Going to Finn Part 1

Jun - Julai 2025
  • Arnd Diestelhorst
  • Hea-Jee Im
Semasa
Wir wollen ohne zu fliegen (soweit möglich) von München nach Korea und weiter nach Australien. Dort ist vor einem Jahr unser Enkel Finn zur Welt gekommen. Die Reise hat also zwei Teile, und dies ist der Teil von München nach Korea. Baca lagi
  • Arnd Diestelhorst
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  • Tag 14 - Auf nach Göreme

    9 Julai, Turki ⋅ ☀️ 33 °C

    Arnd:
    Im Zentrum der Türkei gibt es eine Gegend mit einer einzigartigen Landschaft, Kapadokien. Und dort im Zentrum wiederum den Ort und die Umgebung von Göreme. Die Geologie dort besteht aus weichem Tuffstein, der seltsame kegelförmige Strukturen geschaffen hat. Und darin wiederum wurden über lange Zeiträume von den Menschen Höhlen zum Wohnen und als Kirchen gebaut. Eine wirklich spektakuläre Landschaft.

    Der zweite Grund, weshalb Göreme einen Besuch wert ist, ist ein touristisches Ereignis. Bei geeigneter Wetterlage starten hier morgens zum Sonnenaufgang hunderte Heißluftballone, man kann auch selbst mitfliegen, aber auch das Zuschauen ist wohl sehr eindrucksvoll.

    Deshalb ist unser nächstes Ziel Göreme in Kapadokien. Von Konya aus kommt man dahin in 4 Std. mit dem Bus.

    Der erste Abend in Göreme ist schon ganz besonders. Mit unserem Hotel sind wir wieder sehr zufrieden. Das Zimmer ist das schönste, dass wir bisher hatten und es gibt wieder einen Dachgarten, von dem aus man in alle Richtungen schauen kann. Und auf Dachterassen von Restaurants in der Nachbarschaft wird sehr geschmackvolle Livemusik mit Klarinette gespielt, wir haben sogar getanzt.

    Hea-Jee:
    Heute war es 38 Grad Celsius, aber der lange Weg mit all unserem Gepäck erschien mir gar nicht so anstrengend. Arnd hat – wie versprochen – nicht gedrängt, sondern sich meinem Tempo angepasst und mich lieb angeschaut. Das hat meine Stimmung gehoben und meine Schritte leicht gemacht.

    Es war auch ein guter Einfall, den Laptop aus dem Rucksack zu nehmen – so war er deutlich leichter zu tragen. Und mit dem Sonnenschirm, den Jae-Eun mir gegeben hatte und den ich bisher nur als Regenschirm benutzt hatte, war die Sonne viel erträglicher. Bis wir schließlich in den Bus steigen konnten, gab es ein paar Komplikationen – aber wie immer sind helfende Menschen aufgetaucht, und alles hat sich gut gefügt.

    Als der Bus in die Region Kappadokien einfuhr, haben wir beide gejubelt. Die vielen spitzen Felsformationen ragten bizarr, aber gleichzeitig weich wirkend aus der Erde. Es war eine Landschaft, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte – und auch ein Gefühl, das ich so noch nie gespürt hatte. Wahrscheinlich lag das an den hellen Farben und der weichen Beschaffenheit des Gesteins. Auch die Gebäude, die sich an die Felsen schmiegten und aus dem gleichen Stein errichtet waren, wirkten harmonisch. Alles war schlicht, liebevoll, fast märchenhaft.

    Plötzlich hielt der Bus einfach am Straßenrand – nicht einmal an einem richtigen Terminal – und sagte uns, dass wir beide hier aussteigen sollten. Wir waren ziemlich überrascht, hatten wir doch erwartet, dass viele Touristen hier aussteigen würden. Wie kann es sein, dass nur wir zwei diesen berühmten Ort besuchen?
    
Beim Laufen zum Hotel erzählte Arnd, dass ihm das Hotel zweimal geschrieben und gefragt hatte, ob wir einen Flughafentransfer möchten. Offenbar reisen die meisten Leute hier mit dem Flugzeug an und werden direkt vom nächstgelegenen Flughafen abgeholt.

    Als wir mit unserem Gepäck über das holprige Kopfsteinpflaster zogen, musterten uns vermutlich die Gäste der Cafés zu beiden Seiten der Straße, während sie an ihren bunten Getränken nippten. Vielleicht wirkten wir wie ein sonderbares altes Ehepaar.

    Es erinnerte mich an unsere Fahrradtouren, bei denen unser kleines grünes Zelt allein zwischen riesigen Wohnmobilen auf dem Campingplatz stand. Doch egal, wie sie uns ansahen oder was sie über uns dachten – ich liebte und war stolz auf unseren Lebensstil. Ich denke sogar: Wenn sie könnten, würden sie genauso schlicht und bodenständig leben wollen wie wir.

    Da wir vier Nächte hier bleiben wollten, hatten wir das Hotel sorgfältig ausgewählt – und es gefiel uns auf Anhieb. Das Zimmer war klein, schlicht, ohne unnötigen Kram, aber mit allem, was man braucht – und alles funktionierte. Besonders gefiel uns die Dachterrasse mit Blick über das ganze Dorf und die umliegende Landschaft.
    
Da Arnds Magen noch nicht ganz in Ordnung war, holten wir im Supermarkt trockenes Brot für ihn und einen Salat für mich. Wir aßen oben auf der Dachterrasse zu Abend. Und was Arnd dort sagte, werde ich mein Leben lang nicht vergessen:
„Für mich ist das genug. Ich brauche nichts weiter.“
    Ich verstand so: Selbst wenn er sich nicht ganz erholt und wir hier nichts von dem machen, was wir geplant hatten – solange wir einfach nur im Hotel in dieser Umgebung bleiben, ist er glücklich. Das beruhigte mich sehr.

    Als es Nacht wurde und alle anderen Gäste gegangen waren, blieben wir allein auf der Dachterrasse. Wir machten Fotos und schrieben. Vor uns lag Göreme – ein märchenhaftes Dorf, eingehüllt in mystische Felsen und schimmerndes Licht. Aus dem Restaurant auf der Dachterrasse nebenan erklang leise Live-Musik auf der Klarinette, die sich in den Nachthimmel schwebend verteilte.
    
Als ein Cha-Cha-Cha-Stück gespielt wurde, standen wir auf, tanzten fröhlich eine Runde und setzten uns danach wieder hin, um weiterzuschreiben.

    Übersetzung ins Koreanische: https://dulguk.tistory.com/
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  • Tag 13 - Çatalhöyük

    8 Julai, Turki ⋅ ☀️ 36 °C

    Arnd:
    Heute wie geplant zur Ausgrabung Çatalhöyük gefahren. Das liegt etwa 40km südostlich von Konya. Deshalb braucht man jemanden, der einen dahin fährt. Es gibt einen täglichen Bus, der aber nur fährt, solange genügend Kunden da sind. Vor Ort wartet er 1 1/2 Std. Und fährt dann wieder zurück. Wir hätten gern etwas mehr Zeit gehabt, aber es war trotzdem gut. Ich hatte das vorher online (tripadvisor) gebucht. Es gibt aber nur den einen Anbieter und überlaufen ist es nicht, man hätte es auch spontan vor Ort kaufen können - aber man will ja seine Sicherheit haben und da sind diese Internetdienste wirklich hilfreich. Sie sind aber auch voll mit Nepp, also aufpassen.

    Im Stadtzentrum von Konya sind die Häuser eher weniger hoch, 2-3 Stockwerke, aber wenn man aus der Stadt herausfährt, dann kommt man an sehr sehr vielen neuen 6-stöckigen Wohngebäuden vorbei. Hier wird massiv Wohnraum geschaffen. Aber da gibt es auch Platz ohne Ende, weil etwas weiter außerhalb ist nur noch Ödnis, während in Deutschland und anderen Ländern mit Wohnraumproblemen kommen da die freistehenden Einfamilienhäuser.

    Çatalhöyük ist die bedeutenste Neolithische Ausgrabung aus dem späteren Neolithikum. Die Menschen waren bereits sesshaft und haben hier erstmals in einer großen Gemeinschaft zusammengelebt. Deshalb mussten sie nicht nur Häuser bauen, sondern eine Stadt, was viel schwieriger ist. Die Siedlung war bewohnt zwischen 7100 und 5950 BC.

    In der Wikipedia ist ein Animationskurzfilm abgelegt, der mal vom deutschen öffentlichen Fernsehsender ZDF ausgestrahlt worden ist. Es gibt da auch eine Version mit englischem Text:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Catalhöyük,…

    Vor Ort gibt es die eigentliche Grabung unter einem transparenten Tunneldach, ein paar rekonstruierte Gebäude mit Inneneinrichtung und ein Museum. Unter dem Tunneldach herrschten bestimmt 50°C (außen waren es 36°C). Aber Sauna mit noch höheren Temperaturen kann man eine gewisse Zeit ja aushalten.

    Hea-Jee hatte natürlich sofort wieder ihren Detektivblick aktiviert und konnte mir Dinge zeigen. So hat sie z.B. gleich gesehen, dass die Gebäude unten auf Naturstein gebaut waren, aber oben aus Ziegeln. Der Zeitraum ist aber noch akeramisch, die Menschen kannten noch nicht das Brennen von Ton. Es müssen also reine Lehmziegel gewesen sein. Dann gab es da auch noch eine „Wand“ mit vielen dünnen horizontalen Linien, offensichtlich nichts von Menschen gebautes. Das haben die Archäologen vermutlich stehen lassen, weil man an diesen Linien die Zeiten ablesen kann. Je weiter unten, desto früher.

    Sehr schön konnte man überall die Gruben erkennen, in denen die Menschen damals ihre Toten begraben haben, mitten in der Wohnung.

    Die rekonstruierten Gebäude machten das Ganze dann sehr lebendig. Da ist z.B. der Ofen mit einer Mulde davor, in der Lehmkugeln liegen. Sie hatten zwar Töpfe, wie auch im Bild zu sehen, aber die waren ja nicht gebrannt und deshalb konnte man die nicht übers Feuer hängen. Statt dessen hat man die Kugeln ins Feuer gelegt und erhitzt und hat sie dann um den Topf herum angeordnet und ein paar wohl auch in den Topf zum Essen dazugegeben und dadurch die Speisen erwärmt.

    Besonders fasziniert hat mich die Kunst an den Wänden. Bei den rekonstruierten Gebäuden hatte ich mich gefragt, woher man das weiß, denn in der Ausgrabung selbst habe ich nichts von Wandmalereien gesehen. Im Museum wurden aber auf einer Videotafel Beispiele gezeigt, Nachzeichnungen oder Abpausungen. Diese Bilder würden ja mit Leichtigkeit als frühe abstrakte Bilder des 20. Jhdts. Durchgehen - unglaublich!

    Im Museum gab es dann noch einige interessante Erklärungen. Z.B, das von den mehreren 100 großen Säugetieren weltweit sich nur 16 haben vom Menschen zähmen lassen. 4 davon, und das sind die bedeutendsten, Ziege, Schaf, Schwein und Rind, wurden im Gebiet des fruchtbaren Halbmonds (Mesopotamien) domestiziert und kamen mit den die Donau hinaufwandernden Völkern nach Europa. Früher dachte man ja, das Rind sei aus dem europäischen Auerochsen gezüchtet worden. Das konnte man mittels DNA-Analysen mittlerweile ausschließen.

    Die etwas merkwürdig aussehende hockende Figur zeigt auf der Vorderseite eine gebärende Frau und auf der Rückseite vielleicht ein Gerippe und zeigt damit in einer Figur den Zyklus des Lebens.

    Nach der Rückkehr beim Hotel um die Ecke noch eine pürierte Linsensuppe gegessen, in der Hoffnung, dass das darmfreundlich ist. Der winzige Straßenverkauf war in einer schmalen Straße. Der Betreiber und sein helfender Sohn haben sich unheimlich gefreut und uns später immer wieder freundlich gegrüßt, wenn wir vorbeikamen. Wahrscheinlich haben Hea-Jees Türkischkenntnisse wieder geholfen.

    Hea-Jee:
    Heute war ein wirklich schöner Tag. Die Sonne brannte stark, und das erinnerte mich auf angenehme Weise an das Wetter vor 38 Jahren, als ich an einer Ausgrabung in Mesopotamien teilnahm. Damals gab es viele Tage, an denen es im Schatten 50 Grad heiß war. Auf dem Hügel von Çayönü, wo wir arbeiteten, gab es weder Bäume noch Schatten. Und trotzdem war ich glücklich – obwohl ich den ganzen Tag unter der prallen Sonne arbeitete.

    Von dieser Ausgrabung in Çatalhöyük hatte ich durch einen Kollegen aus dem Institut für Baugeschichte erfahren, der an diesem Projekt beteiligt war. Jetzt, wo ich tatsächlich selbst hier bin, habe ich das Gefühl, als hätte ich damals auch hier mitgearbeitet. Und ich vermisse diese Zeit.

    Arnd hat heute so ausführlich und anschaulich erklärt, dass ich dem eigentlich nichts mehr hinzufügen kann. Ach doch, eine Kleinigkeit vielleicht: Die Hose, die ich heute trug, ist dieselbe, die ich damals bei der Ausgrabung in Çayönü anhatte. Sie war ursprünglich violett, aber nach der Ausgrabung – vielleicht war ihr auch zu heiß – ist sie zu einem Rosa verblasst.
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  • Tag 12 - Von Ankara nach Konya

    7 Julai, Turki ⋅ ☀️ 29 °C

    Arnd:
    Heute nur Reise. Hea-Jee hat gestern bis 1:00 morgens an ihrem Blog gearbeitet. Deshalb heute ausgeschlafen, gefrühstückt und dann mit reichlich Zeit wieder zu Fuß zum Bahnhof gelaufen. Der Weg verlief durch den Gençlik Parkı, ein Park mit diversen Attraktionen wie aufwändige Wasserspiele, ein Riesenrad und viele kleine Cafes und Imbisse und viel Platz zum sitzen und abhängen.

    Die Landschaft auf der Strecke besteht aus weiten Ebenen, die von Bergketten begrenzt sind. Die vorwiegende Farbe ist erdig, es sieht alles sehr trocken aus. In den Ebenen wird Landwirtschaft betrieben, meist Getreideanbau, aber auch etwas Gemüse. Die Getreidefelder sind weitgehend abgeerntet. Es gibt sehr wenig Bäume oder Sträucher, man hat deshalb einen weiten Blick. Die Felder sind riesig, die Berge fast vollständig kahl. Die Landschaft ist dünn besiedelt, die Landwirte haben einen weiten Weg zu ihren Feldern. Neuere Ansiedlungen bestehen aus hohen Mehrfamilienhäusern, etwa 5 Stockwerke hoch. Etliche Berge sind angebaggert - Bergbau. Leider waren die Fenster im Zug nicht sauber, deshalb sind die Bilder etwas trüb.

    Wir sind eine Station zu früh aus dem Zug gestiegen, im ersten Bahnhof von Konya. Wir haben zwei Leute gefragt, ob das richtig ist. Aber es war ja Konya, also haben die ja gesagt. Wir hatten uns nur gewundert, dass nicht alle ausgestiegen sind, schließlich sollte das ja die Endstation sein. War aber gar nicht schlimm. Konya hat eine ziemlich moderne Straßenbahn mit zwei Linien. Eine Linie lief nicht weit von unserem Bahnhof entlang und der Weg dahin war sogar ausgeschildert. Wie überall bisher in den türkischen Großstädten gibt es eine Konya Card und an der Straßenbahnstation gab es einen Automaten bei dem man die per Kreditkarte (Smartphone) kaufen konnte. Nur das Menü des Automaten war komplett in Türkisch. Es gab keine Warteschlange und so wir konnten wir uns im übersetzen üben. Google Translate schaut durch die Kamera und ersetzt den Text durch Deutsch. Hat gut funktioniert. Preis: 1€71 für die Karte und genug Guthaben für die 3 Strecken, die wir insgesamt fahren werden.

    Wir mussten einmal umsteigen. Leider scheint es aber mitten in der Stadt eine große Baustelle zu geben und die Straßenbahn fuhr nicht bis zur Umsteigestation. Mehrere freundliche Menschen wiesen uns darauf hin, dass wir jetzt aussteigen müssen und draußen sprach uns eine junge Frau in ganz gutem Englisch an, ob sie uns helfen kann. Wir mussten ein Stück zu Fuß laufen. Weil unser Weg etwa ihrem entsprach, hat sie uns begleitet und wir haben uns nett unterhalten und dabei schon was von der Stadt gesehen.

    Konya ist sehr ordentlich und sauber. In Reiseführern steht, dass dies eine der konservativsten Gegenden der Türkei ist. Man solle sich bitte zurückhaltend kleiden. Tatsächlich sieht man weit mehr Frauen mit Kopfbedeckung, als anderswo. Ich habe deshalb im Zug meine Ziphose um die Beinteile verlängert, hatte dann also eine lange Hose an. Und ja, ich habe hier keine Männer mit kurzen Hosen gesehen.

    Unser Hotel liegt wieder touristisch zentral, ganz in der Nähe eines großen Platzes neben der wahrscheinlich wichtigsten Moschee hier. Vermutlich ist dies eine beliebte Stelle zum heiraten, wir haben etliche Paare gesehen, die auf der Straße fotografiert wurden. Dass das schöne weiße Kleid dabei über den Straßenboden gezogen wird, scheint nicht zu stören.

    Jedes zweite Haus ist ein Hotel und überall gibt es Restaurants. Auf dem Weg zum Hotel hat Hea-Jee in einem Restaurat ein lange Pide gesehen, was uns gereizt hat. Deshalb sind wir zum Abendessen wieder dahin gegangen. Man wird gleich auf der Straße abgefangen und sanft zu einem Platz gedrängt. Der Kellner konnte auch etwas Englisch und hat uns Gerichte der Konya-Küche empfohlen. Zum einen ein Ofenkebab vom Lamm - sehr sehr lecker - und zum anderen eben dieses Pide, was einmal längs über den Tisch ging. Der Fotoservice gehört dazu und die Kellnertruppe wollte auch gern selbst aufs Bild.

    Vorher waren wir noch Bargeld abheben. Man braucht das zwar sehr selten hier, aber für kleine Beträge ist es doch gut. Interessanterweise stehen die Geldautomaten immer bündelweise in der Gegend. Manche verlangen bei ausländischen Karten einen dicken Aufschlag, andere gar keinen. Man muss also wissen, wohin man geht und evtl. auch etwas weiter gehen (Ziraat, Halkbank, PTT, ING, HSBC, Fibabanka).

    Heute habe ich auch einige Radfahrer gesehen, was mich natürlich besonders freut. In Istanbul würde da schon eine Portion Todesmut dazugehören, in Konya ist der Autoverkehr nicht so dicht und gerast wird hier sowieso nicht. Aber das Verhältnis zum Auto ist bei türkischen Männern schon noch sehr innig. Im Zug von Istanbul nach Ankara lief ein vermutlich Werbefilm für die Regierung in Dauerschleife. Der zeigte welche tollen Fortschritte die Infrastruktur in dem Land macht - große Straßentunnel und gigantischge Brücken für 4-spurige Autobahnen und außerdem Flughäfen. Herr Erdogan zerschneidet Eröffnungsschleifen. Und das in einem durchaus sehr modernen Zug, der zwar Schneisen durch die Landschaft schneidet, aber wenig Brücken und Tunnel hat und dabei trotzdem recht schnell unterwegs ist.

    Hea-Jee:
    Arnd scheint selbst in völlig fremden Städten, wo er die Sprache nicht spricht, den öffentlichen Nahverkehr so souverän zu nutzen wie ein Einheimischer. Natürlich steckt da auch viel Vorbereitung drin – er recherchiert alles im Voraus ganz genau. Mit Bus und Tram unterwegs zu sein, ist oft die beste Möglichkeit, das System eines Landes und seine Leute kennen zu lernen. Dafür bin ich ihm auch wirklich dankbar.

    Aber wenn man mit all dem Gepäck bei brütender Hitze lange Wege zu Fuß zurücklegen muss, wird es richtig anstrengend. Der Rücken ist danach komplett durchgeschwitzt. Arnd ist dann so aufs Navigieren konzentriert, dass er gar nicht merkt, ob ich überhaupt noch hinter ihm bin – er läuft einfach zügig voran.

    Und wenn er sich dann doch mal umdreht, ist sein Blick nicht gerade liebevoll. Es wirkt, als wäre er genervt, dass ich nicht schnell genug bin. Also schlage ich vor, einfach ein Taxi zu nehmen – obwohl ich das selbst gar nicht will. Ich will einfach mal ein bisschen sticheln.
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  • Tag 11 - Ankara

    6 Julai, Turki ⋅ ☀️ 27 °C

    Arnd:
    Unser Hotel in Ankara hatte ich danach ausgesucht, dass wir sowohl zu Fuß vom Bahnhof dahin kommen, als auch heute zu Fuss zum Museum für Anatolische Zivilisationen laufen können, was unser Ziel für heute ist. Das ist sicher eines der bedeutendsten archäologischen Museen weltweit.

    Ich habe mir leider eine Darminfektion zugezogen. Deshalb fühlte ich mich krank und musste immer wieder Pausen einlegen. Zum Glück ist das Museum sehr lange geöffnet. Wir rätseln, wo das passiert sein kann, aber wir haben keine Idee, weil wir eigentlich meistens das gleiche gegessen haben. Ich habe dann morgens mal Durchfall bei Google eingetippt. Nach dem ersten Wort macht Google Vorschläge, basierend auf den häufigsten Suchtexten. Bei mir kam als erster Vorschlag “Durchfall Türkei”. Naja, Google weiß natürlich auch, dass ich gerade in der Türkei bin. Was mir das aber vor Augen geführt hat ist, dass man als Hotelreisender blöd dran ist. Die Essensratschläge sind nicht umzusetzen. In Restaurants gibt es sowas nicht und selber machen geht im Hotel auch nicht. Ich habe deshalb heute Simit und abends eine Banane gegessen.

    Der Weg zum Museum verlief den Berg hinauf durch Marktgegenden. Unten gab es Werkzeug- und Metallgeschäfte, weiter oben Haushaltswaren und Kleider. Das ganze erinnerte uns stark an Korea, an das Korea, dass wir in den 80er Jahren gesehen haben. Mal schauen, ob man sowas heute noch findet.

    Vom Museum haben wir außen leider keine Fotos gemacht, es war schon fast Mittag und so heiß, dass wir schnell reingegangen sind. Schade,denn das Gebäude ist auch ganz besonders. Es war mal in Muslimischer Zeit ein Markthaus mit etlichen Kuppeln, das ab etwa 1932 bis 1968 (!) für das Museum restauriert wurde. Das Museum selbst geht auf Wunsch Atatürks zurück, der hier vor allem die Hetitische Kultur zeigen wollte.

    Heute ist es viel breiter aufgestellt. Es beginnt mit ein paar Objekten aus der Altsteinzeit, dem Paläolithikum und dann kommen die großen Neolitischen Ausgrabungen (Jungsteinzeit, Sesshaftwerdung und Übergang zur Landwirtschaft). Hea-Jees Ausgrabung wurde auf einer Tafel erwähnt, aber es gab keine Objekte.

    Am meisten Material aus dieser Periode stammt aus Çatal Höyük, wo wir übermorgen hinfahren wollen. Das ist eine schon recht große Siedlung mit Einzelhäusern für Familien. Sie hatten keine Fenster und keine Tür, man kam per Leiter vom Dach ins Haus. Es gab einen kleinen Ofen und in dem gezeigten Beispielraum ein paar Stierköpfe, wohl für religiöse Zwecke. Die Toten wurden unter dem Fussboden recht oberflächennah bestattet. Und an den Wänden hatte man Wandmalereien. Diese Siedlung bestand wohl zwischen 7500 und 5700 BC.

    Die andere ältere Ausgrabung, noch aus der Übergangszeit zur Sesshaftwerdung ist Göbekli Tepe. Das ist ein ritueller Ort, wo aber niemand gewohnt hat. In der Ausstellung gab es zwei Stelen, vermutlich Repliken. Leider können wir dort nicht hin. Das wäre ein zu großer Umweg und liegt auch in der Nähe der iranischen Grenze. Wen das interessiert: Sucht mal in der Wikipedia nach den beiden Namen, da steht viel interessantes.

    Dann ging es immer weiter in der Zeit. Kulturen kamen und gingen, erst wurde die Kupferbearbeitung erfunden, später Bronze und Eisen. Dabei wurden die Artefakte immer vielseitiger und kunstvoller. Das Ende der Ausstellung war um 600 BC in der klassischen Periode der griechischen Kultur.

    Faszinierend.

    Ach ja, bei dem Foto durch die Häuserschlucht zoomt mal rein, dann könnt ihr das Atatürk Mausoleum sehen. Leider dreht die aktuelle Regierung viele seiner Errungenschaften wieder zurück.

    Hea-Jee:

    Arnd ist heute nicht so fit, hätte eigentlich ruhig einen Tag Pause haben können – aber er wollte unbedingt ins archäologische Museum. Wir beide haben großes Interesse an Archäologie. Wahrscheinlich, weil Archäologie ein Fachgebiet ist, das zeigt, wie sich Gesellschaft und die menschliche Natur im Fluss der Geschichte offenbaren.

    Besonders fasziniert hat mich diesmal der Untergang hochentwickelter Zivilisationen. Viele Kulturen im Ägäischen Raum, die Kunst und Kultur liebten und wohlhabend lebten, begannen um das 12. Jahrhundert v. Chr. durch die Invasion der sogenannten „Seevölker“ aus dem Norden zu zerfallen. Schriftkundige Zivilisationen stürzten in ein rund 400‑bis‑500‑Jahre andauerndes dunkles Zeitalter zurück.

    Mich interessierten die Zivilisationen, die vor Einbruch dieses dunklen Zeitalters lagen. Welche Kulturen haben wir verloren? Die Menschheit musste noch lange daran arbeiten, diesen Glanz wiederherzustellen. Deshalb habe ich mir sehr genau die Keilschrift-Tontafeln aus dem alten mesopotamischen Reich Assyrien angesehen. Beim Betrachten, wofür solche Tafeln im Alltag genutzt wurden, habe ich versucht, mir vorzustellen, was die Menschen damals dachten und wie sie lebten.
    Hier sind zwei Beispiele:

    "💍 Heiratsurkunde
    Terrakotta, Kultepe, 19.–18. Jh. v. Chr.
    In diesem Dokument wird die Ehe zwischen dem Assyrer Idi‑Adad und der Anatolierin Anana in Anwesenheit von drei Zeugen festgehalten. Der Vertrag legt fest, dass Idi‑Adad in Anatolien keine weitere Frau heiraten darf. Falls er es doch tut und sich von Anana scheidet, muss er ihr fünf Minen Silber zahlen. Da die Scheidung einvernehmlich erfolgt, ist ausdrücklich festgehalten, dass keine zusätzliche Entschädigung anfällt.“

    "💔 Scheidungsurkunde
    Terrakotta, Kultepe, spätere Jahrhunderte v. Chr.
    Diese Tontafel dokumentiert die Scheidung zwischen dem Anatolier Sakriusva und dem assyrischen Händler Asur‑Taklaku. Das Schriftstück besagt, dass Männer und Frauen gleiche Rechte auf Scheidung, Wiederverheiratung und freie Partnerwahl haben. Außerdem betont es, dass – da beidseitiges Einvernehmen vorliegt – keine Entschädigung zu zahlen ist.“

    Es scheint, dass diese Gesellschaft damals ähnliche Werte hatte wie wir im 21. Jahrhundert. Und dann ist sie untergegangen – die Menschheit hat Jahrhunderte im Dunkel verbracht.

    Manche Interpretationen sehen die „Seevölker“ als Teil großer Völkerwanderungen, bei denen Flüchtlinge neue Lebensräume suchten. Die Geschichte war oft ein Konflikt zwischen „da gewesenen“ und „hineingerollten“ Steinen – um es bildlich zu sagen. Im Museum spürte ich, dass das menschliche Grundgefühl der Angst vor Fremden sich bis heute kaum verändert hat.

    Angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise machen die Menschen ungebremst weiter, als wäre ihnen nicht bewusst, dass selbst die fortschrittlichsten Zivilisationen untergehen können. Als Einzelne fühlt man sich dabei oft machtlos. Wenn ich in einem archäologischen Museum stehe, denke ich oft: Was vor uns liegt, ist vielleicht kein Ausnahmezustand, sondern ein Muster, das sich in der Geschichte immer wiederholt. Dieser Gedanke hat auf seltsame Weise etwas Tröstliches. Wenn wir am Ende ohnehin untergehen, erscheint es doch würdevoller, bewusst dagegen angekämpft zu haben – statt achtlos und unbeteiligt.

    Normalerweise hätten wir wohl bis zur Schließung drinnen geblieben. Aber Arnds Zustand war heute nicht gut, also sind wir etwas früher gegangen.

    Auf dem Rückweg durch die belebten Marktgassen fühlte ich Dankbarkeit gegenüber Atatürk, der dieses archäologische Museum möglich gemacht hat. Atatürk war der Gründer und erste Präsident der Türkischen Republik ab 1923, nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches. Er trennte Staat und Religion, führte radikale Reformen in den Bereichen Modernisierung und Bildung durch und verwandelte die Türkei in einen modernen Nationalstaat.

    In den frühen Tagen der Archäologie waren es meist europäische Forscher, die die Grabungen leiteten. Zeigte die türkische Seite nicht genügend Mittel oder Interesse, wurden die Fundstücke kurzerhand außer Landes gebracht. Wenn der Staat mit anderen Problemen beschäftigt war, nutzten Einheimische die antiken Steine zum Hausbau oder zur Reparatur von Ställen – und so verschwanden wertvolle Ausgrabungsstätten still und leise. Das Museum in Ankara hat maßgeblich dazu beigetragen, die mesopotamischen Funde im Land zu bewahren und der Zerstreuung dieses kulturellen Erbes entgegenzuwirken. Es war ein entscheidender Schritt, um den Export antiker Artefakte einzudämmen.
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  • Tag 10 - Von Istanbul nach Ankara

    5 Julai, Turki ⋅ ☀️ 29 °C

    Arnd:
    Heute auf zur nächsten Station unserer Reise, Ankara. Von dort sind die nächsten Ziele gut erreichbar und ich habe gelesen, dass viele archäologische Funde aus verschiedenen Grabungsstätten ins Archäologische Museum von Ankara gebracht wurden. Deshalb wollen wir einen Tag dort bleiben und das Museum besuchen.

    Leider habe ich mit dem Buchen des Zugtickets wieder zu lange gewartet. Zugtickets gibt es wohl nur mit reservierten Plätzen (zumindest beim Onlinekauf) und die waren weitgehend ausgebucht, als ich endlich buchen wollte. Jetzt fahren wir Business Class und um 16:30 und kommen gegen 21:00 an. Die 4 Std. Fahrt bei 350km Luftlinie kosten etwa 25€, Econony wäre 16€ gewesen. Dafür haben wir jetzt nur 3 Stühle nebeneinander (2+1) und deshalb mehr Armfreiheit.

    Das Onlineportal zum Kauf der Zugtickets gibt es mittlerweile in Englisch, deshalb kein Problem hier. Der Bahnhof fühlt sich aber etwas anders an. Er liegt auf der asiatischen Seite. Wir kamen per Marmaray, das ist die S-Bahn, die unter dem Bosporus durchfährt.

    Es gab keine wirkliche Bahnhofshalle und keine Geschäfte, wir wollten eigentlich noch Wasser und Proviant kaufen. Auch gab es keine englische Beschilderung. Es war so, wie eine Haltestation in einer deutschen Kleinstadt. Man kommt vom Bahnsteig (der S-Bahn) die Treppe runter und kann nach links oder rechts gehen, also vorne aus dem Bahnhof heraus oder hinten. Irgendwo war noch ein Eingang mit einer Schlange von Menschen, dort gab es eine Sicherheitskontrolle mit Gepäckröntgen. Also erstmal gefragt, ob wir da richtig sind - das war so.

    Dann sind wir aus dem Bahnhof raus und haben dort einen Straßenhändler gefunden, der Wasser und Simit hatte. Simit, das sind quasi die türkischen Brezeln. Die Form ist ein Ring, der Teig durchaus ähnlich zur Brezel (natürlich nicht mit Lauge) und bestreut sind sie mit Sesamkörnern. Ich finde sie sehr lecker, Hea-Jee findet sie etwas zu trocken. Die Straßenverkäufer für Simit haben immer ein rotes Wägelchen mit rotem Sonnenschutzdach und einem Glaskasten für die Ware.

    Interessant war auch die Ticketkontrolle. Beim Onlinekaufen mussten wir die Nummer unseres Passes angeben, nach der Nationalität haben sie nicht gefragt. Am Aufgang zum Bahnsteig gab es dann die Kontrolle. Da haben sie nur nach der Nummer auf unserem Pass geschaut und haben die wohl mit einer Liste abgeglichen. Damit waren wir wohl hinreichend identifiziert. Im Zug ist bisher niemand gekommen.

    Wir sitzen gerade im Zug und eben kam der Kioskwagen durchgefahren. Zum Service gehört hier ein kostenloses Lunchpaket und eine Tasse Kaffee oder Tee. Wenn das der Business Class geschuldet ist, dann ist das ein echt guter Deal.

    Bis 16:30 mussten wir uns die Zeit vertreiben. Erst haben wir noch etwas auf dem Dachgarten des Hotels gearbeitet und dann noch einen Spaziergang gemacht. In unserem Viertel liegt auch der Topkapı-Palast, der Palast der Osmanischen Sultane, heute eine der Top Touristenattraktionen. Den Palast haben wir uns geschenkt, wir haben schon genug Reichtümer von Aristokraten gesehen, das Interesse ist nicht mehr so groß. Die Sultane hatten aber auch einen Garten, der heute ein Park ist und in den kommt man umsonst hinein. Dort war es sehr angenehm und wir konnten etwas abhängen.

    Dann noch ein schnelles Mittagessen. Weil Jörg nach Döner gefragt hat und wir das tatsächlich noch nicht hatten, haben wir in der Richtung gesucht. Es war dann zwar kein richtiger Döner - die hatten keinen Spieß - aber es war gut. Das ı in Topkapı-Palast ist übrigens ein i ohne Punkt. Um das zu sprechen macht man einen Mund wie beim i und versucht ein u zu spechen. Koreaner kennen das, es ist ähnlich wie ein 으.

    Überhaupt, Hea-Jee kann richtig gut Türkisch sprechen. Das hat sie vor 40 Jahren auf der Ausgrabung in Ostanatolien gelernt, an der sie mal teilgenommen hat. Und weil Koreanisch und Türkisch irgendwie verwandt sind, kann sie das auch gut aussprechen. Deshalb wird sie hier von allen geliebt. Und wenn die Türken erfahren, dass sie aus Korea kommt, dann kommt meist der koreanische Gruß Anyeong haseo. Zwischen den beiden Ländern gibt es eine spezielle alte Beziehung, türkische Soldaten haben im Koreakrieg mitgekämpft. Damals hatte die UNO beschlossen, eine internationale Truppe zur Verteidigung Südkoreas zu entsenden und da waren etliche Länder beteiligt.

    Ach ja, die Türken sind sowieso überaus freundliche, ruhige und hilfsbereite Menschen. Es können zwar bei weitem nicht alle Englisch, aber irgendjemand ist immer da, und kann helfen.

    Der Bahnhof in Ankara ist ganz anders, als der in Istanbul. Er ist gigantisch, hochglanzpoliert und es gibt ein paar Geschäfte für Reiseutensilien, u.a. eine Rossman Drogerie (eine Drogeriekette in Deutschland).

    Hea-Jee:
    Heute ist der Tag des Abschieds von Istanbul, das uns in den letzten Tagen richtig ans Herz gewachsen ist. Nach fünf Tagen Aufenthalt haben wir uns sogar mit dem Hotelpersonal angefreundet, sodass wir uns persönlich verabschieden wollten. Der Dame, die uns jeden Morgen das Frühstück vorbereitet hat, haben wir 100 Lira gegeben. Für die Reinigungskraft haben wir ebenfalls 100 Lira auf dem Tisch liegen lassen.

    Davor mussten Arnd und ich aber eine ganze Weile über das Thema Trinkgeld diskutieren. Ich hatte einfach ChatGPT gefragt, sofort einen Betrag festgelegt und das Geld vorbereitet. Arnd hingegen konnte sich auf ChatGPT nicht so recht verlassen – schließlich, meinte er, klinge es manchmal zu überzeugend, selbst wenn es Unsinn erzählt. Also hat er lieber selbst recherchiert. Nach längerer Suche stand er zwischen zwei Extremen: Einerseits 3 Euro pro Nacht, was uns völlig unrealistisch erschien, andererseits dem Standpunkt, dass es in der Türkei gar keine Trinkgeldkultur gebe und Touristen deshalb auf keinen Fall etwas geben sollten.
    
Am Ende haben wir entschieden, es einfach nach Gefühl zu machen – und ich habe den Betrag überreicht, den ich vorbereitet hatte. Beide Damen haben sich mehrfach bedankt, also scheinen wir damit nicht ganz falsch gelegen zu haben.

    Unser Freund Jörg hatte in einem Kommentar gefragt, wie das Eis und der Döner in der Türkei schmecken. Also haben wir heute Mittag einen Döner gegessen. Im Gegensatz zu dem in Deutschland hatte er nicht diesen typischen, intensiven Gewürzgeruch, was mir besser gefallen hat. Eis haben wir keins gekauft – ich mag diese aufwendige Show bei der Übergabe nicht, bei der man sich zum Narren machen lassen muss. Ich bezahle doch nicht, damit jemand auf meine Kosten eine Zirkusnummer abzieht!

    Mit dem schweren Gepäck bei der Hitze Straßenbahn und U-Bahn zu wechseln, war ziemlich anstrengend – vor allem über das holprige Kopfsteinpflaster auf dem Weg zum Bahnhof. Weil wir spät in Ankara ankommen, haben wir vorher noch schnell ein paar Sandwiches und Wasser fürs Abendessen besorgt und sind dann in den Bahnhof gegangen.
    
Alles war nur auf Türkisch angeschrieben, sodass wir nicht wussten, wo wir hinmüssen und wo wir uns anstellen sollen. Erst schien niemand unsere Hilflosigkeit zu bemerken, aber als wir jemanden direkt ansprachen, war er dann sehr freundlich und hat uns auf Englisch weitergeholfen. Hätte man nicht einfach helfen können, wenn man sieht, dass Ausländer hilflos umherirren?
    
Wie am Flughafen wurden unsere Taschen per Röntgen gescannt, wir mussten den Pass zeigen und konnten dann in den Zug einsteigen.

    Weil wir das Ticket etwas spät gebucht hatten, war die Economy-Klasse schon ausgebucht, also sind wir Business gefahren. Es ist so komfortabel, dass man richtig Lust bekommt, etwas zu schreiben. Die Zugbegleiter haben uns sogar Lunchpakete gebracht und Tee eingeschenkt – ich hatte Spaß beim Essen.

    Vorhin sahen wir noch das Meer draußen am Fenster vorbeiziehen, aber inzwischen fährt der Zug durch eine recht gebirgige Landschaft. Arnd, der eben noch eifrig recherchiert und Fotos sortiert hat, ist mit geneigtem Kopf eingeschlafen. Den ganzen Tag über hat sein Kopf pausenlos gearbeitet: den richtigen Weg finden, die komplizierten öffentlichen Verkehrsmittel korrekt nutzen, genau rechnen, um das Restguthaben auf der Istanbulkart sinnvoll aufzubrauchen… Kein Wunder, dass er jetzt müde ist – auch wenn Kopfarbeit eigentlich sein Hobby ist.
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  • Tag 9 - Istanbul 4

    4 Julai, Turki ⋅ ☀️ 29 °C

    Arnd:
    Uns ist es uns am Tag 1 ja nicht gelungen, zum Taksimplatz und dem angrenzenden Gezipark zu gelangen. Das haben wir heute nachgeholt. Uns wurde bestätigt, dass die Schließung der U-Bahn zum Taksimplatz tatsächlich wegen einer Demo dort geschehen ist. Das passiert so wohl immer noch regelmäßig. In der ganzen Gegend ist auch ziemlich viel Polizeipräsenz.

    Auf dem Weg dahin sind wir nochmal beim Galatturm vorbeigegangen, sprich den Berg hochgelaufen, in der Hoffnung, dass dieses Mal die Schlange kürzer ist und wir den tollen Blick über die Stadt doch noch genießen können. Das war auch so, aber der Besuch des Ticket Office war ernüchternd. 30€ pro Kopf wollten sie haben (wird von der Stadt betrieben). Das Ding läuft als Museum, vielleicht ist innen ja auch ein Museum untergebracht. Touristen mit Interesse an Museen sollen sich das 5-Tage Museumsticket für 105€ kaufen. Dann tut der Besuch dieses Turms nicht weh. Also weiter zum Taksimplatz. Der Weg dahin verläuft durch die größte Istanbuler Fussgängerzone und man kann auch eine Museumsstraßenbahn benutzen (kostet wie ein normales Ticket mir der Istanbul Kart).

    Hea-Jee war ziemlich enttäuscht. Sie hatte Berichte gelesen, dass hier das Leben nur so pulsiert. Es war aber ziemlich öde. Das kann aber auch an der Uhrzeit gelegen haben. Am Freitag um 10:00 ruht sich das Leben vielleicht noch von gestern Abend aus. Am massiven Dönerangebot kann man aber sehen, dass hier manchmal doch mehr abgeht.

    Zurück sind wir dann erst durch die Fussgängerzone gelaufen. Da gab es wieder etliche Eisstände. Die rühren ständig mit einer dicken Stahlstange artistisch in den Eisklumpen rum. Das sieht sehr anstrengend aus und die haben auch meisten dicke Armmuskeln. Eiskaufen ist ein Abenteuer. Die Verkäufer ziehen eine ziemliche Show ab.

    Den Berg runter sind wir mit einer unterirdischen Kabelbahn gefahren. Das ist angeblich die zweitälteste U-Bahn der Welt. Unten haben wir den Super Mario gesucht. Hea-Jee hatte im koreanischen Internet eine Empfehlung dafür gefunden, weil der exzellentes Makrelen-Dürüm macht. War wirklich gut. Es scheinen auch öfter Koreaner vorbeizukommen, er hatte Handreinigungstücher mit einem Koreanischen Gruß drauf.

    Mittags Pause im Hotel, wobei ich eine lange Liste gemacht habe, was ich demnächst alles buchen muss. Denn jetzt wird die Reise wieder enger getaktet und fahrtechnisch etwas kompliziert.

    Nachmittags haben wir dann eine Schifftour den Bosporus rauf gemacht. Aber statt 30€ für einen Vergnügungsdampfer haben wir lieber in Summe 4€ für öffentliche Verkehrsmittel bezahlt, denn der Bosporus wird kreuz und quer von Schiffen befahren, die zum öffentlichen Nahverkehr gehören. Am nördlichsten Punkt hatten wir einen entspannten Aufenthalt an einer Uferpromenade mit Blick auf das asiatische Ufer. Dann wieder mit dem Schiff zurück zur asiatischen Seite für ein kleines Abendessen und schließlich mit der Marmaray nach Hause gefahren. Das ist die S-Bahn Linie, die unter dem Bosporus durchgeht. Außer dass diese Teilstrecke etwas länger dauert, bekommt man davon aber nichts mit.

    Abends nochmal das Licht auf der Dachterasse genossen und die erste Buchungen für eine archäologische Stätte gemacht, die wir nächsten Dienstag besuchen wollen.

    Hea-Jee:
    Mein Mann, der gerne fotografiert, wollte unbedingt auf den Galataturm hinauf. Also sind wir früh am Morgen aus dem Hotel aufgebrochen. Der Weg nach oben war ziemlich steil, aber als wir ankamen, war die Warteschlange tatsächlich sehr kurz. Wir freuten uns, dass sich das frühe Aufstehen gelohnt hatte.

    Doch dann meinte mein Mann, dass der Eintritt zu teuer sei und er nicht hineingehen wolle. Ich versuchte ihn zu überreden – bei etwas, das man so gerne macht, darf man sich doch auch mal etwas gönnen. Aber er war empört: Wie könne ein Aussichtsturm mehr kosten als das Museum der Menschheitsgeschichte, das wir gestern den ganzen Tag besucht hatten? Er hatte nicht ganz unrecht, und da es auch nicht mein Wunschziel war, kehrten wir ohne großes Zögern um.

    Wir spazierten weiter über den fast leeren Taksim-Platz, der mit Eisenbarrieren der Polizei teilweise abgesperrt war, und machten eine kurze Pause im Gezi-Park. Der Park war eine eher unscheinbare, kleine Grünfläche und schien ein Rückzugsort für Obdachlose zu sein. Ein fliegender Tee-Verkäufer war mit seinen Kannen unterwegs, und so genossen wir auf einer Parkbank ein Glas Tee. Als wir wie auf dem Sultan Ahmed Platz 100 Lira für zwei Pappbecher gaben, bekamen wir diesmal 50 Lira zurück.

    Am Nachmittag nahmen wir mit den Berufspendlern die Fähre und fuhren ein Stück den Bosporus hinauf. Wir stiegen an einem Ort aus, der kein Touristenort war, und ich war begeistert, einen Einblick in das alltägliche Leben der Menschen hier zu bekommen.

    Kinder und Jugendliche sprangen lachend ins Wasser, während Erwachsene am Straßenrand saßen, aßen und sich unterhielten. Die Stimmung war friedlich und warmherzig. Obwohl sich niemand für uns zu interessieren schien, begrüßte mich ein Mann so herzlich, als würden wir uns kennen, nur weil unsere Blicke sich zufällig kreuzten.

    Die Sonne brannte immer noch, also setzten wir uns auf eine schattige Bank am Pier und schauten hinüber zum asiatischen Ufer. Ich kaufte einen Maiskolben – wie auf dem Sultan Ahmed Platz zahlte ich 50 Lira, doch diesmal forderte der Verkäufer 25 Lira zusätzlich. Beim genaueren Hinsehen war das auch tatsächlich so angeschrieben. Seltsam. Aber der Mais schmeckte dafür umso besser. Arnd wollte ursprünglich keinen, fand ihn dann aber auch lecker, also teilten wir uns den einen freundschaftlich.

    Wir beobachteten noch kurz, wie Männer zwischen den festgemachten Fähren einen Fisch nach dem anderen angelten – winzig kleine Fische, kaum so groß wie ein Finger –, bevor wir wieder an Bord gingen.

    Abends aßen wir auf der asiatischen Seite in einem Marktviertel zu Abend. Der Weg führte uns durch eine Eisenwarenstraße, die mich an das alte Cheonggyecheon in Korea erinnerte, und dann durch eine Gasse voller Billigschmuckläden, bis wir schließlich in einer kleinen Essensstraße landeten, wo wir Pasta bestellten.

    Ich mag die türkischen Menschen sehr. Sie sind insgesamt ruhig, freundlich und rücksichtsvoll. Es macht mich traurig, dass solch sanfte und einfühlsame Menschen unter einem autoritären Herrscher leben müssen. Ich verabscheue Diktatoren – und auch jene, die davon träumten, einer zu werden.
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  • Archaisches LächelnSchöne Museumspräsentation zum Zusammenhang zwischen Grabungstiefe und Alter

    Tag 7&8 - Istanbul 2&3

    3 Julai, Turki ⋅ ☀️ 28 °C

    Arnd:
    Am Tag 2 stand die Hagia Sophia auf dem Programm. Die wurde in ihrer heutigen Form ab 532 erbaut, zwei Vorgängerbauten waren abgebrannt. Herausragend an dem Bauwerk war die Kuppel mit über 30m Durchmesser. In 1500 Jahren gibt es natürlich immer wieder Umbauten. Insbesondere natürlich nach der Eroberung von Byzanz durch die Osmanen, die das Bauwerk 1453 in eine Moschee umgewandelt haben. Da im Islam keine Bilder erlaubt sind, und auch keine Musik, wurden die bildlichen Mosaike mit Putz verdeckt. Ein paar davon hat man erst vor kurzem teilweise freigelegt. Darunter eine Maria mit Kind, die in den Hauptraum hinunterschaut und heute geschickt so verhängt ist, dass die betenden Muslime unten sie nicht sehen, die Besucher auf der Empore aber schon.

    1931 ist die Hagia Sophia nach einem Beschluss von Atatürk profaniert worden und wurde 1935 als Museum eröffnet. 2020 hat die derzeitige türkische Regierung mithilfe eines Gerichtsbeschlusses über die Entscheidung von 1931 die Rückumwandlung in eine Moschee betrieben. Wahrscheinlich deshalb kann man heute als nicht-Moslem nur noch von der Empore aus den Bau bewundern.

    Es gibt hier ja eine ganze Menge großer Moscheen. Was auffällt ist, dass deren Baustruktur bis hin zu ganz modernen Bauten sehr stark durch die Hagia Sophia mit ihren Kuppeln geprägt ist.

    Nachmittags haben wir uns dann die Reste der alten, ab dem Jahr 412 errichteten Stadtmauer von Byzanz angeschaut. Sie galt sehr lange als uneinnehmbar. In einem kleinen Bereich um das Belgrader Tor ist sie restauriert worden. Sonst ist sie mehr oder weniger verfallen, aber noch weitgehend vorhanden.

    Abends wollten wir Fisch essen. Dazu sind wir in ein Viertel gefahren, dass dafür wohl bekannt ist. Die Auswahl des Restaurants ist etwas schief gegangen, wir haben wesentlich mehr bezahlt, als wir geplant hatten. Aber die Show war Aufsehen erregend und geschmeckt hat es auch.

    An Tag 3 haben wir das Istanbuler Archäologische Museum besucht. In der Türkei gibt es ja eine extrem reiche Geschichte. Hea-Jee war als junge Studentin mal 3 Monate im Osten der Türkei zwischen Euphrat und Tigris auf einer Ausgrabung aus der Zeit vor der Sesshaftwerdung der Menschheit. Im Istanbuler Museum gibt es Artefakte ab der Bronzezeit. Alles sehr spannend. In ein paar Tagen bleiben wir einen Tag in Ankara, wo es die noch älteren Objekte zu sehen gibt.

    Die Highlights hatten wir uns bis zum Schluss aufbewahrt. Es gab eine Sammlung von eindrucksvollen Sarkophagen. Man sagt ja, dass wir in mancher Hinsicht besser leben, als frühere Könige. Was unsere Grabstätten angeht, stimmt das eindeutig nicht.

    Hea-Jee:
    Als ich in der Hagia Sophia mit dem Audioguide durch die Geschichte geführt wurde und das Bauwerk mit eigenen Augen sah, wurde mir plötzlich ganz wehmütig zumute. Dieses Gebäude hat im Laufe der Geschichte so viele Besitzer und Funktionen gewechselt, hin und her geworfen vom Schicksal – und steht trotzdem noch immer stolz da, als ob nichts gewesen wäre, und erfüllt einfach weiter seine Aufgabe. Unten beten die Muslime, oben laufen Ungläubige aus aller Welt herum – und die Hagia Sophia empfängt sie alle gelassen.

    Wir sind lange gelaufen, um die Reste der alten byzantinischen Stadtmauer zu besichtigen. Istanbul, eine Stadt, die wegen ihrer geopolitischen Lage so oft von Fremden angegriffen wurde, ist voll von mächtigen Stadtmauern. Besonders faszinierend fand ich das Nebeneinander zweier Welten: die zerfallenen, bedrohlich wirkenden Ruinen direkt neben sorgfältig restaurierten Abschnitten. Diese Mischung liebe ich – und so verging die Zeit wie im Flug. Beim schnellen Hinauf- und Hinabsteigen der hohen Mauertreppen war ich froh, dass ich in letzter Zeit jeden Morgen brav meine 108 Verbeugungen gemacht hatte.

    Mein Mann ist eigentlich der perfekte Reisegefährte – er kann sich gut orientieren, beherrscht schnell den öffentlichen Nahverkehr, weiß viel und zeigt mir Dinge, von denen er weiß, dass ich sie mögen werde. Ich war sehr dankbar dafür.
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  • Tag 6 - Istanbul 1

    1 Julai, Turki ⋅ ☀️ 24 °C

    Arnd:
    Morgens erstmal ein schönes Frühstück mit toller Aussicht. Wir mussten gleich lernen, dass es Möwen gibt, die auch gern Käse mögen. Also, den Teller nicht unbeaufsichtigt lassen. Zum Glück sind sie zurückhaltend und nicht aggressiv.

    Dann auf in die Stadt und Istanbul ist einfach eine tolle Stadt. Überall quirliges Leben, Laden neben Laden und überall was zu essen. Allerdings wird man in den touristischen Ecken alle 20 Sekunden freundlich angesprochen und auf den Dachgarten mit leckerem Essen hingewiesen. Es ist auch alles gut organisiert, z.B. der öffentliche Verkehr. Der ist einfach zu benutzen, überall gibt es Ticketmaschinen, die einem in vielen Sprachen die Istanbul Kart aufladen und beim ersten Mal auch eine verkaufen. Die hält man dann beim Drehkreuz einmal an die Maschine und es wird ein kleiner Betrag abgebucht. Es gibt alle möglichen Verkehrsmittel, bis hin zu Zahnrad- und Seilbahnen und die fahren so oft, dass man sich um Wartezeiten einfach keine Gedanken macht. Nur bei den Schiffen über den Bosporus muss man bis zu 20 Minuten warten. Vom Autoverkehr bekommen wir nicht viel mit, weil es sehr viele Fussgängerzonen gibt. Für die Autos ist es in den Bereichen wo wir waren sehr eng und deshalb fahren sie nur langsam. Etwas irritierend ist, dass man selbst in vollen Fussgängerzonen Motorroller fahren darf. Aber alle gehen sehr entspannt damit um. Ampeln werden von Fussgängern auch nicht besonders ernst genommen.

    Morgens sind wir in die blaue Moschee gegangen, eine der Hauptattraktionen hier. Ein endloser Strom an Touristen wälzt sich hinein. Man wird auf die Kleiderordnung hin kontrolliert - Männer lange Hosen, Frauen ein Kopftuch - und muss vor dem Eingang noch die Schuhe ausziehen - dafür gibt es innen dann Ablagen. Innen ist das eine beeindruckende verschachtelte Ansammlung von Kuppeln, die prächtig mit Mosaiken und Kalligraphien verziert sind. Die Geschichte dazu hatten wir vorher gelesen.

    Nachmittags zuerst durch die Altstadt Richtung Galatbrücke gebummelt. Die führt über das goldene Horn, einen Meeresarm. Unser Stadtteil Fatih liegt südlich davon und ist der älteste Teil von Istanbul. Hier lag des alte Zentrum von Byzanz. Die Brücke hat im Untergeschoss ein Restaurant neben dem anderen. In der Mitte der Brücke muss man einmal nach oben steigen, weil das Untergeschoss da für Schiffe unterbrochen ist. Oben stehen Angler auf der Brücke, mitten in der Stadt.

    Von der Brücke haben wir auf der anderen Seite den Galatturm gesehen und dachten, den könnten wir besteigen wegen der sicher sehr schönen Aussicht. Also sind auf wir den Berg hochgelaufen, nur um zu sehen, dass die Warteschlange endlos ist und sich nicht vorwärts bewegt. Nächster Plan: Wir fahren mal zum Geziplatz. Da sollte uns eine Straßenbahn hinbringen zu der wir hinlaufen mussten. An der Station stand, dass die leider vorrübergehend nicht fährt und wir sicher Verständnis haben. Um die Ecke gibt es auch eine U-Bahnstation. Aber die war verrammelt. War heute etwa wieder Demo auf dem Geziplatz?

    Nun ja. Der nächste Plan: Per Schiff einmal nach Asien fahren. Kostet 0,80€. Hea-Jee meinte, da ist das Essen billiger und das war auch so. Direkt beim Hafenterminal lag ein großer Einkaufsdistrikt, der gar nicht mehr touristisch aber besonders lebendig war. Sehr schön. Dort noch ein bisschen gebummelt und dann zurück per Schiff nach Europe ins Hotel und auf der Dachterasse während der goldenen Stunde Pinguine gefüttert. Gute Nacht!

    Hea-Jee:
    Vor 38 Jahren kam ich nach Istanbul. Ich lebte vier Monate in der Türkei, um an Ausgrabungen in Mesopotamien im Osten Anatoliens teilzunehmen, und habe in dieser Zeit ein wenig Türkisch gelernt. Obwohl das schon sehr lange her ist, konnte ich mich noch leicht an einfache türkische Begrüßungen erinnern.

    Das Lustige ist: Wenn ich „Merhaba“ sage, antworten mir viele Türken mit „Annyeonghaseyo“ - auf Koreanisch. Die Menschen in der Türkei sind immer noch freundlich und herzlich wie damals. Aber die Atmosphäre in Istanbul hat sich so sehr verändert, dass ich sie kaum wiedererkenne – sie ist jetzt viel lebhafter und kommerzieller geworden. Weil man nun mit Tourismus Geld verdient, ist das wohl unvermeidlich.
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  • Tag 5 - Istanbul Ankunft

    30 Jun, Turki ⋅ ☀️ 28 °C

    Arnd:
    Nachdem wir Pass- und Zollformalitäten überstanden haben, ging es weiter nach Istanbul, wo wir mit 2h Verspätung ankamen. Die erste Überraschung: Wir dachten, dass die Kloformalitäten im Busbahnhof schwierig werden könnten, weil wir keinerlei Münzen dabei hatten. Hea-Jee ging zuerst und kam strahlend zurück. Es ging mit Smartphone-Bezahlung, also Kreditkarte! Später wurde mir klar, dass das daran liegt, dass es in Istanbul ein System mit drahtlosen Karten zum Bezahlen des Nahverkehrs gibt, und das funktioniert auch auf den Toiletten. Super! Jeder hat hier so eine Karte, sie heißt Istanbul Kart. Und dann haben sie eben auch noch Kreditkarten und Smartphones integriert.

    Zuerst haben wir noch im Busbahnhof, der natürlich riesig ist, eine Mahlzeit eingenommen, die schon das Mittagessen war. Sie war liebevoll gemacht und super lecker!

    Als wir dann gegen 14:00 zum Hotel kamen, konnten wir gleich einchecken, haben uns frisch gemacht und sind eingeschlafen. Die Busfahrt war eben doch etwas anstrengend. Abends sind wir dann zum Sultan-Ahmet-Platz gegangen. Das ist der zentrale Platz, wo die Haupt Sehenswürdigkeiten sind, u.a. die Hagia Sofia. Es ist von unserem Hotel gleich um die Ecke. Nein, unser Hotel ist nicht teuer, aber es hat eine schöne Dachterasse, auf der auch gefrühstückt wird. Am Sultan-Ahmet-Platz gab es Stände mit gerösteten Maiskolben und Maroni und einen fliegenden Teeverkäufer und ein paar Lokum hatten wir uns auch noch besorgt.

    Hea-Jee:
    Am Busbahnhof in Istanbul angekommen, gingen wir in ein einfaches Restaurant dort. Wir waren neugierig auf das einfache Alltagsleben der Einheimischen und aßen ein Auberginengericht, das uns schon lange interessiert hatte – zu einem vernünftigen Preis und es schmeckte köstlich.

    Wir kamen in einem sauberen Hotel an, das in historischer europäischer Altstadt lag. Inklusive Frühstück zahlen wir 45 Euro pro Nacht für zwei Personen.

    Jetzt beginnt endlich unsere lang erwartete Reise durch Istanbul!
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  • Frühstück
    Blick vom HotelbalkonHalb vergrabenes Haus, hilft gegen Wind, Feinde und extreme Temperaturen

    Tag 4 - Bucuresti 2

    29 Jun, Romania ⋅ ⛅ 29 °C

    Arnd:
    Zum Frühstück gab es verschiedene warme Dinge, z.B. einen Reis mit Gemüse, diverse rohe und gegarte Gemüse. Natürlich auch das obligatorische Ei. Dafür nicht viel Brot, im wesentlichen nur Toast. Wir mochten das gern.

    Anschließend bis fast 12:00 diverse digitale Dinge in Ordnung gebracht. Da gibt es aber noch mehr zu tun, so gesehen sind wir noch nicht vollständig bei der Reise angekommen.

    Nachmittags mussten wir uns die Zeit bis zur Abfahrt unseres Busses nach Istanbul um 22:00 vertreiben. Das Gepäck konnten wir im Hotel lassen. Wir haben uns für ein Freilichtmuseum entschieden. Das ist schon recht alt und hat deshalb eine große Zahl von ländlichen Häusern zusammengetragen, die man in allen Landesteilen aufgespürt und ins Museum verbracht hat. Leider konnte man die meisten nur von außen betrachten. Trotzdem war das für uns sehr interessant, wir stehen ja auf alten Häusern. Da es Sonntag war, gab es auch folkloristische Musik- und Tanzaufführungen.

    Abends in der Innenstadt gegessen. Diesmal vegetarische Auberginengerichte, die waren aber vermutlich nicht original Rumänisch, eher ist das ein aktueller Trend. Abends dann zum Busbahnhof gefahren. Es hätte auch einen Zug nach Istanbul gegeben, aber der braucht 24h. Vermutlich weil es gar kein Zug ist, sondern ein paar Schlaf- und Liegewagen, die im Verlauf der Fahrt an verschiedene Züge angehängt werden und zwischendurch immer wieder warten müssen. Der Bus braucht laut Plan nur 11h. Während ich dies schreibe, sitze ich aber immer noch im Bus und er hat schon Verspätung. Ich schätze mal, dass das 2h werden.

    Hea-Jee:
    Es war ein wenig ermüdend, den ganzen Tag unter der sengenden Sonne umherzulaufen. Zum Glück war das Thema des Freilichtmuseums interessant genug, um es auszuhalten. Viele der Häuser waren einfache Holzbauten, die aus den Gebirgsregionen umgesetzt worden waren.

    Es gab auch halbunterirdische Behausungen, ähnlich wie Grubenhäuser. Um sich vor Eindringlingen zu verstecken, bedeckten die Menschen ihre Dächer mit Heu – es sah tatsächlich so aus, als ob man im Wald kaum entdecken könnte.

    Anscheinend haben auch die Menschen in Rumänien unter einer langen Geschichte der Invasionen viel gelitten. Es ist fast erstaunlich, wie freundlich sie zu Fremden sind.

    Als wir abends den Bus sahen, mit dem wir die Nacht über fahren sollten, waren wir schockiert. Wir hatten uns auf Liegesitze gefreut, die sich bequem nach hinten neigen lassen – nein, nicht der Fall. Die Sitze in diesem Bus waren auch noch besonders eng. Arnd sagte, auch er habe das bei der Buchung nicht gewusst. Ich war nicht einmal verärgert, sondern eher neugierig und gespannt, was auf uns noch alles zukommen würde.

    In dieser Nacht, während wir im Bus saßen, schliefen und immer wieder aufwachten, dachte ich darüber nach, wie vieles auf dieser Reise wohl noch anders verlaufen würde als geplant – und ob wir es ebenso gelassen hinnehmen könnten wie diesmal. Zum Glück tat uns der Rücken nicht weh.
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