Nord-Süd-Trail

March - June 2023
Der Nord-Süd-Trail verbindet den nördlichsten Punkt Deutschlands auf Sylt mit dem südlichsten Punkt, dem Haldenwanger Eck. Dabei macht er genügend Schlenker, um viele der schönsten Fernwanderwege und Nationalparks Deutschlands mitzunehmen. Read more
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    Von Oberstdorf zum Haldenwanger Eck

    June 26, 2023 in Austria ⋅ ⛅ 17 °C

    Das war ein schöner Tag. Das war ein guter Tag. Ein sehr guter Tag. Vielleicht der beste Tag auf meinem Weg.

    Das Wetter hervorragend. Richtige Berge rechts und links und vorn. Satte grüne Wiesen. Unendlich viele schöne und duftende Blumen. Enzian. Trollblumen. Alpenrosen. Nelkenwurz. Ein Grenzstein zum Träumen. Muscheln von NST-Thruhikern. Eine nette Bekanntschaft am Grenzstein. Feine Wölkchen am Himmel, die die Landschaft betonen. Ein ordentlicher Anstieg über mehrere Kilometer am Schluss. Das erste und einzige "pfiat di", das mich an meine lange Zeit in Österreich erinnert. Und eine gute Weizenbier-Versorgungsdichte.

    Kurz und gut. Nach 3620 Kilometern insgesamt und gut zwanzig Kilometern heute stehe ich am Haldenwanger Eck. Die lange Reise endet mit einem grandiosen Finale. Ok, der Weg heute hat auch Asphaltabschnitte. Aber das stört mich heute gar nicht. Für fast alles andere lasse ich die Bilder (beziehungsweise Knipsereien, wie Frank sagen würde) sprechen. Oben bin ich einfach überwältigt. Ganz alleine bin ich erstmal nicht. Ein junges Pärchen ist auf einer ähnliche Reise wie die Maus gerade. Sie machen alle Zipfel, waren auf Sylt und am westlichen Zipfelpunkt. Görlitz fehlt noch. Und dazu in jedem Bundesland einen interessanten Ort. Alles mit 49 Euro-Tickets. Ich darf Tipps für Thüringen geben. Sie verbindet sofort meine Plakette mit dem NST-Zeichen am Ziel und fragt nur ob ich starte oder lande. Dann kann, darf und muss ich lange vom Weg erzählen. Das ist ein wunderschöner Abschluss. Irgendwann lassen die beiden mich alleine. Ich bleibe noch eine gute Stunde. Ein paar andere Wanderer kommen und gehen. Das Finisher-Bier ist warm. Schmeckt trotzdem.

    So. Der Weg ist zu Ende. Danke an alle, die reell oder virtuell oder beides dabei waren. Es gibt später sicher noch ein ausführliches Fazit. Aber jetzt ist erstmal Ruhe.

    Am 1. März gestartet, am 26. Juni angekommen. 118 Tage Reise. Davon 18 Zeros. Wobei an drei der Zeros abseits vom NST gewandert wurde. Zwei Tage für das Ende des Rheinsteigs und ein Tag für das Ende des Westwegs.

    Also genau 100 Wandertage auf dem NST 😊
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  • Day 117

    Vom Alpsee nach Oberstdorf

    June 25, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 26 °C

    Der Zeltplatz hält was er verspricht. Ich schlafe ordentlich und mich belästigen weder Braunbären noch Kühe. Ein paar menschliche Geräusche von der Party an einer nahen Alpe stören wenig. Um halb sechs geht es los. Ich laufe durch Wiese und Weide hinunter zum Alpsee. Die Kühe liegen noch schlaftrunken auf der Wiese. Ich bin wach da es recht kühl ist. Im Alpsee zieht ein Schwimmer im Neopren seine langen Bahnen. Biergärten und Cafés werden für den Sonntag präpariert. Das Wetter ist herrlich.

    Am kleinen Alpsee gehe ich vorbei in Richtung Immenstadt. Dort gibt es einen Bäcker in Bahnhofsnähe, der mich mit Kaffee und Frühstück versorgt. Hier habe ich eine Verabredung. Nach dem zweiten Cappuccino kommt Frank Freestyla Hikes (kurz Frank) mit dem nur leicht verspäteten Zug. Wir trinken einen Cappuccino zusammen. Und dann begleitet er mich den ganzen Weg nach Oberstdorf!

    Ich bin etwas überrascht, wie schön doch dieser Weg durch das Illertal ist. Das macht nicht die Wegbeschaffenheit. Sondern die tolle Sicht bei diesem Wetter auf die Allgäuer Hochalpen links und die Berge rechts. Und die wunderbare Unterhaltung. Ich lerne viel wie man die Welt im großen, den NST im mittelgroßen und das Illertal im kleinen mit den Augen eines Künstlers sieht. Der Künstler bin nicht ich. Nur die Versorgung mit Kaltgetränken auf der Strecke läßt zu wünschen übrig. In Fischen machen wir einen kleinen Umweg ins Zentrum um das in einem Biergarten zu ändern. Das gelingt.

    Weiter geht es am idyllischen Illerursprung vorbei hinein nach Oberstdorf. Ich suche zunächst mein Mietbett auf. Ganz ordentlich. Anschließend bekomme ich von Frank noch eine kurze Führung durch Oberstdorf unter spezieller Berücksichtigung des NST-Verlaufs. So kann ich morgen den Weg schwer verfehlen. Trotz Besuch eines weiteren Biergartens. Der stillt Hunger und Durst. Irgendwann muss Frank zum Zug. Vielen Dank für einen der besten Tage auf dem Weg!

    Ich trinke noch mein Bier aus an diesem Nero mit nur knapp 30 leichten aber schönen Kilometern. Die Zeit reicht nicht ganz, um noch einmal den ganzen langen Weg Revue passieren zu lassen. Aber ich habe auch morgen noch etwas Zeit dazu. Die 3600 Kilometer-Marke ist heute gefallen. Aber die spielt keine Rolle mehr. Deshalb keine Extraparty an dieser Stelle.

    Es ist nicht mehr weit. Bis morgen!
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  • Day 116

    Von Niederstaufen bis zum Alpsee

    June 24, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 23 °C

    Heute ist ein Tag der Entscheidungen. Welchen Weg nehme ich. Zwei Herzen schlagen, ach, in meiner Brust. Ich hab von Frank den Track ab dem Bodensee bekommen, der ab dem nächsten Jahr ein paar Änderungen bringt. Er hat in einem Footprint dazu berichtet. Den könnte ich laufen. Und ich könnte ab Hohenstaufen auch hochsteigen zum Hochgrat und die Nagelfluhkette gehen. Aber Hochgrat bedeutet immer übernachten in der Staufner Hütte. Das findet meine Trailmanagerin wegen der aktuellen Norovirusfälle auf den Hütten um Oberstdorf nicht lustig. Auch meine Schuhe sind eigentlich nicht mehr alpinfähig. Die Sohle ist fast glattgelaufen.

    Und schließlich wird so kurz vor dem Ziel langsam das Ziel zum Ziel, nicht mehr der Weg. Also lautet der Entschluss: Ich gehe wie bisher die aktuelle Standardroute des NST. Da ich insgesamt doch schneller fertig bin als erwartet nehme ich mir später noch ein paar Sachen als NST-Nachlese vor. Darunter die Nagelfluhkette und vielleicht den Heilbronner Weg. Dann ohne großes Gepäck und mit bergtauglichen Schuhen.

    Jetzt, wo diese Entscheidung gefällt ist, stehe ich auf und packe mein Zelt zusammen. Frühstück wird auf Lindenberg verschoben. Da gibt es einen Bäcker. Vorher komme ich noch an einem Hochmoor und dem schönen
    Waldsee vor Lindenberg vorbei. Die Kneippanlage missbrauche ich für eine Katzenwäsche. Im Ort gibt es dann nicht nur den Bäcker mit hikerfreundlichen Frühstücksportionen. Es ist auch Markttag. So kann ich auch noch frisches Obst verdrücken. Es geht weiter über Weiler hinein in die Hausbachklamm. Ich gehe ein Stück weiter hinein als der NST. Nächstes Jahr wird dann die gesamte Klamm Bestandteil sein. Heute sind sehr viele größere Wandergruppen unterwegs. Da fällt es mir nicht so schwer umzukehren und den Weg nach Simmering einzuschlagen. Das lohnt sich auch. Denn da gibt es eine kleine Brauerei mit Gaststätte dazu. Die macht um 11 auf. Ich bin genau um 11 da. Fünf verschiedene Biersorten sind im Angebot. Jeweils in drei Größen. Da ich mindestens zwei Sorten probieren will entscheide ich mich nicht für die Maß. Auch das Süppchen dazu ist lecker.

    Macht aber nicht komplett satt. Deshalb hole ich mir in Hopfen beim Käseautomaten der Sennerei Baldauf noch ein ordentliches Stück Kas. Danach bin ich satt.

    In Oberstaufen paßt durchaus schon wieder ein Eisbecher. Hier ist sehr viel los. Ist ja auch super Wetter. Bald hinter Oberstaufen wird der Weg richtig schön. Es geht bergauf mit Blick über das Tal zur Nagelfluhkette. Ja, da will ich bald mal lang. Höchster Punkt auf meinem Weg ist die Salmaser Höhe. Danach geht es langsam wieder bergab Richtung Thaler Höhe. Immer auf dem Kamm entlang. Dabei schieben sich die Gipfel des Hochallgäu in den Blick. Hinunter schaut man auf den Alpsee. Auch hier ist noch einiges los. Einige Leute und noch viel mehr Kühe. Mit großen Glocken. Also die Kühe. Ein herrliches Konzert. Einmal muss ich mitten durch eine Herde durch. Deshalb ist es auch nicht ganz einfach, einen geeigneten Platz für mein Zelt zu finden. Ich steige noch ein wenig ab. Hinter der Siedelalpe finde ich eine Wiese, die keine Weide ist und sich zum Zelten eignet. Nicht perfekt aber ok.

    Ich schau mir noch das Alpenglühen an. Dann krieche ich ins Zelt und schreibe den Footprint.

    Gute Nacht!
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  • Day 115

    Von Friedrichshafen nach Niederstaufen

    June 23, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 21 °C

    Das Vierbettzimmer in der Jugendherberge wurde noch voll. Die anderen zwei wollen zur Eurobike. Das ist wohl die Leitmesse für alles, was mit Rädern zu tun hat. Wir frühstücken morgens zusammen. Die zwei sind wirklich Fanatiker. Besonders der Engländer. Der ist mit seinem Rad gekommen um noch ein paar Bergtouren anzuschließen. Ich darf trotzdem ein bisschen von NST erzählen.

    In der Nacht hat es ordentlich geschüttet. Beim Frühstück regnet es noch ein bisschen. Dann hört es auf und ich ziehe ich los. Das erste Stück ist das Eriskircher Ried. Das ist ein schönes Naturschutzgebiet mit vielen Vögeln. Dabei passiere ich auch die 3500 Kilometer-Marke. Danach geht es aber bis zum späten Nachmittag sehr urban weiter. Erstmal flach am Bodensee über Langenargen, Kressbronn, Nonnenhorn, Wasserburg und Bad Schachen nach Lindau. Alles mehr oder weniger touristische Urlaubsorte. Verpflegung ist also gesichert. Um die Bayern zu ärgern esse ich wieder zum späten Frühstück um 13 Uhr Weißwurst mit Brezn. Diesmal aber immerhin mit einem Weizen dazu. In Lindau besorge ich dann etwas Vorrat für den Nachmittag und bummele eine Weile über die Insel.

    Auch raus aus Lindau reiht sich erstmal noch Dorf an Dorf. Dafür geht es bergauf. Die Besiedlung wird lockerer. Viele Obstplantagen säumen den Weg. Und tolle Blicke zurück über den Bodensee mit den Schweizer Alpen. Bald ändert sich die Landschaft weiter. Es wechseln sich Wiesen und Wälder ab mit einzelnen Höfen und kleinen Dörfern dazwischen.

    Ich finde rechtzeitig eine schöne große Lichtung im Wald. Die ist extra für mich gemäht und bietet mit ein paar horizontalen Stellen perfekte Plätze für mein Zelt. Ich baue auf und verziehe mich schnell hinein. Es sind einige Blutsauger unterwegs. Besonders ein paar Bremsen nerven. Im Zelt habe ich meine Ruhe. Es wird auch langsam dunkel.

    Gute Nacht!
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  • Day 114

    Von Überlingen nach Friedrichshafen

    June 22, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 28 °C

    Wegen der angedrohten Hagelkörner in Kindskopfgröße kann ich heute abend nicht wie geplant zelten. So ein Unwetter ist kein Spaß. Also organisiere ich mir noch gestern Abend ein Bett in der Jugendherberge in Friedrichshafen. Dorthin komme ich schnell von fast jedem Punkt des NST zwischen Überlingen und Friedrichshafen. Außerdem war das eh ein Programmpunkt, den ich noch abhaken wollte: eine JH-Übernachtung.

    Aber der Reihe nach. Frühstück gibt es im Hotel nicht. Deshalb stehe ich recht früh auf und ziehe los. Nur ein paar Jogger und ein paar Frühschwimmer sind unterwegs. Bis auf das für nach 12 Uhr angekündigte Unwetter verspricht der Tag gemütlich zu werden. Alle fünf Kilometer ein Ort am See, wo man was essen und trinken kann. Entsprechend gehe ich mit leerem Vorrat und nur einem halben Liter Wasser los. Das reicht auch. Der erste Stopp ist das Frühstück beim Bäcker in Nußdorf. In Überlingen war noch alles zu.

    Bis Unteruhldingen geht es am Ufer entlang. Auf dem Weg dorthin komme ich am Zisterzienserkloster Birnau vorbei. Da wird gerade Gottesdienst gehalten. Sehr katholisch. Dann bis Meersburg durch den Wald. Meersburg ist pittoresk und sehr touristisch. Ich kenne es schon von unserer Hochzeitsreise vor vielen Jahren. Ich finde einen kleinen Bäcker für ein zweites Frühstück. Das Unwetter ist auf 14 Uhr verschoben. Fein, da komme ich noch ein Stück weiter.

    Auch bis Hagnau geht es ein Stück oberhalb des Sees. In Hagnau genehmige ich mir dann am See ein Glas Wein und Weißwurst mit Bretzen. Bin mir nicht sicher, ob das stilecht ist. Noch bin ich ja nicht in Bayern. Das Unwetter ist auf 16 Uhr verschoben. Fein. Vielleicht komme ich ja bis Friedrichshafen.

    Campingplätze und Yachthäfen säumen den Weg. Manchmal kann man durch, manchmal muss man dran vorbei. In Inmenstaad gibt's mal ausnahmsweise nichts zu trinken. Aber ein paar Kirschen hole ich mir von einem Selbstbedienungsstand. Im Campingplatz Schloss Helmsdorf brauche ich eine Weile, um den Ausgang zu finden.

    Dann kommt ein schreckliches Stück Weg direkt auf dem Radweg neben der B31. Weil Airbus den See zugebaut hat. Das Unwetter ist noch nicht zu sehen. Deshalb gehe ich in Fischbach schwimmen zur Abkühlung. Sehr angenehm. Fischbach geht dann direkt über in Friedrichshafen. Dort ist viel los am See und in den Kneipen. Ich schließe mich an und trinke noch etwas feines mit Seeblick.

    Ich komme ohne Unwetter bei der Jugendherberge an. Das Zimmer teile ich mit einem Tageswanderer. Der macht seit Samstag Ausflüge und bleibt bis nächsten Sonntag. Ich erzähle ihm vom NST. So richtig Stimmung im Haus machen zwei Schulklassen. Und das Unwetter. Das kommt jetzt doch noch. Es blitzt und donnert. Ich bin froh, nicht im Zelt draußen zu sein.

    Gute Nacht!
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  • Day 113

    Von Singen nach Überlingen

    June 21, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 28 °C

    Nach einem ordentlichen Frühstück wandere ich aus Singen los. Der Wetterbericht sagt einen nicht ganz so warmen und sonnigen Tag wie gestern voraus. Und keinen Niederschlag. Die Luft ist wieder sehr feucht. Und von den Niederschlägen gestern und in der Nacht ist auch das hohe Gras, durch das ich am Morgen manchmal laufen muss, sehr nass.

    Von hinten schleicht sich ein Wanderer an. Er ist etwas schneller als ich. Als er mich eingeholt hat gehen wir eine ganze Weile zusammen und erzählen unsere Geschichten. Er läuft den ganzen Querweg. Will heute noch bis zum Ende nach Konstanz. Irgendwann zieht er weiter.

    Dann meldet mein Handy ein nahendes Unwetter. Die entsprechende Wolkenfront ist am Horizont zu sehen. Es soll um 10 Uhr losgehen. Bis dahin komme ich gerade zum Netto in Steißlingen. Da kann ich die Zeit nutzen und mich unterstellen. Es geht um 9:45 Uhr los. Und wie. Ich habe noch 5 Minuten zum Netto. Flüchte mich also in einen Carport. Nach 10 Minuten ist der Hagel vorbei, der Regen etwas weniger und die Blitze weit genug weg. Ich gehe zum Netto und warte dort bei Kaffee und Kirschen den Rest des Unwetters ab. Für heute ist es das gewesen.

    Vor Staringen geht es hoch zur Homburg. Der Ausblick ist interessant. Oben der Himmel. Dann eine Schicht Schweizer Alpen. Darunter Wolken. Und darunter die näher liegende Landschaft. Mein Handy kann das nur schlecht einfangen.

    Bald nach Staringen trennt sich der NST vom Querweg. Er führt zunächst bergauf bis zur Bisonstube Bodenwald. Sehr urige Location. Ich esse eine Portion Westernkartoffeln und trinke ein Weizen dazu. Der Wirt ist genauso urig wie seine Kneipe. Hat Zeit mit ein paar der Devotionalien zu erklären.

    Nun geht es durch den Wald bergab zur schicken Burgruine Altbodman. Der erste richtige Blick auf den Bodensee von hier aus ist super. Der restliche Abstieg nach Bodman zum Bodensee ist dann schnell erledigt. Hier ist touristisch einiges unterwegs. So geht es auch weiter auf den seenahen Weg nach Ludwigsburg. Leider ist das Ufer meist verbaut durch Campingplatz und Yachthafen.

    Hinter Ludwigsburg verpasse ich dann dummerweise die neue Wegführung des NST. Ich folge wie in der Beschreibung dem Bodenseerundweg. Den hab ich als Track geladen. Die Zeichen vom NST sind hier auch. War ja die alte Wegführung. Mein Weg führt bis Überlingen meist etwas erhöht am Hang entlang. Einige schöne Aussichten auf den Bodensee sind dabei. Aber auch relativ viel Asphalt. Die neue Wegführung ist noch ein Stockwerk weiter oben. Vermutlich mit weniger Asphalt und noch besseren Ausblicken. Ich bemerke meinen Fehler erst in Überlingen. Dort wartet ein Bett mit Seeblick auf mich. Darin liege ich gerade. Vorher habe ich noch einen Rundgang an Seepromenade und Zentrum gemacht. Sehr touristisch, aber nett.

    Gute Nacht!
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  • Day 112

    Von der Buchberghütte nach Singen

    June 20, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 30 °C

    Puh, was für ein anstrengender Tag. Aber selber Schuld. Ich wollte unbedingt bis Singen laufen, da ich mir dort ein Bett bestellt hatte. Bett und Dusche war eine gute Idee, die lange Strecke bei dem Wetter nicht. Aber der Reihe nach.

    Noch abends Stelle ich einen tragischen Verlust fest. Meine Stirnlampe ist nicht da. Ich habe sie vermutlich auf dem Zeltplatz liegen lassen. Hab sie allerdings in den letzten Tagen nicht benutzt. Werde mir trotzdem eine neue besorgen.

    Schlau wie ich bin habe ich das Außenzelt zum Trocknen in den Hütteneingang gehängt. Aber des Nachts gibt es ordentlich Sturm und Regen. Wegen des Sturms muss ich aufstehen und das Zelt abnehmen. Wegen des Regens ist es nasser als zuvor.

    Auch die Luft am Morgen ist schwül und feuchtigkeitsgesättigt. Und die Wiesen sind nass. Die erste Hälfte des Wegs bis Engen gehe ich relativ schnell. Es ist noch nicht ganz so heiß wie am Nachmittag. Das will ich nutzen. Die Wolken hängen tief. Der Regen hat die Luft gewaschen. So kann ich endlich das Panorama der Schweizer Alpen klar sehen. Bald wird die Luft wieder zu diesig dazu.

    Immer gut zu sehen sind die einzelnen Vulkanberge in verschiedenen interessanten Formen. Die begleiten den Weg. Heute Nachmittag darf und muss ich über einige rüber. Aber erstmal geht es hinunter nach Engen. Auf dem Weg in den Ort sind es nun gut 30 Grad und sengende Sonne. Mein Mittagessen besteht dementsprechend aus einer Hikerportion Eis und Obst.

    Hinter Engen geht es nun steil hinauf zum ersten Vulkanberg. Der
    Hohenhewen mit Burgruine oben. Vorher kippe ich meine Mütze voll Wasser und mache das Shirt nass. Trotzdem schwitze ich beim Aufstieg. Gemein, dass der Weg zweihundert Meter unter dem Gipfel entlang führt. So muss ich für den Aufstieg Offtrail-Meter und Höhenmeter machen. Lohnt sich. Kleiner Aussichtsturm und nette Ruine, die auch als Campspot geeignet ist.

    Dann wieder steil hinab. Ich stehe vor der Wahl, dem neuen Verlauf des Querwegs zu folgen oder über Weiterdingen dem NST zum Wurstautomaten. Ich will den Wurstautomaten. Nicht wegen der Wurst. Sondern der eisgekühlten Cola. Mein Trinkwasser hat 35 Grad. Ich nehme zwei Colas.

    Kurz danach kommen die 3400 Kilometermarke und der Hohenstoffeln. Hier spare ich mir den Extraaufstieg zum Gipfel. Bis zum Mägdeberg geht es dann offen über Wiesen und Felder. Die Sonne knallt weiter. Ich fühle mich trotz Sonnenschirm nahe am Hitzekollaps. Hab schon sieben Liter getrunken und sieben Hektoliter über mich gekippt. Aber irgendwie geht's noch weiter. Ich steige die Extrameter zum Mägdeberg hoch. Die Burgruine dort ist noch toller. Verwunschen. Alles mit Ranken zugewachsen. Ganz toll. Wenn nur die Hitze nicht wäre.

    Ich checke den Wetterbericht. Der spricht von Unwetter mit Gewitter und Hagel ab 20 Uhr. Bis 19:30 Uhr sollte ich am Hotel in Singen ankommen. Vorher geht es noch am Hohenkrähen und am Hohentwiel vorbei. Auf dem Weg zu letzterem kommen die Gewitterwolken bedrohlich nahe. Es wird stürmisch und kühler. Schön. Es beginnt um 19 Uhr heftig zu gewittern. Nicht schön. Hagel bleibt aus. Schön. Ich bin tatsächlich um 19:30 Uhr am Hotel. Da ist das Unwetter schon vorbei.

    Ich hole schnell etwas zum Abendessen, nutze die Dusche und kollabiere auf dem Sofa. Super anstrengender Tag. Aber trotzdem schön. Ach so, den Bodensee habe ich natürlich in voller Schönheit gesehen. Morgen bin ich da.
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  • Day 111

    Vom Schluchsee zur Buchberghütte

    June 19, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 26 °C

    Am Zero gestern habe ich mich gut beim Baden, Essen und Kayak fahren erholt. Der Zeltplatz ist in der Nacht fast leer und ganz ruhig. Kontrastprogramm zum Tag vorher.

    In der Nacht regnet es ein bisschen. Auch noch als ich zusammenpacke, frühstücke und zum Bildstein hochsteige. Von dort habe ich einen guten Blick zurück zum Schluchsee. An Fischbach und der niedlichen Cyriakskapelle vorbei gehe ich immer noch schluchtenfrei nach Lenzkirch. Das Zentrum des Kurortes ist hübsch. Die Bäckerin verkauft mir Kaffee und Croissant zum zweiten Frühstück. Im Edeka hole ich noch etwas Obst dazu.

    Kurz nachdem ich den Ort verlassen habe geht es los. Mit den Schluchten. Erst die Haslachschlucht. Ab der Mündung der Haslach in die Wutach dann die Wutachschlucht. Es ist einfach großartig. Wasserfälle, steile Canyonwände, Singletrail durch Dschungel mal oben, mal unten am Fluss. Viele Höhenmeter und steile Auf- und Abstiege. Die Wege sind bis auf kurze matschige Stücke trocken in und lassen sich gut gehen. Ganz anders als vor ein paar Wochen, als die Gratwanderin durch wollte.

    In der Mitte der Schluchtentour esse ich in der Schattenmühle Käsespätzle. Die Getränkepreise sind heftig, Essen ist ok. Der kommende Teil der Wutachschlucht ist genauso toll wie der erste. Hier kommen mir einige Wandergrüppchen entgegen. Ich vermute dass hier gestern wirklich die Hölle los war.

    Ganz plötzlich ist Schluss mit der schönen Schlucht. An der Wutachmühle. Dafür gibt es dort einen netten Kiosk. Gut für ein Kaltgetränk. Nun geht es über Wiesen nach Aselfingen und Achdorf. Hinter Achdorf werfe ich den Stock weg, der mich durch die Schlucht begleitet hat und sehr hilfreich war. Ein paar hundert Meter weiter bereue ich das. Richtig, da war noch was vor Blumberg. Die Schleifenbachklamm mit Leitern, steilem Auf- und Abstieg und Wasserfall. Mit Mühe schaffe ich es nach Blumberg und dann auch noch den Buchberg hinauf. Da ist eine schöne Hütte mit Superausblick in den Schwarzwald und die Schweiz. Das ist mein Zuhause für heute.

    Gute Nacht!
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  • Day 109

    Von der Musherhütte zum Schluchsee

    June 17, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 23 °C

    Mitten in der Nacht höre ich ein Auto zur Hütte fahren. Ich liege im Zelt auf der anderen Seite der Wiese. Wahrscheinlich bin ich gar nicht zu sehen. Aber ich habe ein paar Sachen im Bad gelassen. Insbesondere meine Powerbank zum Laden. Ich mache mir etwas Sorgen, dass die Besucher Gefallen daran finden könnten. Schlafe dann trotzdem einfach weiter. Morgens ist das Auto weg, das Zelt taunass und die Powerbank noch da. Immer mal wieder diese nächtlichen Ängste. Nicht vor Wolf und Bär, eher vor Mensch.

    Als ich aufbreche werden die Bergkuppen von der Sonne beschienen. Bis zu mir reichen sie noch nicht. Bald ist Todtmoos erreicht. Es hat eine noch geschlossene Barock- Wallfahrtskirche und einen offenen Bäcker. Der serviert zwar noch kein Frühstück. Aber ich darf die gekauften Teilchen und den Kaffee zum Gehen auf der Terrasse trinken. Dort kommt langsam die Sonne vorbei und wärmt.

    Das erste Stück Weg nach Todtmoos geht weiter durch die Wehraschlucht. Bald ist die Quelle erreicht. Dann werden die Wege für den Rest des Tages meist breitere Forst- und Wiesenwege. Für heute hat es sich ausgeschluchtet. Die Landschaft ist teilweise sehr offen, teilweise Wald. Einige Ausblicke mit Alpen- und Schwarzwaldpanoramen sind dabei. Da die Aussicht wieder nicht perfekt ist, ist das handgemalte Alpenpanorama am Aussichtspunkt über Oberibach deutlich detaillierter. Da finde ich ohne Probleme die Eiger-Nordwand.

    Auch die 3300 Kilometermarke liegt direkt an einem Aussichtspunkt mit Sonnenliege und Alpenblick. Sehr passend.

    Nach dem Klosterweiher mit Gasthof, den ich ohne zusätzliche Flüssigkeitsaufnahme passiere, geht es steil hoch zum Lehenkopf. Oben steht endlich mal ein Filmteam, das meine NST-Wanderung dokumentieren will. Mit lauter motivierender Hintergrundmusik. Ich straffe meine Haltung für die letzten Meter. Aber die Kamera bleibt stur ausgerichtet in Richtung meines kommenden Abstiegs nach St. Blasien. Von da kommt jetzt jemand hochgerannt mit Startnummer und ohne Gepäck. Der wird lautstark angefeuert. Ich nicht. Na ja. Ist der Sieger eines Berglaufs von St. Blasien hier hoch. Vielleicht zehn Kilometer. Da kann ich doch nur müde lächeln und steige auf den Turm. Als ich wieder unten bin, sind schon einige weitere Läufer angekommen. Ich drängele mich ins Kamerabild. Muss ja schließlich da runter wo die Läufer hochkommen. Eine Weile muss ich noch welchen ausweichen.

    Dann sieht man zum ersten mal St. Blasien. Die Domkuppel dominiert den gesamten Ort. Wirkt etwas überdimensioniert. Aber insgesamt ist das Zentrum nett. Und bietet, was mein Hikerherz gerade begehrt. Ein Menü aus Weizen und Schwarzwälder Kirschtorte und anschließend noch ein Eis. Mit dem in der Hand wandere ich aus dem Ort.

    Dann folgt mit der Windbergschlucht die zweite Schlucht des Tages. Sehr schön. Der Rest des Wegs ist schluchtenfrei über breite Forstwege, zunächst aber mit ordentlicher Steigung. Dann bald der erste Blick auf den Schluchsee. Der sieht ja herrlich aus. Ich beeile mich zur Vesperstube Unterkrummen zu kommen. Die hat bis 18 Uhr offen, allerdings ab 17 Uhr nur kalte Küche. Ich bin um 17:40 Uhr da. Nix kalte Küche. Ein Bier bekomme ich noch. Sie hatten so einen harten Tag. Deshalb wird nix mehr zu essen gemacht. Ich hatte auch einen harten Tag. Zählt nicht.

    Der Blick auf den von der Sonne beschienen See ist herrlich. Hier müsste man eigentlich länger bleiben. Aber ich will ja zum Haldenwanger Eck. Und morgen erstmal durch die Wutachschlucht.

    Will ich? Wirklich? Soulboy hat mir dringend abgeraten, am Sonntag da durchzugehen. Die Wettervorhersage für morgen ist sehr gut. Auf dem Weg kommt gleich am See ein Naturcampingplatz. Und ich habe eigentlich Zeit. Der erste feste Programmpunkt für nach dem NST ist am 30. Juni.

    Die spontane Entscheidung ist klar. Wenn ich mein Zelt auf dem Campingplatz aufstellen darf, bleibe ich zwei Nächte hier und genieße morgen einen See- und Bade- Zero. Ich darf. Die Zeltwiesen sind zwar gut gefüllt mit vielen Kindern. Macht nix. Ruhe hatte ich auch genug. Also Zelt bauen, im nahe gelegenen Seglerheim noch einen Burger essen und den Rest des Abends am See verbringen. Als es kalt und langsam dunkel wird verkrieche ich mich in mein Zelt. Die Geräuschkulisse des Camps verebbt langsam und ich schlafe glücklich ein.
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  • Day 108

    Von Lörrach zur Musherhütte

    June 16, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 23 °C

    Wie geplant bin ich gestern am Zero den Westweg nach Basel zu Ende gelaufen. Das Stück von Lörrach nach Basel ist nicht mehr so spannend. Die meiste Zeit geht es im Tal der Wiese entlang, die schnurgerade verläuft. In Basel ist extra für mich die Basel Art eröffnet worden. Auch sonst fand ich Basel ganz spannend.

    Aber nun zurück zum Thema NST. Auch die zweite Nacht auf dem Campingplatz in Lörrach ist ganz entspannt. Ich nutze die Gelegenheit, am Morgen noch einmal zu duschen. Auch die Wäsche ist schon wieder gewaschen. Ich esse noch die halbe Schale Erdbeeren zum Frühstück. So gegen sechs ziehe ich los. Zum Bahnhof, wo ich den Trail vorgestern verlassen habe, ist es nicht weit. Auf dem Weg gibt es noch einen Kaffee und ein Croissant. Dann beginnt das Verbindungsstück von Lörrach nach Wehr, dem Start des Schluchtensteigs. Es geht noch in Lörrach ordentlich bergauf und dann auf der Höhe durch Wald und Wiese meist bequem auf breiten Wegen. Viele Kirschen und ein paar Johannisbeeren und Walderdbeeren fallen meinem Obstappetit zum Opfer. Von der Hohen Flum und dem Turm dort habe ich wieder Alpensicht. Aber richtig klar ist es auch heute nicht.

    In Wehr angekommen esse ich noch lecker beim Griechen und stocke meinen Vorrat etwas auf. Dann geht es zum Trailhead des Schluchtensteigs. Klassisch wird dieser eigentlich andersrum gelaufen. Dann ist hier das Ziel. Erstmal geht es gemütlich, aber schon sehr schön, aus Wehr hinaus an der Wehra entlang. Leider wird am Stausee gebaut. So kann ich nicht über den Damm. Es geht eine breite Forststraße in knallender Sonne entlang als Umleitung. Mir kommen einige Grüppchen entgegen, die wohl ohne großes Gepäck den Schluchtensteig wandern. Als die Umleitung vorbei ist wird es spektakulär. Einige Stunden Singletrail durch die Schlucht der Wehra. Oft weit oben. Manchmal geht es an der Seite senkrecht abwärts. Hier gibt es schon reife Blaubeeren. Es überfordert mich ein wenig, gleichzeitig auf den Weg zu achten und Blaubeeren zu sichten. Ich konzentriere mich lieber auf den Weg. Mehrfach rauschen Bäche steil und mit Getöse ins Tal.

    Die Stimmung wird getrübt durch die Suchanzeigen für Scarlett, die auf dieser Etappe vor drei Jahren verschollen ist. Man hat trotz intensiver Suche weder sie noch ihre Ausrüstung gefunden. Sehr traurig.

    Der Weg bergab nach Au, wo ich wieder den Fluß treffe, ist dann breiterer Forstweg. In Au trinke ich noch ein Bierchen in der urigen Westernkneipe. Auch das Essen sieht gut aus. Aber dafür habe ich weder Zeit noch Hunger. Ich gehe noch ein kleines Stück. Ziel ist der Schluchtensteig Wanderstützpunkt Musherhütte. Die Hütte ist verschlossen. Aber Waschbecken, Toilette und Strom sind da. Ich baue auf der Wiese mein Zelt auf.
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