Argentinien & Chile

februar - april 2024
„Gib einer Frau die richtigen Schuhe und sie kann die Welt erobern." - Marilyn Monroe Læs mere
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  • Dag 38

    Laguna Matschmeralda

    4. april, Argentina ⋅ ☁️ 3 °C

    Früh morgens kommen wir im Hafen von Ushuaia an, frühstücken ein letztes Mal auf dem Schiff, verabschieden uns Umarmungs- und Beso-reich und dann geht jeder seiner Wege.
    Fürs Erste jedenfalls, für den Nachmittag verabreden wir uns bereits wieder für eine kleine Wanderung zur Laguna Esmeralda. Eigentlich bin ich ziemlich müde, dope mich allerdings mit Unmengen Kaffee und einem definitiv diabetogenen Brownie und los geht es.
    Nach all dem Eis ist der Anblick der Farben des Herbstwaldes und des türkisen Gletschersee-Wassers recht ungewohnt, jedoch ein schönes Willkommensgeschenk für die Rückkehr zum Leben an Land. Der Weg ist nett und eher wie ein schöner Spaziergang, wenn da nicht der Schlamm wäre - die Wege bestehen zum Teil aus einer zentimeterdicken Schicht schlamm, es ist wie ein Spaziergang durch Moorland - ein einziges geräuschvolles Einsinken, Heraushieven, Fast-die-Schuhe-Verlieren und Herumgerutsche. Aber all die Aussichten und die schöne Lagune sind es definitiv wert. Hier folgt natürlich eine epische Fotosession, wobei sich ein wuscheliger Lagunenhund zu uns gesellt.
    Es folgt der Rückweg und so langsam flutet mein Koffeinrausch ab. Zu allem Überfluss rutscht einer meiner Matschfüße an einer Stelle ab und ich trete in ein kleines Flüsschen, sodass mein rechter Fuß nun auch kalt und klatschnass ist. Schön. Die Freuden des Naturburschen-Daseins. Somit gesellt sich nun zu den schmatzenden Matsch-Geräuschen auch ein pladderndes Wassergeräusch bei jedem Schritt meines rechten Fußes hinzu - ein wahres Konzert.
    Wir kommen schließlich wieder im Stadtzentrum an und ein Großteil der Gruppe verabredet sich noch für abends. Ich fühle jedoch die Rückkehr meiner nicht wirklich auskurierten Erkältung (komisch, dass ein strapaziöser Antarktis-Trip da nicht geholfen hat), gönne meinen einzigen geschlossenen Schuhen ein dringliches Vollbad und mache mich während diese trocknen somit in schönster deutscher Aufmachung à la Wollsocken in Flip-Flops lediglich auf mir eine Pizza zu holen, einen entspannten Abend im Hostel zu verbringen und mich auf die Wärme der folgenden Tage zu freuen...
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  • Dag 39

    Lazy days of summer

    5. april, Argentina ⋅ ☀️ 26 °C

    Der wilde Mix der Jahreszeiten geht weiter - gerade eben erst war ich im Herbst von Ushuaia angekommen, schon fliege ich weiter in die Wein-Region Mendoza. Hier ist es mit 30°C schön sommerlich warm (auch wenn die Argentinier behaupten es sei Herbst), überall stehen Palmen, es gibt Parks und der Duft von Sommer liegt in der Luft. Ich fühle mich wie an einem dieser ersten Sommertage Zuhause, wenn man weiß, man hat die kalte Jahreszeit erst mal hinter sich gelassen, und genieße die Sonne und die vielen Farben in vollen Zügen.
    In meinem Hostel lerne ich die Holländerin Vera kennen, wir holen uns fettiges, undefinierbares, vegetarisches Buffet-Essen to go und setzen uns hiermit in den großen Park. Im Gespräch stellen wir fest, dass auch sie dieses Endlich Sommer-zurück im Leben-Gefühl hatte nachdem sie aus Patagonien zurückgekehrt ist - das scheint also wirklich so eine Sache zu sein. Anschließend spazieren wir (ich der Eremit, sie die schon wieder an die bunte, warme Welt gewöhnt ist) noch ein wenig durch den Park, essen ein Eis (in Windeseile, da es durch die Hitze andere Wege als den in unsere Mägen verfolgen will) und stolpern im Park über Rafi, einen meiner Kreuzfahrt-Gefährten. Die Welt ist klein. Und so viele Zusammenstöße, wie es laut unserem Gruppenchat schon gab, ist es unvorstellbar, dass wir nur 90 Passagiere waren.
    Wie auch immer. Nach dem Essen und dem Spazierengehen geht es für uns zurück ins Hostel, da wir beide ziemlich müde sind (war auch anstrengend...). Aber leider bin ich auch wieder ziemlich krank, die Erkältung ist nun so richtig eskaliert und so sitze ich bei 30°C mit einem Tee am Pool. Könnte auch schlimmer sein. Und vielleicht schaffe ich es ja diesmal das auszukurieren (der Teil meines Gehirns, der für die Planung der kurzfristigen Zukunft zuständig ist, lacht sich an dieser Stelle kaputt).
    Zunächst jedoch folgen 2 faule Tage in der Sonne, im private room und Eis-schleckend durch die Stadt spazierend.
    Und natürlich nehme ich die eigenverantwortliche Planung wieder auf - nachdem das Schiffsleben mich so verwöhnt hat, indem ich mich um nichts kümmern musste, ist der Anpassungsprozess erst mal schwierig - Wege planen, Übernachtungen buchen, Essen suchen, Geld abheben, und, und, und ... - und so bemerke ich möglicherweise auch erst im Flugzeug nach Mendoza, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wie ich vom Flughafen ins Stadtzentrum komme. Aber zum Glück komme ich doch schnell wieder rein und stehe nun wieder auf eigenen (durch den Wellengang nachträglich noch etwas wackeligen) Beinen.
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  • Dag 42

    Malbec in Maipú

    8. april, Argentina ⋅ ☀️ 28 °C

    Nach zwei Tagen der Ruhe finde ich es ist nun an der Zeit wieder etwas von der Welt zu sehen, also treffe ich Leo - ebenfalls einen Antarktis-Gefährten - wieder, um ein Fahrrad auszuleihen und ein paar Weingüter für eine Degustación abzuklappern. Er bringt noch seine Hostelbekanntschaft Micha mit und nach dem etwas undurchsichtigen Erwerb einer Buskarte (irgendwie habe ich das Gefühl ich habe noch Geld zurückbekommen...) machen wir uns auf den Weg nach Maipú. Hier wirft uns der Busfahrer wohlwissend bei Maipú Bikes raus, dort werden wir willkommen geheißen und angewiesen uns irgendwo hinzusetzen und zu warten. Wir wissen nicht worauf, tun es jedoch brav. In der Zeit füllt sich der Fahrradladen mehr und mehr und die Amerikanerin Darrell gesellt sich auch noch zu unserer Gruppe hinzu. Dann bekommen wir unsere Schrotträder und radeln los, zunächst über die Hauptstraße, die zwar umsäumt wird von Weinfeldern und schönen Ausblicken, jedoch nicht wirklich schön zum Radfahren ist. Dann biegen wir jedoch ab in eine Pappel-gesäumte Allee, in der weniger Autos unterwegs sind, und es ist so idyllisch wie ich es mir vorgestellt habe.
    Wir starten bei dem Weingut Mevi und probieren hier neben einer Charcuterie-Platte (ach ne, ist ja spanisch - also nebst queso y fiambres) einen Weiß-, einen Rosé- (laut Leo einen pinken) und einen Rotwein bei perfektem Sommerwetter auf einer gemütlichen Couch mit Ausblick auf die Weinfelder vor den Anden. Und was soll ich sagen - nach der selbstgewählten Tortur der letzten Wochen ist das genau die Art von Verwöhnung, die ich mir vorgestellt habe.
    Danach geht es ein kleines Stück weiter zum Weingut Viña el cerno, das als vegan angepriesen wird und auf das sich Micha somit den ganzen bisherigen Tag lang lautstark vorgefreut hat.
    Hier ist es deutlich weniger schick, gesessen wird auf bunten Holzpaletten und wir erleben erstmalig bewusst eine laute Gruppe von Briten, die wir im weiteren Verlauf immer wieder treffen werden. Leo und ich bestellen unser Weintasting - welches tatsächlich vegan ist - und der vegane, keinen Wein trinkende Micha fragt aufgeregt nach veganem Essen. Hier folgt jedoch die herbe Enttäuschung - es gibt nur Empanadas mit Fleisch. Das ist definitiv mal ein interessantes Geschäftskonzept - das eigene Weingut groß als vegan anpreisen, dann jedoch lediglich fleischgefüllte Teigtaschen verkaufen.
    Der Wein ist in Ordnung, wobei der vorherige bei Mevi mir besser geschmeckt hat.
    Hier verbringen wir vergleichsweise wenig Zeit und radeln ein kurzes Stück weiter zu Tempus Alba - dem Weingut, das als das Beste angepriesen wird. Das Ambiente hier ist schon mal richtig schön, man sitzt direkt neben den Weinreben unter einer Palme, es gibt einen Food-Truck und aus einem Lautsprecher klingen ein paar entspannte Beats. Und natürlich schallt das liebliche Gekreische der Briten durch die Luft. Wir suchen uns somit einen Platz auf der Wiese, um einen möglichst großen Sicherheitsabstand zu halten und genießen hier einen Rosé-, zwei Rotweine und Pfannkuchen mit (wie könnte es anders sein) Dulce de Leche. Vor allem der letzte Rotwein schmeckt mir gut (ein Tempranillo), dennoch gewinnt für mich bislang der Cabernet von Mevi zu Beginn.
    Während wir hier so unsere Seele baumeln lassen, quälen uns die Briten weiter - ein Weingut-Arbeiter fährt nichts Böses ahnend mit seinem Traktor vorbei, um diesen in die Scheune zu stellen. Eine in rosa Bandeau-Top und rosa Hotpants leicht bekleidete Britin wittert hier jedoch sexy Insta-Content (alternativ ein sexy Bäuerinnen-Kalender-Foto), hält den armen arbeitenden Weinbauern an und posiert anschließend lasziv vor und auf dem Traktor, während einer ihrer Gefährten mit rotfleckig-gefärbten Haaren Fotos macht. Der Weinbauer steht währenddessen - sich etwas unschlüssig am Kopf kratzend und argwöhnisch die Situation betrachtend - im Eingang der Scheune und wartet darauf endlich weiter arbeiten zu dürfen. Das ist Fremdscham pur. Ich will wegsehen, die Situation ist jedoch so skurril, dass ich es nicht schaffe.
    Irgendwann sind sie zum Glück fertig, fröhlich hüpft sie zurück zu ihrer Gruppe zurück und der Weinbauer darf schließlich seinen Traktor abstellen.
    Nach der Wein-Degustación spazieren wir noch die self-guided walking tour entlang über das Weingut und radeln schließlich weiter zum Olivenöl-"Tasting". Tasting in Anführungszeichen, denn "getastet" wird letztlich lediglich ein Öl. Wir mutmaßen, dass es wohl das eine perfekte Olivenöl sein muss, sodass das Probieren weiterer Öle überflüssig wäre. Allerdings schneidet auch im Olivenöl-Vergleich Mevi besser ab. Unser Olivenöl-"Tasting" ist somit ein kleiner Reinfall. Aber schön ist es trotzdem und es gibt immerhin einen leckeren, leichten Weißwein dazu.
    Mittlerweile ist die Zeit so fortgeschritten, dass wir unsere Räder zurückbringen müssen.
    Also zurück zum Fahrradgeschäft, hier gibt es einen Becher Wasser vom niedlichen, etwas kugeligen Besitzer und stolz schenkt auch er dann auch noch Malbec aus. Das wäre eigentlich nicht unbedingt mehr nötig, jedoch will ich ihm nicht das Herz brechen und seinen Wein ablehnen, also gibt es noch einen letzten Becher.
    Danach bestellen wir uns aus Bequemlichkeits-Gründen ein Uber, fahren zurück in die Stadt und treffen Rafi zum gemeinsamen Abendessen.
    Hierbei laufen meine Batterien allerdings komplett leer, sodass ich mich relativ zügig auf den Heimweg mache - nachdem mein kränkelnder Körper tapfer den Tag überstanden hat, ist es nun wieder Zeit zum Ausruhen. Aber schön war es!
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  • Dag 43

    Heißes Wasser, kaltes Warten

    9. april, Argentina ⋅ ⛅ 15 °C

    Nach einem entspannten Morgen mache ich mich heute auf den Weg zu den Thermalbädern von Cacheuta. Hierfür spaziere ich zunächst durch die Stadt zu ihrem hässlichen Busbahnhof, schaffe es mir ein Ticket für die öffentlichen Busse zu kaufen (für stolze 1,50 Euro hin und zurück) und tuckere schließlich 1 Stunde lang in einem gemütlichen Sitz durch Luján de Cuyo - ein weiterer Vorort von Mendoza, in dem sich Weingüter zwischen Weinfeldern vor spektakulären Aussichten auf die Anden knubbeln. Je näher wir zu den Thermen kommen, desto mehr ändert sich die Landschaft - es wird karger, felsiger, wüstiger, immer mehr Kakteen, immer mehr Berge.
    Bei der Therme angekommen, drehe ich erst mal eine kleine Runde über das Gelände - dieses ist schön und erstreckt sich bis zum Río Mendoza, überall stehen riesige Agaven, es gibt viele Picknick-Tische und schöne Ausblicke auf das ockerfarbene Gebirge. Dann ab ins Wasser, hier probiere ich einige, zum Teil blubbernde Pools aus bis ich schließlich den heißesten unter ihnen finde - die Temperatur ist hart an der Schmerzgrenze (trotz Außentemperaturen um die 20°C dampft das Wasser), also genau meine Temperatur! - und gare mich hier somit fröhlich ein wenig durch.
    Es folgen ein paar entspannte Stunden in der Therme bis ich schließlich keine Lust mehr habe im Wasser rumzuliegen. Draußen ist es leider etwas zu frisch, um entspannt viel Zeit dort zu verbringen, somit entscheide ich mich etwas früher als eigentlich geplant zu gehen. Das bedeutet aber auch, dass ich gehe ohne zu wissen wann der nächste Bus kommt. Eine funktionierende Internetverbindung ist leider nichts für diese entlegene Gegend und so sitze ich schließlich irgendwo im nirgendwo an der Straße, warte und friere (definitiv falsches Outfit gewählt für das heutige Wetter - doch deutlich kühler als die Tage zuvor). Sitting, waiting, wishing könnte man sagen. Etwa eine Stunde muss ich herumfrieren, irgendwann kommt ein Argentinier hinzu und fragt mich etwas - scheinbar ist jedoch auch mein Hirn eingefroren und so fällt die Kommunikation etwas schwer. Und dann - endlich - ein Bus. Er ist proppenvoll und so stehe ich im Gang - weniger luxuriös als die Hinfahrt aber wenigstens ist es warm. Vom Busbahnhof aus nehme ich mir dann nur noch ein Uber zu meinem Hostel, nehme eine heiße Dusche, esse meine Essensreste à la Cheese-Steak (darf man vermutlich keinem Argentinier zumuten diese Zubereitungsform) und verbringe nur noch einen entspannten Abend im Hostel.
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  • Dag 44

    Keiner will mein Wurstbrot

    10. april, Chile ⋅ ☀️ 27 °C

    Ein weiterer unaufregender Tag in Mendoza zieht vorüber und nachmittags geht es bereits wieder zum Flughafen - der großartige Plan: 20.13 Uhr Flug nach Santiago de Chile, Ankunft ebenfalls um 20.13 Uhr (ich werde teleportiert!), eine wundervolle Nacht am Flughafen, Abflug um 4.30 Uhr nach Calama, Ankunft dort um 6.40 Uhr, 1,5 Stunden Transport nach San Pedro de Atacama und dann vermutlich erschöpft umfallen und erst mal in der Höhenluft ankommen. Klingt nach großem Spaß, was ich da ausgeheckt habe.
    Flug Nummer eins bringe ich jedenfalls erfolgreich hinter mich, passiere daraufhin erfolgreich obgleich völlig unvorbereitet die Einreisekontrolle, werde trotz bester Absichten an der Zolldeklaration komplett ignoriert und nur angeraunzt ich solle meinen Koffer auflegen, dann wieder runternehmen und gehen, keiner will meine Deklaration sehen, keiner will wissen, was ich deklarieren will und selbst der Spürhund dreht gelangweilt seine Schnüffelnase zur Seite während er an mir vorbeigeht. Und so betrete ich unverrichteter Dinge und ziemlich sicher illegal ein Salami-Brot schmuggelnd die chilenische Grenze. Ich schätze in der Drogenschmuggler-Szene könnte ich groß rauskommen - ich sehe so brav aus, dass man mir nicht mal zutraut illegal ein Wurstbrot einzuführen.
    Ein wenig enttäuscht und voll krimineller Energie schlappe ich somit weiter, hole mir auf den Schock erst mal eine heiße Schokolade (richtiger Gangster-Move) und beziehe daraufhin mein Nachtquartier auf einer Bank wie eine echte Wohnungslose.
    Willkommen zurück in Chile!
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  • Dag 45

    Schlafwandeln auf dem Mond

    11. april, Chile ⋅ ⛅ 25 °C

    Nach einer strapaziösen Nacht komme ich ziemlich erschöpft am Flughafen Calama an. Zum Glück habe ich schon im Voraus einen Transfer arrangiert, sodass ich nur noch müde einem Schild mit meinem Namen drauf hinterherlaufen muss.
    Wir fahren etwa 1,5 Stunden durch karge Wüstenlandschaft vor malerischen Vulkanen. Trotz all der Schönheit der nun deutlich unterschiedlichen Landschaft schlafe ich auf der Fahrt ein - meine Batterien sind einfach komplett leer.
    Dann komme ich zusammen mit drei Brasilianern am Hostel an. Hier begrüßt uns Rodrigo und führt uns ein wenig herum. Wie sich im weiteren Verlauf zeigen wird, wimmelt es hier nur so von Brasilianern - und so heißt er uns scherzhaft in São Paulo de Atacama willkommen.
    Dann gibt es erst mal Frühstück - und das ist wirklich lebensrettend. Zwei Panqueques (sogar mit Erdnussbutter und Marmelade), zwei Kaffee und viel protugiesische Unterhaltung später spüre ich die Lebensgeister zurückkehren. Dann nehme eine Dusche und fühle mich wie neu geboren. Da nun alle Müdigkeit verschwunden ist, plane ich sehr ambitioniert meine beiden Tage hier - ich fühle mich unbesiegbar. Leider habe ich nur wenig Zeit und so plane ich die Touren als gäbs kein Morgen mehr - Schonung geht definitiv anders.
    Danach ist es schon Mittag, ich gehe eine Pizza essen und werde schließlich am Hostel eingesammelt - heute geht es zum Mond, ins Valle de la Luna. Diesen Ausflug mache ich gemeinsam mit Alyna, einer Lettin aus meinem Hostel.
    Auf der Fahrt kehrt leider die Müdigkeit zurück (ich bin wohl doch nicht unbesiegbar) und so verfalle ich immer wieder in Sekundenschlaf. Im Mondtal selbst besuchen wir underschiedliche Orte - voller Salz (und hier schafft mein Hirn es nicht zu verstehen, dass das kein Schnee ist), setzen uns an eine Salzwand und lauschen einen Moment lang ihrem prickelnden Knacken (klingt ein bisschen wie in der Sauna), laufen durch unendlich viele Variationen von ockerfarbenen Felsen, machen eine Miniwanderung zu einer riesigen Düne, dürfen ein wenig zwischen den Felsen herumklettern und genießen schließlich ein paar Snacks und Sour rica rica (natürlich Pisco sour mit einem minzeähnlichen Kraut namens Rica gewürzt) inmitten der Steinwüste. Die Kombination von Schlafentzug, Höhenluft und surrealer Vulkanlandschaft ist abgefahren - es fühlt sich völlig unwirklich an, fast wie in einem Traum.
    Danach geht es noch zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir die Sonne für den heutigen Tag sterben sehen und hoffen, dass morgen eine neue geboren wird (tatsächlich war das der Glaube der Ureinwohner..). Danach geht es zurück in die Stadt, wir gehen zum Hostel, hier ziehe ich mich um (nach kurzem Wüsten-Outfit nun Minusgrade-Wüstennacht-Outfit), ich treffe Leo von der Antarktis-Kreuzfahrt wieder und wir werden eingesammelt zur Sternenbeobachtung.
    Hierzu fahren wir irgendwo ins nirgendwo in die Wüste, wo die perfekten Bedingungen herrschen, um mindestens 16 Millionen Sterne mit bloßem Auge zu sehen - es ist dunkel, es gibt kaum Luftverschmutzung und die Wüstenluft ist besonders klar. Es gibt eine kleine Einführung von einem Mann im Schlafanzug, dann setzen wir uns ins Amphitheater und der Ausblick ist wunderschön - nie zuvor habe ich so viele Sterne gesehen, man sieht unsere Galaxie, die Milchstraße oder hier die Calle de Dulce de leche (kleiner Scherz, sie lieben einfach ihre süße Creme hier), und wir lernen ein bisschen was über die Sternbilder, die wir aktuell hier sehen. Danach gibt es auch hier Snacks und Pisco sour (der darf nicht fehlen) und wir dürfen die Sterne durch verschiedene Teleskope betrachten. Letzteres scheint jedoch vor allem eine Freude für das geübte Auge zu sein - zwar sehe ich einen Sternennebel und bunte Sternen im Diamantenkorb - grün, rot (das sind die besonders alten) und goldgelb (was schön ist) - jedoch im Großen und Ganzen hilft mir die Betrachtung von etwas Näher relativ wenig ohne viel Wissen. Also genieße ich lieber wieder die Betrachtung mit bloßem Auge - schön genug!
    Danach werden noch Erinnerungsfotos mit einer speziellen Kamera gemacht und dann geht es zurück zum Hostel, ab ins Bett und ich schlafe 5 kurze Stündchen wie ein Stein.
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  • Dag 46

    Geysire und Lama

    12. april, Chile ⋅ 🌙 0 °C

    Tag Nummer 2 in diesem wunderbaren heiß-kalten Wüstenstädtchen! Die Temperaturen sind wirklich verrückt, tagsüber maximal heiß, nachts maximal kalt und die Übergänge passieren von jetzt auf gleich. Die Häuschen sind allerdings aus einem lehmartigen Material, welches die Hitze des Tages speichert und nachts wieder abgibt - großartig.
    Jedenfalls startet der Tag für mich um 4 Uhr morgens - heute geht es zu den Geysiren Tatio bei Sonnenaufgang. Erwartungsgemäß bin ich ziemlich müde und kann den Tag nicht mal mit Kaffee starten, die Geysire im Morgenlicht entschädigen jedoch den Schlafmangel und schnell bin ich wieder wach. Hier befinden wir uns bei dem größten Hochplateau-Geysir - auf etwa 4200 m über dem Meer. Dementsprechend ist das Fortbewegen hier ziemlich anstrengend, mein Herz rast und ich bin luftnötig bei der kleinsten Anstrengung. Hallo NYHA III. Wahnsinn.
    Nach einem kleinen Spaziergang gibt es Frühstück und sogar richtigen Kaffee während nun auch die Sonne über den Vulkanen aufgeht und ein wenig Wärme bringt.
    Danach fahren wir weiter vorbei an "grasenden" Vicunhas und durch die schönsten Farben - gelb, rotbraun, dunkelbraun, grün - alles dabei, bis wir zu den wetlands gelangen. Mitten in der Wüste ist hier einfach Wasser, grün und Leben. Anschließend besuchen wir noch ein mysteriöses Wüstendorf - ein paar zusammengewürfelte Lehmhäuschen, eine kleine Kirche und ein Mann der Lama-Fleisch-Spieße grillt. Mit einem belgischen Mitreisenden teile ich mir einen - zum Probieren - und schmeckt tatsächlich ganz gut. Wie eine Mischung aus Rind und Schwein mit einer leckeren würzigen Marinade.
    Danach statten wir noch einer Lagune mit ein paar Flamingos einen Besuch ab und fahren anschließend wieder zurück nach Atacama.
    Zwar fühlt es sich an als hätte ich schon einen ganzen Tag erlebt, jedoch ist erst 11 Uhr morgens. Somit genug Zeit für ein Nickerchen, einen Mittagssnack, ein wenig Shopping und Vorbereitung auf den Folgetag bis wir um 14 Uhr wieder eingesammelt werden für Tour Nummer 2...
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  • Dag 46

    Floating

    12. april, Chile ⋅ 🌬 23 °C

    Nach diesen schönen, aber doch auch anstrengenden und schlaflosen Tagen führt uns unsere zweite Tour heute zur Laguna Cejar. Zuvor besuchen wir noch eine weitere Lagune, welche aktuell entgegen der Norm für diese Jahreszeit eine trockene Salzfläche ist, haben hier erneut Snacks und Pisco sour, besuchen zwei weitere nebeneinander gelegene Lagunen, welche wohl ähnlich wie die mexikanischen Cenoten entstanden sind und in die brasilianische Touristen wohl gerne mal ihr Auto versenken, und fahren anschließend zum Highlight der Tour - der Laguna Cejar. Diese ist ein riesiger, salzhaltiger See, in dem man ähnlich wie im toten Meer floaten kann. Im ersten Moment ist das Wasser ziemlich kalt, sobald man sich jedoch etwas gewöhnt hat, geht es ganz gut und wir genießen das Floaten, die schöne Aussicht auf die Vulkane und das Licht der bald untergehenden Sonne.
    Danach haben wir nun wirklich genug Lithium-Luft geschnuppert, sind dementsprechend fröhlich und fahren zurück nach Atacama.
    Nun ist auch Leos und mein letzter Abend gekommen, sodass wir bei Las Delicias de Carmen essen gehen (Pastel de Choclo - interessant) und natürlich noch einen richtigen Sour rica rica trinken und im Anschluss falle ich nur noch ins Bett, denn der nächste Tag wird auch wieder früh starten...
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