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  • Day 74

    Die vielen Haie sind ein schlechtes Omen

    March 15, 2020 in Ecuador ⋅ ☀️ 29 °C

    Unser erster Eindruck: Hier lässt es sich aushalten. Soeben wurden wir mit einem kleinen Schlauchboot auf unsere Yacht verfrachtet. Das Schiff bietet Platz für 16 Gäste und scheint fast neu zu sein. Unser Zimmer ist – für eine Kajüte – verhältnismässig gross und das Badezimmer geräumiger als in anderen Unterkünften. Wir richten uns behaglich ein und begeben uns anschliessend in die Lounge des Schiffs. Dort treffen wir auf die anderen Gäste der Tour: Zwei Familien und ein älteres Paar, alle aus den USA. Wir waren im Vorfeld gespannt, mit wem wir wohl in See stechen und wir scheinen auch dieses Mal an sehr gmögige Leute geraten zu sein. Wir setzen uns zu Frank und Vicky, dem älteren Paar, an den Tisch. Sie sind interessiert und wir haben eine angenehme Unterhaltung. Insgeheim amüsieren wir uns aber etwas ob den Essgewohnheiten von Frank: Beim Gemüse ist er wählerisch, Beilagen sind für ihn effektiv nur Beilage und Fleisch mag er lieber in grösseren Mengen. Gestärkt vom feinen Mittagessen machen wir uns auf unsere erste Expedition und besuchen El Chato, ein Reservat für Riesenschildkröten. Es befindet sich mitten auf der Insel Santa Cruz und ist deshalb gut mit dem Minibus erreichbar. Obwohl wir in der Darwin Station bereits Bekanntschaft mit den gewaltigen Tieren machen durften, beeindrucken sie uns immer wieder aufs Neue. Im Anschluss an die Expedition begeben wir uns wieder zurück auf die Yacht und erfreuen uns an einem leckeren Abendessen. Da wir ziemlich müde sind, gehen wir zügig in unsere Kajüte und machen uns bettfertig. Wir liegen denn auch bereits im Bett, als uns eine Lautsprecherdurchsage aus dem Schlaf reisst. Die Crew bittet uns in die Lounge des Schiffs, da es wichtige Neuigkeiten gibt. Etwas bang machen wir uns also auf den Weg und versammeln uns im Aufenthaltsraum. Dort teilt uns unser Tourguide James mit, dass aufgrund der Corona-Pandemie keine internationalen Flüge mehr nach Ecuador gelangen, unsere Tour aber wie geplant fortgeführt wird. Wir haben befürchtet, dass die Cruise abgesagt werden könnte und sind deshalb eher erleichtert. James bittet uns ihm zu sagen, ob wir die Tour fortsetzen wollen oder an Land gehen möchten. Nach kurzer Beratung entscheiden sich die beiden Familien und wir, dass wir die Cruise weitermachen möchten. Frank und Vicky kommen zum Entschluss, dass sie in Anbetracht der unsicheren Situation doch lieber verzichten und werden noch innerhalb der nächsten Stunde an Land gefahren. Danach legt das Schiff definitiv ab, wir verlassen die Insel Santa Cruz und steuern in der Nacht die Insel Floreana an.

    Am anderen Morgen gibt es ein leckeres Frühstücksbuffet, bei dem es sich Simon (ausnahmsweise) mal gutgehen lässt. Das macht Sinn, denn es steht die nächste Exkursion an: Wir machen einen Ausflug zur Flamingo-Bay. Dort finden wir einen idyllischen See vor, auf dem sich rund 20 Flamingos tummeln. Wir als alte Hasen im «Flamingo-Anschauen-Business» sind ehrlich gesagt nur mässig beeindruckt, bleiben aber cool und lassen uns nichts anmerken. Spannender wird es für uns dann, als wir zu einem nahegelegenen Strand laufen und dort einen Baby-Hai, Manta-Rochen sowie zahlreiche Krebse und Seelöwen sehen. Es ist fantastisch, so nahe bei diesen Tieren zu sein. Anschliessend wandern wir zurück zum Landepunkt am Strand und werden von dort mit den Schlauchbooten auf die Yacht zurückgebracht, um das Mittagsmahl einzunehmen. Am Nachmittag steht ein Ausflug zu einer ehemaligen Schmugglerhöhle auf dem Programm und ein Besuch der Post Office Bay. Dieser Ort dient als Poststelle für Seefahrer: Möchte man einen Brief aufgeben, deponiert man ihn dort und hofft, dass ihn die Besatzung eines später ankommenden Schiffes mitnimmt und den Brief an seinen Zielort bringt. Wir finden mehrere Briefe mit Adressen in der Schweiz und nehmen zwei davon mit. Die Post Office Bay regt unsere Fantasie an und wir denken uns Geschichten aus, bei denen dieser Ort auf der Insel Floreana im Mittelpunkt steht. Wir haben dafür Zeit, da die Crew des Schiffes gerade noch ein Fussballspiel austragen muss. Unentschieden steht es am Schluss.

    Zurück auf dem Boot geniessen wir ein feines Abendessen und bitten Darwin, den Barkeeper, uns einen kühlen Drink zu mixen. Darwin scheint übrigens ein verbreiteter Name zu sein auf den Galápagos – wir haben mehrere Leute getroffen, die nach dem berühmten Naturforscher Charles Darwin benannt sind. Wir nehmen den Drink aufs Sonnendeck und setzen uns in die Liegestühle. Es ist ein herrliches Gefühl, in der lauen Sommernacht den Fahrtwind zu spüren und übers Meer zu gleiten. Da wir auf den Galápagos-Inseln fernab von grossen Städten sind, ist die Lichtverschmutzung minimal und der Sternenhimmel wunderschön.

    Am anderen Morgen stehen wir zeitig auf und machen endlich mal wieder Yoga, auf dem Sonnendeck notabene. Die Sonne ist gerade aufgegangen und hilft uns, unsere Müdigkeit abzuschütteln. Nach dem Frühstücksbuffet (bei dem es sich Simon ausnahmsweise gut gehen lässt) steht die nächste Exkursion an. In der Nacht haben wir die Insel Española angelaufen. Wir gehen an Land und machen uns auf zu einer schweisstreibenden Wanderung. Der Schweiss wird hauptsächlich von den klimatischen Bedingungen hervorgerufen: Es ist schwül und drückend. Die Isla Española besticht mit herrlichen Klippen und einer eindrücklichen Brandung. An gewissen Orten spritzt die Gischt über 20 Meter in die Höhe. Als wir an den Landungssteg zurückkommen, müssen wir um zahlreiche Seelöwen herumlaufen, die sich frech in den Weg gelegt haben. Den putzigen Tieren mit ihren Knopfaugen kann man aber irgendwie nicht böse sein. Zurück auf dem Schiff steht Schnorcheln auf dem Programm und wir sind sehr gespannt. Nach einer kurzen Einführung fahren wir mit den Schlauchbooten zu der Corona del Diablo, einem eindrücklichen Riff, dessen steile Felsen weit aus dem Meer ragen. Dort tummeln sich unzählige Meeresbewohner und wir schwimmen quasi Seite an Seite mit Seelöwen, kleinen Haien und vielen farbigen Fischen. Unter Wasser finden wir eine andere Welt vor, man fühlt sich schwerelos und frei in der Stille.

    Später erkunden wir das Meer dann nochmals von der Oberfläche her und paddeln mit den Kajaks um das Riff. Wieder begegnen wir gwundrigen Seelöwen, die sich auf den Klippen sonnen, es dann aber trotzdem nicht lassen können und unser Kajak umschwimmen. Die Tiere sind wohl etwas vorsichtig, jedoch mitnichten schüchtern. Als wir zurückkehren, schnappt Roseline ein Gespräch zwischen zwei Mitgliedern der Crew auf. Sie reden von «Abbruch» und «zurückkehren» - wir hoffen, dass wir das falsch verstanden haben. Wir sind beruhigt, als wir uns für den Ausblick auf den folgenden Tag in der Lounge versammeln. Das Programm klingt fantastisch und wir freuen uns schon auf die Insel San Cristóbal. James fügt aber hinzu, dass sie nicht wie ursprünglich geplant den Hafen anlaufen werden, sondern etwas ausserhalb anlegen. Sie hätten gehört, dass die Regionalregierung gewisse Yachten im Hafen behalten hätte und das möchten sie bei uns vermeiden. Wir nehmen das Abendessen ein, als beim Kaffee eines der Kinder hereinstürmt und uns erzählt, dass unzählige Haie draussen seien. Zuerst denken wir, dass sie übertreibt und es eventuell andere Fische sind. Wir gehen trotzdem nach draussen und sind bass erstaunt: Auf beiden Seiten des Schiffes tummeln sich über 80 Haie, einige davon sind über zwei Meter lang. Sie wurden angelockt durch die Fliegenden Fische, welche wiederum durch das Licht unserer Yacht in Bann gezogen wurden. Das Schauspiel ist überwältigend und bedrohlich zugleich. Sobald ein Fliegender Fisch im Wasser landet, schnappen mehrere Haie gleichzeitig zu. Überall zischt es im Wasser und wir sind froh, sind wir auf dem Boot und nicht mehr im Kajak. Die ganze Crew des Schiffes hat sich mittlerweile versammelt, auch für sie ist das etwas Ausserordentliches. Sie sprechen von einem Zeichen der Natur, einem Omen.

    Leider scheint es ein böses Omen zu sein: Um etwa 21 Uhr werden wir erneut in die Lounge gebeten und dort ereilt uns dann die Hiobsbotschaft. Die Cruise muss auf behördliche Anordnung abgebrochen werden, morgen finden die letzten Flüge aufs Festland statt. Wir sind konsterniert, da wir die Bootstour abbrechen müssen und auch, da unser Rückflug-Ticket erst in drei Tagen gültig ist. Wohl oder übel gehen wir aufs Zimmer und packen unsere Siebensachen, am Morgen müssen wir um sechs Uhr bereitstehen. Um möglichst früh am Flughafen zu sein, legt das Schiff in der Nacht einige Kilometer zurück. Es schaukelt entsprechend und wir schlafen nicht besonders gut. Am anderen Morgen gibt es ein letztes Frühstück und wir verabschieden uns von der Crew – zu dem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass es vorläufig das letzte Morgenessen auf südamerikanischem Boden ist. Mit den Schlauchbooten werden wir zur Fährstation der Insel Baltra gebracht und von dort mit den uns wohlbekannten Bussen an den Flughafen. Wir verabschieden uns von James und den beiden anderen Familien. Das lange Warten am Flughafen auf den Galápagos-Inseln beginnt. Der Anfang vom Ende unserer Südamerika-Reise.
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  • Day 71

    Zu den Kreaturen einer vergessenen Zeit

    March 12, 2020 in Ecuador ⋅ ☀️ 29 °C

    Die Reise auf die Galapagosinseln zieht sich. Kein Wunder, sind sie doch rund 1000 Kilometer vom ecuadorianischen Festland entfernt. Nachdem bereits um 3 Uhr in Lima Tagwache war, sind wir froh, dass wir gegen Abend auf der Insel Baltra landen. Auf dem Flughafen empfängt uns ein warmer Wind. Bei der Ankunft muss jeder Reisende gleich mal 100 US-Dollar für den Nationalpark hinblättern. Der Flughafen ist sehr klein. Es gibt keine Gepäckbänder, dafür hieven Arbeiter Koffer und Rucksäcke von den Wagen auf eine Ablagefläche. Nun gibt’s nochmals eine Hundeshow. Es ist zentral, dass keine fremden Pflanzen eingeschleppt werden, haben die Galapagosinseln doch ein einzigartiges Ökosystem. Wir gehören zu den ersten, welche den Bus besteigen können und freuen uns, nun Eindrücke der Insel zu erhalten. Die Landschaft macht einen eher trockenen Eindruck, es gibt aber viele teils ziemlich hohe Kakteen und Sträucher. Nach knapp zehn Minuten bleibt der Bus abrupt stehen und wir satteln auf die Fähre um, welche uns in nur wenigen Minuten über eine schmale Meerpassage auf die Insel Santa Cruz bringt. Dort steigen wir in den Minibus um und sind zirka 40 Minuten später im Hauptort dieser Insel. Puerto Ayora macht trotz vielen Touristen einen sehr entspannten Eindruck. Wir haben in einem kleinen Hostal ein Zimmer mit Frühstück gemietet. Das Zimmer ist einfach und es ist drückend heiss im Raum, aber der Garten macht einen gepflegten Eindruck. Wir duschen kurz, nehmen danach aber gleich den Weg ins Städtchen unter die Füsse. Denn wir wollen noch am selben Abend bei Agenturen vorbeigehen, um eine Bootstour zu reservieren. Unsere Vermieterin hat uns glücklicherweise einen guten Tipp gegeben. Ariel stellt uns mehrere Touren vor und macht uns immer wieder auf den unschlagbaren Preis aufmerksam, den wir gegenüber den Touristen haben, welche vom Festland aus buchen. Weil wir zögern, kommt er uns mit dem Preis noch ziemlich entgegen. Wir sagen ihm aber, dass wir uns das Angebot noch überdenken wollen und gehen essen. Am ersten Abend gibt’s eine Pizza in einem Lokal, das unser Reiseführer empfohlen hat. Wir freuen uns darüber, ist die letzte Pizza doch schon einige Wochen her. Uns fällt auf, dass die Preise auf der Insel deutlich höher sind als noch in Peru. Beim Essen beschliessen wir, die fünftägige Bootstour zu buchen, da wir wohl nicht so bald wieder auf den Galapagosinseln weilen. An einem Bankomaten wollen wir Geld abheben. Denn wir haben den ganzen Betrag, rund 2’500 US-Dollar, anderntags in bar zu zahlen. Mit der Kreditkarte würden Gebühren von rund 20 Prozent des Preises draufgeschlagen. Trotz mehrerer Versuche mit verschiedenen Karten, müssen wir unverrichteter Dinge den Weg zurück ins Hostal antreten. Wir sind froh, dass wir uns nach der langen Reise ausruhen können. Der Schlaf wird nur gelegentlich durch mehrere Geckos gestört, welche in unserem Zimmer dem Liebesspiel frönen und dabei Quietsch-Geräusche von sich geben.

    Während dem Frühstück im Garten beobachten wir eine grosse Eidechse, welche sich gemächlich auf den Steinen fortbewegt. Und ein vorwitziges Vögelchen kommt uns auf dem Tisch immer näher, um sich Brotkrümel zu ergattern. In schon ordentlicher Hitze klappern wir anschliessend verschiedene Banken ab. Nach ersten erfolglosen Versuchen haben wir schon ein wenig Bedenken, dass wir den Betrag zusammenbekommen. Doch bei einer Bank funktioniert es plötzlich und kurze Zeit später spazieren wir mit 3’000 Dollar durch die Strassen von Puerto Ayora zur Agentur. Umständlich zählen wir die 150 20 Dollar-Noten ab. Ariel, der sympathische Touranbieter, zählt dann in geübter Manier und etwa dreifacher Geschwindigkeit nach. Für ihn ist es Alltag, so viele Noten auf seinem Pult liegen zu sehen. Er schreibt von Hand eine Quittung und gibt uns weitere Infos für die Tour bekannt, welche drei Tage später startet. Die Vorfreude ist gross.

    Doch zunächst erkunden wir die Umgebung von Puerto Ayora auf eigene Faust. Das Städtchen ist die Touristenhochburg des Archipels und liegt auf der Insel Santa Cruz, welche mit rund 15'000 Einwohner die bevölkerungsreichste Insel von Galapagos ist. 1959 wurden die Inseln von der Regierung Ecuadors zum Nationalpark erklärt. Die Flora und Fauna des Archipels sind ausserdem Weltnaturerbe der UNESCO. Rund 97 Prozent der Fläche der Galapagosinseln stehen unter strengem Naturschutz. Der Tourismus wird durch die beschränkte Anzahl an Flügen stark reguliert. Dennoch hat die Zahl der Touristen in den letzten Jahren zugenommen. Strenge Regeln gelten auch für Zuzüge der einheimischen Bevölkerung. Insgesamt ist die Bevölkerung auf den Galapagosinseln in den letzten Jahren stark gestiegen und liegt heute bei gut 25’000.

    Nach einem feinen Zmittag flanieren wir an der Promenade am Meer entlang und entdecken einen Seelöwen, der es sich auf einer Parkbank gemütlich gemacht hat. Wenige Meter davon entfernt scheint sich eine Meerechse in der Sonne zu bräunen. Wir sind total fasziniert, quasi mitten in der Stadt diese Tiere zu sehen, welche sich so gar nicht durch den Menschen gestört scheinen.

    Am Nachmittag besuchen wir die Tortuga Bay. Nachdem wir uns in einem Buch registriert haben, geht es eine gute Stunde einem schönen Weg entlang, der durch viele uns unbekannte Kakteen und Pflanzen gesäumt wird. Die vulkanische Erde scheint sehr fruchtbar zu sein. Am Ende des Weges erwartet uns ein traumhafter, weisser Sandstrand. Da die rote Flagge gehisst wurde und aufgrund der Strömung geraten wird, nicht ins Meer zu steigen, gehen wir dem Strand entlang. Eine Rangerin kommt auf uns zu und empfiehlt uns, noch weiter zu marschieren, da sich weiter hinten eine schöne Bucht befindet, wo man baden kann. Im Wasser entdecken wir einen schwarzen Iguana, eine Meerechse, welche von den Wellen abwechselnd ins Meer hinaus und an Land gespült wird. Wir sind erstaunt, wie geschickt sich die an Land so träge wirkenden Reptilien im Wasser fortbewegen können. Ein paar Meter weiter treffen wir auf eine ganze Horde von Meerechsen. Sie erscheinen wie Kreaturen aus einer längst vergangenen Zeit zu sein. Eine Meerechse folgt uns gemächlich auf dem Pfad und scheint sich nicht ein bisschen an uns zu stören. Die Bucht ist traumhaft. Hier ist das Wasser ruhig und am Strand gibt es niedrige Bäume, die willkommenen Schatten spenden. Wie gut diese Abkühlung bloss tut. Einige Meter entfernt bildet sich eine Menschentraube. Wir nähern uns den Leuten und erspähen einen kleinen Hai, der in Ufernähe schwimmt. Er ist neugierig und schwimmt immer wieder auf Menschen zu. Zum Glück ist er kleiner als ein Meter. Da der Strand um 17 Uhr schliesst, bleibt uns zu wenig Zeit, um noch zu lesen. Wir marschieren den idyllischen Weg zurück und schliessen diesen ersten Tag im Paradies mit einem feinen Znacht in Puerto Ayora ab.

    Schon wieder heisst es packen. Wir lassen die Rucksäcke aber noch in der Unterkunft und machen uns auf zur Charles Darwin Research Station. Beim Eingang werden wir von ein paar Frauen in Guides-Uniform abgefangen und wir bezahlen für eine Führung. Wir hätten die Station wohl auch selber besuchen können, sind aber froh um die Infos der Frau, welche schon drei Jahrzehnte hier arbeitet. In der Forschungsstation gibt es ein Züchtungsprogramm für bedrohte Riesenschildkröten. Sie werden aufgezogen und nach rund drei Jahren, wenn sie bereit für die Wildnis sind, ausgesetzt. Denn in Freiheit überleben jeweils nur wenige Prozent der Schildkröten die ersten Lebensjahre. Je nach Insel gibt es verschiedene Arten. Leider sind einige Arten bereits ausgestorben. So etwa die Art von Lonesome George (der einsame George). Es handelte sich um eine Riesenschildkröte der Unterart Pinta. George wurde 1971 auf der gleichnamigen Insel entdeckt und später in die Forschungsstation gebracht. Danach wurde jahrelang auf der ganzen Welt nach einem Weibchen gesucht. Leider vergebens. George starb im Alter von rund 100 Jahren im Juni 2012 wohl als letzte Schildkröte seiner Unterart. Wir konnten den einbalsamierten George in einer Vitrine beobachten. Ein imposantes Tier. Auf der Bootstour werden wir erfahren, dass es nun doch wieder Hoffnung gibt, dass die Pinta-Schildkröten möglicherweise doch nicht ausgestorben sind. So habe man wenige Exemplare gefunden. Dem armen, einsamen Schorsch nützt dies leider nichts mehr. Möge er in Frieden ruhen.

    Am Nachmittag besteigen wir das Schnellboot, das uns nach rund zwei Stunden rasanter Fahrt auf Isabela, die grösste Insel des Archipels, bringt. Im Hafen angekommen, werden wir alle aufgefordert, einen Spritzer Desinfektionsmittel einzureiben. Corona macht auch vor dem Paradies nicht halt. Auf Isabela erwartet uns ein noch entspannterer Groove als auf Santa Cruz. Hier gibt es bloss 2’000 Einwohner und deutlich weniger Besucher, da viele Touristen nur Santa Cruz sehen und dann sogleich auf eine Bootstour gehen. Unsere Unterkunft ist einfach und leider nicht gerade günstig, da wir sehr kurzfristig gebucht haben. Kurzes Auspacken, dann gleich wieder los. Es ist viel zu schade, Zeit im Zimmer zu verbringen, wenn wir doch das Paradies sehen können. Sonnenuntergang ist hier am Äquator bereits um 18 Uhr. In einer Strandbar betrachten wir, wie es allmählich dunkel wird. Hier mutet alles karibischer an, als in den anderen Ländern und wir können nicht anders als uns für einen Caipirinha und einen Mojito zu entscheiden. Später gibt es in einem kleinen, gemütlichen Lokal Fisch und Quinoa.

    Das Zmorge in der Unterkunft ist nicht gerade „amächelig“. Es gibt nur noch eine Scheibe Brot und Wassermelone, um welche die Fliegen schwirren. Wir fokussieren uns auf frischen Fruchtsaft und Kaffee und freuen uns auf den Tag, der vor uns liegt. Zu Fuss gehen wir zur Playa de Amor, die menschenleer ist. Auf dem Weg sehen wir dutzende Kakteen und lesen, dass diese teils tausende Jahre alt sind. Wir baden in einem kleinen natürlichen Pool, welcher sich bei Ebbe gebildet hat. Hier gibt es neugierige, farbige Fische. Und wir werden permanent von den zahlreichen Iguanas beobachtet. Das Wasser ist angenehm erfrischend. Die SMS, die wir vom EDA erhalten, scheint hier so gar nicht hinzupassen. Es rät aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus davon ab, ins Ausland zu fahren. Doch wir vergessen die Nachricht schon bald wieder. Die sehr schlechte Internetverbindung, die wir auch in diesem Hostal haben, führt dazu, dass wir kaum News verfolgen.

    Nach dem Mittagessen, wo wir Säfte probieren mit Früchten, deren Namen wir noch nie gehört haben, mieten wir uns Fahrräder. Über einen Holzsteg erreichen wir eine kleine Lagune. Mitten auf dem Weg haben es sich Seelöwen gemütlich gemacht und wir müssen um sie herumbalancieren. Der Steg ist umgeben von Mangroven. Ein wahres Kleinod. Beim Schnorcheln sehen wir nicht gewaltig viel, weil das Wasser hier nicht sehr klar ist, aber es ist dennoch ein Erlebnis. Da wir vor dem Znacht noch Zeit haben, fahren wir mit dem Velo zum Camino de las Tortugas, in der Hoffnung, vielleicht eine Riesenschildkröte in freier Wildbahn zu sehen. Und siehe da, ein paar Meter hinter dem Schild sehen wir die kriechenden Panzer schon von weitem. Gleich zwei Schildkröten passieren die Strasse. Wir stellen unsere Velos ab und nähern uns leise. Die Schildkröten haben uns erblickt und bleiben stehen. Sie beobachten uns eine Weile, beschliessen dann aber, weiterzumarschieren. Nach kurzer Zeit biegen sie in den Wald ab. Über die Äste kommen sie noch langsamer vorwärts. Es sind schon ganz spezielle, etwas ungelenke Tiere. Für uns ist dies wahrlich ein Gänsehaut-Moment. Auf der Strecke entdecken wir sogar noch ein paar weitere Riesen, bevor wir leider zurück müssen, um unser Bikes rechtzeitig abzugeben. Bereits am Mittag haben wir uns einen Tisch in einem schönen Restaurant mit Meerblick reserviert. Erstaunt stellen wir nun fest, dass wir die einzigen Gäste sind. Es ist etwas seltsam, vom Servicepersonal so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch das Essen ist sehr gut und wir geniessen einen schönen letzten Abend auf Isabela. Viel zu rasch ist die Zeit hier vergangen.

    Aufstehen mitten in der Nacht ist in der Zwischenzeit zum Alltag geworden. Unser Vermieter ist auch noch als Taxifahrer aktiv und bringt uns um 4 Uhr an den Hafen, wo die Fähre schon auf uns wartet. Während wir im Beiboot zum Schiff fahren, dämmert es allmählich. Wieder ruckelt es ordentlich auf dem Beiboot. Doch es ist ein spezielles Gefühl, über das Meer zu fahren, während es immer heller wird und den Wind in den Haaren zu spüren. Zurück in Puerto Ayora gehen wir erstmals ausgiebig Brunchen. Dann kaufen wir noch einige Snacks ein, um für die Bootstour gut gerüstet zu sein, die wenig später startet.
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  • Day 67

    Insolvente Taxifahrer & feinstes Essen

    March 8, 2020 in Peru ⋅ ⛅ 26 °C

    Flight cancelled! Da wir kein Online Check-In durchführen konnten, hatten wir bereits eine dunkle Vorahnung, die sich bei unserer Ankunft am Flughafen in Cusco leider bestätigt. Der 10.30 Uhr-Flug nach Lima findet nicht statt. Für uns bedeutet das Schlangestehen und warten, bis wir eine Umbuchung am Schalter vornehmen können. Obwohl wir extra etwas früher an den Flughafen gingen, befinden sich bereits einige Leute vor uns. Nach rund zwei Stunden sind wir dann an der Reihe. Heute gebe es keine freien Plätze mehr, erklärt uns der Herr am Schalter. Sie würden uns aber ein Hotel offerieren, sodass wir anderntags den Flieger um 6 Uhr nehmen können. Wir schwanken zunächst zwischen Enttäuschung und Ärger, schicken uns aber in die Situation. Im Taxi zurück bessert sich unsere Stimmung dann zusehends, weil wir jetzt noch die Möglichkeit haben, Cusco weiter zu erkunden. Nachdem wir im neuen Hotel eingecheckt haben, besichtigen wir den Markt San Pedro und decken uns mit Coca-Bonbons, Muña-Tee und Agua de Florida ein. Danach gibt es einen Kaffee und wir gehen fürs Abendessen zurück in unser Hotel. Da wir bereits um halb 4 Uhr aufstehen müssen, verzichten wir auf den Schlummertrunk.

    Mit dem Taxi fahren wir durch das morgendliche Cusco und sind überrascht, wie viel Betrieb am Samstagmorgen um 4 Uhr ist. Auf den Strassen richten sich bereits die Standverkäufer ein und auch am Flughafen beginnt es zu wuseln. Wir sind froh, dass nun alles klappt und wir bald darauf im Flugzeug nach Lima sitzen. Die ältere Dame im Sitz neben uns fragt, ob wir nicht ein Video vom Start machen können. Da sie aufgeregt ist, vermuten wir, dass sie zum ersten Mal fliegt und wir fragen sie, ob sie am Fenster sitzen möchte. Sie bedankt sich freudig, um dann munter weitere Filme zu drehen und Fotos zu schiessen. Nach einem zügigen und ruhigen Flug landen wir kurz nach 8 Uhr in Lima, der peruanischen Metropole mit über acht Millionen Einwohnern. Wir organisieren uns ein Taxi zu unserem Hotel und fahren los. Doch nach rund zehn Minuten fährt unser Taxichauffeur an eine Tankstelle und bittet uns um einen Gefallen: Er möchte, dass wir ihm zehn Pesos vorschiessen, damit er tanken kann. Da die Tankanzeige bedrohlich nahe bei null steht, finden wir seinen Vorschlag ausgezeichnet und geben ihm das Geld. Es kann weitergehen und wir nutzen die Gelegenheit, um uns während der Fahrt ein Bild von Lima zu machen. Die Stadtteile sind recht unterschiedlich: In der Nähe des Flughafens bietet sich uns ein eher ärmliches Bild. Der Strassenzustand lässt teilweise zu wünschen übrig und die Häuser bröckeln. Je näher wir dann den Quartieren San Isidro, Miraflores und Barranco kommen, desto schöner zeigt sich das Stadtbild. Wir bezahlen dem Taxifahrer den Rest des Geldes und fragen uns, ob er einen Grossteil davon in Treibstoff investieren wird.

    Nach den einfachen Unterkünften während der Wanderung nach Machu Picchu freuen wir uns auf unser gehobenes Hotel in Lima. Wir werden nicht enttäuscht und stellen fest, dass diese Unterkunft die beste Dusche bietet, die wir während unserer ganzen Reise bisher nutzen durften. Wir richten uns ein und machen uns kurze Zeit später auf die Suche nach dem Punto Azul, wo wir unser Mittagessen einnehmen. Es gibt ein leckeres Ceviche für Simon und eine Causa für Roseline. Am Nachmittag flanieren wir durch die Strassen und lassen uns im Larcomar, einem Einkaufszentrum direkt am Meer, berieseln. Wie damals in Arequipa bezweifeln wir auch hier, dass sich der Durchschnittsperuaner viel leisten kann in den teilweise sehr teuren Markenläden. Wir belassen es bei einem Bierchen mit wunderschöner Aussicht und geniessen den Sonnenuntergang. Aufgrund der Nähe zum Äquator entschwindet die Leuchtkugel bereits kurz nach 6 Uhr dem Firmament. Wir brechen auf und essen im Restaurant Saqra feine Ravioli und einen Lomo Saltado. Nach dem langen Tag sind wir ziemlich erledigt und gehen schnurstracks ins Bett.

    Ausgeschlafen und gestärkt machen wir am Folgetag eine geführte Velotour durch die Quartiere Miraflores und Barranco. Unser Guide William nimmt unsere spanischsprachige Gruppe mit an die schönsten Ecken der Stadt und erklärt uns viel Wissenswertes über Lima. So erfahren wir zum Beispiel, weshalb Perus Hauptstadt den Beinamen La Gris bekommen hat: Der Himmel ist oft wolkenverhangen und grau, weshalb Lima auch die graue Stadt genannt wird. Die Temperaturen sind aber durchaus angenehm und wir sind eigentlich froh, dass die Sonne nicht ständig ungehindert brennt. Vor allem, als uns William auf einen Hügel im südlichen Teil der Stadt fahren lässt. Die Anstrengung lohnt sich, denn wir erhalten einen Ausblick über weite Teile der Stadt. Hier werden uns die Gegensätze zwischen arm und reich nochmals deutlich. Chorrillos, das Quartier direkt am Fusse des Hügels, muss Wasser sparen und die Häuser haben teilweise kein fliessendes Wasser. Auch Elektrizität ist Mangelware und Stromausfälle sind an der Tagesordnung. An diesen Distrikt grenzt Barranco, ein wohlhabendes Quartier für Hipster, Künstler und Gutbetuchte. Für uns ist es erstaunlich zu sehen, wie nahe beieinander diese gegensätzlichen Welten liegen. Kein Wunder, entzünden sich immer wieder Proteste in diesen Ländern: Wenn man den Luxus im Nachbardistrikt sieht, werden einem die eigenen Lebensumstände erst so richtig bewusst. Unter der fachkundigen Führung von William machen wir uns an die Abfahrt und lassen den Schweiss im Fahrtwind trocknen. Als Belohnung für die Strapazen offeriert uns William ein feines Eis, bald darauf verabschieden wir uns.

    Für das Abendessen haben wir einen Tisch im SaHa reserviert. Einmal mehr erwartet uns ein ausgezeichnetes Mahl (Ají de Gallina & Lomo Saltado mit Pilzen) und wir geniessen die entspannte Atmosphäre im Restaurant. Zum Nachtisch gönnen wir uns einen Pisco Sour – ebenfalls sehr empfehlenswert. Wir beschliessen den Abend auf der Rooftop-Bar des Radissons und geben uns dem warmen Wind und der schönen Stimmung an unserem zweitletzten Abend in Lima hin. Die Stadt gefällt uns und wir könnten uns gut vorstellen, noch etwas länger hierzubleiben. Obwohl wir das eigentlich bei allen bisherigen Destinationen gesagt haben, würden wir uns noch etwas mehr Zeit in Lima wünschen, um beispielsweise auch die Altstadt und das Umland zu erkunden. Wir trinken noch etwas und gehen müde, aber guter Dinge zurück ins Hotel. Anderntags organisieren wir die letzten Details unserer Reise auf die Galápagos-Inseln und machen uns hübsch für unsere Verabredung am Abend: Wir treffen Claudia, die Frau eines guten Kollegen von Simon. Claudia ist Peruanerin und kommt ursprünglich aus Arequipa, arbeitet aber seit längerer Zeit schon in Lima. Roseline geht Shoppen und zur Maniküre, Simon lässt sich Bart und Haare stutzen. Sich mal wieder richtig frisch zu machen, tut während dem Reisen zwischendurch sehr gut. Vor dem Abendessen flanieren wir nochmal im Barranco und gönnen uns einen Cappuccino. Eigentlich wollten wir dann zu Fuss ins Restaurant Cala spazieren, aber wir finden einfach keinen Weg zum Meer hinunter. Die eigentümliche Topografie von Lima bringt es mit sich, dass die Autobahn direkt am Meer entlangführt und die Stadt oberhalb der sandigen Klippen erbaut wurde. So müssen wir schliesslich ein Taxi nehmen, das uns über einen gewaltigen Umweg runter ans Meer bringt.

    Das Cala ist ein vornehmes Restaurant mit einer ausgezeichneten Aussicht. Wir freuen uns, Claudia in ihrer Heimat zu treffen. Wir sitzen auf der Terrasse und haben einen Tisch direkt am Meer bekommen. Der angenehme Wind, das Rauschen des Meeres und das feine Essen trösten uns über unseren letzten Abend in Lima hinweg. Als Vorspeise teilen wir uns den Cala Tower, der verschiedene Fischspezialitäten beherbergt. Gnocchi, Lachs und Tintenfischsalat sind unsere Hauptspeisen. Für uns ist es sehr spannend, uns mit Claudia über Lima und Peru zu unterhalten und natürlich auch über die Schweiz, da sie schon mehrere Male und teilweise auch länger in unserer Heimat war. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon bald müssen wir uns nach einem gemütlichen Abend von Claudia verabschieden. Es ist nicht nur ein Abschied von Claudia, sondern auch von Lima und Peru im Allgemeinen. Zeit, um zu trauern bleibt wenig, um 3 Uhr morgens steigen wir ins Taxi an den Flughafen. Adios, Lima la Gris.
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  • Day 63

    Teil 2: Lage imposant, Stätte überfüllt

    March 4, 2020 in Peru ⋅ 🌧 17 °C

    Pancakes irgendwo im Nirgendwo. Wir sind begeistert, was unser Koch Juan mit seiner minimalen Küchen-Ausrüstung für uns bereits zum Frühstück herzaubert. So gestärkt verlassen wir frühmorgens unser Nachtlager. Heute geht es stetig abwärts, über eine saftig grüne Ebene, über kleine Bäche, vorbei an winzigen Siedlungen, die aus ein paar Häusern mit Strohdächern bestehen. Die Vegetation beginnt sich nun langsam zu wandeln. Es wird deutlich wärmer, mehr Mücken schwirren um uns herum und von den Pflanzen her fühlt man sich allmählich dem Dschungel nahe. Julio erklärt uns wiederum viel von seiner Kultur und dem Leben im ländlichen Peru. Wir erreichen nach ein paar Stunden unser nächstes Nachtlager. Was für ein Luxus: Es gibt sogar ein WC und zwei Duschen. Schnell hüpfen wir darunter, bevor die anderen zwei Gruppen ankommen. Die Duschen sind eiskalt und haben nur einen schwachen Strahl. Sie entsprechen auch nicht gerade dem, was wir gemeinhin als hygienisch bezeichnen würden und es tummeln sich zig Insekten in der kleinen Kabine. Es ist seit unserem Aufbruch jedoch die erste Möglichkeit zu duschen – und diese Gelegenheit wollen wir natürlich nicht verpassen. Am späteren Nachmittag besuchen wir die oberhalb des Nachtlagers gelegenen Inka-Ruinen gemeinsam mit Julio. Am Abend verwöhnt uns die Küchen-Crew nochmals so richtig und die Präsentation der Speisen ist der Wahnsinn: Es gibt Kartoffelknödel in Lama-Form, aus Karotten geschnitzte Rüebli und einen Schwan aus Sellerie. Dieses Abendessen stellt auch das Schlussfeuerwerk dar, anderntags werden sich Juan und sein Küchengehilfe leider bereits verabschieden. Zum feinen Znacht gönnen wir uns ein Bier, zumal wir den grössten Teil der Wanderung nun hinter uns haben. Wir verbringen einen wirklich gemütlichen Abend mit unserer tollen Gruppe, die aus zwei Kanadiern, einem Paar aus Australien, einem Neuseeländer und drei Briten besteht. Alles sehr „gmögigi“. Wir sitzen bei ein paar weiteren Bierchen und Musik von Scooter (das war nicht unsere Idee!) zusammen und sind anscheinend etwas zu gemütlich: Irgendwann werden wir von Wanderern einer anderen Gruppe gebeten, nun endlich ruhig zu sein und ins Bett zu gehen. Der Australier Tom meint dazu lakonisch, das sei das erste Mal, dass er bereits vor 21 Uhr gescholten worden sei, weil er zu laut war.

    Der nächste Tag kommt uns im Vergleich zu den ersten Tagen mehr wie ein Spaziergang vor. Nur noch einen kurzen, steilen Anstieg müssen wir überwinden. Wir werden dann mit einem Blick auf eine schöne Inka-Siedlung belohnt. In einem kleinen Dorf angekommen, warten wir auf den Minibus. Er bringt uns nach Ollantaytambo, von wo aus wir mit Peru-Rail nach Aguas Calientes fahren. Es ist ein sehr vornehmer und moderner Zug, in welchem uns das Personal Kaffee und einen feinen Schokoladenkuchen serviert. Durch die Panoramafenster können wir beobachten, wie sich die Vegetation nochmals stark verändert. Von grünen Hügeln kommend, dringen wir in den feuchteren und dichter bewachsenen Dschungel vor, während wir von gut 2’800 auf rund 2’000 Metern über Meer fahren. In Aguas Calientes haben wir uns Machu Picchu nun schon stark angenähert. Die kleine Stadt, welche am Fluss Urubamba liegt, ist sehr touristisch. Da derzeit aber Nebensaison herrscht, ist die Menge an Menschen noch erträglich. Wir sind sehr erfreut, dass wir in einem einfachen Hotel ein Zweierzimmer mit einem eigenen Bad erhalten. Wir geniessen eine erfrischende Dusche, bei welcher etwa zehnmal so viel Wasser rauskommt wie tags zuvor. In einem peruanischen Restaurant geniessen wir zur Vorspeise Avocados, welche auf der Zunge vergehen, und als Hauptspeisen Lomo Saltado sowie ein feines Quinoa-Gericht. Wir suchen unser Bett wie gewohnt früh auf, weil wir am nächsten Tag vor halb 5 Uhr loslaufen möchten.

    In pechschwarzer Nacht stehen wir dann am anderen Morgen mit rund 100 anderen Personen in der Schlange und warten darauf, den Anstieg nach Machu Picchu in Angriff nehmen zu können. Um 5 Uhr öffnen sich die Tore für den Weg, der über rund 1’700 Stufen zur legendären Inka-Stätte führt. Kaum geöffnet, wird der Weg überrannt. Mit Stirnlampe ausgerüstet, überwinden wir die teils sehr hohen Stufen. Obwohl noch früh am Morgen sind die Temperaturen schon hoch und wir sind aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nach kürzester Zeit durchgeschwitzt. Die Strecke zieht sich. Immerhin haben wir hier nicht mehr mit der Höhe zu kämpfen. Nach gut vierzig Minuten sind wir oben am eigentlichen Eingang. Und dort treffen wird auf eine Menschenmasse, denn viele Touristen haben von Aguas Calientes her den Bus genommen. Gemeinsam mit Julio betreten wir «seine zweite Wohnung», wie er Machu Picchu schelmisch bezeichnet. In einer etwas ruhigeren Ecke zeigt er uns anhand vieler Visualisierungen, wie das momentan vom Nebel umhüllte Machu Picchu zur Zeit der Inkas ausgesehen haben könnte und präsentiert auch Fotos, die gemacht wurden, als der Amerikaner Hiram Bingham 1911 die Inkastätte entdeckt hatte. Julio lässt ihn allerdings nicht als wahren Entdecker der Kulturstätte gelten, hätten doch Bauern bereits Jahrzehnte zuvor an diesem Ort gelebt, ohne jemandem von der Inkasiedlung zu erzählen. Auf einmal lichtet sich der Nebel und wir können über den mystischen Ort blicken. Die Ruinen an sich sind beeindruckend, für uns noch imposanter ist jedoch die Lage zwischen den steilen Hügeln. Wie kamen die Inkas bloss darauf, an diesem verlassenen Ort und in solch schwierigem Gelände solche Paläste zu bauen?

    In Machu Picchu ist leider alles durchgetaktet. Nach einer gut einstündigen Erklärung von Julio müssen wir uns von ihm verabschieden. Die meisten Gruppenmitglieder haben ein Ticket für den Eintritt zu einem der beiden Aussichtsberge gekauft, für die es ein begrenztes Zeitfenster gibt. Wir wollen auf den Machu Picchu-Mountain. Bis 8 Uhr müssen wir mit dem Aufstieg beginnen. Noch mehr Stufen! Auf einem Schild lesen wir, dass es auf 2’700 Stufen 1’600 Höhenmeter zu überwinden gibt. Wir leiden. Noch mehr als am frühen Morgen. Die Stufen gehen heftig in die Beine. Der Nebel ist wieder aufgezogen und wir fragen uns, ob sich der Aufstieg überhaupt lohnt, oder ob uns der imposante Blick auf die Ruinen verwehrt bleiben wird. Immer wieder glauben wir, die Spitze erreicht zu haben, als sich vor uns weitere Treppen zeigen. Irgendwann werden sie schmaler und das Gelände abschüssig. Da die eine Hälfte von uns es mit der Höhenangst zu tun bekommt (es sind halt nicht seine bekannten Muotathaler Berge), machen wir kurz vor dem Gipfel kehrt. So können wir wenigstens in Ruhe zurückwandern. Irgendwann verschwinden die Wolken und wir haben einen schönen Überblick über die Inkastadt, wo einst ein paar Hundert Inkas, vor allem Priester und Adlige, gelebt haben sollen.

    Auf einem Rundgang um die Ruinen können wir diese nun aus der Nähe betrachten. Wir beginnen, durch die legendäre Inkastätte zu schlendern, es wird uns aber rasch zu viel mit den Menschenmassen. Es gibt viele Gruppen, welche eine Führung machen, und den Weg für die übrigen Besucher versperren. Wir treffen hier auf Touristen, welche wir auf unserer Reise glücklicherweise bisher kaum begegnet sind. Sie foutieren sich um die Regeln und missachten Absperrungen, sind mit sehr schlechtem Schuhwerk ausgestattet oder nur daran interessiert, für die Kamera zu posieren. So versuchen wir, einigermassen zügig, den Rundgang fortzusetzen und sind tragischerweise fast etwas erleichtert, als wir wieder beim Eingang sind. Wie voll ist der Ort wohl in der Hauptsaison? Eigentlich wollten wir uns den Abstieg zurück nach Aguas Calientes zu Fuss ersparen. Aber wir haben das Bedürfnis, raus aus den Leuten zu kommen und ziehen den Fussmarsch einem überfüllten Bus vor. Wieder in Aguas Calientes gönnen wir uns ein leckeres Zmittag, bevor es auf die lange Rückreise mit Zug und Minibus geht. Rund vier Stunden später erreichen wir Cusco, wo wir uns mit Wehmut von den anderen Paaren verabschieden. Es waren tolle, erlebnisreiche fünf Tage! Wir hoffen, die Engländerin Emily und den Neuseeländer Toni in Kolumbien wiederzusehen. Die Routen der anderen Paare decken sich leider nicht mit unseren Reiseplänen.
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  • Day 61

    Teil 1: Mit Coca-Blättern auf 5'300 MüM

    March 2, 2020 in Peru ⋅ ☁️ 9 °C

    Die Fahrt mit dem Nachtbus ist ein einziges Gerüttel. Obwohl wir das erste Mal einen 160-Grad-Sitz buchen konnten, also theoretisch waagrecht liegen können, ist es schwierig, zu schlafen, wenn der Bus derart hin- und herschaukelt und dazu noch ständig Schlaglöcher trifft. Wenn wir zusätzlich noch daran denken, wie der Buschauffeur über die schmalen Strassen rast, wird uns fast Angst und bang. Dementsprechend gerädert erreichen wir am Morgen Cusco. Die Stadt macht einen schönen ersten Eindruck. Sie ist umgeben von grünen Hügeln und besteht aus vielen weissen Kolonialgebäuden mit farbigen Balkonen aus Holz. Im kleinen, etwas kalten Hotel Casa Arcopunku mit dafür sehr zuvorkommenden und freundlichen Hotelangestellten trinken wir einen Coca-Tee und erholen uns vor der Nacht.

    Cusco ist eine sehr touristische Stadt, aber wir haben es uns viel ungemütlicher vorgestellt. Die Einwohner sind, obwohl sie von uns Touristen überrannt werden, sehr hilfsbereit und offen. Und wir finden ausgezeichnete Restaurants vor. Die peruanischen Speisen sind frisch zubereitet, innovativ und auch für die Vegetarier unter uns ist etwas Leckeres dabei. Ein Highlight ist etwa der Green Point. Die Tische befinden sich in einem herzigen Garten und die Auswahl an veganen Gerichten ist gewaltig.

    Auf einer Free Walking-Tour erfahren wir viel über die Inkas. Cusco, die Hauptstadt des Inkareichs, wurde um 1200 gegründet. Auf Quechua bedeutet «Qusqu» etwa so viel wie «Nabel der Welt» oder «Mitte der Erde». Von dort aus herrschten die Inka fast 350 Jahre über ein Gebiet, das sich von Kolumbien bis nach Chile erstreckt. Ihre Hegemonie im westlichen Südamerika wurde mit der Ankunft der Spanier im Jahre 1532 rapide beendet. Leider haben die Spanier kurz nach ihrer Ankunft die ursprüngliche Inka-Stadt beinahe völlig zerstört. Ein Grossteil dieses Inka-Erbes ist für immer verloren. Immerhin ist auch das von den Spaniern erbaute «Cusco 2.0» eine sehr schöne Stadt.

    Am zweiten Abend in Cusco traben wir beim Tourenanbieter zum Briefing für unsere fünftägige Wanderung Richtung Machu Picchu an, nicht ohne eine gewisse Spannung: Eine Woche zuvor hat sich beim Berg Salkantay ein riesiges Stück des Gletschers gelöst, der in den See fiel und eine Überschwemmung auslöste. Dabei wurden 15 Dörfer zum Teil völlig zerstört, mehrere Menschen ertranken. Auch ein Camp auf unserer geplanten Wanderung wurde verwüstet. Die Agentur schlägt uns daher eine Alternativroute vor, die ebenfalls vielversprechend klingt. Nun sehen wir auch erstmals unsere Gruppe: Vier weitere Pärchen, welche einen sympathischen Eindruck machen. Und zu unserer Überraschung sitzen auch Kayla und Tom, welche wir auf der Isla del Sol getroffen haben, im Raum, wo wir die Informationen und Instruktionen erhalten. Nach dem Briefing decken wir uns mit Wanderstöcken, Regenponcho und Proviant ein, gehen Essen und dann früh ins Bett.

    Am nächsten Morgen ist um halb 3 Uhr Tagwache. Naja, wir sind es uns auf der Reise allmählich gewohnt, frühmorgens aus den Federn zu kommen. Mit einem Minibus werden wir durch das erstaunlich belebte Cusco chauffiert, wo noch zig Nachtschwärmer herumtorkeln. Wir werden über unzählige Kurven ins kleine Dörfchen Mollepata gebracht, wo wir frühstücken können. Danach geht es los mit unserer Wanderung. Wir befinden uns bereits auf über 3’000 Metern über Meer und müssen entsprechend schwer atmen, obwohl es nicht allzu steil bergaufwärts geht. Unser Guide Julio klärt uns über viele Pflanzenarten und deren Verwendung in der Heilkunde auf. Nach kurzer Wegstrecke ist leider schon «Poncho-Time» und wir schlüpfen in unsere Regenjacken. Der Pfad wird allmählich flacher und wir erreichen um die Mittagszeit bereits Soraypampa. Hier verbringen wir unsere erste Nacht in sogenannten Sky Domes. Das sind kleine Behausungen mit Glaskuppeln, durch die man den Sternenhimmel sehen kann. Oder könnte. Denn während unseres Aufenthalts ist der Himmel wolkenverhangen.

    Im «Base Camp» sind noch zwei andere Gruppen à zehn Teilnehmern und der Lärmpegel im Aufenthaltsraum überschreitet bald die ertragbare Dezibelgrenze, die noch Gespräche in vernünftiger Lautstärke erlauben würde. Es kommt so etwas wie Lagerstimmung auf, während wir von unseren Köchen ein erstes Mal verwöhnt werden. Jede Gruppe hat einen Koch, einen Assistenzkoch und einen Pferdeführer dabei. Glücklicherweise schleppen die Pferde unser Gepäck, während wir nur den Tagesrucksack selbst tragen müssen. Das ist Luxus, denn während wir in den ersten Tagen vor allem warme Kleider brauchen, wird es an Tag 4 und 5 richtig heiss. So sind wir froh über etwas mehr Auswahl.

    Nach dem Zmittag steigen wir zum Humantay Lake auf über 4‘000 Metern über Meer auf. Was wir noch nicht wissen: Die rund einstündige Wanderung dahin bietet uns lediglich einen Vorgeschmack auf den kommenden Tag. Die Höhe macht allen zu schaffen. Zwar kennen wir die Kurzatmigkeit schon von Bolivien, aber diese Anstrengung entpuppt sich doch als etwas Neues für uns. Immer wieder legen wir kurze Zwischenstopps ein. Die Landschaft finden wir sehr reizvoll. Zu Beginn wandern wir an vielen Pferden vorbei, gehen weiter über einen kleinen Bach, bis wir auf schmalen Pfaden schliesslich den schönen Gletschersee erreichen. Wir wähnen uns hier mal wieder fast etwas in den Schweizer Alpen. Leider verdecken die Wolken den Blick auf die Berge und die Gipfel erkennen wir nur schemenhaft. Der Abstieg gestaltet sich nachher viel weniger Kräfte zehrend. Um 5 Uhr gibt’s zurück im Camp bereits die Tea-Time. Etwas, an das wir uns gewöhnen könnten: Es werden Popcorn, Guetzli (für alle Leser aus Muotathal: Das sind Chräpfäli) und Tee kredenzt. Wir tauschen uns mit den anderen Reisenden aus und die Zeit vergeht im Nu. Bald ist Essenszeit und die Küche überrascht uns erneut mit einem wunderbaren und reichhaltigen Mahl. Zum Dessert flambiert unser Koch sogar Bananen am Tisch.

    Um halb 5 Uhr heisst es anderntags Tagwach. Aus Versehen haben wir den Wecker gar eine Stunde zu früh gestellt. Wir bemerken den Fauxpas erst nach einer guten halben Stunde. Die überpünktlichen Schweizer versuchen daher bis fünf Uhr noch etwas zu dösen. Unser Guide stellt allen einen Coca-Tee vor die Behausung. Wir frühstücken und beobachten, wie draussen die Pferde gesattelt werden. Danach starten wir in den strengsten Tag der Tour. Dieses Mal erwartet uns ein steiler Weg. Guide Julio händigt uns immer wieder getrocknete Coca-Blätter aus, welche wir zu Beginn mit einer gewissen Skepsis kauen. Bisher haben wir die Coca-Blätter nur in Teeform konsumiert. Die Blätter sollen dabei helfen, dass das Blut den Sauerstoff besser aufnehmen kann. Wir haben mit der Zeit auch tatsächlich den Eindruck, dass es uns hilft. Nicht alle in der Gruppe haben gleich viel Mühe mit der Höhe. Während dem Muotathaler unter uns die Höhe weniger zusetzt, hat die Luzernerin mehr zu kämpfen und muss alle paar Meter kurz anhalten, um richtig atmen zu können. Die eindrückliche Landschaft kompensiert für die Strapazen. Wir wandern über kleine Bäche, schöne Ebenen und steile Pfade. Im Hintergrund sehen wir immer den schneebedeckten Salkantay, übersetzt der wilde Berg. Er ist mit 6’271 Metern der höchste Berg der peruanischen Anden. Er beherbergt einen grossen Gletscher, der jedoch jedes Jahr beträchtlich schrumpft. Während unserer Wanderung hören und sehen wir immer wieder, wie Teile des Salkantay-Gletschers abbrechen. Wir merken, wie die Gletscher-Abbrüche Julio jedes Mal schmerzen. «Der Berg weint», meint er. Julio, dessen Muttersprache Quechua ist, pflegt auch heute noch die Riten aus der Inkazeit und ehrt aus diesem Grund Apu, den «Herr Berg» und Pachamama, die «Mutter Erde», sowie den Sonnengott Inti, aus dem Quechua übersetzt «Vater Sonne».

    Doch zurück zur Wanderung: Das Mittagessen nehmen wir bei der Pampa Japonesa zu uns. Die Ebene wurde zu Ehren von japanischen Bergsteigern so genannt. Diese wurden beim Versuch, den Salkantay zu bezwingen, von einer Lawine erfasst und kamen so zu Tode. Obwohl das Essen unserer Koch-Crew wieder lecker und abwechslungsreich ist, halten wir uns zurück. Denn wir wissen: Der höchste Punkt der Wanderung kommt erst noch. Nach dem Essen geniessen wir einen Muña-Tee, der ebenfalls gegen die Höhenkrankheit helfen soll. Und überraschenderweise geht es nach der Mittagspause wirklich besser. In knapp 30 Minuten sind wir auf rund 5’370 Metern über Meer, dem höchsten Punkt unseres Mehrtägers. Ein unbeschreiblich erhabenes Gefühl, von hier oben über die eindrückliche Landschaft mit ihren verschiedenen Seen zu blicken. Wir beobachten von hier auch, wie der Tross an Pferden an uns vorbeizieht. Den Tieren scheint die Höhe deutlich weniger zuzusetzen als uns. Nach ein paar Fotos beginnt der Abstieg. Runter geht es für uns halb rennend, um unsere Gelenke zu schonen. Der Rest des Tages fühlt sich dann eher wie ein gemütliches Auslaufen an, bis wir am späteren Nachmittag unser Nachtlager erreichen. Diese Nacht verbringen wir im Zelt, sanitäre Anlagen gibt es nicht. Dafür einen eiskalten Bach, wo wir uns etwas erfrischen können. Nach einem feinen Abendessen fallen wir bereits kurz nach acht Uhr erschöpft in einen tiefen Schlaf.
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  • Day 55

    Peruanisch Kochen bei Freunden

    February 25, 2020 in Peru ⋅ 🌧 18 °C

    «Are quepay» soll der Inkakönig Mayta Cápac geantwortet haben, als ihn seine Soldaten fragten, ob sie am Fusse des Vulkans Misti bleiben und eine Siedlung gründen dürfen. Die Worte sind in Quechua und bedeuten auf Deutsch «Ja, bleiben Sie!». Historiker vermuten, dass sich aus diesem Satz der Name der Stadt Arequipa ableitete. Als wir in der zweitgrössten Stadt Perus ankommen, verstehen wir zunächst nicht, weshalb die Soldaten des Inkakönigs unbedingt in Arequipa bleiben wollten. Die Umgebung ist wolkenverhangen und der Regen verleiht der Stadt einen tristen Ausdruck. Zudem beutelte in den vergangenen Tagen ein Unwetter die Stadt, es riss Brücken mit sich und überschwemmte zahlreiche Gebäude, unter anderem den Busbahnhof. Eins vorweg: Wir freunden uns trotzdem mit Arequipa an. Doch der Reihe nach.

    Die frühmorgendliche Fahrt von Puno nach Arequipa gestaltet sich sehr angenehm, da wir in einem modernen Reisecar unterwegs sind und viel Platz für uns beanspruchen können. Zudem erklärt uns die Reiseleiterin die wichtigsten Stationen unserer Strecke, was eine willkommene Abwechslung zu den ansonsten eher eintönigen Busfahrten bietet. In Patahuasi machen wir einen Stopp und die anderen fünf Passagiere steigen in einen Car mit Destination Chivay um. Die restlichen 80 Kilometer nach Arequipa verbringen wir sodann zu viert im grossen Reisecar: Der Chauffeur, sein Begleiter und wir beide. Da der Fahrer nun nicht verschiedene Haltestellen anfahren muss, lädt er uns freundlicherweise direkt vor unserer Unterkunft etwas ausserhalb des Zentrums aus. Wir sind froh, wieder einige Tage am selben Ort zu bleiben und richten „unsere“ Wohnung gemütlich ein. Anschliessend erledigen wir den «Wocheneinkauf» und verbringen den späteren Nachmittag im modernen Einkaufscenter Mall Aventura mit über 150 Geschäften, teilweise sehr teure Marken. Wir bezweifeln, dass sich Durchschnittsperuaner hier viel leisten können. Wir kaufen vor allem Lebensmittel und treten den Heimweg an. Zum Znacht gibt es Roselines leckere Älplermagaronen, die schmecken auch in Südamerika vorzüglich. Anderntags machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden.

    Arequipa steht nicht nur im Schatten von imposanten Vulkanen, sondern ebenfalls etwas im Schatten der Hauptstadt Lima. Sie ist die zweigrösste Stadt Perus und will sich teilweise bewusst von Lima und dem restlichen Land abheben. Nicht von ungefähr heisst es in Peru, wenn jemand nach Arequipa will: «Hast Du Deinen Pass dabei?» Arequipa wird auch «die weisse Stadt» genannt, wofür es zwei Erklärungen gibt. Erstens: Die stattlichen Gebäude wurden hauptsächlich mit vulkanischem Gestein erbaut, das sich Sillar nennt und einen edlen weissen Farbton besitzt. Bei einer Führung entlang der Ruta del Sillar können wir live erleben, wie die Cortadores genannten Steinmetze das Vulkangestein mit einfachen Methoden und ohne Maschinen aus dem Fels hauen. Andere Historiker weisen aber zweitens darauf hin, dass der Name im Zusammenhang mit den spanischen Kolonialherren stehen könnte. Diese verboten der einheimischen, indigenen Bevölkerung, im Stadtkern zu wohnen, weshalb Arequipa «weiss» blieb.

    Für die Spanier stellte Arequipa einen zentralen Knotenpunkt dar, war es doch die Verbindungsstelle zwischen der Küstenregion und den Anden. Aufgrund der fruchtbaren Landschaft konnten auch zahlreiche Agrarprodukte, Wein und Wolle angebaut werden. Zudem bieten die umliegenden Berge Vorkommen an Kupfer und Gold. Arequipa wurde unter der spanischen Herrschaft zu einer reichen Stadt, was die herrlichen Gebäude im Zentrum bezeugen. Eindrücklich ist für uns auch die Besichtigung des Kloster Santa Catalina, das flächenmässig einen ganzen Strassenblock einnimmt. Wir sind denn auch erstaunt, wie geräumig die heute begehbaren Zellen der Nonnen sind. Die meisten besitzen sogar eine eigene Küche. Grund hierfür ist, dass sich die Nonnen in das Kloster einkaufen mussten und mitunter gar Servicepersonal mitnahmen. Das ermöglichte einen passablen Lebensstil. Das Kloster ist auch heute noch sehr gut erhalten und teilweise restauriert. Wir staunen ob der Farbenpracht: Viele Wände sind in azurblau oder zinnoberrot gehalten. Wir lesen, dass die Spanier diesen Stil von den muslimischen Mauren übernahmen, die bis zum Ende des 15. Jahrhunderts weite Teile Spaniens bevölkerten.

    Einen interessanten Mix der Kulturen erleben wir auch, als wir einen Kochkurs bei Diana und Patricio besuchen. Zunächst gehen wir mit Diana bei strömendem Regen zum Markt. Siedlungsentwässerung scheint in Arequipa ein Fremdwort zu sein. In der Markthalle haben wir Gelegenheit, die Zutaten für unser Essen sowie andere Köstlichkeiten zu probieren. Danach geht es mit dem Taxi zurück zum Haus, wo Patricio bereits diverse Esswaren bereitgestellt hat. Er erklärt uns diese mit grosser Leidenschaft und wir spüren, dass er Feuer und Flamme ist für die peruanische Küche. Schliesslich dürfen wir selbst in die Küche und bereiten unter fachkundiger Anleitung von Patricio ein Ceviche sowie Lomo Saltado und ein Omelette mit Quinoa zu. Spätestens als wir den Lomo und den Quinoa flambieren dürfen, sind auch wir Feuer und Flamme. Siehe Bilder. Auf jeden Fall macht es grossen Spass und es fühlt sich an, als ob wir bei Freunden zuhause gemeinsam kochen. Als Patricio uns zum Dessert noch verschiedene Pisco-Varianten zubereitet und wir mit unseren Gastgebern anstossen, erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt. Fast sechs Stunden haben wir Spannendes über die peruanische Küche erfahren und gekocht, was das Zeug hält. Wir hoffen, dass wir die Gerichte auch in der Schweiz so lecker hinbekommen.

    Wie eingangs erwähnt, herrscht regnerisches Wetter in Arequipa und die Gegend ist wolkenverhangen. Wir sehen nicht weit und die Stadt wirkt eher grau. Die Regenfälle der letzten Tage waren ungewöhnlich heftig und hatten Unwetter zur Folge. Trotz des erstmals schlechten Wetters freunden wir uns mit Arequipa an. Wir besuchen interessante Museen wie das Museo Santuarios Andinos, das pietätsvoll über das Thema der menschlichen Opfergaben der Inkas berichtet, die in den Anden gefunden wurden. Und wir verbringen gemütliche Stunden in unserem neuen Lieblingscafé La Despensa. Am Tag unserer Abreise schliesslich haben sich die Wolken verzogen und der Blick auf die atemberaubende Umgebung ist frei. Wir erspähen den Vulkan Misti, der 5’822 Meter hoch ist und nur 16 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Zum Glück hält er sich schön ruhig. Für die Inka war der Berg heilig und wir verstehen nun auch, weshalb sie sich an diesem Flecken Erde niederlassen wollten. Nichtsdestotrotz birgt dieses Gelände natürlich Gefahren: Erdbeben sind häufig und der Vulkan kann jederzeit ausbrechen. Die letzte grössere Eruption im Jahre 1985 lief glücklicherweise glimpflich ab.

    Nach anfänglichen Schwierigkeiten macht uns Arequipa den Abschied also nicht leicht, da es sich von seiner besten Seite zeigt. Wir müssen aber weiter, da Cusco und Machu Picchu rufen. Der Busbahnhof wurde durch das Unwetter arg in Mitleidenschaft gezogen, weshalb wir etwas früher hingehen und schauen, ob die Fahrten regulär stattfinden. Das ist der Fall und wir deponieren unsere Rucksäcke in einem Lädeli, damit wir nochmals die Innenstadt geniessen können. Wir genehmigen uns ein feines Mahl in einer Picantería. Sie liegt in einem der zahlreichen schönen Patios. Danach machen wir uns wieder auf den Weg ans Busterminal. Dort besteigen wir ein weiteres Mal einen Nachtbus und setzen grosse Hoffnungen in die 160°-Sitze, auf dass sie uns ein paar Stunden Schlaf bescheren mögen.
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  • Day 51

    Regentag auf der Sonneninsel

    February 21, 2020 in Bolivia ⋅ 🌧 10 °C

    Titicacasee. Ein Wort, das wir schon in der Primarschule kannten und lustig fanden. Und da glitzert er nun in der Ferne. Der Titicacasee ist der höchst gelegene schiffbare See der Welt. Lange waren wir unschlüssig, ob wir einen Abstecher hierhin machen sollen, ist der See doch sehr touristisch. Weil er aber quasi auf unserer Route Richtung Peru liegt, beschliessen wir, zwei Nächte auf der bolivianischen Seite des Sees zu verbringen. Laut den Bolivianern gehört ihnen fast die Hälfte der Fläche, laut den Peruanern soll es bloss ein Drittel sein. Mit dem Bus dauert die Fahrt von La Paz nach Copacabana rund vier Stunden. Natürlich nicht der bekannte Strand in Rio de Janeiro, sondern eine kleine Stadt auf rund 3'800 Metern, eingebettet zwischen zwei Hügeln. Die Fahrt vergeht recht zügig, wenn man davon absieht, dass der Bus gefühlt Minustemperaturen aufweist. Da hilft ein Cocatee, den es beim Stopp in der Hälfte zu kaufen gibt. Spannend wird es, als der Bus das Ufer erreicht und auf eine einfache Fähre aus Holz verschifft wird. Denn Copacabana ist von Bolivien her nur über den Seeweg zu erreichen. Wir Passagiere steigen aus und bekommen für die Überfahrt ein kleines Boot. Dafür können wir das Spektakel auf der anderen Seite beobachten und uns mit Cookies stärken. Immer unter scharfer Beobachtung eines vorwitzigen Hundes. Auch der bekommt ein Cookie.

    Copacabana macht einen sehr verschlafenen Eindruck. In der Regenzeit ist halt Nebensaison, obwohl die Temperaturen jetzt viel angenehmer sind als etwa im Juli oder August, wenn die eigentliche Hauptsaison ist. Dennoch brauchen wir den Ofen in unserem schönen Zimmer. Unser kleines Hostal ist rund einhundert Meter oberhalb des Zentrums in einen Hügel gebaut und bietet einen schönen Blick auf den See. Ziemlich hungrig, weil wir sehr früh aufgestanden sind und entsprechend zeitig gefrühstückt haben, essen wir auch gleich im kleinen Restaurant des Hostals La Cupula. Einmal mehr sind wir verblüfft über die Auswahl an Speisen. Linseneintöpfe, Auberginenauflauf, Gemüselasagne. Für Vegetarier ein wahres Paradies und nie so erwartet. Am Nachmittag besteigen wir noch den Hügel, füttern die frechen Lamas und Alpakas vor dem Hotel und schlendern durch die kleine Stadt.

    Tags darauf bringt uns die Fähre in rund zwei Stunden auf die Isla del Sol. Die Fahrt zerrt etwas an den Nerven, eine Gruppe von spanischsprechenden Touristinnen, welche im ganzen Boot verteilt sitzt, plaudert ununterbrochen. Miteinander. Über die Sitzreihen hinweg. Laut. Und im Innern des Boots riecht es stark nach Kerosin. Kaum angekommen auf der Isla del Sol, setzt Regen ein. Wir montieren unsere Regenausrüstung, die zuvor noch nie zum Einsatz gekommen ist, und spazieren etwas abseits der anderen Ankömmlinge los. Mit dem Regen und den Wolken, welche um die Hügel ziehen, wirkt die Insel mystisch. Und das passt irgendwie auch, soll es sich bei der Isla del Sol doch um die Geburtsstätte des Inkareichs handeln: Manco Cápac, der erste Inka, wurde der Legende nach vom Sonnengott Inti auf die Welt gesandt und erblickte auf der Isla del Sol das Licht der Welt. Von dort ging er in die Welt hinaus, um das Inkareich zu gründen. Geschichtlich verbürgt ist, dass die Inka fast 350 Jahre über ein Gebiet herrschten, das sich von Kolumbien bis nach Chile erstreckt. Ihre Hegemonie im westlichen Südamerika wurde mit der Ankunft der Spanier im Jahre 1532 rapide beendet.

    Auch wenn es regnet, gefällt uns der Spaziergang. Nach mehreren Städten ist es sehr schön, sich wieder in der Natur zu bewegen. Es riecht nach frischen Kräutern, welche überall wachsen. Zwischendurch treffen wir auf Esel und Maultiere – manchmal mit und manchmal ohne Hirten. Auf einer Anhöhe sehen wir ein australisches Paar, das sich ebenfalls vom Touristenstrom abgesetzt hat. Was wir damals noch nicht wissen, wir werden Tom und Kayla wieder sehen.

    Leider können wir nur den südlichen Teil der Insel erwandern. Weil die Dorfbewohner untereinander einen Streit austragen, ist der nördliche Teil der Insel für Touristen gesperrt. So müssen wir noch etwas die Zeit vertreiben und suchen im kleinen Dorf, von wo die Fähre wieder zurückfährt nach einer Verpflegung. Irgendwo scheint sich ein Restaurant zu befinden und wir fragen die Bewohner, welche vor dem Haus stehen. Sie bejahen und bitten uns, kurz zu warten. Nun wird ein Tisch hergebracht, Stühle und Tischdekoration aufgefahren. Wir haben den Eindruck, dass das Restaurant eigentlich geschlossen ist, für uns nun aber eine Ausnahme gemacht wird. Die Leute sind sehr freundlich, doch es scheint uns nicht sehr sauber zu sein, so dass wir uns dafür entscheiden, nur etwas zu trinken. Mariana, die achtjährige Tochter der Gastgeber und Namensgeberin des Restaurants beobachtet uns dabei genaustens. In der Nähe des Hafens werden wir dann restaurantmässig fündig und bestellen ein Omelett. Leider dauert es sehr lange und noch immer haben wir erst die Getränke erhalten. Irgendwann werden wir nervös, sind doch schon viele Touristen wieder auf dem Boot. Wir beschliessen zu bezahlen und gehen zum Steg, als das Boot gerade ablegen will. Wir können just noch einsteigen, schon geht es los. Obwohl erst 14.50 Uhr ist und auf dem Ticket die Abfahrtszeit von 15 Uhr steht. Und wir dachten immer, Südamerikaner tendieren zur Unpünktlichkeit.

    Tags darauf fahren wir mit dem Bus über die Grenze nach Peru. Die Grenzformalitäten gleichen nun wieder eher jenen von Argentinien als den bolivianischen. Wir verbringen eine Nacht in Puno. Vor dieser Stadt liegen die schwimmenden Inseln der Urus. Uns fehlt aber die Zeit für einen Besuch und es reicht nur noch für ein sehr leckeres Znacht in einem französisch-peruanischen Restaurant. Nicht fehlen darf da unser erster Pisco Sour auf peruanischem Boden.
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  • Day 49

    Über den Dächern von La Paz

    February 19, 2020 in Bolivia ⋅ ☁️ 14 °C

    Mit den Teleféricos über La Paz schweben. Dieser Blick auf eine Stadt ist einzigartig. Wir haben uns einen Vormittag vorgenommen, um die bolivianische Grossstadt mit den Bähndli zu erkunden. Letztlich sind wir auch spätabends noch mit Begeisterung am Gondeln, ohne dass wir bereits alle Linien befahren hätten. Für die rund fünf Stunden in den Gondeln müssen wir gerade mal ein paar wenige Franken bezahlen. Es ist imposant, wie die farbigen, topmodernen Bähndli in wenigen Minuten auf ruhige Art mehrere hundert Höhenmeter überwinden. Dabei schweben sie oft nur knapp über den vielen Dächern von La Paz, wo morgens fast überall frisch gewaschene Wäsche zum Trockenen aufgehängt wird. Auf der Fahrt zeigt sich, wie die Einwohner von La Paz wohnen und wie zufällig die Stadt gewachsen zu sein scheint. Die Gondeln führen auch entlang von Hauptstrassen und bieten jeweils zehn Personen Platz. Wir sind selten ganz alleine in einem Gefährt und werden darum des Öfteren von den freundlichen Einheimischen angesprochen. Am eindrücklichsten ist für uns die Fahrt mit der Línea Plateada in Richtung El Alto. Diese Stadt grenzt direkt an La Paz und hat rund eine Million Einwohner. El Alto ist auf der Hochebene gebaut, während La Paz in der Senke entstanden ist. La Paz ist aber immer mehr gewachsen, hat nach und nach die Hügel erklommen und besitzt inzwischen mit der Agglomeration rund 2,7 Millionen Einwohner. Der Übergang zwischen den Städten ist mittlerweile fliessend. El Alto ist aber mit 4’100 Metern über Meer rund vierhundert Meter höher gelegen als das Zentrum von La Paz.

    Nervenaufreibend nur schon beim Zuschauen ist die Fahrt über die sehr einfachen Häuser in El Alto, welche direkt am Abhang gebaut sind und den Anschein machen, als rutschten sie jeden Moment runter. Kleine Vorplätze wurden teils bereits Opfer der Erosion. Die Bewohner sitzen dennoch seelenruhig vor ihren winzigen Häusern, welche in wenigen Jahren nicht mehr stehen dürften.

    Das Seilbahnprojekt hat Evo Morales unter teils grossem Widerstand der Bevölkerung durchgeboxt. Es soll bisher rund 750 Millionen Dollar gekostet haben und ist das grösste zusammenhängende städtische Seilbahnnetz der Welt. Im Mai 2014 eröffnete Evo Morales die erste Linie. Heute sind elf Linien auf einer Länge von gut 30,4 Kilometern in Betrieb. Insgesamt gibt es derzeit 36 Stationen. Weitere Linien sollen noch gebaut werden. Die Teleféricos waren auch ein prestigeträchtiges Projekt für das Schweizer Bahnunternehmen Garaventa, welche die Bahn gemeinsam mit der österreichischen Firma Doppelmayr gebaut hat. Man fühlt sich definitiv sicher, wenn man in den modernen Kabinen über die Grossstadt gondelt. Etwas Besonderes ist auch die tiefer gelegene Zona de Sur, wo viele schickere und neuere Bauten die Besucher begrüssen. Hier haben wir in einem Restaurant zu Mittag gegessen und waren von der grossen Menge an leckerem Essen total überfordert. Preislich dennoch unschlagbar.

    La Paz ist mehrheitlich keine attraktive Stadt. Es fehlt an schönen Gebäuden, Plätzen und Gassen. Die Strassen scheinen trotz Seilbahnprojekt notorisch verstopft und als Fussgänger muss man gut aufpassen, nicht von einem rasenden Minibus erfasst zu werden. Da die Stadt in einer Senke gebaut wurde, gibt es in La Paz nur wenige Sonnenstunden und die Temperaturen kühlen schnell ab. Wir sind froh, dass wir in unserer Unterkunft einen kleinen Ofen nutzen können. Trotz allem finden wir La Paz sehr einnehmend und wir entscheiden uns deshalb dafür, einen Tag länger zu bleiben als ursprünglich geplant. Unser Hotel liegt mitten im Zentrum in der Calle Sagárnaga, wo es viele coole Restaurants gibt. Gleich um die Ecke befindet sich ausserdem der Witches Market. Er wird so bezeichnet, weil es hier allerhand an Heilkräutern und Zutaten für die Riten der Aymara gibt. Entsprechend sind auf dem Markt in La Paz diverse getrocknete Tierföten zu finden. Sie sind an den Marktständen zu Dutzenden angebracht. Ein seltsamer Anblick. Doch viele Bolivianer leben noch die Traditionen ihrer Vorfahren. Wird etwa ein Haus gebaut, ist es üblich, in alle Ecken ein Lamafötus in den Boden zu graben. Das ist eine Opfergabe an Pachamama – Mutter Erde – und soll die Bewohner vor Unheil bewahren. Früher seien gar menschliche Opfergaben gemacht worden. Den Traditionen zugetane Bolivianer kippen jeweils auch den ersten Schluck ihres alkoholischen Getränks auf den Boden. Dieser ist ebenfalls Pachamama gewidmet. Ist Pachamama gut gestimmt, wird sie die Menschen mit einer reichen Ernte beschenken.

    Ein spezieller Ort in La Paz ist auch das Gefängnis San Pedro. Es handelt sich dabei um eine Art Stadt in der Stadt. Es soll da drin Restaurants und diverse kleine Unternehmen geben. Die Häftlinge müssen ihre Zellen selber zahlen. So gibt es Häftlinge, welche sich zum Absitzen ihrer Strafe ein Luxusappartement bauen lassen, während andere eine einfachste Zelle mit anderen teilen müssen. Bei der Entlassung kann die Zelle dann wieder verkauft werden. Die Gefängnishierarchie wird somit über die Vermögensverhältnisse geregelt: Wer viel besitzt, hat das Sagen.

    Was in La Paz ebenfalls auffällt, sind die Cholitas. Die traditionell gekleideten Frauen tragen verschiedene übereinander geschichtete farbige Röcke. Breite Hüften gelten als Schönheitsideal. Stramme Frauen-Wädli anscheinend auch. Die Frauen haben ihre dunklen langen Haare zu zwei Zöpfen geflochten. An diesen sind teils noch Kordeln angebracht, um sie noch länger wirken zu lassen. Auch das ist etwas, dass die Frauen in Bolivien anstreben. Ausserdem tragen die Cholitas einen Melonenhut. Je nachdem, wie der Hut getragen wird, zeigt er an, ob die Frau noch zu haben ist: Sitzt er gerade auf dem Kopf, ist die Frau vergeben. Trägt die Dame die Melone schräg, ist sie noch zu haben. Unser Guide bei der Free Walking Tour fügt noch hinzu, dass ein nach hinten geschobener Hut bedeutet «Es ist kompliziert». Eventuell hat er sich da von seiner Fantasie und von den auf Facebook verfügbaren Beziehungsstatus inspirieren lassen.

    Die Cholitas sieht man häufig als Früchte- oder Gemüseverkäuferinnen in den Strassen La Paz und auf den Märkten. Oder aber im Wrestlingring. Richtig gelesen. Seit rund 15 Jahren gibt es in La Paz das Cholita-Wrestling. Initiiert wurde es vor allem von Frauen, welche unter häuslicher Gewalt gelitten hatten und einen Katalysator für ihre Wut und Frustration fanden.

    Das Cholita-Wrestling lassen wir uns nicht entgehen. Es ist toll zu sehen, wie stark und selbstbewusst die Frauen wirken, wenn sie in ihrer traditionellen Kleidung solche Kämpfe austragen. Bei den Darbietungen sind die Frauen unter Beifall des Publikums gegeneinander und teils gar gegen den Schiedsrichter angetreten. Leider haben wir das Cholita-Wrestling nur unter der Woche besuchen können, wo dieses vor allem für Touristen veranstaltet wird. Am Wochenende soll aber in einer grossen Halle noch viel mehr die Post abgehen. Bei den Bewohnern von La Paz wundert uns das keinesfalls.
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  • Day 46

    In Sucre wird Geschichte geschrieben

    February 16, 2020 in Bolivia ⋅ ☁️ 19 °C

    Sucre ist die vierte Hauptstadt, die wir auf unserer Reise besuchen. Die Stadt liegt inmitten von grünen Hügeln und gefällt uns auf Anhieb. Die Strassen sind breiter als in Potosí, bei den Gebäuden macht sich der koloniale Einfluss bemerkbar. Viele Häuser sind in weiss gehalten und in gutem Zustand. Kein Wunder, dass die UNESCO die Altstadt von Sucre im Jahre 1991 als Weltkulturerbe anerkannte. Wir sind zugegebenermassen auch etwas erstaunt und hätten uns die Stadt weniger herausgeputzt vorgestellt. Es gibt viele schöne Restaurants und Cafés, gepflegte Parkanlagen sowie zahlreiche Kirchen und Museen. Der Standard erscheint uns im Allgemeinen recht hoch und wir freuen uns, hier einige Tage verbringen zu dürfen.

    Wir besuchen die Casa de la Libertad und sind beeindruckt, wie viel Geschichte dort passierte. Am 25. August 1825 unterzeichnete an dieser Stätte Simón Bolívar, der südamerikanische Unabhängigkeitskämpfer, die Urkunde, welche die Unabhängigkeit von Spanien verkündete und wurde erster Präsident des Landes. Unterstützung bei seinem Kampf um die Freiheit Südamerikas erhielt Bolívar von Antonio José de Sucre, der ein enger Vertrauter Bolívars und zugleich einer seiner wichtigsten Generäle war. Sucre beerbte Bolívar denn auch nach kurzer Zeit als Präsident und übernahm die Führung des noch jungen Landes. Ihm hat die bolivianische Hauptstadt übrigens auch ihren Namen zu verdanken. Bereits damals zeichnete sich ab, was Bolivien bis heute begleitet: Das Amt des Präsidenten ist ein Schleudersitz mit kurzer Verweildauer. In nicht einmal vier Jahren hatte die noch junge Republik sechs Präsidenten. In den knapp 200 Jahren ihres Bestehens «verbrauchte» Bolivien bisher 85 Präsidenten – und das sind die offiziellen Zahlen, Historiker geben die Zahl aller Präsidenten mit bis zu 200 an. Einige davon seien aber nur wenige Stunden im Amt gewesen, weshalb sie nicht auf den offiziellen Listen fungieren. Die Porträts der Präsidenten sind alle feinsäuberlich in der Casa de la Libertad aufgehängt und noch heute werden die Präsidenten nach der Wahl in der Casa de la Libertad vereidigt. Das letzte Bild ist jenes von Juan Evo Morales Ayma, der im November 2019 zum Rücktritt gezwungen wurde.

    Die Meinungen über Morales sind in Bolivien gespalten, wie wir anhand von zwei Beispielen erleben dürfen. Unser Uyuni-Guide Remy lobte die Arbeit von Morales, insbesondere in den Randregionen. Er habe viel für die Infrastruktur getan, sodass entlegene Dörfer nun auch sauberes Trinkwasser und Elektrizität hätten. Zudem förderte Morales den Strassenbau – bei jeder grösseren Baustelle stand ein Schild mit seinem Konterfeit, das über das Projekt informierte. Das zeigte uns, dass sich Morales marketingtechnisch durchaus zu inszenieren wusste. Auch habe er sich stark für die Bildung eingesetzt und die obligatorische Schulpflicht eingeführt, erklärte uns Remy. Die Kinder erhalten sogar Geld, wenn sie zur Schule gehen – aber nur, wenn sie persönlich erscheinen und auch regelmässig den Unterricht besucht haben. Das soll verhindern, dass die Eltern ihre Kinder nicht in die Schule schicken beziehungsweise nur an das Geld kommen wollen. Mittlerweile eine andere Meinung über Morales vertritt Jacqueline, unsere Gastgeberin in Sucre. Sie stammt aus der Schweiz, wohnt mit ihrer Familie aber seit über einem Jahrzehnt in Bolivien. Sie erklärt uns, dass sie anfangs eine grosse Supporterin von Morales war. Nach zwei Amtszeiten habe sich das Blatt jedoch gewendet: Morales habe sich hauptsächlich um seinen Machterhalt gekümmert, potenzielle Nachfolger ausgebootet und Günstlingswirtschaft betrieben. So habe er leider auch viel Gutes aus den ersten beiden Amtszeiten sabotiert, etwa dass die Indigenen an Selbstbewusstsein gewannen und der Rassismus ihnen gegenüber abnahm. Jacqueline ist enttäuscht, da sie einige Hoffnung in Morales gesetzt hatte. Sie erzählt uns auch von den Blockaden der letzten Monate. Und thematisiert den Wahltag, an welchem Morales Rivale vorne lag, als plötzlich die Internetseite abgeschaltet wurde und sich später Morales erneut zum Wahlsieger ernannte. In Folge heftiger Proteste und auf Anraten / Drängen des Militärs floh er ins Ausland. Da im Frühling Wahlen mit sehr ungewissem Ausgang anstehen, hat sie kaum Buchungen für ihr B&B. Wir sind denn auch die einzigen Gäste.

    Neben spannenden Einsichten zur Politik Boliviens bietet uns Jacqueline auch wertvolle Restaurant-Tipps und interessante Ausflugsmöglichkeiten an. Wir entscheiden uns deshalb, noch eine Nacht in Sucre anzuhängen, damit wir den Sonntagsmarkt in Tarabuco besuchen können. Der Ort liegt etwa 60 Kilometer östlich der Hauptstadt. Wir schnappen uns ein Colectivo in der Nähe der Plaza Mujer, Madre y Heroina und sind knapp zwei Stunden unterwegs. Als wir an einem Unfallort vorbeifahren, muss der Fahrer anhalten und fragen, was passiert ist. Auch für die übrigen Mitreisenden scheint das ein Spektakel zu sein: Sie steigen aus und informieren sich, was geschehen ist, um dann gemeinsam zu beklagen, wie schlimm doch Unfälle sind. Wie wir später lesen, sind Unfälle auf dieser Strecke keine Seltenheit. Nach der Aufregung verläuft die Fahrt ohne Zwischenfälle und wir kommen im ländlichen Tarabuco an. Hier herrscht buntes Treiben und die ohnehin schon engen Gassen sind mit unzähligen Marktständen zugepflastert. Für einen Mann mit Simons Grösse ist es kein einfaches Unterfangen, unter den niedrigen Ständen durchzugehen. Wir werden aber nicht nur der Grösse wegen angeschaut, sondern auch weil an diesem Sonntag kaum Touristen in Tarabuco anzutreffen sind. Auf dem Markt kann man wirklich alles kaufen: Von Früchten und Gemüse über Fleisch bis hin zu Schulsachen und Kleidung. Auch an Essensständen und einer grossen Halle mit improvisierten Küchen fehlt es nicht, obwohl die Hygieneverhältnisse aus Schweizer Optik prekär sind. Um unsere Mägen zu schonen, verzichten wir deshalb auf einen Snack. Für die Bewohner der umliegenden Täler und Berge ist der Sonntagsmarkt in Tarabuco ein Highlight, bei dem man sich trifft und vornehmlich in Aymara sowie Quechua austauscht. Entsprechend hektisch und laut geht es zu und her. Uns wird es irgendwann zu viel und wir flüchten durch die Menschen und Tiere (vor allem Esel, Schweine und Hühner) auf einen nahegelegenen Hügel. Herrlich, diese Ruhe – muy pacífico. Wir müssen uns richtiggehend aufraffen, uns nochmal ins Getümmel zu stürzen. Wir durchqueren den Markt im Schnelldurchgang und schon sitzen wir mit zehn anderen Fahrgästen im engen Colectivo zurück nach Sucre. Unser Ausflug hat sich gelohnt und war sehr spannend, hat er uns doch die ländliche Seite von Bolivien nochmals vor Augen geführt. Das ist eine ganz andere Welt als Sucre und zeigt uns, dass weite Teile des Landes noch immer stark von Armut betroffen sind.

    Sucre ist die Hauptstadt Boliviens, aber dennoch keine Weltstadt. Das wird uns bei unserer Abreise nochmals bewusst: Unser Taxifahrer Javier erklärt uns, dass der Flughafen von Sucre vier Gates hat und lediglich zwölf Flüge pro Tag anbietet. Möglicherweise ist es das Kleinteilige, das Reisende aus der Schweiz anzieht: An unserem letzten Abend in Sucre geniessen wir ein feines Mahl im La Taverne. Drei Tische sind insgesamt besetzt, an allen drei Tischen sitzen Gäste aus der Schweiz. Wir wähnen uns nicht in der bolivianischen Hauptstadt, sondern eher in einer Beiz im Niederdörfli. Keine Weltstadt, aber attraktiv für Schweizer – das muss Sucre sein.
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  • Day 43

    In der ehemals reichsten Stadt der Welt

    February 13, 2020 in Bolivia ⋅ ☀️ 17 °C

    Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zählte die bolivianische Stadt Potosí auf über 4’000 Metern über Meer zu den grössten Städten der Welt. Poto... was? Die Stadt hatte zu jener Zeit mehr Einwohner als etwa Madrid, Paris oder Rom. Und nicht nur das: Potosí galt als eine der reichsten Städte der Welt. «Vale un Potosí» ist noch heute eine gängige Redewendung, um zu sagen, dass etwas ein Vermögen wert ist. Zu verdanken hatte Potosí seinen Reichtum dem Silbervorkommen unter dem Cerro Rico, dem reichen Berg. Beweis des einstigen Reichtums sind die vielen stattlichen Bauten und die unzähligen Kirchen. Doch der frühere Glanz ist längst verblasst. Die Stadt schrumpfte zwischenzeitlich auf unter 16’000 Einwohner. Heute zählt sie gut 170’000 Bewohner. Nach 1800 konnte immer weniger Silber abgebaut werden. Fortan waren die Minenarbeiter auf der Suche nach Zinn. Auch heute ist die Stadt noch von den Zinn-, Kupfer- und Silbervorkommen abhängig. Und noch immer schuften täglich Hunderte junge Männer und gar Kinder in den Minen. Die Lebenserwartung der männlichen Bewohner von Potosí liegt gerade mal bei knapp 50 Jahren. Doch Alternativen um ihre Familien zu ernähren, haben die Männer kaum. Denn auf der Hochebene des Altiplano wächst wenig und andere Erwerbsquellen sind entsprechend rar. Schätzungen besagen, dass unter dem Cerro Rico, dem Hügel, der der Stadt einst Reichtum bescherte, seit dem 17. Jahrhundert mehrere Millionen Minenarbeiter ums Leben gekommen sind, darunter viele indigene Zwangsarbeiter.

    Auch heute noch werden die Minen für viele Arbeiter zur Todesfalle durch Unfälle oder längerfristig durch Staublungen. Zahlreiche Touristen besuchen in Potosí eine Minentour. Wir haben uns dagegen entschieden, da wir nicht Kindern bei der prekären Arbeit zusehen wollten und die Touren zudem nicht ungefährlich sind. Als Geschenke bringen die Touristen den Minenarbeitern Dynamit mit. Der hochexplosive Sprengstoff kann auf dem Mercado de los Mineros ohne Probleme gekauft werden.

    Potosí ist eine überraschend hübsche Stadt. Anders als viele bisher gesehenen Städte ist sie nicht blockweise aufgebaut, sondern verfügt über schöne enge Gassen. Es gibt viele Gebäude im Kolonialstil des 17. und 18. Jahrhunderts zu bewundern. Am Rand der Stadt sieht man dann vor allem aus Lehmziegeln gebaute Häuser. Auch der Blick vom Dach des Convento de San Francisco bietet eine fantastische Sicht auf den Ort und das wilde Treiben, das vor allem auch dem Carnaval geschuldet ist. Als wir in Potosí weilen, erreicht der gerade seinen Höhepunkt.

    Kurzer Blick zurück: Die Busfahrt von Uyuni nach Potosí dauerte rund vier Stunden, sodass wir die Stadt erst am Abend erreichen. Obwohl der Zustand des Busses nicht berauschend war und der Buschauffeur Sandalen trug, war die Fahrt überraschend angenehm. Wir kommen an vielen kleinen Dörfern mit einfachsten Häusern aus Stein mit Strohdächern vorbei. Immer wieder besteigen Verkäuferinnen den Bus und wollen uns ihre Waren, vor allem eine farbige Flüssigkeit in Plastiksäckchen, andrehen. Aber auch Fleisch und Nüsse werden feilgeboten. Über viele Kurven gewinnen wir an Höhe.

    Am Busbahnhof angekommen, ist Potosí zunächst eine Überforderung. Dutzende aufgemotzte Autos rauschen an uns vorbei. An jedem zweiten haftet irgendwo ein Taxiaufkleber. Unser Reiseführer in Buchform riet uns, aus Sicherheitsgründen nur Funktaxis zu benutzen. Wir müssen eine ganze Weile warten, bis wir ein solches finden. In Potosí gönnen wir uns nach der Uyuni-Tour ein etwas teureres Hotel und werden nicht enttäuscht. Das Santa Mónica hat einen schönen Innenhof voller Pflanzen und gemütliche Zimmer mit einer warmen und funktionierenden Dusche. Keine Selbstverständlichkeit, aber bei den kälteren Temperaturen in der Höhe umso schöner.

    Anderntags spüren wir die Höhe und beschliessen deshalb, den Tag ruhig anzugehen. Wir schlendern durch die Gassen und bemerken, dass da ziemlich Trubel ist. Bei der Casa De La Moneda, dem königlichen Schatzhaus, gibt eine Carnavalstruppe ein Ständchen zum Besten. In der Moneda wurden einst Münzen gepresst. Wir beobachten das Schauspiel, als plötzlich eine Tänzerin Simon aus der Menge pickt und er mit ihr um den Brunnen tanzen darf. Roseline erfreut sich am Schauspiel und hält es genüsslich filmisch fest, bis sie plötzlich selbst auserwählt wird. So tanzen wir mit den Potosianern ein paar Runden, müssen aber vor Ende des Stücks völlig aus der Puste forfait geben. Energie tanken wir in einem Salteñas-Schuppen. Für gerade mal 60 Rappen gibt es in dem rustikalen Lokal eine hiesige Cola und zwei kleine Empanadas.

    Doch zurück zur Fasnacht. Am Carnaval in Potosí darf vor allem ein Utensil nicht fehlen: Eine Spraydose. Fast jedes Kind läuft mit einer solchen Dose umher und fletzt den weissen Schaum anderen Kindern oder auch unbekannten, teils ungläubigen Touristen ins Gesicht. Aus dem Hinterhalt werden auch wir Opfer des weissen Schaums, der aber zum Glück keine Flecken hinterlässt. Die Potosianer scheinen ein festfreudiges Volk zu sein. Vielleicht lenkt der Carnaval auch etwas von den Gefahren der Mine und der schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler Bewohner ab.
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