Nord-Süd-Trail

March - June 2023
Der Nord-Süd-Trail verbindet den nördlichsten Punkt Deutschlands auf Sylt mit dem südlichsten Punkt, dem Haldenwanger Eck. Dabei macht er genügend Schlenker, um viele der schönsten Fernwanderwege und Nationalparks Deutschlands mitzunehmen. Read more
  • 110footprints
  • 2countries
  • 118days
  • 2.1kphotos
  • 2videos
  • 2.6kkilometers
  • 178kilometers
  • Day 7

    Vom Rammsee nach Noer

    March 7, 2023 in Germany ⋅ 🌬 4 °C

    Ich schlafe super in der Hütte am Rammsee auf einer der Seitenbänke im perfekten Bettformat so 90 mal 210. In der Nacht schneit es und wird etwas windiger, aber die Hütte ist tief genug, es kommt nix bis zu meinem Bett. Ich packe so um halb sieben, um sieben geht es los. Frühstück brauche ich erstmal nicht, das üppige Abendmahl reicht.

    Es geht abwechslungsreich und hügelig durch Wald und Flur. Am Morgen sind viele Tiere unterwegs, ein Reh springt ein paar Meter vor mir über den Weg.

    Am Heidberg gibt's ne brandneue Sitzgruppe und, man staunt nicht schlecht, ein Gipfelbuch! Ich trage mich natürlich ein, finde auch noch einen E1-Wanderer, der in Zürich gestartet ist und nach Flensburg wollte.

    Es geht schön weiter durch Buchenwälder, Moore und Felder. Genauso abwechslungsreich wir die Landschaft ist das Wetter. Hat es nachts noch geschneit, ist es am Morgen leichter Regen, später wechseln sich Graupel- und Schneeschauer ab mit kurzen Phasen Sonne. Die einzige Konstante ist die starke Brise, obwohl, manchmal ist es ein richtiger Sturm, in den ich mich hineinlehnen kann ohne umzufallen. Björn heißt der wohl. Ich schreie ihn an, er kriegt Angst und läßt kurz die Sonne durch. Aber nur um Luft zu holen.

    Am Freesensee vorbei geht's nach Kirchhorst, kurz danach kommt die offizielle 200 Kilometer-Marke des NST. Wetter ist Mist, als ich versuche, vor Freude zu tanzen, hebt mich Björn fast in die Luft. Also trinke ich nur den Rum. Der ist edel und gut.

    Vor Osterby geht's an einem Moor vorbei, wo ein gut mumifizierter abgeschlagener Kopf eines Sueben gefunden wurde. Der hatte noch seinen tollen Suebenknoten im Haar, deshalb hat Osterby ihn jetzt im Wappen.

    In Osterby trinke ich im Frischemarkt einen Kaffee und checke das Wetter. Noch ein bisschen weiter so, aber am späten Nachmittag soll Björn sich beruhigen. Na hoffentlich. Die Jungs im Laden lassen mich die Toilette benutzen. Da ist sogar ne Dusche drin. Ich überlege kurz, wie schnell ich sein kann, ne, das wird nix. Ich bedanke mich dafür, dass sie mir einen Gang in den Wald erspart haben.

    An Kochendorf vorbei geht's zum Windebyer Noor. Da will ich gleich ein Foto machen, weil kurz die Sonne da ist. Ich Stelle den Rucksack in der Hütte ab und mache das Foto. Ich setze den Rucksack auf, und setze ihn wieder ab. Björn war jetzt für Schneesturm, den sitze ich lieber aus. Zehn Minuten später ist es wieder vorbei. Es geht weiter am Noor nach Eckernförde. Auf dem Weg erwischt mich noch ein Graupelschauer. Der nächste kriegt mich nicht, ich trinke Kaffee in einem Café.

    Weiter geht es nahe am Südstrand, teilweise gehe ich am Strand. Es kommt ein Militärgelände, Marine. Sie suche Führungskräfte für ihre U- Boote. Direkt an der Strandseite eines der Gebäude ist der FKK-Abschnitt des Strands. Wohl damit die Kapitäninnen m/w/d in spe in langweiligen Seminaren was zu schauen haben.

    Ich will noch ein Stück weiter, allerdings muss ich irgendwann einen Übernachtungsspot finden, zum Beispiel ein schöner Buchenwald. Da wäre ja gleich einer, sehr ordentlich, keine rumliegenden Äste. Oh ne, geht nicht, ist ein Begräbniswald.

    Es gibt heute gleich noch einen kurzen zweiten Footprint mit Bildern, der weitere Abendspaziergang lieferte noch Motive 😏
    Read more

  • Day 7

    Von Eckernförde nach Noer

    March 7, 2023 in Germany ⋅ 🌬 3 °C

    Ich lass hier einfach die Fotos ohne Kommentar stehen.

    Hab ein gutes Plätzchen im Buchenwald gefunden 🙂

  • Day 8

    Von Noer nach Strande

    March 8, 2023 in Germany

    Bis zum geruhsame Beginn der Nacht im Zelt im Buchenwald vor Noer dauert es ein bisschen. Erst wollen die Pinguine ihren Footprint, dann die Trailmanagerin ihren täglichen telefonischen Statusbericht. Ich liege dabei gemütlich im Schlafsack.

    Gemütlich? Nach dem Telefonat ist mir kalt. Einseitig. Rechts, wenn ich auf dem Rücken liege. Links wenn ich auf dem Bauch liege. Scheint also kein körperliches Problem, sondern Zugluft zu sein. Beim Aufbau des Zelts schien der Spot ideal, aber nach der Begegnung mit Sturm Björn ist wohl meine Sensibilität gegenüber leichter, aber kalter Zugluft vermindert gewesen. Jetzt ist sie wieder da. So werde ich nicht gut schlafen. Neu aufbauen im Dunkeln will ich nicht, die Pfadfindervariante mit Anhäufung eines Ringwalls in strategisch wirksamer Höhe widerspricht nun wieder meinem Respekt vor der Natur. Und einen Spaten hab ich eh nicht dabei. Was tun? Für die Hütten hat der Windstopperstoff meines Schlafsacks locker gereicht, hier nicht. Also: Jacke anziehen. Das funktioniert.

    Bedingt. Der eine Fuß ist immer noch kalt. Ihr wisst schon, je nach Lage der rechte oder der linke. Bei Seitenlage beide. Blöd. Aber ich hab ja noch mehr Zeug! Ich ziehe den Rucksack über den Fußteil des Schlafsacks. Es plingt wie bei Wickie, wenn er eine geniale Idee hat. Und es funktioniert. Ich kann schlafen.

    Checke aber nochmal kurz den Wetterbericht. Kalt, ok, das ist erledigt. Schnee ab 5 Uhr morgens. Mmmh. Ist auch ok, aber nicht schön zum Abbauen.

    Ich stelle keinen Wecker, schlafe trotz des bellenden Rehbocks fein bis 4 Uhr und bin dann wach. Also packen bevor der Schnee kommt. Das Zelt ist das erste Mal nass vom Tau, auch ein bisschen gefroren, es muss in die Netztasche vom Rucksack. Bin rechtzeitig fertig, kann sogar noch in Ruhe was essen und gehe los.

    Der fast volle Mond bescheint meinen Weg. Und tatsächlich schneit es schon, als ich durch Noer laufe. Es geht zum Strand und an mehreren Campingplätzen vorbei, die großteils durch Dauercamper belegt sind. Offiziell öffnen alle erst im April. Trotzdem hätte ich hier auch leicht zelten können, aber nicht ganz so geschützt wie im Wald. Einer, der Gröhnwold, hat niedliche Tiny Houses, da hätte man auch auf der Veranda liegen können. Es gibt auch ne Strandsauna. Ist aber weder offen noch beheizt.

    Die Stimmung ist schön. Der schneebedeckte Strand, die Steilküste und die Morgendämmerung sind fantastisch. Kurz schaut mal der Mond durch die Wolken, später mal die Sonne, meist schneit es vor sich hin. Mein Schirm hält den Schnee von Oberkörper und Rucksack weg, gestern beim Sturm war er nutzlos.

    Irgendwann ist auch die Eckernförder Bucht zu Ende. Es schneit nun in größeren Abständen. Da geht es kurz quer durchs Land und dann hat man den halben Horizont voll Ostsee. Steilküste, Steine am Strand, viele Vögel. Es geht abwechselnd oben und unten an der Steilküste lang. Vor dem Bülker Leuchtturm dann noch mehr Vögel. Auf der falschen Seite, da wo das Klärwerk ist. Die Vögel mögen das. Ich nicht, also den Geruch. Baden soll man hier auch nicht, auch nicht auf der richtigen Seite, wegen des Klärwerks. Ok, ist im Moment eh ne akademische Frage.

    In Strande nehme ich dann den Bus nach Kiel. Meine Trailmanagerin wartet. Sie hat morgen Geburtstag. Sie verlangt Aufmerksamkeit. Hundert Prozent. Für zwei ganze Tage. Hundert Prozent heißt hundert Prozent. Da ist nix mehr übrig. Nada. Zero. Für den Trail nicht und für die Pinguine nicht. Doppelter Zero also und Funkstille bis Samstag. Da geht's dann ab Strande weiter. Ich kann auch ein bisschen Pause brauchen nach acht Tagen teilweise ganz ordentlicher Strecken, mehr Kälte als erhofft, und vielen tollen Eindrücken und Erlebnissen.

    Also Tschüss bis Samstag. Ich geh jetzt duschen.
    Read more

  • Day 11

    Von Strande nach und durch Kiel

    March 11, 2023 in Germany ⋅ 🌬 4 °C

    Im Bus nach Strande scheint die Nachmittagssonne. Es sind aber wieder dunkle Wolken aus Nordwest im Anzug. In Strande nutze ich die Gelegenheit für ein nächstes Fischbrötchen. Als ich den ersten Biss nehme geht ein ordentlicher Schneeregen nieder. Das wird sich im Laufe des Nachmittags noch dreimal wiederholen. Immer so eine halbe Stunde trocken, sogar kurz Sonne, dann wieder eine halbe Stunde Schnee/Regen/Graupel immer mit einer ordentlichen Brise.

    Zuerst geht es nach Schilksee mit dem Olympiahafen. Es sind deutlich mehr Leute unterwegs als noch am Mittwoch. Eine junge Familie ist neugierig und spricht mich an, ob ich wohl den E1 wandere. Fast, sage ich, und erzähle vom NST. Ein nettes Gespräch, aber ich muss noch weiter.

    Dann geht es durch Wald und Flur zwischen den Vororten nördlich von Kiel hindurch zum Nord-Ostsee-Kanal. Das ist schon ein gewaltiges Bauwerk. Ich erwische gleich die kostenlose Fähre, die mich und ein paar Radler von Holtenau hinüber nach Wik bringt. Dort kaufe ich ein bisschen Vorrat ein. Es geht vorbei an einem Hochbunker, dem Flandernbunker, in dem ein Museum eingerichtet wurde. Dann, immer an der Kiellinie entlang, komme ich direkt beim Liegeplatz der Gorch Fock an die Förde.

    Noch an Düsternbrock vorbei und ich bin bald am Anlegeplatz der Fähre, die der Trail eigentlich über die Förde nutzt. Eigentlich. Das Problem ist, dass Samstag ist. Da fährt die Fähre nicht. Bis morgen auf und ab zu laufen bringt auch nichts, denn dann ist Sonntag. Da fährt die Fähre auch nicht. Ich laufe also weiter durch Düsternbrock, wo ich beim Geomar einem Seehund hallo sage, und durch das Hafengebiet bis zur Hörnbrücke, die gegenüber des Hauptbahnhofs die Förde quert. Da ist sie aber auch schon fast zu Ende. Auf der anderen Fördeseite gehe ich schließlich noch bis fast zum Fähranleger Wellingdorf. Dort wartet ein Bett und eine Dusche auf mich und von dort aus geht es morgen an der Schwentine entlang weiter.
    Read more

  • Day 12

    Von Kiel zum Trammsee

    March 12, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 3 °C

    Ich schlafe gut in meinem Bett und schraube mich gegen sieben Uhr hoch. Noch eine Dusche und Sachen packen. Dabei merke ich, dass ich wohl gestern beim Anziehen der Regensachen mein altgedientes Minihandtuch aus der Netztasche des Ruckis gezerrt und verloren habe. Na ja, Waschen wird eh überbewertet, und gerade ist alles fein sauber. Ich nehme einen Abwaschlappen aus der Küche mit, der tut's erstmal für das allfällige Abwischen des Tauwassers vom Zelt.

    Kurz vor acht komme ich los, pünktlich um beim schon gutbesuchten Bäcker einer der ersten für ein kleines Frühstück zu sein. Danach geht's zum Fähranleger Wellingdorf, direkt beim eigentlichen Helmholtzzentrum Geomar. Neben dem Geomar eine kleine Prozession von rostigen Männern mit Hut, Aktentasche und Wanderstock. Ich halte sie für die Kumpels der grauen Männer aus Momo. Werde aber belehrt, dass die Symbole ganz anders zu deuten sind. Die Männer ziehen aus. Wohlbehütet. Wegen des ganzen verinnerlichten Wissens aus der Geomar-Bibliothek, dass sie vollständig aufgesogen haben. Symbolisiert durch die Tasche, klar. Und der Wanderstock ist kein Wanderstock, sondern ein Meßstab. Genau einen Meter lang. Denn die Männer ziehen los um die Welt zu vermessen.

    Ich ziehe auch los. Das Schwentinetal geht gleich los. Und es ist tatsächlich ein Highlight, auch bei durchgehend grauem Wetter. Viele Vögel sind zu hören und zu sehen. Das Naturschutzgebiet Alter Schwentinearm ist besonders urig. Ein Geheimtipp ist das nicht, es sind viele Sonntagsspaziergänger unterwegs.

    Gegen Mittag komme ich nach Preetz. Das Klostergelände bietet feinste Backsteingotik und -neogotik. Leider ist der Gottesdienst schon vorbei. Die Kirche kann ich deshalb nur von außen sehen. Außerhalb der Sonntagsgottesdienste geht das nur im Sommer und nur in Gruppenführungen. Schade. Ich komme zu den Preetzer Caféstuben. Nettes altes Häuschen. Offen. Ich kann schwer widerstehen, setze mich an einen antiken Tisch auf ein Rokokosofa. Sehr niedlich die Einrichtung. Und leckeres Essen. Nach Gulaschsuppe und Spinat-Schafskäse-Backwerk mit Hefeweizen und Cappuccino (nicht alles auf einmal) geht es mir sehr gut. Ich fühle die Kraft in mir, dem Regen entgegenzuziehen.

    Was ich nun tue. Und der Regen kommt. Zuerst als Graupel, dann als Schneeregen und schließlich als Regen. Zeitweise hilft der Schirm, aber meist ist es zu windig. Am Reiterhof Gläserkoppel ist trotzdem viel los. Fast ein kleines Volksfest. Die Wege werden immer matschiger. Fast bin ich froh, dass es zwischendurch auch über Asphalt geht. Da ist es dann stürmischer als direkt an den Seen im Wald. Seen gibt es hier in der Holsteinischen Schweiz wie Sand am Meer.

    Langsam überlege ich, ob es schlau ist, wie geplant zu zelten. Das Chicken Out Syndrom bei schlechtem Wetter. Ich könnte bis Plön gehen, da würde ich ein Bett finden. Aber das wäre noch weit, ich müsste im Dunkeln laufen. Und außerdem: Nach drei Tagen Bett wird es Zeit für eine Zeltnacht. Das Zeug muss ja auch seine Tauglichkeit beweisen.

    Oh, da komme ich am Gut Wittmoldt vorbei. Die haben schöne Ferienwohnungen. Nein, ich zelte!

    Als ich am Trammer See am geplanten Zeltspot ankomme wird es schon dunkel. Sieht aber sehr gut aus. Ich baue im Nieselregen das Zelt auf. Es klappt ganz gut, die Sachen trocken zu halten, die trocken bleiben müssen. Ein bisschen bin ich aus der Übung.

    Jetzt liege ich im Zelt, es ist kuschelig. Ich werde bald schlafen.

    Gute Nacht!

    PS: Die 300 Kilometer sind unterwegs noch gefallen. Es gab im Regen keinen Freudentanz und einen kümmerlichen Kümmerling.
    Read more

  • Day 13

    Vom Trammsee zum Bungsberg

    March 13, 2023 in Germany ⋅ 🌬 14 °C

    Der Wetterbericht war falsch. Also der eine. Der den ich mir rausgesucht hatte. Der beste. Der, der erst zwischen fünf und sechs den Start des Dauerregens angesagt hat. Alle anderen haben den Regen schon früher beginnen lassen. Die waren richtig.

    Ich packe zusammen und baue das Zelt ab. Dauert heute etwas länger, da ich möglichst viel möglichst trocken einsacken will. Klappt halbwegs. So um sechs geht's los. Im Regen. Geschlafen habe ich ganz gut. Trotzdem wird das wohl ein Type Two Fun-Tag. Type One ist wenn's toll ist beim Laufen und Jahre später in der Nachschau. Sowas wie der erste Tag auf Sylt. Type Two ist, wenn es beim Laufen besch*en ist, in der Nachschau aber toll wegen heroischen Durchhaltens und trotzdem schöner Landschaft. Type Three Fun gibt's auch.

    Bald bin ich in Plön. Sehr schöne Stadt an sehr schönem See, dem größten und tiefsten Schleswig Holsteins. Der Parnassturm macht erst zu Ostern auf. Nicht dass es bei dem Wetter was zu schauen gäbe. Ich gehe in die Stadt und schaue mir zumindest kurz Schloss und Kirche an. Länger schaue ich mir den Bäcker am Markt an. Von innen. Bei Kaffee und Frühstücksbrötchen. Mein Rucksack hinterläßt eine Wasserlache auf dem Boden. Wenigstens ein bisschen vom eingesammelten Regen ist fort.

    Nicht dass das groß hilft. Es regnet weiter. Der Weg nach Plön war schon sehr matschig, jetzt wird's matschiger. Er versucht ein bisschen, die Holsteinische Schweiz im Kleinen nachzustellen. Große und kleine Seen aller möglichen Formen. Ich versuche im Slalom drumrumzulaufen. Nun sind auch die Schuhe und Socken langsam nass. Der Weg von Plön nach Malente ist schön, auch bei diesem Wetter. Immer an irgendeinem See entlang. So um 11 ein Stück vor Malente geht der Regen in Niesel über und hört dann ganz auf. Ich lege ein paar Regensachen ab. Dann lege ich sie wieder an. Es war nur eine kurze Regenpause.

    In Malente gehe ich in einen Bäcker mit Sitzgruppe. Ich trinke Kaffee und esse ein nordisches Zimtküchle. Mein Rucksack hinterläßt eine Wasserlache ...

    Aber als ich rauskomme ist der Regen vorbei. Das Wandern macht wieder Spaß. Der Weg nach Eutin ist schön, wieder an Seen entlang. Eutin läßt man auf dem Trail rechts liegen. Ich mache das so und hebe mir die Stadt für später auf. Es geht weiter am Großen Eutiner See. Sehr schön.

    Aber dann geht's links in den Wald. Eine breite Forststraße, aber wenigstens trocken. Dann geht's nochmal links. Auf eine Straße. Ich schaue auf die Karte, was das nächste erstrebenswerte Ziel ist. Bungsberg, aber dann bin ich heute weit in den 40+ km. Andererseits will ich den Asphalt weg haben. Und so geht es an Straßen entlang, nicht sonderlich schön. Wenig Abwechslung, an einem netten Gut komme ich vorbei. Endlich biegt die Straße zum Bungsberg ab. Zum Schluss geht es ein bisschen steil durch den Wald. Kurz vor sechs bin ich oben. Auf 168 Metern. Nach dem größten und tiefsten See nun auch noch der höchste Berg Schleswig-Holsteins. Sehr schöner Blick, die Sonne hat sich leider versteckt. Die Türme haben erst ab April auf. Schade.

    Hier oben gibt's wieder einen legalen Campingplatz von Wildes SH. Ich bleibe, kann auch nicht mehr weiter. Ich finde eine halbwegs windgeschützte Senke, baue das Zelt auf und lasse es noch etwas trocknen. Ich sitze auf einer überdachten Bank und schreibe den Footprint. Gehe dann aber bald ins Zelt.

    Definitiv ein Type Two Fun-Tag.

    Gute Nacht!
    Read more

  • Day 14

    Vom Bungsberg nach Pansdorf

    March 14, 2023 in Germany ⋅ 🌬 4 °C

    Ich schlafe sehr schön auf dem Buchenblattbett am Bungsberg. Ich wache um 5 Uhr auf. Ich packe zusammen, mache die Morgentoilette und frühstücke. Es fängt wieder an zu nieseln. Aber das Zelt ist fast trocken, fein. Die Türme haben nicht auf. Ich breche auf. In Schönwalde gibt es das zweite Frühstück mit Cappuccino und riesigem Nutella-Croissant. Ich unterhalte mich nett mit der Bäckerin, die gerade nicht viel zu tun hat.

    Es geht durch ein Naturschutzgebiet. Der QR-Code an einem Aussichtspunkt verrät, welche Vögel hier in den letzten Tagen gesichtet wurden. Ich sehe einen Silberreiher, nett. Der war nicht dabei. Ich verzichte darauf, Meldung zu machen.

    Das Gut Sierhagen ist schön. Nicht so schön ist, dass ich ungefähr einen Kilometer vorher Rehe beobachte. Solange, dass mich der Eisregen erwischt, bevor ich das rettende Gutshoftor erreiche. Die Temperatur fällt innerhalb von Nullkommanichts von 8 auf 3 Grad, gefühlt -3. Ich habe keine Zeit, Mütze und Schaltuch anzulegen. Der Eisregen schlägt durch das Mesh der Schuhe. Als ich das Tor erreiche, sind die Füße nass und kalt. Die Infotafeln sind interessant. Das Gut ist adelig seit annodazumal. Eine Gutsherrin hat Mal die Erhebung in den Fürstenstand abgelehnt, da ihr der Umbau in ein Schloss zu teuer war. Hatte trotzdem viele Wissenschaftler und Literaten zu Gast. Sehr sympathisch.

    Weiter geht's nach Neustadt. Im Regen, aber es wird wieder wärmer. Interessant sind die Salzwiesen vor Neustadt. Und der Bäcker für das dritte Frühstück. Mittag gibt es heute nicht. Aus Neustadt raus geht es lange durch das Gewerbegebiet. Die Schuhe trocknen im Stackatoschritt. Es richt arg nach Gülle. Dann kommt das nächste schicke Gut. Ovelgoenne. Da wurde Mal der Gutsbesitzer von unzufriedenen Bauern erschlagen. Ich deklamiere ein bisschen Heine vor mich hin.

    Ein letzter Regenschauer, dann wird es besser. Und noch besser Trail Magic. Okay, selbstorganisiert. Meine Mutter wohnt nicht so weit weg und holt mich vom Trail für Wäschewaschen, Dusche, Bett, Dinner, und ein Gläschen oder besser eine Flasche Wein.

    Gute Nacht.
    Read more

  • Day 15

    Von Pansdorf nach Schlutup

    March 15, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 4 °C

    Der Abend war noch lang. Auch die zweite Flasche Wein wurde noch geöffnet. Alle Familiengeschichten besprochen und intensiv über verschiedene alternative, weniger alternative und gar nicht alternative Heilmethoden für Leiden aller Art diskutiert. Das Essen war auch hervorragend wie immer bei Muttern. Die Wäsche wusch, die Akkus luden und ich schlief sehr gut in meinem Bett. Alles Gründe, um den Morgen nicht ganz so früh beginnen zu lassen wie in den letzten Tagen.

    Nach einem ausführlichen Frühstück und der Versorgung mit Wegzehrung in herzhaft und süß bringt mich mein Trailangel wieder zurück zum Trail. Vielen Dank, Mutti!

    Einen Schneeschauer habe ich im Auto noch lächelnd und trocken überstanden. Noch ist alles weiß, aber das sollte heute schnell wegtauen. Erster Zwischenstopp gegen 10 Uhr ist die 400 Kilometer-Marke des NST. Ich male eine 400 in den Schnee, lege das Schnäpschen dazu, tanze heute ausgiebig, da gerade die Sonne scheint, und kippe mir das Schnäpschen hinter die Binde. Da das ganze auf dem Dorfspielplatz stattfindet, laufe ich schnell weiter, um nicht Anrufe beim Rettungsdienst zu provozieren.

    Hinter Röhrsdorf ist der Schnee schon weitgehend getaut. Es geht leicht auf und ab, erst schön durch Wald und Flur, dann bis Groß Parin an kleinen Straßen. Zwischendurch erklettere ich zunächst den Pariner Berg und dann noch den Bismarckturm oben drauf. Der Berg hat schon 72 Meter Höhe, dazu noch die 15 Meter des knuffigen Turms ergibt eine grandiose Fernsicht. Ja, der Turm ist tatsächlich offen. Ich bilde mir ein in der Ferne im Norden den Bungsberg zu sehen und murmele "Siehste, geht doch". In die andere Richtung sieht man die gotischen Türme der Lübecker Kirchen.

    Danach geht's wunderschön nördlich von Bad Schwartau durch das Schwartautal. Die Schwartau wird Stück für Stück renaturiert, nachdem der Reichsarbeitsdienst vor 90 Jahren begradigt hatte. Schwartau kommt wohl aus dem Slawischen und bedeutet sowas wie die Schleifenreiche. So sieht es inzwischen von oben mit Blick in das durch den Fluß eingeschnittene Urstromtal wieder aus. Ich bin begeistert, wozu auch das zwar noch etwas instabile, aber insgesamt freundliche Wetter beiträgt. Der letzte Schneeregen erwischt mich gegen 13 Uhr, ist aber schon deutlich ein ohnmächtiger Schauer körnigen Eises und schnell vorbei. Ich sehe es als Zeichen, dass jetzt der Frühling wirklich, wirklich kommt.

    In Ratekau steht ein wiederaufgebautes Großsteingrab neben der knuffigen Kirche und nicht weit von einem Bäcker. Eine Kaffeepause ist angesagt. Weiter geht es Richtung Kreuzkamp. Jetzt scheint richtig die Sonne. Ich habe einen Moment, indem mir einfach alles stimmig erscheint. Genau hier allein auf diesem Feldweg gehöre ich jetzt hin. Ich mache mir Cohens Hallelujah an. Kitschig. Aber passt.

    Der allerletzte Schneeregenschauer erwischt mich hinter Kreuzkamp. Total ohnmächtig. Der Frühling kommt, ich hab's gesehen. Gestern Pestwurz, heute Narzissen, blühende Kornelkirsche und Forsythie. Und Schabockskraut. Da flücke ich eine Handvoll. Frühlingssalat. Lecker.

    Es geht durch Wald und dann nach Kücknitz hinein. Jetzt muss bald der Shuttle durch den Herrentunnel unter der Trave kommen. Ich checke den Fahrplan, fährt alle 15 Minuten. Dann kommt noch der aller allerletzte Schauer. Ich bekomme den Shuttle um 17:50 Uhr und hab so die Abendsonne auf der anderen Traveseite.

    Jetzt fehlt nur noch ein Plätzchen zum Schlafen. Ich gehe im Lauerholz am Forsthaus vorbei und noch ein Stück weiter, bis die Zivilisationsgeräusche der Straße leiser werden. Dann noch ein Stück in den Wald hinein und da ist auch schon das Plätzchen. Ich baue mein Zelt auf, heute in der Großraumversion ohne Innenzelt. Satte 3 Quadratmeter Wohnfläche.

    Ich werde nun bald schlafen.

    Gute Nacht!
    Read more

  • Day 16

    Von Schlutup zum Lübecker Flughafen

    March 16, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 9 °C

    Die Nacht ist sehr frostig, aber trocken. Morgens sind Eiswürfel im Trinkwasser. Ich hab wieder früh zusammengepackt, so gegen halb sechs schleiche ich aus dem Wald zurück auf den Trail. Es ist klarer Himmel, Sterne und untergehender Mond sind schön zu sehen. Wenn das so bleibt kann der Tag nur gut beginnen.

    Dann macht der NST einen kleinen Schlenker weg vom E1. Warum? Damit man auch ein Stück von MeckPomm mitnimmt. Der E1 geht auf der holsteinischen Seite der Grenze lang. Diese überquert man an den Schwedenschanzen, ein ordentliches Bauwerk aus mehreren hohen Erdwällen, mit denen die Lübecker Hanseaten sich gegen die dauernden Stänkereien der Barbaren aus Mecklenburg geschützt haben. Das war lange vor den Schweden, den Namen haben sie trotzdem verpasst bekommen. Weil die Schweden auch gestänkert haben. Es ist noch zu dunkel für Fotos.

    Auf der anderen Seite geht es dann auf dem endlosen Kolonnenweg durch Kiefernwald auf Sandboden, später kommt ein wunderschönes Stück Moor und Heide. Das Eis auf der Heide glitzert im ersten Sonnenlicht. Perfektes Timing für kitschige Fotos. Ich mute euch nicht alle zu.

    Zurück in Schleswig-Holstein und wieder auf dem E1 kommt der Weg in Eichholz direkt an einem REWE mit Bäcker vorbei. Ich tanke Kaffee, Croissant und Wärme.

    Dann geht es wieder sehr schön durch das Wakenitzgebiet mit Seen, Teichen, Mooren und vielen Vögeln. Ein Eichelhäher posiert für mich, die Handy-Kamera schafft es trotzdem nicht.

    An der Autobahnüberquerung überrede ich mich, dass ich wie geplant einen Zero in der Stadt mache. Der Trail ging in großem Bogen im Osten um Lübeck herum. Also drehe ich ab vom Trail und steige am Bahnhof Flughafen Lübeck in den Zug. Morgen also keine Trailkilometer und kein Footprint, dafür gut essen und trinken. Übermorgen geht es weiter.
    Read more

  • Day 18

    Vom Flughafen Lübeck bis Einhaus

    March 18, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 16 °C

    Der Zero hat mir so gut getan, dass ich erst um 13 Uhr wieder auf dem Trail genau da stehe, wo ich ihn vorgestern verlassen habe. Es ist warm und teilweise sonnig. Das wird ein entspannter Wandernachmittag.

    Der nächste kleine Ort ist dann Beidendorf mit dem hübschen Klempauer Hofsee. Ein paar Angler schlafen vor ihrem Gerät. Viele Fahrradfahrer sind heute unterwegs, dazu ein paar Wanderer und Gassigeher.

    Dann folgt das größere Dorf Krummesse mit Supermarkt, einer Kirche der trotzigen Bauart und einer Schleuse im Elbe-Lübeck-Kanal. Alle drei sind offen, in die Kirche schaue ich hinein und darf der Kantorin beim Üben der Orgellieder für den morgigen Gottesdienst zuhören. Nett.

    Dann geht's eine ganze Weile entlang des Kanals auf dem Damm, bis zum nächsten Ort Berkenthin. Mit Supermarkt, Kirche, und Schleuse. Alle drei sind offen. Ein Boot nutzt die Schleuse. Ich den Supermarkt. Und in die Kirche gehe ich auch. Die ist richtig schön, mit Fresken und frischer Ausmalung und weniger frischem Holz. In Berkenthin kann man ein Treidelpatent erwerben, indem man einen Salzkahn 10 cm treidelt, eine lokale Knacker und einen Korn zu sich nimmt. Hätt ich glatt gemacht, geht aber erst ab Mai. Schade.

    Dann geht es wenig spektakulär an Feldern und durch Wald zum Ratzeburger See. Der ist schön, es wird bald dunkel, ich brauche bald einen Zeltplatz. Ein Stück weiter am See kommt die Himmelswiese, eine nette Badestelle. Da könnte ich zelten, es ist aber ziemlich feucht. Also lieber bergauf zum Ansveruskreuz. Ansverus hat als Abt die Wenden bekehren wollen. Denen ist er wohl so auf die Nerven gegangen, dass sie ihn schon im zarten Alter von 28 Jahren zum Märtyrer machten. Nun ist er heilig. Am Rand des Jugendzeltplatzes findet sich ein verstecktes Plätzchen. Außer mir ist keiner hier.

    Es ist angenehm mild und ich sitze noch ein bisschen vor dem Zelt, esse und schreibe diesen Footprint. Es war tatsächlich ein schöner Wandernachmittag, der Frühling macht Fortschritte. Das Scharbockskraut und ein paar Leberblümchen blühen, ein paar frische grüne Blätter trauen sich an den Sträuchern heraus.

    So kann es weiter gehen.

    Gute Nacht!
    Read more