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  • Tag 35

    Abruzzen

    8. Mai 2021 in Italien ⋅ ⛅ 9 °C

    Wir verlassen Rom mit dem dringlichen Rat unserer Gastgeber, auf jeden Fall den Nationalpark Del Gran Sasso in den Abruzzen mitzunehmen! Kommt uns grundsätzlich Planlosen durchaus entgegen und deshalb: gesagt, getan. wir merken schnell, dass das ne ziemliche gute Idee war!

    Da wir aber doch nicht soo viel Bock auf die nächtlichen Minusgrade auf 2000 Meter haben, steuern wir L‘Aquila an, die mittelalterlichen Residenzstadt, die 2009 größtenteils vom Erdbeben dem Erdboden gleich gemacht wurde. Gut, dass es Decathlon erst nach 2009 gab und wir uns zum Start unserer Sucht widmen können. Aber wir kaufen einfach auch wieder sehr sinnvolle Dinge!

    Nach kurzer Diskussion, wie malerisch der nächtliche Spot jetzt noch sein muss, überzeugt Ina mit dem „praktisch gelegen und ohne Serpentinenstraßen zu erreichen“ Plädoyer. Was wir dann die zwei darauffolgenden Nächte genießen, ist ein städtischer Stellplatz, der nicht nur eben diese Merkmale erfüllt, sondern auch noch malerisch ist. läuft! Ein überragendes Detail ist die genau vor unseren Füßen beginnende Straße, die einer einzigen große Fußgängerzone durch die Innenstadt den Weg ebnet. Links und rechts wechseln sich einsturzgefährdete mit komplett restauriert bzw. ziemlich perfekt neu alt aufgebauten Fassaden ab. Umgeben von schneebedeckten Gipfeln genießen wir so etwas wie 2019er Freitagabendstimmung in milder Frühlingsluft inklusive des Auslebens ausgiebigsten People Watching, denn in Italien bedeutet so ein Abend: es wird sich aufgetakelt!

    Aber wir sind ja nicht für Stadtleben sondern Naturerlebnis hier. Also wird das angrenzende Hochgebirge fleißig bewandert, immer durch Almas Glucksen begleitet, wenn sie in der Trage von uns ordentlich durchgeschüttelt wird. Die Wahnsinnsnatur der Abruzzen haut uns echt um, auch weil wir beide so gar keine Ahnung von diesem Mittelstreifen durch Italien hatten. Einzig die Möchtegern-Valentino Rossis, die ihre grell lackierten zweirädrigen Penisverlängerungen um die Kurven jagen als wären sie auf der Flucht, stören teilweise die Idylle. Alma hingegen feiert es wenn die dröhnenden Maschinen an uns vorbeisausen.

    Es wird eh immer klarer, dass wir im besten Land für unsere kleine Lady gelandet sind. Wenn Babys bereits so etwas wie Beliebtheit registrieren können, tun ihr die Italiener und Italienerinnen in jeder erdenklichen Situation den Gefallen. vielleicht ein Hinweis darauf, dass Alma Potential für das Cover Girl der Kinderschokoladenverpackung hat. Passend dazu ist ja dann auch noch Muttertag und so wird Ina für ihre Arbeit an unserem gemeinsamen Bauwerk mit prächtigen fünf Gängen belohnt, die unsere Gastgeberinnen für uns zaubern. Ich darf auch mitessen.

    Das wunderschöne Land, eingerahmt von Adria
    und Dreitausendern, entfacht auch Almas Faszination für Trecker, zumal die hier auf den steilen Feldern auch noch Ketten statt Rädern haben, wow! Getoppt wird das nur von unserer Campingdusche, die wir angesichts der steigenden Temperaturen auch endlich benutzen können. Es wird eben endlich so richtig Mai, schön immer noch hier zu sein!
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  • Tag 31

    Roma

    4. Mai 2021 in Italien ⋅ ⛅ 12 °C

    Es gab ein paar wenige Abmachungen zwischen uns im Vorfeld der Reise:
    1. wir geben unserem Bus KEINEN Namen
    2. Alma schläft in nem separaten Bett
    3. wir besuchen Rom, falls wir tollkühnen Viecher es tatsächlich nach Italien schaffen sollten.
    Gut, dass mit dem Bett dann vielleicht im nächsten Urlaub. Um aber in puncto umgesetzte Abmachungen die gute alte Zweidrittelmehrheit zu erreichen, und selbstverständlich aus Lust an der Sache machen wir uns auf den Weg Richtung Capitale. Bereits vor Abreise war klar: wir haben keinen Bock auf Parken irgendwo in der städtischen Peripherie oder noch schlimmer mittendrin - außer natürlich man baut sich einfach eine Mauer um seine kleine Wohlfühloase, aber dazu später mehr.

    Wir entscheiden uns also kurzerhand für die Hügel vor den Toren Roms als homebase, die, wie wir später erfahren, schon den alten Römern gute Böden für Getreide und Viehhaltung lieferten. Wir merken das vor allem am dauerhaft kitzelnden Nase vom Pollenflug der Roggenfelder und den ca. 43 abruzzischen Schäferhunden, die auf der Straße zum Stellplatz vor diversen Bauernhöfen rumtölen. Und vielleicht aus Ehrfurcht vor der Geschichtsträchtigkeit erinnert auch der Belag dieser Straße stark an römische Zeiten.

    Umgeben von Eukalyptusbäumen und dem zarten Surren der über uns schwebenden Hochspannungsleitung fühlen wir uns sofort wohl, nicht zuletzt wegen der reizenden Gastgeber. Emanuel ist ehemaliger Basketball-Profi, der mit 25 den Court gegen die Wiese getauscht hat und nun auf den Spuren seines Großvaters unglaublich leckeren Honig und Schokolade produziert. Seine Frau Cecil ist hochschwanger -ein uns scheinbar verfolgendes Phänomen - und dann ist da noch die zuckersüße Emma, die tagtäglich um uns herumspringt und Alma mit ihren Lieblingsobjekten, mal mehr mal weniger ausgetrockneten Schneckenhäusern, beschenkt.

    Wir bleiben insgesamt vier Nächte, a), weil es schlichtweg ein wahnsinnig entspannter Ort ist und b), weil wir es einfach können. Bleibt nur für unsere Reisezukunft zu hoffen, dass wir jemals wieder in einen „wie kriegen wir möglichst viel Urlaubsgefühl in 2 Wochen gepresst“ -Modus zurückfinden. Denn die Situation, gewissermaßen losgelöst von Raum und vor allem Zeit reisen zu können, hat absolutes Suchtpotential!

    Ein absolute Gelassenheit ausstrahlender Ort ist auch der beste Kurort, um die Intensität eines Rombesuchs gut zu verarbeiten. Wir fahren seit langem mal wieder mit dem Zug, was vor allem für mich ziemlich lässig ist, weil Renault Master und die römische Parkplatzsituation nicht in einem Satz genannt werden sollten. Dazu kosten die Tickets für die einstündige Fahrt soviel wie ein halber Aperol Spritz. Leider kommen wir nicht in den Genuss ebendieses Kaltgetränks, weil die Chance, monumentale Weltgeschichte ohne abschreckende Touristenhorden besichtigen zu können, einfach zu groß ist. Wir schlendern durchs Colosseum und das Forum Romana und es fühlt sich mal wieder an als liefen wir durch eine Kulisse während der Drehpause . Man wartet nur auf den Moment, dass gleich wieder alle Statisten vom Mittagessen zurückkehren, um das Szenenbild wieder zu beleben. Gleiches gilt jenseits der bereits genannten Mauern des Vatikans. Ein absolutes Sinnbild, dass sich ein Virus eben von keiner noch so hohen Mauer oder vermeintlich heiligen Institution aufhalten lässt - egal, wie Immun sich diese gegenüber sonstiger weltlicher Probleme fühlt. Und so liegt auch das heilige Zentrum der katholischen Kirche fast ein bisschen verwaist da vor uns, was gleichzeitig die Wirkung der schier überwältigende Größe noch verstärkt.

    All das ist am Ende des Tages echt anstrengend und gerade Alma lässt das am Abend kurzzeitig freidrehen, wo unser zitierter Kurort und ein entspannter Tag dazwischen Abhilfe schaffen.

    So brechen wir vollgepackt mit Schokolade, Käse und eindrucksvollen Bildern im Kopf auf, um uns erstmal wieder ein paar Naturhighlights zu gönnen, die nur 2 Stunden östlich auf uns warten. Wer hat eigentlich gesagt, man bräuchte mehr als ein Reiseland für zweieinhalb Monate? Italien ist einfach überragend, basta!
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  • Tag 29

    Toskana II

    2. Mai 2021 in Italien ⋅ 🌧 13 °C

    Was gehört zur Toskana neben Lavendel, Marmor und Zypressen? Richtig, stundenlanges Kurvenfahren. Nach der 13. Haarnadelkurve frage ich mich, ob man nicht rein rechnerisch irgendwann im Kreis fahren MUSS, aber dann sind wir auf einmal doch angekommen am kleinen Weingut von Maurizio und seiner Frau ,deren Namen ich vergessen habe, die aber im 8. Monat schwanger ist und trotzdem aussieht, als hätte sie gerade einen Marathon absolviert beziehungsweise 20 Olivenbäume per Hand gestutzt. Landleben halt! Wir freuen uns vor allem über die schöne, wenn auch durch tiefhängende Wolken getrübte Hanglage und die heißen Duschen ganz für uns allein! Als dann auch noch die neue Planenkonstruktion verhindert, dass Regenwasser auf meinen Kopf läuft, läufts endgültig bei uns.

    Der Aufenthalt besteht vor allem aus wandern und über die selbst im Grau des Himmels wunderschöne Landschaft freuen. Alma freut sich vor allem über ihr Stück Gurke am Morgen, das sie fein säuberlich zerkleinert und in unsere Matratze einarbeitet. Und über die Errungenschaft, sich aus eigener Kraft über das Bett zu robben, um unser Essen oder sonstige Gegenstände genauestens unter Lupe zu nehmen und im Zweifel die Übergabe einzufordern. Bittersweet die Momente, wenn einem Menschen ein Stück Freiheit geschenkt und gleichzeitig anderen genommen wird - in unserem Fall bedeutet das nämlich leider kein entspanntes Frühstück mehr. Aber grundsätzlich zeigt uns die Schlechtwetterlage, wie wunderbar wir es uns zu dritt gemütlich machen können im Bus. Wir hocken auf 5 qm aufeinander und spüren nichts als Glückseligkeit!

    Anders verläuft die Sache an sogenannten Kacktagen. Die treten ab und an auf, völlig unbeeindruckt von dem Ort, an dem - oder der Grundstimmung in der - man sich gerade befindet! Genau dieser Kacktag sucht uns heim am neuen Platz unserer Wahl, der Halbinsel Monte Argentario. Alles läuft am Anfang wie am Schnürchen: wir sind völlig geflasht vom türkisblauen Wasser und den daraus steil aufsteigende grünen Hügeln. Noch geflashter sind wir dann von unserem ersten Stellplatz direkt an einer spektakulären Klippe zwischen den Villen der reichen und schönen Römer. Auch am nächsten Tag liest sich der Plan nach dem aufstehen doch eigentlich relativ easy: Wanderung am schönen Hang, danach etwas durch Orbetello oder wie Ina sagen würde „Ortebello“ schlendern und die Zeit überbrücken, die die Industriewaschmaschine für unseren ersten großen Wäscheberg für sich beansprucht. Zwei vergebliche Versuche, die Wäsche im Trockner trocken zu kriegen, ein durch Inas Rettungstat noch halbwegs abgefangener Sturz von Alma vom Bett und der vergebliche Versuch eine offiziellen Stellplatz zu finden später, liegen die Nerven blank und das „kein Bock mehr auf die ganze scheiße, am liebsten einfach abbrechen“ - Gefühl schwebt über uns wie eine einzelne Regenwolke... Kacktag eben.

    Aber wie schon die Alten und Weisen immer zu sagen pflegen: ne Nacht drüber schlafen hilft!
    Und so geht der hiesige Stopover doch noch mit dem Gefühl zu Ende, weswegen wir eigentlich hergekommen sind: Sonne, Strand und Gedankenverloren aufs Meer starren. Denn die Schönwetter-Front ist da und mit ihm auch die italienischen Wochenendtouristen. Selten haben wir uns so über andere Wohnmobile und Menschen um uns herum gefreut, denn das bringt summa summarum einfach das Gefühl von Urlaub. Und dafür sind wir schließlich doch auch irgendwie unterwegs und grüßen Aperol Spritzig aus dem Sonnenuntergang!
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  • Tag 22

    Toskana I

    25. April 2021 in Italien ⋅ ☀️ 18 °C

    Wir hätten nie zu glauben gewagt, dass unser ursprünglicher Plan durch Italien zu reisen noch wahr werden würde und jetzt fahren wir schon dem nächsten italienischen Highlight entgegen - der Toskana!

    Wir passieren Bologna nicht mit Wanda, sondern mit Radio Monte Carlo und feinstem 80er Italo-Pop auf den Ohren und finden schließlich unseren Platz in der Nähe der europäischen Hauptstadt der Baumschulen, Postoia. Was von der Autobahn noch aussieht wie der stadtgewordene Bauhaus-Gartencenter, entpuppt sich aber als wahres Juwel des toskanischen Kitsch. Schön schiefe romanische Bauten mit bunten Fensterläden bilden kleine Gassen, die sich zu prachtvollen Plätzen mit geistlichen und weltlichen Prunkbauten aus Carrara-Marmor. Nachdem wir diverse Metzgereien, Gemüsestände und Restaurants passieren, vor denen ihre Besitzer und Besitzerinnen mit vollem Enthusiasmus die Außenplätze herrichten, ist unser Hieper auf Essen so getriggert, dass wir uns direkt mal ne ordentliche Pizza gönnen - denn seit heute dürfen auch hier darf die Gastronomen öffnen.

    Die Fahrt in die Toskana steht eh im Zeichen der Premieren, denn auch unser Platz zum übernachten ist unser erster offiziell geöffneter Stellplatz. Uns begrüßen zur Ankunft zwei italienische Womo-Pärchen, die sich den touristischen Thrill geholt haben und übers Wochenende 10 km von zuhause zum nächstgelegenen Stellplatz gefahren sind - man muss sich eben langsam wieder rantasten, an dieses Urlaub machen! Unser Urlaubsbarometer schlägt auch in völlig neue Richtungen aus, als wir uns endlich zum ersten Mal vor dem Auto so richtig ausbreiten können. Wir auf Campingstühlen mit Kaffee in der Hand und Sonne im Gesicht, Alma spielend in der Strandmuschel - ein Sehnsuchtsmoment, der vom Rauschen des angrenzend fliesenden Bachs untermalt wird. Später ist dieser Bach auch Schauplatz des ersten voyeuristischen Akts unserer Tochter - beobachtet sie doch unverdrossen eine Krötenkollonie beim kollektiven Liebesakt.

    Und dann kommt er, der Regen. Zuerst ganz sachte mit ein paar Tröpfen vorm zu Bett gehen um dann umso heftiger aufs Dach zu trommeln, als wir im Bett liegen. Auf unsere Gute Nacht Stimmung wirkt es eher wie Kugelhagel, konnte das Mysterium ums undichte Dach doch bisher in keiner Operation mit der Silikonspritze gelöst werden. Und so liegen wir stumm nebeneinander und warten auf den Moment, in dem einer von uns das erste Tropfen vernimmt. Ob reiner Zufall oder doch heimlich von Ina durch Sabotage herbeigeführt: die Tropfstelle liegt exakt über meinen Kopfkissen, na dann gute Nacht!

    Dementsprechend mehr oder weniger geprügelt von der letzten Nacht brechen wir am nächsten Tag unsere Zelte ab und fahren tiefer in die Toskana. Ein Zwischenstopp in Florenz zeigt uns, dass alles gesagte über Pistoia in 10facher Größe möglich ist. Hier treffen wir auch zumindest mal zwei, drei andere Leute mit Kameras um den Hals und fühlen uns fast schon Mainstream. Dazu passend gönnen wir uns noch einen kleinen Besuch im decathlon, um nochmal das Ikea-Syndrom im Outdoorbereich auszukosten: 30 Minuten später verlassen wir den Laden mit vollster Überzeugung, dass ohne die gekauften Kleinteile unser Camperleben ein wahres und dringend notwendiges Upgrade erhalten hat. Bestens ausgestattet geht es also weiter zum nächsten Agricamping und in eine neue Woche voller Ungewissheit und Reiselust!
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  • Tag 21

    Punta Sabbioni

    24. April 2021 in Italien ⋅ ☀️ 16 °C

    Wir brechen aus Riva und Umgebung mit dem Wissen auf, dass eine Woche Schlaraffenland hinter uns liegt - klar, mit fünftägiger Quarantäne light und immer noch kränkelnder Alma, aber das große Ganze passt dennoch perfekt in den Rahmen des „im Ausland ankommen und erstmal in Wohlfühlatmosphäre dran gewöhnen. Wäre mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, dass dieser Text mit einer Autoreise nach Norditalien zusammenhängt, wäre wohl direkt in der Verschwörungstheoretiker-Apokalyptiker-hör auf mit dem scheiß- Ecke geparkt worden.

    Aber es ist 2021 und so machen wir das beste draus. Anfangen soll der Plan „wie gehts weiter“ mit einem schönen Stellplatz: wird’s wohl schon geben irgendwo an der Stadt der Liebe. Nach zwei fantastischen Stopps im verkappten Shoppingcenter italienische Raststätte kommen wir an auf der angepeilten Landzunge, die Venedig vom offenen Mittelmeer trennt. Und stellen nüchtern fest, dass wir in die klassische „von oben auf Google Maps sah’s echt nice aus“ falle getappt sind. Wir passieren ein Ort nach dem nächsten, der wirkt als hätte ihm jemand den Saft abgedreht und den touri-Glitzer in graue Fassaden verwandelt. Also nicht falsch verstehen: auch mit Glitzer und Massen von Touristen wär das kein schöner Ort! Wir parken erfüllt von Unbehagen an der Mole direkt neben einem industriellen Irgendwas. Nachdem uns die Policia local zum dritten Mal in gefühltem Schritttempo passiert, beschließen wir: „ Weg von hier!“

    Und dann ist da wieder so ein Moment, der immer dann kommt wenn man ihn nicht mehr erwartet. Zwischen den geschlossenen Riesen Campingplätzen eine Strandstraße mit exakt einem offiziellen Womostellplatz, der in der Coronafreien Welt wahrscheinlich vom örtlichen persönlich unter der Hand vertickt wird. Dahinter eine perfekter Sandstrand ganz für uns allein. Alles irgendwie bombastisch und gespenstisch zugleich...

    Und so verbringen wir hier insgesamt drei Nächte bei fantastischem Wetter. Alma gönnt sich das erste mal ausgiebig Sand und Meerwasser unter den Füßen und wir liegen am Strand - begleitet vom inneren Zwiespalt, ob das nicht einfach einzigartig oder doch nicht so wirklich alles richtig ist, was wir gerade tun. Wenigstens kommen wir so endlich dazu, Inas Schwangerschaftsgin zu kosten, denn das ist definitiv ein Stück Rückkehr in die alte Wirklichkeit!
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  • Tag 11

    Riva del Garda

    14. April 2021 in Italien ⋅ ⛅ 4 °C

    5 Stunden Fahrt, 2 Grenzübergänge, Ungewissheit, wie das Leben so aussieht auf der anderen Seite: es wäre vielleicht übertrieben von einer hannibalesken Alpenüberquerung zu sprechen, aber wir sind schon ziemlich aufgekratzt als es dann losgeht und die Tatsache, dass Alma krächzt und hustet wie ein Kettenraucher im karzinogenen Endstadium macht es nicht unbedingt entspannter. Zum Glück läuft der erste Grenzübertritt nach acht Monaten unspektakulärer als erwartet. Der österreichische Polizist drückt uns gut gelaunt die Durchfahrtserlaubnis in die Hand, mit der wir innerhalb von 12 Stunden Österreich durchfahren dürfen - noch so ein Detail am Rande, bei dem man hoffentlich Retrospektiv schmunzelnd mit dem Kopf schütteln muss...
    Eine Vollsperrung der Autobahn rüttelt uns unsanft aus der Fahrroutine. Doch nach 7 Stunden und dem Lerneffekt an der italienischen Grenze, dass man im Zweifel einfach genau die Worte des Grenzbeamten wiederholen muss, um durchgelassen zu werden sind wir endlich am Ziel. Allerdings laufen wir und das Auto auf der letzten Rille, denn Alma macht uns am Ende ziemlich deutlich darauf aufmerksam, dass man ein krankes Baby bitte nicht so lange in einen MaxiCosy zwängt!

    Die Anstrengungen verfliegen aber in den nächsten Tagen, denn wir versüßen uns die fünftägige Quarantäne mit diversen schönen Wanderungen vor der Tür, dem abendlichen Bierritual am trockengelegten Pool und ich koche mich einmal quer durch die Südtiroler Rezeptsammlung ganz nach dem Motto: wenn wir nicht zu den Restaurants dürfen, holen wir uns die eben nach Hause! Und außerdem genießen wir es einfach, uns mal wieder ganz und gar ausbreiten zu können in den eigenen vier Wänden - gerade in dem Wissen, dass diese Wände in den folgenden Wochen doch reichlich enger ausfallen werden.

    Zwar schniefen sich Ina und Alma immer noch gut einen zurecht, aber spätestens als Alma nochmals vom Kinderarzt untersucht und für normal krank befunden wurde und wir nach einem Spaziergang durch Riva mit dem ersten Bar-Getränk seit Oktober anstoßen sind wir angekommen im dolce vita. Riva war wie immer eine Reise wert und bildet gleichzeitig unsere ganz eigene Klammer der Corona Pandemie: hier saßen wir im Februar 2020 angesichts der maskentragenden Menschen ungläubig im Zug und nun stehen wir hier am Anfang unserer Europareise unter nie vorstellbaren Bedingungen.
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  • Tag 10

    Passau

    13. April 2021 in Deutschland ⋅ 🌧 4 °C

    Nach zwei Tagen mit beschwipstem Gefühl von Frühlingserwachen gehts nach Passau - einem Ort, bei dessen Lage man sich immer fragt, welche Drogen die Böhmisch-bajovarischen Siedler genommen hatten, um eine Stadt zwischen drei ständig über die Ufer tretenden Flüsse zu bauen. Naja, schön ist sie trotzdem und der Lockdown verhindert zumindest, dass man auf zu viele grantige bartzis trifft.

    Auf den fünf Stunden Fahrt gen Südost-Ost-Ost können wir uns nicht so richtig entscheiden, ob der Wechsel zwischen Graupel und Schnee Mitte April oder die Tatsache mehr beeindruckt, dass sich für uns die Strecke anfühlt als führen wir durch eine Provinz in einem uns unbekannten Land vor gar nicht allzu langer Zeit - oh sorry kurz in Karel Gott verfallen, muss an der Gegend liegen...

    Angekommen erwartet uns eine gespenstisch verwaiste Altstadt (ein Begriff, der in Passau wirklich zutrifft) und die Gewissheit, dass Kinderwagen scheinbar im 16. Jahrhundert noch nicht zum Standard gehörten, sonst hätte sich jemand bei der Bürgersteigplanung sicher nicht für 30 cm Breite und Kopfsteinpflaster entschieden. So bleibt uns nichts übrig als Alma Sänftenartig nach unten zu tragen bis wir am wunderschön in einem Hinterhof gelegenen Haus von Kristin und Basti ankommen.

    Und dann treffen auch die beiden kleinen Girls Paula und Alma aufeinander - das Treffen verläuft aber erstmal zögerlich, weil wegen Hunger, müde, pippi und so. Das ändert sich dann aber am nächsten Tag, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem bei Alma so langsam der Rotz im Kopf Überhand gewinnt und unser sonst so quirlig bis Hyperaktives Baby eher wirkt wie ein Wal, den man nur noch ab und zu mit etwas Wasser bespritzt, damit er es schafft, gerade noch die Vitalfunktionen aufrecht zu erhalten. Dazu zeigt sich - wieder mal - das Wetter grau und kalt wie ein Stück Titan... hebt die Laune auch nicht gerade. Einziger Lichtblick ist ein Apotheker, der mit solch einer guten Laune die Testabstriche in unsere Nasenuntiefen rammt, dass wir selbst vom Test ein Urlaubs Gefühl mitnehmen - irgendwie ja auch passend, ist schließlich unsere Eintrittskarte in ersehnte ferne Länder.

    Alma kann dieser Sehnsucht leider nichts abgewinnen und baut weiter merklich ab, dafür macht die Familie Weber noch das beste draus und beglückt uns mit leckerem Essen und einer nach Kristins vorher geschilderten Horrorszenarien überraschend gut gelaunten Paula. Nach längerer Überlegung verschieben wir die geplante Abreise um einen weiteren Tag - in der Hoffnung, dass Alma doch noch ihre Krankheit irgendwie rausschläft. Eine Nacht später, die vor allem durch Almas Darth Vader- ähnliche Geräusche diktiert werden, die eher nach Atem- Versuch als regelmäßiger Sauerstoffaufnahme klingen und einer Luftmatratze, die uns den letzten Nerv raubt, stehen wir statt ausgeschlafen am Rande des Wahnsinns - perfekte Voraussetzungen also für eine sechsstündige Autofahrt mit einem kranken Baby über zwei Landesgrenzen in Zeiten von Corona! Aber man wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben und so machen wir uns am Morgen des 14. April auf den Weg Richtung Süden, übrigens der Tag, an dem die Titanic einen Eisberg rammte - also was soll schon schiefgehen. Servus und Andiamo in Italia!
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  • Tag 8

    Magdeburg

    11. April 2021 in Deutschland ⋅ ⛅ 13 °C

    Um auf unserer Reise auch schön ordentlich im Uhrzeigersinn zu bleiben, heißt es: Nach Norden kommt Osten! Und nach einer Woche Kiel, die klimatisch gesehen eher den Slogan Wintereinbruch statt Frühlingserwachen verdient hätte, gibts doch kein besseres Ziel als die Elbperle Magdeburg - hatten wir doch schon im Harz fantastische Erfahrungen mit der mediterranen Gastfreundschaft der Sachsen Anhalter machen dürfen... Aber schwamm drüber, wir wissen ja was uns dieses Mal antreibt: Alma muss endlich den Seal Ramazotti von der Saale kennenlernen!

    Nach kurzem Zwischenstopp in Hamburg und Gegenseitiger Baby-Begutachtung mit Lutz und Lena kommen wir abends gut durch am Ziel an und freuen uns erstmal über die vertrauten 3 grad und schneeregen - einfacher kann man sich nicht akklimatisieren, gleiches mitteleuropäisches scheißwetter. Deutlich wärmer wird’s bei Matze und Cynthia, die direkt Alma quasi adoptieren und wir auch sonst nen sehr Abend haben. Das Highlight der stippvisite ist neben Matzes fantastischem Rotwein vom österreichischen SuperSpreader und Cynthias großartigem Ausflug in die Kameruner Kulinarik die große Elbführung von Fremdenführer Hinz mit standesgemäßem Endpunkt Pommesbude mit FRISCH GEZAPFTEM PILS. Das wir das noch in deutschen Lockdownzeiten erleben dürfen! Als uns dann noch im Anschluss ein geschätzt 9-jähriger nen Zug von seiner Tüte anbietet, können wir endgültig Frieden schließen mit der Mentalität der Eingeborenen im selbsternannten „Land der Frühaufsteher“.

    Bevor es mit unserer Tour weitergeht, steht noch das traditionelle 1on1 der ewig verkannten Basketball-Jahrhunderttalente an. Ich lasse Matze aus Wissen um seine sonst drohenden suizidalen Gedanken knapp gewinnen, während Ina aus versehen 1,5 Stunden joggen geht, weil sie sich in zu viel Magdeburger Natur verläuft. Alma feilt derweil weiter an ihrem ballhandling und sollte spätestens in vier Jahren in der Lage sein, Matze nass zu machen.

    Zwei Weinschorlen später und einem schönen Abschlussmarsch an der Elbe können wir sagen: Es war schön Magdeburg, denn du bist schön und deine Bewohner sind es auch!

    Zum Ende
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