Life is easy when your livingroom rolls … Read more Bamberg, Deutschland
  • Day 106–110

    Von Coimbra nach Porto

    May 31 in Portugal ⋅ ☀️ 31 °C

    Coimbra - ich bin ehrlich, bei dem Namen muss ich immer zuerst an „Vier Fäuste gegen Rio“ denken, wenn die steinreichen Coimbra-Brüder durch zwei Doubles ausgetauscht werden - ein sehr lustiger Film.
    Wir waren natürlich in der altehrwürdigen ehemaligen Hauptstadt Portugals angekommen - am Ufer des Rio Mondego gelegen. Die Altstadt zieht sich den Hügel hinauf und oben thront Portugals älteste Universität und eine der Ältesten in ganz Europa. Es war viel beschaulicher als Lissabon weil natürlich viel kleiner. Uns gefiel der Charme der Stadt sehr gut. Am anderen Ufer war Beates Ziel das Kloster „Santa Clara“, denn dort gab es den Pilgerausweis für ihre Tour nach Santiago de Compostela. Vogelwild schnappten wir uns nach dem Besuch des Universitätshügels und des botanischen Gartens zwei eScooter und brausten von der Altstadt über die Brücke zum Kloster. Greta war bei mir mit vorne drauf und hatte sichtlich Spaß. Beate war anfangs skeptisch, hatte aber den Dreh auch sofort raus. Neben dem Pilgerausweis gab es dort zudem noch die perfekten Tipps für den Jakobsweg.
    Nachdem ich mich am nächsten Tag auf den Weg gemacht hatte, um mir nach 2,5 Monaten mal wieder die Haare schneiden zu lassen (zuletzt in Essaouira), ließ Beate ihr Rad nochmals komplett durchchecken und etwas aufpimpen.
    Es war schon ein komisches Gefühl, als sie dann am Dienstag Richtung Porto und weiter nach Spanien los radelte.
    Greta und ich machten uns von Coimbra auf nach Costa Nova und verbrachten dort 3 Tage am Meer bevor wir weiter nach Porto fuhren.
    In Porto besuchten wir das Entdecker-Museum. Wirklich toll gemacht. Erst lernt man sehr interaktiv die zahlreichen portugiesischen Entdecker und ihre Reisen kennen und später darf man selbst in einem Bötchen Platz nehmen und wird auf eine fantastische Reise nach Afrika, Asien und Amerika mitgenommen.
    Im Anschluß machten wir dann auf Profi-Tourist und ließen uns in einem Hopp-On-Hopp-Off-Bus quer durch die Stadt chauffieren. Da der Wetterbericht das angekündigte Gewitter erst für 22Uhr gemeldet hatte, war ich um 16Uhr auf dem Oberdeck (Cabrio) des Buses noch recht entspannt, obwohl die Wolken immer dicker und dunkler wurden. Um 16:30Uhr brach dann das Gewitter los und so entschied ich vom Bus „off-zu-hoppen“, um in der Nähe der Hauptbrücke ein Taxi zurück zu unserem etwas entfernten Campingplatz zu bekommen. „Nicht gut!“ würde Jack Sparrow sagen: denn 1. stellte sich der Ort als verkehrstechnisch äußert unpraktisch heraus und 2. wollten bei dem Regen alle Taxi fahren. Da war Nix zu kriegen, mit welcher App auch immer (Uber, Bolt etc.) und die vorbeifahrenden Taxen waren alle voll. Die Jacken waren im Camper, denn 10min zuvor waren es noch 31 Grad. Jetzt sagte meine Uhr etwas von 20 Grad und fallend und es wurde uns recht schnell „nasskalt“. Greta fing daraufhin an um die Bushaltestelle zu joggen, an der wir uns unterstellten und als der Regen aufhörte, entschied ich den Platz zu wechseln, um die Taxi-Chancen zu erhöhen. Ah, Straßenbahn kommt heran gerumpelt. Der Fahrer winkt, wir auch - und er fährt trotzdem weiter. Na super! Wir wollten nicht auf die nächste Bahn warten und so liefen wir den ganzen Weg Richtung Altstadt. Irgendwann an einer Haltestelle kamen eine Bahn und wir gleichzeitig an und wir stiegen zu - für 9,50€!!! Hintergrund: es gibt in Porto nur noch eine historische Linie, die mit sehr alten Bahnen (ähnlich derer in Lissabon) am Flussufer entlang befahren wird. Na gut, dachte ich, für den 10er fahren wir jetzt eben die historische Strecke einmal ab. Denkste Müller, denn wenn’s nicht läuft, läuft‘s eben nicht - wir waren nämlich an der vorletzten Station eingestiegen und sind - ohne Sch…ß für 9,50€ eine Station gefahren UND MUSSTEN AUSSTEIGEN!
    Das Ganze hat mich dann doch etwas in Fahrt gebracht und ich weiß nicht, ob der Kutscher von der Tram meinen englischen Ausführen folgen konnte, aber ich hab ihm fließend wie selten erzählt, was ich von der Masche hielt.
    Greta hat dann den McDonalds auf der anderen Straßenseite entdeckt und bei Pommes, Burger und Fanta haben wir uns aufgewärmt und konnten nach Regenende problemlos per Uber zum Platz zurück fahren.
    Aufgrund des Wetters war die restlichen Tage nicht viel drin. Immerhin konnten wir noch einmal zum Pool und besuchten noch das SeaLife.
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  • Day 103–106

    Lissabon & Porto Covo

    May 28 in Portugal

    Portugal - unser Land Nr. 6 - lud uns nach Porto Covo ein, ein kleines Touristenstädtchen direkt an der Westküste. So langsam waren wir ja wieder akklimatisiert und so konnten wir auch mit dem Campingplatz auf höchstem europäischen Niveau wieder etwas anfangen. Alles brav parzelliert, organisiert und müllsortiert 😉 Greta war natürlich wieder sofort vom Pool begeistert. Das Wetter war wie seit nun über 2 Monaten bombig - aber es gab Wind und der war kalt.
    Während die Mädels dort ein paar Tage am Strand verbrachten, machte ich mich per Taxi und Flix-Bus auf den Weg nach Lissabon.
    Ich hatte mich riesig auf diese altehrwürdige Stadt gefreut, deren Namen schon so nach Sehnsucht, Abenteuer und Entdecker klingt. Aber aus mir bisher nicht ganz erfindlichen Gründen bin ich mit Lissabon bis zum Schluss nicht warm geworden. Es war eine unheimliche Hektik in der Stadt, jedoch nicht ausgelöst von der heimischen Bevölkerung sondern von den vielen vielen Touristen, die wie in Ameisenströmen durch die engen Gassen und Straßen Hügel rauf und Hügel hetzten und scheinbar ein Programm abspulten. Die ganze Altstadt war zudem voll geparkt mit Autos,
    überall fuhren Pseudo-Plastik-TukTuks mit Touristen und in Kombination mit den alten Straßenbahnen machte das die Enge noch enger. Es war für mich schwer, dem Ganzen etwas Romantisches abzugewinnen. Und es machte es mir noch schwerer, irgendwelche Motive zu finden.
    Ich machte mich am Folgetag auf dem Weg am Wasser entlang in Richtung „Ponte“ - so schlicht nennen die Portugiesen die berühmte Hängebrücke „Ponte 25 de Abril“. Das Wahrzeichen ist gemeinsam mit der Christus-Statue am gegenüberliegenden Ufer allgegenwärtig. Daneben gab es noch ein Denkmal zu Ehren der portugiesischen Entdecker und den „Torre de Belém“, ein alter Verteidigungsturm und erstaunlicher Touri-Magnet. Auf den POI-Listen der verschiedenen Internet-Portale stand er weit oben. Gut, ich war ja auch dort und stellte mich in die Schlange. Eine grobe Schätzung ergab, dass es wohl 1,5 Stunden dauern würde, bis ich dran war, da immer nur sehr wenige wieder rauskamen. Ich strapazierte Google und suchte nach Innenaufnahmen, die mir eher dunkle düstere Turmgemächer zeigten. Daher beschloss ich aus der Schlange zu treten und ab sofort mich nicht mehr zu stressen, unbedingt irgendwas sehen und toll finden zu müssen. Ich wollte mich stattdessen einfach amüsieren und nach 3 Monaten mit der Family ein paar Tage „mein Ding“ machen.
    Daher entschloss ich mich zuerst einmal gut zu essen und das klappte in Lissabon hervorragend. Selbst in Restaurants direkt an den Hotspots wie der „Ponte“ oder der „Champalimaud Foundation“ konnte man richtig gut und gar nicht mal so teuer essen - und ich hatte jedes Mal volles Glück einen hervorragenden Sitzplatz mit Ausblick zu erhaschen.
    Am Fernbahnhof „Oriente“ und auf dem sich anschließenden Expo-Gelände konnte ich dann noch die architektonischen Einflüsse der Weltausstellung von 1998 sehen. Dort hatte man das Gefühl, dass sich hier das alltägliche Leben abspielt. Hier waren hauptsächlich Einheimische, die am Wasser flanierten, sich in den Parks erholten oder in den vielen Restaurants auf dem Gelände aßen und sich amüsierten.
    Für mich war Lissabon, wie eingangs erwähnt, nicht die Stadt, die mich umarmte. Vielleicht muss ich einfach nochmal kommen. Dennoch hat mich die Stadt auch weiter gebracht, weil ich dort merkte, dass dieses von Außen an einen herangetragene Müssen überhaupt nicht relevant ist. So toll viele Denkmäler, Museen, Schlösser und Brücken sind, so sehr sind sie irgendwie aber auch austauschbar unter diesen ganzen Städten - wenn es einen nicht wirklich zu einer ganz bestimmten Sehenswürdigkeit ganz persönlich hin zieht. Wichtiger ist für mich vielmehr DIE Atmosphäre, die eine Stadt für sich (und unabhängig der Touristen) ausstrahlt. Und da empfand ich Lissabon leider etwas schwach in meinen Augen oder vielleicht auch einfach „over-rated“, wie Astrid es nennen würde 😉
    Es ist ein schmaler Grat: der Tourismus belebt eine Stadt und er kann Städte auch lebloser machen, wenn die - für mich sehr wichtige - unterschwellige Subkultur abhanden kommt. So, genug der Kritik auf hohem Niveau, es ist alles eine Frage des Geschmacks. Und wer weiß, vielleicht hab ich doch nochmal das Bedürfnis hierher nach Lissabon zurück zu kommen.

    Die Mädels genossen derweil ihre Zeit am Meer und sendeten mir romantische Bilder vom Sonnenuntergang in Porto Covo.
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  • Day 92

    Feels like home

    May 17 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Planänderung in Sevilla! Immer flexibel sein, auf die Gegebenheiten vor Ort reagieren, sich damit arrangieren, neues Denken und nicht an der ursprünglichen Idee festhalten.
    Was für eine Aufgabe über die Länge der Zeit. Die Alltagsroutinen, die zu Hause ein vertrautes und dadurch sicherheitsspendendes Gerüst stellen, einem daher flux von der Hand gehen, oder sich noch schnell zwischendurch einbauen lassen, diese Routinen gibt es auf unserer Reise fast nicht.
    Um zum Beispiel 1 Maschine Wäsche zu waschen, benötige ich zu Hause inclusive vorsortieren wahrscheinlich 5 Minuten. Unterwegs kann das schon mal 2 Stunden in Anspruch nehmen, bevor man überhaupt beginnen kann.

    Das sieht dann so aus:
    Gang zum Waschraum, wo man auf Waschmaschinen mit Münzautomatik trifft, Geld einwerfen, das Geld rutscht durch 😖, du holst andere Münzen im Camper und zack, räumt dir jemand die Wäsche raus und schaltet die Maschine bis du zurückkommst schnell an, dann wartest du wieder, gehst zurück, kommst wieder wenn der Timer abgelaufen ist um dann 10 Minuten zu warten, bis der Eigentümer der Wäsche seine Sachen mit einem fetten Grinsen im Gesicht rausholt und nur die Schultern nach oben zieht. Dann … endlich läuft die Maschine, und in der Zwischenzeit fängt es das regnen an! Wohin also mit der Wäsche in einem Camper wenn kein Trockner da ist.
    Oder Einkaufen … Straßenstand, Markt, Tante-Emma-Laden, Supermarkt, Discounter alles ist dabei und in jedem Land ist auch das Warensortiment anders. Vor allem in Marokko war die Bewältigung solcher alltäglicher Aufgaben sehr kräfteraubend und hat auch schon mal an den Nerven gezerrt. Und dann der Crash bzw die Bruchlandung in Sevilla. Was für ein Sch… 💩
    Doch dann sagt Marie am Telefon: „Come to us and when you‘re there we‘ll keep looking!“ Ein kurzer Satz, der für uns in diesem Moment so viel Erleichterung brachte.

    Wir kamen … und kamen ein Stück nach Hause!

    Wir wurden von Allen so herzlich willkommen geheißen, dass sich unmittelbar eine große Vertrautheit einstellte. So blieben wir anstatt der angedachten vier am Ende neun Tage auf der Finca Banega als Gäste. Es tat so gut an einem vertrauten Ort zu sein an dem man die Menschen und Tiere kennt, das Gemüse, daß man im März gepflanzt hat, ernten kann und … einfach eine Waschmaschine in der gewohnten Routine einschaltet, da es auch noch das gleiche Modell wie zu Hause ist 🎉🙏.
    Die Tage vergingen und wir haben ein Stück Alltag gelebt. Den Camper einer Grundreinigung unterzogen, Pakete mit überflüssigen Artikeln nach Hause geschickt. Pakete aus der Heimat erhalten! Insbesondere sei hier das Paket für Greta erwähnt, der wir bei Rolands Alpinladen einen neuen Schlafsack bestellt haben, nachdem sie häufiger nachts fror. Greta hat sich wie ein Schnitzel darüber gefreut! Danke an Jutta und Fabi für den super Service!
    Mit einem Leihwagen haben wir die Gegend erkundet und wunderschöne Orte, wie zum Beispiel Almonaster la Real besucht oder Wanderungen in Galaroza und Arcena unternommen.
    Greta konnte 4 Tage die Montessori-Schule „Sentas“ besuchen. Dort gehen 6 deutsche Kinder zur Schule und Greta war so happy, mit anderen Kindern in einer sagenhaften Umgebung zu spielen und zu lernen, dass schnell klar war, dass wir auch am Samstag zum „Tag der offenen Tür“ noch anwesend sein „müssen“. Ein tolles, fröhliches und unkompliziertes Fest, an dem auch die Pädagogen und Eltern tanzten und nicht nur beim Musik-Bingo super gute Laune hatten.

    Die Liebe zu gutem Essen, die uns mit Marie, Alfonso und Marco verbindet, führte dazu, dass ich in einer Küche, die ich schon kannte, Gerichte von zu Hause kochte. Uns verschaffte es ein kulinarisches Heimatgefühl und die Familie Consiglio/Pardo-Perez lernte so einige deutsche Rezepte kennen, die nach dem Verzehr auch gleich ausgetauscht wurden.
    Die riesigen Eichen- und Kastanienwälder, der kulturelle Reichtum, das gemäßigte Klima, das gute Essen und die freundlichen und hilfsbereiten Spanier haben uns dabei geholfen, uns zu akklimatisieren, unsere Batterien aufzuladen, uns neu zu justieren, um von dort aus den nächsten Reiseabschnitt in Richtung Portugal antreten zu können.
    Und wie es das Schicksal wollte, hat diese Gegend einen besonderen Platz in unserem Herzen eingenommen, weit mehr als jeder andere Ort auf unserer bisherigen Reise.
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  • Day 91–92

    Noch ein blaues Wunder

    May 16 in Spain ⋅ ☁️ 22 °C

    Chefchauen war tatsächlich (vorerst 😉) unsere letzte Station in Marroko und auf dem Weg nach Ceuta sagten wir wehmütig und gesättigt zu gleich „Auf Wiedersehen“ zu diesem Land, dass uns sooo viel geboten hat.

    Ceuta - ein spanische Enklave auf dem afrikanischen Kontinent - gehört vollumfänglich zu Spanien und damit zur EU. Anders als auf der Hinreise nach Tanger Med, wo mehr oder minder die Straße von Gibraltar die physische EU-Außengrenze darstellte, war diese nun auf dem Land - und erschreckend erkennbar.
    Bereits ca. 20km vor der Grenze nahm die Polizeipräsenz schlagartig zu. Der Küstenstreifen wurde massiv überwacht und an der Grenze selbst waren die Zäune hoch, gesichert und unüberwindbar.
    Lange her, aber ich konnte mich nebulös an 1989 erinnern, als ich damals im Juni einen Schulausflug in die noch existierende DDR machte und an der Grenze Ähnliches erlebt habe. Beate musste sofort an das Lied „Grenzen“ von Dota Kehr denken. Warum Grenzen? Warum kann man nicht „Erdenbewohner*in“ sein?

    Das übernächste Auto vor uns - BMW mit deutschem Überführungskennzeichen - wurde vom marokkanischen Grenzhund ausgewählt und anschließend von drei Grenzpolizisten auseinandergenommen. Gefunden wurde nix und die Grenzer vertrauten daraufhin jedoch dennoch eher ihrem Hund als dem Autobesitzer. Denn dieser musste nach 45min Überprüfung dann erst recht rechts raus und das Auto wurde nun komplett auseinandergenommen.
    Als wir dran waren, waren sofort 3 Dinge klar: der Grenzer war erstens sehr freundlich, zweitens sehr gewissenhaft und drittens war das alles kein Vergleich zum entspannten Zoll bei der Einreise. Diesmal also alle Türen und Klappen auf, Hund außen rum, Hund innen rein, Hund im Flur, Hund im Bad und Hund unter dem Tisch mit dem kleinen Fach - Bingo! Da waren eben auch die Medikamente und die Souvenirs. Unsichtbares Schwitzen bei uns Drei, Greta nervös aber ruhig und nach genauerer Überprüfung dann Entwarnung. „Hey Friend!“ sagte plötzlich der Grenzer. „You german guys have always the best tools. Can I buy this lamp - you get the money at once!“
    Tja, dass war die per USB-aufladbare große schwere Stabtaschenlampe, die der Opa Greta geschenkt hatte. Es kam also kein Deal in Frage. Der Grenzer lachte, legte den Arm um mich und wünschte uns eine gute Fahrt - durch einen langen engen Zaunkorridor nach Europa!
    Endlich und ungläubig waren wir mit einem Mal wieder in einer anderen Welt. Es sah aus wie in Spanien, denn es war ja Spanien. Vertraute Reklameschilder und Handelsketten, europäische Beschilderung … yes, we did it! Entspannter Ablauf an der Fähre und dann ging’s in knapp 1 Stunde nach Algeciras - wo wir knapp 7 Wochen vorher gestartet waren.

    Aber irgendwie hatte sich seither so einiges verändert, denn als wir an unserem angestrebten Campingplatz am Rand von Sevilla ankamen, mussten wir feststellen, dass dieser rappelvoll und der dazugehörige Pool rappelleer war. Der Plan, ein paar Tage entspannt zu stehen, Greta einen Pool zu gönnen und dazwischen mal Sevilla zu erkunden, löste sich in Luft aus. Denn es gab schlichtweg keinen anderen Campingplatz und so musste ein Plan B her. Und dieser lautete Marie auf der Finca anzurufen und unseren geplanten Abstecher dorthin ein paar Tage vorzuziehen.

    Stimmungsmäßig hat uns das ganz schön auf dem falschen Fuß erwischt. Wir dachten nach Marokko würde es in Europa nun wieder leichter, unkomplizierter und vertrauter sein. Stattdessen mussten wir feststellen, dass uns die 7 Wochen Marokko einfach auch verändert hatten und wir unseren Blick nun erstmal wieder neu justieren mussten.
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  • Day 89–91

    Blau, blau, blau ….

    May 14 in Morocco ⋅ ⛅ 18 °C

    Wir fühlten uns bereits nach unserem Aufenthalt in Fes erschöpft und irgendwie FERTIG.
    Eine gewisse Übersättigung hatte sich bei uns allen eingestellt, was uns veranlasste, zügig zur Fähre nach Ceuta zu eilen, um von dort aus wieder nach Spanien überzusetzen. Die Fahrt über das Rif-Gebirge stellte jedoch noch einmal eine fahrtechnische Herausforderung dar und bot völlig andere landschaftliche Eindrücke. Diese Straße war mit Abstand die schlechteste Straße, die wir in Marokko hatten! Schönes Abschiedsgeschenk 😉. Auf unserem Weg mussten wir daher einen Zwischenstopp in der blauen Stadt Chefchaouen einlegen. Dort schlenderten wir durch die unerschöpflichen blauen Gassen und genossen unsere letzte Tajine.
    Optisch ist Chefchaouen wirklich ein sehr schöner Ort, wie für Postkarten gemacht, allerdings ist er fest in touristischer Hand und wirkt schon deutlich europäischer. Hinzu kamen bei Marcus und mir die unangenehmen Folgen eines Chicken Sandwiches aus einem französischen Supermarkt (!), die unsere letzte Etappe zusätzlich erschwerten.

    Während eines Gesprächs mit einem Ingenieur, der seit zwei Jahren als Aussteiger alleine reist, tauschten wir unsere Eindrücke über Marokko aus und stellten fest, dass diese Erfahrungen uns noch lange beschäftigen werden. Themen wie Religion, die Rolle der Frau, die Bedeutung der Familie, grundlegende gesellschaftliche Werte, Hilfsbereitschaft und Wohlstand sowie die Frage, was es für ein gutes und erfülltes Leben braucht, wurden intensiv diskutiert. In Marokko begegneten uns viele neue, fremde und unbekannte Aspekte, die so stark auf uns wirkten, dass wir am Ende der Reise gleichsam gesättigt und übersättigt waren und kaum mehr neue Eindrücke aufnehmen konnten.

    Im Nachhinein einzelnen Gedanken nachzuspüren, sie zu reflektieren und daraus gewonnene Erkenntnisse bewusst in unser eigenes Lebenskonzept zu integrieren, bildet das Echo unserer Zeit in Marokko. Diesen persönlichen Schatz, dieses Mitbringsel, in einem Reiseblog zu teilen, erscheint uns schwierig, wenn nicht unmöglich. Es wird sich jedoch sicher in Gesprächen und im Austausch mit euch, die ihr uns folgt, offenbaren.

    Mit einem Bauchgrummeln haben wir uns nach Marokko begeben, da keiner von uns vorher so lange in einem islamischen Land zu Gast war. Auf unserer Rückreise von Ceuta aus hatten wir es mehr mit dem Magen- und Darmtrakt zu tun und waren bzw. sind nachhaltig von der Kultur und der Herzlichkeit der Menschen, die wir dort erleben durften, berührt.
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  • Day 87–89

    Fes - das geistige Zentrum Marokkos

    May 12 in Morocco ⋅ ☀️ 27 °C

    Fes lag etwa 85km nördlich von unserem letzten Standort im Ifrane Nationalpark. Daher beschloss Beate die Strecke mit dem Rad zu fahren, während Greta und ich mit Gonzo durch die hügelige Landschaft fuhren.
    Ziel war der einzige Campingplatz in Fes, zu einem Bungalow-Hotel-Komplex gehörend, der auch über einen kleinen Aqua-Park verfügte. Nicht nur für Greta ein willkommenes Ziel. Für den nächsten Tag buchten wir uns über einen „Taxi-Stand“ (direkt am Stellplatz) ein Taxi in die Stadt und gleich einen deutschsprachigen Guide mit dazu.
    Fes hat um die 1,3 Millionen Einwohner und die komplette Medina ist UNESCO-Weltkulturerbe. Laut unserem Reise-KnowHow-Reiseführer die schönste erhaltene Altstadt der muslimischen Welt. 850 Straßen (manche sagen sogar 1200) bzw. Gassen hat die Medina und es sei kein Vergleich zu Marrakesch, was die Möglichkeit des Verirrens angeht.
    Wie 3 Schafe sind wir daher unserem Guide durch die Medina hinterherlaufen und ich hatte schon nach wenigen Minuten meinen Orientierungssinn völlig verloren. Uns wurden natürlich alle Sehenswürdigkeiten gezeigt: die Qarawīyīn-Moschee (für viele Muslime die zweitwichtigste Moschee überhaupt), die gleichnamige Universität (die zweitälteste nach Alexandria) und jede Menge Gassen, Gässchen bis hin zu knapp 1m breiten Durchgängen, die auch als Straße gelistet werden.
    Wir machten einen Besuch im Gerber-Viertel und konnten in einer Kooperative sehen, wie Leder verarbeitet wird. Ähnliche Werkstätten gab es für Stoffe und Seide, Holz-, Bronze- und Messingverarbeitung, Stickereien und Teppiche. Jedes Mal natürlich auch mit der Möglichkeit etwas zu kaufen. Aber es war fair und nicht aufdringlich. Nach 3,5 Stunden waren wir platt und unser Guide lotste uns zu einem Restaurant mit Dachterrasse. Beate wagte sich an die für Fes typische Hühnchen-Pastilla: „Diese wahre marokkanische Spezialität, dessen Ursprung aus Fes stammt, basiert auf zartes Hühnerfleisch und einer geschmeidigen Konsistenz mit einer delikaten Mischung aus exotischen Gewürzen wie Zimt, Safran und Ingwer, getoppt mit einer süßen, knackigen Mandelschicht und umhüllt von einem knusprigen Filomantel.“
    Es war tatsächlich eine sehr interessante Abwechslung, da unsere kulinarischen Erwartungen an Marokko nicht ansatzweise erfüllt wurden. Ein Land voller Gewürze, aber es gibt entweder Tajine oder Omelett.
    Zurück zu Fes - wir waren trotz der vielen faszinierenden Eindrücke hin- und hergerissen, da sich doch mittlerweile so einiges wiederholte, was wir zuvor an anderen Orten bewundern konnten. Fes glänzte jedoch dadurch, dass es weniger touristisch schien und eben mehr die geistige Kultur in den Vordergrund stellte. Gleichzeitig war die Stadt im Vergleich zu Marrakesch außerhalb der Altstadt schon wieder sehr europäisch und wenn man aus dem Süden kommt fast etwas unmarokkanisch.
    Prinzipiell fanden wir jedoch, dass wir mit dem Besuch von Rabat, Essaouira, Zagora, Marrakesch und Fes einen guten Mix an Städten in Marokko gesehen haben.
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  • Day 84–87

    Die Affen sind los

    May 9 in Morocco ⋅ ☁️ 26 °C

    Seit 23.3. sind wir nun in Marokko und nach diesen 6 Wochen stellte sich doch tatsächlich so langsam eine Form von Sättigung ein. Immer öfter haben wir uns in den Tagen nach Marrakesch unterhalten wie es denn nun weiter gehen sollte. Den mittelfristigen Plan verraten wir Euch hier natürlich nicht und den langfristigen kennen ja die meisten 😉

    Kurzfristig haben wir daher beschlossen innerhalb Marokkos nun einen großen Sprung Richtung Norden zu machen. Meknes war unser eigentliches Ziel, aber kurz vor der Abfahrt hat uns eine im Senegal lebende, alleinreisende und in ihrem Toyota lebende Französin darüber informiert, dass in Meknes große Renovierungen an den allermeisten Sehenswürdigkeiten stattfinden. Gleichzeitig gab sie uns den Tipp doch den Ifrane Nationalpark anzusteuern inklusive Empfehlung für einen Campingplatz unter alten Kirschbäumen. Also machten wir uns auf den Weg und es war mal wieder ein Ritt. Endlich mal wieder auf einer Autobahn (da durfte ich auch mal wieder fahren 😉) ging es von Marrakesch nach Casablanca und weiter nach Rabat. Von dort ging es wieder nach Osten und von Meknès aus ins Hochland von Ifrane.
    Und plötzlich waren wir nicht mehr in Marokko! Es war hügelig, es war grün, die Bäume hatten wieder mehr Blätter, aber das Auffallenste waren die spitzgiebligen Häuser mit Dachziegeln - wie bei uns. Die Landschaft erinnerte irgendwie an einen Mix aus Franken, Toskana und Slowenien. Aber auf jeden Fall nicht an Marokko. Und so war es auch mit unserem Gefühl. Dass der Mann vom Campingplatz immer noch erst arabisch und dann französisch mit uns sprach, fühlte sich total unpassend an. Ein bisschen fränkisches Slowenisch mit italienischem Akzent hätte ihm besser gestanden - aber egal.
    Unser Platz unter den Kirschbäumen war wunderschön. Die Kirschen waren schon reif und fielen von den Bäumen. So ließ sich in den Hängematten von der langen Anfahrt am Vortag ausspannen.
    Der Ifrane Nationalpark glänzt mit zwei Attraktionen. Zum einen weite natürliche Zedernwälder mit Bäumen dick wie Dinosaurierbeinen. Und zum anderen mit der letzten freilebenden Population an Berber-Affen. Ungefähr 10.000 soll es insgesamt noch geben und an manchen Orten kommt man den sympathischen Artgenossen unglaublich nahe.
    Wir machten uns zu Fuß auf den Weg dorthin und die Wanderung führte uns leicht ansteigend einen Pfad entlang, den man so bei uns nicht mehr findet. Rechts und links des Weges gab es eine irre Vielfalt an Blumen, jede Menge Schmetterlinge, die in Gruppe um einen kreisten (aber nicht fotografiert werden wollten) und eben diese unmarokkanische Landschaft. In den Zedernwäldern herrschte mit Betreten eine eigene Stimmung. Beate zählte 5,5 Arm-Spannweiten um einen Baum herum. Man kam sich sehr klein vor.
    Und plötzlich waren sie da - zuerst eine kleine Gruppe von Berberaffen und dann … das Touristen-Empfangskomitee bestehend aus Erdnuss-Verkäufern (zum Füttern) und Reitern mit geschmückten Pferden, die einen durch den Wald führen wollten. Aber so aus der Ruhe des Waldes dort eintreffend, nahmen wir von dem ganzen „Trubel“ (überbevölkert war es nicht) eher Abstand und versuchten mit den uns so ähnlichen Geschöpfen in Kontakt zu kommen. Es war faszinierend wie „menschlich“ Gestik und Mimik sein konnte. Einzig die Aufzucht der Kleinen ist doch etwas anders - da man nämlich nie genau weiß, wer der Vater der Affenbabies ist, muss jeder Mann sich um jedes Baby mitkümmern … was da bei uns los wäre?
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  • Day 84

    Marrakesch II - Kultur & Design

    May 9 in Morocco ⋅ ☁️ 31 °C

    Nachdem wir von der Alhambra in Granada so fasziniert waren, wollten wir unbedingt die Ben Youssef Madrassa im Herzen der Medina von Marrakesch anschauen . Sie wurde im 14. Jahrhundert gegründet, im 16. Jahrhundert unter dem Saadier-Sultan Abdallah al-Ghalib wesentlich erweitert und verschönert. Bis 1960 diente sie als islamische Lehranstalt und wurde später für die Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht.
    Die Madrassa bot Raum für bis zu 900 Studenten und beinhaltete Studienfächer wie Theologie, Rechtswissenschaften, manchmal auch Astronomie und Mathematik. Hier konnten wir am deutlichsten den Bezug zur marokkanischen und islamischen Kunst und Lehre sehen und spüren.
    Aufwendige Schnitzereien, wunderschöne Zellij-Fliesenarbeiten (bunte Keramikfliesen), kunstvoll gestaltete Holztüren und ein beeindruckender Innenhof versetzten uns ins Staunen. Schlussendlich finden wir, dass die Ben Youssef Madrassa das modernere und vor allem filigranere Bauwerk ist. Berührt hat uns drei die Alhambra, die bereits im 13. Jahrhundert gebaut wurde, mehr. Die Einschätzung mag aber durchaus von den Massen an Touristen und den sehr hohen Temperaturen „getrübt“ sein, denn grundsätzlich sind beide Bauwerke einmalig, außergewöhnlich und absolut sehenswert.

    Für uns ist Marrakesch ein Kulturereignis per se, ein melting pot, in dem Vieles zu finden ist, sich Viele finden und Viele von der Muse geküsst werden. Mick Jagger, Kate Moss, Giorgio Armani, Jean Paul Gaultier haben hier Häuser und verbringen regelmäßig Zeit hier.
    Der 2008 verstorbene Yves Saint Laurent hatte zu Marrakesch eine sehr intensive Beziehung. Er kaufte einen fast verfallenen Garten, den der Maler Majorelle im Jahr 1924 anlegte, erweckte diesen wieder zu neuem Leben, renovierte die Häuser und schuf mit dem Garden Majorelle ein wahres Kleinod. Der Garten besticht insbesondere durch die kräftigen Farben, allen voran das Majorelle Blau. Die Farbe ist ein tiefer, satter Kobalt- oder Ultramarinblau-Ton, der dazu gedacht ist, das klare Licht und die lebendigen Farben Marokkos widerzuspiegeln. Diese intensive Farbe verleiht dem Garten etwas exotisches, wirkt kühlend und auch beruhigend. Neben dem Garten befindet sich das Yves Saint Laurent Museum, indem der Einfluss der Blumen und Pflanzen auf das Wirken des Designers dargestellt wird, aber auch viele original Haute Couture Kleider und Boleros mit den dazugehörigen Entwufsskizzen zu sehen sind. Im Nachgang zum Garten- und Museumsbesuch haben wir bei einem alkoholfreien Mojito mit Greta über Muse und Inspiration gesprochen, was aktuell bei den Arbeiten für die Schule durchaus zu Diskussionen führen kann … wenn sie gerade keine Muse hat 😂.

    Die Fülle der Eindrücke ist immens in dieser Stadt und es hätte noch jede Menge weiterer Sehenswürdigkeiten zu bestaunen gegeben. Wir waren mit dem Mix aus Medina, dem pulsierenden Herz der marokkanischen Kultur und den ruhigeren Erholungsorten (Secret Garden und Jardin Majorelle) sehr zufrieden und haben das Gefühl,
    einen guten Einblick in das historische und kulturelle Erbe von Marrakesch aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erhalten zu haben.
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  • Day 78

    Marrakesch I - Die Medina

    May 3 in Morocco ⋅ ☀️ 31 °C

    „Nein, der Djamâa el-Fna ist kein Jahrmarkt. Der Platz ist gleichermaßen Spiel und Ernst, Tanz- und Lehrort, Zuschauertribüne und Bühnenraum, Touristenattraktion und heimische Agora, ein Ort, an dem Arm und Reich, Kleinod und Nepp ineinander übergehen, Darbietende und Zuschauer mitunter die Rollen tauschen, und zwar in einem Maße, dass das vermeintlich Gegensätzliche und Getrennte kaum mehr von einander zu unterscheiden ist, sondern fortwährend ineinander fließt: ein Meer der Sinnlichkeit.
    Vermutlich gibt es kaum einen Ort weltweit, an dem die extrem unterschiedlichen Lebensformen und -entwürfe einer globalisierten Welt schon im Erscheinungsbild der dort versammelten Menschen, mehr noch aber in dem, was geschieht, so sehr ineinander verwoben sind wie auf dem Djamâa el-Fna in Marrakesch.
    Dieser Platz ist ein Bild des Menschlichen - in all seinen Facetten.“

    Dieser Absatz in unserem Reiseführer war die Einstimmung auf Marrakesch. Diesen Ort - so sagt man - muss jeder gesehen haben, der nach Marokko kommt. Uns hat Marrakesch im Vorfeld unter Druck gesetzt. Egal in welche Stadt man kommt, alles wird mit Marrakesch verglichen und in Relation gesetzt. Wir trafen auf der Reise Viele, die schon dort waren und das löste bei uns ein eher unentspanntes Gefühl aus. Es sei laut, eng und aufgrund der vielen Mopeds in den schmalen Souk-Gassen richtig gefährlich. Die Händler seien aufdringlich, man entkäme ihnen kaum, wenn man einmal im Laden sei. Am besten nur am Vormittag in die Souks - in der Nacht sei es viel zu voll. Aber es sei eben auch wie 1001 Nacht, der Platz Djamâa el-Fna (der Platz der Geköpften, siehe 👆 oben) unbeschreiblich.

    Wir hatten schon lange vorher beschlossen, die Stadt nicht mit dem Camper zu bereisen, sondern Gonzo auf einem Campingplatz außerhalb der Stadt zu parken und in Marrakesch in einem der vielen Riads (typisches Hotel mit Innenhof) zu übernachten. Von dort aus machten wir uns am späten Nachmittag auf den Weg durch die Souks Richtung Djamâl el-Fna. Tatsächlich waren die Gassen anders als in Rabat und Essaouira voller, enger und vor allem einheimischer belebt. Trotz der Masse an Touristen in der Stadt und dem entsprechenden Angebot an Souvenirs herrschte in den Gassen ein eigenes Flair, dass in erster Linie nicht für die Gäste künstlich geschaffen wurde, sondern authentischer war. In der Medina mit den unzähligen Mopeds ist es ein bisschen ähnlich wie im Camper. Es ist einfacher und nervenschonender, wenn es einem gelingt, sich dem Fluss und dem Pulsschlag der Souks anzugleichen und mitzuschwimmen. Uns spülte dieser Rhythmus direkt zum Djamâa el-Fna und wir wollten dieses Flair, dieses Meer an Menschen, an Emotionen und Vielfalt nun selbst erleben.
    Es war voll, es war laut und trubelig. Männer tanzten zu wilden Trommelrythmen, überall gab es die sogenannten Henna-Frauen, die Greta schneller ein Tattoo auf die Hand gezaubert hatten, als wir uns umschauen konnten und dann gab es noch die unzähligen „Fressbuden“, die jeden Abend ab 17 Uhr auf dem Platz aufgebaut und nachts wieder abgebaut werden. Jeder erklärte uns, das beste Essen der Stadt zu haben und weil Greta von dem dauernden Ansprechen genervt war, hat sie jedem mit einem Grinsen im Gesicht die Worte „La la shokran“ entgegengerufen. Tatsächlich haben die Händler eher von uns abgelassen, wenn Greta verneinte anstatt wir. Greta war auf einer Mission und hatte es daher eilig. Sie wollte unbedingt die Schlangenbeschwörer sehen. Und dann, zack, hatte sie eine Schlange um den Hals. Kaum hatte der Händler die Schlange von ihr abgenommen, setzte er mir seinen Hut auf und zack, hatte ich die Schlange um den Hals. Zugegeben, ich war nicht ganz so tiefenentspannt wie Greta. Beate musste schnell Fotos machen und dann ging auch schon das verhandeln los. Wenn man bedenkt, dass ein Kilo Gemüse 4 Dirham kostet, also nicht mal 50 Cent, waren die anfänglich geforderten 400 DH Wucher! Aber wir waren darauf eingestellt und konnten gut verhandeln.
    In den unzähligen Souks, die die ganze Medina letztendlich ausmachen, gab es eigentlich alles, was wir bisher in den unterschiedlichen Städten und Souks gesehen hatten. Bis auf die Gewürz- und Kräuterhändler. Davon gab es hier viele und auch mit einem größeren Sortiment. Dazu zählen neben den üblichen Kräutern auch Schildkröten, Chamäleons und Rocheneier. Die Tiere und Eier werden in der traditionellen Medizin eingesetzt, sind Zierobjekte oder Glücksbringer.
    Bei unserem Kräuterhändler des Vertrauens haben wir frisches Garam Masala und Sheba gekauft.
    An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass Sheba in den Wintermonaten in den marokkanischen Minztee kommt. Und da wir eine gebrauchte, original marokkanische Teekanne als Neuzugang in unserem Hausstand begrüßen dürfen, muss außer grünen Tee, frischer Minze, wahlweise Zucker eben auch Sheba mit an Bord sein. Greta durfte sogar „Pascal“, das Chamäleon, auf die Hand nehmen.
    Immer wieder waren wir beeindruckt, wie schnell man von einer Welt in die nächste inmitten der Medina eintaucht. Man geht durch ein großes Tor und dahinter verbirgt sich der „Secret Garden“, man biegt von einer Verkaufsstraße einmal ab und ist in der Schuhmacher- oder Lederproduktionsstraße. Das Handwerk ist offensichtlich wichtiger Bestandteil des Lebens und Lebensgrundlage für viele. Nach so vielen Eindrücken, waren wir jeden Tag froh am Abend in unser Riad zu kommen und die Ruhe und die Kühle hinter den Mauern zu genießen.
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  • Day 75–78

    Die Ouzoud Wasserfälle

    April 30 in Morocco ⋅ ☀️ 17 °C

    Aktuell sind in Marokko Ferien, dies konnten wir schon in den letzten Tagen feststellen, da in den Dörfern zu jeder Uhrzeit Kinder auf der Straße waren, die Fußball spielten, Wäsche wuschen, Futter mit dem Esel holten, oder irgendetwas am Haus arbeiteten. Genau zu diesem Zeitpunkt haben wir entschieden zu DER touristischen Attraktion in Marokko zu fahren, wo sich aus- und inländische Touristen gleichermaßen treffen - den Ouzoud-Wasserfällen. Das Wasser fällt hier in mehreren Kaskaden und mehrstufig 110 m über rote Felsen und mündet in einem kleinen See. Die Ufer der Wasserfälle sind von Feigenbäumen und urwaldähnlichen Lianen bewachsen. Soviel wussten wir aus unserem Reiseführer.

    Bei Komoot haben wir uns eine größere Wanderung herausgesucht, die uns an den Wasserfällen vorbei, hin zu Höhlen und zur Flussmündung des Oued Ouzoud und des Qued al Abid führte.
    Doch zunächst musste Marcus zwei Official-Guides abwimmeln, die uns ihre kostspieligen Dienste anbieten wollten und ohne deren Hilfe wir mit unserer Karten App definitiv „baden gehen würden“.
    Die Wanderung begann mitten in Ouzoud und führte uns rechts an den Wasserfällen vorbei. Doch zu unserer Überraschung führte sie uns auch zu einer ganzen Horde Berberaffen. Dass diese Affen mindestens so attraktiv wie die Wasserfälle sind, ist uns bis dahin irgendwie entgangen. Daher war die Freude bei uns umso größer, als wir den ersten frei herumlaufenden Affen entdeckten. Dann den zweiten, den dritten und schließlich eine ganze Familie mit kleinen Tieren. Die Tiere sind für uns sehr faszinierend gewesen, einerseits weil sie so zutraulich waren, aber auch und dies ist viel berührender gewesen, weil sie frei dort leben. Wir konnten einen Blick in den Affenkindergarten und in den Beautysalon werfen sowie einen Boss beim Ausschau halten beobachten. Sie sind uns in so vielen Verhaltensweisen ähnlich ohne dabei affig zu sein 😉.
    Unsere Wanderung führte uns anschließend in ein unfassbar schönes Tal, durch das sich der Fluss hindurchschlängelte und kleinere Wasserfälle und Seen für uns bereithielt. Für uns … und zwar nur für uns, denn es war wie immer: 100 Meter nach der großen Attraktion waren keine Touristen mehr zu sehen, lediglich ältere Männer, die das fruchtbare Flußufer bewirtschafteten, indem sie dort Olivenbäume, Weizen und Kartoffeln anbauten. Immer wieder stellten wir uns die Frage, weshalb hier niemand unterwegs ist und waren gleichzeitig sehr glücklich darüber diesen unberührten Fleck Natur für uns entdeckt zu haben.
    Die Kraft des Wassers in ungebremster Weise zu sehen und zu hören war „berauschend“. An der Flußmündung war dies am eindrucksvollsten, weshalb wir hier auch länger verweilten. Vollgesaugt mit diesen Natureindrücken konnten wir auch sehr gelassen den Rückweg durch die touristische Attraktion und über 200 Stufen hinauf in den Ort angehen.
    Und: wir sind auch dank der Navigationsfähigkeit von Marcus nicht baden gegangen.
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