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  • Day 9

    Tricastela - Barbadelo

    September 20, 2012 in Spain ⋅ 🌧 17 °C

    Um 7.30 Uhr verlasse ich Tricastela. Die Sonne geht mittlerweile immer später auf. Bis 8.15 Uhr sieht man kaum etwas. So lange warten kann ich aber auch nicht, zumal man meist bis spätestens 06.30 Uhr geweckt wird. Heute geht der erste Teil der Strecke an der Straße entlang in Richtung Samos. Das Stück ist auch im Dunkeln gut zu bewältigen. Der Weg heute bietet mehrere alternative Routen. Ich möchte von Tricastela nach Samos laufen und von dort aus weiter nach Sarria.

    Von San Cristoro do Real führt der Weg dann oft pfadartig in Richtung des Klosters Samos. Auf sehr schönen Waldwegen laufe ich von Weiler zu Weiler. Den Gässchen sieht man an, dass hier jeden Tag Kühe durchgetrieben werden. Leute sehe ich selten.
    Das Kloster in Samos soll eines der ältesten in ganz Westeuropa sein. Ich kann es leider nur von außen betrachten. In einem Kaffee an der Dorfstrasse bestelle ich einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Mensch ist der lecker – sicher selbstgebacken. Den Kuchen, der so safrangelb daherkommt, esse ich hier in der Gegend noch öfters, aber der in Samos hat wirklich ganz vorzüglich geschmeckt.

    Von Samos aus könnte ich nun weiter an der Strasse bis Sarria laufen. Ich entschließe mich wie üblich für die Alternative, die mich durch ganz herrliche Landschaften führt. Durch Eich- und Kanstanienwälder geht der Weg ohne großes auf und ab. Ab und zu mal ein paar Gehöfte oder ein kleines Nest. Auch an einer sehr schönen Landhaus komme ich vorbei. Als mein Weg dann wieder die Variante trifft, die direkt von Tricastela in Richtung Sarria führt ist gleich merklich mehr los auf dem Weg. Man trifft auch seit Ponferrada merklich mehr Radfahrer an.

    In Sarria ist heute Markt-Tag. Zumindest findet oberhalb des Zentrums ein kleiner Markt statt, auf dem neben Kleinvieh auch Obst und Kleidung angeboten wird. Vielleicht wurden in der angrenzenden Halle am Morgen sogar Rinder versteigert – so sieht es nämlich aus. Die Leute sind sehr freundlich. So bekomme ich zu etwas Obst, dass ich mir als Wegzehrung kaufe, auch noch eine gute Handvoll Pfirsiche geschenkt.
    So gestärkt entschließe ich mich, trotz des „Mehrwegs“ den ich heute bereits absolviert habe, bis Barbadelo weiter zu laufen. Eine gute Wahl, denn die Herberge (mit selbstgekochtem Essen), ist sehr schöngelegen und einfach herrlich. Leider geht die Sonne mittlerweile auch viel zu schnell unter. Selten sitzt jetzt jemand abends noch draußen, denn es wird schnell frisch.
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  • Day 8

    O'Cebreiro - Tricastela

    September 19, 2012 in Spain ⋅ 17 °C

    Da es noch dunkel ist, als ich vom Pass aufbreche, entschließe ich mich, gemeinsam mit zwei anderen Wanderern der Straße bis Alto de San Roque zu folgen. Es ist ganz schön neblig heute morgen. Man sieht kaum den Vordermann. Mit meinem blinkenden Anhänger am Rucksack mache ich die Nachhut. Kurz vor der Alto de San Roque, an dem eine Statue einen Pilger im Sturm darstellt, beginnt es zu dämmern.

    Diese Etappe heute gefällt mir außerordentlich. Die Landschaft um mich herum ist einfach herrlich. Am höchsten Punkt der Etappe, der Alto de Poio, frühstücke ich und lasse mir im Restaurant auch einen Stempel geben. Es ist immer noch recht früh am Morgen und der Wind hier oben ist kalt und scharf. Aber man kann bereits erkennen, dass das Wetter heute super wird. Der Weg hinunter ins Tal ist ein reiner Genuss. Die Aussichten ins Tal sind herrlich. Dort unten wabert noch Nebel. Bis ich dort angekommen sein werde, wird die Sonne diesen jedoch weggebrannt haben. Ab und an kommt man durch kleine Weiler, in denen kleine Cafes oder Restaurants zur Rast laden.

    Ein Bauer treibt mit zwei Schäferhunden und einem kleinen Welpen eine Herde Kühe auf die Weide. Die Hunde wissen ganz genau, wohin die Rindviecher zu laufen haben und bellen sofort, wenn ein Rind mal ausschert. Links und rechts von weg wächst üppig Farn. Überall ist Moos. Auf dieser Seite der Berge ist alles grün.

    Um 12.30 Uhr komme ich bereits an meinem heutigen Ziel in Tricastela an. Ich könnte noch gut weiterlaufen, aber wozu. So setzte ich mich ein Lokal am Wegesrand und beobachte die Leute, die weiter in Richtung Sarria ziehen. Vor hier aus sind es jetzt noch 142 KM bis Santiago – Katzensprung.
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  • Day 7

    Villafranca del Bierzo - O'Cebreiro

    September 18, 2012 in Spain ⋅ 15 °C

    Gleich nachdem ich Villafraca del Bierzo über eine Brücke verlassen habe muss ich mich entscheiden: Man kann weiter der Straße folgen, oder nach Rechts in Richtung Pradela in die Berge abbiegen. Dieser Weg ist etwas länger und wird, da mit viel Auf- und Abstieg verbunden, „Camino Duro“ genannt, was so viel bedeutet wie „der harte Weg“.

    Mir ist jede Gelegenheit recht von der Straße weg zu kommen, also biege ich in die Berge ab. Die Mühe lohnt sich auch. Hat man die Anfangssteigung überwunden geht es mit herrlichen Aussichten immer an der Hangkante entlang. Ganz unten im Tal sieht man, wo die Straße verläuft. Etwas weiter läuft man durch einen lichten Wald aus Esskastanien. Hier oben finde ich es richtig herrlich und lege eine kleine Pause ein. Kurz vor Pradela biegt der Weg dann ab und es beginnt der Abstieg. In Trabadelo trifft mein Weg wieder auf den, der an der Straße entlang führt. Ein Stück begleite ich den Dänen Björn mit seinem Hund. Ein lustiger Kerl. Den Hund Vescan beneide ich nicht unbedingt, denn er hat schließlich vier Pfoten, die potentiell schmerzen könnten. Aber er scheint sich gut an das Wandern gewöhnt zu haben. Der Weg folgt nun eine Weile der alten Landstraße, die druch die Orte Ambasmetas, Vega del Varcarce und Ruitelan führt. Verkehr ist auf der Straße heute nicht mehr viel. Die meisten Autos, insbesondere der Schwerlastverkehr, fährt über die neu gebaute A6.

    Schön wird der Weg dann wieder, als er bei Las Herrerias endlich wieder von der Straße abbiegt. Kurz nach dem Örtchen beginnt der Aufstieg zum O´Cebreiro Pass. Eigentlich wollte ich nur noch ein Stückchen bis La Faba gehen Dort bin ich um 13.45 Uhr angekommen. Das Wetter ist jedoch so herrlich und der Aufstieg so aussichtsreich und schön, dass ich mich entschließe weiter zu laufen. Der Weg, an dem rechts wie links Ginsterbüsche und kleine Eichen wachsen, steigt weiter an. Heidekraut blüht hier und da noch gelb oder lila.

    Sowieso muss man sagen, dass das Tal sehr grün ist. Im Gegensatz zur bisherigen Landschaft. Kurz nach 15.00 Uhr bin ich dann oben. Ich finde, im Gegensatz zu den Wanderern die etwa eine Stunde später eintreffen, noch ein Bett in der städtischen Herberge. Hier oben geht ein ganz schöner Wind. Jetzt bin ich also in Galizien, der allerletzten Region meiner Reise angekommen.
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  • Day 6

    Ponferrada - Villafranca del Bierzo

    September 17, 2012 in Spain ⋅ 18 °C

    Die Atmosphäre in der Herberge in Ponferrada war einfach Klasse. Da gabs im Hof ein kleines Becken, indem man die müden Füße stecken konnte. Genau das habe ich gestern gebraucht. Das Klima ist Abends noch sehr mild gewesen, so das man lange draussen sitzen konnte.

    Am nächsten Morgen ging dann um 6.30 Uhr das Licht in der Herberge an. Zwangsräumung nenn ich das. Aus der Stadt herauszufinden war wiedermal gar nicht so einfach. Die Beschilderung ist eher dürftig. Ich laufe eine ganze Zeit lang gerade aus und über einige Kreuzungen hinweg bis ich wieder eines der sonst sehr deutlichen Zeichen erkennen kann. Gefrühstückt habe ich heute Morgen nix mehr. In der Küche war mir zu viel Trubel. In Camponaraya kehre ich dann ein, trinke eine Tasse Kaffee und esse ein Schinkenbrötchen. Außerdem hebe ich noch etwas Geld vom Automaten ab.

    Der Weg geht ist heute zuerst recht eben. Wenn man aus einem langgezogenen Städtchen herauskommt läuft man durch Gärten und kleine Felder, bis die nächsten Häuser erreicht sind. Alles noch Einzugsgebiet von Ponferrada hier.
    In Cacabelos bin ich um 10.00 Uhr. Dort treffe ich auf drei deutsche Jungs, so um die 20 Jahre, die sich am frühen Morgen schon das erste Bier reinpfeifen. Mir scheint, die Jungs machen hier den Weg zum Ballermann. Auch eine Art, diesen Weg zu gehen, bzw. ihn zu feiern, allerdings eine die mir jetzt nicht unbedingt zusagt. Man muss jedoch bedenken, dass die Motive der Leute die hier laufen durchaus unterschiedliche sind. Sei es wegen (überstandener) Krankheiten, aus Glaubensgründen, kulturelle und sportliche Motive. Und alles hat wohl seine Berechtigung.

    Nach Cacabelos steigt der Weg dann kurz an. Auf der Strasse überholt mich eine geführte Radlergruppe. Die ca. 40 köpfe zählende Gruppe, alle schon etwas älter, hält sich wacker.
    Nach Pieras biegt der Weg dann rechts ab. Man könnte auch weiter der Straße folgen, dass versuche ich jedoch zu vermeiden. Der folgende Abschnitt ist dann auch der schönste des Tages: Mal auf mal ab geht es durch die Weinberge und ich genieße tolle Ausblicke auf die umliegende Landschaft.

    Um 12.00 Uhr bin ich in Villafranca del Bierzo angekommen. Obwohl ich noch weiterlaufen könnte, werde ich hier bleiben. Ich darf ja dieses mal sowieso zwei Tage abbummeln.
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  • Day 5

    Foncebadon - Ponferrada

    September 16, 2012 in Spain ⋅ 19 °C

    Noch bei völliger Dunkelheit verlasse ich die Herberge in Foncebadon. Es ist 06.40 Uhr. Da ich bis zum Sonnenaufgang warten möchte, um die Sicht ins Tal zu geniessen, kehre ich einfach in die andere Herberge des Örtchens ein und trinke ganz gemütlich noch einen Kaffee. Dann geht es bergauf.

    Als ich das Cruz de Ferro zusammen mit einigen anderen Wanderern erreiche dämmert es gerade. Aussicht hat man jedoch hier oben keine, steht das das Kreuz mehr oder minder in einer Wandlichtung. Rund herum sind Bäume. Das mag man auf vielen Fotos gar nicht vermuten. Ich gehe also nochmal ein Stück zurück in Richtung Foncebadon bis zu einer Schautafel, auf der die umliegende Landschaft zeigt. Von hier aus ist der Sonnenaufgang ganz herrlich. Das ich hier gewartet habe hat noch einen netten Nebeneffekt: Bis ich zum Kreuz zurückgekehrt bin, sind die ganzen Leute aus Foncebadon, die sich dort versammelt hatten (sicher 50 Menschen) weitergezogen. Andere Wanderer aus der vorherigen Ortschaft sind noch nicht da. So bin ich fast allein hier oben.

    Kurz hinter dem Cruz de Ferro liegt der zerfallene Weiler Manjarin. Hier bewirtet ein etwas schräger Kreuzritter vorbeiziehende Wanderer. Der könnte mal die Leute bitten, etwas Müll herab ins Tal zu tragen, das würden die sicher machen. So gammeln zwischen den Ruinen tausende von Getränkedosen.

    Dann geht es richtig bergab. Immer wieder habe ich tolle Aussichten hinunter ins Tal. Der Weg ist mal felsig, mal sandig, aber immer läuft man auf schmalen Pfaden. Keine Autobahn mehr in Sicht- und Hörweite. In El Acebo gönne ich mir einen Kaffee und ein Schinkenbrötchen. Mittlerweile ist es 10.00 Uhr. Hier treffe ich auch einige Bekannte aus Foncebadon wieder. Der Wirt hier macht sicher das Geschäft des Lebens mit dem Lokal am Anfang des Dorfes. Eine wahre Goldgrube muss das sein. Jeden Tag der Saison voll. Denn von der ersten Gelegenheit einzukehren seit Manjarin machen viele Gebrauch.

    Weiter führt der Weg bergab. Auf den felsigen Abschnitten muss ich sehr aufpassen nicht auszurutschen. Alles ist hier sehr scharfkantig. Bei Regen ist dieser Weg hier sicher kein Spaß. Für mich allerdings der schönste Abschnitt seit Obanos.

    Nach Riego de Ambros stehen rechts vom Weg einige uralten Kastanien, deren Stämme fast so dick sind wie ein VW-Bus.
    In Molinaseca ist der Abstieg dann geschafft. In einer Bar trinke ich ein kühles Bier. Der lange Abstieg hat meinem linken Bein schon etwas zu schaffen gemacht. Das Schienbein schmerzt mal wieder. Kein gutes Zeichen. Deshalb bin ich auch sehr froh, als ich um 14.00 Uhr Ponferrada erreiche. Der Weg von Molinaseca aus hat sich noch ganz schön gezogen. Von der Stadt bekomme ich heute leider nicht viel zu sehen. Da Sonntag ist ist alles geschlossen. Am Abend gehe ich im einzigen kleinen Laden der geöffnet hat einkaufen um zu kochen. Nudeln, Tomatensauce, Thunfisch, Muscheln.
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  • Day 4

    Astorga - Foncebadon

    September 15, 2012 in Spain ⋅ 18 °C

    Habe mir gestern noch den Bischofspalast (Gaudi) und die Kathedrale von Astroga angesehen. In beiden Gebäuden sind viele Kunstwerke und Sakralgegenstände ausgestellt. Ab und an ein wenig Kulturprogramm, das ist schön. Die Herberge gleich zu Beginn der Altstadt von Astorga war ebenfalls toll und prima organisiert. Nur die Küche ist etwas klein geraten. Bei der Menge der Leute die hier gestern übernachtet haben mussten wir, weil viele Gerichte parallel gekocht wurden, uns immer abwechseln im Gebrauch von Messern, Töpfen, Kochlöffeln und nicht zuletzt: Herdplatten.

    Um 6.35 Uhr breche ich dann auf. Was die Markierungen angeht hätte ich mir gleich außerhalb der Stadt ein paar mehr gewünscht. Im Halbdunkel verpasst man ja auch gerne mal eine . Heute geht es durch die Region Maragateria. Eine eher dünn besiedelte Landschaft, die in dieser Jahreszeit fast steppenartig erscheint.

    Auf de steinigen roten Erde wächst kaum mehr als ein paaar Büsche und kleine Bäumchen. Der Weg ist neben einem wenig befahrenen Landsträßchen hübsch angelegt. Über weite Strecken geht es stets geradeaus. Weit reicht der Blick ins Land. In den Dörfern fällt mir auf, dass die Storchennester, die im Mai so zahlreich besiedelt waren, nun alle verweist sind. Die Störche sind wohl alle schon gen Süden gezogen. Mich führt der Weg weiter nach Westen, im Rücken die Sonne, vor mir mein Schatten.

    Am Wegrand hat es überall Hagebutten. Ab und an nasche ich mal eine. Wenn man die Kerne rausmacht, schmecken die eigentlich ganz gut.
    In Rabanal del Camino fülle ich nochmal meine Wasserflasche, die ich bis ins Ziel wieder geleert haben werde (6 KM).

    Ab hier beginnt der eigentliche Aufstieg nach Foncebadon. Ein sehr schöner Pfad führt wenig steil, aber stetig bergauf. Eine Schafherde grast mitten auf dem Weg. Der Schäfer begleitet uns ein paar Meter, denn die Hunde sind riesig und verstehen keinen Spaß, wenn sich Fremde der Herde nähern. Gesäumt wird der Weg hier oben durch kleine Kiefern und Heidekraut. Schatten ist eher selten. Um 12.00 Uhr erreiche ich schließlich das Ziel der heutigen Etappe: Foncebadon.
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  • Day 3

    Villar de Mazarife - Astorga

    September 14, 2012 in Spain ⋅ 16 °C

    Heute Morgen brummt mir ganz schön der Schädel. Nach einem phantastischen Essen gestern Abend in der Herberge bin ich noch mit einigen anderen deutschen Wanderern in ein Lokal im Ort gegangen. Dort wurde so ein Anisschnaps ausgeschenkt, mit Weinbrand drin. Die Spanier nennen das wohl Sol-i-Sombra oder so ähnlich. Was heissen soll: Sonne (Licht) und Schatten.

    Naja, was das Laufen angeht kann ich heute zumindest erst mal auf Autopilot schalten. Von Mazarife aus geht es nämlich 5 KM schnurgeradeaus. Während ich diese ewig gerade Straße entlang laufe geht in meinem Rücken langsam die Sonne auf. Mir gefällt die Morgenstimmung. Es ist immer so leise um einen herum, dass man die Geräusche bereits aus großer Entfernung wahrnimmt. Z.B. Gesprächs- bzw. Stimmfetzen von Wanderern, die bestimmt 100 Meter weit vor mir laufen.

    In Hospital de Orbigo mache ich Rast. Toll an der Stadt ist die schöne, 300 Meter lange Brücke, die sich mit ihren vielen Bögen über den Rio Orbigo legt. Die Brücke stammt aus dem 10./11. Jht.

    Hinter Orbigo wird der Weg dann abwechslungsreicher und auch hügeliger. Auf Feldwegen ziehe ich durch ausgedorrte Landschaften. Das Getreide ist hier schon lang abgeerntet. Nur ein paar vertrocknete Sonnenblumenfelder sieht man noch ab und an.

    Immer weiter geht es durch kleine Eichwäldchen. Wobei die Eichen, die hier am Weg wachsen, ganz anders aussehen als die Eichen, die ich von Deutschland her kenn. Hier sehen die eher aus wie Büsche. Wären keine Eicheln dran gewesen, hätte ich die gar nicht erkannt, denn die Blätter sind gradmal so groß wie mein Daumennagel.

    Kurz vor Astorga erreiche ich das Wegkreuz von Santo Torbino. Von hier aus ist Astorga schon zu sehen. Doch bevor ich die Stadt erreiche muss ich noch über eine verschlungene Eisenbahnbrücke. Alleine auf dieser legt man bestimmt 500 Meter zurück.

    Die Herberge hat heute im Übrigen eine ganz tolle Aussicht. Heute Abend koche ich selbst: Es gibt Nudeln mit Thunfisch und Tomatensauce. In der Küche geht’s drunter und drüber, da diese, im Verhältnis zur perfekt organisierten Herberge etwas klein geraten ist.
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  • Day 2

    Leon - Villar de Mazarife

    September 13, 2012 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Heute also meine Einführungsetappe. Es geht gut 20 km aus Leon heraus nach Villar de Mazarife. So um 5.30 Uhr werde ich geweckt. In den großen Herbergen braucht man immer noch keinen Wecker. Ich mache mich fertig und Frühstücke noch eine Kleinigkeit, bevor ich mich auf den Weg mache. Ein bisschen Brot, etwas Marmelade und Margarine und vor allem Kaffee – mehr braucht es am Morgen gar nicht.

    Der Weg von der Herberge führt nochmal ins Zentrum und an der wunderschönen Kathedrale vorbei. Dann führt er in südwestlicher Richtung aus der Stadt heraus in Richtung Virgen del Camino. Unvermittelt treffe ich auf einer Eisenbahnbrücke auf eine junge Wanderin aus Bremen, die ich bereits von gestern kenne. Wir hatten gestern eine Weile auf dem Vorplatz der Kathedrale geplaudert. Welch angenehmer Zufall. Wir laufen ein Stück gemeinsam, so verfliegt die Zeit. Dann trennen sich unsere Wege im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch der Weg teilt sich. Viele auf die Straße gekritzelten Pfeile weisen den Weg. Leider sind die Hinweise kaum noch zu lesen. Ich möchte nach Villar de Mazarife, biege also links ein, weg von der N-120. Wie schön.

    Der Weg nach dem Abzweig gefällt mir sehr. Auf einem Wirtschaftsweg geht es durch die Ödnis, bzw. durch verstepptes Land und abgeerntete Felder. Zwischen Stechplamen und Disteln, die meist verdorrt sind, leuchten verwilderte Reben grün hervor. An einigen hängen sogar ein paar Trauben.
    Diese sind zwar etwas kümmerlich, schmecken aber prima.

    In Chozas de Abajo lege ich eine Pause in. Ich esse das Brot und die Wurst, die ich von gestern noch übrig habe. Der Weg bis Villar de Mazarife führt dann entlang einer kleinen Landstrasse. Soweit es möglich ist versuche ich es zu vermeiden direkt auf der Straße zu laufen und laufe auf dem ausgetretenen Pfad am Randstreifen. Erwähnenswert sind sicher die Schlaglöcher, die dass kleine Sträßchen aufweist. Denn ab und zu fährt auch mal ein Auto in nicht geringem Tempo an mir vorbei. Dabei sind die Löcher für meinen Empfinden ziemlich groß und tief. In der Nacht möchte ich hier mit meinem Auto nicht fahren müssen.

    Bereits um 11.00 Uhr erreiche ich mein Ziel. Die Herberge wird gerade geöffnet. Ich ruhe mich erst etwas auf der Veranda der Herberge auf und bummle dann durch das Dörfchen. Im Dorf ist ein älterer Herr, der mich einlädt, sein kleines Privatmuseum zu besuchen. Ich bin zwar erst etwas skeptisch, weil man eben hier auch ab und an abgezockt wird, bzw. allenthalben versucht wird, einem Geld zu entlocken. Das was der Herr aber da in seinem kleinen Museum hortet ist allemal sehenswert: Technikgeschichte des Jahrhunderts würde ich das ganze nennen. Der ganze Keller ist voll mit uralten, technischen Gerätschaften.
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  • Day 1

    Anreise nach Leon

    September 12, 2012 in Spain ⋅ 20 °C

    Gerade als ich Zuhause aufbrechen möchte fängt es an zu nieseln. Nicht sehr stark, aber man kann sehen, dass ein Unwetter aufzieht. Also packe ich den Schirm und mache mich auf die Socken. In Müllheim nehme ich um 12.35 Uhr den Zug nach Basel. In Basel SBB angekommen legt der Sturm richtig los. Ich war schon lange nicht mehr in Basel SBB. Im Gegensatz zum Badischen Bahnhof ist dieser riesig. Ich muss etwas warten , denn mein Anschluss geht erst um 14.30 Uhr.

    Der TGV rast auf der Neubaustrecke in Richtung Paris. Und tatsächlich: Ich erkenne die Brücke, auf der ich diese Strecke 2010 überquert habe. Kurz vor Viller sur Saulnot. Da hat alles „fast“ angefangen. Jetzt liegen bis zum Start dieser Etappe noch viele Stunden Zugfahrt vor mir. Das lange Sitzen im TGV ist nicht unbedingt mein Ding. Mein Rücken schmerzt und ich rutsche von einer Backe auf die andere. Ich dachte erst, in Paris müsste ich mich beeilen. Aber ich habe meinen Ablaufplan falsch gelesen. Ich habe wieder über eine Stunde Aufenthalt.

    Der Gare de Lyon gefällt mir sehr. Dagegen ist der Gare de Austerlitz im Moment eine Baustelle. Beim überqueren der Seine erhasche ich einen Blick auf Notre Dame. Am Abteil des Hotelzuges sind noch zwei andere Reisende: Ein Banker aus New York, der eine Europareise macht und ein deutscher Ingenieur aus Bremen. Wir unterhalten uns in englisch über dies und das. Die Zeit vergeht schnell. Um 21.30 Uhr werden die Betten runter geklappt.

    Um 5.30 Uhr habe ich den Wecker meiner Uhr gestellt. Um 6.00 Uhr fährt der Zug pünktlich in Valladolid ein. Hier habe ich wieder etwas Aufenthalt. Das Cafe im Bahnhof öffnet gerade und die Leute strömen herein, um zu frühstücken. Auch ich bestelle mir einen Kaffee. Schwarz (also Americano).

    Draußen dämmert es langsam. Bis mein Anschlusszug eintrifft höre ich noch mein Hörbuch zuende.
    Das Wetter auf der Fahrt nach Leon sieht durch mein Fenster gesehen nicht immer so toll aus. Einmal ist es richtig neblig, so dass man kaum 50 Meter weit sehen kann. Je näher der Zug Leon komme, desto besser wird es aber.
    Als sich die Tür des Zuges schliesslich öffnet ist draußen strahlend blauer Himmel bei 20° Celsius. Herrlich. Der Weg zur Herberge ist schnell gefunden, etwas kenne ich mich ja noch aus. Die Herberge ist allerdings noch geschlossen als ich sie erreiche. Draußen warten schon die ersten Leute auf Einlass.
    Ich beziehe mein Bett im Schlafsaal und esse erst einmal einen Happen. Heute werde ich nichts mehr unternehmen und mich von den Strapazen der Fahrt erholen.
    Morgen geht es dann los. Hoffentlich bleibt das Wetter so.
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  • Day 25

    Leon und Heimreise

    May 25, 2012 in Spain ⋅ ⛅ 27 °C

    Ich habe mich noch ein wenig auf den Platz der Kathedrale gesetzt, weil ich warten musste, bis die Kirche geöffnet wird.
    So einen Weg zu gehen hat auch immer viel mit Warten zu tun. Eigentlich wartet man fast mehr als man läuft. Aber es gibt angenehmes und unangenehmes Warten. In diesem Moment geniesse ich die freie Zeit auf dem Platz und beobachte das geschäftige Treiben.

    Ein kleines Kind spielt seelig mit dem Hund einer älteren Dame. Der Hund interessiert sich weniger für das Kind als für das Eis, das das Kind in der Hand hält. Dabei fällt dem Kind, zunächst unbemerkt, die Eiskugel des Eises zu Boden. Als die Dame weitergeht und das Kind sich voller Glück wieder dem Eis widmen will, bemerkt es sein Unglück. Das Drama ist groß. So nah liegen Freude und Leid beieinander. Eine ca. 20 köpfige Gruppe Radfahrer kommt angerollt und lässt sich von Ihrem Führer kurz die Fassade der wunderschönen Kathedrale erklären. Weil die Kathedrale noch zu ist saust die Gruppe weiter. Nochmal ein ganz anderer Weg, das Ganze anzugehen: Camino-Rush. Ich habe ein wenig Mitleid mit der Gruppe.

    Als die Kathedrale öffnet mache ich eine Besichtigungstour. Der Audio-Führer, den jeder Besucher in seiner Sprache bekommt, hilft mir das Ganze besser zu verstehen. Ich bewundere die vielen tollen Fenster, für die dieses Bauwerk so berühmt ist. Genau so gut gefallen mir aber die uralten Holzportale mit ihren kunstvollen Schnitzereien. Lustig finde ich auch das alte Ziffernblatt, welches im Museum der Kathedrale ausgestellt ist. Zeigt es doch statt des gewohnten 12-Stunden-Zifferblatts eines mit einer 24-stündigen Einteilung.
    Ich wollte mich ja noch ein wenig nach ein paar Souveniers umsehen. Aber ausser einem tollen T-Shirt für meinen Neffen find ich nichts Gescheites. Für mich kaufe ich mir in der Markthalle etwas Cecina. Das ist getrockneter Rinderschinken. Sehr lecker.

    Ich spaziere noch ein wenig durch die Altstadt. Ein Gewitter zieht auf. Kaum habe ich mit einigen anderen Wanderern im „feuchten Viertel“ niedergesetzt um etwas zu Essen und den Tag zu beschliessen schüttet es wie aus Kübeln. Das Viertel macht also seinem Namen heute, wenn auch aus einem anderen Grund, alle Ehre.

    Es war eine schöne Reise mit vielen interessanten Begegnungen. Landschaftlich fällt der Camino Frances weit hinter die bereits gegangenen Abschnitte durch Frankreich zurück. Filme präsentieren diesen Weg in meinen Augen völlig realitätsfern. Die Wahrheit heißt N-120 !
    Ich war darauf eingestellt, dass der Weg jenseits der Pyrenäen frequentierter ist. Diese seltsame Prozession, die ständig auf der Jagd nach dem nächsten Bett zu sein scheint, hat mich in der Masse jedoch schon etwas geschockt.

    Morgen geht also mein Zug zurück in die Heimat. In Valladolid werde ich in einen Hotelzug umsteigen, der mich zurück nach Paris bringt. Von dort geht es mit dem TGV nach Deutschland.
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