• Katrin Just
aug. 2021 – aug. 2022

Hallo Welt

Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben. - Kurt Tucholsky
Nur wer sich auf den Weg macht, wird neues Land entdecken. - Hugo von Hofmannsthal
Zögere nie, weit fortzugehen, hinter alle Meere, alle Grenzen, alle Länder, allen Glaubens. - Amin Maalouf
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  • Inseltour mit dem Scooter

    4 juli 2022, Indonesië ⋅ ⛅ 29 °C

    Heute soll es soweit sein - der Tag meiner ersten Rollerfahrt. Was für die meisten nicht weiter erwähnenswert ist, stellt für mich nämlich eine Herausforderung dar. Schon während der ganzen Zeit in Indonesien wollte ich wie die Einheimischen hier und viele Touris mit dem Scooter die Inseln erkunden, endlich unabhängig von Taxis und Fahrern sein. Jedesmal schreckte ich zurück - vorm wahnsinnigen Verkehr in Canggu, Uluwatu und Ubud, den vielen und steilen Hügeln, den unbefestigren Straßen, dem Linksverkehr, wegen der Unfälle und der Wunden, die ich zu sehen bekommen habe... Und das waren wirklich sehr viele! Zudem können die vielen Touristen genauso schlecht fahren wie ich. Karimun jedoch hat kaum Verkehr und mehr oder weniger eine Straße, die die Insel entlang führt. Ideale Bedingungen für meine Inselerkundungstour!

    Fajar, die gute (hüpfende) Seele von Alam Kita, gibt mir eine Einführung, dennoch bin ich etwas nervös. Sein Blick verrät mir zudem, dass ich kein Naturtalent bin. Ich brauche auch wirklich eine ganze Weile, mich an das schwere Gefährt zu gewöhnen. Aber zunehmend kann ich die Fahrt genießen, auch wenn, oder gerade weil, ich einen Rekord im Langsamfahren aufstelle. Es geht an Reisfeldern vorbei, kleinen einfachen Siedlungen, Seegrasplantagen, Dschungel, Mangroven, Fischerbooten,  Stränden und diversen Tieren, die sich am Straßenrand tummeln - Hühner, Kühe, Echsen, Katzen. Irgendetwas finde ich merkwürdig, erst später wird mir bewusst, dass es das Fehlen von Hunden ist, die sonst so zahlreich auf den Straßen liegen.

    Als der Weg immer schlechter wird, holprig, erdig, sandig, lasse ich dann die letzten 5000m zu meinem Ziel den Roller lieber stehen und will den Rest des Weges zu Fuß bestreiten, als mich eine Frau einfach mitnimmt. Die Indonesier sind so hilfsbereit, das ist wirklich so toll! Mein erster Stopp ist der Annora Beach im Osten, wo türkiesblaues Wasser in der Sonne funkelt und der kleine Pfad mich zu wunderbaren Ausblicken führt. Natürlich bezahle ich wieder Eintritt und das Essen besteht aus zwei Instant-Packungen Mie-Nudeln, dessen Gewürzmischung von der "Köchin" nicht einmal verrührt wird und dessen Glutamat-Geschmack ich den ganzen Tag nicht richtig loswerde. Als ich O-Saft bestelle, bekomme ich eine Cola... Heute ist wohl Gesundheitstag, lache ich.

    Die Leute sind super freundlich und mir wird häufig gewunken und hallo gesagt, als ich mich wieder auf den Weg mache. Trotzdem fühle ich mich auch oft angestarrt, obwohl ich lange Sachen trage. Es geht nun am kleinen Inselfughafen und einer Moschee vorbei, die Küste hoch. Eine sehr enge Kurve mit Graben wird mit fast zum Verhängnis, aber es geht nochmal alles gut und ich tucker weiter die Wildnis entlang. Leider liegt immer wieder Müll herum oder einige Häuser stehen verlassen. Überall sehe ich nun Schüler und Schülerinnen, die mit meist grün-weißer Montur aus den Gebäuden strömen. Mädchen jeden Alters scheinen hier Kopftuch zu tragen, auch die im Kindergartenalter.

    Ich fahre ganz hoch in den Norden nach Batulawang, wo eigentlich ein auf Pfählen erbautes Dorf sein sollte, das ich aber natürlich nicht finde. Es gibt auch niemanden, den ich fragen kann. Als der Sunset Point mich auch nicht umhaut und ich nirgends ein Café oder andere Einkehrmöglichkeit finde, mache ich ich auf den Rückweg und lande dann am Pantai Tanjun Gelam, einem sehr schönen Strand mit weißem Sand und Schnorchelmöglichkeiten. Hier finden sich zahlreiche indonesische Urlauber, die allesamt komplett bekleidet baden gehen. Als es nicht abbricht, dass ich angesprochen werde und jeder wissen will, woher ich bin und ob ich allein reise (DIE Top-Fragen hier!) trete ich den Rückweg an und bringe mich und den Roller heil zurück nach Alam Kita.

    Mit den anderen Gästen und Fajar gehe ich lieber hier noch mal schwimmen, wir liegen alle am Pier, trinken Bier und beobachten die beiden Schnorchler, die mit ihren Harpunen mal kurz ein paar Fische fangen wollten. Und was soll ich sagen? Entgegen meiner Vermutung waren sie erfolgreich, auch wenn für mich die Fische nicht so aussahen, als wären sie essbar! ;-) Es sollte auch ein Geheimnis bleiben, ob genau diese Exemplare später auf unserem Teller landen...

    Wieder einmal ist der Sonnenuntergang so wunderschön, das wir bis zum Einbruch der Dunkelheit bleiben. Die kleine Käseplatte, die der Niederländer dann kurz danach kredenzt, entlockt mir zahlreiche Komplimente. Was vermisse ich richtigen Käse! Aber als uns dann gemeinsam mit der Gastgeberin Margot unser Fisch-BBQ, die Muscheln, das Gemüse, die Austernsoße usw. aufgetischt werden, wird es zunächst ganz still am Tisch. Nur die Ziege blöckt, während wir im Gourmet-Himmel schweben.

    Der Tag wäre auch ganz wunderbar zu Ende gegangen, wenn ich nicht die handtellergroße Spinne im Dachfirst entdeckt hätte, nachdem ich bereits einen Skorpion erschlagen und eine Kakerlake aus meinem Bett verscheucht hatte. Akribisch klemme ich das Moskitonetz unter die Matratze, lasse Licht an und beschwöre das Spinnen Tier nur ja an seinem Platz sitzenzubleiben. Und irgendwie muss ich wohl eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen war das Gruseltier dann...verschwunden.
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  • Die Kunst zu reisen

    6 juli 2022, Indonesië ⋅ ⛅ 24 °C

    Reisen ist nicht immer Beach, Cocktails, Sightseeing und Party. Reisen heißt für mich nicht nur Urlaub zu machen, sondern auch aus meiner Komfortzone zu treten und zu wachsen. Denn es ist bedeutet es auch Organisieren, Warten, Schwitzen, Beobachten, Umorganisieren, Fragen und Antworten, nochmal Umorganisieren, Missverstehen, Suchen und Finden, Improvisieren, wieder Fragen und Antworten, noch mehr Schwitzen, plötzlich Frieren. Reisen ist eine Kunst und verlangt dem Reisenden viel mehr ab, als man als Außenstehender meinen würde, aber belohnt den Wandernden gleichermaßen: mit Lebenserfahrung (only first, Lebendigkeit, mit Authentizität, mit Horizonterweiterung, mit Vertrauen, Hilfe und Gelassenheit. (Prbier's mal und so...)

    Heute reise ich! Denn nach einem atemberaubenden Sonnaufgang auf Karimun hätte ich nach der Fähre auch einfach in ein Shuttle direkt nach Yogya, wie die Inselhauptstadt meist genannt wird, steigen können. Aber ich wollte noch mehr von Land und Leuten sehen und hatte mir nun für diesen letzten Abschnitt ein Zugticket gebucht. Dies hieß aber zunächst nach Semarang zu kommen, dort das historische Viertel erkunden, übernachten und am nächsten Morgen eine kleine Rundreise mit dem Zug zu starten.

    Problem 1: Kreditkarten-Gerät der Unterkunft streikt. Lösung: Ich zahle mit meinem letzten Bargeld den Großteil und will dem Taxifahrer den Rest mitgeben.
    Problem 2: Es ist kein Geld im Geldautomaten. Lösung: Erst einmal mit Kreditkarte zahlen wie bei der Hinfahrt. Restzahlung an Hotel bleibt offen.
    Problem 3: Keine Kreditkartenzahlung für das Fährticket möglich. L: Eine Frau beschreibt mir im schlechten Englisch die Zahlungsmöglichkeit mit einer anderen Karte und lädt mir Geld darauf.
    Problem 4: Erst nach dem 4. Erklärungsversuch begreift die Dame, dass ich ihr kein Bargeld dafür geben kann. L: Ein Mann („This father“) soll mich im andern Hafen zum Automaten begleiten. Ich lerne - es gibt immer eine Lösung! (Aber in D wäre die Fähre ohne mich gefahren)

    5 Stunden Fährfahrt, die Hälfte schlafe ich. Für Essen fehlt mir das Bargeld, also muss das Frühstück des Hotels reichen.

    Problem 5: Bei Ankunft ist jener Mann unauffindbar. L: Ich ziehe nach 10 Minuten los, ohne meine Schulden beglichen zu haben. Mein Gewissen pickst!
    Problem 6: Die zwei ersten Geldautomaten akzeptieren nur indonesische Debitkarten. L: Ich laufe bei 30 Grad Hitze eine Stunde durch den stinkenden Ort. Automat 3 spuckt endlich Geld aus.

    Ich kann endlich essen gehen, Wasser und ein Busticket kaufen. Juhu! Während ich genüsslich eine riesige Portion Gemüse und Nudeln verzehre, ist mir noch nicht klar, dass Problem 7 bereits eingetreten ist. Das w erde ich jedoch erst in der nächsten Stadt herausfinden, in die ich nach nahezu 5 Stunden Fahrt mit einem richtig abgewracktem Bus gelange. Die Einheimischen wollen alle wissen, woher ich bin. Wo ist mein Ehemann? Wie sie lachen, als ich meine, den Mann hätte ich verlassen. Sie gratulieren mir. Wieder mal Fotosession, verstohlene Blicke. Aber soweit verläuft die Fahrt ganz gut und man verlangt diesmal nicht einen Platz für den Rucksack, sondern sucht andere Lösungen.

    Als der Taxifahrer in der nächsten Stadt 100k statt 42k (Grab-App) verlangt, lache ich nur. Er geht runter auf die Hälfte, bleibt hartnäckig. Ich winke ich nur leicht lächelnd ab und buche online. Manchmal geht es mir dann doch ums Prinzip... Dann angekommen am Hotel...

    Problem 7: Wo ist meine Kreditkarte? Doch nicht etwa im Geldautomat in Jepara? Nooooooo! L: Nicht in Sicht! Oder natürlich doch: Backup Kreditkarte von Rene verwenden und sich selbst verfluchen und ironisch den Kopf schütteln! (

    Nach diesem Tag hilft nur noch: Lage mit Freunden kurz analysieren, heiß duschen, Zimmerservice (Sich still für ein Hotelzimmer feiern!). Musik.

    Neuer Tag, neues Glück: Zum ersten Mal Mie Goreng zum Frühstück essen und los. Zugreise indonesische Art. Während die leuchtend grünen Reisfelder an unserem Fenster vorbeiziehen, denke ich an meinen Papa, wie immer bei meinen Bahnreisen. Denn er würde es einfach auch lieben, das gemütliche Sitzen und schauen, das Rattern, die vorbeiziehende Landschaft! Mama würde das wunderbare Grün der Felder draußen bewundern. Ich weiß, dass die ländliche Idylle, die sich hier für mich entspinnt, alles andere als entspannt ist.

    Dies unterstreichen dann die folgenden Sequenzen, die sich wie kleine Videoclips aneinanderreihen: Dürre, alte Männer, zäh und sonnengebräunt ernten die Reisähren mit einer kleinen Handsense – Büschel für Büschel. Die mittelalterlichen, schweren Holzpflüge werden von Hand geführt. Ein umgebautes Fahrrad mit großen Rädern lockert das Erdreich, ab und an gehen Frauen oder Männer mit Pestiziden umher und besprühen alles. Ohne ausreichenden Selbstschutz versteht sich. Oftmals sitzen die Bauern zusammen unter kleinen Unterständen und rauchen. Roller transportieren alle Arten von Gütern. Bäuerinnen waten barfuß durch den Schlamm der unter Wasser gesetzten frischen Felder. Auch wird oftmals das Gras mit Hand gemäht. Die Ernte des Zuckerrohrs – ebenfalls händisch.

    Um mich herum im grauen Zug nur Einheimische, mir gegenüber Kalis, die so viel von mir wissen möchte, wie ihr Englisch hergibt. Danach eine Mutter mit einem etwa 10-jährigen übergewichtigem Kind, das ständig isst und kleckert. Er singt vor sich hin und ist in seinem Verhalten so ungeschickt, dass die Dame das Gefühl hat, sich mehrfach bei mir entschuldigen zu müssen. Dahinter ein Kind dessen Kopftuch Hasen-Öhrchen hinzugefügt wurden. Humor haben die Indonesier, das muss man ihnen wirklich lassen! Meist schlafen die Menschen, reden reise oder beschäftigen sich liebevoll mit ihren Kindern.

    Problem 8: Mein Ticket deckt nicht die ganze Strecke ab und ich kann in dem System nicht online bezahlen. L: Der Schaffner Arvin bucht und organisiert alles für mich, ich gebe ihm Bargeld dafür. Er lässt mich sogar wissen, wann es wieder Essen im Boardrestaurant gibt 14:05 Uhr (!) und verabschiedet sich am Ende seiner Schicht: 13:51 Uhr. Keine Spur von dieser „Gummizeit“ hier auf den Bahngleisen!

    Am späten Nachmittag, nein pünktlich um 16:36 Uhr erreiche ich erholt und beglückt den Bahnhof in Yogyakarta und kurz darauf mein Hostel, das mir die nächsten Tage ein wunderbares Ersatzheim bieten wird. Oder doch nicht?
    2:30 Uhr Problem 9: Es raschelt um mich herum. Was ist das? Machen Kakerlaken solche Geräusche? Nein, zu laut. Hoffentlich nicht schon wieder eine Ratttttttte? L: Licht an.
    Problem 10: Eine Maus! Ich liebe Lösung 10: In die Küche gehen und Equipment holen. Dann aber Nichtstun und vor dem Dorm warten, bis das kleine graue Nagetier von alleine wieder verschwindet... Zurück ins Bett und weiterschlafen. ;-)

    Wie gesagt, ist das Reisen eben manchmal auch eine Kunst!
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  • Batik-Karneval in Solo

    8 juli 2022, Indonesië ⋅ ⛅ 31 °C

    Zugegeben, ich hatte in diesem Land nicht mit einem Karnevalsumzug gerechnet und schon gar nicht im Juli. Was wohl unsere Rheinländer, die Klouths, dazu sagen würden?! Einmal im Jahr findet hier in Solo auf jeden Fall das berühmte Batik-Festival statt, bei dem in spektakulären Kostümen die ganze Pracht der hiesigen Batik-Kunst präsentiert wird. Und dieses Jahr bin ich dabei!

    Andre, den Indonesier, den ich in Banyuwangi und Malang getroffen habe, wohnt hier und hat mich zum Umzug eingeladen. Welch ein Glück, denn dieses Spektakel hätte ich ungern verpassen wollen! Während ich selbst zu Anfang noch eine Attraktion bin, andere Weiße sichte ich nur später in den vorbeifahrenden Kutschen, räumt die Polizei schließlich die Straße und es geht im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken und Trompeten los. Nachdem Miss Indonesien, zahlreiche wichtige Köpfe und militärische Würdenträger an uns vorbei sind, startet die Kostümshow.

    Während die Erzengel in Gestalt von Greifvögeln Dutzende Landesflaggen des G20-Gipfels tragen, der hier im Moment stattfindet, stolzieren plötzlich Kings und Queens in aufwändigen Gewändern und Konstruktionen an uns vorbei. Wow – da sind ganze Tempel, Drachen, Tore und Wälder angehängt!

    Batik? Wer wie ich zunächst an diese schlecht gemachten Hippie-Shirts denkt, liegt weit daneben. Batik, das bedeutet hier kunstvolle, filigrane Malerarbeit, unterstützt von Bienen- und Kerzenwachs. Die dünnen Punkte oder Linien aus Wachs verhindern das Zerfließen und werden am Ende durch Warmwasser und Bügeln wieder entfernt. Ein großes detailreiches, originelles Motiv kostet anscheinend mehrere Millionen Rupiah, da es einige Monate der Herstellung benötigt. Dies trifft auf die uns dargebotenen Meisterwerke, die aber mehr blinken als Stoffe präsentieren, auf jeden Fall auch zu.

    Nachdem wir noch ein wenig die historische, von den Niederländern erbaute Altstadt angeschaut haben, gehen wir schließlich noch typisch lokal essen und tauschen uns über die Kulturen und das Leben in den jeweiligen Ländern aus. Andres großer Traum ist es, eines Tages Mexiko zu bereisen und er fragt mich ständig darüber aus! Nachts verabredet er sich oft mit seinem mexikanischen Freund, der ihm über das Telefon etwas Spanisch beibringt. Er bereut seine Drogenvergangenheit – 4 Jahre hätte seines Lebens hätte er einfach nur verschwendet, resümiert er. Aber er dachte als Bandmitglied gehöre das dazu, zum Leben eines wahren Rockstars wie das seiner vielen Idole.

    Deutschland – damit verbindet er Rammstein und Bier! (Und hiermit gehen Grüße an Lisa und Dirko raus!) Wir müssen beide lachen, als er mich fragt, ob wir aber zudem noch diese Musik von den Festen auch Zuhause immer hören. Er meint das Gedudel vom Oktoberfest und die Musikehre der Deutschen ist nach diesem Gespräch mit mir hoffentlich wieder ein wenig wiederhergestellt. Deutlich wird sein kritischer Blick zu seinen Landesbrüdern und -schwestern. Sie würden sich wie Unterwürfige verhalten, Weiße seien wie unantastbare, reiche Stars, sie selbst aber hätten noch senftetragende Menschen, die wie Sklaven lebten. In einigen Teilen Sumatras hätte man die Scharia eingeführt, Bali hätte noch ein Kastensystem.

    Am Ende des Tages gehen wir beide bereichert von dannen. Vor allem ich, denn das Einheimische Essen, das mir Andre empfohlen hat, hat mich fast verbrannt! Als ich in das Taxi zurück nach Yogya steige (nach 3 erfolglosen Versuchen ein Shuttle zu bekommen), fotografiert Andre noch das Nummernschild ab und schwört den Fahrer auf Indonesisch ein. Er zwinkert mir zu, man müsse den Leuten hier ein wenig auf die Finger schauen! Und da war dieser Staatsbeamte so ganz und gar kein Rockstar mehr, sondern ein rundum umsichtiger Mitmensch– und das zu Karneval!
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  • Borobudur und Pranbanan – über Rettungen

    9 juli 2022, Indonesië ⋅ ☀️ 31 °C

    Im Zentrum des heutigen Tages stehen zwei Denkmäler, die die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt hat. Und obwohl keines der beiden in seinem Originalzustand zu bewundern ist und sie mehrfach gerettet werden mussten, haben sie an Schönheit, Erhabenheit und Kraft nichts eingebüßt: Der buddhistische Tempel Borobudur und das hinduistische Äquivalent Prambanan.

    Gemeinsam mit den Hostelbesuchern Robert und Schurt starte ich morgens zu dem ersten Monument. Unser Guide Midi erzählt uns Wesentliches über den Borobudur, tatsächlich dem größten buddhistischen Tempel weltweit – skurriler Weise inmitten eines Landes, in dem die absolute Mehrheit muslimisch geprägt ist. Dieser riesiger Stupa mit Mandala-Grundriss wurde im 8./9. Jh. errichtet und gehört zum Mahayana Buddhismus, der Richtung des großen Fahrzeuges, die alle fühlenden Wesen aus dem leidvollen irdischen Dasein befreien möchte (und daher ein großes Vehikel zur Rettung benötigt).

    Ich finde diesen nahezu schwarzen Tempel ganz und gar erstaunlich, denn er wurde nur für die äußere Begehung konstruiert, ist demnach also nicht wie sonstige Gebäude nach innen hin hohl, sondern massiv. Alles ist ohne Mörtel oder anderen Klebstoffen aufeinandergeschichtet und benötigt zur Stabilisierung extra Mauern, die leider die Reliefs an einigen Stellen verdecken. Er ist erst seit 1814 mit seinen Türmchen, Glocken und Buddhastatuen auf der höchsten Stelle des Hügels wieder zu bewundern, denn jahrhundertelang lag er größtenteils unter einer Lavaschicht des Merapis begraben, bis die Engländer und Holländer die Freilegung und Restaurierung der stark verschobenen Elemente vorantrieben. Funfakt: Bei der Neuerrichtung blieben letztlich 9000 Steinblöcke übrig (uuups!); dennoch eine Meisterleistung bei 1,3 Mio. Steinen insgesamt!

    Die drei Ebenen des Tempels symbolisieren jeweils die drei Daseinsformen im Buddhismus: Unten finden wir, im Relief durch zum Teil brutale Szenen dargestellt, die Welt der Begierde, die von Reaktion und Gegenreaktion (also Karma) geprägt ist. Wenn wir uns daraus jedoch befreien können, gelangen wir auf die Ebene der Transformation, in der wir uns gänzlich von unserem Ich und dem damit angehaftetem Leid durch die buddhistische Lehre loslösen können. Diese Ebene erkannte Buddha, der dann auch letztlich die Erleuchtung erfuhr und das Nirvana erreichte, das Nichts. Dieses wird hier durch die letzte Ebene mit dem großen Stupa und den Glocken, die für Glück stehen, symbolisiert. Und wäre dies noch nicht genug der Symbolik begehen die Gläubigen diesen Tempel, indem sie sich von Ebene zu Ebene hochschrauben, jede mehrfach begehen, und so zumindest in der Imagination am Ende jeder Pilgerreise das Nirvana erreichen.

    Auch wenn wir Pilger sind, Zutritt zu den Ebenen des Tempels wird hier niemanden mehr gewährt, was es unmöglich macht, die Abbildungen und Buddhastatuen von Nahen zu betrachten. Auch fehlt ein Aussichtsturm, der einen besseren Blick auf die obere Ebene ermöglichst. Nichtsdestotrotz kann ich auch aus der Distanz die Kraft dieses Ortes ausmachen und manchmal stehe ich nur und staune.

    Als wir nach der Mittagspause dann auf dem Weg zum Prambanan machen, weiß ich nicht, wie das noch getoppt werden soll. Aber dann ragen die majestätischen Türme der hindustischen Antwort auf Borobudur vor uns in die Höhe. Wo die Symbolebenen beim anderen vertikal angeordnet waren, finden sich diese hier in der Horizontalen: Der äußerste Bereich ist die Zone der Sterblichen, es folgt ein Bereich mit 224 Schreinen für Heilige und Asketen zum Meditieren.

    Im Inneren gelangt man ins Götterreich, wo den wichtigsten Göttern, u. a. Brahma, Shiva und Vishnu, jeweils ein Tempel gewidmet wurde. Vor der Pandemie waren die Räume begehbar und die Gläubigen berührten gerne im Glauben an die Zauberkraft die Götterstatuen: Den Rüssel Ganeshas für Klugheit, andere Figuren für Schönheit, Jugend, Reichtum, usw. Während die kleinen Schreine nach zwei Erdbeben und der Entwendung von zahlreichen Steinen zum Straßen- und Häuserbau nicht mehr vollständig aufgebaut werden können, wurden die gigantischen Türme in einem Tetris-Spiel bereits zwei Mal wieder zusammengefügt. Die Konstruktion hält nämlich horizontalen Erdbeben zu die Stecktechnik relativ gut stand, gibt jedoch bei vertikalen nach und fällt in sich zusammen. Da sag ich mal: Fingers crossed für die nächsten Jahre!

    „Niemand rettet uns, außer uns selbst. Niemand kann und niemand darf das. Wir müssen selbst den Weg gehen.“, sagte Buddha. Ich denke, während ich abends im Bett liege, dass manchmal nicht nur Tempel öfter gerettet werden müssen, sondern wir uns selbst immer wieder aufs Neue. Und auch dann bleiben Elemente übrig, die plötzlich keinen Platz mehr finden...
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  • Yogyakarta - inmitten von Kunst und Kult

    10 juli 2022, Indonesië ⋅ ⛅ 31 °C

    Ganesha – der Gott der Weisheit, Wissenschaft und Intelligenz – trifft in dieser Stadt auf den Gott Abrahams – den Gott des bedingungslosen Glaubens - und dazwischen erblüht die Kunst.

    Insgesamt bleibe ich 5 Tage in Yogya, gut aufgehoben im allseits grünen Snooze-Hostel, wo mir Trisch, Sarah und alle anderen mit Rat und Tat beiseite stehen, und verhindern, dass ich mich ganz und gar in der Einsamkeit einer Reisenden verliere. Abends bleibe ich nämlich fast ausnahmslos auf meinem Zimmer, bestelle Essen über einen Lieferservice, mittlerweile meist Italienisch, denn mir ist gar nicht mehr nach Fremden, nach Dorm, nach oberflächlicher Konversation, nach Nasi Goreng, überhaupt Nasi (Reis) oder Irgendwas mit Ayam (Huhn).

    Mein erster Versuch, das hochgelobte Kunstzentrum zu besuchen, endete mit einer ermüdenden Rundtour durch die Stadt auf der Suche nach einer Bank, die mir mein selbst transferiertes Geld bar auszahlen konnte. Denn vielleicht erinnert ihr euch an Problem 7/8: Kreditkarte 1 im Automaten vergessen, Backup-Karte ermöglichst keine Barabhebung. Drei der eingetragenen Western Union Bankfilialen erweisen sich zudem als nicht existent, erst die 4. Bank gibt es und ich erreiche sie 3 Minuten vor Schließung und dem höchsten Feiertag... Ich versuchte alles mit Ruhe anzugehen, denn meine Reise hat mir gelehrt, dass es viele Wege gibt, ein Problem zu lösen. Also keine Panik! Dennoch: Es kostet mich letztlich insgesamt mindestens 4 Anrufe bei der Notfallhotline der DKB und weitere 4h, um danach eine hilfreiche Lösung zu finden (Gesprächsauszug mit Bankangestellten: „Sie können mir nur die Ersatzkarte schicken, wenn ich das Hilton Hotel in Kuala Lumpur als meine Heimatadresse angebe? Und das dauert dann 2 Wochen und kostet 50 Euro? Und was mache ich bis dahin? Wollen Sie mir damit sagen, dass sie für meinen Notfall bei der Notfallhotline keine Lösung haben? - Schlichte Antwort: „Ja.“).

    Nach meinem Geldbeschaffungsausflug lande ich in einer Batik-Galerie. Sicherlich ein Fehler, dort mit dem frisch erworbenen Bargeld etwas zu kaufen. Aber, was soll ich sagen? Manche Fehler macht man einfach gerne. Ich sitze eine ganze Weile mit dem Verkäufer, schaue die Bilder an und trinke Tee mit ihm. Dann bin ich mir sicher. So handle ich zwei Bilder um die Hälfte herunter und bezahle sicherlich immer noch zu viel. Das Andenken jedoch – Motive aus Java – unbezahlbar. Zudem bekomme ich erklärt und gezeigt, wie die Batik-Kunst hier angefertigt wird und bin schwer beeindruckt, vor allem, wenn ich da an meine Batik-Kunstwerke aus meiner Kindheit zurückdenke. ;-)

    Am letzten Tag geht es noch einmal mit Rikscha durch die Stadt, vorbei am Sultanspalast, zu einer Wayang-Werkstatt, in der die traditionellen Schattenspielfiguren von Göttern aus Rindsleder hergestellt werden. Ich bleibe an einer Figur von Ganesha hängen, dem Gott in Elefantengestalt, und frage nach der Bedeutung des Pfeiles. „Ganesha verkörpert Weisheit und Intelligenz und diese sind die stärksten Waffen des Menschen, sie treffen wie ein Pfeil!“, meint der Künstler, der mir plötzlich viel mehr wie ein Guru erscheint als ein Maler. So verlasse ich später die Werkstatt nicht nur beeindruckt durch die Kunst, sondern mehr noch von der dahinterstehenden Weltsicht.

    Am Taman Sari, dem Wasscherschloss angekommen, das eine kleine Oase inmitten der Stadt bildet, denke ich immer noch über einige Erläuterungen des Künstlers über die Menschen nach, die die Kraft der Gedanken benötigen, um die Gefühle und ihre Natur im Gleichgewicht zu halten.

    Die Stadt ist ruhig und wenig besucht, ich merke nur wenig von der angeblichen Hektik Yogyas, als ich auf dem Rückweg durch die Straßen schlendere. Eine Gruppe von Männern erregt meine Aufmerksamkeit, sie schlagen mit Messern und Ästen auf verschiedene Dinge ein, die Straße ist von Blut getränkt. „Natürlich“, schießt es mir durch den Kopf, „denn gestern und heute ist der höchste Feiertag der Muslime! Opferfest!" Meine Neugier siegt, ich nähere ich mich der Schlachtstelle und frage, ob ich zusehen darf. Die Männer freuen sich über die Aufmerksamkeit und machen mich zur Zeugin ihres Ritus. Ich sehe also, wie eine Zunge aus dem Kuhschädel herausgetrennt wird. Überall liegen Innereien, Tierköpfe, Beine, Hufen, diverse Körperteile verteilt. So etwas habe ich in meinen Leben wahrhaftig noch nie gesehen! Zu meiner großen, wirklich allergrößten Verwunderung betrachte ich alles ohne Ekel, eher aus wissenschaftlichen Interesse, auch gehen die Brüder ganz gelassen vor. Nur als der Mann hinter mir mit einer kleinen Axt auf den Kuhschädel einschlägt, in dem noch die Augen stecken, wende ich mich ab. Die Söhne Ibrahims bei der Arbeit!

    Wen es interessiert: Muslime feiern mit diesem höchsten Fest des Jahres den unabdingbaren Glauben Ibrahims (=Abrahams), den Alahs Stimme aufgefordert hatte, seinen Sohn Ismael (z. T. Isaak) zu opfern. Er wollte tatsächlich folgeleisten, als es dann aber doch hieß, es sei nur eine Glaubensprüfung gewesen. Er solle anstatt des Sohnes einen Widder schächten. Diese alttestamentarische Begebenheit verbindet die drei monotheistischen Weltreligionen genauso wie es sie trennt. Nach wie vor aber bildet dies Ereignis einen Pfeiler des Glaubens für Juden, Christen und Muslime, wobei jedoch nur letztere dies rituell durchführen.

    Am Ende des Tages frage ich mich auf jeden Fall, was genau passieren muss, damit wir den Pfeil unserer Weisheit gegen Äxte und Messer unseres Glaubens eintauschen...
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  • Angekommen auf Sumatra

    12 juli 2022, Indonesië ⋅ ☁️ 27 °C

    Es bleiben 5 Tage meines Visums, die mich noch nach Sumatra führen. Viel zu kurz natürlich, für die sechstgrößte Insel der Welt (nahezu so groß wie D, AU und CH zusammen), die 2004 von jenem schrecklichen Tsunami heimgesucht wurde, jedoch wieder und immer noch von so großer Schönheit ist, dass ich sie nur schweren Herzens verlassen werde.

    Am Flughafen in Medan angekommen erwartet mich schon mein Fahrer, der mich in einer knapp 4-stündigen Fahrt nach Bukit Lawang bringen wird. Zunächst finde ich es schrecklich hier, viel zu viel Verkehr und zahlreiche, kleine Baracken, es wirkt ärmlich und schmutzig. Die Straße ist in so schlechtem Zustand, dass ich Reisetabletten nehmen muss, um alles bei mir zu behalten. Es folgen kilometerlange Palmölplantagen, bei deren Anblick mir das Herz schrumpft. Regenwälder ersetzt durch Monokultur - mit schweren Chemikalien behandelte Bäume. Hier im fernen Sumatra also ein Gruß aus dem Westen... Innerlich winken mir Nutella, Knorr, Maggi und alle möglichen Schokoriegel und Chips zu. Zu der Absage an Biodiversität kommt noch die wirtschaftliche Lage: Nur rund 3% der Plantagen sind in indonesischer Hand, das restliche Geld stecken sich zumeist Chinesen und Malaien ein.

    Nachdem wir drei Stunden permanent durch Palölplantagen gefahren sind, vorbei von Dörfern, die vom Palmölgeschäft profitieren, kommen wir im Dunkeln in Bukit Lawang an, das an den Leuser-Nationalpark grenzt. Auf dieser riesigen Insel, in der ich bezüglich Ethnie und Toleranz sehr vorsichtig in meinen Erwartungen war, immerhin finden sich hier neben orthodoxen Muslimen und christlich Batak, Animisten und einer Megalithkultur auch Landesteile mit Scharia und Kannibalismus, erscheint Bukit Lawang jedoch eine kleine Insel der Toleranz zu bilden. Frau ist zumeist verschleiert, aber insgesamt wirkt alles entspannt und offen, auch das Baden im Bikini und das Tragen von Tops usw. scheint hier neben Vollverschleierung völlig akzeptiert. Schon nach dem ersten Eindruck vom Örtchen hier, weiß ich, dass ich mich sehr wohlfühlen werde.

    Nachdem ich es mit meinem Fahrer dann noch über eine absolut Not-TÜV-Proof-Brücke geschafft habe, erwartet mich in der Green Travellodge ein herzlicher Empfang und ein spontanes Familien-Angestellten-Gäste-BBQ (nach dem Opferfest), zu dem ich mich nur allzu gerne dazugeselle. Das entspannte dörfische Leben, die wunderschöne Natur und die Freundlichkeit der Menschen hilft mir, mich hier nach schweren letzten Monaten sofort wohlzufühlen und mich spontan verbunden zu fühlen.

    So schlendere ich am ersten Tag nur am Fluss Bohorik herum, überquere einige der zahlreichen, abenteuerlichen Brücken, schaue den vielen Badenden zu, den spielenden Kindern, den ganzen Katzen und Affen, dem Lauf der Sonne, dem lustigen Fluss-Tubing, lausche dem Muezzin, sitze den halben Tag im Restaurant und probiere allerlei Köstlichkeiten, verscheuche nach und nach meine mich verfolgenden Schatten. Und als dann die Orang-Utan-Dame Petek mit ihrem Jungen noch spontan der Lodge einen Besuch abstattet und ich einfach nur stehen und staunen kann, bin ganz und gar und vollständig auf Sumatra angekommen.
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  • Orang-Utans im Leuser-Nationalpark

    13 juli 2022, Indonesië ⋅ ☁️ 31 °C

    Die Javaner behaupten, „dass die[se] Affen wohl reden könnten, wenn sie nur wollten, es jedoch nicht täten, weil sie fürchteten, arbeiten zu müssen.“ (vgl. Brehms Tierleben)

    Diese Primaten, die genetisch mit uns Menschen nahezu identisch sind (97%), scheinen zumindest in Bezug auf ihre Arbeitsmoral schon einmal klüger als wir homo sapiens sapiens zu sein. „Orang-Utan“ ist malaiisch: „Orang“ ist der Mensch und „Utang“ der Wald. Der Orang-Utan ist also ein Waldmensch und mit dieser Namensgebung und ihren Beobachtungen bezüglich der Intelligenz haben die Vorfahren der Inseleinwohner bereits große Weisheit und Humor bewiesen. Heute werden wir nicht nur auf diese rot-braun befellten Menschen stoßen, sondern für zwei Tage selbst zu Waldmenschen werden. Es geht in den Dschungel des Gunung Leuser-Nationalparks.

    Wir, das sind die Geschwister Julia und Teun, unsere Guides Jhonny und Suleyman und ich, brechen gemütlich um 9 Uhr auf. Der Treck beginnt gleich hinter der Lodge, gleich geht es auf steilen Pfaden bergan, die hohe Luftfeuchtigkeit lässt uns unmittelbar in Schweiß ausbrechen. Direkt zu Beginn an der Kautschuk-Plantage sichten wir die ersten zwei Kletterwunder beim Essen – obwohl verboten, muss hier ein anderer Guide die Tiere durch Bananen angelockt haben. Ich hätte ewig sitzen und der Mutter mit ihrem Jungen zusehen können, wie sie die unproportional langen Arme bewegen, wie sie genüsslich die Früchte essen und geschickt herumklettern, irgendwann jedoch geht es dann weiter.

    Rund 7000 sollen hier leben, erzählt Jhonny, davon etwa 240 halb-wild, was sie manchmal dem Menschen gegenüber aggressiv macht – da, sie ja nicht angeblich arbeiten wollen, verstehen sie sich nur allzu gut darauf, von den vorbeilaufenden felllosen Menschen Wegzoll zu verlangen. Dies soll uns jedoch nicht widerfahren. Plötzlich scheint der Dschungel überfüllt von Kamera schwenkenden Touristen zu sein, mit denen wir die nächsten Sichtungen leider teilen müssen. Für mich dennoch ein so geniales Erlebnis, dass ich mich persönlich weniger daran störe, mich jedoch vielmehr frage, wie sich das auf die gemütlichen Primaten auswirkt. Insgesamt sichten wir 6 Tiere!

    Als wir zum Mittag Nasi Goreng im Bananenblatt und frische Früchte kredenzt bekommen, staunen wir nicht schlecht über die üppigen Portionen. Das „Dschungel-Restaurant“ ist hervorragend! (Trotz Nasi Goreng!) Das Motto unseres Dschungeltrecks lautet nämlich „In the jungle everything is possible“. Jungle restaurant, jungle make-up, jungle spa, jungle shower, golden shower, jungle taxi, … Ohne zu viel verraten zu wollen – unsere Guides hatten uns nicht zu viel versprochen.

    Weiterhin sichten wir Makaken und Weißhandgibbons, von letzteren haben die Orang-Utans wohl Angst, da sie schnelle und wendige Boxer sind, und in dieser Hinsicht überlegen. Wir stellen lachend die Szenen nach, auch erzählt uns Jhonny, wie er einen Orang-Utan einmal punshen musste, weil er ihn Angriff bzw festhielt. Sie töten den Hügel hinab und Jhonny schlug ihn mit einem Fausthieb ins Gesicht in die Flucht. Herrlich finde ich die Thomas-Blatt-Affen, die wie kleine Punks aussehen und sich häufig um uns tummeln, um etwas Essen zu stibitzen, ich verfolge ständig ihre Bewegungen.

    Der Weg geht oft steil bergauf und -ab und ich muss an unseren Guide Gabriel (Lost City) denken, der dies als „colombian flat“ bezeichnen würde. Nach etwa 6h Wanderung erreichen wir den Fluss, der uns sogleich zu einem erfrischenden Bad einlädt. Umgeben von Makaken und Waranen, Vögeln und zahlreichen Schmetterlingen jeglicher Couleur verbingen wir den restlichen Nachmittag und Abend am Fluss, beobachten die Tiere, trinken Bintang ( jungle delivery), hängen unseren Gedanken nach.

    Wir essen alle gemeinsam zu Abend – unser Koch hat Fantastisches gezaubert und ich finde es besser als das meiste Essen, das ich in Indonesien in den zwei Monaten meines Aufenthalts hatte, zudem mit Gemüse. Dann folgen Knobelspiele, Kartenzaubertricks und Geschichten im Kerzenschein, während der Vollmond hinter uns aufgeht! Es war ein so wunderbarer Tag, dass die Worte hier ihn nur dürftig beschreiben können. Immer wieder stelle ich fest, dass die Natur einfach mein Happy-Place ist. Und so falle ich in dem selbst konstruierten Zelt auf der dünnen Matratze unter dem löchrigen Moskitonetz trotz Angst vor Spinnen und Schlangen in einen ziemlich tiefen Schlaf.
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  • Dschungelkönigin

    14 juli 2022, Indonesië ⋅ ⛅ 28 °C

    Frühes Erwachen durch Urwaldgeräusche, Zikaden, Tukane, Thomas-Blatt-Affen, Hornvögel. Dennoch schlafen wir alle wieder ein, starten ganz gemütlich in den Tag. Ich sitze lange am Fluss und warte auf weitere Warane, stattdessen besuchen mich Schmetterlinge in allen möglichen Farben. Es gibt Tee und Kekse, dann ein vierstöckiges Sandwich und Obst. Wir liegen in der Sonne, reden kaum. Dieser Ort am kristallklaren Fluss, grün soweit das Auge reicht, unter blauem Himmel und schwitzender Sonne – für mich ein Glücksort, ein Ort, um Kraft zu tanken , innerlich Ruhe zu finden.

    Es kommt plötzlich ein Mensch mit Besen mitten aus dem Dschungel von der anderen Seite, überquert den Fluss in voller Montur. Ich bin verwundert. Aus dem Dorf, meinen unsere Begleiter, er muss um 6 Uhr dort los sein, benötigt zu Fuß 2,5h ins Camp. Die Männer aus dem Dorf pflegen alles hier und dieser hätte dafür einen Besen gebracht. Die Deutsche bricht sich in mir Bahn: „Wie, er ist diese Strecke gegangen, um nur einen einzigen Besen zu bringen?“ Dann muss ich selbst lachen, denn Effizienz ist hier im Dschungel sicherlich nicht die erste Priorität. Ich denke an die Wasserhol-Episode aus dem Kleinen Prinzen, dem jemand aus Gründen von 53 Minuten Zeitersparnis durststillende Pillen andrehen will. „Wenn ich dreiundfünfzig Minuten übrig hätte“, sagte der kleine Prinz, „würde ich ganz gemütlich zu einem Brunnen laufen.“ (Antoine de Saint-Exupéry) Dies gilt sicherlich auch für Dschungelbesen.

    „Everything is possible in the jungle!“, wiederholen Suleyman und Jhonny, unsere Tarzans, regelmäßig, mit verschmitzten Gesichtern. Jetzt geht es in den Spa-Bereich! Wir wandern den Fluss ein wenig hinauf, werden mit dem Wassertaxi übergesetzt und probieren erst einmal den Freizeitpark aus: Vom Felsen springen, mit Steinen Objekte treffen. Dann geht es zur Massage-Dusche, dem Wasserfall weiter, wo ich fast meine Badebekleidung verliere, so stark ist der Druck. Es folgt eine Gesichtsbehandlung, für die unsere beiden Tarzans verschiedene Steine reiben, Schwarz, Rotbraun, Beige und Gelb stehen nun für unsere Kriegsbemalung zur Verfügung. Und so werde ich an diesem Tag mit einer Blätterranke und Kriegsbemalung zur Dschungelkönigin gekrönt und finde es ganz wunderbar.

    Nach einem leckeren Mittagessen und einer riesigen Obstplatte geht es dann zurück – flussabwärts Tuben! Es ist herrlich entspannt, manchmal mit einigen unruhigeren Stellen. Wir feiern es! Zudem sehen wir noch 2 Orang-Utans am Wegrand, weitere Makaken und nach etwas einer halben Stunde die ersten Dorfbewohner beim Baden. Direkt vor der Lodge endet die Tour , rundum Paket! Ich komme reich beschenkt zurück, nicht nur als Orang-Utan, Mensch aus dem Wald, sondern eine Herzen voller wunderbarer Erlebnisse, und mit der Bemalung einer Warriorqueen, wovon die Farbe nur langsam, ganz langsam abfällt.
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  • Unterwegs in Bukit Lawang

    15 juli 2022, Indonesië ⋅ ☁️ 31 °C

    Ich erwache ein letztes Mal in Bukit Lawang, in diesem wundervollen Himmelbett, draußen hangeln sich zwei Affen entlang. Jay, der Sohn des Inhabers, hatte Wort gehalten und mir für die letzte Nacht das schönste Zimmer zugeteilt – im Prinzessinnenturm mit schönster Aussicht. Jaqui und Sergej, die ich am Lago Atitlan kennengelernt hatte, hatten von dieser Lodge und speziell diesem Zimmer geschwärmt! Und sie hatten nicht zu viel versprochen, denn es ist einfach ein Traum hier! Jay kennt verblüffender Weise alle noch: Meine zwei Traveller aus Guatemala, aber auch Migge und Eva, die vor 2 Jahren hier waren. Ob er mich auch noch kennen wird, wenn ich hier irgendwann zum zweiten Mal aufschlage?

    Heute soll mein letzter Tag sein und das Packen fällt mir wirklich schwer, ich wäre gerne noch geblieben. Aber ich möchte den Tag nutzen, auf den Freitagsmarkt gehen, Obst kaufen, die Wanderung zu der Fledermaus-Höhle machen, bevor es im Auto die weite Strecke nach Medan zurück geht. Jay organisiert mir kurzerhand Jhonny als Fahrer, was die Tour um Weiten besser macht. Hinten auf dem Roller – Wind in meinem Haar. Wir kaufen Schlangen- und Drachenfrüchte und Lychees, zudem ein typisch lokales Getränk, dessen Namen mir schon lange wieder entfallen ist: Man mische Kokosmilch mit Palmzuckersirup, gebe grüne Nudeln, Gelee-Würfel, Reis und Eis hinein. Voila! DAS hätte ich ohne Jhonny sicherlich nicht probiert!

    Wir fahren an der Schule vorbei, in der Hoffnung, dass ich sie kurz besuchen kann. 9:40 Uhr und die Schule ist leergefegt. „Oh Fridays is prayer, so kids go home earlier.“ „But the prayer is at 12.“ „Yes, well, maybe just freetime, you know?“ Wir lachen beide und ich erzähle ihm, dass sich meine Schüler über die deutschen Schulzeiten beschweren werden, wenn ich ihnen das erzähle. Und da laufen uns auch schon Kinder in Unterhosen entgegen, auf dem Weg in den Fluss..

    Die Höhle? Nein, Jhonny will mir einen schöneren Ort zeigen. Es geht durch eine kleine, nette Wohnsiedlung, an einer Plantage vorbei, durch den Wald. Ich schnappe nach Luft, als eine Hängebrücke auftaucht und will schon fragen, ob ich absteigen...schwuppppps schon drüber gebraust. Der Ort an dem Fluss ist herrlich ruhig, hier thront ein riesiger Baum. Jhonny berichtet von seiner Kindheit: Jeden Tag sei er mit seinen Freunden mit dem Fahrrad nach der Schule hierher gefahren. Seine Kindheit wäre toll gewesen, sie waren frei, sie sind in der Natur aufgewachsen. Dies ist sein Lieblingsort in der Welt. Wir essen die Früchte und trinken das lecker süße Mischgetränk, während wir von unserer Kindheit erzählen, wie wir aufgewachsen sind, was Freiheit für uns bedeutet.

    Als wir zurückfahren, Wind in meinem Haar, fasse ich den Entschluss bald wiederzukommen. Eigentlich ist es kein Entschluss, es ist einfach klar. Die Verabschiedung ist herzlich, beim nächsten Mal soll ich den 5-Tagestreck zu den Elefanten machen, meinen meine Tarzans. Ausgemacht! Oder doch vielleicht nur 4?

    Und so geht es mit Teun und Julia im Auto zurück nach Medan, vorbei an den riesigen Palmölplantagen, unser Fahrer ist in Redelaune. Als Kind hätte er dort noch Fußball gespielt, hier wäre er fischen gegangen, hätte direkt aus dem Fluss getrunken, sagt unser Fahrer, leider habe ich auch seinen Namen vergessen. Jetzt jedoch sei das Land verseucht, die Orang-Utans immer weiter zurückgedrängt, Monokultur. Er gibt mir ein High-Five, als ich ihm berichte, dass ich um das Problem weiß und zusammen mit einer steigenden Zahl Europäern versuche, Palmölprodukte zu meiden. Dann berichtet er, wie er zusammen mit andern Plastikflaschen sammelt und mit Hilfe deutscher Technologie zu Plastikziegeln presst, die nun für den Häuserbau hier verwendet werden. Es ist ein so inspirierendes Gespräch, das gleichermaßen von Liebe, Weitsicht, Verantwortung und Engagement zeugt, dass ich beeindruckt dieses Land verlassen werde – auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen! Und ich nehme eine Aufgabe mit, meinen kleinen Beitrag für die Erhaltung dieser einzigartigen Natur. Ein Problem, von dem ich wusste, ohne zu spüren, was es bedeutet. Aber nun hat ein kleiner Teil der Welt nicht nur einen Namen bekommen, sondern ein Gesicht, eine Seele, ein Leben, das es verdient, erhalten zu bleiben.
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  • Kuala Lumpur

    16 juli 2022, Maleisië ⋅ ☁️ 33 °C

    Als sich in Kuala Lumpur ankomme, ist es schon nach Mitternacht. Ich bin noch ganz beflügelt von der Zeit auf Sumatra und freue mich auf mein Hotel, denn ich habe 2 Tage das Hilton mit Blick auf die Skyline gebucht! Yeah! Ich kann es schließlich gar nicht fassen, als ich mit dem erwartetem Umschlag von Zuhause in meinem Zimmer im 24. Stock vor der funkelnden Skyline stehe und mich dann in das superweiche Bett fallen lasse. Im Expressbrief aus Deutschland: meine neue Kreditkarte und das Bild von Sofia, meiner Nichte, das sie neulich bei einem Videotelefonat für mich angefertigt hat. Ich muss eine Träne verdrücken, so sehr freue ich mich.

    Der nächste Tag startet ganz herrlich: Frühstücksbuffet mit Croissants, Pain au chocolat, Kokosmarmelade und anderen Köstlichkeiten. Als ich losziehe, ahne ich noch nicht, dass mir 5 nervenzehrende Tage in KL bevorstehen werden. Obwohl ich noch Bargeld habe, will ich nämlich meine neue Karte ausprobieren. Der erste Automat akzeptiert sie nicht, da nicht lokal, und spuckt sie wieder aus. Ich stecke sie also in den 2. für Visa uuuuuunnnnnnnnd... irgendwas stimmt plötzlich nicht. Der Apparat läuft in Schleife, es rattert. Er wird sich doch nicht aufgehängt haben?! Ich stehe wie erstarrt. Es blinkt nur noch, meine Karte kommt nicht mehr zum Vorschein; sie ist in seinem Schlund gefangen! Ich stehe wie angewurzelt und atme tief ein. Kein Grund zur Panik, das wird schon! 5, 10, 15 Minuten versuche ich dann den Automaten zum Ausspucken meiner Karte zu bewegen, aber es erscheinen nur Fehlermeldungen. Ich bleibe ganz und gar fassungslos zurück.

    Was dann folgte:
    - 1 erfolgloses Telefonat mit dem Kundendienst der malaysischen Bank („Sorry Miss, weekend, Miss!“)
    - mindestens 9 Telefonate mit der Notfallhotline meiner Bank an unterschiedlichen Tagen mit unterschiedlich inkompetenten Angestellten (eine Dame sperrte dankbarerweise meine Karte komplett entgegen unserer Abmachung, dass ich sie selbst online kurzfristig deaktiviere), zig-faches Nennen meines Anliegens und meiner Daten, ich erhalte unterschiedlichste Informationen, diktiere 2x meine Adresse („A wie Anton, N wie Norbert.“ - „Sie meinen N wie Nordpol“. Ich will dem Herren die Augen auskratzen.)
    - einem Auftrag für Notfallbargeld (drei Tage später stellt sich heraus: Wurde nicht weitergeleitet!)
    - Versuch andere Reisende mit paypal zu finden (Der Deutsche lehnt ab, mir Bargeld im Gegenzug einer Überweisung auszuhändigen!)
    - das Installieren einer weiteren Geldtransfer-App (ging auch nicht, wieso auch?!)
    - das Verfluchen meines ehemaligen Reisepartners, der so lange in D auf mich einredete, bis ich den unterzeichneten Antrag für eine weitere Kreditkarte in den Müll schmiss
    - 3 Überweisungsversuche von Bargeld an Western Union (Vorgang nicht möglich)
    - 1 erfolgreiche Überweisung an WU durch meinem Bruder Matze
    - das Suchen einer Filiale von WU (1h), 2 Zweigstellen nötig
    - Mein Anliegen bei WU: „Sorry Miss, cannot give you the monnyy, Miss. The monnyy is for Katrin Just but your passport says Katrin Anna-Maria Just.“ Als ich merke, dass hier nichts und auch gar nichts zu machen ist, verliere ich ganz und gar die Fassung und breche inmitten des großen Shoppingcenters vor der Frau in Tränen aus.
    - Weiterer eigener Überweisungsversuch (scheitert wegen Zeitüberschreitung)
    - Anruf bei meinem Bruder René in den USA, der einen weiteren Auftrag an mich losschickt, inklusive Zweitnamen.
    - 2h später und ein verpasster Bus: Ich bekomme am letzten Tag in KL schließlich 300 Euro ausgezahlt, bin jedoch ganz und gar und komplett demoralisiert. Mit der Dame wechsle ich kein Wort.

    Zweifelsohne stellt das nach der Trennung auf Weltreise von meinem Partner einen weiteren absoluten Tiefpunkt dar. Es ist so unglaublich, dass ich es im Grund gar nicht fassen kann, was alles schiefgelaufen ist. Fluch der Technik?!
    Und das war die Kurzvariante, es fehlen die anderen Dinge und Umstände, die Zuhause nicht rundliefen. So kam es, dass ich KL kaum genießen konnte, auch die tolle Rooftopbar des Hiltons, auf die ich mich zuvor gefreut hatte, verließ ich letztlich an jenem Tag, nachdem zum 7. Mal laut „Happy Birthday“ gespielt wurde. Ich blieb viel auf meinem Zimmer, lag am Pool, ging essen, hing in Warteschlangen von Hotlines...

    So werde ich zwar einige Unternehmungen von hier machen, dennoch sind einfach zu viele negative Emotionen mit meinem Aufenthalt in KL verbunden, sodass es mir schwerfällt, die Stadt hier angemessen vorzustellen. Dennoch sprechen die Bilder dieser enorm wachsenden Metropole (nun nahezu 2 Mio Einwohner) aber auch für sich selbst und lassen nicht mehr vermuten, dass dies einst nur eine „schlammige Flussmündung“ (Kuala Lumpur) war. Auch wenn ich selbst hier durch Matsch und schlammigen Morast waten musste, auf der Suche nach einer Bargeldquelle...
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  • Schlemmer-Lumpur

    17 juli 2022, Maleisië ⋅ ⛅ 34 °C

    Ich ziehe für die weiteren 3 Nächte ins Penthouse 34, einem Roof-Top-Hostel mit ebenfalls atemberaubenden Blick, gute Laune will sich jedoch nicht einstellen. Auch ist mir angesichts der Höhe, nun 34. Stock, und der Tatsache, dass hier alle Balkone „frei hängen“ und auch die Fenster sich öffnen lassen, zusammen mit dem offensichtlich schlechtem Zustand des Gebäudes richtig mulmig zumute, wenn ich draußen vor der Skyline stehe und nach unten blicke. Zudem ist mir nicht nach Gesellschaft... Ich arbeite immer noch fieberhaft an Lösungen zu meinem Problem.

    Über Airbnb buche ich eine Schlemmer-Tour durch das abendliche KL. Alvin, ein seinerseits ebenfalls vielgereister Malaie, führt uns durch Brintang und dessen sagenhafte Fressmeile. Wir starten mit der „Kotzfrucht“ Durian, die ich auch beim dritten Versuch einfach schon wegen ihrer Konsistenz, schleimig wabbelig, nicht mag, ganz zu schweigen von dem süßlichen Knoblauch-Zwiebelgeschmack, gepaart mit Erbrochenem. Aber es ist Saison hier und Durian gilt als die Königsfrucht hier! Weiter gibt es einen Roti John, einen malaischen Hotdog, gefolgt vom Nationalgericht „Nasi Lamak“, einem Gericht mit in Kokosmilch gekochtem Reis und dem typischen Tee, serviert mit süßer Kondensmilch. Danach essen wir uns „Mie Goreng Mamak“ und als Dessert wird und eine ganz eigene Variante indischen Essens präsentiert, die man so in Indien nicht findet: Roti Bomb, mit Gee und Honig herausgebackenes Weizenbrot, herrlich knusprig.

    Dennoch – die Gerichte hauen mich alle nicht so um, ich hatte mehr auf Laksa, Curry und andere Köstlichkeiten gehofft, Dinge die hier typischerweise und nicht ausnahmsweise gegessen werden... Dennoch bin ich froh, endlich ausreichend Abwechslung zum Nasi Goreng zu finden. Und letztlich werde ich mich nichtsdestotrotz durch Malaysia schlemmen, so viel kann ich schon einmal verraten.
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  • Kultur-Tour durch KL

    18 juli 2022, Maleisië ⋅ ☁️ 32 °C

    Gemeinsam mit der Malaiin Ummi starte ich zu einer Halbtagestour durch die Stadt und wir beginnen mit einem der absoluten Highlights, den Batu-Höhlen, zu denen wir bequem mit der Metro fahren. Nachdem wir die grüne Hanuman-Statue passiert haben, die dem Affengott geweiht ist, vorbei an Dutzenden von Javaner-Affen, reihen sich alle Farben der hinduistischen Säulen, Statuen und Gebäude aneinander wie bei einer fröhlich-bunten Kette. Wie werde ich all diese Farben in Deutschland vermissen! Zusammen mit den Höhlen und den Tempeln darinnen bilden sie einen der beliebtesten hinduistischen Schreine außerhalb Indiens, zu dem jährlich unzählige Pilger und Touristen strömen und der dem Lord Murugan, einem der Hauptgötter der Tamilen, gewidmet ist.

    Das malaiische Wort „batu“ bedeutet lediglich „Fels“. Hier versteckt sich aber ein ganzer Höhlenkomplex in einem zerklüftetem Kalksteinhügel, in dem heute nicht mehr nur Flughunde anzutreffen sind, sondern gleichermaßen Hunde, Affen, Hähne und sicherlich unzählige Ratten. Der Höhleneingang soll einst einen tamilischen Händler durch seine Tropfenform an den heiligen Speer des Kriegsgottes Murugan mit seinem Vel erinnert haben, daher thront dieser golden und übermächtig vor den Höhlen. Als wir vor diesem Koloss von einer Statue stehen, weiß ich nicht, was mich mehr beeindruckt – die nahezu 43 Meter hohe jugendliche Figur des Gottes oder die 272 bunten Treppen, die zu dem Höhlenkomplex hochführen. Letztere werden zudem von den grauen Affen belagert, die jedoch im Vergleich zu den balinesischen Verwandten harmlos sind und höchstens um Futter betteln. Überall finden sich Brahmanen, die Zeremonien durchführen, Hindus, die zum Gebet, zum Spenden, für eine Segnung kommen. Insgesamt ist es jedoch relativ ruhig, keine Touristenmassen strömen an diesem Tag hierher.

    Danach geht es mit Ummi in die Innenstadt. Während wir im Zug sitzen, berichtet sie von ihrem Leben mit ihrer Lebenspartnerin in einem von der Scharia beeinflusstem Land, in der man, einmal als Muslim geboren, seine offizielle Religion im Pass und auf dem Perso niemals ändern kann. Es geht um die Verheimlichung seiner Identität und seines wahren Ichs vor Familie und Gesellschaft, dem Finden einer Nische für sich selbst (für sie beispielsweise durch Touristenführungen von meist extrem aufgeschlossenen Europäern), dem gezieltem Suchen und Aufstöbern von homosexuellen Paaren durch die Polizei, deren Bestrafung und deren Ächtung in der Gesellschaft. Ich spüre wie mein Herz immer trauriger und bedrückter wird, umso mehr ich über ihr Leben erfahre, gleichzeitig wächst mein Stolz auf mein eigenes Land und all meine Schüler, die solch aufgeklärte Haltung gegenüber LGBT haben. Hier allerdings reichen die Strafen von Stockschlägen bis hin zu 20 Jahren Haft wegen „Sodomie“; gleichzeitig kam es auch schon zu extrem gewalttätigen Übergriffen bis hin zu Exekutionen. Und das in einem Schwellenland, das durchaus in vielerlei Hinsicht moderne oder zumindest modernere Strukturen aufweist...

    Wir spazieren dann entlang des Central Markets, an der Gründungsstelle Kuala Lumpurs (dt. „schlammige Flussmündung“) vorbei, wo die beiden Flüsschen zusammenfließen, und heute die Jamek Moschee steht. Eingerahmt ist dies von bunten Wandmalereien, die an die zahlreichen europäischen Besatzer Kuala Lumpurs erinnern. Dann erreichen wir den berühmten Unabhängigkeitsplatz, an dem zum ersten Mal die malaiische Flagge gehisst wurde, als Zeichen der Unabhängigkeit von GB (1957). - Weiter geht es an der City Gallery mit dem berühmten KL-Initialien vorbei, einem buddhistischen und einem hinduistischen Tempel und schließlich nach China-Town, wo unsere Tour letztlich auch endet.

    Dann zieht es mich zum Pool meines Hostels, sodass dieser Tag mit vielen guten Eindrücken zu Ende geht, aber auch dem Kennenlernens einer starken Frau, die ihren Weg in einem Land geht, dass so wenige Freiheiten und Wachstumschancen für sie bereithält. Sie erfüllt jedoch ihre gesellschaftliche Rolle tadellos – wegziehen will sie nämlich erst, wenn ihre Mutter verstorben ist. So lange wird sie in diesem kulturell reichem und vielseitigem Land leben, das jedoch leider große Armut in der Rechtssprechung und bzgl. der Menschenrechte aufweist. Fantastische Menschen hingegen gibt es hier so zahlreich und bunt wie die Tempel, die das Land schmücken!
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  • Glühendes Kuala Selangor

    20 juli 2022, Maleisië ⋅ ☁️ 30 °C

    Abends holt mich LG ab, mein Fahrer und Guide mit indischen Wurzeln. Zunächst steuern wir den Tempel Sri Shakti an, wo er mich als Hindu mitnimmt und mir die Zeremonie erklärt, die gerade durchgeführt wird. Zunächst denke ich noch, dass die draußen stehende Kuh Salbe auf die Haut geschmiert bekommt, bis ich feststelle, dass dies eine Bemalung darstellt. Eine Kuh als Zeremonienportagonist – das habe ich wahrlich noch nie in meinem Leben gesehen und ich beobachte alles begeistert! Und tatsächlich wird die Kuh in den Tempel geführt und in den Ritus integriert, woraufhin sie im Uhrzeigersinn das Tempelinnere passiert. Kühe, so erklärt mir LG, sind überaus wichtig für die Hindus, da sie gut für die Menschen sorgen. Menschen geben der Kuh Wasser, aber im Austausch gibt die Kuh Milch und Dung zurück. LG preist den Tempel in höchsten Tönen an, es seien seinerzeit extra Steinmetze und Bildhauer aus Südindien gekommen, um all dies von Hand zu gestalten. Mir aber kommt es so vor, als ob dies simpler Massenproduktion entspringt. Dennoch ist es ein heiliger Ort und ich erfahre mehr über die unterschiedlichen Götter, die hier angebetet werden. Dabei werden die Steinstatuen immer auch in echte Kleidung gehüllt, erhalten ebenfalls Ketten und Kopfschmuck.
    Wir machen danach einen Abstecher zum Hügel Melawati mit Aussicht auf die Straße von Malakka, wichtige Handels- und Transportroute Malaysias. Hier findet sich alles von Affen belagert, die Wege und Treppen sind voll, die sitzen entlang der Parkplätze, die hangeln sich von Ast zu Ast. Die Sicht ist leider nicht die beste, einen Sonnenuntergang gibt es auch nicht, ich sehe lediglich einen Teil der Wasserstraße und den Leuchtturm, der noch aus Zeit der Kolonialisierung stammt.
    Wir erreichen Kuala Selangor zu Einbruch der Dunkelheit. Für die Bootsfahrt, bei der wir die Glühwürmchen zwischen den Berembang-Bäume sehen sollen, müssen wir Schwimmwesten anziehen. So fahren wir einige Minuten entlang des Mangrovengebiets am Ufer des Flusses Selangor entlang, bis es in den Bäumen um uns herum beginnt zu glitzern und zu funkeln. Tatasächlich ist alles voll von den wundersamen leuchtenden Tierchen! Manchmal blinkt es so intensiv, dass ich mich an Weihnachtslichterketten erinnert fühle. Das anschließende Erleben des fluoreszierenden Planktons, indem wir mit Cachern im Wasser herumstochern, hingegen begeistert mich nur wenig. Denn eines der Highlights meiner Mexiko-Tour als Sorrel, Ceciel und ich nachts in Chacaua in das leuchtende Wasser gesprungen sind und um uns alles geleuchtet hatte, war einfach nicht zu toppen.
    Ich erinnere mich jedoch unweigerlich an meine erste Sichtung von Glühwürmchen in den USA. Wir waren in Kanas und Missouri bei Freunden zu Besuch, meiner Kinderfreundin Teena. Abends zeigte sie mir die Glühwürmchen im Garten, von denen ich kaum glauben konnte, dass solche magischen Insekten wirklich existieren. Dies ist lange her und seitdem habe ich nie wieder Glühwürmchen gesichtet. Inzwischen ist Teena verstorben, da sieht selbst auf den MRT-Aufnahmen in allen Varianten glühte. Schon vor Jahren erlag sie den Folgen ihrer Krebserkrankung, nachdem die Ärzte versucht hatten, die wuchernden Tumore aus ihrem Gesicht zu entfernen. Ich denke an all unsere Briefe und Treffen, unsere Freude darüber eine Freundin gefunden zu haben und ich schicke ihr alle leuchtenden Wesen zum herzlichen Gruß.
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  • Die grünen Hügel der Cameron Highlands

    22 juli 2022, Maleisië ⋅ ☁️ 29 °C

    Wenn Bäume sprechen könnten, was würden sie uns über die vergangenen Jahrzehnte oder Jahrhunderte erzählen?

    Ich erreiche die Cameron Highlands erst nach Sonnenuntergang, nach meinem Western-Union-Debakel. Zwei Tage verkrieche ich mich meist den ganzen Tag in meiner „Koje“ im 10er Dorm, ich spreche kaum mit jemanden, gehe essen, unternehme kleine Spaziergänge, schlafe viel. Dennoch scheint das Willkommenschild hier wie for mich gemacht. Erst nach zwei Tagen nehme ich an einer Tour zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten teil. Wir starten mit Appu, unserem leidenschaftlichen Landrover-Fahrer, der mit seiner "Freundin" Landrover eines Tages hier starten und über alle Landesgrenzen bis hin nach Großbritannien möchte. Er bringt uns mit seiner "Freundin" zunächst aber nur zum Coral Hill. Hier finden wir einen Moos-Wald vor, uralt, auch teilweise als Wolkenwald bezeichnet.

    Und dann betreten wir einen ganz und gar unwirklichen Wald, der eher einer Fantasy-Film entspringen könnte, als dass er Teil der Wirklichkeit zu sein. Schon die ersten Meter zeigen, dass es sich um einen ungewöhnlichen Berg handelt – jeder Schritt wird vom Waldboden abgefedert. Der Weg ist von gewundenen Baumwurzeln überzogen, um uns herum ist alles moosbedeckt. Appu erzählt uns viel über Flora und Fauna hier und so lerne ich, dass Moos eine äußerst sensible Pflanze ist, die abstirbt, nachdem man auf sie getreten ist. Zudem benötigt Moos drei Jahre, um nur einen Zentimeter zu wachsen. Entsprechend sind die dicken Moosschichten auf den Bäumen und auf dem Waldboden viele Generationen alt. Wie unbedarft wir oftmals durch die Welt gehen, denke ich, als Appu klar macht, dass der „human monkey“ schon viele Moosschichten hier im Wald kaputtgetrampelt hat – auf der Suche nach einem perfekten Foto-Spot...

    Appu zeigt uns Melastoma, eine Pflanze, die die Blutgerinnung beschleunigt und antispetisch wirkt. Wichtig vor allem im Dschungel, wo es Blutegel und andere unangenehme Tiere gibt. Hier jedoch findet sich nur die grüne Viper, höchst giftig. Mit etwas Glück würden wir heute eine entdecken, meint unser Guide. Ich hoffe, dass ich heute diesbezüglich genauso viel Glück habe wie mit meinen Bankgeschäften. Und was soll ich sagen, immerhin die Schlangen blieben uns fern!

    Nach etwa 1,5 Stunden geht es für uns weiter auf die berühmte Teeplantage der Cameron Highlands, BOH Tea. Die Szenerie ist so sagenhaft, dass ich gar nicht weiß, wohin ich als nächstes schauen soll. Auch diese Hügel wirken ein klein wenig wie aus einem Hobbit-Film! Ich bin in einem Traum aus Grün gelandet und als ich kurz darauf noch gemeinsam mit der Französin Marelle den Superior Tea der Highland mit einem Stück Kuchen probiere, fühle ich mich wie wiederbelebt.

    Es grünt so grün in Malaysia!
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  • Wandern in den Highlands - trail no 10

    23 juli 2022, Maleisië ⋅ ⛅ 30 °C

    Der erste Versuch, diesen Wanderweg zu begehen, fiel am Vortag im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Marelle, Sandra und ich sind noch am Nachmittag los und wollten, als es bereits leichte Schauern gab, nur einmal schauen, wo der Pfad beginnt. Dann plötzlich wollten wir den Hügel hoch, danach – wo wir schon einmal da waren... und so weiter... Kurzum: Als es laut donnerte und krachte und der Regen in Sturzfluten über uns hereinbrach, sodass meine Schuhe drei Tage zum Trocknen brauchten, kehrten wir so schnell wie es uns möglich war aus dem Wald um. Aus den kleinen Furchen wurden Wasserfälle, aus den Gräben Bäche. Trotz Poncho und Schirmen kamen wir völlig durchnässt an, bereit für Tee und heiße Schokolade.

    Heute sollte es anders sein – Marelle und Sandra mussten leider weiterreisen, dafür finden sich immer mehr ein, die an diesem Tag den Trail machen wollen und letztlich sind wir eine stattliche Gruppe: Ms. Irland, Ms. Dänemark, Mr. Australien, Mr. Niederlande, Ms. Armenien und Ms. Germany auf dem Weg durch den Dschungel, den Berg hinauf und zu den Teeplantagen. Wir sind bereit!
    Den ersten Teil schaffen wir dieses Mal ohne in den Regen zu kommen, nass sind wir dennoch – durch und durch. Denn die Luftfeuchtigkeit ist enorm. Schon beim Anstieg auf den Gunung Jasar verlieren wir Ms. Armenien, der es zu anstrengend ist. Es geht zunächst durch den Wald, über Wurzeln, deren höhere Bestimmung es war, Lufttreppen zu bilden. Wir tropfen regelrecht, obwohl wir zumindest von direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind – noch! Wir minus 1 erreichen nach geraumer Zeit den Gipfel, wo unschön ein Stommast in der Landschaft prangt. Dennoch genießen wir den Blick in die Täler drumherum, liegen kurz in der Sonne, essen Kekse und Nüsse.

    Wir minus 2, denn Ms. Irland muss zum Bus, ahnen nicht, welch Herausforderung der nächste Abschnitt darstellen wird. In all den Jahren des Wanderns muss ich gestehen – solch ein Pfad kam mir noch nicht unter. Zunächst ist alles noch angenehm begehbar, doch zunehmend wird das Gebüsch dichter, bis schließlich nur noch ein Loch inmitten den Dickichts passierbar ist. Zu wissen, dass es hier Egel, Schlangen, Nager und anderes Getier gibt, macht den Pfad nicht gerade besser. Wir drücken uns durch das Unterholz, streifen alles, rutschen wiederholt auf dem durchweichten Untergrund aus. Bevor wir das Flußbett erreichen, ist sogar ein unfassbar langes Rattanrohr, an dem wir uns mehr schlecht als recht in Flussbett hinunterarbeiten. Es ist eher wie bei Taikeshis Castle, eine wahre Schlammschlacht.
    Als wir nach einer kurzen Pause wieder aufbrechen, befürchte ich zunächst, dass der Weg so weitergehen wird. Aber wir passieren Gemüse- und Obstplantagen, gelangen letztlich auf einen asphaltierten Weg. Es geht vorbei an einem malerischem Dorf und schließlich zu unserem Ziel – den Teeplantagen. Ringherum grün. Ringsherum diese wunderbaren Teebäumchen, denen man weißen, grünen und schwarzen Tee abgewinnt, je nach Ernte- und Verarbeitungsform.
    Wir vier haben gleichermaßen das Gefühl das Hobbitland zu betreten, diese Hügel, diese Plantagen, alles sieht nahezu unecht schön aus. Zwei Mal setzten wir uns über Verbotsschilder hinweg, folgen dem Pfad, der uns schließlich zum Teahouse 1 führt. Ganz britisch genießen wir Scones und eine Tasse Tee, als es draußen zu regnen anfängt. „Was haben wir für ein Glück heute!“, denke ich mir, als ich meine Tasse nachschenke und beim Gedanken an meine klatschnassen Turnschuhe denken muss. Hier im Hobbitland jedoch kann es natürlich nur happy endings geben ;-) und somit deklariere ich meine Pechsträhne für beendet.
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  • Von Tanah Rata nach Brinchang

    24 juli 2022, Maleisië ⋅ ☁️ 32 °C

    Mittlerweile habe ich mich schon beinahe häuslich in meiner Koje eingerichtet, von Tag zu Tag auf die neue Kreditkarte wartend. Die Atmosphäre ist wirklich angenehm, es gibt auch genügend Plätze, an denen man Ruhe finden kann. Dennoch: Ich fühle mich wie in „Und täglich grüßt das Murmeltier“, als vier der WU Zweigstellen nicht funktionieren und ich täglich meinen Aufenthalt verlängere. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt – ich wollte in der Natur sein und wandern. Allerdings gab es in letzter Zeit viele Erdrutsche, vom Wandern alleine wird dringend abgeraten, auf Gesellschaft habe ich wenig Lust. Es regnet fast jeden Tag und noch nie habe ich das Motto "Abwarten und Tee trinken" so wörtlich genommen wie hier. Mein Leben besteht demnach aus Essen, Trinken und rumlungern...

    Ich gehe irgendwann von Tanah Rata nach Brinchang, einfach aus Mangel an Alternativen. Vorbei an den vielen schlafenden Hunden, Bausünden und dem ganzen Müll, der sich hier überall findet. Nach meinem Abstecher zum Wasserfall geht es an einigen Erdbeerplantagen vorbei, eher touristisch als effizient, mehr sauer als süß. Beim englischen Smokehouse will ich nur so lange Mittagessen, wie ich die Preise sehe und ziehe weiter. Am Golfplatz vorbei bis zum buddhistischen Tempel, nach kurzer Essenspause warte ich am Hindu-Tempel auf Jhons Fahrdienst.

    Alles in allem muss man sagen, dass diese Landschaft durch diverse Bauprojekte ziemlich verschandelt wurde. Ein Hügel fehlt laut Appu heute komplett, wurde durch eine Wohnsiedlung ersetzt, und dann glorreich „Golden Hill“ benannt. Welch Ironie, denke ich noch, man benennt Dinge einfach glamourös und hofft, dass in ein paar Jahren alles vergessen ist. In ein paar Jahren allerdings ist wohl auch der Mossy Forest vergessen, der Coral Hill und die Wunder der Natur, die man hier noch antreffen kann, aber denen man die unbarmherzige Hand des Menschen schon deutlich anmerkt. Aber mir steht es nicht zu zu urteilen, aus einem Land kommend, in dem jeder Quadratmilimeter vermessen und zugeteilt ist, in dem wir alle Naturgebiete eingezingelt haben, laut schreiend, der Regenwald und die wilden Tiere mögen gerettet werden, aber selbst durchdrehen, wenn ein Wolf in unseren gerechten und gehegten Wäldern gesichtet wird.
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  • Arise

    26 juli 2022, Maleisië ⋅ ☁️ 20 °C

    With each sunrise, life begins anew. Each new dawn offers fresh beginnings, renewed resilience, and untold possibilities. - Fran Hamilton

    Als die Tage sich hinziehen wie alter Kaugummi und ich meine letzten 100 USD absolutes Notfallbargeld in malaysische Ringgit eintausche (alle 4 WU-Schalter sind natürlich „offline“!), lerne ich die Britin Annie kennen und sofort lieben, als sie mir ihre Nummer mit dem Namen „Annie Bannanie“ schickt. Die Wortzahl, die hier in Zeit und Raum zusammenkommen wird, wird auf ewig ungezählt bleiben. Sie mit einer „ziggy“, ich mit einem schwer ergattertem Tiger-Bier, so umrunden wir mehrfach die hässlichen, nur für den Tourismus gestalteten Häuserblocks, gehen Essen, trinken in der einzigen Bar hier einen Cocktail, erzählen dem anderen aus unserem verkorkstem Leben. Sie ist einer dieser Menschen, die mir sofort ans Herz wächst, und es schafft, dass sich alles etwas leichter anfühlt.

    Während sie noch in ihrer Box schlummert, stehe ich auf, um den Sonnenaufgang in den Plantagen zu sehen. Man stelle sich vor: Es geht erst um 6 Uhr los! Sehr entspannt im Vergleich zu anderen Sonnenaufgang-Touren auf dieser Reise! Wir fahren mit einer kleinen Gruppe los, erneut mit Landrover, und beobachten etwa eine halbe Stunde, wie der Nebel über die kleinen Bäume streicht, wie das Leuchten der Sterne immer schwächer wird, wie sich langsam die Dunkelheit zurückzieht und den anderen Farben des Himmels Platz macht. Als dann die Sonne schließlich hinter den Hügeln hervorbricht und alles in goldenes Licht taucht, bin ich trotz der Schwierigkeiten, die ich hier zu meistern hatte, dankbar an diesem besonderen Flecken der Welt gewesen zu sein. Sonnenauf- und Untergänge, dem Lauf der Sonne zu folgen, es wird sicherlich eines der Dinge sein, die ich Zuhause im Alltag am meisten vermissen werde.

    Dieses Mal sehen wir Teepflücker bei der Ernte und ich bin betroffen, als ich mehr über deren Arbeits- und Lebensbedingungen erfahre: Sie bekommen zwar die Unterkunft gestellt, müssen jedoch meist das Arbeitsmaterial und die Bekleidung selbst anschaffen. Die Teepflücker kommen aus Nepal oder Bangladesch, Malaien selbst möchten die Arbeit hier unter diesen Bedingungen nicht verrichten – sicherlich auch nicht die Britin, der diese riesige Plantage gehört. Die Männer tragen 50kg-Säcke auf ihren Schultern, werden ausschließlich nach Kilo bezahlt, keine Versicherung, keine Vorsorge. Ca. 26-30 sen pro Kilo – rund 15 MYR – 3,30 Euro pro Sack. Ich frage noch einmal nach, glaube, mich verhört zu haben. Aber nein, es scheint zu stimmen. Fairtrade - eine nicht einmal greifbare Perspektive. Diesmal schmeckt der Tee weniger köstlich, die Bitterkeit der Lebensrealität überlagert das Aroma.

    Als ich abends mit Annie groß Essen gehe, halte ich es für meinen letzten Abend, tatsächlich wird aber der 70-Euro teure Expressbrief von Deutschland diesmal eine ganze Woche benötigen... Aber was sind das schon für Probleme im Vergleich, denke ich mir, auch angesichts unseres mehr als üppigen Essens. Da sich in den Cameron Highlands neben Indern und Arabern auch viele Chinesen niedergelassen haben, gilt es hier noch ein typisches Gericht zu probieren: Steamboat! Was ich in China als „Hotpot“ kredenzt bekommen habe, hilft wunderbar gegen die immer kühler werdenden Temperaturen. Man nehme einen Gaskocher und einen großen, zweigeteilten Kochtopf mit zweierlei Brühen, dazu diverse Soya- und Chili-Soßen und eine riesige Platte mit Gemüse, Kräutern, Schrimps, Quallen, Fisch, Hähnchen- und Rindfleisch. Voila. Anschließend rolle man sich aus dem Restaurant, sich schwörend mindestens drei Tage lang nichts mehr zu sich zu nehmen (Wir wissen: Das hält nur bis zum Frühstück!). Auch wenn es nicht den wahren Abschluss der Zeit hier darstellte – zumindest begannen spätestens hier die Tage heller zu werden. Auch wenn dies – so muss ich leider hinzufügen – nur für mich galt, nicht für die Arbeiter der Teeplantage.
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  • Penang - Hauptstadt des Essens

    28 juli 2022, Maleisië ⋅ ☁️ 30 °C

    Meine nächste Station ist für zwei Dinge bekannt: Streetart und Essen! Zumindest was Letzteres anbelangt, kommen meiner Meinung nach Liebhaber hier voll auf ihre Kosten!

    Ich erreiche Penang, die farbenprächtige und multikulturelle Halbinsel mit ihrer Hauptstadt Georgetown, mit dem Bus erst kurz vor Mitternacht. Auch hier holt mich das Phänomen ein, das ich bereits in KL hatte – es scheint nahezu aussichtslos ein Grab-Taxi zu ordern. Ich zahle also doppelt, indem ich das normale Taxi nehme. Die nächsten Tage wohne ich in Georgetown in einem Airbnb-Guesthouse, froh über mein eigenes kleines Zimmer und die Waschmaschine. Luxus ist Definitionssache!

    Vom ersten Augenblick an gefällt mir das farbenfrohe Georgetown, seine Gässchen mit den vielen Essensständen, die aussehen wie Mini-Freiluftküchen. Das ist das Asien, das ich so liebe! Überall finden sich bunte Schirmchen, Malereien, kleine Shops. Eine Fressorgie beginnt und soll die nächsten Tage nicht mehr aufhören. So probiere ich diverse Roti, Mie- und Curry-Variationen, am Ende sogar zum Frühstück, warmen Soya-Pudding mit Ingwersirup, Curry-Laksa, Penang Laksa, diverse regionale chinesische Suppen, Wantan-Gerichte, Dumplings, ich weiß nicht alles was. Das Essen hier ist richtiges „Soulfood“, es wärmt nicht nur den Bauch und den Gaumen. Die Gewürze, das Gemüse und die Kräuter, die hier verwendet werden, machen die Gerichte absolut köstlich! Dazu gibt es zahlreiche Tipps von Katja, wo ich mit durchfuttern kann. Top! Einziger Nachteil: Die Kapazitäten meines Magens sind begrenzt.

    Es macht einfach Spaß hier unterwegs zu sein, Little India verführt mich zum Kauf eines Kleides und zu Henna-Tatoos... Dann diese wunderschönen chinesischen Häuser, die Opfergaben auf der Straße, die abends verbrannt werden, die auf die ganze Stadt verteilte Streetart. Es ist eine kleine Stadtralley hier ;-) So findet man Ernest Zacharevics „Kids on bicycle“ nicht auf auf der Wand, sondern auch auf Dutzenden Souvenirs. Die Kommerzialisierung vom Künstler stark kritisiert, aber dennoch Teil des Erfolgs Georgetowns.

    Während ich den ersten Tag so alleine vor mich hinschlampere und genieße, Diverses kaufe und sagenhaft viel Essen konsumiere– ich bin ja mittlerweile wieder mit einer Kreditkarte ausgestattet – treffe ich am zweiten Abend Annie wieder, die nun auch in Penang angekommen ist. Gemeinsam mit Rachelle und Aubrey probieren wir uns weiter durch die Fressstände, es gibt vietnamesische Pho, fette Nudeln und malaiische Pfannkuchen, Mojito und Life-Musik – es werden einfach rundum (im wahrsten Sinne des Wortes) schöne Tage!
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  • Lost auf dem Penang-Hill

    30 juli 2022, Maleisië ⋅ ⛅ 31 °C

    Der Tag, an dem wir zu dritt den Penang-Hill, einen überaus beliebten Aussichtspunkt, erklimmen, wird Aubrey, Rachelle und mir nicht nur wegen des außergewöhnlich schönen Sonnenuntergangs im Gedächtnis bleiben. Denn als sich die Augen des Sicherheitsbeauftragten weiten und er scharf und tief Luft holt, während ihm Rachelle erklärt, dass eine von uns irgendwo im Dschungel feststeckt, allein, im Dunkeln, im Moment ohne Handy-Empfang, ist unklar, ob dieser Ausflug unfall- und verletzungsfrei ausgehen wird. Um vorwegzugreifen: Ausnahmsweise bin es nicht ich, die sich verlaufen hat, was aber nur ein kleiner Trost war.

    Da wir zum Sonnenuntergang auf dem Gipfel sein wollen, starten wir gegen drei, während Annie an ihrer Toefl-Qualifikation arbeitet. Schnell zeigt sich, dass Rachelle und ich weitaus mehr Pausen benötigen als Aubrey, was nicht nur an unseren Gesprächen liegt. Der Aufstieg auf dem Heritage-Trail mit seinen zig Stufen ist so anstrengend, dass ich kurz denke, es nicht schaffen zu können, Rachelle ebenfalls! Und das, obwohl wir wandern gewöhnt sind. Unsere Kleidung hätte man auswringen können, so hoch ist die Luftfeuchtigkeit und ich verwende schließlich meinen Kimono als Handtuch, so sehr tropft mir mein Schweiß ins Gesicht. Einmal treffen wir noch auf Aubrey, die genauso geduscht wie wir die Aussicht auf der Zwischenstation genießt. Von dort aus jedoch wird sich unsere gemeinsame Wanderung etwas verselbstständigen.

    Es geht weiter den üppig bewaldeten Berg hinauf, eigentlich ist der höchste Punkt nur 833m ü. N. Aber wir müssen unsere Kraftreserven für diese ganzen Stufen anzapfen, werden von einer Fledermaus begleitet, später von Affen und Mücken. Der für 1h 15 min. ausgezeichnete Weg soll von uns nach einer kleinen Extrarunde und zahlreichen Pausen in unrühmlichen 3h bestritten werden. Wir lachen selbst über unsere Leistung. Am vereinbarten Treffpunkt jedoch findet sich keine Spur von Aubrey. So holen wir uns erst einmal frisch gepresste Säfte und genießen den Ausblick (der weiter unten lustigerweise besser war).

    Rachelle und ich wollten eigentlich mit der Standseilbahn hinunter fahren, aber die Schlange davor verrät eine Wartezeit von 1h. Wir gehen zum Tempel hoch und genießen den absolut spektakulären Sonnenuntergang, wir sind uns einig – einem der schönsten, die wir überhaupt in Asien je gesehen haben! Uns erreicht eine Nachricht von Aubrey mit großer Verspätung, dass wir nicht auf sie warten sollen - warum auch immer. Da es nun rasch beginnt dunkel zu werden, erkundigen wir uns doch nach den Bedingungen des Weges. Absolut undenkbar und zu gefährlich sei ein Abstieg zu Fuß, wird uns mitgeteilt – zu viele giftige Schlangen. Überzeugt!, denke ich und wir reihen uns in die ungiftige Warteschlange ein, als uns ein Hilferuf von Aubrey erreicht: „I'm lost in the middle of nowhere.“ Eine Minute später „I'm in Penang Hill trail. I do not see the end. It's dark in the jungle, I don't know how long it's gonna take to get down!“ Wir starren uns an: Scheiße! Warum zur Hölle ist sie einfach alleine abgestiegen?! Im Dunkeln? Dazu überall Schlangen! Als dann der Sicherheitsbeauftragte nach Schilderung der Situation scharf Luft einsaugt und sichtlich besorgt ist, sind wir es noch mehr: „This is not good. That is real jungle out there!“ Rachelle will sofort mit dem Taxi los, sie zu suchen, ich will ihr schreiben, sie muss mit den Füßen aufstampfen beim Gehen. Zum Glück sind wir zu zweit und halten uns gegenseitig davon ab, beruhigen sie.

    Ich bleibe in der Schlange und recherchiere zum Wanderpfad, Rachelle holt Auskünfte der Locals ein. Die einzig vernünftige Möglichkeit besteht darin, mit den Bahn hinunterzufahren und zur Not ein Rettungsteam zu schicken – denn Aubrey ist auf einem reinen Wanderpfad, keine Straße in Sicht, nun immerhin mit Handy-Signal; sie schickt uns regelmäßig updates zu ihrem Standort. Gott sei Dank ist sie NICHT lost, sondern tatsächlich auf dem Pfad, allerdings hat sie noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Es ist erst kurz nach 8, aber schon stockdunkel. Wir werden sie 1,5 Stunden später unversehrt, aber emotional erschöpft in der Nähe der Talstation wieder treffen. Erleichterung auf allen Seiten! Ein Motorradfahrer hielt schließlich an und nahm sie mit, nachdem einige andere den scheinbar extrem steilen Weg an ihr vorbei gefahren sind. Im Nachhinein meinte sie, sei dies der beängstigendste Teil gewesen, weil es rutschig und super abschüssig war. Von Schlangen zu hören, wäre noch schlimmer gewesen, denn es hatte ohnehin überall um sie herum gruselig geknackst und geqietscht.

    Nach einer weiteren Stunde ergattern wir ein Taxi, alle ausgehungert, aber um 100 Tonnen Befürchtungen leichter. Jetzt hilft nur noch ein Bier und Laksa-Curry, eine herzliche Verabschiedung, eine Dusche und ein bequemes Bett. Ich finde im Nachhinein übrigens keine Informationen zu Schlangen in diesem UNSESCO-Biosphärengebiet, nur zu Fledermäusen, fliegenden Zibetkatzen und Lemuren, die ich wiederum sehr gerne gesehen hätte ;-) Aber sicherlich nicht nachts allein im Dschungel.

    Diese Geschichte hat durchaus eine Moral – man kann sie sich wohl selbst denken ;-)
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  • Der Charme Georgetowns

    31 juli 2022, Maleisië ⋅ ☁️ 33 °C

    „Woran liegt es, dass das ehemalige britische Straits Settlement solch Anziehungskraft auf Touristen ausübt? Die augenscheinlichste Erklärung ist, dass sich kaum eine andere Großstadt in Südostasien eine vergleichbar kosmopolitische und zugleich nostalgische Atmosphäre bewahren konnte. Noch immer leben Moslems, Christen, Hindus und Buddhisten Tür an Tür, brennen Chinesen abends Räucherstäbchen in den Ahnentempeln ab, während um die Ecke der Muezzin zum Gebet ruft. Hier stehen sie noch, die herrschaftlichen Paläste der englischen Kolonialherren, die Kirchen, Gerichts- und Verwaltungsgebäude und die protzigen Villen der meist chinesisch stämmigen Geschäftsleute.

    In den schmalen, von zweistöckigen Geschäftshäusern, den sogenannten Shophouses, gesäumten Straßen herrscht geschäftiges Treiben. Es wird gehandelt, gefeilscht, gebetet und gegessen. In den offenen Garküchen brutzeln und kochen einige der köstlichsten Leckereien der malaysischen Küche. Dabei geht es stets entspannt zu, und nicht wenige Reisende bleiben hier nach Besichtigung der obligatorischen Sehenswürdigkeiten einfach noch ein paar Tage hängen.“ (Loose Reiseführer Malaysia, S. 244)

    Auch ich verlängere noch eine Nacht und kann keine bessere Beschreibung als die obere finden. Ich genieße einfach die Atmosphäre, gehe zu den Clan-Siedlungen an der Küste, Pfahlbauten im Müll, vorbei an den Tempeln, der Moschee, lasse mir die Füße pediküren und lackieren, probiere mich weiter durch die unaussprechlichen Gerichte der Garküchen. Abends treffe mich noch einmal mit Annie zu einem wundervollen Abschiedsessen. Wir werden uns mehrfach Tschüss sagen und dann doch wieder 5 Minuten weiterreden, weitere 5 Minuten usw., und uns hoffentlich nicht zum letzten Mal gesehen haben.
    Malaysia stellte für mich auf diesem Weg ein Durchreiseland dar, in dem ich nicht so viele verschiedene Orte gesehen habe. Ich weiß jedoch nicht, ob dies der Grund ist, weshalb es so schwer für mich zu erfassen war, dieses Land, das zwischen Modernisierung, Tourismus und unberührter Natur schwebt, geprägt von multikulturellen Einflüssen und strengen muslimischen Regeln, Wirtschaftlichkeit und Toleranz Fremden gegenüber. Was ich dennoch vermisst habe, war die freundliche Offenheit und Zugewandtheit, die mir in Indonesien oder Guatemala begegnet sind. Viele Menschen blieben trotz aller Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ein wenig reserviert, dennoch angetrieben von chinesischer Geschäftstüchtigkeit. Für mich persönlich sticht ein Merkmal unwiderruflich und ohne Einschränkungen heraus: Malaysia ist ein wahrer Gaumenschmaus!
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  • Endlich Thailand!

    1 augustus 2022, Thailand ⋅ 🌧 29 °C

    Für das Land, in dem ich mindestens einen Monat bleiben wollte, habe ich wegen all der Verzögerungen zu meinem großen Bedauern nur noch 2 Wochen. Aber anstatt mein Programm durchzupreschen, specke ich es weiter ab. Mein immer langsameres Reisen soll nun noch langsamer werden. Mehr noch: Mit dem Überschreiten der Grenze erkläre ich mein Herumreisen für (quasi) beendet! Nun ist ausnahmslos Zeit für Urlaub und meine innere Reise - auch meiner inneren Rückreise.

    Der Grenzübertritt selbst mit Minivan ist geschmeidig wie noch nie zuvor und viel schneller als ich angenommen habe, befinden wir uns im „Land des Lächelns“. Spontan lasse ich meine erste Übernachtung in Hat Yai verfallen und fahre direkt nach Krabi weiter – inspiriert von Brits Bildern von Koh Phi Phi, auf denen mächtige Gesteinsformationen hinter ihr emporragten. Als ich mich mit dem Motorrad-Taxi Ao Nang nähere, dem Küstenort, an dem ich ein paar Tage bleiben werde, weiß ich sofort: Hier bin ich richtig! Links und rechts der Straße thronen gewaltige, zerklüftete Kalksteinfelsen, allesamt begrünt, jedoch – zumindest nach dem Augenschein – außer durch Klettern nicht besteigbar. Dazwischen finden sich Plantagen, kleine Wege oder Siedlungen – oder einfach nur Urwald. Und als wir dann an der langen Strandpromenade entlangtuckern hat mich der Ort vollends für sich gewonnen!

    Auch wenn so Manchem der hier ständig einsetzende Starkregen sicherlich stört (Es ist Regenzeit!), ich jedenfalls freue mich irgendwie darüber und nehme ihn zum Anlass, weniger zu machen, alles entspannt anzugehen, 2 h Massage zu buchen, im Restaurant zu sitzen und die extrem leckeren Thai-Speisen zu genießen. Endlich wieder Mango Sticky Rice! Herrlich! Endlich in Thailand! Nicht nur das Wetter schafft eine entspannte Atmosphäre, in meinem Hostel beispielsweise liegt die Auslastung im Vergleich zu vor der Pandemie bei gerade einmal 20 Prozent.

    Ich spaziere umher, als es mal nicht schüttet, schlendere den Strand entlang, bummle an den vielen Souvenirlädchen vorbei, gehe auf dem Monkey Trail an den Felsenklippen entlang bis zum Pai Plong Beach, ziehe ein paar Bahnen im Pool, höre Musik oder Hörspiel, bearbeite mein Teacher-Training oder mache, was ich am besten kann: Nichts. Denn das geht hier in Thailand ganz wunderbar.
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  • 1 Jahr Weltreise feiern am Railey Beach

    3 augustus 2022, Thailand ⋅ ⛅ 35 °C

    Heute ist mein ganz persönlicher Feiertag: Ich bin genau auf den Tag ein Jahr unterwegs. Am 3. August 2021 hat Migge Chris und mich zum Flughafen nach Stuttgart gebracht und es ging ab nach Costa Rica! Wahnsinn! Wie könnte ich diesen wunderbaren Feiertag besser zelebrieren als zu einem der schönsten Strände hier überzusetzen und ein herrlich kaltes Glas Weißwein mit Thai-Curry vor wunderbaren Panorama zu genießen?

    Mit dem Longboat geht es heute daher zum allseits bekannten und beliebten Railey Beach, der absolut hält, was er verspricht. Ich genieße die Anfahrt, die sich oftmals wie eine Achterbahnfahrt anfühlt, so sehr wird das Boot von den Wellen geschaukelt. Aber mit Wind in meinem Haar und einer warmen Brise bin ich ja absolut happy mit dem Leben.

    Man kann hier wunderbar baden, auch wenn das Wasser fast ein wenig zu warm ist. Wohlgemerkt fast! Auch hat es hier für mich die perfekte Mischung zwischen „gar nix los“ und „überfüllt“, es sind einige Touristen da, aber es gibt reichlich Platz für jeden. Der Tag wird rundum gemütlich und auch das Wetter beschert mir einen regenfreien Festtag!

    Es ist toll, hier die Cafés zu erkunden und den kleinen Spazierweg zur Tropfsteinhöhle entlangzugehen, den Dutzende von Affen belagern. Hier in Thailand sind die Tiere so friedlich und lassen einem in Ruhe, nicht so wie auf Bali. Mein Handy ist also auch sicher! Ich entdecke noch die Tropfsteinhöhle mit ihren schönen Stalagtiten und – miten in fantasievollen Formen und erreiche dann just in time das letzte Boot. Wenn der Ausstieg auf der Insel mit Sprung ins Wasser schon legendär war, so ist es der Einstieg umso mehr – der Wellengang ist mittelmäßig stark, jedoch liegen die Boote mitten im Wasser. Ich steige einfach im Bikini ein, meine Tasche über dem Kopf tragend, denn wir werden bis zum Bauchnabel nass. Fast wie in Costa Rica, wo wir letztes Jahr im strömenden Regen mit Schuhen in Bahia Drake vom Boot in die Brandung springen mussten. Ich schüttle innerlich den Kopf vor Vergnügen und finde diesen Tag einfach herrlich!

    Ich bin einfach mal 365 Tage auf Reisen und es ist ein wahres Fest!
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    Het einde van de reis
    15 augustus 2022