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  • Day 25

    Sauna - Geheimnisse

    March 14, 2022 in Finland ⋅ ⛅ 12 °C

    Egal ob groß oder klein - hier in Finnland kennt jeder die Sauna. Kein Wunder, denn angeblich soll es hier mehr dieser traditionellen Schwitzstuben geben als Einwohner. Ein Feuer, ein Bier und Stille - dann schwitzt der Finne glücklich :)
    Auch auf der Eräkeskus-Farm gibt es natürlich eine Holzsauna, die jeweils Montags und Freitags für die Gäste auf 70 bis 80 Grad eingeheizt wird. Ein Highlight für die Gäste, um sich so richtig finnisch zu fühlen.
    Die Motivation ist riesig, doch für alle skandinavien-unerfahrenen Gäste stellt sich schnell eine entscheidende Frage: "How do you do it?" oder auf gut deutsch: "Wie macht man das denn jetzt?"
    Ich geb es zu, im ersten Moment habe ich die Frage nicht verstanden, im zweiten Moment musste ich mir das Lachen verkneifen. Ich fing dann also an zu erklären: In Finnland geht man nackig in die Sauna - ihr könnt euch im Vorraum ausziehen und die Sachen dort lassen. Nehmt euch am besten ein Handtuch mit, auf das ihr euch drauf setzt (ist erstens hygienischer und zweitens weniger heiß am Hintern). Bleibt bitte nur 10min in der Sauna - kühlt euch dann im Schnee ab und geht dann wieder rein. Trinkt viel :) dafür stehen Wasser und Obst bereit. Es gibt kaltes Wasser und Aroma-Öle für Aufgüsse, wenn ihr wollt. Sollte euch zu kalt werden (oder die Temperatur unter 70 Grad sinken), dann legt bitte ein Holz in den Ofen. Am Ende könnt ihr euch mit Wasser aus dem Sauna-Ofen waschen. Mit gemischten Gefühlen habe ich die Gäste in der Sauna zurück gelassen... Als ich zum Abendessen nachfrage, ob alles geklappt hat, strahlten mich alle Augen an und versicherten mir, dass sie eine schöne, entspannende Zeit in der Sauna verbracht haben. Na wenn da mal nicht wieder jemand mit dem Finnland-Sauna-Virus angesteckt wurde :)
    Aber es ist ja nicht so, als könnte ich es nicht verstehen :)
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  • Day 13

    Schlafgast auf 4 Pfoten

    March 2, 2022 in Finland ⋅ ⛅ 0 °C

    Der zweite Tag begann, wie der erste geendet hat und zwar in der Küche. Wieder Frühstück für die Gäste anrichten und nebenbei wieder eine Suppe fürs Mittagessen zubereiten. Ganz wichtig: nichts anbrennen lassen! Direkt im Anschluss haben wieder alle gemeinsam die Hundeteams eingespannt - dafür braucht es nicht nur jede Menge Kraft sondern auch Geduld und Fingerspitzengefühl und Timing. Je besser man die Hunde kennt, desto leichter hat man es... aber so weit bin ich noch lange nicht. Da meine Kollegin noch kurz im Alten Zwinger (AZ) aushelfen musste, hatte ich Gelegenheit ein paar Fotos zu machen von den Hunden, bevor wir losgefahren sind zum Großeinkauf. 2 Wagen mit Getränken und 2 Wagen voller Lebensmittel später haben wir uns auf den Rückweg zur Farm gemacht. Zum Abendessen gab es dann die nächste Überraschung für mich: da ich das einzige Mitarbeiter - Zimmer ohne Hund bewohnte, wurde mir angeboten, den verletzten Odin über Nacht zu beherbergen. Was nach ganz viel Hundekuscheln klingt, sieht in der Realität aber komplett anders aus. Es gibt da nämlich so das ein oder andere zu bedenken... Punkt 1: Die Huskies hier auf der Farm sind Draußen - Hunde. Odin kennt mit seinen 11 Monaten nichts als seine Strohhütte, seine Hundemitbewohner im Zwinger und die Freilauffläche. Das Mitarbeiter - Haus war ihm völlig suspekt und wohlgefühlt hat er sich die ersten Stunden hier nicht. Fremder Boden, komische menschliche Mitbewohner, fremde Gerüche, tausend unbekannte Gegenstände, Geräusche etc... Punkt 2: Die Hunde sind nicht stubenrein. Im Zwinger, im Freilauf und am Schlitten können sie jederzeit pinkeln oder Häufchen machen, wann immer sie das Bedürfnis verspüren. Nu erklär mal einem Hund, dass er das im Haus oder im Zimmer nicht darf. Punkt 3: Alle wollen schlafen, aber ein Hund, der sich nicht wohlfühlt, der schläft auch nicht - der fiept, der bellt, der zittert und der tigert im Zimmer auf und ab. Punkt 4: Alles, was nicht gefressen oder verdreckt werden soll, muss außer Reichweite des Hundes deponiert werden (insbesondere Lebensmittel/Schokolade, Socken, Kuscheltiere) - eigentlich alles!
    In der ersten Nacht war also an Schlaf nicht zu denken, stattdessen war Geduld gefragt, um dem kleinen Nervenbündel beizustehen. Jedes Zeichen der Entspannung bei Odin hat die Hoffnung geweckt, dass wir beide doch irgendwann schlafen können... Aber mehr als 3 Stunden waren es am Ende der Nacht nicht. Die Vorfreude auf die nächste Nacht steigert das nicht unbedingt.
    Aber immerhin hat Odin in allen Nächten, die er bei mir war, nicht ins Zimmer gepinkelt :) und sich doch relativ schnell an das Menschenleben gewöhnt. Als er dann aber anstatt zu schlafen aus Langeweile nachts Unsinn gemacht hat (z. B. meine Taschentücher zu Konfetti-Schnee verarbeitet oder die Schuhe eines Kollegen zerrupft), war sein Schicksal im Interesse seiner Gesundheit insofern besiegelt, dass er die Nächte im Krankenzwinger verbringen musste. Dort gibt es nur Stroh und 2 Holzhütten! Inzwischen geht es seiner Pfote wieder so gut, dass er zu seinen Hundekumpels Musto und Zulu zurückkehren konnte und bald das erste Mal vor dem Schlitten laufen wird.
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  • Day 219

    Viel Island - wenig Footprint

    August 1, 2020 in Iceland ⋅ ☀️ 26 °C

    Sorry, dass das mit dem neuen Footprint ein bisschen länger gedauert hat, aber in Island gibt es so viel mehr zu sehen und zu erleben als wir erwartet haben... Da war einfach keine Zeit für das Smartphone... Aber hier für euch eine kleine (nicht chronologische) Zusammenfassung der letzten 8 Tage Island :)
    - Baden im Hot Pot
    - Wasserfälle (überall!!!)
    - Schafe auf und neben der Straße
    - ein Schwan im Hochland
    - Sonne und 20°C
    - ein Torfmuseum
    - Regen
    - ziemlich starker Wind (der sogar das Auto wackeln ließ)
    - Delphine
    - Fish & Chips (aus fangfrischem Fisch)
    - niedliche und tollpatschige Papageitaucher
    - die östlichste Stadt Islands
    - der nördlichste Leuchtturm Islands
    - Arctic Henge
    - Buckelwale (beim Springen, Jagen/Fressen, Schwimmen & Tauchen)
    - Zwergwale
    - Walmuseum (mit Blauwalskekett)
    - verschiedene Kirchen und Leuchttürme
    - Wohnen in einer alten Schule
    - Alfaborg (der Sitz der Elfenkönigin)
    - Autofahren durch die Wolken
    - Wandern (bergauf und bergab)
    - Mitternachtssonne
    - fantastische Ausblicke von Berggipfeln auf die Landschaft (türkises Meer, schwarzer Strand, grüne Wissen, grau-braune Berge)
    - Canyon aus Basaltsäulen und türkisblauem Wasser
    - wunderschöner Regenbogen über einem Tal mit einem See
    - Wundern darüber wie andere das schaffen, in 10 Tagen um die Insel zu fahren (dann sieht man ja gar nichts)
    - verschiedene Vögel gesehen / aufgeschreckt
    - isländische Spezialität gegessen (aus Schafsfleisch bzw -Innereien)
    - mehr als 2000 Fotos gemacht und ein paar Videos
    - Autos mit platten Reifen und anderen Pannen gesehen
    - 2 Höhlen mit Kristallen angeschaut (eine davon direkt am Wasser)
    - über einspurige Brücken gefahren
    - Islandpferde gesehen (mit Vorfreude auf eine Reittour, die wir noch machen wollen)

    Wahrscheinlich haben wir noch viel mehr erlebt und gesehen (aber es fällt mir spontan nicht ein) und wir sind jetzt schon gespannt, was wir in den nächsten Wochen noch alles erleben werden - auf Island wartet ja gefühlt hinter jeder Ecke eine Überraschung oder zumindest etwas, was man so nicht erwartet hat :)
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  • Day 209

    Miniatur-Wunderland

    July 22, 2020 in Faroe Islands ⋅ ☁️ 11 °C

    Es ist inzwischen mehr als 4 Wochen her, seit wir per Schiff den Atlantik überquert haben. Aber wir erinnern uns daran, als wäre es erst gestern gewesen.
    Die klare Luft und der minimale Seegang erlaubten uns schon Stunden vor der Ankunft die Silhouetten der Färöer Inseln am Horizont sehen zu können. Es war aufregend, die Schatten wachsen zu sehen, bis sie sich als grüne Flächen, grau-braune Berge und weiße Wolkenfetzen zu erkennen gaben. Die Einfahrt in den Hafen der färöischen Hauptstadt Thorshavn ließ dann keinen Zweifel mehr, dass wir an einem märchenhaften Ort angekommen waren. Wer einmal dass Miniatur-Wunderland außerhalb der Hamburger Speicherstadt erleben will, dem sei eine Reise zu den Färöer Inseln wärmstens empfohlen. Die kleinen, süßen, teilweise grasbewachsenen Häuser, die Schafe auf den Wiesen, spielzeugkleine Leuchttürme,... Alles machte den Eindruck in einer anderen Zeit vergessen worden zu sein - im positiven Sinn. Leider konnten wir das alles nur von der Fähre aus betrachten, denn nachdem Autos und Passagiere die Fähre verlassen bzw. betreten hatten, wurden die Segel mit Kurs auf Island gesetzt. Mitten durch die Färöer Inseln... um deren Schönheit im Sonnenlicht noch einmal ausgiebig genießen zu können, bevor sie so lautlos am Horizont verschwanden wie sie viele Stunden vorher aufgetaucht waren.Read more

  • Day 208

    Atlantik - Überquerung

    July 21, 2020 in Denmark ⋅ ⛅ 15 °C

    To tell a long story short... früh aufgestanden, am Hafen gefrühstückt, kurzer Strandspaziergang, eine Stunde in der Autoschlange gewartet, Fähre nach Island geentert und jetzt fröhlich an Norwegen vorbei schwimmen :)
    Wir freuen uns wie kleine Kinder auf unsere Zeit auf der Insel aus Feuer und Eis :)
    Island - wir kommen!!!
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  • Day 205

    Plan B :)

    July 18, 2020 in Denmark ⋅ ⛅ 19 °C

    Wir freuen uns, dass wir uns inzwischen auf dem Weg Richtung Plan B befinden :) nach SÜDamerika folgt jetzt der hohe Norden. Wir haben warme Sachen geshoppt, Reiseproviant eingekauft, unser neues Auto vollgepackt und sind fröhlich losgefahren... erstmal nach Dänemark. 3 Tage in Udby mit Ausflügen nach Odense und an den Strand von Fredericia gingen schnell vorbei und wir setzten unseren Weg gen Norden fort. Hier warteten Wind, Wellen und Wolken schon sehnlichst auf unsere Ankunft. In Skagen - dem nördlichsten Punkt Dänemarks und gleichzeitig Treffpunkt von Ostsee und Nordsee - erlebten wir ein ganz besonderes Schauspiel. Viele Menschen pilgerten (zu Fuß oder bequem per Traktor-Shuttle) regelrecht zur Landspitze... Für ein tolles Foto, für ein paar Minuten Füße im Wasser, für die Erkenntnis, dass der Unterschied zwischen Ostsee- und Nordseewasser gar nicht so groß ist oder um eben einfach mal da gewesen zu sein. Trotz Sonne, beeindruckenden Wolken und angenehmen Temperaturen haben diese Menschen etwas wirklich schönes verpasst. Während sich der größte Teil der Besucher an der Landspitze tummelten, schwammen ca 150 - 200 Meter weiter landeinwärts zwei neugierige Seehunde in der Nordsee und schauten immer wieder mit ihren Köpfen aus dem Wasser. Völlig unbemerkt von den meisten Anwesenden, die gar nicht wissen, was sie um wenige Meter verpasst haben. Später waren insgesamt vier der knuffigen Tierchen gleichzeitig im Wasser zu beobachten. Für mich gibt es nichts schöneres als Tiere in freier Wildbahn zu beobachten.
    Vor dem Regen am nächsten Tag versteckten wir uns im Nordsee-Ozeaneum, wo wir neben Seepferdchen, Seesternen und vielen anderen Meeresbewohnern vor allem die zwei Mondfische im Aquarium bewundert haben. Um ehrlich zu sein, Mondfische sind jetzt weder die schönsten Fische noch die elegantesten Schwimmer aber trotzdem irgendwie beeindruckend und nichts was man alle Tage sieht.
    Zum Abschluss unserer Zeit in Dänemark haben wir uns am Strand von Lonstrup und Lokken sowie am Leuchtturm Rubjerg nochmal ordentlich vom Wind durchpusten lassen. Der aufgewirbelte Sand am Leuchtturm hat einen fast glauben lassen, man bewege sich auf einem anderem Planeten... naja oder wenigstens auf dem Mond. Viel konnten wir von der schönen Aussicht an der Steilküste allerdings nicht sehen geschweige denn genießen, denn die Sandkörner in den Augen haben die Sicht schon erheblich beeinträchtigt :( wenn man sich die Brille vom Kopf pusten lässt, sieht man übrigens auch nicht so viel :D egal ob mit oder ohne Sand in den Augen!
    Abends hieß es dann wieder Tasche packen und Auto-Tetris spielen... Das Abenteuer wartet auf uns :)
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  • Day 162

    Zurück!

    June 5, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 14 °C

    Dank eines Lufthansa - Sonderfluges von Buenos Aires nach Frankfurt sind wir nun wieder zurück in Deutschland. Einerseits ein beruhigendes Gefühl, aber andererseits auch ein komisches. Aber für uns ändert sich ja erstmal nicht so viel... Nach 11 Wochen Ausgangssperre in Argentinien folgen 14 Tage Schutzquarantäne in Deutschland. Das Gesundheitsamt möchte einen Corona-Test mit uns machen, weil wir mit den Eltern meines Mannes in einem gemeinsamen Haushalt leben. Während wir darauf warten, dass jemand für den Abstrich vorbei kommt, genießen wir den Luxus in Deutschland mehr als 15 Quadratmeter Wohnfläche und einen Garten zu haben. Ich liebe das Gefühl barfuß über den Rasen zu laufen und frischen Schnittlauch aus dem Hochbeet zu naschen. Nach einer Woche warten und mit dem Gesundheitsamt telefonieren, kommt dann wirklich jemand für den Test vorbei... Ich will euch mal die Details ersparen... 2 Tage später dann der Anruf, dass wir beide negativ auf Corona getestet wurden und mit sofortiger Wirkung das Haus verlassen dürfen! Wir können es gar nicht glauben. Der erste Spaziergang - noch dazu ohne Maske - fühlt sich irgendwie "verboten" an. Zur Feier des Tages kaufen wir uns Eis und frische Erdbeeren :)
    Ab jetzt kann die Planung für das nächste Abenteuer so richtig losgehen.
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  • Day 161

    Adios

    June 4, 2020 in Argentina ⋅ ⛅ 13 °C

    Nach 161 Tagen Abenteuer in Südamerika (davon 77 mit Ausgangssperre) endet hier und jetzt unsere Reise!
    Mit Tränen in den Augen und ein paar Kilo zu viel Gepäck schauen wir auf eine wahnsinnig schöne Zeit zurück, wünschen uns, dass wir hätten länger bleiben und mehr sehen dürfen und hoffen, dass wir eines Tages zurückkommen :)
    Adios Argentina ....
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  • Day 133

    Buenos Aires - die Eiszeitrechnung

    May 7, 2020 in Argentina ⋅ ☀️ 16 °C

    Seit dem letzten Footprint ist schon wieder eine Woche vergangen, was bedeutet, dass inzwischen 7 Wochen Ausgangssperre vergangen sind und wir zugeben müssen, dass wir keine Ahnung haben, wie viele noch vor uns liegen. Wenn es nach uns geht, dann nicht mehr so viele ... aber es ist gut möglich, dass das die argentinische Regierung etwas anders sieht als wir. Woran das wohl liegen könnte?! Nicht nur aufgrund der politischen, sozialen und gesundheitlichen Situation muss man sich in Argentinien in nächster Zeit vermutlich ein bisschen wärmer anziehen ... im wahrsten Sinne des Wortes, denn es wird spürbar Herbst hier. Die Temperaturen fallen (sowohl tagsüber als auch nachts), der Wind frischt auf, es mischen sich Wolken und vereinzelt Regen unter den wärmenden Sonnenschein ... und so habe ich kleine Frostbeule meine flauschigen Socken, Kuschelhose und dicken Pullover rausgekramt, damit ich mir hier nicht den Hintern abfriere! Insbesondere, wenn wir uns auf den Weg zu unserem Lieblingseisladen Rapanui machen, wären verkühlte Körperteile irgendwie ungünstig - dann würde das Eis wahrscheinlich auch nur noch halb so gut schmecken. Seit Montag (6,5 Wochen nach dem Shutdown) hat der nämlich wieder geöffnet und verkauft wieder himmlisch gutes Eis (zum Beispiel Himbeer-Schoko-Baiser oder Blaubeere-Holunder-Champagner oder Vanille mit karamellisierten Pekannüssen oder Maracuja-Kiwi) sowie handgemachte Schokolade :) Der tägliche Gang zum Eisladen ist eine gute Orientierung, welchen Wochentag wir aktuell haben ... seit der Wiedereröffnung sind wir heute zum vierten Mal die Strecke gelaufen und haben uns leckeres Eis gekauft - also ist heute Donnerstag! Klappt gut, die neue Eiszeitrechnung :)Read more

  • Day 126

    BA - Ausgangssperre Tag 42

    April 30, 2020 in Argentina ⋅ ☀️ 18 °C

    "Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen" hieß es früher oft, wenn wir mit der Familie unterwegs waren. Tatsächlich hat das auch gestimmt, denn es gab immer etwas zu erleben oder zu entdecken. Aber was soll man in einem Footprint erzählen, wenn man tagein tagaus auf 15 Quadratmetern verbringt? Wenn man zwar auf Reisen aber gar nicht unterwegs ist? Sechs Wochen auf dem argentinischen Abstellgleis irgendwo im Stadtteil Recoleta haben den Monat April verschluckt, ohne dass es uns wirklich aufgefallen ist. Plötzlich ist Mai. Der Blick aus dem Fenster ist bis auf anderthalb regnerische Tage immer gleich gewesen: strahlender tiefblauer Himmel mit einer hochmotivierten Sonne und einigen vereinzelten Wölkchen von Zeit zu Zeit. Irgendwie zu schön, um 24 Stunden am Tag von Mauern und Dach umgeben zu sein, aber wir haben ja keine Wahl. Egal ob Montag, Donnerstag oder Sonntag ... jeder Tag fühlt sich gleich an und verläuft mehr oder weniger nach dem gleichen Schema X ... Aufstehen, Frühstück mit dem Lesen der neuesten privaten und öffentlichen Nachrichten, ein bisschen Zeit totschlagen mit Spielen, Lesen, Nachrichten schreiben, Putzen, dann mittags eine Tütensuppe, Videotelefonate, dann wieder Zeit rumkriegen ... mit Sport, Musik hören, Spiele spielen, 2 bis 3 x pro Woche Einkaufen, am Fenster stehen, um ein bisschen Sonne zu tanken bevor sie hinter den hohen Häusern verschwindet, Abendessen kochen, 21 Uhr am Fenster der argentinischen Nationalhymne lauschen und für die Alltagshelden klatschen, ein bisschen You-Tube schauen, schlafen! Von Highlights und erzählwürdigen Erlebnissen fehlt da jede Spur! Themen, die uns beschäftigen, sind, dass unser Lieblingseisladen Rapanui ab Montag wieder Eis verkauft und ob ein Paket von meiner Mama im Laufe der nächsten Woche hier ankommt, ohne vom Zoll abgefangen zu werden oder auf dem weiten Weg von Deutschland nach Argentinien verloren zu gehen. Die Zeit hier hat aber nicht nur Nachteile (auch wenn es Phasen gibt, in denen es sich sehr danach anfühlt) ... man lernt welchen Wert vermeintliche Kleinigkeiten haben - ganz nach dem Motto "man weiß erst zu schätzen, was man hat, wenn man es nicht mehr hat!" Um das wirklich zu verstehen, möchte ich euch gern einige Beispiele geben: ein finnischer Freund von mir, schrieb gestern, er wünsche sich, dass sein Fitness-Studio wieder öffnet, weil er diese Woche nur 4x5 km (also 20km ingesamt) laufen gewesen ist und offensichtlich zweifelt, dass er sich damit ausreichend fit halten kann. Zum Vergleich ... wir gehen (zum Zwecke des Einkaufens) im Durchschnitt 1km pro Tag, das bedeutet wir sind in 3 Wochen ungefähr die Strecke gegangen, die er in einer Woche gejoggt ist. Anderes Beispiel: in Deutschland gab es Unstimmigkeiten darüber, wie denn "im wohnortnahen Umfeld" kilometertechnisch zu definieren ist und ob man sich jetzt 5km, 10km oder doch 20km von seinem Zuhause entfernen darf ... in Argentinien gibt's es einige Provinzen jetzt wieder Spazieren gehen erlaubt ist ABER ... maximal 1 Stunde am Tag, vor 20 Uhr und im Umkreis von 500m um die eigene Unterkunft! Das ist schon ein spürbarer Unterschied ... ach übrigens ... die Stadt Buenos Aires gehört nicht zu den Provinzen, wo das erlaubt ist. Letztes Beispiel für heute: an alle, die heute ihre Wäsche gewaschen oder gebügelt haben, ein Brot gebacken haben, zum Frühstück frisch getoastetes Brot gegessen haben, Blumen in ihren Garten gepflanzt oder einfach nur im Liegestuhl die Sonne genossen haben, bei Amazon bestellt haben, die von Tür zu Tür mit ihren Nachbarn geschwatzt haben, ... herzlichen Glückwunsch! Ihr habt alle etwas tolles geschafft, obwohl es euch vielleicht gar nicht außergewöhnlich vorkam. Wie wenig selbstverständlich diese Dinge sind, merkt man erst, wenn man keine Waschmaschine und kein Bügeleisen hat, keinen Toaster, keinen Backofen, keinen Balkon, keinen Garten, keinen Baumarkt ... und nein, das ist nicht schlimm, aber wir freuen uns darauf, wenn all die Dinge wieder Teil unseres Lebens sind!Read more

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