gereisd in 7 landen Meer informatie
  • Dag 42

    Das Spiel mit den Dimensionen

    12 februari 2020, Bolivia ⋅ ☀️ 16 °C

    Die Salar de Uyuni ist bekannt für ihre lustigen Schnappschüsse mit "verschobenen" Perspektiven. Das haben wir natürlich ebenfalls ausprobiert, wobei uns unser Guide Remy beratend zur Seite stand.

  • Dag 41

    Fasziniert von so viel Salz

    11 februari 2020, Bolivia ⋅ ☀️ 19 °C

    Den Beitrag zur Salar de Uyuni fassen wir in fünf Abschnitte und – natürlich – viele Bilder und zwei Videos :-)

    Faszination Salar: Alle schwärmen von der Salar de Uyuni – und wir können uns vorbehaltlos anschliessen. Die Weite der Salzwüste ist in der Tat faszinierend. Flach und weiss, soweit das Auge reicht. Die Orientierung fällt schwer und wir sind froh, einen ortskundigen Guide dabeizuhaben. Im Gegensatz zu anderen Naturwundern ist die Salar de Uyuni übrigens nicht vom Aussterben bedroht, sondern wächst fleissig: Besitzt sie zurzeit eine Fläche von knapp 14'000 Quadratkilometern, vergrössert sie sich in den kommenden zehn Jahren und wird dann vermutlich eine Ausdehnung von 15'000 Quadratkilometern haben. Das ist mehr als die Fläche der Kantone Graubünden, Wallis, Luzern und Schwyz zusammen und somit mehr als ein Drittel der Fläche der gesamten Schweiz. Die Salzschicht weist eine Tiefe von 70 bis 110 Metern auf. Das Salz wird fleissig abgebaut. Unter der Salzschicht soll sich ausserdem eines der grössten Lithiumvorkommen der Welt befinden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Abbau beginnt.

    Atardecer y Amanecer: Sonnenuntergang und Sonnenaufgang sind eigentlich unbeschreiblich in der Salar de Uyuni. Am ersten Abend in der Salzwüste harren wir in der zunehmenden Kälte aus, bis es stockdunkel ist. Das Spiel der Wolken und die untergehende Sonne ziehen unsere Blicke genauso an wie die Blitze in der Ferne. Während wir das Schauspiel bewundern, nutzt Remy den Kofferraum als Baar und mixt uns einen Drink – notabene in den Farben Boliviens. Am nächsten Morgen folgt – nach einer nicht allzu langen Nacht – der Sonnenaufgang. Remy findet diesen noch schöner in der Salar. Wir können uns nicht entscheiden. Fakt ist, das lange Warten in der Kälte mit nassen Füssen und Salzkrusten auf den Kleidern und Schuhen lohnt sich definitiv. Dank des Wassers auf der Oberfläche der Salar sehen wir den Sonnenaufgang gleich doppelt (und das ist nicht auf den Abend davor zurückzuführen -> siehe spannendes Drumherum).

    Gelungene Fotosession: Die Fotos der Salar de Uyuni sind legendär, da man mit den Perspektiven arbeiten kann. Kleine Gegenstände erscheinen plötzlich riesig. Klar, dass wir das auch ausprobieren müssen. Unsere Souvenirs aus Argentinien, Chile und Bolivien haben nun ihre grosse Stunde. Unser Guide Remy hat einige Asse im Ärmel und dirigiert uns gekonnt umher. So entstehen faszinierende Fotos und Videos (siehe separater Beitrag). Da es Regenzeit ist, hat es an gewissen Stellen eine dünne Wasserschicht von zirka 3 Zentimeter. Das ist perfekt, damit wunderbare Spiegelungen im Wasser entstehen – entsprechend glücklich knipsen wir drauflos.

    Spannendes Drumherum: Auch das «Drumherum» ist spannend. Wir übernachten in einem Hostel aus Salz in der Wüste, was dem Abenteuer ein besonderes Flair verleiht. Beim Abendessen im Salzhostel übertrifft sich unser Guide Remy selber: Als wir schon unsere Teller beladen haben, marschiert er mit einem Grinsen in den Raum und stellt eine Flasche Wein auf den Tisch. Auf über 3'600 Meter über Meer braucht es nicht allzu viel vom feinen Rebensaft und die Stimmung ist rasch feuchtfröhlich. Wir sind dennoch vernünftig und gehen zeitig ins Bett, damit wir den Sonnenaufgang am kommenden Tag von Anfang an miterleben.

    Der Abschied: Das Essen ist auf der ganzen Tour hervorragend, so auch beim letzten gemeinsamen Mittagessen – es gibt köstliches Lamafleisch. Und Wifi, weshalb die Gespräche rasch verstummen und alle am Smartphone hängen. Die schönen Bilder müssen wohl in die Welt hinaus. Am Schluss dürfen wir bis zur Abfahrt des Busses im Büro des Touranbieters warten, was uns gelegen kommt. Die französische Gruppe verabschiedet sich, da sie wieder zurück nach San Pedro reisen. Später fährt uns Remy dann mit seiner Frau und seiner jüngsten Tochter an den Busbahnhof. Wir bedanken uns für seinen tollen Service, die wunderbare Tour und nehmen Abschied. Am Busbahnhof herrscht buntes Treiben und überall werden schreiend mögliche Destinationen zur Weiterreise angeboten. Die Frau mit dem Slogan «Sale a Potosí» überzeugt durch ihr lautstarkes Organ und gewinnt somit den Schrei-Wettbewerb. Wir warten in einer Art Wartesaal, der zugleich als Büro für mehrere Busgesellschaften dient. Auf jeden Fall macht es den Anschein, so genau wissen wir es nicht. Irgendwann kommt die Meldung, dass unser Bus ausfällt. Doch keine Sorge, wir wurden bereits auf den nächsten umgebucht, der eine halbe Stunde später abfährt. Wir steigen ein und fahren los, vorbei an Graffiti mit der Aufschrift «Evo – Uyuni es contigo». Der Bus-Chauffeur fährt übrigens mit Sandalen. Wir sind definitiv in Bolivien angekommen.
    Meer informatie

  • Dag 40

    Seichte Lagunen & verzweifelte Flamingos

    10 februari 2020, Bolivia ⋅ ☁️ 14 °C

    Der Unterschied ist augenfällig: Bei der chilenischen Grenze müssen wir alle einzeln antraben und unsere Pässe zeigen, während unser Guide unsere Pässe im Kollektiv zur Migrationskontrolle von Bolivien mitnimmt und nach kurzer Zeit abgestempelt wieder zurückbringt. Wir befinden uns an der chilenisch-bolivianischen Grenze in der Nähe des Paso de Jama, es ist kurz vor 8 Uhr und wir sind in unser Abenteuer «Salar de Uyuni» gestartet. Kurz nach 6 Uhr wurden wir in unserer Unterkunft abgeholt und dann zur Grenze gefahren. Dort mussten wir eine halbe Stunde warten, bis der chilenische Grenzposten aufging. Auf der bolivianischen Seite angekommen, wird uns ein feudales Frühstück im Freien aufgetischt, dem wir dankend zusprechen. Anschliessend machen wir Bekanntschaft mit unserem Guide Remy – es ist wie der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Remy ist ein witziger Bolivianer, der uns bestens unterhält. Ein Müsterchen: Zu Beginn fragt er, wer Vegetarier ist und gibt an, selber auch Vegetarier zu sein. Am zweiten Tag der Tour gibt er zu, auch Poulet zu essen. Am dritten Tag isst er dann auch Lamafleisch und sagt, dass er eben ein «Vegetariano plus» sei und demzufolge auch jegliches Fleisch isst.

    Ab der bolivianischen Grenze fahren wir in einem SUV weiter. Unsere grossen Rucksäcke werden aufs Dach des Jeeps gepackt und mit einer Plastikblache geschützt. Mit uns auf der Tour sind vier Franzosen, die etwas jünger sind als wir und mit denen wir uns rasch anfreunden. Der erste Halt ist die Zahlstelle für den Nationalpark auf bolivianischer Seite. Dort fällt uns bereits auf, was wir während unserer Reise in Bolivien häufiger antreffen: Für die Benutzung der WCs muss bezahlt werden und Toilettenpapier ist nicht immer inklusive. Das erklärt auch, weshalb einige Bolivianer mit WC-Rollen in der Hosentasche herumlaufen. Auch der Hygiene-Standard ist tiefer, weshalb wir froh um unser Fläschchen mit Desinfektionsmittel sind. Doch zurück zu unserer Tour: Remy fährt mit uns zu einem herrlichen Bergsee, der Laguna Blanca. Obwohl die Lagune mit 50cm nicht allzu tief ist, bietet sie doch zahlreichen Tieren eine Heimat. Am besten gefallen uns die vielen Flamingos, die sich auf der Lagune tummeln. Während die Laguna Blanca ein wichtiger Lebensraum für Tiere ist, bietet sich bei der fast angrenzenden Laguna Verde eine andere Situation. Diese Lagune weist einen hohen Gehalt an Mineralien auf und enthält viel Arsen und Blei. Als Folge davon ist der See zu toxisch und es leben keine Tiere dort. Erstaunt beobachten wir, dass dennoch ein Flamingo über das Wasser der Lagune fliegt. Wir fragen Remy, was davon zu halten sei und er meint lapidar: «Der Vogel hat Liebeskummer und begeht wahrscheinlich Suizid.» Wir sind nicht ganz sicher, wie ernst er den Satz meint. Fakt ist aber: Flamingos sind höchst monogame Tiere und sterben in der Tat kurz nach dem Verlust des Partners oder der Partnerin.

    Weiter geht es durch die Desierto Salvador Dalí. Ihren Namen verdankt diese Steinwüste tatsächlich dem spanischen Surrealisten, da er einige Bilder gemalt hat, die ihr ähneln. Fun fact: Dalí wusste zu Lebzeiten nichts von der Existenz «seiner» Wüste. Wir sind beeindruckt von der faszinierenden Landschaft und auch der Weite, die sich auf über 4'000 Metern entfaltet. Beeindruckt sind wir auch, wie stilsicher unser Fahrer und Guide Remy den Weg findet. Von Strasse zu sprechen wäre nämlich bereits übertrieben. Das Gerüttel des Jeeps trägt aber zur Experience bei. Beim nächsten Halt können wir uns etwas davon erholen, wir gehen nämlich baden. Die Termas de Polques sind 37° Celsius warm und helfen uns, den Wüstenstaub abzuspülen. Wir dürfen aber nicht länger als 15 Minuten im Pool sitzen, da die Höhe und die Schwefeldämpfe sonst zu Bewusstlosigkeit führen könnten. Hungrig und gespannt auf das erste Mittagessen in Bolivien setzen wir uns danach ins nahe gelegene Restaurant. Und wie sind wir überrascht, als uns ein reichhaltiges und schmackhaftes Essen serviert wird. Es gibt Gemüse, Omelette für die Vegetarier, Fleisch, Früchte – alles in bester Qualität und super lecker zubereitet. So kann es weitergehen!

    Die nächste Station ist das Gebiet der «Morgensonne» oder Sol de Mañana. In diesem riesigen Krater mit über einem Kilometer Durchmesser herrscht rege vulkanische Aktivität: Geysire und Fumarolen spucken Dampf aus und die bolivianische Regierung hat ein grosses Geothermie-Projekt initiiert, um die Energie der Erdwärme zu nutzen. Wir befinden uns auf dem höchsten Punkt unserer Tour und stolz zeigt uns Remy, dass die App auf seinem Handy 4'960 Meter über Meer anzeigt. Irgendwie passt es dann auch, dass es plötzlich zu schneien beginnt. Der Schneefall hält aber nicht lange an und der Spuk ist nach fünf Minuten wieder vorüber. Auf der Weiterfahrt können wir die spannende Fauna der Anden beobachten und erspähen Lamas und Vicuñas oder auch eine äusserst seltene Andenkatze, von denen es nur noch 2'500 Tiere gibt. Als nächstes kommen wir an der Laguna Colorada an – und die hält, was ihr Name verspricht: Durch den aufkommenden Wind verändert sie ihre Farbe und wird von einem Azurblau plötzlich rötlich. Dieses Schauspiel ist auf die Mikroorganismen im Wasser zurückzuführen und wir haben grosses Glück, dass wir alle Farbspektren der Lagune zu sehen bekommen. Soweit das Auge reicht sehen wir Flamingos, darunter viele Jungtiere. Sie suchen im seichten Wasser nach Plankton und geben dabei lustige Geräusche von sich. Mit diesen Eindrücken kommen wir am späteren Nachmittag in Peña Barrosa an, wo wir auch die Nacht verbringen werden. Es ist ein kleines Dorf, bedrohlich nahe liegt der Vulkan xxxxx. Laut Remy hat die Regierung von Evo Morales im kleinen Dorf viel bewirkt. Seit wenigen Jahren gibt es Strom und fliessendes Wasser, eine Schule für jedes Alter und einen überdachten Sportplatz.

    Wir haben etwas Zeit zum Erholen, was auch nötig ist: Roseline spürt die Anstrengung und die Höhe und bekommt heftige Kopfschmerzen. Unser Guide Remy weiss aber Rat und serviert ihr einen stark riechenden Mate de Coca, der auch noch Epazote (mexikanischer Drüsengänsefuß) enthält. Derart gestärkt schlafen wir trotz der Höhe einigermassen gut und stehen anderntags um 7 Uhr bereit für die Weiterfahrt. Auch den Franzosen hat die Höhe zugesetzt, vor allem Anaïs, welche auch noch an Asthma leidet und kaum ein Auge zu tun konnte. Trotz allem freuen wir uns sehr auf die Weiterfahrt. Heute werden wir die Salar de Uyuni erreichen. Zunächst geht es aber über Schotterpisten weiter, im Radio läuft traditionelle Musik der bolivianischen Anden. Wir erreichen imposante Gesteinsformationen, unter anderem die Copa del Mundo. Die Steine sehen aus wie ein Fussballpokal, weshalb die Formation diesen Namen trägt. Auf der Weiterfahrt begegnen wir auch einem steinernen Kamel und zwei sich küssenden Menschen aus Stein. Danach geht es zu einem kleinen Dorf, oder eher einer Ansammlung von wenigen Häusern. Wir spazieren zu einer kleinen Oase mitten in dieser Einöde. Hier hat es saftig grüne Wiesen, auf denen Lamas weiden und einen grossen Weiher mit diversen Wasservögeln. Wir geniessen die Ruhe und die Sonne. Danach gibt es im Dorf wiederum ein leckeres Zmittag bestehend aus einer Art Kartoffelgratin, frittiertem Blumenkohl, Fleisch und Reis. Die Strasse führt weiter abwärts Richtung Salzwüste, vorbei an vielen Quinoafeldern. Remy führt uns zur Schlucht de Anaconda. Zum Glück liegt der Name nicht daran, dass es dort besonders viele Schlangen gibt, sondern am schlangenförmigen Fluss, der durch die Schlucht führt.

    Nun geht es nicht mehr allzu lange bis wir in Uyuni sind. Auf der Ebene kommen wir schnell vorwärts. Nur manchmal muss Remy abrupt bremsen, um einem Lama, einem Alpaka oder gar einem Strauss auszuweichen. In Uyuni lädt uns Remy bei einem kleinen Laden aus, wo wir Kaktus-, Quinoa- und Coca-Bier kaufen können. Danach geht es nach Colchani, wo sich unser Hotel aus Salz befindet. Die Wände sind aus Salz, ebenso wie die Tische, die Stühle und das Bett. Es bleibt aber noch nicht viel Zeit, unser Nachtlager zu bestaunen. Denn nun fahren wir für den Sonnenuntergang in die Salzwüste.
    Meer informatie

  • Dag 40

    Tour zur Salar: Weitere Impressionen

    10 februari 2020, Bolivia ⋅ ☀️ 19 °C

    Hier gibt es weitere Bilder zu unserer Tour von San Pedro de Atacama zur Salar de Uyuni. Viel Spass beim Durchschauen :-)

  • Dag 39

    In die Höhe, in die Wüste

    9 februari 2020, Chili ⋅ ☁️ 21 °C

    Unser Zeitgefühl ist verloren gegangen. Vorsichtig schieben wir die Vorhänge im Nachtbus zur Seite. Wir befinden uns in einer mondartigen Landschaft. Kleine Büsche bedecken die sonst staubig wirkenden Hügel. Bald nachdem wir aufgewacht sind, hält der Car an. Wir befinden uns am Grenzposten von Argentinien nach Chile. Bald kommen wir in San Pedro de Atacama, zumindest denken wir das zu diesem Zeitpunkt. Denn wieder mal geht an der Grenze für sehr lange Zeit gar nichts. Nach etwa einer Stunde steigen erste Passagiere aus, um Luft zu schnappen oder einen Kaffee zu holen. Kaffee, eine vorzügliche Idee. Der Chauffeur bittet uns, nicht zu weit wegzugehen. Die frische Luft tut gut. Doch irgendwie fühlen wir uns eher schlapp – haben wir uns erkältet? Später stellen wir fest, dass es die Höhe war, die das Atmen schwierig machte. Der Paso de Jama, wo sich die Grenze befindet, liegt immerhin auf 4’200 Meter Höhe. Die Chilenen nehmen es wiederum sehr genau und durchsuchen jeden Rucksack nach frischen Lebensmitteln. Es scheinen Zöllner mit hervorragenden Nasen zu sein – denn leider bleibt die Hunde-Show diesmal aus.

    Wir brauchen noch viel Geduld, bis wir in San Pedro sind. Etwas Unterhaltung bietet immerhin die Musik, welche nun den Car lautstark beschallt. Ein Hit nach dem anderen wird gespielt – von Bed of Roses von Bon Jovi, über The Show Must Go On von Queen bis Hotel California von Eagles. Irgendwie skurril in dieser Einöde. San Pedro wirkt auf den ersten Blick wie ein kleines staubiges Nest und beim Atmen spürt man regelrecht die Trockenheit. Die Atacamawüste ist der trockenste Ort der Welt. Ein älterer Mann, der beim Busbahnhof die Ankömmlinge beobachtet, hilft uns, ein Taxi zu organisieren, um zur Unterkunft zu kommen. Es erwartet uns ein Kleinod aus einstöckigen Häuschen, vielen Bäumen, zwischen denen Hängematten gespannt sind, und verschiedene gemütliche Sitzbereiche. Die Ckoi Lodge ist perfekt, um sich zu entspannen und etwas an die Höhe zu gewöhnen, bevor es dann auf die Uyuni-Tour geht. Verblüfft stellen wir bald fast, dass an der Reception eine Schweizerin arbeitet. Renée lebt seit elf Jahren in Chile, arbeitet seit ein paar Monaten in San Pedro und will sich nächstens ihren grossen Traum erfüllen. Ihr schwebt vor, mit einem kleinen Wohnmobil durch ganz Südamerika zu reisen. Im Austausch mit ihr erfahren wir sehr viel Wissenswertes über die Region. Zudem organisiert sie für uns eine erstklassige Tour in der Atacamawüste. Auf eine Tour zur Beobachtung des Sternenhimmels müssen wir leider verzichten, denn der Himmel ist zu bedeckt.

    Als Roselines Eltern vor gut dreissig Jahren in San Pedro waren, bestand der Ort noch aus ein paar Häusern und wenig touristischer Infrastruktur. Das hat sich deutlich geändert, befinden sich doch im Zentrum diverse Restaurants, unzählige Tourenanbieter, Wechselstuben und Hostales. Trotz des grossen Angebots und der vielen Touristen wirkt San Pedro klein und mit seinen einstöckigen Lehmbauten wie ein waschechtes Wüstenstädtchen. Wir müssen uns wieder an deutlich höhere Preise als in Argentinien gewöhnen, geniessen aber nochmals richtig leckeres Essen – im Glauben, dass es in Bolivien für zwei Wochen nur noch Poulet, Reis und Bohnen geben wird.

    Tags darauf holt uns unser Guide Alejandro mit einem Minibus ab, in welchem schon diverse andere Touristen sitzen. Er erklärt uns, dass wir bei der Tour auf gut 4’500 Meter über Meer fahren werden und gibt uns hilfreiche Tipps im Umgang mit der Höhe. Die Strasse führt von San Pedro (2’400 Meter über Meer) fast unmerklich, aber stetig bergauf. Auf etwa 3’500 Metern parkiert Alejandro den Bus, steigt aus und richtet auf einem Klapptischchen ein grosszügiges Frühstück an. Mit Sicht auf den Vulkan Licanabur geniessen wir ein leckeres Zmorge. Wir bleiben eine knappe Stunde da. Der Halt wurde extra dafür eingeplant, dass wir uns etwas an die Höhe gewöhnen können. Nur schon das Aussteigen aus dem Minibus und das Gehen sind deutlich strenger. Wir kommen uns vor, als seien wir auf einmal dreimal so alt. Alejandro erzählt uns Interessantes über den Vulkan Licanabur, der zur Hälfte in Bolivien und zur Hälfte in Chile steht. Besteigen kann man ihn aber nur von der bolivianischen Seite aus: Die Chilenen haben bei Grenzstreitigkeiten mit den Bolivianern auf ihrer Seite des Vulkans diverse Minen vergraben. Nun ist es unmöglich, diese mit einem Detektor wieder zu finden und zu vernichten, weil das Gerät aufgrund des Vulkans überall angibt.

    Nach dem Zmorge geht’s nochmals rund 500 Meter höher. Bei einer Lagune können wir von weitem verschiedene Flamingos beobachten. Bald darauf biegt Alejandro mit dem Minibus von der Strasse ab und es geht weiter über Stock und Stein. Auf der Tour können wir diverse Vicuñas aus der Nähe beobachten. Die Wolle dieser Tiere ist extrem fein und deshalb etwa viermal so teuer wie Kaschmir. Vicuñas sind perfekt an hohe Lagen angepasst. Auch Lamas und Alpakas haben wir auf unserer Tour gesichtet. Es geht weiter zu anderen sehr schönen Lagunen und zu Gesteinsformationen, welche aus vulkanischer Lava entstanden sind. Der Fels El Monje de la Pacana ist gut vierzig Meter hoch. Weiter geht’s, wieder in der Nähe des Licancaburs wird zum Mittagessen dann eine feine Paella und ein Glas chilenischer Malbec serviert.

    Den späteren Nachmittag verbringen wir im schönen Garten des Hotels, schreiben am Blog und bereiten uns geistig auf die Uyuni-Tour vor. Im Reiseführer wird vor unwirtlichen Temperaturen, gefährlichen Fahrern, schlechtem Essen und miesen Unterkünften gewarnt. Ein paar Crackers zur Not packen wir schon mal ein.
    Meer informatie

  • Dag 36

    Eine Woche fast wie zuhause

    6 februari 2020, Argentinië ⋅ ☁️ 12 °C

    Salta. Endlich ankommen und verweilen. Wir sind etwas erschöpft vom ersten Monat Reisen und vor allem von den Fahrten der letzten Tage. Daher sind wir froh, dass wir eine ganze Woche in Salta bleiben können. Wir haben ein Appartement etwas ausserhalb der schönen Stadt mit den vielen Kolonialbauten gemietet. Wie gemütlich es nach einer Weile ist, wieder selbst zu kochen. Zum Znacht gibt’s Älplermagronen, am Sonntag machen wir einen Brunch mit Rösti und Spiegelei und Simon holt beim Quartierbeck frisches Brot – und natürlich etwas Süsses. Wir fühlen uns in der Einzimmerwohnung mit Balkon schon bald wie Zuhause. Toll ist es auch, den Rucksack mal komplett auszupacken und alle Sachen im Schrank zu verstauen.

    Einkaufen ist im Ausland immer ein besonderes Erlebnis. Gleich gegenüber der Wohnung befindet sich ein grosser Supermarkt. Beim ersten Einkauf machen wir Bekanntschaft mit einem sehr netten, älteren Kassierer. Simon will eine Flasche Bier kaufen. Das gehe nicht, erklärt uns Lucas. Weshalb, finden wir nicht heraus. Vielleicht muss man mehr als ein Bier aufs mal kaufen, aber die Flaschen stehen einzeln im Regal. Lucas bittet dann eine andere Verkäuferin, Dosen für uns zu holen. Sie bringt zwei. Er bemerkt, dass es eine drei für zwei-Aktion gibt und schickt sie nochmals los für eine zusätzliche Hülse. Das ist Service. Die andere Kundin wartet seelenruhig hinter uns. Man braucht im Allgemeinen viel Geduld, bis man an der Kasse an die Reihe kommt. Vortritt geniessen ältere Menschen, Schwangere und Eltern mit Kindern. Für sie gibt es eine Extrakasse. Die längeren Wartezeiten an den anderen Kassen scheinen aber niemanden zu stressen. Uns fällt auch auf, dass fast alle bar bezahlen. Dem Kassierer wird jeweils ein dickes Bündel Noten übergeben, dass dieser gemächlich abzählt.

    In Salta wollen wir unser Spanisch auffrischen, respektive verbessern. In der kleinen Schule von Graciela, in der Nähe des Hauptplatzes, werden wir fündig. Wir statten spontan einen Besuch ab und sie unterzieht uns ad hoc einer Prüfung, um unsere Kenntnisse zu ermitteln. Wir sind uns so gar nicht mehr gewohnt, in einer Prüfungssituation zu sein. Dennoch ist sie uns auf Anhieb sympathisch und erscheint uns kompetent. Gar einen Master in Deutsch besitzt sie, weshalb sie für Erklärungen Parallelen zur Deutschen Sprache ziehen kann. Wir vereinbaren, während einer Woche fünf Gruppen- und zehn Einzellektionen zu nehmen. Toll ist, dass wir sehr spontan sagen können, wann wir die Stunden abhalten wollen. Locker ist der Unterricht dann jedoch nicht: Graciela und ihre Kollegin Carmen schlauchen uns ganz schön in dieser Woche. Drei Stunden pro Tag, vor allem die Einzelstunden, sind schon sehr intensiv, wenn man sich nicht mehr gewohnt ist, die Schulbank zu drücken. Wir lernen aber sehr viel von den beiden Frauen, welche schon lange in Salta leben. Nicht fehlen darf da Carmens Einführung ins Mate-Zubereiten. Das ist wirklich eine Wissenschaft für sich. So müssen die Kräuter beispielsweise schräg in den Mate-Behälter gefüllt werden und zunächst braucht es einen kalten Gutsch Wasser, bevor das gekochte Wasser sorgfältig eingegossen werden darf.

    Am Wochenende mieten wir uns in der Stadt ein Mountainbike und fahren damit nach San Lorenzo, einem Vorort, der am Fusse eines Hügels erbaut wurde. Bis wir allerdings losfahren können, werden wir in der halben Stadt herumgeschickt, von einem Anbieter zum anderen. Kaum losgefahren, wollen wir noch den Sattel und Lenker verstellen und schaffen es nicht mehr, das Ganze richtig zu fixieren. So heisst es halt: Nochmals zurück. Roseline erhält ein neues, viel besseres Velo. So kann es nun endlich losgehen. Das erste Wegstück führt leider an der Strasse entlang, aber bald geht es auf einen Veloweg etwas abseits der Strasse. Es ist sehr grün, sobald man aus der Stadt fährt. Am Weg entlang gibt es immer wieder Outdoor-Fitnessgeräte, welche wir natürlich auch ausprobieren müssen. In San Lorenzo strampeln wir hügelaufwärts, bis wir an einen Bach kommen, wo an diesem Samstagnachmittag zahlreiche Familien und Freunde picknicken, grillieren und entspannen. Uns gefällt die gemütliche Atmosphäre. So erholen wir uns zügig von den Strapazen der Velotour, haben aber kein grosses Picknick dabei, weshalb wir auf dem Weg zurück in einem schönen, gepflegten Gartenrestaurant einkehren. Es gibt leckeres, grilliertes Gemüse und ein kleiner Hund blickt uns sehnsüchtig an. Wir bezweifeln aber, dass ihm das Gemüse schmecken würde und lassen ihn darben.

    Im ländlichen Argentinien unterwegs zu sein, ohne einen Ausritt zu machen – das geht doch nicht, sagen wir uns. An einem Vormittag fahren wir nach Chicoana auf die Finca von Enrique, die von Bäumen umgeben ist. Auf der Finca arbeiten Amélie und Norwen, zwei Französinnen, für Kost und Logie. Ebenfalls mit auf den Ausritt kommen die Pariser Nicolas und Elodie. Auf unserer ganzen Reise begegnen wir überhaupt sehr vielen Franzosen. Das ergibt immer wieder sprachliche Verwirrungen zwischen Französisch, Englisch und Spanisch. Nach dem Frühstück auf der Finca werden uns die gesattelten Pferde zugeteilt. Simon erhält das Grösste und ist stolz wie Oskar. Zunächst geht es über eine breite Holperstrasse, danach auf schmaleren Pfaden an Tabakplantagen vorbei. Besonders schön ist auch die Strecke, welche durch einen Bach führt. Teils muss man sich auf den Pferden bücken, um den Kopf nicht an den Ästen der Bäume anzustossen, welche neben dem Bachbett wachsen. Die geübten Pferde sind sich ungeübte Touristen gewohnt. Ein Highlight ist dann auch ein kurzer Galopp, den wir alle, begleitet von Pferedeführer David, machen dürfen. Das sorgt für gebührenden Muskelkater. Nach dem Ausritt gibt es ein reichhaltiges Zmittag und guten Rotwein, von dem Enrique äusserst freizügig einschenkt. Nebst dem Grillfleisch überzeugt das vegetarische Essen ebenfalls, auch wenn Enrique Roseline neckt und fragt, ob das «Krankenhaus-Essen» gut sei. Enrique ist ein Original und klopft einen Spruch nach dem anderen. Doch es ist nicht nur heisse Luft: Erstaunlicherweise weiss er sehr viel über die Schweiz und kann uns beispielsweise genau sagen, wie viele Leute rätoromanisch sprechen.

    Wir sind schon etwas traurig, dass wir Argentinien nun definitiv hinter uns lassen. Nun warten erneut Chile und bald schon Bolivien auf uns. Last Minute besuchen wir in Salta noch einen Tango-Kurs. Die ältere Dame, welche uns anleitet, ist nicht gerade die geborene Pädagogin. Nebst uns zwei Touris sind noch drei junge Männer und ein älteres Paar anwesend. Mehr schlecht als recht üben wir uns in der herausfordernden Tanzart und sind dann froh, dass wir gegen Schluss immerhin eine einfache Schrittabfolge können.

    Nach einem letzten tollen Stück Fleisch für Simon und hausgemachten Ravioli für Roseline besteigen wir morgens um 1 Uhr den Nachtbus nach San Pedro de Atacama. Rund 14 Stunden Fahrt liegen vor uns.
    Meer informatie

  • Dag 29

    1'300 Kilometer Richtung Norden

    30 januari 2020, Argentinië ⋅ ☀️ 25 °C

    In vier Tagen fahren wir von der Weinregion Mendoza ins nordargentinische Salta. Die Strecke besticht durch abwechslungsreiche Landschaften, schöne Städte, teils abenteuerliche Strassen und eine für uns unglaubliche Weite. Mit dem Mietauto legen wir mehr als 1’300 Kilometer zurück.

    Die schönste Strecke: Die Route 68 von Cafayate nach Salta führt durch die eindrückliche Quebrada de las Conchas, die Schlucht der Muscheln. Die Strasse wird von roten Gesteinsformationen umgeben. Teils gibt es aber auch grüne Abschnitte, welche den Fluss säumen. In der Quebrada wachsen meterhohe Kakteen und immer wieder gibt es am Strassenrand Esel zu sehen. Nebst der Route 68 fahren wir aber auch mehrere hundert Kilometer auf der Route 40. Auch diese Strecke gefällt uns sehr. Eine solche Weite ist eine ganz neue Erfahrung. Teils gibt es für eine halbe Stunde keinen Gegenverkehr und für Stunden keine Ortschaft. Da muss man aufpassen, dass der Tank immer voll ist und man genügend Wasser dabeihat. Schliesslich haben wir auch mehrere Stunden keinen Handyempfang. Wir sind froh, dass wir die Strecke ohne Panne zurücklegen konnten.

    Der schönste Zwischenstopp: Cafayate gefällt uns auf Anhieb. Wir haben eine tolle Unterkunft in einem B&B mit einem Innenhof voller Kakteen. Das Städtchen hat eine gute Grösse, gemütliche Restaurants und tolle Weine. Auf über 1’500 Meter über Meer gelegen ist Cafayate das höchste Weinanbaugebiet der Welt. Der Weisswein, ein aromatischer Torrontés, mundet uns sehr. Grossen Gefallen haben wir auch an den Empanadas (kleine Teigtaschen) gefunden, welche es in Cafayate in einem kleinen, einfachen Restaurant in diversen Varianten gibt – von Geisskäse mit Pilzen, über Tomate mit Kräutern, bis hin zu diversen Fleischvarianten.

    Das kulinarische Highlight: In der Kleinstadt La Rioja machen wir einen Zwischenhalt und essen in einem völlig überfüllten Lokal das Mittagessen. Für 15 Franken erhalten wir Gnocchi, die auf der Zunge zergehen, Kartoffeln in einer Rahmsauce, weiteres Gemüse und das Highlight für Simon: drei grosse Stück zartestes Rindsfilet.

    Der Tiefpunkt: Auf unserer Reise hatten wir bisher grosses Glück mit unseren Unterkünften. Kein besonderes Erlebnis war die Übernachtung in der Kleinstadt Jachal, irgendwo im Nirgendwo. Unser B&B ist sehr einfach und nicht gerade anmächelig. Das Frühstück ist im Preis inbegriffen. Darauf hätten wir aber verzichten können. Bereits am Abend wird uns ein Tablar ins Zimmer gestellt: Kaffee in Form eines Teebeutels, Milchpulver plus geschmacklose und sehr trockene Cracker.

    Das Abenteuer: In den Nächten auf unserer Fahrt in den Norden gibt es immer wieder kräftige Gewitter, so dass es auch am Morgen danach noch ordentlich Wasser auf der Strasse hat. Nach dem Aufenthalt in La Puerta de San José, in einer schönen Unterkunft mitten in der Pampa, geht es weiter Richtung Cafayate. Plötzlich sehen wir, dass sich in einer Senke vor uns eine Menge Wasser ihren Weg über die Strasse bahnt. Wir stellen den Wagen auf der Seite ab und schauen uns ratlos an. Nach einiger Zeit kommt ein Auto und schafft es, sich seinen Weg durch das Wasser zu bahnen. Wir beobachten einige weitere Autos und sind etwas zuversichtlicher. Denn wir wissen, wir müssen hier durch, es gibt weit und breit keine Umfahrung. Allerdings haben bisher nur SUVs, die viel höher gelegt sind als unser Auto, das Wasser durchquert. Wir warten. Zum Glück kommt dann ein ähnliches Modell wie unser Mietauto und schafft es ebenfalls ans andere Ufer. Simon als geübter Fahrer ist zuversichtlich und wir wagen das Manöver und sind erleichtert, dass es danach wieder auf trockener Fahrbahn weitergeht.

    Nach 1'300 Kilometern sind wir froh, gesund und munter sowie ohne Blechschaden und Panne in Salta anzukommen. Wir freuen uns schon sehr, zur Abwechslung mal einen längeren Aufenthalt einzulegen.
    Meer informatie

  • Dag 27

    Am Velölen in der Heimat des Malbecs

    28 januari 2020, Argentinië ⋅ ⛅ 28 °C

    Auf der Fahrt von Valparaíso nach Mendoza geht es hoch hinaus: Unser Nachtbus erklimmt den Paso de la Cumbre und erreicht dabei dank mehreren Haarnadelkurven mehr als 3’800 Meter über Meer. In unserem Dämmerzustand bekommen wir das aber gar nicht richtig mit, ausser dass uns das Atmen etwas schwerer fällt. Da die Fahrt mitten in der Nacht stattfindet, verpassen wir auch den Anconcagua, den mit 6'961 Metern höchsten Berg Südamerikas. Die neunstündige Carfahrt ist nicht gerade das, was man erholsam nennt und wir kommen ziemlich gerädert in Mendoza an. Es ist morgens um 5 Uhr an einem Sonntag und wir sind froh, dass wenigstens die Taxifahrer arbeiten und wir so zum Hotel gelangen. Dort angekommen gönnen wir uns zuerst ein Frühstück und schlafen dann noch einmal ein paar Stunden. Danach sind wir wieder voller Tatendrang und erkunden die Stadt Mendoza. Was uns gleich auffällt, sind die vielen Bäume, welche die Strassen säumen. Mendoza ist eine grüne Stadt. Das zeigt sich auch am riesigen Park, in dem wir uns am Nachmittag eine Erfrischung gönnen. Das tut Not, denn es ist heiss und wir müssen uns zuerst an die Temperatur gewöhnen. Vielleicht hätten wir auch eine Siesta machen sollen, denn ausser uns sind nur wenige Leute unterwegs und die Stadt wirkt fast ein bisschen ausgestorben. Umso skurriler kommt es uns vor, als ein älterer Herr mit einer Gans durch die Stadt spaziert.

    Am nächsten Tag möchten wir eine Wine & Ride-Tour mit dem Fahrrad machen und begeben uns deshalb ins Zentrum, wo viel mehr Betrieb ist als am Tag zuvor. Die Leute sind geschäftig und auf den Strassen tummeln sich Autos und Fussgänger. Bevor wir uns auf die Weindegustation begeben, bringen wir unsere schmutzige Kleidung in eine Wäscherei. Der freundliche Inhaber kann sogar ein paar Brocken Deutsch. Die Wäschereien in Südamerika sind übrigens ganz anders, als wir es uns vorgestellt haben: Man wartet nicht Däumchen drehend neben der Waschmaschine, sondern erhält die saubere Wäsche nach ein paar Stunden oder am anderen Tag in einem Plastiksack zurück. Der Start der Weindegustation liegt etwas ausserhalb der Stadt, weshalb wir die Bahn nach Maipú nehmen. Es ist eine gemütliche Fahrt, auf der wir auch die Aussenbezirke des Ballungsraums Mendoza zu sehen bekommen. In Maipú angekommen, suchen wir den Radverleih auf und erhalten dort unsere Drahtesel. Zwar keine High-End-Bikes – wohl aber auch besser für eine Wine & Ride-Tour. Die Hitze drückt erneut und wir sind froh, dass wir bis zum ersten Stopp nur einige hundert Meter fahren müssen. In der modernen und grossen Bodega San Lorenzo wartet bereits eine Erfrischung auf uns und wir erhalten die ersten Weine zum Degustieren. Uns schmecken die Weine vorzüglich, natürlich insbesondere der Malbec, und es radelt sich danach auch etwas leichter, finden wir. Der nächste Halt lässt nicht lange auf sich warten und wir kehren im Il Mercato ein, um uns zu verpflegen. Es handelt sich um eine erst Ende des letzten Jahres eröffnete Markthalle. Wir essen dort ein sehr feines Mittagessen und unterhalten uns mit Manolo, der in der Weinverwaltung der Region arbeitet. Er ist sehr freundlich und gibt uns einige Tipps, was wir in Mendoza noch anstellen können. Gestärkt fahren wir weiter zur Bodega Familia Cecchin, die biologisch angebauten Wein produziert. Wir können uns einer Gruppe anschliessen und erhalten eine spannende Führung, bei der wir viel über die Prinzipien einer nachhaltigen Anbauweise lernen. Monokulturen sind verpönt, weshalb mitten in den Rebstöcken mitunter auch Fruchtbäume stehen können. Das erhält den Boden und verleiht dem Wein eine zusätzliche und natürliche Fruchtnote. Als Weinkenner schmecken wir das selbstverständlich heraus bei der kommenden Verkostung 😉

    Wir machen uns zu unserer letzten Station des Wine & Ride auf, bei der wir zeitgleich mit einem Paar aus Deutschland und Irland ankommen. Bei einem gut gefüllten Glas Wein (die Standardfüllmenge ist um einiges höher als in Europa) unterhalten wir uns mit den anderen Reisenden. Für uns ist es immer wieder spannend zu hören, woher die anderen Traveller kommen und was sie noch vorhaben. Interessant ist auch zu hören, wie andere Reisende unterwegs sind. Tim und Jean aus Irland etwa verbringen sechs Wochen in Südamerika und haben Argentinien und Chile bereits von der Atacamawüste im Norden bis zum südlichsten Patagonien bereist, waren auf dem Machu Picchu in Peru und haben gar die Osterinsel besucht. Das bedeutet aber auch, dass sie oft ins Flugzeug steigen müssen. Es ist toll, dass wir von ihnen viele Tipps erhalten. Gemeinsam gehen wir nach der Degustation an die Bushaltestelle. Mindestens vermuten wir, dass es eine Bushaltestelle ist. Tatsächlich kommt irgendwann auch ein Bus, der gemäss dem Fahrer nach Mendoza fährt. Wir steigen ein und tauschen uns weiter mit den Iren und dem Paar aus Deutschland aus, sind aber auch etwas geschafft vom körperlich herausfordernden Winetasting. In Mendoza machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Die Wahl fällt auf eine Parrilla, die sehr beliebt zu sein scheint, da fast alle Plätze besetzt sind. Wir ergattern einen Tisch und machen uns an die Bestellung. Simon ist mal wieder mutig beim Essen und bestellt eine Parrilla, bei der er nicht genau weiss, was drin ist. Es stellt sich dann heraus, dass es sich beim Gericht hauptsächlich um Innereien handelt. Wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig, sind sie doch sehr lecker.

    Anderntags heisst es bereits wieder Rucksack packen, denn wir mieten ein Auto und wollen nach Norden fahren. Mit dem mobilen Untersatz fahren wir zuerst aber noch zum Fusse des Cerro Gloria, der uns nach einem kurzen, aber heissen Aufstieg einen wunderbaren Überblick über die ganze Region gibt. Danach lassen wir Mendoza mit zwei guten Flaschen Rotwein im Gepäck hinter uns.
    Meer informatie

  • Dag 24

    Graffitis, Tränengas und ein blaues Haus

    25 januari 2020, Chili ⋅ ☀️ 20 °C

    In Valparaíso erwartet uns die Casa California. Das schmucke blaue Haus, mitten im historischen Teil der Hafenstadt, wird während unseres Aufenthalts zum Ruhepol in der quirligen Stadt, die eine rund zweistündige Busfahrt von der Hauptstadt Santiago entfernt liegt. Johnny heisst uns herzlich willkommen und wir fragen ihn, was einen strammen Kalifornier von San Francisco nach Chile geführt hat. Natürlich: die Liebe zu seiner Frau Cata. Er fühle sich aber auch sonst sehr wohl in Valparaíso, habe die Stadt doch mit ihren vielen Hügeln eine ähnliche Topografie wie San Francisco.

    Auf über vierzig Hügeln ist Valparaíso gebaut und dies führt dazu, dass die Stadt trotz des Lärms, der vielen Einwohner und Besucher dennoch viele ruhige Ecken und einen ganz eigenen Charme hat. Alte Funicularios führen von Meereshöhe in die verschiedenen Quartiere. Bekannt ist Valparaíso aber nicht nur für seine Hügel, sondern vor allem auch für die bunten Gebäude und die vielen murales (Wandgemälde), welche die Fassaden der Häuser schmücken. Seit 2003 ist das historische Quartier von Valparaíso ein UNESCO Weltkulturerbe, was sicher mit dazu geführt hat, dass «Valpo» auch bei Touristen äusserst beliebt ist. Beim Schlendern durch die Strassen können wir die Kamera fast nicht im Rucksack verstauen, gibt es doch immer wieder ein neues Motiv abzulichten. Auf einer Tour for Tips lernen wir zudem die Hintergründe einiger Wandgemälde kennen. Viele haben durchaus eine politische Bedeutung. So erzählt etwa ein Gemälde die Geschichte von Chile und thematisiert unter anderem die Ungleichheit zwischen arm und reich. Es gibt aber auch lustige, fröhliche Wandgemälde. Und nicht nur Wände werden bunt bemalt, sondern auch Treppenstufen oder Trottoirs. Damit ein Künstler in Valpo ein Bild malen kann, muss er einen Hausbesitzer finden, der dies zulässt. Teils läuft es aber umgekehrt und Eigentümer fragen einen renommierten Graffiti-Künstler an. Der künstlerischen Freiheit ist aber eine Grenze gesetzt: Die Stadtverwaltung verbietet es ihren Einwohnern, ein Haus schwarz zu bemalen.

    Die farbigen Häuser geben der Stadt einen ganz eigenen Spirit. Valparaíso ist auch die Stadt der Linken, der Alternativen und der Künstler. Gleichzeitig ist es die Stadt mit der grössten Ungleichheit in Chile. Wenn man das historische Zentrum verlässt, kommt man durchaus in Quartiere, welche weniger schmuck sind als das Gebiet um den Cerro Concepción.

    In Valparaíso verspüren wir nach den Tagen in Santiago auch den Drang auf Bewegung. Mit einem Colectivo, einem Minibus, geht es rasant nach Viña del Mar, der Nachbarstadt von Valparaíso, wo vor allem Reichere leben und viele Chilenen und Argentinier ihren Strandurlaub verbringen. Wir steigen allerdings noch nicht aus und düsen weiter zu den Sanddünen von Concon. Neben den Dünen türmen sich moderne Hochhäuser auf, weitere sind gerade im Entstehen. Wir mieten uns für eine Stunde ein (sehr rudimentäres) Sandboard und versuchen, die Dünen runter zu brettern. Das ist gar nicht so einfach, vor allem auch, wenn die Schlaufen für die Füsse doppelt so gross sind, wie sie sein sollten. Aber wir geniessen es, unsere überschüssige Energie loszuwerden und nach der Anstrengung den Blick übers Meer schweifen zu lassen. Nur das mit dem Sand ist so eine Sache. Noch Tage später haben wir winzig kleine Souvenirs von den Dünen von Concon dabei. Wie wir später erfahren, sind die Sanddünen leider bedroht und werden in den nächsten Jahren wohl verschwinden, da noch viele Gebäude an der Küste geplant sind.

    Den Tag schliessen wir mit einer Fahrt auf einem kleinen Touriboot im Hafen von Valpo ab. Wir sind umgeben von chilenischen Familien mit kleinen Kindern. «Que lindo» (wie schön), kommentieren sie, was es auf der Fahrt zu sehen gibt, während der Guide auf dem Boot Erklärungen abgibt und sich immer wieder ein Spässchen erlaubt – manchmal gar auf unsere Kosten, wobei wir nicht ganz mitbekommen, worum es geht. Fakt ist, dass uns gut zwanzig Chilenen wohlwollend anschauen und schmunzeln. Auf der Fahrt haben wir einen ganz anderen Blick auf die auf Hügel verteilte Stadt und wir sehen dicke Robben, Kreuzfahrtschiffe, Marineschiffe der chilenischen Armee, die hier ihren Hauptstützpunkt hat, protzige Jachten und ein paar riesige Containerschiffe, welche gerade beladen werden. Der Hafen von Valparaíso war im 19. Jahrhundert der wichtigste im gesamten Pazifikraum. 1914 wurde der Panamakanal eröffnet und die meisten grossen Schiffe mussten Südamerika nicht mehr südlich umrunden. Damit nahm aber die Bedeutung von Valparaíso drastisch ab. Heute ist der Hafen nicht einmal mehr der wichtigste im Land. Dass dem so ist, liegt auch an der Bevölkerung von Valpo, welche sich heftig gegen Pläne wehrte, den Hafen auszubauen.

    Unser Aufenthalt in Valparaíso ist auch deshalb so toll, weil wir uns im Hostal von Johnny und seiner chilenischen Frau Cata so wohl fühlen. Wir erhalten tolle Restauranttipps – nicht nur das Essen ist lecker, sondern auch der Pisco und wir haben eine tolle Aussicht über die Stadt. Ausserdem ermöglich sie uns, Chile und die Chilenen besser zu verstehen. Da sie ein Jahrzehnt in den USA gelebt hat, hinterfragt sie Vieles auch kritisch. Den Alltag in Chile erklärt sie uns an einem simplen Beispiel, dem Kauf eines Wasserkochers. Grosse Versprechen vor dem Kauf, ein nicht funktionsfähiges Gerät, keine Möglichkeit des Umtausches, weil man das Gerät ja schon gebraucht hat. Nur wer genügend Geld und Zeit investiert, kommt zu seinem Recht. Im Fall von Catas Wasserkocher sieht dies so aus: Cata schafft es, die Nummer des Firmenchefs ausfindig zu machen und ruft ihn zigmal privat an. Schliesslich erhält sie ein funktionsfähiges Gerät. Cata betont, dass sie zur Oberschicht gehören und privilegiert sind. Viele weniger privilegierte Menschen haben nicht dieselben Möglichkeiten. Das sind für uns spannende Einblicke, da man dies als Tourist weniger mitbekommt und vor allem die Freundlichkeit der Chilenen auffällt.

    Auch die Proteste sind natürlich Thema. Cata ist besorgt und erstaunt zugleich. «Es entspricht gar nicht der Mentalität der Chilenen, sich so für etwas einzusetzen und in Rage zu geraten.» Die Proteste waren in Valparaíso im vergangenen Herbst besonders heftig. Denn in der Hafenstadt befindet sich der Parlamentssitz. Folgen hatte dies ebenfalls für Cata und Johnny, da rund 90 Prozent der Gäste wegen der Unruhen ihre Hotelreservation storniert hatten. Ruhe ist in Valparaíso aber auch jetzt noch nicht eingekehrt. Am ersten Abend unseres Aufenthalts in der Stadt widmen wir uns im Aufenthaltsraum in der Casa California gerade einem Blogbeitrag, als Cata uns mitteilt, dass es einige hundert Meter Richtung Hafen Strassenblockaden gibt. Wir sollen doch besser hügelaufwärts Essen gehen. Da wir eh noch beschäftigt sind, bleiben wir noch einige Zeit in der Unterkunft. Plötzlich vernehmen wir Schreie und mehrmals einen lauten Knall. Wir hören von draussen Leute husten und keuchen. Dann beginnt es auch uns, in der Nase zu beissen und in den Augen zu tränen. Tränengas. Jemand rüttelt an der Tür. Da wir nicht wissen, was draussen vor sich geht, öffnen wir nicht. Kurze Zeit später tritt ein anderer Gast und ein Knabe ein. Das Atmen fällt ihnen vor lauter Husten schwer. Cata eilt mit einem Wasserglas vorbei. Sie kann nicht glauben, dass die Polizei in «ihrer» Strasse mit Tränengas um sich geschossen hat. Wir sind froh, nicht vorher die Wohnung verlassen zu haben.

    Anderntags beim Frühstück kann Cata noch immer nicht Glauben, was am Abend zuvor passiert ist. Sie kritisiert sowohl die Krawallmacher wie auch die Polizei. Die Strassenblockaden würden hauptsächlich von Jugendlichen errichtet, denen es sonst zu langweilig sei. Das sei schade, da die Forderungen der Protestbewegung eigentlich berechtigt seien, dadurch aber unterminiert würden. Auf der anderen Seite reagiere die Polizei viel zu heftig auf die Mätzchen der paar wenigen Jugendlichen. Es sei wie ein allabendliches Spiel: Die Jugendlichen provozieren, die Polizei steigt überhart ein. Die Leidtragenden sind die Bewohner. Dass der Truck mit dem Tränengas, «el chingue» (das Stinktier), tags zuvor ihre Strasse hinaufgefahren sei, gebe ihr zu Denken. Gespannt blickt sie auf den April. Dann können die Chilenen abstimmen, ob sie eine neue Verfassung wollen, und falls ja, wer diese ausarbeiten soll. Cata vermutet, dass die Proteste nochmals zunehmen werden. Und sie hegt auch den Verdacht, dass die Polizei nun jede Gelegenheit wahrnimmt, dass aus kleinen Demos grosse Einschränkungen für die Bevölkerung entstehen. Dadurch sollen die Bürger der Protestbewegungen überdrüssig werden. Und gegen eine neue Verfassung stimmen. Dabei sei es dringend nötig, dass die Verfassung aus der Ära Pinochet ersetzt und die Ungleichheit in Chile verringert wird. Denn heute werde für eine reiche Minderheit Politik gemacht.

    Valparaíso bleibt uns auf jeden Fall in Erinnerung. Aber nicht nur wegen des Tränengases, denn uns gefällt die Stimmung der Stadt und ihre spannende Topografie. Die Murales verleihen dem pulsierenden Ort ein ganz spezielles Flair. Die Gegensätze in Valpo sind gross, machen aber auch den Charme der Hafenstadt aus.
    Meer informatie

  • Dag 23

    Die Murales von Valparaíso

    24 januari 2020, Chili ⋅ ⛅ 20 °C

    Hier gibt es eine Zusammenstellung von einigen beeindruckenden Wandgemälden in Valparaíso.

Doe mee met ons:

FindPenguins voor iOSFindPenguins voor Android