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  • Day 64

    Bosque Petrificado

    December 6, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 15 °C

    Nach den Tagen am Ende der Welt haben wir uns am Samstag auf den Rückweg in Richtung Norden gemacht. Die Aus- und Einreiseformalitäten waren komischerweise schnell erledigt 🤷‍♀️. Vielleicht lags am Spiel Argentinien:Australien und daran, dass gerade bei unserer Ankunft am Grenzposten das erste Tor gefallen war 😄. Wir haben uns jedenfalls nicht beklagt! Zurück in Río Gallegos konnten wir noch am gleichen Abend das Auto zurückgeben und wieder gegen "unseren" Nissan Kicks eintauschen 🤗👍. Natürlich war wieder Party angesagt, denn die argentinische Mannschaft hatte 2:1 gewonnen. In einer kleinen Imbissbude holten wir uns was zu trinken und wurden von ein paar feierwütigen Fussballfans angesprochen. Okay, angesprochen ist etwas übertrieben. Wohl eher angelallt 😂. Der Älteste fand besonders Gefallen an Manuel und versuchte mit ihm über die Helden des argentinischen Fussballs zu fachsimpeln (jup, Maradonna und Messi sind hier eine Art Gott 😁). Allerdings in sehr unverständlichem, betrunkenem Gelalle auf Spanisch 😂🤷‍♀️. Sein Gesicht nur 2cm von Manuels Gesicht entfernt. Was für eine Szene 😁👌. Nach dieser lustigen Begegnung assen wir in einem kleinen Lokal leckere Eintöpfe zu Abend (Veggi & Lamm).

    Am Sonntag führte uns unser Weg weiter nördlich und direkt an die Küste nach Puerto San Julián. Im März 1520 legte Magellan mit seinen Schiffen im heutigen Hafen von Puerto San Julián an. Sie trafen auf Einheimische, welche die Männer als riesig empfanden, weshalb sie sie Patagonier nannten, was so viel wie "Grossfüsse" bedeutet. So sei der heutige Name der Region entstanden. Im Hafen liegt ein Nachbau des Schiffes von Magellan und Manuel's Kindheitstraum - sich ein Mal (wenigsten ein bisschen) wie ein Pirat fühlen - ging in Erfüllung 😄👌.

    Auf dem Weg in die Hauptstadt der Provinz Chubut legten wir einen Stop im Parque Nacional Bosques Petrificados de Jaramilla ein. Wir konnten uns nicht vorstellen, wie ein versteinerter Wald (ja, richtig gelesen) aussieht. Vor 150 Millionen Jahren herrschte in dieser Region (auch kaum vorstellbar) ein subtropisches Klima und alles war von dichten Wäldern bedeckt 🌲🌳. Bei der Entstehung der Anden wurden die Bäume bei Vulkanausbrüchen und von Winden von etwa 300km/h 🤯 umgeworfen und unter einem gewaltigen Ascheregen luftdicht begraben. In einem Prozess, der Millionen von Jahren dauerte, wurde das durch die Ascheschicht sickernde Wasser zusammen mit den Mineralien aus der Lavaasche ins Innere der Bäume transportiert, wo sich die Mineralien ablagerten und die Zellwände der Bäume nach und nach ersetzten. Jede einzelne Zelle wurde in Stein nachgebaut, weswegen die Stämme perfekt erhalten blieben und man bis heute die Struktur des Holzes erkennen kann. Die zum Teil über 30m langen Steinstämme schillern in den schönsten Farben wie edle Schmuckstücke 🤗👌. Wirklich beeindruckend!! Und die Landschaft um uns herum ebenso 😍👌.

    Heute sind wir in Camarones angekommen. Ein winziges Dorf an der wilden Atlantikküste. Wir übernachten in einem hübschen Cabaña mit direktem Blick auf das Meer. Top! Weshalb wir hiergekommen sind? Hier in der Nähe gibts ein riesiges Naturreservat, wo eine der grössten Pinguinkolonien von Argentinien lebt 🥰. Das wollten wir uns natürlich auf keinen Fall entgehen lassen. Zuerst aber warten wir darauf, dass der Supermarkt hier im Dorf öffnet, damit wir noch was zum Abendessen und Frühstücken bekommen. Wir dachten, es wäre eine gute Idee, sich die Zeit mit dem Verfolgen des Matchs Schweiz:Portugal zu vertreiben 🙊😅. Wohl eher keine so gute Idee 🙈😄.

    Kleiner Nachtrag: der Supermarkt öffnet heute nicht, da der Inhaber krank ist 😂🤷‍♀️. Also müssen wir uns mit dem zufrieden geben, was der kleine Autoservicio im Angebot hatte: Spaghetti mit Tomatensauce. Ohne Käse.
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  • Day 58

    El fin del mundo

    November 30, 2022, South Pacific Ocean ⋅ ☁️ 7 °C

    Wir haben es geschafft 🤗💪! Wir sind (nach einigen Strapazen) in der südlichsten Stadt der Welt angekommen. Das Ganze mit der Grenzfreigabe: ein riesen Theater für Nichts 😅 (war uns schon ziemlich klar von Anfang an). Aber da ihr unsere "Misere" noch nicht (ganz) mitbekommen habt, hier von vorne 😜. Von Río Gallegos bis zur chilenischen Grenze in Monte Alymond sind es 1,5h Fahrt. Dort mussten wir zuerst unsere Ausreise (und die des Autos!) aus Argentinien anmelden (ca. 1h Wartezeit). Am chilenischen Grenzposten mussten wir dann unsere Einreise anmelden und das Auto kontrollieren lassen (😪 Früchte & Gemüse haben es leider nicht über die Grenze geschafft). Von Monte Alymond dauerte die Fahrt nochmals knapp 30min. bis Bahía Azul. Dort bestiegen wir die Autofähre und setzten über nach Tierra del Fuego. Die Schiffsfahrt dauerte nur etwa 20min. und nach knapp 2h erreichten wir bereits wieder argentinisches Staatsgebiet. Also das ganze Spiel vorn: Abmeldung in Chile und Anmeldung in Argentinien 😮‍💨. Aber dann war es geschafft. Wir (und das Auto!) waren in der Provinz Tierra del Fuego.

    🤓 Das "Land des Feuers" ist eine Inselgruppe an der Südspitze Südamerikas und durch die Magellanstrasse vom Festland getrennt. 1881 wurde die Inselgruppe in einen östlichen Teil (Argentinien) und einen westlichen Teil (Chile) unterteilt. Im argentinischen Teil leben etwa 127'000 Menschen, im chilenischen etwa 8'000. Bei der Erkundung der Magellanstrasse 1520 fanden Magellan und seine Männer im Norden keine Siedlung, doch im Süden der Meerenge sahen sie Nachts vom Schiff aus viele Feuer. Dementsprechend nannten sie das Land "Feuerland". 🤓

    Die Anden erinnern hier viel eher an die Alpen, als Alles, was wir im Norden bisher gesehen haben 🏔⛰️. Grosse Teile sind bewaldet und zwischen den unzähligen Inseln wirkt das Meer manchmal eher wie ein See oder Fluss. Ushuaia ("Uswaia") gilt als südlichste Stadt der Welt und liegt direkt am Beagle-Kanal. Der Beagle-Kanal verbindet - als einzige Wasserstrasse nebst der Magellanstrasse weiter nördlich - den Antlantik mit dem Pazifik. Im Winter herrschen Temperaturen zwischen -6 und 8° C, im Sommer zwischen 5 und 20° C. Die letzten Tage war das Wetter gemäss Anwohnenden "typisch sommerlich". Zur Verdeutlichung: ~ 15° C und immer mal wieder Sonnenschein 😁. Die Frau im Restaurant heute hat uns erzählt, dass es im Sommer 20h hell und 4h dunkel ist. Im Winter allerdings umgekehrt 🤯🙈. Uff.. bereits vom dran denken bekommt man schlechte Laune 😅. Wir haben in Calafate bereits gestaunt, wie lange der Tag andauert. Hier ist es nochmals extremer. Gegen 23:00 Uhr wird es allmählich dunkel.

    Am ersten Tag hier haben wir eine Bootstour auf dem Beagle-Kanal gemacht 😍. Aufgrund des heftigen Windes fuhren nur die grossen Katamarane raus und auch nur die kürzeste Route, da der Wind weiter draussen noch stärker war (und es war schon hier ziemlich schauklig 😅🤢). Das Wasser allerdings ist kristallklar. An den tieferen Stellen wirkt es fast schwarz und ziemlich bedrohlich 🌊. Wir konnten Seelöwen, Robben und Cormórane beobachten. Die Cormórane sind schwarz-weisse Meeresvögel, die den Pinguinen ähneln. Allerdings können sie, im Gegensatz zu den Pinguinen, fliegen und gehören zur Familie der Pelikane. Die Seelöwen und Robben faulenzen alle gemeinsam auf einem Haufen auf einem Felsen. Mega härzig 🤗. Zum krönenden Abschluss ging die Fahrt zum Faro les Éclaireurs. Der Leuchtturm steht auf einer unbewohnten Insel und wird oft - fälschlicherweise - als Leuchtturm am Ende der Welt bezeichnet, da der Leuchtturm das Letzte ist, was Segler auf ihrem Weg in die Antarktis sehen. Der berühmte Roman 📖 von Jules Verne "Leuchtturm am Ende der Welt" beschreibt aber einen Leuchtturm noch weiter südlich auf der Isla de los estados, die ebenfalls zu Ushuaia gehört. Am Abend assen wir in der Parrilla Libre, die mit einem aussergewöhnlichen Konzept aufwartete: Chinesisches Buffet, Parrilla (also Fleisch vom Grill) und Centolla (Königskrebs). Die Spezialitäten hier sind nämlich cordero fuegino (Lamm über offenem Feuer zubereitet) und Centolla 🦀.

    Ein Abstecher in den Parque Nacional Tierra del Fuego🔥 durfte natürlich auch nicht fehlen. Auch wenn viele sagen, dass die Landschaft nicht mit der chilenischen Seite und dem Parque Nacional Torres del Paine mithalten kann (unser ursprünglicher Plan), fanden wir es wunderschön. Und natürlich ist es ein spezielles Gefühl, am Ende der Welt zu stehen und zu wissen, dass es weiter südlich keine Zivilisation mehr gibt, nur noch Schnee und Eis ❄️🌨. Im Anschluss gings weiter nach Puerto Almanza. Der kleine Hafenort lebt vom Fisch- und natürlich v.a. dem Fang von Königskrebsen. Ohne zu probieren, konnten wir natürlich nicht gehen. Ich muss sagen: eher nichts für mich 😅🙈. Mit Scheren "bewaffnet" macht man sich daran, die Schalen zu knacken, um an das fasrige Fleisch zu kommen. Wir stellen immer wieder fest: ernährungstechnisch siehts hier einfach komplett anders aus als zuhause 🤷‍♀️.
    Und da wir gerade in der Nähe waren, sind wir noch zur Estancia Harberton gefahren. Der Bauernhof am Ende der Welt wurde 1886 eröffnet und die Familie Bridges führt die Estancia bis heute. Wir fragen uns immer wieder aufs Neue: Wer errichtet am Ende der Welt - oder besser gesagt, am Arsch der Welt - einen Bauernhof? Was hinzu kommt: Wer verwaltet dieses Land? Nicht nur hier, sondern in ganz Patagonien haben wir uns das gefragt. Wer entscheidet, wem dieses Stück Land - mitten im Nichts - gehört? Kam man einfach hierher, fand gefallen an einem Ort und entschied dann: "Okay, hier bleibe ich! Hier ist ja sowieso niemand!"? Was passierte mit den Indigenen Völkergruppen, die hier zuhause waren?
    Darüber wird wenig gesprochen. Wahrscheinlich ein unschönes Kapitel 😐.

    Was wir auch immer wieder feststellen mussten: die Natur hier ist unbarmherzig. Entweder es ist heiss und staubtrocken 🏜 oder es ist eiskalt, windig und karg. Selten haben wir ein gemässigtes Klima erlebt hier erlebt 😅.

    Was noch?
    Das Stadtbild von Ushuaia wirkt ziemlich zusammengewürfelt 🏘🏚🏠. Die Häuser bestehen häufig aus farbigem Wellblech oder aus Holz. Hochhäuser gibt es fast keine (gibt es aber in fast keiner Stadt, ausser Buenos Aires). Warum auch? Hier ist so viel Platz, es besteht keine Notwendigkeit in die Höhe zu bauen 😅🤷‍♀️. Im Hafen liegen Dutzende Kreuzfahrtschiffe. Mehrstöckig, mit hunderten Kabinen, Einkaufszentren, Restaurants und Pools an Bord 😵. Und gemäss Einheimischen, ist jetzt noch nicht Hochsaison!!

    Wir geniessen jedenfalls die Zeit hier am Ende der Welt. Am Samstag beginnt bereits unsere Rückreise in Richtung Norden und in Richtung Hochsommer 🥵. Es fühlt sich bereits fast an, wie der Heimweg, obwohl wir noch ein paar Wochen vor uns haben 😄.
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  • Day 54

    Ein Pechstag & Vamos Argentina!!

    November 26, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 17 °C

    Die letzten Tage hat unsere Reisefreude einen kleinen Dämpfer erhalten 😅. Wie geplant sind wir am Donnerstagmorgen von Calafate nach Cancha Carrera an die chilenische Grenze gefahren. Der Plan: über den Nationalpark Torre de los Paine (Chile) nach Ushuaia (Argentinien) zu fahren. Die "Abkürzung" die uns das Navi vorschlug, war gar keine, denn die Strasse war in derart schlechtem Zustand, dass wir nur im Schritttempo vorwärts kamen 🐌🐌. Unsere Ausreise nach Chile war bereits bestätigt, als der Zollbeamte meinte, dass bei unserem Mietwagen 🚗 ein Formular fehle, welches den Wagen zur Ausreise berechtige (whaaaat!?). Wir waren verwirrt, denn im Norden konnten wir problemlos nach Brasilien ausreisen. Der Grenzbeamte schlug uns vor, in die nächste Stadt zu fahren und dort das entsprechende Formular von Hertz (der Autovermietung) anzufordern. Gesagt, getan. Denn im Nirgendwo an der Grenze hatten wir natürlich kein Handysignal. In Río Turbio suchten wir uns ein Restaurant und versuchten, mit Hertz in Kontak zu treten. Aufgrund des heftigen Windes war das allerdings gar nicht so einfach. Nach mehreren gescheiterten Versuchen (per Whatsapp, Telefon & E-Mail) hatten wir schliesslich 2 unterschiedliche Antworten auf dem Tisch:
    1. Die Grenzfreigabe wurde bereits erteilt (hä!?)
    2. Die Grenzfreigabe kann nicht erteilt werden & die einfachste Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, sei nach Calafate in die Hertz-Filiale zurückzufahren.

    Da wir uns (ziemlich) sicher waren, dass die Grenzfreigabe NICHT erteilt worden war, überlegten wir, was wir sonst noch tun könnten. Das Hauptproblem: wir hatten bereits einen Teil der Route fixiert und Hotels gebucht. Eine weitere Tatsache: um nach Ushuaia zu gelangen, MUSS man durch chilenisches Staatsgebiet fahren, egal welche Strasse bzw. Route man wählt. D.h. früher oder später müssen wir das entsprechende Formular vorzeigen. 🤪😮‍💨
    Nach langem hin und her Überlegen entschieden wir uns, die vielen Kilometer nach El Calafate zurückzufahren, um vor Ort mit Hertz zu verhandeln. Um Punkt 20:00 Uhr waren wir zurück in Calafate und erwischten sogar noch einen Hertzmitarbeiter in der Filiale und es klang so, als hätte er eine Idee, wie wir unser Problem lösen können. Aber erst am nächsten Tag. Müde suchten wir uns ein Hotel für die Nacht und kamen bei einem Schweiz-Argentinier unter, der sich sehr über den Besuch aus seiner zweiten "Heimat" freute 🤗.

    Am Freitag wollten wir nicht untätig rumsitzen und auf die Antwort von Hertz warten. Also sind wir zum Flughafen gefahren und haben jede Autovermietung die wir finden konnten abgeklappert 😅 (wir waren nämlich bereit, ein neues Auto zu mieten, damit wir die Grenze passieren können). Mit dem Ergebnis: alle Mietautos in Calafate sind und bleiben die nächsten Tage vermietet. Ein Typ hatte ein einziges Auto übrig. Wir sagten ihm, wir würden uns melden, alsbald wir eine Rückmeldung von Hertz hätten. Zurück bei Hertz bekamen wir die nächste enttäuschende Antwort: keine Grenzfreigabe und auch kein anderes Auto, welches die Grenzfreigabe besitzt 💩🙈. Was wir nicht genau verstanden haben: es geht um ein Formular, welches innerhalb weniger Minuten online ausgefüllt werden kann. Wieso sie das nicht einfach machen?? Konnte man uns nicht genau sagen. Es liege wohl am Auto selber. Dieses Auto dürfe nicht über die Grenze (das wir in Brasilien problemlos über die Grenze gekommen sind, scheint wohl ein anderes Thema zu sein!?). In der gesamten 🚗-Flotte von Hertz gibt es anscheinend nur einen kleinen Anteil Autos, die diese Grenzfreigabe besitzen. Hertz konnte uns leider keine Lösung anbieten und war auch nicht bereit, uns einen Teil der Kosten zu ersparen, sollten wir tatsächlich irgendwo noch ein Auto auftreiben können. Also sind wir zurück zum Flughafen zu Miguel (dem Typ mit dem Auto) nur um festzustellen, dass 5 Minuten nach dem wir gegangen waren, jemand kam und das Auto gemietet hat 🙊😶. Okay, langsam gingen uns die Ideen aus 😅. Das einzige was uns klar war: NICHT nach Ushuaia zu gehen, ist keine Option. Deshalb wurden Flüge und Busfahrten nach Ushuaia gegooglet. Viel zu teuer 🤑🤑 & mit unserem Gepäck kaum machbar. Das Letzte was uns einfiel war, an die Ostküste nach Río Gallegos zu fahren und zu hoffen, dass wir hier ein Auto finden. Also sind wir wieder ins Auto gestiegen und die knapp 300km an die Atlantik-Küste gefahren. In Río Gallegos angekommen (bereits ziemlich angespannt 😁), haben wir uns auf die Suche nach weiteren Autovermietungen gemacht. Und tatsächlich: die Frau bei Localiza sagte, sie hätte ein Auto für uns. Aber erst ab Montagmittag. Nächste schwierige Entscheidung: warten wir in diesem Kaff bis Montag und fahren dann nach Ushuaia oder geben wir auf und treten die Rückreise in Richtung Norden an? 🤔

    Wir haben uns - was denkt ihr denn? 😜 - für die erste Option entschieden und die letzten zwei Tage hier in Río Gallegos eine sogenannte Zwangspause eingelegt 😅. Zum Glück war das Abendessen am ersten Tag hier wirklich gut, ansonsten wäre die Stimmung wohl völlig in den Keller gesunken 😂. Der Gin und der Whiskey haben auch geholfen.

    Jetzt mussten wir nur noch die zwei Tage mit einigermassen gutem Programm füllen. Gar nicht so einfach, in so einem verschlafenen Nest 😄. Als erstes sind wir ans Ende der Routa 40 gefahren. Ja, die berühmte Strasse ist hier, im Nirgendwo an der Küste, einfach zu Ende. Krass. Wir sind ungefähr bei Kilometer 4550 auf die Vierziger gefahren. Und dann standen wir am Samstag einfach bei Kilometer 0 👏.
    Um den Stress der letzten Tage komplett loszuwerden, machten wir uns am Samstagnachmittag auf zu einer Joggingrunde. Die Stadt war leergefegt, denn das Spiel Argentinien🇦🇷:🇲🇽México lief. Und wenn die Argentinier*innen eins sind dann das: total Fussball verrückt. Bereits am Morgen wurde uns gesagt, dass am Nachmittag nichts los sein wird, da alle gebannt den Match verfolgen 😄. Nach der Dusche im Hotel machten wir uns erneut auf für die Mission "Neue Jeans für Manuel". Wir wurden tatsächlich fündig. Die Stadt hatte sich nach dem 2:0-Sieg in eine riesige Party verwandelt. Die Leute feierten ihre Mannschaft, als wären sie bereits Weltmeister geworden. Wir werden hier noch zu Fussballfans 😉😁. Jedenfalls war die schlechte Stimmung der letzten Tage damit definitiv vollständig verflogen.

    Unser Ausflug gestern ging ebenfalls in die Hose 😂🤷‍♀️. Wir wollten zu einem Leuchtturm in einem verlassen Dorf (Puerto Coig), aber hatten natürlich keine Ahnung, wie man dort hinkommt. Das Navi führte uns an eine Estancia, wo wir nach dem Weg fragten. Also: etwas weiter vorne gebe es ein Tor. Ob dies offen sei, wisse er nicht, da die Dorfbewohner (das Dorf scheint wohl doch nicht so verlassen) die Kontrolle über dieses Tor hätten. 😂 Die wollen wohl keinen Besuch. Das Tor war nämlich mit einem fetten Schloss verschlossen 🤷‍♀️. Die vielen Guanakos, Ñandus und Flamingos haben die vergebliche Fahrt jedoch entschädigt 🤗. Beim Reisen läuft halt nicht immer alles nach Plan.

    Heute können wir - endlich! - das neue Auto abholen und unsere Reise fortsetzen. Wird auch Zeit! Also, Ushuaia, die Erwartungen an dich sind hoch 😁! Wir haben Einiges auf uns genommen, nur um dich zu sehen.
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  • Day 50

    Glaciar Perito Moreno

    November 22, 2022 in Argentina ⋅ 🌙 11 °C

    Was man in El Calafate auf keinen Fall verpassen darf?

    Den Glaciar Perito Moreno 🗻! Da wir den Tourimassen wenigstens ein bisschen ausweichen wollten sind wir zeitig los gefahren, um kurz nach der Öffnung im Parque Nacional los Glaciares zu sein.
    🤓 Der Perito-Moreno-Gletscher ist einer der grössten Auslassgletscher des Campo de Hielo Sur (grösstes Gletschergebiet der Anden). Auslassgletscher bilden sich, wenn das Eis druch relativ schmale Auslässe fliessen muss, die vom Relief vorgegeben sind. Bekannt ist der Perito-Moreno-Gletscher vor allem dadurch, dass seine im Lago Argentino endende Gletscherzunge den südlichen Arm des Sees absperrt und das gegenüberliegende Ufer erreicht. Somit wird das Wasser zu beiden Seiten aufgestaut. Der dadurch entstehende Druck wird mit der Zeit so gross, dass sich das Wasser einen anderen Weg suchen muss: unter und durch den Gletscher hindruch. Entleeren sich die Wassermassen schlussendlich, führt dies zu spektakulären Ausbrüchen. Teile der Eiswände fallen dabei in sich zusammen und ergiessen sich in den Lago Argentino. Entgegen der meisten Gletscher zieht sich der Perito-Moreno-Gletscher nicht zurück, sondern "wächst" bis zu 2m am Tag. 🤓
    🤯 Klingt nach viel, oder? Das heisst aber nicht, dass der Gletscher insgesamt grösser wird. Aufgrund des massiven Drucks, bricht der Gletscher an genau so vielen Stellen wieder ab, weshalb er in seiner Grösse ziemlich stabil bleibt. Seine Umgebung verändert sich deshalb aber permanent. Eisberge verschwinden, neue entstehen und die Steilwände wachsen und brechen stetig. In kurzen Abständen kann man das tiefe Grollen, Knirschen und Knacken hören, wenn sich irgendwo ein Stück löst. 😍 Einfach nur beeindruckend!!

    Nachdem wir die unterschiedlichen Trails zu Fuss erkundet hatten, wollten wir noch ein wenig näher an die Eismassen ran. Im Hafen kauften wir uns ein Ticket für die Bootstour entlang der nördlichen Gletscherfront. Wow 👌! Im eisigen Wind standen wir an Deck und blickten sprachlos auf das Spektakel vor uns. Gleich zwei "kleine" Brüche (im Vergleich zu den periodischen Entleerungen) konnten wir erleben. Ein solches Naturschauspiel haben wir noch nie erlebt und die 16.- pro Person haben sich (aus unserer Warte) definitiv gelohnt! Genau so beeindruckend wie die Cataratas in Iguazu, einfach aus Eis 😍. Danach haben wir uns im Airbnb bei einem heissen Kakao (mhh!!) aufgewärmt und gekocht 🤗👌.

    Die restlichen Tage in Calafate haben wir vor allem draussen verbracht. Wir sind durch die Laguna Nimez spaziert, haben die Flamingos beobachtet und wir sind bei Wind und Wetter am Río Las Vueltas in El Chaltén entlang gewandert. El Chaltén ist ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger, da es direkt am Fusse des Fitz Roy liegt. Der Granitberg in den chilenisch-argentinischen Anden ist zwar "nur" 3406m hoch, gilt aber aufgrund seiner Form und der extremen, unberechenbaren Wetterverhältnisse als äusserst schwer zu besteigen. In der Sprache der Ureinwohner, der Tehuelche-Indianer, heisst er wegen der oft an der Spitze sichtbaren Wolken "Chaltén", was "der Rauchende" bedeutet ☁️☁️. Auch bei unserem Besuch liess er sich leider nicht blicken 😶. Einen ganz kurzen Blick konnten wir aus dem Auto heraus auf ihn erhaschen.

    Was wir bisher sagen können: Patagonien ist einfach einzigartig. Die endlose, fast als öde zu bezeichnende Steppe und dazwischen die grell türkisfarbenen Gletscherseen. Dazu der fast orkanartige, eisige Wind (z.T. über 70km/h), der einem die Autotüren aus den Händen reisst und das Auto praktisch abheben lässt 😅. Abends ist es bis um 22:00 Uhr taghell und das Licht wirkt hier fast magisch 😍. Trotz dieser ruppigen Schönheit scheint uns das Leben unter solch widrigen Bedingungen ziemlich anstrengend und für uns kaum vorstellbar 🙊.

    Unsere Weiterreise ans Ende der Welt hat nach den gemütlichen Tagen in El Calafate ein eher ungemütliches "Ende" genommen. Dazu aber morgen mehr. 👋👋
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  • Day 48

    Cueva de las Manos & El Calafate

    November 20, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 9 °C

    Unser Morgen begann abenteuerlich 🤠 & früh (06:00 Uhr). Zum zweiten Mal haben wir hier einen Kaffee aus dem Beutel getrunken. Also wie eine Art Tee, aber halt eben Kaffee 😁☕️. Wir wollten auf dem Weg nach El Calafate nämlich noch einen Halt in der Cueva de las Manos einlegen. Die "Höhle der Hände" im Norden der Provinz Santa Cruz zeigt eine der besterhaltesten Höhlenmalereien der Welt und wurde deshalb 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Ihren Namen erhielt die 20m tiefe, 10m hohe und 15m breite Höhle vor allem aufgrund der vielen Malereien von Handnegativen 🖐. Sie liegt in der Schlucht des Río Pinturas. Die (natürlich) nicht geteerte Strasse führte uns immer wieder steil bergab und wir haben uns bereits gefragt, wie wir jemals wieder hierrauf kommen sollen mit unserem schwerbeladenen Frontantrieb 😅🙈. Manuel's Optimismus hat uns allerdings immer weiter vorwärts getrieben. Gegen halb zehn erreichten wir schliesslich den Eingang. Um 10:00 Uhr begann unsere Tour mit einem Guide (oder wie nennt man einen weiblichen Guide 🤔🤨??).

    Wie der Name schon verrät, sind die Wände über und über mit Malereien und Zeichnungen von Händen bedeckt. Vermutlich waren die Künstler, die diese beeindruckenden Bilder schufen alle Rechtshänder, denn auf den Wänden sind fast nur linke Hände abgebildet. Es wurden mehrere Pfeifen aus Knochen gefunden, womit die Farbe vermutlich über die eigenen Hände als Schablone gesprüht wurde 🌬. Anhand dieser Werkzeuge wurde errechnet, dass die Abbildungen 9.000 bis 13.000 Jahre alt sein müssen 😳. Wie krass ist das bitte 😵🤯!? Der Sinn dieser unzähligen Handbilder in rot, weiss, schwarz und gelb ist ungeklärt. Eine Theorie ist ein Ritus, der einen Jungen zum Mann werden lässt, da die Grösse der Hände etwa auf die eines männlichen Teenagers schliessen lässt. Eine andere Theorie ist die einer Registrierungsform. Die nomadisierenden Völker die durch den Canyon gezogen sind haben sich hier mit ihren Handabdrücken sozusagen "registriert".
    Neben den Händen gibt es auch Abbildungen von Menschen und Jagdszenen, Guanakos, Nandus, Raubkatzen und anderen Tieren, sowie geometrische Formen und Zick-Zack-Muster deren Bedeutung nie eindeutig geklärt werden konnten. Die Malereien sind so gut erhalten, da der Canyon viel Schatten spendet und vor dem wenigen Regen schützt. Was ich besonders spannend fand: auch in ganz anderen Regionen der Welt (z.B. Australien, Mexico, usw.) finden sich solche Höhlenmalereien die sich alle sehr ähneln. Also haben die Menschen bereits vor tausenden von Jahren über die ungefähr gleichen Symbole verfügt, ohne dass sie voneinander wussten 😅🤓.

    Nach der mega interessanten Führung mussten wir uns allerdings ziemlich beeilen, da unser Weg nach El Calafate noch weit war. Als "Durststrecke" würden wir den Weg definitiv nicht bezeichenen, obwohl die patagonische Steppe beinah endlos erscheint 🛣. Wir mussten einen Umweg in Kauf nehmen, da dass einzige Dorf mit einer Tankstelle nicht direkt an unserem Weg lag. Wir hatten aber wirklich keine Lust irgendwo am A**** der Welt stehen zu bleiben 😂🤷‍♀️. Denn der Wind hatte ein bisschen an Stärke zugelegt und zwar so, dass es einem beim Öffnen die Autotür aus der Hand riss, wenn man nicht aufgepasst hat 😅🙈. Wir sind jedoch ohne Benzinknappheit und mit allen Türen in El Calafate angekommen und konnten in unser kleines, aber feines Airbnb einchecken.

    Gestern haben wir ausgeschlafen (tut das gut!!) und sind nach dem Frühstück durch die Stadt geschlendert. Ein Touriort durch und durch, aber hübsch gemacht. Es gibt viele süsse Shops die lokales Bier 🍻, Schokolade und Produkte aus der Calafate-Beere 🫐 anbieten. Da mein Koffer bei der Hinreise bereits aus allen Nähten platzte (😂🤷‍♀️ keine Ahnung wieso), mussten einige Dinge zuhause bleiben. Unter anderem meine Winterjacke. Da es hier aber ziemlich frisch ist und wenn wir bis ans (südliche) Ende der Welt wollen (und das wollen wir), wird es sicher nicht wärmer 😅🥶, weshalb dringend eine Jacke her musste. Manuel's Jeans hatte sich ebenfalls verabschiedet und muss ersetzt werden, weshalb ein kleiner Shoppingnachmittag gerade recht kam. Manuel wurde nicht fündig, ich allerdings kann ein weiteres Kleidungsstück auf meine Packliste für die Rückreise setzen 🙈. Mit den Souvenirs und den Geschenken für Familie und Freunde wird der Platz allmählich wirklich knapp 😂🙈.
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  • Day 46

    Parque Nacional Los Alerces

    November 18, 2022 in Argentina ⋅ 🌬 15 °C

    Die Weiterfahrt nach Esquel war (für argentinische Verhältnisse) kurz und verlief problemlos. Im Hache Patagonia bekamen wir ein wirklich gutes Abendessen inklusive Weintasting serviert 👌. Unser Bed & Breakfast lag etwas ausserhalb und wurde von einem ziemlich verwirrten älteren Herren geführt. Aber total nett & sehr sehr sauber!

    Esquel wurde anfang 1900 von walisischen Einwanderern gegründet und zählt fast 30'000 Einwohner. Das ist ziemlich krass viel für eine Region, in welcher die mittlere Bevölkerungsdichte bei etwa 2 Einwohnern pro Quadratkilometer liegt 😅. Nahe der Stadt breitet sich auf 2630km² der Parque Nacional los Alerces aus. Der Park wurde 1937 gegründet, um die letzten Bestände der Patagonischen Zypresse zu schützen 🌲🌳. Die Alerces standen kurz vor der Ausrottung, da ihr Holz sehr begehrt ist. Die Bäume wachsen sehr langsam (nur etwa 0,8mm pro Jahr), werden aber sehr alt und etwa 50m hoch. In dem für Touristen zugänglichen Teil gibt es viele Wanderwege, da konnten wir natürlich nicht wiederstehen 🤗. Die Wanderung die wir uns rausgesucht hatten war zwar nicht sehr lang (knapp 2h), dafür aber ziemlich knackig 😅🥵. "5 Saltos" hiess der Weg und er sollte uns an einen Wasserfall führen. Es fing ganz gemütlich mit einem Spaziergang durch den Wald an. Manuel wurde von riesigen Insekten "angegriffen", die sich immer wieder auf ihm niederliessen 😂. Nach etwa 20 Minuten informierte uns eine Tafel über den restlichen Weg: ca. 1,3km, etwa 200 Höhenmeter und ein Höhenprofil von 25%. Jaja, 1,3km - kein Problem für uns. Die 25% Steigung haben wir gekonnt ignoriert 😄. Aber die kurze Anstrengung steil den Berg hoch und unter/über umgefallene Bäume hinweg hat sich gelohnt: wir hatten einen tollen Blick über den Lago Futalaufquen. Gleichzeitig gelangten wir immer tiefer in den Teil des Waldes, der vermutlich 2013 bei einem Brand zerstört worden war 😳🔥. Wirklich wie ein Friedhof. Der Untergrund hat sich bereits erholt und jetzt im Frühling blühen überall Blumen. Die verbrannten Bäume hingegen recken sich darüber wie Knochen in die Höhe. Sehr wahrscheinlich hat Disney seine Inspiration des Elefantenfriedhofs aus dem Film König der Löwen von hier 😎. Illegalerweise sind wir den Weg noch etwas weitergegangen, da wir unbedingt den Wasserfall sehen wollten (der Weg ist eigentlich nicht mehr zugänglich).
    Wieder am Ufer des Sees, haben wir gemütlich in der Sonne gepicknickt 🥰👌.
    Nach einer erfrischenden Dusche im B&B konnte sich Manuel sogar endlich einen kleinen Wunsch erfüllen: ein Tattoo aus Argentinien. 😅😂 Zum Glück war nicht der total bekiffte Verkäufer für das Stechen zuständig, sondern sein Kollege. Unser Abendessen war mal was ganz anderes: Sushi / Wok 🥡🍣.

    Heute Morgen sind wieder zeitig aufgebrochen. Was wir - gemäss Reiseführer - vor uns haben: eine 1000km lange "Durststrecke". Soll heissen, das nächste wirkliche Highlight erwartet uns angeblich erst in El Calafate. Ansonsten bestehe die Strecke vor allem aus Einem: der endlosen patagonischen Steppe. Ob das kein Highlight ist? So eine Landschaft kennen wir auf jedenfall nicht aus Europa. Wir sind heute über 500km gefahren. Links Steppe. Rechts Steppe. Dazwischen nur ein einziges Dorf 😅, ein paar Guanakos und (mein Favorit): kleine Lagunen / Seen mit Flamingos 😍.

    Der Umgebung entsprechend rar sind auch die Übernachtungsmöglichkeiten hier. Im Dorf Perito Moreno wurden wir jedoch schnell fündig. Da wir nicht zu spät zu Abendessen wollten (langer Tag morgen & wie fast immer praktisch kein Mittagessen) mussten wir uns mit der einzigen geöffneten Pizzeria 🍕 im Dorf zufrieden geben. Der Rucola auf Manuel's Pizza hatte definitiv keinen Tropfen Wasser gesehen, weshalb es ziemlich zwischen den Zähnen knirschte 🙈😅. Wir bekamen dann eine frische Pizza ohne Rucola, da sie keinen mehr hatten (zum Glück) 😂. Solche Erfahrungen gehören zum Reisen eben auch dazu. Ab morgen sind wir in Calafate und haben wieder eine eigene Küche, in welcher wir unsere Mahlzeiten selber zubereiten und vor allem waschen können 😜.
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  • Day 42

    Puerto Blest y Cervecería

    November 14, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 10 °C

    Was wir feststellen mussten: wir sind verwöhnt 🙈! Erstens hatten wir bisher immer Glück mit dem Wetter und es hat höchstens mal nachts oder bei einer Autofahrt geregnet. Zweitens waren alle Ausflüge (egal ob organisiert oder selbst geplant) bisher immer super. Und drittens hatten wir noch nie das Gefühl, übers Ohr gehauen worden zu sein.

    Leider war das Wetter auch am Montag nicht zum Velofahren geeigent ☔️🌧, weshalb wir beschlossen, einen von einer Touristenorganisation organisierten Bootsausflug in den Parque Nacional Nahuel Huapi zu machen (einzige Möglichkeit, um den Nationalpark zu einem grossen Teil zu erkunden). Nach einer Runde Sport 🏃‍♂️🏋‍♀️ und einem Frühstück im Airbnb fuhren wir zum Hafen. Mit einem grossen Katamaran schipperten wir über den Lago Nahuel Huapi. Der kristallklare See erstreckt sich über 530km². Das ist grösser als die Fläche von Buenos Aires (und Leute, die Stadt ist riesig!). Damit man sich das noch besser vorstellen kann: etwa 2x so gross wie der Bodensee! An der tiefsten Stelle geht es über 460m in die Tiefe. Nach ca. 1 Stunde Fahrt erreichten wir den Cascada los Cantáros. Die vom Katamaran ausgespuckte Tourimasse stiefelte hintereinander die vielen Stufen zu den drei Aussichtspunkten über die Wasserfälle hoch. Oben angelangt, steht man am nächsten See, welcher den Wasserfall speist. Pünktlich um 15:20 Uhr waren wir wieder an Bord des Katamarans und warteten auf die Weiterfahrt. 😅Mit 20 Minuten Verspätung (da kommen wohl die Schweizer in uns durch 😂) setzten wir über nach Puerto Blest, dem kleinen Hafen auf der anderen Seite. Auf dem Schiff wurde eine weitere Tour von Puerto Blest aus angepriesen: die Laguna frías, nur 3km von der chilenischen Grenze entfernt. Schillerndes grünes Wasser und Blick auf den Vólcan Tronador 🗻, welcher die Grenze zu Chile markiert, wurde versprochen. Hört sich gut an, dachten wir, und zahlten weitere 9'000 ARS. Da wir mit Verspätung in Puerto Blest ankamen, war an ein gemütliches Mittagessen nicht zu denken. In der Hotelcafeteria kauften wir uns ein Sandwich (Vegi-Optionen = 0) und hüpften in den wartenden 🚌. Nach 3km Fahrt gings ins nächste Boot über. Hier hätten wir das tolle grüne Wasser (OK, es war schon ein bisschen grün) und einen Blick auf den Vulkan erhaschen sollen. Natürlich spielte das ☔️🌧-Wetter eine grosse Rolle, aber wir waren trotzdem etwas enttäuscht, da weder das Wasser besonders grün, noch irgendein Berg im Wolkenmeer zu sehen war 😅🤷‍♀️. Im nächsten kleinen Hafen legten wir an und uns wurde gesagt, dass es in etwa 15min. weiter gehe. Da es mittlerweile in Strömen regnete und in dem kleinen Hafen nichts zu sehen war, ausser einer Nachbildung von Che Guevaras Motorrad, stiegen wir schon etwas vorher wieder ins Schiff ein. Wir hatten schon bei der Ankunft einen riesigen Haufen an Koffer 👜👜 entdeckt und aus den ursprünglichen 15 Minuten wurden etwa 45 Minuten. Wir mussten warten, bis die riesige Reisegruppe aus Chile, mitsamt den Koffer, sicher im Katamaran war. Bereits leicht genervt stellten wir fest, dass die Fahrt nun nicht weiter ging, sondern einfach wieder zurück nach Puerto Blest, wo wir erneut knapp 2h Wartezeit überbrücken mussten, bis es (im nun wirklich völlig vollgestopften Katamaran) zurück nach Bariloche ging (mit über 1h Verspätung) 😅🙈. Tja, da hatten wir wohl Einmal nicht so viel Glück 🤷‍♀️. Nach einem Glas Wein und einem leckeren Abendessen war das Ganze aber schnell wieder vergessen 😄. Zum Glück gibt es nicht viel, was ein gutes Essen und ein Glas Wein nicht wieder hinbiegt 😜.

    Gestern haben wir das Schoggimuesum "Havanna" in Bariloche besucht. Das Unternehmen Havanna ist vor allem für seine Alfajores bekannt. In der Fabrik in Bariloche wird allerdings nur Schokolade produziert. Die Herstellung der Alfajores begrenzt sich ausschliesslich auf Mar del Plata (Badeort von Buenos Aires und unser letzter Stopp auf dieser Reise 🏝). Im Museum kann man die Geschichte der Schokoladenherstellung in Bariloche erfahren und sieht nebst der Fabrikationsstrecke auch Tierfiguren aus reiner Schokolade (z.T. über 100kg schwer 😳). Natürlich mussten wir im Anschluss einiges probieren 🍫.

    Das Highlight war aber definitiv der Besuch der Cerveceria Patagonia 😍🤩. Die Mikrobrauerei thront bei Kilometer 24,9 am Circuito Chico überhalb des Sees. Das Konzept ist einfach, aber wirksam: Bier trinken, mit einer Wahnsinns-Aussicht über den Lago Nahuel Huapi. Bei schönem Wetter hätten wir das Bier gerne in der tollen Gartenanlage genossen, aber auch der Holzbau mit seinen riesigen Panaromafenstern hat seinen Charme! Wir haben 2x das Degustationsmenu bestellt. Wir sassen also gemütlich neben dem Kamin und haben uns durch 8 verschiedene Biersorten 🍻 probiert 😄👌. Top! Und da das Wetter gestern viel besser war wurden wir auf dem Rückweg auch noch mit einer spektakulären Aussicht auf die Berge (ohne Wolken!) belohnt 🥰!
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  • Day 41

    Circuito Chico Bariloche

    November 13, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 11 °C

    Von Villa Pehuenia gings gestern Morgen über die Routa Provincial 23, am Río Aluminé entlang, nach Junín de los Andes. Zu Beginn warnte uns direkt ein Schild: ⚠️ Strasse in sehr schlechtem Zustand / grosse Schlaglöcher ⚠️. 😂🤷‍♀️ Tja, danke für die Warnung, aber wie wärs mit Reparieren?
    Wir sind mittlerweile jedoch ziemlich geübte "Serruchito-Fahrer" und haben die Fahrt am wilden Fluss entlang, vorbei an blühendem Ginster 🏵🌼 und auf der Fahrbahn spazierenden Kühen sehr genossen. In San Martín de los Andes haben wir eine kurze Mittagspause gemacht und sind im Anschluss direkt nach San Carlos de Bariloche weitergefahren. Die Strecke zwischen den beiden Bergdörfern wird "Routa de los siete Lagos" - also Strasse der sieben Seen - genannt. Entgegen ihrem Namen führt die Route nicht nur an 7, sondern an rund 40 (🤯) Seen vorbei, sie wurde jedoch nach den 7 grössten und wichtigsten benannt. Dementsprechend malerisch war die Fahrt nach Bariloche 🏞😍: blaue Seen, verschneite Vulkane und uralte Wälder. Hier haben wir wieder ein kleines Ferienhäuschen gebucht für die nächsten Tage. Bariloche liegt am Nahuel Huapi, einem grossen Gletschersee inmitten der Anden. Die Stadt ist bekannt für seine alpenländische Architektur und seine Schockolade. Deshalb wird die Region auch "die Schweiz Argentiniens" genannt (davon werden wir noch mehr sehen und hören 😅).
    Da uns das Kochen doch ganz schön fehlt, freuen wir uns immer über Airbnb's mit vollausgestatteter Küche. Zum Z'Nacht gabs Penne all'Arrabbiata 🍝. Und natürlich mussten wir Rolo's Geschenk an uns probieren 😁🚬.

    Die geplante Velotour 🚲 von heute auf dem "Circuito Chico" (kleiner Rundweg) fiel buchstäblich ins Wasser. Zum ersten Mal hat das Wetter heute wirklich gar nicht mitgespielt 🌧. Schade 😔. Also mussten wir uns mit der Alternative zufrieden geben: den Rundweg mit dem Auto fahren. Der Circuito Chico führt entlang des Lago Nahuel Huapi. Neben Aussichtspunkten laden viele kleine Wanderwege und Dörfer zum Anhalten ein. Unser erster Stopp: das Llao Llao Hotel, Golf & Spa auf einem Hügel mit mega Ausblick über die Seen. Leider dürfen Touris (oder - wie Manuel sagt, das Pöbel 😂), die kein Mittagessen oder eine Teegesellschaft im Luxushotel gebucht haben, nicht mehr ins Innere des Hauses um sich umzuschauen. Also war der zweite Stopp ziemlich schnell erreicht: der Lago Escondido. Hier liefen wir durch den naturbelassenen Wald und staunten über die riesigen Bäume und die Wildheit des Waldes🌲. Eine Baumart die hier wächst nennt sich Arrayánes, die Rinde ist fast lachsfarben (haben wir noch nirgends sonst gesehen).

    Am nächsten Abzweiger bogen wir nach rechts ab und erreichten ein paar Minuten später die Colonia Suiza. Verrückt 😅. Was wir uns vorgestellt haben: ein kleines Bergdorf mit Holzhäusern und ein paar Schweizer Fähnchen 🇨🇭. Vielleicht ein Café mit typischen Kuche oder so. Wie man die kleine Siedlung unserer Meinung nach am besten beschreiben kann: ungefähr genau so wie die Zwischennutzung in Altstätten 😄🤷‍♀️. Kleine, farbige Häuschen, geschmückt mit farbigen Girlanden und Lichterketten, dazu Handwerkskunst, Livemusik und unzählige Essensstände (und noch viel mehr Touris). Gemäss Google (Stand 2010) leben in Colonia Suiza 150 Menschen. Viel mehr sind es heute bestimmt nicht 😁. Die ersten Einwanderer waren wohl Familie Goye inkl. 4 Kinder aus dem Kanton Wallis im Jahr 1833. Warum sie ausgewandert sind? Keine Ahnung. Aber überall im Dorf ist der Name der Familie zu lesen. Was ihre Heldentat war? Auch keine Ahnung. Vielleicht reichte es auch einfach, dass sie hier eine Siedlung errichteten 🤷‍♀️. Unter den vielen Essensständen gibt es aber einen, der hervorsticht: Hier wird eine Mahlzeit namens "Curanto" zubereitet. Bei dieser Zubereitungsart aus dem Süden Argentiniens und Chiles wird das Essen in einem mit heissen Steinen gefüllten Loch gekocht. What!? Das mussten wir natürlich probieren. Das Walliser Bier das hier gebraut wird natürlich auch 🍺. Es gab sogar Bier mit Himbeeren (nicht so unser Geschmack). 100 Portionen (zum Teilen für 2 Personen) werden in dem Loch aufs Mal gekocht. Es gab - natürlich - Fleisch, aber auch Kartoffeln, Karotten, Süsskartoffeln und Kürbis 👌. Einfach spannend, was man auf Reisen so alles kennenlernt 😍 - lieben wir!
    Ein weiterer Stopp in der Brauerei Berlina musste natürlich auch sein. Hier haben wir noch mehr Bier probiert (2 Dunkle: ein Starkbier und eins mit Kaffee- und Schockoladennoten). Trotz der vielen Touris war die Colonia Suiza definitiv ein Besuch wert!

    Auf dem Rückweg haben wir fürs Abendessen eingekauft und jetzt haben wir es uns auf der Couch gemütlich gemacht (lesen, dösen, Tagebuch schreiben). Wir hoffen, dass das Wetter morgen besser wird und ein Ausflug mit dem Fahrrad trotzdem noch drinliegt. Aber jetzt lassen wir den Abend erstmal entspannt ausklingen 🤗.
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  • Day 38

    ¡Hola! Patagonia

    November 10, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 9 °C

    Es ist so weit! 😍

    Wir haben Patagonien erreicht. Den Teil des Landes, auf den wir wohl am meisten gespannt waren bzw. sind.

    In Richtung Süden haben wir Mendoza auf der Routa 40 verlassen. Ana und Rolo haben uns zum Aschied Chilisamen, Chilipulver und etwas Gras (😂😜) geschenkt. Das Abendessen vor unserer Abfahrt war super. Es gab mega leckere Pizza 🍕🍕, Poulet und Salat. Aus dem Pisco Sour wurde schnell "nur Pisco". Und Don Julio 🥃. Danke Ana und Rolo für den tollen Aufenthalt!

    Ein paar Regentropfen 🌦 fielen unterwegs und es wurde deutlich kühler. Bei Regenwetter wirkt die Landschaft doch gleich nochmal anders. Ein bisschen düsterer. Und vielleicht noch ein bisschen einsamer. Aber trotzdem schön 👌😍. Übernachtet haben wir in Chos Malal, einem Bergsteigerdorf. Die Namen hier stammen alle aus einer indigenen Sprache, die in Argentinien und Chile von den Mapuche gesprochen wird. Unser Weg führte uns weiter der Routa 40 entlang, bis Las Lajas. Danach bogen wir auf die Routa 242 und fuhren bis nach Villa Pehuenia. Landschaftlich war diese Strecke wieder der absolute Wahnsinn 😍. Das Gefühl, dass wir bei dieser Fahrt empfanden: Freiheit! Uns fehlen so ziemlich die Worte, um diese Landschaft zu beschreiben. Auch die Fotos werden dem nicht wirklich gerecht. Also gibts nur eins: selber hierhin fahren 🤗!
    Villa Pehuenia liegt am nördlichen Ufer des Lago Aluminé. Die Umgebung hier erinnert etwas mehr an das, was wir von zuhause kennen. Riesige Seen, Wälder und Berge. Unser Hotel liegt direkt am See und wir haben einen tollen Ausblick aus unserem Schlafzimmer 🌲🏞. Das Dorf lebt vom Tourismus, aber da wir völlig ausserhalb der Saison angereist sind, ist hier niemand 😄. Hauptsaison sind vor allem die Wintermonate (Juni-August) und die Sommermonate (Dezember-Januar). Woran wir vor allem gemerkt haben, dass wir in einer Touri-Region sind: die gepfefferten Preise 🤑😅. Ziemlich teuer im Gegensatz zu allem vorher. Und teuer heisst nicht immer gut. Wir wollten eine Chocolate caliente 🥛🍫 trinken, da dies am Aushang der einen Bar gross angepriesen wurde. Klar, wir sind hier in einem Wintersportort, also muss es auch heisse Schokolade geben. Und das Wetter passte auch. Ziemlich kühl und windig. War dann aber ein ziemlicher Reinfall. Eklige Milch und ekliges Schockoladenpulver - oder so was in der Art 😒🤷‍♀️. Das Abendessen war aber super & das Frühstück heute morgen auch (Avocado-Rührei-Toast & Yoghurt mit Früchten).

    Der Bewegungsdrang hat uns erneut gepackt, weshalb wir auf den Volcán Batea Mahuida wollten. Nach dem wir uns kurz verfahren haben 😁🤪, haben wir schliesslich den richtigen Abzweiger gefunden und bei der Talstation eines winzigen Skigebiets parkiert (4 Skilifte insgesamt). Ein richtiger Wanderweg ist nicht vorhanden, also liefen wir eine Weile der Strasse entlang. Beschilderungen gibt es auch nicht, weshalb wir uns etwas mit Google Maps zu helfen versuchten. Das zeigte aber an, dass wir völlig vom Weg abgekommen waren 😂🤷‍♀️. Da aber zwei Touris aus Mendoza ebenfalls in die gleiche Richtung liefen und sagten, sie wollen auch zum Vulkan, folgten wir ihnen. Den Ausblick mussten wir uns ziemlich verdienen 😅: über Schneefelder, durch Lavagestein und steil den Kraterwänden entlang gings hoch. Oben angekommen hatten wir jedoch einen spektakulären Ausblick auf den Kratersee und die umliegenden Seen in den Tälern. Einzig der ziemlich heftige, kalte Wind 🌬❄️ lud nicht zum Verweilen ein, weshalb wir uns bald auf den Rückweg machten. Im Hotelzimmer gönnten wir uns eine kleine Siesta und planten die nächsten Tage. Schliesslich konnten wir auch noch unsere Wäscheberge aus dem Waschsalon abholen (beim 4.ten Versuch war dann tatsächlich jemand da und wir konnten waschen😅) und wir schlenderten noch etwas durch den Ort. Auffallend für die Region sind die vielen Araukarien. Die Bäume können bis zu 1000 Jahre alt werden und aus ihren Nüssen werden verschiedenste Produkte hergestellt (Liköre, Tee, Mehl, Pickles, ...).

    Morgen gehts für uns weiter Richtung Süden und Richtung Bariloche (die Schweiz von Argentinien). Wir sind gespannt, was uns erwartet 🤗.
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  • Day 36

    Bodega de Santa Julia

    November 8, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 31 °C

    Da wir immer noch nicht genug vom Wein hier haben, haben wir uns für eine ganztägige Bodega-Tour in der berühmten Bodega de Santa Julia Zuccardi angemeldet 🤪🍾🍾. Julia ist nicht nur der Name der Bodega, sondern auch der Name der Inhaberin. Sie ist die einzige Tochter der bekannten Winzerfamilie Zuccardi. Die italienische Familie lebt seit Ende des 19. Jahrhunderts in Argentinien und betreibt dort seit bereits 60 Jahren Weinbau. Heute ist das Weingut mit 305ha der grösste Bioweinproduzent Argentiniens 🍷. Neben internationalen Rebsorten wie Chardonnay werden auch Sorten der Region wie Torrontés oder gänzlich unbekannte Sorten angebaut. Dabei stehen immer die Nachhaltigkeit und der Respekt für die Natur sowie ständige Innovation im Vordergrund. Biologischer Anbau und professionelle Arbeit in Weinberg und Keller sind die wichtigsten Säulen der Philosophie des Hauses. Sie setzen ein Zeichen in einem Land, in dem solche Werte alles andere als selbstverständlich sind.

    Unsere informationsreiche Führung mit Axel begann in den Weinbergen. Wir sind jetzt ziemliche Weinexperten 😁 (v.a. im Trinken). Damit die Pflanzen vor der starken Sonne geschützt werden, lassen sie eine Art Pergola über die Reben wachsen. Im Winter verbrennen sie Pfirsichsteine und Holzkohle in kleinen Fässern, damit die Früchte nicht dem Frost ❄️ zum Opfer fallen. Nach der Ernte werden die Früchte in 400-Kilo-Portionen in Maschinen abgefüllt. In einem ersten Schritt werden die Kerne und die Haut entfernt und danach der Saft ausgepresst 🍇🍇. Der Erntezeitpunkt hängt mit dem bis zu diesem Zeitpunkt gebildeten Zuckergehalt in der Frucht zusammen. Möchte man einen säuerlichen Wein herstellen, werden die Früchte früher geerntet. Für einen süssen Wein lässt man die Trauben länger reifen. In Argentinien ist es nämlich verboten, einem Wein zusätzlichen Zucker hinzuzufügen (im Gegensatz zu Frankreich oder Brasilien). In einem nächsten Schritt wird der Saft zur Gärung in riesge Tanks abgefüllt. Für die Herstellung von Rotwein werden die Kerne und die Haut der Früchte nicht gefiltert, sondern im Saft dringelassen. Das ergibt schlussendlich die intensive rote Farbe. Bei Weisswein findet der Filterprozess vor dem Abfüllen statt. In den Tanks bleibt der Wein 3️⃣0️⃣ Tage. In kleineren Tanks ("nur" 6000l Fassungsvermögen) werden Experimentierportionen abgefüllt. Die Weinentwickler spielen mit dem Inhalt und erfinden so neue Weine (was für ein Job, hm? 😄). Nach den 30 Tagen wird entschieden, ob ein prickelnder Wein entstehen soll. Wenn nicht, wird das entstandene Gas abgelassen, ansonsten bleibt es drin 🍾. Danach beginnt die Reifung in Eichenfässern (und zwar ausschliesslich Eiche in Argentinien!). Als vino joven (Jungwein) wird ein Wein bezeichnet, der keinen Tag länger als 12 Monate im Eichenfass gereift ist.

    ⚠️ Wichtiger Tipp von den Profis: Weine die keinen Korkverschluss haben, sondern mit einem Dreh- oder Plastikverschluss verschlossen sind, sind alles Jungweine. Diese Weine müssen innerhalb von 6-12 Monate getrunken werden, sonst gelten sie als abgelaufen und können schlecht werden. Supermärkte verkaufen oft solche Weine, die bereits weit über das "Ablaufdatum" hinaus gelagert worden sind! Deshalb immer auf das Datum achten. ⚠️

    Die Bodega de Santa Julia produziert als einzige Bodega Argentiniens ausschliesslich solche Jungweine, die als fruchtig gelten. Nachdem wir gelernt haben, wie ein Wein überhaupt entsteht, gings ans Wichtigste: das Probieren 😂. Sechs (!!) Weine wurden zur Verkostung angeboten. 2 Weissweine, 2 Rotweine, 1 Schaumwein und ein "Portwein". Sie dürfen ihn nicht Portwein nennen, da die Bezeichnung ausschliesslich für Weine aus Portugal verwendet werden darf (genau wie bei Champagner). Axel hat uns gezeigt, wie man einen Wein "richtig" probiert:

    1️⃣. Glas leicht schräg vor die eine Hand halten und die Farbe begutachten. Er darf nicht stumpf oder schmierig aussehen, sondern soll leicht glänzen.
    2️⃣. Glas schwenken. Je süsser und strukturhaltiger der Wein, desto langsamer fliessen die Tropfen an der Innenseite herab.
    3️⃣. Riechen
    4️⃣. Ein kleiner erster Schluck ganz im Mund verteilen (wie eine Mundspülung 😗) und etwas Luft ansaugen, damit sich der Geschmack am ganzen Gaumen verteilt.
    5️⃣. 7-8 Schlucke!! werden benötigt, um zu wissen, ob man einen Wein wirklich mag oder nicht (wir können also nichts dafür, wir MUSSTEN so viel probieren 😂🤪).

    Es wurde also schon ziemlich lustig schon vor dem Mittag 😄🍾👌. Nach der Degustation gings weiter zur Olivenölproduktion. In dieser Plantage wird alles von Hand geerntet 🤯. Die Frucht wird mitsamt Stein ausgepresstbund danach ebenfalls ungefiltert in Tanks abgefüllt. Der Trester, der sich innerhalb 45 Minuten am Boden absetzt, wird für die Herstellung (zum Heizen) des hauseigenen Grappas verwendet. Alle anderen Abfälle werden kompostiert und danach zum Düngen verwendet. Im eigenen Restaurant der Bodega bekamen wir ein mega leckeres Mittagessen und - was sonst - noch mehr Wein 🍷🍷🍷. Im Garten steht ein riesiger Grill inklusive Lehmofen, wo alle Speisen zubereitet werden. Es gab drei verschiedene Empanadas (con Cebolla - mit Zwiebeln, con queso - mit Käse und con carne - mit Fleisch. Danach sieben verschiedene Fleischstücke (u.a. Morcilla - Blutwurst, Chorizo, Ojo de Bife - Ribeye u.s.w.). Für mich gabs Spinatgnocchi mit Käse überbacken 😍. Zusätzlich gabs Salat, Kürbis und Kartoffeln aus dem Ofen, Provoletta mit Spargeln und Pistazien und Orangenhummus mit Artischocken 🤤🤤. Uff war das gut (und viel)!! Wir sassen alle gemeinsam an einem langen Tisch im Garten und es wurde ein feucht-fröhliches Mittagessen. Es entstanden lustige Gespräche mit unseren Tischnachbarn aus einem Gemisch aus Spanisch, Portugiesisch und Englisch. Nach dem Mittagessen (also gegen 16:00 Uhr) fuhren wir zu einer weiteren Bodega, wo es erneut eine Führung und eine weitere Weinverkostung gab 😂. Da die Stimmung bereits ziemlich ausgelassen war, war das Interesse an der zweiten Führung nicht mehr ganz so gross wie am Morgen. Die Bodega Rural ist eine der ältesten Bodegas in Mendoza und beherbergt ein Musuem mit über 5000 Artefakte: Maschinen, Laboreinrichtungen, antike Traubenpressen, Pferdekutschen und vieles mehr. Für unseren brasilianischen Tischnachbar und uns war die Verkostung jedoch wichtiger und so steuerten wir zielstrebig an den Tisch mit den vielen vollen Gläsern 😂💪.

    Was soll ich noch sagen? Wir hatten mal wieder einen unvergesslichen Tag 😍👌. Zur Krönung wurden wir von Ana und Rolo (unseren Airbnb-Hosts) für heute Abend zum Essen eingeladen. Die beiden sind toll. Sie kommt aus Peru und hat versprochen, einen Pisco Sour zu machen. Dazu solls Pizza aus dem Lehmofen im Garten geben. Was gibts besseres? Wir können hier wirklich nicht klagen 🥰🥳.
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