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  • Day 24

    Graz…iöser Abschluss

    September 20, 2023 in Austria ⋅ ☀️ 24 °C

    An unserem letzten Urlaubstag wollten wir Graz nochmal etwas genauer kennenlernen und machten uns mit den Rädern von unserem Stellplatz (mal wieder am Friedhof) gen Innenstadt auf. Unser Abbild von Arnold Schwarzenegger, dessen Heimat übrigens die Steiermark ist, tat sich allerdings schon mit den kleinsten Anstiegen an diesem Tag schwer. Früh am Morgen besuchten J&J, inzwischen zu echten Kulturkritikern herangewachsen, voller Vorfreude das Kunsthaus Graz, ohne sich vorher über die Ausstellung informiert zu haben. Hätte sich auch als schwierig erwiesen, da es keine Ausstellung gab und wir daher lediglich die Aussichtsplattformen und die Fahrstühle von innen begutachteten. Auf den letzten Metern der abenteuerlichen Reise stand, nicht zuletzt durch einen krankheitsbedingt schwächelnden Jules, ein entspannter Ausklang im Vordergrund. So suchten wir gleich zweimal ein Café auf und verweilten in der Sonne von Graz. Dazwischen starteten wir einen zweiten Anlauf, unserem Anspruch der Bildungsreise gerecht zu werden. Graz bot mit einer der größten erhaltenen Waffenkammern ein Museum der anderen Art. Über vier Etagen war das denkmalgeschützte Gebäude bis unter die Decken ausgestellt mit Originalstücken des österreichischen Heeres aus dem 15. Jhd. Beeindruckend, meinten J&J, allerdings war die Geschichte nach der 30ten Ritterrüstung aus erzählt.
    Allmählich neigte sich der letzte Tag dem Ende zu und wir machten uns auf den Rückweg zum Bulli. Um den aggressiven Mücken, die an unserem Stellplatz auf uns warteten, zu entkommen, fuhren wir für unser Abendessen etwas außerhalb auf einen Feldweg. Nach dem letzten Gnocchis mit Soße vom Campingkocher hieß es dann „Abfahrt“.
    Nach elfstündiger Fahrt ohne Mautstrecken kamen wir am nächsten Morgen früher als gedacht an und wurden mit einem netten Kaffee im Hause Arndts erwartet.
    Hinter uns bleiben 5000km mehr auf dem Kilometerzähler, acht bereiste Länder, zahlreiche Eindrücke aus verschiedensten Regionen und Unmengen an leeren Pesto-Gläsern.
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  • Day 23

    3 auf einen Streich

    September 19, 2023 in Austria ⋅ ⛅ 23 °C

    Der Tag stand voll unter dem Motto Entspannung und Füße hoch. Einer hatte es nämlich besonders nötig. Denn Jules schmiss nachts mal wieder die Kettensäge in Höchstform an und gab dazu noch viel mehr Geräusche von sich. Jonte durfte sich ein Konzert aus Schnarchen, Schmatzen und klapperndem Gebiss anhören. Das ist zwar schon seit Nacht 1 so, jedoch bringt sein aktuell kränkelnder Zustand die Geräuschkulisse nochmal auf ein neues Level. Gut, dass am folgende Tag mit einer Abkühlung im Fluss, Schachpartien und zahlreichen Runden Kniffel für Entspannung gesorgt war. Kleines Insight: im Urlaub sind J&J zu Kniffel-Ikonen herangewachsen. Als morgendliches Ritual haben wir es schon zu neuen Rekorden gebracht, da sind wir uns ziemlich sicher. Gegen Nachmittag brachen wir nach Zagreb auf, stellten den Bulli etwas außerhalb ab und fuhren mit den Rädern in die Stadt. Für den Abend hatten wir uns ein weiteres kulinarisches Highlight ausgesucht: gebackener Cottage-Cheese mit herzhafter oder süßer Füllung - ein traditionell kroatisches Gericht.
    Unsere vorletzte Nacht blieben wir auf einem Parkplatz in der kroatischen Hauptstadt etwas außerhalb stehen. Nach dem Frühstück begaben wir uns erneut mit den Bikes in den Stadtkern. Die wenigen Sehenswürdigen, die Zagreb zu bieten hat, hatten wir uns für den Vormittag aufgehoben. Strategisch unklug suchten wir zuerst ein Café auf und mussten anschließend bei wechselnd starkem Regen durch die Stadt huschen. In anderer Reihenfolge wären wir wohl trocken geblieben. Um dem regnerischen Zagreb zu entfliehen, entschieden wir kurzerhand, den Weg ins slovenische Maribor auf uns zu nehmen. Auf deutsch: Marburg. Allerdings hatte die Stadt nur wenige Ähnlichkeiten mit Jules’ ehemaligem Wohnort im Bachelor. Angesichts der roten Dächern läge der Vergleich mit Lüneburg näher. Ähnlich ländlich war Maribor, das im Norden in Weinberge überging, ebenfalls. Beim nachmittäglichen Kaffee dann der Dämpfer: wir hatten wieder mitteleuropäische Preise
    bei mittelmäßigem Geschmack. Um zumindest eine der beiden Faktoren zu ändern, fuhren wir weiter und erreichten Graz in den frühen Abendstunden. Dort blieb und noch Zeit für einen kleinen Rundgang in der Stadt, bevor die Champions League Spiele begannen. Diese wollten sich J&J nicht entgehen lassen und suchten die nächste Fußballkneipe auf.
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  • Day 21

    Über den Wolken

    September 17, 2023 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ⛅ 28 °C

    Abends hatten wir einen Platz auf dem Seitenstreifen eines Waldwegs gefunden. Am nächsten Morgen wachten mit uns außerdem noch zahlreiche Waldbewohner auf, die durch ihre Gesangseinlagen bei uns gleich für gute Laune sorgten. Die abendliche Fahrt auf 1100m Höhe, in die Berge von Sarajevo, sollte sich doppelt bezahlt machen, dachten wir, und steuerten den nächsten Aussichtspunkt auf die Stadt an. Der Blick auf Sarajevo blieb uns allerdings verweht, denn das gesamte Tal war in eine dichte Wolke eingehüllt. Oben am Berg war hingegen bestes Wetter. Der kurze Abstecher hatte sich trotzdem
    gelohnt, denn wir gingen bei der alten Bobbahn, die durch Graffitis mittlerweile zum öffentlichen Kunstwerk geworden war, an den Start und liefen die ersten hundert Meter auf dem Betongerippe hinunter. Selbst durch den dichten Nebel konnten wir vernehmen, dass in der Stadt Trubel herrschte. Unten angekommen konnten wir die Geräusche schließlich zuordnen. Es war Marathon in Sarajevo. Da uns nur noch bis zum Mittagessen Zeit blieb und wir am Vortag schon zur Genüge Bummeln waren, entschieden wir, mehr über die Stadtgeschichte in einem
    Museum zu erfahren. Über Umwege, denn viele Museen waren an diesem Sonntag geschlossen, verschlug es uns in das prachtvollste Gebäude der Stadt. Das Rathausmuseum war anschaulich aufbereitet, fast lückenlos auf englischer Sprache übersetzt und nicht mit Informationen überfüllt. Also: J&J approved, könnte man sagen. Der Wissensdurst war gestillt, blieb der Hunger übrig. In einem traditionellen bosnischen Bistro kamen wir anschließend auch kulinarisch auf unsere Kosten. Richtiges Stichtwort, denn das Essen sollte bezahlt werden. Kassenwart Jonte fehlten allerdings 3 konvertible Mark, daher musste er, um
    seiner Pflicht nachzukommen, einen ATM aufsuchen. Einen Automaten nach dem anderen suchte er auf, doch sollte es mit Keinem klappen. Nach einer halben Ewigkeit dann die Erlösung: ein ATM mit ausreichend Bargeldversorgung! Doch wo war nochmal das Restaurant? Mit eingeschränkten Orientierungsfährigkeiten wurde dies zur größeren Herausforderung als angenommen.
    Jules wurde währenddessen kurzzeitig in die Lage eines kleinen Jungen versetzt, der von seiner Mutter an der Kasse eines Supermarktes alleine gelassen wird und inständig hofft, dass Mama wiederkommt, bevor man mit dem Bezahlen an der Reihe ist. Schließlich hatte das Warten ein Ende und J&J konnten weiter in den Nordwesten Bosiniens aufbrechen.
    Nach einer 5-stündigen Fahrt, bei der wir erstmalig nicht drum herum kamen, auf Mautstraßen zu fahren, kamen wir an unserem Zielort nahe der kroatischen Grenze an. Obwohl wir in Google Maps stets nach mautfreie Strecken suchten, blieb uns dieses Mal nichts anderes übrig als die Autobahngebühren zu zahlen. Dafür kamen wir in den Genuss (und der Bulli wird es uns auch gedankt haben), gut asphaltiere Straßen zu befahren. Erst dann fiel uns auf, dass wir in unserer Einschätzung zu den Straßen des Balkans einem Bias unterliegen, denn der Grund dafür, dass wir ständig über Bambusstraßen geführt wurden, liegt mit Sicherheit darin, dass wir uns jedes Mal für die mautfreie Variante entschieden hatten.
    Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir an unserem abgeschiedenen Stellplatz am Fluss Una an und hatten, ein vermeintlich letztes Mal die Gelegenheit, baden zu gehen. Später kam das leidige Thema Mücken wieder auf, das wir im Inland ganz verdrängt hatten. Geistesabwesend ließen wir das Licht im Bulli an und hatten dann den Salat: es versammelte sich eine ganze Mannschaft an diversen Viecher unter unseren Lampen und waren, als wir schlafen gehen wollten, bereit zum Angriff.
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  • Day 20

    Ein letztes Mal volle Dosis Balkan

    September 16, 2023 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ⛅ 23 °C

    Einen Ausichtspunkt hatten wir bei unserer Rundfahrt noch übrig gelassen. Diesen klapperten wir am nächsten Morgen noch ab. Mit dem Bulli fuhren wir soweit wie möglich an besagte Stelle ran und mussten die restliche Strecke über Stock und Stein kraxeln. Obwohl J&J leicht am kränkeln waren und sich Jules über Rückenschmerzen beklagte (es wird langsam Zeit für eine dickere Matratze), bissen wir die Zähne zusammen und stiegen auf den Gipfel. Wie schon an Vortag war die Aussicht, die sich uns bot, überwältigend.
    Ursprünglich planten wir, einen weiteren Nationalpark in Bosinen anzufahren. Etwas angeschlagen verzichteten wir jedoch auf eine weitere Wanderung und machten uns auf direktem Weg auf zur nächsten Großstadt. Sarajevo war eines der letzten Ziele auf unserer Reise und gehörte zu den Orten, die Jules bereits kannte. Dementsprechend selbstbewusst gab er den Touriführer für den restlichen Tag ab. Nach Tagen der Abgeschiedenheit in der Natur von Montenegro wurde es Zeit, mal wieder unter Leute zu gehen. J&J nutzen die Gelegenheit, um sich mal wieder mit schicker Hose und Shirts rauszuputzen. Wir wagten uns sogar ganz ohne Cap mit gemachten Haaren in die Stadt und machten es uns in einer Bar gemütlich, während die Samstagsspiele der Bundesliga übertragen wurden.
    Nach einer kurzer Stärkung im traditionellen Lokal mussten wir uns beeilen, um noch vor Sonnenuntergang, der uns immer früher ereilt als wir damit rechnen, auf dem Hügel der Stadt zu sein. Als die Dunkelheit anbrach, liefen wir zurück in die Innenstadt und ließen den Abend in einen der vielen verrauchten Bars mit einem netten Weizen aus Erding ausklingen. Zum Schlafen fuhren wir abermals in die Berge. Wir übernachteten in der Nähe einer alten Bobbahn, die als Überbleibsel der olympischen Winterspiele vor dem Bosnienkrieg noch in den Wäldern Sarajevos zu finden ist.
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  • Day 19

    J&J auf Kollisionskurs

    September 15, 2023 in Montenegro ⋅ ☁️ 17 °C

    Vom Bergpanorama war am nächsten Morgen nicht mehr viel zu sehen, denn ein dichter Nebelschleier lag zwischen den Gipfeln und über dem Tal. Bei schlechter Sicht konnten wir nicht viel machen außer abwarten, daher ließen wir uns beim Frühstück länger Zeit als üblich. Den Durmitor Nationalpark erkundet man am besten über eine der asphaltierten Panoramarouten, die quer durch den Park verlaufen. Gut einen halben Tag war man unterwegs, wenn man sich wie wir für den Rundweg entschied. Die teilweise extrem schmalen Straßen führten durch Wälder, über Felder und Hügel und am Rande von Klippen entlang. Für uns wurde dies zu einem einzigartigen Erlebnis, denn es war eine der unberührtesten Landschaften, die wir bisher gesehen hatten. Beschreiben lässt sich die Natur nur schwierig, handelt es sich doch um einen Mix aus Highlands, lebendigen Urwäldern und einem Alpengebirge, gespickt mit kleinen Häusern an Steilwänden, zu deren Grund sich schmale Flüsse schlängelten. Trotz der natürlichen Schönheit des Parks, bleibt auch dieser nicht vom Klimawandel verschont: Gräser, die sonst in saftigem grün erblühen, sind ausgetrocknet. Selbst ein See, der auf der Karte verzeichnet war, existierte nicht mehr.
    Zurück zu den schmalen Straßen: während unserer Runde hatten wir die ein oder andere Autobegegnung, die Jules mit Leichtigkeit meisterte. Schwieriger wurde es, als uns ein Bulli mit breitem Wohnwagen begegnete. Beim Versuch, auszuweichen, mussten wir feststellen, dass die Straße an der Stelle nicht breit genug für beide Fahrzeug war. Der deutsche Kollege hatte allerdings noch ein Ass im Ärmel und schnitt uns den Weg mit einer Kettensäge frei, um an diesem vorbei zu kommen. Die gesamte Aktion dauerte so lange, dass sich hinter uns ein dicker Stau bildete. Nach uns war der Weg allerdings geebnet, sodass der Verkehr fließen konnte.
    Die ganze Aufregung zerrte an den Nerven, daher brauchten wir erstmal eine Pause. Zufällig bemerkten wir, dass auch unser Fahrradgepäckträger die kurvigen Straßen langsam satt war. Schief und nur noch an an einer Stange gesichert, hing der Träger am seidenen Faden. Kein Problem für zwei handwerklich begabte Jungs, die im Nu eine provisorische Lösung fanden. Für die restliche Strecke war allerdings besonderere Vorsicht beim Fahren geboten.
    Die letzte Station des Tages war der sogenannte Schwarze See, der durch die Spiegelung der dahinterliegenden Wälder seine Farbe erhielt. Wir nutzten die Gelegenheit (vielleicht unsere Letzte), um uns vor den Augen der anderen Wanderer im See zu waschen.
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  • Day 18

    Zivilisation adé

    September 14, 2023 in Montenegro ⋅ ⛅ 15 °C

    Inmitten von Feldern wachten wir am nächsten Morgen auf. Außer einer roten Holzhütte schien die Gegend hinter der Grenze zu Montenegro verlassen zu sein. Der erste von drei Nationalparks, den wir nach dem Frühstück ansteuerten, gab uns einen ersten Vorgeschmack von der Natur im Innland Montenegros. Nach Wandern war uns nicht zumute, daher blieb es bei einem kurzen Spaziergang um den im Zentrum des Gora Parks gelegenen See. Zum ersten Mal nach unserem Urlaubsstart fing es an zu regnen. Mit dem bisherigen Wetter können wir uns also mehr als glücklich schätzen. Im Park fühlten wir uns ganz heimisch, denn die Flora erinnerte an deutsche Wälder. Da das Wetter durchwachsen blieb, entschieden wir aufzubrechen und zum nächsten Ziel weiterzufahren. Wie sich später herausstellte eine gute Entscheidung. Nach gefühlten 167 Kurven und 400 zurückgelegten Höhenmetern erwartete uns in der Hügellandschaft der Berge der wohl bislang schönste Platz. Bevor die Dunkelheit einbrach, stellten unsere treusten Begleiter - Klapptisch und zwei Campingstühle - auf und konnten uns während des Abendessens an der umgebenen Szenerie kaum satt sehen.Read more

  • Day 17

    Auf den Spuren Reinhold Messners

    September 13, 2023 in Albania ⋅ ☀️ 27 °C

    Nach dem letzten Eintrag stellt sich natürlich die Frage, warum wir uns mit dem Bulli ins albanische Hinterland stellten. Nach dem bisherigen Gemisch aus Stadt- und Strandurlaub wollen wir uns neuen Herausforderungen stellen. Unser Plan: innerhalb der nächsten zwei Tage 40km zu wandern und dabei 3600 Höhemeter zurückzulegen. Unsere Route: von Valbona nach Theth und über die albanischen Alpen wieder zurück. Um dem größten Schwung an Wandertouristen zu entkommen, mussten wir früh aufstehen. Die letzten Meter zum Startpunkt der Wanderung fuhren wir noch mit dem Bulli und konnten uns auf dem Weg den ersten Vorsprung gegenüber unseren Mitstreitern erkämpfen (siehe erstes Foto). Die erste Etappe verlief durch ein ausgetrocknetes Flussbett. Der steinige Untergrund war für uns unerfahrene Wanderer alles anderes als angenehm. Es dauerte nicht lange, als wir auf der ersten Etappe der Wanderung vom Weg abkamen. Anstatt über das Geröll zu maschieren, liefen wir querfeldein und erwischten damit sogar rückblickend betrachtet den schöneren Weg. Schließlich taten wir aber besser daran, uns an die Fersen der anderen Wanderern zu heften, die wir in unserer Anfangseuphorie noch mit Leichtigkeit hinter uns ließen. Von der Quälerie, die uns bevorstand, hatten wir noch nicht die leiseste Ahnung. Nach etwa 1,5h erreichten wir das erste Waldcafé, an dem wir unsere Flaschen mit frischem Bergwasser auffüllen konnten. Im Anschluss waren die Wanderwege merklich anspruchsvoller. Es wurde unbefestigt, steil und in der Mittagssonne ziemlich heiß. Die Wandung wurde zu einem Kampf. Man selbst gegen den Berg. Als wir den Gipfel erklommen hatten, tankten wir mit einer ausgiebigen Mittagspause nicht nur Energie, sondern auch neue Motivation für den Abstieg, der nicht so zermürbend werden sollte wie das Hochkraxeln auf den Berg. Wie es sich für ein authentischen Touriort gehört, mussten wir einiges an Geduld mitbringen, um ein Foto an der Spitze des Gipfels zu schießen (es hat sich aber durchaus gelohnt).
    Wer davon ausgeht, dass der Abstieg zum Spaziergang wird, der täuscht sich. Im Gegenteil, denn der Weg ins nächste Tal zog sich wie Kaugummi. Durch den extrem rutschigen Untergrund konnten wir den Weg bergab nur im Schneckentempo zurücklegen.
    Das Hotelzimmer hielt alles für uns bereit, was wir nach der Anstrengung dringend brauchten: eine Dusche und ein bequemes Bett. Ein Restaurant zu finden, das unserem Budget gerecht wurde, erwies sich als schwieriger als gedacht. Einerseits lagen die Preise fernab der Realität, andererseits war das Angebot für die Anzahl der Wanderer schlichtweg zu gering. Ein Genuss war das Essen im preiswertesten Lokal des Dorfs nicht, aber wir holten zumindest die verbrauchten Kalorien des Tages wieder auf.
    Positiv überraschte uns das Frühstück von unserem Hotel und sorgte für den nötigen Motivationsschub vor dem zweiten Durchgang. Wie ausgewechselt sprinteten wir in Windeseile zum Gipfel hoch als wären wir auf der Flucht gewesen. Im Laufschritt ging es wieder den Berg hinunter zum gestrigen Ausgangspunkt der Wanderung. Währenddessen zerbrachen wir uns den Kopf darüber, warum es uns das Bergsteigen am zweiten Tag so leicht fiel. Nach reichlicher Überlegung konnte es nur eine logische Erklärung geben: der morgendliche Kaffee zum Frühstück, der uns am ersten Tag fehlte. Während Jules, die alte Bergziege, den Aufstieg förmlich hochflog (endlich konnte er so richtig von seinen unzähligen schweißtreibenden Stunden im Fitnessstudio profitieren), preschte Jonte bei Abstieg voran. Der ehemalige Fußballstar von Hövelhof hatte seine Füße koordinativ einfach besser im Griff. Zeitlich konnten wir uns am zweiten Tag um sagenhafte 1,5h steigern. Für den Rückweg brauchten wir nur noch 4h, anstelle von 5,5h.
    Wie es sich für (Profi-)Sportler gehört, sorgten wir nach getaner Arbeit mit einem Eisbad im Fluss für Erholung und Abkühlung. Kurze Zeit später saßen wir bereits wieder im Bulli. Unsere nächsten Ziele: mehrere Nationalparks Montenegro. Eine vermeintliche Abkürzung zu unserem ersten Anlaufpunkt stellte sich nach kurzer Fahrt als unbefahrbarer Wanderweg heraus. Zwar konnten wir mit dem Bulli schon einigen Buckelpisten trotzen, allerdings schickte uns das Navi ganze 1h30min über die besagte Strecke. Der längere Weg über den Kosovo war letztendlich alternativlos und sorgte dafür, dass wir erst in den späten Abendstunden die Grenze zu Montenegro passierten. Auf einer einsamen Bergwiese auf 1800m Höhe stellten wir den Bulli ab und freuten uns bereits darauf, am nächsten Tag die Umgebung zu erkunden.
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  • Day 15

    Einmal quer durchs Land

    September 11, 2023 in Kosovo ⋅ ☀️ 26 °C

    Nach nur zwei ereignisreichen Tagen in Mazedonien ging das Länder-Hopping munter weiter und wir setzten Kurs auf den uns noch vollkommen unbekannten Staat Kosovo. Wer vermutet, die zwei Landeshaupstädte Skopje und Pristina in Kosovo seien mit einer solide ausgebauten Autobahn verbunden, liegt gänzlich falsch. Die Serpentienen machten Jonte zu schaffen, der eigentlich die eigene Fahrpause für ein Schläfchen nutzen wollte. Sicherheitshalber wurde die Spucktüte ausgepackt. Über die Dörfer Mazedoniens gelangten wir schließlich zur Grenze Kosovos.
    Da wir uns mit unserem Blog auch in der Verantwortung sehen, einen Bildungsauftrag nachzukommen, folgen nun die kulturellen Beobachtungen von Jonte: die einzelnen Dörfer, die wir passierten, machten einen deutlich rückschrittlicheren Eindruck, als wir erwartet hatten. Die Straßen waren wenig bis gar nicht ausgebaut und dementsprechend waren die Karren der Einheimischen in einem miserablen Zustand. Zum Positivem: Mit Begeisterung konnte Jonte unzählig viele Trecker beobachten, die unsere Reisegeschwindigkeit aber erheblich reduzierten. Anders hingegen ist der Kosovo, wo es befahrbare Autobahnen gibt, in den Städten ein vielfältigeres Angebot an Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Einrichtungen existiert und einem englisch sprechende Einwohner begegnen. Weniger fortschrittlich zeigt sich der Kosovo allerdings in Bezug auf die Kulanz bei der Anerkennung deutscher Versicherungen. Die kürzlich beantragte grüne Versicherungskarte brachte uns nicht weiter. Ferner mussten eine zusätzliche Versicherung teuer bezahlt werden. Diese hatte aber, wie wir in der Hauptstadt Kosovos erfahren mussten, ihre Berechtigung, denn es herrscht ein einziges Verkehrschaos, das kaum noch zu toppen war. Jonte tat schwer daran, alle Beteiligten Beachtung zu schenken, fand aber mit Hupen und der von Jules abgeguckten Dreistigkeit schließlich einen zentralen Parkplatz in der noch jungen Hauptstadt.
    Viel gab es nicht zu entdecken: eine kürzlich erbaute Kirche mit Aufzug zum Kirchturm, eine Nationalbibliothek hinter Gittern und eine viel zu breite Einkaufspassage für die geringe Anzahl an Menschen. Daher war unser Aufenthalt nur von kurzer Dauer und wir hielten weiter zu auf die albanischen Alpen.
    Nach dreistündiger Fahrt erreichten wir unseren Stellplatz am Fluss, der sich als echter Glücksgriff erwies. Gerade angekommen, schon sprangen wir in den eiskalten Fluss, hielten es aber bei 7 Grad Wassertemperatur nur wenige Sekunden aus. Für eine Katzenwäsche reichte es aber aus. Erfrischt und geschafft von der Fahrt wollten wir uns anschließend gemütlich in den Campingstühlen ausruhen. Doch dann fiel es uns wie Schuppen von den Augen: für die bevorstehende Wanderung am nächsten Tag fehlte uns noch Bargeld. Uns blieb nichts anderes übrig, als wieder umzukehren, um einen ATM anzusteuern. Da wir uns bereits im letzten Hinterland Albaniens befanden, dauerte die Fahrt nochmals je 30min hin und zurück. Den unfreiwilligen Abstecher nutzten wir zudem, um der heimische Küche auf dem Dorf noch ein Mal näher zu kommen.
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  • Day 14

    Kurz vor dem Jackpot

    September 10, 2023 in North Macedonia ⋅ ☀️ 29 °C

    In Ohrid waren wir nicht nur begeistert vom Gesamtbild aus Stadt und Natur, sondern auch unser Stellplatz ließ keine Wünsche offen. Wir konnten kostenlos Wasser auffüllen, es gab kostenlose Toiletten und die Möglichkeit, sich im See zu waschen. So brachten wir nach dem Frühstück den Bulli und uns selbst wieder in einen vorzeigbaren Zustand und füllten die Wassertanks auf. Neues Spülwasser war bitter nötig, denn das Geschirr stapelte sich mittlerweile schon im Fußraum des Beifahrersitzes.
    Zeitig brachen wir anschließend in den Norden Mazedoniens nach Skopje auf. Doch Jules‘ Pläne sahen einen kleinen Abstecher vor: vor dem Wahnsinn einer Großstadt noch mal ab in die Natur. Der Matka-Canyon schien unter den Tages-Touristen von Skopje ein beliebtes Ausflugsziel zu sein und auch die Bilder überzeugten. Ersteres konnten wir schnell bestätigten, denn in der schmalen Zufahrtsstraße herrschte ein totales Verkehrschaos. Reisebusse zwängten sich zwischen kreuz und quer parkenden Autos durch, während einzelne Polizisten vergebens versuchten, den Verkehr zu koordinieren. Wieder bestätigte sich: mit Dreistigkeit kommt man am schnellsten an sein Ziel.
    Ohne uns vorab über den Ort informiert zu haben, steuerten wir gänzlich planlos auf die erstbeste Infotafel zu, auf der Wanderrouten gekennzeichnet waren. Jules‘ Versprechen, gemütlich in einem Boot durch den Canyon zu schippern wurde schnell verworfen und stattdessen eine Wanderung forciert (ungeachtet der Tatsache, dass wir mal wieder vollkommen unvorbereitet in Birki-Montur losgelaufen waren). Wir hielten es für einen cleveren Schachzug, nicht das zu machen, wo es einen der Großteil der Touristen hin verschlug. Voller Überzeugung, unseren Stiefel weiterhin durchzuziehen, taten wir Kommentare anderer Wanderer, wie „Mit den Schuhen könnt ihr den Aufstieg knicken“, lässig ab. Wie nicht anders zu erwarten, behielten die entgegenkommenden Personen Recht. Die Wege waren voller Geröll, die Lust zu Wandern sank und der erste Aussichtspunkt war auch nur solala. Nach dem kläglich gescheiterten Versuch, sahen wir uns besser beraten, dem Schwall an Touristen auf den befestigten Wegen zu folgen. So spazierten wir entlang der Schlucht durch den Canyon. Das Gedränge auf der Zufahrtsstraße setzte sich auch auf dem schmalen Pass fort, der aufwändig in den Berg eingelassen war.
    Nach einer Stunde hatten wir das Gefühl, alles gesehen zu haben, was fußläufig zu erreichen war. Das Hin- und Herlaufen hatte einiges an Zeit gekostet, sodass wir auf eine Bootsfahrt zur nahegelegenen Höhle verzichteten und umkehrten, um den Weg nach Skopje einzuschlagen.
    Dort angekommen wurde die Zeit langsam knapp. Unsere BB-Jungs standen bereits gegen Serbien im Finale auf dem Platz und wir suchten verzweifelt eine Sports-Bar. Endlich kamen unsere Fahrräder dafür noch mal zum Einsatz. Ordentlich in die Pedale getreten, schafften wir es noch zum Anpfiff des dritten Viertels vor den Bildschirm.
    Das Zentrum von Skopje bestach durch einige imposante Gebäude und jeder Menge Brücken. Tirana hatte unsere Erwartungen an die kommenden Großstädte des Balkans ziemlich schwinden lassen. Eine Ähnlichkeit zu westeuropäischen Großstädten hatten wir bei Skopje definitiv nicht erwartet. Im Kontrast dazu stand das angrenzende Viertel mit großem Basar, das eher türkisch anmutete. Auf der Suche nach einem preiswerten Restaurant waren wir hier genau richtig und fanden unser Glück in einem traditionellen Kebab Haus. Die traditionellen türkischen Gerichte erinnerte an die Türkei, wo hingegen der Umgang in Mazedonien ein ganz anderer war. Irgendwo zwischen Stumpfsinn und Unfreundlichkeit, meinten wir. Seit mehreren Tagen rätselten J&J, ob wir mit der Einschätzung richtig lagen.
    Für den Abend hatten wir erneut große Pläne geschmiedet. Für Jules war es ein Kindertraum, in einem erstklassiges Casino den Jackpot zu knacken. Jonte hatte bereits Erfahrungen und bot an, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. So schmissen sich J&J in die feinsten Klamotten, die die Bulli-Gaderobe zu bieten hatte. Trotzdem wurden wir vom bulligen mazedonischen Tüesteher zurückgewiesen. Resigniert steuerten wir die nächste Bar an. Aufheiterung brachte schließlich der Gedanke, dass uns der Türsteher wahrscheinlich vor einem Verlust von 50€ bewahrt hatte, und wir stattdessen in den Genuss kamen, das lokale
    Bier zu testen.
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  • Day 13

    Hochzeit auf den ersten Blick: Ohrid+JJ

    September 9, 2023 in North Macedonia ⋅ ☀️ 25 °C

    Es war Samstagmorgen, wir standen mit dem Bulli auf einem Parkplatz vor einem Fußballstadion und die neue Saison war gestartet. Hochmotiviert haben sich die Jungs einer Jugendmannschaft schon um 7 Uhr ausgerechnet den Platz vor unserem
    Bulli als Treffpunkt für das bevorstehende Spiel ausgesucht. Dementsprechend früh war an Schlaf nicht mehr zu denken. Das Gute daran: wir konnten früh genug nach Mazedonien aufbrechen. Die Zeit haben wir allerdings auch dringend gebraucht, denn der Grenzübergang lief alles andere als unbeschwert. Während wir in Albanien noch problemlos durchgewunken wurden, kam das Thema grüne Versicherungskarte schneller wieder auf als uns lieb war. Zusätzlich wurden wir von unseren albanischen Freunden rausgefischt und mussten uns einer Kontrolle unterziehen. In der Zwischenzeit setzten wir alles daran, die Versicherungskarte online bei Jontes Versicherung zu beantragen. Der Antrag ging tatsächlich durch, doch hielt unsere Euphorie nicht lange an. Scheinbar ist es auch 2023 noch nicht möglich, Nachweise online auszustellen. Stattdessen wurde lediglich der postalische Versand veranlasst. Die ganze Aktion an der Grenze kostete uns nicht zuletzt aufgrund kommunikativer Schwierigkeiten, da die Grenzbeamten teilweise kein einziges Wort Englisch sprachen, gute 2 Stunden extra. Ohrid, eine Stadt am gleichnamigen See, erreichten wir zur Mittagszeit. Von unserem Stellplatz aus blickten wir direkt auf die Festung Ohrids und befanden uns unmittelbar am Ufer des Sees. Wieder eine ausgezeichnete Recherche vorab! Nach kurzer Stärkung machten wir uns auf den Weg in die Altstadt, die neben der erwähnten Burg noch einige orthodoxe Kirchen (von denen in gleicher Bauart in ganz Ohrid gefühlt an jeder Ecke eine stand) und antike Ausgrabungen zu bieten hatte. In wirklich jeder dieser Kirchen (auf den Bildern erkennt man übrigens die signifikante Bauweise) fand an diesem Tag eine Hochzeit statt. Dadurch herrschte überall ringsum reichlich Trubel. Die Innenstadt hatte ebenfalls einiges zu bieten: viele günstige Restaurants, eine Promenade, die sich vom Stadtkern bis hin zu den entlegeneren Stränden erstreckte und charmante kleine Häuser in rustikalem Look. Für Jules der eindeutige Favorit auf der Reise bislang. Jonte überzeugte letztlich der romantische Sonnenuntergang, den wir uns auf den Felsen über den kleinen Kiesstränden anschauten. So gut gefiel uns die Stadt und der Stellplatz mit netten türkischen Nachbarn, die uns mit reichlich Erdnüssen versorgten, dass wir überlegten, einen weiteren Tag zu bleiben. Nach einem Abwägen unsere Möglichkeiten folgten wir schlussendlich der Devise, die sich so oft bewährt: aufhören, wenn‘s am schönsten ist.
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