India - Sri Lanka - Nepal

March - May 2019
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  • Day 22

    Goa: Strandtag :)

    April 21, 2019 in India ⋅ ☀️ 29 °C

    Andere nehmen derzeit Osterurlaub, wir nehmen an Ostern Urlaub von unserem Urlaub, denn auch unseren zweiten Tag in Goa verbrachten wir wieder am Strand. Ein bisschen aktiver als gestern waren wir, denn statt 3 Minuten zum Strand spazierten wir heute eine ganze Viertelstunde zum benachbarten Strand. Dieser ist noch spärlicher besucht als unserer und hatte überdies einen Süsswassersee zu bieten. Dort traffen wir auch unsere gestrigen Ferienbekanntschaften aus Bad Brückenau wieder, die uns schon von weitem zuwinkten.

    Urlaub vom Urlaub brauchten wir auch, weil wir nach 3 Wochen doch langsam etwas Indien-müde sind. Vor allem Ines setzen Lärm, Hektik, Dreck und Aufdringlichkeit auf den indischen Strassen zu. Deshalb hatten wir vor gut einer Woche beschlossen, es nach unserer nächsten Destination Bangalore mit Indien gut sein zu lassen und statt den indischen Süden eine andere Destination zu bereisen: Sri Lanka.

    Nach den heutigen schrecklichen Terroranschlägen mit über 200 Toten mussten wir diese Pläne natürlich noch einmal überdenken. So weit es aufgrund der derzeitigen Informationen möglich ist, haben wir deshalb heute abgeklärt, wie sicher das Land sein wird, wenn unser Flug am Mittwochabend dort eintrifft.

    Tatsache ist, dass die Auswärtigen Ämter (CH und DE) nicht von einer Reise abraten, sondern nur empfehlen, die Anschlagsorte zu meiden. Da diese in den grossen Bevölkerungszentren liegen, die touristisch ohnehin wenig interessant sind, ist dies für uns gut möglich. Ausserdem dürfte die derzeitige Ausgangs- und Internetsperre nicht bis Mittwoch aufrecht erhalten werden. Deshalb haben wir beschlossen, die Lage weiter zu verfolgen, aber unsere Reise anzutreten, sofern sich die Lage bis Mittwoch nicht verschlechtert.

    Wir werden euch diesbezüglich natürlich auf dem Laufenden halten. Macht es auf jeden Fall wie wir und lasst euch eure Ostern nicht von Sorgen verderben!
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  • Day 23

    Bangalore: Anreise & Stadtbesichtigung

    April 22, 2019 in India ⋅ ☀️ 31 °C

    Da es sich in den letzten Tagen nicht ergeben hat, unser Reisetagebuch zu pflegen, informieren wir euch heute über Gestern und Vorgestern:

    Den Ostermontag begannen wir mit einem Frühstück am Strand, wo wir auch unsere letzten Stunden in Goa verbrachten. Bis 15 Uhr konnten wir den Strand geniessen, den wir beide als den schönsten Badeort einschätzen, an dem wir je gewesen waren (Sorry, Mittelmeer!). Danach gings mit dem Taxi zurück nach Mapuçá, wo uns unser Bus abholte. Dieser Bus tuckerte gut 4 Stunden in Goa herum, um an verschiedensten Orten Touristen aufzuladen, bevor er sich endlich in Richtung unseres Ziels Bangalore aufmachte.

    Gut 10 Stunden lang raste unser Bus dann über die geschlungenen Strassen des Dschungels, der Indiens Süden. Da es draussen stockdunkel war, konnte man nur anhand der Beschleunigung (und der gelegentlichen Vollbremse) erahnen, mit welchem Affenzahn wir unterwegs waren. Im Sleeper-Bus waren die Vollbremsen jeweils dadurch gekennzeichnet, dass wir auf unserer Matratze auf die Vorderwand zu rutschten - und wegen dem Schlag auf die Beine aufwachten, falls wir zu dem Zeitpunkt trotz der ganzen Rüttelkur eingeschlafen waren. In anderen Worten: Wir werden die Nachtbusfahrten in Indien nicht vermissen!

    Als mittlerweile erfahrene Sleeper-Bus-Hasen fanden wir allerdings trotzdem erstaunlich viel Schlaf, bevor wir gestern früh um 7:30 in Bangalore (indisch: Bengaluru) ankamen. Nach einer kurzen Pause im Hotel machten wir uns in gemütlichem Tempo dazu auf, diese Metropole des Südens und zweitgrösste Stadt Indiens zu besichtigen.

    Unser Eindruck aus Goa bestätigte sich: Der indische Süden ist eine sympathische Light-Version des indischen Nordens. Der Verkehr hier ist einen Ticken angenehmer (es ist möglich, eine Strasse zu überqueren, ohne um sein Leben zu fürchten), die Leute sind einen Ticken angenehmer (ein Rikscha-Fahrer kann sich damit abfinden, dass man nicht mit ihm fahren will) und das Wetter ist einen Ticken angenehmer (wenn man in der Sonne steht, ist einem nur noch sehr heiss, statt dass man die Sonnenstrahlen wie tausend kleine Nadelstiche spürt).

    Wir verbrachten einige Stunden im Cubbon Park, dessen Bäume uns angenehm vor dem Strassenlärm und der Sonne schützten. Um nicht gänzlich aus der Sightseeing-Übung zu kommen, besuchten wir danach den Stadtpalast, der wegen seiner verschnörkelten Jugenstilmuster stellenweise wie ein europäisches Kaufmannshaus wirkte, aber dennoch so ähnlich war wie die zig anderen Paläste, dass er uns nicht zu begeistern vermochte.

    Zum Abendessen verschlug es uns in den Osten der Stadt, der für die boomende Start-up-Szene bekannt ist und Bengaluru den Übernamen "Silicon Valley of India" gibt (Den Übernamen hatten wir etwas angezweifelt, weil den ganzen Tag in der Stadt das Internet nicht funktioniert hatte...). Wir traffen dort Philip, einen Studienfreund von mir, der hier ein Praktikum macht, und seinen Kumpel Abi, der bei einem der vielversprechendsten indischen Start-ups arbeitet. Nach einem leckeren Abendessen (unserem vorerst letzten in Indien!) besuchten wir eine indische Craft-Beer-Bar, wo wir einen Einblick in die lokale, ebenfalls boomende Craft-Beer-Szene erhielten. Relativ bald holte die vorangegangene holprige Nacht allerdings mit uns auf und liess uns müde werden. So kehrten wir in unser Hotelzimmer zurück, wo wir sofort in einen tiefen und festen Schlaf fielen.

    Der heutige Plan: Packen, einige letzte Eindrücke der Stadt gewinnen und dann ab zum Flughafen, wo unser Flieger nach Sri Lanka geht!
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  • Day 25

    Flug von Bengaluru nach Sri Lanka

    April 24, 2019 in India ⋅ ⛅ 32 °C

    Obwohl unser Flug nach Sri Lanka erst heute Abend um 6 Uhr ging, machten wir uns bereits kurz nach Mittag zum Flughafen auf: Einerseits, weil die sekundären Attraktionen Bengalurus auf uns nicht mehr so attraktiv wirkten, nachdem uns die primären Attraktionen schon nicht begeistert hatten; andererseits, weil in Indien immer alles länger dauert als gedacht. Mit dem Flughafen, der gut eine Stunde ausserhalb der Stadtmitte liegt, und dem Ausnahmezustand in Sri Lanka wollten wir unser Glück nicht zusätzlich herausfordern...

    Der Flughafen in Bengaluru war als Abschiedsort von Indien gänzlich unrepräsentativ: Im sogenannten "silent airport" werden Durchsagen vermieden und die Reisenden zur Ruhe angehalten. Da der internationale Teil des Flughafens ausserdem völlig überdimensioniert schien, verbrachten wir unseren Nachmittag in den stillen, menschenleeren Hallen des Flughafens. Fast klösterlich!

    Nach einem kurzen Flug kamen wir dann vor circa 2 Stunden in Colombo an. Auch hier ist nicht viel los und auch hier ist der Grund gewissermassen erzwungen: Seit 21 Uhr herrscht Ausgangssperre. Ansonsten erkannten wir den Ausnahmezustand am grosszügig aufgestellten Militär und der Frage unseres Taxifahrers, ob wir Journalisten seien - nur die kämen im Moment an. Allerdings war unser Taxifahrer schon sehr zuversichtlich, dass sich der Tourismus schnell wieder erholen werde. Mehr negative Emotionen liess er hingegen der Regierung Sri Lankas walten, die anscheinend trotz Hinweisen nichts gegen die drohenden Anschläge unternommen hatte. Der einzige Grund für fehlende Proteste, meinte er, sei die Tatsache, dass die Armee im Moment das Land straff durchkontrolliert - weil die Armee mehr akzeptiert, aber auch mehr gefürchtet ist als die zivile Politik.

    Kurz vor der Ausgangssperre schafften wir es in unser Hotel, das wir etwas kluger gewählt hatten als unser erstes Hotel in Indien. So kann Sri Lanka weitergehen!
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  • Day 26

    Colombo: Shopping & Coiffeur

    April 25, 2019 in Sri Lanka ⋅ 🌧 28 °C

    Unser erster Tag in Sri Lanka begann wie ein Traumurlaubstag: Wir wachten in unserem hübschen Boutique-Hotel auf, das wir ganz für uns haben, und bekamen dann ein deliziöses srilankesisches Frühstück serviert, das der Onkel der Besitzer eigens für uns zubereitete. Während des Frühstücks unterhielten wir uns mit Besitzerin Durisha - oder wurden eher unterhalten: Noch bevor wir unser Omelett und Curry verdrückt hatten, hatte Durisha uns auf den aktuellen Stand der Attentatsermittlungen gebracht (sie wünscht sich einen Militärputsch, um die unfähige Regierung abzusetzen), ihre Lebensgeschichte erzählt (inklusive einer detaillierten Dokumentation ihrer Versuche zur In-vitro-Fertilisation) und unsere Reiseroute durch Sri Lanka geplant (die vage Route, die wir im Kopf hatten, wurde von ihr mit einem entschiedenen "No, this does not make any sense!" kommentiert). Im Hinblick auf die Sicherheitssituation riet sie uns, nicht unbedingt Sehenswürdigkeiten in Colombo anzuschauen und Menschenmengen zu meiden.

    Diesen Ratschlag nahmen wir ernst und zogen uns erstmal für einige Stunden in unser Zimmer zurück, auch um uns Zeit zu nehmen, unsere Reise durch Sri Lanka zu planen. Schliesslich trieben uns sowohl der verlockende Ruf des neuen Lands als auch unser Bedarf nach tropenangepassten Kleidern aus dem Zimmer hinaus.

    In der Shopping Mall, die wir besuchten, fühlte sich Ines so wohl, dass sie für unsere 2.5 Wochen in Sri Lanka nun bestens mit Bikinis und Schuhen ausgerüstet ist. Ich wiederum kann nun endlich kurze Hosen tragen, ohne wie in Indien komisch angestarrt zu werden oder als Angehöriger einer tiefen Kaste zu gelten (Shorts sind in Indien für Leute, die sich nicht genug Stoff für richtige Hosen leisten können), und kaufte mir wunderbar leichte Shorts.

    Nächster Schritt im Prozess der post-indischen Generalüberholung war ein Besuch beim Coiffeur, der zumindest bei mir dringend nötig war. Allerdings war es Ines, die den Coiffeurbesuch voll ausnutzte: Auf Empfehlung des srilankesischen Coiffeurs hin liess sie sich einen Bobschnitt verpassen. Die Augen der srilankesischen Coiffeurs leuchteten, als sich an unserem ungewohnten Haarmaterial zu schaffen machen konnten...

    Im Unterschied zum Coiffeur zuhause waren die Gespräche im Salon auch wirklich interessant: Unsere Friseure sahen die jüngsten Vorfälle als eine Art Ernüchterungserlebnis nach vielen Jahren des Aufschwungs, des Tourismusbooms und des Friedens in Sri Lanka. Aufruhr im Paradies.

    Frisch frisiert machten wir uns mit einem Uber, dessen Motor mitten auf einer Kreuzung plötzlich streikte, auf den Heimweg ins Hotel. Nachdem uns die srilankesischen Coiffeurs versichert hatten, dass es in Sri Lanka dazugehört, westliches Essen zu essen, fühlten wir uns berechtigt, Pizza zu bestellen. Die eine Pizza war allerdings so scharf, dass sie selbst unseren in Indien gestählten Gaumen in die Knie zwang. Insofern vielleicht doch ein Vorgeschmack auf die lokale Küche?
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  • Day 27

    Galle

    April 26, 2019 in Sri Lanka ⋅ ☁️ 30 °C

    Nach unseren zwei Tagen in Colombo, das erst so langsam aus der Schockstarre erwacht, ging es heute auf nach Galle im Südwesten der Insel. Um den Busbahnhof zu meiden, bestellten wir einen Fahrer, der uns die zwei Stunden über die brandneue Autobahn und durch die wohltuend grüne Landschaft fuhr. Nur einmal hielt er kurz an, als ein Waran vor uns über die Strasse spazierte.

    Unser Hotel ist etwas ausserhalb der Stadt gelegen und besteht aus ein paar einfach zusammengezimmmerten Hütten direkt am Strand. Bei der Strandhütte, die wir gebucht hatten und die gerade einmal fünf Meter vom Meer weg ist, war es dann aber mit dem Strandfeeling doch etwas zu viel des Guten und wir wechselten zur eine Hütte etwas weiter weg.

    Mit einem lokalen Bus fuhren wir dann schliesslich in die Stadt Galle, die viel schöner ist, als es der unappetitliche Name erwarten lässt (wie Sankt Gallen natürlich!). Die Altstadt, die ähnlich wie Lindau auf einer ufernahen Insel gebaut ist, befindet sich innerhalb der Schutzwälle einer Festung, die einst von den Niederländern erbaut wurde. Heute beherbergt die Befestigung Cafés, Künstlershops, Boutiquen, einen etwas enttäuschenden Leuchtturm - und eine Menge Polizei.

    Nach unserer Stadtbesichtigung kehrten wir mit dem Tuk-tuk zum Hotel zurück - wegen des Platzregens, der wie gestern pünktlich um 17 Uhr einsetzte. Wenig später war das Anzeichen des hier bald bevorstehenden Monsun aber vorüber und wir konnten im Hotel noch die kräftigen Wellen und den Sonnenuntergang an unserem Strand bzw. unserem Vorgarten geniessen.
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  • Day 28

    Mirissa & Tissamaharama

    April 27, 2019 in Sri Lanka ⋅ ☁️ 31 °C

    In Sri Lanka scheinen alle Uhren etwas langsamer zu ticken. Dadurch werden die Tage entspannter, aber auch etwas ereignisarmer. Gestern beispielsweise vergassen wir vor lauter Entspannung, unseren Penguins-Beitrag zu schreiben. Darum hier der Rückblick auf gestern und heute:

    So romantisch die Strandhütte ausgesehen hatte, als so unpraktisch entpuppte sie sich schliesslich im Gebrauch: Ein nächtlicher Toilettengang etwa bestand darin, unter dem Moskitonetz herauszukriechen, die Hütte zu verlassen, auf dem Weg zum Toilettenhäuschen fast über einen am Strand nächtigenden Hund zu stolpern und nach dem Besuch des Dusch-/Toilettenhäuschen - selbstverständlich nun mit nassen und von Sand verklebten Füssen - in die Hütte zurückzukehren. Wir verliessen unser Beach Home morgens mit der festen Überzeugung, dass ein normales Badezimmer gar keine so schlechte Idee ist.

    Unter dem bösen Blick der Tuk-tuk-Fahrer vor unserem Hotel traten wir schliesslich unsere einstündige Uber-Fahrt an, die uns nach Mirissa brachte, dem südlichsten Punkt unserer Reise. In Mirissa gibt es nicht viel zu tun, ausser am Strand zu liegen, und genau das taten wir auch. Das unstete Wetter, dem kommenden Monsun geschuldet, schickte uns allerdings bald in unser Zimmer mit Himmelbett und einer für die hiesigen Längengrade ausserordentlich bequemen Matratze.

    Heute Morgen wagte ich einen kurzen Spaziergang zu einem Palmenhügel, der ins Meer ragte, während Ines dem Wetter nicht traute und noch einmal versuchte, die Matratze voll ausnutzen. Schliesslich musste allerdings auch Ines Abschied nehmen von der Matratze, als wir mit einem Tuk-tuk in die nächstgrössere Stadt Matara fuhren.

    Das Angebot des Tuk-Tuk-Fahrers, uns vier Stunden lang mit seinem Gefährt zu unserem Ziel Tissamaharama zu tuckern, lehnten wir dankend ab (Wir wären wohl jetzt noch nicht angekommen). Stattdessen stiegen wir in Matara auf einen lokalen Bus um, der entgegen den Beteuerungen unseres Hotelrezeptionisten sehr wohl existierte (Eine typische Verkaufstaktik in Sri Lanka: Günstigere Alternativen leugnen, damit man selbst eine Fahrt verkaufen kann). Dieser Bus brachte uns für weniger als 1 Euro pro Person in drei Stunden nach Tissamaharama - zwar ohne Klimaanlage, dafür mit umso mehr Fahrtwind im Gesicht und Aussicht auf die srilankische Südküste.

    Hier in Tissamaharama (von allen nur Tissa genannt - verständlich!) liegt unser Hotel an einem kleinen See, auf den ein hoteleigener (und unserer Meinung nach etwas renovationsbedürftiger) Steg hinausführt. Vor Betreten des Stegs wird man allerdings gewarnt, dass hier Krokodile und Schlangen üblich sind. Glücklicherweise sahen wir keine Vertreter dieser Spezies. Das dürfte morgen anders sein, wenn wir unsere Safari in den Yala-Nationalpark starten!
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  • Day 30

    Safari im Yala-Nationalpark

    April 29, 2019 in Sri Lanka ⋅ ⛅ 26 °C

    Als heute Morgen um 3:30 der Wecker klingelte, fragten wir uns erst einmal, wieso um Himmels Willen die Natur die Dschungeltiere im Yala-Nationalpark, die wir bald auf unserer Safari sehen sollten, nachtaktiv machen musste. Viel Zeit fürs Sinnieren blieb uns allerdings nicht, denn kurz darauf bretterten wir schon mit dem Jeep, den wir gebucht hatten, über enge Landstrassen in Richtung Yala-Nationalpark. Auf Sesseln, die hinten auf der leicht erhöhten Ladefläche des Jeeps angeschraubt waren, spürten wir zwar jede Temposchwelle auf der Strasse wie einen Tritt in den Hintern. Allerdings sassen wir anscheinend doch bequem genug, dass ich noch ein kurzes Nickerchen halten konnte, als wir vor dem Nationalpark-Eingang 15 Minuten bis zur Öffnung warten mussten.

    Als der Park schliesslich geöffnet wurde, setzte dies einen Prozess in Gang, der den Start eines Formel-1-Rennens in den Schatten stellt: Mindestens 20 wartende Jeeps mit Ladeflächen voll von kamerabewaffneten Touristen starteten zugleich ihren Motor und brausten durch die Tore des nun geöffneten Parks. Man bedenke dabei, dass der ganze Tourismus in Sri Lanka momentan auf Sparflamme läuft und normalerweise eher 50 als 20 Jeeps ins Innere des Nationalparks stürmen...

    Ziel jedes Yala-Besuchers ist es, einen Leoparden zu sehen. Der bewaldete Küstenstreifen Yala ist das Gebiet mit der höchsten Dichte des Sri-Lanka-Leoparden, einer eher menschenscheuen Leopardenart, die es nur an ganz wenigen Orten in Sri Lanka noch gibt. Da manche Touristen 3 Safaris unternehmen, ohne einmal einen auch nur flüchtigen Blick auf die gefleckte Grosskatze zu erhaschen, hatten wir uns im Vorhinein schon darauf eingestellt, eventuell ohne Leopardenfoto heimzukehren. Man kann ja nicht alles haben...

    Das Schöne an Zweckpessimismus ist, dass man mit ein wenig Glück angenehm überrascht werden kann: Nach knapp 25 Minuten Fahrt durch den Nationalpark hielt unser Fahrer ruckartig am Strassenrand, deutete nach links - und da war ein Leopard, der 5 Meter neben uns ganz gemächlich durch den Busch trottete. Von klickenden Kameras und der wachsenden Jeep-Schar scheinbar unbeeindruckt, spazierte der Leopard zu einem Baum und begann ihn zu erklimmen, bevor ihm das Ganze doch zu viel wurde und er sich 50 Meter in den Busch zurückzog. Das Schauspiel hatte vielleicht knapp 2 Minuten gedauert, aber war unheimlich beeindruckend und ein purer Glücksfall!

    In den ersten drei Stunden sahen wir dann auch noch Mitbewohner aller Art des Leopards: Elefanten, Krokodile, Mungos, Wasserbüffel, Makaken und allerlei Vögel. Mit den Elefanten machten wir nähere Bekanntschaft, als es einigen Mitbesuchern lieb gewesen wäre: Als eine Elefantenherde sich anschickte, eine Strasse zu überqueren, parkierten Jeeps die Strasse zu und liessen nur einen engen Mittelgang offen. Die Elefanten, mit Kälbern unterwegs und sichtlich nervös, machten oft bedrohlich schnelle Schritte in Richtung der Jeeps und standen schliesslich so nah, dass die Passagiere locker in Griffweite des Rüssels gewesen wären. Da die erfahrenen Jeep-Chauffeure ruhig blieben, wandten sich die Elefanten allerdings bald wieder ab. Es gibt wohl kaum eine bessere Art, ein Gefühl für die Kraft und Grösse eines Elefanten zu bekommen!

    Nach einem kurzen Frühstück in einer Bucht blieb uns noch eine Stunde im Park, in der wir ziellos herumfuhren, aber fast keine Tiere mehr zu Gesicht bekamen. Infolgedessen ebbte unser Adrenalinrausch auch langsam ab und die Fahrt auf den unebenen und durchlöcherten Schotterstrassen des Parks begann ermüdend zu werden. Gegen 12 Uhr kehrten wir dankbar ins Hotel zurück, wo wir erstmal in einen tiefen Schlaf fielen - um ein paar Stunden Schlaf beraubt, aber um viele wundervolle Eindrücke bereichert.

    Den restlichen Nachmittag verbrachten wir am Pool mit Buch und Tablet und entspannten uns noch einmal, bevor es morgen dann ins Hochland Sri Lankas geht!
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  • Day 31

    Ella

    April 30, 2019 in Sri Lanka ⋅ ⛅ 27 °C

    Unsere Reise entlang der srilankischen Südküste hatten wir gestern mit dem Finale furioso der Yala-Safari abgeschlossen. Heute war der Plan, mit einem Bus ins zentrale Hochland in die Stadt Ella zu fahren. Unsere Reception riet uns, den Bus um 8:30 anzupeilen. Das hatten wir auch vor, kamen allerdings etwas später von unserem reichhaltigen Frühstück los als gedacht und eilten unter Zeitdruck zum Busbahnhof in Tissamaharama. Dann erst die grosse Erleichterung: Es war erst 8:25! Dann die grosse Ernüchterung: Abfahrt des Busses war nicht 8:30, sondern 8:20! Unser Tuk-tuk-Fahrer bot sogleich seine Dienste als Taxifahrer an - zu einem überraschend vernünftigen Preis. Das Angebot des Privatchauffeurs müssten wir dann wohl oder übel annehmen. Wir Ärmsten!

    Bevor Mais (so oder so ähnlich lautete der Name unseres Fahrers) uns bei sich zuhause vom Tuktuk in ein Auto umsteigen liess, lud er uns in sein Haus ein, wo er uns eine frische Kokosnuss reichte. In einem Versuch, die Kokosmilch elegant von der Nuss in ein Glas umzuleeren, kleisterte Ines den Stubenboden mit Kokosmilch voll. Undank ist der Welten Lohn! Mais und seine Mama nahmen uns die Tollpatschigkeit aber nicht (sichtlich) übel, sondern scheuchten uns nur plötzlich überraschend schnell zum Auto...

    Die Fahrt selbst war durch Sri Lankas immergrüne Landschaft geprägt, die zusehends hügeliger wurde, bis sie schliesslich gänzlich von fast senkrecht ansteigenden Bergen geprägt war, von denen Wasserfälle stürzten. Eine Landschaft wie von einem anderen Planeten, ungeheuer eindrücklich!

    Von der Berglandschaft inspiriert machten wir uns bald nach der Ankunft auf unsere erste Kurzwanderung in Sri Lanka. Ziel war die Nine Arches Bridge, ein Eisenbahnviadukt und Nummer-1-Postkartensujet Sri Lankas. Die srilankische Eisenbahn, die sich von der Küste ins Hochland hochschlängelt, überquert hier in einer Höhe von 25 Metern eine Schlucht. Um das Viadukt zu Fuss zu überqueren, bietet sich ein kurzer Abstieg über einen Dschungelweg an. Dieser sah im Internet so harmlos aus, dass ich Ines im Vorhinein beschwichtigt hatte, dass sie die Flip-Flops anlassen könnte. Mea culpa: Leider war der Weg doch steiler, rutschiger und steiniger als gedacht. Ines meisterte die Hindernisse jedoch meisterhaft. Ohne Zweifel wird Ines auch das Himalaya in Flip-Flops besteigen können!

    Wir bestaunten für einige Zeit das Viadukt, die mystische Landschaft und den Wagemut indischer Touristen, die ohne Anstalten auf der Brüstung des Viadukts herumspazierten, und stiegen dann wieder nach den Hügel hinauf, zurück nach Ella. Dort genossen wir ein wohlverdientes frühes Abendessen. Zum Abschluss des Tages spazierten wir noch in Ella herum, das nur aus Restaurant, Hotels und einem Bahnhof zu bestehen scheint. Von ebendiesem Bahnhof starten wir morgen unsere erste Zugreise in Sri Lanka!
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  • Day 32

    Zugreise zum Adam's Peak

    May 1, 2019 in Sri Lanka ⋅ ☁️ 24 °C

    Nachdem wir im letzten Monat (ja, wir sind jetzt schon mehr als einen Monat unterwegs!) das indische Eisenbahnwesen tüchtig ausgekundschaftet hatten, stand heute unsere Premiere in einem srilankischen Zug an. Da wir über die letzten Wochen doch ein bisschen dazugelernt haben, hatten wir in Ella strategisch geschickt ein Hotel gebucht, das nur gut 200 Meter vom Bahnhof entfernt war. Da allerdings die 200 Meter fast gänzlich aus steilem Aufstieg bestanden, gestaltete sich der Spaziergang zum Bahnhof (inkl. Ines' tonnenschwerem Rollkoffer) doch weniger als entspannt als erwartet...

    Entspannter als erwartet war hingegen die Bahnhofsatmosphäre: Während in Indien die Bahnhöfe riesige Gewimmel von Reisenden, Trägern, Verkäufern und manchmal auch Affen sind, erinnerte der kleine, schnucklige Bahnhof in Ella eher an eine Kinderattraktion im Ravensburger Spieleland. Anders als in Indien werden Billette hier auch grösstenteils unmittelbar vor der Fahrt verkauft - doch anders als befürchtet bedeutete auch dies weder Rummel noch langes Schlangestehen.

    Der vielversprechende Start in das indische Eisenbahnerlebnis setzte sich fort: Da wir uns den Luxus eines nummerierten Sitzplatzes gegönnt hatten (zum dreifachen Preis, also horrenden 2 Euro!), durften wir die vier Stunden Fahrt in einem eigenen Abteil verbringen. All diese Annehmlichkeiten verblassen allerdings neben dem Highlight der Zugreise, nämlich der Strecke.

    Die Strecke von Ella nach Hatton, die wir fuhren, gilt als Filetstück Sri Lankas - und unserer Meinung nach zurecht! Vor dem Zugfenster sah man abwechslungsweise Wände aus dschungelartiger Vegetation, die höher waren als der Zug, Lichtungen im Wald mit leuchtend grünen Teeplantagen, majestätische Panoramen über kilometerbreite Täler und die Hochebenen des Horton-Plains-Nationalpark, auf 1800 Metern über Meer gelegen. Ich nehme alle spöttischen Bemerkungen bezüglich Ravensburger Spieleland zurück - Züge in Sri Lanka sind der Glacier Express des indischen Ozeans!

    So malerisch und meditativ die Zugfahrt nach Hatton gewesen war, so abenteuerlich wurde die anschliessende Busfahrt zu unserem eigentlichen Ziel, dem Dorf Nallathanniya am Fusse des Adam's Peak. In einem Bus, dessen Alter man anhand seines ohrenbetäubenden Geklappers hören konnte, kurvten wir eine Stunde lang enge Bergstrassen hinauf, stets einen knappen Meter vom Abgrund entfernt. Wohl um das ganze Erlebnis nicht zu öde werden zu lassen, begann es zusätzlich strömend zu regnen. Das Alter des Busses wurde dabei noch einmal durch die Wasserdurchlässigkeit der Karosserie bestätigt. Sind die Züge in Sri Lanka wie der Glacier Express, entsprechen die Busse wohl der Deutschen Bahn!

    Schliesslich kamen wir durchnässt - unklar ob von Regenwasser oder Angstschweiss - in Nallathanniya an. Von hier aus besteigen wir morgen den Adam's Peak, der für alle in Sri Lanka vertretenen Religionen einen bedeutenden Pilgerort darstellt. Glücklicherweise ist die Pilgersaison derzeit aber vorbei, sodass wir morgen nicht Schlange stehen müssen, wenn wir mitten in der Nacht loswandern, um bei Sonnenaufgang beim Gipfel zu sein.
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  • Day 33

    Adam's Peak & Reise nach Kandy

    May 2, 2019 in Sri Lanka ⋅ ☁️ 19 °C

    Kaum hatte ich den Footprint von gestern geschrieben, ging der nächste Tag auch schon wieder los. Um 2 Uhr klingelte der Wecker und läutetete den Wandertag ein. Um kurz vor 3 Uhr marschierten wir los, den Blick bergauf gerichtet, um noch vor Sonnenaufgang um 6 Uhr den Gipfel des Adam's Peak zu erklimmen. Frohen Mutes und voller Vorfreude auf den gemäss Reiseführer wunderschönen Ausblick vom freistehenden Adam's Peak wagten wir unsere ersten, forschen Schritte in die Dunkelheit.

    Der Frohmut erhielt jedoch bald einen herben Dämpfer: Die Polizeikontrolle und die Einsamkeit auf dem Wanderweg, der eigentlich schon frühmorgens sehr belebt sein sollte, liessen uns zwar kurz an der Richtigkeit unseres Vorhaben zweifeln, beirrten uns aber nicht lange. Von ganz anderem Kaliber waren die stürmischen Regenschauer, die plötzlich einsetzten: Nach weniger als einer Minute im Regen, auf dem Weg zu einem Unterstand, waren wir schon bis auf die Knochen durchnässt. Die Lektion, die jedem Kind wandernder Eltern eingebläut wird ("In den Bergen muss man IMMER eine Regenjacke dabei haben!") hatten wir konsequent missachtet. So mussten wir erst einmal abwarten, bis der Regen unserem Vorhaben wohlgesonnener wurde - nachts um 4 Uhr, frierend und nass, am Hang. Ich hoffe, wir lernen dazu!

    Allerdings meisterten wir auch diesen Stein, der uns Petrus in den Weg legte. Damit blieben aber immer noch die 1'000 Höhenmeter, verteilt auf 5'500 Treppenstufen, bis zum Gipfel. Der Aufstieg verlangte uns einiges ab, insbesondere Ines, die wohl demnächst öfter zum Höhentraining nach Scuol kommen muss. Zusammen mit srilankischen Mitwanderern (jeden Alters, aber alle konsequent mit Flip-Flop) bezwangen wir die nicht enden wollende Treppe.

    Pünktlich zum Sonnenaufgang um 5:54 gelangten wir am Gipfel an. Auf jeden Fall sollte um die Zeit ein Sonnenaufgang stattgefunden haben - bezeugen können wir das nicht, denn der gesamte Gipfel des Adam's Peak war von dichtem, grauen Nebel umhüllt. Viel mehr als den buddhistischen Tempel auf dem Gipfel und die Gesichter unserer Mitwanderer, die ebenso enttäuscht waren wie unsere, sahen wir an unserem Zielort nicht. War uns Petrus beim Aufstieg noch entgegengekommen, zeigte er sich auf dem Gipfel definitiv von seiner fiesen Seite.

    Wir redeten uns ein, dass der Aufstieg trotzdem eine spannende Herausforderung gewesen sei, und begannen sogleich mit dem Abstieg, da uns auf dem zügigen Gipfel ja nicht viel festhielt. 5'500 Treppenstufen abwärts - unsere Knie werden uns morgen erzählen, was sie davon halten. Unsere Augen auf jeden Fall genossen die grüne Landschaft, die sich beim Abstieg langsam aus dem Nebel schälte. Als wir schliesslich ins Hotel zurückgekehrt waren, bedeutete dies nur eine kleine Frühstückspause, bevor wir schon wieder aus dem Bergdorf Nallathanniya abreisten. Da es ausser dem Adam's Peak da nichts zu tun gab, nahmen wir denselben Lotterbus nach Hatton, mit dem wir gekommen waren, und danach den Zug in die grössere Stadt Kandy.

    Am Busbahnhof in Nallathanniya versuchte uns ein Taxifahrer davon zu überzeugen, dass um 10 Uhr gar kein Bus nach Hatton fuhr, sondern erst um 11:45, und wir darum mit ihm fahren sollten. Da wir von unserem Gasthaus versichert bekommen hatten, dass um 10 ein Bus fuhr, entlockte uns die mittlerweile altbekannte srilankische Verkaufstaktik nur ein müdes Lächeln - das sich schliesslich auch in ein schadenfrohes Grinsen wandelte, als unser "inexistenter" Bus knapp eine Minute nach der Behauptung des Taxifahrers in den Busbahnhof einfuhr.

    Die Landschaft auf unserer zweiten Zugfahrt in Sri Lanka unterschied sich leicht von der Landschaft, die wir gestern auf unserer ersten Fahrt gesehen hatten: Sie war weniger bergig, weniger bewaldet, mehr von Grasland und breiteren Talböden geprägt. Doch auch diese Zugfahrt war wunderbar idyllisch und bewies uns einmal mehr, dass Sri Lanka nicht zu Unrecht für seine landschaftliche Schönheit bekannt ist. Der einzige Unterbruch der Idylle geschah, als der ganze Zugwagen plötzlich wegen eines verwaisten Koffers in Aufregung geriet. Wir hatten vergessen, dass Ines' Koffer in der Atmosphäre der hellen Alarmbereitschaft, in welcher Sri Lanka immer noch steckt, leicht als potenzielle Bombe gesehen werden könnte...

    Nach knapp 5 Stunden Wanderung und 6 Stunden im Transit kamen wir schliesslich in Kandy an. Ich machte mich noch auf die Suche nach einem Abendessen, während Ines (zugegebenermassen plausibel!) schlussfolgerte, dass der Tag nun lang genug gewesen war und unser Zimmer nicht mehr unbedingt verlassen werden musste. Die lauten und belebten Strassen von Kandy, die sich penentrant bemerkbar machen Vogelschwärme über der Stadt und eine Portion mittelmässiger Spaghetti Bolognese (in einem Anflug von kulinarischem Heimweh bestellt) gaben auch mir den Rest. Was für ein Tag!
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