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  • Day 82

    Sag zum Abschied leise Servus.

    March 14 in Colombia ⋅ ☁️ 18 °C

    Lange Ausschlafen. Hatten wir nicht so oft in den letzten fast drei Monaten, dann ist es heute mal umso besser.

    Für ein abschließendes Fazit ist es eh noch zu früh. Das zweite Südamerika Sabbatical war anders als 2019. Viel erlebt, viel gesehen, Eindrücke und Erfahrungen fürs Leben gesammelt, aber am Ende bleibt die trockene Erkenntnis, dass sich weder Peru, noch Kolumbien einen dauerhaften Platz in unserem Herzen gesichert haben. Selten, viel zu selten, konnten wir hier die unendliche Freiheit und absolute Leichtigkeit genießen, die uns vor allem in Holy Argentina so fasziniert und begeistert hat. Und ja, das Thema Sicherheit spielt hierbei definitiv eine große Rolle. Ist halt nicht immer so einfach, den Kopf auszuschalten und sprichwörtlich jeden Rucksack abzulegen, wenn Du mit etwas zuviel Naivität und Unachtsamkeit vielleicht schon an der nächsten Straßenecke Deine Habseligkeiten verlierst. Von der Gesundheit und körperlichen Unversehrtheit einmal ganz abgesehen.

    Es ist, wie es ist. Und es ist gut so, wie es ist. Definitiv ist das Leben zu kurz, um sinnlos Zeit mit beruflichen Verpflichtungen und der Arbeit zu füllen. Schon das Jahr 2023 hat uns hier die ein- oder andere bittere Lektion beschert, dementsprechend gilt es nun die Zukunft zu füllen und in Teilbereichen der persönlichen Situation anzupassen.

    Egal wie, nach dem Sabbatical ist vor dem Sabbatical, wann steht natürlich noch in den Sternen. A bisserl Kohle muss ja auch mal wieder verdient werden und ohne meine Anwesenheit läuft es beim FC Bayern ja nachweislich auch nicht. Lissys Vorgabe für kommende Auszeiten wäre dann ein Kontinent ohne überbordende Müllhalden und ohne (übertriebene) Kriminalität - und da es den bekanntlich eh nicht gibt, bleiben da ja durchaus noch genügend Aufgaben und Ziele in Südamerika ;) Außerdem habe ich immer noch keine Knarre unter die Nase gehalten bekommen und wenn, dann möchte ich das bitte nicht in Europa erleben.

    Bevor IBERIA zum Platz mit viel Beinfreiheit in der Notausstiegsreihe ruft, nutzen wir natürlich die AMEX und klappern alle drei möglichen Lougen im internationalen Abflugbereich von Bogotas El Dorado Airport ab. Nummer 1 und 2 liefern bezüglich Futter und Getränke bescheiden ab, Nummer 3 begeistert umso mehr, kollidiert aber dann auch schon mit dem frühzeitigen Boarding. Da rennst Du dann mit dem M&M Eis und dem geklauten Löffel zum Gate. Völlig umsonst, denn nach Boarding completed stehen wir dafür über 30 Minuten auf dem Rollfeld, weil halt in Kolumbien einfach alles etwas länger dauert.

    10 Stunden Flug vergehen schnell. Das Entertainmentsystem liefert einen unfassbar schlechten "Expendables 4", einen witzigen "Next Goals win" und das Gamestop Börsenspektakel "Dump money". Aber wieder einmal scheitere ich am vierten Film in Folge. Was willste auch sonst während einem Flug mit beschissenem Catering so machen?

    Um 5 Uhr Früh haben wir wieder europäischen Boden unter den Füßen, die letzten drei Stunden Madrider Stoppover sind in der Plaza Major Lounge nicht wirklich eine Herausforderung. Kalt ist es hier, knappe sieben Grad - trotzdem fliegt der Adidas-Jogger sofort wieder zurück in den Rucksack.

    Überrascht bin ich aber tatsächlich von der Tatsache, dass ich alle in Bogota gezockten Getränke durch die Security-Control bringen durfte. Wer also eine Flasche original kolumbianische Kokoslimo probieren möchte - die steht jetzt bei mir im Kühlschrank.
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  • Day 81

    Last day Colombia.

    March 13 in Colombia ⋅ ☁️ 19 °C

    Noch bevor wir den Mietwagen heute zurückgeben, hat ABC Rent die erste bescheidene Tagesnachricht. Natürlich wurden wir während der Mietzeit geblitzt. Hoffentlich nur einmal, denn das erste Foto datiert bereits vom 09.02. aus der Region Santa Marta und wurde gestern an den Verleiher übermittelt. Satte 152 Euro fließen so nach Bildbeweis an den kolumbianischen Staat. Wenigstens gibt es dafür keine Punkte in Flensburg, zefix. ACAB all over the World.

    Für 10.000 Schekel, also 2,50 Euro pro Person, tischt uns das männliche Host-Pärchen ein geiles Frühstück auf. Frischer Obstteller, heiße Schoki, Wrap mit Spiegelei und Schinken. Die Regenbogen-Welt ist super, wenn man sich im richtigen Moment damit beschäftigt, aber mein Arsch bleibt trotzdem Jungfrau.

    Zwei Stunden Serpentinen und eine Stunde Bogota Stadtchaos trennen uns nun noch vom Goodbye des Chevrolet. Schnell das komplette Gepäck im allerallerallerletzten Airbnb dieser Reise zwischengelagert und wenige Minuten später sitzt der Cheffe der Verleihbutze höchstpersönlich für das Rückgabeprotokoll im Auto. Lange Rede, kurzer Sinn - natürlich wird das Auto nicht aufgebockt und natürlich wird uns der fehlerfreie Zustand der Scheißkiste bescheinigt. Da wird aber jemand fluchen, wenn ihm bei der nächsten großen Inspektion sowohl der Unterboden, als auch die Klima um die Ohren fliegen. Nie in meinem Leben war Geld für ein paar lausige Kabelbinder besser investiert. Wenn unschuldige Engel reisen. Immerhin gut 5200 hart erkämpfte Kilometer.

    Die letzte Ausfahrt für uns heißt nicht Brooklyn, sondern nochmal das Stadtviertel La Candelaria. Hierfür ubern wir nochmal komplett geisteskrank durch Bogota, wollen aber unserem Café-Hotspot Nr. 1 leise Servus sagen. Machen wir dann auch, indem wir mit einem gefüllten Tisch voller Köstlichkeiten auch kulinarisch dem Sabbatical ein Ende bereiten. Danach noch schnell ein paar edle kolumbianische Schokoladen mit dem restlichen Pesos-Plunder geshoppt und die vorabendliche Innenstadt sieht uns das letzte mal. War okay Du Moloch, aber Bogota wird jetzt nicht mein persönlicher Spitzenreiter, sollte ich jemals eine Teilnahme bei Goodbye Deutschland anstreben.

    Einmal werden wir noch wach, dann... steigt unser IBERIA Bomber hoffentlich wie geplant in die Luft.
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  • Day 80

    Bin in festen Händen. Suche weiche!

    March 12 in Colombia ⋅ ☁️ 20 °C

    Kolumbien ist durchgespielt. Selbst die 240km von Neiva nach Fusagasuga sind heute schnell abgefahren, es gibt sie also doch, die guten zweispurigen Straßen hier im Land. Eher unpraktisch, wenn man sie erst kurz vor dem Ende der Reise findet, aber immerhin. Dafür sind die letzten 500 Meter bis zur Unterkunft eine steinerne Tortur und wir fahren das Ziel quasi von allen Himmelsrichtungen an, bis wir eine annehmbare Lösung finden.

    Wenn der Tag heute Besonders ist, dann alleine anhand der Tatsache, dass Team Schuster seinen 15. Hochzeitstag feiert. Glas-Kristall-Flaschenhochzeit nennt sich das und immerhin halte ich es nun 1 1/2 Jahrzehnte mit Lissy aus. Die Party fällt allerdings übersichtlich aus, denn ein touristisches Restaurantumfeld ist nicht vorhanden. Zusätzlich gibt es im gesamten Stadtbereich praktisch keine Cashless-Kneipen und wir laufen mit dem Bargeldbestand langsam bewusst in Richtung Null - also gibt es, richtig, wieder mal die heißgeliebte kolumbianische Burger-Combo, also Fleisch, Pommes und Getränk zum Low Budget Preis. Leider auch zum Low Budget Vergnügen - die nächsten Monate renne ich schreiend vor jedem Burgerladen in Deutschland davon, versprochen.

    Wenigstens überzeugt die Bude, in der uns ein schwules Pärchen als Privatvermieter empfängt. Den Hinweis im Airbnb-Inserat mit "frei für alle sexuellen Orientierungen" haben wir damit a) richtig verstanden und b) bewusst gewählt, denn tatsächlich ist das Zimmer wie erwartet sauber, gepflegt und liebevoll eingerichtet. Und es gibt - kein Witz - nach über einer Woche Abstinenz endlich wieder WARMES Wasser ;) Darüber muss ich bei längerem Nachdenken dann selber lachen.

    Mit Netflix und Junkfood aus dem Supermarkt endet der Abend. Verhaltenstechnisch und gedanklich sind wir damit also längst wieder auf der heimischen Couch angekommen.
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  • Day 79

    Prepare yourself

    March 11 in Colombia ⋅ ☁️ 28 °C

    Es wird gewaschen. Wir waschen uns, wir waschen Wäsche und wir lassen das Auto waschen. Blitzeblank übersieht der Rentalcar-Capo bei der Rückgabe vielleicht ja ein oder zwei größere Baustellen, probieren geht über studieren. So eine gemeine Autowäsche Innen und Außen schlägt hier mit 25.000 Pesos zu Buche - selten 5,85 Euro so gut investiert.

    Ansonsten wird das heute ein recht kurzer Footprint. Den Rest des Tages verbringen wir mit einem eher lustlosen Bummel durch die Shoppingmeile, wobei ich mich immer noch frage, wieso ein kolumbianischer Adidas-Store das Merchandise rund um die DFB-Elf promotet. Diesem Land muss es wirklich sehr, sehr schlecht gehen. Zum sinnlosen Tag passt sinnloses Essen, da passt ein liebloser Pizza-Hut Support perfekt ins Bild. Waren wir in Deutschland zuletzt irgendwann mal nach einem Open-Air Arbeitseinsatz als Mitternachtssnack, die Qualität hat sich in dieser Zeit nicht wesentlich verändert oder verbessert. Was uns nicht umbringt, macht uns hart.

    In den Abendstunden feilschen wir an unseren Packkünsten und mit den limitierten Rucksackmöglichkeiten, alleine Lissys Magnetsammlung und meine Super Mario-Figur sprengen schon alle Freigrenzen der IBERIA Handgepäcksregularien. Von den gefühlt zwei Tonnen, die nebenbei noch als Aufgabegepäck in den Frachtraum müssen, noch ganz zu schweigen. Auf jeden Fall sind unsere Rucksäcke nach dieser Reise ausgeleierter, als... ach, lassen wir das einfach mal so stehen.

    66 Stunden und die Wegstrecke Neiva - Fusagasuga - Bogota, bevor wir uns wieder der Heimat nähern.
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  • Day 78

    Will ich das wirklich? Ja.

    March 10 in Colombia ⋅ ⛅ 28 °C

    Nix wird wo heiss gegessen, wie es gekocht wird. Außer Du stehst frühmorgens in der Tatacao-Wüste und die Temperatur geht schnurstracks in Richtung 40 Grad. Dann nämlich kochen Dir die Eier. Hilft aber nix, der letzte Sightseeingpunkt dieser Reise muss freilich fallen - und beschert uns zum Kolumbienabschied hier im ausgetrockneten Areal nochmal richtig fiese Hitze.

    Es gibt viele Wege den roten und grauen Teil des Gebietes zu erkunden. Zu Fuß, per Fahrrad, auf dem Pferd, oder im Auto. Keine Frage welche Variante wir bevorzugen, selbst die maximal 30minütigen Stippvisiten im Freien brennen uns fast den Schädel weg. Aber die Anstrengung lohnt sich, spätestens als wir gegen Mittag ein kleines naturelles Wasserbecken entern, in dem wir die einzigen beiden Badegäste sind. Weiter weg von Massentourismus geht dann definitiv nicht mehr. Gleich nebenan darf sich die Sau im Manne auch noch im pisswarmen Schlamm wälzen, während Prinzessin Lisella trotz viel gutem Zureden auf diese Dreckschlacht verzichtet. Das wird nix mehr mit uns und Wacken. Dafür lässt mich das Ganzkörperpeeling gleich mal 10 Jahre jünger aussehen ;) Bilde ich mir zumindest volle fünf Minuten ein.

    Kurz vor zwei gepflegten Sonnenstichen kehren wir in die Zivilisation zurück und fressen uns einmal quer durch den Streetfood-Markt des örtlichen Supermarktes. In Deutschland bekommst Du mit Glück ein Bifi und ne Dose Red Bull, hier an einem Sonntag jeden Herzenswunsch erfüllt. Wir ballern uns so zum Spottpreis in die ewigen kulinarischen Jagdgründe - quasi All Inklusive in Eigenregie.

    Zum Ausgleich finde ich beim Rückweg in unserem Appartment-Block zufällig den Fitnessraum mit Laufband und absolviere nach 10 Wochen Auszeit die erste kurze Laufeinheit. Nach ernüchternden fünf Kilometern in völlig indiskutablen 29 Minuten kotze ich fast quer über das Gerät und ziehe mich beleidigt in die Schmollecke zurück - da wartet eine Menge Aufbauarbeit zuhause, um wieder auf ein annehmbares Niveau zu gelangen.

    Kolumbien in allen Bereichen abgehakt. An jetzt lautet das Motto nur noch "Zurück in die Zukunft und bis nach Bogota".
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  • Day 77

    I like it dirty.

    March 9 in Colombia ⋅ ☁️ 32 °C

    Lasst Eure Frauen in der Nacht nicht aufs Klo gehen! Zumindest dann nicht, wenn auf dem Weg dorthin die Küche der angemieteten Wohnung passiert wird und sich dort zeitgleich die ortsansässige Kakerlaken-Bande zu einem Mitternachtsmeeting trifft. Alle wach? Dann gründen wir eine Ungeziefer-Taskforce und suchen nach einer schnellen Lösung.

    Der Schlagabtausch mit dem Vermieter ist kurz, direkt und schmerzlos. Der Zahn, wir hätten die Krabbelfreunde selbst mitgebracht, wird schnell gezogen. Nein, haben wir nicht und ja, wir sind hier weg. Den Rest klärt Notfalls der (aus Erfahrung) sehr gute Airbnb-Support oder ein Chargeback der Kreditkarte. Findet die Gegenseite dann auch nicht so gut und zieht die nächste Butze aus der Tasche. Okay, schauen wir uns an. Fortsetzung folgt. Jetzt erstmal noch ein paar Stunden Augenpflege.

    Gerädert finden mir am Vormittag immerhin eine kleine feine Kaffeerösterei. Wer denkt in Kolumbien würde guter Kaffee an jeder Straßenecke verkauft, der irrt. Fast jede Röstung unter dem Prädikat Premium wird ins Ausland exportiert, während der Einheimische die bittere zweite Wahl schlürft. Hier landen wir endlich den gewünschten Treffer und versorgen Lissy mit einem Jahresvorrat des ekelhaften Gesöffs. Das Thema Handgepäck in ein paar Tagen dürfte interessant werden. Am Ende verlassen wir den Shop mit vollen Tüten und einer Blume für Lissy als kleines Dankeschön. Womit das Thema Frauentag von gestern auch abgehandelt wäre, von mir gab es natürlich nix.

    15 Uhr - Check In / Check Out Zeit. Weg von der Kakerlakenbefallbude, skeptisch ab zur angebotenen Alternative - die überraschenderweise einem Upgrade in die Luxusklasse gleicht. Goldene Sessel, Glasbalkon, Smart Home Lichtschalter, Kühlschrank mit Eiswürfelspender - da hatte ein gewerblicher Vermieter wohl Angst um sein Airbnb-Bewertungsprofil. Bekommt natürlich trotzdem seinen Hieb, aber erst wenn wir hier wieder weg sind.

    Lediglich an der Klima im Wohnzimmer scheitere ich unehrenhaft. Mangels Fernbedienung muss ich mich zur Inbetriebnahme über die Frontklappe dirigieren, allerdings haben die Säcke auch noch den Strom gekappt. Die Problemlösung liegt hinter einen abgeschlossenen Sicherungskasten und Lissy verbietet mir energisch, diesen einfach aufzubrechen. Zum Ausgleich läuft die Klima im Schlafzimmer jetzt komplette 72 Stunden ohne Unterbrechung.

    Neiva selbst hat, von zwei belanglosen Spots, nicht wirklich etwas zu bieten, ergo vertrödeln wir den Nachmittag und Abend im größten Einkaufscenter der Stadt, bevor wir uns bei Mama Burger den ungefähr 100sten Burger unserer Reise hinter die Kiemen knallen. Ich denke damit habe ich bereits jetzt das zumutbare Gesamtpensum im Jahr 2024 überschritten. Aber was willste machen, wenn die halbe Nation hier nur von FastFood und ekelhaften Süßspeisen lebt.

    Angepasst wie wir sind, wandern wir freilich auch nicht ohne einen kleinen Tirsmisu-Happen zurück in die Koje, auch wenn der sehr gemächliche Bezahlvorgang Lissys Ruhepuls ungefähr verzehnfachte. In Sachen Effizienz und Elan werden die Kolumbianer selbst dem öffentlichen Dienst in Deutschland zur starken Konkurrenz und das will wirklich etwas heißen.

    Vokabel des Tages:

    narices roncando = Schnarchnasen
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  • Day 76

    Hart aber herzlich.

    March 8 in Colombia ⋅ ☁️ 21 °C

    Zum wiederholten mal verlassen wir eine Unterkunft vorzeitig. Die Holzhütte des Franzosen nervt mit brettharter Matratze, miserabler WLAN-Verbindung und einer Menge Kriechzeug. Außerdem haben wir alles gesehen, was man hier so sehen muss - ergo Tschüss Baguetteschädel und Einöde, würde ich nicht nochmal buchen. Hilft mir aber jetzt freilich auch nix mehr.

    Das Frühstück fällt mal wieder extrem knapp aus. Ob Du wirklich richtig stehst, siehst Du wenn das Licht angeht. Das Motto von 1, 2 oder 3 nehmen wir wörtlich, die gewählten Cafés leider nicht - gleich alle Butzen haben entgegen den eigenen Öffnungszeitenangaben natürlich geschlossen. Wird Zeit, dass wir langsam heimkommen, sonst tritt Euch Lissy bald die nächste verschlossene kunterbunte Holztür ein.

    Der letzte große Step führt uns nochmal zurück in die Hitze. Das Tatacoa-Dessert rund um Neiva soll den krönenden Abschluss liefern, leider sind solche Gegenden selten mit mildem Klima ausgestattet. Heiß wird es aber auch innerlich, denn erneut verlieren wir auf der Strecke Stunden durch einspurige Baustellen und die damit verbundenen Sperren. Gebt dem Südamerikaner ein rotes PARE (Stop!) und grünes SIGA (Weiter!) Schild und die größten Alpträume werden war. Beim Kampf um gute Plätze im Nadelöhr ballert uns ein Laster dann fast von der Piste - Auge um Auge, Zahn um Zahn.

    Am Abend tauschen wir eine ekelhaft harte Matratze in San Augustin gegen das identische Nagelbrett in Neiva. Keine Ahnung warum es in Kolumbien nur Betten der Marke eiserne Jungfrau gibt, aber langsam verabschieden sich meine Bandscheiben in die ewigen Jagdgründe.

    Zum Ausgleich und als Geschenk zum Weltfrauentag schenke ich Lissy morgen einen kompletten Urlaubstag ohne Programm. Zumindest ist das die offizielle Variante, bis zum Tagesabruch fällt mir da sicher wieder etwas ein.

    Liebe ist... nämlich auch jemanden so zu sehen, wie er ist. Nicht, wie man ihn gerne hätte. ;)
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  • Day 75

    Kulturelle Aneignung.

    March 7 in Colombia ⋅ ⛅ 22 °C

    Heute wird etwas Kultur für den verblödeten Schädel nachgeholt. Zuerst ab in den Archäologischen Park St. Augustin - Steine schauen, hier in Form von einigen hundert präkolumbischen Skulpturen. Schön anzusehen, der Hintergrund interessiert mich nicht die Bohne. Immerhin ein Kreuzerl in der UNESCO-Weltkulturerbe App, wenn es schon keine vernünftigen Eintrisskarten gibt.

    Um ehrlich zu sein begeistert die Meerenge des Rio Magdalena als Natur-Hotspot wenig später deutlich mehr, auf knappe 2,20 Meter Breite wird hier das Gewässer zusammengedrückt und verschluckt Jahr für Jahr einige Instagram-Touris, die sich beim Überspringen der Gefahrenstelle verschätzen und auf Nimmerwiedersehen in den Strömungen verschwinden. Heute war diesbezüglich kein Showdown zu erkennen, oder vielleicht waren wir auch etwas zu spät und Hanni und Nanni bereits ersoffen, keine Ahnung.

    Steinhaufen Nr. 2 und Nr. 3 werden anschließend kurz angefahren, die Anreise beim Anblick der Stock- und Stein Wege aber kurzerhand gecancelt. Einmal Unterboden wegscheppern muss auf dieser Reise reichen und die ersten Steine haben bereits wieder energisch angeklopft. Bleibt zum Abschluss noch der ortsansässige Wasserfall, der sich hinter seinen großen Brüdern und Schwestern aus Island aber schamvoll verstecken darf.

    Ein letzter Blick hinter die Stadtkulisse von San Augustin bringt keine neuen Erkenntnisse, abgesehen davon, dass die vorab online gewählten Cafés und Restaurants reihenweise nicht mehr existieren. Scheint hier keine so große Touribombe zu sein. Dafür klopft zwischendrin mal eine ältere Kolumbianerin an unser Autofenster und bittet recht energisch darum, sie doch einfach schnell ins Klinkum am Ortseingang zu befördern. Gesagt, getan und schon geht es mit der rüstigen Dame ab durch die Prärie - sie zeigt uns wild gestikulierend den Weg. Würde ich ohne massive innere Urlaubsstimmung in Deutschland wohl auch nicht mit mir machen lassen. Gern geschehen.
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  • Day 74

    Ghostrider

    March 6 in Colombia ⋅ ☁️ 23 °C

    Kolumbien hat mit die gefährlichsten Straßen der Welt und natürlich müssen wir uns davon live und vor Ort überzeugen. Zugegeben, nicht ganz freiwillig, denn hätten wir vorher gewusst, was uns auf der Strecke Pasto - San Augustin erwartet, wir hätten vermutlich eine weite Umfahrung bevorzugt.

    Irgendwann war es dafür aber zu spät. Dann steckst Du mittendrin und bist nicht nur dabei. Bei Regen im Nebelwald auf irgendwelchen endlosen Pässen. Auf der Beifahrerseite endlose Abgründe, vor Dir Schlaglöcher, Steine und Wasserfallpfützen, über Dir bedrohliche Felsen und als Highlight ein LKW, der Dir in der 180 Grad Kurve an der engsten Stelle entgegenkommt und Dich zum Rückwärtsfahren drängt. Klingt scheiße, ist es auch. Also die jahrzehntelange Spielkonsolen- und Super Mario Erfahrung ausgepackt und den Joystick bzw. das Lenkrad in den Angriffsmodus gedreht. Fehlt nur noch Banana Joe, der Dir eine Bananenschale vor den Kotflügel wirft.

    Da ich an diesem Abend diese Zeilen schreibe, haben wir den Wahnsinn überlebt und es zeugt glücklicherweise kein weißes Kreuz am Wegesrand von unserem Schicksal. Davon finden sich hier in der Gegend leider nicht wenige. Tatsächlich war der heutige Tag also gar nicht ganz so witzig. Was lernen wir daraus? 1. Don't trust Google Maps. 2. Unser Chevrolet hat doch mehr zu bieten, als es zuerst den Anschein macht(e). 3. Klappt es in Deutschland nicht mehr, werde ich Lastwagenkutscher in Südamerika.

    +294km stehen am Ende nach mehr als zehn Stunden auf der Tachonadel. Dazu Polizeikontrolle Nummer vier und fünf, diesmal mit der ersten kurzen Kofferraumkontrolle, der optisch mit einer Maschinenpistole begleitet wurde. Fraglich, was der Bulle da erwartet hat. Einen gewilderten Ameisenbär?

    Auf der letzten Rille erreichen Mensch und Maschine das Airbnb der nächsten drei Tage. Eine einsame, rustikale Hütte mitten in der Pampa. Lonesome Cowboy, nur ohne Rantanplan und die Daltons. Okay, der Vermieter ist fucking Franzose und das Bett schon wieder ein Brett, aber das erschüttert heute auch nicht mehr.

    Vokabel des Tages:

    sobrevivido = überlebt
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  • Day 73

    Das große Krabbeln.

    March 5 in Colombia ⋅ ☁️ 17 °C

    Zum ersten Mal in diesem Urlaub drehen sich die Chevrolet-Reifen schon vor dem Sonnenaufgang. Die Nacht war eher bescheiden - immer dann wenn mir irgendein Krabbelzeug durch die Bettdecke schlüpft, bin ich äußerst unentspannt.

    Auch deshalb geht es schon kurz vor sechs auf die Serpentinenstraßen in Richtung Santuario de Las Lajas - eine Basilika optisch wunderschön in eine Felsschlucht gezimmert. Erinnert mich ein wenig an ein Harry Potter Schloss, deshalb wollte ich da hin. Der Weg ist hier das Ziel, denn direkt um die Ecke liegt der Steinhaufen nicht, eher nur noch gut eine Stunde Fahrzeit vor der Grenze zu Ecuador. Tatsächlich hätte ich dort gerne einen Fußabtritt hinterlassen, aber natürlich ist an eine Einreise mit einem kolumbianischen Rentalcar nicht zu denken. Ganz nebenbei wird seit Januar 2024 zwingend die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses gefordert. Als würde da bei mir irgendwas drinstehen. Tüdelü...

    Ob nun overrated oder underrated, das Teil ist Bombe. Man muss sich halt nur den christlichen Hintergrund wegdenken. Hexenverbrennungen würden sich hier sicher gut machen, sind heute aber nicht auf dem Tagesprogramm. Überhaupt ist die gesamte Gegend quasi ausgestorben, soll uns aber nur recht sein. Rufen die gläubigen Kolumbianer hier zur Sonntagsmesse, sieht es sicherlich komplett anders aus.

    Drittletzte Station im Südamerika Teil 2 - Ausflug ist heute Abend Pasto. Ein belangloses Stückchen Erde, von deren 24-Stunden Eroberung uns auch Polizeikontrolle Nummero 3 nicht abhält. Ausweis, Führerschein, Fahrzeugpapiere und Adios. Das Städtchen ist boring, alles in diesem Landstrich erinnert extrem an Peru, selbst Meerschweinchen stehen wieder auf der Menükarte - und werden erneut mit Missachtung unsererseits gestraft.

    Airbnb bleibt weiterhin Mittel zum Zweck. Die letzte greifbare Waschmaschine, endlich wieder eine warme Dusche und ein kuscheliges Bett im 18. Stock mit Premiumaussicht. Nebenbei Bayern mühelos im Viertelfinale, verbunden mit der bekannten Sperre für Auswärtsfans.

    Wenns läuft, dann läufts.
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