India 2016

February - May 2016
A 85-day adventure by Sebastian Read more
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  • Day 85

    Mumbai (17.05 - 18.05.)

    May 18, 2016 in India ⋅ ⛅ 29 °C

    Letzter Blogeintrag in Indien. Die Fahrt hierher war okay, wir konnten ein wenig schlafen im Sleeper, aber da wir nahe dem Flughafen untergebracht sind und es bis mittags bis zum Checkin im Hotel dauerte, haben wir gestern nichts mehr unternommen. Der Zug fuhr übrigens ungefähr drei Kilometer an der Sapna Ranch vorbei... :-/
    Es ist jetzt 6:30 und um 10:10 Uhr geht unser Flug. Heute Abend um 19:45 Uhr sind wir dann wieder da.

    Ich hoffe, euch hat mein Reiseblog gefallen. Ich habe mich über jedes Feedback gefreut, das hat sehr motiviert, weiterzuschreiben! So haben wir jetzt auch eine zusammenhängende Beschreibung unserer Reise und wissen dann auch später noch, welches Bild wo entstanden ist.

    Ich denke, ein Post, in dem ich die Reise ein bisschen Revue passieren lasse, kommt noch. Aber erst in ein paar Tagen.

    Also bis bald in Deutschland oder sonst wo,

    Basti
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  • Day 83

    Palolem (11.05. - 16.05.)

    May 16, 2016 in India ⋅ ☁️ 11 °C

    Palolem, letzte Station bevor es am Mittwoch von Mumbai aus zurück nach Deutschland geht. Damit das reibungslos läuft, fahren wir schon am Montag Abend mit dem Nachtzug in die Metropole und schlafen die letzte Nacht in Flughafennähe.

    Von Agonda aus waren wir am Sonntag schon hier an den Strand gefahren und hatten Hütten klar gemacht. Und zwar noch bessere als in Agonda: Auf der ersten Etage hatten wir den Blick in beide Richtungen über den kompletten Strand und das Meer buchstäblich in Wurfweite. Gekrönt wurde das dann noch von den Hängematten.

    Ich hatte erst das Gefühl, dass es mir hier nicht so gut gefallen würde wie in Agonda, weil hier noch deutlich mehr los ist. Allerdings beschränkt sich das aus den südlichen Teil des Strandes, wir hatten wieder unsere Ruhe. Und da deshalb nicht viel passiert ist, gibt's auch nicht viel zu erzählen. Das machen die Bilder einfach mal.

    Bild 1: Blick in der Abendsonne über den Strand inklusive Hängematte
    Bild 2: Unsere kunterbunten Hütten vom Strand aus gesehen, mit schönen Kokospalmen dahinter und guter Küche darunter
    Bild 3: Wir drei auf dem Balkon
    Bild 4: Blick über den Stand. Wie man sieht ist bei uns nix los, nur weiter unten.
    Bild 5: Hier muss ich vielleicht doch noch etwas erzählen. Dieser nette Herr gehört quasi zum Inventar von Palolem. Den lieben langen Tag schlendert er den Strand auf und ab und trägt dabei maximal ein Kleidungsstück. Ich sage "maximal", den manchmal steht er auch im Freien da. Die Locals meinen, er hätte sich das Hirn mit harten Drogen zerstört. Wir haben allerdings die Theorie, dass ihm der halbe Strand gehört und er es gar nicht nötig hat, sich ordentlich zu kleiden. Wer weiß, was stimmt.
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  • Day 78

    Agonda (07.05. - 11.05.)

    May 11, 2016 in India ⋅ ☀️ 28 °C

    Samstag Morgen ging es weiter nach Agonda, denn die letzten Tage der Reise sollten vollständig den paradiesischen Stränden von Goa gehören. Auch das ist eine Strecke, die man am besten mit dem Zug bewältigt. Wir fuhren also in aller Früh und ohne Frühstück mit der Rikscha nach Hospet zum Bahnhof, denn der Zug sollte um 6:20 Uhr abfahren. Noch in Hampi sagte uns der Rikschafahrer jedoch, dass dieser jetzt schon eine Stunde Verspätung hat, was bei einem Zug, der mit einer Gesamtreisezeit von über 38 Stunden einmal von Kalkutta nach Vasco da Gama über 2000 Kilometer quer durch Indien fährt und damit die gleiche Strecke wie von Moskau nach Hamburg zurücklegt, irgendwie verständlich ist (Hier die Seite der Verbindung: http://indiarailinfo.com/train/amaravati-expres… cool finde ich, dass für jede Station die durchschnittliche Verspätung angegeben ist.).
    Wir holten uns also ein Frühstück, warteten am Bahnsteig und schauten dem Treiben der Menschen um uns herum zu. Um acht Uhr fuhr der Zug dann mit hundert Minuten Verspätung in den Bahnhof ein und wir fuhren los. Wieder einmal hatten wir eine Familie mit im Abteil. Die beiden kleinen Kinder hatten schnell einen Narren an uns gefressen und von der Mutter bekamen wir leckeres Gebäck. Dafür teilte Lisa ihren Frühstückswecken mit der Tochter, fairer Tausch.

    In Margao angekommen wollten wir erst einmal den Zug nach Mumbai eine Woche später buchen, denn wenn man so eine lange Strecke zu spät bucht, kann es passieren, dass der Zug schon voll ist. Und eine Nacht im Sitzwaggon wollten wir vermeiden. Am Terminal gab's dann erst einmal eine böse Überraschung: Der Zug war schon ausgebucht, nur Wartelistenplatz 87 möglich und schlechte Chancen, dass man rein kommt (kleine Erklärung: Die Inder halten immer ein kleines Kontingent vor für teurere Last Minute-Buchungen, das sogenannte Tatkal. Werden diese nicht in Anspruch genommen, rutschen die Leute auf der Warteliste nach. Bei manchen Strecken wird selten über Tatkal gebucht, dort ist ein hoher zweistelliger Wartelistenplatz dann immer noch gut, so wars zum Beispiel bei unserer Fahrt nach Margao. Auf der Strecke nach Mumbai ist Tatkal aber hoch frequentiert, weswegen die Leute am Schalter mit hoher Sicherheit sagen können, wer auf der Warteliste noch einen Platz bekommt und wer nicht.). Aber die nette Dame schickte mich zum letzten Schalter, ich solle doch dort über die Touristenquote buchen. Gesagt, getan, über dieses zweite spezielle Kontingent bekamen wir direkt unser Ticket.

    Mit dem Taxi fuhren wir die letzte Stunde nach Agonda. Wir hatten zwei Hütten am Strand gebucht, eine mit kleiner Terrasse und Blick aufs Meer. Traumhaft.
    Der Strand von Agonda ist wohl der ruhigste in Goa, Indiens kleinstem Bundesstaat, und gerade jetzt nach Ende der Hauptsaison war hier nichts mehr los. Das hat Vor- und Nachteile: Schön ist, dass man sich den zwei Kilometer langen, weißen Sandstrand mit nur rund 20 Leuten teilt. Außer dem Rauschen der Wellen hört man den ganzen Tag lang nichts. Ärgerlich ist jedoch, dass die Anzahl der offenen Lokale proportional zur Anzahl der Touristen ist, was zur Folge hat, dass wir fürs Frühstück rund eineinhalb Kilometer laufen mussten und wir abends am Strand auf dem Weg zurück vom Abendessen auf unsere Taschenlampen angewiesen waren. Aber das war ein kleiner Preis, den wir gerne zu zahlen bereit waren.
    Wenn die Touristen die Strände in Goa verlassen, werden nach und nach auch die Strandhütten abgerissen und im September, nach dem Monsun, erst wieder zusammengezimmert. Das hält auch der Betreiber unserer Unterkunft so und daher musste Christoph am letzten Tag in eine andere Hütte: Seine ursprüngliche stand schon nicht mehr, als wir abreisten.

    Die Tage in Agonda verbrachten wir hauptsächlich auf der Terrasse, im Meer und damit, uns um unseren zugelaufenen Hund zu kümmern. Wie im Rest von Indien gibt es auch an den Stränden jede Menge streunende Hunde und einer - wir tauften ihn Kalle - hatte uns besonders gerne und folgte uns überall hin. Am ersten Morgen blieb er noch brav vorm Frühstückslokal liegen und kam danach wieder mit. Am zweiten Tag kam er mit rein und erfreute besonders den Kellner mit einem Haufen Zecken, die er sich aus dem Fell zog und dann auf dem Boden zerbiss.

    Abends waren wir meistens in einem Restaurant direkt am Strand zum Abendessen und genossen da die Kreationen aus dem Tandoor, dem typisch indischen Lehmofen.

    Nach Agonda geht's weiter nach Palolem, einem Strand etwas weiter südlich, wo auch jetzt noch ein bisschen was los sein soll.

    Bild 1: Boot im Sonnenuntergang
    Bild 2: Spontanes Bild, was super gut geklappt hat
    Bild 3: Ausblick aus unserer Hüttentür
    Bild 4: Blick über den Strand
    Bild 5: Links Kalle und daneben ein Hund, der sein Territorium behaupten wollte
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  • Day 73

    Hampi, zweiter Teil (04.05 - 06.05)

    May 6, 2016 in India ⋅ ⛅ 15 °C

    Für den Nachmittag stand dann noch eine Fahrt zu Wasserfällen in der Nähe an, wo man wohl gut schwimmen konnte. Mit der Rikscha fuhren wir an einen Punkt, an dem uns ein lokaler Guide empfing, um uns den Weg dorthin zu zeigen. Wir waren zunächst skeptisch. Wie weit weg und schwer zu finden konnte ein großer Fluss, der laut rauscht denn wohl sein, dass wir dafür einen Wegweiser brauchten? Nunja... ziemlich weit. Nach 20 Minuten Fußmarsch durch hohes Gras, über kleinere Bäche, an einer Bananenplantage vorbei (da stand auch eine von diesen farnartigen Pflanzen, die sich zusammenziehen, wenn man sie berührt. Voll cool!) und unter riesigen Felsen durch war uns klar, dass wir diesen Weg alleine nicht gefunden hätten.
    Der Wasserfall war mal wieder typisch indisch: Mehr Schein als Sein. Es rauschte sehr gut hörbar eine Menge Wasser, was ich jedoch eher als eine von Felsen verdeckte Stromschnelle beschreiben würde. "Ja, aber während und nach dem Monsun ist das hier ein richtiger Wasserfall", meinte der Guide.
    Schön und gut, aber leider ist Mai und von einem Wasserfall weit und breit nichts zu sehen. Er merkte unsere Enttäuschung und fragte, ob er uns denn noch zu der Stelle bringen solle, wo man schwimmen kann. Das bejahten wir natürlich und standen fünf Minuten später am schönsten Punkt unserer Indienreise.
    Größere und kleinere Felsen rahmten den Flusslauf oberhalb des "Wasserfalls" paradiesisch ein. Das Wasser war klar und voller Fische verschiedener Größen, die teilweise an einem anfingen zu knabbern, wenn man zu lange still hielt.
    Zwischendurch kam mal eine Gruppe volltrunkener Inder vorbei. Da Hampi als heilig gilt, wird dort kein Alkohol verkauft (Gras jedoch bekommt man in rauen Mengen, wenn man will. Wieder so eine kulturelle Sache, bei uns wäre es genau umgedreht.), weswegen die Männer des Dorfs manchmal früh morgens in einen Nachbarort gehen, sich volllaufen lassen und dann wiederkommen. Ganz ungefährlich ist das nicht, denn beim Versuch, jedem von uns die Hand zu schütteln, rutschte einer der Männer in eine Spalte zwischen zwei Felsen und schlug sich dabei übel den Hinterkopf an. Aber da Betrunkene und Kinder ja bekanntlich besondere Schutzengel haben, ist ihm nichts Sichtbares passiert und kurze Zeit später waren sie weg.
    Abgesehen von dieser Begegnung waren wir dort drei Stunden lang vollkommen alleine.
    Schon dafür hat sich der Trip nach Hampi gelohnt.

    Am letzten Abend beschlossen wir, herauszufinden, ob man den Fluss nicht zu Fuß über dicke Felsen überqueren kann. Und wenn das nicht möglich war, wollten wir wenigstens ein bisschen auf den Steinen herumklettern und ein paar Fotos machen. Es gelang nur zweiteres.

    Das Lustige an unserer Unterkunft war die Lage an einer Art Affenstraße. Jeden Morgen rannten mehrere Familien von Affen über Terrasse, Tische, Bänke und Blechdächer in die eine Richtung und kamen abends wieder zurück. Den Wasserhahn auf der Terrasse benutzten sie dabei clever als Trinkstation oder verwüsteten die Außendekoration und klauten, was nicht niet- und nagelfest war.

    Achja, die Erklärung für den Bagger fehlt noch. Nunja, die indische Regierung würde aus Hampi und seinem zentralen Tempel (den wir aus Protest nicht besucht haben!) gerne eine Attraktion ähnlich dem Angkor Wat in Kambodscha machen. Ärgerlicherweise stehen dafür manche Häuser im Weg. Daher bekommen die Besitzer dieser Häuser nach und nach Post, die besagt, dass ihr Haus in den nächsten Wochen abgerissen wird. Keine Möglichkeit des Widerspruchs und keine genaue Zeitangabe dabei. Es gibt natürlich eine finanzielle Entschädigung, die sich im niedrigen sechstelligen Bereich bewegt (Rupien wohlgemerkt, also irgendwo zwischen 1500 und 2000 Euro). Zwei solcher Aktionen konnten wir beobachten: Einmal der größere Abriss auf der anderen Flussseite und einmal ein paar Bambushütten, die wir von unserer Terrasse am ersten Abend noch sehen konnten, am zweiten waren sie weg: Christoph hat beobachtet, wie ein Bagger quer durch gefahren ist.
    Das geschah sehr zum Leidwesen eines netten Engländers, der irgendwann bei unserem Guesthouse saß. Ich unterhielt mich mit ihm und er sagte mir, dass er wegen der Empfehlung einer Freundin in diesen Bambushütten ein Zimmer gemietet hätte. In Hampi angekommen erzählte man ihm, dass es gerade heute abgerissen worden sei und man wollte ihm eine andere Unterkunft andrehen. Da es in Indien eine beliebte Masche ist, unbedarften Reisenden zu erzählen, die gewählte Unterkunft sei geschlossen/abgebrannt/überschwemmt/abgerissen, glaubte er das natürlich nicht und stand kurze Zeit später vor den Trümmern seines Guesthouses. Dumm gelaufen. Ähnlich ging es einer Freundin von ihm, die schon in Hampi war, sich morgens zu einem Ausflug aufmachte und abends ihre Sachen auf der Straße vor der Ruine ihres Hotels fand.
    Ich fragte den Besitzer unseres Guesthouses, wann er mit dem Bagger rechnen würde, darauf entgegnete er: "Maybe next week, maybe in a month, a year, maybe never." und lachte. Hoffen wir das Beste. Gut möglich, dass Hampi bei unserem nächsten Besuch vollkommen anders aussieht.

    Bild 1: Lisa im Sonnenuntergang auf den Felsen im Fluss
    Bild 2 & 3: Idyllisches Felsschwimmbecken, einmal mit Christoph
    Bild 4: Blick entlang des Flusses... sieht man zwar nicht, ist aber so :-D
    Bild 5: Blick in die andere Richtung
    Bild 6: Lisa und ich auf dickem Fels. Ganz hinten der zentrale Tempel und links davor unsere Unterkunft
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  • Day 73

    Hampi, erster Teil (04.05 - 06.05.)

    May 6, 2016 in India ⋅ ⛅ 15 °C

    Hampi hatten wir als Reiseziel überhaupt nicht auf dem Schirm, als wir nach Indien geflogen sind. Der Reiseführer erwähnte etwas von Felsformationen und uralten Tempeln. Nichts, was - speziell nach den ganzen Tempeln auf der Rajasthan-Tour - besonders spannend klang. Allerdings wurde uns der mit nur rund 2000 Einwohnern wirklich winzige Ort von so vielen anderen Reisenden empfohlen, dass wir uns entschlossen, doch hinzufahren, auch wenn es einen kleinen Umweg auf dem Weg die Küste hoch bedeutete. Und im Nachhinein stelle ich fest: Der Umweg hat sich gelohnt! Aber der Reihe nach.
    Den Weg nach Hampi bewältigten wir - wie auch den Weg nach Varanasi - in einem Nachtzug. Dieser hier war jedoch nicht klimatisiert, was eine deutlich bessere Entscheidung ist. Von draußen kommt frische Luft herein, man läuft nicht Gefahr, sich zu erkälten und es ist weitaus günstiger. Theoretisch braucht man sich nicht einmal Verpflegung mitzubringen, denn das Heer an Händler mit ihren unverkennbaren Rufen, die man schon einen Waggon entfernt hört - etwa "Paniiii, Paniiii!" für Wasser - versorgt einen mit allen typisch indischen Lebensmitteln, auf die man bis zum Beginn der Nacht und ab dem frühen Morgen Lust hat.
    Auf den Pritschen uns gegenüber hatte eine kleine Familie Platz genommen, was perfekt ist für eine Reise durch die Nacht: keine nervigen, gierig starrenden Augen bei jeder von Lisas Bewegungen.
    Deutlich ausgeruhrter als nach der Busreise kamen wir morgens dann in Hospet an und buchten am Schalter direkt die Tickets für die Weiterreise, damit wir nicht wie in Mysore stranden würden. Hampi selbst ist nicht ans Schienennetz angeschlossen, weswegen man den letzten Teil der Reise anders bewältigen muss. Mit dem Gedanken im Hinterkopf eventuell eine schlaflose Nacht in den Knochen zu haben, hatten wir mit unserem Hotel vorzeitig abgeklärt, dass sie uns vom Bahnhof holen sollten, weil wir uns nicht gegebenenfalls total übermüdet um öffentliche Verkehrsmittel kümmern wollten. Als wir aus dem Bahnhof heraus kamen, standen dort die üblichen Verdächtigen: "Need Tuktuks/Rikscha/Taxi? Going Hampi?", die wir abwimmelten. Einer war jedoch mal wieder hartnäckig, aber gleichzeitig sehr freundlich. Es dauerte, bis er uns sein Handy mit unseren Namen drauf unter die Nase hielt, bis wir verstanden, dass er der Fahrer vom Hotel war.
    In Hampi angekommen begeisterte uns direkt das Panorama, das sich bei der Fahrt von oben in den Ort hinein bietet: Riesige Felsen bilden kleinere und größere Hügel, um die grüne Palmenwälder stehen. Davor fließt ein Fluss, der hier ausschließlich per Boot zu überqueren ist (Schwimmen ist streng verboten) und an dessen Ufer eine handvoll Bungalows neben einem großen südindischen Tempel das Dorf bilden.
    Unser Guesthouse stand am dem Fluss zugewandten Rand des Dorfs, weswegen wir die wunderbare Aussicht auf die Felshügel, den Fluss und die Leute, die an dessen Ufer wuschen, handelten und ihren Tagesgeschäften nach gingen, hatten.
    Nach einer kurzen Runde Schlaf mieteten wir eine Rikscha für ein paar Stunden mit einem Fahrer, der mit uns die größten Sehenswürdigkeiten abklapperte. Endlich noch mal Tempel, yeah. Das Coole an den Tempeln in Hampi ist, dass sie hervorragend in die Landschaft passen. Besonders in einem unterirdischen Shiva-Tempel haben wir viel Zeit verbracht, weil wir in einer versteckten Nebenkammer hunderte Fledermäuse entdeckten, die dort friedlich am schlafen waren.
    Außerdem habe ich mich endlich mal dazu durchgerungen, eine Kokosnuss von einem Straßenhändler zu kaufen. Mit drei gezielten Schlägen auf die grüne Hülle war das Innere der Nuss freigelegt und mit einem Strohhalm drin bekam ich sie überreicht. Schmeckte gar nicht schlecht, war aber aufgrund der Temperatur leider nicht so erfrischend wie gehofft.
    Am nächsten Tag kamen wir auf eine besonders schlaue Idee: Aufgrund vieler Empfehlungen wollten wir uns den Tempel des Affengotts Hanuman anschauen, der auf der anderen Flussseite liegt. Wir wussten auch, dass er auf einem Hügel liegt und man 600 Stufen erklimmen muss, um ihn zu erreichen.
    Was uns jedoch geritten hat, den Aufstieg um elf Uhr mittags bei 40° und sengender Sonne zu beginnen, wissen wir nicht mehr.
    Wir brachen also um halb zehn auf Richtung Fluss. Die erste Hürde bestand darin, diesen zu überqueren, denn die "Fähre" für 10 Rupien pro Nase war gerade auf der anderen Seite. Freundlicherweise bot man uns aber an ein Paddelboot könne uns für nur 50 Rupien pro Person rüber bringen. Die Fähre fährt nicht permanent hin und her. Stattdessen wird gewartet, bis sie voll ist und erst dann geht's los. Je nach Andrang kann das pro Ufer bis zu einer halben Stunde dauern und da wir darauf nicht warten wollten, nahmen wir das Boot.
    Zwei Jungs im Alter von vielleicht 8 und 10 Jahren ließen uns in ihr kreisrundes, geflochtenes Bötchen steigen, das in der Mitte rund 10 cm unter die Wasseroberfläche sank. Die Paddelbewegungen sahen zunächst recht ungelenkt aus und das Boot drehte sich mehrmals auf der Stelle im Kreis. Als die beiden mit uns aber das Trinkgeld für die Fahrt abgesprochen hatten, ging's ab. In wenigen Minuten waren wir nahezu trockenen Fußes auf der anderen Seite und bezahlten ein zweites Mal. Vom ersten Betrag, den wir bei einem älteren Herrn löhnen mussten, würden die vermutlich keine einzige Rupie sehen.
    Auf der anderen Seite angekommen gings darum eine Rikscha zu finden. Nach einer Viertelstunde umherirren deutete man uns in die richtige Richtung und wir spazierten also eine Straße entlang, die uns zum Rikschastand führen sollte. Nach ein paar Meter war die Straße auf einmal voll von Leuten und die Stimmung sehr angespannt. Auf der rechten Straßenseite stand alles voll mit Polizisten, die dicke Knüppel trugen, die wohl dafür sorgten, dass eine rund doppelt so große Gruppe Männer nicht ihrem Unmut freien Lauf lassen konnte. Der Grund war ein Bagger, der gerade quer durch die Trümmer mehrerer Behausungen fuhr. Dazu später mehr.
    Wir fanden einen Rikschafahrer, der uns zum Tempel fuhr und kamen auf dem Weg noch an weiteren frischen Ruinen vorbei. Mit frischem Wasser ausgestattet begannen wir den Aufstieg und bereuten die Uhrzeit schon nach wenigen Stufen. Die Vorfreude auf eine tolle Aussicht und - mal wieder - zahlreiche Affen trieb uns jedoch zum Weitergehen an. Nach selbst gezählten 570 Stufen kamen wir oben an. Da es sich um einen Tempel handelt, wurde man dazu aufgefordert, die Schuhe auszuziehen, was wegen des schwarzen Asphalts aber keine gute Idee ist: Da unsere Fußsohlen in kurzer Zeit dermaßen heiß wurden, schnappte ich mir irgendwann eine Fußmatte, die vor dem Eingang lag, und rutschte damit um den Tempel herum. Die versprochenen Affen gab es leider nur in sehr geringer Anzahl, wir zählten fünf. Dass sich der Tempel "Affentempel" nennt, ist daher ganz schön gewagt, wenn man ihn zum Beispiel mit dem bei Jaipur vergleicht.
    Blieb also die Aussicht, für die es sich lohnte, den Berg zu erklimmen, und die hielt, was uns versprochen wurde. Kilometerweit konnten wir die Landschaft bewundern, die so vollkommen anders aussieht als alles, was wir bisher von Indien gesehen hatten.

    Bild 1: Mächtiger Fels mit Lisa
    Bild 2: Tempel
    Bild 3: Kokosnuss-Verkäufer, wie sie hier alle paar Meter stehen
    Bild 4: Coole Echse
    Bild 5: Aussicht vom Hanuman-Tempel aus
    Bild 6: Prost!
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  • Day 70

    Mysore (02.05. - 03.05)

    May 3, 2016 in India ⋅ ☀️ 16 °C

    Nachtbus... Nie wieder. Wenn man die indische Bahn kennt, erwartet man bei einer Reise über Nacht mit einem Bus irgendwie auch, dass man sich in dem Gefährt hinlegen kann. Weit gefehlt.
    Mit einer Stunde Verspätung um 22:15 Uhr kam uns der Bus in Alappuzha holen. Wir hatten die drei Plätze in der Mitte der letzten Reihe gebucht, in der Hoffnung, die beiden einzelnen Außenplätze würden frei bleiben. Auch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung, denn ein Ehepaar mit rund sechsjähriger Tochter hatte sich schon am Rand eingefunden. Das Risiko, dass die kleine mangels eigenem Schlafplatz nachts irgendwann Terror machen könnte, schienen sie bereit einzugehen. Im Gegensatz zu unseren Hoffnungen für diese Fahrt erfüllte sich diese Befürchtung leider.
    Wir nahmen also die drei Plätze am Rand ein, ich saß am Fenster. Zu unserem Leidwesen handelte es sich bei dem Bus um einen stinknormalen Reisebus: Die Sitze waren nur sehr eingeschränkt nach hinten neigbar. Bei meinem ging das leider gar nicht, denn hinter meinem Sitz war eine kleine Säule, die das Neigen komplett verhinderte. Zehn Stunden in aufrechter Haltung durch die Nacht standen uns also bevor. Wir hätten bei dem Wort "Semi Sleeper" wohl schon skeptisch werden müssen...
    Bollywood-Filme gehören fest zur indischen Kultur und daher lief auch ein Streifen auf den beiden im Bus angebrachten Monitoren. Damit den Inhalt auch jeder mitbekam, waren die Lautsprecher entsprechend aufgedreht. Ich hoffte noch, dass die Fahrer ja wissen würden, dass die meisten Leute so um elf rum schlafen wollen und den Film dann aus machen würden... wieder daneben: Das Gedudel und Gekreische ging bis halb eins.
    Um die Qualität der Reise aufzubessern, hatten sich die Betreiber noch ein paar Kleinigkeiten ausgedacht: Der Regen, dem wir gerade so entgangen waren, tropfte durch ein Loch im Dach auf Christophs Füße und mir hatte jemand netterweise ein Kaugummi in den Fußraum geklebt, was mir die Haftung am Vordersitz erheblich erleichterte.
    Erwartungsgemäß fing unsere junge Sitznachbarin um zwei Uhr an zu weinen und so ihren Eltern endlich klar zu machen, wie beknackt es ist, für drei Leute nur zwei Plätze zu buchen.
    Total gerädert kamen wir morgens in Mysore an. Und zwar trotz Verspätung bei der Abfahrt rund eine halbe Stunde früher. Das lag daran, dass der Fahrer anscheinend vergessen hatte, wo die Bremse ist und jeden Speedbump mit voller Geschwindigkeit mitnahm. Die Erfahrung, dass man dann besonders ganz hinten, weit hinter der letzten Achse, quer durch den Bus fliegt, hatte ich schon in Neuseeland gemacht. Trotzdem war ich jedes mal wieder überrascht, wie hoch man aus diesen Sitzen abheben kann.
     
    Unser Hotel war nur 500 Meter von der Bushaltestelle entfernt, weswegen wir natürlich zu Fuß dorthin gingen. Das hielt die Rikschafahrer aber nicht davon ab uns wie die Schmeisfliegen zu umzingeln. Der hartnäckigste fuhr trotz mehrere höflicher und mehrerer eher vehementen Absagen bis zum Hotel neben uns her.

    Tja, warum waren wir eigentlich in Mysore? Nun, einerseits liegt es auf dem Weg nach Hampi, das uns von vielen Leuten empfohlen wurde. Andererseits wollten wir von hier aus einen Trip zu einem der nahen Nationalparks unternehmen. Nachdem wir ein wenig geschlafen hatten, fuhren wir also zu einem der staatlichen Reisebüros. Dort findet man im Allgemeinen die verlässlichsten Informationen und wird im Gegensatz zu privaten Anbietern nicht ganz so stark übers Ohr gehauen. Die Dame dort konnte uns jedoch nur Stadtrundfahrten verkaufen und uns auch niemanden nennen, der uns etwas über den nur 100km entfernten Nationalpark sagen konnte. Ist ja nicht so, dass Mysore die größte Stadt in der Nähe des Parks ist. Nach ausgiebiger Internetrecherche kamen wir zu dem Schluss, dass wir den Ausflug bleiben lassen sollten, da die meisten Unterkünfte nahe des Parks entweder schweineteuer oder geschlossen waren und sich ein Tagesausflug nicht lohnen würde, da gerade Tiger und Elefanten nur früh morgens zu sehen sind.

    Wir versuchten also für den gleichen Tag einen Platz im Nachtzug nach Hampi zu bekommen. Da das jedoch nicht ging, buchten wir für den nächsten Abend. Leicht gefrustet hatten wir dann keine Lust, uns den Palast von Mysore anzuschauen und setzten uns stattdessen ins Kino. Für das Geld, das man bei uns für eine Tüte Popcorn auslegen muss, schauten wir uns das Dschungelbuch an. Klare Empfehlung, sehr guter Film!
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  • Day 68

    Alappuzha (28.04. - 01.05.)

    May 1, 2016 in India ⋅ ☀️ 16 °C

    In Alappuzha selbst gibt es nicht wirklich viel zu sehen, obwohl die Stadt wegen ihrer zwei Kanäle "Venedig des Ostens" genannt wird. Wer auch immer auf diese Idee gekommen ist... Der Strand ist eher mittelmäßig und wird von zahlreichen indischen Touristen belagert und Sehenswürdigkeiten im Ort gibt's auch nicht.
    Der Reiz von Alappuzha liegt in den sogenannten Backwaters. So heißt das Geflecht aus Kanälen und Wasserstraßen, das sich im Landesinneren über mehrere Dutzend Kilometer zieht und für die Menschen in den anliegenden Ortschaften den Haupt- und manchmal einzigen Transportweg darstellt. Unter anderem von Alappuzha aus werden Touren mit allerlei Booten, vom kleinen Paddelboot über Motorboote mit Platz für bis zu zwanzig Leuten bis zu großen Fähren und dekadent eingerichteten Hausbooten, organisiert. Eine Nacht in solch einem Luxusschiff kostet je nach Saison und Verhandlungsgeschick zwischen 40 und 130€.
    Wir wollten die Gegend aber lieber günstiger und vor allem mehr wie die Einheimischen erkunden. Am ersten Tag sind wir deshalb zum Fähranleger und haben eine Fahrt hin und zurück zu einem Ziel gebucht, das ich schon wieder vergessen habe. Der Ort war schließlich egal, denn es ging darum, zu sehen, wie die Leute hier von A nach B kommen, und daran teilzuhaben. Insgesamt dauerte die Fahrt vier Stunden und kostete uns zu dritt stolze 78 Rupien, nach aktuellem Wechselkurs ziemlich genau ein Euro.
    Unter einer Fähre darf man sich jetzt keinen Riesendampfer vorstellen, der voll beladen wird und dann vom Start- zum Zielort fährt. Stattdessen wird sie eher wie ein Bus benutzt. Statt Haltestellen gibt es hier und da kleine Stege, wo ein- und ausgestiegen wird, zwei jüngere Kerle halten das Boot dann mit Tauen an Ort und Stelle, bis auch die Oma mit ihrem Einkauf ausgestiegen ist.
    Ereignisreich war die Fahrt nicht. Aber einerseits war die Natur mit ihrem saftigen Grün wunderschön - da der Monsun schon lange her ist, sind die meisten Gegenden längst nicht so grün, wie sie sein könnten - und andererseits war es sehr interessant zu sehen, wie die Anwohner darauf eingestellt sind, die Dinge des alltäglichen Lebens nur auf dem Wasserweg zu erledigen.

    Am nächsten Tag wollten wir dann auch in die kleineren Kanäle, die Fähre passt schließlich nicht in nur zwei Meter breite Einfahrten. Eigentlich wollten wir uns Kajaks mieten und dann selbst paddeln. Aber angesichts  von 40° bereits am frühen Morgen, überließen wir das lieber unserem indischen Begleiter im Boot. Er sah sowieso so aus, als wenn man ihn als Laie mit Versuchen mitzupaddeln eher stören würde. In einem kleinen Kahn, der zum Glück über ein kurzes Sonnendach verfügte, schipperten wir ganz gemächlich an Leuten vorbei, die Wäsche wuschen, Muscheln reinigten, Kokosnüsse von Palmen schlugen, Müllfeuer anzündeten und vielem mehr. Wenn man zwischendurch mal auf einen der Hauptkanäle kam fuhr ab und zu so ein dickes Hausboot mit lauter Partymusik an uns vorbei... irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, diese Idylle auf so einem Ding aufnehmen zu können... Die Begegnung mit einem von diesen Schiffen war besonders unangenehm, denn seine Bugwelle war so hoch, dass sie bei uns rein schwappte. Das war zunächst nicht sonderlich dramatisch, die Kamera bekam zwar trotz schneller Reaktion ein paar Spritzer ab, aber die ist dagegen geschützt. Schlimmer war die rund zwölf Zentimeter große Spinne, die vom Wasser geweckt und nach oben getrieben wurde. Ein Vieh von dieser Größe hab ich außerhalb eines Terrariums noch nicht gesehen. Glücklicherweise blieb sie bei mir in der Nähe, sodass Lisa sie gar nicht zu Gesicht bekam und somit auch nicht dem Wunsch erlag, aus dem Boot zu springen.

    Unser Homestay wurde von zwei Leuten geführt. Der eine war älter und total planlos und verstand gar nicht unseren Unmut darüber, dass das Frühstück, das wir für sieben mit ihm abgesprochen hatten, um acht noch nicht in Sicht war. Der andere war um die 18 und versucht wohl, mit Lagerfeuermusik Touristinnen zu beeindrucken. Anfangs war das gar nicht schlecht, seine Version von "Imagine" konnte man sich gut anhören, nachdem er aber "500 Miles" vergewaltigt hatte, suchten wir jedes Mal das Weite, wenn er zur Klampfe griff. Trotzdem waren beide sehr nett und der Aufenthalt ziemlich cool.

    Achja, nach Alapuzzha sind wir zum ersten mal in der nicht klimatisierten Sleeper-Klasse gefahren. Zwar nur zwei Stunden und das über Mittag, aber man bekommt schon einen guten Eindruck für die Fahrten über Nacht. Die Türen sind offen, sodass man immer mal den Kopf oder auch mehr raushalten kann (Ja, Mamas, wir halten uns dann gut fest!) und durch die Fenster kommt auch gut Fahrtwind rein. Dank der Sitzplatzreservierung ist es auch nicht zu voll und die Pritschen sind nicht so ungemütlich, wie sie aussehen. Wir freuen uns auf unsere erste Nachtfahrt damit! Da zwischen Alapuzzha und Mysore aber kein direkter Zug fährt, geht's jetzt mit einem Nachtbus weiter.

    Bilder 1-3: Eindrücke von der Fahrt mit dem kleinen Boot (inklusive unschlagbarem Sonnenschirmhut!)
    Bilder 4-6: Eindrücke von der Fahrt mit der Fähre
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  • Day 65

    Varkala (17.04. - 28.04.)

    April 28, 2016 in India ⋅ ⛅ 32 °C

    Nach fast zwei Monaten umherreisen und Sehenswürdigkeiten anschauen, in die Kultur eintauchen und Freiwilligenarbeit leisten war vorletzten Sonntag der Zeitpunkt gekommen, an dem der entspannte Teil unserer Reise beginnen sollte. Und zwar in Varkala, einem kleinen Ort an der Küste von Kerala, dem südlichsten Bundesstaat Indiens.
    Von der Sapna Ranch aus ging es also mit dem Bus um sieben Uhr morgens ab zurück nach Mumbai, weil von dort unser Flieger nach Thiruvananthapuram gehen sollte. Es hieß also Abschied nehmen von der Ranch, den anderen Volunteers, den Hunden und besonders der kleinen Alwina und Hasmukh. Hasmukh brachte uns beide nacheinander mit dem Motorrad zum Bus und man konnte auch ihm ansehen, dass ihm der Abschied nicht ganz leicht fiel.
    Die Busfahrt war wie die anderen auch und die Manöver des Fahrers mittlerweile nicht mehr überraschend. In Mumbai waren wir dann froh, dass uns ein Taxifahrer über unseren Flug ausfragte, denn von ihm erfuhren wir dann, dass Air India-Flüge nicht vom Inlandsterminal, sondern auch vom internationalen Terminal gehen. Glück gehabt, das hätte ins Auge gehen können.
    Da unser Flieger erst um acht landete, hatten wir mit dem Hotel abgemacht, dass sie uns vom Flughafen holen sollten. Als wir aus dem Flughafen raus kamen, wurden wir erst einmal von der Luftfeuchtigkeit und der für die Uhrzeit noch sehr hohen Temperatur erschlagen, ehe uns unser Fahrer begrüßte. Von Thiruvananthapuram (da das für uns unaussprechbar ist, gewöhnten wir uns schnell den Alternativnamen "Trivandrum" an. Meistens nervt es ja, dass fast jede Stadt mehrere Namen hat und man manche Informationen nur unter dem einen und andere nur unter dem anderen findet, aber hier war es mal praktisch) fuhren wir eineinhalb Stunden nach Varkala und wurden dort von Alik und Alyona empfangen, einem jungen russischen Ehepaar, das dort ein Budgethotel rund 100 Meter von den Klippen und dem Strand entfernt betreibt. Wir bekamen sofort kalte Getränke serviert und waren begeistert von den äußerst gemütlichen und überdachten Couches im Hof. Hier ließ es sich aushalten.
    Die nächsten Tage waren wenig ereignisreich: Wir haben uns endlich mal die Entspannung gegönnt, die wir gesucht haben.
    Seit Mittwoch sind wir zu dritt unterwegs: Christoph, ein ehemaliger Arbeitskollege von Lisa, hat Indien ans Ende seiner Südostasienreise gelegt und reist jetzt mit uns herum bis wir am 18.5. zurück fliegen.
    Varkala ist eindrucksvoll, aber vom Strand her nicht das, was wir gesucht haben. Wunderschön sind die rund 30 Meter hohen, roten Klippen, auf denen zahlreiche Restaurants stehen, die einen tollen Blick auf's Meer bieten. Weniger cool ist, dass die Inder in manchen Dingen einfach einen an der Klatsche haben. Stellt euch vor, ihr seid ein Restaurantbesitzer oder Ladeninhaber in der schönsten Klippenlandschaft Indiens und euer finanzielles Wohlergehen ist direkt abhängig von der Anzahl der Touristen, die nach Varkala kommen. Was macht ihr dann mit eurem Müll? Na klar! Als waschechter Inder werft ihr den natürlich einfach die Klippen runter! Das geht hier überall so. Müll einfach irgendwohin zu werfen gehört hier zur Kultur. Wenn der Haufen zu groß wird, wird er kurzerhand verbrannt, Müllverwertung gibt's nicht. Dass das die Umwelt belastet und andere Menschen massiv stört, wird nicht bedacht.
    Der Strand selbst ist sehr flach und es gibt dort keine Palmen, die Schatten spenden. Man kann sich jedoch einen Sonnenschirm mieten, der Schatten für etwas mehr als eine Person spendet. Das haben wir einmal für eine Stunde versucht und uns in der Zeit beide einen dicken Sonnenbrand geholt... Unsere Strandlaune war daher erst einmal dahin. Zumal man auch nicht wirklich Ruhe bekam, da eine ältere indische Dame immerfort "Pineapple! Myamyamyaaaam" über den Strand brüllte und so versuchte, ihr Obst an den Mann zu bringen. Aber trotzdem konnten wir unsere Batterien beim Chillen in den Hängematten beim Hotel, abendlichen Klippenspaziergängen und Ausprobieren der verschiedenen Restaurants wieder aufladen.

    Varkala ist ein ziemlich aktives Fischereigebiet und jeder Fisch- und Meeresfrüchte-Fan kommt hier voll auf seine Kosten. Gegen frühen Nachmittag fahren die ersten Fischer raus und versorgen die Restaurants kurz vor Sonnenuntergang mit allem, was das Herz begehrt. Auf metallenen, eisgekühlten Wannen wird der Fang präsentiert und von der Riesen-Garnele über Thunfisch bis zum Blauen Marlin, aus dem auf dieser Wanne dann direkt entsprechende Stücke heraus geschnitten werden, kann man sich alles aussuchen und es wird frisch zubereitet. Nachdem die Sonne untergegangen ist, sieht man am Horizont ein Meer von Lichtern, die an den Bojen der Fischer hängen.

    Neben den Restaurants prägen besonders die Klamottenläden das Bild von Varkala. Die Sprüche und besonders der Tonfall der Betreiber und Betreiberinnen sind alle gleich: "Yes, Mam/Sir, have a look", "More colors inside!", "I closing in few minutes" (von wegen), "I make good price!" und so weiter.

    Von Varkala aus geht's weiter die Küste rauf nach Alappuzha.

    Bild 1: Die roten Klippen am Strand
    Bild 2: Der super relaxte Innenhof des Hotels, wo uns das beste Frühstück unserer Reise serviert wurde
    Bild 3: Wer errät, was das für ein Baum ist, kriegt einen Keks ;-)
    Bild 4: Lisa und Christoph am Strand
    Bild 5: Sonne und Brandung
    Bild 6: Sinnbild für den indischen Umgang mit Müll. Achja, und links vom Schild stand ein Auto...
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  • Day 54

    Sapna Ranch (08.04. - 17.04.)

    April 17, 2016 in India ⋅ ☀️ 31 °C

    Nach vier Wochen Herumreisen waren wir endlich wieder auf der Sapna Ranch! Auf dem Weg mit der Rikscha dorthin kamen wieder Erinnerungen hoch, weil wir eine handvoll kleine Buschfeuer sahen, die aber weiter weg und wohl unter Kontrolle waren. Auf der Ranch angekommen sahen wir, dass sich die Natur noch nicht viel zurück geholt hatte: Die vor einem Monat verbrannten Bereiche waren noch genauso schwarz wie damals.
    Das Wiedersehen mit Hasmukh - erst sonntags, weil er noch in Mumbai war - und Maneswar und besonders den Welpen war toll. Es hat sich ein bisschen wie nach Hause kommen angefühlt, endlich wieder eine vertraute Umgebung und vertraute Menschen. Cool war auch, dass noch mehr Leute da waren: Paul, ein in England verwurzelter Holländer, Nancy, eine total liebe Inderin und ein rumänisch-italienisches Pärchen.
    Der Lehm, den wir beim ersten Aufenthalt hergestellt hatten, lag noch unberührt da. Hasmukh hat extra gewartet, damit wir sehen, was damit passiert :-)
    Eigentlich lag unsere Hauptaufgabe aber darin, uns um die Welpen zu kümmern! Es war wirklich toll zu sehen, wie die vier Wochen alten Hunde jeden Tag ein bisschen lernten und sich immer mehr trauen. Am ersten Tag wussten sie noch nicht, dass sie aus ihrer Hütte heraus gehen können. Da war immerhin eine Stufe. Am zweiten Tag hatten sie dann verstanden, dass man Stufen herunterpurzeln kann, heulten aber vor sich hin, wenn sie wieder rein wollten. Wie man diese Hürde bewältigt, wurde dann am dritten Tag gelernt und abends dann sogar draußen geschlafen.
    Am Dienstag gab's ein kleines Drama, denn Coco, die Mutter, verweigerte Alwina, ihrer weißen Tochter, das Futter. Die anderen drei durften fröhlich trinken, aber Alwina wurde nicht ran gelassen. Da sie verglichen mit ihren Geschwistern auch sehr schwach war und dem Geheule nach die ganze Nacht gepiesackt worden war, nahmen wir sie für den Tag in unsere Obhut in der Hoffnung, sie ein wenig aufpeppeln zu können. Dank intensiver Streicheleinheiten und ausgiebigem Schlaf gelang das auch: Mittwoch morgen suchten wir sie überall und mussten dann erleichtert feststellen, dass sie nachts zurück zu Coco und ihren Geschwistern getappst war und sie auch wieder trinken durfte. Mission erfüllt, aber ich glaube, Lisa hätte sich liebend gerne noch einen weiteren Tag um die Kleine gekümmert.

    Den Rest beschreibe ich jetzt anhand der Bilder und verabschiede mich erstmal in den Flitterwochen-Teil unseres Aufenthalts: Es geht ganz in den Süden in den Bundesstaat Kerala an den Strand von Varkala :-)

    Bild 1: Die Sonnenaufgänge auf der Ranch sind einfach unschlagbar.
    Bild 2: Neben der ersten Bambushütte steht jetzt eine zweite. Das Bauprinzip ist so konzipiert, dass alles nachhaltig ist, trotzdem kühl und stabil genug, um den 3000mm Regen während des Monsun zu trotzen: Das Dach besteht aus einem dicken Stoff, der sowohl Sonne als auch Regen gut abhält. Außerdem hängt es an beiden Seiten rund zwei Meter über, um die Wände vor dem Spritzwasser zu schützen, weil ungebrannter Lehm nicht wasserfest ist. Dem selben Zweck dienen die zwei Fuß hohen, steinernen Sockel der Wände. Weiterhin dienen sie sowohl drinnen als auch draußen als Sitzfläche. Der Rest der Wand besteht dann aus Wattle & Daub. Sprich: Dünner Bambus wird eng aneinander geflochten und dann auf beiden Seiten mit einer rund 5cm dicken Lehmschicht überzogen. Fertig ist das Haus ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen.
    Bild 3: An einem Abend hatten wir diesen netten Besucher: Ein rund acht Zentimeter langer Skorpion.
    Bild 4: Zwei der Welpen, Isa und Luwa, beim Essen
    Bild 5: Apropos Essen: Am letzten Abend haben wir endlich mal den Lehmofen angeworfen und zwei riesige Pizzen drin gebacken. Voll lecker.
    Bild 6: Mein erster Versuch in Astrofotografie, nahezu unbearbeitet, deswegen sieht's nicht ganz so krass aus wir die Bilder, die man so kennt. Ich glaube, günstigere Bedingungen kann man nicht bekommen, denn auf der Ranch kann man den Kern der Milchstraße selbst mit bloßem Auge erkennen. Atemberaubend.
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  • Day 47

    Of Bastards and Angels - Nachtrag

    April 10, 2016 in India ⋅ ⛅ 35 °C

    Als alter UNIX-Entwickler hatte Hasmukh natürlich einen Laptop mit einem Linux drauf herumstehen, den ich benutzen konnte, um die kaputte SD-Karte zu lesen und zum Glück konnte ich alle Bilder, die ja am Abend des Buschbrands vor einem Monat zunächst im Datennirvana verschwunden waren, wiederherstellen. Deshalb jetzt der Nachtrag.
    Auf dem ersten Bild sieht man, wo die Bastarde das Feuer gelegt haben. Und zwar an drei verschiedenen Stellen geschätzte 100 bis 150 Meter von uns entfernt. Das Bild ist aus dem Raum aufgenommen, in dem wir geschlafen haben. Unten sieht man ein paar hässliche Figuren. Das sind die Brandstifter. Die Stelle, an der sie gerade stehen, ist der Zaun, an dem wir dafür gesorgt haben, dass das Feuer nicht auf die Wassermelonenplantage übergreift, die man im zweiten Bild sieht. Dort läuft auch Maneswar, noch hoffend, dass es nicht schlimmer wird.
    Im dritten Bild stehen die vier Bastarde zwischen Hasmukh und Maneswar, die sie gerade zur Rede stellen. Inzwischen hat sich der eigentliche Besitzer und Bruder eines der Männer übrigens nach einer bösen Mail Hasmukhs gemeldet, sich persönlich für das Verhalten seines Bruders entschuldigt und versprochen, dass das nie wieder verkommt. Hoffen wir, dass er es ernst meint.
    Bild 4: Der Brand breitet sich ringförmig in alle Richtungen aus. Zum Glück war es relativ windstill.
    Auf dem fünften Bild hat das Feuer etwa 20 Meter von der Farm entfernt sie Straße erreicht. Das Foto ist an exakt der selben Stelle aufgenommen wie das letzte Bild im anderen Post über das Feuer. Für uns war die Gefahr da vorbei, weil sich der Brand nur noch von der Farm weg ausbreitete. Die kritischen Stellen, an denen er die Straße hätte überqueren und die Ranch erreichen können, hatten wir eingenässt oder dort as Stroh weggeräumt.
    Das sechste Bild zeigt das Feuer, das den Hügel überquert hat. Hasmukh hat uns gesagt, dass der Brand drei Tage lang gewütet hat.
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