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- Día 95–96
- 2 de junio de 2025, 9:21 - 3 de junio de 2025
- 1 noche
- 🌬 13 °C
- Altitud: 15 m
SueciaGemeinde Strömstad58°58’26” N 11°14’42” E
Steinerne Schiff

Auf einer der drei dichtbefahrenen Spuren durchqueren wir mit allen anderen in der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von achtzig Stundenkilometer die Stadt Göteborg. Mitten im Tempo große Lastwagen aus aller Herren Länder, deren Fahrer keine Angst kennen, auch wenn die Sichtweite sich verringert.
Bald danach beginnt es zu regnen und steigert sich schnell zu einem ausgewachsenen Wasserfall, kaum dass wir die riesige Uddevallabron überquert haben. Wikipedia sagt, "Die Uddevallabron ist eine zweihüftige Schrägseilbrücke in der Nähe der schwedischen Stadt Uddevalla. Sie überspannt einen Seitenarm des Sunningesunds, der die Insel Orust vom Festland trennt. Die Autobahnbrücke an der Westküste Schwedens wurde infolge einer Neutrassierung der Europastraße 6 erbaut, welche als Ortsumfahrung die Stadt Uddevalla entlastet und gleichzeitig die Fahrtroute um 12,8 Kilometer verkürzt. Mit 1712 Metern Länge ist sie die längste Schrägseilbrücke, die sich vollständig auf schwedischem Gebiet befindet und nach der Öresundbrücke die zweitlängste Autobahnbrücke im Land."
Auf einem schön gelegenen, kleinen Parkplatz halten wir oberhalb bunt gemischter Lastwagenauflieger an, bis der Regen vorbeigeht, und fahren dann runter nach Strömstad. An einem einsamen Haus rechts der Straße gibt es einen Trinkwasserhahn, sodass ich unsere Kanister auffüllen kann. Natürlich kostenlos.
In Strömstad bin ich 1980 mit dem Schiff aus Tønsberg in Norwegen angekommen, um die leidige Oslostrecke für Tramper zu umgehen, und von den Zöllnern reichlich unfreundlich aufgefordert worden, meinen Rucksack auszuleeren, als habe ich - so abgerissen ich damals unterwegs war - große Schätze geschmuggelt.
Natürlich waren Drogen ihr Hauptaugenmerk, aber damit konnte ich ihnen auch nicht dienen. Den Eindruck eines unfreundlichen Ortes hat Strömstad auch heute auf mich. Kaum Verkehr, wenig Menschen, das Zentrum um Hafen und Bahnhof ausgestorben, kein bisschen Flair einer interessanten Hafenstadt, obwohl Schiffe der Colorline von Dänemark und Norwegen hier anlegen.
Ein paar Camper auf dem zentralen Parkplatz, einige Fußgänger, da war echt mehr los, als wir mittags vor dem Regen an einer schönen Kirche angehalten haben. Strandkärr hatte ich gelesen und dachte an Sandstrand, dabei war das ein kleiner Ort auf Felsen in einer Bucht am Ende der schmalen Straße. Ein erster Geschmack auf eine spätere Tour die Küste entlang zwischen Halmstad und Strömstad, welche uns ja noch fehlt.
Pferde am Ufer, grüne Wiesen mit bunten Blumen, aktuell in Gelb und Blau, ein paar Boote und viel Wasser unterm blauen Himmel. In der Ferne eine Brücke zwischen Felsen und Meer. Ein paar Straßen weiter linkerhand die Ödsmålskirche zwischen den Wiesen, wo wir spazieren gehen können. Der Gottesdienst ist gerade zuende, wir kommen mit dem Pastor ins Gespräch, der gut deutsch spricht, weil viele der theologischen Bücher eben in dieser Sprache abgefasst sind, sodass er sie lernen musste. Aber selten üben kann. Er ist ein bisschen in Eile, weil er zu einer Taufe auf einer kleinen Insel fahren muss. Dafür lädt uns Bengt ein, ihn und seine Frau doch mal zu besuchen, wenn wir das nächste Mal in der Gegend vorbeischauen.
Außerhalb von Strömstad gibt es das 'Steinerne Schiff' bei Stene/Blomsholm. "Die Schiffssetzung in Blomsholm ist eine der größten Schwedens. Sie ist über 40 Meter lang und besteht aus 49 Steinen. An Steven und Achter sind die Steine zwischen 3 und 4 Metern hoch, zur Mitte des Schiffes hin werden sie niedriger. Um das Schiff herum liegen an die 10 Grabhügel, die Urnen und Asche beinhalten. Sie lassen sich auf die Völkerwanderungszeit datieren (400-600 n.u.Z.).
Die Gedenksteine im Inneren des Schiffes stammen aus dem 17. Jh. General Sven Rank ließ sie errichten. Aufgrund seiner Lage nahe der norwegischen Grenze war Blomsholm für militärische Operationen im Krieg Karls XII. (1714) von Bedeutung. Der Herrensitz wurde unter anderem als Feldlazarett genutzt. Man sagt, daß die hier verstorbenen Offiziere in der Schiffssetzung begraben wurden.
http://grosssteingraeber.de/seiten/schweden/vae…
Hier bleiben wir über Nacht, und weil es grade so passt, machen wir einen entspannten Spaziergang zum Schiff. Denn wie wir am nächsten Morgen sehen, ist dies der Hundespaziergang schlechthin, für den gerne auch Schweden aus der Nachbarschaft herfahren. Und dabei kennt der gewöhnliche Skandinavier keine Uhrzeit, denn bis auf wenige Momente ist es auch die Nacht über taghell.
Trotzdem schlafen wir. Und morgens mag ich nicht früh aufstehen, was sich gleich auszahlt, denn dann sind auch alle anderen unterwegs. Und als ich dann noch das Frühstück für Hilde liebevoll und gemischt zubereite, bleibe ich mit dem Finger am Topf hängen, als ich grad noch Öl nachfüllen will, und die Ladung ergießt sich über meine Pantoffel, den Rucksack, mitten auf die Fußmatte, wie du im Video in den Storys dir gut anschauen kannst.
Hilde findet es toll und den Rest wasche ich mit Wasser ab. Ob ich mich auf den Tag freue. Sicherlich. Da kann ich beim Wasserhahn auch gleich die erste Wäsche der Reise machen. Alles in Hilde's Eimer, Handwaschmittel drauf und übern Tag beim Fahren im Bus zwischen den Sitzen einweichen lassen. Und wenn ich schon mal dabei bin, werde ich auch gleich die Haare waschen. So ein glückliches Zusammenspiel kann ich doch nur feiern.Leer más
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- Día 96–97
- 3 de junio de 2025, 7:18 - 4 de junio de 2025
- 1 noche
- ☀️ 11 °C
- Altitud: 121 m
NoruegaRakkestad59°25’45” N 11°20’52” E
Rakkestad

Erster Morgen in Norwegen. Die Sonne scheint. Acht Grad in Rakkestad, südöstlich von Oslo. Fast gleich weit entfernt die schwedische Grenze im Osten und im Süden. Auf der Höhe von Moss, das an der Küste liegt, und dem eigentlichen Plan deutlich näher wäre.
Wir sind am Steinernen Schiff recht früh gestartet, weil es sehr unruhig wurde, und wir nach dem Futterunglück erstmal zum Wasserhahn fahren mussten. Hilde's Eimer voll mit Wäsche, Haare frisch gewaschen, Kanister nochmal gefüllt. Dann liegen die beiden Halbinseln unterhalb der norwegischen Grenze vor uns, die ich erkunden möchte.
Unser erstes Ziel endet an einem Golfplatz, alle anderen Straßen sind den Einheimischen vorbehalten, die gemeingefährlichen, hohen Schwellen dämpfen jegliche Geschwindigkeit auf ein Minimum, da sie in kurzen Abständen aufgebaut sind und nicht angekündigt werden. Klare Botschaften.
Diagonal über die Halbinsel blaues Wasser, ein kleiner Hafen. Felsen mit Häusern, ein Potpourri aus Blau, Grün und Grau mit Sonne. Von Hällestrand geht es zurück nach Stene, und eine Abfahrt weiter auf der E6, biegen wir ab nach Lokholmen, in dessen Nähe der westliche Punkt Schwedens liegen soll.
Eine einsame Straße, die zu einem Campingplatz führt. Sonneglänzendes Wasser einer Bucht, kleine Inseln, ein rotes Haus. Eine Frau am Straßenrand, ein umgedrehtes Boot unter einem Baum, Briefkästen im Wendekreis. Starker Wind und Wellengang. Links führt eine Straße nach Stensvik, über einen Felsen geklettert wäre der Aussichtspunkt zu erreichen.
Wir halten vorher am kleinen Hafen von Kungsvik, alleine mit Wind, Wellen und weiten Blicken genieße ich die Ruhe des Moments. Dann sind wir kurz vor der Grenze in Svinesund, auf schwedischer Seite wird noch groß Geschäfte gemacht. Einkaufszentren, eine Tankstelle. Zwischen grenznahen Norwegern tanken wir mit 1,50 Euro zehn Cent günstiger den Dieseltank voll.
Custom. Zwei Grenzbeamte halten mich an. Wo ich hin will. Norwegen. Welche Route. Weiß ich noch nicht. Wann in Deutschland losgefahren, wo übernachtet. Ich muss aufpassen, mit dem Stempel im Tierausweis konform zu bleiben. Will er aber nicht sehen. Wissen Sie noch, wo Sie die letzten zwei Tage waren. Ja. Aber Sie reisen nicht. Eisiges Schweigen. Go. Ein glanzloser Tritt über die Grenze. Wir wollen dich hier nicht. Ich bin so verwirrt, dass ich die nächste Abfahrt übersehe. Sechs Kilometer zurückfahren muss, und dann im Gewirr kleiner Straßen im Ort an der Küste ende. Eigentlich dachte ich an der Küste entlang unterhalb von Oslo bis Porsgrunn den fehlenden Zipfel zu ergänzen.
Aber die Sackgassen ziehen mir gleich den Zahn. Hier kannst du überhaupt nicht anhalten, spazieren gehen, die Küste genießen. Alles ist verbaut und nach dem empfindlichen Schlag an der Grenze fühle ich mich nicht stark genug. Oslo will ich vermeiden, dann geht nur der Osten Richtung Halden, vorbei an der Hochschule mit fleißigen Schülern und riesigem Parkplatz, wo wir am Grünstreifen spazieren gehen.
Nächstes Ziel ist Mo I Rana. Dort wollen wir zur Küste abbiegen. Das ist so weit weg wie das Mittelmeer von Deutschland, und für einen Moment erschlägt mich die Entfernung, lässt mich verloren fühlen in einem Land, das ich eigentlich sehr mag. Ich halte an einem Weg in den Wald ohne Briefkasten, nach hundertfünfzig Metern dreht Hilde um, sie will nicht weitergehen.
Also suche ich andere Stellen, kürzere Wege, einfach um spazieren zu gehen, was sich im Angesicht von Privat nicht leicht darstellt. Zumal mein Handicap ja auch das Gehen ist, ich nicht einfach mal links runter zum Wasser abbiegen kann. Die Seen bieten Himmelsfarben mit Sehnsucht an, Einsamkeit und Leere. Du musst dich aufs Land einlassen, dann kommt es zu dir.
Sagt man leichthin. Wir halten in Rakkestad, ein ausgewiesener Stellplatz mit sechs unebenen Flächen zwischen Häusern und Spaziergängern, die uns anschauen und vorbeigehen. Hier sind Reisende willkommen, sagt die Gemeindeverwaltung, und hat die Nachbarn vermutlich nicht gefragt.
Von Grün umgeben spazieren wir im Viereck wie andere Hundebesitzer. Die Sonne geht unter und am nächsten Morgen wieder auf, der Platz liegt überraschend lange und angenehm im Schatten. Es ist windstill. Wir haben gut geschlafen.Leer más
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- Día 97–98
- 4 de junio de 2025, 11:00 - 5 de junio de 2025
- 1 noche
- ⛅ 14 °C
- Altitud: 123 m
NoruegaGjøvik60°49’16” N 10°40’40” E
Gjøvik

Als ich mich entschieden hatte, meine Haare abzuschneiden, ist dem ein Prozess vorangegangenen, bei dem es um mein Leben ging. Nicht um meinen Tod, aber dennoch um einen gravierenden Schnitt in meinem Dasein, meiner menschlichen Existenz, diesem äußeren Zeichen des Forever Young, im Kopf, im Geist, im äußeren Erscheinungsbild, den langen Haaren.
Es ist nicht die Angst vor dem Alter, sondern eine Form der Auseinandersetzung mit dem Älterwerden. 75 Jahre sind ein Schnitt in diesem Prozess, zumindest äußerlich. Darüber war ich mir schon lange im Klaren, allerdings nicht über inneren Veränderungen, die letztendlich auch zu diesem Friseurtermin geführt haben.
Wobei schon interessant ist, dass die Polizei mich genauso taxiert wie mit langen Haaren, als wäre nicht das das Kriterium ihrer Beobachtung. Sprich, ich werde einfach nicht ein seriöser, unauffälliger Bürger, nur weil die Haare kürzer sind. Da muss es also etwas geben, was tiefer in mir liegt, aber trotzdem für die Hüter gewisser Ordnungen offensichtlich ist.
Spannend. Ja, es bleibt spannend, weil die Haare nur ein Baustein meiner veränderten Lebenssituation sind. Ich denke oft über Entfernungen nach. Letzten Winter in Frankreich, als ich nicht nach Spanien fahren wollte, mich innerlich etwas daran hemmte. Dass Portugal und Griechenland mir so weit weg vorkommen. Oder jetzt eben der Polarkreis, Mo I Rana, die Küstenstrasse 17, die Lofoten. Das kann man doch in einer Woche von Deutschland aus fahren, lacht mich jemand an. Ja, das mag stimmen. Aber so einfach ist das nicht.
Vielleicht kränkeln wir alle ein bisschen. Der blaue Bus quält sich die Berge rauf, die noch eher Hügel sind, die Hilde hat Bauch, und ich Rücken. Lebensprozesse. Das Bedürfnis nach mehr Ruhe, gleichzeitig das Wissen, wie wichtig Bewegung für mich geworden ist. Und parallel eben auch das Weniger an der Lust und Freude des langen Fahrens. Mich schreckt Entfernung. Große Strecken, tausend Kilometer, die vor uns liegen - und zurück gefahren werden müssen.
Es macht plötzlich einen Unterschied aus, ob ich alleine reise. Das hat mich überrascht. Damit habe ich nicht gerechnet. Das muss ich erstmal verkraften. Es geht nicht um das Fahren und Reisen allgemein, sondern um große Entfernungen, auf denen ich mich alleine nicht mehr so wohl fühle.
Was das bedeutet, darüber mag ich nicht spekulieren. Das muss ich erstmal verdauen, verarbeiten, mit Leben füllen. Fürs erste und für heute heißt das, dass wir perspektivisch in den Osten fahren werden, langsam rüber an die Ostseeküste Schwedens, um das Land am Meer zu befahren.
Das ist ein gravierender Einschnitt in meinem Leben. Auch darüber zu sprechen, fällt mir nicht leicht. Aber letztendlich ist es meine Reise und mein Leben, von dem ich ein paar netten Menschen erzähle, denn angesichts der gewollten Verringerung meiner Internetauftritte ist die Leserschaft jetzt deutlich übersichtlicher geworden. Vielleicht sind es jetzt noch knapp fünfhundert Menschen, die unsere Texte bekommen können, wovon ich annehme, dass nur ein Drittel sie tatsächlich liest. Das hat schon einen familiären Charakter. Da kann man schon ein bisschen aus dem Nähstübchen plaudern, wie die Oma immer sagte, wenn es um kleine Geheimnisse ging.
Von der Entdeckung der Langsamkeit, die in ihrer vollendeten Form der Sesshaftigkeit nahe kommt, bin ich noch weit entfernt. Aber es ist interessantes, ganz weitläufigen Feld des Erkennens aus einer anderer Perspektive. Und ja, selbst wenn mein Horizont eingeschränkt ist, gibt es noch eine Menge zu entdecken, so vielen Küsten zu bereisen, dass ich davon nicht genug kriegen kann.
Und wer weiß, ob sich nicht die ein oder andere gemeinsame Reise mit zwei Fahrzeuge durchaus noch auftun könnte. In Planung steht eine besondere Insel im Frühsommer des nächsten Jahres. Soweit habe ich früher nie denken wollen, heute erfüllt es mich mit Freude. Obwohl natürlich niemand weiß, oder in die Zukunft schauen kann.
Und nochmal zum Verständnis. Mir fehlt keine Lebenspartnerin, auch nicht ein Menschen, mit dem ich mich ständig unterhalten kann. Nein, mein Tag ist gut gefüllt. Aber wir reisen häufig in Gegenden, in denen wenig los ist, und da ist ein Mitmensch einfach eine große Bereicherung für mich. Mal ein bisschen reden, mal zusammen Tee trinken, oder einfach irgendwo anhalten, die Zeit von der Uhr laufen lassen.
Solche reisenden Mitmenschen gibt es natürlich nicht wie Sand am Meer, sonst wäre das ja ein einfaches Spiel. Aber es gibt sie zu meinem Glück. Am Morgen fahren wir im Sonnenschein oberhalb eines riesigen Sees nach Lillestrøm, einer Kleinstadt, der man die Nähe zu Oslo durchaus schon anmerken kann.
Ich habe mir statt der E6 für den Weg nach Norden, die kleinere 4 ausgesucht, wobei ich komplett übersehen habe, dass ich diese schon im vergangenen Jahr gefahren bin. Wir brauchen lange, um aus dem Geflecht der Stadtnähe herauszukommen, bevor wir dann wieder mit der Natur uns besser verbunden fühlen.
Es stürmt schon den ganzen Tag, die Wellen der Seen, die wir passieren, sind wild geworden. Trotzdem ist der Tag noch lange mild, nur gegen Abend wird es deutlich kühler. Sofern es geht, nutzen wir jede Möglichkeit für einen Spaziergang am Wasser, finden einen unserer alten Schlafplätze vom letzten Jahr wieder, um dort eine längere Pause einzulegen. Stehen gegenüber dem Elchschild, wegen dem ich letztens dann die ganze Nacht vergeblich auf einen Besuch gehofft habe.
Nochmal übernachten mag ich hier nicht, da der starke Wind landeinwärts die Baumkronen in unsere Richtung drückt. Also entschließt ich mich für Gjøvik an der E6, wo ich diesen schönen Stellplatz gefunden habe, auf dem wir jetzt auch mit netten Nachbarn gestanden haben.
Der blaue Bus quält sich über die Berge, die eher die Höhe von größeren Hügeln haben, sodass ich mich ernsthaft sorge, was zu meiner Stimmung beiträgt. Den ganzen Tag habe ich Nackenschmerzen und kann den Kopf kaum nach links drehen, um dem Verkehr zu folgen. Beim Auswringen der Wäschestücke hat das als Folge, dass mein Rücken und der rechte Oberschenkel in Mitleidenschaft gezogen werden, während Hilde jeden anbellt, der sich dem Bus von Ferne nähert.
Ich erinnere mich, dass mich solche ähnlichen Probleme auch in anderen Situationen bedrängt haben, wenn ich wichtige Entscheidungen zu treffen hatte, von deren Existenz ich überhaupt nichts wusste.
Der Platz ist wunderschön. Ein kleiner Parkplatz unterhalb eines am Hang liegenden Campings, über dem eine imposante, neue Siedlung aus weitblickenden, schmalen Häusern über die Bucht blickt. Der See Mjøsa legt sich hier an die Seite einer Halbinsel am gegenüberliegenden Ufer, und öffnet sich unterhalb zu seiner ganzen Breite, die die kleine Insel Helgøya umschließt.
Bei Wikipedia lese ich, "der See liegt 123 Meter über dem Meeresspiegel, ist 117 Kilometer lang und bis zu 453 Meter tief (damit liegt der Seeboden 330 Meter unter Meeresniveau). Seine maximale Breite, die er bei Hamar erreicht, beträgt 15 Kilometer. Hier liegt auch seine größte Insel Helgøya. 17 Flüsse fließen in den See. Der wasserreichste davon ist der Gudbrandsdalslågen, der das Wasser aus dem Gudbrandsdalen bringt und bei Lillehammer mündet. Insgesamt hat der See ein Einzugsgebiet von 16.555 Quadratkilometern. Am südlichen Ende verlässt der Fluss Vorma den See mit einer durchschnittlichen Abflussmenge von 11,11 Milliarden Kubikmetern pro Jahr (352 m³/s). Die gesamte Uferlänge des Sees beträgt 273 Kilometer. Mjøsa, Vorma und deren Zuflüsse bilden den westlichen Teil des Glomma-Flusssystems, des größten Flusssystems Norwegens."
Am Morgen ist es windstill und der See sieht friedlich aus. Aber im Laufe des Vormittags, unsere Nachbarn sind grade gefahren, hat der Wind wieder an Kraft zugelegt. Im Gegensatz zu gestrigen Abend, bin ich am Morgen ein bisschen motivierter, meine norwegische Umgebung noch ein wenig intensiver anzuschauen, bevor wir nach Osten fahren.Leer más

ViajeroPortugal und Griechenland kommen mir mittlerweile auch ziemlich weit weg vor. Ich freue mich auf den Sommer in Frankreich, weil ich mich dort sehr heimisch fühle und nicht das Gefühl habe, so arg weit weg von zu Hause zu sein. Wir kennen inzwischen ja so ziemlich alle Gegenden in Frankreich… Irgendwie neige ich etwas zu Heimweh, wenn ich zu lange und zu weit weg bin von zu Hause. Das hätte ich gar nicht so gedacht. Sizilien war für mich schon grenzwertig… Im Vergleich zu anderen Reisenden, die zum Beispiel ganz Asien bereisen, ist das natürlich überhaupt nicht weit weg und auch nicht sehr fremd (von der Kultur her, der Religion, der Sprache und so weiter).

ViajeroEin Baum. Und warum krieg ich Gänsehaut bei dem Bild??? Warum hast du das fotografiert? Damit geh ich jetzt schlafen! Es wird Zeit! Dir auch eine gute Nacht 😴

Spaziergänge mit HildeEs war mein Blick am Morgen, das Erste, was ich gesehen habe, als ich razsgeschaut habe. Ein tiefer Ausdruck von Sein, Dasein, von Leben über die Zeiten hinaus.
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- Día 98–99
- 5 de junio de 2025, 8:10 - 6 de junio de 2025
- 1 noche
- ☀️ 6 °C
- Altitud: 259 m
NoruegaNord-Fron61°39’23” N 9°35’57” E
Kjørem

Um 5.54 Uhr bimmeln die beiden Schafsfamilien oben an der Straße entlang. Da hat aber Hilde in der Zwischenzeit schon dreimal gebellt, und ich schaue jedesmal in die Runde, was der Anlass hätte sein können. Vielleicht doch ein Elch, der ans Wasser kommt. Vermutlich aber nur der durchfahrende Zug am Ufer auf der anderen Seite des Flusses, wo auch die E6 verläuft, auf der wir gestern morgen zu aller Überraschung in Richtung Norden aufgebrochen sind.
Jetzt, wo der Druck weg ist, weite Strecken eventuell nicht mehr fahren zu können, erlebe ich eine Freiheit, es tun zu können, aber jederzeit entspannt abzubrechen. Und natürlich bleibe ich nur bis Lillehammer auf der Schnellstraße, denn die schmalen Straße rechts und links des Flusses bietet viel mehr Abenteuer, ungeahnte Aussichten, und überraschende Begegnungen.
So treffen wir Marie, deren gelber Regenrucksacküberzug weithin sichtbar ist, die mit den Händen in den Taschen fröhlich ein Stück des Olavsweges wandert. Wir sehen wiederholt zwei Radfahrer sich über die Ab und Downs quälen, deren Outfit eher bequem statt sportlich wirklich, und deren Gepäck praktisch ist, oben die Jacke und das Regenzeug eingeklemmt, reisen sie unbehelmt durchs Land. Leider kommen wir nicht ins Gespräch, aber die Richtung stimmt.
Ab und an holt uns der Regen ein, am Fluß halten wir für eine längere Pause an, da hat auch die E6 tatsächlich ihr Gutes, weil sie schöne Rastplätze bietet. Denn wir würden schon gerne im Gudbrandstal bleiben, wo ich in jungen Jahren eine Liebe hatte, mit der ich immer noch in Kontakt stehe. Welch ein kleines Wunder.
Und tatsächlich erfüllt es mich mit innerer Wärme, als ich den Namen Hundorp am Straßenrand stehen sehe. Später schreibt mir ihr jüngerer Bruder, dass er das Elternhaus immer noch im Besitz hat, und letztendlich in der näheren Umgebung geblieben ist, in Lillehammer arbeitet, während meine Freundin nsch Oslo gezogen ist, wo wir uns 2005 wiedergesehen haben, als ich mit meinem Sohn die Jungfernfahrt des blauen, schönen Bus unternommen habe, dem die Katze Francyne gleich zu Beginn mit ihren Krallen ihren Stempel aufgesetzt hat, während der Hund Blacky uns auf Schritt und Tritt begleitete.
Nostalgie. Schöne Erinnerungen. Immer mit einem Hauch Schmerz verbunden, nicht ob der verflossenen Liebe, sondern eher aufgrund anderer, ungünstigerer Umstände, die in meinem Verhalten liegen, mit dessen Ausübung ich nicht immer glücklich war.
So dient unsere Reise heute auch immer einer Art der Wiedergutmachung an falschen oder unglücklichen Handlungssträngen der Vergangenheit, in denen mein egoistisches Fehlverhalten traurige Folgen hatte. Meist habe ich im Laufe der Zeit einen inneren Frieden gefunden, und in einer Form auch Gottes Vergebung erlebt, aber so wie manche Wellen im blauen Fluß im Blick sich überschlagen, kommen Gedanken halt manchmal wieder.
Es gibt schon Gründe, warum Menschen alleine reisen, das kann jeder am Besten für sich selbst beantworten, in meinem Fall hat es auch viel mit Reinigung zu tun. Wiedergutmachung ist ein schwieriges Wort und selten lebbar. Aber dem Wunsch nach einem inneren und äußeren Frieden komme ich so vielleicht näher.
Die alte Holzstabkirche in Ringebu ist ein Traum, mein Sohn erinnert sich gleich daran, dass sie in einer Kurve an einem steilen Hang liegt, und von allen Seiten imposant wirkt. Die Sør Fron Church oder der Dome of Gudbrandsdalen in Hundorp ist dagegen nicht so bekannt, obwohl sie ebenso alt und schön wirkt.
Über eine kleine Brücke unterhalb des Ortes, der heute abseits der E6 liegt, die in einem über vier Kilometer langen Tunnel den Berg durchquert, kommen wir auf der anderen Flussseite nach Vinstra, und von dort auf unseren schönen Stellplatz für die Nacht, von dem ich viele Bilder mitgebracht habe. Denn bis kurz vor Mitternacht sorgt der Himmel für spektakuläre Bilder, und früh am Morgen ist die Sonne schon wieder da.
Ich empfehle in diesem Zusammenhang auf Facebook/Instagram und WhatsApp, die Storys oder den Status anzuschauen, weil es dort auch schöne Videos gibt, und weitaus mehr Eindrücke, die oft mit Musik unterlegt sind.
Es wird warm heute, obwohl der Wind weiterhin eine nördliche Kühle in sich trägt. Hilde hat sich nochmal am Morgen tief und fest ausgeschlafen, nachdem ich die Wache übernommen habe. Wir werden gleich mal schauen, ob die Straße schafsfrei ist, weil der Wald so voller Wurzeln mich eher stolpern lassen würde. Die anderen Camper regen sich noch nicht, auf früheren Reisen mit Hilde haben wir auch ewig lange geschlafen, was uns heute gar nicht mehr möglich ist, weil wir so "aufgeregt" sind.
Und tatsächlich stehen just in diesem Moment ein Mamaschaf mit drei Lämmern friedlich grasend vor unserer Seitentür, schauen mich mit ihren unschuldigen Kinderaugen fast liebevoll an. Manchmal braucht der Mensch genau das!Leer más
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- Día 99–100
- 6 de junio de 2025, 10:49 - 7 de junio de 2025
- 1 noche
- ☁️ 6 °C
- Altitud: 950 m
NoruegaDovre62°11’9” N 9°29’11” E
Dovrefjell

Als wir 1972 übers Dovrefjell fahren und auch hier irgendwo übernachten, beobachte ich die langen Züge, die in der Nacht, die nicht wirklich dunkel werden will, unterm bewaldeten Hang aus der Ferne kommen, uns begrüßen, und in der Weite des Halbdunkel verschwinden. Oft noch ein langes Geräusch nach sich ziehen, das langsam abebbt.
Vielleicht seitdem folge ich so manchem Zug in der Nacht, am Tag. Und gestern stehen wir dann an einem dieser wunderschönen Bahnhöfe, die heute nur zur Erinnerung noch zu dienen scheinen. Auf einem einsamen Bahnhof mit Gleisen, die sich zum Horizont hin verjüngen.
Wir sind auf dem Dovrefjell angekommen, und ich bin glücklich, dass wir bis hierher gefahren sind. Ich habe es nicht so schön in Erinnerung, und bin voller Dankbarkeit über die Nacht, die wir in ihrem Schoß verbringen durften, die Weite und die Nähe vor Augen. Sturm und Regen, ein fast unsichtbarer Regenbogen, der Sonnenaufgang, und der Schnee auf den Bergen.
Beim Spaziergang scheuchen wir einen Auerhahn auf und haben die Stille des Raums innerlich gespürt. Ich könnte hier nicht leben, aber es gibt auch sonst keinen Ort auf Erden, in dem ich bleiben möchte. Aber hier zu sein, ist ein Geschenk.
An einen ausgiebigen Morgenspaziergang ist am Fluß gar nicht zu denken, die Schafe halten den Platz in Schach. Also fahren wir nach Sjøa, wo ich die Wasserkanister auffüllen kann. Und von dort nach Otta, an dessen Ortsende eine weiße Kirche steht, um die herum sich die Gräber gruppieren. Der Fußweg zurück in die Stadt bietet sich erstmal zum Spaziergang an. Mein Sohn möchte gerne, dass ich mehr gehe, und motiviert mich, fünf Kilometer müssten einfach pro Tag sein. In einem bergigen Land suche ich also flache Wege und merke, wie anstrengend es geworden ist, zumal Hilde fest in der Leine hängt, wenn es ihrer Meinung nach nichts zu schnüffeln gibt.
Von der Kirche aus gibt es einen Hinweis nach Sel zu einer anderen Kirche, über eine Straße, die abseits der E6 verläuft, allerdings wenig schön ist. Das ändert sich sofort, als wir wenig später die Nebenstraße nach Dovre auf etwa 430 Metern befahren. Weite Blicke ins Tal, Schnee auf den Gipfeln und Trolle auf der Kutsche, die imposante Kirche im Ort.
Dombas an der Wegkreuzung ins Inland, und dann der langsame Anstieg auf knapp 950 Meter, ins Dovrefjell. Umgeben von schneebedeckten Bergen liegen Seen im niedrigen Bewuchs, ab und an von einer kleinen Gruppe windbewegter Birken unterbrochen. Verteilt an den Seen oder vereinzelt auf den Hügeln, oft durch Gebüsch vor dem Wind ein bisschen geschützt, stehen meist dunkle Blockhütten, eher geduckt als imposant. Mal ein Auto davor oder ein Boot am Wasser, eine Bank vorn Haus, um die Sonne einzufangen.
Eher für den Jagdausflug oder einen kleinen Urlaub gedacht, denke ich doch, dass mancher hier sein Leben genießen mag. Die Einsamkeit sucht, den Kontakt mit der Fülle der Leere, der Schönheit der Weite, der Sehnsucht nach ferner Nähe oder naher Ferne.
Menschen, die du am Meer triffst, auf den Inseln, in den Bergen, oder in den Wüsten. Bewusst Abstand halten wollen. Und nicht wie der Niederländer, der gerade angekommen ist, und unmittelbar hinter uns parkt, obwohl es doch ganz andere Möglichkeiten gibt. Hilde teilt ihm das sehr ausführlich mit, aber er versteht leider keine Weltsprache. Also schließe ich den Vorhang und schaue übers Land, nach Norden, wo die Straße in einen tiefen Wald mündet.Leer más
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- Día 100–101
- 7 de junio de 2025, 7:32 - 8 de junio de 2025
- 1 noche
- 🌧 6 °C
- Altitud: 174 m
NoruegaMidtre Gauldal62°58’59” N 10°14’12” E
Sjøan

Wir haben die längeren Tunnel über Soknedal umgangen. Just am Ende der Tunnelöffnung biegt unsere Straße auf die E6 wieder ein, nur einige wenige hundert Meter entfernt von einem kleinen Parkplatz, der am Ufer der Midtre Sokna bei der Korporalsbrua liegt. Eine kleine Brücke aus dem Jahr 1901, deren Straßenbelag im verwachsenen Grün der unbefahrenen Jahrzehnte liegt, seit es die Europastrasse gibt.
Unser kleiner, wilder Fluss mündet in die Gaula, unter Lachsfischern bestens bekannt, da man auf 120km in ihr nach diesen Köstlichkeiten angeln kann. Die Gaula mündet bei Gaulosen in den Trondheimsfjord. "Die Gaula ist berühmt für ihren reichen Lachsbestand, ihre malerische Umgebung und eine starke Tradition im Flussmanagement. Sie zieht Angler aus aller Welt an und bietet unvergessliche Erlebnisse – sowohl im als auch am Wasser."
https://www.hindrumfjordsenter.no/de/aktivitate…
Am Mittag brechen wir vom Dovrefjell auf. Für einen Moment bleibt die Ebene noch im Blick, bevor sich die Straße dann unaufhaltsam ins Tal senkt. Viel Verkehr, wenig Zeit für die Umgebung, die entgegenkommenden Fahrzeuge sind genauso eilig unterwegs. Achtzig Stundenkilometer sind erlaubt, die musst du auch fahren, sonst werden die Lastwagenfahrer wild.
Eigentlich schade, weil die Gegend weiterhin schön ist. Vielleicht nicht mehr so spektakulär, aber dennoch imposant. In Hjerkinn biegt die 29 nach Alvdal und weiter nach Schweden ab. Das war mal mein Plan gewesen, aber noch fühle ich mich im Norden wohl. Bei Oppdal gibt es eine Umgehung für Radfahrer auf dem Weg nach Trondheim, die als normale Straße beginnt und in eine weitgehend ausgefahrene Schotterpiste übergeht, auf der wir das einzige Fahrzeug sind. Und froh bei der roten Kirche in Fagerhaugen wieder auf die 6 einbiegen zu können.
Die nächste Umgehung ist um Soknedal, da stammt das Bild mit dem Baum, und das mit dem Fromage du Chevre her. Also Ziegenfrischkäse auf Zwieback, das ich auf einem Parkplatz vorbereitet habe, wo wir spazieren gegangen sind, und wo ich den Navi auf Melhus eingestellt habe. Dort sollte es kurz vor Trondheim, und nicht fern von der Mündung der Gaula, einen bezahlbaren Stellplatz geben.
Doch kaum habe ich mein Brettchen leer gefuttert, sehe ich kurz nach der Tunnelöffnung, bei der wir wieder auf die E6 einbiegen, diesen kleinen Parkplatz, auf dem ein kleiner Camper und ein Wohnwagen gerade Platz nehmen. Zwei ältere, dänische Ehepaare. Die Männer bauen oberhalb vom Wasser ihre Sitzgarnituren auf, damit die Frauen, eingewickelt in warme Decken, dort ihr Kaffeekränzchen haben können, bei dem sie ihr Strickzeug gleich zwischen die Hände nehmen, und mir zunicken, als ich mit Hilde oben über dem Wasser zu ihnen hinblicke.
Derweil sind die Männer gleich zu einer kleinen Wanderung aufgebrochen, und setzen sich anschließend mit einer kleinen Flasche Bier an den Tisch, während die Frauen längst im warmen Wohnwagen verschwunden sind. Leider kann ich es den Männern nicht gleich tun, die körperlich viel vitaler sind, sondern muss mit Hilde an der Straße entlang laufen, wo der Widerhall des permanenten Verkehrs unsere Sprache verschluckt und uns furchtbar erschreckt. Hilde zieht, ich bin genervt, mein Rücken sticht mir ins Gehirn, dort bei dem überraschend hellen Farnkraut drehen wir um, aber der gegenüberliegende Hang, wo die beiden Männer in den Wald verschwunden sind, geht mir zu steil bergauf. So schauen wir noch ein bisschen am Fluß entlang, als eine Frau aus ihrem Auto aussteigt und ihre Katze spazieren führt. Der armen Hilde bleibt heute gar nichts erspart.
Fünf alte Menschen treffen sich auf einem Parkplatz, und vermutlich liegen wir vom Alter ziemlich nah beieinander, aber trotzdem trennen uns Welten. Andere Lebenswege führen dazu, dass wir uns eigentlich nichts zu sagen haben, obwohl wir vielleicht ähnliche Lebenserfahrungen haben. Und dass ich vielleicht mit einem Tee zu ihnen rübergehe und frage, ob ich ihnen Gesellschaft leisten kann, steht in keiner Überlegung.
Diese Reise ist anders. Ich sage sonst immer, dass ich die Menschen am Abend brauche, um mit ihnen zu reden, weil ich den Tag über alleine bin. Stattdessen habe ich vielleicht mit einem halben dutzend Menschen einen Smalltalk tagsüber gehabt, und die Unterhaltung an der norwegischen Grenze war vermutlich das längste Gespräch dabei.
Gestern abend habe ich ein wunderschönes, sehr aktuelles Konzert mit einem meiner Lieblingsgitarristen auf dem Handy gehört, was für Feinschmecker zum Banausentum zählt. Warren Haynes sieht man seine 65 Jahre auch nicht an, die Musik ist vital wie das Leben, auch wenn seine Töne rauher klingen als meine sanften Wege sich gerade anfühlen.
https://youtu.be/AiDteZuEeB4?si=_HR06T6Nz12jvEyn
In der Nacht regnet es. Nicht viel, aber beständig, sodass am Morgen Pfützen auf dem Platz stehen. Wir werden heute Trondheim weiträumig umgehen, und in Steinkjer werde ich eine Entscheidung treffen müssen, wie unsere Reise weiter verläuft.
Ach ja. Gestern vor acht Jahren habe ich ein Profilbild bei Facebook eingestellt, an das mich Meta gerade erinnert. Ein schöner Stellplatz unter den Bäumen auf dem Campingplatz in Isny in der Abendsonne, als der Bus noch richtig unschuldig aussah, und sein Dach sich noch öffnen ließ.Leer más
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- Día 101–102
- 8 de junio de 2025, 8:28 - 9 de junio de 2025
- 1 noche
- ⛅ 10 °C
- Altitud: 4 m
NoruegaLevanger63°45’2” N 11°17’57” E
Levanger

Guten Morgen.
Ab heute werden meine Beiträge sich verändern. Die sonstigen abendlichen Reels entfallen bzw sind nur noch im Status (bei WhatsApp) zu sehen.
Meine Geschichten werden zum Abend hin erscheinen und mit einem Code versehen sein, sodass du uns entsprechend lokalisieren kannst.
Q72X+FM5
Das ist unser heutiger Standort. Wenn du ihn kopierst und bei google maps eingibst, findest du uns. Das verringert den Aufwand für dich und mich.
Da gestern unser neues YouTube Video online gestellt wurde, verlinke ich es hier, sodass du bei Interesse dir ein paar schöne Bilder und Geschichten anschauen kannst.
https://youtu.be/cdcbZXzzB_Y?si=SrYlOl5wl2KdNkCr
Ich wünsche dir einen schönen Pfingstsonntag, bei uns scheint die Sonne, und es wird hoffentlich ein schöner Tag.
Liebe Grüße PeterLeer más
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- Día 101–102
- 8 de junio de 2025, 21:30 - 9 de junio de 2025
- 1 noche
- ⛅ 10 °C
- Altitud: 32 m
NoruegaHøylandet64°34’34” N 12°14’41” E
Åwassmarka

Als ich den Hinweis nach Åwassmarka lese, denke ich sofort an Elche, Mogli und den Oktober 2017. Marcus, den alle Mogli riefen, war in seinem Van Balu in Berlin aufgebrochen, um über die Baltischen Staaten und Finnland auf den Lofoten seinen Traum zu verwirklichen, Nordlicht und den nördlichsten Surfpoint in Unstad zu sehen.
Währenddessen waren Hilde und ich über die Norwegenroute im stürmischen September auf einem ähnlichen Weg. Getroffen haben wir uns unweit von Narvik, und welche irrwitzigen Ereignisse uns dann noch begegneten, bis wir an diesem Hinweisschild waren, findest du ausschließlich in unserem ersten Band der "365 Spaziergänge mit Hilde", der leider ausverkauft ist.
Aber es gibt ein epub/PDF des Buches mit allen Photos und einem Inhaltsverzeichnis, das man auch auf einem ebook-reader lesen können soll. Das verschicke ich dann per Mail für eine Spende in Höhe von
10 Euro mit den entsprechenden Kontaktdaten auf mein Konto bei der
Nord LB Braunschweig
IBAN: DE72 2505 0000 0201 4093 07
BIC: NOLADE2HXXX
Kontoinhaber: Peter Kopfermann
Zahlungen per PayPal sind unter der E-mail Adresse möglich - bitte unter "Freunde" überweisen -
spaziergaenge.mithilde@gmx.de
Im Gegensatz zur eisigen Kälte des Jahres 2017 ist es heute sonnig und warm, denn endlich mal weht kein eiskalter Wind. Wir kommen von Levanger, wo wir auf einem Stellplatz am Yachthafen übernachtet haben (der Code heute morgen war nicht richtig, denn es muss heißen
Q72X+FM5 Levanger, Norwegen) mit netten Nachbarn aus dem Schwäbischen, die es auch auf die Küstenstrasse 17 zieht, um die Lofoten anzuschauen, die dieses Mal nicht unser Ziel sind.
Über die E6 geht's im pfingstlichen Verkehr ein bisschen gemäßigter zu als an den anderen Tagen. Ich habe die Gelegenheit, kostenlos über eine Waage zu fahren, die mir 2620 kg anzeigt, da passen also noch ein paar Mitbringsel für die Familie in den blauen Bus. Dann zweigt die 17 ab, und schlagartig sind wir in Feiertagslaune, denn die wenigen Fahrzeuge, die auch hier unterwegs sind, kann man mit den Fingern abzählen.
Zwischendurch kommt ein kleiner Regenschauer runter, und auch einige dunkle Wolken begleiten unseren Weg, aber grundsätzlich ist der Tag hell. Und damit wirkt die Natur um uns herum entsprechend bunt und schön. Bis Namsos geht's eiliger zu, denn die Landschaft ist nur mäßig abwechslungsreich. Doch dann kommen die Seen.
Und da ist Farbe drin. Zum Sattsehen und noch ein bisschen mehr, denn in den Storys/Status gibt es ja noch kleine Videos von Hilde, die endlich mal wieder in ihrem Element ist, und nach einer Stunde Bus immer noch trocknet, während die Sonne vor Glück gar nicht aufhören will zu scheinen.
Wir sind mit vier Campern international auf diesem Parkplatz zwischen den Bäumen am See, den du unter folgendem Code findest:
H6GV+FVF Grungstad, Norwegen
Oder du gibst bei Park4Night den Ort Åvassmarka ein.Leer más
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- Día 102–103
- 9 de junio de 2025, 21:58 - 10 de junio de 2025
- 1 noche
- ☁️ 8 °C
- Altitud: 6 m
NoruegaBerg65°22’2” N 12°11’50” E
Berg

Mit zunehmendem Alter merke ich, dass mir das Gehen schwerer fällt, und ich dazu neige, Vermeidungsstrategien anzuwenden, obwohl Hilde lautstark murrt, lustlos dabei ist, wieder in den Bus einzusteigen. Auch meinem Sohn ist das aufgefallen, und so hat er mich dazu motiviert, eine Challenge für mich anzunehmen, die besagt, dass ich jeden Tag ein bisschen mehr gehe, aber zumindest genauso viel wie am Tag zuvor. Das ist eine große Herausforderung, denn die Wege müssen möglichst flach sein oder nur leicht hügelig, was sich in einem Land wie Norwegen gar nicht so einfach finden lässt, wenn ich nicht durch die Orte auf ihren Bürgersteigen mit Hilde gehen will.
Also habe ich mir vorgenommen, mich von einem Parkplatz zum nächsten zu manövrieren, weil dort die Chancen am besten sind. Nun ist Schlafplatz nicht gleich Gehweg, und für hundert Meter im Kreis muss der Aufwand sich schon lohnen. Zum Beispiel für Hilde's zweiten Spaziergang ist das okay, weil sie da nur fünfmal pinkeln muss, um entspannt weiterschlafen zu können.
Heute morgen sind die Wege voller Pfützen und der Lehm zeigt Auflösungszustände. Rutschig ist wie bergig ein no-go für mich, das muss ich also meiden. Am Vormittag fahren wir zuletzt los, nachdem zwei Angler gekommen sind und im strömenden Regen die Fische davon überzeugen wollen, von einem Nass ins andere zu springen.
Wir sind auf bekannten Wegen unterwegs, denn hier sind wir im letzten Jahr schon an der Küste entlang gefahren, bis zu einer Wegkreuzung auf der Höhe von Mo I Rana. Jetzt kann ich mir die Umgebung mit anderen Augen ansehen, und wir finden auch heute wunderschöne Ecken, von denen ich Bilder mitbringe.
Da ich diese Strecke in beide Richtungen sicherlich schon ein halbes Dutzend mal gefahren bin, fallen mir auch immer wieder Orte ein, die mich mit anderen Zeiten, den Kindern oder Freunden verbinden. Forciert wird das noch durchs Anfahren der Parkplätze, von denen sich nicht jeder zum Spaziergang lohnt, bzw manchmal die Hilde oder ich auch keine Lust haben rauszugehen.
Wir passieren den Ort Lona, einige Häuser über eine Brücke halb am Hang voller Wiesen. Im Tal der Fluß, im Rücken die beiden Berggipfel voller Bäume und freiliegenden Felsen. Ich stelle mir vor, hier zu wohnen, und den Namen zu nennen, der so klingt wie eine Melodie, oder eine Geschichte von Weite und Einsamkeit.
In Kongsmoen fahre ich an der Kirche vorbei und komme zu einer Landzunge inmitten widerspiegelndem Wasser voller Berge, Wolken und Bäumen. Möglich, dass wir hier schon eine Nacht 2017 mit dem Sohn gestanden haben, und abends am Lagerfeuer uns aufgewärmt haben. Damals war der Platz kostenlos, für den heute 100 Kronen gezahlt werden muss. Aber zehn Euro sind wirklich okay.
Auf dem Parkplatz am Heithorn komme ich mit Radfahrern ins Gespräch. Arielle und ihr Mann sind in Paris aufgebrochen, um durch Europa zu radeln. Ihr Gepäck ist voluminös, ihr Alter mit 65 und 72 schon etwas angehoben, ihre Kondition allerdings ist ausgezeichnet. Die beiden jungen Australier, die kurz darauf auf dem Platz ankommen, wo ich gerade Eier gekocht habe, leben mittlerweile in Europa. Der aus London hat seinen Bruder in Trondheim besucht, und in einer Woche treffen sie ihre Mutter, und fahren gemeinsam zum Nordkap. Sie sind kurz nach dem Mittagessen frisch aus dem Bus auf die Räder gestiegen, und sind hochmotiviert, ihrer Kraft Taten folgen zu lassen.
Kurz vor der Fähre in Holm sehen wir uns alle wieder, ob sie noch weiter als wir gefahren sind, habe ich nicht mitbekommen. An einem kleinen Badesee, der noch auf Wasser und den Sommer wartet, parken wir den Bus und gehen einen langen Weg zurück zum Abzweig. Von dort gibt es ein Bild von Hilde und dem blauen Bus, der sich in der Ferne zwischen den Büschen versteckt hat.
Zwischen Wasserfällen, versteckten Häusern, und weiten Seen, kommen wir nach Holm, wo wir im letzten Jahr auf einem seewärtsgelegenen Hügel genächtigt haben. Heute gibt es niemanden, der sich den Geräuschen von Wind und Wellen aussetzen will, sodass wir die Gelegenheit nutzen, hier ausgiebig spazieren zu gehen.
Die Überfahrt ist kabbelig, die Wellenbewegungen übertragen sich in den Bus, ich bin als Einziger sitzen geblieben, und lerne so eine junge Frau vom Schiffspersonal kennen, der ich erkläre, warum ich nicht die steile Treppe rauf und runter klettern will. Dafür lade ich sie ein, uns auf Instagram zu folgen, was sie gerne macht.
Im letzten Jahr waren wir auf dem Stellplatz der kleine Bus und die großen Camper, heute steht am anderen Ende ein kleiner Wohnwagen und zwischen uns sitzt eine Nebelkrähe seelenruhig auf einer Bank, während seine Widersacher, die frechen Möwen, auf den Steinen am Fluß hocken. Zwei Reiher arbeiten sich sehr aufmerksam durch die, von der Ebbe, freigelegten Steine und den Seetang, beobachten die Wasseroberfläche sehr aufmerksam. Ein größerer Rabe nervt unseren Bruder, der dann letztendlich wegfliegt, vom Stromkabel zurückschaut.
Falls du mal in der Gegend bist und einen schönen Platz für die Nacht suchst, hier sind die Daten.
958X+V3G Berg, NorwegenLeer más
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- Día 103–104
- 10 de junio de 2025, 23:38 - 11 de junio de 2025
- 1 noche
- ☀️ 7 °C
- Altitud: Nivel del mar
NoruegaLeirfjord66°2’30” N 12°43’11” E
Sandnessjøen

Eine schöne Sache beim Alleinreisen ist, dass persönliche Fehler bei mir bleiben, und nicht zu leidigen Diskussionen führen, die immer einen Verlierer haben, und wenn es auch nur die vergeudete Zeit ist.
Ich habe mich mal wieder nicht entscheiden können, wo wir über Nacht bleiben. Dann habe ich die nächste Fähre, die nur alle Stunde fährt, um fünf Minuten verpasst. Und ganz nebenbei den Wecker überhört, der meine Medikamente angemeldet hat. Hilde ist in der Zwischenzeit mal angekommen, um mich daran zu erinnern, dass wir doch längst die Abendsession beginnen sollen, ich beruhige sie mit einem Keks und dem bekannten 'Gleich', was sie akzeptiert. Aus Mangel an Möglichkeiten bleibt mir nichts anderes übrig, als eine halbe Stunde zu dem Platz zurück zu kehren, von dem ich eigentlich dachte, er wäre nichts für uns.
Schnell den Bus verdunkelt, Hilde gefüttert, Medikamente genommen, es ist halb zehn abends, taghell. Wir stehen unter einer hohen Brücke kurz vor Sandnessjøen. Und eigentlich hat das Dilemma ja schon viel früher am Tag angefangen, als ich die beiden Radfahrer Paul und Fritz an einer Fähre getroffen habe. Wir sind uns schon seit gestern über den Weg gelaufen, und Paul, der Engländer, ist dann auf dem Camping Arielle begegnet, die ihm von Hilde und mir erzählt hat. Dort hat er auch Fritz aus Süddeutschland getroffen, der sich nach der Berentung seinen Traum vom Nordkap erfüllen möchte.
Und dann kommt auch noch Ruth auf uns zu, die uns seit kurzem auf FindPenguins folgt. Sie stehen mit ihrem Camper neben uns, ihr Mann kommt mit dem kastrierten Rüden, Hilde hebt ihren Schwanz und, oh Schreck, sie ist schon wieder läufig. Wie kann das denn sein, es passt weder vom Zeitraum noch vom Verlauf. Dieser Hund macht mich fertig, vielleicht ist durch die Gewebeveränderung auch der Hormonhaushalt komplett durcheinander gekommen.
Es war schon immer ein Problem gewesen, dass sie auf den Reisen in andere Vegetationszeiten mit einer verfrühten Läufigkeit reagiert hat, aber dann hat sie auch schon geblutet. Und nun. Halten wir wieder Abstand von anderen Hunden, was leichter auf dem Mond funktionieren würde. Allerdings hätte ich überhaupt nicht damit gerechnet, was uns dann passiert. Denn der nächste Hund läuft frei rum, und scheint den Bauernhof oberhalb einer alten Kirche zu bewachen.
Statt die Ruhe der Toten zu respektieren, brülle ich den Hund so laut an, dass er in seinem Lauf stockt, weil Hilde auch vom Gefiepe in ein bitterböses Gebell übergewechselt hat. Ich würde mich nicht wundern, wenn auf dem Friedhof Bewegung zwischen den Gräbern bei diesem Lärm entstehen würde, bin aber erfreut, dass der Hund umdreht. Der Bus ist nicht mehr weit entfernt, mir rutscht die Hose von den Hüften, weil ich vermutlich meine Lungen komplett entleert habe. Muss erstmal wieder zu Atem kommen.
Natürlich weiß ich, wo ich angefangen habe zuzulassen, dass ich meine innere Mitte verlasse. Im Nachhinein ist es ja oft ein Leichtes, die Puzzlesteine aufzuheben, und sie in die richtige Reihenfolge zu setzen. Das bedarf keiner großen Anstrengung, und ich muss mich auch nicht kasteien ob meiner Doofheit.
Allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass ich jetzt die Fehlerketten durchbrochen habe, vielleicht brauche ich noch ein paar Anläufe, bis ich rechtzeitig die eigene Reißleine ziehe, um zu begreifen, wie ich in meiner Mitte bleiben kann.
Natürlich gehen solche Prozesse auch ohne große Verluste mit mehreren Personen, wobei es eine starke Disziplin verlangt, und die Rücknahme von eigenen Bedürfnissen erfordert. Insofern ist jetzt nicht mein Tenor dahingehend, dass möglichst alle Menschen alleine leben sollten. Und natürlich kann ich letztendlich nur für mich sprechen.
Was es sonst noch am heutigen Tage gegeben hat, lässt sich eindeutig aus den Bildern lesen. Der Stellplatz entpuppt sich letztendlich doch durchaus als übernachtenswert, wobei wir morgen früh wohl zum Spaziergang woanders hin fahren werden. Und ach ja, die markanten Berge sind die Sieben Schwestern. Allerdings gibt es dieses Mal viele Berge zu sehen. Wir befinden uns hier:
2PR9+PM3 Sandnessjøen, NorwegenLeer más
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- Día 104–105
- 11 de junio de 2025, 22:28 - 12 de junio de 2025
- 1 noche
- ⛅ 6 °C
- Altitud: Nivel del mar
NoruegaRana66°18’51” N 13°17’8” E
Flostrand

Als ich kurz nach sieben Uhr aufwache, ist es brüllend heiß im Bus. Ich habe den Wecker vorher verpasst, und die Standheizung hat fast zwei Stunden gewütet, sodass ich erstmal ein Fenster öffnen muss, um überhaupt zu Atem zu kommen. Und gleich dringen ungefiltert fünf Grad kalt in den Bus.
Bei den Nachbarn ist es still, über unseren Köpfen hat der Morgenverkehr begonnen. Ich ziehe mich an, und wir fahren für den Spaziergang hoch an die Straße, wo grade die Sonne aus den Wolken aufs Meer fällt. Welch traumhafter Beginn des Tages. Einen Kilometer entfernt ist eine größere Parkbucht, wo wir frühstücken und unseren Vormittag in stiller Gelassenheit verbringen.
Ich habe mir vorgenommen, ein Kapitel in meinem aktuellen Lesebuch jeden Morgen zu genießen. Es geht um ein Abenteuer in der Sahara kurz vor dem zweiten Weltkrieg. Der Name Almásy taucht als Figur einer Romanze in der Verfilmung des Englischen Patienten auf, hat aber mit dem realen Autor nichts zu tun, wenngleich die Filmgeschichte einen entscheidenden Punkt in Almásys Suche betrifft, den Schwimmer in der Wüste.
Dieser Titel hat mich das Buch aus dem Regal eines Secondhandshop herausziehen lassen, dann fällt mein Blick auf den Untertitel. Auf der Suche nach der Oase Zarzura. Almásy spielt auch im Zweiten Weltkrieg eine Rolle, Details über eine Operation Salam finden sich ebenfalls im Anhang.
Ich bin neugierig, denn das Buch liest sich gut. Aber für mehr als ein Kapitel hat es heute nicht gereicht. Denn auf uns wartet die Fähre nach Nesna, und dort beim Joker in Utskarpen habe ich letztes Jahr die Küstentour beendet. Bis heute war alles nur Anreise, über zwei Wochen lang. Aber ich habe sie genossen, die Anfahrt, und besonders die Straße 17, die mir viele Erinnerungen, tolle Bilder, und nette Begegnungen geschenkt hat.
Wir treffen noch einige Male Fritz und Paul, und winken uns gegenseitig nach. Zuletzt in Nesna bei den Ponys, dann fahren wir an den schneebedeckten Bergen vorbei, die sich felsig um die Seen lagern. Häuser am Ufer und zwischen den Bäumen, ein weites, einsames Land, mit Wasserstraßen, die die Berge herablaufen.
Im Joker kaufe ich wieder ein, eine Tasche voller Leckereien für 65 Euro. Der Joker ist teurer, bedient aber die Landbevölkerung abseits der Infrastruktur, und ist gut besucht, profitiert allerdings auch vom Tourismus, der hier auf die nördliche 17 nach Bodø abbiegt.
Nur wenige Kilometer später der erste längere Tunnel mit 2.790 Metern und keine Chance, ihn zu vermeiden. Augen auf und durch, und gleich danach ein kleiner Spaziergang an einem Zaun entlang, dessen Landschaft Hilde mit besonderen Gerüchen in Unruhe versetzen.
Einige Kilometer weiter der ordentliche, kostenlose Stellplatz, auf dem wir herumspazieren in einer Stille, wie auf dem Friedhof, auf den man übrigens in Norwegen mit einem Hund gehen kann. Die Besucherin guckt mich ob meiner Frage sehr ungläubig an. Einen Kilometer weiter ist ein zweiter, ebenfalls kostenloser Wohnmobilstellplatz, dieses Mal zum Fjord hin gelegen. Wir sind am äußersten Rand von Norwegens Festland, alles andere zwischen hier und dem offenen Ozean im Westen sind Inseln.
877P+M63 Flostrand, NorwegenLeer más
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- Día 106–107
- 13 de junio de 2025, 13:53 - 14 de junio de 2025
- 1 noche
- ☁️ 13 °C
- Altitud: 9 m
NoruegaGildeskål66°56’57” N 13°40’32” E
Mevik

Too much. Das war heute einfach zuviel. Nicht schlecht, aber zu lange und mit zu vielen Eindrücken verbunden. Zu viel Aufregung für nen alten Mann. Am Abend schicke ich lediglich noch einen Gruß los, dann umgarnt mich eine unruhige Nacht, die in einen erschöpfen Morgen übergeht.
Ich bin froh, ob der üblichen Rituale, die mir einen Halt geben. Vermutlich würde ich sonst nur durchs Fenster starren, bis mich Hilde weckt. Mein Freund Horst, der die wöchentlichen Medikamentengaben in sich trägt, sagt mir, es sei Freitag. Wir sind auf dieser Reise jetzt zweieinhalb Wochen unterwegs, gerade in etwa auf der Höhe des Nördlichen Polarkreis. Das heißt, wir haben ihn gestern mit der Fähre von Kilboghavn nach Jektvik überquert. Ich meine mich zu erinnern, dass ich tatsächlich so eine Weltkugel wie auf dem Nordkap in Miniformat gesehen habe. Und lese jetzt, dass es eine unscheinbare Stelle auf dem Festland unterhalb von Jektvik ist, die ich vielleicht sogar fotografiert habe.
Auf jeden Fall entstand auf Deck so eine Unruhe, als wir ein Stück Land passiert haben, auf dem einige Häuser zwischen Meer und Bergen standen, sodass ich da auch hingeschaut habe, und in meiner Erinnerung die Weltkugel gesehen habe. Das ist jetzt knapp 50 km südlich von hier und nennt sich Polarsirkelen Ved Kysten. Und zeigt wieder einmal, wie unvorbereitet wir eigentlich reisen. Hier findest du den Ort.
https://maps.app.goo.gl/bZnvmP25NnaegbR8A?g_st=aw
Schon früh am Morgen fahren wir vom Schlafplatz weg, um entspannt auf dem anderen Stellplatz spazieren zu gehen. Zurück beginnt es auch am Wasser unruhig zu werden, sodass wir nach dem Frühstück aufbrechen und durch den ersten langen Tunnel zum Tanken nach Utskarpen zurückfahren.
Auch so ein Versäumnis aus meiner Kasperlekiste. Natürlich hätte ich besser am Tag vorher schon geschaut, wo wir tanken können, anstatt jetzt festzustellen, dass in nördlicher Richtung neunzig Kilometer keine Tankstelle kommt. Am Ende wären es nur fünfzig Kilometer gewesen, aber mit so wenigen Litern im Tank ist es einfach zu unsicher.
Zurück, geht es gleich durch den nächsten langen Tunnel, und dann kommt linkerhand ein kleiner Parkplatz mit einem einfachen Pfad runter zum Strand. Begeisterung. Endlich mal wieder am Wasser spazieren gehen. Zu früh gefreut. Hinter einer kleinen Kurve im Gras beginnt ein Steinlabyrinth, sodass ich mit Händen und Füßen rückwärts und vorwärts die zehn Meter überwinden muss. Was für andere ein Lächeln kostet, ist für mich das Überwinden von großen Hindernissen.
Aber nicht aufgeben wollen, das muss ich erst noch lernen. Aber weil es nicht für mich ist, sondern für Hilde, schaff ich es dann. Und werde belohnt von schönen Bildern. Laufen, Schnüffeln, Tauchen. Heute ist alles dabei. Und so gibt es noch ein besonderes Video, dass ich mit dem neuen YouTube Beitrag veröffentlichen werde.
Am nächsten Abzweig ist ein kleiner Hafen, von dem es unter anderem nach Lovund geht. Ich meine, dies sei auch eine sogenannte Vogelinsel, und entsprechend stehen zwei
wartende Expeditionscamper dort. Wir fahren am Hafen vorbei ins Hinterland, und erleben ein besonderes Spektakel mit einigen Vögeln.
Wir nähern uns einem merkwürdigen Museum und laut den Bildern an der Seite denke ich gleich am eine Zeichentrickserie. Stattdessen ist das Museum ein Teil des Küstenforts Grønsvik, das 1942 von der deutschen Okkupationsmacht angelegt. Es war Teil des Atlantikwalls, einer zusammenhängenden Kette aus Wallanlagen von der Grenze zwischen Spanien und Frankreich im Süden und weiter nordwärts entlang der gesamten Küste Norwegens.
Auf dem Weg nach Aldersund werden die Bilder spektakulärer. Grüne Berge, grünes Wasser. Blauer Himmel, blaues Wasser. Langsam führt der Weg zum Anleger in Kilboghavn, von dem die Fähre nach Jektvik eine Stunde unterwegs ist.
An Bord sind auch einige Radfahrer, denen wir immer wieder begegnen, weil unser Tempo ähnlich ist. Das junge Paar aus Deutschland mit wenig Gepäck und der alte schweizer Zugführer mit dem modernen EBike, dessen Batterie fest montiert ist, sodass er immer eine entsprechende Ladestation suchen muss. Fritz und Paul sind nicht auf dem Boot, auch nicht der junge Deutsche, Björn, der dunkle Bekleidung trägt. Ihn habe ich länger schon nicht gesehen. Auch Arielle und ihr Mann sind weit hinter uns, die jungen Australier vermutlich auch. Da ich immer wieder mit Menschen mich unterwegs unterhalte, und auch Hilde mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält, sind wir einem Teil der Reisenden gut bekannt. Das steigert sich noch durch ein besonderes Ereignis nach der Fähre.
Dieses Mal dürfen wir nicht im Bus warten, also quäle ich mich die Treppe hinauf und durch die schwer beweglichen Türen, die mir öfter jemand aufhält, auf das Außendeck. Später rückwärts die Treppen runter geht überraschend gut, auch weil wir alleine sind und ein gutes Teamwork pflegen. Wenn uns Menschen zusammen sehen, denken sie sicherlich oft, wie schlecht die Hilde erzogen ist. Da kann ich ihnen nur recht geben. Aber in den entscheidenden Situationen sind wir ein gutes Team. Und beim Leben und Reisen sowieso. Alleine im Bus lasse ich sie nicht, ihre Augen waren voller Panik, als ich ausgestiegen bin, weil ich um den Bus herum sie ja holen musste.
Aber mit diesem Wissen, dass wir das mit der Fähre schaffen, habe ich mir auch einen großen Gefallen getan. Das macht mich sicherer. Wir fahren ziemlich am Anfang von Bord und haben nach einer Zeit einen Rattenschwanz von Fahrzeugen hinter uns, die uns auch durch den 3200 Meter langen Tunnel 'jagen'. Dann sehe ich einen reizvollen Parkplatz am Wasser und setze den Blinker nach links, was der Camper hinter mir sieht, und mit uns die Geschwindigkeit der Schlange reduziert.
Nur ein starker Motor jagt überholend auf der linken Seite an der Reihe Fahrzeuge vorbei. Ich sehe ihn und warte, er sieht mich und legt eine Vollbremsung hin, kommt glücklicherweise nicht ins Schleudern. Wir biegen ab. Später an der nächsten Fähre unterhalten wir uns, und heute morgen fahren sie mit Lichthupe und fröhlichem Winken an uns vorbei.
Der Ort hat das Abbiegen gelohnt, die Blicke ins Rund sind wunderschön. Für die Normalsterblichen ist die kurze Fähre von Ågsgarden nach Halsa die letzte Wasserüberquerung auf der Küstenstrasse 17, denn danach kommt der Svartistunnel, ein einröhriger Straßentunnel zwischen Kilvik und Fykanvatnet in der Kommune Meløy in der norwegischen Provinz Nordland. Der Tunnel im Verlauf des Fylkesvei 17 ist 7624 m lang und unterquert einen Arm des Svartisengletschers. Der Tunnel wurde mittels einer Tunnelbohrmaschine aufgefahren. Für Radfahrer ist der Tunnel verboten, und für mich fällt er aufgrund von Art und Länge auch flach.
Wir nehmen also von Halsa die alte Küstenstrasse, die heute 452 heißt und über Bjærangen, Enga und Vallisjøen zum Fähranleger im Vassdalsvik führt. Hier fahren nur Ortsansässige, Lieferanten und Tine's Milchtransport. Die Straße ist wellig und Reparaturen erfolgen nur im grade notwendigen Bereich. Aber es ist still und wunderschön.
Ziemlich gegen Ende überholen wir Fritz und später noch Paul, mit denen wir dann neunzig Minuten im Fährhafen abhängen. Zeit für Gespräche, Spaziergänge, und Rundblicke. Um 20.10 Uhr läuft die Fähre endlich ein und bringt uns nach Ørnes.
Fünfzehn Kilometer später haben wir einen Parkplatz am Meer gefunden, mit drei anderen Camper, und einer jungen Frau, die ihr halbjähriges Kind in einem Tragetuch in den Schlaf wiegt. Es wird eine ruhige Nacht. Zwischendurch regnet es. Mir geht's wie dem kleinen Kind, ich bin völlig durch, und schlafe kurz nach Hilde ein, nachdem wir noch ne kleine Runde gedreht haben, und ich den Bus umgebaut habe. Zu Abend gegessen haben wir schon beim Warten.
Am Morgen ist es still, wir spazieren an der Straße entlang, werfen einen Blick ins bergige Rund, und sehen den Regentropfen zu, die kommen und gehen. Es ist schon Mittag, als die Geschichte fertig ist, und ich alle Bilder in die Storys gestellt habe. Es wird heute nicht weit gehen, und vermutlich erstmal zurück bis zum Tunnelausgang, um die Umgebung ein bisschen aufzunehmen.
WMXG+P73 Mevik, NorwegenLeer más
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- Día 107–108
- 14 de junio de 2025, 10:17 - 15 de junio de 2025
- 1 noche
- ☁️ 12 °C
- Altitud: 10 m
NoruegaGildeskål66°56’57” N 13°40’31” E
Ten Years After

Wir waren nur fünf Minuten draußen, und Hilde hat sich ganz dolle beeilt, trotzdem erwischen uns Regen und Sturm. Und gerade, wenn es gar nicht passt, geht die Seitentür erst beim fünften Versuch auf, wir springen schnell rein, sind ziemlich durchnässt. Kaum sind wir drin, hört es auf zu regnen, der Wind schläft ein, und weil kein Verkehr ist, wird es ganz still um uns herum.
Ich starte den Motor, um Wasser zu kochen. Die Batterien sind morgens zu weit runter, um mit tausend Watt den Kampf aufzunehmen. Fünf Minuten, in denen ich Hilde's Futter vorbereite, mein Porridge mit Erdbeermarmelade erheitere, einen Teebeutel in die Tasse lege. Diese Woche ist Bananenzeit, ein Mix aus Nektar und Frucht, mein ungeliebter Kaliumhaushaltverbesserer.
Nach vier Bananen brauche ich eine Woche, um den Geschmack zu vergessen.
Bei Hilde gibt es eine Pastete aus Huhn und Reis, und heute Abend wird es ein knackiges Leckerli aus ihrer Kiste geben. Ist ja eben ein besonderer Tag heute. So ein Regentag zeigt uns deutlich, wir brauchen ne Waschmaschine, damit all unser Zeug mal wieder frisch und angenehm riecht.
Wobei Hilde nicht nach Hund riecht, wenn ihr Fell nass ist, so wie man landläufig sagt. Ne, das trocknet gut und mufft keineswegs. Gestern haben wir einen langen Vormittag im Bus gehabt. Das ist ja so üblich bei uns, weil Hilde nach ihrem Frühstück gerne ausgiebig schläft, sodass ich Zeit habe, zu lesen und zu schreiben.
Die Beiträge wollte ich eigentlich auf den Abend legen, um dem Morgen einen anderen Inhalt zu geben. Das ist durch den langen, erschöpften Reisetag erstmal zum Erliegen gekommen, sodass ich mich neu orientieren muss. Es passiert halt gerade so viel, obwohl unsere Tage eher übersichtlich sind.
Da jetzt der ganze Hype mit den Fähren sich erledigt hat, möchte ich wieder viel detaillierter an den Küsten entlang reisen, und habe mir für den Nachmittag einen kurzen Trip nach Glomfjord vorgenommen, um der 17 ab dem Ausgang aus dem langen Tunnel wieder näher zu sein. Also fahren wir zurück nach Ørnes, halten aber vorher am kleinen, weißen Strand in Reipa.
Bis vor wenigen Tagen durfte man dort noch übernachten, das ist Geschichte. Und ob wir mit Hund am Strand spazieren gehen dürfen, kann ich nicht einschätzen. Nachmittags machen wir das, weil niemand da ist. Aber auf dem Rückweg sind Badegäste am Strand, da halte ich zu Hilde's Unverständnis Abstand.
Dafür treffen wir aber auf einen Reisenden, der unsere Videos schon mal gesehen hat, und mich daraufhin anspricht. Das ist mir länger schon nicht geschehen und freut mich natürlich. Er ist dabei, aus den System mit seiner Freundin auszusteigen, da kommt unsere Begegnung vielleicht grade recht.
Südlich von Ørnes beginnt eine ganze Reihe von schneebedeckten Bergen, manche sehen zu aus, als seien sie nie eisfrei. Diese Berge liegen westlich des Fähranlegers in Vassdalsvik, wo wir stundenlang gewartet haben, und zwar in Verlängerung des Gletschermassivs Svartisen, durch das der lange Tunnel getrieben wurde.
"Svartisen ist mit 370 km² der zweitgrößte Gletscher Norwegens...Zwischen den beiden Hauptgletschern, dem Østisen (148 km²) und dem Vestisen (221 km²), liegt das Tal Vesterdalen.
Das Østisen teilte sich um das Jahr 1900 in zwei Gletscherarme. Der östliche reichte bis in den Gletschersee Svartisvatnet hinein. Im Laufe der folgenden 50 Jahre bildete sich der Gletscher erheblich zurück und erreichte nicht mehr den See. War die Gletscherfront 1910 nur 50 m von Gletschersee entfernt, waren es 1945 bereits 1000 m. Durch den Rückzug des Gletschers entstand am westlichen Rand des Gletscherarmes ein weiterer Gletschersee, das Austerdalsvatnet. Da sich das Eis weiter zurückbildete, wurde der See von Jahr zu Jahr größer. Das Schmelzwasser des Gletschers floss ursprünglich in westlicher Richtung unter dem Eis in das Svartisvatnet hinein und durch das Røvasstal ab. Das führte im Sommer zu zahlreichen Überschwemmungen, die große Schäden anrichteten. Das Problem konnte 1959 durch die Fertigstellung eines Tunnels gelöst werden. Dieser ermöglicht den kontrollierten Abfluss des Schmelzwassers. Die Tunnelmündung kann auf dem Weg vom Svartisvatnet zum Gletscher hinauf besichtigt werden" (Wikipedia)
Als wir an einem Parkplatz halten, begegnen wir einem jungen Paar aus Deutschland, deren Huskys am liebsten mit Hilde knuddeln würden, wenn sie nicht festgebunden wären. Wir kommen ins Gespräch. Übers Reisen und Leben, Norwegen und überhaupt. Aussteigen wäre vielleicht die beste Option. Desto eher, desto besser. Man sieht ja, wie sich die Welt verändert. Das scheint die Sonne noch, auch wenn der ein oder andere Windstoss schon unsere Haare zerzaust.
Diesen Abend auf dem gleichen Parkplatz habe ich einen Platz seitlich zum Wasser hin, was bei dem Abendhimmel herrlich ist, sich aber während der Sturmböen deutlich zum Nachteil auswirkt. Mittlerweile wirkt es um uns herum viel heller, weil vor der Sonne eine weiße Wolkendecke liegt, während sich rings herum dunkelgraue Wolken talwärts bewegen. Eine bizarre Atmosphäre, da mitten drin zu sein. Dazu das Meer mit weißen Schaumkronen in der Weite, während es sich zum Ufer hin fast still bewegt.
Noch immer ist das Fell von Hilde nass, ich habe die Standheizung angeschaltet, trinke meinen Bananensaft, und knuddel meine kleine vierbeinige Freundin viel öfter als sonst, damit sie weiß, heute ist ihr Tag!
WMXG+P73 Mevik, NorwegenLeer más
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- Día 108–109
- 15 de junio de 2025, 13:58 - 16 de junio de 2025
- 1 noche
- ☀️ 14 °C
- Altitud: 5 m
NoruegaBodø67°13’56” N 14°37’8” E
Saltstraumen

Auf einer langen Straße überholt ein deutscher Camper zwei Radfahrer im strömenden Regen. Da die Beiden sowieso schon völlig durchnässt sind, macht das nichts aus, sie von unten noch ordentlich einzuweichen. Nur um im Gegenverkehr keine Geschwindigkeit zu verlieren. Respekt. Ist das nicht. Nein, das ist eine ganz egoistische Haltung und lässt sich mit nichts entschuldigen.
Ach ja, und das waren auch nur Urlauber, die Erholung suchen in einem schönen Land, das heute völlig verregnet ist. Ja, es sind tatsächlich fast nur Deutsche, die uns anhupen, weil wir unsere Geschwindigkeit nicht der Masse anpassen. Und fast meine ich, dass mich dieses Verhalten hier sehr an Spanien im Winter erinnert.
Man muss sich schon ein dickes Fell anschaffen, um sich nicht bodentief zu schämen. Dabei reisen wir in einem schönen Land, in dem die Einheimischen in der Minderzahl zu sein scheinen. Das ist hier am Saltstraumen, wo wir übernachtet haben, ganz deutlich zu spüren. Und natürlich zähle ich auch dazu, wenngleich ich mich bemühe, respektvoll zu sein, und mich für Land und Leute zu interessieren.
Und so lernen wir ein Ehepaar auf einem Spaziergang kennen, dass wir später noch einmal in der Nähe des kleinen Friedhofs von Stottvaer wiedertreffen. Sie haben eine interessante Lebensgeschichte, zu der auch eine Arbeit in Deutschland zählt. Wir bleiben in Kontakt und tauschen freundliche Worte aus über diese erfreuliche Begegnung.
Von der Küstenstrasse 17 biegen wir auf die 838 nach Sund ab, eine Halbinsel, auf der eine alte Kirche von 1130, unterhalb eines "moderneren" Werks auf einer Erhebung mit Blick aufs Wasser, steht. In Sund legt eine Fähre nach Sandhornøya ab, die ich tatsächlich hätte nehmen können, um über eine Mautstrasse nach Kjopstad zu fahren, weil es dort eine Brücke gibt.
Möglicherweise hätte ich dann zwei schöne Wasserfälle verpasst, die mir am Straßenrand begegnet sind. Kirchen sind besonders ausgeschildert und werden genauso gerne von mir angefahren, wie die Saura Kirke am Ende einer Straße mit einem wunderschönen alten Friedhof.
Bei Nygård kann ich die 17 entspannt über etwas längere Zeit mit einer schmalem Straße umgehen und dabei schöne Bilder vom kleinen Hafen und einem Grasdachhaus mitnehmen, bei dem man nicht sicher ist, was Baum oder Dach ist.
Der nächste Abstecher führt uns nach Valnes zu einer Bucht mit grünem, fast durchsichtigen Wasser, im dem sich die Fischlein tummeln, denen das Heer der Angler nach dem Leben trachtet. Dann kommen die Brücken über die Straumen, deren bekannteste der Saltstraumen ist.
"Straumen sind eine weitere Besonderheit in der Region. Sie sind Engstellen zwischen Meer und Fjord oder zwischen zwei Fjord-Abschnitten. Die Straumen können von der Größe stark variieren, von 10 Meter bis 50 Meter Breite oder mehr. Meist beangeln wir Straumen zwischen 10 und 30 Meter Breite. Es gibt einige Straumen, an denen man fast nur Meerforellen fängt und an anderen Straumen fängt man fast nur Lachse. Warum es die Lachse dort hinzieht, kann man nur raten. Einige Straumen sind in der Nähe von Lachsflüssen und die Fische kommen dort vorbei, oder sie schwimmen bei Niedrigwasser nicht in die Flüsse, sondern warten dort und schwimmen herum."
https://www.lachsangeln-norwegen.de/gewässer/st…
Wir spazieren zur Kirche und nicht zum Wasser, und wie so oft, sind wir dort alleine, während sich da die Masse sammelt. Als ich morgens um halb drei wach werde, ist gerade die Sonne in aktiver Bewegung und beschenkt mich mit ihrem Licht voller Schönheit. Am Abend haben wir noch ein bisschen gefeiert, aber weil der schöne Knochen, den uns Ute geschenkt hat, schon bis zur Hälfte Hilde's ganze Energie gekostet hat, habe ich den Rest versteckt, und ihn zu ihrer besonderen Freude eben hervorgeholt. Jetzt liegt sie wieder neben mir und knabbert und knackt mit ihren scharfen Zähnen an der trockenen Haut.
Die Sonne scheint, und ich möchte natürlich nicht falsch verstanden werden. Es ist nicht die Mehrzahl der Camper, die sich daneben benimmt, es sind nur leider immer einige unterwegs, deren eigenes Verständnis nicht mit der allgemeinen Formel vom Anstand konform geht. Grundsätzlich begegnen wir durchaus vielen freundlichen und offenherzigen Reisenden, die wissen, dass ihr Aufenthalt in diesem Land ein schönes Geschenk ist.
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- Día 109–110
- 16 de junio de 2025, 11:45 - 17 de junio de 2025
- 1 noche
- ☁️ 15 °C
- Altitud: 8 m
NoruegaBodø67°12’2” N 14°38’1” E
Paul

Beim Abendspaziergang sehe ich aus dem Augenwinkel, dass ein Fahrrad neben uns hält. Ich schaue hoch und entdecke Paul, den Engländer, den ich längst auf den Lofoten vermutete. Wie Fritz, denn mit Beiden habe ich auf der Fähre nach Ørnes den Fjord überquert.
Nein, erzählt er, am nächsten Morgen habe er sich sehr müde gefühlt, und wäre nach 25 Kilometern auf einen Camping gegangen, hätte den gestrigen Regentag einfach dort entspannt. Ich erzähle ihm von meinem Weg heute am Meer entlang nach Lødingen, und tatsächlich findet er dort einen schönen Campspot, und die Besitzer des letzten Platzes bringen ihm noch ein leckeres Essen vorbei, als sie auf dem Weg nach Bodø sind.
Wir unterhalten uns über die Eile der Bikepacker, die selbst an solch heftigen Regentagen unterwegs sein müssen. Auch wenn ich selber jeden Tag fahre, achte ich viel auf die Zeiten, die wir unterwegs sind, und auf die Stunden, die wir uns zwischendurch am Ort gönnen. Ich denke immer, wir sind die Radfahrer unter den Campern, denn unsere Entfernung entsprechen ihnen.
Als Paul auf sein Rad steigt, sind seine Bewegungen langsamer, er braucht länger, um mir aus den Augen zu fahren. Ach, das hat mich sehr gefreut. Die Sonne scheint, und wir haben eine so milden schönen Tag gehabt, der in der Nacht vom Winde verweht wird.
Ich wollte an Bodø vorbei nach Norden fahren, habe in Lødingen aber erst die Wasserflaschen beim Camperhändler Kroken kostenlos aufgefüllt. Leider verspüre ich schon die ganze Zeit ein inneres Unwohlsein, was meine Route angeht, gehe aber darüber hinweg, weil die Strecke nach Tårnvika einfach zur Umrundung dazu gehört. Jetzt bin ich natürlich nicht so verbohrt und quäle mich über Wege, die mir nicht gefallen oder gefährlich sind, aber ich gebe auch nicht gleich auf.
Wobei Sonntag keine gute Lösung ist. Heute wird gewandert, gebadet, Auto gefahren, was zur Folge hat, dass sämtliche, selbst kleinste Möglichkeiten, schräg und schief zu parken, ausgenutzt werden. Und du überlegst dir jedesmal, wohin denn die Insassen gewandert sind, denn Wege gibt es nur selten. Oft musst du erstmal durchs Gestrüpp etliche Meter bergauf klettern, bis sich ne Elchspur findet, die durch Wald und Fjell führt. Ich habe schon oft erlebt, dass sich das Unterholz bewegt und mitten aus einem Wald kommt ein Wanderer, der auf der anderen Straßenseite wieder eine minimale Öffnung betritt.
Hunderte Fahrzeuge und nur wenig Menschen, mal ein paar Frauen an einem kleinen Badestrand im Handtuch, oder zwei verschwitzte Gesichter unterm Rucksack kurz vorm Pkw. Die Landschaft ist spektakulär. Unbenommen. Blaues und grünes Wasser, Berge mit und ohne Schnee, aber mit Moos und Krüppelkiefern bedeckt. Versteckte Häuser, meist Holzhütten in schönen, entspannten Farben. Weiches Rot, Dunkelgrün, gesundes Eidottergelb.
Unsere Bergundtalfahrt ist kurvenreich, und nachdem wir das unmittelbare Einzugsgebiet von Bodø hinter uns gelassen haben, auch deutlich einsamer, was mich einerseits zusehends entspannt, während ich gleichzeitig sehr enttäuscht bin, für Hilde und mich keine Wege zu finden, auf denen wir spazieren gehen könnten. Dann sind wir in Festvåg und stehen an einem einsamen Fährhafen.
Tårnvika liegt zwar auf einem Stück Festland, aber die einzig befahrbare Straße ist nur über eine Fähre zu erreichen. Zudem ist der Ort eine vermutliche Sackgasse, denn nur eventuell gibt es ein Möglichkeit, auf das nächste Stück Festland bei Rørstad zu gelangen, aber eventuell nicht. Und für solche Kannseins fühle ich mich heute nicht ausgerüstet.
Zudem würde ich gegebenenfalls auch von der anderen Seite dorthin gelangen, was sich besser anfühlt. Also schaue ich ins blaugrüne, nasse Rund und verabschiede mich freundlich von diesem Eckpunkt. Zurück sieht vieles anders aus. Das mag ich sehr. Die Dinge von beiden Seiten anschauen. Das ist im Leben wie in der Natur sehr bereichernd und durchaus aufschlussreich.
Zurück ist weniger Verkehr, und ich entdecke manches Versteckte, Unscheinbare. Von Norden komme ich auch ganz anders in Bodø an, sehe rechter Hand ein großes Schiff, das ich mir anschauen will. Das bringt mich zwischen Industrie und Handel zu einem wilden Stück Brachland am blauen Meer, bei dem nicht klar ist, ob etwas gebaut oder aufgegeben wurde.
Mitten zwischen Industrieanlagen und riesigen Zäunen, die die Straße vom Hafenbecken trennen, steht ein Haus hinter einem Baum. Ein rotgrünes Potpourri an Gemütlichkeit, die ausstrahlend mich fast zärtlich berührt, obwohl es sich nicht sagen lässt, ob hier überhaupt jemand wohnt.
Das ist auf der anderen Straßenseite vermutlich schon so, denn die bunten Häuser, die wie Hühnerleitern auf dem Berg zu hängen scheinen, machen so einen Anschein. Zwei junge Leute üben Rollerfahren, das heißt, die junge Frau entdeckt die Möglichkeiten, die ein solches Gefährt ihr bieten könnte, und schafft es auch rechtzeitig, an der Abzweigung zu halten, damit wir vorbeifahren können.
Dieses Mal nehmen wir von Lødingen aus die 17 zum Saltstraumen, wo wir noch eine Nacht bleiben wollen. Wir treffen Paul und haben ein gutes Gespräch mit einem Ehepaar aus Dresden, das über Nacht mal unser Buch anschauen will. Abends kommt Wind auf, der sich über Nacht verstärkt, der Himmel hat sich zugezogen und Regen fällt in kleinen Schauern vom Himmel wie Sternschnuppen. Hilde steckt noch lange unter der Bettdecke, nachdem ich aufgestanden bin, gestern waren wir dann erst kurz vor 22 Uhr im Bus zurück.
Der Sturm hat an Kraft zugelegt, das wird später spannend, über die hohe Brücke zu fahren, die sich über den Saltstraumen erhebt. Wobei die Auffahrt von unserer Seite viel sanfter wirkt, als wenn man von Süden kommt. Trotzdem werden oben die Windgeschwindigkeiten schon im zweistelligen Bereich (20m/sec) liegen, aber eine andere Möglichkeit, um nach Rognan zu kommen, habe ich nur durch die Tunnel nach Fauske.
Die Geschichte habe ich gleich nach dem Aufstehen geschrieben. Jetzt um acht Uhr öffnet sich schon mal die Tür eines anderen Campers, eine Frau im türkisblauen Bademantel setzt ihren kleinen Hund in die Wiese, der ein oder andere Vorhang öffnet sich, mal hier und da die erste Zigarette. Möwen im Gleitflug und um den Kirchturm herum drohen dunkle Wolken. Montag am Morgen im Paradies.
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- Día 109–110
- 16 de junio de 2025, 22:35 - 17 de junio de 2025
- 1 noche
- 🌧 9 °C
- Altitud: 6 m
NoruegaSaltdal67°0’58” N 15°21’4” E
Drageid

Bis zum Mittag bin ich mir eigentlich sicher, dass ich auf den Campingplatz nach Rognan fahre, um Hanna nochmal zu treffen, und Wäsche zu waschen. Dann finde ich heraus, dass mich das Waschen fast vierzig Euro kostet, weil ich grundsätzlich keine Übernachtung auf dem Campingplatz brauche. Hanna hat vermutlich zwischen 2017 und heute keinerlei Gedanken an mich verwendet, ist also ganz gut ohne mich über die Runden gekommen. Und ob mein Besuch wirklich eine große Bereicherung für sie wäre, ist nicht unbedingt anzunehmen. Es wäre lediglich eine Form des Wiedersehens, der ich zum Beispiel morgen vormittag auch nachkommen könnte, wenn wir in den Ort fahren.
Für Hilde menschelt so ein Platz sowieso zu sehr, es geht ihr deutlich besser, wenn die Dosis Mensch in Einzelform auftritt, weil sie sich dann einfach einstellen kann. Viele Menschen, viele Hunde ist der zweite negative Punkt für solche Plätze, die wir auch deshalb meiden.
Und das mit der Wäsche. Nun, die Unterwäsche und andere kleine Teile kann ich im Eimer kalt einweichen und auswaschen. Habdwaschmittel habe ich genug. Die Oberbekleidung habe ich doppelt, vier Wochen Tragezeit sind möglich, wenn ich nicht grade im Matsch spiele, also komme ich da zwei Monate hin. Und danach kann ich durchaus mal alles bei den Kindern ordentlich durchwachsen.
Und an ein gewisses Maß an Schmutz muss man sich gewöhnen, wenn man mit Hund oder Kind unterwegs ist. Alle anderen Geschichten darüber sind Märchen, oder geschönte Bilder der Wirklichkeit. Natürlich bin ich bereit zuzugeben, dass es in der Regel schon Unterschiede geben kann, ob Männer oder Frauen unterwegs sind, und in welcher Altersstufe sie sich bewegen. Trotzdem behaupte ich, dass clean leben sich nur auf den Umgang mit Drogen beziehen kann.
Meine Gedanken um Hanna führen mich zu einer inneren Grundsatzdiskussion, um mal zusammen zu fassen was mir seit längerem im Kopf ist. Wer so lebt wie Hannes Wader es einmal besungen hat, für den ist das Aufrechterhalten von Freundschaften ein schwierig Ding. Nun bin ich ja mit meinen Geschichten ein halbwegs offenes Blatt, während ich von meinem Gegenüber nur punktuelle Infos bekomme, es sei denn, wir pflegen einen regelmäßigen Kontakt, was mir nur mit sehr wenigen Menschen gelingt.
Aber da gibt es ja noch ne ganze Anzahl von Begegnungen, bei denen ich mir grundsätzlich denke, wäre schön, wenn wir uns mal wiedersehen. Und ja, das gelingt durchaus. Ist aber oft schon deshalb schwierig, weil sich nicht immer eine Möglichkeit findet. Zu beschäftigt ist der Mensch, und das ist nicht mal kritisch gemeint.
In der Zwischenzeit stelle ich aber zusätzlich bei mir fest, dass ich schon gerne den oder diejenige treffen möchte, meine Lust schwindet, desto näher eine Möglichkeit rückt. Das berührt mich sehr, weil es neu ist, dieses Gefühl. Also eigentlich stimmt das nicht, denn ich trage mich länger schon mit diesen Gedanken, ohne darüber reden zu können.
Vielleicht werde ich einsiedlerisch, vielleicht bin ich auch viel zufriedener damit geworden, alleine zu sein. Ich wäge den Sinn und den Zweck solcher Begegnungen im Verhältnis zum Nutzen ab, Abstand zu nehmen, wie ich am Beispiel von Hanna erwähnt habe.
Ich glaube, man sollte manche Begegnung einfach in der Vergangenheit ruhen lassen, was einen virtuellen Kontakt nicht ausschließt. So wie ich das durchaus mit Menschen pflege, die räumlich zu weit entfernt leben, als dass och sie besuchen könnte. Ob das ein Problem meines Alters ist, oder wie sich das in mir entwickelt hat, kann ich nicht benennen. Zumindest habe ich schon mal einen Rahmen festgelegt, der mir das weitere Prozedere erleichtern kann.
Warum ich das so ausbreite und nicht einfach für mich behalte. Ich glaube, dass ich mit diesen Gedanken nicht alleine bin, und vielleicht bietet es einem Leser die Möglichkeit, seine eigenen Ideen mit meinen zu vergleichen. Zudem ist lautes Denken in manchen Situationen nicht schlecht.
Natürlich haben wir auch einen interessanten Reisetag mit besonderen Erlebnissen. Nach dem Frühstück gibt es einen Strandspaziergang vor der Haustür zwischen Wasserstraßen, Fischköpfen, Muscheln und Steinen fast jeglicher Größe. Was andere Menschen vorher dort gesucht haben, ist mir zwar schleierhaft, aber vielleicht haben sie es ja gefunden, sodass ich es gar nicht wissen kann.
Dann biegen wir ab auf die Straße 812 nach Rognan, ohne ahnen zu können, was uns begegnen wird, denn wir fahren immer höher ins Gebirge, während die Temperatur sinkt, und der Regen beständig nieselt. Eine Leserin hat letztens geschrieben, dass die Welt so traurig im Regen aussieht, sodass ich heute besonders hinschaue, ob das so ist oder nur in meinen Bildern rübergekommen ist.
Das Wasser hat wenig Konturen, der Himmel passt sich dem an, obwohl der Wind ziemlich heftig weht. Auf der hohen Brücke über den Saltstraumen ist die Windgeschwindigkeit zwanzig Meter pro Sekunde, was zwischen Beaufort 6 und 7 liegt. Aber das Grün ist so vielfältig und farbunterschiedlich, dass ich das Sehen durchaus als abwechslungsreich bezeichnen möchte.
Dann kurvt sich die Straße auf 500 Meter Höhe, was aber den aktuellen Witterungsverhältnisse eigentlich nicht entspricht. Aufgrund der erhöhten Landmasse westlich von Rognan befinden wir uns in arktischen Höhe, ähnlich wie im Saltfjellet Nationalpark, in dem ja auch das Polarkreiszentrum liegt.
Und trotz der Temperatur von zehn Grad findet Hilde beim Spaziergang ein ganz neues Spielfeld vor, dem sie sich voller Freude intensiv widmet.
Zur Nacht fahren wir an einen überraschend ruhigen Parkplatz an der E6, der gut besucht ist. Aber auch schön im Grünen liegt, was gut fürs Gemüt ist, denn das Wetter bleibt grau und trüb. Und es geht uns richtig gut.
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2982+98G Drageid, NorwegenLeer más

Jan CuxPeter, Du hast mir von der Seele geschrieben. Ich selbst versuche es meinen Mitmenschen auch mitzuteilen, dass ich meine Ruhe brauche und nicht mit Worten kommunizieren möchte. Unsere Hunde lieben es, meine Mitmenschen nicht. Dabei habe ich einfach nur keinen Bock, zu jedem Scheiß meine Meinung zu äußern.
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- Día 111–112
- 18 de junio de 2025, 10:47 - 19 de junio de 2025
- 1 noche
- 🌧 8 °C
- Altitud: 17 m
NoruegaSørfold67°32’53” N 15°39’50” E
Sommerset

Es gibt Tage, die wachen mit einem Clown im Bauch auf und enden in schierer Verzweiflung. Ich habe mein frisches Handtuch aus dem Schrank genommen, und jetzt ist es weg. Ich suche den Bus ab, weil das einfach nicht sein kann. Dann fällt mir ein, dass ich die Tür kurz geöffnet hatte, und tatsächlich, aus dem Schlitz ist es rausgefallen, liegt im Dreck und ist quatschnass, denn es regnet in Strömen.
Nicht die ausgeschütteten Eimer, nein dieser stete Nieselpiesel mit der Energie eines Dauerbrenners. Also gibt es heute keine Körperpflege, denn das zweite Handtuch liegt im Wäschesack, an den ich nur von außen rankomme. Wir gehen also raus, ich bin gut motiviert, mich zu bewegen, obwohl die Arthrose mich fest im Griff hat. Auch Hilde eilt zielstrebig schräg über die breite, unbefahrene Straße, die eine Sackgasse ist, und alle Camper schlafen noch.
Die Straße geht nicht allzu steil bergauf, das kann ich gut gehen, doch dann verweigert sich Hilde. Bitte? Wieso? Nein, sie will nicht weiter, aber auch nicht zurück. Wir schleichen uns von Grashalm zu Grashalm, mittlerweile rutscht mir wieder die Hose, weil das Hemd raus ist. Irgendein Friedberger lässt sein Wohnmobil laufen, als müsse der Motor vorglühen, bevor sie endlich mir halbwegs klaren Scheiben starten. Es ist 7.30 Uhr, wohin wollen die Menschen bloß so früh an einem Regentag.
Wir stattdessen stehen im Regen, an einer Wiese, denn Hilde hat Bauch. Langsam löst sie sich, aber statt wir zum Bus gehen, tappern wir in der Gegend rum. Sie will zu den anderen Fahrzeugen, die hier stehen, dann doch nicht, aber einen steilen Schotterweg hoch, den ich nicht gehen möchte, in einem Wasserlauf leicht bergauf.
Sie darf auf den Spaziergängen entscheiden, solange sie uns nicht in Gefahr bringt, und solange meine Geduld reicht bzw die Schmerzen in den Gelenken auszuhalten sind. Aber im Regen ist das nicht lustig und Stehen, Warten kommt nicht gut. Die Hose rutscht, was ich unterwegs schlecht ändern kann, denn statt einem Gürtel trage ich dort ein Halstuch. Und wenn ich es nicht eng genug knote, bekomme ich es meist unterwegs einhändig nicht geöffnet.
Endlich sind wir zurück am Bus, und ich will die Bettdecke ausschütteln. Dabei bleibt das Laken an ihr hängen und fällt draußen auf die Straße, durchnässt und dreckig. Mir kommen die Tränen, doch eigentlich würde ich am liebsten vor Wut laut aufschreien. Natürlich hatte ich bei den letzten Wasserstellen nicht dran gedacht, meine Schmutzwäsche einzuweichen, weil ich ja die Waschmaschine auf dem Campingplatz im Sinn hatte. Nun hole ich das alte Laken raus und das alte Handtuch, die es für ein paar Tage tun müssen, bis ich Wasser bekomme, wohl wissend, dass nasse Wäsche im Bus ohne Sonne nur langsam trocknet, und Standheizung bei 12 Grad Außentemperatur nur bedingt sinnvoll ist.
Das nasse Handtuch wringe ich aus und klopfe die kleinen Steine raus, dadurch wird es allerdings auch nicht brauchbar. Hilde rollt sich ein, das Fell ist ganz nass, ich werde Frühstück machen, der Regen klopft mittlerweile deutlich hörbar aufs Dach, jeder spricht vom Wetterbericht und der langanhaltenden Tieflage, deren Schieflage bei unserer Form der Reise nicht allzu negativ auffällt, da es immer wieder längere Phasen ohne Regen, aber mit grauen Wolken gibt.
Für Urlaub auf den Lofoten & Co spricht grade nicht viel. Jemand erzählt, dass die Insel selbst im Mai voller Camper war, und es in Senja kaum noch freie Stellplätze gibt, während am Nordkap sich wohl jeden Tag alle Camper treffen. Norwegen wird das neue Spanien, im Winter in den Süden, im Sommer in den Norden. Und die Karawane zieht weiter. Vorbei die stillen Orte, die Rentiere in wilder Freiheit, die Elche am Straßenrand.
Trotzdem setze ich dagegen, und finde meine kleinen Geheimnisse auf Straßen und Wegen fernab touristischem Übermaß, den Rest blende ich aus, soweit es geht.
Früh am Morgen fahren wir vom Rastplatz an der E6 zurück zum Schneeplateau, wo wir überraschend ganz alleine sind. Vorher an die Leitplanken gedrückte Schafsfamilien im Morgenschlaf, ein sehr anrührendes Bild, das man nicht stören mag. Zum einen voller Zärtlichkeit, zum anderen aber auch voller Härte und Widerstand gegen das unwirtliche Wetter und die motorisierte Gegenwelt.
Das ist ihre Heimat und wir sind Fremde in dieser Welt. So sind die Hütten in den Bergen wohl auch nur im Sommer bewohnt, aber wer hier den dunklen Winter überlebt, der fühlt vielleicht wie die Schafe. Noch eine Stunde vielleicht hält sich die Ruhe in den Bergen, dann kommen die Touristen, die das Land vom Bodø her zur E6 queren.
Wir frühstücken, Hilde schläft, ich lese. Zwischendurch hält ein Fahrzeug hinter uns, der Fahrer steigt aus, schultert den Rucksack und wandert entgegen der Laufrichtung der Schneeschmelze bergauf. Ein letzter Spaziergang im Schnee, der den Reiz für Hilde langsam verloren hat, dann rollen wir runter nach Rognan am Fjord.
Sie habe mich sofort erkannt, und sie weiß auch noch, dass die Hündin Hilde heißt, nur die Farbe des Busses mit Rot war nicht in ihrer Erinnerung verblieben. Acht Jahre sind eine lange Zeit, aber du hast dich nicht verändert. Ihre damals dunkelgrauen Haare sind hell geworden, aber sie strahlt eine unglaubliche Frische und Vitalität aus. Mittlerweile machen sie Mitte September zu, und dann fährt sie mit ihrem Mann in den Süden. Den Winter will sie nicht im Dunklen verbringen.
Wir tauschen den Facebookkontakt aus und erinnern uns im Gespräch ans Leben. Vielleicht kommen wir nochmal auf der Durchreise vorbei, sie kann gut verstehen, dass ich den Preis nicht bezahlen möchte für eine Übernachtung. Abends habe sie manchmal bis zu fünfzig Campern, von denen bei schönen Wetter etliche verlängern. Der Platz am Fjord ist auch wirklich schön gelegen, ich weiß, dass ich damals auch nicht gerne weiterfahren wollte. Dass ich 2018 mit meinem Sohn nochmal hier war, weiß sie nicht mehr, vielleicht weil es nur kurz war. Aber damals habe ich einen Text zum Platz mit schönen Bildern versehen, den du unter diesem Link auf Facebook nachlesen kannst.
https://www.facebook.com/share/p/12M789m71Wv/
Wir verabschieden uns, und ob wir uns wiedersehen, steht in den Sternen. Wir sind nahezu gleich alt, da weiß man nie. Obwohl man auch sonst nie weiß, aber das ist ein schweres Thema, das passt nicht in diesen heiteren Tag. Suchst du den Platz, gibt einfach "Rognan Fjordcamp" ein.
Manchmal ist die E6 leer, aber meist rasen an solchen Tagen Lastwagen mit einer Regenfahne hinter uns her. In den Tunneln dagegen stockt es im Gegenverkehr, ich muss immer die Nachtbrille aufsetzen, um vernünftig sehen zu können. In Fauske biegt die schnelle 80 am Fjord nach Bodø ab, Hanna hatte mir erzählt, dass ich etwas verpasst habe, als ich in Festvåg umgedreht bin, denn in Kjerringøy wäre der frühere, große Handelsplatz gewesen, als Bodø noch ein unbedeutende Ort war.
Jetzt biegen wir in die 826 links ein, die am Fjord entlang bis nach Røsvik führt, wo sie am Hafen endet. Später kommen wir dem Ort auf der E6 bei Kvarv nochmal auf der anderen Fjordseite entgegen. Zurück gibt es eine Abkürzung über die Fv616 nach Straumen. Kurz hinter dem Kalkwerk, das vielleicht nicht mehr intensiv betrieben wird, biegen wir links ab, fahren oberhalb des Blicks auf das Salten Verk talwärts zur E6.
Dann folgt ein Tunnelpotpurri, und kurz danach biegt eine Straße runter zum Fjord, zur ehemaligen Anlegestelle Sommerset. Aus dem norwegischen Wikipedia habe ich dazu folgendes mit Google Übersetzer herausgefunden. "Sommerset (auch Sommarset geschrieben) ist ein ehemaliger Fährhafen an der Europastraße 6 in der Gemeinde Sørfold in Nordland. Er liegt südlich des Leirfjords, einem Seitenarm des Sørfolda-Fjords. Sommerset mit Blick in den Leirfjord. Die Straße zwischen Straumen und Sommerset wurde 1966 eröffnet. Seit 1941 verkehrte eine Fähre zwischen Røsvik im Westen von Sørfolda und Bonåsjøen im Norden des Leirfjords. Mit der Eröffnung der Straße nach Sommerset wurde Sommerset zum Fährhafen. Die Fährverbindung zwischen Sommerset und Bonåsjøen bestand 20 Jahre lang, bis 1986 die fährfreie E6 zwischen Sommerset und Sildhopen eröffnet wurde."
Hier können wir jetzt übernachten mit sicherlich einem dutzend Fahrzeugen, während der Regen die Straße runter läuft. Da Hilde gestern die letzte Möhre bekommen hat, und Bananen schon ein paar Tage aus sind, ebenso wie Säfte, steht die nächsten Tage wohl ein Einkauf an. Ziegen- und Schafskäse habe ich aus Deutschland noch genügend dabei, die Alternative hier heißt Geitost und ist ein halbfester Braunkäse aus Ziegenmilch. Dieser Käse hat einen süßlichen, karamelligen Geschmack und ist von brauner Farbe. Er wird nicht aus Rahm, sondern aus der Molke hergestellt. Und er tritt meine Geschmacksnerven sozusagen mit den Hufen der Ziege. Es soll aber auch weißen Ziegenkäse geben, die Undredal heißt. Ich werde mal drauf achten. Alternativ kaufe ich gerne Snofrisk, eine Art Ziegenfrischkäse, der auch in Deutschland angeboten wird. Schafskäse gibt es anscheinend kaum, obwohl so viele Tiere im Land herumrennen, aber vielleicht selten im Stall stehen, um gemolken zu werden.
Hilde schläft wieder und auch mich drückt die Müdigkeit. Der Regen hat sich verflüchtigt, ich könnte jetzt mal die Beine hochlegen, entspannten. Ach ja, da fällt mir noch ne Anekdote ein. Gestern auf dem Weg nach Rognan sehe ich zwei Männer mit riesigem Gepäck links an der Straße. Wir kommen ins Gespräch. Der eine hat drei Jahre in Bodø gelebt, der andere ist mit dem Flugzeug gekommen, um seinen Freund abzuholen. Jetzt schleppen sie sozusagen seinen Hausrat nach Deutschland. Zu Fuß.
Das sei so schwer, dass sie schon mehrere Erholungstage einlegen mussten. Und dann regnet es noch so viel, und sie müssen die Straßen entlang gehen, weil sie wegen dem Schnee nicht über die Berge können. Vielleicht ist es manchmal besser, einen Restbetrag an Geld für ein Zugticket in der Tasche zu tragen, oder sich einfach von so manchem trennen, was auf Dauer zu schwer wird. Das sollten wir alle bedenken, angesichts der oft unnützen Lasten, die wir durchs Leben tragen. Was ich ein Jahr nicht angefasst habe, das brauche ich nicht mehr. Da gibt es nur wenige Ausnahmen.
Parkplatz (frei also kostenlos)
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GMX7+6HX Bonnå, NorwegenLeer más
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- Día 112–113
- 19 de junio de 2025, 9:39 - 20 de junio de 2025
- 1 noche
- 🌫 8 °C
- Altitud: 36 m
NoruegaHamarøy67°54’2” N 15°51’24” E
Tømmerneset

Diese Reise ist anders. Wir sind viel alleine, treffen hin und wieder auch Menschen im Gespräch, leben aber eigentlich ziemlich zurückgezogen, was sich in einer großen Nähe zwischen Hilde und mir widerspiegelt. Oft spielen wir zusammen, gerade wenn wir am Schlafplatz ankommen, will sie mit mir hinten auf den Bett toben. Das ist sehr lustig.
Tagsüber ist sie sehr entspannt, nachts schläft sie selten noch bei mir unter der Bettdecke, mit der neuen, dicken Matratze ist die Lage bei jeder Bewegung unruhig, das nervt sie schnell ab, sodass sie sich auf einem der beiden Sitzen einrollt, oder auf dem Boden davor ausstreckt.
Hilde sucht oft meine Nähe, damit ich sie streicheln kann, sie meinen Arm ableckt, oder sich ganz dicht zu mir legt. Wir starten erst gegen Mittag, nach dem Ichbinausgeschlafen - Spaziergang, und kommen früh genug nachmittags irgendwo an, um in Ruhe zu essen, den Abend zu gestalten, nochmal vor der frühen Bettzeit rauszugehen.
Um halb elf sollte ich mich unter die Bettdecke legen, denn der Wecker klingelt um halb fünf, um die Standheizung anzuschalten. Dann ist es spätestens eine Stunde später warm genug für die Körperwäsche und das Anziehen, um halb sieben gibt es die erste Medizin.
An der ehemaligen Anlegestelle machen wir einen Abschiedsspaziergang, weil alle Fahrzeuge weg sind. Lediglich in der Ecke kommt ein Mann aus seinem Camper, weil er meinte, Schweinswale in der Bucht gesehen zu haben. Es regnet heftig, als wir losfahren, und der Bus kommt nicht auf Touren. Wir sind gleich ein Verkehrshindernis, und dann kommt der erste Tunnel.
Norweger sind inzwischen ebenso wie die Deutschen unzufriedene Autofahrer. Sie hupen, schneiden dich beim Überholen, sind ständig unter Strom. Die frühere Gelassenheit ist dahin, seit die politische Situation sie beschneidet. Hohe Strompreise, teure Stellplätze, hohe Steuern, jeder hält die Hand auf und will sich bereichern. Es gibt eine zunehmende Unzufriedenheit im Land, und damit einhergehend eine größere Umweltverschmutzung, Müll in einem sauberen Land. Nicht in dem Maße wie im südlichen Europa, und auch nicht vergleichbar mit Deutschland, aber wahrnehmbar.
Ich fahre auf den nächsten Parkplatz, starte den Motor neu, der gleich abgeht wie Schmidts Katze, was mir auch nicht gefällt. Nebel legt sich über die Fahrbahn, da sind Tunnel fast angenehm. Nochmal achthundert Meter, dann links eine Brücke, wir sind auf der Halbinsel.
Engan, Sorfold, die asphaltierte Straße endet in Strøksnes, weiter fährt die Postbotin auch nicht. Dann zurück bis zum Abzweig nach Bonnå, und von dort zurück auf die E6 bei Mørsvikbotn. Am Anfang treffen wir einen jungen deutschen Radfahrer, der völlig durchnässt keine Zeit zum Reden hat, weil er gleich friert. Das vergeht ihm dann, als er zwei Kilometer eine zehnprozentige Steigung hat, da wird er trocken, und es ist ihm warm, erzählt er später, als wir uns nochmal treffen. In sieben Tagen will er am Nordkap sein, dass ist bei 900 km ziemlich sportlich. Er hat nur dreieinhalb Wochen Urlaub und ist in mehreren Jahres - Etappen von Tarifa in Spanien gestartet. Seine Sorge ist, was er im nächsten Jahresurlaub dann macht.
Wünsche ihm Gesundheit und wir fahren weiter. Kurz vor der E6 halte ich an, um nach Schlafplatz und Tunneln zu schauen. Und dort erkenne ich, dass wir beide einen 4.500 Meter langen Tunnel umfahren haben, der kurz hinter der Brücke, wo wir abgebogen sind, begonnen hat.
Auf einer schmalen Straße zwischen hohen Felsen mit vielen Wasserfällen und der steilabfallenden Küste in Grün mit manchen Häusern, fahren wir einsam unseren Weg geradeaus bis nach Sorfold. Zwischendurch Nebel, aber an ein Umdrehen ist nicht zu denken, zu schmal ist die Straße, und es hat keine Seitenwege. Die Landschaft ist bizarr, aber wunderschön, es geht rauf und runter, natürlich auch die zehn Prozent bergauf.
Wir kommen an die ehemalige Anlegestelle, die auch hier Geschichte ist, und sehen auf dem Rückweg, im klaren Licht der Sonne, unseren Stellplatz auf der anderen Seite des Fjords. Dann biegt die Straße in Sorfold ab und ich staune über die wunderschönen Meerbilder, die das helle Licht hervorbringt. Es hat sich gelohnt.
Als wir den Radfahrer überholt hatten, bemerke ich eine Landschaft, die mir bekannt vorkommt. Der Berg, der wie ein Schildpanzer bis runter zum Wasser führt, den kenne ich doch, und den Tunnel im Berg bin ich schon mal gefahren, da bin ich ganz sicher. Das gelbe Haus, die Seen und grünen Wälder.
Und dann fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren. Jener eiskalte Oktobertag im Jahr 2017, als wir im schon geschlossenen Campingplatz im Ort um Asyl gebeten haben, die alte Besitzerin unsere Reifen betrachtet hat, und für den nächsten Tag Eis und Schnee vorhergesagt hat, der dann zum Glück erst später eingesetzt hat.
Fast wäre ich in Nostalgie nochmal auf den Platz gegangen, aber das schminke ich mir ja gerade ab, und lasse Erinnerungen ihren Raum, ohne eine Schleife zu drehen. Aber, es wird mir bewusst, wie weit im Norden wir schon sind. Und ich stelle fest, dass in grade mal acht Jahren eine besondere, einsame Herbstreise zu einer fast normalen Kaffeefahrt geworden ist, selbst wenn es jetzt Juni ist.
Dass wir 1972 schon mal hier oben waren, wird dagegen fast unwirklich. Das ist wie eine andere Zeit, besonders mit welcher Selbstverständlichkeit wir damals unter widrigen Umständen überhaupt unterwegs waren. In einer Gegend, die selbst für meine norwegischen Freunde, zwar eigenes Land war, aber fast soweit entfernt wie ein Flug nach Spanien.
Abends schreibt mein Sohn, dass wir 2246 km von Braunschweig entfernt sind. Und das fühle ich heute auch. Wenn ich den Verkehr ausblende, und diese karge Landschaft betrachte, dann kommen viele Erinnerungen an frühere Fahrten auf. Denn am gewählten Schlafplatz waren wir im Sommer 2018 mit meinem Sohn, dem Peter mit seiner Hummel, und anderen Reisenden, aber keinem weißen Camper oder einem der vielen Roadsurfer, diesen gemieteten Wohnmobilen. Heute bin ich der einzige VW Bus auf dem Platz, umgeben von eben jenen Wohnmobilen, deren Insassen für sich bleiben wollen. Wie sich die Zeiten ändern.
Man braucht den anderen Menschen nicht mehr, so meint man in dem Verhalten erkennen zu können, dabei übersehen die meisten, wie bereichernd Gemeinschaft sein kann, und wie schön es ist, nicht alleine auf der Welt zu sein.
Der Platz ist voller Pfützen, es regnet immer mal leicht, der Himmel ist grau und es scheint windstill zu sein. Wir sind kurz unterhalb von Tømmerneset und eigentlich wollte ich von hier aus nach Westen fahren, aber da es hier gleich einen 8000er Tunnel gibt, hat sich das erledigt. Mal sehen, was stattdessen auf dieser Halbinsel möglich ist.
Parkplatz (frei)
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WV24+6MW Tømmerneset, NorwegenLeer más
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- Día 113–114
- 20 de junio de 2025, 11:32 - 21 de junio de 2025
- 1 noche
- ☁️ 9 °C
- Altitud: 13 m
NoruegaUlsváhke - Ulvsvåg68°8’24” N 15°53’23” E
Ulvsvåg

Schon nach zehn Kilometern auf der Straße 81 überlege ich umzudrehen, weil es eine nichtssagende, gut ausgebaute Route zu einem Fährhafen ist, der knapp 35 Kilometer entfernt ist. Gerade vorher habe ich noch vom Schlafplatz aus versucht, ins Landesinnere nach Westen zu fahren. Aber die eine Strecke hat einen acht Kilometer langen Tunnel, und die andere Möglichkeit nimmt einen nassen, lehmigen Verlauf, dem der blaue Bus möglicherweise nicht gewachsen ist.
Also weiter nach Innhavet, wo ich an der Tankstelle Trinkwasser finde und die Kanister auffüllen kann. Später fällt mir ein, dass ich ja hier meine Wäsche hätte einweichen können. Glatt verdrängt, denn es gibt andere Gedanken, die mich beschäftigen. Ich bin wolkenmüde geworden, regenschwer und kälteniedergeschlagen.
Nun kann man in Norwegen nicht einfach abbiegen. Zumindest bis Narvik müssten wir schon fahren, um Schweden anzuvisieren, dann kann ich auch erstmal die Touren nach Westen an die Ränder des Festlandes fortsetzen. In Innhavet führt die 7526 zum Röttangstraumen, eine beachtenswerte Quetschung des Wasserflusses unter einer Brücke. Ein paar Häuser auf der anderen Seite in der Bucht, einige Boote, Stille. Nur das Wasser spricht laut.
Würden wir weiter fahren, käme nach dieser kleinen Insel die größere Finnøya, und unsere Straße würde uns zu ihrem äußeren Posten, nach Finnøy, bringen. Das liegt eine Insel unterhalb des Festlands, auf dem uns die 81 nach Skutvik führt, einem nicht so bekannten Fährhafen für Svolvær auf den Lofoten. Und - laut Internet - gäbe es einen Personenfähre und eine Autofähre, die nur im Sommer morgens und abends fahren, wenn die Flut das Hafenbecken füllt, und dadurch kostenlos seien. Ich überlege, ob hier vielleicht ein Übersetzungsfehler vorliegt, denn wieso sollte der Staat die Kosten übernehmen. Außer wenn er dadurch den Ort bereichert, weil die Gäste in den Stunden des Wartens einkaufen gehen.
Wir wollen nicht auf die Lofoten. Erstens ist es eine Insel und kein Festland, auch wenn der Abstand dazu gering ist. Aber überhaupt ist diese Reise nicht auf ein Inselhopping ausgelegt. Das muss bis ins nächste Jahr warten, wenn wir nochmal hierher kommen, um auch einen Abschiedsbesuch bei Svein-Egil auf der Insel Karlsøya zu machen. Dann kommen wir über Schweden und fahren gezielt auf die Inseln.
Nun fahren wir auf der 81 erstmal weiter bis zur Brücke bei Presteid, wo es eine interessante Kirche gibt. Der Fjord bildet eine größere Bucht, trennt aber die Landmasse nicht. In Oppeide biegt die Straße nach Tranøy ab, und in Hamsund die nach Buvåg, das nehme ich mir für den Rückweg vor, da mal bis ans Ende des Weges zu fahren, was sich wirklich gelohnt hat.
Ja, und überhaupt wird es jetzt ein bisschen abwechslungsreicher mit der Landschaft, in der es von Schafen wimmelt, und wo die Berge sich wie Finger in den Himmel strecken. In Skutvig treffen wir ein deutsches Ehepaar, dessen Reisezeit eingeschränkt ist, aber er hat es sich in den Kopf gesetzt, noch über die Inseln eine Rundtour in den letzten zwei Wochen zu machen, dann sei der Urlaub der Frau zuende. Er wäre ja im Ruhestand.
Sein Leben sei auch zuhause reich. Großes Grundstück, Tiere, Motorrad, Segeln. Er habe kein Problem damit, dass die Frau noch arbeiten muss. Ich horche, aber da ist nichts mit gemeinsamer Lebenszeit, wie es der Holländer formuliert hat, der seine jüngere Frau gebeten hat, mit der Arbeit aufzuhören, damit sie möglichst viel noch zusammen machen können. Andere Länder, andere Sitten. Andere Menschen, andere Pläne.
Wir verabschieden uns freundlich, vielleicht gehen sie ja in den Stunden des Wartens tatsächlich mal im Ort einkaufen. Das müsste ich auch, denn ich ahne eine Wetteränderung, aber noch ist es bewölkt. Nur für den kleinen Landhandel habe ich nicht den richtigen Geldbeutel, zumal ich eher an einen Großeinkauf denke, wenn wir jetzt Norwegen verlassen. Gibt schon einige Nettigkeiten, die wir mit in den Süden nehmen können, wollen.
In Hamsund ist Knut Hamsun bekannt, in einem Feld steht eine Statue. "Knut Hamsun wurde 1859...(in Garmo bei Lom oder in Vågå, Fylke Oppland) geboren... Sein Vater war zusätzlich als Dorfschneider tätig.
1863 zog die Familie nach Hamarøy in Nordland um und kaufte dort den kleinen Hof Hamsund...Als Neunjähriger kam er für mehrere Jahre zu seinem Onkel Hans Ohlsen in Presteid, bei dem die Eltern verschuldet waren, und hatte dort Hilfsdienste im Pfarrhof zu leisten und aus dem Bibelboten vorzulesen. Rückblickend bezeichnete er diese Zeit später als Martyrium. Nach seiner Konfirmation war er bei dem Kaufmann Walsøe in Tranøy als Ladengehilfe beschäftigt und kritzelte dort seine ersten Verse auf die Türrahmen des Ladens.
1875, mit sechzehn Jahren, begab sich Hamsun auf Wanderschaft durch Norwegen, um das Land kennenzulernen. Er arbeitete als Hafenarbeiter, fahrender Händler und Gemeindeschreiber."
(Auszüge aus Wikipedia)
Dafür, dass er einer der bedeutendsten, norwegischen Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts war, wird hier nicht viel Aufhebens um ihn gemacht. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass seine Geschichte nicht so einwandfrei ist, denn seine Affinität zu Hitlers Deutschland hat ihm viele Freundschaften gekostet, und nach dem Krieg eine hohe Geldstrafe wegen dem «Schaden gegenüber dem norwegischen Staat«.
Ich empfehle, mehr über Hamsun's spannende und abwechslungsreiche Lebensgeschichte zu lesen, Wikipedia gibt da sehr detaillierten Einblicke, die hier den Rahmen sprengen. Wir biegen im Ort nach Buvåg ab. Noah Gundersen sagt zu einem Song von Counting Crows, den er covert, solche Stücke seien der Grund, warum es für ihn lohnt, damit anzufangen, Texte zu schreiben.
https://youtu.be/kCLWf_DVDmA?si=JwwYH5sG8nBeh2rw
So sehe ich das mit diesem Ort auch, dass solche Plätze der Grund für meine Reise ist, denn abseits der Postkartenbilder ist der Hafen von Buvåg ein Geschenk für meine Augen.
Verlassen, einsam, zerstörte Häuser, zerstörte Erinnerungen, ein Segelboot vor den Schneebergen mit einem grauen Segel, wie die Steine, die Häuser, der Boden, auf dem ich stehe. Selbst ein Vogel hat sich der Farbe der Steine angepasst. Davon gibt es ein Video, gibt es Bilder, das ist mein Highlight dieser Reise, wenn da nicht noch der erste Elch gewesen wäre. So nah, so entspannt, so zugewandt. Hilde hat ihn sprachlos angeschaut, und erst als er zwischen den Bäumen verschwand, erfolgte ihre Reaktion.
Zurück in Hamsund folgen wir wieder der 81 in Richtung E6, biegen aber in Oppeide nach Tranøy ab. Sie käme öfter von Oslo her, um hier Urlaub zu machen, sagt die ältere Frau mit dem Fahrrad, als ich sie anspreche. Dieser Ort sei wunderschön, wobei sie durchaus die ganze Gegend zu meinen scheint.
Sie kommt gerade vom Leuchtturm, vorbei an den gelbroten Steinen mit Aufschrift, die schmale Straße runter, auf der wir eben ein Stück spaziert sind. Dazwischen waren wir am Hafen, wo ein großes Schiff aufs Land gezogen wurde, und vielleicht als Museum, vielleicht als Wohnhaus dient. So ganz schlau bin ich daraus nicht geworden.
Zurück fahren wir fast hinter einer Kurve in eine Schafherde hinein, die just in diesem Augenblick entschieden hatte, die Straßenseite zu wechseln. Schlafen tun wir ein Stück versetzt von der E6 auf einem Parkplatz, von dem wir vor den Frühstück zu einem Ort wechseln, wo wir übers blaue Meer schauen können. Die Sonne scheint und trotz des kühlen Windes bei knapp zehn Grad Celsius ist das ein durchaus so heißer Tag für mich, dass ich die kurze Hose angezogen habe und ohne T-Shirt mir den nackten Bauch kühlen lasse, während Hilde im kühnsten Eck des Busses, unten bei den Pedalen liegt und wieder schläft.
Parkplatz (frei)
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4V9C+4M5 Ulvsvåg, NorwegenLeer más
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- Día 114–115
- 21 de junio de 2025, 10:05 - 22 de junio de 2025
- 1 noche
- ⛅ 10 °C
- Altitud: Nivel del mar
NoruegaNarvik68°18’1” N 16°29’27” E
Efjord Bru

Die Sonne scheint und leuchtet auf die Schneefelder, die auf den Hängen der kahlen Felsen liegengeblieben sind. Die Berge hier oben im Norden sind nicht hoch, Kjerna in der Nähe hat 650 m, aber da die Landmasse nach Norden hin mitwächst, sind wir vermutlich auf Alpenniveau. Und trotzdem immer auf Augenhöhe mit dem Wasser der Fjorde, den Ausläufern des Europäischen Nordmeers. Von der Mitte Deutschlands 2.500 km entfernt, vom Fort an der Meeresspitze in Sagres, Portugal, gar 5.200 km. Sofern man von Schweden nach Deutschland ein Boot nimmt.
Das Nordkap dagegen ist nur achthundert Kilometer entfernt, für Radfahrer eine gute Woche. Danach fallen sie vermutlich völlig erschöpft aus dem Sattel. Radfahrer sehe ich selten, das dürfte sich nach Skibotn hin ändern, wenn die dazu kommen, die die Inseln gefahren sind.
Das wäre vermutlich auch unser weitester Punkt, eventuell Alta, wenn die Zeit reicht, denn für die Rückfahrt brauche ich wohl drei Wochen, mit einem täglichen Schnitt von 123 km.
Die Tage vergehen unglaublich langsam, das hätte ich mir für das ganze Jahr gewünscht, aber manchmal scheint der Mensch es mit dem Leben viel eiliger zu haben, als es tatsächlich nötig ist. Auch ich muss mich immer wieder zwingen, ruhig zu bleiben, gelassen abzuwarten, Gott zu vertrauen, dass Er den rechten Lebensplan für uns hat.
Hilde's Erkrankung ist ein Bruch in meinem Leben, der mir bewusst gemacht hat, wie wertvoll jeder Tag ist, den wir noch zusammen reisen können. Wohl wissend, dass natürlich auch mein Leben an einem seidenen Faden hängt.
Ich habe mich entschieden, sie nicht operieren zu lassen. Und da bin ich auch unserer Tierärztin dankbar, wie zögerlich sie hier handelt und mit mir redet. Tatsächlich bin ich umgeben mit kompetenten Menschen in fast jedem wichtigen Lebensbereich auf unserer Reise, denen ich vertraue kann, das ihre Sichtweise der Dinge gut für uns ist. Das ist ein Geschenk. Solange ich geglaubt habe, ich kann das alles alleine regeln - mehr oder weniger gut - habe ich nicht den Zeichen der Zeit Wertschätzung zugemessen, aber seit ich in einer guten Art losgelassen habe, Vertrauen in Gott zu erlernen, haben sich die Dinge um uns herum gefügt.
Ich weiß, dass eine Operation von Hilde ihr Leben in so gravierender Weise verändern wird, dass sie nicht mehr "die Alte", sein darf und sein kann. Zwei Monate totale Schonung würden ihr Leben, unser Leben gravierend verändern. Hilde kennt nur Vollpower oder Tiefenentspannung, keinen Zustand der gelassenen Mitte. Plötzlicher Stillstand würde sie aus ihrer speziellen Art und Weise reißen.
Auch wenn ich nicht so extrem bin, sehe ich mich sehr ähnlich in gemilderter Form, deshalb nehme ich Abstand von den Vorschlägen, meine Gelenke zu operieren. Für das möglicherweise spätere Bessere haben wir im Moment keine Zeit. Das nehme ich jetzt mal für die aktuelle Lebenssituation so an, müsste es in einem anderen gesundheitlichen Zustand ggf überdenken.
Also versuche ich, jeden Tag so zu leben, als sei er der schönste, der wichtigste Tag in unserem Dasein. Und deshalb fühlt sich das Leben auch so langsam an, obwohl es sich in der Geschwindigkeit keineswegs verändert hat.
Hilde ist durch die Gewebeveränderung in ihrer Lebensweise nicht behindert, sie hat keine Schmerzen, und welche inneren Prozesse laufen, weiß niemand. Wenn der Zeitpunkt einer Entscheidung getroffen werden muss, werde ich das tun, was nötig ist. So ist unsere Verantwortung als Menschen unseren Tieren gegenüber.
Hilde schläft immer mit einem geöffneten Ohr. Das ist bemerkenswert, achtet sie doch selbst im Schlaf ihre Aufgabe des Wachhundes als wichtig. Sehr ähnlich schlafe ich, bin sofort wach, wenn es ein ungewöhnliches Geräusch in unserer Nähe gibt. Während meiner Ehezeit hat meine Frau immer auf dem einen Ohr geschlafen, auf dem sie hören konnte. Das war sie so gewohnt, während ich alle Geräusche mitgenommen habe, die außerhalb meines Schlafes waren. Das war auch nötig, weil unsere kleine Tochter einige Zeit an einen Atmungsmonitor angeschlossen wurde, der uns wecken sollte, wenn der Atem aussetzt.
Die Medizin wird heute hoffentlich weiterentwickelt sein, aber damals gab es zahlreiche Fehlalarme, wenn das Kind sich im Bett gedreht hat. Dann bin ich jeweils sofort aufgestanden und musste sehen, ob das Kind nur schläft. Wie bei Hunden ist das kaum anders möglich, als sie zu wecken, zumal ich ja dann auch immer wieder das Gerät neu am Körper befestigen musste. Dieser Wachschlaf ist mir ins Leben geschrieben.
Gegen Mittag brechen wir meist auf, um unseren Weg ein Stück weiter fortzusetzen. Vor Bognes biegt eine Straße nach links ab und führt parallel am Ufer entlang, wo die Fähren auf die Lofoten und rüber zur Fortsetzung der E6 das Wasser queren. Tysnes wäre unser Ziel, doch kurz nach der Kirche verengt sich die Straße in einen geschotterten Feldweg, den ich nicht weiterfahren möchte.
Ein Großteil der Fahrzeuge biegt auf die Lofoten ab, das ist schon bemerkenswert, auch welche Menge an Campern das ankommende Boot gerade verlassen haben. Wie mag das erst in den Ferienzeiten sein, wann wird es der Bevölkerung zuviel, und sie demonstrieren wie in Spanien. Ob es eines Tages ähnliche Beschränkungen geben wird wie auf dem Mount Everest.
Richtung Narvik hält sich der Verkehr in Grenzen. Die Straße geht steil bergauf in ein Wandergebiet um den Kjerna, das wir einfach nur mit den Augen betrachten, wenngleich Hilde da vielleicht gerne um die Bäumchen herum geschnüffelt hätte. Stattdessen machen wir einen Spaziergang entlang der Straße Richtung Langvaag, kurz hinter der Brücke über den Kjerringstraumen bei Efjord.
Hier fahren wenig Autos, ansonsten ist es sehr still, bis aufs Vogelgezwitscher. Diese Straße wollen wir danach hinunter fahren bis ans Lands End in Skarstad, schon weit draußen im Fjord, schräg hinter der kleinen Insel Barøya. Gegenüber vom Hafen ist ein Selbstbedienungs - Campingplatz für Ruhebedürftige, wobei sich das angesichts der Gruppe von Norwegern, die dort zusammensitzen, erledigt haben dürfte.
Wir bringen schöne, stille Bilder mit, fahren kurz nach fünf Uhr nachmittags auf einen schön gelegenen Parkplatz an der E6, machen das abendliche Tobespiel bei der Ankunft, und genießen den ruhigen Abend in unserem kleinen, blauen Bus. Was könnte das noch toppen. Vielleicht Unsterblichkeit, aber da glaube ich, dass wir Menschen irgendwann darüber gleichgültig werden. Lieber also die Spannung des Lebens genießen.
Parkplatz (frei)
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89GG+99W Langvaag, NorwegenLeer más
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- Día 115–116
- 22 de junio de 2025, 9:30 - 23 de junio de 2025
- 1 noche
- ☁️ 7 °C
- Altitud: 8 m
NoruegaNarvik68°27’3” N 17°42’23” E
Hergot

Am Abend tanzen die Möwen auf dem Wind in unserer Bucht. Ganz langsam fliegen sie, alleine, bilden Formationen, lassen sich auf dem Wind tragen, und fallen manchmal aus seinen Armen. Dann flattern sie kurz wieder hoch und schweben wieder wie Engel in der Luft. Ich habe selten so was Schönes gesehen, dass sich unmittelbar vor meinem Fenster abspielt.
Wir sind an einem Ort, der sich Hergot nennt, eine Bucht mit Steinstrand im abendlichen Sonnenschein, in der Hilde nach ihrem Stock schwimmt und sich im Steinsand wälzt. Sie ist so fröhlich am Meer, das mir das Herz aufgeht. Später im Bus ist sie ungeduldig wie ein kleines Kind, weil sie erst völlig trocknen muss, bevor sie wieder überall rumspielen kann.
Vor der Bucht ist zur Straße hin ein großer Parkplatz, auf dem sich die Camper verteilen. Begehrt ist natürlich der Platz an der Wiese, von der wir zum Strand runter gehen. Wir haben nette Nachbarn, ich führe Gespräche mit zwei Paaren aus dem Harz, denen ich einige Reisetipps geben kann, über Wege, die wir gefahren sind.
Mit einem norwegischen Ehepaar, das fürs verlängerte Wochenende von den überfüllten Lofoten hierher kommt, spreche ich über die sichtbaren Veränderung in der Gesellschaft hier, die wir in verstärkter Form in Deutschland vorfinden. Mein Eindruck, den ich unterwegs gewinne, täuscht nicht. Auch sie finden, dass sich vieles bewegt, was keine guten Vorzeichen in sich trägt.
Wir sprechen über die Kriege, die uns näher kommen, und uns erschrecken. Ein solches Gespräch wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Vielleicht in Afrika oder Südamerika, aber nicht in Europa. Später fährt eine deutschfinnische Familie zwischen uns, die Kinder haben dort zweieinhalb Monate Sommerferien, während ihre Eltern nach vier Wochen wieder arbeiten gehen müssen.
Das erklärt auch die Vielzahl von finnischen Fahrzeugen in Norwegen, in denen oft ein Kind ein ziemlich einsames Dasein führt, weil Kinder aus anderen Ländern noch nicht reisen können. Neben den wenigen Familien reisen ja sonst fast nur Rentner und Paare im mittleren Ehestand, die alle mehr oder weniger mit sich beschäftigt sind. Es sei denn, sie brauchen Mitmenschen so wie ich.
In Narvik haben wir Mariusz getroffen, der mit seiner Familie ebenfalls in einem VW Bus unterwegs ist. Wir stehen an einem Servicepoint, wo der Trinkwasserhahn direkt neben der Entsorgung ist. Das wirkt so ekelhaft, dass wir beide darauf verzichten, hier Wasser zu tanken. Er gibt mir die Hand zum Abschied, und während ich mit dem Handy ein Video über den Dächern der Stadt bis hinüber zu den schneebedeckten Bergen auf der anderen Seite der Bucht mache, packt er seine Drohne aus.
Schon um halb elf ist es an unserem Platz unweit der Brücke so heiß, dass wir aufbrechen, und die Halbinsel links von Ballangen uns anschauen. Von der E6 geht eine Straße quer durchs Land in einer Wellenbewegung, in ebenen Tälern wunderschöne Wiesen lassen mich nach Elchen Ausschau halten. Wir finden einen Spazierweg zwischen zwei dieser Wiesen, auf dem Hilde Gerüche wahrnimmt, die sie davon abhalten, weiter zu gehen. Die Stille ist so nah, dass man meinen könnte, gleich würde eins dieser edlen Tiere hervortreten und seinen Garten inspizieren.
Am Ende der Straße ist das Meer, wir biegen nach links ab, während rechts im Ort ein großes Mittsommernachtsfest stattfindet, zu dem alle Welt hinwandert. Später müssen wir ob der Menschen und der parkenden Fahrzeuge vorsichtig den Ort queren.
Aber jetzt kommen wir erstmal nach Vargfjord, an dessen Ortsende eine kleine Brücke den Fjord quert. Danach kommt ein großer Platz mit Baumaschinen und Holzstapeln, aus dem ein Schotterweg bergauf führt und auf das Korshamn Fort hinweist.
Überall in Norwegen finden sich Hinweise auf die Besetzung der Deutschen in den vergangenen Kriegsjahren. Das löst zwiespältige Gefühle in mir aus. Zum einen dokumentiere ich meine Straße, zum anderen denke ich an all die traurigen Erinnerungen, die diese Zeit über die Menschen gebracht hat. Die, die vor Ort leben, und die, denen der Krieg vorgeschrieben hat, dort Dienst zu tun.
Indirekt bin ich ein Kriegskind, denn die Folgen von Krieg, Gefangenschaft, und Ausbombung haben meine Eltern auch ohne ihren Willen in mein Leben gebracht. So kann ich selten einen solchen Ort wertfrei betreten. Und wie sagte Mariusz, als ich ihn nach seinem Wohnort in Polen frage, der einen unverständlichen Namen trägt, die Deutschen kennen ihn unter Angerburg, als sie das Land besetzt hatten. So wie hier.
Ich fahre langsam den Berg hoch. Das Fort Korshamn ist eine alte Torpedobatterie auf der Südseite des Ofotfjords, vier Kilometer westlich von Kjeldebotn in der Gemeinde Narvik. Mittlerweile sind die Bunker vom Gras überwachsen, und ob die Häuser noch aus der Zeit stammen, lässt sich nicht so einfach sagen, weil es keinerlei Hinweise gibt. An der Anlegestelle stehen zwei norwegische Fahrzeuge, ihre Besitzer sind mit einem Boot über den Fjord gefahren.
Auf dem Weg nach Narvik kommt man an einem schönen Stellplatz am Wasser vorbei. Hier wird erinnert an die Heldentat des norwegischen Kommandanten Fleischer, der insbesondere für seinen Beitrag zur Rückeroberung von Narvik bekannt ist. Er war der erste Landkommandant, der einen bedeutenden Sieg gegen die Deutschen errang.
Erinnerungen auf Schritt und Tritt. Wenn es nicht die eigenen sind, dann die der Väter und Mütter. Oder wie Hopkins gesagt hat, niemand kommt hier lebend raus. Überall musst du dich positionieren. Innerlich und äußerlich, ob du beteiligt warst oder nicht. Dabei geht es nicht mal ums eigene Sterben, aber selbst der Tod anderer Menschen bleibt manches Mal unvergessen. Nicht weil die Menschen Helden waren, sondern weil ihr Schicksal es war, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein.
Und wer weiß, ob ich immer am richtigen Ort bin, obwohl ich ja glaube, dass Gott unser Leben, unsere Reise segnet. Aber was ich darüber hinaus für mich entscheide, hat ja auch Auswirkungen. Wie immer bewegt mich unsere Reise, die Bilder sind nur ein Ausdruck des Geschehens, den anderen Teil tragen wir in unseren Herzen, von dem der kleine Prinz sagt, „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Parkplatz (frei)
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FP24+F99 Hergot, NorwegenLeer más

ViajeroIch bin zwar jünger als du, aber auch meine Eltern und Großeltern waren/sind durch den Krieg geprägt und haben das auch auf mich übertragen. Der ältere Bruder meiner Mutter starb mit 19 Jahren im U-Boot. Meine Eltern mussten als Kinder nachts angekleidet im Bett liegen und ständig bei Alarm in den Bunker rennen. Später wurden sie aufs Land verschickt-meine Mutter zu wildfremden, unfreundlichen Leuten. Jetzt haben wir wieder Kriege … Heute hat Amerika den Iran angegriffen. Furchtbar, dass es anscheinend nicht anders geht…
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- Día 116–117
- 23 de junio de 2025, 11:43 - 24 de junio de 2025
- 1 noche
- ☀️ 12 °C
- Altitud: 5 m
NoruegaGratangen68°43’50” N 17°28’4” E
Båtmuseum

Die Güte des Herrn hat kein Ende, sie hört niemals auf, so höre ich es heute morgen in meinem Podcast nach einem alten Chorus. Und denke, wie sehr das auf mein Leben passt, und wie leichtfüßig ich manchmal damit umgehe, wenn ich ungeduldig bin, unzufrieden, satt vom Sehen, mich nach etwas Anderem, etwas Neuem sehne.
Plötzlich habe ich genug vom Meer, von der Einsamkeit, den Erinnerungen, dem Heute. Wir sind auf dem Fylkevei 825, der Straße ums Festland herum, außerhalb von Narvik, unweit der Lofoten. Aus irgendeinem Grund reisen hier nur Finnen und fahren uns Norweger entgegen. An allen Wasserstellen fehlt uns der passende Schlüssel, und ich erinnere mich, dass ich nach den Erfahrungen des letzten Jahres mir eigentlich einen solchen Vierkantschlüssel besorgen wollte.
Aber am Ende des Tages, wo ich schon wieder ganz verzweifelt werde, schenkt Gott mir ein Wasserhaus, wo ich meine Kanister auffüllen kann. Daneben ein Sparmarkt, das bedeutet morgens früh einkaufen, dann Wäsche einweichen und Haare waschen. Wie sagte man mir, kurze Haare seien pflegeleicht. Stimmt. Mit ihnen kann ich zwei Wochen leben, ohne sie zu waschen, und immer noch sehen sie gut aus. Aber jetzt sollte es soweit sein, ein neuer Look. Haha.
Die Krönung des Tages ist der Übernachtungsplatz am Bootmuseum, fest in der Hand deutscher Kennzeichen, wo auch immer die herkommen. Hier kannst du im Fluß zum Meer angeln, und auf der Wiese daneben schlafen. Wir gehen spazieren und stehen auf dem Parkplatz, in einem der ausgestellten Holzboote liegt ein Möwenei. Bis zum Meer und zum Fluß, zumindest solange dort keine Camper standen. An der Straße entlang ist aber noch frei, und oberhalb vom Meer kann ich bis rüber in den Ort laufen, der fast den ganzen Tag im Sonnenschein liegt.
Als wir in Hergot am späten Vormittag starten, sind die Touristen längst unterwegs. Über die E10 auf die Lofoten, denn das ist der nächste Weg. Wir fahren unterhalb dieser Straße an der Küste entlang, was sich als deutlich schwieriger entpuppt. Also nicht bis Bjerkvik, wo im Kreuzungsbereich zwischen E6 und 10 die Tankstellen am heutigen Sonntag Hochbetrieb haben. Als wir nach Herjangen abbiegen, sehen wir zwar übers Pferd hinweg nach Narvik rüber, finden aber auch eine Sackgasse.
Also nächster Abzweig nach Forra, wo die schmale Straße bald in einem Rumpelweg übergeht, den ich kurz hinter dem Abzweig nach Veggen bei Botn beende und umkehre, weil ich auch gesehen habe, dass dies nicht der Weg zur berühmten Steinkirche ist. Da muss ich noch bis Dragvik auf der E 10 bleiben.
Am 08.10.2017 treffe ich an der Steinkirche den Mogli, mit dem ich auf die Lofoten nach Unstad reise, dem nördlichsten Surferpoint Europas. Damals schreibe ich, "In der Sonne nimmt heute der Herbst nochmal richtig Anlauf und katapultiert das Thermometer auf neun Grad hinauf, im blauen Bus stehen Hilde Schweißperlen auf der Stirn. Habe für später Suppe gekocht, treffe heute Markus unterwegs zu Lagerfeuer und Rotwein auf einem schönen Platz am Fjord unterhalb von Evenes in der Nähe der E 10...ist an unserem Schlafplatz bis 1945 eine 150 Mann starke Truppe stationiert gewesen, die eine Festungsanlage installiert hatte, von der aber nie in die Kämpfe eingegriffen hat. Heute ist das ein wunderschöner, aber eiskalter Schlafplatz mit einem weiten Blick über den Fjord. Wir sitzen lange am Lagerfeuer, in der Nacht sinkt die Temperatur auf 1°C und meine Standheizung fällt aus. Stundenlang bis morgens um vier liege ich zitternd wach, vor Kälte und Schmerzen, weil ich beim Abendspaziergang nach links hin an einem Absatz umgeknickt bin und mir beide Knie verdreht habe. Autofahren kann ich ..."
https://www.lovest.no/2-O/Evenes/Sev/Steinkirka…
Heute liegt dieser Platz im einem Militärischen Überwachungsgebiet, in dem es nicht erlaubt ist zu fotografieren, sodass ich nicht nochmal dort hingehe, die Bilder vom Link aber empfehle, um einem Eindruck zu bekommen. Die Schafe sind noch außerhalb der Verbotszone, und alleine für ein solches kleines Wunder reisen wir. Egal, ob da ein Motor brummt, der Hunger muss gestillt werden, also warten wir.
Von Evenes fahren wir wieder hoch auf die E10, und erst in Breistrand wieder zur Küstenstrasse bis nach Nodre Steinsland. Hier biegt die 10 über eine Brücke nach links auf die Insel der Träume, die Lofoten, das Ziel von Hunderten, Tausenden, wenn man die Autos zählen würde.
Uns bleibt die 825 übrig, eine stille Straße am Wasser entlang, mit vielen kleinen Orten am Meer, einer davon heißt Sandstrand, liegt aber eher am Wasser voller Steine, die die Ebbe freilegt. Dann geht es rüber nach Grov, weiter nach Hilleshamn und Laberget, bis zur schmalen Brücke über den Fjord nach Årstein mit dem Spar. Zurück und zum Ende des Fjords ist das Bootmuseum, wo wir draußen übernachten können, durch die Fenster lugen, und dem Sonnenschein überm Wasser folgen können.
Ob die Nachbarn erfolgreich beim Angeln waren oder die Möwe beim Brüten, das weiß ich leider nicht, denn wir müssen früh fahren, damit ich vor der Hitze im Bus endlich einkaufen kann. Wie sagte die Pastorin im Podcast. Die Güte des Herrn ist jeden Tag neu!
Parkplatz (frei)
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MM9J+X44 Gratangsbotn, NorwegenLeer más
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- Día 117–118
- 24 de junio de 2025, 9:02 - 25 de junio de 2025
- 1 noche
- ☀️ 13 °C
- Altitud: 13 m
NoruegaSørreisa69°8’40” N 17°55’24” E
Sørreisa

Einhundert Kilometer
Blaues Wasser
Grünes Gras
Einsame Straßen
An der Küste entlang
Häuser am Wasser
Und auf dem Hang
Bunt und Grau
Kaum Menschen
Selten Boote
Gelbe Sonne
Leichter Wind
Berge mit Schnee
Und ein Himmel
In Blau
Heller als das Meer
Eine Nacht am Wasser
Auf steiniger Bucht
Mit Wellen in den
Augen und Ohren
Mit Wind der Geräusche
Macht und von den Bergen
Runter weht
Eine Sonne die wandert
Übers Wasser und am
Morgen hinter den Hügeln
Hervorschaut
Den Himmel voll mit
Wolken füllt die übers
Meer fliegen gelbe Blumen
Am Uferrand dann zehn
Meter tiefer das Meer wie
Es auf Steine springt sie
Nass spritzt und zurück
Fließt sechsundsechzig
Bilder und davon dreißig Aussuchen fällt mir schwer
Aber am Morgen wache ich
Spät auf und bin immer
Noch am Meer.
Parkplatz (frei)
Google Maps Code
4WVF+R88 Sørreisa, NorwegenLeer más
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- Día 118–119
- 25 de junio de 2025, 12:07 - 26 de junio de 2025
- 1 noche
- ☁️ 13 °C
- Altitud: 13 m
NoruegaBalsfjord69°16’45” N 18°43’0” E
Moen

Als ich vom Mittagsschlaf aufwache, ist der Himmel voller Wolken, und ein kühler Wind fegt über die Bucht, wo wir einen letzten Spaziergang machen. Dann kommt ein Tunnel über tausend Meter. Einröhrig. Schmal und dunkel. Merke, dass ich kein Licht angeschaltet habe, aber bei Lastwagengegenverkehr muss man rechts in eine Nische und warten. Das ist nicht angenehm.
Danach ist die Straße schlecht, der Belag aufgeplatzt und voller Unebenheiten. Die Wolken sind dunkler, es mehren sich Häuser rechts und links der Straße, also zum Wasser und zum Berg hin. Ihre bauliche Qualität lässt nach, um sie herum gibt es mehr Unruhe.
Wir nähern uns einer größeren Stadt. Finnsnes. Nördlich von ihr geht die Brücke über den Fjord nach Senja. Weiter südlich, nicht fern des Tunnels, liegt eine viereckige Kirche oben auf dem Berg, neben einem alten Friedhof mit einem guten Wasserhahn hinter einer stark befahrenen Ameisenstrasse. Wir parken weit genug entfernt, ich wasche meinen Eimer Wäsche aus, wringe aus den einzelnen Teilen die letzten Tropfen, beim Bettlaken mit Hilfe der Fahrertür, damit ich sie im Bus zum Trocknen legen kann. Ein bisschen Sonne wäre allerdings nicht schlecht.
Ein Blick über die Boote im Hafen von Finnsnes, ein Blick unter der Brücke entlang, dann fahren wir nordwärts Richtung Tennskjær, immer in Blickrichtung nach links zu Senja. Die Häuser werden weniger, die Wiesen überm Wasser voller Löwenzahn, dann kommt unwirtliches Land, norwegischer Dschungel.
Vereinzelt noch Häuser versteckt zwischen den Bäumen, die Straße biegt vom Meer weg und führt uns nach Sørvika, in einen Erholungspark am Meer. Oder besser oberhalb vom Meer, das wir rauschen hören, während wir durch den einsamen Park spazieren, Wind aufkommt, und Wolken sich über uns zusammenballen.
Für einen Spaziergang gut, für eine Nacht zu düster, zu einsam. Einsam ist auch Aglapsvik in einer Bucht am Meer mit einem kleinen Sandstrand. Die Häuser meist unterhalb eines Hangs, von dem wir später nochmals runterschauen, während über uns ein einsames Haus auf dem Hügel sitzt.
Eine schöne Straße voller Blicke führt ins Tal nach Tennskjær, würden wir um drei Ecken gucken können, hätten wir Tromsø im Blick. Luftlinie keine fünfzig Kilometer, mit dem Auto aber fast zweihundert Kilometer entfernt durch die tief eingeschnittenen Fjorde. Für uns noch weiter, weil wir noch eine weitere Halbinsel voller kleiner Orte mitnehmen werden.
Das Rossfjordvatnet queren wir über eine Brücke in Straumen, nehmen dann die kleine, holprige Straße nach Tårnelv, die unterhalb des Fjords den Fluß überquert und auf die 856 stößt, die oberhalb durch eine Baustelle komplett gesperrt war.
Über die 855 am Finnfjordvatnet vorbei kommen wir nach Karlstad, und südlich davon auf den Parkplatz in Moen, nahe der E6, Luftlinie zwanzig Kilometer von unserer Bucht entfernt, aber mit gefahrenen 135 km. Hier ist ein kleiner Rastplatz, zu dem mich Hilde auf den Spaziergang am Abend zieht, wo wir 2017 ein junges, russisches Paar getroffen haben, dass durchs teure Norwegen getrampt ist. Damals gab es unproblematisch ein Neunzigtagevisum im kleinen Grenzverkehr, heute wird der Übergang strengstens überwacht. Sie kamen aus Murmansk, wo er einen Articspot für westliche Europäer aufgebaut hatte, leider haben sich unsere Wege verflüchtigt, und jetzt gäbe es eh kaum noch eine Möglichkeit, mal eben vorbeizuschauen.
Die Grenze in Jakobselv wäre der Endpunkt meiner norwegischen Küstenreise, bei der mir noch einige Teile im Westen und Süden fehlen. Allerdings ist er für diese Reise zu weit entfernt, wobei es ja schon interessant ist, wie nördlich wir gekommen sind, nach jenem inneren Zusammenbruch in Gjøvik, der mich tatsächlich sehr befreit hat.
Wir stehen neben einem Abfallcontainer für Pappe, nicht weit entfernt von einer Entsorgungsstation für Wohnmobile, auf einem Parkplatz neben dem Bürgersteig und der Seitenstrasse. Dann kommt eine Leitplanke, eine Wiese am Hang, und der Fluß, über den eine Brücke führt, hinter der acht schneebedeckte Gipfel herüberschauen. Ein gewöhnlicher Anblick unserer Reise, über der wieder eine graue Wolkendecke sich wölbt.
Hilde hat lange geschlafen, aber gleich gehen wir spazieren. Dann frühstücken wir vielleicht noch, bevor wir zu einer Kirche fahren in der Nähe, wo wir ein ruhigeren Vormittag verbringen können. Gedacht. Es gibt eine Festivität in der Kirche und nach der schwarzen Bekleidung zu urteilen, wird sie nicht lustig sein. Also fahren wir noch zwanzig Kilometer weiter zum Aursfjord, nahe einem glucksenden Fluß, an einer ruhigen Straße.
In zwei Tagen jährt sich unser Abfahrtstag 2016 zum neunten Mal, danach sind wir im zehnten Jahr unserer Reise im blauen Bus.
Parkplatz (frei)
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4JR3+FFV Moen, NorwegenLeer más
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- Día 119–120
- 26 de junio de 2025, 7:47 - 27 de junio de 2025
- 1 noche
- ☁️ 6 °C
- Altitud: 11 m
NoruegaNordkjosbotn - Gárgán69°12’45” N 19°32’29” E
Nordkjosbotn

Grade schaue ich aus der Seitentür durch den grünen Dschungel, an dem wir eng geparkt haben, hoch hinaus über die Schneeflecken auf der Felswand in das Blau des Himmels, das sich von den Wolken abhebt. Und freue mich.
Nach einem Tag Regengrau und einer abendlichen Moskitoattacke auf dem Spaziergang ist so ein kleiner Hoffnungsschimmer viel mehr, als du dir denken kannst, denn es wirft meine ganzen Pläne um, die ich mir letzte Nacht zwischen Traum und Wirklichkeit gemacht habe.
Ich hatte sogar eine gute Begründung fürs Aufgeben, von dem ich eigentlich gar nicht gesprochen habe, weil ich es anders benennen wollte, doch die Gedanken der Nacht haben sich weiter bewegt, als ich es zunächst wahrgenommen habe. Der Himmel hat sich wieder zugezogen, und ich lese in einem meiner seltenen Ausflüge in die Wetterkarte, dass die Temperatur in den nächsten vierundzwanzig Stunden auf ein Grad um drei Uhr morgens fallen soll. Und dass Sonne zwar kein Zufallsprodukt ist, aber trotzdem hin und wieder scheinen wird, sogar als Temperaturanheber wirken könnte.
Ich lerne gerade viel. Besonders von mir. Lerne mich kennenlernen. Das klingt mit fast 75 ziemlich skurril, aber je mehr ich mich auf mich selbst, oder in unserem Fall, auf uns besinne, desto überraschender sind die Erkenntnisse, so klein wie sie sein mögen.
Mein Gefühl zu gestern war ein ewig langer Regentag, ein grauer, trübtrauriger Tag tiefhängender Wolkengedanken. Aber wenn du die Bilder siehst, dann fühlt sich das gar nicht so trist an. Ich habe sie erst am Morgen durchgesehen und denke, du kannst sie sehr wohl genießen.
Auf WhatsApp füge ich abends im Status immer eine Karte bei, die ich ggf ein bisschen anmale, um meinen Weg zu zeigen. Gestern habe ich noch einen Screenshot von FindPenguins beigefügt, der die Route gut ergänzt. Vielleicht hilft es dir auch, unsere Reise so etwas näher zu beleuchten.
Natürlich weiß ich, dass es tolle Programme für Reiserouten gibt, und ich erfreue mich so, anderen Reisenden zu folgen. Aber vielleicht kannst du auch mit meinen einfachen Mitteln zurechtkommen.
Es gibt übrigens oben bei Vikran, das gegenüber von Hella liegt, einen 2,7 km langen Tunnel unterm Fjord hindurch nach Tromsö. Überm Fjord lag dichter Nebel, und ich konnte die Fiktion nicht verhindern, mir vorzustellen, wie er durch den Tunnel wabert.
So wäre ich heute morgen schon dort und nicht 73 km entfernt, und hätte mit nicht all die Gedankenkonstrukte machen müssen, um meine Reisepläne zu ändern. Aber solche Prozesse gehören einfach zu mir. Und heute bin ich auch wieder so mutig, mir zu überlegen, wie ich den fünf Kilometer langen Tunnel hinter Skibotn umgehen kann, in dem ich es vor Ort entscheiden werde.
Es weht ein leichter, kühler Wind. Das ist gut für uns und schlecht für die Moskitos, die uns gestern Abend schwerst zugesetzt haben. Trotzdem gibt es sie natürlich noch. Gestern war die Tour nicht spektakulär, aber durchaus schön. Von der alten Mühle am Aursfjord über Nordfjordbotn nach Mortenhals zur Spitze in Vikran und auf der anderen Seite der Halbinsel zurück nach Malangseidet, wo ich feststellen muss, dass eine Weiterfahrt an dieser Seite vom Fjord nicht möglich ist, sodass wir unsere Hinfahrt kreuzen. Aber am Ende dank der Navigation über lehmige Straßen in Storsteinnes lande und den unteren Zipfel des Fjords bis fast nach Nordkjosbotn befahre.
Kleiner Nachtrag. Der Plan, die Geschichte abends zu schreiben, um so den Tag abzuschließen, passt nicht in mein Leben hinein. So kann der Beitrag noch eine Nacht in meinen Gedanken ausruhen. Während auf der E6 morgens um sieben schon die Lastwagen entlang donnern, ist es auf dem Parkplatz noch still. Die Vorhänge geschlossen, träumen die Reisenden noch gelassen dem Tag entgegen. So wie Hilde.
Parkplatz (frei)
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6G7R+6FP Nordkjosbotn, NorwegenLeer más
Viajero
Oh je… 🙈
Viajero
Klein Stonehenge?😉
Spaziergänge mit HildeNee, ne Schiffssetzung. Schiffssetzungen – aus bogenförmig angeordneten Bautastein-Reihen – symbolisieren das Schiff, das die Toten in das Totenreich bringen soll. Sie sind nicht nur Begrenzungen der Gräber, sondern auch Teil des Grabkultes. Schiffssetzungen sind in Verbindung mit Grabhügeln und Runensteinen anzutreffen. Die meisten Schiffssetzungen (oder Schiffssteinsetzungen) bestehen aus Findlingen, die zumeist Nord-Süd orientiert in Form eines Schiffsrumpfes aufgestellt wurden. Am niedrigsten sind in der Regel die Steine in der Schiffsmitte. Richtung Bug und Heck können bei großen Setzungen, bis zu 4 m hoch sein.