kurzen Hosen und (meistens) hängendem Bierbauch reichlich „out of order“. Und dann gibt es noch die ganz Dreisten, welche - trotz schriftlichen Verbots - in Flipflops und Badeanzug oder Badehose zum mittäglichen Buffet erscheinen: „Everything goes“… sozusagen.
    Dazu muss man wissen, dass DER Brasilianer von Haus aus (für mitteleuropäische Ohren) etwas laut ist und sich nicht daran stört, die anderen (schon lauten) Gäste durch Einsatz des Stimmorgans zu übertönen. Bei fast vollen Bars und Restaurants führt dies natürlich automatisch zu einem Lärmpegel wie beim Oktoberfest.
    Ein Kränzlein winden müssen wir hingegen für den Anstand und die Zurückhaltung der meisten Gäste. Es gibt trotz des Gedränges kein Drängeln und keine Gehässigkeiten, die man angesichts des herrschenden „Dichte-Stresses“ erwarten dürfte. Auch gegenüber dem Personal, das neben Brasilien vorwiegend aus asiatischen Ländern stammt (Indonesien, Philippinen), ist man freundlich und aufgeschlossen, so dass manchmal regelrecht freundschaftliche Situationen mit Umarmung und Küsschen entstehen.

    Was uns gar nicht gefallen mag, ist hingegen das Essverhalten. Nicht nur, dass dauernd gegessen und getrunken wird (was sich in der entsprechenden Leibesfülle widerspiegelt), sondern dass das Essen auf den Tellern aufgehäuft und dann dort liegengelassen wird: Schliesslich hat man ja dafür bezahlt!
    Auch das Verhalten der Spanisch sprechenden Gäste an unserem abendlichen Nebentisch kommt uns reichlich „spanisch“ vor: Obwohl sie ganz normale Gäste wie wir sind, haben sie laufend Sonderwünsche (Käse vor der Vorspeise, anderer oder zusätzlicher Hauptgang als vorgesehen, eigenes Olivenöl auf dem Tisch und mehrere Desserts), die ihnen der italienische Kellner alle ohne zu murren erfüllt.
    Regine empört sich fast täglich und Martin bemüht wieder einmal sein Lieblings-Lebensmotto: „Nicht ärgern, nur wundern!“ (das er sich aus seiner fleissigen Jugend-Lektüre von Fix & Foxi angeeignet hat :-)
    Und so wundern wir uns also noch eine Weile über das seltsame Verhalten der Gattung „Kreuzfahrer*innen“ und stellen fest, dass diese Art der Fortbewegung und Freizeitgestaltung wohl nie zu unserem Favorit werden dürfte.
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  • Landgang Las Palmas

    2023年4月13日, スペイン ⋅ 🌬 19 °C

    Las Palmas de Gran Canaria, Mittwoch, 12. April 2023

    Damit die Rückführung der MSC Fantasia nach Europa von der Reederei als „richtige“ Kreuzfahrt verkauft werden kann :-), gibt es nach sieben Tagen auf hoher See noch drei Stopps für die Landratten an Bord.
    Der erste findet am Mittwoch in Las Palmas statt, das wir von unserem letztjährigen „Probemonat“ auf Gran Canaria schon ziemlich gut kennen. Insbesondere Regine erinnert sich dank ihres ausgezeichneten Gedächtnisses :-) noch an (fast) sämtliche Details.
    Wir haben beschlossen, an keinem der angebotenen Ausflüge teilzunehmen, sondern die Stadt in der kurzen Zeit (etwa viereinhalb Stunden) auf eigene Faust zu erkunden.
    Da wir auf keinen Fall in den „Ausstiegs-Stau“ der über zweitausend Ausflügler geraten wollen (Es gibt nur zwei Gangways.), nehmen wir nach dem Anlegemanöver, das gegen 13 Uhr beendet ist, im Café San Giorgio an Bord noch einige Häppchen zu uns, bevor wir das Schiff verlassen.
    Der Hafen liegt zum Glück ziemlich nahe am Stadtzentrum, genau dort, wo der Landstreifen zwischen der Bucht und dem offenen Meer am schmalsten ist. Wir können bequem zu Fuss zum Strand von „Las Canteras“ spazieren, der sich mit drei Kilometern fast über den gesamten Küstenbereich der Stadt erstreckt und mit Recht zu den schönsten Stadtstränden Spaniens zählt.
    Auch das Wetter, welches wir noch auf dem Schiff für kritisch hielten (da dichter Nebel uns den gesamten Morgen umhüllte), spielt mit. Bei angenehmen Temperaturen (in der Sonne 30 Grad) und nur leichtem Wind wandern wir „Las Canteras“ in südlicher Richtung entlang und staunen über die vielen (sonnen)badenden Touristen: Das muss wohl an den noch andauernden Osterferien liegen!
    Es gibt jede Menge an verlockenden kulinarischen Angeboten, aber wir bleiben hart.
    Nur beim Eis werden wir schwach und suchen eine Grido-ähnliche Einrichtung. Davon gibt es nur eine, die aber ausschliesslich Joghurt-Eis anbietet. Etwas weiter finden wir dann eine „Pastelería“ mit einer Eistheke und bestellen Capuccino (Regine) und Turón (Martin), beides je in einem Cucurucho (Waffeltüte), wie wir das in Argentinien immer gemacht haben. Leider können sich weder Geschmack noch Menge mit Argentinien messen, dafür ist der Preis mit 2,30 Euro europäisch hoch (aber doch nicht so hoch wie von Martin - an Schweizer Franken gewöhnt - befürchtet).
    Ganz am nördlichen Ende von Las Canteras steht ein riesiges Gebäude, das „Auditorio Alfredo Kraus“, das von weitem aussieht wie eine arabische Moschee oder ein Schloss. Es ist jedoch ein Konzertgebäude! Dort zieht es uns hin und es ist wahrlich ein prächtiger Bau mit einer grossen Kuppel (die an einen Leuchtturm erinnert) und einem riesengrossen Glasfenster (100 Quadratmeter), durch das die Konzertbesucher einen einmaligen Blick auf den Atlantik haben.
    Direkt vor diesem Prachtbau verweilen wir lange bei den Surfern (in Neoprenanzügen) und bestaunen ihr Können, das sie in meterhohen Wellen unter Beweis stellen. Da aber bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, sichten wir einige hundert Meter weiter vorne und auch näher am Ufer viele Schüler einer Surf-Schule, für die vermutlich die „Cracks“ ein echtes Vorbild sind.
    Schweren Herzens reissen wir uns von den Surfern los, denn es ist schon gegen 17:30 Uhr und wir müssen spätestens um 19:30 Uhr auf dem Schiff sein. Zudem plagt uns ein dringendes Bedürfnis! Wir haben auf dem Hinweg schon entsprechende Hinweisschilder gesehen, den Ort selber aber nicht gefunden. Mit etwas Spürsinn und viel Hartnäckigkeit findet Regine dann öffentliche Toiletten direkt am Strand in einem Gebäude, in welchem auch die „Touristen-Polizei“ residiert. Die Örtlichkeit ist modern und sauber und es hat auf den Toiletten sogar Papier - ein Umstand, der uns nach fünf Monaten Südamerika in Staunen versetzt! :-)
    Wir machen uns auf den Weg zurück zum Hafen und sehen schon von weitem, dass wir nicht die Einzigen sind, die etwas früher zurückkommen: Ganze Trauben von Kreuzfahrern streben der „Fantasia“ zu und etliche Busse mit Tagesausflüglern überholen uns. Das Resultat ist dann eine endlos erscheinende Menschenschlange, die sich vor den beiden Gangways staut. Wir halten diese zuerst für den Engpass, stellen aber später fest, dass der Rückstau darauf zurückzuführen ist, dass alle Eintreffenden peinlichst genau kontrolliert und ihr Gepäck (wie im Flugzeug) auf unerlaubte Flüssigkeiten (Alkohol!) durchleuchtet wird. Martin hat - wie immer - sein Schweizer Armeemesser in der Hosentasche, was (Oh je!) die Alarmglocken schrillen lässt. Er muss es aber nur zur Kontrolle abgeben und darf es danach wieder einstecken…
    Der nächste Stau entsteht an den Aufzügen - für uns als Treppensteiger jedoch kein Problem. Nun hoffen wir, das Manöver des Ablegens miterleben zu können. Dies verzögert sich jedoch, weil laut Durchsage noch irgendetwas „am Bunker“ geregelt werden muss. Wir verstehen nur „Bahnhof“ und erst unser Abendkellner löst auf Nachfrage das Rätsel auf: Wir mussten noch mehr Treibstoff tanken oder dieser konnte nicht rechtzeitig geliefert werden, oder so ähnlich…
    Auf jeden Fall - so verspricht es der Kapitän - werden wir am nächsten Morgen ohne Verspätung um 8 Uhr in Santa Cruz de Tenerife anlegen. Es ist ja auch nur 70 Seemeilen entfernt - eigentlich ein Katzensprung!
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  • Landgang Santa Cruz de Tenerife

    2023年4月14日, スペイン ⋅ ⛅ 19 °C

    Santa Cruz de Tenerife, Donnerstag, 13, April 2023

    Auf Teneriffa waren wir beide noch nie!
    In der Hauptstadt Santa Cruz landet das Schiff zwar (angeblich) weit vom Zentrum entfernt, aber es gebe einen Gratis-Shuttle-Service der Hafenverwaltung, schreibt die Hauspostille, die jeden Abend aufs Zimmer verteilt wird und das Programm für den kommenden Tag ankündigt.
    Seit Martins Schwindelanfall haben wir das Fasten-Regime deutlich zu unseren Gunsten gelockert :-) und frühstücken - meist am späteren Vormittag - immer eine Kleinigkeit. Somit lassen wir den anderen 3000 Gästen, die das Frühstück schon lange verdaut haben, den Vortritt beim Drängeln um den schnellsten Ausgang.
    Aber heute müssen wir um 8 Uhr aus den Federn, weil eine speziell eingesetzte Putz-Equipe ab 9 Uhr den Balkon säubern werde, wie uns Joséphine, unser „Zimmermädchen“ aus Madagaskar, am Abend vorher mitgeteilt hat.
    Als wir gegen 9:30 Uhr aus dem Schiff treten und nach dem Shuttle fragen, stellen wir fest, dass dieser immer nur 15 (!) Gäste aufnehmen kann und zudem noch unregelmässig verkehrt… Regine findet jedoch mit elektronischer Hilfe heraus, dass es bis zum Stadtzentrum ohnehin nur zwei Kilometer sind, die wir locker zu Fuss zurücklegen können (was übrigens eine grosse Anzahl anderer Gäste auch macht).
    Das Problem in Santa Cruz ist nun aber, dass es nicht wirklich viel zu sehen gibt und wir laufen darum etwas ziellos herum. Zum Glück ist die Dauer des Landgangs - bis spätestens 16:30 Uhr müssen wir zurück sein - relativ kurz, sodass es uns trotzdem nicht langweilig wird. Zuerst sitzen wir ein wenig im Stadtpark und schauen Grossvätern als Baby- und Hundesittern zu und gehen „immer der Nase nach“ weiter in Richtung Zentrum. Dabei findet Regine eine Kirche (Sie findet immer eine! :-), deren Inneres sie unbedingt besichtigen möchte. Wir gehen hinein und bestaunen den riesigen deckenhohen Altar ganz aus Holz. Da tritt ein älterer Mann hervor und schaltet das Licht für Regines Fotos ein. Er zeigt uns gerne auch noch einige angrenzende Räumlichkeiten mit schönen und gut erhaltenen Azulejos (Fliesen im andalusischen bzw. arabischen Stil).
    Martin hält ihn für den Küster/Mesner, aber er erwidert erheitert, dass er einer der fünf hier amtierenden und wohnenden Priester sei. Er weist uns noch freundlich auf ein Gebäude der Freimaurer gleich hinter der Kirche hin, das wir fotografieren, aber leider nicht besichtigen können, da es gerade renoviert wird.
    Dann spazieren wir zum Markt „de las Africas“, der eine Mischung aus lokalem Markt und hippen Geschäften ist. Eines verkauft sogar ausschliesslich „fromage français“ und hat im Angebot einen Gruyière aus der Schweiz. Wir wollen aber nicht besserwisserisch sein und sprechen die Verkäuferin nicht an.
    Wir widerstehen mal wieder den Versuchungen und kaufen nichts. Nach wie vor hat sich das Gewicht unseres Gepäcks und dessen Fassungsvermögen nicht verändert.
    Im Bereich der Altstadt versuchen wir noch einen Blick in die Kathedrale zu werfen. Sie ist aber bis 17:30 Uhr geschlossen: Pech gehabt! Wir müssen spätestens um 16:30 Uhr wieder zurück sein, wenn es heisst: Alle an Bord!
    So geht es also wieder zurück aufs Schiff, vorbei am zweiten hier ankernden grossen Kahn der Firma „Mein Schiff“, auf dem mehrheitlich deutsches Publikum mitfährt. Dies erkennen wir unschwer an der Sprache, zudem aber auch an der Kleidung: Die Brasilianer (Mittlerweile wissen wir, dass es nur eine Handvoll Portugiesen, Engländer, Italiener und Deutsche auf der MSC Fantasia gibt.), sind allesamt wesentlich eleganter unterwegs (enge Röcke und Kleider, schicke Schuhe, gut geschminkt - zumindest die Frauen - und insgesamt kaum im Outdoor-Outfit).
    Heute verläuft das Einchecken ziemlich reibungslos, wohl auch, weil viele Landgänger (wie wir) nach der gestrigen Erfahrung mit der Warteschlange beschlossen haben, heute früher anzustehen…
    Regine besucht am Abend wieder eine Show, dieses Mal mit dem Namen „Rhythm divine“ - Göttlicher Rhythmus. Offenbar hält der Name, was er verspricht. Regine ist wie immer bei Musik, Tanz und Akrobatik ganz „hin und weg“.
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  • Landgang Funchal

    2023年4月14日, Nordatlantik ⋅ 🌬 16 °C

    Funchal, Freitag, 14. April 2023

    Auch Madeira ist uns nicht bekannt und deshalb sind wir gespannt, wie es hier sein wird. Regine hat gelesen, dass es auf der Insel fast immer warm, aber nie heiss sein soll.
    Wie immer gehören wir nicht zu den ersten, die das Schiff verlassen. Wir haben uns am Vorabend ein bisschen schlau gemacht und wollen mit der Seilbahn auf den Berg. Das erste Problem dabei ist: Es gibt zwei Seilbahnen auf den „Monte“! Mit Hilfe der Navigations-App finden wir die richtige und stellen auf dem Weg Richtung Seilbahn fest, dass ausser uns offensichtlich noch gefühlte tausend andere Kreuzfahrt-Gäste dieselbe Idee hatten! Darum beschliessen wir, zuerst das Stadtzentrum anzuschauen und erst dann zur Talstation zu gehen, in der Hoffnung, dass nach zwei Stunden die meisten Touristen schon den Berg „erklommen“ haben.
    Schon beim Betreten der Altstadt sticht uns die Sauberkeit ins Auge; es liegen weder Papierfetzen noch Zigarettenstummel oder gar Hundekot auf den Strassen. Zudem sind alle Gebäude renoviert und modern, ganz wie in einer europäischen Hauptstadt. Aber vielleicht fällt uns der Unterschied auch nur deshalb auf, weil wir uns in Südamerika an andere Zustände gewöhnt hatten…
    Funchal zeigt sich von seiner besten Seite: Es viele gut restaurierte alte Gebäude und schöne Kirchen, die zu Regines Freude auch alle geöffnet sind :-) Wir kommen an zwei Flüss(ch)en vorbei, welche die Stadt von den Bergen her kommend durchfliessen. Sie führen tatsächlich auch Wasser, was uns nach der Erfahrung auf den Kanaren doch etwas erstaunt.
    Aber das liegt sicher an der geografischen Lage im Nordatlantik, wo es - über das Jahr verteilt - genügend Wolken gibt, die an den Bergen abregnen.
    Und Berge hat es hier überall, das heisst: Unmittelbar nach einem schmalen, flachen Küstenstreifen steigt die Landschaft zuerst wenig, dann immer steiler an. Fast die gesamte Stadt liegt am Hang, wobei hier - im Gegensatz zu Rio - die Reichen und Schönen oben wohnen.
    Da fahren wir nun mit der Seilbahn für 12,50 Euro pro Person (einfache Fahrt) hinauf zum Stadtviertel „Monte“, das - laut Internet - das Villenviertel von Funchal ist.
    Unser Plan ist es, mit einem Korbschlitten der sogenannten „Carreiros“ hinuntergefahren zu werden. Diese Karren sind ganz aus Holz, bieten 2-3 Personen Platz und werden von zwei Männern gesteuert, die sich hinten auf den Schlitten stellen. Die Kufen sind ebenfalls aus Hartholz und so fein geschliffen, dass sie bei entsprechendem Gefälle auch auf Asphalt rutschen. Das Ganze ist eine wahre Gaudi, auf die wir nicht verzichten wollen! Aber dann kommt die Ernüchterung!! Wir sehen die lange Schlange der Wartenden! Geschätzte Zeit für das Anstehen: eineinhalb Stunden!
    Das tun wir uns nicht an und schauen dem Treiben deshalb einfach nur zu. Die Carreiros sind alle ganz in Weiss gekleidet und sehr erfahren. Dies ist auch notwendig, weil die Schlitten auf einer ganz normalen und befahrenen (!) Strasse hinunterbrausen. Die einzige Änderung zum normalen Strassenverkehr ist, dass die Fahrspuren gewechselt sind (Linksverkehr!), was Touristen im Mietauto sehr verwirrt und sicher zu brenzligen Situationen führen kann.
    Eine solche erleben wir auf unserem Weg nach unten, als ein PKW auf die rechte (also falsche!) Spur einbiegt und von einem erzürnten Funchaler sofort zurechtgewiesen wird: „A esquerda!“, nach links! An manchen Kurven bremsen die Carreiros ab, nicht nur aus sicherheitstechnischen Gründen. Denn der Spass soll ja fotografisch festgehalten werden! Zwar ist bei jedem Tourist das eigene Smartphone im Einsatz, doch die Professionellen (einheimische Fotografen) lassen es sich nicht nehmen, die Leute abzulichten und ihnen bei Ankunft dann das Foto unter die Nase zu halten - wie übrigens auch beim Einstieg in die Seilbahn.
    Dann nehmen wir, die Sonne immer im Gesicht und „unser“ Schiff im Blick, die 580 Höhenmeter nach unten in Angriff. Es ist steil, sehr steil sogar, und dazu hat es nicht immer einen Gehweg. Zum Glück fahren nicht allzu viele Madeirer an uns vorbei, aber die wenigen sind in hohem Tempo unterwegs und halten geringen Abstand zu uns Fussgängern! Mit schlotternden Knien kommen wir unten an.
    Regine schaut noch eine Kirche an, Martin wartet draussen. Dann gibt es an der Uferpromenade noch ein Foto vom Schiff im Abendlicht und nun geht es zurück. Wir sind eine Stunde zu früh dran (Um 19:30 Uhr müssen alle an Bord sein.) und aus diesem Grund hat es vermutlich keine lange Warteschlange, wofür wir dankbar sind.
    Martin hat eine Erkältung erwischt und ist froh, dass er sich eine Weile aufs Bett legen kann. Regine ist weiterhin aktiv, bearbeitet die Fotos von Teneriffa für unseren Blog, schaut dem Einholen der Gangway zu (direkt unterhalb unseres Balkons) und verabschiedet den Lotsen vom Kabinenbalkon aus. Begleitet wird dieser vom Klatschen der Passagiere und vom dreifachen Hupen der MSC Fantasia. Ein letzter Blick bei Einbruch der Dunkelheit auf Funchal…
    Morgen ist unser letzter Tag auf See, bevor wir am frühen Sonntagmorgen in Lissabon anlegen und damit unsere Schiffsreise beenden.
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  • Von Funchal nach Lissabon

    2023年4月15日, Nordatlantik ⋅ 🌬 18 °C

    Nordatlantik, Samstag, 15. April 2023

    Eigentlich ist an diesem Tag nichts los. Es herrscht aber allgemeine Aufbruchstimmung und da das kühle Wetter und der starke Wind einen Aufenthalt an Deck unmöglich machen, bevölkern die Gäste die Lounges, Bars und Cafés.
    Auch Regine, die noch von einigen letzten Bahnen im Pool träumt, muss leider den Tatsachen ins Auge blicken.
    Da Martin erkältet danieder liegt, erklärt sich Regine bereit, alleine zur Info-Veranstaltung bezüglich der Ausschiffung um 10 Uhr im grossen Theatersaal zu gehen. Sie berichtet, dass insgesamt nur circa 10 Leute anwesend waren und dies bei über dreitausend Gästen!
    Diese geringe Teilnehmerzahl klärt sich aber schnell auf: Die Veranstaltung wird nach Sprache gestaffelt durchgeführt und die deutschsprachigen Gäste sind als erste einbestellt.
    Da zeigt sich doch die gute Organisation auf dem Schiff! Die Perfektion in der Planung ist auch an den detailreichen Informationen zur Ausschiffung zu erkennen. Wir bekommen alles, was Regine gehört hat, auch noch schriftlich und dazu Klebeetiketten für das Gepäck, für uns selber und für die Bordkarte. Da kann dann wohl nichts schief gehen, denken wir. Am nächsten Tag erleben wir dann allerdings, dass sehr wohl einiges daneben gehen kann, wenn man nicht für den Notfall (Martin nennt das immer „eine zweite Option haben“) mitgeplant hat.
    Dass wir automatisch in Gruppe 8 eingeteilt werden, passt uns gar nicht: Damit könnten wir frühestens um 10 Uhr das Schiff verlassen und würden den Flixbus nach Porto unter Umständen nicht mehr erreichen.
    Regine eilt zur Rezeption, stellt sich geduldig in die schon xxxx Meter lange Warteschlange und organisiert eine Zuordnung zur ersten Ausschiffungs-Gruppe, beziffert mit Nummer 2. Dort sind wir in guter Gesellschaft von VIP-Kunden, Notfällen und Ausnahmen, wobei wir wohl in die letzte Kategorie fallen :-)
    Dann lesen wir noch etwas, räumen auf und packen unsere Siebensachen. Am Abend gibt es für Regine eine letzte tolle Abendshow mit den „Best Off“ der Tänzer, Sänger und Artisten und anschliessend eines der üblichen 3-Gänge-Menüs im Restaurant „Red Velvet“. Hier verabschieden wir uns von Asrori, unserem netten indonesischen Kellner und in unserem Lieblingscafé „Piazza San Giorgio“, das wir häufig frequentiert haben, von Somi und Chon, den Kellnerinnen aus Indien - nicht ohne den Dreien zu versichern, dass sie von uns eine hervorragende Bewertung erhalten… wie übrigens auch Josefine, unser „Zimmermädchen“.
    Bald sind wir im Bett, weil wir am Morgen um 6:30 aus den Federn müssen.
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  • Ausschiffung mit Totalstress!

    2023年4月16日, ポルトガル ⋅ ☀️ 27 °C

    Lissabon, Sonntag, 16. April 2023

    Für die Ausschiffung in Lisssabon wurden wir schon im Voraus gebrieft. Jede Kabine wird einer Gruppe zugeteilt und dann wird ab 7:30 Uhr nach Gruppennummer „ausgeschifft“, wie das im Slang heisst. Selbstverständlich haben alle Mitglieder des „MSC Yacht Club“ (eine Art VIP-Abteilung für Leute, die gerne eine Yacht hätten, sich aber keine leisten können) absoluten Vortritt und kommen automatisch in Gruppe 2. (Die Bezeichnung Gruppe 1 existiert nicht; darin befindet sich dann wohl der Kapitän!)
    Regine ist ein wenig besorgt, ob wir bei einer Zuteilung das Schiff rechtzeitig verlassen können, um unseren Flixbus nach Porto zu erreichen. Deshalb begibt sie sich - wie schon beschrieben - auf Anraten des deutschsprachigen Herrn des Managements - an die Rezeption und organisiert bravourös, dass wir der Gruppe 2 zugeteilt werden und auch unser Gepäck nicht - wie alle anderen Gäste - abgeben müssen. Es wird sich bald zeigen, dass beides sehr gute Entscheidungen waren…
    Wir stehen am Morgen früh auf und begeben uns wie befohlen um 7:20 Uhr in den grossen Theatersaal „L‘Avanguardia“, wo das Ausreise-Spektakel um 7:30 Uhr beginnen soll.
    Mit zehn Minuten Verspätung informiert ein Besatzungsmitglied auf Portugiesisch und radebrechend kurz auf Englisch, dass es eine kleine Verzögerung gebe, weil die portugiesischen Behörden noch keine Erlaubnis zum Verlassen des Schiffes gegeben hätten.
    Kein Problem, denken wir… im Warten sind wir ja geübt! Denkste: Um 8:00 Uhr sitzen wir ohne weitere Meldung immer noch in den tiefen Sesseln des Theaters. Um 08:20 Uhr erscheinen dann schon die Gäste der Gruppe 3, aber immer noch gibt es keine Freigabe durch die Behörden.
    Um 8:45 Uhr tritt dann eine 5-sprachige Vertreterin des Schiffsmanagements auf, die lang und breit erläutert, dass wir noch etwas Geduld brauchen. Der Grund für die Nichtfreigabe sei allerdings nach wie vor nicht bekannt. Es tue ihr sehr leid!
    Mittlerweile ist 9 Uhr vorbei und irgendwie hat es sich im Schiff umgesprochen, dass es „ein kleines Problem“ gebe. Immer mehr Gäste - ob zeitlich schon an der Reihe oder nicht - strömen herbei und verstopfen sukzessive alle Ein- und Ausgänge. Ein wie immer gearteter Notfall dürfte hier nicht eintreten!!
    Jetzt hat die Geduld der vornehmlich brasilianischen Teilnehmer endgültig ein Ende. Zuerst mit rhythmischem Klatschen, dann durch individuelle erboste lautstarke Beiträge an die Adresse des Managements macht sich die versammelte Menge Luft. Die Aufregung ist bei einigen klar: Sie haben zum Teil Flüge gebucht, die sie nicht verpassen wollen!
    Wir haben den Bus nach Porto auf 12:30 Uhr gebucht. Es bleibt also noch Zeit und Martin findet heraus, dass wir jede halbe Stunde eine weitere Verbindung hätten und in jedem Fall heute noch von Lissabon nach Porto kämen. Also kein Stress (für uns).
    Kurz vor 10 Uhr hören wir dann die Durchsage: Yacht-Club-Mitglieder und Gäste der Gruppe 2 (also wir!) dürfen ab sofort ausschiffen!
    Regine hat schon gesehen, dass die Gangway im 6. Stock in der Mitte des Schiffes festgemacht ist. Dort gehen wir hin bzw. wir versuchen, uns einen Weg durch die Wartenden, Sitzenden und Liegenden in den Gängen zu bahnen, was viel Armrudern und Umwege beinhaltet - und das mit unseren schweren Rucksäcken. Wir haben das Gepäck ja nicht abgegeben!
    Dann schaffen wir es bis kurz vor den Ausstieg, werden da aber von Crew-Mitgliedern zurückgehalten, die nichts davon wissen wollen, dass jetzt die Gruppe 2 mit Ausschiffen an der Reihe ist. Regine fragt mehrfach nach, bekommt aber immer abschlägige Antworten. Sie ist darum gar nicht „amused“ und schlussendlich setzen wir uns über die Meinungen der Crew-Mitglieder hinweg.
    Nur ist auf jener Seite, wo wir anstehen, an ein Durchkommen nicht zu denken. Wir begeben uns mit viel Mühe auf die andere Seite, wo schon weitere 300 Leute aller Gruppen (von 2 bis 12!!) zum Ausgang dränge(l)n.
    Jetzt gibt es kein Halten mehr! Der Crew hat jegliche Kontrolle über die „Meute“ verloren und die sonst so noblen Gäste haben sämtliche Formen des Anstands über Bord geworfen. Schubsen, Drängeln, auf die Füsse stehen, gekonnt Handgepäck an unseren Schultern vorbeischieben… Es werden alle zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt, um wenige Zentimeter vorzurücken.
    Aufrufe, dass Gäste mit den Nummern 3 bis 12 wieder zurück in den Theatersaal gehen und dort warten sollen, verhallen ungehört.
    Dafür geht jetzt das Geschiebe und Gerempel um jedem Zentimeter Boden los: Die Türe zum Ausgang wird geöffnet! Jeder versucht, sich irgendwie vorzudrängen und wir sind mittendrin und erweisen uns als erfahrene „Drängler“ :-) Nach vielem Hin und Her und dem Durchlassen erlauchter Mitglieder des Yacht-Clubs (die immer mindestens einen Bodyguard der Crew dabei haben) schaffen wir es an die frische Luft.
    Jetzt zeigt der Rückstau sein wahres Gesicht und Ausmass: Jeder, der das Schiff verlässt, wird aufgrund seiner Boarding Card genauestens überprüft (und bei manchen gibt es da offenbar Probleme…). Dazu werden Passagiere, welche es so weit schaffen, aber nicht der Yacht-Gruppe oder der Gruppe 2 angehören, „zurückgeschickt“.
    Das geht aber eigentlich gar nicht, weil für den Rückschub kein Platz vorgesehen ist.
    Kurz und gut: Das Chaos ist perfekt und das Management der MSC Fantasia hat auf gesamter Länge versagt. Sie haben zwar den Normalfall perfekt vorbereitet, sind aber für jegliche Abweichung des Plans unvorbereitet. Und die höheren Ränge scheinen das Schiff sowieso schon lange verlassen zu haben. Auf jeden Fall lässt sich von den Goldbetressten niemand blicken und nur die Security-Leute stehen etwas fehl am Platz herum und schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu.
    Endlich draussen auf der Gangway, marschieren wir flott durchs Terminal, vorbei an den tausend Koffern und Taschen, die von den Gästen noch abgeholt werden müssen. Wir haben unser Gepäck glücklicherweise schon dabei.
    Nach 12 Tagen auf See fühlen wir nun in Lissabon festen Boden unter den Füssen.
    Wir werfen nach Verlassen des Terminals einen Blick zurück aufs Schiff, machen noch ein Selfie und sehen schon hier diejenigen Reiselustigen, die für die Mittelmeerrundreise neu einchecken wollen. Von ihrem „Warte-Glück“ ahnen sie noch nichts!
    Wir streben der U-Bahn Station Terraço da Praça zu (einen Kilometer entfernt). Es ist zum Glück angenehm warm und die Sonne scheint.
    Nach einigen technischen Problemen am Ticket-Automaten schaffen wir es, Einzeltickets für unsere Fahrt bis zur Estaçao Oriente zu lösen und fahren mit einmal Umsteigen dorthin. Um 11:30 Uhr - also eine ganze Stunde zu früh - treffen wir am Busbahnhof ein. Beim Einsteigen in die Busse sind wir in den letzten fünf Monaten ja zu wahren Cracks geworden! Einer (Martin) kümmert sich um das Gepäck, die andere (Regine) um die besten Sitzplätze (Hier ist die Sitzplatzreservierung nicht zwingend bzw. mit Mehrkosten verbunden.).
    So reisen wir dann drei Stunden lang die dreihundert Kilometer nach Porto mit guter Aussicht von den vordersten Rängen gemütlich dahin (Regine macht eines ihrer üblichen Nickerchen im Bus :-).
    In Porto haben wir erneut Probleme am Ticket-Automaten der Metro: Entweder hat der Apparat etwas gegen Regines Kreditkarte oder wir verstehen zu wenig Portugiesisch :-) Ein paar Jugendliche helfen uns, aber am Schluss müssen wir doch mit Bargeld bezahlen. Beim Aussteigen kaufen wir uns noch eine Porto-Card für 3 Tage (U-Bahn, Busse und einige Museen inbegrfiffen) und finden die Unterkunft auf Anhieb. Die Vermieterin ist nicht da, hat aber die Schlüssel im Geheimversteck für uns hinterlegt. Das finden wir ohne Mühe und kommen im Altstadt-Quartier Sao Bento in unsere letzte Unterkunft vor dem Heimflug. Küche, Bad, Schlafzimmer und eine Terrasse mit herrlichem Ausblick über das Quartier und den unten fliessenden Douro. Und das bei prächtigem Sonnenschein!
    Jetzt noch Einkaufen für das übliche Nachtmahl: Brot, Wurst und Käse mit einem Tomaten-Zwiebel-Salat, dazu eine ganze Flasche leckeren Rotweins. Etwas betrunken torkeln wir ins Bett und Martin schläft wenigstens bis 3 Uhr und vergällt ab dann allen die verdiente Nachtruhe mit seinem bellenden Husten.
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  • Im Zentrum von Porto

    2023年4月18日, ポルトガル ⋅ ☁️ 23 °C

    Porto, Montag, 17. April 2023

    Das erste, was uns in Porto aufgefallen ist, als wir gestern im Zentrum ankamen, ist die Anzahl an Touristen.
    Wenn man dem Untergrund (Metro) entsteigt und in Richtung Douro schaut, sieht man ein Meer von Köpfen, die entweder die Rua Mourinho da Silveira oder die Fussgängerzone Rua das Flores entlangbummeln. Es sieht ein wenig aus wie auf der Rambla in Barcelona, aber zum Glück sind wir hier noch nicht so weit…
    Da wir uns im Voraus zur Stadt Porto nicht wirklich schlau gemacht haben, wissen wir zwar, dass wir im Herzen der Altstadt und in der Rua do Sao Miguel, 31, residieren, jedoch nicht, dass Sao Miguel der Schutzpatron von Porto ist. Im Wort „Altstadt“ steckt ja auch „alt“ und diese Umgebung hier ist wirklich sehr alt. Vom Balkon unserer etwas heruntergekommenen Wohnung haben wir zwar eine schöne Aussicht, sehen aber viele dreckige Hinterhöfe und eingefallene Dächer. Porto ist eben - trotz grosser finanzieller Hilfe durch die EU - noch nicht so herausgeputzt wie andere europäische Grossstädte.
    Aber die zentrale Lage bietet uns natürlich erhebliche Vorteile: Einerseits liegen fast alle wichtigen Sehenswürdigkeiten in Gehdistanz und zweitens können wir von hier aus so viel wir wollen durch das Viertel Saõ Bento spazieren. Und das tun wir auch ausgiebig! :-) Nachdem das Wetter so schön ist und die Sonne herunterbrennt, vermeiden wir auch Museumsbesuche: Draussen gefällt es uns besser!
    Zuerst wandern wir langsamen Schrittes quer durch den Westteil des Quartiers durch enge Gassen zum Rio Douro runter. Es hat viele malerische Gassen und tolle alte Fassaden, die unrenoviert fast besser aussehen als ganz neu. Unten an der Rua de Alfandega rumpeln die alten Strassenbahnen vorbei (die in der Porto Card nicht inbegriffen sind), die nostalgische Touristen anziehen soll. Martin sagt, mit solchen Kisten sei er in seiner Jugend häufig genug zur Schule gefahren. Von aussen anzuschauen, das sei ja okay, aber für 3,50 Euro mitfahren!?
    Jetzt schlendern wir dem Douro entlang Richtung Ponte Luis I. Das ist diese weltberühmte Metallbrücke, die ein Mitarbeiter von Gustave Eiffel (der vom Eiffelturm) entworfen und gebaut hat. Sie hat Fussgängerüberführungen auf zwei Ebenen, eine ganz unten am Ufer und die andere ganz oben, wo auch die gelbe Metro-Linie verkehrt. Wir nehmen die untere und sind beeindruckt von der Schönheit und Leichtigkeit des Baus. Er wirkt gleichzeitig filigran und doch sehr stabil. Die Tatsache, dass er schon seit weit über 100 Jahren den gesamten Verkehr unbeschadet überstanden hat, ist dafür der beste Beweis.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, dort, wo sich die Portwein-Lagerhallen und der alte Fischmarkt befinden, streben wir nach Osten, wo wir weiter flussabwärts den Douro überqueren und danach zurück in Richtung Altstadt wollen.
    Aber Regine entdeckt steil oben eine Art Festung, die sich dann als Kloster (!) entpuppt, und dort zieht es sie hin. Aus der Nähe betrachtet ist das Bauwerk von aussen imposant, aber wir gehen trotzdem nicht hinein, weil es zum einen geschlossen ist und zum anderen die Aussicht zwanzig Meter weiter oben auch nicht besser sein wird als da, wo wir gerade stehen.
    Dafür besteigen wir die Metro Amarela (gelb), die hier oberirdisch als moderne Strassenbahn daherkommt und fahren bis zur unterirdischen Endstation Santo Ovidio. Dort ausgestiegen, sehen wir uns kurz um, nur um festzustellen, dass es hier aussieht wie in einem Vorort einer beliebigen europäischen Stadt: Strassen mit viel Verkehr, Neubauten mit Ladengeschäften und neue Wohnsiedlungen, wenig Grünfläche. Darum fahren wir schnell wieder zurück! Wir haben ja einen Drei-Tages-Pass für den öffentlichen Verkehr:-)
    Jetzt steigen wir erst bei der Station Saõ Bento aus, denn dort soll der schönste Bahnhof Europas stehen. Tatsächlich hat er eine imposante Eingangshalle mit ganz vielen Azulejos (Fliesen), auf denen all die schönen portugiesischen Schlachten und Könige verewigt sind. Martin findet, der Bahnhof Zürich sei trotzdem schöner - es geht halt nichts über ein bisschen Lokalpatriotismus :-))
    Der Weg führt uns weiter zur Kathedrale von Porto, die ebenfalls nur zwei Steinwürfe entfernt hoch über dem Douro thront. Der Eintritt mit unserer Porto Card kostet zwar immer noch zwei Euro, aber wir schauen uns die ganze katholische Pracht und den Luxus trotzdem an und besteigen einen der beiden Türme (Der Glockenturm ist nicht zugänglich.). Von hier oben überblickt man nicht nur das Zentrum, sondern sieht weit über die Stadt und deren Grenzen hinaus. Diese Sicht allein war schon zwei Euro wert!
    Auf dem Heimweg kaufen wir in unserem Quartierladen ein. Es gibt dort allerdings kein Brot, so dass wir nach einer nahegelegenen Bäckerei fragen. Gleich um die Ecke, nur fünf Minuten entfernt soll es eine geben. Wir machen uns auf, müssen jedoch nochmals mehrere Passanten fragen, um sie dann tatsächlich auch zu finden. Dort kaufen wir sagenhaft billige Brötchen (15 Cents) und leckere Süssigkeiten. Zu Hause besteht das Abendessen aus der Wiederholung von gestern plus den leckeren (kalorienreichen) Pasteles.
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  • Portwein-Degustation als Premium-Kunden

    2023年4月18日, ポルトガル ⋅ ⛅ 24 °C

    Porto, Mittwoch, 18. April 2023

    Unser Airbnb-Host, eine jüngere polnische Frau, ist in ihrem Hauptberuf Touristenführerin und hat uns mit etlichen Tipps und Angeboten eingedeckt, die wir als erklärte Individualtouristen bisher alle links liegengelassen haben.
    Regine sieht aber, dass wir für eine Führung in einer Portwein-Kellerei mit anschliessender Degustation als ihre Gäste eine 50%-Reduktion hätten. Darauf buchen wir für den Nachmittag einen solchen Besuch. Am Morgen nach einer Nacht mit wenig Schlaf, weil Martin ewig gehustet hat (Mittlerweile geht es ihm wieder besser :-). ), arbeiten wir zuerst an unserem Blog und machen uns dann zu Fuss auf, um herauszufinden, wie weit es zur Bushaltestelle ist, von der aus am Donnerstagmorgen um 5 Uhr der Nachtbus zum Flughafen abfährt.
    Wir spazieren am westlichen Rand des Stadtviertels entlang und schlagen dann die Richtung nach São Bento ein.
    Immer mehr Touristen kommen uns entgegen und von weitem sehen wir, dass sich dort, wo wir hinwollen, eine Grossbaustelle befindet. Also probieren wir es mit einem Umweg über Seitenstrassen und finden dann auch endlich die gesuchte Haltestelle.
    Fazit: Mit eineinhalb Kilometern ist sie ziemlich weit von unserer Unterkunft entfernt, weshalb wir uns für eine Buchung mit Uber entscheiden. Auch die Option B wäre dann ein Taxi und nicht der Nachtbus. Dies wäre am frühen Morgen und mit unserem Gepäck einfach zuviel des Guten!
    Auf Regines iPhone klappt die Reservation bei Uber aber aus unerklärlichen Gründen nicht, sodass wir es bei Martin versuchen. Wir sind aber Uber-Neulinge und nicht wirklich sicher, ob das auch funktionieren wird.
    Nico, der weitgereiste ältere Sohn von Martin, beruhigt uns aber dahingehend…
    Zur Wein-Degustation fahren wir mit der Metro und gehen den Rest zu Fuss.
    Aus Erfahrung fahren wir dreissig Minuten zu früh los und steigen an der Haltestelle „General Torres“ aus. Von dort aus sollen es laut Google Maps nochmals fünfzehn Minuten Fussmarsch bis zur „Real Companha Velha“ sein, einer der ältesten Portwein-Kellereien in Porto.
    Über einen schmalen, mit uraltem Kopftsteinpflaster befestigten Gehweg spazieren wir dorthin und finden schon nach der Hälfte des Weges das grosse Eingangstor, an dem unverkennbar „Visitors“ steht. Als wir hineingehen, werden wir zuerst von einer angekarrten Touristen-Gruppe überholt und danach vom Portier zurückgehalten.
    Nein, wir haben keine Reservation, aber unsere Airbnb-Hostesse hat eine E-Mail geschrieben. Ihr Freund ist übrigens Manager bei der Firma. Als wir dann ihren Namen nennen, klärt sich alles schnell auf. „Ah, Dorota!“ sagt der Portier, und lotst uns zur Rezeption. Dort kaufen wir zwei Premium-Tickets, welche für je 9 Euro (anstelle von 18 Euro) eine Video-Erklärung, eine Führung und die Verkostung vier verschiedener Portweine beinhalten.
    Da gerade eine Präsentation auf Englisch stattfindet, geht es sofort los. Das Video ist zwar schön, aber relativ kurz und der Informationsgehalt tendiert stark gegen null. Die aus zwei Teilen bestehende Führung zeigt zuerst die Lagerung der riesigen Fässer (von 4.000 Liter bis 1 Million Liter!!) und erläutert die Unterschiede zwischen den verschiedenen Portwein-Arten, deren Produktion und Lagerung.
    Für uns ganz neu ist, dass Portwein erst durch Hinzufügen von hochprozentigem Tresterschnaps sowie viel Zucker (zwischen 40 und 120 Gramm pro Liter) und jahrelanger Lagerung entsteht. Der älteste hier wird 40 Jahre lang im Fass gelagert, wodurch der rote Porto immer mehr an Farbe verliert. Die sehr junge und gut Englisch sprechende Guide stopft uns dazu mit allerlei Fachbegriffen voll, dass uns der Kopf auch ohne Alkohol schon schwirrt: Ruby, Tawny, Vintage… alles englische Ausdrücke, weil die Engländer dem Portwein und seinem Handel schon vor Jahrhunderten verfallen waren und heute noch einen Grossteil davon dominieren.
    Für den zweiten Teil werden die anderen Gäste wegkomplimentiert, weil sie - wie wir später erfahren - eigentlich nichts bezahlt haben und nur aus Gründen der Promotion (sprich: Sie sollen im Fabrikladen einkaufen!) hergebracht wurden.
    Jetzt sind wir beide mit der Guide allein und werden in eine Art Gruft geführt, aus der uns modrige Luft entgegenströmt. Es ist der Weinkeller der Besitzerfamilie, wo Flaschen vieler Produktionsjahrgänge gelagert sind. Die älteste Flasche überhaupt stammt aus dem Jahre 1765. Sie sei jedoch - da bereits einmal geöffnet - nicht mehr trinkbar.
    Die älteste, vermutlich noch trinkbare Flasche, die man uns zeigt, stammt aus dem Jahre 1870 und ist (laut Guide) circa 4.000 Euro wert. Wir vermuten, dass sie viel mehr kostet und überlegen schon, ob wir eine klauen sollen :-). Aber das war natürlich nicht ernstgemeint!
    Wir schätzen, dass im ganzen Keller circa 6.000 Flaschen gelagert sind. Bei einem Durchschnittspreis von 2.000 Euro gäbe dies einen Wert von 12 Millionen. Aber der Durchschnittspreis liegt sicher wesentlich höher! Die Flaschen sind alle von einer dicken Staubschicht bedeckt und der Korken ist mit einer dicken und nach allen Seiten wuchernden Pilzschicht überdeckt.
    Bei Gestellen mit älteren Jahrgängen haben sich die Pilze an den einzelnen Flaschen sogar schon miteinander verbunden und bilden dort ein eigenartiges Netzwerk. Nachdem wir dies alles begutachten konnten, schliesst die Führerin den Keller ab, wir gelangen ins Freie und damit wieder an die „gute“ Luft.
    Dann können wir die vier Weine degustieren: ein weisser, ein Ruby, ein junger und ein 20-jähriger Tawny. Die Guide erklärt uns noch kurz, welcher Wein sich in welcher Flasche befindet, dessen Alter und wozu man ihn trinkt und überlässt uns dann ganz dem Genuss, der sich wenig später zu einem kleinen Rausch entwickelt. Wir haben aber vorgesorgt und eine Tüte Chips dabei, auf die wir uns jetzt stürzen.
    Auf dem Heimweg spazieren wir ab Saõ Bento durch Teile des Quartiers, die wir noch nicht kennen, und immer wieder entdecken wir Schönes und auch Verfallenes. Zu Hause angelangt, beschliessen wir, auswärts zu essen - dies aber in der Nähe und falls möglich, nicht in einer der vielen Touristenkneipen, wo vor allem eines garantiert ist: hohe Preise.
    Martin hat bei Yelp ein Lokal gefunden, dass dann in der Realität nicht (mehr) existiert. Aber gleich daneben ist ein kleines Restaurant mit dem Namen „Adega Mercearia Bebe-Se Mal“ (Kellerlokal, wo man schlecht trinkt), was wohl selbstironisch gemeint ist. Es ist gut gefüllt, hat aber noch Platz für uns und so bestellen wir zur Vorspeise Kabeljau-Pasteten und einen gemischten Salat, als Hauptgang gegrillten Kabeljau mit ganzen gedämpften Kartoffeln an viel Knoblauch, dazu Wasser und einen halben Liter Rotwein des Hauses.
    An den Wänden hängen Schiefertafeln, wo frühere Gäste ihr Lob zu Speisen und Service hinterlassen haben. Diese sind in allen Weltsprachen ausnahmslos positiv. Vielleicht werden die kritischen ja einfach weggewischt? :-) Einer hat den Namen des Etablissements kurzerhand von „Bebe-Se Mal“ in „Bebe-Se Bem“ (trinkt man gut) geändert.
    Das Essen war wirklich sehr lecker und der Service tadellos, nicht wie das Schickimicki-Getue auf dem Schiff! Das quittiert Regine bei einer Rechnung von 29 Euro mit 3 Euro Trinkgeld und wird dafür mit einem herzlichen „Gracias y hasta luego“ belohnt, denn der Kellner ist nicht nur flink und freundlich, sondern auch noch mehrsprachig.
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  • Matosinhos und echter Fado

    2023年4月19日, ポルトガル ⋅ ☀️ 12 °C

    Porto, Mittwoch, 19. April 2023

    Heute ist unser letzter Tag in Porto und auch der letzte eigentliche „Reisetag“ unseres langen Aufenthalts in Südamerika. Martin ist etwas müde, sicherlich auch von der Erkältung noch angeschlagen, aber Regine hat immer noch Lust auf Aktivitäten und hat für heute Abend - dank des Tipps der Vermieterin - den Besuch bei einheimischen Fado-Sängern in die Wege geleitet.
    Da heute nochmals Sonnenschein angesagt ist, fahren wir gegen Mittag mit der Metro bis nach Matosinhos Sul, wo sich einer der Badestrände von Porto befindet - circa zehn Kilometer vom Zentrum entfernt.
    Der Strand ist sehr breit und etliche Kilometer lang, aber heute ist es trotz des Sonnenscheins mit 17 Grad auch für uns zu kühl zum Baden. Trotzdem findet sich eine grosse Zahl an Sonnenhungrigen ein, die - entweder geschützt an einer Steinwand oder flach auf dem Boden liegend - sogar dem Wind trotzen.
    Wir suchen uns - mit Blick auf den Atlantik - einen Sitzplatz auf einer Mauer am Rand der Promenade, um unsere Chips und Orangen zu essen.
    Erst jetzt merken wir, dass wir uns direkt neben eine Dame in schwarzem Fitness-Dress gesetzt haben, die - auf dem Mäuerchen stehend - auf Russisch eine Schar von zehn Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 hin- und herhetzt (sprich: trainiert:-)!
    Sie wirkt sehr energisch und ziemlich verkrampft, hat das harte Training aber voll im Griff -. sowohl im Tonfall als auch hinsichtlich der Intensität.
    Regine wundert sich, dass bei diesem Sprinttraining alle guter Laune sind und kein einziger „Schüler“ meckert; immerhin sind die acht Mädchen und zwei Jungs im pubertären Alter!
    Wir schauen dem Treiben eine ganze Stunde zu und sind etwas ratlos bei der Frage, ob es wohl in Porto eine russische Privatschule oder einen Leichtathletik-Stützpunkt gibt oder was diese Russen und Russinnen hier überhaupt machen.
    In der Zwischenzeit ist es Nachmittag geworden und wir brechen auf, denn wir wollen noch zu dem Fado-Konzert. Martin findet zwar, das sei sicher eine der üblichen Touristenfallen, aber Regine ist anderer Meinung, da sie gestern von Dorota, unserer Airbnb-Gastgeberin, Details erfahren hat. Ausserdem haben wir ja bereits zugesagt und Dorota hat für uns im Lokal namens „Boca Aberta“ (Offener Mund) einen Tisch reserviert. Mal schauen…
    Regine hat mittlerweile herausgefunden, dass wir anstelle der Metro den Bus der Linie 500 zurück nach Porto nehmen können. Hier sieht man etwas und die Streckenführung folgt der Küstenlinie!
    Wir spazieren durchs Hafenviertel zur Bushaltestelle, wo schon nach kurzer Wartezeit ein doppelstöckiger Bus abfährt. Wir nehmen oben ganz vorne rechts Platz, weil man von hier aus die Küste am besten sieht. Man bemerkt bei dieser Strategie sofort unsere grosse Reiseerfahrung! :-) Was wir aber nicht bedacht haben, ist, dass es draussen zwar kühl, aber drinnen im sonnendurchfluteten Oberdeck warm, sogar sehr warm ist. Und hier haben die Busse - im Gegensatz zu Argentinien - auch keine Klimaanlage… Wir bleiben standhaft sitzen und geniessen die Aussicht nach rechts auf den Atlantik mit seinen grossen Wellen und nach links auf die vielen alten und neuen Ferienhäuser und Hotels.
    Obwohl der Bus gefühlt alle dreihundert Meter hält und wir dazu noch an einer Unmenge von Ampeln vorbei müssen, kommen wir schnell voran und erreichen bald die Mündung des Douro ins Meer.
    Von hier aus erkennen wir bereits die Stadt und blicken auf unser Quartier São Bento. Aber ab jetzt beginnt der Verkehr zu stocken (Es ist 17.15 Uhr… Rushhour) und wir beneiden die Leute, welche in der parallel verlaufenden (Touristen-)Strassenbahn freie Fahrt haben und uns überholen. Auf den letzten Kilometern beweget sich der Bus so langsam, dass wir beschliessen, an der nächsten Haltestelle auszusteigen und zu Fuss zu gehen.
    Allein, wir kommen gar nicht raus aus dem Bus, weil unten beim Eingang so ein Gedränge herrscht. Also bleiben wir auf der Treppe stehen und fahren bis zur Endstation. Dort können wir dann gleich in die Metro steigen, um zum Fado-Lokal zu fahren. Es ist jetzt 17:30 Uhr und Zeit loszugehen.
    Das „Boca Aberta“ befindet sich eigentlich ganz in der Nähe der Metro-Station Faria Guimaraes, aber einmal an der Oberfläche wollen unsere elektronischen Navigationshelfer uns nicht unterstützen. Vor allem der GPS-Chip von Martin zeigt seit einiger Zeit Schwächeanfälle und führt uns eher in die Irre als ans Ziel!
    Da nutzen wir doch lieber Google Maps auf Regines iPhone, obwohl uns Magic Earth sonst immer sehr geholfen hat. Jetzt finden wir das Restaurant auf Anhieb und hören auch schon von draussen die Musik, da die Türe zum Lokal geöffnet ist, das Programm läuft schon.
    Wir treten ein und werden sofort an den für uns reservierten Tisch geleitet und mit einer Speisekarte auf Englisch und Französisch versehen. Wir verstehen aber trotzdem kaum etwas vom Angebot und googeln fleissig, was wohl eine „Francesinha“ sein könnte: Es ist eine Art Rindfleisch-Sandwich mit Käse überbacken, das in einer Tomatensauce schwimmt. Martin bestellt dies und Regine bekommt frittierte Sardinen; dazu den Hauswein.
    Schnell sehen wir, dass diese Veranstaltung hier definitiv keine Touristenattraktion ist. Offenbar kommen hier regelmässig singfreudige Anhänger/-innen des Fado zusammen, um gemeinsam zu musizieren. Dass dabei auch ausländische Gäste zuhören, ist erwünscht.
    Nach dem Konzert bedankt sich ein Musiker sogar persönlich bei uns, wobei wir aufgrund unserer mangelhaften Portugiesischkenntnisse nicht alles verstehen. Auf alle Fälle ist die Atmosphäre gemütlich, das Essen gut und reichhaltig und immer wieder wird uns freundlich zugenickt: Wir fühlen uns wohl und willkommen. Später stoßen dann noch ein paar weitere Touristen dazu, aber insgesamt sind die Einheimischen in der Überzahl. Für uns ist es super, mitzuerleben, wie die Sänger (Es singt unter all den Männern nur eine einzige Frau!) spontan aus dem Publikum aufstehen, nach vorne auf die „Bühne“ gehen und auf den Einsatz warten. Es sind alles Männer im fortgeschrittenen Alter und alle haben nicht nur großartige Stimmen, sondern zeigen auch viele Emotionen. Das ist beim Fado, der ja neben der Liebe hauptsächlich den Weltschmerz (Saudade) besingt, natürlich auch elementar.
    Wir sind auf alle Fälle begeistert und gehen kulinarisch und kulturell gut gesättigt nach Hause.
    Hier trifft endlich die von Martin sehnlichst erwartete Bestätigung ein, dass uns am nächsten Morgen für die Fahrt zum Flughafen ein Uber-Fahrer abholen wird. Wir packen und Regine arbeitet wie immer noch fleissig am Blog. Die Nacht wird kurz sein, denn wir müssen um 4:30 Uhr aus den Federn, um rechtzeitig am Flughafen einzutreffen.
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