Balkanreise mit dem Wohnmobil

février - juillet 2022
Auf der Suche nach Abenteuern, neuen Kulturen, interessanten Menschen, überraschenden Gedanken und atemberaubender Natur, mache ich mich mit meinem Wohnmobil, dem BAMmobil auf, um die Balkan Länder näher kennenzulernen. En savoir plus
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  • Jour 66

    Montenegro calling

    13 avril 2022, Monténégro ⋅ ☀️ 17 °C

    Auf dem Weg nach Kotor, jene Stadt die sich am Ende der Kotor Bay (Boka Kotorska) befindet, fuhren wir entlang an den Bergen und sind fast auf Augenhöhe mit dem Meer. Die Felswände türmen sich immer höher auf, rahmen das blaue Wasser und geben den kleinen Städtchen einen fantastischen Hintergrund, sodass ein Panorama auf das andere folgt. Die Bucht und zugleich südlichste Fjörd Europas wurde von der UNESCO als einzigartige Kombination aus Natur- und Kulturerbe unter Schutz gestellt. Beim Einfahren in die Bucht bot ein Aussichtspunkt den Blick auf die gegenüberliegende Stadt Perast, die wir nach ca. 30min traumhaftem Weg entlang der Bucht erreichten. Perast wirkt malerisch, so am Hang gelegen und ist ein bekanntes Postkartenmotiv durch seine beiden kleinen vorgelagerten Inseln, namens Sveti Corde und Gospa od Škrpelja. Letztere ist bekannt durch ihre kleine Kirche „Latarnia morska“ mit blauer Kuppel, in der Seefahrer früher kleine Geschenke hinterlassen haben. Die Insel ist die einzige in Montenegro, die künstlich mit Steinen und Schiffswracks erschaffen wurde. Die „Insel der Jungfrau“ ist heilig und wird wohl deshalb so genannt, da Seefahrer auf einem Stein ein Portrait der Jungfrau Maria gefunden haben und so die Insel durch weitere Steingaben wuchs. Am Hafen sind viele Einheimische, die einen für 5 - 10€ zur Insel schippern, einem 30min Zeit lassen und wieder zurückbringen, was wir uns natürlich nicht entgingen ließen. Der Blick auf die Stadt ist wunderbar aber auch von der Stadt selbst, die mittig in der Kotor Bay liegt, kann man die Weite der Bucht genießen. Wir schlenderten bei herrlichem Sonnenschein am Wasser entlang, saugten die neue Luft ein und nahmen wahr, dass wir nun in einem anderen Land sind. Die Steinhäuser sind aus runder geformten Steinen erbaut, als in Kroatien und wirken nicht ganz so monumental. Die Menschen sind super freundlich, sprechen fließend englisch und heißen einen Willkommen. Sie hupen ständig, wodurch man sich nicht beeinflussen sollte und rauchen bei jeder Gelegenheit, wie mir scheint. Sich in einem der Restaurants niederzulassen kann recht günstig sein, man muss sich nur etwas auf die Ruhe und Gelassenheit einlassen, mit der hier vieles angegangen wird. Perast ist ein Städtchen, für das man sich Zeit nehmen sollte, die Kirchtürme und die Gebäude, die Uferpromenade und Lage am Wasser ist so sehenswert.
    In der Abendsonne schlängelten wir uns weiter entlang der Bucht und fanden einen wunderbaren Stellplatz gegenüber von Kotor, mit eigenem Steg und Blick auf die Stadt, die vor den herrlichen Felsen und ihrer Festung im Rücken liegt. Entlang der Bucht fährt auch ein Bus „Blue Line“, mit dem man für ca. 1€ in die nächste Stadt kommt, falls man das Auto mal stehen lassen möchte. Die Altstadt ist in einer Art Dreieck in die Bucht gebaut, hat viele noble und künstlerische Geschäfte, die in sehr hübschen Häuschen ihren Platz gefunden haben. Auch wir finden hier ein weiteres Souvenir für das Mobil, das jetzt mit einer orientalischen Lampe geschmückt ist. Die Stadtmauer umarmt die Stadt und führt auf den anliegenden Hügel hinauf, auf der die Burg San Giovanni aus dem Mittelalter auf 260m thront. An jedem der 3 Tage lag ein anderes monströses Kreuzfahrtschiff vor der Altstadt, verdeckte diese in Gänze und ich will mir gar nicht ausmalen, wie das im Sommer ist, wenn tausende Menschen in die winzigen Gassen strömen. Mir war nach Reifenaufschlitzen zumute, wenn diese furchtbaren Schiffe welche hätten.

    Die Berge, einige bereits besuchte Altstädte und die sommerlichen Temperaturen reizten uns, am nächsten Tag erstmal eine Wanderung zum Punkt Krstac zu machen, der auf ca. 950m liegt. Die 20km Wanderung führte uns durch die Altstadt, hoch auf die Stadtmauer, um uns immer weiter auf den Berg und ins Hinterland zuführen. Wenn man hinter der Altstadt steht, kann man sehen, dass die Burg sehr wohl positioniert und nicht direkt in den Felsen gebaut wurde, so wie es von der gegenüberliegenden Seite schien. Ich kann mir gut vorstellen, wie die damaligen Bewohner von diesem Anblick der Bucht fasziniert gewesen sein mussten, so wie ich es bin. Wir liefen durch einen Kiefernwald, füllten unsere Flaschen an einer frischen Quelle und schnieften ganz schön bei der steilen letzten Etappe. Leider hatte die ZIP Line am höchsten Wanderpunkt, mit der man ein Stück über das Tal hätte schweben könnte noch zu, aber am Fluss Tara, weiter nördlich im Land, wartet schon die Nächste. So bot sich die Holzplattform perfekt für die Mittagspause an. Wir sonnten uns bestimmt eine Stunde, genossen den phänomenalen Blick über die Weite und ließen uns die Wegverpflegung schmecken. Die Wanderung in den Bergen, mit den Ausblicken, der Natur, dem kühlen Fluss und den schönen Kiefern war wunderbar zu erleben. Mit den letzten Sonnenstrahlen am Abend kehrten wir auf dem Rückweg, auf ein freundlichen Angebot eines alten Herren hin, auf seiner Terrasse ein und tranken ein kühles, wohl verdientes Bier. Hier lernten wir nicht nur den Mann näher kennen, sondern auch einen süßen Esel, Martin aus Bulgarien und Angus aus Australien. Der Abend mit den beiden war so schön, dass wir nach einer Pizza den Boys am BAMmobil auch auf den Geschmack der Berliner Luft bringen wollten und genossen es, das erste Mal spät abends draußen sitzen zu können und Reisegeschichten auszutauschen. Am nächsten Tag setzen wir uns in die Altstadt und genossen die Atmosphäre, erholten uns von der Wanderung, saugten den Vibe auf und ließen uns treiben… was ein schönes Leben.
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  • Jour 69

    Lovčen Nationalpark

    16 avril 2022, Monténégro ⋅ ⛅ 13 °C

    Der eigene Steg vor dem Stellplatz, gegenüber von Kotor, schrie geradezu danach, aus dem Bett ins Wasser zu springen. An einem Tag, der 23 Grad versprach, ein wunderbarer Start in den Morgen, der in Erinnerung bleiben wird.
    An diesem Vormittag, an dem unsere neuen Freunde Angus und Martin nochmal spontan vorbei kamen, verließen wir Kotor, um die berühmte Serpentinenstraße zum Lovčen Nationalpark zu fahren, mit dem Wissen, dass es etwas abenteuerlich werden könnte. Montenegro heißt in der Landessprache „Cornu Guru“, was schwarzer Berg bedeutet. Namensgeber dafür ist der höchste Punkte Štirovnik (1749 m) in einem der Hauptgebirge Montenegros, der als schwarzer Berg bekannt ist. Neben dem Berg, im Lovčen Nationalpark, befindet sich auf dem zweit höchsten Gipfel „Jezerski“ (1657 m) ein Mausoleum, dass wir unbedingt sehen wollten. Die 1600 Höhenmeter hoch zu schlängeln waren echt nicht leicht und mir ging ganz schön die Puste, denn es passte immer nur ein Auto gleichzeitig auf die Straße. Es kamen Busse entgegen, also zurücksetzen, in Parkbuchten einfahren und immer wieder schön am Berg anfahren. Leider nicht ganz ohne einen Kratzer, ich hoffe das BamMobil nimmt es mir nicht übel und nimmt den Geschichten-erzählenden Schönheitsfleck hin. Belohnt wurden wir mit wunderbaren Ausblicken auf die Bucht von Kotor und auf das Gebirge selbst, dass mich mit seinen Farben, den scharfkantigen Steinen und dem wilden Bewuchs sehr beeindruckte. Die Buchenwälder haben in dieser Höhe noch keine Blätter aber ihr braunes Laub gaben gegenüber dem weißen Schnee einen tollen Kontrast. Als wir an unserem Ziel, dem höchstgelegene Mausoleum auf der Erde, angekommen waren, passte die Atmosphäre und Wolkenformationen perfekt zum Ort. Zu Ehren Petrovič Njegôs wurde das Gebäude fast 100 Jahren nach seinem Tod, an der Stelle einer kleinen Kapelle errichtet und zeigt auf monumentale Weise, wie wichtig dieser Mann für Montenegro war. Zu seiner Schaffenszeit, im 19. Jhr. war er der bedeutendste Dichter im serbischen Sprachraum und Fürstbischof von Montenegro. Er schuf seine Werke eher autodidaktisch, lernte spät im Kloster schreiben und lesen und unterhielt gern seine Familie. Später, als er der Nachfolger seines Onkels wurde erbaute er Schulen, schuf eine erste Buchpresse und führte staatliche Intuitionen und Verwaltungen ein. Der Eingang des Mausoleum‘s führt über viele Stufen bis zum Gipfel, bis man auf zwei Figuren, die seine Frau und Schwester darstellen sollen trifft. Da beide identisch aussehen, waren beide vielleicht gleichermaßen wichtige Frauen an seiner Seite. Der Ausblick war grandios, auch wenn man nicht bis nach Serbien und Kroatien schauen konnte. Die untergehende Sonne, die sich hinter den Schleierwolken verstecke schuf ein sehr atmosphärisches Licht an diesem Ort, den wir ganz für uns alleine hatten. Dort oben zu nächtigen hatte etwas ganz besonderes, als würde man in einem Feenwald schlafen. Am nächsten Tag zog es uns wieder ans Meer und die Küstenstadt Budva versprach eine sehr schöne Altstadt zu sein. Es ging weiter durch den Nationalpark, der immer grüner wurde und die Panoramastraße entlang der Küste zeigte uns auf wunderbare Weise die Stadt von oben.
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  • Jour 73

    An der Küste durch Budva …

    20 avril 2022, Monténégro ⋅ ☀️ 17 °C

    Es heißt, dass Budva das Monaco von Montenegro ist und diesen Eindruck bekommt man auch sofort, wenn man die Flaniermeile entlang der Küste Richtung Altstadt läuft, da sich ein Restaurant an da andere reiht und sich dahinter die Hotelburgen auftürmen. Die Altstadt hingegen liegt romantisch auf einer Halbinsel und wurde erst später mit dem Festland verbunden, da sie einst nur als Insel bestand. Budva liegt eingebettet in einer Bucht und die Berge geben erneut eine traumhafte Kulisse. Vorgelagert in der Bucht liegt eine kleine Insel Sveti Nikola, wohl die größte Montenegros aber wirklich süß im Vergleich zu anderen Inseln. Wir fanden etwas am Rand der Stadt, auf einem Parkplatz einen Ort zum Schlafen mit Blick aufs Meer - klar der Blick ist wichtig. ☺️ Es stürmte ganz schön heftig, sodass wir den Ausblick und die Zeit für uns im Warmen genossen. Die letzten Tage waren ganz schön aufregend gewesen und es ist, vor allem beim wunderbaren Reisen, so wohltuend einfach mal nur zu sein. Am folgenden Tag kümmerten wir uns um das BamMobil, lernten Deutsche kennen, die ein ähnliches Modell erworben hatten und zeigten uns gegenseitig unsere rollenden zu Hause. Später am Strand machten wir eine noch viel sympathischere Begegnung. Ein kleiner Junge namens Pable, vielleicht 5 Jahre alt sprang auf die Handtücher und setze sich neben mich. Wir unterhielten uns prächtig: er auf montenegrinisch und ich auf deutsch. Er hörte gar nicht auf zu plappern und zeigte, was er alles so mit dabei hatte. Wir verstecken uns zusammen unter dem Handtuch vor der Omi und bildeten zusammen mit Paul eine Burg aus 3 übereinanderliegenden Menschen. Zum schießen. Auch hier wieder zu sehen, dass die Montenegriner, wie die Omi, vieles gelassen sehen. Wir dachten daran, ihm ein Fundstück vom kroatischen Strand zu schenken, doch er war zu berührt, um es anzunehmen. Ein knuffiger neuer Freund. Unsere anderen neuen Freunde, Martin und Angus zog es in die gleiche Richtung und tauchten am nächsten Tag beim Kaffee trinken in der Sonne wieder auf. Hier bestellte ich zum ersten Mal die montenegrinische Lieblings Süßspeise: Priganice, für 2,50€ bekommt man einen riesen Berg an frittierten Teigbällchen, die sehr lecker schmecken aber auch mächtig für Bauchweh sorgen aber es muss ja alles mal probiert werden. Also schlemmten wir erstmal alle zusammen. Wir beschlossen gemeinsam die Stadt zu erkunden, schlenderten durch die Altstadt und fanden einen traumhaften Strand „Beach Mogren“ gleich um die Ecke der Altstadt. Umgeben ist dieser von beeindruckenden Felsformationen und wird eingeleitet vom Wahrzeichen der Stadt Budvas: einer schönen Skulptur, die eine Tänzerin darstellt. Die Altstadt Budvas gefällt mir sehr gut, sie ist nicht ganz so eng gebaut, wie z.B. Kotor und hier und da weitet sich der Weg zu einem schönen kleinen Platz auf. Leider wurde sie 1979 fast vollkommen durch ein Erdbeben zerstört jedoch anschließend Stein für Stein wieder aufgebaut. An Charme hat sie dabei zum Glück überhaupt nicht verloren. Es macht großen Spaß, sich darauf einzulassen mit Anderen zu reisen, sich auszutauschen, neue Ideen zu erhaschen oder einfach nur die Freude am Reisen zu teilen. Wir beschließen daher noch eine Nacht zu bleiben, und die beiden Jungs am folgenden Tag mit nach Bar zu nehmen und uns auf dem Weg eine bebaute Insel names Sveti Stefan anzuschauen, da diese ein bekanntes Postkartenmotiv ist. Es ist ein Geschenk, so flexibel sein zu können und dann noch so sympathische Mitfahrer zu haben….En savoir plus

  • Jour 78

    … südlich entlang nach Bar

    25 avril 2022, Monténégro ⋅ ☀️ 18 °C

    ….es standen ein paar Tage Regen an, also war es klar, dass wir weiter südlich wollten, um dem Regen am besten zu entkommen. Auf dem Weg nach Bar war ein erster Stopp die kleine Halbinsel Sveti Stefan. Diese ist von weiter oben absolut sehenswert, jedoch erlaubt das darauf erbaute Ressort keinen Touristen den Zutritt. Es regnete in Strömen aber irgendwie passte auch hier die dramatische Stimmung zur Optik. Richtung Bar wurde es immer heller und wir fuhren die Boys zu ihrem Hostel. Ich war schon ein bisschen stolz, alle so durch die Stadt zu fahren und den Vorzug eines Vans zu teilen. Uns wurde angeboten auf der Obstwiese, vor dem Hostel zu stehen und entschieden kurzer Hand zu bleiben. Nach etwas rum rangieren hatten wir einen fantastischen Platz mitten im Grünen, umgeben von Bäumen, Blümchen und Himmel, mit dem Wissen in guter Gesellschaft zu sein. Hier konnten sich die angekündigten Regentage gut aushalten lassen und die Tagen hielten ein paar wunderbare Highlights bereit. Mit Martin, dem Bulgaren ging ich Tennis spielen, da es zu meiner Überraschung gleich um die Ecke eine tolle Halle gab. Einst einer meiner Lieblings Sportarten, konnte ich es kaum erwarten nach 7 Jahren mal wieder einen Schläger in der Hand zu halten. Es hat so irre viel Spaß gemacht!
    Am nächsten Tage besuchten wir einen Markt und kauften schöne Dinge aus der Region. Anschließend suchte ich mir einen Frisörladen, um die Matte für ganze 7€ mal wieder zu kürzen und bekam ein besonderes Erlebnis gratis dazu. Man bekommt einen guten Haarschnitt, auch wenn man nicht die selbe Sprache spricht 😁
    In Bar gibt es einen Olivenbaum der älter als 2000 Jahre alt ist und eine Moschee, die man sich unbedingt anschauen sollte. Ich kenne diese Architektur ja nur sehr wenig und war schwer beeindruckt von der Schönheit und den Farben dieses Bauwerkes. Da die Orthodoxen Ostern eine Woche später feiern, war nicht viel los in der Stadt aber die Kirchen gut besucht. Wir zündeten am Hostel auch ein Osterfeuer an, setzen uns alle zusammen, aßen und tranken und hatten eine echt gute Zeit. Ein Argentinier Juan, der als Volunteer im Hostel arbeitet, hatte sämtliche Musikinstrumente mit dabei und wir erkannten eine gemeinsame Leidenschaft. Ich baute also meinen Controller auf, schloss die Boxen und seine E-Gitarre an und wir musizierten zusammen im Hostel. Orientalische Klänge, ein guter Beat und starke Gitarren Sounds halten durch den Raum und alle wippten ein wenig mit. Eine sehr schöne, erste Erfahrung für mich.
    Am folgenden Tag zeigte sich endlich die sommerliche Sonne wieder und der Hostelbesitzer (Aldo, 28 aus Albanien) wollte uns einen versteckten Strand zeigen. Also liefen ein Australier, ein Argentinier, ein Albaner, ein Bulgare und 2 Deutsche leicht verkatert über den Hügel und stolperten auf der anderen Seite wieder hinunter. Die kleine Bucht wäre so wunderbar, so einzigartig, wenn der Ort nicht völlig vermüllt gewesen wäre. Leider wussten wir schon vorher davon und nahmen die großen Müllsäcke mit, großartigerweise trug jeder einen weg aber man hätte das 10-fache gebraucht. Wir genossen Ende April jedoch sehr die wohltuenden Sonnenstrahlen und den fantastischen Blick. Paul schlug einen anderen Rückweg vor, also machten wir 2 uns am Abend auf, um das charismatische Montenegro zu entdecken und tatsächlich fanden wir es. Auf einer weiten Hochebene, umgeben von Bergen hatten viele Tiere eine gute Zeit: Ziegen und vor allem Zicklein hatten eine alte Ruine für sich, lümmelten auf vielen Etagen, fraßen Heu und präsentieren uns ein großartiges Konzert aus vielen „Mäh-Tönen“. Schafe streunten mit ihren Lämmchen umher und das Schönste waren die freilaufenden Kühe, die über die Wiese hopsten und einfach ein schönes Leben hatten. Die Sonne stand schon sehr tief und hüllte alles in ein zauberhaftes Licht. Ich hätte bei diesem Anblick der Freiheit und Freude weinen können. Die Berge dann noch so angestrahlt zu sehen und wie sie weiße Wolken festhielten, war dann noch das i-Tüpfelchen.
    Auf dem Rückweg zum Hostel lernten wir Gospa Zula kennen und damit auch eine weitere Seite von Montenegro. Die 66 jährige Frau sprach ein wenig Deutsch und wollte uns helfen, die Mülltüten los zu werden. Wir kamen ins Gespräch und sie erzählte, wie scheiße alles ist (ihre Worte): sie wäre allein, hätte ihren 12 jährigen Sohn verloren, keine Arbeit, kein Geld, keine Perspektive und ein Mann der sie geschlagen hat und nun in seine Heimat gebracht wurde. Uns wurde ganz anders. Ich hatte sofort einen Klos im Hals und ein beklemmendes Gefühl. Man fühlt sich fast dekadent und dass es einem zu gut geht, so ein Reiseleben zu führen. Sie weinte und ich drückte sie. Am Ende gab ich ihr 10€, wusste aber nicht genau, ob das die richtige Geste war aber am Ende ist das hier viel Geld. Sie ging in ihre spärliche Hütte und brachte uns eine Tradition zu Ostern: gekochte Eier, die rot angemalt sind. Das Wenige was sie hat, hat sie auch noch geteilt. Ein sehr einprägendes Erlebnis, dass mich noch mehr das schätzen lässt was ich habe und erleben darf. Die Kontraste von Natur, das Leben der Menschen und die verschiedenen Privilegien sind hier sehr spürbar. Offensichtlich verkauft sie nun unseren Müll und finanziert dadurch ihr Leben.

    Die Altstadt von Bar wartete auch noch auf einen kleinen Besuch, sodass wir uns am nächsten Tag aufmachten. Aldo gab uns seinen Roller und wir sausten den Berg hinauf. Die Altstadt wurde ebenfalls von dem schweren Erdbeben zerstört und danach verlassen, um eine neue Stadt am Meer zu bauen. Die Ruinen liegen total charmant auf dem Hügel und wirken wie ein großer Kinderspielplatz. Hier gibt es keine Begrenzungen oder AufpasserInnen, die einen zurückweisen. Alles ist von Pflanzen überwuchert und absolut sehenswert. Wir kehren in ein hippes und gemütliches Restaurant ein, speisen köstliches regionales Essen und denken an Gospa, dass sie ihren Ausweg doch noch findet.

    PS: in dem schönen Garten des Hostels watschelte eine Schildkröte rum, die mich ganz entzückte. Einfach so eine aus der Nähe zu betrachten, ist mir auch noch nicht passiert. Herrlich diese Natur!
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  • Jour 81

    Hinauf zum Kloster und zwischen die Seen

    28 avril 2022, Monténégro ⋅ ☀️ 16 °C

    Es ist nun Zeit die Küste zu verlassen und das Hinterland von Montenegro zu erkunden. Ziel ist das Durmitor Gebirge, das bis zu 2522m hohe Berge zum Wandern bereit hält und durch seine tiefen Schluchten bekannt ist. Auf dem Weg dort hin gibt es wunderschöne Highlights, die wir uns nicht entgehen lassen wollen.
    Zur Hauptstadt Podgorica fahren wir am Skutarisee vorbei. Dieser liegt zu 2/3 auf montenegrinischer Seite und zu 1/3 in Albanien. Wir bewundern erstmal nur das blaue Wasser und die Berge, da wir den See später auf der Reise mehr erkunden wollen.
    Wir parken etwas außerhalb von Podgorica, an einem atemberaubenden Ort und stehen mit Blick auf den türkisblauen Fluss Zeta, der mit großem Getöse das Schmelzwasser talabwärts bringt. Ein verlockender Sprungturm ist für Paul eine große Verführung, in das 10 Grad kalte Wasser zu springen und so die Natur aufzusaugen. Bei bestem Sommerwetter schnappe ich mir Rosi und rolle in die Stadt, vorbei am Fluss Morača, der sich wie ein kleiner Canyon in die Natur eingeschnitten hat. Seit mehreren Jahren hat die Stadt wohl eine Identitätskrise und weiß nicht, wohin die Reise geht. Sie soll sehr künstlerisch geprägt sein und eine florierende Kneipenscene haben, jedoch nicht allen gegenüber Toleranz zeigen. Mir fällt auf, dass die Stadt viel moderner wirkt, als all die anderen zuvor gesehen Städte. Mode scheint hier ein großes Thema zu sein, Frauen sehen sehr schick und weiblich aus, Männer modern klassisch. Aber etwas dazwischen, etwas buntes oder verrücktes fällt mir nicht auf. Klassische Rollen also. Auch die Kunstszene muss ich ein wenig suchen und finde sie nur an wenigen Stellen. Es gibt auffällig viele Parks und der Zugang zum herrlichen Fluss wird an vielen Stellen angeboten. Ich radel also durch die Straßen, im Sommerkleid mit guter Laune und lasse die unterschiedlichen Stile vom Osmanischen Reich, über Brutalismus und Moderne auf mich wirken. Richtig schön finde ich die Stadt nicht. Beeindruckend finde ich jedoch eine neue serbisch orthodoxe Auferstehungskirche „Hram Hristovog vaskrsenja“, erbaut 1993-2013 für die Orthodoxen Gläubigen, die einen Großteil im Osten der Stadt ausmachen. So eine Innenraumbemalung und die pompöse Wirkung habe ich noch nie gesehen. Natürlich nicht zu vergleichen mit einer Sixtinische Kapelle, eben modern und krass. Highlight dieses Stopps bleibt dennoch unser wunderschöner Stellplatz. Hier werden wir von den Nachbarn lieb begrüßt und eine ältere Frau quatscht uns ohne Punkt und Komma an. Leider verstehen wir nichts aber die Unterhaltung ist prächtig. Ich zeige ihr das BamMobil, sie ist von dem rollenden Zuhause beeindruckt und nimmt mich mit in ihr Haus. Natürlich rennen Hühner draußen rum, das Haus ist klein und spärlich eingerichtet, es gibt einen Keramik/Gusseisernen Holzofen und alles liegt ein bisschen rum. Traditionell bekomme ich Eier geschenkt und werde dann wieder hinaus gebeten. Sie kommt nochmal vorbei, um uns Kefir zu schenken und wankt dann ein wenig davon.

    Unser Weg führte uns weiter Richtung Nordwesten, um das Kloster Ostrog zu erkunden, das am Rand des Prekornica Gebirges liegt. Schon seit Wochen bin ich gespannt auf das Kloster Ensemble, dass sich über mehrere Ebenen erstreckt und war voller Vorfreude. Wir wollten nicht bis vor die Haustür fahren und suchten uns einen Wanderweg, der von der Bahnstation Ostrog über die Berge zum Kloster führen sollte. Richtig abenteuerlich war die Anfahrt zur Bahnstation und die Serpentinen, engen Straßen und Schotterwege haben Paul nun auch mit dem BamMobil zusammenschweißen lassen. Der Ausblick vom 400m hoch gelegen Parkplatz des Bahnsteigs war phänomenal und jeden herausfordernden Weg wert. Die Wanderung war ebenfalls wunderschön und führte uns durch frisch grün belaubte Buchenwälder hinauf zum Kloster, das am Ende echt viele Stufen hatte, um auf über 900m zu kommen. Das Kloster aus dem 17. Jh. war Gründungs- und Wirkungsstätte des Heiligen Vasilije und ist damit die wichtigste heiligste Stätte Montenegros. Es wurde direkt in den Felsen gebaut und thront über dem weiten Tal, dass sich langsam anfängt grün zu färben. Ein fantastischer Anblick! Zum Glück waren wir wieder fast alleine, im Sommer strömen wohl Massen zu diesem Ort und den Heiligen Gebeinen des Vasilijes. Mehrmals am Tag singen die (leider) wenig musikalischen Prediger ihr Gebet. Aus sämtlichen Ecken dröhnen die Verse aus großen Boxen und man kommt nicht umhin zuhören zu müssen. Eine interessante Erfahrung, jedoch hab ich dann doch die Muezzin Gesänge oder den Thomanerchor viel lieber.

    Nicht weit von Ostrog liegt Nikšić, eine Stadt die bereits aus dem 4. Jhr. ein geschichtliches Fundament hat. Für mich macht sie beim Durchschlendern einen amerikanischen Eindruck: breite Straßen, niedrige Häuser und Bars zum draußen sitzen. Auch eine Stadt, die man nicht unbedingt gesehen haben muss, aber die Lage an den drei Seen Krupac, Slano und Liveroviči ist traumhaft. Wir schlafen an drei Orten, um die Landschaft, die Schnee bedeckten Berge und das Wasser zu genießen und vor dem starken Wind zu flüchten. Ein Familien betriebenes Camp nimmt uns liebevoll auf und wir schließen den Hofhund sofort in unser Herz. Lessi mag uns wohl auch und begleitet uns zum Badetag an einen See, und als wir weiterfahren wollten, will sie das Mobil gar nicht verlassen. Die anderen Nächte verbrachten wir mit Blick aufs Wasser von höher gelegen Plätzen.
    Seit ein paar Tagen meldete sich auch das Mobil mal wieder, am Eingang gab es immer wieder eine Wasserpfütze, die wir nicht erklären konnten. Also wurde es Zeit, das Mobil auseinander zunehmen und die Ursache zu finden. Es stellte sich heraus, dass es der innenliegende Duschschlauch war, der ein Loch hatte und fleißig Wasser ins Innenleben des Mobils tropfte. Das hieß wieder Horizont erweitern, Baumarkt suchen und mit Händen und Füßen erklären was man möchte. Diesmal mit einer extra Herausforderung, da ohne Internet „Google Translate“ nicht funktioniert aber dafür mit viel Hilfe von Paul. Die liebevollen Menschen versuchen auch mit allem was sie haben zu unterstützen. Wir kaufen einiges im Baumarkt, werden zu einem Fachhandel geschickt, der uns vor Ort mit Utensilien und Fachwissen weiterhelfen kann. Und nach einer Weile sind auch klemptnerische Dinge ausgetauscht, trocken und funktionieren. So langsam ist alles ausgetauscht, erkundet und verstanden aber irgendwie hört es nicht auf … es tropft schon wieder an einer anderen Stelle aber auch das wird behoben werden 😁💪🏼🛠

    An die hupenden Autos kann ich mich immer noch nicht so recht gewöhnen aber es ist einfach eine Geste der Begrüßung, des Zuspruches, zum Danke sagen oder der zwischenmenschliche Kommunikation, also hupen wir jetzt auch ständig und fühlen uns dazugehörig.
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  • Jour 87

    Durmitor Gebirge zur Tara Schlucht

    4 mai 2022, Monténégro ⋅ ⛅ 13 °C

    Die Reise geht nun immer höher und weiter die Berge hinauf. Die Wege führen uns an den schneebedeckten Gipfeln vorbei, die sich immer höher auftürmen. Darunter liegen weite Wiesen, die saftig grün scheinen und hier und da kleine Häuschen mit bunten Dächern tragen. Je höher wir kommen, desto mehr ändert sich auch die Vegetation. Grünen im Tal schon die Buchen, werden sie weiter oben von Nadelbäumen abgelöst und haben nur spärlich ihre Knospen geöffnet. Wir finden im Dorf Duzi einen traumhaften Stellplatz. Mitten auf der Wiese, umgeben von Kühen und Schafen, an der Schlucht Niska, in der sich der Fluss Bukovica mit dem Fluss Komarnica vereint. Zu all dem, was das Auge kaum fassen kann, wird das ganze noch von einem Felsmassiv gerahmt. Es sieht so märchenhaft aus. Auch wenn das Camp noch nicht geöffnet hat, werden wir von Marija und Batu sehr lieb empfangen, mit Obst, Kuchen und Priganice verköstigt, und bekommen auch noch Insider Tipps für das Land. Da die saftigen Wiesen zum Spazieren einladen, schauen wir uns das 40 Seelendorf näher an und kehren sehr bald bei einem Einheimischen „Onkel Gotan“ ein. Er läd uns zum landestypischen Schnaps Rakija ein, der in einer Holzhütte vor sich hin brodelt. Wieder einmal zeigt das Land seine Gastfreundschaft. Es wird Kaffee serviert und Süßes von den kleinen Töchtern gereicht. Niemand spricht englisch aber man fühlt sich willkommen und verstanden. Überall sind Tiere und ich kann mein Kuscheldrang ordentlich auskosten. Auch wenn die Montenegriner viel Fleisch essen, gibt es hier für die Tiere zumindest viel Platz und ein angenehmes Dasein auf Wiesen und an der Luft. Wir torkeln zurück zu unserem fahrenden Zuhause und sind glücklich über so schöne Begegnungen. Am nächsten Tag reizt die Schlucht und der blaue Fluss zum hinabsteigen, um die Felsen auch mal von unten zu sehen. Auf- und Abstieg gestalten sich sehr abenteuerlich da wir einfach drauf los laufen aber man ist mittendrin, am Wasser, zwischen den Bäumen und am Felsen. Fehlten nur noch die Adler, die sich hoffentlich irgendwann zeigen. Danach fuhren wir noch ein Stück höher zum Eingang in den Durmitor Nationalpark, welcher beim Dorf Zabljak auf ca. 1456m liegt. Das sehr touristische Dörfchen ist das höchstgelegene im Balkan und wird sowohl in der Wander- als auch währender der Skisaison aufgesucht. Da wir wandern wollen, parken wir außerhalb der Stadt zwischen den Fichten, mitten im Wald und kuscheln uns bei ca. 4 Grad Außentemperatur gut ein. Hier oben wartet der Frühling noch etwas und den Schnee haben wir doch noch nicht ganz hinter uns gelassen. Es hat dieses Jahr wohl heftig geschneit und die Berge halten an ihrem weißen Gewand fest. Ein überragendes Bergpanorama, um an einem sonnigen Tag zum Schwarzen See „Crno jezero“ zu laufen. Wir starten eine kleine Tagestour um den See herum und durch den anliegenden Kiefernwald, der wohl auch dem See seine charakteristische Farbe gibt. Man muss ständig anhalten, die Blicke speichern und die Aussicht genießen. Wirklich ein besonderer Ort, an dem auch ein Phänomen „Bifurkation“ herrscht: im Winter fließt Wasser vom kleinen See in den Großen und anders herum im Sommer. Dann trennen sich auch die Seen an einer Stelle und man kann über eine kleine Landbrücke auf die Halbinsel laufen. Es gab unglaublich viele Frösche im See, hab sogar einen geküsst aber es ist nichts passiert, außer dass er sich an meine warme Haut gedrückt hat ☺️ am Abend gönnen wir uns leckeres traditionelles Essen, sitzen in gemütlicher Atmosphäre und genießen die Freundlichkeit der Einwohner.
    Nicht weit von Zabljak liegt die Tara Schlucht, durch die der eisblaue Tara Fluss fließt. Der Canyon ist mit über 1300m Europas tiefster und weltweit sogar einer der tiefsten Schluchten. Hier grünt alles in frischen Frühlingsfarben, Apfel- und Birnenbäumchen präsentieren ihre Blütenpracht und alles macht sich bereit für den Sommer. Zum Glück hat die Saison noch nicht ganz angefangen, sodass wir fast alleine sind und an der ZIP Line über den Canyon nicht anstehen müssen. Es war mir ein großer Wunsch ein wenig zu fliegen und an so einem Ort nochmal umso mehr. Im Kombipaket und nach einem netten Gespräch dürfen wir gleich auf der Wiese des Landepunktes parken und ich bekomme einen zweiten Wunsch etwas günstiger: Rafting durch die Tara. Der Fluss ist durch die Schneeschmelze aktuell gut gefüllt und etwas wilder, also mehr Spaß vorprogrammiert. Ich werde zu dem Startpunkt gefahren und hab mächtig Spaß mit den Jungs von der ZIP Line. Einer der Väter spricht kein Englisch und möchte eine Frau für seinen Sohn finden. Die Jungs wollen ihn etwas verwirren und bitten mich, ihm einen Schmatz zu geben. Klar bin ich bei Späßen dabei - der Papa schaut ziemlich verwirrt aus, als ich ihm einen Schmatz auf die Wange drücke und die Crew krümmt sich vor lachen, als wären wir alle kleine Kinder. Der Sohn „Wulf“ ist dann unser Schlauchbootführer und grinst nur in sich hinein. Der scheint Späße genauso zu mögen und verschafft mir und 9 weiteren Bulgaren eine schöne Spritztour. Es geht tief in die Wirbel hinein, wir werden ordentlich nass und manövrieren das Boot durch den Fluss. Meine Bootsmitglieder sind ziemlich gut drauf, da es Rakija bei der Abfahrt gab und wir haben eine gute Zeit zusammen. Bei 8 Grad Wassertemperatur bin ich echt froh einen Neoprenanzug anzuhaben. Nach 2 Stunden ist der Spaß vorbei und ich kann mir vorstellen, dass das ein großes Geschäft im Sommer ist.
    Am Nachmittag lockt dann das Flusstal nochmal hinabzusteigen, also machen Paul und ich uns auf den Weg. Es gibt keine Wanderwege, so ging’s wieder Freischnauze hinunter, was diesmal eine echte Herausforderungen war und den einen oder anderen Nervenkitzel für uns bereit hielt. Das Flussbett war eine einzige Entdeckungstour und wir genossen die Natur, die Farben und Gerüche, auf der Suche den eigentlichen Pfad zu finden. In Montenegro sollte man sich gut überlegen einfach los zu laufen oder zu fahren, denn das Land ist noch sehr ursprünglich und wild. Abseits der Wege zu laufen kann durch die bergige Landschaft sehr anspruchsvoll werden und Straßen, die an besondere Orte führen, sind oft voller Löcher, schmal und in keinem guten Zustand. Aber der Reiz diese Orte kennenzulernen ist sehr groß und hat bisher einige Überraschungen bereit gehalten. Wir verlassen unseren schönen Ort, da wir aufgrund des vielen Schnees nicht im Durmitor Gebirge wandern können und fahren gen Osten zum Biogradska Gora Nationalpark.
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  • Jour 92

    Biogradska gora - Nationalpark

    9 mai 2022, Monténégro ⋅ ⛅ 14 °C

    Als wir im Biogradska Nationalpark ankommen, entscheiden wir uns zu dem innen liegenden Camp zu fahren und werden mit einem atemberaubenden Blick auf den Biogradska See belohnt. Wir stehen unter einem grünen Dach der frisch ausgetriebenen Buchen, direkt am See und mein Herz springt bei dem Anblick der grünen Vielfalt. Ich mache mich nochmal auf den Weg, um den See zu umrunden und der 350 Jahre alten Buche Hallo zu sagen. Der See ist einer von 6 Gletscherseen im Nationalpark und liegt am Talgrund auf ca. 1094m. Der Nationalpark selbst umfasst 56qkm und ist Wächter eines uralten Baumbestandes, der sich zu großen Teilen um den See schmiegt. Durch diesen hindurch zu laufen, ist ein wahres Paradies. Der Waldboden ist mit Bärlauch bedeckt, die Stämme durch Moos befleckt und die zarten Grüntöne tanzen im Licht. Ich war ganz alleine und der See lag ruhig im Tal. Die Sonne ging langsam unter und es nieselte ein wenig, sodass ich zurück ging. Leider rutschte ich dann ganz unglücklich aus und fiel auf den Hinterkopf, also war abends Schonzeit und gepflegt werden angesagt, damit wir am nächsten Tag wandern konnten.
    Zum Glück war es am Morgen besser und der Tag startete auf der naheliegende Terrasse, die uns ein fantastisches Frühstück am See ermöglichte, einschließlich Sonne im Gesicht und wunderbarem Vogelgezwitscher. Gestärkt machten wir uns auf den Weg, einen fast Zweitausender zu besteigen. Der ganze Weg und der Tag war für mich eine einzige Symphonie: zuerst ging es durch eine Säulenhalle aus Buchen, die bis zu 45m hoch sind und schon bis zu 500 Jahre dort stehen. Das Lichtspiel durch die Baumkronen war fantastisch. Danach ging es über Wiesen den Schafen hinterher, bis wir vor einem sehr steilen Hang standen, den es zu besteigen galt. Am Himmel formten sich immer mehr dicke schöne Schäfchen Wolken, sodass uns weiter den Hang hinauf, ein atemberaubendes Panorama geboten wurde: grüne Hänge, saftige Wiesen, blauer Himmel, weiße Wolken und Schnee bedeckte Gipfel. Ich weiß, es klingt wie bei „Der Herr der Ringe“ aber Montenegro hat mich einfach in seinen Bann gezogen. Der Hang machte uns dann doch bisschen zu schaffen, bei über 55 Grad Neigung muss man ganz schön pusten. Die süßen Wolken formten sich immer mehr zu Gewitterwolken zusammen und es fing an rechts und links vom Berg zu grummeln. Herrlich die Natur so zu erleben, mit der Hoffnung nicht in einen heftigen Regenguss zu kommen. Oben angekommen war nicht mehr viel vom blauen Himmel übrig, es donnerte und der höchste Punkt war noch nicht erreicht, also ging es nach einer kurzen Verschnaufpause weiter. Irgendwie hatte ich eine Szene von Forest Gump im Sinn, als Leutnant Dan auf dem Schrimpskutter zur brausenden See sagt, ob das wirklich alles wäre…
    Wir waren nun auf über 1900m, es lag noch Schnee, der Wind pfiff aber wo er schon geschmolzen war, wuchs ein Meer aus lila Krokussen. Eine kleine Hütte gab uns Schutz für das Mittagessen, aber die Wolkenbrüche erlaubten uns nur einen kurzen Stopp. Auf der anderen Seite ging es dann wieder runter, zum Glück nicht so steil und tatsächlich ohne Regen. Es war faszinierend, zu beobachten wie die Wolken an den hohen Bergen kleben blieben. Mit meiner Wolkenliebe kam ich also voll auf meine Kosten. ☺️ Der Weg führte dann wieder in den Wald hinein, der sich erst weiter unten traute seine Blätter zu zeigen. Kurz vor Ankunft am See, bestiegen wir noch einen Aussichtsturm, um über den Baumkronen den Blick aufs Grüne zu genießen und uns in der zurück gekehrten Sonne aufzuwärmen. Die Wanderung war ganz schön anspruchsvoll und anstrengend. Im Tal gönnten wir uns daher eine fette Pizza für ganze 3,50€ und schliefen am glasklaren Tara Fluss. Am Morgen zeigte sich der bestiegene Berg Jarčeve strane bei Sonnenschein nochmal in seiner vollen Pracht und wir fuhren wieder gen Süden Richtung Wärme. Die Berge in Montenegro sind zu dieser Jahreszeit noch recht kühl und unbeständig. Unwissentlich fuhren wir auf dem Weg nach Podgorica die wohl schönste Straße in Montenegro. Habe ich hier und da schon ein paar Superlative verwendet, muss ich nun schreiben, dass die Straße M-2 durch das Gebirge am Morača Fluss entlang der absolute Wahnsinn ist. Die Landschaft sieht hier aus wie nicht von dieser Welt, wie bei Avatar. Bizarre Felsformationen, die sich aus der Landschaft schieben und überwachsen sind mit Hängepflanzen, dazu der Fluss der sich durch das Tal windet, durch das man auf einer sehr spannenden Straßen entlang fährt. Tunnel haben hier keine Beleuchtung und Laster müssen mittig fahren, um nicht an hervor ragenden Felsen anzuecken. Irgendwann muss man die Kamera weglegen und einfach nur genießen. Wer in den Genuss kommen sollte dieses Land zu bereisen, sollte diese Straße unbedingt fahren!
    Wir sind nun nochmal an dem tollen Flussstellplatz bei Podgorica und müssen mal wieder etwas waschen und Haushalt machen, bevor es weiter zum Skutarisee geht. Die sommerlichen Temperaturen locken uns abends nochmal in die Stadt, endlich draußen sitzen, ein Bierchen genießen und schnappten uns Rosi und die Skates. Paul hat beim Baden die Bekanntschaft von Chris und Witney gemacht, die sich spontan anschließen. Ein wirklich witziger Abend entwickelt sich, den man so eigentlich nur auf Reisen erlebt. Den Biergarten, mit dem deutschen Bezug zum Marienplatz in München, hatte ich vorher schon mal besucht und fand den bunten Hinterhof so einladend, dass wir hier nochmal einkehrten. Es schien gerade Live-Musik aufgebaut zu werden und zwischen den Einheimischen zu sitzen, hat sich super angefühlt. Die beiden waren super sympathisch, es war schön ihren Sichtweisen zu lauschen und den Blick auf Nordamerika durch ihre Augen zu sehen. Chris und Witney bedienten eher keine Klischees, was sehr angenehm war. Eine tolle kleine Band begann ihre Songs zu spielen und der Biergarten füllte sich. Zu uns gesellte sich, auf Einladung von Chris, auch Marina aus Russland. Sie schien recht einsam und hatte beim Hallo sagen schon den Eindruck gemacht, Gesellschaft zu benötigen. Wirklich interessante Gespräche entwickelten sich, mal politisch, mal lustig und feuchtfröhlich durch weitere Bierbestellung durch Marina, sie hatte wohl einiges vor. Sie erzählte uns, wie beschämt sie über ihr Land ist und dass sie es als Russin unheimlich schwer hat, irgendwo Anschluss zu finden, geschweige denn sich willkommen fühlt. Erfreulicherweise teilt sie mit Paul die Inlineskate-Leidenschaft (die ihr hilft, sich frei zu fühlen und ihren Frust zu kompensieren) und hatte ihn beim Ankommen mit einem breiten Grinsen direkt darauf angesprochen. Dies führte ihrerseits nach einigen Drinks zu der Herausforderung zu einem Wettrennen. Wette angenommen und die beiden sausten zu sehr später Stunde durch die Promenade von Podgorica. Chris meinte die ganze Zeit nur „This is crazy.“ und der Spaß war riesig. Wir konnten uns sehr schwer trennen, Marina war angefixt und wollte weiterziehen aber wir hatten auch noch einen Weg vor uns zum BamMobil und irgendwie war sie auch ein bisschen verrückt. 😄Was ein lustiger und interessanter Abend….
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  • Jour 96

    Skutarisee

    13 mai 2022, Monténégro ⋅ ☀️ 27 °C

    Unsere letzte Station in diesem wunderbaren Land steht an, bevor es nach Albanien geht. Wir fahren nochmal zum Skutarisee, den wir schon beim Vorbeifahren bewundern konnten, wo wir aber unbedingt auch das wertvolle Wasserschutzgebiet sehen wollten. Ein kleiner Campingplatz direkt am Fluss, der in den See führt, klingt sehr einladend, sodass wir diesen für die letzten Tage wählen. Erneut erleben wir Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft, Knuddelalarm mit Tieren, skurrile Situationen und Kommunikation auf mehreren Ebenen. Die beiden Hauseigentümer Sneszana und Milos heißen uns herzlich mit einer Limonade Willkommen und erzählen von ihrer großen Familie. Ihre 4 Kinder und mind. 9 Enkel sind ständig um sie herum, sie haben eine Kuh und Schweine, fischen täglich, produzieren alles selbst und beherbergen mehrere liebe Hunde und Katzen, die ständig gestreichelt werden wollen. Es war die ganze Zeit was los, als hätte man den Fernseher angeschaltet. Die Familie hat einen großen Bezug zu Italien, so konnten wir uns ganz gut verständigen und scherzten auf so wunderbare Weise. Uns wurde angeboten, dass einer der Kinder uns auf den See fahren und abends ein Fisch zubereitet werden könnte. Gesagt, getan. Also fuhren wir am nächsten Tag mit Tomasz los, durch die herrliche Flusslandschaft, mitten auf den See. Leider sprach er keine Fremdsprache und so konnten wir nicht wirklich viel erfahren, ihm sagen wo wir gern noch hätten lang fahren wollen oder wieso wir so ein seltsames Gefühl auf dem Boot hatten. Da der Skutarisee zu Zweidrittel in Montenegro und zu einem Drittel in Albanien liegt, hat die Polizei allerhand zu tun, kriminelle Machenschaften zu unterbinden. Auch Tomasz war sehr daran interessiert nicht angehalten zu werden und versicherte sich mehrmals per Fernglas nach der Lage. Er hing ständig am Telefon und es kam das Gefühl auf, dass hier irgendetwas falsch läuft. Wir überlegten uns kleine Geschichten, was hier eigentlich los war: durften Einheimische ohne Lizenz keine Touristen über den See schippern? Waren wir eigentlich nur ein Aufpasserboot, um nach der Polizei Ausschau zu halten, während seine Brüder (die wohl in der Nähe waren) heimlich irgendetwas anderes machen konnten? Oder gab es andere Dinge zu verbergen? Irgendwas war faul aber es war irgendwie auch echt lustig. Ein bisschen was von der einzigartigen Landschaft haben wir dann doch gesehen, waren Baden aber die anderthalb Stunden waren eigentlich für die Katz. Dafür bekamen wir abends ein ganz leckeres Mahl, in schöner Atmosphäre serviert. Nach dem köstlichen Essen und eigentlich meinem ersten richtigen Fisch, seitdem ich auf Reisen bin (und schon viel länger noch), saßen wir noch ein wenig zusammen. Uns wurden die hauseigenen Köstlichkeiten kredenzt, wir tranken Rakjia und zeigten ihnen unsere Berliner Luft. Da eine Gasflasche leer war, nutzte ich die Gelegenheit, um zu erfragen, wo man diese in Montenegro am besten auffüllt. Sie wussten erst gar nicht, was wir meinten aber nach zeigen, übersetzen und rausholen, meinte einer der Söhne er kenne da jemanden. Er wollte direkt helfen. Also fuhr mich Milan völlig enthusiastisch gegen 22:30 in das naheliegende Dorf. Er donnerte über die Landstraße und hielt beim ersten Späti an, um Rakjia und Wein zu kaufen. Die Flaschen wurden direkt geköpft und beim Fahren getrunken. Ich sollte Musik aus Deutschland einschalten und machte eines meiner Lieblingssets von Ben Böhmer an, welches Milan wirklich gut gefiel. Es fühlte sich alles ein wenig wie im Film an. Bei einer Tankstelle, die dann auch den entsprechenden Adapter hatte, bekam ich unsere Gasflasche gefüllt. Als wir wieder den Heimweg antraten, sollte ich die Fläschchen halten, Milan schob sich einen Kaugummi in den Mund, wir schnallten uns an und fuhren los. Ein paar Meter weiter kreuzten wir Polizisten, die Autos rausgezogen haben aber wir fuhren hupend vorbei, schnallten uns gleich danach wieder ab und stießen auf „Dolce vita“ an. Verrückt diese Montenegriener 😁
    Unseren letzten Tag nutzten wir, um in der Sonne zu lesen, mit den Einheimischen Fußball zu zocken, zusammenzusitzen, Spanisch zu lernen und nochmal die letzten 4 Wochen Review passieren zu lassen. Es ist ein bisschen ein wehmütiger Abschied, denn die Familie Markovicz hat uns so warmherzig behandelt und aufgenommen. Zu sehen, wie alle unter einem Dach leben, war sehr berührend, wenn sicherlich auch herausfordernd und chaotisch. Aber hier lässt sich niemand so schnell aus der Ruhe bringen. Das (Familien) Leben läuft in Montenegro etwas anders, viel Zeit, viel Entspannung, nicht so viele Erwartung, großer Zusammenhalt und versuchen das beste aus allem zu machen. Das Konzept der Familie nehme ich mir auch zum Vorbild: im Alter ein Häuschen haben, mit Gärtchen und daraus ein Camp machen. Dadurch kommen die unterschiedlichsten Menschen, Kulturen und Sprachen zu einem nach Hause, man hat eine Aufgabe und vermutlich meistens einen tollen Austausch.
    Leider habe ich keinen einzigen Einheimischen getroffen, der oder die positiv über das Land gesprochen haben, viele junge Leute wollen weg, alle werden miserabel bezahlt, das Land ist korrupt und man muss sehen, wie man zurecht kommt. Aber alle wissen, um die schöne Landschaft die sie umgibt. Mir kommt das Land viel größer als Niedersachsen vor, da es so viel zu sehen gibt und die Natur sich von der besten und vielfältigsten Seite zeigt. Ich bin total verliebt in das Land und würde es unbedingt wiedersehen wollen, auch wenn die Menschen zu allererst recht grimmig schauen, ihre Hunde immer an kurzen Ketten halten, sie ständig Hupen und man Stunden für ein paar Kilometer Straße braucht. Dafür hat man die unterschiedlichsten Vogelgeräusche, glasklare Seen und Flüsse, atemberaubende Felsen und Berge, viel Kultur, und immer eine liebevolle Geste oder ein Lächeln der Einheimischen, wenn man sich auf sie einlässt.
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  • Jour 100

    Albanien und der Klemptner

    17 mai 2022, Albanie ⋅ ☀️ 25 °C

    Es ist nun an der Zeit, Hallo Albanien, Hallo neue Welt. Ich bin jetzt 100 Tage unterwegs, irre was alles passiert ist und es fühlt sich so an, als wäre man ganz schön weit weg von zu Hause. Wir haben nun 4 Wochen Montenegro erkundet und kennenlernen dürfen, jetzt ist Albanien dran. Mit vielen schönen Tipps, Erfahrungsberichten von Freunden und jede Menge Vorfreude geht es über die Grenze, entgegen den Erwartungen diesmal echt easy. Wir fahren nördlich um den Skutarisee herum, weil wir uns einfach noch nicht richtig trennen können. Traumkulissen eröffnen sich vor uns und wir finden, wie immer, einen traumhaften Stellplatz am See. Es kommt mir so vor, als würde man hier in ein Land fahren, das noch (!) als Geheimtipp zählen kann. Aber klar, vor 10 Jahren wäre es noch überhaupt nicht denkbar gewesen. Was ein Glück, dass wir nun die Möglichkeit und Zeit haben.
    Wie so oft füllen wir unseren Wassertank vorher und nutzen die Gelegenheit, ihn mal ganz zu entleeren, um den Boden des Tanks zu säubern. Leider war ich dabei etwas zu enthusiastisch und hab die Wasserpumpe trocken laufen lassen, ergo ging sie Abends nicht mehr. In dem Moment war ich dann doch leicht genervt, immer diese Lernprozesse, alles einmal angefasst haben und irgendwas, was nicht geht und ich nicht verstehe 😅 Ein Internetspot und mehrere Anrufe bei meinem Papa sorgen dafür, tief in die Materie einzusteigen. Wir bauen alles nacheinander aus, probieren die Fehlerquelle zu finden und der Pumpe Wasser zuzuführen. Leider ohne Erfolg. Ein Pärchen, dass nebenan mit einem ähnlich alten Campermodell geparkt hat, macht mir Hoffnung, Werkstätten in der Nähe zu wissen oder wo man Hilfe bekommen könnte. Die erste Antwort von dem Mädel Gina war, dass man sich abschminken könnte, in Albanien so jemanden zu finden, es sei denn man hat Kontakte. Aber ihr Kollege Daniel hätte wohl etwas Ahnung. Sie fragte ihn und er wusste wohl sofort Bescheid, da die so ein ähnliches Problem hatten. Er wiederum ging nun völlig enthusiastisch an die Pumpe heran. Abgeschraubt, Druckwasserding aus einer Plastikflasche gebaut, Wasser eingefüllt, Drähte kurz an die Autobatterie gehalten, um Funktionalität zu prüfen und zack ging die Pumpe nach 15min wieder. Völlig begeistert konnten wir nur zusehen, lernen und höchstgradig dankbar sein. Wir bedankten uns mit einem Drink bei den beiden, auf einer Terrasse mit sensationellem Blick über den See. Sie erzählten uns (beide 27), dass sie im Auftrag der Regierung arbeiten und zu den verschiedensten Familien fahren, um deren analoge Fotografien zu digitalisieren. Dazu bekommen sie natürlich immer die Geschichten der Personen erzählt und steigen tief in ihre eigene albanische Geschichte und Herkunft ein. Ein paar von den Stories teilen sie mit uns und wir erfahren mehr über das Land. Es zieht sie jedoch auch weg, da die Perspektiven in Albanien so miserabel sind. Wieder einmal eine fantastische und bereichernde Begegnung. Zur Krönung gibt es noch einen Traum Sonnenuntergang, den wir auf dem Fahrrad und mit den Inlineskates genießen.

    Wir fahren weiter zum Koman Lake, der in der Schlucht Malgun liegt. Er ist einer von mehreren Stauseen des Flusses Drin und versorgt das Land mit Strom. Auf der Strecke von Shkodra nach Koman kann man nur ca. 10 km/h fahren, weil ein Schlagloch auf das nächste folgt. Es bleibt also genug Zeit, um sich voll der Natur zu widmen, denn man braucht für 53km ca. 4h. Der klare, türkisblaue Fluss lädt zum Baden ein, also stoppen wir da, wo auch Kühe im Wasser stehen und hängen mit ihnen rum. Eine ist auch zum Kuscheln bereit, ein herrliches Gefühl der Natur so nah zu sein und eine willkommene Abkühlung bei Traumpanorama gibts oben drauf. Sowas kann man sich nirgendwo kaufen…
    Unser Stellplatz in Koman ist ebenfalls von den besonderen Bergformationen umgeben und der Fluss eröffnet sich weit vor den Fenstern des BamMobils. An diesem Ort ist unser Ziel, die 2,5 stündige Fähre über den Koman Stausee bis nach Fierzë zu nehmen, um durch die atemberaubenden Schluchten zu fahren. Wir informieren uns daher bei den Betreibern, um vielleicht hier oder da noch einen Rabatt zu bekommen, denn dieser schöner Ausflug soll recht kostspielig sein. Nachdem wir nochmal einen naheliegender Berg bei Koman besteigen und ein phänomenales Panorama erleben, ist es völlig klar, dass wir uns diese Landschaft nicht entgehen lassen können. Und dem war auch so! Schon alleine das morgendliche Starten war ein Highlight. Angekommen an einer winzigen Anlegestelle, versuchen junge Einweiser alle Autos per Tetris System auf die 2 Fähren zu bekommen. Alles dreht und wendet sich, es ist ein Treiben wie auf einem Jahrmarkt. Das BamMobil passte nach gezieltem zurück manövrieren mit 5cm Platz rechts und links gerade noch auf die Fähre und so hatten wir den Premiumplatz an vorderster Stelle. Die dreistündige Fahrt ist dann der absolute Wahnsinn und ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass wir das gemacht haben. Es sieht aus wie im Märchen, grüne Felswände, schroffe Abgänge, unglaublich schöne Farben, enge Schluchten und ein malerischer Fluss. Diese Fahrt, lohnt sich in jedem Falle!
    Bei bestem Wetter geht es weiter zum nächsten Highlight, in das Tal, in die Albanischen Alpen zum Wandern.
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  • Jour 103

    Valbona Tal und eine Besucherin

    20 mai 2022, Albanie ⋅ ☀️ 16 °C

    Die kleine Stadt Valbona liegt fast am hintersten Eckchen des wunderbaren Valbona-Tals. Hier fließt auch die Valbona, die uns auf dem Weg zum Stellplatz die ganze Zeit begleitet. Wir fahren weit in die albanischen Alpen hinein, wo auf den Spitzen dauerhaft Schnee liegt. Spektakuläre Felswände tun sich rechts und links von der Straße auf und spiegeln sich in dem irre blauen Fluss. Je höher wir fahren, desto mehr Schnee ist noch auf den Gipfeln zu sehen und man glaubt gar nicht, wie schön die Natur sein kann. Die Farben vom blauen Himmel, frisch grünen Blättern und braungrauen Felsen sind einmalig. Das weite Tal ist geprägt durch ein gigantisches Flussbett, indem jedoch nur ein Rinnsal fließt. Offensichtlich war die Valbona hier mal viel breiter und hat vielleicht durch die ganzen Stauseen an Kraft und Wasser verloren. Das bietet einem jedoch die Möglichkeit, sich mittig auf die breite Kiesfläche zu stellen und das Bergpanorama auf sich wirken zu lassen. Es scheint, als wären wenige Häuser von Einheimischen bewohnt, die restlichen neuen Gebäude ähnelt eher einer Katalogwerbung mit dem Typ „Kanada“. Wie so oft sind wir ziemlich alleine aber es scheint, als bereite man sich hier auf den Massentourismus vor. Es wäre ein Traum für jeden der gern klettert, wandert, entspannt und Natur genießen möchte. Gefühlt wünsche ich dem Tal, dass es jedoch nicht passiert und relativ unberührt bleibt. Es ist spannend, ein Land zu erleben, dass gefühlt mit den Hufen scharrt aber das man jetzt so ziemlich für sich alleine hat. Außer den Niederländern, Franzosen und Deutschen, die immer mehr die Stellplätze füllen. Wir finden einen solchen mitten im Wald, in einer Lichtung, unter den schneebedeckten Bergen. Selten hab ich sowas schönes gesehen. Wir wollen noch ein bisschen in dieser Umgebung laufen und das Abendlicht genießen. Auf dem Weg sehen wir ein Restaurant und haben Lust da nochmal kurz einzukehren. Von außen nicht erwartet, scheint innen viel los zu sein, als wäre eine Firma am Feiern. Sie drehten irgendwann die Musik richtig laut auf, und ich meine richtig laut. Getoppt wurde das Spektakel dann noch von einem traditionellen Trio, die in Trachtenkleidung einen Tanz vorführten und eine Trommel massakrierten, denn es war ja noch nicht genug Stimmung 😁 Es war witzig, dass mal so mitzuerleben und die Tänze zu sehen aber wir haben es nicht ausgehalten, das Trommelfell sprang fast heraus und wir suchten in der Stille des Tals das Weite.
    Nachts ist es wieder ganz schön kalt aber das kommt davon, wenn wir abwechselnd die Länder vom Meer bis zu den Gebirgsspitzen erkunden. Am Morgen in dieser Lichtung zu frühstücken ist ein wunderbarer Start in den Tag, um einen der umliegenden Berge zu erklimmen. Auf dem Weg durchstreifen wir Buchenwälder, sehen Berghütten, die auf den Hügeln malerisch in Szene gesetzt wirken und erhaschen immer wieder einen sensationellen Blick auf die Berge. Oben angekommen genießen wir den Blick auf das Valbona Tal und können es fast gesamt bestaunen. Wie so oft haben wir einen streunenden Vierbeiner als Begleiter, der den Weg in und auswendig kennt und sich gern streicheln lässt. Hinab ins Tal wandern wir durch einen alten Wald mit viel Moos und Flechten, die riesigen Felsen wirken wie hingelegt und sind über und über mit Moos bedeckt. Am Ende angekommen geht die Sonne über den Bergen unter und taucht die Schneespitzen in ein rötliches Licht und ein wundervoller Tag geht zu Ende.
    Wir verlassen am nächsten Tag das Tal mit großer Dankbarkeit, dieses gesehen zu haben und nehmen zum ersten Mal welche per Anhalter mit. Ein junges französisches Pärchen trampt durch den Balkan und begleitet uns auf dem Weg nach Tirana. Der Weg schlängelt sich wunderbar durch die Landschaft und wir müssen immer mal anhalten und genießen. Das Land scheint unheimlich weit zu sein. Die schöne kurze Bekanntschaft schmeißen wir auf halber Strecke raus und beeilen uns, um abends in der Hauptstadt pünktlich anzukommen. Linda, eine sehr gute Freundin kommt für eine Woche zu Besuch und ich freue mich riesig auf die Zeit zusammen. Am Gate ist die Wiedersehensfreude groß und ich kann gar nicht richtig glauben, dass sie nun da ist, in dem Land, dass so weit weg von zu Hause scheint. Wir bleiben nicht in der großen Stadt, von der uns eigentlich jeder abrät sondern fahren ein Stück ans Meer. Klar, der Stellplatz ist wichtig. Linda bekommt direkt die albanischen Straßen mit, wenn man etwas abseits fährt und wird ganz schön durch geschüttelt. Ein Frühstück über dem Meer macht es dann wieder wett und wir genießen die sehr warme Sonne.
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