Life is easy when your livingroom rolls … Read more Bamberg, Deutschland
  • Day 84

    Marrakesch II - Kultur & Design

    Yesterday in Morocco ⋅ ☁️ 31 °C

    Nachdem wir von der Alhambra in Granada so fasziniert waren, wollten wir unbedingt die Ben Youssef Madrassa im Herzen der Medina von Marrakesch anschauen . Sie wurde im 14. Jahrhundert gegründet, im 16. Jahrhundert unter dem Saadier-Sultan Abdallah al-Ghalib wesentlich erweitert und verschönert. Bis 1960 diente sie als islamische Lehranstalt und wurde später für die Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht.
    Die Madrassa bot Raum für bis zu 900 Studenten und beinhaltete Studienfächer wie Theologie, Rechtswissenschaften, manchmal auch Astronomie und Mathematik. Hier konnten wir am deutlichsten den Bezug zur marokkanischen und islamischen Kunst und Lehre sehen und spüren.
    Aufwendige Schnitzereien, wunderschöne Zellij-Fliesenarbeiten (bunte Keramikfliesen), kunstvoll gestaltete Holztüren und ein beeindruckender Innenhof versetzten uns ins Staunen. Schlussendlich finden wir, dass die Ben Youssef Madrassa das modernere und vor allem filigranere Bauwerk ist. Berührt hat uns drei die Alhambra, die bereits im 13. Jahrhundert gebaut wurde, mehr. Die Einschätzung mag aber durchaus von den Massen an Touristen und den sehr hohen Temperaturen „getrübt“ sein, denn grundsätzlich sind beide Bauwerke einmalig, außergewöhnlich und absolut sehenswert.

    Für uns ist Marrakesch ein Kulturereignis per se, ein melting pot, in dem Vieles zu finden ist, sich Viele finden und Viele von der Muse geküsst werden. Mick Jagger, Kate Moss, Giorgio Armani, Jean Paul Gaultier haben hier Häuser und verbringen regelmäßig Zeit hier.
    Der 2008 verstorbene Yves Saint Laurent hatte zu Marrakesch eine sehr intensive Beziehung. Er kaufte einen fast verfallenen Garten, den der Maler Majorelle im Jahr 1924 anlegte, erweckte diesen wieder zu neuem Leben, renovierte die Häuser und schuf mit dem Garden Majorelle ein wahres Kleinod. Der Garten besticht insbesondere durch die kräftigen Farben, allen voran das Majorelle Blau. Die Farbe ist ein tiefer, satter Kobalt- oder Ultramarinblau-Ton, der dazu gedacht ist, das klare Licht und die lebendigen Farben Marokkos widerzuspiegeln. Diese intensive Farbe verleiht dem Garten etwas exotisches, wirkt kühlend und auch beruhigend. Neben dem Garten befindet sich das Yves Saint Laurent Museum, indem der Einfluss der Blumen und Pflanzen auf das Wirken des Designers dargestellt wird, aber auch viele original Haute Couture Kleider und Boleros mit den dazugehörigen Entwufsskizzen zu sehen sind. Im Nachgang zum Garten- und Museumsbesuch haben wir bei einem alkoholfreien Mojito mit Greta über Muse und Inspiration gesprochen, was aktuell bei den Arbeiten für die Schule durchaus zu Diskussionen führen kann … wenn sie gerade keine Muse hat 😂.

    Die Fülle der Eindrücke ist immens in dieser Stadt und es hätte noch jede Menge weiterer Sehenswürdigkeiten zu bestaunen gegeben. Wir waren mit dem Mix aus Medina, dem pulsierenden Herz der marokkanischen Kultur und den ruhigeren Erholungsorten (Secret Garden und Jardin Majorelle) sehr zufrieden und haben das Gefühl,
    einen guten Einblick in das historische und kulturelle Erbe von Marrakesch aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erhalten zu haben.
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  • Day 78

    Marrakesch I - Die Medina

    May 3 in Morocco ⋅ ☀️ 31 °C

    „Nein, der Djamâa el-Fna ist kein Jahrmarkt. Der Platz ist gleichermaßen Spiel und Ernst, Tanz- und Lehrort, Zuschauertribüne und Bühnenraum, Touristenattraktion und heimische Agora, ein Ort, an dem Arm und Reich, Kleinod und Nepp ineinander übergehen, Darbietende und Zuschauer mitunter die Rollen tauschen, und zwar in einem Maße, dass das vermeintlich Gegensätzliche und Getrennte kaum mehr von einander zu unterscheiden ist, sondern fortwährend ineinander fließt: ein Meer der Sinnlichkeit.
    Vermutlich gibt es kaum einen Ort weltweit, an dem die extrem unterschiedlichen Lebensformen und -entwürfe einer globalisierten Welt schon im Erscheinungsbild der dort versammelten Menschen, mehr noch aber in dem, was geschieht, so sehr ineinander verwoben sind wie auf dem Djamâa el-Fna in Marrakesch.
    Dieser Platz ist ein Bild des Menschlichen - in all seinen Facetten.“

    Dieser Absatz in unserem Reiseführer war die Einstimmung auf Marrakesch. Diesen Ort - so sagt man - muss jeder gesehen haben, der nach Marokko kommt. Uns hat Marrakesch im Vorfeld unter Druck gesetzt. Egal in welche Stadt man kommt, alles wird mit Marrakesch verglichen und in Relation gesetzt. Wir trafen auf der Reise Viele, die schon dort waren und das löste bei uns ein eher unentspanntes Gefühl aus. Es sei laut, eng und aufgrund der vielen Mopeds in den schmalen Souk-Gassen richtig gefährlich. Die Händler seien aufdringlich, man entkäme ihnen kaum, wenn man einmal im Laden sei. Am besten nur am Vormittag in die Souks - in der Nacht sei es viel zu voll. Aber es sei eben auch wie 1001 Nacht, der Platz Djamâa el-Fna (der Platz der Geköpften, siehe 👆 oben) unbeschreiblich.

    Wir hatten schon lange vorher beschlossen, die Stadt nicht mit dem Camper zu bereisen, sondern Gonzo auf einem Campingplatz außerhalb der Stadt zu parken und in Marrakesch in einem der vielen Riads (typisches Hotel mit Innenhof) zu übernachten. Von dort aus machten wir uns am späten Nachmittag auf den Weg durch die Souks Richtung Djamâl el-Fna. Tatsächlich waren die Gassen anders als in Rabat und Essaouira voller, enger und vor allem einheimischer belebt. Trotz der Masse an Touristen in der Stadt und dem entsprechenden Angebot an Souvenirs herrschte in den Gassen ein eigenes Flair, dass in erster Linie nicht für die Gäste künstlich geschaffen wurde, sondern authentischer war. In der Medina mit den unzähligen Mopeds ist es ein bisschen ähnlich wie im Camper. Es ist einfacher und nervenschonender, wenn es einem gelingt, sich dem Fluss und dem Pulsschlag der Souks anzugleichen und mitzuschwimmen. Uns spülte dieser Rhythmus direkt zum Djamâa el-Fna und wir wollten dieses Flair, dieses Meer an Menschen, an Emotionen und Vielfalt nun selbst erleben.
    Es war voll, es war laut und trubelig. Männer tanzten zu wilden Trommelrythmen, überall gab es die sogenannten Henna-Frauen, die Greta schneller ein Tattoo auf die Hand gezaubert hatten, als wir uns umschauen konnten und dann gab es noch die unzähligen „Fressbuden“, die jeden Abend ab 17 Uhr auf dem Platz aufgebaut und nachts wieder abgebaut werden. Jeder erklärte uns, das beste Essen der Stadt zu haben und weil Greta von dem dauernden Ansprechen genervt war, hat sie jedem mit einem Grinsen im Gesicht die Worte „La la shokran“ entgegengerufen. Tatsächlich haben die Händler eher von uns abgelassen, wenn Greta verneinte anstatt wir. Greta war auf einer Mission und hatte es daher eilig. Sie wollte unbedingt die Schlangenbeschwörer sehen. Und dann, zack, hatte sie eine Schlange um den Hals. Kaum hatte der Händler die Schlange von ihr abgenommen, setzte er mir seinen Hut auf und zack, hatte ich die Schlange um den Hals. Zugegeben, ich war nicht ganz so tiefenentspannt wie Greta. Beate musste schnell Fotos machen und dann ging auch schon das verhandeln los. Wenn man bedenkt, dass ein Kilo Gemüse 4 Dirham kostet, also nicht mal 50 Cent, waren die anfänglich geforderten 400 DH Wucher! Aber wir waren darauf eingestellt und konnten gut verhandeln.
    In den unzähligen Souks, die die ganze Medina letztendlich ausmachen, gab es eigentlich alles, was wir bisher in den unterschiedlichen Städten und Souks gesehen hatten. Bis auf die Gewürz- und Kräuterhändler. Davon gab es hier viele und auch mit einem größeren Sortiment. Dazu zählen neben den üblichen Kräutern auch Schildkröten, Chamäleons und Rocheneier. Die Tiere und Eier werden in der traditionellen Medizin eingesetzt, sind Zierobjekte oder Glücksbringer.
    Bei unserem Kräuterhändler des Vertrauens haben wir frisches Garam Masala und Sheba gekauft.
    An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass Sheba in den Wintermonaten in den marokkanischen Minztee kommt. Und da wir eine gebrauchte, original marokkanische Teekanne als Neuzugang in unserem Hausstand begrüßen dürfen, muss außer grünen Tee, frischer Minze, wahlweise Zucker eben auch Sheba mit an Bord sein. Greta durfte sogar „Pascal“, das Chamäleon, auf die Hand nehmen.
    Immer wieder waren wir beeindruckt, wie schnell man von einer Welt in die nächste inmitten der Medina eintaucht. Man geht durch ein großes Tor und dahinter verbirgt sich der „Secret Garden“, man biegt von einer Verkaufsstraße einmal ab und ist in der Schuhmacher- oder Lederproduktionsstraße. Das Handwerk ist offensichtlich wichtiger Bestandteil des Lebens und Lebensgrundlage für viele. Nach so vielen Eindrücken, waren wir jeden Tag froh am Abend in unser Riad zu kommen und die Ruhe und die Kühle hinter den Mauern zu genießen.
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  • Day 75–78

    Die Ouzoud Wasserfälle

    April 30 in Morocco ⋅ ☀️ 17 °C

    Aktuell sind in Marokko Ferien, dies konnten wir schon in den letzten Tagen feststellen, da in den Dörfern zu jeder Uhrzeit Kinder auf der Straße waren, die Fußball spielten, Wäsche wuschen, Futter mit dem Esel holten, oder irgendetwas am Haus arbeiteten. Genau zu diesem Zeitpunkt haben wir entschieden zu DER touristischen Attraktion in Marokko zu fahren, wo sich aus- und inländische Touristen gleichermaßen treffen - den Ouzoud-Wasserfällen. Das Wasser fällt hier in mehreren Kaskaden und mehrstufig 110 m über rote Felsen und mündet in einem kleinen See. Die Ufer der Wasserfälle sind von Feigenbäumen und urwaldähnlichen Lianen bewachsen. Soviel wussten wir aus unserem Reiseführer.

    Bei Komoot haben wir uns eine größere Wanderung herausgesucht, die uns an den Wasserfällen vorbei, hin zu Höhlen und zur Flussmündung des Oued Ouzoud und des Qued al Abid führte.
    Doch zunächst musste Marcus zwei Official-Guides abwimmeln, die uns ihre kostspieligen Dienste anbieten wollten und ohne deren Hilfe wir mit unserer Karten App definitiv „baden gehen würden“.
    Die Wanderung begann mitten in Ouzoud und führte uns rechts an den Wasserfällen vorbei. Doch zu unserer Überraschung führte sie uns auch zu einer ganzen Horde Berberaffen. Dass diese Affen mindestens so attraktiv wie die Wasserfälle sind, ist uns bis dahin irgendwie entgangen. Daher war die Freude bei uns umso größer, als wir den ersten frei herumlaufenden Affen entdeckten. Dann den zweiten, den dritten und schließlich eine ganze Familie mit kleinen Tieren. Die Tiere sind für uns sehr faszinierend gewesen, einerseits weil sie so zutraulich waren, aber auch und dies ist viel berührender gewesen, weil sie frei dort leben. Wir konnten einen Blick in den Affenkindergarten und in den Beautysalon werfen sowie einen Boss beim Ausschau halten beobachten. Sie sind uns in so vielen Verhaltensweisen ähnlich ohne dabei affig zu sein 😉.
    Unsere Wanderung führte uns anschließend in ein unfassbar schönes Tal, durch das sich der Fluss hindurchschlängelte und kleinere Wasserfälle und Seen für uns bereithielt. Für uns … und zwar nur für uns, denn es war wie immer: 100 Meter nach der großen Attraktion waren keine Touristen mehr zu sehen, lediglich ältere Männer, die das fruchtbare Flußufer bewirtschafteten, indem sie dort Olivenbäume, Weizen und Kartoffeln anbauten. Immer wieder stellten wir uns die Frage, weshalb hier niemand unterwegs ist und waren gleichzeitig sehr glücklich darüber diesen unberührten Fleck Natur für uns entdeckt zu haben.
    Die Kraft des Wassers in ungebremster Weise zu sehen und zu hören war „berauschend“. An der Flußmündung war dies am eindrucksvollsten, weshalb wir hier auch länger verweilten. Vollgesaugt mit diesen Natureindrücken konnten wir auch sehr gelassen den Rückweg durch die touristische Attraktion und über 200 Stufen hinauf in den Ort angehen.
    Und: wir sind auch dank der Navigationsfähigkeit von Marcus nicht baden gegangen.
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  • Day 74

    Atlas - die Fahrt über den Titan

    April 29 in Morocco ⋅ ☁️ 5 °C

    Atlas - einer der Titanen - wurde nach der Niederlage gegen Zeus gezwungen, als Strafe das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern zu tragen.
    Das klingt, wie für die griechische Mythologie typisch, sehr mächtig - aber so war auch unsere Fahrt durch dieses faszinierende Gebirge.
    Angefangen hatte es nach unserem Wüstentrip, der uns mehr mitgenommen hatte, als noch vor Ort gedacht. Greta hatte ein paar Tage mit Übelkeit und Bauchschmerzen zu kämpfen und Beate und ich waren einfach platt und müde. Richtung Norden und Richtung Hoher Atlas wollten wir bei kühleren Temperaturen wandern gehen. Das war aber leichter gesagt als getan, weil es dort wo man wandern kann, wenig bis keine Stellplätze gibt und umgekehrt. Auf einem Campingplatz in der Nähe des „Rose Valley“ fanden wir aber erst einmal einen ruhigen Ort zum Erholen. Mitten auf einem Hügel hatten wir einen 360-Grad-Blick über die Landschaft, besonders atemberaubend bei Sonnenuntergang. Beate nutzte die Möglichkeit für eine Bike-Tour ins „Tal der Rosen“, vorbei an alten Kasbahs und schönen Gärten. Von dort aus machten wir auch einen Abstecher in die Dades-Schlucht und eine faszinierende Wanderung zu den „Monkey Fingers“.
    Von der Dades-Schlucht angetan, wollten wir am nächsten Tag dann zur noch bekannteren Todra-Schlucht aufbrechen und dort übernachten.
    Bereits in Tinghir, dem „Tor“ zur Schlucht, mussten wir feststellen, dass die Anzahl an weißen Kleinbussen mit der Aufschrift „Tourisme“ schlagartig zunahm. Nach wenigen Kilometern waren wir dann mitten drin. Überall Restaurants, davor die großen Reisebusse der Marokko-Rundreisen, dazwischen die kleinen Busse und überall Verkaufsstände mit allem möglichen Schnick-Schnack. Aber so ist das hier - wie woanders auch - die „Sehenswürdigkeiten“ werden endlos gehyped und mit Menschen vollgestopft bis …

    … der Asphalt schlecht wurde! Und schlagartig waren wir alleine! Die Straße hatte ungefähr die Qualität einer alten Dorfverbindungsstraße zuhause, das Bankett war abgebrochen und man fuhr eben in beide Richtungen in der Mitte. Gegenverkehr nahezu Null. Und so ging es immer weiter in die eher flache Todra-Schlucht, beidseits eingerahmt von mächtigen steilen Felsen. Ein paar Radfahrer waren noch unterwegs, aber das war’s. Oben angekommen war es wie Wüste im Gebirge. Ein Staudamm ohne Wasser und dann ein „Dorf“ mit einem Campingplatz im Nirgendwo. Wir schauten uns an und wussten, das dies nicht der Ort sein wird, von dem aus man gut wandern kann UND eine elfjährige Blondine vom Wandern überzeugen kann. Es war traumhaft schön, aber es war auch Nichts hier oben.
    Während Beate genau in diesem Nichts ein längeres berufliches Telefonat führen musste, enterten Greta und ich das einzige Restaurant in Tamtetoucht. Der Wirt kam mir vor, als habe er sich vor 20 Jahren überlegt, ein Gasthaus auf dem Mars auf zu machen, weil ja irgendwann schon mal Astronauten dort hin kommen würden. Und heute kamen wir. Der Wirt spratzelte also sofort hin und her und er war von Beginn an irritiert, dass die Frau im Auto bleiben musste. Er zeigte uns die Karte und ich entschied mich für zwei „Sandwich with Chicken“, einem Minztee und einen Orangensaft für Greta. Er lächelte, freute sich und verschwand. Wenig später wurde dann der Tisch gedeckt - für 3 Personen. Er signalisierte mir wieder, dass meine Frau da draußen doch auch hungrig sein musste. Ich gestikulierte mit den Händen „wichtiges Telefonat“, er lächelte und brachte das Essen. Zwei Salatteller und eine große Tajine mit Hühnerspießen! Es war mehr als üppig und genau - es war egal, was wir bestellten, denn es gab einfach die Spezialität des Marses äh des Hauses. Der Wirt sagte immer nur „Eat, eat!“ und kam ähnlich wie in dem Loriot-Sketch im Minutentakt, um zu fragen, ob es schmeckt. Es schmeckte fantastisch. In einer Tajine gibt es ja immer diesen verkochten Bodensatz aus Soße, Gemüse und was eben noch so auseinanderfällt. Das Beste also! Ich war dankbar, kein wichtiges Telefonat führen zu müssen und hab dann Beate auf der Weiterfahrt zum Ausgleich eine kleine Brotzeit vom Beifahrersitz aus gereicht 😉.
    Weiterfahrt - genau, wir hatten spontan entschieden weiterzufahren, um uns am nächsten Tag die Ouzuod-Wasserfälle anzusehen. Dazu mussten wir nun aber weiter, höher und letztlich über das Atlas-Gebirge. Und es war nicht die klassische Route, die man sonst Richtung Marrakesch nimmt, sondern eben besagte Straße, die uns maximal 30km pro Stunde zurücklegen ließ.
    Und diese Route war die schönste Strecke, die ich je gefahren bin (oder besser „gefahren wurde“, da ja Beate am Steuer saß).
    Es war unglaublich, trotzdem das Wetter immer schlechter wurde bis es auch noch anfing zu schneien.
    Auf 2670m Höhe hatten wir unseren höchsten Punkt erreicht. Bei -2 Grad und leichtem Schneefall hatten wir etwas Sorge um die Temperaturen in der Nacht. Am „Lac de Tislit“ fanden wir dann eine sehr nette Herberge mit Stellplatz und toller Aussicht auf den See. Der Gastgeber war sehr bemüht es uns so gemütlich wie möglich zu machen. Er hatte seinen selbstgebauten Ofen angeschürt, Teewasser gekocht und uns dazu selbstgebackenes Gebäck gereicht. Die marokkanische Gastfreundschaft ist einfach jedes Mal wieder ein Segen. Die Nacht war kalt 🥶, noch kälter im Dachzelt 🥶🥶🥶, aber die Sonne am Morgen und der fantastische Ausblick ließen uns das schnell vergessen.
    Mit der Sonne im Gesicht machten wir uns auf zur zweiten Etappe über Beni-Mellal nach Ouzoud. Oben mit Schnee gezuckerte Berge (was für die Jahreszeit untypisch ist), darunter grüne Täler, immer wieder spektakuläre Ausblicke und Foto-Stopps. Beate sagte, dass das Fahren durch die Berge verdammt anstrengend sei, aber das das Verarbeiten der nicht enden wollenden Eindrücke fast noch mehr Energie verbraucht. So war es absolut.
    Kurzum empfehlen wir jedem, der selbst mit Fahrzeug in Marokko unterwegs ist, die Strecke von Tinghir nach Beni-Mellal zu fahren. Unbedingt! Wir hatten das Gefühl, wir fahren durch Marokko, die Schweiz, Norwegen, Schottland und Neuseeland. Wir waren in zwei Tagen das einzige ausländische Auto auf dieser Strecke. So faszinierend wie die Landschaft, so unvorstellbar war das Leben in den Bergdörfern dort oben. Überall winkte man uns, zeigte mit dem Daumen nach oben - die Kinder rannten extra zur Straße, um uns zu winken. Es freute uns total und machte uns gleichzeitig so nachdenklich, wie einfach und scheinbar doch glücklich die Menschen hier lebten. Häuser aus Lehm so groß wie unser Wohnzimmer, vor denen die Frauen Wäsche am Bach wuschen, nirgendwo ein Mofa, geschweige denn ein Auto und dann fährt man dort zu dritt in einem Camper durch. Das war schwer und geht uns jetzt noch nach.
    Aber auch das ist eben Marokko und wir waren glücklich, dass uns die Umstände in der Todra-Schlucht diesen Weg gezeigt haben. Nach dem Meer und der Wüste war die Tour durchs Atlasgebirge ein weiteres Highlight in diesem beeindruckenden Land.
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  • Day 67–70

    Die Wüste (er)lebt …

    April 22 in Morocco ⋅ ⛅ 28 °C

    Wüste - nichts als Wüste! Es war uns klar, dass dort nichts ist, aber wenn man das erste Mal in diesem endlosen Nichts ist, kann man es schlichtweg nicht begreifen.
    In einem 4x4-Toyota sind wir vom Wüstendorf M‘Hamid für eine 2-Tages-Tour aufgebrochen. Unser Fahrer namens Mohammed (herzlich, freundlich, umsichtig) musste noch kurz zum Tanken. Problem: in M‘Hamid gibt’s keine Tankstelle! Lösung: jede KfZ-Werkstatt (und das Dorf besteht gefühlt zu 50% aus Werkstätten) verkauft Benzin und Diesel aus Kanistern (Wasserkanistern) - Einfüllen mit Trichter, Bezahlung pi mal Daumen je Liter …
    Aufgetankt ging es dann weiter durch das Beton-Western-Dorf mit Häusern rechts und links der Straße bis diese Straße…

    … aufhörte! Einfach so! Das Ende der Welt und mit einem Mal waren wir auf einer Sandpiste. Oder zwischen vielen Sandpisten. Nicht das besonders viele Autos fuhren - aber es schien, dass jeder einfach irgendwo zwischen den Eukalyptus-, Akazien- und NoName-Sträuchern durch den feinen Sand fuhr und wohl irgendwie ans Ziel kam. Wir hatten 60km vor uns bis zu unserem Camp und ich war völlig geflashed von der Umgebung, dem ständigen Wechsel zwischen flacher Sand- und hügeliger Geröllwüste. Mohammed hatte sichtlich Spaß und wir auch. Beate musste an die spanische Ralley-Kolonne im Hafen von Algeciras denken. Alle Autos aufgemotzt, getunt und die Typen entsprechend ausgestattet. Unser Driver hingegen fuhr in Sandalen, phasenweise auch ohne diese, meist einhändig über die Dünen, durchs Geröll und machte permanent einen total vetrauenserweckenden Eindruck. Greta jubelte vor Glück bei jedem Drift über einen Hügel und sogar Beate konnte (dank 50mg Diphenhydramin) die Tour genießen. „Schluckt unseren Staub!“ war Gretas Spruch des Tages während dieser Ralley.
    Believe it or not - aber Mohammed hat mir sogar noch während der Fahrt einen Recharge-Code fürs Handy besorgt - schließlich hatte er ja noch eine Hand frei und das Wort „Funkloch“ scheint es im Arabischen nicht zu geben.
    Von unserem Campground war noch eine deutsch-französische Familie im zweiten 4x4-Toyota mit uns unterwegs und so hatte Greta mit Matz aus Bielefeld (gibt’s!!!) sogar noch einen Spielkameraden auf der Tour dabei.
    Die Kommunikation mit Mohammed war fantastisch. Wir fragten ihn irgendetwas (auf Englisch) und er antwortete irgendwas (auf Englisch) - leider meist ohne Zusammenhang. Aber wir verstanden uns dennoch irgendwie. Mohammed war wahnsinnig umsichtig und hatte ein gutes Auge. Er zeigte uns Brunnen mitten im Nichts (miN), Verkaufsstände für Stofftiere aus Kamelhaar miN und dann plötzlich Vollbremsung miN. Mohammed reißt die Tür auf und sprintet zu einem vermeintlichen Loch, in dem auch Beate gerade noch zwei Ohren hatte weghuschen sehen. Mohammed hat dann mal den Arm reingesteckt und weil dies erfolglos blieb, kurzerhand versucht den Bau aufzugraben. Aber der Fennek (kleiner Wüstenfuchs) war verschwunden.
    Weiter ging es zu einer Straußen-Farm. Diese tauchte einfach so auf und genauso tauchten zwei schrankgroße Vögel neben unseren Autos auf. Die zwei waren neugierig und natürlich klassisch konditioniert - Tourist = hat Essen dabei! Ohne Scheu liefen sie um uns und zwischen uns durch und Mohammed und Kollege konnten erfolgreich für die Kids (WWF-Mitglieder jetzt bitte überspringen) jeweils eine Straußen-Feder ergattern. In diesen Momenten bekam man eine Vorstellung in welchen km/h-Bereich diese Exemplare vordringen können und die Beschleunigung von Null auf 60-70 war beeindruckend.
    Nächster Stopp war dann an einer alleinstehenden Behausung, in der wir mit Tee und Datteln im Zelt empfangen wurden. Eine Frau zeigte uns die Kunst des Brotbackens in der Wüste. Auf einem rauchenden Hügel vor dem Zelt legte sie einfach einen flachen Teigfladen auf die heiße Asche und bedeckte das Brot komplett mit Asche. Nach gerade einmal 10 Minuten und einer Wendung war das Brot fertig und wurde mit einem Tuch sorgfältig von der Asche befreit und uns zum Kosten gegeben. Es war einfach lecker.
    Genauso wie das Mittagessen, das uns unsere Fahrer wenig später in einer nahegelegenen Oase zubereiteten. Wir verbrachten dort die heißen Mittagsstunden, bevor wir dann weiter zu unserem eigentlichen Dünen-Camp fuhren.
    Es war beeindruckend. Direkt hinter unserem Zelt begann die Erg Chegaga, die Sandwüste im Süd-Osten Marokkos nahe der algerischen Grenze. Wir konnten es kaum erwarten, nach dem obligatorischen Willkommens-Tee die hohen Dünen zu erklimmen. Es lässt sich nicht fassen, dort oben zu sitzen und diese endlose leere rostrote Weite zu sehen und zu spüren. Die letzten 15m auf der Düne ging es nur noch kriechend nach oben und aufgrund der Hitze pumpten wir wie die Maikäfer. Der Wind prasselte uns den feinen Sand ins Gesicht, in Mund, Nase, Ohren. Aber das war in diesem Moment egal. Der Gipfel in 300m Höhe fühlte sich an wie „the Top of the World“.
    Vor dem Abendessen im Freien genossen wir auf dem Rücken von Dromedaren die Wüstenstimmung bei Sonnenuntergang. „Es ist wie ein Traum“, sagte Greta immer wieder und war tiefenentspannt im Sattel von „Stubs“.
    Glücklich aber auch fertig wie „a Päckla Resi“ wollten wir dann nur noch in unser Wüstenbett. Sternenhimmel gab es leider nicht, denn wir hatten Vollmond und es war richtig hell.
    Eine ruhige Nacht hatten wir aber auch nicht, weil Greta wohl aufgrund der Hitze und der Aufregungen des Tages über Bauchschmerzen und Übelkeit klagte. Und so saßen wir bis zwei Uhr morgens auf einer Decke auf der kleinen Düne oberhalb unseres Zeltes, ließen uns vom Mond beleuchten und massierten den Bauch von Greta.
    Die Ralley zurück nach M’Hamid am nächsten Tag war dann für sie weniger lustig. Doch am Pool unseres Campgrounds ging es dann langsam aufwärts.
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  • Day 64–67

    Zagora - Das Tor zur Wüste

    April 19 in Morocco ⋅ ⛅ 33 °C

    „Von der Wüste bis zum Gletscher“ so lautet der Untertitel unseres Blogs. Nach über zwei Monaten haben wir dieses erste Etappenziel erreicht.
    Wir wussten, dass die Fahrt dorthin Zeit in Anspruch nehmen würde und wie immer waren wir dann doch überrascht, wie weit es zum südöstlichen Teil Marokkos bis fast an die algerische Grenze ist.
    Der Ort Zagora gilt als Tor zur Wüste und war früher ein wichtiger Knotenpunkt für die Karawanen, die Salz, Gold, Elfenbein und Gewürze von Nordafrika zum subsaharischen Afrika und umgekehrt brachten. Heute zeugt nur noch das im Original erhaltene und immer wieder restaurierte Schild davon.
    Das Klima in der Stadt ist wüstenartig, denn pro Jahr fallen nur ca. 60mm Regen! Die Suche nach dem Stellplatz war daher vor allem von zwei Faktoren geprägt: Schatten und wenn möglich ein Pool zum Abkühlen. In der Palmerie von Zagora haben wir einen wunderschönen Platz gefunden, der beides bot.
    Die Palmerie ist ein ausgedehntes Palmenhain-Gebiet in dem überwiegend Dattelpalmen wachsen. Die Datteln sind für ihre Qualität bekannt, was auch meine unabhängigen Tests ergeben haben 😉 und sind ein wichtiger Pfeiler der örtlichen Wirtschaft.
    Außerdem bietet ihr Schatten Schutz vor der sengenden Hitze, sie verbessern die Bodenqualität und stabilisieren das Mikroklima, was wiederum den Anbau anderer Pflanzen ermöglicht.
    In der Palmerie konnten wir eine lebhafte Vorstellung erhalten, wie die traditionelle Lebensweise in den marokkanischen Oasen war. Jeder Garten in der Palmerie ist von einer Stampflehmmauer umgeben und an ein zentrales Bewässerungssystem angeschlossen. Der Duft der Erde, die herunterfallenden Datteln und die besondere Eigenschaft der Stampflehmmauern, Schallwellen zu absorbieren schaffen ein einzigartiges, vor allem ruhiges „Raumklima“. Letztendlich ist es ein eigener verwinkelter Stadtteil, der uns sympathischer war als das neue Zagora.
    Im „neuen“ Zagora treffen sich Einheimische und Touristen gleichermaßen und decken sich mit Lebensmitteln, Sprit und Bargeld ein, bevor sie sich in Richtung Sahara aufmachen. Auch wir haben dies getan und waren freudig überrascht, als wir feststellten, dass wir für unseren Einkauf den sonntäglichen Wochenmarkt nutzen konnten. Ein ursprünglicher Markt, ohne Gedöns für Touristen. Wir sind hier eher wie bunte Hunde aufgefallen. Die Einfachheit, der Trubel aber auch einige Waren, die zum Verkauf angeboten wurden, ließen uns staunen und stressten uns zugleich.
    Hier sei besonders das Bild mit den Schaf- und Ziegenköpfen und die jeweils dazugehörigen Füße erwähnt!
    Nachdem sich Greta noch ausführlich von den benachbarten Maine-Coon-Katzen Zeus und Kalle verabschiedet hatte (übrigens Wohnmobilkatzen, die an der Leine geführt werden), begaben auch wir uns auf die Straße Richtung Sahara und M’Hamid, dem Dorf wo die Straße endet und die Stein- und Sandwüste „tatsächlich“ beginnt.
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  • Day 63–64

    Anti-Atlas & Taroudannt

    April 18 in Morocco ⋅ 🌬 29 °C

    Nach vier Tagen in Tafraout sind wir nun weiter Richtung Zagora und M‘Hamid aufgebrochen, um dort die Wüste zu erleben.
    Erst aber mussten wir wieder nach Norden und erneut durch die sagenhaft schönen Schluchten des Anti-Atlas-Gebirges.

    (Anmerkung der Redaktion: es gibt drei wesentliche Gebirgszüge: im Norden der „Mittlere Atlas“, auf Höhe Marakesch den „Hohen Atlas“ und weiter südlich den „Anti-Atlas“)

    Die Reisegeschwindigkeit ins und aus dem Gebirge heraus ist sehr langsam. Das liegt einerseits an den verschlungenen Pfaden, aber auch an den zahlreichen Foto-Stopps, die wir einlegten. Die Gebirgszüge schichten sich hintereinander und werden immer blasser, im Vordergrund dann die klaren, immer stillen Dörfer mit ihrer Moschee im Zentrum. Eine Kasbah (Burg) wie aus einem Film mitten im Nirgendwo. Und dann plötzlich links - 3 Dromedare mit 2 mal Nachwuchs! Zack und Vollbremsung von Mrs. Barbara (die Leser unserer Reihe werden sich an das entsprechende Kapitel erinnern)! Mit Handy und Kamera auf die Straße und die süßen Trampeltiere abgelichtet. Sogar der Hirte winkte uns und deutete irgendwie an, dass wenn wir noch ein Stück weiterfahren würden, wir die Tiere oben am Hügel noch besser in Augenschein nehmen könnten. Äh, nee! Denkste! Er hörte nämlich beim nächsten Stop 250m weiter nicht mit dem Winken auf und brüllte plötzlich immer lauter. Und jetzt konnte ich ihn auch endlich verstehen:

    انزل بعربتك، أنت تخيف حيواناتي!
    („Haut mit Eurer Karre ab, ihr verschreckt meine Tiere!)

    Haben wir dann natürlich sofort auch gemacht, um keine 5km weiter dann eine große Dromedar-Herde mit Hirten völlig entspannt an einer Wasserstelle zu treffen. Und diesmal grüßte der Hirte wirklich freundlich zu uns herüber, bevor er neben seiner Herde sein Gebet Richtung Mekka verrichtete. Wir drei konnten in aller Ruhe die Tiere anschauen, beobachten und fotografieren.

    Nach 3h waren wir gerade mal bis Taroudannt gekommen und wollten eigentlich schon viel weiter sein.
    Schnell mal im Reiseführer geblättert und der erzählte uns, dass die Stadt früher die Hauptstadt des Saardier-Reiches war und die komplett erhaltene Stadtmauer ein beeindruckendes Bauwerk sei. Dann stand da noch was von „Juwel Marokkos“ und „kleines Marakesch“ und sofort wurde via „Park4Night“ ein Stellplatz gesucht und gefunden - Tatatataaaa - direkt an der Stadtmauer, bewacht, zentral, Bingo!
    Dort angekommen fanden wir uns allein auf einem riesigen recht trostlosen Stellplatz wieder. Zum ersten Mal verriegelten wir Gonzo komplett mit allen Kniffs und Schlössern und wagten uns in die Stadt.
    Wir schlenderten durch den abendlichen Berber-Souk, der tatsächlich lebhafter war als zuvor in Rabat. Stoffhändler reihten sich an Stoffhändler, Schmuck an Schmuck (vor allem Silber), Lederschuhe, prächtige Kleider und zuguterletzt auch wie überall Handy-Stand an Handy-Stand. Drei Händler hintereinander hatten dann noch prall gefüllte Arsenale an TV-Fernbedienungen. Es geht rechts links durch die Gassen und man hat immer das Gefühl sich verlaufen zu haben, um dann aber wieder irgendwas zu entdecken, an dem man schon vorbeigekommen war. Dennoch blieb die Faszination, wie im Reiseführer beschrieben, eher aus. Es war trotz des Treibens irgendwie so nüchtern, so unorientalisch! Egal, denn eigentlich stand noch Abendessen auf dem Plan. Der Reiseführer empfahl das Hotel „Riad Maryam“. Doch dort war um 18:30h noch nix zu wollen, da es erst um 20 Uhr öffnete. Der nette Herr empfahl uns daraufhin das Restaurant „Rouhdani“, das sich am zentralen Platz von Taroudannt befand. Kaum waren wir dort angekommen, wurden wir bereits begrüßt - tja, man hatte telefoniert und wohl zwei Deutsche mit blondem Kind angekündigt. So läuft das hier.

    Für einen erneuten Bummel nach dem Essen war dann irgendwie die Luft raus, vor allem, weil uns ein berberischer Händler gar nicht unfreundlich aber souverän im besten Englisch in seine Werkstatt einladen wollte. „Just look, come and look, it’s good for eyes. It would be a pleasure for me if your shoes will touch my house …“ usw. Puuuuh - anstrengend - und wenn der Mann nicht zieht, wird die „Madame“ nochmal gleichermaßen vollgetextet - wie gesagt alles andere als unfreundlich, aber dennoch für uns zu aufdringlich.

    Auf dem Weg zurück wollten wir die Stadt, die sich leider nicht so richtig als Juwel zeigen wollte, dann doch nochmal versöhnlicher kennenlernen und buchten spontan eine Kutschfahrt. Und wer steht plötzlich da und organisiert uns eine Kutsche, übersetzt für uns mit dem Kutscher, wo wir dann aussteigen wollen und verhandelt den Preis - genau, der Berber von 10min vorher und 500m weiter. Irre! „Inschallah“ dachten wir dann und stiegen ein. Und tatsächlich wurden wir eine ganze Stunde durch die Stadt gefahren, einmal Außenrum, zweimal mittendurch und zum Schluß waren wir da, wo wir hinwollten. Greta hatte ihren Spaß von der Kutsche allen (!) Menschen zu winken und freute sich wie ein Schnitzel, wenn jemand (und das waren viele) freundlich zurückwinkte. Von einem jungen Marokkaner gab’s sogar einen Handkuss zugehaucht und da wurde Greta fast ein wenig rot im Gesicht …
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  • Day 61–63

    Tafraout und das Tal der Ammeln

    April 16 in Morocco ⋅ ☀️ 29 °C

    Es dauert, es zieht sich, der Weg durch die Steinwüste aus Granit. Staubig, karg, bizarr und fast lebensfeindlich ist diese Gegend. Doch plötzlich schiebt sich wieder grünes Leben zwischen die Steine und schließlich liegt Tafraout, eine Kleinstadt im Gebirge des Mittleren Atlas vor uns. Es herrscht reges Treiben in dem Städtchen und wie wir schnell bemerken kennt man sich und es scheint, dass jeder mit jedem verbandelt ist.
    Kaum angekommen, steht neben unserem Camper ein freundlicher Mann und lädt uns in sein Teppichgeschäft ein. Wir sollen uns ganz unverbindlich die Kunst des Webens und nebenbei auch noch seine besten Teppiche anschauen und natürlich auch kaufen 😉. Ach ja … und sollten wir gut essen wollen, empfiehlt er uns das „La Kasbah“. Er fragt nach unserem Reiseführer, blättert darin und zeigt uns ein Bild, wo er selbst vor seinem Laden steht. Der Stolz darüber ist ihm mit einem breiten Grinsen förmlich ins Gesicht „genagelt“. Wir erklären, dass wir eventuell nach dem Essen bei ihm vorbei schauen worauf er antwortet „inschallah“!
    Das heißt bei uns in Marokko „So Gott will“ erklärt er. Bei euch in Deutschland bedeutet das „ So deine Frau will“. Er grinst mich an und verabschiedet sich mit diesem Witz auf den Lippen.
    Wir gehen am Abend ins La Kasbah zum Essen und sehen unseren Teppichhändler schon von weitem winken. Die Tajine mit mit Rind, getrockneten Pflaumen, Zwiebeln, gerösteten Mandeln und Sesam, für die ich mich entschieden hatte, war für mich tatsächlich die Beste bisher. Den Sprung rüber in seinen Laden, vor dem er sitzt und uns freundlich beobachtet, schaffen wir vor Müdigkeit nicht mehr und fühlen uns auf dem Nachhauseweg tatsächlich etwas schlecht.
    Am nächsten Tag wechseln wir den Stellplatz und fahren ins Tal der Ammeln, nur einige Kilometer hinter Tafraout. Der Nachbar erzählt uns, dass man im Restaurant auf dem Platz sehr gut essen könne. Wir schauen uns die Karte an und sehen schnell, dass es die identische Karte des La Kasbah ist 😀. Als dann der Chef vom Stellplatz am Abend noch vorbeikommt und fragt, ob wir vor unserem Camper gerne einen großen Teppich wollen, ist alles klar. Er ist der kleine Bruder unseres Teppichhändlers und hatte am Tag zuvor im La Kasbah mal geschwind noch fehlende Zutaten für unsere Tajine mit dem Mofa vom Souk geholt, um anschließend eine deutschen Reisegruppe, die neben uns am Tisch saß, ebenfalls in „seinen“ Teppichladen gegenüber einzuladen. Auch der Witz mit „inschallah“ war identisch. Kam bei der Reisegruppe aber irgendwie besser an als bei mir 🤔😅.
    Letztendlich stellte sich bei uns schon nach zwei Tagen das Gefühl ein, das Tafraout eher einem fränkischen Dorf gleicht, als einer Kleinstadt. Man kennt sich … und uns auch! Als Europäer fällt man hier auf und mit einem Kind mit langen, blonden Haaren noch viel mehr.
    Marcus und ich haben die Tage zum Radeln im Ammelntal genutzt und die Gegend und die Natur nochmals intensiver wahrgenommen, während Greta den Pool in vollen Zügen genoß.
    Bei Temperaturen um die 35 Grad zu radeln ist schon eine Nummer und treibt einem den Schweiß aus jeder Zelle des Körpers. Es fühlt sich aber auch gut an, wenn jede Zelle voll gut drauf ist 😉💪.
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  • Day 60–61

    Greta und die Regenbogensteine

    April 15 in Morocco ⋅ ☀️ 29 °C

    Ich war gestern auf einem 🏔️. Das war total schön 🤩 und die 🪨 waren blau rot und pink das war ein ganz tolles Bild. Der Himmel 🌌 war blau und die Sonne ☀️ schien. Ich konnte mich nicht satt sehen. Die Berg 🏔️ war in einer großen Steinwüste durch die wir gegangen sind. Das war eine sehr schöne Gegend mit den schönen Bergen. In der Wüste 🌵 gibt es einen Friedhof 🪦 der auch sehr schön 🤩 war. Jetzt sind wir auf einem Campingplatz ⛺️ und es gibt dort 👉 einen schönen Pool 🏊. Ein Berg sieht wie ein Löwe 🦁 aus. Das ist lustig 😝.Read more

  • Day 53–59

    Mirleft - never left!

    April 8 in Morocco ⋅ 🌬 20 °C

    Vor Beginn unserer Reise fragte man uns öfters, wo wir denn überall Halt machen werden, wie schnell wir reisen werden und wie das so wird.
    Ich sagte dann öfters so einen Satz wie „Vielleicht lassen wir manche Attraktionen auch mal links liegen und bleiben dann dafür an einem verlassenen langweiligen aber uns total begeisternden Fischerdorf auch mal eine Woche.“
    Und genau diesen Ort scheinen wir hier in Mirleft gefunden zu haben. Drauf gestoßen sind wir mal wieder über die App „Park4Night“ und den tollen Kommentaren zu einem Camper-Hostel namens „Le Nomade“. Viele wollten nur für eine Nacht oder zwei Tage bleiben und waren dann wie wir eine ganze Woche hier. Sowohl in unserer Herberge, die aus zwei Häusern mit Gästezimmern und dem Innenhof mit Outdoor-Gemeinschaftsküche, Chilling-Area und den Stellplätzen für die Camper bestand, wie auch am kleinen Strand mit seinen sieben illegal errichteten Beach-Houses, war eine besondere Stimmung. Unaufgeregt, entschleunigt, marokkanisch…
    Unser Gastgeber sah aus wie die marokkanische Version von Bob Marley und war ohne typisch jamaikanische Kopfbedeckung nie zu erblicken. Bei unserem ersten Strandbesuch (es war gerade noch Ramadan) hatte nur das Aftas-Beach-House geöffnet und so genossen wir auf der kleinen Terrasse direkt am Meer frischen Minztee und frisch gepressten Orangensaft, als plötzlich der marokkanische Besitzer Greta in gutem Deutsch fragte, ob sie die kleinen Katzenbabys anschauen möchte.
    Tja, Hassan, wie er sich später vorstellte, hat in Heidelberg als Koch gelernt und gearbeitet. Er hat zwei Töchter in Heidelberg und in Hamburg und ist 2002 erst wieder nach Marokko zurückgekehrt.
    Ein Marokkaner, der Koch gelernt hat, ein am Atlantik gelegenes Hotel hat, auf dessen Terasse wunderschöne Sonnenuntergänge zu sehen sind - da mussten wir einfach zum Tajine-essen hin. Der Abend bei Hassan war ein bißchen wie Fastenbrechen für uns 😋.
    Die Veränderungen durch das Ende des Ramadan waren schon bemerkenswert. Es ist vergleichbar mit unseren Weihnachtsfeiertagen. Man ist bei der Familie, man besucht sich gegenseitig und das Leben auf der Straße war nochmal etwas ruhiger als noch während des Fastenmonats.
    In den vergangenen Tagen kam
    das Leben nach und nach zurück und unser verlassen wirkender Hippie-Strand wurde zunehmend von marokkanischen Familien bevölkert. Die Familien waren wieder unterwegs, viele Jungs spielten Fußball am Strand und die Cafés öffneten nach und nach - auch in der „Stadt“.
    Für uns war die Zeit hier sehr erholsam und nochmals entschleunigend. Greta lernte hier ihre kleine Schwester Nael aus Berlin kennen. Die beiden waren ständig mit irgendwas beschäftigt und so wurden zB „am Waschtag“ die Stofftiere liebevoll und unter maximalen Einsatz von Pfirsichduschgel, eingeschäumt, ausgewaschen und dann an der Leine aufgehängt. Für Schule war auch Zeit (Gretas Ferien waren ja vorbei 😉) und so nutzte sie für die Matheaufgaben gleich die Hostel-Katze als Maß-Objekt.
    Wir überlegten öfters, ob wir nun am nächsten Tag Richtung Anti-Atlas und Wüste weiterfahren sollen und blieben dann doch noch einen Tag länger.
    Die Tage in Mirleft folgten einer anderen Zeitrechnung und vergingen einfach. Was uns genau hier hielt, kann ich nicht so genau beantworten. Vielleicht war es das Fehlen von Sehenswürdigkeiten, die einen anderswo immer rastlos werden lassen. Klar ist, dass es nicht nur uns hier so ging, sondern auch anderen Deutschen, die sich hier niedergelassen haben und man glaubt es kaum … aktuell eine Montessori-Schule aufbauen.
    Das etwas an dem Slogan „Mirleft - never left“ dran ist, können wir tatsächlich nachvollziehen. Für uns war es der erste Ort in Marokko, an dem wir uns angekommen fühlten. Ich musste öfters an „Hotel California“ denken und hatte dann die etwas abgeänderte Textzeile im Kopf:
    „You can check out anytime you like, but you won’t never leave.“
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